RPG Endless Travellers - The Second Age

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Während sich Keiko immer wieder um sich selbst drehte, Gefahren ausmachte und hier und dort zu Seite wich, da wurde ihr schlecht. Nicht etwa wegen des Drehens, auch nicht wegen des fieberhaften Herzschlages, oder wegen der Angst, die ihr Bauchschmerzen bereitete. Es war das Entsetzen und die Brutalität, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Der Rotschopf sah wie der Kai'shak zu einem nicht zu bändigenden Monstrum der Kampfeswut wurde, sie sah wie Menschen Goddars ihr leben ließen - Menschen die vielleicht Familie hatten, vielleicht Menschen bei Zeiten der Pest, die Hilfe erhofften. In einem kurzen Moment fragte sich Keiko abermals, wieso diese Gruppe in dem Gefängnis gelandet war. Diese Blutrünstigkeit, das skrupellose Abschlachten dieser Soldaten. Doch wenn Keiko daran dachte, dass die Soldaten ihnen ohne zu zögern die Kehlen durchgeschnitten hätten - selbst ihr, einer einfachen Diebin - dann wusste die Goddarianerin dass es besser so war. Allein die Erkenntnis, dass sie es für besser hielt, löste großes Entsetzen bei ihr aus. Die junge Frau schluckte schwer - ein Brechreiz ließ sich noch grade unterbinden - und wurde kreidebleich bei dem Anblick von den leblosen Körpern, dem Blut und den Körperteilen, die nicht mehr Ihren Besitzern zuzuordnen waren. Die Geräuschkulisse zwang Keiko dazu sich die Ohren zuzuhalten.. Jedes Mal, wenn die Klingen zu Boden klirrten und die Rüstungen schepperten, da wusste sie, dass einer mehr von ihnen den Boden mit Blut bedeckte. Immer wieder drehte sich Keiko, immer wieder blickte sie sich um und hoffte auf einen Flecken zu stoßen, der nicht bedeckt mit Elend und Blut war. Doch es war vergebens; hier würde die Frau keinen Frieden finden. Die Bilder brannten sich in ihren Kopf, selbst wenn Keiko die mit Tränen gefüllten Augen schloss, dann konnte sie die Bilder von sterbenden Menschen nicht verdrängen. Sie waren dort und planten nicht mehr zu gehen. Schließlich fiel ein weiterer Körper leblos zu Boden und Blut spritzte Keiko auf die Stiefel. Rote, dicke Flüssigkeit wurde von dem Stoffende ihres Kleides aufgesogen. Keiko fasste sich an die Kehle, als wollte sie sich ihren Hals abschnüren, damit ihm ihr Mageninhalt nicht entwich.

Als der Körper der Frau, die offensichtlich die Truppe angeleitet hatte schließlich erschlaffte, da hörte Keiko eine tiefe Stimme die sie heftig zusammenzucken ließ. Wankend drehte sich die junge Frau um und erblickte die nächste Welle von Gegnern. Ihr Lidzucken wurde heftiger, ihr Drang vor Entsetzung und Aufregung zu brechen größer. Darauf achtend dem zornigen Kai'shak nicht in die Quere zu kommen taumelte Keiko näher an die anderen heran. Sie nahm bestmöglich Abstand zu den neuen Angreifern, zog sich hinter die neuen Verbündeten zurück und konzentrierte sich vorerst darauf, keine von den Tränen zu verlieren, die ihre Sicht verschwimmen ließen.
Keiko wollte, dass es aufhört - sie wollte wieder die frische Luft riechen, sie wollte herausfinden was die Gruppe tat und wer sie waren, dass sie in diesem Gefängnis ein solches Massaker veranstalten konnten. Qualvoll registrierte Keiko die Aussichtslosigkeit der Lage. Es gab kein Entkommen, nicht aus diesem Blutbad. Und die Wut des Kai'shak oder die ihrer Gegner versprach nicht zu weichen. Ängstlich kauerte sich Keiko auf dem Boden zusammen, umschloss schützend die Beine mit den Armen und zog die Knie an. Ein Stück ihrer Würde hielt sie noch grade davon ab, zu wimmern und draufloszuweinen, doch sie wog sich unauffällig hin und her, um nicht völlig durchzudrehen. Sie hatte nur versucht Juwelen zu stehlen. Ein mal hatte sie einen Fehler gemacht; dieses eine Mal sollte sie jetzt bereuen, sie sollte sehen, was das wahre Elend war, sie sollte spüren, wie kalt und erbarmungslos diese Welt sein konnte. So wie sie es schon oft gespürt hatte.
Und doch war es anders.
 
Mit Entsetzen sah der Himmelself jemanden aus eigenen Reihen zu Boden gehen. Nur aus dem Augenwinkel heraus und doch wahrgenommen. Oh nein, was ist passiert? Ächzend wehrte er so in einem Moment der Unachtsamkeit eine weitere Klinge noch erfolgreich ab und übersah den Streitkolben, der gegen seine linke Schulter prallte. Nur auf Grund seiner elfischen Reflexe ist der Umstand der Unversehrtheit geschuldet, denn anstatt sich dem Schlag zu ergeben, ging er mit der Wucht in eine linksseitige 180 Grad-Drehung über und zog abermals die Klinge an des Opfers ungeschützten Halsbereich entlang, sodass er die Augen schließen musste, als er sich unter der Blutfontaine wegduckte, damit sie ihn nicht bespritzen konnte.

Doch nicht nur er hatte wohl wahrgenommen, das es einen Niedergang in den feindlichen Reihen gab und das stachelte die so verbliebenen Soldaten nur noch weiter an, da sie eine Chance auf Besiegbarkeit der Gefangenen witterten. Oh nein, was tut sie denn??, als Feyndry'Hal jedoch sah, das sie nur da kauerte, schrie er sie atemlos an: „STEHT AUF!“
Er steckte einen dumpfen Tritt gegen seine Brust ein, der ihn nach Luft japsend vorn über sacken ließ und dennoch in einer Rolle vorwärts endete. In Richtung Keiko. Es dauerte nicht lang und er hatte jene Gegner weggetreten, oder erstochen, die sie so als leichtes Ziel erachteten und das zartmütige Wesen erreicht. Sie wirkte hier so fehl am Platz, wie eine Rose die vom sie umgebenen Feuer bedroht wird zu verbrennen.

„Steht wieder auf!!“, und in einer nicht wahrzunehmenden vollen Bewegung beugte er sich unter sie, umgriff ihre Taille und zog sie mit sich hoch. Ihm war es in dem Moment egal, ob er ihre Kleidung beschmutzte, oder er ihr zu nah war. Sie musste vom Boden weg und in Sicherheit gebracht werden. Sie war am Ende ihrer Kräfte und er auch. „Tut das nicht, tut das nie wieder... nie, hört Ihr? Egal wie es um Euch steht, sinkt nie wieder auf den Boden, wenn Ihr nicht ernsthaft verletzt seid.“ hauchte er ihr selbst atemlos zu und umgriff sie fester, damit sie nicht abermals wieder zu Boden sinken konnte. „Haltet durch!“ und sah ihr tief in die Augen. „Konzentriert Euch!!“

„Haj'ett!! Lass dir was einfallen. Halt sie fern!!“

„Denkt an etwas Schönes, ich weiß es ist schwer aber holt es Euch ins Gedächtnis. Schließt die Augen und hört nur auf meine Stimme, atmet. Es ist bald vorbei.“ und drehte sich mit ihr ächzend und so schnell es eben ging von einer heranzischenden Waffe weg, die sie beide verfehlend, in der Wand einschlug und dort stecken blieb, bevor der Elf den verblendetem Fehlschläger einen derartigen Tritt verpasste, dass dieser bewusstlos hinterrücks über kippte. So hatte er sich das nicht vorgestellt, sich ihr zu nähern. Und ihr in so einem Zustand nahe zu kommen, schon gar nicht. „Wisst Ihr...“ begann er ohne die Achtsamkeit für seine Umwelt zu verlieren, mit ruhigen Worten auf sie einzureden: „...in meiner Heimat... da gibt es eine Legende...“ und drehte sich dieses Mal in die andere Richtung; sie einfach mitziehend „...über zwei Seen...“ es entrang ihm mitten im Schlachtgetümmel ein hörbares Lächeln ab „... und einer von ihnen, hat die Farbe Eurer Augen.“ ein lebloser Körper fiel gegen den Rücken des Elfen und drückte ihn in Keikos Richtung, ehe er sich abermals mit ihr wegbewegte. Es war die absurdeste Situation, die er je erlebt hat und fast schien es so, als würden sie tanzen. Ein Überlebenstanz inmitten von Leichen und Eingeweiden.
 
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Haj'ett hatte keine Augen für die zahllosen kurzen, langwierigen, schmerzhaften oder gnädigen Tode, die um ihn herum erfahren wurden. Das hatte nichts mit Ignoranz zu tun, sondern viel mehr mit der Tatsache, dass ihm unter dem schweren Leib der Leiche langsam die Luft ausging. Mühsam wand er sich unter dem Toten hervor und sah, wie die junge Frau vor Entsetzen zu kollabieren schien. Es machte ihn stutzig, wie abgestumpft er mittlerweile war, dass er vor kurzem selbst ein Leben um seines eigenen Lebens Willen beendet hatte war ihm schon fast aus dem Gedächtnis gewichen. Das lag aber auch an dieser zunehmend brenzligen Situation. Noch bevor er die Stimme heben konnte, war der Elf da und redete auf das Mädchen wollen. Seine Stimme klang sanft und obwohl Haj'ett die Worte nicht verstehen konnte fand er, dass sie zärtlich klangen.
Doch was folgte war eindeutig.
"Haj'ett! lass dir was einfallen. Halt sie fern!"
Zeit zu handeln. Sei es, um die Gruppe vor den Soldaten zu schützen, oder sei es um die verbliebenen Soldaten vor Tan'ors fürchterlicher Wut zu bewahren. Diese Wand musste wieder hinab. Und wenn er die Mechanismen, wie sie in Goddar hergestellt wurden richtig durchschaut hatte, dann waren sie vor allem eines: leicht zu bedienen.
So warf er sein Schwert weg. Dieses billige Stück, das ihm nicht mehr gewesen war als eine Last und das in seinen Händen nicht gefährlicher gewesen war als ein Zahnstocher.
Doch wie sollte er dort hinaufkommen?
Abgeschirmt durch seine kämpfenden Gefährten fiel sein Blick auf den Elfen, der, die junge Dame wie ein forscher Tänzer führend, doch immer wieder von Attacken unterbrochen, durch das Getümmel führte. Die Position der umschlungenen war geradezu perfekt. Zeit, es dem Elfen heimzuzahlen.
Der Echsenmann nahm all seinen Mut zusammen und obwohl ihm vor Angst fast die Beine strauchelten, stürmte er los. Nach zwei Sätzen ließ er sich auf alle Viere hinabsinken, um sich zwischen den Beinen einiger Soldaten hindurchzuschlängeln. Dann war er bei Feyndry'Hal. Er drückte sich ab, griff den Elfen bei den Schulteren, um sich dort wenig später mit den Füßen abstoßen zu können. Doch während er in die Höhe schnellte, streifte ihn die Sperrspitze eines aufmerksamen Soldaten an der Brust.
Der Mechanismus an der Decke kam näher. Doch nicht nah genug. Im Zenit seines Sprunges griff Haj'ett einige Maße vergeblich nach dem Hebel, doch sank dann unweigerlich hinab. Unten erwarteten ihn Klingen und Streitkolben. Doch ging der Kampf weiter und keiner der Soldaten hatte Zeit, mit erhobenen Kopf, unter dem Echsenmann zu verweilen. So prallte Haj'ett auf seinem Weg nach unten an einem erhobenen Schild ab und landete auf dem Unterarm von... Tan'or?!
Der Berserker schien Haj'etts Anwesenheit nichteinmal zu bemerken. Verzweifelt festgeklammert wurde der Echsenmann mit Blut und Knochensplittern besudelt, während der Kai'shak sein grausames Werk verrichtete. Doch der Schwung und die ständigen Richtungswechsel zerrten stark an ihm und er merkte wie ihm die Kräfte schwanden.
Seine verschwitzten Hände rutschten ab und Haj'ett wurde hinfortgeschleudert. In die Höhe...
Mit einem dumpfen Aufprall donnerte er gegen das Stück der heraufgezogenen Wand, das aus der Decke hervorragte und spürte, wie sein linker Arm brach. Verzweifelt versuchte er etwas zu fassen zu bekommen, das ihn vor dem unkontrollierten Sturz ins Getümmel bewahren möge und hatte Glück. Die metallene Struktur, die er in die Finger bekam, war kalt und gab leicht nach, als Haj'etts Gewicht ruckartig auf ihr lastete. Mit verschwommenen Blick wurde ihm der Sperrmechanismus gewahr, an dessen Hebel er sich klammerte.
"Verschwindet da, die Wand...!"
Entsetzt hoffte er, keiner seiner Freunde würde dort unten stehen, als der Hebel endgültig nachgab.
Mit einem Dröhnen, das selbst Tors Wutausbrüchen Konkurrenz machte begann die Wand wie in Zeitlupe abzusinken,... um dann mit einem ohrenbetäubenden Donnern auf den Kerkerboden zu prallen, sodass die Bodenfliesen Sprünge bekamen.
Haj'ett versuchte krampfhaft bei Bewusstsein zu bleiben, während der Schmerz in seinem Arm ihm die Sinne zu rauben versuchte, wie ein raffgieriger Einbrecher. Wie durch Watte drangen Klickgeräusche an sein Ohren und er hörte etwas reißen. Es kam von oben. Seine halbgare Schlussfolgerung, dass dieses plötzliche Ablassen einer Wand nicht dem vorgeschriebenen Wartungsprotokoll entsprach bewahrheitete sich, als sich das Kreischen von verbogenem Metall dissonant in seinen Kopf bohrte. Die zweite Wand - sie sackte ebenfalls ab.
Erst nur einen Meter, bevor sie sich verkantete und stecken blieb. Doch das Gewicht von Stein und Metall war zu groß und die Führungsschienen bröckelten. Dann rauschte auch sie hinab.
Doch nun spürte der Echsenmann, wie ihn das gleiche Schicksal ereilte. Hoffentlich würde er weich landen.
 
