RPG Endless Travellers - The Second Age

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Er nahm den Bolzen von der Armbrust. Haj'ett war gewillt der Einschätzung Grimhilds Folge zu leisten und machte sich daran, die Jagdbeute richtung Feuer zu zerren. Zu seiner Freude stellte er fest, das die Trollin etliche Utensilien bei sich hatte um das Sumpfschwein angemessen zuzubereiten. Echsenmenschen gaben sich zwar notfalls mit rohem Fleisch zufrieden, doch schätzten sie das Feuer dennoch nicht nur als Wärmequelle, sondern auch als Möglichkeit, eine Mahlzeit um einiges schmackhafter zu gestalten.
"Verzeiht", murmelte er dem Neuankömmling zu und reichte ihm die Pfote. "Macht der Gewohnheit. Das Filet meiner Beute als Entschuldigung Slrp! für mein... Misstrauen."
Dennoch erwartete Haj'ett eine Erklärung, was der Fremde namens Caelian nachts alleine im westlichen Sumpf zu suchen hatte. Noch traute er ihm nicht über den Weg, vor allem unter diesen Umständen nicht.
So ließ sich der Echsenmann am Feuer nieder, überließ das Schwein dem gut grüsteten Trollweib und kümmerte sich um den Rest seiner Mitbringsel. Denjenigen, die beim Angebot dankend nickten warf er je eine Wurzelknolle zu und die Pilze garten am besten am Spieß. Dabei ließ er den Neuen jedoch nicht aus den scheinbar lidlosen Augen. Auch der Kai'shak schien argwöhnisch. Stumm nickte Haj'ett ihm zu. Bleib wachsam.
 
Währen Haj'ett und Xarxes also auf der Jagt waren, hatte es sich der Rest bei einem Lagerfeuer gemütlich gemacht. Grimhild war erstaunlich gut ausgerüstet, fast schon autark. Im Nu holte sie etliches Kochgeschirr hervor um die zukünftige Mahlzeit vorzubereiten. Alexis fragte sich allerdings, ob ihm wirklich gefallen würde, was dort in die Pfanne wandern sollte. Was Essen anging, war er recht wählerisch. Er genoss gerne gutes Essen, aber vieles konnte er garnicht ausstehen.

Mittlerweile war er aber mit etwas anderem beschäftigt. Leise fluchend ging er seine Notizen durch, auf der Suche nach irgend einer Zauberei die ihm dabei behilflich war diese verdammten Stechmücken von ihm fernzuhalten.
Mana hatte kurz zuvor noch nach einem größerem Insekt geschnappt. Dabei verschwommen ihre Umrisse leicht.
Wie weit war sie nun eigentlich Materiell und inwieweit noch Geist? Konnte sie sich wandeln? Eine Frage von geringerer Bedeutung, denn das Moskitoproblem drängte sich unweigerlich in den Vordergrund.

Eine Weile verging in der die Anwesenden nicht viele Worte tauschten, da hob Mana ihren Kopf und drehte ihre Ohren. Kurze zeit später hörte auch er es. Jemand summte ein Lied.
Xarxes schätzte er nicht unbedingt als genügsamen Sänger ein, zumal die Stimmlage auch die falsche war.
Kurze Zeit später lichtete sich das geheimnis in Gestalt eines jungen Mannes, nicht viel älter als er selbst, der in zumindest ursprünglich weisse Gewänder gehüllt war.
Diese wie aus dem Nichts erschienene gestalt stellte sich als Caelian von Syrma vor und wurde sogleich etwas misstrauisch von dem plötzlich hinter ihm auftauchenden Haj'ett in Empfang genommen.
Alexis wollte gerade etwas sagen, doch Grimhild kam ihm zuvor und klärte die Situation zu Alexis' vorläufiger Zufriedenheit.
Man liess den neuankömmling mehr oder minder Frostig in der Gruppe willkommen.
Nach Haj'etts Entschuldigung war eine berdrückte Stille eingetreten, die nur von Grimhilds zubereitungsgeräuschen durchbrochen wurde.
Schliesslich taperte Mana zu Caelian herüber, was Alexis dazu veranlasste es ihr gleich zu tun.
"Ein Priester vom Kult der Großen Mutter. Interessant. Was verschlägt dich in diese Gefilde, so ganz allein, mein Junge?", grüßte sie ihn freundlich, als sie vor Caelian platz nahm.
Diese Offenbarung zauberte sogleich ein Lächeln der Erkenntnis auf Alexis' Gesicht.
"Vom Kult der Großen Mutter? Tatsächlich! Es ist mir eine Freude, Caelian, mein Name ist Alexis Imarius und das ist meine Begleitung, Mana."
 
"Oh." machte Caelian leise als sich plötzlich etwas sehr Spitzes sacht aber bestimmt in seinen Rücken drückte. Der Priester wirkte dabei nicht einmal erschrocken oder ängstlich; vielmehr milde erstaunt und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er ruhig blieb und zunächst wartete, als ausgerechnet die Trollin für ihn Partei ergriff (nun, mehr oder weniger). "Das ist richtig." bestätigte er schließlich und hob langsam und deutlich sichtbar die Hand vom Schwertknauf, um seine friedlichen Absichten zu unterstreichen. Viel hätte es ja nun ohnehin nicht mehr genutzt, denn bevor er die Klinge hätte ziehen können, wäre irgendein spitzes Wasauchimmer zwischen seinen Rippen gelandet. Und in der Gegend war er etwas empfindlich.

Doch die heikle Situation löste sich zu Caelians Glück rasch auf, selbst wenn das eine oder andere Augenpaar noch kritisch auf ihm ruhen mochte. Doch wer konnte es den Reisenden unter diesen Umständen verdenken? „Habt Dank für die Fürsprache, Grimhild.“ bedankte er sich und fuhr fort, den Grund seines unvermittelten Auftauchens zu erhellen. „Ich war auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht und sah den Schein Eures Feuers.“ erklärte er mit einem entschuldigenden Lächeln. „Glaubt mir, der Anblick war der schönste, den ich seit Tagen sehen durfte.“ Als dann auch noch der Redner von eben in Begleitung eines weiteren Mannes sowie eines toten Schweins in sein Sichtfeld trat, war Caelian endgültig von der Größe und Vielfalt der Reisegruppe beeindruckt. Ohne Zögern ergriff er Haj’etts angebotene Krallenhand. „Ihr habt Eure Gefährten schützen wollen, da gibt es nichts zu entschuldigen.“ erwiderte er auf seine Worte und klang dabei so zuversichtlich als hätte sich nicht wenige Momente zuvor kalter Stahl bedrohlich nahe an seinem Herzen befunden. Dies war wohl etwas, das landläufig als Gottvertrauen bekannt war…

Kurz darauf saß Caelian gemütlich nahe an dem wärmenden Feuer und ließ seinen Blick über die Versammelten schweifen, wobei er fast zwangsläufig an der geschäftigen Trollfrau hängen blieb, die ihn aus irgendeinem Grund an eine alte Bekannte erinnerte. Nicht auszudenken, wenn sie ihm feindlich gesinnt gewesen wäre – vermutlich wäre er dann in dieser gigantischen Pfanne gelandet und nicht das unglückselige Schwein, dem dieses zweifelhafte Vergnügen nun zuteil wurde.
Auch der schwer gerüstete Berg zog Caelians Interesse auf sich. Nie hätte er gedacht, dass er so rasch auf Wesen treffen würde, die er bisher nur aus Büchern und Erzählungen kannte. Und dann alle an einem Fleck versammelt. Das konnte doch kein Zufall sein…

