RPG Endless Travellers - The Second Age

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Der kahle Magier saß ihm immer noch gegenüber und schien sich seiner Worte schwer zu tun. Was hatte er wohl gerade in Gedanken erfasst? Er schien noch nie zu vor einen Kai'shal getroffen, geschweige denn essen gesehen, zu haben. Demonstrativ erhob sich Ta'nor zu seinen knappen zweieinhalb Metern. Er kümmerte sich um seine Angelegenheiten und nicht die des Magiers. Die Bitte hätte ihm schmeicheln können, wenn es einem seines Volkes etwas bedeuten würde. Doch dem war nicht so. Letzte Chance.. sonst würde er ohne ein weiteres Wort die Taverne verlassen.
 
Cher hatte sich kurz nach dem Ankommen im Gasthaus von den anderen entfernt, um an der Theke nach einem Glas Milch zu fragen, welches ihr – nach einem eindeutig verwirrten Blick – gereicht wurde. Sie beobachtete die ganze Szene mit scheinbarer Gleichgültigkeit, während sie allerdings jedes Wort in sich aufnahm, dass die anderen Gäste besprachen.

Aus dem Getuschel und dem Klatsch schloss sie, dass die Aktion mehr Aufmerksamkeit erregt hatte, als gedacht. Die halbe Stadt schien zu wissen, was heute passiert war – bei dem Krach, den es veranstaltet hatte, wunderte sich Cher darüber allerdings wenig. Sie war müde und schmutzig und ihr Geruchsinn wurde von dem widerlichen Gestank der Straße und des Kampfes überlagert. In was hatte sie sich eigentlich hineinziehen lassen? Wenn die Schlangenbruderschaft nicht mindestens ein Artefakt besaß, war die Mühe wahrscheinlich umsonst. Aber Cher war Risiken gewöhnt, außerdem: Hatte sie nicht selbst bemerkt, die Stadt wäre langweilig und sie würde bald weiterziehen? Nun warum nicht vorher noch etwas Amüsantes, Aufregendes tun? Das Lächeln auf ihrem Gesicht war verspielt, aber es lag Grausamkeit darin. Sie wurde durch den Kai’shak kurz aus der Fassung gebracht, war aber nicht sonderlich beeindruckt – sie kannte weder seine Art, noch interessierte es sie wirklich, da ihr oberstes Prinzip im Kampf Schnelligkeit und nicht Kraft war. Und so versank sie wieder in Gedanken, die erst durch den Boten unterbrochen wurde. Neugierig, wie sie war, schlich sie also – mehr aus Gewohnheit – an Haj’ett heran und las mit.

„Nun das klingt doch interessant.“ Meinte sie. „Ist dieser Mann vertrauenswürdig? Nicht, dass er uns am Ende in eine Falle lockt.“ Der erste Teil war eine tatsächliche Frage, letzteres eher ein lautes Denken ihrerseits. Das „uns“ implizierte, dass sie äußerst gerne beteiligt sein würde, es aber gegen ihren Stolz verstieß, zu fragen. Aber der Echsenmann war ihr umgänglich erschienen – und um einiges sympathischer als der Rest des Haufens, was auch daran liegen konnte, dass er ein Tiermensch war – und die ganze Unternehmung versprach wahrlich interessant zu werden. Und nur ein Zuschauer zu sein, erschien ihr doch zu langweilig.
 
Wie schon zuvor war der Kaishak direkt und ließ Manche Antwort einfach aus um sie auf Umwegen zu beantworten. Man brauchte entweder sehr viel Geduld oder viel Geschick um ihm geziehlt etwas zu entlocken.
Offenbar war er weder bereit zu sagen, was für einen Auftrag er als erstes auführen wollte, noch Willens dafür Hilfe anzunehmen um den Vorgang zu beschleunigen.
Interessanterweise sprach er auf Mana an und erkannte, dass sie magischer Natur war. Mana nam dies regungslos zur Kenntnis. Offenbar hatte sie etwas in dieser Art schon erwartet. Was Alexis nur bedrückte, war, dass er keinen Einfall mehr hatte um das Blatt zu wenden. Und dann stand der Kai'shak zu allem Überfluss noch auf und schien gehen zu wollen.
Es war Mana, die das Wort an Alexis richtete und in gewissermaßen wachrüttelte.
"Wir verschwenden Zeit. Balthasar wird nicht lange zögern. Wir sollten ihm zuvorkommen."
Alexis nickte abwesend. Der Name des Kopfes der Schlange war also Balthasar? Wie dem auch war, Mana hatte Recht.
"Nun, dann entschuldigt die Störung, ich muss zu meiner Gruppe stoßen."
Mit diesen Worten stand er auf und machte sich auf den Weg ins Abendschein.
Dort angekommen, stellte er fest, dass sich eine Traube um Haj'ett gebildet hatte. Yueh stieß zu ihm und erklärte Alexis die Neuigkeiten.
Haj'ett hatte den Gefangenen frei gelassen, die Gründe wurden nicht genannt, aber Alexis vermutete keine bösen Absichten dahinter. Was ihn stutzig machte, war die scheinbar dankbare Geste des ehemaligen Gefangenen.
Es roch nach einer Falle. Andererseits hatten sie so oder so eine offene Konfrontation zu befürchten. Im Raum schwirrte darüber bereits eine Diskussion umher, ob dies nicht eine Falle war und wo man sich denn hinbegeben sollte, ob es nicht besser war sich aufzuteilen....
Die Argumente jagten einander und so war es Alexis, der das Wort ergriff um einen Vorschlag vorzubringen. Doch er wurde übertönt. Die Höflichkeit hielt ihn aber davon ab, die Stimme zu heben und sich mit gewalt Gehör zu verschaffen. So war es Mana, die auf den Tisch sprang, um den die Diskussion entbrannt war.
Die Temperatur im Raum schien zu sinken und Mana ließ ein lautes Brüllen ertönen, das irgendwie unnatürlich klang und dem einen oder anderen einen Schauer den Rücken herunterjagte.
Es war augenblicklich still im Raum.
"Alexis hat etwas vorzubringen. Danach könnt ihr meinetwegen weiter Zeit verschwenden und die Wenns und Abers großziehen und in die Schule schicken."
Der harte Ton erstaunte Alexis und er schaute kurz in die Runde, um die Stimmung einzuschätzen. Grimhild war anscheinend leicht amüsiert. Sie schien wahrscheinlich die meisten in diesem Raum nicht nur in Sachen Körpergröße zu überragen. Stille Wasser sind wahrlich tief.
Haj'ett schien das ganze entglitten zu sein. Er hatte mehrmals in den letzten Tagen bewiesen, dass er Leute mitreissen konnte. Ein erstaunlicher kleiner Echsenmensch. Er war Alexis von Anfang an sympathisch. Aber diese Situation war nicht sein Verschulden, sondern vielmehr die unterschiedlichen Ansichten aller beteiligten.
"Also gut. Im Grunde wissen wir doch jetzt, wo das Schlangennest ist. Ich denke wir sollten der Hilfsleine von diesem Rudger folgen und es versuchen. Wenn der Hinterhalt wirklich am Pier stattfinden soll, dann haben wir freie Bahn zu diesem Balthasar. Und wenn es eine Falle ist... nun ja..." Alexis liess eine kleine Flamme über seinem Zeigefinger tanzen. "... dann schlagen wir halt eine etwas härtere Gangart ein. Ich habe versucht den Kai'shak der vorhin hier war für unsere Sache anzuwerben, leider ohne Erfolg. Wenn die Schlangenbruderschaft die Zeit bleibt den anzuheuern, dann sind wir wahrscheinlich in größeren Schwierigkeiten als wir sie jemals mit der Schlangenbruderschaft allein haben werden. Wir sollten schnell handeln und uns auf gar keinen Fall aufteilen. Wenn dieser Brief eine Falle ist, dann wird der Anführer darauf bauen, dass wir verunsichert sind und uns aufteilen. Wenn das passiert, hat er uns am Wickel und kann uns in mundgerechten Häppchen fertig machen. Wir haben keine Wahl, wir müssen handeln und zwar bald."
 
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Stumm blieb der Berserker zurück als Alexis ging. Wie bestellt und nicht abgeholt stand er da und jeder in seinem Umfeld hoffte nur, dass dies nicht die Ruhe vor dem Sturm ist. Doch aus Ta'nor sprühte keinerlei Zorn. Im Gegenteil Er gestand sich gerade ein, dass es besser gewesen wäre mit Alexis zu gehen. Nun immerhin war es kein Fehler, den er nicht wieder beheben vermochte. Er konnte sich leicht denken, wohin der Magier entschwunden war.

