RPG Endless Travellers - The Second Age

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Tage. Wochen. Jegliches Zeitgefühl ging in diesem Schiff zunichte, das Hin- und Herschwanken machte Lissandra beinahe irre. Und wenn Wanda nicht gewesen wäre, bei all dieser Aufregung, dann hätte Lissandra wahrscheinlich den letzten Hang zum Realismus verloren und wäre über Bord gesprungen. Unten im Lager, zwischen all den Kisten versteckt, hatte Lissandra den Großteil ihrer Reisezeit verbracht. Es herrschte reges Treiben auf dem Schiff und wenn nicht ab und an einige der Passagiere und der Besatzung in ihre Kajüten verschwunden wären, dann hätte Lissandra die ganze Zeit im Lager verbracht. So aber konnte sie zumindest ab und an die salzig-reine Luft auf dem Oberdeck riechen, verträumt über die Wellen blicken und sich die Beine vertreten. Hier und dort hatte es auf dem Oberdeck als auch in dem Lager brenzlige Situationen gegeben, in denen die Menschen sie beinahe entdeckt hatten, doch bis zum Ende war Lissandra vor Blicken verborgen geblieben. Wie oft hatte sie sich gefragt, was sie mit ihr tun würden, wenn sie sie entdeckten. Über Bord werfen? Arbeiten lassen, so wie sie es in Chantrasam mit ihnen taten? Niemand hätte sie einfach zurückschicken können, doch Lissandra war sich sicher, dass nichts der Dinge, die sie mit ihr tun könnten, etwas Erfreuliches war.

Doch jetzt war es soweit, dass Liss sich überlegen musste wie sie unbemerkt von diesem Schiff verschwinden konnten. Ihren Weg auf das Schiff hatte die Elfe bei Nacht gefunden, doch als sie mitbekam, dass sie jetzt endlich angekommen waren, da hielt sie es nicht eine Sekunde mehr auf dem Schiff aus. Noch immer schwankte das Schiff, doch bei weitem nicht so heftig, wie es zuvor war - die Besatzung schrie einige Befehle hin und her und dann hörte Lissandra das laute Knallen und Schritte über Holz. Langsam wurde es auf dem Schiff ruhig, doch von Außerhalb hörte Lissandra viele Geräusche. Niemals würde sie unbemerkt von dem Schiff gehen, doch... vielleicht konnte sie sich tragen lassen? Fieberhaft überlegend sah sich Lissandra in dem Lager um, allerdings waren die Kisten mit Lebensmitteln und anderen Besitztümern befüllt und darin würde selbst die kleine Elfe keinen Platz mehr finden. Kurz spielte sie mit dem Gedanken jemanden aus der Besatzung in ihr Geheimnis einzuweihen, doch das Risiko war zu groß, dass er ihr etwas antat oder gar jemanden anders dazuholte. Lissandra seufzte. Dass diese Schiffsfahrt mehrere Risiken mit sich brachte, wussten wir vom Anfang an. Die Elfe atmete tief ein und kramte in den Lebensmitteln der Kisten herum, um sich etwas Trinkbares zu stibitzen, bevor die Seeleute kamen und ihr Schicksal besiegelt sein würde. Hastig nahm Lissandra einen Schluck aus dem Gefäß, das sie herausgesucht hatte, nur um das scheußliche Getränk wieder auszuprusten. "Ich schätze, die Menschen haben einen wirklich herabgekommenen Geschmack, wenn ihnen dieses Gesöff wohlbekommt.", sagte Lissandra zu Wanda, die aber nur theatralisch das Gesicht verzog bei dem starken Geruch, den die Flüssigkeit mit sich brachte. Die Zeit war gekommen, Lissandra's Heldenmut der ganzen Welt zu präsentieren - oder dem Ort, an dem sie gelandet war.
In ihrer aufrechten Haltung und der Bewegung zur Treppe hielt Lissandra nüchtern inne. Wo sind wir überhaupt?

Würde Lissandra vom Deck stürmen, würde man sie noch früher bemerken, als man es bei einem unauffälligen Gang fort vom Deck tun würde. Also ordnete die Elfe ihr Haar, nachdem sie spontan noch ein paar der Lebensmittel und den ekelhaft schmeckenden Fusel - der immerhin etwas zu trinken war - in der Tasche verstaut hatte und trat die Treppe hinauf, die unheilvoll knirschte. Bis zum Oberdeck entdeckte sie niemand, aber schien auch niemand dort zu sein und der Krach dröhnte von draußen. Die Luft, die Menschen und all diese Eindrücke erdrückten Lissandra beinahe, als sie das Oberdeck erreicht hatte. Seeleute schrubbten das Deck, ein paar Menschen waren dabei, das Schiff zu verlassen und andere, eindrucksvolle Gestalten mit eigenartigen Rüstungen standen wie Statuen an dem Hafen, als hätte man sie zur Strafe dazu verdonnert. Verwundert über diese Eigenarten ging die Elfe ein paar Schritte über das Deck - niemand, aber auch niemand erhob sein Augenpaar für sie, selbst die schrubbenden Menschen, über deren Arbeit sie schließlich einfach hinweg ging. Erst als sie die Holzplanke überquert hatte trafen einige neugierige Blicke auf die Elfenfrau. Zaghafte Schritte machte Lissandra an den eigenartig gerüsteten Wachen vorbei, die sehr genau auf das Treiben achteten, das von dem fremden Schiff kam. Die fragenden, verunsicherten Blicke entgingen der Elfe nicht, doch niemand schien sie aufhalten zu wollen. Fasziniert von den Möwen im Himmel stolperte die Elfe beinahe über ihre Beine, wobei ihr erst auffiel, wie viel mehr es von diesen hölzernen, schwimmenden Transportmitteln gab. "Das müsstest du sehen..", murmelte Lissandra, wissend, dass Wanda ihre Worte hören würde, obwohl sie in ihrer Tasche versteckt war.

In ihrem Gang durch die vielen Menschen schlug das Herz der Elfe wie wild, doch sie lächelte die Leute unauffällig an, die sie bestaunten und ging ihres Weges. Ganz offensichtlich versuchten die Leute Liss' Aussehen einer Herkunft zuzuordnen, doch es schien ihnen nicht zu gelingen. Immer noch verwundert darüber, dass die Menschen sie hier nicht sofort mit Speeren jagten, schlenderte Lissandra weiter, bis sie einen alten Mann entdeckte, der sie nicht wie eine Aussätzige betrachtete. Es sah aus als würde er in die Leere blicken und nichts bestimmtes ansehen. Seine Augen sahen für die Eiselfe unheimlich aus, aber er würde ihr bestimmt sagen, wo sie gelandet war. Wie man mit Menschen wohl richtig sprach? Sie hatte nie genau verstanden, wie die Umgangsform eines Menschen funktionierte, wenn er auf jemand Neues traf. Lissandra schluckte einmal, setzte ein freundliches Lächeln auf und erhob ihre Stimme. "Einen.. Guten Tag!", sagte sie und wunderte sich darüber, dass der Mann sie keines direkten Blickes würdigte. Blickten sich Menschen bei einem Gespräch nicht gegenseitig in die Augen?
"Könnt Ihr mir sagen, an welchem Ort ich hier gelandet bin?", war ihre Frage, die eigentlich ziemlich verdächtig und komisch klingen musste. Der Mann mit dem weißen Haar und der braungebrannten Haut blickte sie noch immer nicht direkt an, doch er hob seinen Kopf. In seinem Gesicht war kein Ausdruck der Verwunderung. Erleichtert stützte Lissandra ihre Hand in die Hüfte und wartete auf eine Antwort. "Port Raven, mein Kind.", sagte er, doch schwang in seiner Stimme großes Bedauern mit, als sei etwas schlimmes passiert. Mit fragendem Blick sah die Elfe dem Mann genauer in die Augen. War er blind? Noch bevor die Elfenfrau etwas weiteres in Erfahrung bringen konnte, vernahm sie ein lautes Brüllen von dem Schiff, auf dem sie gereist war. "Das Elfenmädchen dort! Lasst es nicht entkommen!", schrie ein herrischer Mann die Seeleute an, die ihre Arbeit abrupt liegen ließen. Der Finger des Mannes zeigte auf Lissandra. "Verdammt.", entwich es ihrer Kehle, bevor sie tief einatmete, um sich auf eine Flucht vorzubereiten. Als die Kerle eilig das Schiff verließen und in die Richtung der Elfe sprinteten, da beschleunigte die Elfe zügig fern von dem alten Mann. "Vielen Dank, mein Herr!", rief sie ihm noch zu, bevor sie vom Rückwärtsgang in einen Sprint überwechselte. "Flieg jetzt bloß nicht auf die Schnauze!", summte es grimmig in Lissandra's Ohr, während Wanda neben Lissandra's Schulter mit den Flügeln schlug. Danke für den überaus einleuchtenden Vorschlag.
 
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Doch zu dieser Ruhe kam es, den Alten sei Dank, nicht. Der Hall der sein feines Gehör erreichte, ließ ihn fast aufschrecken. Ein Geräusch – hier und jetzt? Zuvor hatte er nichts gehört. Zugegeben, er war lange Gänge in einem nicht tragbarem Zustand entlang gelaufen und musste sich erst wieder herstellen, doch jetzt? Es war definitiv ein Geräusch. Er sprang geradezu auf, schnappte sich seine Hose und schlüpfte eilig auf einem Bein hümpelnd hinein, während er schon sein Hemd in diese stopfte und sich seine Oberrüstung schon um die Schulter geschmissen hatte – einen Arm noch in die Ärmel gleiten lassend, dann konnte er sie flugs zuknöpfen. Er rutschte zielsicher in seine Stiefel und band sich schon im nächsten Augenblick eilig seine noch nassen Haare zu einem Zopf, während seine Augen seine griffbereiten Waffen suchten, die nach vollendeter Haarzusammenbindtätigkeit auch sogleich ihren angestammten Platz am geschnallten Gürtel fanden und noch gesichert wurden. Dann straffte er sich so ein letztes Mal. Seine Augen waren skeptischen Blickes zusammengekniffen und er ging unbewusst in die vorsichtige Haltung eines elfischen Waldläufers über, die ihm Vorsicht, Weitblick und Deckung gebot. Das Geräusch war anders als das der Gefährten zuvor, dies machten seine feinen Ohren aus als er jetzt kanalisierte und es schien sich hastig durch die Gänge in hallender Manier auszubreiten.

Schnell fand er den Ausgang dieser Kaverne und seine Augen hatten sich flugs an die hier vorherrschende Schummrigkeit im Kerzenschein gewöhnt. Es war ein vertrautes Gefühl, wie damals im Wald Hál o Durs als er sich an die unbedarfte Beute anschlich. Hier waren es Wände an die er sich drückte und sich bedachten Schrittes vorwärts bewegte. Ungehört. Die Wände im Gang waren voll mit antik und bedeutsam aussehenden Gemälden in noch prunkvolleren Rahmen, doch es interessierte ihn nicht. Auch nicht, als er Hindernisse wie Anrichten und aus edlem Holz verzierte Kommoden umrunden musste, die er durchaus ab und an lauschend verharrend als Deckung missbrauchte. Schnell kam er so ungehindert der Quelle dieser Geräusche näher und spähte mit geballter Aufmerksamkeit einen Augenspalt lang am Türrahmen vorbei. Er sah Küchengeräte, Töpfe Pfannen, Unordnung und Chaos. Verlassenheit, doch dann war wieder das wühlende Geräusch eines Suchenden und er war sich sicher – hier drohte Gefahr. Er wurde noch ruhiger, wie ein Raubtier, das verharrend seine Beute beobachtete, es auskundschaftete und sich seiner Fähigkeiten bewusst machte, bevor es dieses reißen würde. Doch Feyndry'Hal war durch Alexis und der Mächtigkeit Jarhas bewusst geworden, dass sie sich in einer ihrer Hallen befanden, also auf ihrem Territorium. Welch Zweck würde also eine Annäherung im Alleingang bringen.
Hier brauchte er Erfahrenheit und Spezialisten auf diesem Gebiet.
So zog er sich leise ungeachtet wie er kam wieder in die Gänge zurück und wollte eilig ungehört zu den versammelten Gefährten am zuvor verlassenen Ort zurücklaufen, doch dieser zuvor nicht tragbare Zustand indem er die Gänge entlang gelaufen war, machte ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung. Er nahm eine falsche Abzweigung und somit auch die falsche Tür, die nur angelehnt war. Er wollte gerade sein Wort erheben, da fühlte er schon wo er sich befand, noch bevor er es überhaupt selbst wahrnahm. Es war wie damals, bei der allerersten Begegnung ihrer.

Da ist sie wieder, diese alles durchdringende Präsenz.

Er schloss ungehört leise die Tür hinter sich und konnte einfach nur dort stehen und ihn ansehen. Langes schwarzes Haar, ebenmäßige Gesichtszüge, der schlanke Körperbau und die gebräunte Hautfarbe Doch was ihn damals den Atem hat zunächst stocken ließ, war jetzt wo sie alleine waren – ohne ablenkende Aufmerksamkeit durch andere in Hast und Eile, noch präsenter. Er nahm es noch klarer wahr als zuvor. Seine eigene Irritation beim Anblick dieses Menschen.
 
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Die Gruppe war offensichtlich anderer Meinung über eine mögliche drohende Gefahr, denn sie zerstreuten sich rasch.
Wenn er es sich recht überlegte, so brauchte er selbst etwas Ruhe uns Abstand, denn immerhin gab es viel zu verarbeiten.
Die Gefangennahme, Folter - er strich sich über den Unterkiefer und erspürte die Stellen, an denen er geschlagen wurde -, das Blutritual, Magna, der Kampf, der Verlust von Ta'nor und schließlich Jarha's Sternenmagie. Wenn er das jemand außerhalb der Gruppe erzählen würde, man würde ihn wohl für Wahnsinnig abstempeln.
An seinem Hemdsärmel klebte Blut. Alexis seufzte laut und machte sich auf, die Schlafgemächer zu durchsuchen. Irgendwo gab es hier sicherlich noch saubere Kleidung, die er sich leihen konnte. Oder später kaufen. Er griff an seinen Gürtel und ertastete seine Geldbörse. Alles noch da. Er hatte garnicht mitbekommen, dass er auch seine Habe wieder mitgenommen hatte.
Es war auch nicht wichtig.
Er erreichte ein kleineres Schlafgemach, dessen Tür leicht auf stand. Beim Betreten stellte Alexis fest, dass überall in den Behältnissen und Kommoden gekramt worden war.
Offenbar hatte es jemand sehr eilig, noch etwas wichtiges zu finden, bevor diese Hallen verlassen wurden.
Er schob einige der Kleider mit dem Fuß hin und her und erspähte den halb offenen Schrank. Darin hing etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte.
Alexis grinste verstohlen, als er in den Schrank griff und die Kleidung vom Haken löste.
Eine Goddarianische Reiserobe. Die weiß-graue Robe war leicht und zugleich fest, das ideale Gewand für Reisen aller Art, vorrausgesetzt, man war Magier. Und Alexis hatte diese Kleidung schon immer gefallen.
Er hielt die Robe mit weit ausgestreckten Armen vor sich hoch. Sie würde wohl passen. Eine Kleinigkeit fehlte jedoch noch.
Sein Blick schweifte durch den Raum, über die übrigen Kleider. Ja, das war gut, das würde reichen.
Er warf die Robe auf das Bett und holte seine Nähutensilien hervor. Nachdem er mithilfe anderer Kleidungsstücke vollendet hatte, was ihm vorschwebte, holte er sich eine Waschschale heran, legte seine verdreckte Kleidung ab und wusch sich das teilweise angetrocknete Blut ab. Dann stutzte er. Die Wunde an seinem Unterarm war verschlossen. zwar war eine Narbe sichtbar, aber es fühlte sich an, als wäre ihm der Schnitt vor Wochen zugefügt worden. Eine Weile starrte er darauf.

