RPG Endless Travellers - The Second Age

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Irgendwoher, aus einer der dunklen Ecken die Amenhotep von hier nicht ausmachen konnte, schallte das mit der Präzision eines Metronoms wiederkehrende Geräusch eines Wassertropfens der auf den kalten Boden der Kerkergewölbe prallte. Der Kemeter hatte das Gefühl, er würde mit jedem tropfen ein Stück mehr seines Verstandes verlieren. "Wenn ich hier nicht bald wieder raus komme...", begann er seinen Satz, doch das ekelhafte Gefühl von Unwohlsein, dass ihn nun schon seit ein Stunden quälte, machte ihn zu wütend um etwas sinnvolles herauszubringen. Es waren die Nachwirkungen des Krautes, dass er auf dem Schiff geraucht hatte. Während der Effekt der Droge anhielt war alles bestens, doch sobald sich der Körper des Rausches entledigte hinterließ sie bei ihm ein enorme innere Anspannung. Als wäre seine Haut nicht die eigene, als wären seine Augen zu groß für seinen Schädel, es fühlte sich an wie ein unsichtbarer Druck der ihn von innen heraus belastete. Das Unbehagen traf nun Aggression und mischte sich zu einem ätzenden Gift, das langsam seine Synapsen herunter lief. Er wollte erst schreien, dann etwas zerstören, dann am liebsten jemanden töten, doch am Ende traf seine ziellose Wut ihn selbst und mit einem dumpfen Geräusch knallte sein Kopf mit voller Wucht auf die Gitterstäbe der Zelle in die ihn gefangen hielt. Der Schmerz rauschte durch seinen Körper wie reinigendes Feuer; so weh es tat, so sehr verhinderte es, dass seine Denkprozesse weiterhin Amok liefen. Seltsam beruhigt und mit einem entlastenden Seufzer sank er auf den Boden und massierte seine geschlossnen Augen.
Nachdem die Gruppe das Deck verlassen hatte und sie damit nicht mehr unter dem Schutz des Kapitäns und der Hoheit seines eigenen Schiffes standen, waren die Wachen schnell ungemütlich geworden. Einige seiner Mitreisenden hatten sicherlich einen Kampf abgewogen, doch es waren viel zu viele Gegner und es war generell nicht sonderlich ratsam in seiner ersten Reise in diese Stadt ein Blutbad zu verrichten. Der Kemeter selbst hatte sich widerwillig eingefügt, er hatte nichts falsches getan, nicht das er wüsste, doch vor allem konnte er keinen Trubel gebrauchen. Gefesselt waren sie letztlich in einen geschlossenen Planwagen durch die Stadt transportiert worden und waren alle hier geendet.
Im Moment war die Gruppe über die ganze Fläche ihrer Zelle verteilt und die Kemeter hatten sich ganz von alleine etwas abseits des Rests wiedergefunden. Den einzigen den er nicht sehen konnte war der Kai'shak. Er war wohl zu schwer für Pferde und zu stark um von den Fesseln hier gehalten zu werden. Amenhotep wollte gar nicht wissen wo sie den Hühnen eingesperrt hatten, doch er war sich auch recht sicher, dass Ta'nor durch seine Emotionslosigkeit die mentale Kraft besaß, sich von welchem Zustand auch immer nicht den Verstand rauben zu lassen. Vielleicht dauerte sein Transport auch einfach nur länger und sie würden ihn jeden Moment zu ihnen in das Verließ werfen.
Der plötzliche Gedanke, dass wenigstens die Tempelvollstrecker ihn hier nicht finden konnten erheiterte ihn unerwartet. Mit einem leicht deplatzierten Lächeln sprach er in ihrer gemeinsamen Muttersprache zu Jarha: "Ich hasse diese Stadt jetzt schon. Wir haben nichts mit den anderen Verrückten hier zu tun und trotzdem werden wir wie Kriminelle behandelt?" Er spürte wie erneut ungebändigte Aggression in ihm aufkochte und er musste sich zunächst mit einem tiefen Atemzug beruhigen. "Mir ist kalt", stellte er dann gesammelt und in der gemeinen Sprache fest, "ich hasse die Kälte."
 
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Die Welt war groß und erstaunlich, hatte man ihm gesagt, und Jarha sah sich gezwungen, dem zuzustimmen - er hatte keineswegs erwartet, so kurz vor der Ankunft noch auf diese Art überrascht zu werden, und versucht, das ganze als lehrreiches Erlebnis zu sehen. Was wusste er schon von den Sitten dieser Menschen so weit in der Ferne? Möglich, dass der Kapitän versäumt hatte, eine wichtige religiöse Vorschrift einzuhalten - in diesem Falle schätzte er sich glücklich, dass sie zumindest noch in die Stadt gelassen wurden und nicht etwa an Ort und Stelle hingerichtet und versenkt. Aber doch, die Unterbringung ließ etwas zu wünschen übrig .. es machte dem Nomaden wenig aus, eine Nacht in der Wüste zu verbringen, und es hätte ihm wesentlich besser gefallen als diese .. Zelle. Zumindest gab es ein paar vergitterte Fenster, durch die Sternenlicht hineinfiel. Über ein Gefecht hatte Jarha nicht ernsthaft nachgedacht - es schien ihm unhöflich, nur über ein Missverständnis gleich Gewalt anzuwenden, und die anderen Reisenden schienen das ähnlich zu sehen.

"Ich hoffe, ihr habt euch nicht verletzt? Wir waren wohl in der selben Konstellation wie die anderen, wenn wir auch sonst wenig zusammenhängen .." Warf er mitfühlend in kemetischer Sprache ein, nachdem er Amenhotep dabei zugesehen hatte, wie er seinen Ärger am vergitterten Fenster ihrer Tür ausgelassen hatte - das war auch der Grund, warum er abgewartet hatte, bis der Krieger ihn ansprach. "Wer weiß schon, was diese Menschen für Gebräuche haben? Vielleicht hat der Kapitän einen Fehler gemacht.." Jarha legte den Kopf schief - eine Geste, die etwas ungewöhnlich geriet durch den Umstand, dass seine Handgelenke über seinem Kopf an die Wand gekettet waren. Da er bis auf den Dolch keine Waffe gehabt und man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit "harmlosen Schreibern" gemacht hatte, war der jüngere der beiden Kemeter in dieser Hinsicht schlechter weggekommen. Ein Problem, dass er selbst langsam bemerkte, denn seine Schultern begannen zu schmerzen. "Ich gebe allerdings zu, die Situation ist für uns unangenehm .." Er verzog das Gesicht und starrte intensiv auf einen Fleck etwa zwei Schritte vor sich. Die Zelle wurde von einem zentralen Gang aus bewacht, und nach seiner bisherigen Erfahrung nur alle paar Stunden patroulliert.
Und so kam es, dass Jarha .. einen minimalen Augenblick nicht mehr existierte. Noch ehe die Ketten das richtig begriffen hatten und leise klirrend nach unten fielen, stand der junge Magier auf dem rauhen Steinboden - die Tätowierungen, wie bizarre Narben über seine Haut geritzt, glühten jetzt schwach durch die Leinenrobe, während ihr Träger ausgiebig seine Schultern reckte und dann leise seufzte. Offenbar hatte es geholfen, denn er schaute sich gleich darauf mit entschuldigender Miene in der Runde um. "Bitte entschuldigt meine Unhöflichkeit - diese .. Position war mir nicht angenehm." Erklärte er sich in der Gemeinsprache, lächelte auf die nervös-freundliche Art, wie es nur Fremde taten, die nicht sicher waren, ob sie jemanden beleidigt hatten, und zog sich daraufhin noch seine Robe über die Schultern, um sie Amenhotep anzubieten. "Nehmt die - mir ist nicht kalt." Bot er an, und schien sich in der Tat nicht groß daran zu stören, in der Zelle nur noch einen weißen Unterrock mit Gürtel zu tragen.

Einen Moment später leuchteten die Tätowierungen noch einmal auf, und Jarha verschwand - um ordentlich in die Ketten geschlagen wieder an der Wand zu stehen. "Ich bedauere sehr, euch mein Unwissen aufbürden zu müssen, doch bisher habe ich noch keine solchen Erfahrungen gemacht - wisst ihr, wie lange es ungefähr dauern mag?" Fragte er - höflich wie immer - in die Runde.

Ein gnädiger Zufall wollte es so, dass kein Wächter auf die Idee kam, für eine spontane unangemeldete Patroullie in der Zelle nachzuschauen. Die Order des Kanzlers war, jedes neu ankommende Schiff vorläufig festzusetzen, solange die Pest in der Stadt nicht beherrscht war - und da dieser Befehl daher rührte, dass man Seereisende für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich machte, hatte verständlicherweise niemand Lust, sich den Gefangenen über das unbedingt erforderliche Maß zu nähern.
 
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"Vermutlich habt ihr Recht, Jarha. Wir waren womöglich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort", antwortete Amenhotep sichtlich beruhigt. Langsam kehrten wieder Klarheit und Verstand zurück und der Kemeter nahm sich einen Moment um wertzuschätzen, dass er nicht alleine in dieser Klemme saß. Er wog verschiedene Szenarien ab, wie ihre aktuelle Misere entstanden sein könnte, doch es war vorerst zu spekulativ um nützlich zu sein. Außerdem fror er zunehmend und das nagte an seiner Konzentration. "Aber sie hätten uns wenigstens sagen können warum wir hier eingepfercht wurden, oder mir wenigstens meinen Umhang lassen, wenn sie schon darauf bestehen mir meine Rüstung zu nehmen", meinte er und schaute kurz den Gang in beide Richtungen entlang, doch es waren weder Soldaten noch ein Kerkermeister zu sehen. Er konnte noch nicht einmal andere Zellen, geschweige denn Insassen ausmachen. Es schien vorerst keine Möglichkeit zu geben, einen Grund für ihren Aufenthalt hier zu erfahren. "Wisst ihr eigentlich - ", er stockte als er seinen Kopf zurück gedreht hatte und glotzte Jarha mit großer Überraschung an. Der Nomade stand direkt vor ihm und wo dieser noch Sekunden zuvor an der Wand festgehalten war, klimperten jetzt nur leere Fesseln, "wie zum - hättet ihr das schon die ganze Zeit machen können?" Seine Worte klangen erstaunlich unfreundlich für seine sonst bemühte Höflichkeit gegenüber Fremden und flüchtigen Bekannten. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, und die Tatsache, dass Jarha unter seiner Kleidung zu glühen schien, beruhigte ihn nicht im Geringsten. "Ihr seid Magier", es war eine trockene Feststellung, doch die empathischeren unter ihnen konnten eine klare Abneigung aus seinen Worten heraushören. Der zurückliegende Krieg in seiner Heimat hatte ihn diese Zunft respektieren gelernt, hatte er zuviel Leid aus dieser Machtquelle entstehen sehen. Außerdem wusste er eines sicher: Was auch immer Jarha gerade getan hatte, es war keine der Taschenspielertricks die er von den Nomaden kannte. Doch der Nomade schien nicht einmal zu bemerken, dass Amenhotep nach seinem vollführten Kunststück reserviert geworden war, im Gegenteil, er schien es noch nicht einmal als Leistung wahrzunehmen, mehr als Notwendigkeit. Der Krieger war überrascht, kannte er diese Art von Bescheidenheit von den Magieerprobten der kemetischen Hochkultur nicht, und als er ihm dann auch noch seine Robe anbot fand sich Amenhotep endgültig in einem Zwiespalt wieder. Seine festgefahrene Abneigung traf auf seine bereits sehr positive Meinung über seinen Begleiter und dieser zeigte erneut unendliche Großzügigkeit. Amenhotep schüttelte seinen Kopf in Unglauben und ihm wurde klar, wie wenig er eigentlich über den Nomaden wusste. Und wie engstirnig es war seine Meinung über sein Gegenüber zu ändern, nur wegen einer Kleinigkeit wie dieser.
"Ich ... ihr seid sehr selbstlos so etwas für einen fast Fremden zu tun. Ich hoffe inständig ich werde wirklich eine Möglichkeit bekommen mich für all das zu revanchieren", Amenhotep stand auf um Jarha direkt in die Augen schauen zu können, etwas dass der Kemeter sonst meistens vermied. "Ich danke euch", es waren ehrlich Worte. Obwohl die Bilder seiner Vergangenheit wie Warnungen vor seinem geistigen Augen hingen, konnte er den Mensch der sich hinter dieser für ihn fremden Magie verbarg, nicht ignorieren. Sein trainierter Hass hatte wohl im Ernstfall doch nicht die Macht seine eigentliche Offenherzigkeit zu überschatten. "Ohne die Wärme der Sonne fühle ich mich manchmal hilflos", gab er ehrlich zu, "Kälte schneidet mir unter die Haut wie es keine Klinge dieser Welt könnte. Vielen Dank." Er zog sich die Robe an und als er seinen Kopf und seine Arme durch die vorgesehenen Löcher geführt hatte, stand Jarha wieder an de Wand, als wäre er nie aus seinen Fesseln entschwunden. Dieses Mal war er jedoch weniger überrascht als amüsiert über das Verhalten des Nomaden. "Ich glaube ihr braucht euch nicht zu entschuldigen", schmunzelte Amenhotep, "ich will sehen wie sie euch hindern wollen."

"Ich weiß nicht wie lange sie uns hier halten werden, wir wissen ja nicht einmal wieso wir hier sind", beantwortete Amenhotep Jarhas frage ehrlich, "jedoch ist es ungewohnt, dass nicht einmal Wachen patrouillieren, oder etwas vergleichbares. Selbst die Soldaten die uns hierher geführt haben, hatten den Kontakt auf ein Minimum reduziert. Als sie meine Waffen und Utensilien genommen haben, bildete ich mir ein sie hätten unnötigen Respekt vor mir. Ich glaube die Menschen haben Angst vor uns, aber ich verstehe nicht wieso." Amenhotep war schon immer gut darin gewesen sich Details zu merken und nun da ihm warm wurde, ließ er die Szene am Pier noch einmal Revue passieren. Mit neugefundener Konzentration stellte der Krieger fest, dass was er als Respekt oder Angst gedeutet hatte, nicht nur bei ihm zuteil geworden war, sie hatten jeden von ihnen so behandelt und für ihn ergab das wenig Sinn. "Wenn ich so darüber nachdenke", begann er erneut, "Soldaten, Wachen und andere Anhänger der bewaffneten Zunft sind weder für ihre Zaghaftigkeit, noch für Respekt bekannt. In meiner Erfahrung sind die meisten Stadtwachen einfach nur traurige Dummköpfe mit Alkoholproblemen, aber bei einer scheinbar zufällig zusammengewürfelten Reisegruppe gehen sie plötzlich auf Abstand?" Er grübelte kurz. "Was haben wir alle hier gemeinsam?", stellte er letztlich zur Debatte, "es muss etwas geben, dass auf alle hier zutrifft und die Menschen hier scheinen es nicht sonderlich zu mögen."
 
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Still und in sich gekehrt hockte Akuma in einer Ecke ihrer gemeinsamen Zelle, den Kopf auf die Knie gelegt. Beinahe wirkte es, als würde er schlafen, doch hin und wieder rollte er sein Haupt nach links oder rechts und schien etwas zu murmeln. Ansonsten hatte der Sensenmeister keinen Mucks von sich gegeben, seit sie hier hergebracht wurden. Die Gefangenschaft in diesem Loch wirkte sich sehr negativ auf ihn aus ... alte Gefühle von Schuld und Reue, die er schon seit Jahren vergraben hatte, bäumten sich erneut auf und schienen ihn innerlich zu zerfressen.

Eigentlich hatte er es doch verdient. Er hatte es verdient, in einem Kerker zu verrotten. Es war neben dem Grab der angemessenste Ort für Abschaum wie ihn. Vielleicht hatte das Schicksal für dieses Ereignis gesorgt? Um ihn seiner gerechten Strafe zuzufügen? Aber das würde bedeuten, dass die anderen nur seinetwegen eingekerkert wurden! Die Schuldgefühle wuchsen an und geisterten in seinem Kopf umher, sodass er kaum mehr einen klaren Gedanken fassen konnte.
Und dieser Schatten? Er war da, ganz sicher. Akuma sah nicht auf, aber er wusste es. Schon während der Überfahrt war er zu dem Schluss gekommen, dass dieser Schemen nur eine Verkörperung seiner Schuld sein konnte. Was sollte es auch sonst sein? Es war offensichtlich gewesen, dass nur er diese schattenhafte Gestalt sehen konnte, also existierte sie nur in seinem Kopf. Und dabei war er sich sicher gewesen, mit sich selbst und seinen Taten im Reinen gewesen zu sein ... offenbar ein gewaltiger Irrtum.
Er nahm die anderen fast schon gar nicht mehr war, so sehr war in seiner Reue bereits versunken. Als Amenhotep jedoch die offensichtliche Frage in den Raum warf, kam der Kagayami wieder zur Besinnung und die bösen Zungen in seinen Gedanken, die ihn verurteilten, verstummten. Langsam blickte er auf und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
"Ich weiß nicht", meinte er, in der Hoffnung, ein Gespräch könnte ihn davor bewahren, sich selbst noch weiter in Schuldgefühlen zu verlieren. Immerhin war er sich bewusst, dass ihm das nur schadete und nichts an dem ändern würde, was geschehen war.
Das seltsame Verhalten der Wachen war jedoch auch ihm aufgefallen. "In meiner Heimat wird eine solch vorsichtige Behandlung eigentlich nur Aussetzigen oder Fluchwebern zuteil." Akuma war sich jedoch sicher, dass sich unter ihnen weder das Eine noch das Andere befand.
 