Einige Minuten später bestätigte sich sein Verdacht. Mana hatte für derartige Stille gesorgt, dass niemand seine zweite Ankunft im Abendschein zu bemerken schien. Er kam wie von der Vorhersehung gewollt, um gerade einzuhaken als Alexis fertig war. Seine grollende Stimme dröhnte vom Eingang über das Gasthaus. "Ich werde euch helfen.. unter einer Bedingung: Balthasar gehört mir allein!" Stille kehrte wieder ein. Nun lag es an Alexis, oder der Trollin, oder dem Echsenmann - ein Echsenmann? - zu bestätigen, oder abzulehnen.
 
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Grimhild schaute nachdenklich Alexis nach, als der versuchte, den Kai'shak für ihre Sache zu gewinnen. Nicht unbedingt die Waffe ihrer Wahl, aber wenn er meinte, es versuchen zu wollen .. ein zusätzlicher Mann war vermutlich keine schlechte Sache. Ihr fiel auf, dass er nicht allzu erfolgreich war, und sie vermutete, dass er als Mensch nicht den richtigen Ton anschlug - hier hätte die Trollin vielleicht weiter gewusst, aber sie mochte sich nicht einmischen und außerdem hatte der eben noch Verletzte sich an sie gewandt. Langsam wandte sie sich Ronny zu und musterte ihn gründlich, während er sprach - sie hatte zum Glück vor langer Zeit gelernt, Gesicht und Sprache gleichzeitig wahrzunehmen, auch wenn es knifflig sein konnte, die nuancierteren Emotionen darin auszumachen. Nun, das hier schien nicht weiter wichtig.

"Ihr dürft euch tatsächlich vorstellen, Händler Ronny." bemerkte die Hexe bedächtig, nachdem er sich die Freiheit dazu ja bereits genommen hatte - seltsam, erst eine Frage zu stellen und die Antwort doch nicht wissen zu wollen. Dennoch.. Grimhild ahnte, dass er darauf abzielte, im Gegenzug ihren Namen zu erfahren, wogegen es nichts einzuwenden gab. "Ich bin Grimhild aus Niefelheim, der Runen und Zauberlieder kundig, und habe der Schlange einen Giftzahn zu ziehen." Erklärte sie ihre Anwesenheit und beobachtete auf einem Auge, wie Ha'jett in den kleinen Raum eilte, in dem sie eben noch den Laufburschen der Schlangenkultisten befragt und immerhin einen Anhaltspunkt bekommen hatte. Wie sollte man auch darauf kommen, dass ein einfacher Schläger erfuhr, wo sich das Hauptquartier befand? Unter normalen Umständen hätte Grimhild vermutlich einen Toten gesucht und ihre Talente genutzt, um ihn zu einer vollständigen und wahrhaftigen Antwort zu zwingen, aber so .. blieben ihre Informationen unvollständig. Nun, womöglich war das nicht weiter schlimm.. und die Hexe ahnte so oder so nichts davon, sondern erinnerte sich daran, dass Ronny sich im Kampf bis auf eine Verletzung nicht viel Ehren verdient hatte.

"Aber was treibt einen Händler wie euch dazu, mit den Schlangen zu kämpfen? Eine Familienfehde?" Erkundigte sie sich - für sie der einzige Grund für einen wenig kampftauglichen Menschen, sich mit größeren Problemen anzulegen, und auch der war ein ziemlich dummer, wenn man sie fragte. Für Geschäftsinteressen kämpften menschliche Händler selten persönlich, sondern ließen kämpfen - außer, sie waren in letzter Zeit sehr erfolglose Händler gewesen. War Ronny erfolglos..? Grimhild kannte sich da nicht allzu gut aus, aber machte schon ein wenig den Eindruck, als würde er normalerweise in einer deutlich teureren Umwelt leben.
Ta'nors Eintreten unterbrach das folgende Gespräch leider kurz, als Grimhild aufsah, sich von Alexis mit einem Blick Bestätigung holte und sich kurz darauf erhob - gegenüber dem Kai'shak richtete sie sich sogar zu ihrer vollen Höhe auf, wie es üblich war, wenn Riesen einander begegneten. "Sein Leben soll in eurer Hand liegen - und ihr mögt es zerquetschen wie eine faulige Qualle." Bestätigte sie die Bedingung in der für Niefelheim typischen, viszeralen Poesie, und reichte Ta'nor eine knorrige Hand, um die Abmachung zu besiegeln.
 
Der Berserker schaute auf die Finger der Trollin. Hände schütteln... davon hatte er schon mal gehört. "Ihr seid kein Mensch? Ist euch menschliches Verhalten dennoch wichtig?" Sei's drum. Neue Bündnisse müssen mir irgendwas besiegelt werden. Wenn nicht mit ihm bekannt Lebensessens, dann eben ein Hände schütteln. Ta'nor versuchte vorsichtig zu sein. Allein um eine Verbündete unverletzt zu sehen. Grimhild keine Schmerzen zu zufügen, war für einen Kai'shak ziemlich unwichtig. Allerdings hatte der unbekannte Erschaffer seines Volkes ein gewisses Maß an Wichtigkeit für Taktikverständnis für seine Krieger und so ist es dem Hünen bedeutend, dass jeder auf seiner Seite des Schlachtfelds so sehr wie möglich 'intakt' bleibt. "Ich bin Ta'nor. Ta'nor der Kai'shak", stellt er sich vor. "Wer hat in euer Gruppe das Sagen?" Ein nicht unerheblicher Punkt für jemanden, der nur Auftrag und Kampf kannte. Disziplin ist dort unverzichtbar.
 
Xarxes war wenig begeistert von der Aktion des Echsenmenschen. Wobei wenig begeistert noch freundlich ausgedrückt war. Er kochte vor Wut, besann sich jedoch auf ein besseres als der Brief von diesem Regis kam. Xarxes wusste nicht genau ob dem Schreiben nun zu vertrauen sei. Im Gegensatz zu Alexis hielt er es für die bessere Idee zumindest einen Teil der Assassinen zum Hafen zu schicken und selbst zu der Burgmauer zu gehen. Naja, es sollte nicht sein Entschluss sein, die Gruppe würde entscheiden. Plötzlich packte ihn Hanif an der Schulter und flüsterte Xarxes ins Ohr:
„Wir haben etwas besonderes an Board, Tebryn höchstpersönlich ist dabei um euer Fortschreiten zu beobachten. Wenn wir freundlich bitten.... nunja könnte er uns vielleicht bei unserem Problem helfen.“,
„Erstens: Ich versteh nicht ganz, warum sollte Tebryn mich beobachten wollen? Ich bin ein einfacher Assassine! Und Zweitens: habt ihr schonmal gedacht was mit der Stadt passiert wenn er eingreifen sollte. Sie würde lichterloh brennen. Nicht eine Straße, nicht ein Viertel.... nein die ganze Stadt und das Umland würde im Feuer vergehn. Einer unserer höchsten Götter in der Stadt.... nein vergesst das. Ihr habt doch selbst bei der Schlacht um Kelbala teilgenommen und die Wut einer unserer Götter gesehen. Eine ganze Armee zu Asche verbrannt!“
„Ihr unterschätzt eure Fähigkeiten Bruder Xarxes, ihr seid ein wahrer Meisterassassine. Eure Fähigkeiten sind es sehr wohl wert beobachtet zu werden. Und ich meine vielemehr ob er uns einen Rat geben kann was am besten zu tun ist.“
„Ich glaube kaum das Tebryn als Aufpasser für einen Säugling da ist, lasst das unsere Sorge sein, Hanif.“, dabei deutete Xarxes demonstrativ auf die anderen Gruppenmitglieder
„Wie ihr wünscht, Bruder Xarxes!“, Hanif verbeugte sich.