Als er Fertig war, legte er die Reiserobe an. Sie saß in der tat nicht schlecht, mit einer ausladenen Kapuze und etlichen Taschen, was er immer nützlich fand.
Das wichtigste war jedoch die Panzerplatte Ta'nors, welche er mithilfe eines Lederriemens und ein paar Stoffstreifen an der linken Schulter angenäht hatte.
Zufrieden verließ er das Schlafgemach, um zu den anderen zurückzukehren, als er an einer Vitrine vorbeikam, dessen Inhalt nur beiläufig an Alexis' Bewusstsein drang. Er war gerade daran vorbei gegangen, als er abrupt stoppte, sich umdrehte und mit beiden Händen auf das Glas klatschend vor der Vitrine zum stehen kam.

Dieser verdammte Scharlatan von einem Händler!

Der Zauberstab seines Großvaters lag darin.
 
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Amenhotep fragte sich ob Wolken schon immer so ausgesehen hatten als könne man sie essen. Vielleicht lag das aber auch nur am schönen Wetter, oder an den bunten, warmen Farben die der Rauch durch die Lunge an seinen Kopf schickte. Zu einer Symphonie aus Vogelgezwitscher und den dumpfen Klängen der aufwachenden Straße unter ihnen, tauchten die letzten roten Strahlen der Morgensonne die Stadt in ein angenehmes Licht. Es hatte etwas seelisch heilendes seine Sorgen derart baumeln zu lassen, einzig, dass er niemanden hatte seinen farbenfrohen Gedanken zu teilen betrübte ihn ein wenig. In Kemet hatten sich nach getaner Arbeit immer viele Gleichgesinnte gefunden, oft saß man im Kreis um ein Lagerfeuer und feierte den Sieg, oder man vertiefte seine Soldatenfreundschaften nach dem gemeinsamen Training. Weil es die Hoffnung steigert, Schmerzen lindert... ging es Amenhotep mit einem leicht melancholisches Lächeln auf den Lippen durch den Kopf, doch wurde dann zu seiner großen Freude aus den Gedanken gerissen als Haj'ett ihn ansprach.
Amenhotep rauchte aus, dann grinste er. "Setzt euch", meinte er einladend und machte der Echse auf dem großflächigen Fenstersims platz. "Es freut mich zu hören, dass es auch außerhalb Kemet Feinschmecker gibt", er zog noch mal kurz und streckte Haj'ett dann die Lunte entgegen, "hier, ihr könnt gerne mehr als einen Zug haben. In meiner Heimat ist das gemeinsame Rauchen so etwas wie eine Umgangsform, es wäre also fast ein Sakrileg dich nicht einzuladen." Amenhotep lachte kurz und richtete dann seinen Blick Neugierig auf den Echsenmensch. "Haj'ett, richtig?", vergewisserte er sich, "jetzt bin ich natürlich gespannt wie eure Blüten schmecken, ich würde jedoch vorschlagen wir lassen uns erst einmal mit diesen hier Zeit."
Der Kemeter lehnte sich zurück und entspannte sich erneut. Einige Zeit grübelte er, was er über Echsenmenschen wusste, doch es war praktisch weniger als nichts. "Ihr habt gut reagiert im Kampf", kommentierte er dann lieber ein Thema von dem er etwas verstand, "heute hat diese Gruppe zum ersten Mal gemeinsam Blut vergossen, ein genauso abstoßender wie notweniger Akt. In vielen Kulturen ist der gemeinsame Kampf fast gleichbedeutend mit einem Bruderschwur, und auch wenn wir keinen Grund zum Feiern haben, können wir stolz auf dieses in Not geformte uns sein. Wir haben stand gehalten. Und darauf erst einmal einen tiefen Zug."
 
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Eine Seuche! Das erklärte so einiges. Auch die Gesprächsfetzen, die sie von ihren Entführern aufgeschnappt hatte. Finster starrte sie ihr Gegenüber an.
"Seid froh, dass ich so gutmütig bin. Andere würden Euch allein für diesen Tonfall einen Kopf kürzer machen. Sagt mir lieber, ob die Seuche auch schon andere Städte in Goddar erreicht hat." sagte sie so ruhig sie konnte, um sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen, steckte ihr Schwert weg und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als ein Wachmann den Platz betrat. Zu ihrer Erleichterung erkannte Tessa in ihm einen ehemaligen Söldnerkollegen, der sich vom Leben auf der Straße zurückgezogen hatte. Noch mehr Glück hatte sie, als er sie erkannte.
"Tessa? Was ist hier passiert? Ich nehme an, du hast damit zu tun."
"Diese drei Kerle haben mir in einer Taverne bei Dujol etwas ins Essen gemischt und mich hierher verschleppt. Ich konnte ihnen erst vorhin entkommen. In der halbverfallenen Hütte die Straße runter liegt noch ein junger Bursche, den sie als Wache bei mir zurückgelassen hatten."
Der Stadtwächter betrachtete die Leichen. Bei Gronars Anblick pfiff er leise.
"Das ist doch Gronar, die Schattenhand. Der Kerl wird schon seit einiger Zeit wegen Schmuggels gesucht. Wir vermuten, dass er für jemand Größeres gearbeitet hat, aber bisher konnten wir nichtmal ihn selbst zu fassen bekommen. Der Kerl konnte sich viel zu gut verstecken. Naja, war offenbar ein lausiger Kämpfer. Kein Wunder, dass man ihn fast nie außerhalb der Elendsviertel gesehen hat, wo es mehr Rattenlöcher als Ratten gibt. Kannst dir die Tage auf der Wache eine Belohnung abholen, Mädchen. Wenigstens dürfte das deine Aussage bestätigen. Hatte schon befürchtet, ich müsste dich verhaften. Dann werde ich mal meinen Kollegen Bescheid geben, dass wir hier aufräumen müssen."
Mit diesen Worten wandte er sich zum Gehen, blieb dann aber kurz stehen und drehte sich noch einmal um.
"Wenn du nicht weißt, wo du absteigen sollst: In dieser Richtung liegt ein vernünftiges Gasthaus. Miete dich dort ein, dann weiß ich auch gleich, wo ich dich für weitere Fragen finde."
"In Ordnung. Mache ich."
"Sehr schön. Jetzt bräuchte ich noch Euren Namen und Wohnort, werter Herr. Ihr seid ein wichtiger Zeuge." er stutzte. "Seid Ihr nicht der Alchemist, der diese Seuche untersucht? Habt Ihr schon irgendwas rausgefunden?"
 
Dankbar nahm Haj'ett das geschickt geformte qualmende Röllchen entgegen und hob es an die Lippen. Als er zog, schienen sich die dichten Schwaden elegant direkt in seinen Kopf zu ringeln. Der Rauch war viel heißer als bei seiner Pfeife, selbstverständlich weil er einen kürzeren Weg zurücklegte. Doch es war nicht unangenehm. Im Gegenteil, das Kraut Amenhoteps war von ausgezeichneter Qualität und ein samtiges Gefühl machte sich im Echsenmann breit. Erst jetzt nahm er sich die Zeit, zu antworten.
"Es ist faszinierend, wie sich die Bräuche ähneln, wenn es ums Rauchen geht. Auch in meiner Heimat ist es Gang und Gäbe, dieses Kraut zu teilen, bevorzugt mit einer Kanne Wasser und einer ganzen Menge Essen in greifbarer Nähe. Allerdings..." Nach einem weiteren Zug, der ihn erschauern ließ, gab er die Zigarette zurück. "Allerdings ist es eher unüblich bei uns, dies nach einem Kampf zu tun. Die Agamas haben dabei in erster Linie rituelle Absichten. Zumal die Männer sowieso nicht in den Kampf ziehen. Unsere Frauen sind die Krieger bei uns. Und die pflegen eine siegreiche Schlacht mit enormen Massen an vergorenem Kräutersaft zu begießen. Jajaa."
Er spürte, wie die bevorzugte Wirkung langsam einsetzte und eine kleine Weile starrte er nur kichernd aus dem Fenster.
"Die Männer rauchen, die Frauen saufen."
Er dachte an früher. Obwohl er mit den Ansichten der weiblichen Obrigkeit nicht einverstanden gewesen und deshalb verbannt worden war, hatte er sich doch der Bewunderung nicht entziehen können. Er hatte zwar begriffen, dass Keiko eine wahre Schönheit unter ihresgleichen war, doch hatte sie auf den Echsenmann keinen Reiz gehabt.
"Du hättest sie sehen müssen", murmelte er verträumt. "Die Frauen der Agamas überragen die Männer um das Doppelte. Stark und schrecklich..."
Als der Kemeter ihm erneut das Röllchen reichte merkte er, dass er abschweifte. So deutete er eine kleine Verbeugung an.
"Danke. Ich tat mein Bestes zu überleben. Ich muss gestehen, dass ich meine Kämpfe lieber im Freien oder zumindest in einer weitläufigeren Umgebung austrage. Normalerweise ziehe ich die Distanz vor und verteile Armbrustbolzen."
Refelxartig tastete er nach der Armbrust auf seinem Rücken, doch natürlich war sie nicht da. Leider sah es wieder einmal so aus, als ob er keine Zeit haben würde, die Arbeit an der neuen Waffe fortzusetzen. Er konnte froh sein, kurz Muße zum Rauchen gefunden zu haben.
"Aber ich muss dieses Kompliment erwiedern. Nach dem, was ich dort im Kerker gesehen habe bin ich sehr froh, Euch auf unserer Seite zu haben. Und obwohl ich kein Krieger bin, habe ich mich schon oft genug im Kampf messen müssen, um festzustellen, dass der gemeinsame Kampf ums Überleben zusammenschweißt."
Und so war Amenhotep der Zweite, dem er an diesem Morgen die Pfote reichte. Hoffentlich würde ihm diese Bekanntschaft länger erhalten bleiben.
Und wo war eigentlich Alexis? Vielleicht würde er auch einen Zug wollen? Und überhaupt. Seit ihrem Gespräch auf der Gischtadler hatten sie kaum noch miteinander zu tun gehabt.
 
Ein unglaubliches Glücksgefühl und Frieden erfüllte Feyndry'Hal in diesem Moment bei Jarhas schlafendem Anblick wie in jenem Moment des Kampfes, wo er völligem Einklang mit sich selbst und dem für einen Augenblick entstandenem Universum mit schwarzem Nachthimmel in völlig befremdlicher Sternenkonstellation um sich herum fiel. Er fiel und er war damals sowie jetzt erneut unfähig zu denken und zu sprechen. Damals fiel er und er konnte beruhigt fallen.

Durfte er es sich jetzt auch erlauben?

Zuvor hatte er geplant sich zu rechtfertigen, Jarha seine Gedanken aufzubürden. Ihn mit allen Fragen die ihn beschäftigten zu belästigen, all die Neugier, die befriedet werden wollte unbarmherzig durch ihn zu stillen, all die Gefühle die ihn beim Anblick – vor und nach der Portaldurchquerung - seiner durchströmten mit ihm oder ohne ihn zu ergründen. Ihn über elfische Gepflogenheiten, Rituale und Verhaltensweisen belehren. Ihm sagen, das er sich schon damals bei ihrer ersten Begegnung sich seiner ausnahmslosen Präsenz bewusst war. Und das, obwohl er noch ein Fremder war. Er wollte ihm sagen, das er diese nach verbaler Annäherung für seine Verhältnisse doch sehr unbeholfen ergründete, als er ihn an der Schulter erfasste. Er hätte gern in Worten erklärt, das Jarha für ihn nur irritiert schien, er jedoch mehr als das war. Er hätte ihm gesagt, dass er diesen Körperkontakt benötigte. Das er sich nicht auf etwas Banales wie Annäherung oder Ablehnung zu ihm bezog, sondern allein auf einen sich ihm bis dato entzogenen Zusammenhang seiner. Das er der ihm zuteil gewordene Aufmerksamkeit seiner in Bezug auf – Jarha mit seiner doch nicht ausreichenden Menschenkenntnis dahingehend kleinflächig und zu hastig zu ergründen versuchte. Er hätte ihm in Worten mitgeteilt, dass noch dazu Jarhas aufgenommener Blickkontakt in Form seines ihn tief ergründen wollenden Blickes ausschlaggebend war. Dass er diesem Blick eine unnötig zuteil gewordene Aufmerksamkeit und intime Annäherung seiner zusätzlich zu der ihn allumfassenden Präsenz implizierte und dieser ihn einen Augenblick lang mehr als irritiert aus der Fassung brachte.

Er hätte ihm erklärt, dass einem unglücklichen Missverständnis zum Opfer gefallen war, in welcher Position er sich in dieser Gruppe wiederfand.
Er hätte ihm behutsam erklärt, dass Jarha damals in der Lage war ihm, als gestandenen Elfen in seiner Disziplin und Beherrschtheit wahre Angst durch eine ihn unaufhaltsame durchdringende und willkommene Nähe einzujagen. Er hätte diese Schwäche sogar zuzugeben, auch wenn es für ihn durchaus sehr unangenehm gewesen wäre. Er wollte ihm sagen, dass die Vorstellung einander wohl nicht korrekt durchgeführt war, dass vielleicht sogar ein für beide wichtiges Detail durch Ta'nor unterschlagen wurde? Es fiel ihm im Nachhinein auf, als er ihn als Krieger bezeichnete, der seinem Handwerk nachging und sich für nichts zu rechtfertigen brauchte. Feyndry'Hal merkte das es innerlich abermals jene Anwesenheit Jarhas war, die ihm - verstärkt durch die Portalerfahrung - kläglich bewusst machte, mit was er es hier für sich zu tun haben könnte. Und dann hätte er ihm erklärt, dass er in diese Menschenwelt weder als Krieger eingetreten war, noch um seiner Aufmerksamkeit würdig zu sein, obwohl diese Offenbarung etwas ganz anderes zu Tage fördern würde. Er wollte ihm versichern, dass die armen Geschöpfe, die durch ihn als Krieger den namenlosen Tod erfuhren, schwer auf ihm lasteten. Das nichts für ihn heiliger, als das Leben selbst war und er den Tod ihrer mehr als nur sinnlos empfand. Und er wollte über die unglückliche Preisgabe seines von ihm als so profan umschriebenen 'Handwerks', welches nur ein Werkzeug zur Verteidigung seines Landes war und nie nur zur öffentlichen Preisgabe auserkoren war informieren. Er hätte ihn leicht dahingehend ermutigt aufzugreifen, das es nach Jarhas Worten nach zu urteilen diesem auch nicht verborgen blieb, das eine gewisse Abhängigkeit seiner zu dessen Zaubern bestand. Und dann hätte er ihm wohlmöglich sein ihn sich schützendes Bedauern darüber mitgeteilt, indem er ihm mitteilte, dass es weder in seiner Absicht noch in seinem Tun lag eine solche unvermeidliche und doch zugleich erfreuliche Nähe überhaupt herzustellen. Er hätte dies freundlich warm lächelnd getan ohne belehrend in der Stimme zu wirken. Es hätte eher so wirken können, als rechtfertigte er sich dem Jungmagier gegenüber, überhaupt eine Waffe benutzen zu müssen und ihn nun belastend mit seiner bloßen Anwesenheit damit zu konfrontieren. Er hätte ihn aufgeklärt, das sein Stand als Botschafter und Gesandter seines Landes Hál o Dur es ihm gebietet, sich fremden Kulturen zu nähern und in Betracht zu ziehen. Nur, dass Jarhas unter so bedauernswerten Umständen eines Kampfes erfahren werden musste, konnte er zum Zeitpunkt der Überfahrt nicht auch nur annähernd erahnen.

Vielleicht könnten sie jetzt die Gelegenheit nutzen um dies wieder aufzunehmen?