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Keiko konnte sie nicht mehr halten, die Tränen. Eine einzelne entwich ihrem Auge, daraufhin zwei weitere. Sie wollte fort aus diesem Getümmel, aus diesem Massaker. Die junge Frau hörte nur dumpf die fordernden Worte "Steht auf!", während sie die Beine noch fester umschlang. Vielleicht träumte sie nur einen unheimlichen, schrecklichen Traum. Vielleicht hatte sie irgendwer bewusstlos geschlagen und alles war nur halb so schlimm, wie eben in diesem Moment. Sie wollte wieder aufstehen, doch ihre Beine fühlten sich so schwer an und gleichzeitig so weich. "Steht wieder auf!", hörte Keiko dieses mal wieder etwas lauter. Diese Situation war so unecht - bis der Elf, dessen Worte wie ein Balsam waren, weil Keiko wusste dass sie wirklich noch dort war, seine Hände auf ihre Taille legte. Kurz stockte dem Rotschopf der Atem, sie versuchte tief einzuatmen und bekam trotzdem keine Luft. Keiko fühlte sich elendig und erbärmlich. So mickrig wie eine Maus, die vor der Katze zu fliehen versuchte, aber kein Mauseloch fand, in dem sie fliehen konnte vor dem Grauen.

Einen Moment später aber fand sich die junge Frau auf ihren Beinen wieder. Und in den Armen des Elfen, der ihr den letzten verbliebenen Atem raubte, der sie eigentlich davon abhalten sollte, in Ohnmacht zu fallen. Sie wurde noch blasser, als man es von ihr hätte erwarten können; ihre Lider zuckten heftig, bis es Keiko kurz vor dem endgültigen Nervenzusammenbruch doch noch gelang, eilig und stoßartig nach Luft zu schnappen - so als ob sie plante unter tiefes Wasser zu tauchen und eine Weile nicht mehr aufzutauchen. Mit neuem Atem gelang es der Menschenfrau auch, genauer über den Moment nachzudenken. Ein wenig Entsetzen schwang in ihren Gedanken mit, dass der Elf ihren Taille umfasste und so forsch mit ihr war. Schnell aber zügelte sich dies, als die zwei mit der überwältigenden Eleganz des Elfen einer der anschwingenden Klingen auswichen. Keiko fiepste nochmals nach Luft und hielt sich an dem Leib des Elfen fest. Sie schämte sich, während sie sich geborgen fühlte in den Armen des verteidigenden Elfen. Es war bloße Scham, die bei dem Gedanken mitschwang, dass sie mit ihrem ängstlichen Verhalten und der Bedürftigkeit alle anderen Anwesenden in Gefahr brachte. Dass Keiko sich konzentrieren sollte bekam sie zwar mit, doch viel mehr war sie in die grünbraunen Augen des Elfen vertieft - also nickte sie nur heftig, ohne ihren Blick abzuwenden. Dabei war es ihr doch unmöglich sich zu konzentrieren. Schritt für Schritt ließ sich Keiko von dem Elfen mitreißen, es glich wahrlich einem Tanz, auch wenn die weichen Knie ihr eine Eleganz wie die des Elfen verwehrten. Im Angesicht des eleganten Elfen, der mit seiner Körperbeherrschung einfach daherglitt, ohne einen Kratzer davonzutragen, fühlte sich Keiko wie ein Tölpel, wie ein Nichts, das niemals mit einem so wundersamen Wesen wie Ihm mithalten konnte.

Und den Worten des Elfen wollte sie Folge leisten. Sie versuchte sich an etwas Schönes zu erinnern, vielleicht an die Tage an denen Keiko's Mutter sich noch an ihren Namen erinnern konnte, oder an das Abendessen mit ihrem Vater, wenn er von der Werkschaft wiederkam. Doch ihr kam nichts Genaueres in den Sinn, kein Bild. Dieser Moment fühlte sich so an wie Zeitlupe und Keiko vermied bewusst den Blick nach unten. Den Blick in das Übel, in das Blut und den Tod. Sie ließ ihren Blick auf den wundersamen Elfen ruhen, nur selten wandte sie ihn ab, wenn es darum ging einer Klinge zu entfliehen. Der Atem der jungen Frau stockte nur noch selten, sie versuchte ihren jetzt schnellen Atem zu zäumen. Es war ein unregelmäßiges Atmen, welches ihr noch mehr Schwindel einbrachte. Doch es kümmerte sie nicht; solange sie dem Elend nicht weiter entgegensehen musste sondern einem neuen Verbündeten, der sie so bedingungslos schützte, war alles gut. Die lieblichen Worte des Elfen brachten den Moment zu der wohl überforderndsten und unglaublichsten Situation, die Keiko je erlebt hatte. Schwächelnd blinzelte Keiko und lief etwas rot an. Sie sog die Worte auf wie ein Schwamm der in den See geworfen wurde. So war es das einzig Gute was Keiko hier fand, in dieser Lage, in diesem grauenvollen Schrecken. Sie hauchte nur ein "Danke", das war alles was ihrer Kehle entwich. Viel zu eingeschüchtert war Keiko.

Der Moment wurde unterbrochen von dem heraneilenden Echsenwesen. Keiko seufzte etwas, doch sie rückte zurück um nicht im Wege zu stehen. Sie hielt sich weiter an den Elfen, es war das wohl beste, was Keiko tun konnte.
 
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Sie fühlte sich weich an und roch so gut. Sie ließ sich von ihm führen und vertraute ihm ohne zu zögern in dem Moment ihr Leben an. Ihr Haar wiegte sich mit jeder Bewegung wie die Wellen des Meeres, welches sie überquert hatten. Es war wunderschön, Sie war wunderschön. Sie tat ihm gut. Just in jenem Moment tat sie ihm sehr gut, vermutlich wie er ihr gut tat. Er hielt sie geborgen und sie dankte ihm dafür mit dem Blick in seine Augen. Sie war so zerbrechlich. Was hat sie nur angestellt, um hier gelandet zu sein? Im tiefsten Verlies der Stadt. Sie gehörte an die Sonne, die frische Luft. Sie müsste Lieder hören und lachen können. Sie brauchte Geborgenheit und Wärme. Liebe.

Liebe?

Er spürte es als sie ihn so festhielt. Er spürte, das sie alleine war, haltlos, rastlos und geborgenen Schutz von Liebe brauchte. Er konnte ihr Gesicht nun aus nächster Nähe betrachten. Sie gestattete es ihm; ließ ihren Blick auf ihm ruhen und wandte diesen nur selten ab. Was tat sie, bevor sie hier landete? Hatte sie ein vertrautes Heim, einen Mann? Kinder? Vermutlich ist nur das was sie am Leib trägt ihre Habe. Ihre Kleider verrieten ihm Wohlstand, doch das passte nicht zu ihrer mageren Figur. Es schien keine Lebensweise zu sein, der sie nach jagte indem sie sich so kleidete. So... unpraktisch schön.

Er achtete tunlichst darauf, sie nicht über glitschige Leichenteile zu führen, oder anderweitig gegen etwas stoßen zu lassen. Es war ein Balanceakt der höchsten Finesse, denn es war schwer inmitten dieses Massakers. Er konnte das Geschehen um sie herum nicht wie sonst ausblenden, zu gerne hätte er es getan, doch dann wären sie schneller tot als er den nächsten Schritt machen könnte. Doch wann immer es seine Aufmerksamkeit zuließ, war er bei ihr. Wie sie wohl heißen mochte? Vielleicht Anna, oder Nathalia, oder Lisette? Wenn er ihr einen Namen geben müsste, würde er Alaafiel lauten. Alaafiel, die Schöne. Sie war auch jetzt, in diesem Zustand eine Zierde an der Seite eines Mannes und er fühlte sich beschämt sie so unfreiwillig gewollt an der Seinen zu haben. Doch sie sah ihn mit offenen Augen an und es war kein Ekel da, sondern sie wurde leicht rot. Scham? Worüber denn?
Nein, zu schämen brauchte sie sich nicht. Sie hielt sich so tapfer. Jedes andere Weib, wäre kreischend zusammengebrochen, sie hat sich bis gerade eben gut gehalten. Und jetzt war er da, um ihr Gesicht zu wahren. Wie es sich für seine gute Erziehung gehörte. Seine Erziehung? Als diszipliniert, beherrscht und als Herr seines Willens hatte man ihn in seiner Ausbildung immer wahrgenommen. Sie waren neben Höflichkeit, Zuvorkommenheit und Respekt immer präsent bei ihm. Sie gehörten zu seinem Leben, wie Herzschlag und Atem.

Doch jetzt?

"Danke"
„Ich danke Euch.“

Er konnte nichts weiter erwidern. Was hätte er auch sagen sollen?
Sein Blick hinter ihr traf Jarha und verfinsterte sich einen Augenblick lang, bevor er bemerkte, das er ihre linke Hand nun wirklich wie bei einem Tanz hielt, während die andere Hand fest um ihre Hüfte geschwungen war und er sie im Walzertakt zu einer nur ihm bekannten Melodie führte. Ihre Anwesenheit, ließ ihn für den Moment vergessen, was für ein Monster er selbst noch eben war. Und das war gut so.
Sie gab ihm Frieden.
Wie grotesk.
Und so zog er sie leicht dichter an sich heran, bis seine Wange dicht an der ihren war und er ihre Wärme spüren konnte und ab und an ihre Haut, wenn der Takt nicht ganz sauber war und er unverhofft ausweichen musste.

Er hatte begonnen über die Seen in Hál o Dur zu sprechen und das Gespräch wurde abrupt unterbrochen.

Er fühlte einen Griff bei den Schultern, um dort wenig später Füßen abstoßen zu spüren. Feyndry'Hal zuckte harsch zusammen und verzog schmerzerfüllt das Gesicht bei der Belastung seiner linken Schulter; erlaubte sich jedoch nicht, dem Schmerz komplett nachzugeben, als er aus dem Augenwinkel sah wie die Echse in die Höhe schnellte,. „Haj'ett!!“ Eine Sperrspitze folgte dem Akrobaten und streifte ihn an der Brust. Der Elf hatte dafür gesorgt, das nicht mehr passierte, als er die Dame in den anderen Arm warf und dem Speerträger einen Dolch zwischen die Rippen jagte. Von nun an, war er ganz gefordert. Die Schönheit in seiner Obhut, die Echse über ihnen beobachtend und den weiteren Gefahren ausweichend vergaß er wieder den stechenden Schmerz und bewunderte einen kurzen Augenblick gar, wozu dieses kleine Wesen fähig war. Darüber werden wir noch sprechen müssen, kleiner Freund! Er konnte ihr jedoch nicht immer folgen und so suchte sein Blick Haj'ett das nächste Mal, als er das donnernde Geräusch des Tores hörte und Keiko fest an sich drückte, die sich sicherlich darüber erschreckte. Die rechte Hand an ihrem Hinterkopf, drückte er sie gegen die Brust, bevor er sah, das die Echse ungehalten fiel. „HAJ'ETT!!“

„JARHA TUT WAS!!“

Er selbst preschte los, Keiko mit einem Ruck mit sich ziehend gewann er mit ihr an Schnelligkeit. Er besah sich den Boden, er war blutig und nass durchtränkt. In einem überaus mitfühlendem Blick konnte er nur noch ein "Vertraut mir!" hervorbringen. Ein Sprung und er zog die Diebin mit sich, drehte sich im Fall unter sie und Keiko landete hart auf Feyndry'Hal's Brust,als beide über den blutdurchtränkten Boden in Fallrichtung der Echse rutschten, sodass eine leichte Fontaine vor ihnen zu schwimmen begann. Der Himmelself presste Keikos Kopf an seine Brust, bis sie zum Erliegen kamen und als sie kein Stück mehr nachrutschten, sah er verzweifelt zu Jarha. War der Magier in der Lage etwas auszurichten? Falls nicht, würd' der Elf nämlich im nächsten Augenblick ihren Körper leicht von seinem Bauch herunter zur rechten Seite drehen und ihren Kopf an ihn gedrückt halten. Den Blick nach oben. Ich hab dich!! sollte Jarha nicht in der Lage gewesen sein, zuvor einzuschreiten, würden Echsenmann und Elf eine harte Bekanntschaft miteinander machen.
 
