Der Hüne lauschte den Worten des Schlachtfeldbruders. "Ihr habt eine Gleve geführt? Ich komme zum ersten Mal aus meiner Heimat, ich wusste nicht, dass Krieger anderer Nationen diese Waffe führen. Der leichte Schaft macht sie sehr elegant und die schmale, scharfe Klinge ist mit ihrer enormen Reichweite ein tödliches Werkzeug. Die Kombination aus Speer und Schwert ist ideal für den Kampfstil den sie uns in Kemet beigebracht haben" Nation? Waren die Kai'shak eine Nation? Tor überlegte eine Weile wie er wohl das Wort 'Nation' definieren würde und beschloss, dass diese Aufgabe einem Gelehrten überlassen werden sollte. Was sich anging, empfand er eine enge Zugehörigkeit für seine Rasse, aber eine Nation waren weder die Kai'shak, noch die Magier, welche sein Volk schufen. Die Stimme des Kemters riss ihn aus seinem Philosophieren. "Ich weiß nicht wie gut ich bin, aber ich habe den Krieg überlebt, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Auch wenn ich euch nicht kenne, irgendetwas an eurer Art sagt mir, dass ihr die Schrecken des Krieges gesehen habt. Womöglich habt ihr darunter gelitten und womöglich habt ihr ihn selbst einmal verursacht. Das ist das schlimmste daran, oder? Entweder man verliert seine Unschuld oder sein Leben." Wieder wurde Ta'nor bei den Worten des Kriegers an die schmerzliche Vergangenheit erinnert. Trotz das es nur die Dauer eines Lidschlags war, welche die Szenerie sich durch seinen Kopf bohrte, als würde ein hungriger Wurm in Unersättlichkeit nach Sättigung an seinen Gedanken suchen, kam es ihm so vor als würde er jede Sekunde in Echtzeit erleben...
"TA'NOR!" Er drehte sich um, zwei Feuerbälle walzten im geraden Marsch alles vor sich nieder und versengten zwei Bauern, welche zur Seite hechten wollten. Nur durch den Ruf seines Kameraden konnte er rechtzeitig hinter den Resten einer Mauer in Deckung gehen. "SEP'REN hierher!" Etwas Großes stampfte heran und schmiss sich über die Mauerreste, welche Tor als Deckung diente. Es rumste ordentlich als der massige Leib des Turm auf dem Boden aufkam. Sep'ren rappelte sich auf und kroch - wenn man das bei 3m Größe so nennen konnte - flach an den Boden gedrückt zu dem Berserker. "Ri'inus ruft uns zurück. Wir haben keine Chance gegen diese Feuerteufel." Wieder zischte ein Feuerball von beachtlicher Größe über ihre Köpfe hinweg. "Dalash ist gefallen. Alle die auf Ri'inus gehört haben und sich dem Flüchtlingstross angeschlossen haben, sind lange weg und der Rest ist inzwischen schon zu Staub verbrannt. nur Farrs Gruppe ist noch hier und versucht noch immer die Anhöhe zu erobern." Ta'nor brummte. "Wie viele Feuerteufel stehen wir eigentlich gegenüber? 10? 15? Ich habe das bei diesem Drunter und drüber nicht richtig mitbekommen." Der Turm starrte ihn aus dem Helmschlitz heraus an. Es entstand ein Moment von ernstem Schweigen. Die Feuerzauber schienen nur noch dumpf aufzuschlagen für den Moment. "Zwei Bruder.... Es sind nur zwei Gegner." Aus dem Brummen wurde ein wütenden Schnauben "Zwei Dämonen fegen drei unserer Trupps weg? Bejar, Lu'uras und die anderen Brüder sind gegen zwei wahnsinnige Feuerdämonen gefallen?" Metall wurde gezogen. Sep'ren hielt Ta'nor an der Schulter fest. "Halt! Wo willst du hin?" - "Ich beende das jetzt! Es kann nicht sein, das Kai'shak sinnlos sterben." Er wollte sich losreißen und aufstehen, aber der Griff des Turm wurde fester. Sep'ren schüttelte den Kopf. "Lass