Doch sollte er dem Jungmagier dann nicht noch zu Bedenken geben, das er als Elf weder kämpfte, um einem Handwerk nachzugehen, noch so profan eitel in der Öffentlichkeit wie Menschen es durch Ausdruck eines Kusses tun... liebte? Und sollte er ihn darauf aufmerksam machen, dass er nicht diesen abstrusen menschlichen Leidenschaften des Heldenmutes oder -todes, den Menschen einer solchen Tat nur all zu gerne nachsagen könnten frönte? Und obwohl er nicht genau wusste, wie er den Kuss Jarhas an ihn hätte ohne ihn misszuverstehen erklären können, hätte er ihm begründet, das es sich nicht um einen Verhaltenskodex der Dank implizieren könnte handelte, sondern dass dieser Kuss eine Konsequenz war. Vielleicht hätte er dann den Sternenmagier Jarha vor sich einfach nur angesehen und seine stille Nähe genossen, da er nicht in der Lage gewesen wäre die Augen von ihm zu nehmen, das seine Anwesenheit für ihn unwiderstehlich schien? So wie jetzt, wo sie alleine ungehört und weit entfernt von jeder menschlichen Entität außer ihrer selbst waren. Und dann hätte der Elf ihn nur allzugerne an seinem demütigen Einblick an dem Resultat dieser Konsequenz teilhaben lassen. Das er sich damals bewusst so ablehnend entschieden hatte, um dem Sternenmagier jetzt in vollem Umfang hier ungestört begegnen zu dürfen. Jetzt, wo ihm dies doch schon während der Überfahrt, im Kampf und auch zuvor bei der Vorstellung schon verwehrt blieb. Und er merkte seine eigene Angst. Angst darüber, dass sich des Elfen Wahrhaftigkeit sich für den Jungmagier selbst in dessen vollstem Bewusstsein nur schwer erschließen lassen würde. Das sie so unvollkommen, weder angemessen noch nötig wäre, machte er sich erst jetzt bewusst. Er bemerkte, dass er sich in seiner Position als Botschafter sich solche Sehnsüchte eh nicht zugestehen durfte. Weder das, noch das er als Elf das Recht hatte sich Anmaßung über Jarhas Mächtigkeit zu erlauben. Er wäre sich nicht sicher, über seinen nächsten Satz an den Jungmagier gewesen und darüber, wie sich dieser auf ihn auswirken würde, wenn er ihm erklärt hätte, dass er während der Überfahrt es Jarha nicht gestattete, sich ihm derart zu nähern, da die Tragweite seiner schon damalig an ihn gerichteten Worte eine andere Umgebung und andere Einsicht seinerseits einforderten. Sollte er ihm jetzt sagen, dass er nun willens wäre, seine Worte und seine Neugier an ihm hier und jetzt in vollem Umfang und Maß zu empfangen?

Das er seinen Kuss in sinnlicher Hingabe genoss?

Denn er war sich sicher, dieser Jungmagier hatte nie die Absicht irgendjemandem außer Feinden im Kampf mit seiner bloßen Anwesenheit zu schaden.
Und jetzt, wo er so schweigend da stand und den Magier der Sterne einfach nur befriedet ansah, merkte er, das er seinesgleichen aus ihrem Land namens Kemet nicht von vorne herein als Bedrohung für sein Land einstufen konnte. Das da wo er herkam man nicht einfach etwas aus Unwissenheit oder Furcht ablehnte. Und er merkte, dass er diesen einzigartigen Jungmagier vor ihm in all seinem Sein und Tun, er erst Recht nicht abweisen wollte sondern sich ihm respektvoll elfengleich nähern. Er schien einen Moment lang etwas zu überlegen als er lächelte. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was er in seiner Anwesenheit fühlen sollte. Er bemerkte schnell seinen unvernünftigen Herzschlag der seiner ungestillten Neugier geschuldet war und zügelte ihn sofort beherrscht durch unmerklich kontrolliertes und ruhiges Atmen. Er war von dem angenehmen Maß jedoch recht angetan und nach Jarhas Portaldurchquerung war er nun mehr als nur überrascht darüber, das es nicht nur reine Begierde war.

Unsicherheit.

Es war für den Elfen befremdend und beruhigend zugleich. Es war angenehm, wie damals doch jetzt deutlicher. Er wollte es jetzt nicht ablehnen, er genoss es in einer ungeahnt aufkommenden Leidenschaft. Es war neu, es war anders als alles, was er zuvor erfuhr. Es befriedete ihn auf eine angenehm elfische Weise. Es ging für ihn eine Kraft von dem jungen Mann aus, die kleingeistig nicht erfasst werden konnte, er strahlte eine Unbedarftheit in seiner Art für den Elfen aus, die Naivität und unvorsichtige Annäherung geradezu verbot und dennoch zur Einfachheit aufforderte. Dabei war der Jungmagier wissbegierig ohne Grenzen, als er ihn damals als Himmelselfen, eine für ihn vermutlich neuartige Entität in Person, so vereinnahmend erforschte; wissen wollte, ob seine Ohren so richtig herum waren und sein ihn zuvor alles durchdringender Blick ihn in gnadenloser Neugier einfach zerlegte. Es legte für den Elfen einen bis dato nicht erfassten ehrgeizig stillen Forscherdrang nahe und doch blieb er das, was er war. Er verbot sich hier eine aussagekräftige gesprochene Wortgrenze bei so einer willkommenen Nähe, er würde hier keine Sprache nutzen und würde den Magi in seinem Sein und Tun uneingeschränkt lassen. Damals auf dem Schiff musste ihn schon so ungebührlich abweisen – ungehört und missverständlich, doch jetzt waren sie hier. Durch die Weisheit eines für nichts garantierenden Orakels. Der Elf merkte wie der Jungmagier all seine elfischen Verhaltensweisen, Regeln und Grenzen einfach erneut überwand, hinwegfegte geradezu und es war gewünscht, erhofft und er verlangte jetzt sogar still ungebührlich begehrlich danach. Damals schien der Jungmagier unwillkommen, doch das war er nie. Wie konnte er es sein? Der Elf hatte dieselbe Neugier an ihm, wie der Magi an dem Himmelselfen damals an den Tag gelegt. Unbeabsichtigt, neuartig, frei und willkommen ihm gegenüber, bevor er gezwungen war, eine elfische Grenze durch einen direkten Körperkontakt und Worte der Menschen herzustellen.

Einfach weil er ihm in einer unangemessenen beschränkten Umgebung in Zeit so vertraut nah war, das es ihn regelrecht ängstigte sich untereinander so kurzlebig misszuverstehen.




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„Meister... es geht um Menschen“ „Ja Feyndry'Hal, was bedrückt dich?“
„Meister... Trunken vor Macht, erbeuten und forschen sie. Ohne Rücksicht auf das was sie zertrampeln. Bis ihr Sinn versagt. Was... was ist, wenn nach ihrem Hochmut kein Fall kommt... was, ist dann?“
Sein Meister legte sein Buch beiseite und blickte dem jungen Elfen lange schweigend in die Augen: „Dann steigen sie empor und werden das, was sie sich einst erdacht haben – Götter.“
Sein Meister sah die Überlegungen des Jungen und wartete mit schier unendlicher Geduld auf die eine unausweichliche Frage.
„Meister?“ „Ja mein Junge?“ „Was ist der Sinn ihres Lebens?“
„Sterben, Feyndry'Hal... einfach nur sterben.“ das weise Lächeln seines Meisters ließ dem jungen Elfen den Atem stocken, als dieser sich wieder in sein Buch zurückzog. Doch atemlos, ließ den Meister die weitere Frage des Jungen zurück, mit der er nicht mehr rechnete:

„Meister, schafft sich nicht jeder seinen persönlichen eigenen Sinn für sein Dasein?“

Des Meisters Buch, fiel lautstark in der Stille zu Boden und Feyndry'Hal hob es eingeschüchtert langsam und demütig für ihn auf. Er verstand die unausgesprochenen Worte seines Meisters nicht, doch er las zwei Worte in seinen ihn durchdringenden Augen, die in ihm reine Angst hervorriefen:
Fluch oder Segen.
 
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Während Feyndri'hal abwartend in der Kammer des Zirkelmeisters verharrte, schlief der für den Elfen so faszinierende Nomade. Sein Atem ging leise, aber stetig, und er döste mit der Selbstverständlichkeit eines langjährigen Reisenden in seiner ungewöhnlichen Position. Über die Suche nach einem Hinweis auf den Grund seiner Einladung hatte er die verwirrenden, hektischen Ereignisse des Tages ein wieder vergessen, nur ab und an waren sie noch als Schatten durch seinen eigenartigen Verstand gehuscht - der monumentale Krieger in seiner schweren Rüstung, der gegen Gruppen von Feinden gleichzeitig vorpreschte, in jeder Hinsicht der Bezeichnung des Leitsterns würdig .. und dann war er verblasst, verschwunden. Erloschen? Die Zeit würde es zeigen, wenn der Himmel wieder klar genug war. Und die anderen - hell brennende Lichter am Nachthimmel. Amenhotep hatte er eine Position in der Himmelsbarke zugedacht - ein wacher, leitender Stern, der unerschrocken das Chaos der Dunkelheit navigierte. Und Ha'jett, der gewitzte Echsenmann? Vielleicht gehörte er zum Lebensbaum. Ein Sternbild, dessen Zweigesichtigkeit wenig bekannt war, doch die Äste des Baumes konnten vielerlei Gestalt annehmen, je nachdem wie man das Sternbild sah - etwa die eines Pfeils. Der Magier .. vielseitig, doch mächtig, gewitzt aber in seiner eigenen Weise ebenfalls noch jung und unerfahren. Der Stab, es konnte nur der Stab sein - ein Symbol der Macht, und gleichzeitig das Zeichen eines jungen Herrschers, der dem Schicksal noch seine Weisheit abringen musste.
Und dazwischen, funkengleich fliegend und tanzend, eine Sternschnuppe. Es hatte ihn zunächst verwundert, dass er so spät auf diesen Namen gekommen war, doch der Elf verstand es, diesen Teil seiner Natur verborgen zu halten. Der Komet stand für Aufstieg und Fall, für einen Boten, der Erlösung oder Untergang verheißen konnte, und gleichzeitig für eine eigene, vernichtende Macht. Dem Grund seiner Reise war Jarha während der noch recht kurzen Suche nicht näher gekommen, doch nachdem er über den schweren Folianten ins Reich der Träume geglitten war, begriff er zumindest allmählich, welcher Gemeinschaft er angehörte und wen er wie einordnen konnte - in seiner ganz eigenen Art.

Allzu lange brauchte der Elf nicht darauf zu warten, dass sein Gesprächspartner erwachte und ihn von den Verhaltensregeln seines Volkes erlöste - Jarha hatte einen leichten Schlaf, und der körperliche Teil seiner Erschöpfung war rasch verschlafen, sodass er irgendwann langsam die Augen öffnete. Er blinzelte nicht, sondern richtete die im Augenblick nur leicht schimmernden schwarzen Augen mit dem gänzlich offenen, unerschrockenen Interesse eines Kindes auf die Gestalt, die während seiner Träume vor ihn getreten war.

"Einen schönen Tag, Sternschnuppe." Erklärte er leise, und nickte dem Elfen zum Gruß zu, ehe er sich langsam im Stuhl aufrichtete und dann ganz aufstand - es wäre unhöflich gewesen, sitzen zu bleiben. Jarha fror nicht, aber ihm fiel doch auf, dass er nicht daran gedacht hatte, Amenhotep wieder um seine Leinenrobe zu bitten. "Leider habe ich im Gildenbuch des Meisters noch keinen richtigen Anlass für die Einladung an mich gefunden." Er deutete auf das Buch und suchte dann unerschrocken Feyndri'hals Blick. Dass er über die Suche eingeschlafen sein musste, erwähnte er nicht - es war offensichtlich, richtig? "Ich hoffe, ich habe euch nicht zu lange warten lassen, aber zumindest zum Teil habe ich mich von der Öffnung des Portals erholt. Womit kann ich euch helfen?"
 
Als seine Augen ihn erneut fanden durchbrach er abermals jene Grenze, noch bevor der Elf in der Lage war, sie zu errichten. Sie wurde abermals hinweggefegt, noch bevor er dies überhaupt selbst registrierte. Und wieder gab es weder Anzeichen für einen Kampf, noch gab es diesbezüglich ein Geräusch. Und er brauchte nicht mehr Zweifeln. Er stand seit Anbeginn ihrer auch jetzigen Begegnung im Schatten seiner ihn alles durchdringenden Präsenz. Und der Aufmerksamkeit, die ihn erneut fand. Unverfälscht, rein und klar verständlich für den Elfen selbst in Worten. Es war als ergab sich Feyndry'Hal nun dem Kampf - jede Regel die Jarha durchbrach, das Risiko welches der Elf auf sich nahm... er würde ihn nie wirklich ausschließen können und überall wohin er nun blicke, war Licht. Er gab ihm alles was er brauchte und mehr um sich willkommen zu fühlen, denn es stand in seinem Gesicht für ihn geschrieben.

Der Elf senkte höflich und ebenso leise sofort respektvoll seinen Blick, als Jarha sich erhob und nickte ihm lächelnd grüßend zu. Zuvor erhaschte er jedoch mit verstohlenem Blick seine Unterrobe, sich jetzt bewusst werdend das er Amenhotep noch einen tiefen Dank in Worten schuldete, wo er zuvor durch Jarhas Zauber nicht in der Lage dazu war. Vermutlich empfand der Elf mehr Verlegenheit bezüglich Jarhas Kleidung wie der Jungmagier vor ihm, doch der Elf sicherte sich mit gebührlichem Anstand im gesenkten Blick diesbezüglich seines Wohlbefindens ihm gegenüber ab. Jarhas Augen trafen ihn zuvor dennoch wie ein Strahl der Sonne, der sich durch dunkelsten Nacht in die Seele eines Elfen brennt. Er schwor damals, er würde niemals wieder fallen, doch es fühlte sich nicht nach einem Fall an. Eher, als würde ihn wieder etwas bewusst auf dem Boden absetzen. Er merke er war nicht mehr auf der Suche, nach haltlosen unnützen Worten, denn er war umgeben von seinem Sein. Einem einfachen ihm zuträglichen Sein.