Als der Kai'shak eintrat und seine Forderungen stellte war Xarxes sichtlich verwirrt als die Trollhexe das Wort ergriff. Schließlich dürften die anderen aus der Gruppe auch einen guten Grund haben Balthasars Kopf haben zu wollen. Ihm sollte es ja egal sein, die anderen würden sicherlich schon ihre Einwände bringen wenn es ihnen nicht passt. Hingegen war es Hanif der sich als erstes meldete als nach den Anführern gefragt wurde „Was die Assassinen angeht haben ich und Bruder Xarxes das Sagen. Was die Gruppe angeht die ihr gerade beitretet scheint es meiner Ansicht nach keiner das Sagen zu haben.... es wird gemeinschaftlich entschieden.“ Xarxes nickte nur bestätigend
 
Alexis hatte nicht viel gelegenheit auf die Reaktion eines der anwesenden zu warten, da meldete sich von der Tür her eine Stimme, die so eindringlich war, dass man sie kaum vergessen konnte. Ker Kai'shak war zurückgekehrt!
Verwundert sah er zu ihm herüber und nahm mit erstaunen wahr, was der Kai'shak zu sagen hatte.
Sie hatten das selbe Ziel! Balthasar. Da überkahm es ihn. Er sah zurück auf Mana, die ihn belustigt und mit wissendem Asudruck in den Augen musterte.
Schlitzohr!
Mit einem breiten Grinsen auf den Gesicht sah er zurück zum Kai'shak, der sich als Ta'nor vorstellte.
Großartig! Mit diesem ungetüm an ihrer Seite konnte nichts mehr schief gehen. Hoffentlich behielt der Rest seine Anregungen im Gedächtnis, aber vielleicht würde selbst ein Aufteilen nicht mehr zum Problem werden. Vielleicht sollte er Mana bezüglich dessen befragen. Sie hatte eben bewiesen, dass sie durchaus taktisch denken konnte. Was für eine unglaubliche Bereicherung!
Er lächelte sie an und strich durch ihr Fell.
 
Der große Krieger sah in die Runde. Zwecks der Effizienz war seine Neugier geweckt. "Wie geht es nun weiter?", sprach er mit dröhnender Stimme ruhig die Gruppe an. "Gibt es einen Plan... oder, gibt es zumindest eine Eingrenzung des Zielbereichs?" Man sah gleich, dass er mit unnötigen Dingen, wie Ausruhenuhe, oder Vorbereitung nicht viel am Helm hatte. "Zeigt in eine Richtung und ich Stürme zum Verderben unserer Feinde." Es klang erfrischend, mit wie viel Eifer sich Ta'nor doch auf das Leid und den Untergang der Schlangenbrut einstellte. Jeder konnte merken, dass er keine halben Sachen machte.
 
Belustigt sah sie zu, wie Ta’nor sprach. Seine Stimme war donnernd, sie schallte durch den ganzen Raum. Es war fast schmerzhaft in den Ohren. Und er wollte Balthasar töten. Die Art wie er das sagte, faszinierte sie. Ruhig, gefühllos, zweifelsohne sehr seltsam.
„Nun…“ sie wandte sich Ta’nor zu.
„Entweder ihr geht zum Hafen, in der Hoffnung, dass es dort tatsächlich eine Falle gibt und Balthasar persönlich sie gestellt hat. Oder ihr besucht ihn in seinem Bau, sofern es tatsächlich seiner ist. Ersteres birgt sicher die größere Gefahr. Eure Wahl.“ Letzteres klang fast ein wenig spöttelnd, aber nur, weil die Vorfreude auf den Kampf, das Spiel, in ihren Augen lag.

„Ich würde mich anbieten, den Hafen auf Fallen und Ähnliches auszukundschaften.“ Sagte sie gelassen, was seltsam anmuten mochte, wenn man bedachte, wie jung sie wirkte. Welches junge Mädchen würde sich schon freiwillig in die größte Gefahr begeben. Aber sie sagte es mit einer Selbstsicherheit, die keinen Zweifel daran ließ, dass sie tatsächlich dazu fähig war. Sie wollte ein wenig Spaß. Und wo hatte man mehr Spaß als im Epizentrum der möglichen Gefahr – sagte sie sich, denn zugeben, dass sie einfach nicht unter die Erde wollte, wo es vermutlich nass und modrig war, wollte sie nicht.

"Und warum sollten wir bis heute Abend warten, wenn wir jetzt den Moment der Überraschung auf jeden Fall auf unserer Seite haben." fügte sie fast schon schmunzelnd hinzu.
 
Grimhild erwiderte Ta'nors Blick ungerührt und nahm seine Frage ebenso zur Kenntnis - Menschen behaupteten gerne, dass es keine dummen Fragen gab. Das stand generell zur Debatte, aber mit Sicherheit gab es Fragen, die ein Unwissen verrieten, und der Kai'shak hatte eine ebensolche gestellt. "Die Menschen sind nicht die einzigen, die ihre Hände für mehr als Waffenhandwerk einzusetzen wissen." Bemerkte sie, während sie über die andere Frage nachdachte, die sich nicht so einfach beantworten ließ. Gab es einen Anführer? Sie schaute offen ahnungslos in die Runde. "Nicht wirklich." Kommentierte sie die Situation, und wunderte sich, warum ihr das erst jetzt aufgefallen war. Von einer Bande herumziehender Glücksritter war vielleicht nichts anderes zu erwarten gewesen, und die Hexe war gewohnt, unabhängig zu arbeiten - auch dann, wenn es einen nominellen Anführer gab. "Jedenfalls ist unser nächstes Ziel der Hafen, oder eine gewisse Ecke dort." Stimmte sie der sonderbaren jungen Frau zu, und machte sich ruhigen Schrittes auf, um ihre Kiepe zu holen. Grimhild machte sich nicht viele Sorgen um den Hafen, Fallen hin oder her - wenn man lange genug in ein Schlangennest stocherte, kamen die Viecher schon irgendwann heraus, so wenig ihnen das auch behagen mochte, und sie war zuversichtlich, schon mit ihnen fertig zu werden. Für den Ernstfall konnten sie nun zudem auf einen Kämpfer bauen, der praktisch immun gegen feindliche Zauberweber war, sofern man ihm direkte Angriffe vom Leib hielt. Hm.. sie hatte ohnehin vorgehabt, mit dem Menschenmagier Alexis zu reden.
"Versteht ihr euch auf Gegenzauber?" rückte Grimhild irgendwann auf dem Weg unvermittelt heraus, und bewies dabei eine Direktheit, wie sie meist nur Trollen zu eigen war. "Die Kultisten werden Magier haben, oder Zauberpriester, soviel weiß ich bereits. Aber wenn wir direkte Angriffe von dem Kai'shak abwehren, wird er sie mit Leichtigkeit vernichten können und unsere Arbeit erleichtern. Ich denke, über Wind und Wasser könnte ich diesen kleinwüchsigen Stümpern leicht die Gewalt entreißen - und wenn ich etwas von diesen Priestern in die Finger bekäme, ließe sich aus den Knochen eines Ketzers oder dem heiligen Giftzahn eines Schlangenpriesters einiges machen.."
Über solche Gespräche kam das bunte Grüppchen Abenteurer schließlich am Hafen an, und wartete zunächst auf die Ergebnisse von Chers Erkundungszug. Das erregte weniger Aufmerksamkeit, als man vermuten mochte, denn um diese Zeit war bis auf Instandhaltungs- und Verladearbeiten an den Docks nicht viel los, und im Hafenviertel war man ohnehin einiges an ausgefallenen Gestalten gewohnt.
 
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Der Hafen war ein Mix aus allerhand seltsamer Gestalten und so wurde Cher nur eine von vielen. Die Leute drehten sich nicht nach der kleinen, in einen grauen Umhang gehüllten Gestalt um, noch bemerkten sie, wie sie einen nach dem anderen genau musterte. Cher war erfolgreich unsichtbar geworden. Das Gewirr aus kleinen Gassen und heruntergekommenen Häusern mochte eine Orientierung schwierig machen, aber Cher lief immer ihrer Nase nach – hieß sie hielt sich etwa parallel zum Meer.

Auf den ersten Blick war es ein ganz gewöhnlicher Hafen und bedauerlicherweise auch auf den Zweiten. Keinerlei seltsame Gerüche oder Geräusche, die auf etwas anderes als das Bild eines Hafens schließen lassen konnte. Es war frustrierend langweilig. Auch die belauschten Gespräche lieferten kaum mehr, als den alltäglichen Hafenklatsch, das Lallen Betrunkener oder den Verkauf von Hehlerware.
Es war ein absolut unübersichtliches Gelände. Sollten sie hier überrascht werden, würde das Böse ausgehen. Einige Häuser standen leer, aber es waren zu viele, als das sie sie alle hätte überprüfen können. Sie wollte gerade umdrehen und zu den anderen zurückkehren, als ihre Ohren doch noch etwas aufnahmen.