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Haj'ett trat an Deck und sah der nahen Küste mit Freude entgegen. Wie vorhergesagt war ihm die Seereise nicht leicht gefallen, da es ihm nicht behagt hatte, über einer solchen unbekannten Tiefe dahinzutreiben, wie in einer Nussschale. Doch schon kamen offiziell aussehende Segel in Sicht. Ihm fiel auf, dass Kapitän Vicus Mer beunruhigte Worte mit seinen Matrosen wechselte und mit zusammengekniffenen Augen, auf seiner spröden Unterlippe herumkauend zu dem fremden Schiff hinüberblickte. Die Stadt Port Raven, die beinahe unheilverkündend jenseits des Hafens aufragte, war von rauchgeschwängerten Dunstschleiern umhüllt, sodass man kaum Details ausmachen konnte. Wo Rauch ist, da muss Feuer sein. Wird Port Raven belagert? Brennt die Stadt schon längst?
Das fremde Schiff, dass alsbald herangekommen war, machte jedenfalls einen ausgesprochen martialischen Eindruck. Es war stark bewaffnet und hatte Soldaten an Bord. Viele Soldaten. Der Echsenmann konnte in ihren Gesichtern eine Mischung aus Feindseligkeit und Scheu erkennen, aus der er nicht schlau wurde. Dennoch, beschlich ihn das Gefühl, dass dieser Tag kein gutes Ende nehmen würde.
Er schnupperte. Jetzt, wo der Kapitän sich zu einer Kooperation bereiterklärt hatte und dem Schiff gehorsam folgte, stieg ihm ein angenehmer Geruch in die Nase. Aromatisch, als ob Kräuter oder harzige Zweige verbrannt würden, so kam es ihm vor. Was sollte das hier nur werden, fragte er sich. Sie näherten sich einer brennenden Stadt, dem Kurs eines duftenden Kriegsschiffes folgend, während sie unfreundlich beäugt wurden, als wären sie diejenigen, die sich eigenartig verhielten.
Sie näherten sich nun dem Kai und bekamen die Erlaubnis anzulegen. Einige Matrosen sprangen von Deck, um die Gischtadler zu vertäuen, wurden jedoch vom nicht unbeträchtlichen Aufgebot an Soldaten sofort wieder zurück an Bord geschickt, als sie ihre Arbeit verrichtet hatten. Als einer von ihnen verwundert aufbegehren wollte, pieksten ihn sogleich ein halbes Dutzend Speerspitzen in den Bauch, die keine Widerworte duldeten.

Haj'etts Unruhe gipfelte in der befehlsgewohnt klingenden Anordnung, die Reisenden in Gewahrsam zu nehmen. Die Stimme des Hauptmannes war noch nicht verstummt, da ließ sich der Echsenmann bereits ungesehen am Heck des Schiffes ins brackige Hafenwasser gleiten, und tauchte unter. In der Hoffnung, dass Tan'or oder Alexis seinen Wink verstanden hatten, dass er sich sicherheitshalber davonstehlen würde, glitt er durch das grüne Wasser. Er beglückwünschte sich zu seiner eigenen Unauffälligkeit und kroch einige Steinwürfe fernab der Gischtadler an Land.
Vorsichtig näherte er sich nun und wurde einer der Schaulustigen. "Wasn hier los?", rempelte er einen stoppelbärtigen Taugenichts an, der mit unverhohlener Abscheu hinüberstierte. "Ist doch logisch!", kam es zurück. "Die da kommen ind Karwa... Karan...täte... in Verwahrung eben. Wegen der Pest."
Auweia!
"Sind das nichn paar viele Soldaten wegen soner klein'n Gruppe? Tut mir Leid, dass ich kei Ahnung hab, ich war npaar Tage weg, ähm, angeln."
Der Kerl warf ihm nun zum ersten Mal einen Blick von oben herab zu. Haj'ett gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass er keine Ahnung von der Seuche gehabt hatte, aber dennoch ahnungslos genug zu wirken. Sein Gegenüber hielt ihn infolgedessen für einen Bekloppten und redete betont ein wenig langsamer, wenngleich er es scheinbar genoss, sein Sensationswissen an einen weitergeben zu können, der weniger schlau war.
"Weißte, Soldaten sind eigentlich immer dabei, kam auch schonmal vor, dass sie einen abgestochen haben, der nicht spuren wollte. Sicher ist sicher, weißte? Seh ich genauso, bin ich dafür. Aber dass der Hauptmann höchstpersönlich vor Ort ist hats noch nicht gegeben, deswegen sind hier auch so viele Leute, die zuschaun. Möchte gerne mal wissen, was das für Leute sind, schein ja ziemlich heiß zu sein, die Sache. Wenn du mich fragst... hey, wo bistn hin?"
Haj'ett hatte genug gehört. In Port Raven wütete die Pest, doch das konnte nicht alles sein. Aber es erklärte die Feuer und den Duft. Man verbrannte Harze und andere duftentfaltende Stoffe, weil man der Meinung war, dass dies die Krankheit fernhielt. Und der ganze Rauch, der rührte von keiner Schlacht her. Vermutlich brannten dennoch einige Häuser bis auf die Grundmauern nieder. Wer an der Pest verstarb, der wurde verbrannt. Ein Haus, in dem so jemand gewohnt hatte, wurde ebenfalls verbrannt.
Immerhin wusste er, dass seine Gefährten alle gesund waren. Die Gefahr, sich in Port Raven anzustecken blieb. Es galt, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Notfalls bewaffnet, dachte er grimmig. Mit Tan'or an der Spitze!
Er musste seiner Gruppe folgen, doch wo würde man sie hinbringen? Konnten sie auf Freiheit hoffen?

Ein Pfeifchen täte jetzt gut, dachte er sich. Hoffentlich ist der Tabak nicht zu nass geworden. Er griff nach seiner Tasche, um die Utensilien hervorzuholen, da überlief es ihn eiskalt. Die Tasche war nicht da. Schon die ganze Zeit hatte das gewohnte Gesicht des Trageriemens auf seiner Schulter gefehlt, doch war er zu aufgeregt gewesen, um es zu bemerken. Er hatte sie auf dem Schiff liegen lassen und einfach vergessen. Vergessen!
In der Tasche befanden sich seine ganzen Sachen. Auch die Teile seiner unfertigen Armbrust. Und auch der kleine, goldene Hammer.
 
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Feyndri'Hal starrte bislang zusammengekauert vor sich auf den Boden und wippte leicht meditativ vor und zurück. Sein Kiefer war zusammengepresst und die Fäuste in den Ketten geballt. Gedanklich zwang er sich so gut es ging zur Ordnung an diesem kalten, feuchten und dunklen Ort, doch je länger es dauerte, umso mehr verlor er den Kampf mit jedem Atemzug.
„Ich muss hier raus...“ schnappte er nach Luft, starrte auf die Ketten: „Ich kann hier nicht sein... ich...kann nicht...“ er sah verstört zu den anderen, die so ruhig bleiben konnten. „Die Wände wollen mich... erdrücken!“ abermals schnappte er nach Luft, was übertrieben war, denn er bekam genausoviel Luft wie zuvor und die Wände rückten kein Stück näher. „bitte...“ japste der Himmelself leise kläglichen Tonfalls hervor und ditschte dreimal mit seinem Hinterkopf gegen die Wand bevor er zu der einzigen Lichtquelle mit verzweifelten Augen starrte.
„Ich muss hier raus!!!“ stieß der Himmelself hervor und riss die Handschellen an seinen Gelenken und somit auch die Ketten in entgegengesetzte Richtungen, als wolle er sie mit bloßen Händen zerreißen. Schnitt sich dabei jedoch nur ins eigene Fleisch. Das tropfende Blut ließ ihn dann innehalten: „Bitte... Ich muss hier raus... Ich kann hier nicht sein... ich...kann nicht...“ und atmete schwer.
Für Feyndri'Hal, der es gewohnt war in luftiger Höhe frei wie ein Vogel zu sein, war das hier ein einziger Alptraum. Es war kalt, dunkel und feucht. Es war für ihn wie lebendig begraben zu sein. Er fühlte sich hilflos, machtlos und war nicht auf Grund seiner eigenen Schwächen Herr der Lage. Unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Die Wände schienen ihn zu erdrücken und die Luft wurde stickig und dumpf in seinen Lungen. Seine Gedanken überschlugen sich mehr und mehr in Panik. Es war kalt, kalt wie der Tod, der ihn mehr und mehr mit eisigen Klauen in seine Tiefe ziehen wollte. Kläglich versagend zitterte er wie Espenlaub; verlor mehr und mehr jegliche Art von Fassung und Haltung.
 
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"Fluchweber?", Amenhotep spielte mit dem Gedanken und wollte dann anmerken, dass es wohl so jemanden unter ihnen nicht gab, doch viel ihm dann auf, dass er weder diese Leute gut genug kannte, noch wusste was ein Fluchweber wirklich war, auch wenn der Name selbsterklärend schien. "Schwierig zu sagen. Wir müssen ja nicht einmal sein, wonach sie suchen, es reicht wenn sie davon ausgehen wir wären es, befürchte ich"; antwortete er schließlich dem weißhaarigen Mann, der ihm bisher wenn überhaupt für seine Zurückhaltung aufgefallen war. Der Kemeter selbst verfiel darauf jedoch erst einmal in Schweigen. Die Situation war nicht nur für ihn belastend.
Sie waren bereits seit Stunden hier. Man hatte die Gruppe direkt nach der Überfahrt hier eingesperrt, und als sie in Port Raven angekommen waren, war die Sonne noch am aufgehen gewesen, nun stand bereits der Mond am Himmel. Fahles, weißes Licht war alles was durch die kleinen Kerkerfenster in ihre Zelle fiel und vermischte sich mit der einzigen, durch die feuchte Kaltluft immer wieder sporadisch aufflackernden Fackel zu einem düsteren Zwielicht. Amenhotep hatte durch das kleine Gitter wenigstens einen klaren Blick auf den Mond. Es schien, als das es wohl verhindern sollte, dass Katzen oder anderes Getier von draußen herein kamen, war das Loch in dem es angebracht war ohnehin zu klein für einen Menschen um hindurch zu passen. Dank Jaha war ihm selbst auch nicht mehr kalt, doch nur weil seine eigenen Dämonen vorerst besänftigt waren, ging es den anderen nicht besser. Die lange Zeit, die sie nun schon den unwirtlichen Bedingungen in diesem Dreckloch ausgesetzt waren, schien vor allem dem Elfen zuzusetzen.
"Ich muss hier raus!", riss es Amenhotep aus seinen Gedanken und sein Blick traf sofort Feyndri'Hal als Verursacher. Er sah elendig aus, zitterte am ganzen Körper und ehe der Kemeter richtig realisieren konnte, was geschah und ob etwas zu tun war hatte sich der Elf bereits an seinen Fesseln selbst verletzt. Er wusste nicht wieso ein paar von ihnen noch extra angekettet waren, die Wachen schienen irgendeine besondere Art von Gefahr von ihnen verspürt zu haben. Wahrscheinlich hatten irgendwelche Vorurteile gegenüber den Spitzohren zu falschen Annahmen über seine Talente geführt, und die Garnison war ganz offensichtlich nicht bereit unnötige Risiken einzugehen. Doch das war jetzt nicht wichtig. Auch wenn Amenhotep niemals eine Karriere in der kemetischen Armee angestrebt hatte, war sein überleben allein Grund genug für Beförderungen zu befehlshabenden Positionen gewesen. Er hatte Männer geführt und er verstand die Grundzüge von Gruppendynamik. Im Moment saßen sie alle gemeinsam fest und sie würden alle bei klarem Verstand brauchen, wenn sie hier wieder raus kommen wollten, also war es wichtig sich der Misere Feyndri'Hals anzunehmen ehe er sich noch schlimmeres antat. Außerdem wollte der Krieger nicht wirklich zuschauen wie der Elf seinen Verstand verlor, wusste er nur zu genau welche unangenehmen Formen das annehmen konnte. Amenhotep wusste ja nicht einmal wieso sie hier waren, und auch wenn er es auszuschließen gewagt hatte, war der Gedanke er selbst könne die Ursache für all das hier sein nie ganz verdrängt. Und er wollte, nein konnte, die Verantwortung nicht tragen einen wildfremden in den Wahnsinn getrieben zu haben, irgendetwas musste er tun.
"...ich kann nicht...", klang es erneut aus dem anderen Ende der Zelle. Er warf Jarha einen bedeuteten Blick zu und lief dann zu dem Elfen. "Ich weiß es ist schwierig. Es ist kalt und unwirtlich, wir sind schlecht behandelt und eingepfercht, wir hatten nicht einmal eine Ration seit wir hier sind. Uns allen hier geht es schlecht.", begann er auf den Elfen einzureden, "aber ich brauche eure Hilfe wenn wir hier herauskommen wollen." Er hatte eine Idee, wie er sein Gegenüber aus seinen Fesseln befreien konnte, das schien ihm zunächst das wichtigste. Doch dafür würde er sich erst einmal beruhigen müssen. "Ich möchte, dass ihr mir zuhört", sagte er dann in einer sehr ruhigen Weise, "schließt eure Augen und hört mir zu. Könnt ihr das für mich tun?"
"Ich möchte, dass ihr euch erinnert. Erinnert euch an einen schönen, warmen Sommertag. Vögel zwitschern über euch, der Wind weht leicht durch die Wiese auf dem ihr liegt", Amenhoteps tiefe Stimme und sehr ruhige Aussprache gab seinen Ausführungen beinahe etwas hypnotisches. Er erinnerte sich an eine alte Bekanntschaft aus Kemet, die ihn mit einer solchen Rede mal vor einer Angstattacke gerettet hatte, eine Erinnerung die er sehr wertschätzte, war ihm die Person sehr wichtig gewesen, und dass sie sich ihm damals auf diese Weise angenommen hatte füllte ihn selbst mit warmen Gedanken. Sicherlich, hatte er nicht den besänftigenden Effekt einer Frau, aber es war das beste, das er tun konnte. Als er sicher gestellt hatte, das der Elf seine Augen geschlossen hatte, begann er seinen eigentlichen Plan umzusetzen, alles ohne dabei aufzuhören auf den Verängstigten einzureden. "Stellt euch vor wie ihr da liegt, auf dieser Wiese, keine Sorge in der Welt kann euch erreichen", er wiederholte sich ganz bewusst oft, hatte seine damalige 'Retterin' es genauso getan, denn die immer wiederkehrende Wortwahl bestärkte den mesmerisierenden Effekt. Während er redete trat er einen Schritt auf das vergitterte Fenster zu und hielt seine Hände gegen das Mondlicht, als würde er sie an einem Lagerfeuer wärmen. "Nichts in der Welt kann euch hier erreichen, das ist euer eigener Ort. Hier gibt es kein Leid, keine Kälte, keine Schmerzen. Alles ist ganz ruhig", redete er weiter, während er immer konzentrieter auf den Mond starrte. Er hatte noch nie gesprochen und war gleichzeitig in Kontakt mit den Himmelskörpern getreten, es forderte ihm mehr ab, als er gedacht hätte, "ganz ruhig. Euer Körper ist entspannt und frei. Frei und ruhig." Langsam begann sich über seinen Händen ein leichter, weißer Nebel zu bilden, für die anderen im schlechten Licht praktisch nicht erkennbar verdichtete sich dieser langsam. Amenhotep wandte eine seiner Kampftechniken auf seine eigene Hände an. Es war ohne seine Gleve zwar sehr mühsam den Lunar Talon zu kanalisieren und vermutlich auch sehr ineffektiv, doch er hoffte es würde für die rostigen, alten Fesseln reichen. Immerhin erforderte es durch die kleinere Fläche weniger Konzentration als er es bei seinem Kampfstab gewöhnt war. "Ihr hört etwas rascheln neben euch. Ist das ein Tier?", er wusste praktisch nichts von Elfen außer das, was man ihm auf seiner Reise erzählt hatte, gab es in Kemet nahezu nur Menschen. Aber es schien allgemein bekannt, dass sie in den meisten Fällen naturverbunden waren, er hoffte inständig er würde Feyndri'Hal damit erreichen, "Es ist friedlich. Wie ihr, denn ihr seid ruhig und friedlich. Wie das Tier", fuhr er fort während er langsam seine Hände senkte. Er bedankte sich beim Mond, dass er ihm seine Energie geliehen hatte, denn auch wenn er sie sich bis zu einem gewissen Grad mit Gewalt nehmen konnte, hatte er gelernt, dass selbst Himmelskörper einen freundlichen Umgang bevorzugten. Bedacht legte er seine Hände auf die Fesseln des Elfen und begann die gespeicherte Kälteenergie an das ohnehin schon spröde Eisen abzugeben. Er hatte Glück, dass es kein Stahl war, oder seine Bemühungen wären vergebens gewesen. "Dieser Ort an dem ihr gerade seit, ihr könnt immer an ihn zurückkehren. Niemand kann euch nehmen, was in eurem Geist ist", er war fertig, das Eisen sah an beiden Handgelenken zu großen Teilen vereist aus. Er hatte nicht auf die restlichen Mitglieder der Gruppe geachtet, doch hoffte er keine Aufmerksamkeit auf seine Fertigkeit gezogen zu haben, er wollte sich nicht dafür rechtfertigen müssen. Außerdem genoss er, dass ihn alle für einen normalen Soldaten hielten, dieses Bild würde er solange er noch konnte aufrecht erhalten. "Öffnet die Augen und gebt mir eure Hände", der Kemeter stand gar nicht nahe genug an Feyndri'Hal um die Geste zu erwidern, er hoffte nur, dass der Elf schlichtweg vergessen hatte angekettet zu sein, und wollte so eine ruckartige Bewegung provozieren. Diese würde nun reichen um die Fesseln zu sprengen.
 