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Der Berserker hatte Haj'ett in der Tat nicht bemerkt. Viel zu intensiv war der Rausch, viel zu funkelnd der Zorn. Es gab fast gar kein Hindernis, was es zuließ die Berserkerwut auszubremsen. Wunden wurden ihm zahlreich zugeführt: Speere, Schwerter, Hellebarden. Ta'nor war nicht darauf aus Schmerz zu vermeiden. Er spürte ihn. Doch statt in zu fällen stachelte es ihn bisher nur noch mehr an. Inzwischen blutete es unter dem Plattenpanzer hervor, als würde ein Vampir seine Behausung mit einer grotesken Statue dekorieren. Doch der Streithammer wurde weiter geschwungen. Mit Feldwebel Joy fiel der letzte Gegner auf dieser Seite des Hinterhalts.

Tubbler schrie seinen Schmerz hinaus als der Körper der treuen Soldatin und Freundin zerbarst und das Gefäß von Organen und Blut an die Wand geklatscht wurde. Der Kai'shak wandte sich um, als er den Schrei hörte. "Männer... auf dieses Ungetüm! Fällt ihn ohne Rücksicht! Vernichte alles was keine goddarianische Rüstung trägt! Ta'nor grunzte erneut vor Wut. Kleine Bluttröpfchen an seinem Helmschlitz stiebten unter Vibrieren davon. "ANGRIFFSFORMATION!" Tubbler zog seine Waffe - ein mächtigen Zweihänder, der in der Größe allein Eindruck schindete. Das Metall der Klingen und Hellebarden zog sich kreischend durch den von Tod getränktem Raum. Der Berserker wartete nicht bis die neu aufgetauchten Feinde bereit waren. Er stürmte los, donnernd, grollend, den großen Streithammer im Anschlag. Das Problem hierbei war nur, dass Mana und Alexis im Weg standen. Immer näher stürmte er auf die beiden zu. Doch er erkannte sie nicht. Er machte keinen Unterschied zwischen Freund und Feind. Für ihn gab es nur eines was wichtig war: Der Weg musste geräumt werden. So ließ er im Lauf einen wütendes Schrei erklingen und zog seinen Streithammer mit aller Macht in einem kraftvollem Bogen vor sich her. Auch die Soldaten schienen keinen Umweg nehmen zu wollen. Warum sollten sie auch, war doch längst der Punkt für sie überschritten wo es einen Unterschied zwischen kampfunfähig und und tot gab. So kamen diese beiden Kampfherde Massen aus Fleisch und Metall auf den armen Magier zu.
Akuma sah mit Schrecken wie rücksichtslos der Kai'shak vorging. Er würde seine Verbündeten einfach hinwegfegen. Noch dazu konnte der Magier wenig gegen Ta'nor ausrichten. Als Magierjäger würde Magie wenig helfen, so hatte er gehört. Es half nichts. Es musste ihm etwas physisches in den Weg gestellt werden, etwas was diesen Schlag auffangen konnte, etwas was ihn stoppen würde, aber gab es so etwas? Der Krieger seufzte und schüttelte den Kopf. Ihm viel partout nichts anderes ein. So formte er wieder sein Blut zur Sense und rannte auf den Berserker zu. Mit aller Macht und einem großen Satz sprang er ihm in den Weg. Er hielt seine Waffe schützend vor sich und brüllte den Berserker an, er möge sofort den Kurz wechseln. Es war natürlich zwecklos. Ein wütendes Brüllen seitens des Eisentods war die Antwort. Der gleißende Helmschlitz fegte auf Akuma zu, welcher nun direkt vor Alexis und Mana stand. Wieder ließ der Krieger sein schwarzes Blut wirken und formte es in seinem Körper zu der Härte die ihn so manchen Schaden abhalten würde, aber würde das reichen?

Ein großer Rums ließ die Wand hinter Ta'nor herabfallen. Haj'ett hatte den Mechanismus gelöst. Der Krieger machte den Fehler kurz zum Echsenmann empor zu schauen. Nur für einen Augenblick hatte er Ta'nor aus den Augen gelassen. Sofort war der Berserker herangekommen und rammte seinen massiven Leib gegen den Krieger. Nur Akumas hartem Blut war es zu verdanken, dass er nicht sofort tot war, aber er spürte wie ihm einige Knochen brachen. Dennoch hatte er genug erreicht, dass der Berserker von diesem Widerstand überrascht war und die Richtung seines Ansturms änderte. Haarscharf donnerte er, den Krieger 'auf den Hörnern', an Magier und Geist vorbei. Die Soldaten und Feldwebel Tubbler wurden durch die herabfallende Wand ebenfalls aus dem Konzept gebracht und verlangsamten kurzzeitig ihren Lauf. Über ihnen klickte und knackte es. Tubbler sah nach oben. Es wird doch nicht....!? Er riss erschrocken die Augen auf als auch der Mechanismus der zweiten Wand nachgab. "RÜCKZUG! SOFORT ALLE MANN ZURÜCK!" Befehlsstreu wie die Wachen waren, brachen sie unverzüglich den Angriff ab und beeilten sich wieder ihre Hälfte der Falle zu erreichen. Anders Ta'nor. Er merkte deutlich wie die Wunden und der Kampf ihm die Ausdauer geraubt hatte. Auch ein Kai'shak ist irgendwann am Ende und allmählich verflog seine Wut. Doch es war nicht genug um ihn klar denken zulassen. Akuma versuchte mit der Sense auf den Hünen einzuschlagen, verfehlte ihn jedoch. Die gebrochenen Knochen taten ihr übriges. Da senkte sich nun auch die zweite Wand, doch Kai'shak und Kagayame nahmen unvermindert weiter Ansturm auf den Soldatentrupp. Feldwebel Tubbler versuchte seine Reihen wieder zu organisieren doch aufgrund, dass viele nun mit dem Rücken zur Wand standen brach leichte Panik aus. Als wäre es Absicht gewesen schaffte es der Berserker gerade noch unter der herabfallenden Wand hindurch und nahm den Kagayame mit.

Mit lautem Donnern fiel auch die zweite Wand herab. Noch hörten die Gefährten kurz Tubbler Befehle schreien, noch hörte man ein Grollen des Kai'shak, dann gab es nur Stille. Endlose Stille und die Ruhe des langersehnten Friedens. Die Gruppe fand sich im Gang wieder, der Boden von Blut und Leichen getränkt. Sie hatten überlebt. Alle waren heil aus dem Hinterhalt herausgekommen... alle bis auf Zwei.
 
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Alexis spuckte aus. Längst hatte er sich an den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes gewöhnt.
Er saß auf Knien mitten in seiner eigenen Zelle, weiter unten im Kerker, abseits von den anderen. Da die anderen keinen Aufruhr gemacht hatten, war auch Alexis geneigt, sich den Wachen zu ergeben, als diese das Schiff stürmten.
Es würde sich schon alles regeln.

Wie naiv er doch gewesen war.

Ehe er sich versah, hatte man ihn in magische Ketten gelegt. Mana hatte ihre körperliche Form aufgelöst und konnte nur über seinen Geist mit ihm kommunizieren. Aber auch sie war durch die Handschellen gebannt und konnte nichts tun. So musste sie mit ansehen, wie Alexis wieder und wieder niedergeschlagen wurde. Verhört, beim Versuch ihn zu brechen.
Es war klar. Seine peiniger wussten, wen sie vor sich hatten. Spätestens, als die namenlosen Häscher zur Seite wichen und einem Magier Platz machten. Er erkannte durch seinen verschwommenen Blick nicht wer es war, doch erkannte er die Kleidung. Schlangenkult. Also auch hier. Wo sonst?
Ob man den anderen auch diese Behandlung zukommen ließ?
Eher nicht, wie sich herausstellte, denn der Magier kannte ihn offenkundig besser, als er dachte.
"Der Enkel von Hector Imarius. Die selben trotzigen Augen."
Alexis blickte auf. Er kannte also seinen Großvater? Ob er wusste wo er war? Ob er selbst dem Schlangenkult zum Opfer fiel und deshalb spurlos verschwunden ist? Der Magier beantwortete die Frage indirekt.
"Tja, welch ein Glück für mich. Wenn ich schon sein Blut nicht nutzen kann, dann wird deines vielleicht reichen. Wie ich hörte, hast du die selbe Gabe..."
NEIN!, hörte er Mana in ihm schreien und wie von innen gegen eine Wand stoßen.
Was hatte dieser Kerl vor? Sein Blut? Verdammt!
Der Magier zückte einen Dolch und grinste hämisch, während er auf Alexis zuschritt.
Verdammt, verdammt, verdammt!
"Haltet ihn fest!", schnarrte der Magier gelangweilt in den Raum und die Häscher taten wie geheißen. Sie fixierten ihn und entblößten seinen Unterarm.
"Das wird nur ein bisschen weh tun." Er gackerte. "Und danach wirst du dir wünschen du wärst Tot. Ich werde dir diesen Wunsch mit Freuden erfüllen, nachdem ich mich an deinen Schmerzen gelabt habe!"
"Fahr zum Teufel!", fuhr Alexis ihn an. Manas angsterfüllte Schreie hallten in ihm wider und wurden lauter, als die Klinge in sein Fleisch schnitt.
Das Blut rann auf den Boden, ehe der Magier eine Ampulle nahm, etwas davon direkt an der Wunde abschöpfte und anschließend mit dem Blut am Boden einen magischen Zirkel um Alexis zog.
Er sollte also in einem Blutritual geopfert werden, damit der Magier seine Kraft erhalten würde.
Wie viele hatte er auf diese Art und Weise wohl schon getötet? Alexis verfluchte seine Situation. Die Hilflosigkeit machte ihn rasend.
"Nun denn.", setzte der Magier mit ruhiger Stimme an und hob die Ampulle mit Alexis Blut, als wolle er einen Toast aussprechen. "Auf dich!"
Er setzte die Ampulle an und trank sie aus. Gleizeitig ebbte in Alexis etwas auf, das sich anfühlte als würden seine Adern in Flammen stehen. Er schrie auf, doch dann war es sogleich wieder vorbei.
Schwer atmend blickte er zu dem Blutmagier auf. Dieser hatte eine entsetzte Miene aufgesetzt und war wie erstarrt.
Manas Schreie übertönen nun jedes Geräusch, das Alexis hätte wahrnehmen können.
Die Ampulle glitt dem Blutmagier aus seinen Fingern, während er auf die Knie sackte und sich nach vorne beugte. Auf allen Vieren fing er vor Alexis plötzlich an zu würgen und zu Husten. Schwarze Adern traten an seinem Hals hervor und die errötete, schmerzverzerrte Fratze des Blutmagiers starrte Alexis an, bevor sich ein Schwall von Blut aus seinem Mund ergoss.
Es war viel mehr, als er getrunken hatte. Zweifellos war sein eigenes dabei. Und langsam dämmerte Alexis, was hier vor sich ging, denn ein leises Lachen drang geisterhaft an sein Ohr, während Manas Schreie verstummten und sie nur noch ein leises Wimmern von sich gab.
"Nein. Nicht. Bitte nicht!"
Der Blutmagier bebte am ganzen Leib, während er auf allen Vieren über der Blutlache keuchte. Die Blutlache hingegen fing an sich zu regen und das gesiterhafte Gelächter schwoll an. Entsetzt wich der Magier zurück, kroch auf den Rücken, bis er an den Gitterstäben zum Halt kam.
Eine Hand schoss aus dem Blut hervor und nahm gestalt an, stemmte sich auf den Rand der Blutlache. Die dazugehörige andere Hand tat dies auf der gegenüberliegenden Seite. Langsam schälte sich eine elegante Gestalt aus der Blutlache und das gelächter aus Alexis Geist ertönte nurn vor ihm. Er hatte diese Stimme bereits gehört, doch er zweifelte noch, hoffte, dass es nicht wahr sein konnte. Doch die Wolfsohren, die Wolfsrute, das weiße Haar, das schwarze Gewand, die Rabenfedern am Saum. Es gab keinen Zweifel.

Magna blickte sich um, holte einmal tief Luft ohne Alexis eines Blickes gewürdigt zu haben wandte sie sich dem Blutmagier zu. Die Temperatur im Raum schien rapide zu sinken. "Du hast dich mit den falschen Dämonen eingelassen, mein lieber. Möge die Herrin deiner erbärmlichen Seele gnädig sein.", sprach sie, während sie ihn am Hals packte und von den Füßen hob. "Du hast deinen Zweck erfüllt. Vielleicht stimmt sie das etwas milder." Dann brach sie ihm mit der selben Hand, die seinen Hals hielt einfach das Genick und warf ihn zur Seite wie eine Stoffpuppe.
Dann drehte sie sich um und lächelte Alexis hämisch an.
Ihre Erscheinung ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Aus schwarzen Augen mit blutroter Iris sah sie ihn durchdringend an. Der schmale Mund gekräuselt, die scharfen Zähne kaum sichtbar.
"Nun, mein lieber, ich glaube es ist an der Zeit ein paar Einzelheiten zu erzählen, die meine liebe Schwester Mana dir vorenthalten hat."