„…Schlange ist hier?“ die Stimmen waren leise und stammten von zwei Männern, die sich leise unterhielten und die so aussahen, als könnten es tatsächlich Mitglieder der Schlangenbruderschaft sein...irgendwelche Boten oder so etwas. Allerdings waren sie zu weit weg, als dass sie sie hätte genau verstehen können. Ein Teil des Gespräches ging im allgemeinen Hafenlärm einfach unter.
„…Ort?“ war das nächste, was sie verstand, wenn auch nur mit Mühe. Der Lärm schmerzte in ihren Ohren, so laut, dass sie ihn kaum ausblenden können.
„…Lagerhaus…Osten“ diese Wörter waren das Einzige, was sie brauchte. Sicher es gab ein Dutzend Lagerhäuser und auch wenn die Quelle anzuzweifeln war, es war das Einzige, was sie hatte.
Mit einem Lächeln verschmolz sie wieder mit der Menge um zu der Gruppe zurückzukehren. Und bei der tauche sie wie aus dem nichts wieder aus.

„Sie sind in einem Lagerhaus im Osten. Oder zumindest hat es irgendetwas mit der Schlangenbruderschaft zu tun.“ Verkündete sie, als sie sich die Kapuze vom Kopf schob. „Wir müssen allerdings vorsichtig sein. Gelingt es ihnen, uns zu überraschen, könnte das Böse ausgehen. Dieser Hafen ist ein einziges Labyrinth.“ Allerdings, so dachte sie, könnte es durchaus sein, dass das Lagerhaus nur ein weiteres Versteck der Schlange war. Sicher sein, konnte man sich nie.
 
Als Cher das Gelände durchsucht warten die anderen, so unbemerkt wie möglich am Rande. Es ist Tor jedoch nicht vergönnt sich wirklich zu tarnen. ein Kai'shak fällt eigentlich immer auf. Er beobachtet das katzenhafte Wesen. "Sie ist schon etwas seltsam." Feststellung. Allerdings möge man sich aussuchen, was für einen 2,50 m Hünen, der in eine Rüstung aus Metall mit fremdartige Runen gehüllt ist und ein schwarzen Zweihänder auf dem Rücken trägt, 'seltsam' bedeutet.

Dann die frohe Botschaft. Die Schlange ist enttarnt. Seltsam oder nicht, effektiv scheint sie allemal zu sein. "Gehen wir!" sprach's und der Koloss setz sich in Bewegung. Wenn ein direktes Reinstürmen-und-alles-kapputt-hauen nicht zum Plan gehört, sollte ihn jetzt jemand Bescheid geben!
 
Interessanterweise schien die Trollhexe an Alexis' Fähigkeiten bei Schutzzaubern interessiert zu sein. Von allen Magiearten - und mögen es bisher nicht viele gewesen sein - die er bislang ausprobiert hatten, waren Schutz- und Bannzauber eben jene, die ihm am leichtesten von der Hand gingen und die auch am leichtesten zu verarbeiten waren. Das lag daran, dass einige von ihnen bereits wirkten, wenn man sie so gut wie möglich in Symbolen auf Oberflächen oder Pergamente auftrug und diese dann dort anbrachte, wo sie wirken sollten. Es erforterte so gut wie keine magische Energie um gewirkt zu werden und deren Aufrechterhaltung erforderte nichts weiter als die Symbole und die Oberfläche auf die sie aufgetragen wurden intakt zu halten.
Auf diese Weise wurden manche Zauber für tausende Jahre erhalten, weil jemand sie in Stein gehauen und diesen nicht der Witterung ausgesetzt hatte.
Auf Grimhilds Frage hin blickte Alexis auf die Runen und magischen Einkerbungen auf der Rüstung von Ta'nor. Er würde hoffentlich noch die Gelegenheit haben, einige der Runen auf der Rüstung des Kai'shak zu studieren.

"Seltsam, dass Ihr mich darauf ansprecht, aber ich kenne tatsächlich einige Schutzzauber die einfach zu wirken sind. Erstaunlich, dass ich noch nicht selbst darauf gekommen bin, aber ich könnte uns ein paar aufzeichnen. Damit müssten zumindest die einfacheren Zauber wirkungslos an uns abprallen. Sie sollten zumindest das Schlimmste verhindern, wenn es ernst wird."
Er kramte in seinen Taschen herum und holte einige Pergamente mit zuvor notierten Symbolen hervor und begann in sich hinein zu murmeln, während er die Aufzeichnungen überflog.
Als sie ihr Ziel erreicht hatten und Cher als Späher fungierte, warf Yueh einen Blick über seine Schulter.
"Ich kann vielleicht helfen.", meinte sie, als Alexis seine Pergamente ausbreitete und leere Pergamentstreifen, sowie Schreibmaterial hervorholte.
"In ordnung, so können wir schneller alle mit ein paar Schutzzaubern versehen. Diese Zauber sollten uns etwas bringen, ich werde sie dir markieren. Versuch sie nachzuzeichnen, so gut du kannst." Er markierte ihr einige Symbole und malte auf einem Pergament vor. "Diese Anordung sollte am meisten Wirkung entfalten."
Mana saß daneben und musterte aufmerksam die Aufzeichnungen, sagte aber nicht weiter dazu. Einige waren Kohleabriebe von Wandreliefs und Grabinschriften. Andere waren so gut es ging auf Büchern abgezeichnet worden.
Alexis machte sich unterdessen daran, bei freiwilligen auf Lederpanzer und Rüstungsteile, die sich durch Bewegung nicht dehnten mit Lackfarbe seine Zauber zu malen.
Yueh war erstaunlich geschickt darin, die feinen Lininen nachzuziehen und verlieh ihnen eine persönliche, geschwungene Linie.
Nach und nach wurden Rüstungen, Panzer, Armbänder, Umhänger mit Holzmedaillons und andere geeigneter Kleidungsstücke bemalt. Zudem erhielt jeder noch einen Pergamentstreifen mit Zaubern, die sie an ihrer Kleidung anbringen konnten. Dann fiel Alexis etwas ein.
"Haj'ett, ist es in Ordnung, wenn ich deine Armbrust mit ein paar Runen versehe um sie zu verzaubern?"
 