Amenhoteps Gesicht nahm der Elf nicht wirklich wahr. Er hörte die Ketten rasseln die auf ihn zukamen und eine Stimme. Sie waren zuerst verwabert die gesprochenen Worte, doch wurden allmählich zu einem Konzentrationspunkt für den Himmelselfen, sodass er sich tätsächlich darauf einlassen konnte. Sie sagten es sei warm und Sommer und tatsächlich fand sich Feyndri'Hal im warmen Hal o Dur wieder, auf einem sonnengewärmten Felsvorsprung. Er hatte wie gewünscht, die Augen geschlossen und tatsächlich zwitscherten Vögel um ihn herum.

"Ihr hört etwas rascheln neben euch. Ist das ein Tier?", Amenhotep wusste praktisch nichts von Elfen außer das, was man ihm auf seiner Reise erzählt hatte. Das sie in den meisten Fällen naturverbunden waren, traf natürlich auf den Himmelselfen zu und der Kemeter erreichte ihn tatsächlich damit. Es waren zwar die hiesigen Mäuse die der Elf hier wahrnahm, doch das störte nicht weiter. Ihm war nicht mehr ganz so kalt und er konnte sich besser konzentrieren. Er ließ die ganze Verhaftung noch einmal Revue passieren: Sie waren auf See, wurden abgefangen, in den Hafen geleitet. Es roch nach Tod und Gewürzen? Nein, etwas anderes. Es waren viele unterschiedliche Laute zu hören. Jammern, Klagen, Weinen und Quieken drangen an sein Ohr. Er hatte sich heftig gegen die Entwaffnung gewehrt, bis man ihn überwältigte und in Ketten hierherschleifte, mit Amenhotep, ... Jarha und ... da war noch wer...

Haj'ett und Tan'or hatte er aus den Augen verloren, ebenso wie das Geistwesen mit seinem Begleiter, doch ja, da war noch Akuma, seine Bekanntschaft. Er war auch hier. Auch sagte er etwas, jetzt erinnert er sich wieder. "Es ist friedlich. Wie ihr, denn ihr seid ruhig und friedlich. Wie das Tier.", fuhr die wirklich beruhigende Stimme fort. Was? Ich bin doch keine Maus... Doch dann geschah etwas Irritierendes. Das Rascheln hörte auf und es knisterte stattdessen in einem Ton, den die Ohren des Elfen sofort als Warnung erreichten. Es war als würde da gerade etwas einfrieren...
Was geht da vor? "Dieser Ort an dem ihr gerade seit, ihr könnt immer an ihn zurückkehren. Niemand kann euch nehmen, was in eurem Geist ist. Öffnet die Augen und gebt mir eure Hände." Und der Elf öffnete die Augen, doch das erste was er sah, war Eis um seine Gelenke:

„NEIN!!!“

Er erschrak so sehr, das er beide Hände auseinanderriss und das mit so einer Wucht, das Amenhoteps Werk tatsächlich Wirkung zeigte. Ein stechender Schmerz erreichte ihn: "AU!" doch im gleichen Moment zerbrachen die Schellen schon wie gesplittertes Glas und klirrten vereist zu Boden. Feyndri'Hal zumindest gedanklich warm und am sortieren, plumpste leicht seitwärts auf seinem Hinterteil an der Wand entlang. Es muss ein lustiger Anblick gewesen sein, denn sein Gesichtsausdruck sah wohl dabei aus als würde er gerade von einem Knall aufgeweckt. Doch schnell kehrte seine komplette Wahrnehmung zurück und er nahm den Kemeter vor ihm klar und deutlich wahr: „Amenhotep.“ Das konturenreiche Gesicht mit den im spärlichen Licht noch dunkleren, braunen Augen, einem noch kaum zu erkennenden mittelmäßig getrimmten Bart und kantige Züge. Dann wanderte sein Blick zu Jarha: „ Jarha“ Er hatte tatsächlich die Robe an Amenhotep weitergegeben, aber er war doch gefesselt!? War es ein Traum? Und dann sah er Akuma. Ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Akuma sprach gerade von Fluchwebern und Aussetzigen. „Akuma hat Recht...“ sprudelte es aus ihm heraus. „An diesem Ort gibt es viel Tod und Leid. Wir müssen hier raus!“ er sah auf seine Handgelenke. Sie bluteten. Dann auf den zersprengten Rest der Geißeln, die ihn gehalten hatten, dann zu Amenhotep. Er flüsterte verdutzt ernst: „Ich will nicht wissen wie, doch ihr habt mich befreit. Ich schulde Euch mehr als meinen Dank.“ und setzte die anderen leise ohne Umschweife über seine Erkenntnis ins Bild: „Als wir hier eintrafen, hörte ich viel und mir stieg ein Geruch in die Nase, den ich nicht vergessen kann: Verbranntes Fleisch, doch süßer als alles was ich bislang diesbezüglich roch. Und laute Schreie von Kindern, Babys, Krähen, das Knistern von Holz. Das Kleinvieh wie Ratten quiekte erbärmlich und mir fiel auf, das sie sich am Hafenwasser nur so tummelten. Und auch hier ist es nicht leise. Das Wehklagen und Jammern neben festen Schritten hallt wie ein Sturm als Echo durch diese Hallen. Was auch immer da draußen ist... es hat diese Stadt im Griff. Akuma sagte etwas von Fluchwebern und Aussätzigen. Fluchweber kenne ich nicht, doch Aussätzige. Furchtbar kranke Menschen die faulen. Kaum nicht entzündete schwarzverfärbte Haut am Leib, geschwollene bis herausquillende Augen und Eiterblasen am Mund die platzen, sobald sie die Lippen zum Sprechen bewegen. Wenn diese Stadt wirklich von ihnen heimgesucht wurde und wir hier nicht herauskommen, haben wir ein großes Problem. Was können wir tun?“ er zitterte zwar immer noch vor Kälte, doch vorerst hielten noch die Erinnerungen an die warmen Steine an und die Aufregung überdeckte den Rest ziemlich gut.
Danke, Amenhotep, danke.
 
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Die Gestalt regte sich in den Tiefen des Rumpfes. Durch die Geschehnisse an Deck, denen sie aufmerksam gelauscht hatte, gewarnt, hatte sie beschlossen, noch einige Zeit auszuharren. Jetzt war es ruhig geworden. Sie wob einen kleinen Zauber, der sie vor etwaigen Blicken schützen würde und kramte in ihren Habseligkeiten. Nach kurzer Zeit förderte sie ein handliches Kästchen hervor. Ungeübte Augen würden an eine Spieluhr denken, jedoch besaß es einige Schieberegler und Knöpfe an der Außenhülle, sowie ein kunstvolles Relief, das einen Dachshund zeigte. Diese Spieluhr, von ihrem Hersteller liebevoll "der Schnüffler" genannt, war eine magische Eigenkreation der Gestalt. Im Licht der Laterne machte sie sich an den Reglern zu schaffen. Einer der Schieberegler hatte eine Skala, an der kleine Worte zu sehen waren. Dort stand zum Beispiel "Feuer", "Frost", "Kinetik" und noch etliche weitere Stichworte. Die Gestalt stellte den Regler auf den letzten Punkt: "Geist". Nun stellte sie einen Drehknopf um. Die analoge Anzeige darüber stand jetzt nichtmehr auf "Plus", sondern auf "Minus". Probehalber drehte die Gestalt einige Male an der Kurbel. Es waren einige melodische Töne zu hören. Die Gestalt war überrascht. Sie hatte damit gerechnet, dass sie ein wesentlich schwächeres Signal erhhalten würde. Konnte die Möglichkeit bestehen, dass das Objekt ihrer Begierde noch immer auf dem Schiff war?
Durch ihren Zauber getarnt und von der leisen, immer klarer werdenenden Melodie ihrer zauberhaften Schöpfung begleitet, schlich sie durch das Schiffsinnere. Wusste sie einmal nicht, welche Richtung sie einschlagen sollte, lauschte sie einige Momente aufmerksam den Klängen des Schnüfflers und hielt ihn erst in die eine, dann in die andere Richtung. Dort, wo die Melodie konkreter Klang, lag der richtige Weg. Schließlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Neben einer Koje, auf einem Hocker lag eine lederne Reisetasche. Die Melodie des Schnüfflers hatte ihren harmonischen Höhepunkt erreicht. Die Gestalt packte das Gerät ein und besah sich die Tasche. Es befanden sich Hölzer, einige Metallbarren und jede Menge Kleinkram, wie Reisende ihn mit sich führen darin. Doch ganz unten, sorgfältig in ein Tuch eingeschlagen, befand sich der Geisterhammer.
Triumphierend schulterte die Gestalt die Reisetasche und macht sich auf den Weg.
Der Wachhabende Soldat hörte nur ein leises knarzen, als die Gestalt sich ungesehen von Deck stahl.

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Keine Chance. Das Schiff wurde noch immer gut bewacht und einen weiteren Glücksgriff der Heimlichkeit wie sein ungesehenes Verschwinden von Deck traute sich der Echsenmann nicht zu. Sein Repertoire beinhaltete zwar einen kleinen Tarnzauber, doch würde er ihn nicht lange genug wirken können, um seine Tasche zu retten. Entmutigt beschloss er, dieses Problem auf später zu verschieben. In seinem Schrecken über die verlorene Tasche hatte er seine Gefährten aus den Augen verloren. Da er noch grob die Richtung kannte, in die man sie gebracht hatte, beschloss er ihr aufs geratewohl zu folgen. Jemanden zu fragen, wo man sie hingebracht haben könnte wagte er nicht. Man würde ihn am Ende noch für verdächtig halten. Zudem wusste er nicht, ob herausgekommen war, dass die festgenommene Gruppe nicht vollzählig war. Vielleicht hatten die Matrosen geredet. Durch diesen Gedanken erst recht zur Vorsicht gemahnt drückte er sich in verschatteten Seitenstraßen an den Hauswänden entlang, wo es dank der sinkenden Sonne immer finsterer wurde. Doch nach einer ganzen Weile musste er zerknirscht feststellen, dass er sich in den verwinkelten Gassen hoffnungslos verlaufen hatte. Zudem quälte ihn der Hunger.
Er erreichte eine schäbige Bäckerei mit einem Schild vorm Eingang, dessen Aufschrift "Alfons' Backwaren" bewarb. Sein Geld reichte noch für einen Laib Brot. Der Bäcker im Inneren, der sich als besagter Alfons vorstellte, war sehr freundlich. Haj'ett rang sich dazu durch, ihn nach dem Weg zu fragen.
"Könnt ihr mir sagen, wo ich mich befinde?", fragte er, als er das magere Wechselgeld einstrich. Der Bäcker starrte ihn einen Augenblick verwirrt an, dann sagte er in seiner besten Marktschreierstimme: "Na, du bist hier bei 'Alfons Backwaren' die Heimat der besten Brötchen Port Ravens, einem Paradies für Feinschmecker!" Der Echsenmann glotzte ihn an, fassungslos. Vielleicht hätte er seine Frage präziser formulieren sollen, doch war ihm nicht ganz klar, ob Alfans scherzte oder einfach bloß dumm war. "Oh, vielen Dank. Auf wiedersehen."
"Beehren Sie und wieder!"
Ganz sicher nicht.
Von dieser kleinen albernen Episode noch immer etwas bedrückt, setzte sich Haj'ett auf ein Fass am Gassenrand und sah die Straßen immer leerer werden. Nach einer Weile war es stockfinster und das Brot aufgegessen. Gerade machte er sich ernsthaft Sorgen, wo er die Nacht verbringen sollte, da zerrissen laute Stimmen die Stille.
"Wenn ichs doch sage, ich kann nichts für euren Sohn tun! Der Ausschlag ist bereits schwarz verfärbt. Er ist todgeweiht!" Die Stimme klang blechern, wie durch einen Helm gesprochen.
"Unsinn, Mann! Ihr wisst genau was zu tun ist. Nur weil ich nicht bezahlen kann, wollt Ihr sein Leben nicht retten!"
"Was redet Ihr da nur? Das Problem der Seuche betrifft uns alle! Wenn ich es könnte, dann würde ich ihm helfen! Aber es ist hoffnungslos. Wenn er von uns gegangen ist, muss er verbrannt werden, damit er keine Gefahr für..."
"DEN TEUFEL WERDE ICH TUN MEIN EIGENES KIND IN BRAND ZU SETZEN!"
Ein Aufschrei, dann ein dumpfer Aufschlag. Dann ein kaum unterdrücktes Fluchen.
Haj'ett spähte um eine Ecke, in die Gasse, aus der der Streit gekommen war. Auf einem Treppenabsatz stand, von der offenen Haustür hinter ihm angeleuchtet, ein bärtiger Mann mittleren Alters. Zu seinen Füßen, etliche Stufen unter ihm lag ein weiterer Mann, zusammengekrümmt und mit seltsam verdrehten Gliedmaßen. Der Vater des todkranken Sohnes hatte ihn in seinem Zorn die Treppe hinabgestoßen. Jetzt stand er in seiner Haustür und überlegte. Der Echsenmann sah ihn zögern und dann die Treppe hinabsteigen. Dort kniete er nieder und zerrte den Leichnahm in die Gosse, wo ihn sicher bald die Ratten verspeisen würden. Nach einem letzten Blick, ob diese Aktion auch ohne Zeugen geblieben war, kehrte er in sein Heim zurück und Schloss die Tür.

Der einzige Zeuge - Haj'ett - hatte ganz anderes im Sinn, als den versehentlichen Mörder zu verpfeifen, denn er sah seine Chance. Langsam ging er auf den Toten zu. Der Streit hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es sich bei dem Mann um einen Pestarzt handelte. Seine Stimme hatte blechern geklungen, weil er eine schnabelartige Metallmaske vorm Gesicht trug, die die Luft filtern sollte. Der Echsenmann kam sich schäbig vor. Doch dann begann er, den gestürzten Arzt zu entkleiden. Mantel, Hut, Stiefel und Maske nahm er dem Unglückseligen ab und schlüpfte hinein. Der Mantel war zu groß, doch Haj'ett schnitt den Saum mit dem Messer ab, dass er bei dem Schmied in dem kleinen Dorf erstanden hatte, in dem sie gegen den Golem gekämpft hatten. Jetzt schleifte er den Mantel einige Male durch den Straßendreck, bis der Saum so schmuddelig war, dass man nichtmehr bemerkte, wie ausgefranst der Schnitt war. Die Ärmel stülpte er um.
Nun bandagierte er sich Hände und Kopf, wie es der Tote getan hatte. Dafür benutzte er den abgeschnittenen Mantelsaum. Die Maske kam als letztes: Sie passt ausgezeichnet über Haj'etts lange Schnauze und saß somit womöglich besser, als sie es bei dem Arzt getan hatte.
In einer Pfütze betrachtete er sein Werk. Die Täuschung war gut.
Als Pestarzt würde er sicher ein wenig mehr Bewegungsfreiheit haben.
 