Die Befreiung und das Kampfgeschehen bekam Alexis kaum mit. Seine Hand streckte er einfach im Vorbeigehen in die aufgebrochene Waffenkammer, um mit seinen Arkanen Fäden sein Schwert wieder einzufordern. Er blickte sich nicht einmal danach um. Sein blick war starr. Ta'nors taktischen Anweisungen leistete er folge, ohne sie selbst richtig zu registirieren. Er spürte keine Angst, keine Wut, keine Erleichterung.
Nichts. Er sah auch genauso teilnahmslos zu, wie Akuma sich zwischen ihn und Ta'nor stellte.
Erst, als er und die anderen sich im Gang wiederfanden und die Kampfschreie von oben verstummten, verschob sich seine Wahrnehmung.
Eine Konstante, die ihn die letzten Tage begleitet hatte war plötzlich verschwunden. Ta'nors magiebannende Präsenz war fort.
Alexis entfuhr ein kurzer, schmerzvoller Schrei, als er wieder ganz zu sich kam.
Er starrte den Geröllhaufen hiter sich an, dann die anderen und schließlich Mana. Mit Tränen in den Augen wandte sie ihren Blick von ihm ab. Doch es war nicht der Kai'shak, wegen dem sie weinte.
 
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Das Kampfgeschehen entwickelte sich trotz Jarhas Zauber zunächst nicht wirklich im Sinne der Gruppe, und als der Polarstern im Rausch seines Berserkerganges von den anderen abgeschnitten wurde, sah es aus Jarhas Augen wahrhaftig nicht gut aus - der Ausweg war immer noch verschlossen, Ha'jett würde jeden Moment auf Feyndri'hal stürzen, der ihm zurief, doch etwas zu tun - aber was konnte er tun? Der Echsenmann würde blind wohl kaum weniger stark aufprallen ..

Doch unvermittelt spürte er etwas - eine Präsenz, die ihm bisher nicht aufgefallen war, ein strahlend heller Funke Leben und Macht inmitten der Leichen, die den Weg der kriegerischen Mitglieder der Gruppe pflasterten. Einer der toten Soldaten war gar nicht tot - ja, er war nicht einmal ein Soldat, denn seine Gestalt verschwamm und verzerrte sich, stieß noch in dieser sonderbaren Zwischenform einen lauten Vogelschrei aus, und schoss dann pfeilschnell und im Federkleid eines riesigen grauen Aras auf Hajett zu und packte ihn am Schlafittchen. Der Vogel bekam bei diesem Manöver zwar ganz schön Schlagseite und rettete sie beide mit einer eher torkelnd zu nennenden Rechtskurve vor dem finalen Zusammenstoß mit der Gefängismauer, doch einen Moment später war Ha'jett wieder sicher auf dem Boden abgesetzt - und der riesenhafte Ara verwandelte sich noch im Landeanflug erneut.

"Seid unbesorgt. Es verläuft alles nach Plan." Sprach das Orakel, und lächelte in die Runde. Zur Zeit hatte es die Gestalt eines grauhaarigen Knaben in abgerissenen Kleidern, die ein wenig den zerzausten Federn des Ara ähnelten, und schwebte einige Hand breit über dem Boden. Da, wo sich die Augen befunden hätten, waren nur zwei leere Höhlen, doch es schien keinerlei Schwierigkeiten zu haben, sich zu orientieren, während es sich langsam um die eigene Achse drehte, um auch alle im Raum ansehen zu können. Oder .. was auch immer es anstelle von Ansehen tat. Mit der rechten Hand balancierte es eine schimmernde Kristallkugel. "Ich bin Ferin - das Orakel von Port Raven. Und ich habe euch erwartet." Das Orakel legte plötzlich den Kopf schief und eine Hand an sein rechtes Ohr, als lausche es auf ein fernes Geräusch, und runzelte die Stirn. "Oh, wie vorhersehbar. Mehr Schwierigkeiten. Es wäre nicht weise, hier zu verweilen. Findet ihr nicht auch?" Der Junge machte eine wegwerfende, eher ungeschickt wirkende Geste mit der linken Hand über der Kugel, und ließ ein durchscheinendes Bild einer großen Halle aus Stein entstehen. Sie musste zu einem sehr großen Gebäude gehören - aus den hohen Fenstern sah man die Dächer der benachbarten Häuser.

"Der Rest des Zirkels befindet sich leider in einem .. ungewissen Schicksal, und so kommt es mir zu, euch eine Einladung auszusprechen, unsere Räumlichkeiten zu benutzen. Euer Heldenmut wird für die Stadt gebraucht. Oh." Weitere Gesten über der Kugel folgten, mit spitzen Fingern und kritischem Blick. "Ich erlaube mir einmal, ein wenig an eurem Schicksal zu zupfen. Überflüssige Fäden entfernen, alles einmal hübsch straffen und raffen. Hier und dort etwas flicken." Der "Junge" grinste breit, und es wirkte erschreckend hämisch. "Ich bin sicher, ihr werdet feststellen, dass es euch jetzt viel besser geht." Die gröbsten Verletzungen schienen in der Tat mit erschreckendem Tempo zu verheilen - und diejenigen, die sie erlitten hatten, fragten sich unvermittelt, wo genau sie noch einmal hergekommen waren. Waren die Schwerthiebe überhaupt jemals passiert ..?

Das Orakel lachte glockenhell und deutete noch einmal auf die Vision des Magierzirkels. "Ich an eurer Stelle würde nicht zu lange zögern .. dort wärt ihr sicher. Wenn ihr es dort hin schafft." Seine Gestalt wurde schon wieder unscharf, Haare und Stoff wurden in die Länge gezogen und nahmen mehr und mehr den Charakter von Fell an, bis eine graue Spitzmaus auf den Boden purzelte und zwischen den Füßen der Abenteurer durch das Fallgitter huschte. "Ich kann nicht länger bleiben - und ihr solltet dies ebensowenig tun! Wir werden uns wiedersehen, Helden!"
Während die Spitzmaus in den verwinkelten Gängen verschwand, konnten sie noch ihre Abschiedsworte hören. "Bedenkt, ein Orakel gibt niemals Garantien!"


"Der Magierzirkel .. ich bin nur auf ihre Einladung überhaupt in diese Stadt gereist." Murmelte Jarha, und schaute fasziniert auf das halb transparente Abbild eines Raumes, der wohl die große Halle eben dieser Gemeinschaft darstellte. "Es ist, als wäre ich selbst dort .. wenn dieser Ort sicher ist, ist es unsere beste Hoffnung, dieses Gefängnis zu verlassen." Er warf einen kurzen Blick in die umstehende Menge und insbesondere zu Amenhotep, der diese Einschätzung nur bestätigen konnte. Auch wenn wohl niemand außer Jarha wusste, wie er sie dort hin zu bringen gedachte. Er verschwieg, dass diese Möglichkeit theoretisch war - dass er bisher immer auf Sichtweite gearbeitet hatte und sich dabei auf seine eigenen Sinne verlassen konnte, nicht auf die Worte und Werke eines kryptischen Orakels. Wenn in dieser Situation für eines kein Platz war, dann für Zweifel. Der Nomade stellte sich so hin, dass er das Ebenbild der Halle gut im Auge halten konnte, dann hob er die Arme weit über den Kopf und stellte sich breitbeinig hin, während er in tiefer Konzentration versank. Sein Geist versuchte erstmals, einem fremden Blick zu folgen ... einige Minuten stand er einfach nur da, schweigend und mit wachsender Anstrengung seine Position haltend.

Dann explodierten die feinen, mathematischen Linien der Tätowierung in der bisher heftigsten Entladung des kalten Sternenlichts, während seine Augen zu weißglühenden Hochöfen wurden. Rings um Jarha flimmerte die Luft, wie von besonders intensiver Hitze. Aber es war nicht heiß. Wenn man genau hinsah, konnte man hinter (oder eher auf? Oder .. durch?) seine Gestalt die große Halle erkennen, die auch auf dem Bild des Orakels sichtbar war. Das just in diesem Moment verblasste.
"Bitte geht hindurch! Ich .. kann es nicht allzu lange halten!" Warnte der Nomade mit leicht zitternder Stimme - und meinte offenkundig das Portal, dass er mit seinem Körper erzeugte.
 
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Es war vorüber? Vorbei? Aus?

Der Hall der nie erklungenen Schreie, des Schepperns und der Klang des matschigen Geräuschs, als Kehlen durchtrennt wurden und das Blut entwich bevor ihre Körper fielen, war endgültig erloschen. Was zurückblieb war eine dumpfe Leere und eine Totenstille, die der jetzigen Situation durchaus gerecht wurde. Der Elf lag schwitzig, erschöpft und mit heißem Atem in der bebenden Brust, auf hartem Boden. Auf ihm, Keiko. Mit ausdruckslosem und doch zugleich wild entschlossenem Blick nach oben gerichtet, wartete er immer noch auf den Aufprall der Echse. Die nicht kam.
Jarha hat es geschafft?
Dann schloss er die Augen. Seine Körperspannung ließ von ihm ab und er selbst lag jetzt wie tot, bewusstlos, erschlagen und vergessen da. Ohne sie loszulassen. Sie. Was war gerade passiert? Es war alles so unwirklich. Die Falle, die Entscheidung, der Berserker die Speere, der Fall, die Sterne, Ekstase und dann, … hörte er wirklich wahrhaftig einen Vogelschrei? Hier?

Nein... da war nur Tod. Blut. Verderben.

Und jetzt wieder dieses überwältigende Glücksgefühl? Er konnte nichts Weiteres mehr fassen. Eine Träne lief ihm aus dem Augenwinkel. Gerade sah er noch sein letztes Opfer, dem er seinen Dolch tief in die Rippen pressen musste. Und dieses starrte mit wirklich entsetzten weit aufgerissenen Augen zurück, als der Lebenskampf für den schmächtigen Soldaten im Tod geendet war und sprach den ihm haushoch überlegenen Elfen unverkennbar schuldig und jetzt das wieder? Wie in Trance hörte er Worte, doch sie waren wie Seifenblasen und blubberten an seinen Ohren einfach vorbei. Er wollte, er wollte ja hinhören...

„Ich kann nicht mehr...“, er war atemlos.
Doch das Schuldgefühl kehrte schnell zurück. Wollte ihm keine Ruhe gönnen.

Vielen hat er heute den Todesweg geebnet. Mit einer Kampftechnik, die nie dazu gedacht war, die Initiative der Öffentlichkeit ergreifen zu dürfen. Der Berserkerzorn des Kai'shak kam ihm ins Gedächtnis und ebenso sein eigener Zustand! Sein Magen zog sich krampfartig schmerzhaft zusammen. Er biss sich kurz auf die Lippen, um dem zu entgehen.

Er hatte über die Kai'shak gelesen, ihm wurden Geschichten erzählt, doch niemand – NIEMAND hätte ihn auf das vorbereiten können, was geschah. Und dann war er da, der Tod. Und hinterließ ein Blutbad, das seinesgleichen erst noch suchen muss. Leichen, überall wertvolles Leben, ausgelöscht durch einen nicht einmal hörbaren Windhauch. Ein Windhauch der in einem Wimpernschlag Kerzenflammen ersterben lassen konnte. Ich bin nicht besser als der Kai'shak. Er hatte dieses gefährliche Monster komplett unterschätzt. Dabei wirkte er so friedlich auf dem Schiff, während der Überfahrt. Dabei hatte es Ta'nor ihm sogar noch prophezeit! Und dann kam sie, die unbändige Kraft gegen Gegner, die noch nicht einmal annähernd etwas entgegenzusetzen hatten, außer ihrer Vielzahl auf der Schlachtbank.
Es grenzte an ein Wunder, dass die Verbündeten alle die Enge zu ihm überlebten. Das taten sie doch... oder? Was war das nur für ein Licht? Starb er etwa? Er griff neben sich, als seine eigenen, vom Blut durchnässten und zusammengeklebten langen Haarsträhnen auf denen er irgendwie selbst lag ihn hinderten seinen Kopf zu heben und drehte ihn daraufhin einfach nur seitwärts. Er wollte etwas sagen konnte aber nur ein krächzendes: „Haj'ett...?“ hervorbringen. Er erinnerte sich daran, durch eine Blutlache mit ihr gerutscht zu sein, um die Echse vor dem Fall zu bewahren. Himmel, was war nur passiert? Als Keiko zusammensackte, waren alle nur noch mit dem blanken Überlebenskampf beschäftigt, als die Feinde wegen ihr eine Chance witterten. Weder stand es ihm zu, noch war es seine Art, seine Stimme derart zu erheben, doch er tat es. Ihretwegen brüllte er geradezu Befehle aus seiner Seele. Tanzte er wirklich mir ihr, während alle um ihn herum versuchten sie beide zu schützen und irgendwie zu entkommen? - inmitten von LEICHEN? Die durch ihn fielen? Er merkte wie sehr er auf einmal zitterte. Was geht hier vor?

Monster...!!!
Du bist Schuld...!!!
Dröhnte es in seinem Geist.
Er schloss die Augen. Seine Lippen bebten, als diese Worte immer wieder durch seinen Verstand hallten. Immer lauter werdend. Doch das Letzte was er fühlte war sie. Ihre Weichheit, ihre Wärme, ihre Erlösung. Ihren Frieden. Was waren das für undefinierbare Geräusche?