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Das Lagerhaus, das laut Chers Erkundungen die große Gruppe Schlangenanhänger, die den Hinterhalt durchführen sollten, beherbergte war ein alter Bau, der schon längst nichtmehr zu seinem ursprügnlichen Zweck genutzt wurde. Missmutig hockten die Männer herum, warteten auf ihren Einsatz, würfelten, spielten Karten und ärgerten sich lautstark über die vielen rostigen Nägel, an denen man sich die Ellbogen aufschürfen konnte. Wie dünne Finger fielen Sonnenstrahlen durch die zahlreichen schmalen Ritzen und Spalten in der modrigen alten Decke. Netharkis, der befehlshabende Schlangenkultist und Leiter des heutigen Angriffs thronte auf einem Kistenstapel, das Haupt vom goldenen Sonnenlicht des Spätnachmittags gekrönt. Ein schneller Blick zu der Sanduhr, die er bei ihrer Ankunft aufgestellt hatte bestätigte ihm, dass es nicht mehr lange dauern würde. Die Späher hatten die zu vernichtende Abenteurergruppe noch nicht entdeckt. Sobald das letzte Körnchen in der Sanduhr gefallen wäre, würden die Schlangenmänner den Hafen durchkämmen. Sie waren eine zahlenmäßig sehr viel größere Gruppe als die Eintreiber, die von den weißen Kriegern scheinbar mühelos geschlagen worden waren. Besser bewaffnet und besser ausgebildet. Ja, Natharkis war sich absolut sicher, den Sieg erringen zu können. Ebenso wie seine vielen Untergebenen, die zu ihm aufsahen und ihn als Helden betrachtete, ihm in jeden Kampf folgen würden. Die Künste ihres Anführers mit der Schwertlanze waren legendär.
In dem Moment, als der Sand im Stundenglas verronnen war und der Einsatzleiter sich erhob, um den Aufbruch anzukündigen betrat die Gilde das Lagerhaus. Eine seltsame Veränderung ging mit dem Raum vor. Netharkis konnte das Gefühl weder erklären noch treffend beschreiben und noch sah er den Fremden nicht, der sich zu ihrem Versteck Zugang verschafft hatte. Das Licht wurde eine Idee intensiver, die Schatten schienen sich zu verdichten. Auch die Farben wurden kräftiger, der Saucenfleck auf seinem Wams - eine blasse Spur irgendeiner Tomatentunke - leuchtete förmlich auf. Ihm brach der Schweiß aus. War da nicht etwas gewesen? Die dunklen Ecken der Halle brodelten, wenn man nicht genau hinsah, es war als würden ihm seine Augen einen Streich spielen. Er glaubte aus den Augenwinkeln Gesichter, Fangzähne und Gestalten ausmachen zu können.
Auch die anderen Krieger hatten es bemerkt. Irgendein Hokuspokus war am Werk, einige sahen zu ihrem Anführer auf, dem das Licht, das ihn vorher noch majestätisch hatte aussehen lassen, gruselige Schatten ins Gesicht warf. Viele griffen instinktiv nach ihren Waffen. Die Gilde war erschienen.
Ihre Stimme war wie das Wispern des Laubes in einem herbstlichen Wald. Wie die Flügel von hundert großen Käfern. Wie Kieselsteine, die einen felsigen Hang hinabrollten. Netharkis konnte nicht sagen, ob es eine weibliche oder Männliche Stimme war, doch volltönend und laut war sie in allen Ecken des großen Raumes zu hören, obwohl sie nur gehaucht zu werden schien.
"Ihr macht euch eines Vergehens verheerenden Ausmaßes schuldig. Eure Militäraktion gefährdet die Existenz der Welt. Ich muss euch auffordern, jedwege kriegerische Handlung umgehend zu unterlassen. Jeder der Answesenden hat seine Waffen zu strecken, Zuwiederhandlungen werden zunächst mit einer Verwarnung geahndet. Wiederstand ist zwecklos."
Netharkis konnte es nicht glauben. Was dachte sich diese komische Kreatur? Wenn Kreatur überhaupt die richtige Bezeichnung war. Der Fremde war klein, lief gebückt und hatte lange, braungräuliche Filzlocken, die ihm bis zur Hüfte reichten. Sein Gesicht war kaum zu sehen, denn sein Bart war in dem gleichen Stil gehalten, wie sein Kopfhaar. Außerdem überschattete ein großer, zunächst flach, dann jedoch immer spitzer zulaufender Hut aus Stroh und Leder, an dem viele bunte Perlenkettchen baumelten sein Antlitz. Lediglich zwei gelbliche Lichtpunkte zeugten von so etwas wie Augen. Seltsam unproportional, wirkte er gebrechlich, die dürren Beine machten einen kraftlosen Eindruck, waren zu kurz und schienen das Gewicht des Torso kaum tragen zu können. Der Fremde war in Lumpen gehüllt. Netharkis lachte ihm ins Gesicht.
"Was fällt dir denn ein, Alter? Geh nach Hause und iss deine Suppe auf, bevor du dich nicht mehr auf den Beinen halten kannst, Greis. Herumzulaufen und große Töne zu spucken wird dich früher oder später teuer zu stehen kommen."
Mit diesen Worten zog er seine gemein aussehende Schwertlanze hervor, die er vorher in das morsche Holz einer Holzkiste gerammt hatte. Geschickt ließ er die Waffe umherwirbeln. Die verstockte Athmosphäre, die durch die Ankunft des Dampfplauderers entstanden war löste sich in vielstimmigem Gelächter, den Schlangenmännern wurde schlagartig wieder ihre zahlenmäßige Überlegenheit bewusst. Sollte der Kleine nur herumstänkern, sie würden ihm schon Beine machen.
Die Gilde blieb unbeeindruckt. Zu oft hatte sie dererlei Prahlereien schon anhören müssen. Dem aufmerksamen Beobachter wären die zusätzlichen Augenpaare aufgefallen, die sich in all dem Filz jetzt auftaten. Es mussten wohl rund ein Dutzend sein.
"Ich muss euch warnen, Schlangenkrieger. Ich bin im Auftrag der Existenz unterwegs, es ist auch in eurem Interesse, dass ihr jetzt die Waffen niederlegt."
Der Tonfall war ruhig und auf gute Verständlichkeit ausgelegt, als würde zu einem Kind gesprochen.
Netharkis wurde es jetzt zu bunt. Ihn so in seiner Überlegenheit anzuzweifeln war eine Beleidigung ohnesgleichen und machte ihn rasend.
"Wenn du nicht von selbst Leine ziehen willst, dann gehst du eben in Stücken, dummer alter Mann!"
Mit diesen Worten sprang er von seiner erhöhten Position auf den leidigen Neuankömmling nieder, die Schwertlanze, die schon viele Leben genommen hatte auf das Herz zielend. Der Angegriffene seufzte. Mit einer blitzschnellen Bewegung riss er die dürren Arme hoch und ließ die Handflächen seiner feingliedrigen, schmalen Hände aufeinanderklatschen. Das Stichblatt der Schwertlanze war zwischen seinen Händen eingeklemmt. Der verdutzte Netharkis, der geplant hatte, nachdem Treffen seines Ziels den Angriff in einer eleganten Rolle zu vollenden, flog durch den eigenen Schwung an seiner arretierten Waffe vorbei und drohte nun, mit dem Alten zusammenzuprallen. Aus dessen verfilzten Locken und schmuddeligen Fetzen kam jedoch ein weiters Armpaar zum vorschein, die Hände zu Fäusten geballt. Ein schwungvoller Seitwärtshaken ließ den Schlangenkrieger zu Boden donnern. Klappernd viel nun auch die Lanze neben ihrem Besitzer auf die Planken.
Die Gilde strich nun ihre in Unordnung gebrachte Frisur glatt.
"Ihr seid hiermit verwarnt, Netharkis Meknerald. Wiederstand ist zwecklos. Räumt das Feld."
"W-we... wer bist du?"
Ja, wer war sie, die Gilde? Die Gilde war einer, die Gilde war viele. Ein Bündel Geister, ausgewählt von Höheren Mächten, kombiniert in einem Medium, die die Sicherheit der Welt zu gewährleisten hatten. Natürlich gab es Regeln. Die Verantwortung über den Fortbestand der eigenen Welt hatten deren Bewohner selbst zu tragen. Doch ab und an war es vonnöten, dass gewisse Schicksale in die richtige Richtung gelenkt wurden. Das Wege bereitet und Pfade ausgetreten wurden. Dann kam die Gilde zum Einsatz. Für diesen Tag hatte man einen Eingriff gestattet, denn der geplante Kraftraub an der Geisterwelt, die mit der Welt der Sterblichen eng verflochten war erregte auch in Kreisen der Höchsten Mächte einiges an Unbehagen. Der Zauberer Alexis sollte eine tragende Rolle dabei spielen, wenn es darum ging die Welt der Geister vor der Vernichtung zu Bewahren. In dem Hinterhalt dieses Tages hatte man Alexis Tod gesehen. Ein verheerender Verlust. Die Gilde tat also ihre Arbeit.
"Diese Frage muss ich Euch nicht beantworten. Packt euch jetzt, bevor es euch leidtut."
Den Letzten Satz meinte die Gilde durchaus ernst. In den Jahrtausenden ihrer Amtszeit hatte sie die Sterblichen lieb gewonnen. Ihnen weh zu tun tat ihr immerwieder Leid, so unverschämt sie auch waren. Dieser Netharkis hier wollte es schlicht nicht begreifen.
"Was steht ihr noch rum?! Lasst ihn für diese Unverschämtheit zahlen!"
Die Krieger, die bisher erschüttert und unschlüssig herumgestanden hatten kamen jetzt in Bewegung. Warum auch nicht? Sie hatten den Kerl unterschätzt, klar. Doch selbst wenn er ihren Anführer mit überraschende Leichtig- und Geschicklichkeit ausgeschaltet hatte, so konnten sie ihn doch durch ihre schiere Überzahl vernichten. Zu diesem Schluss kamen sie alle ungefähr gleichzeitig. Mit einem kollektiven Kampfschrei stürmten sie auf den kleinen Gesandten ein. Dieser zuckte mit den Schultern, wühlte in seinen vielen Taschen und Lumpen herum und brachte das Anatiphon zu Vorschein. Es war ganz aus rostigem Blech und war ein wenig geformt wie Haj'etts Armbrust. Doch statt mechanischer Spannvorrichtung und Bajonett besaß es in einem Lauf, der große Ähnlichkeit mit einem gekrümmten Entenkörper hatte.
Die Gilde legte an und zielte mit dem Entenkopf auf die Brust des nächsten Angreifers. An einem kleinen Regler stellte sie die Intensität der seltsamen Waffe auf ein Minimum. Dafür ließ sie sich Zeit und war konzentriert bei der Sache. Das Anatiphon war mit Vorsicht zu behandeln. Ein letzter prüfender Blick - und die Gilde drückte ab.
Was nun entfesselt kündigte sich zunächst mit einem quakenden Geräusch an, wie es eine Ente hervorgebracht hätte. Doch das Geräusch steigerte sich, warf ein Echo und gewann an Lautstärke und Tempo von erschreckender Intensität. Bald war es in unhörbare Frequenzen geflimmert. Die Schlangenmänner jedoch traf es wie ein Donnerkeil.
Der angepeilte Krieger wurde von einem tosenden Schallbündel umgefegt. Auch die restlichen Anwesenden wurden von den Füßen gerissen oder in die Knie gezwungen. Die Gilde stand selbstverständlich noch auf ihren kurzen, dürren Beinen.
Zielpersonen kampfunfähig gemacht, Aufgabe erfüllt. Sie machte kehrt und ging.
Diejenigen der Schlangenmänner, die jetzt nicht taub waren, litten zumindest unter den schlimmsten Kopfschmerzen ihres Lebens. Gnädig von der Gilde, das Anatiphon schwachzustellen.