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Die Zeit war gekommen. Aber die Personen waren nicht dort, wo sie sein sollten.. mussten. Oder? Das Orakel war sich nicht ganz sicher. Die Gedanken waren unklar, zerfasert und vielschichtig-kaleidoskopisch tanzend, wie ein Windspiel aus einem tausendfach zerschlagenen Spiegel ..
"Nein. Sie sind zu spät." Und das bedeutete, dass Handeln erforderlich war. Handeln .. das Wesen erschauderte. Es war eine Sache, den endlosen Lichtreflexen auf dem Ozean der Zeit zu folgen, und sie war schwierig genug, wenn man mit jedem einzelnen Funken fühlte, als wäre es der eigene Körper. Aber auch noch selbst zu handeln - das Muster zu verändern, mit jeder Entscheidung zahllose Funken auszulöschen und neue aufzuschlagen .. es war verstörend und berauschend zugleich. Allein das Gefühl konnte süchtig machen.. oh ja, das Orakel sah sich selbst, rettungslos dem Rausch der Funken verfallen - tragische Schicksale spinnend und dann wieder abwendend - oder auch nicht! - nur, weil es sich in den frenetischen Tanz der Lichter verliebt hatte. Aber .. es war ein Risiko, das genommen werden musste. Es wusste nicht mehr viel aus der Zeit, bevor seine Bestimmung es gefunden hatte, aber es war noch genug von seinem alten Selbst um zu wissen, dass dieser Pfad der falsche war.. die Abzweigung in eine dunklere Welt führte.

Mit einem wehmütigen Laut öffnete es die drei Türen der Kammer, die der Magierzirkel ihm geschaffen hatte - die innere aus Blei, die mittlere aus Stahl, und die äußere aus kalt geformtem Eisen - und flog hinaus. Die Bilder ließen nach, der Ozean verschwamm außerhalb der Fokuskammer - aber sein Ziel blieb doch klar vor Augen. Eine Echse mit der Maske eines Raben .. das laute Krähen, dass der große, graue Ara ausstieß, als er durch die Korridore einer größtenteils verlassenen Magiergilde flatterte, hätte ein Lachen sein können. Wie schicksalhaft.


"Bitte, es stört mich nicht." Beschwichtigte Jarha, und schien sich ob des Lobes tatsächlich ein wenig zu schämen, als Amenhotep ihm für die geborgte Robe dankte. Fast war er dankbar, dass der Krieger gleich darauf mit Feyndrihal zu tun bekam, obwohl er dem Elfen seinen Zustand natürlich nicht wünschte - er war schon so weit zu erwägen, ob eine Vision der fernen Welt nicht tröstlicher wäre als mit Körper und Geist ihm Diesseits gefangen zu sein. Doch Amenhotep bewies, dass solche Schritte nicht nötig waren - er schaffte es, den Elfen zu beruhigen, und Jarha lächelte ihm - die Arme immer noch über dem Kopf angekettet - freundlich zu, als er wieder unter den Reisenden verweilte.

"Aussätzige .. bedauerlich."
Murmelte der junge Magier etwas später, und legte den Kopf schief. "Es wäre wohl möglich für mich, diesen Ort zu verlassen.. auch für euch, wenn ihr wollt." Bot er an, und musterte die Tür - die Fenster waren zu hoch oben und zu klein, um von dort nach außen sehen zu können, aber durch das Gitter in der Tür konnte er den Korridor sehen. "Ich könnte uns allerdings nicht weiter hinausbringen als .. ganz genau vor die Tür. Ich .. hege Zweifel, ob das Weise ist." Andererseits konnten sie nicht endlos lange hier bleiben. "Hat jemand den Schuppenträger gesehen ..? Dass der Polarstern fehlt, ist offenkundig .."
 
Ihm war bereits schwindelig von dem würzigen, harzgeschwängerten Geruch der Maske, als er endlich zur Gischtadler zurückgefunden hatte. Die Sonne war nun endgültig geschwunden, der Mond schielte hin und wieder als blasser Halbkreis hinter den eilenden Wolken und Rauchschwaden hervor. Niemand hatte es gewagt, ihn aufzuhalten, als Arzt kam ihm eine ganz andere Aufmerksamkeit entgegen. Wenn sie nicht gerade empfohlen, seinen Nachwuchs in Brand zu setzen, erfreuten sich die Ärzte Port Ravens größter Beliebtheit. Gerne hatte man ihm den Weg zum Hafen gewiesen, und wenn jemand fragte, warum er sich verlaufen hatte, behauptete er einfach, er wäre von Außerhalb als Verstärkung hinzugezogen worden.
Dennoch hatte er nicht nur Spaß mit seiner Verkleidung. Die runden Augenlöcher der Maske schränkten die Sicht ein und vom Geruch des Harzes wurde ihm ganz kribbelig im Kopf.
Haj'ett stand nun einen Steinwurf von der Anlegestelle entfernt und bereitete sich geistig auf die erste wirkliche Belastungsprobe seiner Verkleidung vor. Die Wachen, die noch immer das festgesetzte Schiff im Auge behielten würden, so fürchtete er, nicht so leicht zu täuschen sein. Immerhin war es ihr Beruf, fragen zu stellen. Der Echsenmann bemühte sich um ein selbstbewusstes Auftreten, als er aus dem Schatten trat.
"He, wer da?"
Der Aufmerksamere der beiden Wachhabenden hatte ihn bemerkt und rempelte seinen Partner an, der auf seine Lanze gestützt kurz vorm wegdösen war. Haj'ett beschloss, in die Offensive zu gehen.
"Arzt, meine Herren, in friedlicher Absicht. Ich komme, um das Schiff zu untersuchen."
Er betete, dass er der erste mit dieser Absicht war. Scheinbar, denn die Wachen entspannten sich sichtbar.
"Aber wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich mich ungesehen an Bord stehlen können. Während seiner Schicht ein Schläfchen zu halten ist nicht das, was man von jemandem erwarten würde, der sich des Ernstes der Lage bewusst ist. Oder wollen sie mir sagen, dass sie von der Pest nichts wissen?"
Das klang eine Spur zu herablassend, doch die Männer bemerkten es nicht. Sofort stellten sie sich gerade und gaben ihr bestes, wachsam auszusehen. Einer von ihnen murmelte, dass sie sehr wohl wüssten, dass die Pest keine spaßige Angelegenheit war.
"Schlimmstenfalls wäre vielleicht ein Pestkranker vom Schiff gekommen und hätte sie möglicherweise..."
Er beugte sich theatralisch vor und stupste den verschlafeneren Soldaten an.
"...angefasst!"
Das reichte den beiden. Sie beteuerten, ihren Wachdienst mit größter Mühe und Aufmerksamkeit zu erledigen.

Erleichtert trat der Echsenmann an Deck. Er wusste genau, wo seine Tasche gelegen hatte. Doch sie war fort. Von wachsender Panik geplagt durchsuchte er jeden Winkel des Schiffes, doch von seiner Habe war keine Spur zu sehen.
Niedergeschmettert stieg er die Planke hinab, zurück auf die Anlegestelle. Die beiden Wachen hatten ihn bereits kommengesehen. Sie schienen ihre Versprechungen wirklich ernst zu meinen, vermutlich weil sie wirklich fürchteten, angesteckt zu werden.
"Ist von diesem Schiff etwas entfernt worden?"
"Nein, nicht dass ich wüsste." Der Soldat kratzte sich am Kopf. "Fehlt was?"
"Allerdings."

Kurze Zeit später machte Haj'ett sich auf den Weg zum Gefängnis. Die Wachen hatten ihm mitgeteilt, dass sich dort die festgenommenen Passagiere der Gischtadler aufhielten. Wenn er seine Freunde erst einmal irgendwie befreit hatte, konnte er sich immernoch auf die Suche nach seinen Habseligkeiten machen.
Ein Krächzen.
Haj'ett sah sich um. Vom Dach eines nahen Hauses schaute ein prachtvoller Vogel mit kurzem, krummen Schnabel aus klugen Augen zu ihm herunter. Der Echsenmann nickte ihm zu, und linkisch ahmte der Vogel die Bewegung nach. Ein lustiges Tier. Dann flatterte es von dannen.

Die Gestalt frohlockte. Sie hatte den Geisterhammer endlich in ihren Besitz gebracht! Doch spürte sie, wie Gier in ihren Gedanken funkelte. Sie wusste genau, dass das gebündelte Geisterwesen auf dem Dach des Turms in Rakka etwas hinterlassen hatte, dass sich jetzt im Besitz der Echse befand. Ein magisches Geschenk musste das sein, immerhin war der törichte, schuppige Narr unfreiwillig zum Erlöser des Wesens geworden. Leider hatte es sich nicht in der Tasche befunden, die Gestalt sie an einem sicheren Ort durchwühlt hatte. Dies soll meine kleine Belohnung für all die Mühe sein!
Wieder einmal Zeit, den Schnüffler zu benutzen. Der Regler, der vorher auf Minus gestanden hatte, wurde kurzerhand zurück auf Plus gedreht. Die Gestalt ging fest davon aus, dass der Echsenmann schlafend in einer Gefängniszelle schmachtete. Kein leichtes Ziel. Aber auch nicht unmöglich. Aufmerksam lauschte die Gestalt dem Liedchen, das aus dem Schnüffler drang, sodass sie nicht merkte, dass ein Schatten auf sie fiel.
Begleitet von lautem Gekreisch und einem bunten Wirbel wurde ihr der Schnüffler aus der Hand geschlagen. Die Gestalt spürte scharfe Krallen auf der Haut, die ihr Gesicht zerkratzten. Von dem plötzlichen Überfall vollkommen überrumpelt fiel sie wild um sich schlagend hintenüber, bis sie mit dem Handgelenk etwas weiches erwischte. Schlagartig endete der Angriff und sie wagte es sich umzusehen. Ein Vogel schwang sich klagend die Gasse empor, Federn tanzten vor dem launischen Himmel.
Dann spürte sie eine Klinge im Nacken.
"Du hast da etwas, was mir gehört."

Haj'ett konnte sein Glück kaum fassen. Nun, zunächst hatte es nicht nach Glück ausgesehen, denn der lustige Vogel war nach kurzer Zeit erneut aufgetaucht. Einen Moment lang hatte er sich auf ein Ladenschild gehockt und - so schien es Haj'ett - hatte ihm zugezwinkert. Dann hatte der Vogel ihm den Hut vom Kopf gerissen und war fortgeflogen. Fluchend war Haj'ett durch die fast menschenleeren Straßen gerannt, dem dreisten Dieb immer eine Straßenecke hinterher. Dann war die Hatz zuende gewesen. Und eine vermummte Gestalt mit seiner Tasche auf der Schulter, war Opfer des Vogels geworden.
Jetzt bedrohte er besagte Gestalt mit dem Kurzschwert und begriff, dass der Vogel ihm geholfen hatte. Der gestohlene Hut lag zwei Schritte weiter auf der Straße, doch ihn kümmerte zunächst in erster Linie die gestohlene Tasche.
"Die Tasche. Gib sie her! Warum hast du sie gestohlen?"
Er verstärkte den Druck der Klinge ein kleines Bisschen. Die Gestalt gehorchte vorsichtig, nahm den Riemen von der Schulter und griff die Tasche mit beiden Händen. Dann ging alles sehr schnell. Sie warf die Tasche mit Wucht über ihren Kopf nach hinten und stürmte davon.
Der Echsenmann bekam das überraschend geworfene Geschoss ungebremst vor den Kopf, die Maske knallte ihm schmerzhaft gegen die Stirn. Taumelnd packte er die verlorengeglaubte Tasche und sah sich hektisch um, das Schwert erhoben. Doch die Straße war leer. Selbst der Vogel schien verwirrt. Nachdem Haj'ett noch einige Zeit misstrauisch abgewartet hatte, kam er zu dem Schluss, dass der Dieb geflohen sein musste. Er öffnete die Tasche und fand seine Besitztümer unversehrt vor. Doch der Hammer fehlte noch immer.
Seufzend hängte er sich die Tasche um und zündete sich eine Pfeife an. Dann sammelte er seinen Hut auf. Dabei wäre er fast über einen kleinen Metallwürfel gestolpert. Eine Spieluhr! Die Gestalt hatte sie fallen lassen, als der Vogel über sie hergefallen war. Im Lichte seiner Pfeife betrachtete er das schöne Stück. Ein Paar Knöpfe und Rädchen und eine hübsche Gravur, die einen Dackel zeigte waren zu sehen. Als er die Kurbel drehte, erklang eine eigenartige Melodie. Doch was sollten die Knöpfe? Er studierte die Beschriftungen und bald hatte er eine Vermutung. Mit diesem Gerät konnte man Magie verschiedenster Art aufspüren! Er machte einen kleinen Test mit der Holzente, die, wie er glaubte, von magischer Natur war. Überraschenderweise waren die Regler bereits auf ein solches Ziel kalibriert. Es klappte. Je größer der Abstand zur Ente, desto undeutlicher und falscher Klang das Lied der Spieluhr. Damit würde er vielleicht den Hammer finden können! Doch zunächst würde er seine Freunde befreien. Vor allem Tan'or. So ein Kraftberg war genau das, was er gebrauchen konnte. Zumal sein Gegner vermutlich Magier war.

Eine Weile Später hatte Haj'ett des Gefängnis erreicht. Es befand sich außerhalb der Stadtmauer, direkt an der Küste. Er erkundigte sich bei einem Wachsoldaten, ob es an diesem Tag neue Gefangene gegeben hatte. Der Mann nickte und erwähnte ein Schiff im Hafen. Treffer! Doch von einem "großen gerüsteten Mann" wusste er nichts. Kein Tan'or. Wo war er?
Der Echsenmann überlegte. Man hatte ihn sicher in keiner normalen Zelle untergebracht. Und vielleicht auf geheimen Wege, um die Bürger nicht zu erschrecken. Ihm kam eine Idee. Er holte die Spieluhr hervor und begutachtete die Beschriftungen erneut. Den größten Regler, der Geist anzeigte, konnte man auch auf Allgemein stellen. Das würde bedeuten, dass sämtliche Magie in der Nähe in Betracht gezogen würde. Wenn er jetzt Plus auf Minus stellen würde...

Die Erfinder von Tan'ors Käfig waren nicht auf den Kopf gefallen. Er hing an einem schwenkbaren Kran über einem runden Schacht. Von Tief unten aus der Schwärze erklangen glucksende, schwappende Geräusche. Es handelte sich dabei um das Wasser einer finsteren Meereshöhle, die von den Fluten des offenen Ozeans gespeist wurde. Von besonderer Rafinesse war der Haken, an dem er Käfig hing. Mit einer Feder wurde der Käfig festgehalten, aber wenn der Käfig zusehr in Bewegung geriet, würde die Feder nichtmehr standhalten können. Dies hätte den Sturz und raschen Untergang im Wasser des Insassen zur Folge. Die Zelle war für besonders große und starke Gefangene konzipiert worden und eignete sich hervorragend, den Kai'shak festzuhalten. Tan'or hätte die Mauern einer herkömmlichen Zelle vermutlich einzureißen vermocht, doch bei so einem Käfig war Fingerspitzengefühl gefragt.
Vom mysteriösen Klang der Spieluhr geleitet hatte Haj'ett den Haupteingang des Gefängnisses links liegen gelassen und war der Mauer des Gefängnisses bis zur Klippe gefolgt. Von dort aus hatte er klettern müssen, bis er im zerklüfteten Fels ein Loch gefunden hatte. Erschöpft von der Kletterpartie saß er nun am Rande des Spalts und legte eine kurze Verschnaufspause ein. Der Tunnel war eng und dunkel, also verstaute er die Spieluhr in seiner Tasche und quetschte sich zwischen den rauen Felswänden hindurch. Blind kroch er voran, es gab glücklicherweise keine Abzweigungen. Bald wurde die Wand glatter und unverkennbar gemeißtelt. Gleich darauf konnte er Licht erkennen. Vorsichtig steckte er den Kopf durch die Öffnung, wo sich ein großer Raum auftat. Offenbar war er durch einen Lüftungsschlitz gekrochen, denn er befand sich in einigen Metern Höhe und als Fenster kam der Tunnel nicht in Frage.
In der Mitte des Raumes, über einem finsteren Loch im Boden aus dem es unheilvoll gluckerte, befand sich der Kai'shak.
Sachte kletterte Haj'ett aus dem Schacht und umrundete den Käfig, bis er vor Tan'or stand. Dann nahm er die Maske ab.
"Freut mich, dich zu sehen, Großer."
 