Frieden?

Mörder!!!

Schrie es in ihm, und es war vorbei mit seiner eigenen Körperbeherrschung; seiner Disziplin... Die Situation forderte ihren Tribut. Immer mehr Tränen rannen an seiner Haut entlang. Stumm, still, leise rollend liefen sie einfach nur. Und er griff nach ihr.
Er krallte sich geradezu in ihre Haare die er eigentlich nie losgelassen hatte. Er hielt sie immer noch schützend, liebevoll, das ihr bloß nichts geschehe. Ihr Körper lag auf seinem. Zitterte wie er? Bestimmt. Er streichelte über ihren Rücken. Mit Fingern, die es gerade so zuließen, als er sich jetzt regelrecht an sie klammerte. Sich ihres Atems vergewissernd und das ihr Körper warm war und nicht kalt. Auch jetzt ließ er sie immer noch nicht los. Immer noch nicht. Er konnte nicht. Noch nicht. Hatte er sie gerade wirklich mitgerissen - verrückt. Hatte er ihr wirklich nur als Letztes gesagt: 'Vertraut mir!' und ist mir ihr in einen gewagten Elfensprung übergegangen? Mit Ihr? Und so gelandet? Waren sie jetzt sicher? „Jarha?“
Wo waren sie überhaupt? Er hatte Mühe sich darauf zu konzentrieren und war auch für den Moment einerlei. Sie waren noch lebendig...

Sein Körper bebte regelrecht, während sein Atem schlagartig die Ruhe selbst war. Wie nach dem Erwachen an einem wunderschönen Morgen nahm er ihren Kopf zwischen die Hände und öffnete seine Augen. Sah sie hilflos an. Was hatte er zu ihr gesagt? Ich danke Euch?
Wie dumm. Wie falsch.
Er rollte sich im nächsten Moment schon gefühlvoll mit ihr nach rechts, lag mit sanftem Druck auf ihrem Körper ohne sie zu erdrücken und küsste sie einfach leidenschaftlich, als gäbe es kein Morgen mehr. Herzschlag und Atem waren bei ihr, mit ihr und wollte in dem Moment nirgends anders sein. Alles andere war weg. Er er musste es ausblenden, einen Moment wollte er sich befreien und tat es. All seine Gefühle, seine Traurigkeit, all seine Liebe, all sein Sein, seine gesamtes Seele... alles floss in diesen einen Ausdruck indem er ihr zurückgab, was sie ihm in jenem Augenblick des Friedens inmitten der Hölle gegeben hatte. Und seine Tränen liefen bitter dabei ungehalten, ja ungeniert über ihre zarte Haut.

Erst lange, sehr lange Zeit nachdem Tränen versiegt und neuer Atem aus Hoffnung geschöpft war, lösten sich seine Lippen wieder von den ihren. Zuerst lag noch seine Stirn friedfertig auf der ihren, dann hob er seinen Kopf endgültig und sah sie an. Er sah ihr lange und schweigend in die Augen. Er ließ einen tiefen Blick zu. Viel tiefer. Er erwehrte sich seiner Erschöpfung nicht, der ihr gestattete in seine Seele zu blicken. Er sammelte sich. Dann öffnete er die Lippen, die zuvor noch so liebevoll die ihren umfingen und brachte zum Ende was er von Anfang an hätte zu ihr sagen sollen; leise, ruhig, pur und rein. So, wie es in diesem Augenblick seine Stimme zuließ:

„Ich habe viele Nächte gebetet, ohne zu wissen, ob mich jemand hört
In meinem Herzen stets ein hoffnungsvolles Lied, das ich kaum verstand.
Ich kannte keine Furcht, obwohl ich wusste, dass es vieles zu fürchten gab.
Ich habe Berge versetzt, noch bevor ich wusste, das ich es konnte.
Und Wunder geschahen, nur, weil ich daran glaubte.
Auch wenn die Hoffnung schwach war, war sie nie zu ersticken.
Doch in der Zeit meiner größten Angst, als Gebete vergebens schienen und Hoffnung schneller als die Vögel des Sommers davonflog...
… fand ich Frieden!

Mein Herz ist so schwer, ich kann es kaum ertragen
und doch spreche ich Worte,
die ich nie zu sagen geglaubt hätte...
zu dir.

Wer weiß, welche Wunder Du noch vollbringen kannst.“

Er endete und lächelte nicht, es war ihm egal ob die ihm seinem Herzen entsprechende Situation der wiederkehrenden Ekstase geschuldet war die er jetzt abermals fühlte. Warum? Sacht und zärtlich küsste er ihre Stirn. Es war offensichtlich, das er am Ende seiner Kräfte angelangt war. Er hatte große Mühe sich aufzurichten, obwohl er keinen Schmerz mehr fühlte und sogar Glück, seine Muskeln versagten ihm den Dienst.
Oh nein... und sank erschöpft auf seinen rechten Ellenbogen neben ihr zurück. Die Augen in bitterer Erkenntnis zusammengekniffen.
 
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Dicke, rote Flüssigkeit sog sich in den hellen Stoff des kostbaren Kleides und brachte eine haftende Wirkung mit sich. Ihre Sachen, sie wurden eins mit dem Blut. Dort wo es das Kleid traf, machte es den Eindruck, als wäre die rote Farbe schon immer an jener Stelle gewesen. Die Kleidung klebte sich an Keiko's zarte Haut, an die Beine, so wie sich Keiko an ihren Retter fest schlang. Es fühlte sich so gut an. So unheimlich gut. Noch nie hatte jemand sie vor dem Leid bewahrt, noch nie hatte jemand sie geschützt, wie es der Elf tat.
Die junge Frau interessierte sich nicht länger für das Blut, durch das sie geschlittert waren. Auch hörte sie die Kampfesgeräusche, das Rumpeln und das Scheppern nur dumpf, als fände dieses schreckliche Szenario nicht hier statt, sondern in einem Raum nebenan. Fern von ihm und ihr.

Aber da war plötzlich diese Stille. Vertieft in den Moment der völligen Hingabe und des Vertrauens realisierte Keiko erst nicht, dass sich etwas geändert hatte.
Er hatte sie vor den Gegnern bewahrt. Vor dem Tod, vor Leid, sogar vor der schrecklichen Angst. Dieser Elfe, er hatte sie bis zum Ende bewahrt wie ein Schatz, der nicht beschmutzt werden durfte. Das Herz der jungen Frau schlug wild.. all das hatte er für sie getan, ganz bedingungslos und ohne eine Sekunde des Zögerns. Stoßartig atmend ließ Keiko ihren Kopf dort liegen, wo er war. Auf seiner bebenden Brust, das Auf und Ab im Takt mit ihrem Atem begleitend. Kurz dachte Keiko an den Zwiespalt, der ihr zuvor in ihrer Gefängniszelle eine Entscheidung abgezwungen hatte. Ihre zittrige Stimme zu erheben, damit sie sie aus der Zelle holten, war wohl die beste Entscheidung gewesen, die die junge Frau je getroffen hatte. Es war ihr egal, was die Gruppe getan hatte, in diesem Gefängnis zu landen. Die Gegner erhielten nur für diesen Moment keinen Mitleid mehr von Keiko. Das Blut auf dem Boden war Elend und Leid, jenes, dass die Gegner ihnen zugefügt hätten, wenn sich die Gruppe nicht verteidigt hätte. Auch die Brutalität vergaß Keiko im Angesicht der faszinierenden Taten des Elfen. Ob er sich schlecht fühlte? Zu gerne hätte Keiko etwas gesagt, ihren Kopf gehoben. Doch sie fühlte sich so leicht und gleichzeitig wie versteinert. Der Atem ging schnell, während ihr Zittern auch noch lange nicht nachließ; der Moment der Erkenntnis war dort. Es war vorbei. Auf jeden Fall war es vorbei.

„Ich kann nicht mehr...“ Ich auch nicht.
Keiko überlegte sich, ob sie ihm, der sie so beschützt hatte, etwas sagen sollte. Doch lieber schwieg sie. Ihr fielen viele Dinge ein, anders als sonst, aber sie schwieg.

Frieden und Stille genoss Keiko nur halb so sehr wie den Halt, den die Berührung dieses Elfen ihr gab. Völlig schwach geworden blieb sie wie angewurzelt. Was nur geschah mit ihr? Der Rotschopf spürte eine Hitze in ihrer Brust. Nein; es war nicht etwa die unangenehme Hitze, die ihr die Fähigkeit zu sprechen oder zu atmen nahm; es war vielmehr eine angenehme Wärme, eine, wie sie jemanden dazu bringen konnte einen Herzsschlag auszusetzen. Jene, die Keiko ganz durcheinander brachte und zur Schamesröte zwang. Mit dem Gesicht an des Elfen Brust war ihr das egal. Dieser Augenblick war wie Zeitlupe. So friedlich und vor Geborgenheit strotzend.
Was war das für ein Gefühl? Keiko hatte das plötzliche Bedürfnis zu lächeln, presste aber ihre Lippen etwas zusammen, unterband diese Tat abrupt. Seine Brust ging auf und ab. Träumte Keiko vielleicht nur? Nein, das ist echt. Oder? Sie fühlte sich zum ersten Mal seit langem nicht mehr so schrecklich alleine. Es ließ sie einen Höhenflug erleben, ihr fielen tausende Gedanken zu diesem Moment ein. Und so viele Fragen, sie fanden kein Ende.

Die Berührung seiner Hände auf ihren Wangen glühte aufreibend und Keiko wagte es nicht, nein, sie widerstand dem Reflex, die Augen wild auf und zu zu schlagen. Ihre großen blauen Augen blieben weit offen, sie saugten den Blick des Elfen auf. Der Rotschopf merkte die Neigung ihres Körpers kaum, bis sie auf ihrem Rücken zum Liegen kam und eine noch genauere Sicht in seine grünbraunen Augen bekam. Es war ein kostbares Geschenk. Keiko musste träumen.
Dort war es, das Aussetzen des Herzschlags. Seine Lippen trafen ihre und ihr Herzschlag setzte nicht nur einmal aus, auch nicht nur zweimal. Immer wieder bremste und beschleunigte es, ihr Herz, so wie ihr Atem, so wie sein Atem. Dort wo zuvor ihre Tränen der Angst und Verzweiflung versiegten, trafen sie jetzt die Tränen des Elfen. Als seine Lippen von ihren abließen blinzelte Keiko kurz. Zu gerne hätte sie seine Gedanken gelesen. So war der Blick, den er ihr schenkte, eine enorm nahekommende Erfüllung dieses Wunsches. Keiko verschwendete nicht eine Sekunde damit, wild und eingeschüchtert zu blinzeln. Nein, sie sah in die Augen des Elfen, als wäre es das Letzte, was sie sehen würde. So intensiv und konzentriert, dass sie zu atmen vergaß. So viele Emotionen erkannte Keiko in ihnen. Und seine Worte, Keiko sog sie auf. Sie wollte diese Worte nicht vergessen, seine Stimme klang so sanft.
„Wer weiß, welche Wunder Du noch vollbringen kannst.“

Der Kuss brannte angenehm warm auf ihrer Stirn. Jetzt konnte Keiko blinzeln, jetzt erst nahm sie die Dinge, das Szenario um sie herum wieder wahr, völlig perplex und neben der Spur. Während er sich von ihr wegbewegte blickte Keiko sich um. So ein Chaos. Endlich, endlich ist es vorbei..
Keiko's Blick lenkte zu der eindrucksvollen Magie, der strahlenden Vision, zu demjenigen, den sie Jarha genannt hatten. Keiko sammelte sich perplex, bewegte ihre Beine vorsichtig und nahm erst jetzt das ekelhafte Gefühl von fremdem Blut auf ihren Beinen wahr. Sie hörte die Worte Jarha's. Wie viel Zeit war vergangen?
"Bitte geht hindurch! Ich .. kann es nicht allzu lange halten!" , hörte sie und blickte den Elfen an, der sich langsam versuchte aufzurichten und dabei kläglich versagte. Die Eile war offensichtlich, Keiko stützte sich mit den Händen auf, setzte sich auf ihre Unterschenkel neben den Elfen, der wieder zu Boden gesunken war und griff seine Hand. Vorsichtig umschloss sie sie mit ihren dünnen Fingern. „Egal wie es um Euch steht, sinkt nie wieder auf den Boden, wenn Ihr nicht ernsthaft verletzt seid.“, zitierte Keiko die seinen Worte leise. Danach lächelte sie warm. "Steh auf, mein Held.", hauchte sie ihm dann zu, ganz leise, mit der dünnsten und doch wärmsten Stimme die sie hatte. "Lass uns gehen, wir haben keine Zeit." Fordernd, aber nicht weniger warm, ruhte ihr Blick auf dem Elfen.
Wenn sie fort von hier waren, was geschah dann? Keiko ließ den Gedankengang bleiben und dachte an das hier und jetzt. Die Wärme in ihrer Brust war noch immer nicht verschwunden.
 
