RPG Endless Travellers - The Second Age

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Von Savios unglückseligem Schicksal nichts ahnend saß Haj'ett an dem verwaisten Tisch, der am vorherigen Abend noch von seinen neuen Freunden voll besetzt gewesen war.
Der Echsenmann langweilte sich zu Tode und wartete hier schon gefühlte Stunden auf ein Lebenszeichen der Anderen.
Vielleicht haben sie beschlossen, ohne mich loszuziehen? Oder sie sind alle ihrer Wege gegangen.
Auf einmal war er sich garnicht mehr sicher, ob sie den Auftrag überhaupt durchführen würden. War überhaupt je von einer Belohnung die Rede gewesen? Bei Tageslicht betrachtet fand Haj'ett die Mission gar nicht mehr so lukrativ wie am Vorabend.
Da hieß es wohl abwarten und Tee trinken...
Trotz dieses Vorsatzes quälte Haj'ett gähnende Langeweile und so ließ er seine Gedanken schweifen.
Zuerst dachte er an Ronny. Der eisige Händler war nicht sonderlich gesprächig gewesen, aber seit dem Vorfall in der "Efeuranke" hatte er das volle Vertrauen des Echsenmannes. Haj'ett hoffte, dass Ronny ihn nicht so sehr hasste, wie es den Anschein machte. Überhaupt - der schnöselige junge Mann schien eine Abneigung gegen alle seine Mitmenschen zu hegen. Diese Miesepetrigkeit schien ihm aber gut gegen Angreifer zu helfen. Mit dem Degen hatte er sich überaus geschickt angestellt.

Und was war mit diesem Magier? Alexis hieß er. Haj'ett hatte ihn noch immer nicht auf die Geisterbannung ausfragen können, die am gestrigen Abend von statten gegangen war. Sollte sich die Gruppe wieder zusammenfinden würde Haj'ett ihn darauf ansprechen. Vielleicht könnte er etwas lernen?
Von den Anderen hatte er kaum etwas mitbekommen. Der Kerl mit den dunklen Haaren, Jiro, war Haj'ett ein wenig gruselig gewesen. Nett aber gruselig.
So auch der Verletzte mit den hellen Haaren. Beide hatten etwas Raubtierhaftes an sich gehabt.
Der eine auf die eine, der andere auf die andere Art.
Blieben noch der Trankmischer und der Panda. Letzterer schien freundlicher Natur zu sein, doch von beeindruckender Größe. Mit ihm konnte man bestimmt einige Angreifer in die Flucht schlagen. Zudem fühlte sich der Echsenmann seltsam verbunden. Vielleicht weil sie beide sprechende Tiere waren?
Dies brachte ihn zu dem geplanten Angriff auf diese Gaunerbande.
Um an Informationen zu kommen müsste man einen ihrer Trupps auf dem Weg zwischen "Efeuranke" und "Kornleuchter" in eine Gasse locken, die von dem massigen Bahlu abgeriegelt ist. Dann könnten die übrigen Gruppenmitglieder dazustoßen und die Verbrecher schnappen. Das schien garnicht so schwierig zu sein. Haj'ett würde sich aus den kämpferischen Handlungen trotzdem raushalten. Viel zu gefährlich!
Aber was würden sie dann eigentlich tun?
Ganz heroisch das Banditenlager stürmen und weniger heroisch jeden darin niedermetzeln? Welch ein Blutbad! Ist das nötig? Vielleicht sollte ich hier verschwinden, bevor ich in so etwas hineingezogen werde...

In diesem Moment fiel Haj'ett der Zettel auf, der mit einem Messer an den Tisch geheftet war. Zwischen den noch nicht abgedeckten Besteck und Geschirr war ihm der Wisch noch garnicht aufgefallen. Jetzt aber riss er ihn los.
 
Er wusste nicht warum, aber Ronny hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich sein Gegenüber momentan nicht wohl fühlte. Und er hatte seine kleine Freundin nicht unter Kontrolle. Hoffentlich wollte er sie nicht mit auf die Mission nehmen. Sie konnte mit ihrer überhitzten Vorgehensweise die gesamte Mission gefährden...
Nun, Haj'ett ging in bereits in den frühen Morgenstunden. Er hat mir einen Zettel hinterlassen, auf dem steht, dass er uns heute Abend wieder im Abendschein treffen will. Aber sagt, wollt Ihr Eure Freundin mitnehmen, wenn wir gehen die Bruderschaft vorgehen? Sie scheint ein wenig ... temperamentvoll zu sein.
Die Anspielung auf seinen angeblichen Überfall ignorierte er einfach, ebenso wie die Tatsache, dass diese Alchemistentochter ihm ganz offensichtlich in seine empfindlichsten Teile zu treten wünschte. Das würde sie aber nicht wagen. Hoffte er...
 
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Nach einer mehrstündigen Meditation begab sich Finnmar von seinem Trance-ähnlichen Zustand wieder zurück in die Realität. Er schoss die Augen auf, welche noch heller und eisiger leuchteten als ohnehin schon. Er stand auf und Blickte aus dem kleinen Fenster seiner Kammer. Die Nacht war schon fast zu Ende, er konnte die ersten Sonnenstrahlen bereits ausmachen, wie sie über die Dächer Port Milans langsam erhellten. Müde war Finnmar freilich nicht, er hatte ja erst vor kurzer Zeit geraume Stunden geschlafen, und nach der Meditation strotzte er nur so vor Kraft und Energie. Er beschloss wieder nach unten in den Schankraum zu gehen, dort war es fast leer, einige wenige Bürger aßen ein Frühstück, vom Rest der Truppe fehlte jede Spur. Er schloss die Augen und vernahm einen Duft von gebratenem Speck, Eiern und irgendetwas neuem... es roch sehr herb und kräftig. Der Geruch gefiel ihm sehr gut, konnte ihn aber nirgends zuordnen, war sich aber ziemlich sicher, dass es irgend eine Art Kräuter sein musste. Bei ihrem nächsten Treffen sollte er Savio fragen, schließlich scheint er sich ein wenig mit Kräutern auszukennen. Bei dem Gedanken an Savios Kräutersaft musste er schlagartig an den Panda denken, den er sich wohl durch eine von dem Trank herbeigerufene Halluzination vorgestellt hatte. Er schüttelte den Kopf und schaute an die Tafel, was es denn alles zum Frühstück gab. Lesen konnte er wahrlich nicht gut, was letztendlich auch egal blieb, er hat sowieso kein Geld um dafür zu bezahlen.
Er beschloss nach draußen zu gehen, vielleicht würde er einen der anderen treffen. Obwohl er gebeten hatte, von ihnen geweckt zu werden, wenn sie aufbrechen, waren sie alle Spurlos verschwunden, vermutlich sind sie ohne ihn losgezogen um die Banditen zu schlagen, sehr viel konnte er zur Gruppe ja noch nicht beitragen, so waffenlos wie er war.
Er trat über die Türschwelle des "Abendscheins" und schaute sich ein wenig in der Gasse um. Er wäre gern zu Hafen gegangen, doch er konnte die Wegweiser nicht entziffern. So ging er hin, wo er wollte und bog instinktiv in Gassen ein und aus. Beim herumschlendern sah er eine Dame ihren Kleiderladen öffnen. Ein paar neue Sachen würden ihm nicht schaden, aber er hatte nunmal kein Geld oder wertvolle Gegenstände dabei, und etwas zu stehlen, das traute er sich nicht zu. Unweit von dem Kleiderstand konnte er eine verkohlte Stelle am Steinboden ausmachen. Hier gab es wohl einen Kampf unter Magiern... oder jemand hat mit Feuer gespielt. Wie dem auch sei, Finnmar wurde es langsam zu langweilig, aber was sollte er ohne Geld schon machen? Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wo die anderen hingingen. Er wusste lediglich, dass Ronny vorhatte, in die "Efeuranke" zu gehen, wo auch immer diese sein mag.
Finnmar legte sich auf dem Boden am Gassenrand und sah gelangweilt in den hellblauen Himmel, bis er in einem Tagtraum versank.
 