Ta'nor hatte Anstalten gemacht mit den Wachen zu gehen. Ein Kampf hätte weder geholfen, noch wäre sinnvoll gewesen, außer man ergötzte sich gerne an Blut und Eingeweiden. Nun stand er hier seit vielen Stunden und hatte keinen Weg gefunden diesen teuflischen Mechanismus zu überwinden. Es kam selten vor, dass er bei etwas Hilfe brauchte, denn meistens half sein Erscheinung, oder seine Fähigkeiten die Dinge zu seinen Gunsten zu entscheiden. Doch manchmal half alles nichts. Normalerweise hätte sich der Kai'shak einen Weg überlegt, wo man Hilfe herbekommen könnte und würde diese dann aufsuchen. Doch sowohl der Käfig, als auch das glucksende, schwarze Loch waren anderer Meinung. Es kam dem Berserker fast so vor, als würde ihn diese Grube stetig auslachen. Vielleicht spielten ihm aber auch nur die lange Wartezeit und der feucht schummrige Raum einen Streich. Er hatte wenige Leute seit her gesehen und wenn, waren es ausnahmslos Soldaten gewesen, die immer mal nach ihm sahen. Zumindest half es, die grausame Eintönigkeit seiner Situation in Kurzweil zu verwandeln, wenn auch nur für wenige Augenblicke. Die Soldaten kamen nicht um zu gaffen, oder den Gefangenen zu beleidigen und ihre überlegene Position als Wärter auszunutzen. Sie marschierten nur in den Raum, sahen sich um und verschwanden wieder. Genau genommen konnte Tor nicht mal sagen, ob es immer die gleiche Wache war, oder verschiedene, denn die Rüstung schütze nicht nur den Körper der Goddarianer, sondern auch deren Kopf, samt Gesicht. Umso überraschter war es, als er einen kleinen Arzt erblickte. Noch komischer fand der Hüne, dass sich dieser Arzt nicht durch die Tür begab, wie die Wachleute, sondern einen kleinen Lüftungsschacht entlang kam. Eindeutig war hier etwas faul. Die Kleidung passte ihm auch nicht richtig, sie war wohl eine Nummer zu groß. Zudem bewegte sich dieser Arzt sehr vertraut. Der Kai'shak schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Ihm kamen nur zwei Gedanken durch Auftreten und Wahl des Weges zu seinem Kerker: Attentäter, oder Helfer. Der Arzt nahm seine Schnabelmaske ab. Wer da zum Vorschein kam, entlockte den Helmschlitz ein monotones Grollen. Haj'ett konnte dies ruhig als Freudenschrei auffassen. Mehr Emotionen würde er nicht zu hören bekommen.

"Ich dachte nicht, dass mich jemand hier finden würde." Seine dunkle Stimme, hallte in in den großen Raum hinein. "Wie hast du mich gefunden?" Der Echsenmann zog die Spieluhr hervor und warf sie etwas in die Höhe, gefolgt von einem triumphierenden: "Hiermit!" Tor konnte aus der Distanz und dem wenigen Licht nicht viel erkennen. Es war irgendeine Apparatur. Interessant. Was mag dies für ein wunderliches Ding sein? Sein Freund steckte die Box mit Dackelverzierung wieder weg. "Jetzt lass mich sehen, wie ich dich aus diesem Ding befreien kann." Haj'ett rieb sich über die Schnauzenunterseite und watschelte einige Schritte erneut um den Käfig. "Die Feder ist der Knackpunkt", gab Ta'nor zu bedenken. "Bei zu viel Last gibt sie nach und reißt den Käfig aus seiner Verankerung am Kran. Ein langer Fall und ein Tod durch Ertrinken wären die Folge für mich." Haj'ett nickte, während er den Käfig weiter beäugte. "Mhmh, so so..", murmelte er. "Wie haben sie dich überhaupt über das Loch schwenken können? Dazu mussten sie doch den Käfig bewegen müssen." Ein langsamen Nicken aus der Gitterbox kam zuerst als Antwort zurück. "Sie haben den Käfig zu zweit mit langen Stangen stabilisiert und einer hat den Hebel an der Steuerkonsole gezogen." Selbige erreicht der Schamane in diesem Augenblick. Doch was er zusehen bekam, war alles andere als eindeutig. Viele Knöpfe die irgendwelche Anzeigen zierten auf denen seltsame Symbole, nebst Zahlen abgebildet waren, betrachtete Haj'ett eingängig. Davor gab es drei Hebel horizontal angeordnet. Soll ich einfach einen der Hebel bewegen und auf das Beste hoffen? Der Echsenmann schüttelte den Kopf. Die Gefahr einen ungewollten Effekt auszulösen war zu groß. "Du weißt nicht zufällig welchen Hebel sie gezogen haben... und ob sie nur an dem Hebel gezogen haben, oder noch irgendwelche Knöpfe davor drückten, oder?" Stille. Aus dem Käfig kam kein Laut. Haj'ett schaute zu ihm herüber. "Ta'nor?" Jetzt war ein Grollen zu hören. Offensichtlich schien der Hüne nachzudenken. "Nein, ich hab es nicht gesehen. Es war zu dunkel. So konnte ich nur das Geräusch des Hebel hören und danach wie die Zahnräder gearbeitet haben. Ich bin mir aber sicher, dass es nur ein Hebel war und kein Knopf." Haj'ett seufzte. So würde er ihn nie aus dem Käfig bekommen.

Schritte. Beide hörten, wie sie auftauchten und erst leise, nun aber immer deutlicher wurden. "Eine der Wachen. Sie patrouillieren hier schon die ganze Zeit über. Er ist schnell wieder fort, wenn er dich nicht sieht. Versteck dich!" Panik stieg in Haj'ett hoch. Wenn ihn jetzt einer der Soldaten entdeckte, würde er sofort Alarm schlagen. Damit wäre nicht nur seine Freiheit, sondern vermutlich auch sein Leben am Ende. Gerade wo er sich nach einem geeigneten Versteck umschaue, hallte es unverhofft erneut aus dem Helmschlitz. "Bist du bewaffnet?" Die Echse hielt inne. "Ja, mit meiner Klinge." Ta'nor brummte. "Töte die Wache! Am Hals und unter den Armen ist ihre Rüstung dünn. Dort musst du deine Klinge hineinstoßen!" Er hörte den Echsenmann schlucken. "Was? Ich soll... ihn töten? Mann gegen Mann?" Die Frage war berechtigt. So allein auf weiter Flur, war er einer Vollblutwache in Montur vielleicht nicht gewachsen. Die Schritte waren ganz deutlich. Jede Sekunde würde die Wache die Tür aufschwingen und den Eindringling entdecken. Ta'nor kam durch seine Erfahrung im Kampf eine Idee. "Das Loch aus dem du gekommen bist: Klettere wieder hinauf und verberge dich dort, mit der Klinge in der Hand. Zuvor lass deinen Maske am Fuße zurück. Los, geh schon!" Haj'ett tat wie ihm geheißen. Die Angst ließ ihn nicht klar denken. "Und warum das Spiel?"
"Die Wache wird die Maske untersuchen und sich dazu zu ihr begeben. Wenn sie sich hinunterbeugt, oder -schaut, ist der Nacken offen und verwundbar. Genau dann lass dich aus dem Loch auf sie fallen und ramme ihr deine Klinge in den Hals!" Ein kühner Plan und der Echsenmann wusste nicht so Recht, ob er das schaffen würde, aber hatte er eine Wahl? Er postierte den Köder und kletterte wie beflügelt zurück in den Schacht. Keine Sekunde zu früh, denn kaum hatte er seinen Echsenschwanz in das Loch bewegt, ging auch schon die Tür auf. "Hey da! Mit wem sprichst du Gefangener?" Ta'nor brummte. "Leugne es nicht, ich habe deine Stimme gehört!" - "Es ist verwunderlich, dass du mit mir sprichst! Bisher war ein stummes Umsehen alles, was ich von dir gesehen habe." Der Soldat schnaubte verächtlich und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Alles war so, wie es sein sollte. "Selbstgespräche helfen dir auch nicht", sagte er schließlich. "Das ist der Anfang vom Wahnsinn. Bisher sind alle hier drin wahnsinnig geworden!" - "Dafür bräuchte man Angst und Zweifel. Mein Volk verfügt über beides nicht." - "Große Worte. Wie werden ja, sehen wie lange du da oben hän.. Was ist DAS!?"

Haj'ett hatte sich bisher stumm verhalten, und gelauscht, aber jetzt umfasste er den Griff seiner Klinge doch reflexartig fester, als bisher. "Was ist das Gefangener? Ein Fluchtversuch?" Tor brummte nur und betrachtete die Wache, die zu dem Gegenstand hinübereilte. Sie konnte in dem schummrigen Licht, nicht genau sehen, was es war. "Das ist... ein Hut... eine Rabenmaske von einem Arzt!" Jeden Augenblick musste es passieren Der Berserker wartete nur darauf, dass der Echsenmann aus dem Loch fiel und sich auf die Wache stürzte.
Doch es passierte nichts. Was ist das los!? Haj'ett. Jetzt oder nie! Der Soldat hob die Maske ungehindert auf. "Ich verstehe nicht.. Was hat das zu bedeuten?" Er wollte nach oben schauen. Oh, nein. Er wird das Loch entdecken und es näher untersuchen wollen, wenn er nicht schon bei der Entdeckung Alarm schlägt. Ich muss etwas tun. Irgendwas... Tor merke wie der Zorn in ihm aufstieg. Er verfluchte seine Lage, so untätig herumzustehen, unfähig irgendwie eingreifen zu können. Er sollte es sein, der die Wache zermalmt und damit Haj'etts Leben schützt, nicht umgekehrt. "Ich kann dir sagen was das zu bedeuten hat!", brummte Ta'nor, sichtlich zornig. Es funktionierte. Die Wache drehte sich zu ihm um. Das Loch hatte sie nicht gesehen, so hoffte Tor zumindest. "Schau die Maske an. Schau sie genau an! Weißt du was du siehst?" Der Wachmann war verwirrt. Er schaut hinunter zur Rabenmaske in seinen Händen und präsentierte erneut Haj'ett über ihm seinen Nacken. Ta'nor machte eine schattenhafte Bewegung in dem Loch aus. Ja gut Haj'ett. Tu es! "DEIN TOD!" Der Echsenmann wusste nicht wie ihm geschah. Er hatte noch nie einen Mord begangen, sich verteidigt, sicher. Da hieß es 'er oder ich'. Doch das hier war etwas anders. Er würde jemanden angreifen und töten. Er ließ sich bei Ta'nors Ruf aus dem Loch fallen. Auch wenn es nur wenige Meter waren, kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Er landete auf dem Wachmann der vor Schreck den Hut fallen ließ. "TU ES!", rief Tor Haj'ett verstärkend entgegen. Der feste Griff seiner Plattenhandschuhe entlockte den Gitterstäben ein Ächzen. Die Wache fiel zu Boden mit Echse auf dem Rücken und verlor dabei ihren Helm. Haj'ett stieß zu. Er zielte nicht. Er rammte einfach seine Klinge nach vorn und traf prompt den Schulterpanzer, welcher die Schneide abprallen ließ. Jetzt wurde der Wache bewusste, dass sie angegriffen wurde. Sie wollte um Hilfe rufen, aber Haj'ett stieß ihr den Knauf auf den Hinterkopf, so dass der Schrei in der Kehle erstarb. Der Soldat versuchte den Angreifer von seinem Rücken zu schütteln, aber bekam ihn nicht zufassen. So wälzten sich beide auf dem kalten Stein des Fußboden herum. Schließlich kam der Wachmann auf dem Rücken zum Liegen, Haj'ett saß auf. ihm. "TÖTE IHN!", grollte es wieder laut aus dem Käfig. Der Wachmann war von dem Anblick seines Angreifers verwirrt. Eine kämpfende Echse mit Klinge und Kleidung hatte er noch nie gesehen. Haj'ett holte wie automatisch erneut aus. Der Soldat sah die Klinge im Licht blitzen. Er starrte den Echsenmann angsterfüllt an. Seine Hellebarde war bei dem Sturz auf den Boden außer Reichweite liegen geblieben. "Nein... bitte..." Zu mehr kam er nicht.
Seine Laute erstarben in nicht identifizierbarem Krächzen und Blut. Sein Leib zuckte noch einige Sekunden.
Dann blieb er regungslos liegen, die Augen und Mund weit vor Todesangst aufgerissen.
Haj'ett sah an sich herab, die Hände und die Klinge voll Blut, die Panik der Wache starrte ihn direkt an. Für eine Sekunde versagten ihm sämtliche Muskeln.
"Haj'ett?" Tors Stimme holte ihn wieder zurück in die Realität. Er blickte zum Hünen im Käfig auf. "Gut. Er konnte keinen Alarm geben. Du hast uns gerettet."

Dieser Satz hallte noch einige Male in Haj'etts Kopf nach. "Ich will hier raus.", ergänzte der Kai'shak. "Oh, natürlich..." Von einem Moment auf den Anderen war Haj'ett wieder Herr seiner Sinne. Gedanken, Gefühle, Schlussfolgerungen alles wieder da. Als er wieder vor dem Kontrollpult stand, klatsche ihm die Erkenntnis fast ins Gesicht. "Bist du sicher, dass sie an einem Hebel gezogen haben. Tor brummte. "Ja. Ist das wichtig?" Die Echse ließ ein erleichtertes Grinsen erkennen. "Und wie mein Großer." Nur ein Hebel ist nach unten geneigt, die beiden Anderen sind noch oben. So konnte nur an einem Hebel gezogen worden sein. Er umfasste den Griff "Also dann. Halt dich gut fest!" Dann drückte er den Hebel wieder nach oben. Zahnräder bewegen sich hinter dem Steuerpult und knarrend setzte sich der Kran in Richtung sicheren Grund in Bewegung. Doch nicht nur der Kran knarrte. Auch die Feder gab laute Hinweise darauf, dass Kräfte an ihr zogen. Verdammt!. Haj'ett überlegte und sah sich um. Die Hellebarde! Er eilte zur Waffe der Wache und danach mit dieser zu dem Punkt, wohin seinen Berechnungen nach der Käfig schwenken würde. Dort versuchte er die unteren Streben zufassen zu kriegen. Der Käfig schwang schon bedrohlich und die Feder spielte eine passend schaurige Melodie dazu. Doch Echsenmann und Kai'shak hatten Glück. Haj'ett konnte den Käfig mit der Waffe angeln und sie solange stabilisieren, dass der Käfig erst von der Feder rutschte, als er schon festen Boden unter sich hatte. Der Schamane atmete tief durch. "Puh... warte ich hole den Schlüssel zur Käfigtür von der Wache." Der Berserker packte die beiden vordersten Stangen. "Nicht.... nötig!" Mit einem kräftigen Ruck seiner Berserkerkraft zerrte er den Käfig auseinander. Jetzt wo das Gitter auf stabilem Stein stand, war es kein Problem mehr. Ta'nor zwängte sich aus den Käfigresten und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Er musste in dem Käfig die ganze Zeit über etwas kauern. Danach schaute er zu Haj'ett hinunter und legte ihm vorsichtig seine Pranke auf den Kopf. "Danke. Du hast mich vor Gefangenschaft und Tod bewahrt. Vielen Dank!"
 
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"Aussätzige .. bedauerlich." Murmelte der junge Magier etwas später, und legte den Kopf schief. "Es wäre wohl möglich für mich, diesen Ort zu verlassen.. auch für euch, wenn ihr wollt." Bot er an, und musterte die Tür - die Fenster waren zu hoch oben und zu klein, um von dort nach außen sehen zu können, aber durch das Gitter in der Tür konnte er den Korridor sehen. "Ich könnte uns allerdings nicht weiter hinausbringen als .. ganz genau vor die Tür. Ich .. hege Zweifel, ob das Weise ist." Andererseits konnten sie nicht endlos lange hier bleiben. "Hat jemand den Schuppenträger gesehen ..? Dass der Polarstern fehlt, ist offenkundig .."

Aussätzige, Schuppenträger... Polarstern... Pha!! Das sollte uns erst interessieren, wenn wir auch nur einen Fuß vor diese vermaledeiten Gitterstäbe gesetzt haben. "TUT ES!" geradezu aufgesprungen war er. Ein scharfes Einatmen unterstrich die starke Übellaunigkeit des Elfen hier unten noch deutlicher und fest zog er den provisorischen Verband aus einigen Stoffresten um seine Handgelenke, als wolle er Jarha eigenhändig erwürgen wenn er sich nicht sofort in Bewegung setzte. Ja, er maulte jetzt geradezu Jarha unhöflich und pampig an und verfluchte sein eigenes Unverständnis für Jarhas geistige Feingliedrigkeiten seiner Sternenglanz-Theorie-Versuchserklärung auf dem Schiff ihm gegenüber. Denn dann wäre er einen minimalen Schritt näher an dem Verstehen eben dieser Sternen-Magie-Theorie-Kunde... und würde gesehen haben, was Jarha da getan hatte, als er sein eigenes Selbst geradezu in Luft auflöste und Amenhotep die Robe überließ. Ja, dann wären wir schon längst hier heraus und ich hätte mein Schwert wieder und meine Freiheit... ooohh geliebte Freiheit. und geistig rieb er sich die Hände über die Aussicht, bald wieder frische Freiheit schnuppern zu können.
Doch bis dahin war er seiner eigenen Verzweiflung ausgesetzt: seinem geistigen Wahn.

Wie sollen wir uns hinstellen? So?... oder so? Oder sollen wir uns irgendwie in eine meditative Pose begeben? zur Unterstreichung dessen, legte er seine Handflächen zum Gebet gegeneinander und berührte mit den Fingerspitzen die Stirn und ergänzte leise, sichtlich um Fassung ringend:
"...bitte!"
Es klang alles andere als ruhig, ernst und nachdrücklich. Er musste sich unter Kontrolle halten. Geistig jedoch blickte er einem Abgrund entgegen. Seine Gedanken überschlugen sich förmlich Wir sind doch nicht zu groß, oder zu schwer... oder zu ... unhandlich?? er stolperte über diesen Gedankengang Zu... UNHANDLICH? Windklinge, jetzt übertreibst du es aber... Beruhig dich erstmal... das wird schon! Der Elf atmete einmal kurz ein und heftig kurz aus Und dann wäre da noch die Frage ob jemand Schlösser knacken kann, wenn Jarha mal gerade nicht zur Hand ...