„Ich grüße Euch ebenso, Jarha und bitte, behaltet doch Platz.“ äußerlich legte er eine gelassene Entspanntheit an den Tag, die nahe legte, das er sich angenehm fühlte, als er jetzt selbst in einer höflichen Geste Jarha dazu einlud sich doch wieder zu setzen, wenn er es bevorzugte. Etwas mehr Zeit als sonst verging jedoch schon, bevor er mit ruhender Höflichkeit in seiner Stimme weiter sprach; seinen erfreuten Herzschlag in der Lage durch kontrolliertes Atmen gekonnt zu verbergen: „Es lag nicht in meiner Absicht, Euch zu unterbrechen und es sei Euch versichert, ich trat gerade eben erst ein.“ als der der Elf damals um die Erlaubnis bat, in seiner Nähe verweilen zu dürfen um etwas zu lernen, erahnte er nicht einmal, wie nah es sein könnte. Erst jetzt widmete er seine Aufmerksamkeit dem Raum in Gänze. „Oh, dies ist bedauerlich.“ kommentierte er ehrlich Jarhas erfolglose Suche nach einer begründeten Einladung und bemerkte seine aufkommendes Interesse an diesem Zusammenhang. „Vielleicht ist es jener Unordnung geschuldet, die hier fast in allen von mir betretenen Bereichen anzutreffen ist? Ich bin mir sicher, sie mag vielleicht nur im Zuge dessen verloren gegangen sein.“ Es klang entschuldigend. Er selbst fand nur eine heilvolle Kaverne wo genügend Wasser vorhanden war und Nahrung für alle angebaut wurde. Doch auf seinem aufgescheuchten Rückweg zu den Gefährten, bevor er sich untypischerweise verlief - ja selbst in dem von ihm zuvor durchquerten Sekretariats, bemerkte der Elf eine Ordnung, die der bisher angetroffenen menschlichen Angewohnheit widersprach. Und selbst hier, sah es zwar ordentlich aus, doch nicht so, wie er es von hohen Amtspersonen gewohnt war. Das es ein wichtiges Zimmer sein musste, verriet ihm sein geschulter Blick über die sinnvoll angeordneten Bücherstapel, der nach Themen geordneten Folianten, neben normalen Büchern mit nur lose ineinander gelegten Seiten und Schriftrollen und jenem erhaben davorstehendem Lesepult an dessen Seiten zwei erloschene Kerzen Licht böten, die Federn und Tintenfässchen, die weitere Anordnung von für ihn unwichtigeren Gegenständen im Raum, die beiden weiteren schmächtigeren jedoch nicht weniger prunkvoll gestalteten Sessel die vor dem großen und reichverziertem Schreibtisch in einer Dreiecksformation dazu angerichtet waren und der machtvoll geschwungene Sessel in dem Jarha noch zuvor so friedlich schlummerte, bevor er sich erhob. Selbst als der Elf seinen Blick gen sonnig erhelltem Flügelfenster richtete, an dem der Tag heute heller als sonst zu scheinen vermochte, schien dieser doch durch dicke samtige Vorhänge in Bodenlänge erfolglos ausgesperrt zu werden. Und selbst neben dem glitzernden Staub, der in dem dadurch entstandenen Licht-Schatten-Kontrast seicht dahin schwebte, nahm er neben den noch ganz anderen magischen Wichtigkeiten in diesem Raum, eine bemerkenswert hastige Verlassenheit wahr. Alexis sprach wahr... Darüber verharrte in der Tat des Elfen Blick nun in mehr als leichter Skepsis, bevor ihn Jarhas Worte daran erinnerten, weswegen er überhaupt hier war und er ihn kurz im Blick neutral, offen erfasste ohne kurzzeitig wirklich anwesend zu sein. „Das Portal.“

Der Elf zuckte fast merklich zusammen, als er seinen zusammenhangslosen Gedanken laut in gehörte Sprache ihm gegenüber fasste. „Nun, ich meine, wir sind hier wegen des Portals und ich wegen eines Irrweges. “, und musste sich kurz sammelnd räuspern Doch vielleicht wollt Ihr euch zunächst ankleiden? seine kurz abschweifenden Gedanken schnell wieder einfangend und sich auf die Thematik fokussierend, würde er es alsbald bemerken wenn dem so wäre. „Ich suchte die Gefährten und verlief mich wohl in diese Räumlichkeiten... nun: Falls es Eure Zeit erlaubt, würde ich gerne zunächst erfragen, ob uns bei der Vorstellung einander nicht doch ein wichtiges Detail unterschlagen wurde. Wie lautet die Euch gebührliche Anrede Eurer, Jarha?“ Die Bedeutung des an den Elfen vergebenen Namens durch den Magier erfragte er nicht. Im Zuge seines Respekts ihm gegenüber war er sicher, er maß dem eine andere Bedeutung bei und wollte ihn nicht beleidigen, auch wenn sich sein Sinn dahingehend vollkommen entzog: hier galten andere Maßstäbe. So nickte er Jarha leicht in einer durchaus bemerkenswerten Ernsthaftigkeit freundlich kurz zu. „Und dann würde ich gerne erfahren, was Ihr getan habt? Ihr erwähntet zuvor eine... “ Der Elf schluckte merklich, als er jetzt selbst in die Verlegenheit kam Jarha scheu anzulächeln „... gewisse Aufruhr meiner in Verbindung mit Euren Zaubern?“ er vergaß darüber den wahren Grund seines Eintretens über den sich hier in dem Gebäude befindlichen Suchenden und würde sich erst dem Sternenmagier auf bequeme, seiner Stimme erträglicher scheinende Gesprächsnähe annähern, wenn es erlaubt wäre. So legte er seine Hände auf dem Rücken zusammen und ließ sie sanft in sich ruhen, während sein Kopf leicht geneigt wurde und nun ein erstmals wirklich einladender Gesichtsausdruck mit entspannter Gestik und einer ehrlichen Interessiertheit auf den Magi gelegt wurde, sofern dieser sich gesetzt hätte.
 
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Die Lage war aussichtslos. Niemals würde Aiden gegen diese drei Kerle gewinnen. Sie waren ihm zahlenmäßig überlegen und auch ihre kämpferischen Fähigkeiten schätzte der Riinier deutlich besser ein. "Her mit der Schatzkarte Junge!", blökte der Drogensüchtige. "Das meint du doch nicht im Ernst!?", giftete Aiden Will entgegen. "Du gibst sie uns, oder wir zermalmen dich du halbe Portion!", ergänzte der dicke Damur. Selbst bei seinen Forderungen dreht sich alles ums Essen. Kein Wunder, Fettwanst. Er setzte ein böses Gesicht auf und spürte nach wie vor die Spitze von Jonsis Schwert an der Kehle. "Du hast gar keine Chance Bursche. Also los." Er wippte bei geöffneter Handfläche mit den Fingern. "Her mit dem guten Stück!" Aiden hasste sich dafür, aber er hatte keine Wahl. Natürlich hätte er versuchen können sich rasch wegzuducken und dann irgendwie aus der Kajüte zu kommen. Eine Idee die er sofort wieder verwarf - zu waghalsig in seinen Augen. Seine Hände umklammerten noch immer die Schatzkarte, als würde er sein eigenes Kind vor Gefahren schützen wollen. Langsam öffnete sich jedoch sein Griff. Mit jedem Zentimeter die er die Karte mehr aufgab, wurde der Blick seiner drei Widersacher gieriger. Will zuckte sogar schon ein Auge vor Verlangen. Als würden sie sich jeden Moment auf eine verängstige Frau stürzen um ihre niedrigsten Instinkte gnadenlos zu befriedigen. Aiden brummte missmutig und hielt Jonsi das Schriftstück hin. Rasch schnappte sich der alte Mann was er begehrte. Die anderen beiden waren sofort Feuer und Flamme. Es bildete sich ein kleiner Pulk um die Karte, die als gleich auseinandergefaltet und hastig studiert wurde. Hin und wieder rieb sich jemand der die Hände frei hatte Selbige und stieß Geräusche der Freude aus.

Aiden stand daneben und wusste mit sich nichts anzufangen. Er fühlte sich als würde er auf der Welt völlig alleine sein. Ein paar Schritt abseits von ihnen ballte er seine Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Seine Augen waren auf den Ort gerichtet wo die Karte sein müsste. Nur konnte er vor Gedränge und Leibern nichts erkennen. Ich werde mir diese Karte zurückholen. Dieser Schatz darf nur von einem Wasserderwisch gehoben werden. Er gehört euch nicht ihr gierigen Säcke! Er merkte gar nicht wie stark er seine schmutzigen Nägel in seine Hände presste. Erst als er sich selbst kratzte und etwas Blut floss, war der Schmerz größer als sein Zorn und er ließ davon ab. "Und jetzt? Bergen wir diesen Schatz, oder nicht?", die Frage war durchaus provokant, bedachte man, dass jeder von den Drei einen Mord für so viel Geld verüben würde, wie sie in der Truhe vermuteten. Das Getuschel und Gegeifer stoppte abrupt. Aus dem Pulk richteten sich erneut sechs Augen auf ihn. Als würde ihn eine Rudel Wölfe anstarren. "Wir? Warum denkst du brauchen wir dich? Du bist nicht mehr von Nutzen. Sei froh, dass wir dir dein erbärmliches Leben lassen!", ertönte es. "Ich habe genauso Anspruch auf den Schatz wie ihr. Immerhin habe ich die Karte gefunden." "Gefunden?", Jonsis Kehle entquoll ein trockenes Lachen. "Du wärst doch ohne meine Hilfe nicht mal auf das Schiff gekommen." "Und ich habe die Karte quasi für dich bereit gelegt, als ich die Papiere in der Kajüte durchsucht und auf dem Tisch gestapelt habe", ergänzte Will und wischte sich mit zittrigen Händen den Sabber aus den Mundwinkeln. "Genau... und ich...", Damur überlegte, "Ich.. ähm.. ich habe dich in die Kajüte getrieben aus dem Frachtraum heraus... ja genau.. Obwohl es dort so leckere fette Ratten gab." Will rollte mit den Augen. "Müssen entfernte Verwandte von dir sein.", Der Dicke hinter ihm schmollte böse, tat aber nichts. Er wusste genau wie kaltherzig Will war und obwohl er mehr drahtiger Statur war, konnte er wahnsinnig hart zuschlagen. Nicht nur einmal hatte er ihm eine Backpfeife gegeben, dass ihm die Ohren klingelten. "Also haben wir alle zum Fund beigetragen", nahm Aiden das Thema wieder auf. "Klasse Gruppenarbeit, wie ich finde. Einer Gruppe kann eben niemand das Wasser reichen."

"Pass auf! Du bis erst seit wenigen Tagen bei uns und wenn wir dich das nächste mal besoffen in den Tavernen der Stadt ausfindig machen müssen, sind wir vielleicht nicht so nett dir nochmal die Zeche zu zahlen. Betrachte diesen Schatz als Wiedergutmachung für alle Münzen die wir schon für dich lassen mussten." Der Pirat bekam große Augen vor Erstaunen. "Das ist nicht mal annähend der Betrag des Schatzes!" Jonsi zuckte mit den Schultern. "Tja, Trinkgeld." "Trinkgeld? TRINKGELD!?" Der Zorn in Aiden war kurz vor dem überkochen und er kannte sich. Wenn er ausrastete, dann stellte er fast immer was unglaublich Blödes an. Die Tür der Kajüte wurde aufgerissen."WAS ZUM DONNERWETTER IST DENN HIER LOS? IST DAS SCHIFF FERTIG DURCHSUCHT? GAMMELT IHR HIER NUR RUM?" Die Vier zuckten zusammen. Der Aufseher war gekommen. Einen ungünstigeren Augenblick konnte er sich nicht aussuchen Der Aufseher war von ähnlicher Statur wie die beiden Schränke, die Aiden heute morgen geweckt hatten. Der Kleine Nick umgab sich gerne mit großen, debilen, muskelbepackten Kahlschädeln. Einige konnten sich die Schuhe alleine zubinden, andere nicht. Dieser hier gehörte zur intelligenteren Sorte und durfte daher in Nicks Namen die Schiffsdurchsuchung überwachen, was im Grunde auch nur mit Herumbrüllen, Schlägen und Warten getan war. "Ja mein Herr, das Schiff ist fertig. Keine besonderen Vorkommnisse." log Will wie gedruckt. "WAS HABT IHR DA?" Der Schläger stapfte in die Kajüte und vergaß vor Autorität ganz die Tür wieder zu schließen. Der Schrei der Möwen schallte nun deutlich in den kleinen Raum. Es kam Aiden fast so vor, als würden sie ihn rufen. "Eine Zeichnung mein Herr. Nichts von Bedeutung.", gab Will weiter vor. Der Aufseher schob Will und Damur mit seinen Pranken auseinander und warf einen Blick auf das Corpus Delicti. Doch der Drahtige hatte die Intelligenz des Aufsehers unterschätzt. "Das ist eine Schatzkarte. Woher habt ihr de? WAS HEIßT HIER ÜBERHAUPT KEINE VORKOMMNISSE!?", brüllte er Will direkt ins Ohr. "HER DAMIT!", Jonsi leistete keinerlei Widerstand. Doch Will war sichtlich erzürnt über das Verhalten.

Ein raues Lachen erklang aus der Kehle des Kahlen als er die Karte in seinen Wurstfingern hielt. "Ein feines Stück. Das wird mein Auskommen sichern!" Auch er stellte nun Ansprüche auf die Schatzkarte. Es lag Zwist in der Luft und Will schien nun ähnlich großen Zorn zu haben wie Aiden. Doch im Gegenzug zu ihm hatte Will keine Skrupel. Er zog hinter dem Rücken leise einen Dolch. Aiden erschrak innerlich, als er die Klinge sah. Unauffällig brachte Will die Waffe in Stellung. Dann setzte er ein falsches Lächeln auf. Der Riinier wusste nicht was er tun sollte. Nur ein Wort und Will würde des Todes sein. Würde er nichts sagen, könnte es Will tatsächlich gelingen den Aufseher abzustechen. Zwischen Schock, Angst und Wut war Aiden wie gelähmt und kam zu keiner Entscheidung. Will setzte seinen heimtückischen Plan weiter in die Tat um "Das habt ihr Euch verdient. Unser guter Damur hier kann euch noch einen Hinweis geben, nicht wahr Damur?" Der Aufseher wandte den Blick vom Drahtigen zum Dicken und wandte Will seinen Hinterkopf zu. "Was weißt du?", murrte der Aufseher Damur an. Bevor dieser zu einer Ausrede ansetzten konnte, durchschnitt Wills Dolch die Luft und grub sich rasch von oben in den Nacken des Aufsehers. Blut spritzte. Der Sterbende wollte rufen, aber hinterhältiger Weise hatte Will den Dolch bis zu seiner Kehle gestoßen und ihm die Stimmbänder durchtrennt. Der Aufseher wollte Will wegstoßen aber die Kraft verließ ihn bereits. Er spuckte Blut und ließ die Karte fallen. Diese bekam einige Spritzer ab und sank wie eine Feder in schwingenden Bewegungen unkontrolliert auf die Planken. "WILL!?" krächzte Jonsi den Süchtigen an. "WAS HAST DU GETAN?" "Diese Karte gehört ihm nicht! Er hätte sie nicht beanspruchen sollen." gab Will emotionslos zu. Er ließ den Dolch im Hals des Hünen stecken und hob die Karte auf. "Das hier ist ein Mord wert, besonders bei so einem Volltrottel!" Jonsi und Will gerieten langsam aber sicher in eine Diskussion, bei der auch Damur mitmischte, ob man für die Karte töten sollte, oder nicht. Sie alle beachteten Aiden nicht. Er stand immer noch da, wo er die Karte aus seinen Händen geben musste und starrte auf den toten Aufseher, der mit erschrockenem Blick in seinem Blut lag. Nein... diese Karte gehört nur mir.... Er fixierte sie. Will hatte Das Schriftstück nach wie vor in der Hand. Der Zorn in Aiden flammte wieder auf und übernahm kurzerhand die Kontrolle über sein Handeln. Ohne zu überlegen spurtete der Pirat nach vorn und grapschte nach dem Lederstück. Die anderen Drei legten, ob dieses Überfalls, sofort ihre Differenzen bei und wollten sich auf Aiden stürzen, wobei Will vor allem auf der anderen Seite der Karte zog.