Alexis bemerkte, dass Yueh sich angesichts der eher diplomatisch ausgelegten Entgegnung von Ronny etwas entspannte, auch wenn er immer noch das zornige Blitzen in ihren Augen sah. Wie konnte jemand so Schönes überhaupt so böse gucken?
Ihm war jedenfalls aufgefallen, dass sie ihm sehr ähnlich war, was das Erkennen zwischenmenschlicher Feinheiten anging, im Gegensatz zu ihm ging sie allerdings etwas... offensiver damit um. Im selben Moment wurde ihm allerdings bewusst, dass er Ronny vielleicht ein wenig zu bissig begegnet war. Letztenendes war er nur über sich selbst wütend, dass er nicht eher daran gedacht hatte, dass Ronny über sein Hiersein verärgert sein konnte. Oberflächlich mieser Charakter hin oder her, Ronny zu verurteilen und abschätzig zu behandeln lag für gewöhnlich nicht im gedanklichen Repertoire von Alexis. Zu blöd, wenn man immer an das Gute im Menschen glaubte.

"Ich bin selbst noch nicht zu der Frage gekommen, aber ich gehe davon aus, dass Yueh als Bewohnerin dieser Stadt zumindest mehr über die Schlangenbruderschaft weiß als wir beide zusammen." Um seine Worte zu untermauern, warf er einen Blick auf Yueh, der gleichzeitig Frage und Aufforderung ausdrücken sollte.
Sie erwiderte seinen Blick, verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und nickte, nachdem sie ihre Arme ineinander Verschränkt hatte.
"Die Schlangenbruderschaft hat nun seit geraumer Zeit schon das Geschäft meines Vaters und vieler anderer unter Druck gesetzt und die meisten können sich kaum wehren. Ich kann sicher das eine oder andere beisteuern. Ich habe ein persönliches Interesse daran, ihnen den Gar aus zu machen und wenn es Möglich wäre, würde ich gerne direkt dabei helfen. Ich kenne einige ihrer Verstecke und Vorgehensweisen."
Alexis' Miene erhelllte sich ob dieser Neuigkeiten, blieb aber auf dem Boden der Tatsachen.
"Das wäre durchaus ein wichtiger Beitrag zu unserem Vorhaben. Jede Unterstützung ist gut. Ob ihr aber tatsächlich beim Aushebeln mitmischen könnt ist leider nicht meine Entscheidung. Darüber wird die Gruppe befinden müssen, sobald wir im Abendschein sind."
Yueh schützte die Lippen, nahm seine Entscheidung aber zur Kenntnis.
Ja, sie hatte recht. Sie waren sich sehr ähnlich. Beide starrköpfig.
Bevor noch jemand etwas sagen konnte, knurrte Alexis' Magen laut hörbar.
"Nun denn, offenbar war das Frühstück gerade als Aperitif als denn zur Stärkung tauglich. Mal sehen, ob es unten noch etwas gibt das als Stärkung taugt. Gut genährt denkt es sich besser. Danach, schlage ich vor, dass wir zum Abendschein aufbrechen.", sprach Alexis und ging dicht gefolgt von Yueh nach unten in den Schankraum.
 
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Aha. Hoffentlich waren seine "Gefährten" schlau genug, den großen Risikofaktor, das von dem Mädchen ausging, zu bemerken... Er hatte nicht das geringste Interesse daran, mehr Zeit als unbedingt nötig mit ihr zu verbringen. Ihren Namen wusste er immer noch nicht. Das war sehr ärgerlich. Denn Namen machen den Gegner angreifbar. Man kann über ihn recherchieren und unangenehme Details zu Tage fördern. Ohne Namen kann man den ruf des anderen nur sehr schwer beschmutzen. Dies war eine der Sachen, die Hieronymus am Hofe gelernt hatte. Im Gegensatz zu Fechten. Nun da er einen Degen hatte, dessen Nützlichkeit ihm seit der gestrigen Nacht bewusst war, war es an der Zeit, den Umgang mit ebendiesem zu verfestigen. Die paar Stunden, die er zu Hofe mit seinem Fechtlehrer verbracht hatte, hatten ihn kaum über die Grundstufe hinausgebracht. Er würde sich in Port Milan umhören. Vielleicht gab es hier ja einen guten und preiswerten Lehrer...

Als er nach einigem Fragen schließlich vor dem Haus des ihm empfohlenen Lehrers stand, nagten die ersten Zweifel an Hieronymus, ob er es wirklich durchziehen sollte. aber er wollte nicht zwei Stunden seines Lebens umsonst mit Fragen verbracht haben. Die hätte man auch nützlicher verwenden können. Also betrat er das Haus und wurde von einer Art Empfangsdame begrüßt. Auf Anfrage erklärte sie ihm, dass der Fechtmeister erst Morgen einen Termin für eine Übungsstunde habe, aber für ein kurzes Gespräch stünde er momentan zur Verfügung. Die Situation zu erkunden war sicherlich nicht das falsche und so nahm Hieronymus das Angebot an. Er wurde durch eine Tür in den Übungsraum geschickt. Dort angekommen, sah er mit einer Mischung aus erstaunen und entsetzen in ein bekanntes Gesicht: Es war sein alter Fechtlehrer aus Rodynia. Und zu allem Überfluss erkannte dieser Hieronymus seinem Gesichtsausdruck zufolge sofort. Verdammt. So etwas konnte auch nur ihm passieren.
 
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Es fand sich in der Schänke
Eine Gruppe ein zur Ränke.
Eine Intrige gar, nicht ungehört
Blieb sie und hat uns sehr empört.
Leis' ist die Schlange und im Schlafe
Ereilte euch die erste Strafe:
Ein Zaub'rer aus dem fernen Reich
Ging als erster über'n Deich.
Auch ein Panda, wohlgerundet
Hat der Schlange sehr gemundet.
Wo ist der Alchemist geblieben?
Dies ist mit seinem Blut geschrieben!
Noch lebt er, doch an seid'nem Faden
Hängt sein Leben, ihr seid geladen,
Diese eure Schuld zu begleichen.
Drei Sack voll Gold, das dürfte reichen.
Zwei volle Tage seien euch gegeben.
Danach wird die Geisel nichtmehr leben.
Dann trollt euch von hier, seid euch gewiss:
Die Schlange hat ein scharfes Gebiss!
Versuch' dich nicht mit ihr zu messen.
Am Ende wird sie dich doch fressen!

SB

Haj'ett sackte in sich zusammen. Den Knittelvers in seiner Hand zu einem Ball zerknittert traf es ihn mit Entsetzen:
Jiro, tot.
Bahlu, tot.
Savio Tax, gefangen.
Er kannte diese Leute noch nicht lange, doch sah er ihre Gesichter, wie sie gestern an ebendiesem Tisch zusammengesessen hatten immernoch vor sich.
Bei den Geistern, sie waren belauscht worden! Belauscht!
Haj'ett hatte sich nicht vorstellen können, dass in der vollbesetzten Schänke trotz des Lärmes jemand die Ohren hatte gespitzt haben konnte.
Dieser Irrtum war seinen drei Fast-Freunden zum Verhängnis geworden - und da in der Schänke noch keine Panik ausgebrochen war hatte man ihre Leichen wohl schon längst fortgeschafft. Ihnen wurde vermutlich nichtmal eine vernünftige Bestattung zuteil.
Erst jetzt wurde dem Echsenmann klar, was "Die Schlange" über Tax gedichtet hatte. Angewidert ließ er den Papierballen fallen, dessen rotbraune Beschriftung keinen Zweifel zuließ.
Tränen hatten bereits begonnen, die schnörkelige Schönschrift zu verwischen.
Noch einige Minuten ließ Haj'ett seiner Verzweiflung freien Lauf, dann riss er sich zusammen.
Es schmeckte salzig, als er sich mit einem Slrp! über die Augen fuhr.