"Hundertprozentig vertrauenswürdig! Slrp!"
Haj'ett konnte Chers Bedenken verstehen, doch Regis war ihm ein Freund und würde ihm bestimmt keine Falle stellen - so hoffte er jedenfalls. Dem Echsenmann blieb nicht verborgen, dass einige der Anwesenden sein Vertrauen in den geflohenen Schlangenmann nicht teilten. Xarxes wütender Blick war bohrend und jagte ihm Angst ein. Alexis Worte spendeten jedoch einiges an Trost und als sich der furchterregende Kai'shak auf ihre Seite stellte war ihm schon gleich etwas weniger mulmig zumute.
Pläne wurden geschmiedet und Worte gewechselt. Bevor Haj'ett es sich versah, wo er mit seinen Zweifeln, ob er in der Stadt bleiben oder seinen neuen Freunden helfen sollte, hinkam war er auch schon mitgerissen, Richtung Hafen.
Cher schien schon sehr bald verschwunden zu sein, ihre Fähigkeit in der Menge unterzutauchen war unglaublich. Der Echsenmann, der eben noch neben ihr gelaufen war beeilte sich, zu jemand anderem aufzuschließen. Die Assassinen waren ihm trotz der Hilfe, die sie waren, unheimlich. Seine Wahl viel auf Alexis, der soeben damit beschäftigt war, magische Intarsien zu verteilen, die gegen Angriffszauber helfen sollten. Haj'ett fand dies überaus sinnvoll, hatte es zwar keine Magier unter den Eintreibern gegeben, so waren sie bestimmt umso mehr unter den Kriegern vertreten, die ihnen irgendwo im Gewirr des Hafenviertels auflauern sollten. Bereitwillig ließ er seine Armbrust mit Schutzschriften und Runen versehen. Ein angenehmes Prickeln ging durch seinen Körper, als er die Waffe zurückbekam. Er fühlte sich stärker!
Den Rest der Zeit nahm sich der Echsenmann, um den Hafen und die Menschen zu betrachten. Die mechanischen Verladekräne faszinierten ihn, ebenso wie die Arbeiter, denen man ihren harten Beruf am Meer an Gesicht und Händen ablesen konnte.
Bald war auch Cher zurückgekehrt und berichtete von ihren Erkundungen. Ein Lagerhaus im Osten. Dort sollte sich die Schlange also aufhalten. Es war ihm schleierhaft, warum sie in dieses Wespennest stoßen sollten, wenn sie doch laut Regis' Brief im Hauptquartier viel leichteres Spiel hätten. Er beschloss aber, sich zunächst nicht mehr in die großen Entscheidungen einzumischen. Sein eigener Hinterhalt hatte ein desaströses Ende genommen. Mit den Assassinen und dem schreckenerregenden Kai'shak waren ihre Chancen vermutlich garnicht einmal so schlecht.

Klagend schossen die Möwen über den goldenen Himmel, der Abend nahte und das Licht tauchte das Hafenviertel in einen unwirklichen Schein. Kurz war Haj'ett, als fühlte er eine geweisse Präsenz, einen Geist oder dergleichen. Das Gefühl war jedoch so flüchtig und geschwind, dass er sich keine weiteren Gedanken darum machte. Ihn interessierte viel mehr, wie sie jetzt vorgehen würden. Vermutlich wäre es keine schlechte Idee, wenn der kolossale Ta'nor einfach hineinstürmte. Die Schlangenmänner würden garnicht wissen wie ihnen geschah. Fragend blickte der Echsenmann zu dem Hünen auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Niemand war da, um ihn an seiner Tat zu hindern. Es galt offensichtlich, hier einige Türen und Köpfe einzuschlagen. Gesagt getan. Dank der Ortsangaben von Cher war sein Ziel kein Problem. Gerade hatte Alexis seine Schutzzauber verteilt, als ein grauenhafter Schrei aus der Richtung ertönten, wo Ta'nor um die Ecke verschwunden war. Es verstummt abrupt, gefolgt, von einem wahrlichen Erschüttern des gesamten Lagerhauses. Natürlich hielt es stand. Alt oder nicht, einiges konnte es schon an Schaden absorbieren. Die Gruppe eilte dem Kai'shak hinterher und erblickte... erblickte....

Einen blutigen Rumpf, samt Arme und Beine, die in der Wand des Lagerhauses steckten. Wahrlich der Hüne hatte eine der Wachen, ohne mit der Wimper zu zucken unangespitzt in die Wand gerammt. Wo der Kopf wohl jetzt war konnte man sich ausmalen, wenn man die blutige Suppe sah, die von... zerfließendem Hirn bizarre Muster bekam. Der zweite der Wache hatte Tor gerade am Wickel. Er zappelte hilflos in seiner großen Hand. Die Füße waren gut eineinhalb Meter über dem Fußboden. Es hört sich schrecklich an, wenn Knochen langsam knacken - einer nach dem anderen. Nach dem fünften Knacken, bei dem einige wohl zusammen zuckten wurde das Zappeln schwächer. Schließlich knackte auch die Wirbelsäule ein-, zwei Mal und die Wache hatte ihren letzten Funken ausgehaucht.

Ta'nor warf sie beiseite, als wäre sie ein Stück Abfall. Er lag völlig entstellt, mit weit aufgesperrten Augen und Mund, in einer unnatürlichen Seitenlage.
Soviel zu den Wachen. Nun galt es die Tür einzurammen. Ein Kai'shak hatte durchaus seine Qualitäten als Rammbock. Auch hier brauchte er seinen Zweihänder nicht. Er ging einige Schritte zurück und ließ ein grollendes Schnauben hören. Dann rannte er auf die arme Tür zu, welche in tausend Splitter zerbarst. Doch wie es so ist, wenn solche Gewalt in Bewegung geraten ist, ist das Anhalten etwas schwerer. Ta'nor lief in die nächste Wand, des kleinen Vorraum. Er stützte sich mit beiden Pranken von der Wand ab, um sich wieder zu lösen. Als er schließlich wieder frei war, erkannte man das ebenfalls ein Wachmann in der Wand steckte, der sich.. nun.... nicht mehr lösen konnte. Er wurde zwischen Wand und Kai'shak zermalmt. Doch oho, auch dieser hatte einen Kameraden, welcher sich besann und auf den Hünen zu rannte. Die große Hellebarde im Anschlag, wollte er diesem Ungetüm Einhalt gebieten mit Erfolg. Er traf den schwerfälligen Berserker direkt in die Mitte seines Plattenpanzers. Doch Tor machte keine Anstalten, zog sich die Spitze aus der Rüstung, welche sich hinterhältiger Weise zwischen zwei Platten geklemmt hatte. Doch ein Loch gab es nicht. Alsdann hob er die Waffe samt Wachmann in die Höhe und schleuderte ihn gegen die Seitenwand, neben ihm.