es! Dein Panzer schützt dich nur bedingt gegen Feuer. Es ist so real wie natürliches Feuer. Es verzehrt uns genauso wie die Bauern, denen ich nicht mehr helfen konnte." - "LASS MICH LOS ODER ICH ZERREIßE DICH VOR DEM FEIND!" Sep'ren wusste, dass Ta'nor diese Drohung ernst meinte, auch wenn seine Chancen gegen ihn als Turm doch sehr beschwerlich sein würden. Einen Berserker reizte man besser nicht zu viel - vor allem keinen der Kai'shak. "Also gut. Ich lenke ihr Feuer auf mich und du schlägst ihnen den Kopf ab bevor mein Panzer schmilzt!" Sep'ren zog seine Hellebarde. "FÜR SLITAH'REK!" - "FÜR SLITAH'REK!" Sie stürmten hinaus, wobei Sep'ren sich zu seiner ganzen Größe aufrichtete. Er drehte den Feuerbällen seinen Rücken zu auf welchen er fest sein Turmschild geschnallt hatte. Warum Sep'ren so kämpfte und nicht wie alle Türme mit Schild und Waffe in den Händen, war Ta'nor immer ein Rätsel geblieben, aber dadurch hatte er beide Hände frei für seine Stabwaffe und konnte so noch mehr Wucht hinter die Klinge bringen. Im Moment war er eine wandelnde Mauer aus Stahl die scheinbar problemlos rückwärts gegen die Anhöhe anlief. Doch Sep'ren merkte jeden Treffer, wie einen Klingenstreich. Aus dem Augenwinkel erblickte der Berserker, welcher im schützenden Feuerschatten des Turm folgte, Farr wie er ebenfalls hinter den Resten eines Bauernhauses Schutz suchte.
"BLUTTRINKER STÜRMT SOFORT DIE ANHÖHE!" Farr nickte "FÜR SLITAH'REK!" Damit stieß er und noch zwei weitere Bluttrinker, welche bisher überlebt hatten aus den Resten des Hauses hervor und rannten die Anhöhe empor. Ta'nor konnte schon das Schnurren und Krächzen der Dämonen hören. "Nun du Berserker.", sprach der Turm zum Berserker, "Entfessle deinen ZORN!" Damit hieb Sep'ren seine Stabseite einmal quer in Ta'nors Leib." Dessen Panzerverzierungen leuchteten auf und er ließ seinen ohrenbetäubenden Schrei erklingen. Gerade wo er ausholen wollte um im Blutrausch seinen Waffenbruder anzugreifen drehte dieser sich weg und gab Tor den Blick auf die beiden Dämonen frei. Sofort stürmte der Berserker die letzten Meter auf diese zu, welche noch immer mit dem Angriff der Bluttrinker beschäftigt waren. Gerade wurde Farr von dem dornenbesetzten Schwanz eines Dämons aufgespießt und nahe an seinen Kopf gezogen. Der Feuerteufel glühte ihn aus lavafarbenden Augen an. Doch unter dem Helm kam ein knappes Lachen zum Vorschein. "Vielleicht besiegst du mich, doch am Ende werden die Kai'shak bei dieser Schlacht obsiegen! Mit sterbender Kraft hob er einen Arm und zeigte am Kopf des Dämon vorbei. Dieser drehte neugierig den Kopf und sah gerade wie der zweite Dämon von einem riesigen Zweihänder in der Mitte durchgeschnitten wurde. Sofort ließ er von Farr ab der leblos zu den Leichen seiner beiden Kameraden fiel. Wieder stieß der Feuerteufel eine Flammenkugel aus seinem Maul. Sie traf den Berserker volle Breitseite. Dieser stürzte zu Boden und hielt sich auf allen Vieren. Der Dämon wollte nachsetzen und sich mit seinen Klauen auf den verletzten Kai'shak stürzen, als er gerade von einer Hellebarde durchbohrt wurde. Diesen Moment der Ablenkung nutze Tor sofort und holte aus den Knien Schwung. Von unten vollführte er eine Halbkreisbewegung und Köpfe den letzten lebenden Dämonen mit einem Streich. Dann fiel er erneut auf die Knie und musste sich mit seiner Waffe stützen. Neben ihm kniete Sep'ren. Das Atmen fiel ihm schwer. "Alles... in