Er entfaltete das "Droh-Gedicht" wieder und las noch einige Male konzentriert durch. Die Forderung war absurd:
Drei Säcke voller Gold? Woher sollten sie diese Menge auftreiben? Er selbst hatte bis zum vorherigen Abend nur ein Paar Kupfermünzen bei sich gehabt, die anderen hatten lediglich Silberstücke vorgewiesen.
Was also tun? Die Kneipenwirte fragen? Ha, keine Chance. Die werden sowieso jeden Tag ausgenommen und in diesen Schlamassel haben wir uns selbst hineingeritten. Wir sind selber Schuld. Und selbst wenn wir etwas zusammenbekämen. Die genaue Summe ist nirgends genannt. Bei solch einer schwammigen Forderung können sie jederzeit sagen "Tut uns Leid, das ist leider zu wenig." und uns alle abmurksen, was sie wahrscheinlich in jedem Fall tun werden, egal wieviel wir anschleppen.
Es war zum aus-den-Schuppen-fahren!
Wie sollten sie Savio retten? Einbrechen? Oder angreifen? Da würden sie schon mit einer kleinen Armee anrücken müssen.
Die Schlangenbruderschaft hatte mehr Mitglieder als Haj'ett angenommen hatte. Wenn sie angriffen müsste irgendwie gewährleistet sein, dass der Geisel nichts geschah. Und was war mit dem Auftrag? Der hatte langsam eine persönliche Ebene erreicht.
Allerdings: Wie sollten sie eine ganze Gaunerbande ausschalten? Sie waren zu wenige um gegen diese geballte Übermacht anzukommen. Doch wenn sie der Schlange den Kopf abschlugen?
Der Anführer dieser Bande, der wahrscheinlich auch diese eloquente Gräueltat in Briefform gedichtet hatte und sich in seinem Versteck ins Fäustchen lachte müsste gefunden und entweder getötet oder als Druckmittel gegen seine Lakaien eingesetzt werden.
Haj'ett saß nun kerzengerade, in seinem kleinen Kopf ratterte es förmlich.
Sie würden schneller und heimlicher als die Schlange selbst sein müssen - sofern seine überlebenden Gefährten noch auftauchten.
Er beschloss, auf sie zu warten und Vorläufig nicht das Weite zu suchen.
Sie würden Informationen brauchen. Sein Streifzug mit Ronny war nicht nutzlos gewesen. Noch war Zeit...

Auf zum Abendschein, Leute! Go, go, go! :D
 
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Xarxes wachte in dem Schankraum auf, er hatte sich tatsächlich auf ein Trinkspiel mit einem der Seemänner eingelassen und wohl einen über den Durst getrunken. Mit müden Augen blickte er durch den Raum, sein Schädel brummte wie verrückt. Zu seinem verwundern war es hier, im Gegensatz zum Vorabend, mehr als leer. Lediglich eine handvoll Reisende und der Echsenmensch der am Tag zuvor bei der Gruppe um den Panda saß. Xarxes fragte sich warum er diesmal alleine saß, schien doch dieser bunte Haufen ein angeregtes Gespräch zu führen in der es, soweit er es mitbekommen hat, darum ging eine der lokalen Verbrecherbanden auszuheben. Seine Neugier war diesmal wieder größer und er konnte nicht anders als zu der Echse zu gehen und nachzuhaken. „Na, wo sind denn eure Freunde hin?“, erst jetzt fiel Xarxes auf das Haj'ett auf einen Zettel starrte, „und warum der betrübte Blick?“. Etwas perplex schaute ihn der Echsenmensch an, reichte ihm aber dann doch das zerknüllte Schriftstück „Wie es aussieht haben die Schlangenmänner sie getötet und einen entführt!“
Xarxes versuchte die schön verschnörkelte Schrift zu lesen. Er hatte es noch nie mit Gedichten aber immerhin meinte Xarxes so etwas wie Lösegeld und Stadt verlassen gelesen zu haben. Der Assassine drehte sich einmal herum und blickte in die Gesichter der verschiedenen Gäste die ihn fast allesamt anschauten. Die meisten verängstigt, von ihnen würde man also keine Informationen bekommen selbst wenn sie etwas gesehen haben.
„Ich werde euch helfen, ihr müsst wissen ich bin auf der Suche nach einer Abenteurer Gruppe wie die eure. Mein Meister möchte das ich meine Fertigkeiten ausbaue und meinen Horizont erweitere oder soetwas ähnliches. Mein Name ist Xarxes, angenehm.“ dabei reichte er Haj'ett die Hand der scheinbar nochnicht wusste ob er dem Fremden vertrauen kann oder nicht. Oder war er immer noch darüber schockiert das zwei seiner neuen Bekanntschaften tot waren. Verständlich. Der Assassine setzte sich zu dem Echsenmenschen und beugte sich über den Tisch um sicherzustellen das niemand mithören konnte. Zumal in dem Schankraum totenstille eingekehrt war. „Ihre Forderungen sind utopisch und viel zu vage , soviel steht schonmal fest. Wir brauchen auf jeden Fall mehr Männer. Ihr wart doch gestern mehr wenn ich mich nicht täusche? Und wenn wir Glück haben liegt im Hafen noch ein Schiff meines Volkes vor Anker. Wir könnten die dortig stationierten Assassinen für einen Angriff oder Ablenkungsmanöver nutzen. Wie gesagt wenn wir Glück haben, ich weiß nicht wann sie heute abreisen.“...
 
"Oh, Hieronymus! Welch eine Ehre, den ehemaligen Prinz von Rodynia in meinem kleinen Haus begrüßen zu dürfen. Was führt Euch zu mir?"
Der Lehrer - sein Name war, soweit Hieronymus sich erinnern konnte, Claudius Fart - betonte das "ehemalig" dabei so genussvoll, dass Hieronymus sofort das dringende Bedürfnis überkam, diesem Bastard eine Lektion zu erteilen. Aber er konnte sich beherrschen. Nach einem Seufzer, mit dem er versuchte, die angestaute Wut zu entlassen, erwiderte er:
"Welch ... Überraschung, Euch zu sehen. Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege... Was tut Ihr hier in Port Milan anstatt am Königshof von Rodynia?"
"Nun, man hat mich verbannt, mich mitverantwortlich gemacht für Eure Verderbtheit. Als hätte ich jemals Einfluss nehmen können... Ihr habt doch Eure Zeit lieber mit irgendwelchen billigen Nutten verbracht, als meine Stunden anzunehmen. Wie auch immer, auf jeden Fall wollte der König nicht, dass sich mit dem neuen Prinzen (Wie genussvoll er diese beiden Worte auskostete...) ein ähnlicher Wandel vollzieht, wie mit Euch. Schließlich scheint er momentan alle Anlagen zu einem guten Herrscher zu haben. Mit seinen eineinhalb Jahren kann er angeblich schon sinnvolle Sätze bilden. Ihr wart ja immer etwas hinterher, nicht wahr?"
Es folgte ein höhnisches Lächeln. Das war zu viel. Hieronymus konnte sich nicht mehr beherrschen. Er zog seinen Degen, schrie ihm "Bastard" entgegen und ging auf Claudius los, nur um wenige Sekunden später mit einer Degenspitze an der Kehle am Boden zu liegen.
"Leg dich niemals mit deinen Lehrern an. Du kannst nur verlieren. Merk dir das. Behalte diesen Satz, denn er wird das letzte Sein, dass du jemals von mir beigebracht bekommen wirst. Und jetzt verlasse mein Haus!"
Mit diesen Worten steckte Claudius den Degen wieder ein und verließ den Raum. Langsam richtete Hieronymus sich auf. Wie tief war er gefallen? Früher hätte er ihn wegen so etwas zum Tode verurteilen lassen. Jetzt konnte er nur noch dastehen und sich ihm fügen. Sein Leben lag in Scherben vor ihm. Er hatte Alles verloren: Geld, Macht, Reich. Nur mit Mühe konnte er die Fassung bewahren, als er an der Empfangsdame vorbei auf die lauten Straßen trabte. Was sollte er nun tun? Vielleicht würde ihn ja der Hafen etwas aufmuntern, da hatte es ihm am Vortag ja so gut gefallen.

Das sechsmalige Läuten des Kathedralturms ließ Hieronymus aus seinen Gedanken, die in einem Teufelskreis immer tiefer werdender Depressionen gefangen waren, schrecken. Der Hafen war keine gute Idee gewesen. All die Wohlhabenden Menschen und die noblen Häuser hatten ihn noch mehr an seine armselige Lage erinnert. Es war wohl an der Zeit, ins "Abendschein" zu gehen und diese Schlangenbruderschaft anzugreifen. Vielleicht ging er dabei drauf. Aber was interessierte das schon. Dann war er halt tot. Hieronymus war sich nicht wirklich sicher, ob das schlimmer war als seine derzeitige Lage. Immer noch in trübseligen Gedanken gefangen, machte Hieronymus sich auf den Weg ins "Abendschein".
 
Als Savio aufwachte, sah er alles verschwommen. Als er langsam zu sich kam, musterte er das Verlies, in dem er lag.
Erst fragte er sich wie er dort hin kam, doch schlagartig sah er, wie sich alles vor seinem inneren Auge nochmal abspielte.