Diesen Kräften war das alte Leder nicht gewachsen und ehe er sich versah, hatte Aiden nur einen kleinen Teil der Karte in seiner Hand und stürzte zu Boden. "TÖTET IHN!", brüllte Will. Jonsi und Damur zogen ihre Waffen. Das war Aidens Stichwort. Die Tür der Kajüte stand nach wie vor offen. Sofort sprang er auf die Beine und rannte los. Das Kartenstück noch in der Hand, verbarg er es sicher zwischen Gürtel und Hose, damit er die Hände frei hatte. Er sprintete durch die Tür. Die Wachen vor der Tür wollten gerade herein kommen als sie Will rufen hörten. Aufruhr duldeten sie nicht. Aiden dachte nicht großartig darüber nach. Er sprang ihnen einfach entgegen und rammte sie zur Seite, kam auf den Füßen auf und rannte sofort weiter über das Schiff. Er musste hier weg. Jonsi konnte trotz seines Alters noch ordentlich rennen und auch Will hielt mit. Doch vor allem die Wachen machten Aiden Sorgen. Denn diese nahmen jetzt auch die Verfolgung auf. Warum wusste der Pirat nicht, aber er hatte nicht vor es heraus zu finden. Der Gruppenführer der Wachen gab den Befehl Aiden hinterherzujagen. So nahmen sofort einige die Verfolgung auf. Aiden rannte was er konnte, sprang auf die Reling und lief sie, seiner Akrobatik sei Dank, ein Stück entlang, bis er zu einem großen Kistenstapel kam, der unverhofft neben dem festgemachten Schiff lagerte. Er zögerte nicht und sprang mit einem Satz auf die Abgangshilfe und von dort sofort auf einen Karren der neben den Kisten vorbei gezogen wurde. Er stolperte und rollte sich auf dem Boden des Pier ab. Das wird einen blauen Fleck geben. Hinter ihm machten die Wachen vor dem Schiff mobil. Angestachelt von Will und dem Gruppenführer nahmen sie ebenfalls die Verfolgung auf. Aiden sah nur kurz zurück und erschrak, als er sah was für eine Kampfkraft da auf ihn zukam. Oh verdammt! Lauf Bursche!, motivierte er sich. Aiden gab Fersengeld und rannte, rannte immer weiter, ja er rannte im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben und wusste nicht mal warum. Was wollten die Wachen von mir? Ich habe den Aufseher doch nicht getötet. Will hätten sie festnehmen müssen! Er bog scharf in eine Gasse ab, lief sie entlang und sprang über eine weitere Kiste. Das bedrohliche Scheppern von Rüstungen hinter ihm spornte ihn an. Es war noch entfernt, aber Aiden war sich sicher, das würde nicht lange so sein. Er brauchte einen Ausweg. Wieder sah er nach hinten. Die Wachen kamen näher, waren jetzt schon an der Gasse. Aiden lief weiter auf den Weg, in welche die Gasse kreuzte. Im nächsten Moment sah er nur noch blonde Mähne und einen zierlichen Frauenkörper bevor ein dumpfer Aufprall seine Flucht fürs Erste beendete. Er stürzte mit dem fremden Wesen zu Boden und kam auf ihr zum Liegen. Gerade noch konnte sich der Flüchtende mit den Händen abfangen, um sich und ihr nicht durch seinen Schwung größere Schäden zuzufügen. Als der erste Schmerz überwunden war, öffnete Aiden wieder seine Augen um zu sehen, mit wem er da zusammengeraten war.
 
Die Seeleute waren schnell. Viel schneller als Lissandra erwartet hätte. Als hinge ihr Leben davon hab verfolgten sie die Elfe, die elegant durch den Hafen schoss, um in einer Gasse zu verschwinden. Verblüfft darüber, wie warm ihr an diesem Ort eigentlich war, begab sich Lissandra an einen Ort der so unübersichtlich und erdrückend war wie kaum ein Ort in Chantrasam. Die Steinhäuser und Mauern um sie herum fühlten sich unbehaglich an, doch sah die Elfenfrau keinen anderen Weg. Was war, wenn sich diese Seeleute besser auskannten als sie? Liss konnte nur hoffen, dass sie genauso wenig wussten, wohin sie rannten, wie die Elfe selbst. Was es für die Seeleute bedeuten würde, dass eine Eiselfe ihren Weg zu diesem Ort gefunden hatte, wusste die junge Elfenfrau nicht - doch so wie sie rannten, in die Gasse hinein und hinter sie her, schien es von wirklich großer Bedeutung sein. Zwei Mal war Lissandra abgebogen, doch sie rannte wieder gen Hafen - Hauptsache war doch, sie würde irgendwann ihre Verfolger abschütteln. Wanda hatte nicht so viele Mühen Lissandra zu folgen, doch als jene mit Blick nach hinten auf ihre Verfolger gegen eine Brust rannte, hatte Wanda immerhin Mühen so einen abrupten Halt hinzulegen wie die Elfe. "Das war sooo klar.", sagte sie schnippisch und zog eine Grimasse, noch bevor der Kopf der kleinen Elfe auf dem Boden aufschlug. Es dauerte eine Weile, bis Lissandra ihre Augen wieder öffnete.

Das Pochen an ihrem Hinterkopf ließ zwar noch nicht nach, doch der Gedanke an ihre Verfolger drängte sich neben der Frage nach ihrem Gegenüber in ihre Verschnaufpause. Es war keine Zeit. Lissandra blickte in zwei dunkelblaue Augen, doch trotzdem wurde sie aus der Situation nicht schlau. War er einer der Männer, die sie fangen sollten? Nein, er blickte nämlich genauso verwundert drein wie es die Elfe tat. Ein Mensch. Doch welche... Sorte Mensch? Perplex blinzelte sie, als ob sie dadurch klarere Sicht auf seine Absichten erlangen könnte. Doch der Moment hielt an und verging wie eine Zeitlupe, selbst wenn sich ihre Verfolger noch immer dem Ziel näherten. "Ich...", murmelte sie und schnappte nach Luft, von der sie vor Schreck bisher zu wenig eingeatmet hatte. Ihr Körper glühte unter dem Menschen wie eine eigene Sonne, das warme Klima tat sein Übriges. "Ich hab's eilig!", keuchte Lissandra laut - es dröhnte ihr dabei der Kopf, auch wenn sie hätte viel schlimmer landen können. Die Stimmen hinter ihr wurden lauter. "Lasst sie am Leben. Wer weiß was er uns dafür bezahlt.", hörte sie es aus dem Hintergrund. Zögernd drückte Lissandra den Mann über ihr von sich weg, so war diese Begegnung doch eine sehr intensive, interessante - einem Menschen so nahe zu sein barg allerdings auch seine Gefahren, wenn sie doch bedachte, was sie bisher über seine Spezies gelernt hatte. "WIR haben es eilig!", zischte es aus Wanda's Richtung und ein kaum hörbares Seufzen entglitt dem Waldgeist. Lissandra stützte sich auf die Ellbogen und wandte sich aus dieser durchaus überrumpelnden Nähe des Menschen. Erst jetzt fiel ihr das Scheppern und die Schritte aus dem Hintergrund auf, der sich hinter dem Mann auftat. Ein Mensch mit Menschen als Feinde. Als sich Lissandra die Idee auftat, dass der gehetzte Mann es genauso eilig haben konnte, wie es Wanda und sie selbst hatten, da blickte sie sich nach einem möglichen Fluchtweg um. Es blieb nur ein Weg, wohin er auch führen mochte. Vielleicht würde sich der Mensch an diesem Ort auskennen und allein das wäre die Rettung für die tollpatschige Elfe und diesen vermaledeiten, griesgrämigen Waldgeist. Schnell stand Liss endgültig auf und legte ihre Finger um das Handgelenk des Mannes, um ihn bestimmend in die Richtung des einzig verbleibenden Weges, fort vom Hafen, zu ziehen. "Vielleicht wäre es besser Ihr kämet mit!", stellte Lissandra mit fragendem Blick fest. Seine Verfolger sahen noch weit unfreundlicher aus als ihre und sie kamen gefährlich nahe.
 
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Völlig ungläubig beobachtete Felerius die Szene vor sich. Das durfte doch nicht wahr sein! Da stand eine offensichtliche Mörderin von Menschen und dieser Wachmann lobte sie auch noch für ihren Einsatz! Natürlich stellte sich rein zufällig heraus, dass einer von ihnen ein gesuchter Verbrecher war, so das die feine Dame einfach gehen konnte und sogar noch eine Belohnung erhielt. Na großartig, besser kann es ja nicht mehr werden. Garantiert werde ich mich für meine Worte nicht entschuldigen. Doch irgendwas musste es ja heißen, wenn die Wache sie einfach gewähren ließ. Vielleicht dachte er ja doch falsch über sie? Oder die beiden steckten einfach unter einer Decke um den Schein zu wahren. Wie dem auch sei, wurde der Alchemist dennoch hellhörig, als der Name, oder eher Spitzname der jungen Frau fiel. Das ergab sogar überaus Sinn! Jetzt wusste er auch, woher ihm diese Augen bekannt vorkamen! Ob seine Vermutung wirklich stimmte oder sie nur einem willkürlichen Zufall unterlag, wollte er erst einmal später herausfinden. Es gab erst einmal wichtigere Dinge, als eine potentielle Bekannte, die aber vermutlich nach ihrem Aussehen eh nichts wirklich Besser wurde. Drum wandte er sich vorerst an den Wachmann, dem er mit ungewöhnlichen Respekt und Höflichkeit entgegnete: "Ich bin Felerius Ashento, meinerseits bester Alchemist, bei allergrößter Bescheidenheit, der größten Universität in Obitun. Ja werter Herr, ich bin hier um etwas über die Seuche zu erfahren, doch zum aktuellen Zeitpunkt habe ich keinerlei erfolge erzielen können. Mein nächstes Untersuchungsobjekt wäre dieser Brunnen gewesen, aber sie und ihre - "Freunde" haben alle dafür nötigen Mittel zerstört." Ein nahezu vernichtender Blick streifte die Braunhaarige, ehe er sich wieder der Wache zuwandte. "Daher darf ich mir jetzt erst einmal wieder alles besorgen, was zu einer erheblichen Verzögerung meiner Arbeit führt. Naja, sei's drum. Jedenfalls wohne ich in dem Gasthaus das Ihr der jungen Dame hier empfohlen habt." Das er es für die größte Absteige überhaupt hielt, verschwieg er besser. "Zudem solltet Ihr jemanden beordern der das wegmacht, bevor noch jemand auf den Gedanken kommt davon zu trinken. Würde mich an diesem Ort nicht wundern.", fügte er schließlich an seiner Erklärung an und deutete damit auf die Pfütze neben dem Boden, deren Ausläufe kleinen Bächen glich. Die verschiedensten Substanzen bildeten einen öligen Teppich, der zugegeben schön im Sonnenlicht die verschiedensten Farben ausstrahlte. Man konnte es fast schon ein unbeabsichtigtes Kunstwerk nennen. "Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich widme mich wieder meiner Arbeit." Mit einer angedeuteten Verbeugung, was er auch nur aus reiner Höflichkeit und Hofmanier tat, verabschiedete er sich von dem Wachhabenden. Einen kurzen Moment musterte er noch einmal die junge Frau. Der Name und diese blauen Augen passten einfach perfekt zueinander, es konnte nur sie sein. Hoffentlich würde er nicht in ein Fettnäpfchen treten, aber schließlich musste er ja immer Recht haben. "Ich würde Euch empfehlen mir zu folgen Theresia.", sagte er ruhig und sachlich, ehe er sich seine Kapuze überzog und einige Schritte vorausging. "Wir müssen uns um die Wiedergutmachung meiner verlorenen Ingredenzien unterhalten. Außerdem wollt ihr mich mit Sicherheit mit euren unbedeutenden Fragen löchern." Ohne groß weiter darüber nachzudenken, dass ihm die junge Frau wiedersprechen konnte oder sich ihm widersetzte, ging er einfach vorraus. Zudem war er mehr als gespannt auf ihre Reaktion bezüglich des Namens. Er musste einfach Recht haben.
 
Bernsteinfarbene Augen schimmerten im morgendlichen Sonnenlicht. Der ansehnliche Frauenkörper gehörte einer Elfin. Die Wärme ihres erhitzten Leibs pulsierte Aiden bis in die Knochen. Es war ein seltsames Gefühl. Ungewohnt, aber auch schön. Ihr Schmollmund war geöffnet und sie zog große Mengen Luft in ihre Lungen. Der Riinier war verdutzt über ihre Anwesenheit in Port Raven, besonders jetzt wo alle Reisenden, die keine Goddarianer waren, schneller hinter Gittern landen könnten, als ein einfacher Dieb. Ihre zierliche Hand drückte gegen seinen Brustkorb der ebenso arbeitete wie ihrer und schob ihn von sich herunter, wenn auch zögerlich. Aiden hörte eine dunkle Stimme etwas entfernt von ihr reden. Seine Blicke suchten hastig nach der Quelle. Aus einer anderen Richtung, als der Gasse kam ebenfalls eine Gruppe Leute auf sie zugerannt. Unachtsam stießen sie die Bürger der Stadt beiseite und schafften Platz vor sich, um den kürzesten Weg zu ihnen zu nehmen. Aidens Augen wanderten ruckartig wie der Flug eines Kolibris auf die Elfin, wieder zurück zu den Verfolgern, und erneut auf die junge Frau. Offensichtlich wurde sie auch verfolgt. Was hatte sie ausgefressen? Hätte die Szene mehr Zeit gelassen, würde sich Aiden klar darüber werden, dass die blonde Elfin eine seltene Blüte unter dem vielen Gestrüpp der Docks war. Doch so unterbrach das Scheppern von Rüstungen seine Gedanken. Die Situation überforderte den Pirat etwas. Eine Gruppe Verfolger reichte ihm schon. Sein Handgelenk wurde gegriffen. Mit besorgter Mine und nach wie vor um Atem ringend, schaute Aiden auf ihre Hand. Ihre liebliche Stimme durchriss die Hektik der Situation wie nahes Kanonenfeuer einen Schiffsbug. "Vielleicht wäre es besser Ihr kämet mit!" Mitkommen? Ich? Die Wachen brüllten ihm entgegen an Ort und Stelle zu bleiben. Ihre langen Hellebarden blinkten mit den Rüstungen um die Wette. Aiden hatte keine Zeit wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen und das Für und Wieder abzuwägen. Noch dazu wo eine Gruppe Seebären aus einer anderen Richtung nahten. Das zischende Insekt, als was es der Riinier hielt, welches die Blondine umschwirrte, trug ebenfalls zur Verwirrung bei. So musste der Pirat einmal mehr seine Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen. Er sprang mit ihrer Hilfe auf die Beine und nahm sie nun seinerseits am Handgelenk. Aiden achtete nicht großartig darauf, ob er ihr wehtat, was jedoch eher unwahrscheinlich war. Seine Kraft wurde im Moment für seine Beine gebraucht "Hier lang!", erwähnte er beiläufig und zog sie schon mit sich in die einzige noch freie Richtung. Menschen, Stände und Kisten galt es nun auszuweichen und nicht selten musste der Pirat Haken schlagen, um Hindernissen auszuweichen, oder stieß den einen oder anderen Bürger beiseite, der lauthals seine Empörung darüber zum Ausdruck brachte.

