RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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[Einstiegspost, gewidmet: Oblivionlove und Lahmaf]

„Wo bin ich?“ „In Sicherheit.“ „Was heißt das?“ „Nun, du bist unter Deinesgleichen.“ „Ich muss zurück.“

Das weiß Gewand der Elfin wehte seicht im Abendwind, als sie den jungen Elfen ansah. Ihre Blicke trafen sich und wie eine Spiegelung sah sie sich in seinen Augen. Sie wusste, sie wollte und musste ihn aufhalten und behalten, doch sie erlaubte sich keine Regung in ihrer Mimik.

„Aber ich liebe dich.“ „Und ich die Menschenwelt.“ „Wie kannst du nur...“

Ihre Mimik verzog sich in ihrem grellen Aufschrei zu einer Fratze und ihre samtig weichen meerblauen Augen wurden glühend und rotblutend, als wilder Geifer ihr aus dem Mund sabberte und in das Gesicht von Feyndry’hal.

Erst da realisierte er, das sich eine tiefe Klaue in seine linke Seite gebohrt hatte und er in den Bann eines Schrecken geriet, der sich ihm in den Weg gestellt hatte und drückte seine Klinge seinerseits noch ein weiteres Stück nach oben. Der bleiche Elf keuchte schwer, als der tote Leib sein ganzes Gewicht auf ihn entlud und drohte erdrückt zu werden. Beide Beine verharkte er in die der Bestie und versuchte so eine Hebelwirkung um unter ihr zu entfliehen und keinen weiteren Druck mehr auf seine Wunde auszuüben. Unter großen Anstrengungen gelang ihm auch dieses und zittrig keuchend, krallte er seine Nägel in den Staub und drückte seine verdreckten Hände gegen den Boden, um sich mühevoll aufzurichten. Er blinzelte noch benommen. In der Ferne lag ein Schiff, nein zwei. Eines davon, musste er erreichen – koste es was es wolle. Also stand er auf, bahnte sich seinen Weg durch die Panik und wurde mit der einströmenden Menschenmasse auf ein Schiff gesogen, welches daraufhin auch schon bald ablegte.

Ihm gelang es sich zu einer Art Frachtraum unter Deck vorzuarbeiten und sank an einem Fass nieder, oder Fässern, welche von einer Plane überdeckt wurden und so relative Ruhe versprach, sofern das überhaupt möglich war. Neben Wimmern und Weinen, vernahm er all die Emotionen, die sich ein Elf nie erhofft hatte je wahrnehmen zu müssen und wurde zusätzlich zu seiner schmerzenden Wunde von all den menschlichen Reizen überflutet, die er hier nicht so einfach ausblenden konnte. Dieses Ereignis war einfach zu erdrückend und zu vordergründig präsent, als dass er sich hinter seine sonst so hilfreiche und emotional abgeschottete Seite zurückziehen konnte.

Er war dreckig, blutverschmiert und zittrig presste sich seine Hand auf die vermaledeite Seite um die Blutung zu stoppen. Dennoch ging sein Atem ruhig als sich seine Augen vor dem Elend verschlossen. In seiner pressenden Hand hielt er ein kleines Kräuterbündel, welches er noch retten konnte, bevor er in dem Gedränge auch einen Großteil seiner Habseeligkeiten verlor.
Ruckartig öffnete er sie allerdings wieder, als es bitterkalt um ihn herum wurde, nicht viel später gefolgt von einem Tosen und Sausen, eine Erschütterung und eine Wärme, die sich dann erneut von der Oberfläche hinab zu dem Bootsrumpf arbeitete, gefolgt von einer Art Welle, als er merkte, dass dieses Schiff mit einem starken Druck wohl stark vorwärts und angetrieben wurde.

Er stand auf, um den Anderen nach einiger Zeit zu folgen und eine Rede anzuhören, zu der die Menschen jubelten und neue Hoffnung schöpften und obwohl er nicht denjenigen sah, der dies vermochte, spürte auch er eine Well der Erleichterung in sich und der Hoffnung. Die Reisedauer nutzte er, um sich schlafend zu erholen und das zu verarbeiten was er sah und doch nicht zu glauben vermochte. Keiner konnte soetwas glauben. Schon gar nicht, als Land gesichtet wurde und er mit den Überlebenden an Land torkelte. Es sei denn...