Sofort tastete er seinen Rücken ab - sein Bwaka war weg.
"Verdammt", dachte er. Als er mehr oder minder ohne Absicht seine Tunika streifte, merkte er, dass er noch seine Kräuter bei sich hatte. Er hatte Tiriankraut und Blätter des gemeinen Waldflüsterers, doch der Kiefernnadelsud war weg. Aus diesen Stoffen hätte er eine hochätzende Paste mischen können.
Diese Fluchtmöglichkeit entfällt schonmal, aber er hatte ja auch noch anderes Zeug...
Gute 20 Minuten später öffnete sich das Schloss, und schließlich die Tür. Einer der Schlangenmänner trat ein. Der vermeintliche Offizier sah Savio mit einem dicken Grinsen an und sagte: "Deine Freunde aus der Kneipe scheinen sich nicht sehr für dich zu interessieren."
Ein weiterer Mann, ein wahrer Riese fügte hinzu: "Ja, wir haben das Gold immer noch nicht bekommen..."
"Halt dein übergroßes Maul!"
, schrie wiederum der Offizier. Ein Offizier, der sich für einen König hält. "Wir werden dich wohl doch töten müssen, genauso wie deinen armseligen Panda-Freund und den Kleinen, der sich für einen Magier hielt."
Jetzt erst schaute Tax dem Mann in die Augen. Auf einem Tisch im Hintergrund sah er sein Schwert liegen. Das war seine Möglichkeit zu entkommen.
Er stand auf, und schrie: "Mich wirst du nie wieder sehen!" Draufhin spuckte er dem Schlangen-Offizier die ätzende Substanz in die Augen, die er zuvor gemischt hatte - Tax wusste selbst nicht, warum er selbst gegen die meisten Gifte immun ist. Die Wachen waren so überrascht, dass sie erst viel zu spät realisierten, was passiert war.
Mit dem Schrei des Offiziers im Rücken schnappte Savio sich sein Schwert und ein Wurfmesser. Er drehte sich um und warf durch eine geschickte Bewegung die Klinge, die innerhalb des Bruchteils einer Sekunde im Rücken des Offiziers steckte.
Er machte kehrt und rannte, in der Hoffnung den Ausgang zu finden...
 
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Hieronymus betrat den Schankraum in Erwartung der selben unangenehmen Atmosphäre wie das letzte mal: laut, stinkend und überfüllt. Aber es war nur laut und stinkig. Anscheinend wurde hier nie geputzt. Diese paar Leute konnten doch diesen Gestank nicht erzeugen... Ah, da hinten sah er schon Haj'ett an einem Tisch sitzen. Neben ihm stand ein sehr hellhäutiger Mann mit komischen gelben Augen. Wer er wohl war? Wahrscheinlich ein Aushilfskellner. Und wo waren überhaupt die anderen? Er ging zu dem tisch, den die beiden besetzt hielten.
"Guten Abend, Haj'ett. Wie ich sehe, sind wir beiden die einzigen die bisher gekommen sind. Die anderen haben wohl keine Lust. Oder sie haben Angst bekommen und verstecken sich vor den Banditen. Feiglinge!"
Das plötzlich auftauchende zornige Funkeln in Haj'etts Augen irritierten Hieronymus. Was war denn jetzt schon wieder los?
 
Nachdem Finnmar einige Zeit auf dem harten Steinweg lag richtete er sich langsam auf und schüttelte ein wenig Staub aus seinen... "Klamotten". Als würde es bei diesen Lumpen noch etwas ausmachen. Die Zeit die er im Abendschein verbracht hatte, insbesondere das weiche Federbett, war das erste Fünkchen Luxus, das er seit langem zu spüren bekam. Der Steinboden fühlte sich im Gegensatz zum Bett an wie ein... nunja, harter, kalter Steinboden eben. Finnmar reckte und streckte sich, er spürte ein paar Verspannungen am Schulterbereich.
Aus irgendeinem Grund war er gut gelaunt. Er hatte keine Waffen, sah aus wie ein verkommener Ausgestoßener, der Jahre lang jenseits jeder Form von Zivilisation lebte, was letztendlich auch auf ihn zutraf, und dennoch, er fühlte sich wohl. Schlendernd versuchte der gestern noch so kränkliche Blonde zurück zum Abendschein zu finden, dank seinem durch das Leben im Wald gezwungendermaßen antrainierten Orientierungssinn gelang ihm dass auch relativ zügig.
Er betrat den Schankraum und das erste, was er dort sah waren eine traurige, leicht entzürnt dreinschauende Echse und Ronny. Ausserdem stand neben ihnen ein neues.. Geschöpf. Was auch immer das "Ding" sein mag, es war ihm unheimlich. Er beschloss seiner Neugier ausnahmsweise nicht die Oberhandgewinnen zu lassen, sondern dieses Wesen tunlichst zu meiden. Der Echsenmann schien Finnmar durchaus erkannt zu haben und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er etwas verwundert über den vor Energie gerade zu strotzenden Blonden, den er doch ganz anders in Erinnerung hatte. Trotzdem fokussierte sich die Echse mehr auf Ronny, welchem wohl dieser zornige Blick galt. Er beschloß sich die Szene von hier aus einige Meter entfernt anzusehen, als sich direkt zu erkundigen, was denn vorgefallen sei.
 
Haj'ett schreckte aus seinem Brüten hoch, als sich die Gestalt, die schon vor seinem Eintreffen an einem der Tische gekauert und gedöst hatte, erhob.
Die wenigen Gespräche in dem noch fast leeren Schankraum verstummten und Stille kehrte ein.
Offenbar fürchteten sich die Meisten vor der Rache des Mannes, den sie am Vortag noch unter den Tisch gesoffen hatten. Zu Recht!
Trotz seines verkaterten Eindrucks wirkte er erschreckend bedrohlich. Haj'ett hatte noch nie solche Augen gesehen. Etwas war hinter ihnen verborgen - etwas böses - und doch konnte der Echsenmann sich nicht erklären, was dort lauern könnte. Auch die Hände des Glatzkopfes jagten Haj'ett einen kalten Schauer über den Rücken: Die Fingernägel, die fast schon wehrhaften Krallen gleichkamen schienen wie geschaffen, um einem unvorsichtigen Angreifer die Kehle zu zerfetzen.
Schluckend registrierte der kleine Agama, dass er das Ziel des blassen Trunkenbolds war. Innerlich wappnete er sich.
"Na, wo sind denn Eure Freunde hin?"
Die Stimme war vollkommen anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Haj'ett hätte mehr ein Fauchen, statt Worte erwartet. Der Fremde hatte Reißzähne, die selbst seinen eigenen Echsenzähnen Konkurrenz machten.
"Und warum der betrübte Blick?"
Alles andere als Mitleid für seine Lage hatte er erwartet, doch nun war der Echsenmann ziemlich überrascht.
Ob das ein Schlangenmann ist? Wohl eher nicht. Er sieht zwar höchst gefährlich aus, doch ich kann keine Embleme der Schlange entdecken. Ob die Mitglieder der Bruderschaft sich bisweilen auch verkleiden? Das sähe ihnen irgendwie nicht ähnlich, ihre Gruppierung ist ja schon fast ein Statussymbol. Aber ich würde ihnen alles zutrauen. Dennoch: Welches Interesse hätten sie an solchen Informationen? Sie wissen selbst ja wohl am besten, was mit meinen Freunden passiert ist.
Also was solls schaden, wenn dem Typen da einfach die Wahrheit erzähle? Vielleicht wirds ihm ja zu heikel und er verschwindet wieder...

Außerdem hatte Haj'ett Angst, den Fremden zu verärgern.
"Wie es aussieht haben die Schlangenmänner sie getötet und einen entführt!", nuschelte er und reichte den Brief weiter.
Konzentriert huschten die gelben Augen seines Gesprächspartners über die blutigen Zeilen.
Am liebsten hätte er den Störenfried weggeschickt. Er war ein bisschen zu auffällig, denn bis auf ein einziges gelbes waren sämtliche Augenpaare im Raum auf ihn gerichtet.
Schon stellte sich der Fremde als Xarxes vor, schüttelte Haj'etts Pfote und lies sich am Tisch nieder. Der Echsenmann wollte soeben gegen diese Unhöflichkeit ausbegehren, als er prompt hellhörig wurde: Xarxes hatte ein ganzes Schiff voller Krieger! Mit deren Unterstützung wäre es um einiges einfacher, einen Angriff gegen die Schlange zu führen. Inständig hoffte er, dass das Schiff noch nicht ausgelaufen war.
Ob der Tatsache, dass der furchterregende Xarxes sich endlich gesetzt hatte, begannen ringsum wieder die Gespräche.
Der Echsenmann setzte zu einer Antwort an: "Slrp! Diese großzügige Hilfe..."