Die Ankunft der geisterhaften Wölfin ließ ihn aus seinen Gedanken auftauchen und fasziniert blickte er das Geschöpf an, bevor ihr Begleiter, ein junger Mann mit kahlrasiertem Kopf, ebenfalls zu ihm trat. „Ah – ja, das stimmt! Ihr habt gute Augen, wenn Ihr das unter dem ganzen Dreck erkennen könnt.“ lachte Caelian. Er hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ihn irgendjemand als Priester erkennen würde, so wie er gerade aussah, und er selbst war niemand, der seinen Titel vor sich her trug. „Es freut mich sehr, Alexis und Mana.“ Aber er war der Wölfin noch eine Antwort schuldig. „Nun, ich bin gerade auf Wanderschaft – ohne festes Ziel, einfach dahin, wohin meine Füße und die Mutter mich führen. Im Vertrauen-“ Er beugte sich leicht vor und setzte eine gespielt-verschwörerische Miene auf. „Ich dachte ja beinahe, ich hätte etwas angestellt, dass ich zur Strafe tagelang durch den Sumpf waten darf… aber nun treffe ich Euch und alles ist gut.“ schloss er zufrieden, musste aber schließlich doch seiner eigenen Neugierde nachgeben. „Was bringt eine solche Gemeinschaft an einem Ort wie diesem zusammen?“
 
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Mai Lins ganzes Gesäß war patschnass. Alles in diesem verdammten Sumpf war nass und nun hatte sie auch noch den Fehler gemacht sich zu setzen. Mit jeder verstreichenden Sekunde drang die Kälte und die Unwirtlichkeit ihrer Umgebung mehr zu ihr durch. Zudem befürchtete Mai, dass wenn sie sich nun erheben würde, würde sie auch noch an den nassen Stellen frieren. Resignierend umklammerte sie ihre Knie und wippte leicht vor und zurück. Was sollte sie nur machen? Ganz allein in diesem riesigen Sumpf, ohne Essen und ohne Licht. Die verdammte Sonne war ja auch schon untergegangen. Vielleicht würde sie einfach die ganze Nacht hier sitzen und warten bis der nächste Tag anbricht. Wie lange konnte es schon gehen bis hier die Sonne aufging?

Mai hatte es vielleicht gerade einmal fünf Minuten ausgehalten, da schreckte sie ein Geräusch im nahen Dickicht so sehr auf, dass sie nach hinten umfiel und eine Böschung hinabrauschte. Nun war sie endgültig nicht nur nass sondern auch am ganzen Körper dreckig. Hätte es ihr Stolz nicht verboten, wäre sie wohl einfach weinend liegen geblieben, aber so rappelte sie sich nochmal auf und versuchte ein paar Schritte zu gehen. Immerhin, das ging eigentlich. Ein paar Schritte mehr und sie hatte zumindest einen Teil ihres Selbstbewusstseins wieder. Vielleicht würde sie doch nicht die ganze Nacht warten müssen? Tapfer stapfte sie weiter durchs Dickicht. War da was? Irgendein Geräusch verwandelte ihre Haut in die eines gerupften Truthahns. Mai hatte vor niemandem Angst. Vor wirklich niemandem, aber diese Geräuschkulisse machte sie wahnsinnig. Und was war das? Sie riss ihre Augen immer weiter auf um etwas zu erkennen. Es war direkt auf ihrem Weg und Mai war sich nicht sicher, ob es lebte oder ob es doch nur ein Stein war. Doch die Angst vor der ersten Möglichkeit war zu groß um einfach darüber zu laufen. Zurück wollte sie nicht und eine andere Richtung kam dank undefinierbarem Gestrüpp auch nicht in Frage. In der Hoffnung zu erkennen was es war, hatte sie sich unmerklich immer weiter vorgelehnt. Waren das Beine? Eins, zwei drei vier, fünf …

„Aaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhh“, man musste ihren Schrei noch Kilometer weit im Sumpf gehört haben. Es waren definitiv acht Beine gewesen - das waren nicht nur zwei zu viel, sondern diese waren auch einiges zu hüpfbegeistert für ihren Geschmack. Hatte sich dieser seltsame Stein doch tatsächlich als eine riesige Spinne herausgestellt, die Mai kurzerhand angesprungen hatte. Nun kannte Lin kein Halten mehr. Wie ein Güterzug rauschte sie durchs Unterholz, panisch und bis auf die Knochen verängstigt. Sie konnte kaum aufrecht rennen, so oft wie Wurzeln, Steine oder anderes Sumpfgekrümel sie aus dem Gleichgewicht brachten. Es war mehr ein unaufhaltsames Stolpern dem sie immer mehr Geschwindigkeit einverleibte.

Aller Angst zu trotz, kam Mai nicht weit. Sie erinnerte sich an eine steile Böschung, die sie heruntergestolpert war, an einen überraschend hellen Ort und an dieses hässliche Geräusch das entstanden war, als sie irgendjemanden ungebremst über den Haufen rannte. Sie könnte schwören es waren Schuppen auf denen sie da nun lag.
 
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Der Kai'shak hielt das Misstrauen gegenüber dem Günstling der großen Mutter aufrecht, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Er war offensichtlich nach außen ein ruhiger Geselle. Caelians Vorsicht flaute ab, als Grimhild und später Alexis samt Anhang Gespräche begannen. So wurde auch der Hüne entspannter, wenn auch kein bisschen unvorsichtiger. Doch so war es an der Zeit sich mit seiner Position als Wächter der Gruppe auseinander zu setzen.

Aufmerksam schärfte er seine Sinne zu allein Richtungen des Lagers. Einen Wächter machte aus, dass er Gefahren erkennt, aber ansonsten im Hintergrund bleibt. Ein Kai'shak war dafür recht gut geeignet. Er nahm sich einen langen Stock vom Feuerholz, der für seine Begriffe recht stabil wirkte - für jeden anderen wäre das schon ein Ast gewesen, doch die Vorstellungen bei Handwerkszeug, Waffen und Nahrung bei Jenen seiner Rasse waren etwas größer als bei anderen Völkern - und begann mit Kraft seiner Hände und Steinen der Umgebung eine Art Speer zu schnitzen. Kurz darauf bot ihm einer der Assassinen aus Xarxes Reihen ein Messer an. Es war der Vater gewesen, wenn sich Ta'nor richtig erinnerte. Reaktionslos nahm er es an und der Fertigungsvorgang ging wesentlich besser voran. Dank zeigte er nicht, nicht äußerlich.

Plötzlich begann der Sumpf um ihn herum zu schreien. Keines der üblichen Geräusche, soviel war sicher. Mit einem Ruck war der Berserker auf den Beinen und rief: "Vorsichtig!", als es schon zu spät war. Das schreiende Etwas hatte den Echsenmann umgerannt. Mit einem Grollen und einem großen Satz war der Kai'shak zur Stelle, packte das verdreckte Wesen und schleuderte es von seinem Gefährten herunter. Mai landete unliebsam erneut im Matsch. Mit angriffsbereiter Geste stellte sich Tor zwischen Haj'ett und das seltsame Wesen bereit die Gruppe zu verteidigen. Selbst zu diesem Zeitpunkt wurde Caelian nicht aus den Sinnen gelassen. Wer weiß, ob das nicht ein verkorkster Plan war die Gruppe zu überfallen. Einer von innen heraus, der Zweite von außerhalb. Doch auch wenn Ta'nor sich auf einen Schwertstreich hinter sich gefasst war, galt die meiste Aufmerksamkeit des verschlammten Wesens, was plötzlich ganz ruhig geworden war. Er hielt ihm den halb fertigen Speer unten das Kinn. Es gab einfach zu viele potenzielle Gefahren in einem Sumpf, als das der Berserker hier friedfertiger reagiert hätte, auch wenn es keine bösen Absichten von der Ronin gab.
 