Ein Versteck. Wir brauchen ein Versteck. Aiden war gut im Laufen, aber seine Kondition ließ rasch nach. Inzwischen rannte er mehr mit Willenskraft als mit Ausdauer. Immer wieder versuchte er den Sichtkontakt zu den Häschern zu unterbrechen, doch da er nun zwei Verfolgergruppen hinter sich hatte, war es schwerer denn je. So versuchte er öfter an Kreuzungen abzubiegen und so den Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen. Vor allem jetzt wo sie den Hafen langsam verließen, war die Seuche wieder allgegenwärtig und die Menschenzahlen auf den Straßen nahm wieder abrupt ab. Aiden ging bei seinen Bewegungen instinktiv auf die Elfin ein. Er war sich ihrer bewusst und sein Körper achtete darauf, dass sie die Bewegungen immer mitmachen vermochte, ohne das sein Kopf davon Kenntnis hatte. Langsam aber sicher machte sich die Dauer der Verfolgung auch bei ihren Verfolgern bemerkbar. Ihr Tempo ließ nach und die beiden Flüchtlinge entschwanden immer längere Phasen aus ihrem Sichtfeld. So gelang es den beiden sich in eine Gasse zu schlagen, ohne dass die Häscher diesen Wechsel mitbekamen. Es war eine kleine Gasse, die in nicht allzu weiter Entfernung in einer Mauer endete. Keuchend hielt der Riinier abrupt an. "Verdammt!" Er zog die Elfin noch etwas mehr in die Sackgasse hinein. Zwischen den hohen Gebäuden fiel ein kühlender Schatten in die Häuserschlucht und tauchte den Weg in dunkle Schatten. Aiden drückte sie und sich neben ihr gegen eine Wand. Er sah sie an und legte seinen Finger auf die Lippen, konnte aber nicht umhin seinen Mund dabei leicht geöffnet zu lassen, um die notwendige Luft in seine Lunge zu lassen. Er hoffte inständig, dass Wachen und Seeleute an ihnen vorbei eilen würden. Wenn sie hier aufgespürt werden würden, könnte sie nur noch ein Wunder retten. Vorsichtshalber versuchte der Riinier die Gasse zu überblicken und doch einen Fluchtweg zu finden, aber bei den vielen Schatten, war es schwer genaue Konturen auszumachen, zumal sie bis jetzt in der prallen Sonne gerannt sind und sich seine Augen erst einmal an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen mussten. Er konnte ein paar alte Kisten erkennen, die gestapelt ihr Lebensende fristeten. ihre Stabilität war mehr als fraglich. Durch allerlei anderes Gerümpel war es also mehr ein Müllhaufen, denn ein Lagerplatz. In einiger Entfernung verliefen große Lüftungsrohre drei bis vier Meter über dem Boden entlang und entschwanden schließlich über der Mauer. Wetter und Industrie hatten an einigen Stellen den Rost gefördert und mit etwas Geschick, konnte man sich wohl einen Eingang in die Rohe verschaffen, die sich wie eine riesige Seeschlange an den Hauswänden entlang schlängelte. Das Heranpoltern von vielen Stiefelpaaren und einigen Rüstungen unterbrach Aidens Inspektion der Sackgasse. Die Anspannung in ihm stieg. Hätte er die Luft gehabt, er hätte sogar den Atem angehalten. Doch so versuchte er sich darauf zu beschränken, nicht laut um Luft zu ringen.
 
Durch die Menschen hindurch, beinahe fliegend statt laufend, vergrößerten der Mensch und die Elfe den Abstand zu ihren Verfolgern. Die Verfolgungsjagd ging durch die Gassen, immer weiter weg von dem Hafen, bis die Gassen leerer wurden. Spätestens jetzt hatte Lissandra die Orientierung verloren - zum Hafen würde sie jedenfalls nicht mehr zurückfinden. Mehrmals drohten der Elfe die Füße unter dem Körper wegzuknicken, doch auch wenn diese durch die Flucht schon schmerzen, fingen sie sie stets noch zur rechten Zeit. Hier wurde achtlos der Platz ihrer Anmut gegen Geschwindigkeit getauscht, doch auch das brachte nichts. Einzig und allein der Mensch und sein Griff waren es, die Liss mitzogen und zwangen, auf den Beinen zu bleiben. Es schien als konnte Lissandra nicht so viel Luft einatmen, wie ihr Körper es brauchte und der Schmerz ihres Hinterkopfes tat auch nur schlecht zur Sache. Es würde seinen Preis kosten, dass Lissandra versucht hatte mit dem Menschen mitzuhalten - und es mehr oder minder auch geschafft hatte.
In der Gasse, in die der Mann sie zog, presste sie ihren rastlosen Körper gegen die kalte Wand. Sie fühlte sich noch immer zu warm an, um ihrem Körper die nötige Erfrischung zu liefern, doch es war besser als nichts. Lissandra gab ihr Bestes um nicht draufloszuhusten oder zu keuchen, während ihre Brust vor Aufregung und Anstrengung bebte. Wahrlich, würden die Verfolger in diese Gasse abbiegen, dann wäre ihr Schicksal besiegelt. Entsetzt versuchte sie die nötige Luft einzuatmen, blieb dabei aber mucksmäuschenstill und musterte den Mann mit großen Augen. Von ihm schien keine Gefahr auszugehen, doch das dachten ihre Vorfahren auch, als diese neue Spezies ihr Land zum ersten Mal betrat. Also behielt sie seine Bewegungen aufgeregt im Auge; die Mauer und die Aussichtslosigkeit für eine erneute Flucht flößten der Blondine Angst ein. Schwindel brach in ihr aus, also drückte sie ihren Körper noch fester an die kalte Mauer, um zur Not an ihr herunterzusinken, wenn ihre Beine ihren Dienst versagten. Zitternd legte sie ihre Handflächen an die Wand und blieb wie angewurzelt stehen. Wanda vermochte nicht einmal einen Kommentar zu der Situation abzugeben, also flog sie vielmehr unauffällig zurück in die Gasse, aus der sie gekommen waren. Lissandra lauschte aufgeregt, während der Waldgeist spähte. "Verdammt, warum musstet ihr uns auch in die Quere kommen?", brüllte einer aus der naheliegenden Gasse. Man hörte lautes Scheppern und brechendes Holz. Liss zog eine Augenbraue hoch und wagte nach einer weiteren Minute voll undeutlicher Stimmen einen Blick aus der Sackgasse heraus. Die Unterschiedlichen Verfolger waren ganz offensichtlich in eine Diskussion verzwickt, die in einem Streit auszuarten drohte. Wie leicht sich Menschen doch verfeinden.. Wenn die Chantrasami so hitzköpfig wären, dann hätten sie ihr Land wohl ganz alleine in den Ruin getrieben. "Das bringt doch nichts. Wenn wir uns jetzt Ärger einhandeln wird uns der Käpt'n zu Gulasch verarbeiten.", sagte einer der Seeleute schließlich nuschelnd, trat die Teile der aus Zorn zertrümmerten Kiste aus dem Weg und zog seinen Partner von den anderen, weit besser ausgerüsteten Männern weg. "Will nicht wissen, was er mit uns macht, wenn wir ohne die Elfe zurückkommen.", kommentierte er dann. Die Männer distanzierten sich langsam wieder, ließen die weitere Suche nach den Flüchtlingen scheinbar bleiben und Lissandra zog ihren Kopf zurück, bevor sie jemand entdeckte. Wanda würde sofort Alarm geben, wenn einer von ihnen doch in ihre Richtung kam. Erst jetzt erlaubte sich die Elfe nach Luft zu schnappen und sie laut wieder auszuatmen. Jetzt schossen der Elfe dutzende Fragen in den Kopf, doch sie presste sich erst einmal wieder an die Wand, um ihren Schwindel und die Anstrengung zu vergessen. Erschöpft sah sie den Mann, mit dem sie geflüchtet war, etwas genauer an. Er war für diese Spezies wirklich schön anzusehen, auch wenn es ihr schwer fiel, sich das einzugestehen. Aus Zweifeln und Vorsicht hielt sich die Elfe mit ihren Fragen und einem Redeschwall zurück, selbst wenn man ihre Neugier wahrscheinlich schon in den bernsteinfarbenden Augen erkennen konnte. "Ohne Euch wäre ich wohl noch ein paar Mal auf dem Boden gelandet, bevor mich diese niederen Geschöpfe endgültig gefasst hätten. Ich danke Euch.", sagte sie also gefasst, kam dem Bedürfnis, sich zu verneigen allerdings nicht nach. Lieber blieb sie an der vergleichsweise angenehm kühlen Wand und versuchte wieder zum Normalzustand zurückzukehren. "Seid Ihr von hier? Sind die Menschen hier alle so... schlecht?", fragte Lissandra schließlich vorsichtig. Noch immer konnte sie den Mann nicht einschätzen, doch wenn er sich als Feind herausstellte, musste sie nur rechtzeitig daran denken, ihren Dolch zu benutzen. Und mit ihm treffen. Na toll.., dachte sie und blickte herunter auf ihre Hände, die nicht planten, mit dem Zittern aufzuhören.
 
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"Das wäre respektlos. Es steht mir als Schüler nicht zu." Widersprach Jarha skeptisch, als Feyndrihal ihn einlud, wieder Platz zu nehmen - immerhin hatte der Elf keinen Stuhl, und offenbar fand der Zirkelmeister es ganz gut, wenn seine Gesprächspartner stehen mussten - jedenfalls stand im Büro keine zweite Sitzgelegenheit. "Und bitte, sprecht weiter und tretet näher. Wie ihr gesehen habt, habe ich nichts dringlicheres getan als zu schlafen." Er hörte aufmerksam und mit der selben stillen Höflichkeit wie immer zu, als der Elf ihm sein Bedauern für die bisher misslungene Suche nach einem Hinweis aussprach und eine Vermutung äußerte - gut möglich, vielleicht war die Buchhaltung hier auch gar nicht so ausgeprägt dass solche Dinge schon vor seinem Eintreffen festgeschrieben wurden, und mehr als eine Kopie des sehr vage gehaltenen Briefes an seinen Zirkel würde er hier nicht finden?

Ah. Das Portal, ja. Jarha schien von dem abrupten Themenwechsel nicht weiter verwundert, und legte nur fragend den Kopf schief, als der Elf sich kurz räusperte, als wäre ihm mitten im Wort ein ganz anderer Gedanke dazwischengekommen. Was er dann fragte, stand jedenfalls wieder nicht mehr in einem Bezug zu diesem Zauber. "Es gibt keine besondere Anrede." Erklärte der Nomade bereitwillig. "Ich bin lediglich ein Schüler meines Zirkels. Wärt ihr Mitglied eines anderen, würdet ihr mich als Initianden bezeichnen, aber es ist eine unnötige Formalität, die nicht mehr ausdrückt als das Wort Schüler. Mein Name ist der beste Titel, den ihr mir geben könnt." Schloss er seine Erklärung, und lächelte aufmunternd. Bisher hatte er nicht den Eindruck gewonnen, dass Feyndri'hal sich solche Sorgen um die richtige Ansprache machte oder überhaupt ein schüchterner Charakter war. Aber an seinem eigenen Betragen hatte sich nichts geändert.. und so gab Jarha es auf über Dinge zu spekulieren, die er nicht verstand, und hoffte, dass diese Antwort seinen Gesprächspartner beruhigen würde.

"Und .. nun, ich hatte eure Worte und Taten so verstanden." Erwiderte er auf die Frage des Elfen. Vielleicht war hier ja der eigentliche Grund des Besuchs? Er hätte es verwunderlich gefunden zu kommen, nur um sich nach der richtigen Anrede zu erkundigen. "Ihr wirktet .. vom Licht berührt, als ich den ersten Zauber wirkte. Umso mehr, als ihr das Portal durchtreten habt. Ich räume allerdings ein, in Bezug auf die Eigenheiten eures Volkes sehr naiv zu sein. Es mag sein, dass ich schlicht einem Irrtum erlegen bin." Zwar hatte er diesen Zusammenhang zu sehen geglaubt - die ganz andere Energie, mit der der Elf plötzlich über das Schlachtfeld geflogen war wie der Komet, dessen Namen er ihm gegeben hatte - aber vielleicht handelte es sich schlicht um eine Strategie oder Kampfkunst, die er zu diesem strategisch günstigen Zeitpunkt erstmalig eingesetzt hatte. "In diesem Fall bitte ich um Entschuldigung. Kann ich ansonsten etwas für euch tun?" Wenn Feyndri'hal nähere Antworten oder etwas anderes wollte - er würde wohl direkter fragen müssen, um die Bescheidenheit des Magiers zu überwinden.
 
Als Jarha so seine Stimme erhoben hatte, fragte sich der Elf, was Menschen dazu bewegen konnte ein Jüngling wie Jarha in einen derartigen Krieg zu schicken. Was sollte er daraus lernen können? Wie man seine Unschuld verlor, tötet und daran zerbrach? Wie man half und sich zum Mörder machte? Das es gut war, diese Magie einzusetzen, um Feinde zu blenden, damit Menschen einander chancenlos abschlachten konnten? So wie der Kai'shak, Amenhotep und er es darauf hin in mörderischer Absicht tat? War das ehrenvoll? War es richtig? Musste das nicht vor den anderen gerechtfertigt werden?
Die Rechtfertigung dieses war wohl nur dem Elfen vorbehalten, doch der Elf traf auch eine weitere bedeutsame Entscheidung. Jetzt.

Dieses 'Kind' wusste nicht warum der Elf sich dafür entschied zu morden. Er redete und schwieg gleichzeitig höflich in Aufmerksamkeit für sein Gegenüber und hatte doch nur so wie alle bei dem Elfen sehen können, dass er das Einzige rettete, wo Menschen zu beschäftigt waren ihr Leben zu schützen. Alle übersahen die Unschuldigen unter ihnen, das was Leben ausmacht in Mitten von menschengemachtem Krieg. Ein Einzelner brüllt einen Befehl und alle befolgen ihn – bedingungslos in des Elfen Fall vermochte es für die Gefährten vielleicht gut sein, doch die feindliche Menschenkriegerin die ihre Anhängerschaft ihrerseits siegesgewiss in den Tod brüllte, all diese Männer und jungen Burschen unter ihnen waren ebenso schuldig wie Jarha, Amenhotep, der Kai'shak - und er selbst. Und es hatte seinen Preis. Nur mit dem Unterschied, das es Feyndry'Hal bewusst war, was er tat und welch' Preis es ihn kostete. Und Amenhotep? Hätte er gesehen, wie der Krieger die Gleve fortwarf, würde er ihm sofort still bedingungslose Freundschaft schwören, diesem Menschen. Seinen stillen uneingeschränkten Respekt, genoss dieser schon. Bei Haj'ett musste er es noch herausfinden, in der Gezeiten Lauf, wie es mit ihnen stand. Und was war mit Jarha?

Für den Elfen war Jarha ein menschengemachtes 'Kind', was unschuldig schien. Unschuldig? Bescheiden, mag sein doch unschuldig war er nicht. Doch war er ein Krieger? Er hatte ebenso Leben genommen im guten Glauben das Richtige im ausufernden Kampf zu tun. Der Elf? War Krieger. Er mordete weil sein Leben direkt bedroht wurde und weil er sich dafür entschied, das er es sein musste, der die befehligten Menschenfeinde hinrichtet. Keiner hätte in den Kampf eingreifen brauchen, wären es nicht so viele gewesen, denn er wusste, egal ob sie nun durch ihn, oder einen anderen Kriegsgefährten starben, oder durch die Hand ihres Befehlshabers der sich sich falls überlebend alle in Rechenschaft gnadenlos zu verantworten hatten, sie mussten sterben. Es waren erbarmungslose menschengemachte Krieger, die ihm begegneten. Menschliche Lebensformen – wie immer - die sich dafür entschieden hatten und solche Krieger verdienten keine Gnade. Sie kämpfen nicht, um zu Leben sondern um zu sterben und das in vollem Bewusstsein. Beidseitig. Und die Feinde starben bei vollem Bewusstsein durch andere gnadenlose Krieger ihren gerechtfertigten ehrlosen Tod. Die Feinde hatten sich dafür entschieden die Krieger zu sein, die jedes Leben nahmen. Egal ob unschuldig oder nicht und es gab 'Unschuldige' unter ihnen. Es gab Jarha, bevor er sich zu seiner verheerenden Magie entschied, Haj'ett und... Keiko Quinn. Jene unschuldige Frau, die auch nicht nur das Geringste mit der Gefährtenschaft oder ihnen allen zu tun hatte und dennoch ihr Todesopfer geworden wäre. Ihr Leben für sie alle in reinster Unschuld ausgehaucht hätte. Feyndry'Hal hatte sich ab dem Moment frei dafür entschieden kriegerischer Mörder zu werden und sein Land zu verraten. Das er sich schuldig machte, war ihm vollends bewusst und das war seine einzige Rechenschaft sich gegenüber und sein Respekt an sich.