In diesem Moment stürmte seine Majestät, Haj'etts vertrauter Lieblingsschnösel herein und schien förmlich einen Kopfsprung ins Fettnäpfchen zu machen: Haj'ett wollte seinen Ohren kaum glauben, als er die kürzlich Verstorbenen und Tax als Feiglinge bezeichnete. Die Tatsache, dass Ronny nichts vom Tod seiner Gefährten wissen konnte war dem Echsenmann jetzt herzlich egal. Er war wütend, dass ihr Andenken so beschmutzt wurde. Fast wäre er aufgesprungen.
Hinter dem Händler konnte er jetzt auch den gestern noch so geschwächten Blondschopf ausmachen. Was war das für ein Wandel? Der Kerl war buchstäblich über Nacht kerngesund geworden. Haj'ett besann sich, atmete tief durch um seinen Zorn verrauchen zu lassen. Es hieß jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem war Ronny ein Freund, das hatte sich bereits in der "Efeuranke" gezeigt.
"Setz dich!" zischte er dem Händler nun zu und winkte gleichzeitig dem zaghaften Finnmar. Als die beiden endlich - nachvollziehbarerweise mit größtmöglichem Abstand zu Xarxes - Platz genommen hatten, knallte Haj'ett den Drohbrief auf den Tisch.
Ganz hatte er seine Wut nicht niederringen können.
 
Grimhild war neu in der Stadt, und hatte bereits beschlossen, dass sie ihr nicht besonders gut gefiel. Es waren weniger die Menschen - an die gewöhnte man sich mit der Zeit - als der Umstand, dass hier irgendetwas.. falsch war. Es roch falsch, die Klänge wirkten schief, und sie hatte die Ahnung, dass hier fauler Zauber am Werk war.
Hm. Sie sollte die Runen konsultieren, sobald sie Gelegenheit fand. Eine Gestalt von ihrer Größe fiel natürlich auch in der weltoffenen Handelsstadt Port Milan ein wenig auf, aber es hielt sich in Grenzen. Ursprünglich hatte die Trollhexe vorgehabt, am Morgen anzukommen und sich ein Schiff weiter in den Osten, ins Heimatland der Schlangenanbeter zu nehmen. Denn ein Giftzahn war für ihren Talisman unersetzlich, und das Gift eines Jörmungand-Aals war zu gewöhnlich, den anderen Zutaten zu nahe, um wirklich die große Wirkung zu bekommen, um die es ihr ging. Große Magie wuchs aus Konflikt, aus sich widerstreitenden Kräften, die in ihrem Kampf miteinander nur umso größere Wirkung entfalteten - darum hatten die kurzsichtigen Zauberschmiede in Niefelheim bei aller Tradition auch nur stets Wiederholungen alter Wundertaten zuwege gebracht. Pah, und nochmals Pah! Grimhilds Stab scharrte laut auf dem Stein der Straße, als sie durch die Sorte marschierte, durch die man als Fremder eigentlich nicht durchgehen sollte - aber vor schattigen Gestalten hatte sie noch nie viel Respekt gehabt. Vor allem nicht, wenn die ausnahmslos kleiner waren als sie. Bei Thryms reifigem Bart, die Zustände in diesen Menschenstädten.. da vorne hatte jemand eine Leiche hingeschmissen. Wie unordentlich. Auch vor Leichen hatte die Trollhexe wenig Respekt, und nachdem sie das tote Etwas probeweise mit ihrem Stab angeschubst hatte (keine Reaktion) kniete sie sich interessiert hin, um es näher zu betrachten. Hmm.. es war pelzig. Offenbar eine Art Bär..? Kurioses Geschöpf. Sie fand zunächst keine Wunde - hatte sich dieses rundliche Tierchen vielleicht an einem Froschschenkel verschluckt?

"Aaah.. verstehe. Scheint, als wäre ich schon ganz richtig hier.." murmelte Grimmhild zufrieden, als sie doch zwei runde, punktförmige Wunden dicht nebenander entdeckte. Eine Schlange also - ziemlich unübliche Mordmethode, fast schon etwas für Liebhaber .. oder Kultisten. Die Trollin wuchtete die Kiepe von ihren Schultern, langte hinein und holte den Kohlestift und ein annähernd zylindrisches Tongefäß hervor. "Walle walle, Wundensaft, herausgebracht durch Zauberkraft.." Brummelte sie, und hielt den Topf unter die Wunde. Wenig später plätscherte mit Gift angereichertes Blut hinein, und Grimmhild nickte zufrieden und versiegelte das Gefäß.
Sie schrieb eine kleine Rune an die Wand, an der Bahlus Leiche lehnte, und murmelte einen Grabspruch - vielleicht überflüssig, aber sie war eine ordentliche Person und ließ Leichen ungern herumliegen, wenn sie hatte, was sie brauchte. "Erde und Steine, des Bodens Gebeine. Dieser ist das Leben los, nehmt ihn zurück in euren Schoß!"*
Zunächst war nichts zu bemerken, aber die Rune hielt den Spruch fest, und am nächsten Morgen würde der tote Panda eher an gesunden Nährboden als an eine Leiche erinnern. Aus dem Tod spross das Leben - hatte eine gewisse Ironie, das musste Grimmhild zugeben. Sie stellte den Topf mit Blut und unbekanntem Gift vorsichtig in ihre Kiepe. Sie würde einen Alchemisten finden müssen, denn entweder seinen Rat oder wenigstens ein paar seiner Werkzeuge würden notwendig sein, um das genaue Gift zu ermitteln. Sie kannte einen Warnspruch gegen Gift, aber erstens zerdepperte der unweigerlich den schönen Tontopf, und zweitens war ihr ohnehin schon klar, dass Gift darin war.
Grimmhild schwang sich die Kiepe wieder auf den Rücken und stapfte mit scharrendem Stab weiter, nachdem sie ihren Mantel abgeklopft hatte. Ein Gasthaus wäre jetzt nett..


*Grimmhild war eine praktische Hexe, und auch ihrer Zauberspruchdichtung haftete etwas brachiales an, ja. Gedichtete Sprüche sind gerade bei nördlicher beheimateten Zauberern durchaus üblich, und jeder macht es auf seine Art.

Ich wollte den armen Ha'jett nicht mit noch mehr Fremden überfallen, darum verschiebe ich Grimmhilds Dazustoßen zur Gruppe - möchte aber trotzdem bitten, sie nicht zu vergessen und deshalb nicht gleich loszustürmen oder zumindest dabei irgendwie eine Begegnung zu ermöglichen.
Und ja, Luke hat mich angesteckt oder eher einen alten Wunsch nach gereimtem Gezauber wiedergeweckt. Auch wenns bei mir nur zu Zweizeilern reicht.
 
Als Haj'ett den den Brief auf den Tisch knallte, versuchte Finnmar ein paar Blicke auf das Papier zu erhaschen. Natürlich konnte er die Buchstaben nicht entziffern, und so versuchte er den Brief so unauffällig wie möglich mit einer kleinen Handgelenksbewegung wegzuschieben, was ihm, vermutlich auch aufgrund seines übertrieben unauffälligen Dreinschauens, nicht besonders gelang. Xarxes konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, Haj'ett hatte es entweder nicht bemerkt, oder er war aufgrund der Momentanen Situation - verständlicherweise - nicht für solche Scherze zu haben.
Finnmar fühlte sich ziemlich unwohl. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, worum es denn geht, aber aufgrund Haj'etts aktueller Stimmung scheint es nichts erfreuliches zu sein.
Er versuchte, das wahrlich noch nicht lange andauernde Gespräch ein wenig aufzulockern, er wischte sich kurz seine Nase ab und atmete kurz und kräftig ein.
"Wo sind eigentlich Savio und die beiden Magier?" Den Panda ließ er, ihn immernoch für eine von Savios Kräutersaft herbeigerufene Halluzination haltend, aus. Säufzend ließ Hieronymus seinen Kopf etwas nach hinten fallen und verdrehte seine Augen...



Ich weiß, dass ich bei Xarxes' und Hieronymus' Reaktionen auf Finnmar's Handeln den beiden Spielern zuvorgegriffen habe, befand es aber beider male als passend. Sollte es stören werde ich das natürlich abändern.
 