"Bitte !!"

Die Lautstärke durchschlug die immer wiederkehrende Stille sowie die immer wiederkehrende Qual und galt als geistige Ohrfeige für seine letzten Gedanken. Erzitternd hallte das Echo nach. Er selbst hatte sich zur Tür begeben und verzweifelt die Gitterstäbe umgriffen. Sogar kurz an ihnen heftigst gerüttelt. Sie bewegten sich natürlich nicht ein Stück. Mit geschlossenen Augen und angelehnter Stirn stand er mit dem Rücken nun zu seinen Kameraden und umklammerte die kühlen Stäbe mit so einem festen Griff, das sich seine sehr gepflegten Fingernägel bogen und zu brechen drohten.

"Ich bitte Euch... Jarha..." leise und mit zittriger Stimme, die ausdrückte das er nicht ganz Herr seiner Lage war, deutete er nur eine leichte Kopfneigung über die rechte Schulter gen Sternenmagier an, doch die Augen waren geschlossen. Nur einen Augenblick zuvor trafen sich Feyndri'Hal's Augen mit Jarhas, denn in diesem Moment zersplitterte die gefallene silberne Träne auf dem pechschwarzen Boden ihres Gefängnisses.
 
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Irgendetwas stimmte hier nicht. Amenhotep war sich sicher, dass unter normalen Umständen bereits jemand hier gewesen wäre, der sie über ihre Situation aufklären würde, doch nichts war geschehen. Er wusste nicht ob sie hier lediglich in Quarantäne verfrachtet worden waren, oder ob sie sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatten. Würde ihnen in diesem Fall nicht eine Anhörung zustehen? Oder einen Prozess? Aber ihre ungeklärte Situation war noch nicht einmal der Hauptgrund für seine zunehmende Missbilligung der Situation. Er fühlte sich, als sähe er vor lauter Sand die Wüste nicht, wusste er, dass hier etwas nicht ganz richtig verlief, aber es schien ihm unmöglich zu sagen was es war. Fehlte etwas?
Doch bevor er die Gelegenheit bekam noch weiter darüber nachzudenken, klang der Effekt seines Beruhigungsversuches auf den Elfen ab und Feyndry'Hal verfiel erneut dem Druck den die engen, kalten Gemäuer dieser Zelle auf den freiheitsliebenden Jüngling ausübten. "Beruhigt euch doch bitte", Amenhotep musste sich bemühen nicht genervt zu klingen, der Lärm den der Elf verursachte machte es ihm unmöglich konzentriert über ihre Situation nachzudenken, "wir können nicht einfach so fliehen, selbst wenn wir diese Zelle verlassen, sind wir immer noch gefangen. Niemand hier weiß etwas über die Architektur und Infrastruktur dieses Gefängnisses, bei allem was wir wissen könnte hinter der nächsten Tür eine ganze Garnison auf uns warten. Ein blinder Fluchtversuch bedeutet vermutlich unseren Tod." Er versuchte sich an alles zu erinnern, was er sich auf dem Weg hier her hatte merken können, zermarterte sich das Hirn darüber was sein schlechtes Gefühl der Situation gegenüber erklären konnte, doch weit kam er nicht.
Unter dem metallenen Geräusch von massiver Mechanik, wurden Schlüssel gedreht und die schwere Tür am Ende des Ganges, die das restliche Gebäude von den Gefangen in diesem Sektor des Kerkers trennte, schwenkte mit dem Ächzen eines der Wachen auf. Es war klar, dass der Soldat diese Tür öffnete als hinge sein Leben davon ab, als würde er unter Todesangst vor etwas weglaufen, wollte er nicht eine einzige Sekunde zu spät diese verdammte Tür offen haben. "Hier, Sir, die neuen Gefangenen sind am Ende des Ganges, einfach gerade aus", die Stimme klang selbst noch durch die hallende Akustik der Gewölbe zittrig und unterwürfig, doch mit wem er redete konnte der Kemeter aus seiner Position nicht erkennen. "S... Sucht euch einfach einen aus", stotterte die Wache. Spätestens jetzt war jedes Warnsignal ausgelöst, das Amenhotep besaß, doch die Situation schritt zu schnell voran, als dass er einen klaren,Gedanken dazu fassen konnte. Er wollte etwas zu seinen Mithäftlingen sagen, doch noch bevor er ein Wort herausbrachte, kam das schleifende Geräusch einer Robe direkt hinter ihm zum Stehen. Die bloße Anwesenheit des Robenträgers schnürte ihm die Luft ab, er wusste schon bevor er sich zu ihm gedreht hatte, dass er alleine war, nur begleitet von einer Aura die Tod und Verderben verkündete. Doch der Anblick des alten Mannes, der dort in vor ihrer Zelle aufgetaucht war, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Eine giftgrüne Robe, die an vielen Stellen abgenutzt und vergilbt wirkte, totenblasse Hände mit ekelhaft langen Fingernägeln bestückt, Haut so fragil, dass sie an vielen Stellen fast schuppenartig abblätterte, tiefe, schwarze Augenringe und Furchen umrandeten die stark unterlaufenen Augen, zwischen schmalen Lippen und gelben Zähnen, zeigte sich ein gelangweiltes, hämisches Lächeln, die wenigen, weißen Haare hingen lang und ungepflegt an dem sonst starren Gesicht herab, die ganze Person wirkte als hätte sie seit Monaten keine Sonne gesehen. "Magier...", murmelte Amenhotep auf kemetisch, und wäre es laut genug gewesen, hätte Jarha begriffen, dass er ein Wort benutzte, dass eher einer Beleidigung glich, als einer vernünftigen Bezeichnung der arkanen Zunft.
Niemand wagte es ein Wort zu sagen, als der Magier seinen Blick über die Runde schweifen ließ. Er musterte jeden einzelnen mit anatomischer Präzision und als er den Elfen erblickte, blitzten seine sonst emotionslosen Augen mit der Erfüllung auf, mit der Vergewaltiger ihre Opfer begafften. Kommentarlos, doch mit befriedigter Mimik, wandte er sich ab und lief den dunklen Gang zurück, er war schneller als zuvor und Amenhotep wurde das ungute Gefühl nicht los, dass eine perverse Art von Vorfreude die neu gefundene Energien im den Wrack eines Menschens hervorgerufen hatte. Kurz kam das Schleifen der Robe zum Stehen und für eine Sekunde schien die Geräuschlosigkeit im Kerker geradezu erdrückend, dann wurde sie von einer Stimme durchschnitten so unangenehm, wie der Schnitt von Papier ganz tief zwischen den Fingern. Sie war eiskalt, röchelnd geradezu, mit der Klangfarbe von Eisenketten: "Ich nehme den Elfen." Dann fiel die schwere Tür ins Schloss und es war wieder totenstill.

"Ruhig bleiben", Amenhotep sah dem Elfen direkt und tief in die Augen, er ließ keine Diskussion zu. Die Wache am Ende des Ganges hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, und an den Schritten war zu erkennen, dass es tatsächlich mehr als eine war. Dem Kemeter war schlagartig klar geworden, was hier nicht stimmte, tatsächlich fehlte etwas, und er konnte nicht glauben, dass er es nicht früher bemerkt hatte. Sie waren alleine hier. Nicht ein einziger anderer Gefangener war in diesem Kerker, doch Port Raven war eine Hafenstadt, es war absolut unmöglich, dass sie die einzigen Neuankömmlinge in Quarantäne waren. Wer auch immer dieser Magier in grüner Robe war, er war kein Advokat oder Rechtsgelehrter, der mit den Gefangenen ein Verhör hielt, nein, jemand entledigte sich der Gefangenen und Amenhotep war sich sicher, dass es etwas mit dem alten Bastard zu tun hatte. Wer auch immer von ihm geholt wurde, kam vermutlich nicht mehr zurück. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, es war Zeit etwas zu tun. Das letzte was er unternehmen konnte, bevor die Wachen vor ihrer Zelle auftauchten, war Jarha etwas zu sagen: "Erinnert euch an die zwei Wegelagerer auf unserer Reise." Er musste vertrauen, dass der sonst etwas realitätsferne Nomade verstand auf was er anspielte.
"AN DIE WAND", rief einer der Soldaten, "WIR ÖFFNEN DIE ZELLE." Die Zeit war abgelaufen, einen Plan zu verfassen. Langsam ging Amenhotep Schritt um Schritt zurück, bis sein Rücken die Kerkerwand berührte. Eine Wache hatte ihr Schwert gezogen und hielt es vor sich, der andere schloss die Tür auf. Seine braunen Augen musterten ihre Bewaffnung und Rüstung mit dem ruhigen Kalkül eines Mörders, er wusste was bevorstand. Bedeutend schaute er zwischen Jarha und dem Soldat mit gezückter Waffe hin und her. Hoffentlich verstand sein Landsmann was zu tun war. "Der Elf kommt mit, der Rest hält die Fresse", grunzte der unbewaffnete der Beiden und ohne Umschweifen durchschritt er die Zelle, auf Feyndry'Hal zu. "Mir ist kalt, kann ich eine Decke haben?", meinte Amenhotep vor mit der Betonung eines Verstandslosen und der zornige Blick der Wache traf ihn sofort, gefolgt von einem starken Schlag in die Magengegend. "Fresse halten, habe ich gesagt", doch Amenhotep lachte nur, "das ist alles? Ach komm schon, und ich dachte die Soldaten hier haben was drauf!" Der Krieger kassierte noch einen Schlag von der in zwischen genervten Wache, doch er lachte nur noch lauter, "mich juckt es da so sehr, könnten sie vielleicht ein bisschen weiter links zu schlagen?" Ein dritter Schlag folgte, dieses Mal mit dem Knie und dann sank der Kemeter theatralisch auf seine Knie. Der Schmerz der Angriffe war leicht verkraftbar, doch er wollte sicher gehen, dass die Wache ihn ignorierte. Er krümmte sich nach vorne und schauspielerte Bewegungslosigkeit. "Geht doch, du Vollidiot", posaunte der Schläger zufrieden mit seiner Arbeit. "Halte ein Auge auf den Rest, wer aufmuckt kriegt dein Schwertknauf ab, verstanden?" bellte er dann zu seinem Kollegen, jener war definitiv derjenige, der zuvor so angsterfüllt die Tür geöffnet hatte. Das war ihre Gelegenheit. Ruhig wartete der Krieger bis der Soldat seinen Blick schweifen ließ und letztlich Jarha in die Augen sah. Keine Sekunde ließ er verstreichen und mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung schoss er nach oben und rammte sein gesamtes Körpergewicht in den Rücken der Wache, die sich gerade um Feyndri'hal kümmern wollte. Amenhotep zog den Dolch, den er zuvor über dem Stiefel seines Gegners entdeckt hatte und während sein Widersacher noch damit beschäftigt war, den Überraschungsmoment abzuschütteln und wenig agil sein Schwert zu ziehen, hatte Amenhotep bereits die schlecht gerüstete Kniekehle der Wache durchbohrt. Unter einem Schrei ging dieser zu Boden und als er versuchte sein Schwert in einer verzweifelten Attacke zu heben, tackerte Amenhotep seine führende Hand schlichtweg am Boden fest; der Dolch war bis zur Parierstange durch die Hand gebohrt. "Hat dir nie jemand beigebracht, das Schwerter schlecht in engen Räumen sind?", spuckte er dem Überwältigten wütend entgegen und entwaffnete ihn dann vollständig. Mit dem neu erhaltenen Schwert zögerte er nicht lange. Es war unnötig, doch seine entfesselte Kriegswut ließ ihn erblinden und noch bevor jemand verstand was er vorhatte, war die andere Wache von hinten durchstoßen und im Sterben. "Jemand sollte den anderen da befragen wie wir hier raus kommen", Amenhotep kämpfte mit der kalten Ernüchterung die nach dem Rausch des Kampfes über Kireger kam. Angewidert warf er das Schwert weg und atmete tief durch. Jetzt gab es kein zurück mehr. Das war der letzte ruhige Moment, den er hatte bis sie hier raus oder tot waren.
 
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Feyndri' Hal atmete schwer, als er langsam benommen an der Gefängnistür dort auf ein Knie hinuntersackte. Die Luft erstickte nun endgültig das letzte bisschen Hoffnung auf Freiheit und die zuvor hoffnungsvoll erklungenen Geräusche von Schritten die die Freiheit bedeuten würden, erstickten mit ihnen, als das schleifende Geräusch einer Robe direkt in der Tür zum Stehen kam. Die bloße Anwesenheit des Robenträgers schnürte nicht nur Amenhotep die Luft ab, die begleitende Aura die Tod und Verderben verkündete reichte endgültig um dem Elfen vollends zu destabiliesieren. Der Elf schnappte nun regelrecht nach Luft beim Atmen und nahm wie geblendet einen Arm vor die Augen, als er zu der Tür hochsah. „Wer … wer seid ihr?“, krächzte der Elf angestrengt benommen hervor.

Zuvor konnte er noch einen Blick erhaschen... und einen Anblick der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Eine giftgrüne Robe die an vielen Stellen abgenutzt und vergilbt wirkte wahr. In ihr steckte eine Gestalt mit totenblassen Händen und langen Fingernägeln bestückt. Die Haut von diesem Wesen war so fragil, dass sie an vielen Stellen fast schuppenartig abblätterte, tiefe, schwarze Augenringe und Furchen umrandeten die stark unterlaufenen Augen, zwischen schmalen Lippen und gelben Zähnen, zeigte sich ein gelangweiltes, hämisches Lächeln, die wenigen, weißen Haare hingen lang und ungepflegt an dem sonst starren Gesicht herab, die ganze Person wirkte als hätte sie seit Monaten keine Sonne gesehen.

Amenhotep murmelte etwas auf kemetisch und der Himmelself musste erschöpft den Kopf und Hand kraftlos senken. "Ruhig bleiben" , Amenhotep sah dem Elfen direkt und tief in die Augen, er ließ keine Diskussion zu. Das wiederum verstand der Elf wohl sehr gut, denn er konnte gar nicht anders als ruhig bleiben. Langsam und doch so schnell es ihm sein Zustand erlaubte, wich er zu langsam und teils taumelnd, teils stolpernd zurück an die Wand, als wolle er vor etwas fliehen und es würde ihn gleich einholen. „nein... weiche...“

"Erinnert euch an die zwei Wegelagerer auf unserer Reise." Amenhotep sagte noch etwas... doch der Elf hörte nur die Wachen: "AN DIE WAND", rief einer der Soldaten, "WIR ÖFFNEN DIE ZELLE."
Der Elf drehte sich mit fast letzter Kraft auf sein Hinterteil und saß nun völlig durchgeschwitzt mit dem Rücken zur Wand da. Die Aura, die Präsenz, die Enge des Raumes, das fehlende Licht... er wollte noch nicht sterben. Nicht so, nicht hier und schon gar nicht unter diesen Umständen!

Noch während Amenhotep sich erfolgreich und sehr motiviert der Wachen entledigte drückte sich der Elf nun ebenfalls davon angespornt seinem Schicksal zu entgehen an der Wand hoch. Er wollte sich nicht seinem Zustand so ergeben - er durfte nicht. Nun gut, zumindest stand er wackelig auf seinen Beinen und würde mehr recht als schlecht taumeln können. Und das tat er... er taumelte mehr stolpernd Richtung Tür. In Richtung Wesen, zu dem 'Ihn-holen-wollenden'. Doch so langsam tat er das mit einer kleinen Flamme aufkeimenden Zornes: „Wo ist mein... Schwert... Wo ist Silian... ich … will es zurück haben. Ich muss...“ japste er verbissen und sackte vor der offenen Kerkertür erneut auf die Knie. Doch die Aussicht auf die Freiheit mobilisierte langsam und mit anwachsender Wut, seine Kraftreserven. Und als er hochschaute, ballte er tatsächlich seine Fäuste. Denn bei allem Schlechten was die Gestalt auch mit sich brachte, haftete den Wachen etwas an, was ihm voraus ging: Die Stadtluft von außerhalb.
 
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Jarha war froh, sich wieder in seine ursprüngliche Position gebracht zu haben, als die Wachen sich näherten und offenbar noch jemanden mitbrachten - für eine Strategie wie einen gezielten Hinterhalt, während die wenigen Männer die Tür öffneten, war sein junger Verstand noch viel zu naiv, und so verlegte er sich darauf, einen möglichst unschuldigen Eindruck zu machen - was problemlos gelang. Die anderen schienen ähnliche Absichten zu haben, als sie die Stimmen hörten, und so fanden die Besucher schließlich eine Zelle wieder, nicht unähnlich wie sie sie zurückgelassen hatten. Nur Jarhas weiße Leinenrobe hatte zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt und der magere junge Nomade stand nur mit dem weißen Lendenrock bekleidet in seinen Ketten. Ein Umstand, der die Tätowierungen deutlich sichtbar machte, als der hohe Besuch schließlich eintraf - und Jarhas Blick sofort wie magnetisch anzug.