Das, war sein wahrer Eindruck über Menschen und vom Menschsein, den er seid seiner Reise immer wieder begegnete. Selbst in Friedenszeiten, wie jetzt.
Er wusste nicht, was Jarha daraus lernen würde. Lernte er, das sein Verhalten gut war, gerechtfertigt und erforderlich? Sah er das Leid, welches er allen zufügte, indem er sie blendete und für Chancenungleichheit sorgte im Glauben, das Richtige zu tun? Feyndry'Hal fürchtete es könnte ihn nicht einmal berühren, denn der Magier hätte nicht eingreifen müssen im Kampf und als er ihn küsste, sah er die hochgezogene fragende Augenbraue... Es schien ihm nicht normal, das ein Mann einen Mann küsste und der Jungspund fragte sich bestimmt, ob er verliebt war, weil Jarha – wie alle – mit den Augen sahen, wie er – Fenydry'Hal – Keiko zuvor leidenschaftlich küsste. Eine Frau. Es musste Liebe sein. Ebenso, wie es für Jarha vielleicht normal war, das ein Elf Mensch sein 'musste'. Legte er doch ihr Verhalten wie ein Spiegel mit nur wenigen Ausnahmen an den Tag. Jarha war gebürtiger Mensch. Es war für ihn normal einer zu sein. Und es oblag nicht dem Elfen ihn in seinem Menschsein als solchen zu belehren. Das taten andere Umstände wie dieser Stuhl und Menschen. Elfen, taten dies nicht. Ebenso wie sie anders liebten.
Doch hätte es ihm bewusst gemacht, das er Feyndry'Hal Keiko Quinn liebte indem er sich zum Mörder machte und ihr inmitten von menschengemachtem Krieg etwas bot, was Halt gab und sie nicht völlig zerbrach wenn er es ihm in Worten erklärte? Das er ihr so zeigte, sie habe etwas besseres verdient als ihn – einen kaltblütigen Krieger der mordet? Er liebte sie indem er sie schützte und ihr nicht vorgaukelte, sie hätte nun einen starken Helden, der ihr Leben danach in die Hand nahm und sie behüte, nur weil er siegreich hervorging. Was, wenn er gestorben wäre? Er, ließ sie ziehen, um sie vor der Schlechtigkeit des Menschseins und dem Zerbrechen daran zu bewahren, denn Ta'nor, der Schlächter, prophezeite ihm den Krieg. Das war eines Elfen wahre Liebe. Ob Keiko Quinn, eine Menschenfrau, ihn ihrerseits liebte, entzog sich ihm. Doch er merkte, dass es nicht sein heißblütiger Kuss an sie als Held war, warum sie es tun könnte. Er spürte ihre Liebe schon, noch bevor sie nicht vor ihm zurückschreckte nachdem er entschieden hatte, Mörder zu sein und ihn als Held zeichnete. Vermutlich war ihr selbst noch nicht einmal klar, warum sie ihn schon liebte, bevor sie sich in ihn verliebte und sich deswegen sogar wandelte? Er würde es nicht mehr herausfinden können. Er fühlte, sie war fort.

Lange sah der Elf Jarha so gedankenverloren ins Gesicht. Als sich sein Blick klärte begegnete er ihm ernst und wusste, wie er seine Magie nach diesen Worten einschätzen durfte und das Jarha ihn ungefragt einfach veränderte. Der Junge mochte zwar gute Absichten haben, doch die Menschenmagiergemeinschaft hinter ihm nicht, wenn sie ihn als das Beste schickten was dieser Zirkel zu bieten hatte.
Ihn – in des Elfen Augen ein 'Kind' in Gestalt eines 19-jährigen Jünglings, der erbarmungslosem Krieg gegenüberstehen würde und sich hier Sorgen um den Respekt von einem Stuhl machte. Dieser Zirkel war armselig in seinen Augen, wie es Menschen immer waren, bis auf einige wahre Kostbarkeiten. Keiko Quinn war so eine Kostbarkeit und er musste sich bei Haj'ett, einer weiteren, dafür bedanken und bei Amenhotep, der ebenso eine zu sein schien, der schließlich sein Leben rettete, ohne ihn zu kennen. Und zwischen ihnen allen, war Jarha. Jüngling, unerfahren und wie ein Stern der unerreicht schien.

Als er sich schweigend in Bewegung setzte, wusste er was zu tun war. Er ging zu Jarha hinüber und er entschied sich dabei sanft sein Kinn anzuheben, während seine andere Jarhas Haarspange löste. Seine, löste er ebenso. Es kam zu dem Moment, wo beide Haarbänder zu Boden fielen und Jarha in dem Moment, wo sie auf den Boden auftrafen einen Hauch seiner Zärtlichkeit am Hinterkopf spüren könnte, die ihn sanft streichelte, ohne für ihn bedrohlich zu sein, wenn er sich dieser nicht entzog. Auch blieb jener Moment nicht aus, in der die andere Hand, ihn am Rücken dabei behutsam Halt böt, während des Elfen Lippen erneut Worte hauchten. In Jarhas Ohren erklangen keine verfänglichen Worte an ihn gerichtet als er ihm bedeutete: „Ich lehre Euch etwas was Ihr noch nicht kennt.“ ihn nicht ganz vertraut duzend und Jarha würde sehen, wie der Elf von ihm nicht zurücktrat sondern seine Arme ihn zärtlich bestimmt zu sich holten und ihn an leicht an sich drückten.
Des Elfen Lippen näherten sich unaufhaltsam dem Jungmagier und legten sich in liebevoller Hingabe auf seine, küsste ihn zuerst nur in einem Hauch, dann entflammt leidenschaftlich, als gäbe es nur die Nacht mit hell erleuchtetem Mond, während seine Hand an seinem schwarzen nachthimmelgleichen Haar hinabglitt. Des Elfen Herzschlag war ruhig und sein Atem ebenso in tiefen Zügen vertieft, bevor er ihn wieder nach einer für ihn gefühlten Ewigkeit zärtlich aus diesem Griff entließ, oder schon zuvor, sollte sich sein Gegenüber so überrumpelt unwohl fühlen das es nötig wäre. Er sah den jungen Mann schließlich mit einem Blick an, der ihn in Wahrhaftigkeit umschloss bevor sich wieder Neutralität in Feyndry'Hals Augen manifestierte. Sein Stand war fest und er sprach unerschrocken zärtlich: „Nein, Ihr könnt nichts weiter für mich tun außer von mir uneingeschränkte Unterstützung erfahren, sollte je der Tag eintreffen an dem diese von Nöten ist. Doch dann, sollten besser ALLE auf ihre Knie gehen und darum flehen, dass der Mond verhangen bleibt, denn ich... liebe Euch uneingeschränkt.“
Der Elf fuhr langsam mit seinem Körper gen Boden hinab und Jarha vermochte nicht zu erkennen, ob er sich verbeugte, als er langsam dabei ihre Haarspangen wieder aufhob und an ihm ebenso seicht wieder hinauf glitt. Legte des Jünglings Haarband fast schon frech auf den Schreibtisch des Erzmagiers, während das sein eigenes Haarband in eine kleine Tasche an seinem Schwertgürtel verstaute, ohne den Blick vom Gesicht des Jungen abzuwenden. Es tat gut, er selbst zu sein. Unbeeinflusst und nicht menschengemacht, als er das Wort jetzt leiser an den Jüngling richtete, lehnte er im nächsten Augenblick schon völlig entspannt und unbeeindruckt seines Kusses respektlos an des Erzmagiers Schreibtischkante. Hatte jetzt die Arme unbedarft vor der Brust verschränkt und den rechten Fuß lässig über den linken gestellt. Mit leicht schiefgelegtem Kopf, sah er sein Gegenüber überlegend brüderlich an:
„Als ich ein Junge Eures Alters war, fragte ich meinen Meister warum Menschen Trunken vor Macht, erbeuten und forschen, ohne Rücksicht auf das was sie zertrampeln, bis ihr Sinn versagt und ich fragte ihn was ist, wenn nach diesem Hochmut kein Fall kommt. Mein Meister legte daraufhin sein Buch beiseite und blickte mir lange, schweigend in die Augen: „Dann steigen sie empor und werden das, was sie sich einst erdacht haben – Götter – Feyndryhal.“ sagte er und wartete mit schier unendlicher Geduld auf die eine unausweichliche Frage meiner, als er meine Überlegungen dahingehend sah. Ich fragte ihn brav: „Meister? Was ist der Sinn ihres Lebens?“ „Sterben, Feyndryhal...“ bedeutete er mir „Einfach nur sterben.“ In diesem Moment, hat mich das weise Lächeln seiner in Atemlosigkeit zurückgelassen, als er sich so wieder in sein Buch zurückzog.
Doch ich brachte den Mut auf ihn zu fragen: „Meister, schafft sich nicht jeder seinen persönlichen eigenen Sinn für sein Dasein?“
Meines Meisters Buch, fiel daraufhin lautstark in der Stille zu Boden und ich, hob es langsam, eingeschüchtert und demütig für ihn auf. Damals verstand ich die unausgesprochenen Worte seiner nicht, doch las ich zwei Worte in seinen mich durchdringenden Augen, die in mir reine Angst hervorriefen:
Fluch oder Segen. Tja... Einer Antwort seiner darauf, bedarf es bis heute, bis ich Euch bei unserer ersten wahren Begegnung sah und bis - jetzt.
Und so küsste ich Euch in vollster Hingabe, Magier der Sterne. Hier, jetzt und immer wieder; Liebe Euch mit meinem bescheidenem Leben dafür und hoffe ihr werdet Euch nicht weiter fragen müssen, ob Ihr mich unvollständig versteht, oder ich... verliebt bin, oder liebe. Und Ihr werdet Euer Handwerk nicht mehr vor anderen mit dem eines Kriegers rechtfertigen brauchen, der zum Mörder wurde, weil er Unschuld vor dem kriegerischen Tod bewahrte indem er liebt. Ihr werdet mit der Zeit vielleicht eine ganz andere Antwort finden, Sehender.“
er suchte unerschrocken jedoch neutralen Gesichtsausdrucks des Jünglings Blick mit Gewissheit. „Wir Elfen, werden aussterben und ihr Menschen, werdet überleben. Ich freue mich darauf, doch zuvor, liebe ich Euch soweit ich kann.“ Er näherte sich hier kein zweites Mal und prüfte eher, ob Jarha beginnen würde, sich unwohl zu fühlen. Denn Unwohlsein, lag nicht in seiner Absicht auch ein Grund, warum sie alleine waren. „Ach und Jarha?“ er senkte seinen Kopf und blickte ihn mit undefinierbarem Blick leicht von unten an: „Lass dir Zeit damit mich sterben zu lassen.“ gelöst und doch leise mit dem nötigen Ernst meinte er dann ruhig doch mit neugierigem Eifer im Blick: „Die gemeinsame Arbeit mit den anderen sollte aufgenommen werden sofern es Euch genehm ist? Meine Wenigkeit würde sie jedenfalls gerne aufsuchen und die weiteren Räumlichkeiten inspizieren um sie nun genauer zu untersuchen... Alexis hat meine Aufmerksamkeit erregt, indem er sagte, hier stimme etwas nicht. Ihr erwähntet es ebenso. Der Magier war schon einmal hier, soweit ich mich an besagtes Wort erinnere und in der Tat. Nach der Erfahrung der so einschüchternden Kerkerpräsenz meiner, wo mich Amenhotep so kompromisslos vor meinem so ungebührlichem Tod bewahrte und der anmaßenden menschlichen Bedrohung unser aller Leben in so drastischer unerklärlicherweise bei der Flucht und noch der nicht zu vergessenen Tatsache, dass Ihr Eure Einladung noch nicht gefunden habt, finde ich es hier in diesen Hallen dieses Zirkels wahrhaft bemerkenswert verlassen. Gerade diese Räumlichkeiten sind zu... wichtig, um unbesetzt zu sein. Findet Ihr nicht auch?“ und fuhr mit dem Zeigefinger wie einer Fliege folgend kurz vor der Nase wedelnd hin und her bevor er seine Hand wieder unter seinem Arm vor der Brust verschränkte. Kurz überlegte er ob und wie nun Jarha ihn als Elf in Wahrhaftigkeit verkraftete und blieb noch still abwartend und beobachtete.
Wenn dieser nichts weiter anzumerken hätte, würde er ihn darüber informieren, das sich eventuell doch noch ein fremder Magier in den Hallen befände, falls dieser nicht schon mit gesuchtem Verschwunden wäre., doch vielleicht war dies auch nicht nötig? Er wusste ja nicht, ob der Fremde nicht schon gefunden wurde, von anderen oder gar in Gänze verschwunden? Er wusste nichts über Magie und konnte nicht einschätzen, was hier wichtig war und was nicht. Und so würde er versuchen, sich in die Hände von den bislang so andersartig erfahrenen Menschen zu begeben. Auch wenn es ihm äußerst schwer fiel, sie nicht mit der argwöhnischen Skepsis zu betrachten, die ihn auf seinen langen Reisen bislang immer wieder vom Gegenteil der guten Absichten ihrer überzeugte. Auch hier hielt er sich an die Weisungen seines Meisters, der ihm einst sagte: „Ein guter Satz, macht noch keinen guten Menschen aus ihm. Das erledige die Zeit.“ Und Zeit, davon hatte der Himmelself genug, wie Jarha seid ihrer ersten Begegnung erfahren hatte.
 
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Nein, er verstand Feyndri'hal nicht recht - und so wartete er ab, was der Elf tun würde, nachdem er seine Worte erklärt hatte. Vielleicht würde er nun etwas Licht in diese seltsame Frage bringen - denn falls er ihn ungewollt in irgendeiner Weise beeinflusst hatte, sollte er schließlich eine Möglichkeit finden, das zu vermeiden. Und wenn nicht, war das ein Ding weniger, um das er sich in dieser offenbar sehr hastig verlassenen Magiergilde sorgen musste, die gleichzeitig vertraut und doch so anders erschien wie seine langjährige Heimat. Mit diesen Hintergedanken wartete er ab, was Feyndri'hal sagen würde .. nur, dass der zunächst gar nichts sagte, sondern etwas tat. Ein weiteres Mal trat der Elf unerschrocken auf ihn zu und berührte ihn .. eindeutig zärtlich, wie er jetzt verstand. Beim ersten Mal war seine Passivität gegenüber diesem Vorstoß noch der Überraschung geschuldet gewesen. Jetzt ..? Unangenehm war es nicht, und obwohl das ungewohnte Gefühl der Nähe ihn beinahe überwältigte - wann wäre er je vor etwas unverständlichem und machtvollen zurückgeschreckt, ohne es verstehen zu wollen? So ließ er es zu, dass Feyndri'hal ihn an sich zog, sein Haarband öffnete und ihn zum zweiten Mal küsste. War das der Grund, aus dem andere so viel Zeit damit verbrachten, dem ätherischen Gedanken der Liebe nachzujagen? Es war ein wenig wie am silbernen Faden durch den anderen Ort zu reisen, exotisch und erhebend und gefährlich zugleich .. doch im Gegensatz zu jenem Ort, an dem die Sterne herrschten, verließ ihn hier sein Orientierungssinn, und eine prickelnde Hitze machte sich breit, obwohl er sich sicher fühlte. Vielleicht konnte er sich hier ebenso verlieren wie dort, und nur noch zerbrochen wieder zurückkehren - oder gar nicht. Seine Hand, schon halb erhoben, um die Geste sehr vorsichtig zu erwidern, verharrte, und streifte nur den Oberarm des Elfen, als der ihn schließlich wieder frei gab. Das widersprüchliche Gefühl hallte jedoch noch lange nach.