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Diese Stadt gefiel ihm nicht. Es war unvertrautes Pflaster auf dem er sich bewegte - Yâz kannte sich hier nicht aus und er wusste nicht wohin er sich im Ernstfall zurückziehen sollte. Falls es hier so etwas wie Ernstfälle gab.
Er schlenderte durch die Straßen - falls man in seinem momentanen Zustand wirklich schlendern konnte - und behielt dabei seine Umgebung aufmerksam im Auge. Viele unbekannte Gesichter strömten an ihm vorbei. Unbekannte Gesichter... als wäre ihm überhaupt eines je vertraut. Oh doch, eines hatte er gekannt! Für eine kurze Zeit. Da war damals dieses Mädchen, das mit ihm in einen Fluss gefallen war, als sie vor den Häschern eines Adligen geflohen war. Es war ein schlechter Zeitpunkt gewesen, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er war nicht der einzige der auf die Idee gekommen war - und die Person, die dafür sorgte, dass er es nicht gewesen war, war zu laut gewesen.
Der Fluss war unerwünscht aufgetaucht... Yâz wusste bis heute nicht, ob sie schwimmen konnte. Er konnte es. Wenn er es recht bedachte, nein, den Geräuschen nach zu urteilen, hatte sie es nicht gekonnt.
Eine in Panik erstarrte Maske.. ein weiterer Traum... Nur ein Traum.
Jetzt war er hier - in dieser Stadt. Wie hieß das Örtchen noch einmal? Er hatte es vergessen. Egal. Eine Bewegung im Augenwinkel. War dort etwas? Nein, doch nicht.
Zum jetzigen Zeitpunkt konnte er nicht einmal rennen. Es war wahrlich eine schlechte Idee gewesen, die Händler auf der Straße bestehlen zu wollen. Gnade kannten sie nicht. Das hatte sie zwei Wachen gekostet - und ihm selbst fast das Leben. Sein Magen knurrte. Er hasste es wenn er das tat.
Yâz roch Essen. Von irgendwo her. Dann sah er eine Gestalt die in einer Seitengasse verschwand. Sie hatte Essen. Bei sich beschloss er, es könnte dem nicht sehr gefährlich wirkenden Mann nicht schaden, wenn er weniger Essen besaß.
Noch einmal blickte der junge Mann sich unauffällig um, bevor er dem Fremden folgte.
Da vorne war sein Opfer. Langsam schlich er näher - seine Bewegung wurde jedoch abrupt unterbrochen, als ihn jemand packte. Yâz hatte sich schon immer geärgert, dass er keine Augen im Rücken hatte.
Der Mann vor ihm drehte sich um und hob eine Augenbraue. "Du stinkst."
Das waren die letzen Worte die er hörte. Nicht die nettesten, das stand fest.
 
Alexis war nun endlich gesättigt, wenngleich er im Nachhinein feststellen musste, dass das Essen in der Efeuranke gemessen an seinem Nährwert maßlos überteuert war.
"Ich wundere mich, wie diese reichen Schnösel im Schankraum bei dem Essen so fett werden können.", beschwerte er sich halberlei. Er hatte einiges auf den Tisch legen müssen, denn um Satt zu werden brauchte es schon etwas mehr, besonders wenn man wie in seinem Falle viel nachdachte.
Yueh warf einen kurzen, ungläubigen Blick zurück auf die Efeuranke und zuckte im selben Moment mit den Augen wieder in seine Richtung. Sie wirkte offenkundig mehr als irritiert von seiner Aussage.
"Was ist?", wollte er wissen.
"Nichts. Mich wundert nur, wie seltsam Bodenständig du dich trotz des vielen Goldes verhältst. Wie sagtest du nochmal, bist du an so viel gekommen? Mein Vater verdient von dem, was du eben bezahlt hast nicht einmal im ganzen Jahr!"
Das brachte ihn zum schmunzeln.
"Nun ja... Geld zu haben ist schön und gut, aber es gibt reichlich auf dieser Welt, das man mit Gold nicht kaufen kann. Ich denke, wenn man die schönen Seiten dieser Welt zu erkennen und zu schätzen weiß, misst man dem Reichtum nicht mehr so viel bei. Ich bin schon so viel rumgereist und habe immer noch nicht alles gesehen, was es zu entdecken gibt. Bei weitem nicht. Aber was ich bisher erlebt und gelernt habe, finde ich, kann niemand auch nur annähernd in Gold aufwiegen.
Was mein momentanes Geld angeht... Sagen wir mal, ich hatte mehr Glück als Verstand. Die Banditen waren nicht besonders helle und die Stadtwache ganz besonders Dankbar dafür, dass ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Nichts besonderes, wenn du mich fragst."

Er brachte Yueh offensichtlich damit ins Grübeln, denn sie starrte nachdenklich ins Leere, als er fertig geredet hatte. Das lenkte ihn wiederum genug ab, sodass er nicht bemerkte, dass er geradewegs mit dem Kopf gegen einen aufgehängten kleinen Kochtopf rannte.
Er zuckte augenblicklich zusammen und hielt sich den Kopf. Diese Szene im zusammenhang mit dem zuvor hörbaren Geräusch des Zusammenstoßes brachte Yueh zum Lachen. Es war das erste Mal, dass er sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht sah. Er wusste, dass sie voller Sorge um ihren vater war und deshalb so angespannt und ernst wirkte, obwohl er sie gerade mal einen halben Tag lang kannte. Umso mehr freute es ihn, dass sie trotz allem noch etwas zum Lachen hatte, auch wenn es auf seine Kosten ging. Leicht verlegen lachte er mit und entschuldigte sich beim Inhaber des Geschäfts für die Unachtsamkeit.
So gingen sie ungeachtet ihrer bedrohlichen Lage durch die Schlangenbruderschaft recht unbeschwert zum Abendschein, doch dort angekommen war es mit der Unbeschwertheit schnell vorbei. Alexis spürte umgehend, dass etwas nicht stimmte. Wenige, zu wenige von der Gruppe waren da und es herrschte eine bedrückte Stimmung. Er sah, dass Haj'ett offenkundig alles andere als glücklich war und der Rest schien gemischte Gefühle zu haben.
Er ließ sich den Zettel mit dem markaberen Gedicht geben und begann vor Wut zu zittern, als er es zuende gelesen hatte.
"Damit werden sie nicht durchkommen.", presste er durch seine zusammengebissenen Zähne.
 
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Haj'ett, der sich zunächst gleich wieder aufregen hatte wollen, weil sich der Blondschopf so merkwürdig verhielt, wurde schlagartig bewusst, dass der junge Mann offenbar garnicht lesen konnte. Er selbst hatte es während seiner Lehrzeit mühselig beigebracht bekommen, um Lieferscheine und Rechnungen entziffern zu können. Später war Haj'ett auch Lyrik und Prosa verfallen...
"Slrp! Jiro und Bahlu sind tot, Junge. Gemordet von der Schlange. Savio befindet sich in ihrer Gewalt und sie benutzen ihn um uns zu erpressen. Von Alexis weiß ich nichts." Trübsal beherrschte seinen Tonfall, als er die Sache noch einmal durchkauen musste.
Der Echsenmann warf Ronny einen Blick zu. Nachdem dieser den Drohbrief studiert hatte, war er in Schweigen versunken. Das musste gesessen haben, so sehr ins Fettnäpfchen zu treten. Geschieht ihm auch recht, ein Bisschen.
Einige Herzschläge später öffnete sich die Tür des Gasthauses: Alexis war zurückgekehrt. Haj'ett freute sich trotz der widrigen Umstände außerordentlich ihn zu sehen. Er hatte schon befürchtet, der junge Magier sei von den Schlangenmännern vertrieben worden.
Die Freude hielt nicht lange an. Kaum dass Alexis die Stimmung der Anwesenden bemerkte, schien diese auf ihn überzuspringen. Das Lächeln gefror, ebenso wie das der hübschen jungen Dame, die er - wie dem Echsenmann jetzt erst auffiel - im Schlepptau hatte. Das Lachen des Paars erstarb.
Alexis jäher Zorn über die Forderungen der Gaunerbande steckte auch Haj'ett sofort wieder an und setzte seine Zunge schier in Brand. Er beschloss, seinen Freunden zunächst Xarxes vorzustellen, der die misstrauischen Blicke der anderen bisher tapfer ertragen hatte.
"...eine Truppe von Assasinen steht eventuell zu seiner Verfügung."
Er lies seinen Blick bedeutungsvoll über die Anwesenden Gesichter schweifen.
"Leute, wir müssen Pläne machen und einen Weg finden, Savio zu befreien. Ich denke, euch allen ist klar, dass wir dieses Lösegeld nicht berappen können. Aber wir dürfen sie nicht davonkommen lassen!"
Das Papier mit dem Gedicht knisterte, als er es in seiner kleinen, klauenbewehrten Pfote zusammenknüllte.
"Mit Xarxes Unterstützung können wir es schaffen, in ihr Versteck einzudringen und Savio zu befreien. Es muss schnell gehen. Und wir brauchen jemanden, der sich im Schatten des Angriffs einschleicht und die Sicherheit der Geisel gewährleistet."
Er öffnete die Hand, die das Papier in eiserner Umklammerung gefangen gehalten hatte.
"Ich würde Vorschlagen, wir schnappen uns heute noch die Plünderer, die von der 'Efeuranke' zum 'Kronleuchter' ziehen. Und pressen ihnen Informationen über ihre Organisation ab. Morgen schlagen wir zu. Mehr Zeit bleibt uns nicht, bevor sie Savio exekutieren werden. Vielleicht bekommen wir auch ihren Anführer in die Finger. Dann können sie vielleicht sogar zerschlagen."
Haj'ett nahm seine schamanische Urkraft zusammen, um den Papierball in magische Feuer lodern zu lassen. Die Asche schmierte er auf den ohnehin schon schmutzstarrenden Tisch.
"Wer macht mit?"