Es hätte nicht Amenhoteps Worte gebraucht, um ihm zu sagen, wen er hier vor sich hatte - so wenig der junge Nomade auch von der gewöhnlichen Welt verstehen mochte, so leicht fand er sich in der übernatürlichen zurecht. Seine wie immer ausdruckslosen Augen glitten nur kurz über das abstoßende Äußere dieses Zauberers und verharrten dann auf dessen Augen. Nicht auf die dunklen Ränder und die gelblichen Flecken auf den Hornhäuten, sondern das fahl-blaugrüne Schimmern der Iris und die kühle, distanzierte Wachsamkeit darin. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, und für genau einen Augenblick sahen beide auf die Seele des anderen. Der vom Tod umwaberte alte Mann runzelte leicht irritiert die Stirn - dann wandte er den Blick ab und begutachtete die anderen.
Jarha hingegen wurde schlagartig bleich, was seine dunkle Haut von einem Moment auf den anderen wie kalte Asche wirken ließ. Selbst das weiße Licht in seinen Augen schien schwächer und blieb es, als der Schwarzmagier sich bereits zum Gehen umgewandt hatte. Erst, als Amenhotep wieder das Wort ergriff, um Feyndrihal ein weiteres mal zu beruhigen, hatte er sich wieder im Griff, und nahm einen scharfen Atemzug.

"Nicht Magier .." murmelte er in zittrigem Kemetisch, und schüttelte unwirsch den Kopf - eine Geste, deren Bestimmtheit nicht zu seinem sonstigen Wesen passte. Ebensowenig wie der deutliche Ärger in den folgenden Worten. "Folterknecht und Leichenschänder." Er befreite sich ein weiteres Mal mit einem kurzen Aufblitzen aus seinen Fesseln und nickte auf die Frage nach den Wegelagerern. "Verschafft mir nur ein wenig Zeit." Sein Dolch war konfisziert worden, aber den brauchte er ohnehin wenig. Auf den Befehl der Wachen rückte Jarha wieder ein paar Schritte zurück, schob seine schmalen Arme aber hinter die eisernen Handschellen - ein einfacher, fast lächerlicher Trick, der nur funktionieren würde, wenn niemand allzu genau hinschaute. Aber genau das war der Sinn - einen Moment abzulenken, und dann die Blicke auf sich zu ziehen.
Die radikale Selbstaufopferung von Amenhoteps Ablenkungsmanöver machte Jarha zwar leise Sorgen, aber sie funktionierte - er nahm sich einen Moment Zeit, seine Gedanken wieder auf den Himmel zu richten und die innere Kraft zu finden, die er für diesen Zauber brauchte. Dann schaute er auf und sah, wie der erste Wächter sich ihm zuwandte, während der zweite auf den Elfen zuhielt. Er grinste schwach und zog seine Hände hinter den Ketten hervor. Der Gesichtsausdruck des Wächters wäre .. durchaus amüsant gewesen, hätte es sich nicht um eine Frage von Leben und Tod gehandelt. "Was zum ..!" Setzte er zu einem Schimpfwort an, und hätte dem jungen Magier vermutlich gleich einen üblen Schlag verpasst - wenn er in diesem Moment nicht in seine Augen gesehen hätte.
Das erhobene Faust fiel kraftlos zurück und es schepperte leise, als das Metall seiner Rüstung aufeinanderprallte. Reglos und schlaff, wie eine Puppe, die mitten im Spiel angehalten wurde, stand der kräftige Mann vor seinem deutlich kleineren Gegenüber, das ihn ungerührt aus weiß strahlenden Augen ansah. Jarha wandte seinen Blick nicht ab, während Amenhotep sein blutiges Werk verrichtete, aber das knappe Nicken deutete an, dass er die Geräusche durchaus zuordnen konnte. "Ich hoffe, ihr habt euch nicht verletzt. Würdet ihr diesen Mann einen Moment festhalten, Freund?" Bat er ruhig, und rieb sich die wunden Handgelenke, während Amenhotep den verbleibenden Wächter in einen schraubstockartigen Griff nahm. Erst dann brach der Nomade seinen Zauber und schaute dem Wächter kühl in das inzwischen käsebleich gewordene Gesicht. Dieser Mann hatte viele Schrecken gesehen, und nicht wenige davon selbst zu verantworten - wenn auch nur im Namen anderer, größerer Missetäter. Er hatte bis vor kurzem geglaubt, dass er bereits für den übelsten Schrecken arbeitete, den er jemals treffen würde, aber nachdem er gesehen hatte, was hinter der Wirklichkeit lag, war er sich nicht mehr so sicher - und damit buchstäblich zwischen zwei tödlichen Ängsten gefangen.

"Ihr habt unseren Freund gehört." Begann Jarha leise, in seiner singend-melodischen Art, die Handelssprache zu benutzen, und nickte in Richtung des Elfen. "Er vermisst seine Waffe. Ich bin sicher, ihr könnt ihm dabei helfen, sie zu finden und wieder auf seine angestammte Bahn zu finden." Der Nomade lächelte leichtes, höfliches Lächeln, wie in einem Gespräch mit Fremden, die man nach dem Weg zur nächsten Herberge fragte. "Ihr habt einen Raum für diese .. wie sagt man .. Fundsachen? hier, und wir müssen nur kurz dort hin und unser verlorenes Eigentum abholen. Sagt es mir. Wir werden wir uns verabschieden, mein Freund wird euch loslassen, und wir werden euch nicht weiter stören."
Man konnte förmlich sehen, wie es im Kopf des Wächters arbeitete - die Aussicht, dieses Grauen nicht noch einmal erleben zu müssen und nicht sofort getötet zu werden, gab den Ausschlag. Vielleicht schaffte er es aus der Stadt, ehe Rotun von seinem Verrat erfuhr .. "Den Gang geradeaus entlang bis zur nächsten Treppe und eine Etage weiter nach unten, direkt neben dem Treppenhaus." Erklärte er. "Die Tür ist versperrt, aber an meinem Gürtel ist ein Schlüssel - nein, der zweite von - genau. Da sind eure Sachen, vermutlich ist im Momen nur der Schlüsselmeister da. Nach draußen werdet ihr aber nicht so leicht kommen, es ist schwer bewacht.. was tut ihr da?!"
Jarha hatte zunächst den Schlüsselbund genommen und ihrem Gefangenen mit fragender Miene vorgehalten, ehe er seine Bestätigung bekommen hatte, um den Eisenring dann in eine Schlaufe seines Gürtels zu hängen. Dass er aber anschließend die Hände zur Brust hob und die gitterartige Tätowierung auf seiner Haut berührte, war wohl unerwartet - erst recht, als einzelne der eingravierten Zeichen begannen zu leuchten wie seine Augen. "Ich erfülle meinen Teil unserer Abmachung. Viel Glück." Erwiderte Jarha murmelnd, und sprach laut und klar drei Worte, während er dem Mann die linke Hand entgegen streckte - den ersten und vierten Finger gestreckt, als würde er ihn auf Hörnern aufspießen. "Khenti-Sesha-Techu." - die ersten drei Worte im Psalm des Lichts. "Ma'at." - Wahrheit und Gerechtigkeit.

Noch während das letzte Wort verklang, wurde der Körper in Amenhoteps Griff schlaff - es war die Reglosigkeit eines Toten, die bald von der Leichenstarre abgelöst würde. Jarha blickte ihn noch einen langen Augenblick an, dann nickte er. "Ich glaube, er hat die Wahrheit gesprochen." Sagte er in die Runde, und machte sich mit dem Schlüsselbund rasch daran, alle noch angeketteten zu befreien. "Und wir sollten tatsächlich gehen. Jetzt sofort. Dies ist kein gutes Haus für Gäste." Er warf Amenhotep einen fragenden Blick zu und setzte sich dann selbst in Bewegung.
 
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Tan'ors dankbare Worte halfen, Haj'etts Herzschlag zu beruhigen. Bereits als er sich durch den Luftschacht gezwängt hatte, hatte es wild zu schlagen begonnen und daran hatte sich in den darauffolgenden Momenten nichts geändert. Froh, den Mechanismus korrekt bedient und den Käfig rechtzeitig herangezogen zu haben, war er zunächst erleichtert in die Hocke gegangen, die Hände an die Schläfen gepresst. Mit einem unangenehmen Ziehen im Bauch schielte er zu der Leiche des Wachmannes hinüber, dessen Blut mit penetrantem Tropfen über den Rand des Loches sickerte und unten im eisigen Wasser verging. Energisch schon der Echsenmann die Gedanken an seine Feigheit von sich, als er bibbernd im Schacht gesessen und es nicht gewagt hatte, das unumgängliche zu tun. War es überhaupt unumgänglich gewesen. Vielleicht war das alles nur ein Missverständnis gewesen und man hatte den Kai'shak und die anderen nur durch Zufall festgenommen. Zu spät!
Die Tat war begangen und er war beinahe überrascht, wie lange er auf seinen Abenteuern ausgekommen war, ohne ein Leben im Austausch für sein eigenes zu nehmen.
Geräuschvoll befreite sich Tan'or aus den Trümmern seines ehemaligen, jetzt reichlich lädierten Gefängnisses. Sie würden aus diesem Loch nicht ungesehen herauskommen, dafür war der Berserker zu unauffällig, doch wäre es ratsam, so lange wie möglich unbemerkt zu bleiben. Der Echsenmann fasste den Entschluss, dass man zumindest den Versuch unternehmen könnte, ihre Spuren zu verwischen.
"Hilf... mir mal!"
Mit der Hilfe des Kai'shaks wuchtete er zunächst die Leiche, dann den Käfig in den dunklen Schlund, wo beides mit dumpfem Klatschen auftraf und anschließend im lichtlosen Wasser versank. Vorher hatte er den Soldaten um seine Habe erleichtert, darunter ein Schlüsselbund und einige Münzen. Beides würde er nichtmehr brauchen.

Die angelehnte Tür führte auf einen spärlich beleuchteten Gang, welcher am anderen Ende in einer weiteren Tür mündete. Auf der Hälfte des Wegs zweigte ein weiterer, sehr kurzer Korridor ab, dessen Ende eine weitere Tür, vielmehr ein Tor bildete.
"Von dort brachten sie mich hierher." Brummend deutete Tan'or nach Links. "Dieser Weg führt zum Hafen. Doch zunächst sollten wir nach den anderen sehen."
Während sich Haj'ett noch nickend mit der kleineren Tür befasste, die in die erhabeneren Teile des Gefängnisses führte und nacheinander verschiedene Schlüssel ausprobierte, erschallte aus dem Wirrwarr von Gängen weiter oben ein anhaltendes Gebimmel. Laute Rufe folgten. Alarm? Sie mussten Tan'ors Ausbruch auf irgendeine Art und Weise mitbekommen haben, denn nun schepperten auch Waffen und Rüstungen an hastig eilenden Leibern.
Wortlos schob der Berserker Haj'ett mit einer sanften aber unwiderstehlichen Handbewegung beiseite und brachte der Tür auf Kai'shak-Art Manieren bei. Mit einem Splittern landeten ihre Einzelteile auf dem Boden.
Grinsend und mit gespitzten Ohren erklomm Haj'ett die Treppe jenseits des Trümmerfeldes. Seltsam. Anstatt, dass der Lärm rennender Soldaten näherkam, schien es, als würden sie ein anderes Ziel hätten. Jetzt wurde es ihm schlagartig klar: Nur weil Tan'or seine Zelle verließ, hieß das noch lange nicht, dass es niemand sonst auch getan hatte. Mit einem unguten Gefühl forderte er seinen Begleiter zur Eile auf.

Sie folgten dem Lärm und den Stimmen und spurteten gerade einen weiteren Gang entlang auf eine Treppe zu, als Tan'or plötzlich innehielt. Haj'ett bemerkte das , da das Scheppern des massigen Kriegers unvermittelt verstummte. Schlitternd kam der Echsenmann zum stehen.
"Was ist denn los? Geht dir die Puste aus?" Der Spruch ging eher auf seine eigenen Kosten, da ihm das Atmen selbst bereits schwerfiel, der Kai'shak jedoch kein Anzeichen von Müdigkeit zeigte, als Haj'ett sich zu ihm umdrehte. Er schien vielmehr durch das vergitterte Fensterchen einer Tür zu blicken, das für den kurzgewachsenen Echsenmann natürlich außer Reichweite war.
"Meine Waffe. Sie ist dort drin. Ich werde sie hier nicht zurücklassen." Es folgte das zweite Massaker an einer wehrlosen Holztür, das einen kleinen, vollgestopften Raum und einen zu Tode verängstigten Mann zum Vorschein brachte. Durch ein Fenster konnte man den langsam heller werdenden Horizont über einer unruhigen See betrachten. Dieser Anblick schien Tan'or den letzten Rest an Kompromissbereitschaft zu entreißen, hatte er doch bereits zu lange regungslos in einem engen Käfig gesessen. Wohingegend der Mann ein kleines Quentchen Mut gefasst hatte. Er zog sein Schwert und tat sein Bestes, Autorität auszustrahlen.
"Zurück, Gefangener! Ich bin der diensthabende Schlüsselmeister und besitze die Befugnisse, deinen Aufenthalt im offiziellen Gefängnis der Stadt Port Raven wesentlich unangenehmer..."
Der Rest seiner geschwollenen Rede ging in einem überraschten Schrei unter, als er Tan'ors Handrücken vor die Brust bekam und den Raum durch das berstende Fenster verließ. Es platschte.
Jetzt hatte der Berserker seine Waffe wieder. Und er war noch nicht fertig. Vor der Tür polterte es und Schritte kündeten von weiteren Angreifern. Mit einer Bewegung, die etliche vollgestellte Regale zertrümmerte wirbelte er seinen wiedererlangten Beseitz den Geräuschen entgegen und jagte dem Echsenmann mit einem furchteinflößenden Grollen einen kalten Schauer den Rücken herunter.

Doch blickte da nur das Gesicht eines wohlbekannten und völlig unbeeindruckten Kemeters um die Ecke.
 
Trotz seines benebelten Verstandes konnte und hatte Feyndri'Hal die wahrlich beeindruckende Vorstellung der beiden Kemeter verfolgt und wahrgenommen. So gut es ihm möglich war zumindest, denn angeschlagen war für ihn schon fast zu gelinde ausgedrückt. „Endlich... hier raus...“ stöhnte er leise fast ungehört über den Riesenerfolg den die beiden im Alleingang vollführt haben und stolperte ihnen nach, sogut und so schnell er konnte. Der Himmelself konnte nicht leugnen, das er die Hilfe der beiden nötig hatte, denn ohne sie wäre er darin elendig zu Grunde gegangen. Doch noch war es nicht vorbei. Er brauchte noch sein Schwert: Silian.

Und so tat er das, was sein Elfenblut von ihm verlangte. So gut er konnte horchte er in den Gang. Der Wächter hatte zwar eine genaue Wegbeschreibung geliefert, doch wer sagte dem Elfen, das sein Schwert auch genau dort war. Niemand außer es selbst. Und tatsächlich nahm er ihn wahr – den klagenden Klang seiner Klinge, die von ihm getrennt ebensowenig überlebensfähig zu sein schien wie er selbst. „Silian... ich … höre sie... sie ist da... hinten...“ und mit aller Kraft die er aufbringen konnte torkelte er an der Wand entlang. Zuerst an der einen, dann schwankend ein Stück frei, dann an der anderen sich wieder stützend. Mit unermüdlichem Ehrgeiz und selbstlosem Trieb, war es ihm egal, wer sich ihm in den Weg stellte. Natürlich hätte ein Nasenschnipper ihn schon umgehauen, doch... er vertraute auf die Begleitung der Kemeter, die so beeindruckendes gezeigt hatten und vermutlich ebenso schnell hier heraus wollten, wie er.

Schritt um Schritt schleppte er seine Füße vor sich mit schwindendem Blickfeld und blendenden Fackeln an der Wand in Richtung seiner Klinge. "Den Gang geradeaus entlang bis zur nächsten Treppe und eine Etage weiter nach unten, direkt neben dem Treppenhaus... sagte der ...“ und ein Hustenanfall unterbrach ihn vor den Treppen nach unten. Beinahe fiel er alle Treppen hinunter, als die Wand endete, hätte man ihn nicht festgehalten. Doch wie unhöflich er sich auch zeigte, jetzt war keine Zeit sich aufhalten zu lassen. Und so befreite er sich wieder aus dem Griff, der ihn nicht nur vermutlich von einem Genickbruch fernhielt und rutschte an der Wand entlang ein Stockwerk tiefer und fiel vornüber. Völlig erschöpft blieb er liegen. Er war am Ende seiner Kräfte.