".. in diesem Feld seid ihr mir weit voraus, Feyndri'hal." Musste er schließlich zugeben - seine Gedanken waren so sehr auf den Himmel und die Sterne ausgerichtet, dass er selten viele daran verschwendete, wie sich lebende Wesen gegenseitig ihrer ganz eigenen Gravitation unterwarfen und in komplexen Bahnen durch die Welt zogen. Er war sich zwar bewusst, dass diese andere Form von Schwerkraft existierte, doch wirklich interessiert hatte ihn dieses Thema nie - es schien ihm undurchsichtig auf eine Art, die weder Magie noch Mathematik erschließen konnten, und nie etwas, nachdem er ein Bedürfnis verspürt hatte. Mit den Gefährten verband ihn ein stilles Gefühl der Gemeinschaft durch die bestandene Reise - wenn sie ihn auch zweifellos nicht gut verstanden, nahm er doch wahr, dass sie auf ihn achteten - und ähnlich verhielt es sich mit Amenhotep. Sie waren zusammen gereist, weil nur die Verrückten und die Götter allein durch die Wüste zogen, und kannten einander dadurch ein wenig länger als die anderen Reisenden, für die sie beide Fremde aus einem fernen Land waren. Aber Jarha hatte es vermieden, die Dämonen seines Begleiters zu wecken, und dieser hatte ihn nicht genauer nach dem Grund seiner einsamen Reise gefragt.
Und der Elf? Was sah er? Die erneute, unerwartete Annäherung hatte seine Gefühle verwirrt, doch sein Verstand blieb klar - und versuchte zu begreifen, wie er es immer tat. Welcher Schwerkraft folgte er? Und .. wohin würde diese Bahn führen?
".. gut." Gab er vielleicht die erste direkte Antwort, die der Elf jemals von ihm gehört hatte, als Feyndrihal sich wieder aufgerichtet und seine Schilderung beendet hatte. Er meinte zu verstehen, was die Geschichte des Meisters ihm sagen wollte, aber es gab .. vieles, über das er jetzt nachdenken musste. "Aber bitte gebt mir Zeit mit weiteren Lektionen. Ich muss zuerst über diese Veränderung nachdenken." Bat er, und neigte höflich den Kopf, während der Elf sich an den Tisch lehnte. "Ich mag geflogen sein, doch ich fürchte aus der Bahn zu geraten, wo der Moment ungünstiger nicht sein könnte."

Der Elf schien ihn zu verstehen - jedenfalls lenkte er das Thema ihres Gesprächs wieder auf alltäglichere Fragen, und Jarha nickte langsam. "Ihr habt Recht. Es deutet alles darauf hin, dass der Zirkel sehr hastig verlassen wurde. Ich fürchte, ich bin zu spät gekommen, um zu tun, weshalb ich gerufen wurde." Er schaute aus schwach leuchtenden Augen zu seinem Gegenüber auf. "Der Zirkel der Sterne ist der Forschung verschrieben - nicht so weltlichen Fragen wie Kriegen und Schlachten. Ich wurde gesandt, weil ich ohne Hilfe die Wüste überwinden konnte, und für einen Kampf bin ich ebenso bereit wie ein Meister. Diese Disziplin bedeutet uns nicht viel." Er seufzte leise. "Hätten sie Beistand in einem Gefecht gesucht, sie hätten nicht nach uns geschickt .. es muss einen anderen Grund geben. Aber lasst uns diesen Fremden finden. Er mag die Antworten besitzen, die wir suchen - oder den Weg dahin rascher finden als ich."

Mit diesen Worten trat er zwischen Tisch und Stuhl hervor und griff - weil der Elf ihn daran erinnert hatte - nach einer in einem benachbarten Schrank aufgehängte, schlichten Unterrobe in weiß. Hier hätte man über dem einfachen Kleidungsstück allein aus Repräsentationsgründen noch einige weitere Artikel getragen, aber sie würde ihn warm genug halten - und eigentlich waren die schlichten Linienmuster an den Ärmeln und am Saum schon übertrieben, aber damit würde er leben müssen, als er sich mit Feyndri'hal auf die Suche nach dem unerwarteten Besucher machte. Aber bevor sie die Kammer verließen (Jarha schloss ordentlich die Tür hinter sich) hielt er seinen Begleiter noch einmal an.

"Sternschnuppe, in einem Punkt braucht ihr nicht besorgt zu sein - wenn ich euch sterben lassen wollte, hätte ich es bereits zu tun vermocht."
 
Tessa erstarrte einen Augenblick. Wenigstens hatte Felerius nicht nur gewartet, bis die Stadtwache außer Hörweite war, sondern ihr auch noch einen Teil ihres verhassten Namens erspart. Großzügig von ihm. Aber wenn er sie erkannt hatte, konnten das auch andere. Na toll. Und sie saß hier fest.
Egal, erstmal herausfinden, woran sie bei ihm war. Wenn sie sich richtig erinnterte, war er eines dieser verzogenen Bengel gewesen, mit denen die höheren Schichten so gern angaben. Keine besonders guten Aussichten. Andererseits bedeutete seine Geste, dass er nicht die Absicht hatte, sie direkt auszuliefern. Sie war zwar fast pleite, aber vielleicht konnten sie trotzdem ins Geschäft kommen. Wenn er aber mehr wollte als Geld oder Söldnerdienste, wäre es wahrscheinlich einfacher, ihn von hinten zu erstechen. Das war zwar nicht ihr Stil und obendrein ziemlich Riskant, da die Wache wusste, dass sie bei ihm war, aber besser als diese Alternative. Doch noch wusste sie nicht, ob es nötig wäre, also erstmal zu ihm aufschließen und reden.
"Ich habe keine Ahnung, woran Ihr mich erkannt habt, immerhin wart Ihr bei meiner Flucht noch ein Kind, aber gut, reden wir. An Geld kann ich Euch nur die Belohnung bieten, die die Stadtwache mir eben versprochen hat, aber ich bin inzwischen eine fähige Söldnerin und scheue keine harte Arbeit. Wenn Ihr mir versprecht, mich nur als Tessa oder Tess anzusprechen und mich bei Bedarf einfach als Tessa Windfänger vorzustellen, dann werde ich umsonst für Euch arbeiten. Der Vertrag gilt, solange bis meine Schulden und Euer Schweigen bezahlt sind. Wo ich sowieso in dieser Stadt festsitze, kann ich mich auch gleich nützlich machen." sagte sie leise, aber bestimmt.
Den Namen Windfänger hatte sie vor langer Zeit einem Buch entnommen. Sie liebte diesen Namen, denn er klang für sie nach Freiheit und nach einer Person, die die Verwirklichung ihrer Träume anpackte und erreichte.

Was die Seuche betraf, machte sich Tessa nichts vor. Sie hatte zwar bis eben noch keinen Kontakt zu den Bewohnern dieser Stadt gehabt, ihre Entführer aber schon. Wenn Gronar und seine Leute sich angesteckt hatten, konnte sie die Krankheit auch bereits in sich tragen. Sich jetzt aus der Stadt zu schleichen wäre verantwortungslos. Das konnte sie nicht tun.
 
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Leise nahm der Elf alles friedvoll in sich ruhend und mit gelassener Stille auf, was geschah. Er bemerkte den Hauch Jarhas an seinem eigenen Oberarm, nahm auf, das sich der Magier erstmals direkt zu einem gesprochenen Zusammenhang äußerte, sich Zeit erbat und beobachtete in neutraler Haltung, was hier auch mit ihm geschah. Er spürte seinen Atem, seinen Herzschlag und seine Gedanken und kommentierte weder noch maß sich an, etwas zu wissen, noch bedrängte er durch Blicke, Gesten oder Mimik bis Fenyrdy'Hal bemerkte, das sich Jarha wohl selbst verstanden fühlte. Erst da nickte der Elf leicht zu seinen bedeutenden Ausführungen und maß sich auch hier keinen weiteren Kommentar an, sondern ließ Ruhe vorherrschen und den Jungmagier uneingeschränkt. Sein Herz zog sich kurz zusammen, als er den Magi seufzen hörte, doch der Elf verharrte still. Als Jarha des Elfen Augen schließlich fanden und zu ihm schauten, bemerkte er in ihnen das schwache Glühen, welches zuvor nur leicht schimmernd in dessen schwarzen Augen anwesend gewesen war und scheute diesen an ihn gerichteten Blick abermals nicht. Weder jetzt noch tat er das zuvor, wenn er ihn gesucht anblickte. Er begegnete diesem gebührlich, wie es seine Art war und doch mit einer unversteckten Achtung. Er hörte und nahm Jarhas Worte auf und maß sich auch hier keine Regung oder weitere Einschätzung ihm gegenüber an, oder sich ihm diesbezüglich zu offenbaren. Seine ganze Aufmerksamkeit galt ihm und er würde es nicht zertrampeln, wie es Menschen immer taten.
„Aber lasst uns diesen Fremden finden. Er mag die Antworten besitzen, die wir suchen - oder den Weg dahin rascher finden als ich." hörte er seine wohlklingende Stimme, nickte sanft lächelnd und trat schon im gleichen Moment respektvoll beiseite, sodass Jarha sich ankleiden konnte. Leicht ließ sich Feyndry'Hal als einzige Geste vielleicht sogar unbemerkt anerkennen, wie gelöst er sich bei Jarha fühlte, als er ihm frei dabei zusah, was er wählte und senkte dann höflich den Blick, als er sich ankleidete. Er ließ alles einfach um sie herum geschehen und es war gut so. In einer stillen Geste bedeutete er ihm den Vortritt zur Tür und folgte ihm dahingehend. Jarha ergriff den Türknauf und der Elf blieb stehen, als er eine Berührung seiner verspürte und jetzt erst gestattete er sich und auch seinem Gegenüber kurz seinen Herzschlag zu offenbaren, seinen Atem und seinen eigenen Blick wahrzunehmen den er jetzt auch dem Magier neben sich widmete, als dieser ihn ansprach. Er schmunzelte verstehend und reichte ihm jetzt sein Haarband zurück, welches der Elf beim Ankleiden Jarhas an sich genommen hatte. Als die Tür hinter ihnen geschlossen wurde, bedeutete er Jarha die Richtung und kommentierte zu leise um gehört zu werden, nachdem Jarha schon einige wenige Schritte vorangegangen war: „...sehr beruhigend.“ und folgte ihm ernst in respektvollem Abstand, wohin auch immer Jarhas Schritte ihn nun führen mochten und würde sich dann still unbemerkt zurückziehen, sollte er wahrnehmen, dass seine Anwesenheit nicht weiter erforderlich wäre, wovon er stark ausging. Dieses Mal würde er sich allerdings den Weg einprägen. Wäre es ihm zu peinlich, sich ein zweites Mal hier zu verlaufen.
 
Anders als Lissandra versuchte Aiden gar nicht erst an der kühlen Wand nur zu lehnen. Er ließ sich langsam an ihr herabsinken, während sein Rücken an den Steinen entlang schabte. So blieb er mit angewinkelten Beinen an der Häuserwand sitzen und stützte seine Handgelenke auf seinen Knien ab. Die Hände hingen schlaff darüber und sein Kopf war leicht gesenkt. Er hatte wahrlich Mühe genügend Luft durch seine Lungen zu pumpen. Sie wahren schlichtweg zu gierig danach. Sein Körper fühlte sich überall total müde an und seine Brust brannte. Er sagte nichts, konzentrierte sich einzig und alleine aufs Atmen. Das die Seeleute die Verfolgung abbrachen beruhigte Aiden ungemein. Je weniger Verfolger, desto besser. Wenn sich auch nur die Wachen und seine ehemaligen Kameraden dafür entscheiden würden. In einem Moment der Ruhe kamen die jüngsten Ereignisse wieder hoch. Will du elender Hund! Du hast einen Menschen getötet, aus Gier! Wie tief kann man sinken für Geld... für Drogen. Die Szenen um den Mord am Aufseher spielten sich vor seinem geistigen Auge immer und immer wieder ab. Er zog leicht die Stirn in Falten. Es war fast so, als würde im Moment des Todesstoß das Geräusch der Klinge, die sich das Fleisch bohrte ein kreischendes Geräusch in Aidens Ohr verursachen. "Ohne Euch wäre ich wohl noch ein paar Mal auf dem Boden gelandet, bevor mich diese niederen Geschöpfe endgültig gefasst hätten. Ich danke Euch." Der Riinier erschrak sich, als er die liebliche Stimme hörte und aus seine Gedanken gerissen wurde. Er starrte Liss im ersten Moment an, als er seinen Kopf hochriss und zur Chantrasami empor blickte. Aus seiner Position war sie größer als er und das magere Sonnenlicht, welches von oben noch in die Gasse fiel, gab ihrem gold- weißem Haar einen Schimmer wie tausend Diamanten. Aiden war fasziniert. Er musste etwas sagen, aber sein Hals war völlig zugeschnürt. Er schob es auf die Flucht vor den Häschern. So schaute er sie nur stumm weiter an und war unfähig seine azurblauen Augen von ihr zu nehmen. Immerhin merkte er, dass er starrte und stellte es ein. Aiden kam sich wie ein Trottel vor. Ob er von hier käme, fragte Lissandra ihn weiter und ob alle Menschen so schlecht seien. Der Pirat war davon überzeugt, dass dies nicht der Fall ist, auch wenn er andere Vorstellungen von 'gut' hatte als die Soldaten, die sie gejagt haben. Er atmete tief ein und nahm seinen Mut zusammen. Dann startete er einen zweiten Versuch und tatsächlich kamen verständliche Worte aus seinem Mund. "Ich komme aus Tulox, im Süden. Riin, wenn euch das mehr sagt. Verzeiht, aber ich mag den Namen 'Riin' für meine Heimat nicht so sehr." Er lächelte freundlich. "Dort werdet ihr viele verschiedene Ansichten von 'schlecht' antreffen. Es kommt ziemlich vom eigenen Standpunkt an, was 'gut' und was 'schlecht' erscheint. Ich für meinen Teil teile die Leute nicht gerne nach solchen Faktoren ein. Das machen für gewöhnlich nur die Gesetzestreuen" Er räusperte sich. "Ähm, vielleicht, weil ich selbst nicht immer so gesetzestreu bin." Habe ich einen Knall? Warum zum Henker erzähle ich das einer völlig Fremden? Oh man, wenn ich da wieder rauskomme, gebe ich mir selbst eine Ohrfeige! Er biss sich auf die Unterlippe. Es war wohl das beste, wenn er das Gespräch schnell auf ein anderes Thema lenken würde. "So, nun, was macht ihr in Port Raven? Die Stadt liegt unter Quarantäne seit der Seuche und Fremde außerhalb Goddars sind sehr unwillkommen, besonders, wenn es so offensichtlich ist, dass sie keine Goddarianer sind." Er zog sich die Ohren leicht nach oben, um auf die Elfenspitzen anzuspielen. Aiden war sich sicher, dass sie etwas spannendes zu erzählen hatte und wohl auch Ungewöhnliches. Sie passte so gar nicht zu den großen stolzen Goddarianern mit der farbenfrohen Kleidung, auch wenn die Elfe in der Tat zu den schönen Geschöpfen in Maradar gehörte, soviel stand fest. Er hoffte nur, dass sie nicht so hochnäsig war, wie die meisten Adeligen, oder Leuchte, die sich etwas auf ihren Stand einbildeten. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass es da schnell zu Unstimmigkeiten zwischen ihnen und ihm kam und am Ende dem Pirat nichts übrig blieb als das Weite zu suchen, wenn er nicht am Galgen enden wollte. Er rieb sich beidem Gedanken unbewusst die Kehle, die sich immer noch ziemlich zugeschnürt anfühlte, obwohl er gar nicht mehr so stark nach Luft rang. Was war nur los mit mir? Es droht im Moment keine Gefahr. Zu Kräften komme ich auch. Also warum fühle ich mich nach wie vor so umgeworfen? Aiden merkte nicht, wie sich während dieser Überlegung sein Blick auf die Chantrasami änderte und er sie für einen kurzen Moment verträumt anschaute. Doch er fand rasch seine Fassung wieder und war auch sehr froh darüber. Trotzdem war es ihm peinlich und er bemühte sich nicht rot zu werden.
 
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