Es erfüllte Haj'ett schon fast mit Stolz, diesen ganzen Vortrag gehalten zu haben, ohne sich ein einziges Mal mit einem geräuschvollen Augenlecken zu unterbrechen. "Slrp!" Verdammt!
 
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Na super, sie wussten also, was sie vorhatten. Somit ging die sowieso schon sehr geringe Chance auf einen Erfolg gegen Null... Sie würden wahrscheinlich ins offene Messer laufen. Da hineinzugehen war dumm. Aber er konnte jetzt keinen Rückzug machen, nachdem er die anderen voreiligerweise als Feiglinge bezeichnet hatte.
Der Blonde trat ein. Na toll. ein kranker, unfähiger Bogenschütze. Eine große Hilfe... Und dann war er offensichtlich auch noch zu dumm, um diesen verdammten Brief zu lesen! Warum?! Warum ausgerechnet Hieronymus? Hätte das nicht jemand anderem passieren können? Immerhin sah dieser gelbäugige Typ relativ kompetent aus. Auch wenn ihm eine Maniküre nicht schaden würde. Aber was solls?
Auftritt Alexis. Und neben ihm dieses hitzköpfige Gör. Es war zum Heulen. Lief denn heute alles schief? Vielleicht hätte er noch schnell sein Testament aufsetzen sollen. Ach ja, er hatte ja nichts mehr, dass er vererben konnte... Halt, Stopp. An diesem Punkt war er heute schonmal und außer vielen Stunden Trübsal ist nichts daraus hervorgegangen. Aber es stimmte halt einfach. Was war jetzt die passende Verhaltensweise?
Als Haj'ett den Assassinentrupp erwähnte, horchte Hieronymus auf. Ein Lichtfunke, ein Rettungsseil! Sollte er es ergreifen und riskieren, noch tiefer zu fallen? Er wusste es nicht. Vielleicht war es am besten, einfach mal mitzugehen. So viel zu verlieren hatte er ja nicht mehr...
 
Haj'ett kauerte nahe des Einganges der Taverne "Efeuranke" im Dreck hinter einem Fass. Am nächtlichen Himmel über Port Milan war kein einziger Stern zu sehen, denn am Nachmittag waren dicke Gewitterwolken aufgezogen, hatten das Sonnenlicht verdrängt, die Stadt in ein tristes Zwielicht gehüllt. Der aufgehende Mond hatte selbstverständlich ebenfalls keine Chance gehabt, seine Strahlen bis zu den verschatteten, laternenbeleuchteten Straßen scheinen zu lassen. Der Echsenmann blickte auf, als ein Donnergrollen die Stille brach. Natürlich schüttete es in Strömen und mit jedem Donnerschlag wurden die Bindfäden, die es regnete dichter. Es war als würden die Wolken würgen, ja, der ganze Himmel schien krank vor Abscheu geworden zu sein, ob der schrecklichen Ereignisse, die der Tag hervorgebracht hatte.
Auch Haj'ett war zum Kotzen zumute. Das lag nicht am Regen, er war im Sumpf aufgewachsen. Es machte ihm nichts aus, in nassem Dreck und Unrat auszuharren - mittlerweile war er wohl schon so schmutzig, dass die vorbeihastenden Passanten ihn schon garnicht mehr als Lebewesen identifizieren konnten. Nur die hin und weder hervorschnellende Echsenzunge verriet ihn. Tarnung ist eben alles...
Nein, der Grund der ihm schon seit längerer Zeit Magenschmerzen bereitete war die Tatsache, dass er Köder war.
Sein Versuch, sich aus dem größten Ärger rauszuhalten war - wie immer, schien es - nach hinten losgegangen. Wie sich herausgestellt hatte, war Haj'ett der einzige, der den Weg zwischen "Efeuranke" und "Kronleuchter" genug ausgekundschaftet hatte, um im Gewirr der Gässchen und Seitenstraßen den schnellsten Weg zu finden. Auch seine drastische, geschwollene Rede im "Abendschein" hatte ihm das eingebrockt. Es war zum davonlaufen.
Glücklicherweise war dies genau das, was er zu tun hatte: Weglaufen.
Haj'etts Freunde hatten an einer vereinbarten Stelle im Häusergewirr Stellung bezogen. Sobald der Echsenmann mit den Eintreibern im Rücken angerannt käme, würden sie die Falle zuschnappen lassen.
Bei den Geistern, wo war er da nur hineingeraten? Sofern er bei dem Versuch, Savio zu retten nicht abkratzte, würde er Port Milan verlassen, vielleicht sogar in seine Heimat, die Sümpfe zurückkehren. Er hatte genug von dieser sogenannten "Zivilisation", wo sich vernunftbegabte Wesen wegen geprägter, runder Scheiben gegenseitig die Kehlen zerfetzten. Die Wildnis hatte diesbezüglich etwas Unschuldiges an sich. Abgesehen von wahnsinnigen Kultisten, die sich wegen des Glaubens an die Gurgel gingen lebten dort dumme Tiere, deren Mordgedanken stets den Zweck des Überlebens erfüllten. So hatte es Haj'ett auch gehalten. Nie hatte er eine Lebensform vernichtet, die intelligent genug war um Worte zu bilden. Und das war auch gut so. Nichts wie weg hier!