Eine Hand immer noch zittrig nach der zum greifen nahen Klinge ausgestreckt, die um die Ecke für ihn so laut hörbar klingelte wie die lautesten Glocken der heiligsten Kirche im Dorf. Jedoch lag er auf dem Bauch mit heißglühendem Körper wie vom Fieber und hechelnd als hätte er die wildeste Jagd gerade hinter sich gebracht und japste heiser: „Bitte... ich muss... bringt mich zu ihr, ich muss... Silian...“
 
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Leichenschänder - Ein Wort das Amenhotep nur langsam verdauen konnte. Bilder vergangener Schrecken plagten seinen gegenwärtigen Geist als Jarha ihn richtigstellte und der Kemeter war sich sicher, dass der Nomade niemand war der ihn auf diese Weise korrigieren würde, wäre es nicht von Bedeutung den benannten Unterschied hervorzuheben. Doch dies war nicht die Zeit sich von den Missetaten der kriegstreibenden Nekromanten seiner Heimat ablenken zu lassen, denn die aktuelle Situation beanspruchte seine volle Aufmerksamkeit. Auch dass sich der Krieger nun endgültig von der Vorstellung verabschieden musste, Jarha wäre ein Art Scharlatan oder niederer Zauberer war kein Grund sich aufzuhalten. Sein Hass gegenüber Magiern galt den Machthungrigen und Machthabenden der kemetischen Hochkultur, hier war nicht der Ort sie jemandem vorzuhalten, der nicht nur völlig außer Zusammenhang mit ihnen Stand, sondern auch immer wieder seine Selbstlosigkeit und Gutmütigkeit bewiesen hatte. Zumindest Amenhotep gegenüber. Die Wache die der Krieger gerade mit aller Kraft zu einem wehrlosen Ziel Jarhas Befragung machte, hatte nicht so viel Glück. Er selbst hatte die geschickte Anwendung von Sprache nicht durchschaut, mit der der Nomade die Wahrheit aus dem Verhörten holte und dann trotzdem 'seinen Teil der Abmachung' einhielt.
Es begann mit einem unwohlen Gefühl das sich in seinem Magen breit machte, dann überfiel ihn ein kalter Schauer dessen Beschaffenheit ihn an nichts erinnerte, dass er von dieser Welt kannte. Als hätte jemand das göttliche Licht der Himmelskörper, welche die Quelle seiner eigenen Macht waren, zerbrochen, verdreht und bewusst falsch zusammen gesetzt, und trotzdem kam es nicht gleich zu beschreiben welch unwirkliches Behagen ihn für die wenigen Momente in denen die Magie des Nomaden gewoben wurde befiel. Welcher Macht auch immer sich Jarha bediente, es war mit nichts vergleichbar, dass er jemals gesehen, gefühlt, oder überhaupt in irgendeiner Weise wahrgenommen hatte und er fühlte, dass er ihr näher gekommen war als es ihm lieb war. Er erkannte den sonst unauffällig wirkenden Magier im kalten Licht dessen Augen nicht wieder und die dämonisch wirkende, transzendente Intonierung der wenigen Worte die er zu seiner Gestik wählte, ließ den Krieger die nun tote Wache aus einem Moment von unbeherrschter Panik fallen. Für eine Sekunde war er sich nicht sicher gewesen, ob er so nah am Ziel des Zaubers, das außerweltliche Ritual überleben würde. Hätte der verfluchte Krieger im Verlaufe seines Lebens nicht die Sprache der Götter gehört, so fürchtete er, wäre sein Verstand womöglich bei dem bloßen Klang Jarhas Worte gebrochen. Perplex fand er sich wieder, wie aus einem Alptraum gerissen, sein Körper fühlte sich kalt an, ohne zu frieren, auf seinem Rücken hatte sich trotz der kühlen Luft im Kerker Schweiß gebildet, und er musste sich eingestehen, was auch immer durch diese Tätowierungen gekommen war, es war absolut Angst einflößend und beeindruckend mächtig.
Für einen Moment tat ihm die reglose Leiche zu seinen Füßen Leid. Amenhotep hatte wohl nur die Randerscheinungen dieser seltsamen Magie zu spüren bekommen und war trotzdem verstört zurück geblieben, er wollte nicht wissen, wie sich die Wache vor ihrem Tod gefühlt haben musste.

"KETZER!", brüllte es mit einer Mischung aus Angst und Hass, und die erboste Stimme riss den Kemeter endgültig aus seiner fremdartigen Benommenheit; es schien als wäre er nicht der einzige, der von Jarhas Magie eine eindringliche Vorstellung bekommen hatte. Eine weitere Wache war während Amenhotep im Bann der Transzendenz gefangen war durch die Tür am Ende des Ganges gekommen. Wahrscheinlich vom Todesschrei seines ermordeten Kollegen neugierig, war er nun Zeuge des seltsamen Schauspieles geworden und noch bevor der Kemeter etwas unternehmen konnte, oder überhaupt klar denken, war der Gefängniswärter bereits am Rennen. Amenhotep entwich ein äußerst abwertendes Schimpfwort seiner Muttersprache, doch dann war seine Instinkte wieder wach und bereit aktiv zu werden. "Wir müssen uns in Bewegung setzen, sofort", während er noch redete begann bereits sein Landsmann die restliche Gruppe zu befreien. "Von nun an gibt es kein zurück, diese Wache wird Alarm schlagen. Entwaffnet die Toten und seit nicht zaghaft euch selbst zu verteidigen, die Garnison die diesen Kerker bewacht wird es auch nicht sein", gab er allen mit auf den Weg, nahm das blutige Schwert von zuvor wieder an sich und reite sich dann hinter dem Schlüsselträger ein, ihre Zelle und das kellerartige Gewölbe zu verlassen. Mit einem konzentrierten Blick nach vorne und im Laufschritt folgte er Jarha, welcher der Anleitung der ausgefragten Wache besser nachkam als er es hätte können. Bald erschallte die Alarmglocke und das Gefängnis verfiel in hörbare Aufruhr, nur ein Grund mehr sich zielorientiert und vor allem schnell fortzubewegen, war ihre beste Chance hier lebend herauszukommen sich zu bewaffnen, bevor die Verteidiger den Raum mit der konfiszierten Ausrüstung verstärken konnten. Erst ein dumpfer Aufschlag hinter ihm, ließ ihn stocken und als er den Elfen auf dem Boden liegen sah, war sein erster Instinkt seinen Rücken auf Bolzen oder Pfeile zu überprüfen. Doch schnell stellte sich heraus, dass er nicht Opfer einer Fernkampfattacke geworden, sondern schlicht am Ende seiner Kräfte war. "Aufstehen, Elf", befahl der Kemeter mit bestimmen Ton, packte besagten Mitstreiter unter den Armen und riss ihn auf seine Beine zurück. Er legte einen Arm des Geschwächten um seine Schultern und stützte ihn so gut er konnte. "Weiter laufen, oder ihr verreckt hier", versuchte Amenhotep den Elfen mit der schlichten Wahrheit zu motivieren, weiter zu machen, "wenn ihr jetzt aufgebt, seht ihr weder eure Waffe, noch eure Freiheit wieder." Er war etwas überrascht wie hilflos sich Feyndry'Hal ohne seine Waffe fühlte, doch sonst nicht weiter verwundert, hatte er an der Seite von Soldaten gekämpft die ihr Schwert am liebsten geheiratet hätten, und es gab wohl schlimmeres als Angst vor einem kampflosen Tod.
Als sie sich der Tür näherten, fiel ihm erst nicht auf, dass sie zerstört war und als der Lärm aus dem Inneren einen Kampf nahelegte war es bereits zu spät Jarha zu warnen, oder zurückzuziehen, hatte ihm der malade Elf für einen Moment unachtsam gemacht. Sein Herz pochte laut, sein Kröper war mit Adrenalin voll gepumpt, jeder Zeit bereit den Elfen für einen Kampf fallen zu lassen, doch die Situation war schnell zu einem entspannten Ende gekommen, als klar wurde, dass der Kai'shak ihre Waffen bereits gefunden hatte. "Tan'or!", Amenhotep war sichtlich erleichtert, ein Krieger von seiner Erfahrung und seiner Statur wäre im Kommenden mehr als von Vorteil. Achtsam ließ er Feyndry''Hal auf einen Stuhl nieder und ließ seinen Blick schweifen. Seine eigene Ausrüstung schien vollständig und intakt, doch zunächst wollte er das so leidlich vermisste Schwert des Elfens finden. Er würde ihn in einem Kampf weder tragen noch richtig beschützen können, dafür war sein Stil nicht geeignet, also war es von äußerster Wichtigkeit den Elfen kampfbereit zu machen. Es war nicht schwer aus dem Haufen aus Belanglosigkeiten und Veraltetem herauszudeuten, wer 'Sillian' war. Beeindruckendes Handwerk, exzellente Balance und ein Metall, dass Amenhotep noch nie gesehen hatte; es benötigte nur einen einzigen Griff um das Heft um festzustellen, dass dieses Schwert von Meisterhand geschmiedet war. Der Stahl seiner Klinge schien wie das Werk eines Amateurs im Vergleich. "Beeindruckende Bewaffnung", lobte der Kemeter und bot die Klinge an, doch Feyndry'Hal schien ihn nicht zuhören. Dann drehte er das Schwert mit einer geübten Bewegung um die Parierstange, und hielt es nun an der Schneide. Er streckte den Griff direkt unter die Nase des Elfen, "ich glaube, das gehört euch."
Es war an der Zeit Jarhas Robe durch eine Rüstung, und das alte Schwert der toten Wache durch eine richtige Waffe zu ersetzen. Amenhotep warf einen bedeutenden Blick zu dem Kai'shak und auch wenn er absolut nichts aus der schwarzen Leere lesen konnte, war er sich sicher, dass auch er wusste: Der Weg nach draußen würde alles andere als leicht werden.
 
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Der Berserker war sich nicht sicher, ob er einfach mit dem großen Streithammer auf die annähernden Personen einschlagen, oder lieber warten sollte, bis er erkennt wer dort um die Ecke kam. Noch entfernt von der Raserei entschied er sich für Letzteres. Es war gut so, denn keine Wachen trafen an der Ecke zur Aufbewahrungskammer auf Echsenmann und Kai'shak, sondern die anderen Reisenden. Tor ging es vor allem darum Alexis und Mana unter ihnen auszumachen, denn ihnen galt besondere Aufmerksamkeit. Auch die Kemeter, den Himmelself und den seltsamen Kerl mit den vielen Masken traf er hier an. Nach kurzer Betrachtung war klar: der Elf war zurzeit zu nichts zu gebrauchen. Eine derartige Abhängigkeit von einer Waffe hatte er noch nicht erlebt. Doch was überlegte er überhaupt? Einem Kai'shak emotionale Abhängigkeit zu erklären, wäre ungefähr so sinnvoll, wie einem Fisch die Wüste.

Die Blicke von Hüne und kemetischem Krieger trafen sich. Ohne Worte kommunizierten sie auf einem intuitiven Verständnis wie es wohl nur Leute desselben Handwerks taten. Beiden waren Krieger. Beide gebrauchten regelmäßig Waffen. Beide hatten den Tod als stetigen Begleiter. Auf dem Schiff hatte Ta'nor über Amenhotep einiges in Erfahrung bringen können. Die Erfahrung des Kemeter würde ihnen jetzt zum Vorteil gereicht werden. Er nickte dem Kampfgefährten zu. Schlussendlich hatten sie alle etwas gemeinsam: Sie wollten hier raus! Ta'nor sprach daher mehr zu allen, als nur zu Amenhotep: "Los. Hier lang! Der Weg wird nicht leicht! Wir müssen uns gegenseitig Deckung geben. Jarha, Alexis und Mana in die Mitte. Haj'ett und Jack decken nach hinten ab. Amenhotep und Feyndri'Hal sichern die Seiten. Ich stürme voraus." Er ließ einen langen Blick auf den Himmelselfen walten und füge schließlich hinzu: "...wenn er wieder bei Verstand ist." Es klang in seiner emotionslosen Art für manche Ohren gleichgültig, aber so war es nicht. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er irgendwie auch auf die Mitreisenden Acht geben müsste und sie alle als Gruppen sehen sollte. Ob Sein König etwas damit zu tun hatte? Ein Brummen schüttelte diese Frage ab.

"DA SIND SIE! ANRIFFSVORMATION!", brüllte ein Wachmann aus einem Trupp von vier Soldaten, der anscheinend so etwas wie der Anführer sein musste. Seine Rüstung unterstrich Tors Vermutung. Die normale Rüstung der Soldaten aus Ketten und vereinzelten Stahlplatten, sowie der Vollhelm mit Sehschlitz, war bei ihm mit breiteren Schulterplatten und einer Art Dornenkranz aus Metall auf dem Helm bestückt. Goddarianische Soldaten sollten ihre Vorgesetzten schnell erkennen können und das Merkmal der Rüstung eignete sich dazu exzellent. "Kampunfähig machen! Abgesehen davon lieber tot als entkommen lassen! BEWEGT EUCH!", bellte er. Die drei Wachen taten wie ihnen geheißen und liefen als Keil auf die Gruppe zu - ihre langen Hellebarden mit Speerspitze als tödlichen Rammbock voran.

Ta'nor fackelte nicht lange. Wo die sind, werden noch mehr kommen, also hieß es diese schnell ausschalten und sich dem Ausgang zuwenden. Er ließ erneut ein furchteinflößenden Grollen aus seinem Helm erklingen und donnerte dann mit kampfbereiter Waffe auf die Wachsoldaten zu. Die Begegnung ließ nicht lange auf sich warten. Wo die Wachen scheinbar einfach versuchen mit ihren Waffen den Kai'shak aufzuspießen und sie im festen Griff nach vorne hielten, schwang der Kai'shak seinen mächtigen Hammer eigentlich zu früh mit ganzer Kraft mehr gegen die Waffen, als die Soldaten. Der Kraft eines Kai'shak hatten die Wachen nichts entgegenzusetzen und verloren unter lautem Rufen von Missgeschick ihren festen Stand. Kai'shak- und Soldatenkörper prallten aneinander, womit einzig die Masse als Zahlungsmittel der Begegnung wurde. Auch wenn die Wachen keine Gnome waren und ihre metallenen Rüstungen durchaus Gewicht hatten, Plattenpanzer und Leib des Kai'shak konnten sie nicht aufwiegen. Der Berserker überrannte die Männer regelrecht und störte sich keineswegs an ihren Schmerzensschreien. Doch statt innezuhalten raste er weiter auf den vierte im Bunde zu – dem Anführer. Dieser zog seine Klinge geschwind, entschied jedoch sofort zur Seite zu hechten, als er dem Koloss unmittelbar vor sich hatte.

Ta'nor brauchte einen Moment um zum Stehen zu kommen, wandte sich sofort um und schlug mit dem Streithammer auf den Soldaten ein, der sich gerade eben besinnen wollte. Unter einem ansetzenden Schrei, verstummte der ehemalige Goddarianer – nun nicht mehr als ein Klumpen Fleisch und Metall, dessen roter Lebenssaft langsam an der kahlen, kalten Gefängnismauer gen Erdboden floss. Die drei Angreifer, eben noch voller Tatendrang und Angriffslust, waren angesichts des makaberen Schauspiels zwischen Panik und Verwirrung gefangen. Ihr Leben bestand bisher aus Drill, langweiligen Patrouillen und hin und wieder einem Aufstand von Gesetzlosen, oder Verdächtigen, den es niederzuringen galt. So etwas wie gerade eben hatten sie noch nie erlebt. Ihre Fantasie des Schauerlichen endete in Folterkammern und Fällen von Vergewaltigungen. Der Erste gab Fersengeld und je mehr Augenblicke vergingen, desto mehr schwang die Überzeugung sich diesem Hünen entgegen zu stellen - zumal er nicht alleine war. Wer weiß, was die anderen Flüchtlinge an Grausamkeiten und Fähigkeiten an den Tag legten. So ließen sie von ihrem Vorhaben ab und folgten im schnellen Spurt ihrem Gefolgsmann. Tor brummte. "Feiglinge." Er schaute seine Kumpanen an. "Das wird das letzte Mal gewesen sein, dass es so leicht wird. Ab jetzt werden sie sich zu größeren Truppen zusammenschließen." Er blickte auf den Rest des Truppführers der vor ihm lag. Emotionslosigkeit hatte auch gute Seiten. Gerade als er sich wieder den Gefährten widmen wollte erblickte sein Helmschlitz ein weitere Zelle. Sie war - im Gegensatz zu den meisten Anderen in diesem Gang – besetzt. Eine junge, traurige Frau schaute ihn an. Von ihrem Platz aus konnte sie den ganzen Angriff sehen. Sie war schön, aber wirkte sehr zerbrechlich. Ihr Kleidung war schmutzig und sie wirkte selbst für ihre Statur abgemagert. Irgendetwas ließ Ta'nor an ihr nicht los. Man könnte fast vermuten das er sie unter dem Helm angaffte. Ein leises untertöniges Grollen irgendwo aus der Brust ertönte .Ob er sich an etwas erinnerte? Da konnte man sich nicht sicher sein.
 
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