Dieser wusste, wie Haj'ett schon vermutet hatte, nicht wie ihm geschah. Doch als er es wusste befand er sich ebenfalls wieder in den Schraubzwingen, genannt Hände. Ta'nor strengte sich nicht mal besonders an. Doch der Wachmann musste erfahren, was es heißt, neben sich zu liegen. Denn der Kai'shak zerriss den armen Mann bei lebendigem Leibe. So ein Geräusch prägt sich in den Kopf, eines Beseitigten ein.
Die Kampfgeräusche verstummten und Tor entledigte sich seiner ausblutenden Last, in eine Ecke des kleinen Raums. Dann drehte er sich zu seinen Gefährten und meinte neutral: "Der Weg ist frei."
 
Die Brutalität von Ta'nor war ungewohnt und doch zweckmäßig, obwohl Alexis in Gedanken der Meinung war, dass eine deratige Heftigkeit nicht unbedingt nötig war. Andererseits erkannte er es als Wesenzug des Kai'shak an, machte diese Erkenntnis das erlebte doch ein wenig erträglicher. Trotzdem musste Alexis sich zwingen nicht auf die zerstörten Leiber zu blicken und die Schreie zu ignorieren. Er bekam ein flaues Gefühl im Magen. Er mochte sich garnicht ausdenken, wie es wohl wäre, hätte der Kai'shak der anderen Seite angehört.
Der Weg war frei und Alexis kontrollierte nochmals die Symbole, die er auf seine Unterarme und in seine Handflächen gemalt hatte. Reine Vorsichtsmaßnahme.
Mana war seltsam angespannt. Etwas war hier passiert, bevor Ta'nor wie ein Rhinozeros die Tür einrannte. Etwas, das Mana entweder erschütterte, beunruhigte oder... Er konnte es nicht benennen, aber er konnte förmlich schmecken, dass hier zuvor etwas wundersames geschehen war. Erst dachte er, es handle sich um ein Ritual der Schlangenbruderschaft, doch desto mehr er darüber nachdachte, desto eher wurde ihm gewahr, dass eine fremde Macht sich eingemischt hatte. Nur was war es / er / sie? Er war zumindest froh alle vorbereitet zu haben.
Der Kai'shak kümmerte sich auf übliche Art um die letzte Tür und sie stürmten nacheinander in den Hauptraum. Zu ihrer Überraschung waren die meisten ausser Gefecht, nur einige rappelten sich gerade hoch, doch schienen sie nicht wirklich herr der Lage zu sein. Während Ta'nor sich bereits ohne zögern den nächsten armen Wicht vorknöpfte, sprang Mana los und verbiss sich mit ihrem unnatürlichen Kiefer im Hals des nächsten Unglücklichen. Zu sehen war allerdings nur, wie der Schlangengardist röchelnd zu Boden ging, mit einem hin und her zuckenden buschigen Schwanz als Begleitung.
Noch ehe sich die Gardisten ernsthaft erwehren konnten, wurden sie nach und nach von der Gruppe fertiggemacht. Kein schöner Anblick, besonders dadurch, dass Ta'nor zumindest ein Drittel davon auf seine eigene Art erledigte.
 
"Hmm.. nicht schlecht für einen jungen Menschen - vorausgesetzt, ich irre mich nicht und ihr seid tatsächlich jung." bemerkte Grimhild, nachdem sie Alexis' Schutzstreifen eingehender untersucht hatte. "Manchmal fällt mir die Unterscheidung schwer.. woher stammen diese Glyphen?" erkundigte sie sich, nachdem ihr eine gewisse Ähnlichkeit zu den klassischen Bannrunen aufgefallen war - sie hatte darauf verzichtet, ihrerseits einen Schutz zu weben, nachdem der Mensch offenbar alles allein erledigen wollte. Es war unnötig, die gleiche Aufgabe von zwei tun zu lassen. Ta'nors Rüstung war auch interessant, aber eher oberflächlich - der Konstrukteur war nicht anwesend, und einer ersten Untersuchung nach war es ziemlich einfallslose Ware. Nicht das, was Grimhild sich vorgestellt hatte, als sie auf die Suche nach fremdartigen Zauberdingen gezogen war, und damit sicher nichts, womit sie sich lange aufhalten würde.

Apropos lange Aufhalten - die in dem Lagerhaus verblieben Truppen schienen es nicht unbedingt darauf angelegt zu haben, jammerschade. Die Trollin stand Ta'nors Gewaltexzessen recht indifferent gegenüber - sie würde nicht lange genug bleiben, um sich über die Folgen solch unhygienischer Kampfmethoden Sorgen zu machen - und sah angesichts der Situation keinen Grund, ihre Kräfte anzustrengen. Besser, sie stellten sich die Frage, wie es weiterging, als der Kai'shak sie ohne Umstände zum scheinbar letzten Raum geleitet hatte, der überraschend .. leer war. Es sah fast aus wie eine normale Buchhalterstube, mit Schreibtisch, zu großem, wackeligem Stuhl, und einem enormen Haufen Papier.
"Hmm.. wenn ihr mich fragt, diese Menge an Handlangern erregt zuviel Aufsehen für eine einfache Zweigstelle." bemerkte Grimhild trocken und tappste vorsichtig um einen auf dem Boden liegenden Schlangenknilch nebst Blutlache herum - sie wollte nicht auf ihm, dem Blut, oder sonstigen Flüssigkeiten ausrutschen.
"Irgendjemand muss hier deutlich mehr vorhaben als Schutzgeld, und dieser jemand hat die Mittel, mehrere dutzend Männer ohne Probleme herumzuschicken.." Grimhild fuhr mit ihren eindeutig für ein größeres Papierformat ausgelegten Händen durch die Blätter auf dem Schreibtisch. Nach außen wirkte es wie Lohnabrechnungen, aber da war doch etwas mehr dahinter, das konnte sie förmlich riechen. Und passenderweise hatte sie die Mittel, um mehr zu erfahren.. "Nun, natürlich. Dass Schlangen sich verstecken, war anzunehmen.. aber den Gestank ihres Zaubers haben sie nicht beseitigt. Heimlichkeit und Trügerei, Lügenbilder, Narretei - Schwindelzauber, brich entzwei!" Donnerte die Hexe, und schlug zum Abschluss ihres Zaubers kraftvoll auf die Pergamente und den darunterliegenden Tisch - es rummste, und das Papier.. enthüllte sein Geheimnis nicht direkt, dafür war der Gegenzauber zu krude gewesen, aber unter den scheinbaren Abrechnungen wurde ein Muster sichtbar - erst war es nicht einzuordnen, dann erkannten die Abenteurer, dass es sich um Schuppen handelte. Weiße Schuppen mit schwarzen Flecken, die den Eindruck beschriebenen Papiers erweckt hatten - und unter denen sich vermutlich ein anderes Papier verbarg. Grimhild hob eine buschige Augenbraue.
"Sieh an, das habe ich auch noch nicht gesehen.. aber dieses Lager riecht nach versteckten Zugangswegen, wenn eine solche Zahl an Gesinde herein- und herauskriechen muss. Wenn wir dieses Trugbild brechen können, kann uns dieses Papier vielleicht zeigen, wo es langgeht.. und die anderen sagen uns vielleicht noch mehr."

Die Dokumente sind quasi ein Angebot an euch, vorab Festlegungen über die unmittelbar bevorstehende Herausforderung zu treffen und den Protagonisten wertvolle Tipps zu geben - also, legt euch ins Zeug! Einen geheimen Zugang werde ich dann schon besorgen, sobald es Zeit wird.
 
"Diese hier.... sie wurden vor uns überwältigt." Ta'nor blickt sich im Raum um, ohne einen Muskel zu bewegen. Alles in Allem war alles recht durcheinander gebracht worden. Auch die Dokumente, welche Grimhild fand, lagen zerstreut und teilweise auch in Blut ertränkt auf dem Boden. Nebenbei diese ganze Blutlachen waren sicherlich nicht förderlich für den Holzboden, aber was kümmerte einen Kai'shak so was belangloses schon. Seine Aufmerksamkeit galt etwas wesentlich Zielorientierterem. "Balthasar... er ist nicht hier... keine Anzeichen auf einen Hinterhalt." Damit schaute das Schwarze in Tors Helm Haj'ett an - durchbohrte seinen Leib gerade zu. "Deine Informationen waren falsch..." Damit zur Entdeckerin potenziell, nützlicher Informationen: "Irgendwas über seinen Verbleib in diesen... Papieren?"
 