Ohje! Das wars! So würde sie also enden. Verdreckt und verängstigt von einem Ast aufgespießt. Vielleicht würde sie schon morgen den Kaminsims eines Barbarenhäuptlings zieren, oder als Abschreckung den Wegesrand. Hätte sie das gewusst, hätte sie diesen verdammten Einsiedler nie in seinem Zuhause herausgefordert. Oder hätte eine Fackel mitgenommen, oder wäre nicht so gerannt, oder vielleicht hätte sie einfach daheim bleiben sollen und Weben lernen, oder … warte mal. Warum hatte sie so viel Zeit zum Nachdenken? War sie schon tot? Langsam schob Mai ihre Finger auseinander, die sie vor Schreck vor ihre Augen gerissen hatte und gab so den Blick auf zwei große, feuchte Augen frei. Das Licht des Feuers blendete sie und so konnte sie vor lauter Blinzeln kaum etwas erkennen. Es machte den Anschein, als wäre dieses spitze Stück Holz irgendwo direkt an ihrem Hals zum Stehen gekommen. Sie war auch definitiv nass von oben bis unten. Und sie fror. Japp, sie lebte noch.

Langsam fügten sich die Schemen und Farben ihrer Umgebung zu klaren Bildern zusammen. Sie folgte dem Verlauf der sie bedrohende Waffe und zuckte regelrecht zusammen, als sie erkannte was diese hielt. Es war RIESIG. Mindestens doppelt so groß wie sie selbst und es sah nicht allzu freundlich aus. „I…I…Ich“, versuchte sie zu sammeln, doch bevor sie aus all den wirren Gedanken in ihrem Kopf einen Satz bilden konnte, verschluckte Lin sich an Dreck und musste heftig husten. Die Anstrengung sich während diesem Reiz auf den Boden zu drücken um nicht doch gepfählt zu werden, trieb ihr endgültig Tränen in die Augen. „Bitte macht mir nichts!“, brachte sie letztlich unter schnappender Atmung hervor. „E…Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Entschuldigung, bitte, ohje was hab‘ ich bloß gemacht“, Mai resignierte. Endlich konnte sie die enorme Anspannung aus dem Körper treiben. Wie sollte sie bloß diesem Ungetüm klar machen, dass sie nichts Böses wollte? Zum erneuten Mal heute bis auf den Knochen mit Angst erfüllt, schaute sie in den schwarzen Spalt des Helmes hinter dem sie die Augen vermutete und erwartete ein Urteil. „Es tut mir doch Leid“, flüsterte sie fast unhörbar. Was für ein schrecklicher Tag.
 
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"Hm." Winkte Grimhild Caelians Dank ab, als der junge Priester sich am Lagerfeuer niederließ. "Das Gastrecht muss geachtet werden." Erklärte die Trollin nur, als sie von Haj'ett das erlegte Sumpfschwein in Empfang nahm und interessiert betrachtete - schau an, ein Schwein also, nicht irgendein Schuppentier. Manchmal wurde solche Tiere, wie sie es in Niefelheim von Natur aus niemals länger als einen Winter aushalten würden, in geschlachtetem Zustand aus dem Bogarenreich herangeschafft, aber Grimhild hatte auf einer Handelsfahrt herausfinden können, wie man diese Geschöpfe zubereitete. Frohgemut ihre Messer schwingend, machte sie sich an die Arbeit, auch ja kein Stück verschwendend. Während sie gerade damit beschäftigt war, die besonders schmackhaften, blutigen Stücke zurechtzuschneiden, kam ihr der Gedanke, noch einen weiteren Grund zu nennen. "Außerdem waren wir in der Überzahl." Mit einem Zischen floss das Fischöl in die Bratpfanne, dicht gefolgt von den Fleischportionen, in die Grimhild das Sumpfschwein ganz ohne Zauberei verwandelt hatte. Rasch begann ihre Mahlzeit vor sich hin zu brutzeln, und die Hexe wendete nur gelegentlich die Stücke oder fügte ein paar rätselhafte Kräuter aus ihrem Vorrat hinzu. Ein Priester also, hmhm. Vom Kult der großen Mutter hatte Grimhild noch nicht gehört, aber fürs erste klang es ganz vernünftig, sich an eine Göttin zu halten, die etwas von Hauswirtschaft verstand.

"Die Geschichte ist lang und Zeit ist kostbar." Schaltete sie sich schließlich mit einem niefelheimer Sprichwort wieder ein, als die letzten Filetstücke aus dem Sumpfschwein gerade in die Pfanne gewandert waren, während ihre Vorgänger bereits unter den Gefährten die Runde machten - Teller hatte Grimhild nicht eingepackt, weil sich ihr der Sinn dieser zivilisatorischen Errungenschaft entzog. "Aber man könnte sagen, dass wir auf der Reise sind, um einer Schlange das Haupt abzuschlagen. Und unterwegs habe ich nichts dagegen, mir dies und das anzusehen." Erklärte die Trollhexe lapidar, und schnappte sich nach kurzem Vergleich selbst ein Stück Fleisch - es roch schon einmal vielversprechend, obwohl sie Fische und Wurzeln bevorzugte. "Bedient euch." Lud sie den Gast ein, und hockte sich auf einen praktischerweise umgeknickten Baumstamm, der ihr schon vorher für diesen Zweck aufgefallen war. Das folgende Durcheinander beachtete sie nicht besonders - es kümmerte sich ja bereits jemand darum, und vor allem war es kein Grund, dermaßen schnell aufzuspringen, dass das Essen im Sumpf landete. Insofern war es auch nicht gerade totenstill, als Mai Lin auf die Lichtung gepurzelt war - nach einer kurzen Pause schmatzte Grimhild weiter. "Hm. Einen sonderbaren Ort habt ihr euch für eure Wanderung ausgesucht, Caelian von Syrma. Selbst für einen Sumpf." Bemerkte sie trocken, schüttelte sich etwas restliches Öl von den Fingern und streckte die Hand nach ihrem Stecken aus, der während des Essens am Baumstamm gelehnt hatte. "Aber man kann sich nicht über einen Mangel an Gästen beklagen. Ich fürchte nur, sie wird leer ausgehen müssen."
 
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Dieser Jâz war anscheinend nicht nur gefährlich sondern auch furchtbar von sich überzeugt. Niemand lässt den rechtmäßigen Thronerben von Rodynia einfach so stehen, wenn ihm eine Frage gestellt wurde! Für diese Unverschämtheit würde er büßen. Irgendwann. Wenn Hieronymus wieder Mittel zur Verfügung standen. Also nicht hier, in diesem Drecksloch. Die Lage war einfach deprimierend.

Hieronymus machte es sich auf einem umgestürzten Baumstamm bequem (Ihm fiel auf, dass "Bequemlichkeit" offenbar ein sehr dehnbarer Begriff war) und nickte kurz ein. Als er aufwachte saß ein neuer Mann am Lagerfeuer. Er betrachtete ihn kurz, beschloss aber, ihn nicht weiter zu stören, da er gerade ein angeregtes Gespräch mit Alexis führte.

Später gab es etwas zu Essen. Ein Art Schwein, wie es aussah. Grimhild bereitete es in einer monströsen Pfanne zu. Glücklicherweise hatte sie so etwas dabei (nach dem Kai'shak war sie die letzte, die er für zivilisiert gehalten hatte). Bald schon stieg ihm der Duft von gebratenem Schweinefleisch in die Nase. Und irgendetwas anderes. War es ... Fisch? Ja doch, es roch stark nach Meeresgetier. Na toll, nach einem ganzen Tag ohne Essen jetzt nur ein mangelhaft zubereitetes Schwein. Aber besser als gar nichts.