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Eine Hand griff die seine und wurde vorsichtig umschlossen von dünnen Fingern: „Egal wie es um Euch steht, sinkt nie wieder auf den Boden, wenn Ihr nicht ernsthaft verletzt seid.“, wurde er zitiert und aufgefordert aufzustehen. "Lass uns gehen, wir haben keine Zeit." er hob dabei den Kopf und sah ihren auffordernden, jedoch nicht weniger warmen Blick nun auf sich ruhen. Er erwiderte ihn fest und nickte kurz. Wäre die Situation nicht so bedrohlich eilig, würde es ihm sogar einen verschmitzten Schmunzler und einen leisen Kommentar abringen, doch so. Er schluckte eisern und holte all seine Disziplin für diesen einen Augenblick in allen Kraftreserven, die er noch mobilisieren konnte, hervor und stand wie ein zusammengeknüppelter Halbtoter auf, der sich immer noch nicht ergeben wollte. "Lass uns gehen, wir haben keine Zeit.", wiederholte Keiko abermals und zog ihn schüchtern. “Natürlich...“ und eilte sich so gut er konnte, diesen grauenvollen Ort zu verlassen. Kurz zögerte er noch, als er sich ihm soweit mit ihr genähert hatte, sodass er nur noch einen Schritt brauchte... und der wurde getan.
 
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Alexis war baff. Die Situation hätte ihn zwar überfordern müsen, doch Magna hatte ihren Anteil daran, dass dem nicht so war. Immer noch ein wenig rational blickte er auf das Geschehene zurück. Nach allem, was er in den letzten Stunden durchgemacht hatte, wäre er nicht in der Lage gewesen diesen Kampf durchzustehen. Wohlmöglich würde er jetzt da oben in seinem eigenen Blut liegen und alles wäre umsonst gewesen.
Er ging das Gespräch nochmals in Gedanken durch.


Mana hatte Geheimnisse vor ihm, so viel wusste er. Doch er hatte auch Vertrauen darin, dass sie wusste, was sie da tat, ihn aus irgendwas heraushalten wollte. So er war mintestens genau so neugierig zu hören, was ihre Schwester zu sagen hatte. Immerhin war er wohl der einzige in dieser Runde, der nicht richtig im Bilde war, obwohl es sich letztenendes doch um ihn drehte. Also ließ er sie trotz Manas Bitten gewähren.

"Also gut, dann fange ich mal ganz von vorne an: Die Verbindung zwischen dir und Mana ist nicht die erste dieser Art, die sie mit einem Magier eingegangen ist. Es gab einst eine Magierin namens Llantheia. Sie ging mit uns beiden eine Verbindung ein, doch Llantheia missbrauchte ihre neu gewonnene Macht und nutzte Manas... Naivität aus. Sie gierte nach Macht. Dafür hätte sie Mana beinahe geopfert. Ich war gezwungen sie zu töten."
"Sie wollte nur helfen! Sie wollte doch nur ihre Heimat beschützen!", hallte eas aus Alexis' Innern.
Magnas Augen verengten sich zu verärgerten Schlitzen. Sie zerbrach Alexis' Fesseln um Mana Gestalt annehmen zu lassen. Beide in Menschengestalt standen die ungleichen Schwestern gegenüber.
"Du willst es immer noch nicht wahr haben! SIe hat jeden geopfert, nur um ihre Macht zu vergrößern! Du hast dich doch Alexis angeschlossen, um genau das zu verhindern! Und doch hältst du mich zurück und verschweigst ihm die Wahrheit! Über das was passieren kann!"
Alexis horchte auf. "Was KANN denn passieren?"
Magna blickte ihn ernst an. "Dass du korrumpiert wirst. Von der Macht durch diese Verbindung. Durch den Einfluss der anderen Geister. Dämonen waren auch einst Geister, aber sowohl die einen, als auch die anderen sind selten zu rationalem Handeln fähig. Sie sind instinktgesteuert, wie Tieren und sie werden von unserer Verbindung angezogen, wie die Motten vom Licht."
"Aber ich beschütze ihn doch davor! Vor den anderen! Vor dir! Ich lasse nicht zu, dass du ihn auch tötest!"
Magna warf den Kopf in den Nacken und lachte. "Meine liebe Schwester vergisst leider, dass diese verbindung nur mit uns beiden möglich ist. Die eine kann ohne die andere nicht sein. Wir sind gegenseitige Aspekte. Licht und Dunkelheit. Leben und Tod. Tag und Nacht. Sie hätte dich darüber aufklären müssen, aber das hat sie nicht. Dadurch, dass sie dich in Unwissenheit gelassen hat, brachte sie dich in große Gefahr."
Nun wurde Alexis alles klar. Manas Geheimniskrämerei, die anderen Geister damals in den Tunneln, als er plötzlich Eismagie beherrschte. Es ergab Sinn.
"Ich wollte dich raushalten! Die Verbindung schwach halten, damit das nicht passiert! Ich hätte es rückgängig gemacht! Ganz sicher!", klagte Mana. Sie wirkte völlig in die Enge getrieben.
Magna seufzte, schoss die Augen und kniff sich in den Nasenrücken. "Meine liebe Schwester. Du weißt sehr genau, so funktioniert das nicht. Die Verbindung ist endgültig." Sie sah Alexis wieder ernst an. "Bis dass der Tod uns scheide. Wenn es schief geht, muss ich auch dich töten."
Alexis starrte entsetzt die beiden Geister abwechselnd an.
"Aber!", setzte Magna nun an und begann zu lächeln. "Ich habe einen kleinen Ausweg gefunden, der zumindest Aufschub für den schlimmsten Fall gibt, auch wenn das Mana nicht gefällt. Ich habe die Verbindung durch dieses Blutritual weiter gefestigt. Ich werde selbst dafür sorgen, dass weder Geister, noch Dämonen weiter Einfluss auf dich nehmen können." Sie blickte neckisch zum Leichnam des Blutmagier herüber. "Und den Preis dafür hat er bezahlt. Hat nicht den falschen getroffen, wenn du mich fragst."
"Aber du wirst mich dennoch am ende töten."
Magna grinste hämisch. "Das liegt jetzt ganz bei dir. Wirst du unsere Macht für eigene, selbstsüchtige Zwecke missbrauchen wie dieser Abschaum da drüben, oder wirst du rechtschaffen und verantwortungsvoll damit umgehen?"
Alexis musste nicht lange darüber nachdenken. "Ich verabscheue Magier, die ihre Gabe missbrauchen. Ich kann keinen von ihnen damit davon kommen lassen." Magna lächelte zufrieden.
Alexis blickte zum Leichnam des Blutmaiers herüber. Seine übrigen Peiniger waren ebenfalls tot. Er war sich nicht sicher, ob die das auch verdient hatten. Dann sah er Magna erneut an.
Er hatte einen Entschluss gefasst.
"Und sollte ich von meinem Pfad abweichen und so werden wie Llantheia, dann hast du meine Erlaubnis, mich zu töten."
"Was? NEIN!", schrie Mana entsetzt, doch sie konnte ihn nicht mehr davon abbringen. Der Schwur war geleistet.
"Ich glaube, das wird für eine ganze Weile nicht nötig sein.", musste Magna zugeben. "Aber sei auf der Hut."
Sie trat nun näher an ihn heran. "Ich werde im Hintergrund bleiben und mich erst einmal anderweitig ein wenig beschäftigen. Aber seid gewiss, dass ich immer in der Nähe sein werde."
Sie strich mit ihrer Rückhand über seine Wange und mit dieser Bewegung veränderte sich etwas in ihm. "Es steht ein Kampf bevor. Ich nehme dir für kurze Zeit deine weltliche Bürde, auf dass du sicher an dein Ziel kommst. Wir haben eine Verabredung mit dem Schicksal."

Mit diesen Worten war sie in den Schatten verschwunden.

Verabredung mit dem Schicksal war dann auch nicht untertrieben, als er sah, wie das Orakel Haj'ett rettete und ihnen einen Ausweg wies.
Erst jetzt, als die Aura von Ta'nor verschwunden war, nahm er die verstörende Präsenz von Jarha erst richtig wahr. Und es zeigte sich sehr bald, woher dieses Gefühl rührte. Ein Sternenmagier also. Er hatte von dieser Kunst gelesen und Gespräche anderer Magier gehört, die allerdings bestenfalls Hörensagen waren. Zumindest hatten sie einen Kern wahres an sich.
Noch währen Jarha das Portal öffnete, stieß Alexis mit dem Fuß gegen etwas.

Es war eine Platte aus Ta'nors Rüstung. Ein kleines Stück, aber vollständig. Er tastete vorsichtig danach und stellte fest, dass er sie gefahrlos berühren konnte. Als er die Platte aufhob - war es en Teil der Schulterplatte gewesen? - erkannte er, dass Haj'ett offenbar schmerzen hatte und Hilfe brauchte. In dem Moment wurde auch der Portalzauber vollendet und es war Eile geboten. Nach und nach stiegen die anderen durch Jarha hindurch auf die andere Seite.
Alexis half seinem kleinen Freund am gesunden Arm auf und steckte auf dem Weg zu Jarha die Panzerplatte in seine Tasche.
Dass ein Kai'shak, ein Magierjäger, einen Magier als seinen Gefährten bezeichnete, das war für Alexis eine große Ehre gewesen.

Und er würde Ta'nor auf seine Weise dafür ehren.
 
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Ein schmerzhafter Ruck im Nacken bewahrte ihn vor einem noch schmerzhafteren Schicksal, als Haj'ett von einer ihm nicht sofort ersichtlichen Kraft gestoppt und sicher abgesetzt wurde. Beiläufig registrierte er den großen Vogel, der ihm seine Reisetasche in die Hände gespielt hatte, doch sein Blick galt der Wand, die leicht demoliert, doch unüberwindbar auf dem Boden ruhte und den Raum der Schlacht wieder in einen Gang verwandelt hatte.

"Tan'or?"

Stille.
Was hatte er angerichtet. Der schier unbesiegbare Fels in der Brandung war verschwunden und kein Laut, keine Regung kündete von seiner baldigen Wiederkehr.
Aber er konnte doch garnichts dafür. Oder doch? Wäre der Kai'shak auch verschwunden, wenn Haj'ett den Hebel schon bei seinem ersten Sprung erreicht hätte. Wenn er nur konzentrierter, schneller, stärker gewesen wäre?
Immernoch Stille. Der Berserker war entweder tot oder unrettbar verloren.
Die Fragen der Schuld stachen dem Echsenmann ins Hirn, bald schon verfing er sich in gedachten Streitgesprächen mit seinem eigenen Gewissen. Hatte ihn der Kai'shak nicht selbst genau zu diesem Zeitpunk weggeschleudert? Schon schämte er sich für diesen Gedanken.

Mit geschlossenen Augen lauschte er der Ansprache des Vogels, der sich in kindergestalt selbst als Orakel bezeichnete. Eine freundliche Erscheinung, zur Abwechslung mal.

Als er die Augen wieder öffnete, zusammengesackt und sich den schmerzenden Arm haltend, fiel sein Blick auf Feyndri'Hal und die junge Frau aus der Gefängniszelle. Ungeachtet der mystischen Erscheinung des Orakels oder der widerlichen Überreste des Gemetzels fröhnten sie hemmungslos einer neuentdeckten Leidenschaft. Der Gedanke, dass die Blüte der Zuneigung und Zueinandergehörigkeit auch in Blut, Leichenteilen und dem Schummerlicht eines fensterlosen Kerkers gedeihte, erwärmte sein trübseliges Herz. Und einen winzigen Moment durchzuckte ihn die Eifersucht. Nicht etwa, weil er den Elfen um die schöne Dame beneidete, sondern eher die beiden um diese Erfahrung. Keine von Haj'etts Artgenossinen wäre es je eingefallen, in ihm mehr als einen Sklaven zu sehen.

"Klava..."* Das Schimpfwort aus seiner Muttersprache, an die er lange nichtmehr gedacht hatte, kam ihm von den Lippen und er vergoss zwei Tränen, eine für den Kai'shak und eine für die nie erfahrene Liebe.

Dann ließ er sich dankbar von Alexis aufhelfen und folgte ihm durch das Portal.








*Klava bedeutet soviel wie "Schei*e".
 
Der Wind wehte durch seine platinblonden Haare, sein Blick der freien wilden grünbraunen Augen war glückserfüllt in die Ferne gerichtet, er fühlte sich so gut wie nie zuvor. Seine Fußspitzen hatten die Klippe erreicht, die einen atemberaubenden Anblick über dieses Land, welches er so liebte in all seiner großzügigen Offenherzigkeit offenbarte. Er breitete die Arme wie ein Vogel weit aus, als wolle er die ganze Welt glückseelig umarmen, er fühlte sich euphorisch und aufgekratzt. Zum bersten gefüllt mit purem Glück, sodass er hätte Schreien können. Er lächelte befreit und offen, naiv und unschuldig lachte er – hieß den ihn umgebenen Wind willkommen, der ihn sanft streichelte und ein geheimes Lied sang, welches nur die Vögel verstanden. Er war ganz alleine und er schrie. Laut unbändig, wild aus kraftvoller Kehle all seine Gefühle hinaus. Es tat gut, es war befreiend, es nahm Druck. Den Druck vor Glück zu platzen.

Atemlos glücklich hielt er inne und sah angstlos in die Tiefe, einer beängstigenden Tiefe, einer Tiefe, die die Höhe nur erahnen ließ und gleich, gleich würde es soweit sein... es dauerte nur noch einen Moment und dann...

wäre alles anders.