Jetzt, da sie den Raum betreten hatten und Ruhe eingekehrt war, konnte Alexis es deutlich spüren, wenn er sich darauf konzentrierte. Ta'nors Bemerkung unterstrich seine Vermutung, nein die Gewissheit, dass jemand vor ihnen hier gewesen war. Nicht jemand. Etwas. Nicht einer, viele.
Mana hatte diesen seltsamen Blick aufgelegt und intuitiv verstand er, dass dieser verstärkte Wahnehmung etwas mit ihr zu tun hatte. Durch sie hatte er einen Draht zur Traumwelt erlangt, stärkeren Zugang zu den Geistern. Er begann die feinen Nuancen und Facetten des magischen Flusses um ihn herum viel intensiver wahrzunehmen.
Was hier auch sein Werk verrichtet hatte, die Schlange hatte nichts damit zu tun gehabt. Wozu sollten sie auch ihre eigenen Leute betäuben? Nach einer Falle sah es jedenfalls nicht mehr aus. Es schien auch kein Ritual gewesen zu sein, welchens schrecklich nach Hinten losgegangen war.
Er tippte auf eine andere Entität aus der Geisterwelt, die genug Macht hatte und im Hier und Jetzt genug Kraft entfalten konnte um etwas wie dies hier zu bewirken. Wenn er Manas eigentlichen Grund für ihre Zusammenarbeit in betracht zog, die schlüssigste Erklärung.
Jemand war daran gelegen, dass sie Erfolg hatten. Nicht schlecht.
Den Schwindelzauber, den Grimhild entdeckt hatte, konnte Alexis auch bedingt spüren. Durch deren Entdeckung wurde aber erst Gewissheit aus dem Gefühl. Vorher hätte er raten müssen, worum es sich dabei handeln würde.
Er besah nun die Dokumente etwas genauer.
Er hatte mitbekommen, was Ta'nor zu Haj'ett gesagt hatte und befand die Äußerung als etwas voreilig gemacht. Nun denn, darüber zu streiten würde bei einen Kai'shak nichts bringen. Argumente wurden wahrscheinlich sehr spät und in der Form von Gewalt erbracht. Wenn überhaupt.
Die Dokumente würde die Wahrheit ans Licht bringen.
"Lasst mich erst mal sehen.", meinte er beschwichtigend, während er mit den Augen die sich bewegenden Muster fixiert hielt. Ihm fiel etwas dazu ein. Igendwo hatte er etwas zu dieser Art von zauber gelesen. Meist waren wichtige Schriftrollen mit Aufzeichnungen über wichtige Magiegeheimnisse mit solchen Zaubern versiegelt. Einfache Magier kamen diesen Zaubern meist nicht auf die Schliche. Er selbst hatte ein besonderes Talent bewiesen, als er in einer fernen Bibliothek vor seine Abreise nach Port Milan viel Aufmerksamkeit verschafft hatte, weil er es geschafft hatte den Verwirrungszauber des dort ansässigen Magiermeisters zu überlisten. Dahinter verbarg sich allerdings kaum mehr als das geheime Kuchenrezept von dessen Familie. Erst hatte er das Ganze für einen Scherz gehalten, doch die Reaktion des Eigentümers war mehr als deutlich. Er HATTE den Zauber überlisten können. Dagegen war dieser hier dilletantisch ausgeführt. Grimhild hatte sie auch aufgespürt und wahrscheinlich ob ihrer Erfahrung rasch ausfindig gemacht und deren Natur enthüllt.
Alexis hatte endlich die Notiz gefunden.
Irritiert stellte er einen Rechtschreibfehler fest und korrigierte ihn, bevor er zur Tat schritt.
"Dann wollen wir mal sehen, was ihr vor uns verstecken wollt."
Er erfühlte die Linien auf dem Dokument und zog sie mit dem Finger nach. Leichtes kribbeln und Knistern verriet ihm, was er zu tun hatte. Die Machart war einfach. Entweder war Balthasar ein Idiot oder hatte magiebegabte Untergebene, die ihrerseits nicht besonders helle waren. Ein Paradoxum, aber nicht auszuschließen.
Dann war es so weit. Er erspürte die Linie und griff in das Dokument hinein. Wie ein Mechanismus brachte er den Zauber in die passende Position und deaktivierte ihn.
"Das war ja fast zu einfach.", meinte er. Mana sah ihn schon wieder mit diesem wissenden Ausdruck an.
Das Dokument enthielt wichtige Informationen in mehreren Ebenen, die seperat einsehbar waren. Er nahm sich die erste "Seite" auf dem Dokument vor.
Schlachtpläne.
Entweder waren sie wirklich so dumm, oder es war eine mehr als geschickt gelegte Falle. Aber um so viele Ecken zu denken und dabei den Faktor Mensch (oder Echse, Bergtroll oder was auch immer) mit in Betracht zu ziehen?
"Dies sollte tatsächlich ein Hinterhalt werden. Mies vorbereitet möchte man meinen, aber knapp die Hälfte aller Schlangengardisten hat sich hier aufgehalten. Die anderen sind über die Stadt verteilt oder soll sich im Hauptquartier einfinden." Ein Punkt für Haj'ett und diesen Regis.
Er "blätterte" weiter.
Muster bildeten sich, ergaben eine Struktur und formten schließlich einen Stadtplan von Port Milan. Doch da war mehr als nur Starßen und Häuser eingezeichnet. Ein Netzwerk aus Tunneln durchzog die Hafenstadt. Darunter gab es mehrere Tunnel, die in diesem Lagerhaus zusammenliefen. Die Meisten verliefen aber zu einem Punkt am Rande der Stadt, gegenüber von einem Geschäft, das sich Marcozkas Schauspielhaus nannte.
Alexis pfiff laut durch die Zähne. Punkt zwei für Regis und Haj'ett.
Allerdings beunruhigte ihn etwas. Diese Karte aktualisierte sich fortlaufend. Momentan wurde dieses Lagerhaus in Rot gekennzeichnet. Und die Tunnel, welche die verschiedenen Orte verbanden, würden ein schnelles Eingreifen von einem Ort zum anderen erlauben. Wären sie der Aufforderung von Regis gefolgt und jemand hätte Alarm geschlagen, säßen sie schnell in der Falle, und der Truppennachschub durch die Tunnel wäre schnell ihr Ende gewesen.
Doch da war noch etwas.
Es gab besonders gekennzeichnete Orte, die mit dem Nest der Schlange ein Symbol formten.
"Moment mal, seht ihr das?" Er hob es hervor, indem er es mit dem Finger nachzeichnete. "Das hab ich irgendwo schon mal gesehen. Sieht wie eine Art von Opfersymbol aus."
Er überlegte kurz und versuchte die bedeutung zu erspüren. "Ich glaube das soll dazu dienen Energie zu entziehen und... ein Portal zu öffen."
Er "blätterte" abermals und entdeckte eine Karte von etlichen Kontinenten dieser Welt. In der Mitte der Kontinent Maradar, darum herum die anderen Kontinente. Mehrere Orte waren darin gekennzeichnet, doch die Symbole hierauf waren anders. Und dann merkte er etwas anderes. Er hatte nicht nur einen, sondern gleich zwei Schutzzauber aufgehoben. Diese Information war nicht einmal für die Gardisten gedacht.
Dann ging das Dokument in Flammen auf.
"Verdammt!", fluchte Alexis und Yueh holte eine Wasserflasche hervor, doch das Dokument war bereits zu Asche verbrannt, noch ehe der erste Tropfen es berührte.
"Sieht ihnen ähnlich.", meinte Mana kühl. "Scheint, als ob die Schlange etwas umtriebiger ist, als wir dachten."
"Das werden wir herausfinden, sobald wir im Nest der Schlange sind und es aus balthasar herausgequetscht haben. Ersteinmal müssen wir den Zugang finden."
Er sah sich im Raum um und erspähte denjenigen, der dazu in der Lage gewesen sein musste, die Dokumente zu entziffern. Ein Amulett lag um seinen Hals, den Ta'nor seltsam verdreht hatte und Alexis nahm es an sich.
Er wusste nicht warum, aber mit einem Mal überkam es ihn und der sagte laut "Isskha"
Erschrocken liess er das Amulett fallen. Als es auf dem Boden aufkam, schoss ein Lichtblitz zwischen den Spalten des Holzbodens hindurch. Dann begann er sich zu bewegen und die Planken schoben sich ineinander, bis schließlich eine Treppe sichtbar war, die ins Dunkel führte.
Manchmal, so dachte Alexis sich, habe ich mehr Glück als Verstand.
 
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