Plötzlich kam irgendetwas aus dem Gebüsch geschossen und rannte Haj'ett über den Haufen, nur um gleich darauf von Tan'or durch die Gegend geschleudert zu werden. Jetzt erkannte Hieronymus, dass es sich um eine zierliche junge Frau handelte. Was tat so ein naives junges Ding alleine in diesem widerwärtigen Sumpf? Und was hatte dieser Kai'shak jetzt schon wieder vor. Er musste einschreiten, bevor er diesem verängstigten Wesen alle Knochen brach. Während er sich aufrichtete, machte ihn irgendeine Stimme in seinem Hinterkopf darauf aufmerksam, dass er gerade einem Kai'shak, den er nicht bezahlt hatte, Befehle erteilen wollte. Er ignorierte sie.

"Tan'or, lass sie ihn Ruhe. Sie sieht nicht so aus, als könnte sie uns in irgendeiner Weise Schaden zufügen. ODer zumindest keinen ernsthaften...", fügte er mit Blick auf den sich benommen aufrichtenden Haj'ett hinzu. Erstaunlicherweise fegte ihn der Kai'shak nicht mit einem Handstreich ans andere Ende des Rastplatzes sondern schien tatsächlich zur selben Erkenntnis gelangt zu sein wie Hieronymus. An den Neuankömmling gewandt fügte er hinzu: "Entschuldigt die übermäßige Vorsicht unseres Freundes, er ist soziale Kontakte nicht gewohnt. Mein Name ist H... hmh! Entschuldigt bitte. Mein Name ist Ronny Dyn, meines Zeichens Händler. Kommt doch ans Feuer und sucht Euch einen gemütlichen Platz. Sofern man hier von 'gemütlich' sprechen kann." Das wäre beinahe schief gegangen. Hoffentlich war sein Versprecher durch sein Hüsteln nicht aufgefallen. Was war nur los mit ihm?
 
Stumm wartete Ta'nor eine Attacke ab, oder wenigstens einen Versuch. Nichts dergleichen. Das verdreckte Geschöpf, stellte sich wahrhaftig als zierliche Frau heraus. Ihr Gesicht ließ auf eine entfernte Heimat schließen, denn er hatte noch nie zuvor jemanden gesehen, der ihr ähnlich gesehen hätte. Feuchte Augen und verstörte Sprechversuche lösten in Tor nichts aus. Dieses Bild war fast schon … irgendwie.... Gewohnheit. Der Händler kam heran, um den Berserker davon abzuhalten seines Zeichen tätig zu werden. "In der Tat", ergänzte der Kai'shak zu Ronnys Feststellung und brummte kurz. Somit drehte er ihr den Rücken zu, was an und für sich schon eine Art Bruderkuss für einen Kai'shak war. Er konnte es schwerlich beschreiben, doch seltsamer Weise ging für ihn mehr 'Bedenken' von diesem Caelian aus, als von der jungen Frau. Sie wurde gerade vom fürsorglichen Menschen behandelt. Ta'nor überlegte, ob sich Ronny davon etwas versprach. War es nicht meistens so bei dieser Rasse - Mensch? 'Eine Hand, wäscht eine Andere...' oder wie ging dieses Sprichwort noch gleich?

Er widmete sich sinnvolleren Dingen. "Geht es euch gut?", fragte er gegenüber des Echsenmanns, der sich gerade den Torso rieb. "Braucht ihr Heilung, oder anderweitige Hilfe?" Haj'ett musste sich ab nun damit anfreunden, dass ihn Ta'nor als Gleichgesinnten behandeln wird, wie jeden anderen dieser Gruppe und damit für ihn einstehen wird. Nun, jedenfalls jeder, der mit ihm aus Port Milan gekommen war und jetzt an einem Ort lagerte, wo ein m² mehr Leben beinhaltet als die ganze Hafenstadt.
 
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Haj'ett leckte sich zur Abwechslung einmal nicht über die Augen, sondern über die Lippen. Der Anblick der brutzelnden Fleischstücke, zu denen das Schwein von Grimhild geschickt verarbeitet worden war, brachte seine Mägen zum rebellieren. Er spielte mit dem Gedanken, sich eines der halbgaren Filets aus der Pfanne zu fischen, doch wäre das wohl unhöflich gegenüber den anderen gewesen. Außerdem war ihm klar, dass es gar noch leckerer sein würde. Wenn es nur schneller ginge...!
Den Blick nur mühsam von der überdimensionalen Bratpfanne - des Trollweibes losreißend - was hatte sie wohl noch so in dieser Kiepe verborgen? - wandte sich der Echsenmann wieder dem Neuankömmling zu. Ein sehr höflicher Mensch, wie er feststellte, und zudem einer, der nichts böses im Schilde führte, jedenfalls schien es so. Leutseligkeit zur Schau zu tragen und im Hinterkopf fiese Gedanken über Messer, Kehlen und deren hinterlistiges Zusammenführen zu haben war kein Kunststück. Vor allem war dieser Caelian erschreckend gelassen, selbst mit einem Bajonett im Rücken. Der muss doch was im Schilde führen.
Interessiert lauschte Haj'ett, der wie ihm auffiel sich noch garnicht vorgestellt hatte - das würde er nachholen müssen - dem Gespräch Caelians, Alexis und Grimhilds.
Ein Priester also... kein Wunder, dass er so kontaktfreudig ist. Der Kult der Großen Mutter, wie sie es nannten, klang überaus interessant. Der einzige Kult mit dem Haj'ett bisher Bekanntschaft gemacht hatte war der ominöse Loo-Kult seiner Heinmat, den östlichen Sümpfen. Diese Bekanntschaft war nicht besonders erquicklich verlaufen. Er beschloss, sich mehr davon erzählen zu lassen, doch wurde seine Aufmerkamkeit zunächst wieder auf das Essen gelenkt. Fleisch! Endlich...
Mit etwas Brot, dass der jüngere der beiden Assassinen aus Xarxes Gefolge herumreichte mundete das heiße, triefende Sumpfschwein vorzüglich. Doch wie gewonnen - so zerronen. Kauend hob der Echsenmann dazu an, den so unhöflich begrüßten Caelian versöhnlich in ein Gespräch zu verwickeln, nicht ohne den Hintergedanken, etwaige Risse in dessen Selbstdarstellung aufzutun und etwas über diesen Kult herauszufinden - als er von einem schnellen, pinken Etwas umgerissen wurde. Natürlich flog seine kaum angebissene Stulle hinfort, als Haj'ett unter zappelnden Gliedmaßen begraben wurde. Dieser Zustand sollte nicht lange anhalten und er würde das Brot auch nachher noch verspeisen, sofern es nicht in einer Pfütze gelandet war, doch war es höchst unerfreulich, auf so schmerzhafte Weise von einer wohlverdienten Malhzeit getrennt zu werden.
Fluchend rappelte sich der Echsenmann hoch, als Ta'nor ihn von der Last befreite. Es handelte sich offenbar um einen Menschen. Ein Mädchen, um genau zu sein.
Und sie konnte einem wirklich Leid tun. Im knietiefen Wasser, das ihren Lagerplatz umspielte, zerzaust, gehetzt, und voller Laub sah sie wahrlich erbärmlich aus. Zumal sie soeben von einem riesigen Kai'shak bedroht wurde.
"Danke, Großer.", bedachte er den äußerst zuverlässigen Wächter ihres kleinen Lagers und wagte es sogar, frendschaftlich gegen das kalte Metall seines Armpanzers zu knuffen. Es war in zweierlei Hinsicht schmerzhaft, denn sein Rücken war ungemein angeschlagen, nach dem Zusammenstoß mit dem Mädchen und Ta'nors Panzerplatten schmeichelten seinen Fingerknochen keineswegs. Nüchtern betrachtete er, wie sich ausgerechnet Ronny um die kleine kümmerte und sie ans Feuer einlud. Aber in ihrem Zustand sah sie wirklich harmlos aus - harmloser als der Priester, denn der hatte immerhine in Schwert dabei. Dennoch galt es vorsichtig zu sein, man konnte ja nie wissen.
"Danke, nein. Ich glaube unsere neue "Freundin" hat es nicht geschafft, mir etwas zu brechen. Aber mein Brot muss hier noch irgendwo herumliegen..."
Als er es endlich gefunden hatte, ließ er sich wieder an seinem Platz nieder, verschlang den Rest des mittlerweile leicht besudelten Happens.
Ich glaube, du bist uns eine Erklärung schuldig, Fremde."
 