Er schloss die Augen und

sprang.


Als er die Augen öffnete, war er hindurch getreten durch jenes Portal, was ihm nach diesem schrecklichen Ort des Massakers eröffnet wurde. Dank Jarha standen sie hier, auf sicherem Boden. Ein staubiger Geruch erwehrte sich ihm in der Nase. Er stand fest und doch wankte der Boden. Doch es war nicht etwa der Realität geschuldet. Die war wie eh und jeh. Es war vor Erkenntnis. Einer nicht wahrhaben wollenden Erkenntnis, die er empfand. Sein leicht geöffneter Mund suchte nach Worten die sein Verstand nicht griff. Zu gerne hätte er es geändert, rückgängig gemacht, doch es ging nicht mehr. Er war jetzt hier.

Lange und doch zu kurz hatte er sich noch verzweifelt an einer Überlegung versucht, als er Jarha, in dem letzten vergönnten Moment vertrauter Innigkeit gegenüberstand. Was soll er tun, nachdem er die ihm so eröffnete Rettung ergriffen hatte. Doch es ging nicht. Er konnte nicht denken, nicht fühlen, nicht sprechen. Gedanken schossen kreuz und quer durch seinen Geist, wägten jedweige Möglichkeit ab, die es gab, verdrehten Tatsachen, schüttelten Bedenken ab die dann doch nur ernüchternd wiederkehrten bevor alles im nirgendwo des Nichtvorhandenseins verschwand.

Wie gerne wäre er geblieben, wäre in dem Moment der zenitschen Körpertranszendenzen verharrt, doch er konnte nicht, er durfte nicht und er wollte nicht. Und so stand er jetzt hier, in aller Konsequenz des Seins. Verankert verwurzelt in einer Realität, die nicht mehr seine schien.

Es war vorbei.

Und es fühlte sich nicht wie erwartet an. Es war nicht gut. Es fühlte sich kalt und leer an, unvertraut und nicht gewohnt. Nicht wie zuvor. Nicht erfüllt und lebendig.

Das bedeutet es also... Magier der Sterne...?

Der Elf stand einfach nur da. Zum Glück konnte keiner hier Gedanken lesen, denn sie wären nicht lesbar gewesen – weil es so kalt war.
Doch wo waren sie jetzt? Sie waren alle hier – oder? Alle? Er lauschte und hörte nichts, er sah – und erblickte nichts, er atmete und erstickte doch zugleich. Und die bittere Erkenntnis zeigte ihm, es war einerlei. Hören war Stille, Sehen war erblinden und Atmen war ersticken. Leben, nicht Leben es war einerlei. Atmen, nicht atmen, es war einerlei. Am Ende war man allein mit sich. Er hatte eine Entscheidung zu fällen.

War Tod eine Erlösung? Nicht nachdem was geschehen war. War Fallen gut? Er wusste es nicht mehr. Alles tat ihm weh, doch er war schmerzlos. Da war dieser Schrei eines Vogels. Ein Vogel? Warum? Ein Vogel schreit, wenn er sich frei fühlt. Da war keine Freiheit, da war der Tod. Und das Paradies. Er wollte dahin zurück.

Der Elf zitterte nicht, er bebte nicht mehr er blinzelte noch nicht einmal mehr. Wäre es auch vorbei, wenn er es täte? Er wagte es nicht einmal mehr sich in jenem Moment umzudrehen. Doch er musste es tun, es war eine Entscheidung zu treffen.

Und so blinzelte er, und atmete und drehte seinen Blick über die Schulter.
Er wollte den Anblick sich in seine Seele einbrennen lassen, auf das er ihn nie vergäße.
 
Am Stadtrand Port Ravens...

Missmutig drehte sich die recht hagere Gestalt zum mindestens dritten Mal unruhig im Bett herum. Eigentlich lag Felerius schon seit einer Stunde wach, doch er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, endlich aufzustehen. Einerseits behagte ihm das Bet überhaupt nicht, die Matraze war nicht so schön weich und kuschelig, zudem kratzte diese Decke noch so unverschämt stark. Andererseits war er schlichtweg zu faul um aufzustehen. Wenn er ein bessere Bett in dieser Stadt gefunden hätte, hätte ihn nichts dazu bringen können, überhaupt aufzustehen. Dank solch einer Absteige, die sich "bestes Gasthaus" schimpfte, hatte der junge Mann jetzt schon keine Lust mehr, um überhaupt irgendetwas zu machen. "So eine Schande...", murmelte er vor sich her, als er schließlich nach weiteren quälenden zehn Minuten aufstand. Manchmal wünschte ich, ich wäre einfach daheim geblieben, ****** doch auf die Universität. So langsam wie es ihm nur möglich war, pellte er sich aus dem Bett hinaus und als er schließlich mit beiden Füßen auf dem kalten Holzboden aufsetzte, wurde er langsam auch wach. Zu schlecht hatte er geschlafen, um überhaupt der Meinung zu sein, aufstehen zu müssen. Doch wie immer verspürte er den Drang, seinem eigentlichen Ziel näher zu kommen. Jener Drang, der morgens immer eine halbe Stunde länger schlief als er selbst. Genau aus diesem Grund verschwand seine griesgrämige Laune, als er sich seine Sachen griff und anzog. Als er dann noch seine Sachen zusammen sammelte, unter anderem seine Tasche mit seinen Utensilien, ließ er noch einen kurzen Blick über den Raum werfen. All seine Sachen hatte er bereits eingepackt bzw. angezogen. Was den Zustand des Zimmers betraf, dafür bezahlte er in seiner Zimmermiete ja das Zimmermädchen, oder der Wirt, je nachdem, mit. Also hinterließ er das Chaos so wie es war, selbst wenn er es angerichtet hatte.
Nachdem der junge Alchemist sein Zimmer verlassen und in den Schankraum hinunter gegangen war, haderte er ncoh etwas mit sich selbst. Sollte er sich ein anständiges Frühstück gönnen oder doch lieber bis Mittag warten? Das Essen in dieser Spelunke war so oder so schlecht, nichts schmeckte Felerius. Doch so ganz ohne Essen nach draußen, um den nächsten Brunnen zu untersuchen? Nach einem kurzen, nachdenlicken Herumstehen mitten im Schankraum, was wohl einen sehr seltsamer Anblick hatte bieten müssen, kam er zu dem Schluss, das er die nötige Energie für seine Arbeit gut gebrauchen konnte. Also machte er direkt kehrt und lief zum Tresen hinüber, wobei sich der Gesichtsausdruck des Wirtes direkt verfinsterte. Unfreundlich wie immer. Der sollte was für sein Geld tun. Mit einem sehr erwartenden Blick an den Mann gerichtet, sprach Felerius: "Ich erwarte jetzt einen Krug Milch samt Glas und in zehn Minuten ein Frühstück. Beeilt Euch, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit." Ohne eine Antwort auf seine Forderung abzuwarten, obwohl er hinter seinem Rücken etwas wie "neureicher Schnösel" hörte, drehte sich der Alchemist um und suchte sich einen der leerstehenen Tische im Raum. Allgemein wirkte das Gasthaus sehr schlecht besucht, offenbar hatten die Menschen große Angst vor der Seuche, weswegen sie öffentliche Plätze wohl vermieden. Ganz im Gegensatz zu Felerius verstand sich, schließlich konnte ihm seiner Meinung nicht so schnell etwas anhaben. Im nächsten Moment stand dann der geforderte Krug mit Milch da und danach auch sein Frühstück. Spiegelei, frisches Brot und Wurst samt Butter. Felerius machte aus dem Essen keinen großen Akt und verschlang es eher beiläufig, um den für seine Zunge schlechten Geschmack so gut wie möglich ignorieren zu können. So oder so las er in seinem Notizbuch, um einmal Revue passieren zu lassen, was er bis jetzt über diese Seuche hatte herausfinden können. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er diverse, potentielle Ursprünge ausmachen können, doch sie die meisten verliefen schnell im Sand. Weder kam der Erreger von Nahrungsmitteln noch verteilte sie jemand in der Stadt in Form von Drogen oder ähnlichem. Sein nächster Schritt sollte sein, einmal das Grundwasser zu überprüfen. Vielleicht hätte er dort ja etwas finden können, solch eine Ursache durfte man nie ausschließen. Jedenfalls schloss er sein Notibuch wieder und verstaute es in seiner Umhängetasche, inzwischen war er auch schon mit dem Essen fertig. Nachdem er wortlos ein paar Münzen für das karge Essen hinterlassen hatte, machte er sich direkt zum Ausgang, ohne sich noch einmal groß um seine Umgebung zu kümmern.
Schon als er die Tür nach draußen öffnete, empfing ihn die angenehm, kühle Luft des Morgens. Noch liefen kaum Menschen umher, was Felerius auch ziemlich recht kam. Dennoch zog er sich seine Kapuze tief ins Gesicht und schritt voran. Sein Ziel kannte er bereits, einen Brunnen in der Nähe, aus dem die Leute ihr Wasser für das Waschen oder Kochen abschöpften. Dies war eine potentielle Krankheitsquelle. Wenn er eine ganze Stadt vergiften wollte, dann würde auch er sich das Grundwasser als Ziel aussuchen. Schließlich braucht es jeder, um zu überleben. Bedächtig und genau seine Umgebung beobachtend setzte er sich in Richtung seines Zielortes in Bewegung. Es war kein großer Weg, die breite Straße lag nur einen Katzensprung von dem Gasthaus entfernt, in dem er untergekommen ist. Die breite Straße in deren Mitte der Brunnen und ein paar Bänke standen, wurde im Moment noch kaum genutzt. Die meisten Dinge passierten hier erst ab Vormittag, also hatte Felerius, nachdem er noch einmal die Dämmerung und aufgehende Sonne begutachtete, genug Zeit. Ruhig und entspannt schritt er hinüber zu dem Brunnen, stellte seine Umhänge auf einer der Bänke direkt am Brunnen ab und räumte ein paar Lösungen heraus, die zur Überprüfung des Wassers dienen sollten. Sorgsam alles nebeneinander aneinandergereiht und sortiert, musste er nun eine Wasserprobe entnehmen. Das bedeutete wohl, dass er sich die Hände schmutzig machen musste. Schon wieder. Mit einem entnervten Seufzen legte er die Hände auf die Kurbel der Seilwinde, an der er zuvor eine etwas größere Flasche befestigt hatte, um das Wasser abzuschöpfen. Mithilfe der Kurbel ließ er das Fläschen hinab, um an seine Probe zu kommen. Das konnte noch ein langer Tag werden.
 
Die letzten Tage waren die Hölle gewesen. Nachdem die Kerle sie betäubt hatten (offenbar hatten sie den Wirt bestochen, ihr etwas in ihr Getränk zu mischen), hatte sie mehrere Tage im Laderaum eines Schiffes verbracht. Wie es schien, konnte man an Seekrankheit nicht sterben, sonst wäre sie längst tot. Ihr Glück, oder auch nicht. Ansichtssache.
Nun saß sie in jedenfalls dieser Hütte. Man hatte ihr erlaubt, sich zu waschen und frische Kleider aus ihrem Gepäck anzuziehen. Entweder, um sie vor ihrem Vater präsentabel zu machen oder um die eigenen Nasen zu schonen. Tessa war das egal. Hauptsache, sie fühlte sich wohler. Relativ gesehen, immerhin stand ihr ein Treffen mit ihrem Vater bevor, den sie zuletzt vor elf Jahren gesehen hatte, als er sie mit zornesrotem Kopf ins Bett geschickt hatte wie ein trotziges kleines Kind. Seltsamerweise zögerte sich dieses Treffen ohne für sie erkennbaren Grund schon einige Tage hinaus, sodass sie sich mittlerweile von ihrer Reise erholt hatte.

Heute war ihre Chance. Gronar, der Anführer ihrer Gefängniswärter, und zwei seiner Leute waren nicht da. Der vierte, ein unerfahrener Jungspund, hatte einen entscheidenden Fehler gemacht. Er hatte vergessen, dass man ihre Hände vorne gefesselt hatte, damit sie selbstständig essen konnte. Nun drehte er ihr beim Rausgehen den Rücken zu. Sein letzter Fehler, denn schon hatte sie sich an ihn herangeschlichen und ihre Arme über seinen Kopf geworfen. Er war eher schmächtig, und schnell ging ihm die Luft aus. Der Himmel mochte wissen, wie er in diese kriminelle Bande geraten war. Ihr jedenfalls konnte es nur recht sein, denn sein Messer, das er nicht mehr aus seinem Stiefel ziehen konnte, weil er sich wegen ihr nicht dorthin bücken konnte, zog sie nun für ihn hervor und schnitt sich damit vorsichtig ihre Fesseln durch. Endlich frei!

Im Nebenraum fand Tessa ihr Schwert! Warum hatten diese Kerle es noch nicht verkauft? Seltsam. Eine so feine Klinge müsste einem auf dem Schwarzmarkt doch förmlich aus den Händen gerissen werden? Nun, ihr Glück. Allerdings war ihre Geldbörse erwartungsgemäß nirgendwo zu finden. Dann musste eben die des Jungen herhalten, so wenig auch darin sein mochte. Ohne Geld war in dieser Stadt nichts zu machen, wie auch in allen anderen Siedlungen, in denen sie schon gewesen war. Jetzt nur noch ihre fast leere Tasche greifen und dann schnell los.