Ein Donnerschlag lies ihn aus seinen trübseligen Gedanken hochschrecken. Fast wäre er unaufmerksam gewesen. Langsam beschlichen Haj'ett Zweifel, ob die Schlangenbruderschaft heute überhaupt Eintreiber aussandte. Es war schon spät und der Coup mit der Geiselnahme rief vielleicht eine Art Ausnahmezustand bei ihnen hervor. Ob sie vielleicht Feiertage haben?
Gerade, als es ihm schon mulmig werden wollte, erblickte er die Schurken, wie sie scherzend und sich gegenseitig knuffend um die Ecke bogen. Bei ihrem Image konnten sie es sich leisten, laut Witze reißend durch die Straßen zu ziehen. Die Bürger zogen die Köpfe ein und scherten sich aus dem Weg, wenn die Schlange auftauchte.
Zwei aufmerksame Echsenaugen musterten die Eintreibergruppe unbemerkt zur genauen Analyse. In ihre dunklen Mäntel gehüllt, die mit verschnörkelten Emblemen der Schlange verziert waren sahen sie zwar zum Fürchten aus, doch schienen sie alle nicht besonders helle. Es waren drei muskelbepackte Hünen, Männer fürs Grobe und offenbar mit alchemistischen Batterien statt von Hirnen angetrieben. Anders hätte sich Haj'ett ihr beschränktes und in jedem Fall gegröhltes Vokabular nicht erklären können.
Mit einem Fußtritt öffnete der größte der drei Rüpel die Tür des Gasthauses. Sogleich stürmte der zweite hinein. "Joh, ihr Weicheiers!" Seine beiden Kumpane kommentierten diese eloquente Begrüßung mit brüllendem Gelächter. "Der war gut, Brugor! So wie die sich anziehn sin die doch alle verkehrtherum."
"Haha, hast recht. Dann öffnet mal eure Börsen, ihr..." Mit einem Schlag fiel die Tür ins Schloss und schnitt die Worte ab, die nun im Inneren gesprochen wurden. Vollidioten.
Nur noch Gedämpft nahm Haj'ett nun das Aufbegehren der reichen Oberschicht wahr, die in diesem Moment um ihre Habe erleichtert wurde. Eine kurze Serie von Krachen und Scheppern war zu vernehmen, gefolgt von dem Klirren berstenden Glases. Ein beleibter Mann in Gehrock und vornehmem Fummel segelte durch das Fenster und auf das schlammbesudelte Kopfsteinpflaster. Er rührte sich nicht.
Lärmend drängte jetzt auch die Gaunerbande ins Freie, jedoch bequem durch die Eingangstüre. Der Dicke, den sie offenbar wegen seiner Zahlungsunfähigkeit hinausbefördert hatten entpuppte sich als der selbe reiche Schnösel, der sich am vergangenen Abend zusammen mit seinem dürren Kollegen grausame Todesarten für die Verbrecher ausgemalt hatte. Vielleicht hatte er die Eintreiber ja auch angepöbelt.
Haj'ett hatte jedoch weder Zeit noch Mitleid für ihn übrig, denn die drei Hünen, die ihre Beute in einem kleinen Beutel mit sich führten schickten sich gerade an, zum nächsten Gasthaus weiterzuziehen - nicht ohne dem Dicken noch je einen Tritt zu verpassen.
Die Zeit war reif! Der Echsenmann ringelte sich aus seinem Versteck empor und ließ den Regen den Dreck von seinem Körper waschen. Dann nahm er den Beutebeutel der Gauner ins Visier. Auf dem groben Leinen war in kindlichen Buchstaben "GOLD" gepinselt worden. Haj'ett verdrehte die Augen, rannte dann aber los. Machte einen Riesensatz. Und riss dem Anführer der kleinen Gruppe den Beutel aus den Pranken, bevor dieser ihn wegstecken konnte.
Die Drei waren äußerst perplex, dass ihre Macht so sehr mit Füßen getreten worden war.
"Brugor?"
"Ja?"
"Der hat unser Gold, oder?"
"Ja, Rudwigg."
Der Dritte im Bunde schaltete am schnellsten: "Hinterher, Mann!"
Schon hatte Haj'ett die Verfolger im Nacken. Bisher, war er auf zwei Beinen geflüchtet, um die stutzenden Banditen nicht sofort abzuhängen, jetzt aber kamen sie mit bedrohlicher Geschwindigkeit näher!
Er nahm den Goldbeutel zwischen die Zähne und ließ sich auf alle Viere fallen. Jetzt war er schneller!
Dummerweise konnte er jetzt nicht mehr vernünftig nach hinten blicken. Nur noch das Aufschreien von Passanten, die von seinen Verfolgern aus dem Weg gerempelt wurden und das dumpfe Poltern, wenn sie in Markstände geschubst wurden zeugte noch von der Bedrohung in Haj'etts Schlepptau.
Seine Verfolger, die mit viel längeren Beinen hinter ihm herjagten, nicht sehen zu können versetzte den Echsenmann beinahe in Panik. Außerdem konnte er nicht einschätzen, ob sie ihm noch alle folgten. In einer engen Gasse voller Wäscheleinen fasste er den Entschluss, sich wieder aufzurichten um die Lage zu peilen. Im vollen Lauf versuchte er, mit seinen Hinterpfoten Fuß zu fassen, während er seinen Rücken streckte und den Kopf gen Himmel erhob.
Wie er einen Herzschlag später schmerzhaft zu spüren bekam, war dies ein Fehler gewesen:
Eine niedrig gespannte Wäscheschnur voller Socken grub sich in seinen Hals und holte Haj'ett nun vollends unsanft von den Füßen. Er überschlug sich und landete auf dem Rücken - er bekam keine Luft und seine Rückgrat fühlte sich sehr zertrümmert an. Stöhnend rappelte er sich hoch und angelte sich den Goldbeutel vom Boden. Er wusste, dass er nicht zu schnell sein durfte, um die drei Eintreiber in die Falle locken zu können, aber jetzt, wo sie sich nur noch wenige Schritte entfernt geduckt durch die aufgehängte Wäsche kämpften wünschte er sich einfach nur Siebenmeilenstiefel. Er blickte sich um. Jetzt wurde es langsam brenzlig! Unter Schmerzen erkletterte er ein altes Fass um von dort auf das morsche Dach zu gelangen.
Es knarzte, als er die Balken mit dem Fuß prüfte, doch es würde ihn tragen, solange er am Rand blieb. Etwas anderes Hatte Haj'ett auch nicht vor, denn er würde weiterhin dem Verlauf der Gasse folgen, um seine Funktion als Lockvogel nicht zu verderben. Er wollte nur den Griffen seiner Häscher entkommen, die schon gefährlich nahe gerückt waren, als er seinen Weg auf den schlüpfrigen Schindeln fortsetzte.
Aus Spott begann Haj'ett nun, einige Münzen hinabzuschmeißen, die er aus dem Beutel holte. Sein Übermut hatte ihn wieder gepackt, was ihm schnell zum Nachteil wurde, denn das Dach endete dort, wo die Gasse in eine breitere Straße mündete. Der Echsenmann konnte gerade noch erkennen, dass der Treffpunkt nicht mehr fern war, als das feuchte Kopfsteinpflaster, in dem sich das Licht der Straßenlaternen spiegelte mit überraschender Geschwindigkeit näher kam.
Seiner Echsennatur und seinen schnellen Reflexen war es zu verdanken, dass Haj'ett sich nun nicht doch noch das Genick brach. Er rollte sich ab - und fand sich mitten zwischen einem weiteren Trupp Plünderer wieder! Wenn er hier nur rauskäme bevor...
"Haltet ihn fest, Leute! Er hat unsere Beute!"
******dreckskackverdammtermist!
Von seinem fiesesten Reptilienzischen untermalt, biss er dem ersten Schlangenmann in die Hand. Spür mein Gift!
Mit einer einzigen eleganten Bewegung ringelte er sich aus dem Kreis der Banditen - es waren jetzt sieben!

Auf allen Vieren Stürmte er jetzt der Falle entgegen, sein Herz pochte ihm bis zum Hals, auch seine Echsenausdauer war nun fast erschöpft.
Da! Da vorne war die Seitenstraße, in der sich seine Freunde hoffentlich noch immer befanden. Was, wenn sie nun gegangen waren? Haj'ett hatte sie lange warten lassen müssen. Ihm schwante Übles.
Geschafft! Die Gasse war dunkel und schmutzig, voller Müll. Die Laternen hatten sie eigenhändig gelöscht, als sie die Falle vorbereitet hatten. Das Meer war nun näher, seine salzig-fischige Note stach dem Echsenmann in die Nase. Er hechtete bis zum vereinbarten Punkt und lies den Goldbeutel fallen und drehte sich zur Straße, aus der er gekommen war.
Konzentration, sagte er sich. Atme tief durch!
Er sammelte seine gesamten magischen Kräfte, von der Schnauze bis zur Schwanzspitze - und als seine Verfolger gerade die Halbe Gasse durchmessen hatten wirkte sein Tarnzauber.
Haj'ett verschwand.
Attacke!

Eine Sonderausgabe, solang wie noch nie! Ich hoffe euch ist as nicht zu viel zu lesen ;) Ich muss aber sagen, dass mir zum Schluss hin ein wenig dei Adjektive abhanden gekommen sind. Hat aber auch lang gedauert, das zu schreiben...
Nun aber: Auf sie mit Gebrüll!
 
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Attacke!
Finnmar rannte sofort, ohne auf die Reaktion der anderen zu warten, auf die Schlangenbruderschaft los. Der am stärksten von ihnen aussehende schien die anderen mit einer kurzen Handbewegung zurückzuhalten. Blind rannte der schrill schreiende Blonde au die Sektenmitglieder zu, ohne auf seine Umwelt obacht zu geben. Und wie es der Zufall will, öffnete sich eine Tür auf Finnmar Seite der Gasse, wohl eine Hintertür eines Wohnhauses. Mit voller Geschwindigkeit knallte Finnmar gegen die mit Eisenstreben verstärkte Holztür, ein dumpfer Schlag kennzeichnete den Aufprall. Sein Bewusstsein verloren habend fiel er wortlos auf den nassen Boden. Die Schlangenmänner konnten sich allesamt vor lachen nicht mehr halten. "Trottel! Dummer, idiotischer Trottel!" schrie Rudwigg den Bewusstlosen auslachend an. Xarxes, der über Finnmars Aktion wohl in jeder erdenklichen, anderen Situation lauthals gelacht hätte, konnte es nicht glauben. Hieronymus starrte - so wie alle anderen auch, aber er am allermeisten - den bewusstlos Daliegenden fassungslos an. Aber immerhin konnten sie seine Aktion als gute Ablenkung nutzen. Es würde ihnen gar einen recht großen Vorteil verschaffen, wenn sie die abgelenkten Schlangenmänner jetzt angreifen...
 
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Reaktionen: Luke und Informatix
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