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Mit leuchtenden Augen nahm Caelian das ihm angebotene Stück Fleisch entgegen und biss herzhaft hinein. „Grofartig!“ befand er mit halbvollem Mund, bevor er sich seiner Manieren besann und schweigend genoss, bis er den ersten Bissen gekaut und geschluckt hatte. Das Bratenstück schien dem Priester wie die Erfüllung eines langgehegten Wunsches – und in der Tat war es das auch, hatte er sich doch in den letzten Tagen von aufgeweichtem Brot und der einen oder anderen Wurzelknolle ernährt. Da störte der intensive Fischgeschmack, der eine eigenartige Verbindung mit dem Geschmack des Schweins einging, auch nicht mehr. „Ihr seid eine hervorragende Köchin, Grimhild!“ lobte er die trollische Küche und jene, die sie so trefflich ausgeführt hatte, und hörte mit wachsendem Erstaunen den weiteren Erklärungen zu. „Eine Schlange…?“ fragte Caelian interessiert, sowohl in Grimhilds Richtung als auch in die von Alexis und Mana. Eine Antwort aber sollte er so schnell nicht erhalten, denn ein Schrei ließ die versammelte Gemeinschaft aufhorchen. Doch aller Aufmerksamkeit zum Trotze wurden sie – insbesondere der arme Echs – im nächsten Moment von einem schreienden Knäuel Mensch überrascht.

Auch Caelian spannte sich ob der so plötzlichen Ankunft des… Mädchens, war aber gleichzeitig erleichtert, dass ihm zumindest nicht mehr die gesamte Aufmerksamkeit des gepanzerten Hünen zuteilwurde. Dessen unerkennbarer – und dazu undeutbarer - Blick hatte doch etwas zu lang und eindringlich auf ihm geruht als dass er sich viel länger damit wohlgefühlt hätte. Nun aber bedrohte er erst einmal das Mädchen, das so gar nicht angriffslustig, sondern eher elend aussah – auch kein idealer Zustand für eine junge Dame, doch bevor Caelian den Gedanken an ein Eingreifen seinerseits zu Ende gedacht hatte, half ein schwarzhaariger Mann dem jungen Ding aus der nicht nur sprichwörtlichen Patsche. Es war ein seltsamer Anblick, wie der schmale, doch recht selbstbewusst wirkende Ronny – wie er sich vorstellte – mit dem wehrhaften Riesen verfuhr, dennoch vermochte er die angespannte Situation rasch aufzulösen. Und auch der Echsenmann, der von den Ereignissen im wahrsten Sinne des Wortes geplättet worden war, rappelte sich nun wieder auf und schien unverletzt.


„Ich teile mit ihr.“ erwiderte Caelian auf die Bedenken der Trollin, die das Begrüßungsmisstrauen erneut übersprang und sich eher um das Essen Gedanken machte. Caelian legte also sein halbaufgegessenes Stück Fleisch zur Seite, um es dem Mädchen später, wenn sich die Gemüter beruhigt hatten, anzubieten. „Ich habe noch etwas altes Brot, das sich vielleicht rösten lässt.“ meinte er und fingerte in seiner Tasche herum, um einen halben, ziemlich labberigen Laib Brot zutage zu fördern. Dabei fiel sein Blick auf die getrockneten Kräuter, die er bei sich trug. Ein wenig verlegen räusperte er sich, um sich der Aufmerksamkeit der Anwesenden zu versichern. „So in Eurem Kreis jemand verletzt ist, biete ich natürlich meine Dienste an.“ Natürlich… wie peinlich, das zu vergessen!
 
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Mai brauchte eine ganze Weile bis sie verstand was da alles passiert war. Sie saß nun an einem warmen, knisternden Feuer, obwohl sie sich eben noch in einer matschigen Pfütze wieder gefunden hatte. Sie schuldete diesem Ronny wohl eine gehörige Portion Dank, denn wenn sie das metallene Ungetüm eines Kai’shak so anschaute, so glaubte sie nicht, dass er sie hätte gehen lassen.

„Danke Ronny“, war das erste was sie sich sagen hörte. Sie schämte sich, sie wollte nichts sagen. Am liebsten wäre sie im Boden versunken und da geblieben. Ihr war es so peinlich wie sie sich hier präsentierte. Dreckig, ungestüm und unfähig auf sich aufzupassen. Ihr Vater würde sie dafür hassen. Ihr ganzes Volk würde sie wohl dafür hassen und dafür hasste sie sich nun. Schwäche zu zeigen war keine Tugend die in ihrer Heimat auf viel Verständnis traf. Lin kauerte sich so sehr zusammen wie ihr es anatomisch nur möglich war, vielleicht, wenn sie sich ganz klein machte, würde sie keiner mehr was fragen und … „Ich glaube, du bist uns eine Erklärung schuldig, Fremde“, es war ein Echsenwesen, das zu ihr sprach. Es war bestimmt derjenige, den sie umgerannt hatte. Er wirkte eigentlich sympathisch, allein schon weil er der einzige hier war, der genauso klein war wie sie. Und ungeachtet der Tatsache, dass sie noch nie eine solche Rasse gesehen hatte erfüllte er sie nicht mit Unmut oder Furcht, nein, sie verbannte solche Gefühle fast zwanghaft. Vorurteile, so hatte man ihr mal gesagt, seine auf Reisen nie gut, sie würden nur die Freunde vergraulen die man sonst gefunden hätte.

„Es tut mir so leid“, begann sie erst, denn das war das vorherrschende Gefühl dem sie Ausdruck verschaffen wollte. Sie hatte das nicht absichtlich gemacht, Lin würde so etwas niemals absichtlich machen. Ohne ihren Kopf von ihren Knien zu erheben – denn sie war immer noch zu einem menschlichen Bällchen zusammen geknäult – schaute sie zu der Echse auf. „Hast du dir wehgetan? Bitte sag, dass du in Ordnung bist. Ich wollte das nicht, ich war nur so“, Mai wedelte wild mit ihren Händen um auf das richtige Wort zu kommen, „ich hatte Angst.“ Es jemandem zu sagen und es sich so endgültig einzugestehen, war für sie eine erstaunliche Herausforderung. Stolz und Ehre waren ihre wichtigsten Besitztümer, davon etwas herzugeben war eine ungewohnte Entlastung.