Einige verwinkelte Gassen später entdeckte sie einige Schritte vor sich einen Platz mit einem Brunnen, an dem sich gerade jemand zu schaffen machte. Wollte wohl nur Wasser holen, was Tessa egal war. Für die lauten Stimmen hinter ihr galt das nicht.
"He! Die Silberwalden haut ab!"
"Fangt sie lebend! Der alte Silberwalden zahlt nicht für eine tote Tochter!"
"Nicht so laut, sonst schnappt sie uns einer weg!"
Zeit loszurennen. Auf dem Brunnenplatz hatte sie genügend Raum, um zu kämpfen, also geradeaus. Auf ihrer Flucht übersprang sie die Ausrüstung des Fremden am Brunnen, die sie gerade noch rechtzeitig gesehen hatte. Bloß nicht über etwas stolpern, auch wenn ihre Gegner wahrscheinlich nicht so nett sein würden, dem armen Kerl auszuweichen, denn die waren auf Tessa fixiert, welche inzwischen den Brunne umrundet hatte und ihre Feinde dort erwartete. Wenn sie die Umgebung ausnutzte, stiegen ihre Chancen auf einen Sieg. Es tat ihr ja leid, dass der arme unschuldige Kerl dort gleich in einem Kampf eingekeilt würde, aber für Rücksicht hatte sie keine Zeit. Hier ging es um mehr als um ihr Leben oder ihren Tod. Hier ging es um ihre Freiheit, und die ließ sie sich nie wieder nehmen.
 
Mit einigem an Mühe hatte Felerius das Fläschchen hinabgelassen und wieder hinauf gezogen. Diese ungewohnte Arbeit, so einfach sie auch war, verlangte doch mehr von dem Alchemsiten ab, als man denken konnte. Leicht schnaufend hatte er die Kurbel schließlich solang gedreht, bis das Objekt seiner Begierde mit der Seilwinde wieder nach oben stieg. Der Glasbehälter war befüllt mit klarem, sauber aussehndem Wasser, doch natürlich wusste er es besser, dass der Schein immer trügen konnte. Behutsam entfernte er das Fläschchen vom Seil und hielt die Flüssigkeit gegen eine nahe Lichtquelle. Das Wasser war selbst für Grundwasser lupenrein und augenscheinlich vollkommen unbedenklich. Es gab nur einen Weg um herauszufinden, ob es dies auch wirklich war. Doch gerade als er sich zur Bank umdrehen und ein Mittel zum Nachweis von etwaigen Giften nehmen wollte, sprang eine dünne Gestalt genau über seine ausgebreiteten Utensilien herüber, welche gefährlich schwankten. "Hey, was soll das?! Seid Ihr noch ganz dicht?!", schrie er beinahe schon der Frau hinterher, die sich hinter den Brunnen stellte und scheinbar auf etwas oder jemanden wartete. Dies konnte doch nur Ärger bedeuten. Entweder das, oder sie war einfach nur verrückt und wollte den Alchemisten ärgern. Mit zornigen Blick schaute er die Frau an, die dort wie ein gehetztes Huhn entlang geschossen ist. "Was soll diese ******e?" Doch bevor er überhaupt eine Antwort hätte bekommen können, waren schnelle Schritte aus der Richtung zu hören, aus der die Frau eigentlich kam. Angerannt kamen drei Gestalten, sichtbar zornig und mit Sicherheit nicht auf Frieden aus. Erst in diesem Moment realisierte Felerius, dass diese Frau ihn nicht ärgern wollte, sondern schlichtweg vor ihren Verfolgern davon rannte. Noch einmal ein kurzer Blick zu ihr, wobei dem Alchemisten ihre blauen Augen auffielen, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Doch direkt im Anschluss wusste er, dass ihn das nicht mehr zu kümmern hatte. Er musste da unbedingt weg, bevor er noch da mit hinein gezogen wurde! Eilig verkorkte er das Fläschchen mit dem Wasser und eilte zu seinen Utensilien herüber, um sie schleunigst zusammen zu sammeln. Jedoch dauerte das viel zu lang, denn sogleich erreichten diese drei Männer den Brunnen, offensichtlich setzten sie alles daran um diese seltsame Frau zu bekommen. Ohne Rücksicht auf ihn, stießen sie ihn einfach um, genauso wie die Bank auf der seine Utensilien standen. Mit lautem Klirren zerschelten die Fläschchen auf dem Boden und ergossen ihre aufwendig hergestellten Inhalte über die Straße. Genau in diesem Moment wurde er sauer, hatten die denn keinen Anstand? Er hatte mit der Sache doch rein gar nichts zu tun! Also mussten sie doch nicht gleich seine gesamte Forschungsarbeit nieder machen! Eilig hob er seine Tasche auf, um sie vor den fließenden Chemikalien zu bewahren. Zudem war sie das Einzige, was noch zu retten war. Wütend begann er zu schreien: "Hey ihr ungehobelten Bauern! Was soll das?! Könnt ihr nicht aufpassen, was ihr tut! Ihr ersetzt mir das, sofort! Oder ich hol die Wache und ihr werdet sehen was ihr davon habt. Schaut euch nur an, dreckiges Pack! Die Lösungen waren mehr wert als ihr drei zusammen! Ich will SOFORT Geld als Ersatz sehen!" Soweit kam es noch, dass er sich von irgendwelchen Bauerntrampeln herumschubsen ließ! Unglücklicherweise vergas er dabei komplett, das er es mit drei bewaffneten Männern die eine bewaffnete Frau jagten, zu tun hatte. Instinktiv, als eine kleine Stimme in seinem Kopf ihm eben diesen Fakt mitteilte, griff er unter seinen Mantel und löste bereits die Halterung für eine Rauchbombe. Er hatte sie noch nie gegen andere Menschen eingesetzt, doch es gab für alles ein erstes Mal, richtig? Seinen gesamten drahtiger Körper spannte er an und seine Hände begannen schrecklich zu zittern. Allmählich wurde ihm erst einmal die Situation bewusst und umso fester umklammerte er ein mögliches Entkommen unter seinem Mantel. Nervlich extrem angespannt wartete er auf die Reaktion. Vielleicht hätte er ja Glück haben können und sie ignorierten ihn einfach.
 
Die Tirade des Mannes lenkte den vordersten von Tessas Gegnern so ab, dass er ihre Finte kaum bemerkte und dadurch an der falschen Stelle zu blocken versuchte, während er einen Blick über die Schulter warf. Leichte Beute. Ihre Klinge glitt fast bis zur Mitte in seine Taille, blieb aber nicht stecken, sodass sie sich löste als der Kämpfer zu Boden fiel.
Der zweite von Gronars Männern machte statt dessen einen Schritt auf den wütenden Brunnennutzer zu.
Gronar selbst blieb stehen und redete auf sie ein:
"Glückstreffer, Mädchen, das weißt du selbst. Also sei brav und steckt die Waffe weg, ehe du dich verletzt, Margaretha." säuselte er. Sie fiel nicht auf so einen billigen Versuch rein. Er wollte sie nur provozieren, aber das würde ihm nicht gelingen. Statt auf seine Worte konzentrierte sie sich auf seine Bewegungen. Er würde versuchen, an sie heranzukommen. Darauf musste sie vorbereitet sein. Tatsächlich machte er dabei einige langsame Schritte vorwärts, doch Tessa wich nicht zurück. Sie wartete auf seine Vorstoß, um ihm auszuweichen und gleichzeitig zu kontern.

Inzwischen hatte der zweite Entführer den Alchemisten fast erreicht. Drohen sprach er: "Ihr wollt doch da nicht hineingezogen werden, oder? Was würde die Stadtwache wohl dazu sagen, dass wir Euch und Eure Freundin beim Vergiften des Trinkwassers erwischt haben? Wollt Ihr so sterben? Als Brunnenvergifter? Oder wollt ihr nicht lieber dort in der Ecke sitzen und warten, bis wir hier fertig sind? Dann überlebt Ihr vielleicht sogar." lachte er.

Tessa sprang zur Seite, als Gronar blitzschnell mit seinem Säbel in ihre Richtung stach. Darauf hatte sie es angelegt. Gleichzeitig traf ihr Schwert auf seinen Hals. Ein kurzer Kampf, wie zu erwarten war. Ungeschickte Schläger gegen eine gut ausgebildete Söldnerin. Zumal die Narren so dumm gewesen waren, sich links vom Brunnen zu halten. Dadurch waren ihre Schwertarme direkt beim Brunnen, während Tessa auf ihrer rechten Seite nichts hatte.
"Anfänger!" schnaubte sie verächtlich. "Ohne billige Tricks seid Ihr gar nichts!"
Damit zog sie die Aufmerksamkeit des verbliebenen Gegners, der sich nun seitlich zum Alchemisten stellte und zwischen ihm und Tessa hin und her blickte, wieder auf sich. Er hatte verloren, konnte sich aber nicht entschließen wegzulaufen. Sein Pech.
Langsam kam Tessa näher, wobei sie einen Bogen um die bunte Pfütze machte. Nicht, dass das Zeug noch gefährlich war. Alchemisten und ihren Gebräuen traute sie fast noch weniger als Magiern.
 
Was tat sie da? Entsetzt blickte Felerius zu der Frau, die nun mehr zwei dieser scheinbaren Schläger abgeschlachtet hatte. In diesem Moment wusste er gar nicht mehr, vor wem er mehr Angst haben sollte. Vor dem Mann, der noch zwischen ihnen stand oder vor diese junge Frau. Wer war denn dort überhaupt die böse Macht und wer die gute? Gab es dort überhaupt eine gute Seite? Völlig verunsichert wechselte der Alchemist seinen Blick zwischen der Frau und dem Mann ständig, ohne wirklich zu wissen, was er nun tun sollte. Am liebsten wäre er einfach weggelaufen und hätte die Beiden hinter sich gelassen, doch war er sich sicher, dass dies mit großer Sicherheit zu seinem Tode führen würde. Zumindest ging er davon aus. Doch er musste eine Entscheidung treffen: Der Frau helfen und eventuell einer Mörderin Beihilfe leisten, oder aber das Leben einer Unschuldigen auf's Spiel setzen, die sich nur verteidigen wollte. Die Wahl fiel ihm nicht leicht, so war er keiner der Beiden einschätzen konnte. Wieso gab er sich eigentlich mit der ganzen Sache ab? Immer eiliger blickte er zwischen den Beiden hin und her, ehe seine Entscheidung instinktiv und aus dem Bauch heraus geschah. Noch während er die Rauchbombe zog, rief er: "Luft anhalten!" Schon flog die Bombe vor die Füße des Unbekannten und zerbarst. Aus diesem kleinen Fläschchen breitete sich explosionsartig der Rauch in einem großen Radius aus, ausreichend um der Frau die nötige Deckung zu geben. Innerhalb des Rauches sah man rein gar nichts und die beißenden Chemikalien brannten in den Augen, was auch der Grund dafür war, dass man den Rauch besser nicht einatmete. Mit rasendem Puls und tausenden Gedanken im Kopf wartete Felerius ein Geräusch seines Erfolges - oder Todes. Lass mich bitte der richtigen Person geholfen haben.
 
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Tessa gehorchte. Dann wandte sie sich hastig ab, um selbst nichts in die Augen zu bekommen, ehe sie zustach. Der letzte.
"Danke. Die Kerle haben mich tagelang gefangen gehalten, ehe ich fliehen konnte. Hätte mir ein Gastwirt nicht etwas ins Getränk gemischt, wäre es ihnen nie gelungen, mich zu fangen. Der Himmel weiß, was mir noch geblüht hätte. Ist mit Euch alles in Ordnung?" fragte sie, während sie ihre Waffe an Gronars Hemd abwischte und seinen Geldbeutel losschnitt.
Es tat ihr leid, dass sie den armen Mann dort mit in ihren Kampf hineingezogen hatte, aber es hatte sich nicht vermeiden lassen. Einen anderen Platz für den Kampf hätte sie nicht suchen können. Sie war lange nicht in dieser Stadt gewesen, und in diesem Gebiet kannte sie sich überhaupt nicht aus. Ihre Ausdauer hätte auch nicht mehr ewig gereicht. So blieb ihr nur, dem Mann die Geldbörse hinzuhalten.
"Hier. Ich glaube nicht, dass Gronar sie noch braucht. Das ist zumindest etwas Geld für Eure zerstörten Utensilien. Mehr kann ich nicht erübrigen. Außerdem sollte ich die Stadt verlassen, falls er noch mehr Freunde von dieser Sorte hatte."
Damit hatte sie nur noch das, was sie dem Burschen in der Hütte abgenommen hatte. Die anderen beiden schienen nur leere Beutel bei sich zu tragen, und sie hatte nicht die Zeit für eine gründliche Durchsuchung.
Der Zeuge würde wahrscheinlich zur Stadtwache gehen, aber sie musste vorher herausfinden, ob er ihren richtigen Namen gehört hatte. Nur wie? Einfach fragen konnte sie ihn schlecht, und er schien nicht der Typ zu sein, der sich in ein längeres Gespräch verwickeln und dabei aushorchen ließ. Vor allem nicht in dieser Situation.
 
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