Ordnung?", drang es blechern neben dem Berserker an ihn heran. "Die Wunden werden heilen." Er richtete sich langsam auf. "Dieser hier richtet kein Unheil mehr an." Er starrte brummend auf die Leichen der beiden Dämonen. Plötzlich schepperte es hinter ihm. "Sep'ren!" Ta'nor eilte zu dem Turm, kniete sich hinunter zu ihm und hob leicht seinen Kopf an. "Deine Wunden werden heilen Bruder... meine sind zu schwer. Das flüssige Metall ist schon in meinen Rücken eingedrungen. Ich habe meinen Zweck erfüllt." Ta'nor spürte ein leichtes Beben der ganzen Erde. Er schaute sich rasch um und erblickte wohlbekannte Rüstungen am Fuße der Anhöhe. "Ri'inus kommt - er und unser ganzer Zug. Du wirst dein Di'norem vollführen können. Deine Wunden werden heilen!" - "Nein Bruder.... für mich ist es Zeit. Sag Ri'inus,... dass ich meine Pflicht getan habe. Sag ihm...." Der Körper des Turm erschlaffte völlig in Ta'nors Armen. Vorsichtig legte er ihn ab. Das Dröhnen war ganz nah. Ta'nor erhob sich. "Berserker! Gute Arbeit. Der Feind ist besiegt. Die Kai'shak haben erneut eine Schlacht gewonnen." Der Berserker schwieg. "Was habt ihr Bruder?" Ta'nor brummte und machte einen Schritt auf Ri'inus zu, so dass er ganz dicht vor ihm stand. "Zwei Feuerteufel fielen, gegen 20 Kai'shak, darunter drei Türme. Alle Bauern die kämpfen wollten sind tot und Dalash ist nur noch ein Trümmerfeld. Nein mein Herr! Ein Sieg ist das nicht, aber es war notwendig... für den Krieg, für die Kai'shak, für Slitah'rek!..."
"Ich würde eure Frage gerne beantworten, doch ich weiß es ehrlich nicht. Hängt die Antwort nicht auch davon ab wie gut die Soldaten trainiert sind? Ich glaube daran, dass stets die Streitmacht gewinnt die enger zusammenhält. Überzahl ist ein überschätzter Vorteil im Anblick von wahrer Entschlossenheit. Ich habe im Laufe meines Lebens den einen oder anderen Trick mehr gelernt als die meisten meiner Zunft und doch weiß ich nicht wie viele Gegner ich besiegen kann, bevor mein letztes Blut im Sand versickert. Doch ich verspreche euch eines, sollten wir einmal Rücken an Rücken kämpfen müssen, dann werde ich standhaft sein bis wir siegen oder alle gemeinsam fallen. Naja wahrscheinlich seht ihr das völlig verschieden. Ich bin nur Soldat, kein General. Die höhere Kunst der Taktik und des Kalküls sind mir nie zuteil geworden. Sagt, wo kommt ihr her? Der Kapitän nannte euch Kai'shak, diese Bezeichnung habe ich noch nie gehört." Ta'nor sah Amenhotep direkt in die Augen. "Die Kai'shak zu denen ich auch gehöre, sind ein künstlich geschaffenes Kriegervolk einzig für den Zweck gezüchtet Magier und magische Wesen zu bekämpfen. Habt ihr schon mal von den Aschenkriege gehört? Sie waren eine Reihe von Kriegen zwischen dem Jahr 1Ä15 und 1Ä103, bei welchen sich die verschiedensten Magierzirkel von Maradar um den Alabasterstaubberg und die darauf stehende Alabasterakademie stritten. Während dieser Zeit wurde unser Volk geschaffen, wenn auch im Laufe der Äonen fast alle von uns gefallen sind. Nach den Kriegen ließen sich die Kai'shak unter unserem König Slitah'rek in den Tiefen des Alabasterstaubberg nieder. Wenn ihr also so etwas wie eine Herkunft von mir nennen wollt, wäre der Stützpunkt Alabasterstaubbauch am passendsten. Krieg ist mein Existenzgrund. Ihr denkt richtig, wenn ihr meint ich habe die Schrecken des Krieges gesehen, oder darunter gelitten, oder sie verursacht. Dies alles trifft auf mich zu."