Sie schnaufte laut. Zeit die Geschichte zu erzählen die sie hier her gebracht hatte. „Also ich hab mich hier mit Nummer 42 gemessen. Als ich ihn besiegt hatte war schon Abend und ich hatte mich total verlaufen und dann wurde ich müde und mir wurde kalt und dann hab ich mich hingesetzt und meine Klamotten waren nass und ich wollte einfach nur wieder hier weg“, man sah in ihren Augen das Elend, das sie in Situation verspürt hatte. Widerwillig fuhr sie fort: „Und dann war die Sonne schon untergegangen und ich hab Panik bekommen. Dann bin ich planlos weggelaufen, bis ich nicht mehr weiter konnte weil da irgendwas Komisches im Weg lag. Und dann war es eine Spinne und sie hat mich angesprungen und ich bin so schnell ich konnte weggelaufen und dann hab ich dich umgerannt.“ Sie hatte immer schneller geredet und nun erschrocken ihre Hände vor den Mund gedrückt. Es war so peinlich jemandem so unkontrolliert wehgetan zu haben. „Eftutmirleid“, nuschelte sie hinter ihren Händen hervor. Sie glotzte den Echsenmann mit den größtmöglichen Augen an, die sie hervor bringen konnte. Hoffentlich würde er ihr verzeihen.
 
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Im Nachhinein konnte Yâz nur den Kopf schütteln über sich, sein törichtes Verhalten. Warum nur hatte er diesen verdammten Drang empfunden die Gelegenheit zur Flucht wahrzunehmen, sobald der Echsenmann sie ihm bot. Wenn er noch kein Misstrauen erweckt hatte, dann jetzt.
Dabei war das Gespräch bis jetzt doch so gut gelaufen, das Dröhnen des Metallklumpens hatte er vornehm überhört, ganz einen auf gehoben gemacht. Er war schließlich in einem Gespräch gefangen gewesen.

Und jetzt stand er hier, an einem anderen Ort mit einem Feuer und einem... Schwein. Warum immer Fleisch? Das war doch... und vor allem war es unbekannt. Und die Pflanzen waren sicherlich gut, um zu vergiften. Alles und jeden. Ha ha. Paranoia. Die perfekte Erklärung. Zumindest für sich, für andere musste er sich etwas anderes ausdenken, sie würden es nicht verstehen. Als wenn er...
Yâz betrachtete die Gesellschaft. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen, gab es eine Spezies auf der Welt die nicht vertreten war? Ja, gab es. Und wieder einen schönen Gedanken selbst zerstört.
Die Gruppe hatte sich vermehrt. Ein junger Mann, schrecklich und wirklich überzeugend ausgeglichen wirkend, und eine Frau oder eher ein Mädchen waren dazu gekommen, beziehungsweise gefallen. Wenigstens wirkte sie wirklich verängstigt und schwach. Gut, leichte Beute, falls es so weit kommen sollte. Was dachte er da schon wieder? Er brauchte sie, sie alle, um aus diesem verdammten Dreckloch rauszukommen. Der einzige Feind stand seelenruhig und ohne eine menschliche Regung neben ihm. Wer war sie, verdammt?
Wieder auf die anderen konzentrieren, das ist besser. Die konnte man wenigstens etwas einschätzen. Ronny half dem Mädchen jetzt auf und sie schien sich panisch zu entschuldigen. Toll. Aber das wirklich Interessante passierte vorher. Ronny gab etwas von sich, was immer es war, Yâz stand zu weit entfernt, doch ein sehr gespielt wirkendes Hüsteln verriet ihn. Tja, da hatte sich wohl jemand versprochen. Dieser Mann spielte ganz eindeutig ein falsches Spiel. Wer nicht? Er seufzte leise auf. Ja, wer nicht? Seit er in dieser Gruppe war - und das war wohlgemerkt nicht lange - war er... so müde.

Egal, es gab noch ein Gespräch mit Ronny zu beenden. Ganz dringend. Nur, dass der sich gerade vorzüglich mit dem weiblichen Frischfleisch zu beschäftigen schien. Mensch tat der hilfsbereit...
Yâz setze sich langsam Richtung Ronny in Bewegung, irgendwie musste er sich ja entschuldigen, weiterspielen. Das Areela diesmal zurückblieb, war ihm ganz recht. Konnte sie nicht einmal eine verfluchte Regung zeigen?
Etwas entfernt blieb er jedoch wieder unschlüssig stehen. Ach Mist. Ganz falscher Zeitpunkt jetzt. Wo war sein Ego geblieben?
 
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"42? Ich kannte einmal jemanden, der sich 47 nannte. Man sagt, er hätte sich seinen Unterhalt mit Auftragsmorden verdient. Aber den meint Ihr sicher nicht. Darf man fragen, um wen es sich bei 42 handelt?"
Dieser 47 war ein kompetenter Mann gewesen, Hieronymus selbst hatte ihn einmal in Anspruch genommen. Vielleicht hatte dieses Mädchen Kontakte? Solche Leute zu kennen, war immer praktisch. Aber wahrscheinlich sah er wieder Verbindungen wo keine waren, und es bestand außer einer zufälligen Ähnlichkeit des Spitznamens keine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Personen. Aber man konnte sich ja mal erkundigen...

Aus den Augenwinkeln sah er Jâz auf sich zukommen. Anscheinend wollte er sich nach seinem Eklat zuvor nun auch noch Mai Lins bemächtigen. Dieser Typ schien es darauf anlegen, Hieronymus zu demütigen. Glücklicherweise blieb er doch unschlüssig stehen und schien nachzudenken.
 
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Mai ließ ihre Flache Hand an ihre Stirn klatschen. „Ohh, ich bin blöd! Natürlich wisst ihr das alles nicht. Ich hätte es gleich erklären sollen! Also ich bin eine Ronin. Ich komme von weit, weit weg und da gibt es ganz viele von meiner Sorte. Wir bereisen die Welt und messen uns untereinander um herauszufinden wer der Stärkste ist“, es lag eine fast beängstigende Selbstverständlichkeit in ihrer Stimme. Angesichts ihres schmächtigen Körperbaus und ihrer überschaubaren Größe war ein episches Kräftemessen nicht unbedingt das, was man erwartet hätte. Auf der Suche nach einem einfachen Weg das verstrickte System zu erklären kratzte sie sich am Kopf und fuhr dann fort. „Also ich bin jetzt Nummer 42. Weil ich den alten Träger der Nummer besiegt habe“, sie zeigte auf ihren Arm an dem - unter all dem Dreck noch immer zu erkennen - die zwei Stoffbänder verknotet waren. „Guck!“, meinte sie stolz grinsend, „Nummer 42!“

„Lustig, dass ihr Nummer 47 kennt. Er war kein leichter Gegner, aber ein törichter. Es ist dumm“, Mai zog ihre Stirn in Falten, man konnte ihr die Wut auf diesen Mann in den Augen ablesen. Er musste wirklich in Ungnade gefallen sein, „ja sehr dumm sogar, seine Heimat und seine Prinzipien für Geld zu verraten. Im Materiellen ist der Reichtum des Lebens nicht zu finden und im Töten schon gar nicht!“ Sie hatte ihre Hand zu einer Faust geballt, „wie kann man mit so viel Schandtaten nur leben?“ Lin hatte den Mann noch vor sich. Wie er am Ende ihres Kampfes dalag - zugerichtet wie von Pferden zertrampelt. Seine polierte Glatze war von Dreck und Blut verschmutzt und das ominöse Tattoo in seinem Nacken war kaum noch zu erkennen. Er hatte ihr während dem Kampf noch erzählt mit was er sein Geld verdiente und sich somit die größte Tracht Prügel seines Lebens eingefahren.

Sie stöhnte leise. In Windeseile war ein zauberhaftes Lächeln auf ihre Lippen zurückgekehrt. „Naja, was solls? Ich kann den Leuten nicht vorschreiben was sie zu tun oder zu lassen haben, oder?“, Mai-Lin rutschte etwas näher ans Feuer und wandte sich dann wieder an Ronny: „Aber erzähl doch mal was von dir. Wo kommst du her? Ich meine was verschlägt diese Truppe in einen so seltsamen Sumpf? Oder erzähl eine lustige Geschichte von deinen Reisen. Oder eine traurige, ganz wie du willst.“
 
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Dieses, dieses ... Mädchen war also momentan die 42. beste Kämpferin ihres Landes. Was war nur los auf dieser Welt? Gab es denn keine normale Menschen mehr? Irgendjemanden, der weder Halbechse noch seltsamer Gefangener mit noch seltsamerer Begleiterin? Mai Lin war also kampferfahren. Aber immerhin wirkte sie zwar nicht ruhig, aber keinesfalls impulsiv. Vor ihr musste er keine Angst haben, solange er sie nicht ernsthaft beleidigte oder verletzte. Hoffte er zumindest.
Dass sie sich dann wieder so arglos lächelnd an ihn wandte, machte sie ihn endgültig fertig. Sie konnte doch gar keine Kämpferin sein. Sie wirkte wie die Unschuld in Person. Aber in dieser Gruppe konnte man ja noch nie nach dem Aussehen urteilen. Schließlich sah Ha'jett auch aus, als hätte seine "Zivilisation" gerade einmal Faustkeile entwickelt und doch war ein recht helles Kerlchen. Vielleicht ein wenig naiv, aber nicht dumm. Und eine Armbrust war definitiv mehr als ein Stein auf einem Stock...

Na ja, er musste konzentriert bleiben, sonst verfing er sich noch in seinem Lügengestrüpp... Er wusste sowieso noch nicht, wie lange das noch gut gehen würde. Nachdem er keine Zeit gehabt hatte bei den Schlangen nach Geld zu suchen, musste er sich irgendetwas anderes einfallen lassen, um einen eines Prinzen würdigen Lebensstandard zu genießen. Auffliegen gehörte nicht dazu. Und irgendwo in einem Sumpf weiß Saldura wo versauern sicher auch nicht. Er war also noch eine Zeit lang an die Gruppe gebunden...
"Nun, ich bin fahrender Händler und wurde vor Port Milan von einer Bande Schurken überfallen, die mir meine gesamte Existenzgrundlage geraubt haben. Port Milan, ich weiß nicht ob du davon gehört hast, es ist eine Küstenstadt im Süden Maradars. Dort traf ich auch auf die anderen hier. Ich will meine Ware zurück und unser großer Freund dort", er deutete auf Ta'nor, "hat anscheinend den Auftrag, den Anführer zu töten. Warum die anderen hier die Strapazen auf sich nehmen weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Vermutlich Langeweile oder zu viel Gutmenschentum. Wie auch immer, jedenfalls stellte sich heraus, dass es sich dabei um ein große, organisierte Verbrecherbande handelte, die sich die Schlangenbruderschaft nennt."
Hieronymus fasste die Geschehnisse kurz zusammen. Dass der einzige Kampf, an dem er aktiv teilgenommen hatte, damit endete, dass er mit gebrochenen Gliedmaßen im Schlamm lag und fast zertrampelt worden wäre, verschwieg er natürlich. Musste ja nicht jeder wissen.
"Und als wir ihm durch das Portal folgten, sind wir hier in diesem Sumpf gelandet. Wo auch immer er ist. Kennst du dich hier aus?"
 
Alexis war still geworden und hatte dem Gespräch zwischen Mai und Ronny gelauscht. Es war amüsant. Irgendwie war Mai ihm sympatisch und die Tatsache, dass sie eine Kämpferin sei, wollte nicht so recht ins Bild passen. Aber was wusste er schon? Ihre Kleidung erinnerte ihn entfernt an die der östlichen Seefahrer und auch sie selbst stammte wohl vom östlichen Volk, aber er kannte weder Sitten, noch Bräuche, geschweige denn die Kampfkünste dieses Volkes. Allem anschein nach war - gesetzt dem Fall sie war wirklich eine Kämpferin - ihr Kampfstil auf Beweglichkeit und Schnelligkeit ausgelegt. Ihre Statur liess das vermuten, denn sie hatte weder die hagere Gestalt eines üblichen Magiewirkenden, noch die muskulöse Form eines Kriegers der mit reiner Kraft kämpfte.
Was ihre Persönlichkeit anging, so stellte Alexis mit erstaunen fest, dass sie ohne not die Wahrheit aussprach. Ronny hingegen machte neben ihr den Eindruck wie bestellt und nicht abgeholt. Irgendwas stimmte immer noch nicht. Seine Motivation bei der Gruppe zu bleiben war schlüssig, aber irgendwas kam ihm schwammig vor.

Er wurde aus seinen Gedanken geworfen, als Mana ihn mit der Schnauze anstupste.
"Wir müssen uns kurz unterhalten. Ich habe da eine Idee."
Alexis zuckte mit den Schultern und sie gingen etwas abseits um sich ungestört unterhalten zu können.
"Was gibt es?"
"Nun, dir ist sicher Bewusst, dass meine Schwester reges Interesse an dir zeigt.", gab Mana etwas widerwillig zu.
"Ja, das ist mir nicht entgangen.", konstatierte Alexis schmunzelnd und rieb sich in Erinnerung an Magnas scharfe Krallen die Wange.
"Nun, wie alles, was in der Sterblichen Welt vor sich geht, ist der Geisterwelt auch nicht der Kult der großen Mutter entgangen. Ich kann dir nicht unmittelbar zeigen, wie du dich effektiv gegen Magnas Einfluss wehren kannst, aber ich weiss, dass Exorzismus und Schutzzauber gegen schädliche Einflüsse zum Repertoire der Priester des Kultes gehören. Ich denke wir haben hier mit Caelian eine einmalige Gelegenheit uns Magna auf umbestimmte Zeit vom Hals zu halten."
Die Erkenntnis zauberte Alexis ein Lächeln ins Gesicht.
"Was würde ich nur ohne dich tun."
"Dich nicht mit meiner Schwester umärgern.", erwiderte Mana schnippisch.
Alexis schnaubte belustigt, liess ihre Antwort aber unkommentiert. Wenn Caelian helfen konnte, sollte Magna ohnehin kein Problem mehr darstellen.
Er legte sich die Worte zurecht und ging schließlich auf Caelian zu, um ihm seine Situation zu schildern.
"Was haltet Ihr davon?", fragte er schließlich, als er alles geschildert hatte, dabei stets bedacht die anderen nicht mithören zu lassen.
 
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Zweeeeiund...vierzig...
Haj'ett verstand kein Wort. Zunächst. Mai Lins Lebenshaltung entfaltete sich dem Echsenmann nach und nach, als noch mehr Zahlen purzelten, doch fragte er sich, wozu das ganze gut sein sollte. Ein Leben, das aus Kämpfen bestand? Vor seiner zivilisierten Zeit außerhalb des östlichen Sumpfes hatte er seine Zeit ebenfalls nur mit Kämpfen zugebracht und viel Freude hatte es ihm nicht bereitet. Aber jeder sollte sein Leben führen, wie es ihm gefiel.
Die Entschuldigung der Neuen nahm er an, konnte jedoch nicht umhin, sich ein weiteres Mal die schmerzenden Glieder zu reiben.
Er fragte sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Konnte man den beiden Neuankömmlingen soweit trauen, als dass man sie nach Rakka mitnehmen könnte? Immerhin drehten sich die Gespräche grad um Auftragsmorde und um das Verprügeln von Leuten. Mal sehen, was der Priester noch so zu sagen hat...
"Verzeiht, bitte, erzählt mir von Eurer Großen Mutter." plapperte er Caelian an, musste jedoch feststellen, dass dieser bereits leise flüsternd von Alexis angesprochen wurde. Irgendwas mit Exorzismus und zufälligerweise auch der Großen Mutter.
"Psst, was heckt ihr da aus? Slrp!" Ob jemand seine Worte bemerkt hatte? Es war nicht allzu schwer für einen Echsenmann, die eigenen Worte für Unbeteiligte als leises Ziwscheln erscheinen zu lassen. Ihm gefiel dieser "Verrat" an den restlichen Gruppenteilnehmern nicht, aber Alexis schien auf Unauffälligkeit bedacht. Konnte man ihm doch nicht trauen, nach all dem was passiert war? Die Erinnerung an den Eiszauber im Keller der Schlangenbruderschaft kribbelte in ihm.

Post dem von Dark angepasst. ;)
 
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"Auskennen tue ich mich hier leider überhaupt nicht", Mai-Lin runzelte ihre Stirn und schaute traurig zu dem Echsenmenschen, "ich glaube sonst wäre ich nicht in Haj'ett gerannt." Aber es war ohnehin etwas ganz anderes, dass ihre Aufmerksamkeit für sich beansprucht hatte, als die bloße Misere in einem Sumpf gestrandet zu sein. Hatte er eben etwas von der Schlangenbruderschaft erzählt? Mai wusste ja nicht viel über die 41, aber der Einsiedler den sie heute besiegt hatte, kannte ihn. Und er hatte sehr seltsame Indizien gegeben die auf Schlangen hinwiesen. War das des Rätsels Lösung? Mai grübelte wie wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen ihrem Ziel und dem der Gruppe sein konnte.

"Schlangenbruderschaft?", wandte Mai sich an Ronny. "Gibt es dort jemanden mit dem Namen Balthasar? Ich muss ihn dringend finden", erkundigte sie sich weiter, "ich hoffe er weiß, wo ich jemanden finde der weiß, wo das ist, was ich suche." Lin lachte, als sie merkte wie dämlich das geklungen hatte. "Naja, also ich muss ihn etwas fragen. Wisst ihr ob er etwas mit diesen Banditen zu tun hat?"
 
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Nachdem niemand Hilfe zu benötigen schien, lauschte alles mehr oder weniger gespannt dem Gespräch zwischen dem Mädchen und diesem Ronny. Caelians Mundwinkel zuckten dabei nicht nur einmal leicht nach oben. Das neueste Mitglied der Lagerfeuerrunde schien auf den ersten Blick von recht sprunghafter Natur zu sein, so schnell wie sie von hilflosem, geradezu verzweifeltem Gebaren in aufgeregtes Plappern verfiel. Und eine Kämpferin war sie also auch noch. Nun ja, wenn man auf der gleichen Seite stand, mochte das einmal praktisch sein. Um also seine friedlichen Absichten zu unterstreichen und seinen Plan von eben in die Tat umzusetzen, erhob sich der Priester mit einem freundlichen Nicken in Grimhilds Richtung und trat zu Mai-Lin. „Ist leider schon angebissen, aber besser als ein leerer Magen.“ meinte er und reichte dem Mädchen das halbe Fleischbrot mit einem Zwinkern, bevor er sich wieder an seinen Platz bei Grimhild, Alexis und Mana zurückzog. „Es wäre ja auch schade, wenn sie nicht in den Genuss Eurer Kochkunst käme.“ sagte er zu der Trollin und nahm das alte Stück Brot aus seinem Reisebeutel wieder auf. Schnell war das aufgeweichte Gebäck auf einen Ast gespießt und sollte nun eine Weile in der Nähe des Feuers zubringen, um wenigstens eine vage Ahnung von Knusprigkeit zurück zu gewinnen. Caelian starrte eine kleine Weile in die Flammen, sein Gesicht deutlich nachdenklicher als zuvor, und schien dem weiteren Gespräch gar nicht mehr recht zu folgen. Auch, dass Alexis und Mana sich etwas abseits zurückzogen, entging seiner Aufmerksamkeit. Nicht allerdings ihre Rückkehr. „Hm?“ machte er ein wenig verwirrt und schaute auf.

Nur wenig später war Caelian über das Problem in Kenntnis gesetzt und nickte ernst. Nun waren es also nicht nur ein, sondern zwei geheimnisvolle Geisterwölfinnen und eine davon schien Alexis nicht wohl gesonnen (oder zu sehr – ganz hatte der Priester das noch nicht durchblickt). „Ich denke, ich kann Euch helfen, ja.“ begann er langsam und in gedämpfter Stimme, ließ seine Worte aber in der Schwebe. „Wir können die Mutter bitten, Euch eine Weile vor Magna zu schützen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ein solcher Segen nicht alle Geisterwesen von Euch fernhalten wird, Alexis.“ Mana wirkte bislang von freundlicher Natur und da sie die treibende Kraft hinter dieser Idee schien, hatte Caelian auch keinen Anlass ihr anderes zu unterstellen. Umso weniger wollte er, dass ein Geisterbann der Wölfin zum Nachteil gereichte. „Ich würde es so machen, dass es erst einmal nur einige Tage hält… für mehr müssten wir wohl ohnehin in einen Tempel.“ fuhr er leise fort. „Aber vielleicht erzählt ihr mir besser etwas mehr über die Bindung zwischen Euch…dreien.“ Er räusperte sich leise. „Wenn es nicht zu persönlich ist.“

Ein Zischeln neben ihm ließ Caelian ein weiteres Mal aufblicken, doch es war nur der Echs und nicht etwa die garstige Sumpfnatter, mit der er sich vorgestern angelegt hatte. Entsprechend erleichtert blickte er den Grüngeschuppten an und wies lächelnd auf den freien Platz neben sich. „Verzeiht bitte, ich wollte Euch nicht außen vor lassen.“ erklärte er, als ihm auffiel, dass der Echsenmann wohl nicht erst seit eben da stand. „Alexis hat sich nur in einer persönlichen Sache an mich gewandt.“ Eben diesem warf Caelian einen entschuldigenden Blick zu, doch jetzt, da die Atmosphäre der Verschwiegenheit nicht mehr gewährt war, wollte er wohl ohnehin nicht weiter auf sein Anliegen eingehen. Und falls er sich für den Bann entschied, würden sie auch ein wenig Ruhe benötigen. So hatte der junge Mann wenigstens noch etwas Zeit, sich mit seiner Begleiterin zu beraten.

„Die Große Mutter…“ begann Caelian und konnte dabei nicht recht verbergen, dass es ihn freute, nach der Göttin gefragt zu werden. Es passierte selten genug. „Nun, sie ist sehr, sehr alt – wir wissen gar nicht genau, seit wann sie verehrt wird. Ihre bisher ältesten Spuren finden sich in Syrma, wo auch ihr größter Tempel steht. Aber scheinbar hat sie sich fast überall auf der Welt in irgendeiner Form offenbart… Und obwohl sie so alt ist, erneuert sie sich doch ständig. Sie bringt alles Leben hervor und wacht darüber, bis es letztlich wieder in ihren Schoß zurückkehrt.“ Caelians Blick glitt von seinem Gegenüber ab und schien erneut in den Flammen zu versinken. „Ihr Wesen… hm, stellt Euch jemanden vor, der Euch Halt gibt, ganz egal, wer Ihr seid. Und gleichzeitig ermutigt sie Euch, auf eigenen Beinen zu stehen und Euren Weg zu gehen…“ Ein sanftes, fernes Lächeln umspielte Caelians Mund als er sich wieder seinem Gesprächspartner zuwandte. Er war sich nicht sicher, inwieweit der Echs das Konzept einer Mutter verstand - zuwenig wusste er darüber wie dieses Volk lebte -, und so machte er erst einmal eine Pause, während er mit halbem Ohr hörte, wie irgendwo im Hintergrund wieder diese ominöse Schlangensache erwähnt wurde.

Oh… und sein Brot war verbrannt.
 
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