„... das Ende des zweiten Zeitalters bricht an!“ und atemte tief durch.
 
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Heißkalt

Trübselig schwappten die Wellen des Hafenwassers gegen den schmalen Bug des Ruderbootes, das Helena und ihr Gefolge zu Spiller bringen sollte. Rote Schlieren durchzogen die winzigen Schaumkronen des undurchsichtigen Hafenwassers und so manche bäuchlings treibende Leiche tanzte als dunkler Schemen durch den dunstigen Nebel als Resultat der jüngsten Scharmützel heran und prallte mit dumpfem Klopfen an die Planken. Die Stille setzte Helana zu, ein drückender Verlust sämtlicher Geräusche des Krieges, der die unvermittelte Waffenruhe begleitete. Diejenigen, die mit ihr an Bord waren hielten die Köpfe gesenkt, fast als würden sie um die Seelen der jüngst Gefallenen beten.
Alle außer Pirijo, jene blasse Elfe, die ihre Macht bereits als feuriger Schreckensbote bewiesen hatte und Helena selbst, die besorgt erwartungsvoll im Bug saß und angstvoll nach dem Schiff Spillers Ausschau hielt. Träge wiederholte sich stetig das Plätschern, wenn die Ruder das kalte Wasser trafen und sie stetig voran ins Ungewisse trieb. Sie fürchtete sich vor der teilnamslosen Zauberin des Feuers in ihrem Rücken, die mit ausdruckslosem Gesicht hinter ihr kauerte und konnte die unberechenbare Flamme der astralen Macht spüren, die in ihr ruhte. Nur Anthred war an ihrer Seite verblieben, ein stummer Schatten an ihrer Seite, während elfische Soldaten wortlos die Ruder betätigten. Er würde ihr im Notfall zur Seite stehen, doch wie würde selbst er sich der wütenden Flammenzungen erwehren können, die in Pirijos Herzen schlummerten?
Finster kam die Gestalt von Spillers Boot in Sicht und ragte düster aus dem Nebel hervor, der das Hafenbecken als unheilvolles Zeugnis der stillstehenden Schlacht durchwaberte. Ein dumpes Pochen erklang, als das Ruderboot gehen den Rumpf des Flagschiffes prallte und vom Erreichen ihres Zieles kündete. Klamm und frierend erhob sich Helena und blickte nach oben. Keine Maske verbarg nun das Zittern ihrer Unterlippe, das von der Angst vor dem Ungewissen zeugte. Das stählerne Antlitz war im Schutt des Prunkzimmers im Palast verloren. Vielleicht würde es jemand später zwischen den Leichen einiger wehrhaften, doch vergeblich kämpfenden Elfenkriegerinnen finden und dem Entdecker Rätsel aufgeben. Eine Strickleiter fiel herab. Helena warf einen Blick auf ihr Gefolge und ergriff zitternd die erste Sprosse, mit dem unheilvollen Gefühl, dass ihr Leben vom Ausgang der Verhandlungen mit ihrem Onkel abhing. Ein Erzittern der Seile zeigte ihr, dass die anderen ihr folgten, als sie die Leiter erklomm.

Sie ergriff die Hand, die ihr am oberen Ende des Aufstiegs dargeboten wurde und spürte, wie sie mit Kraft nach oben gezogen und auf dem Deck des Schiffes landete. Der Mann, dem die helfende Hand gehörte trat zurück und gab den Blick auf die bandagierte Figur frei, die am Mast lehnte. Er war nicht immer so vermummt gewesen, doch die Augen und der diffuse Nebel aus Autorität waren dieselben. Kurz flackerten einige gefühlt uralte Szenen in Helenas Geist auf, nurmehr halbreale Eindrücke aus den dunklen Ecken ihrer Erinnerungen. Nicht selten hatte sie sich damals in die Arme ihres befremdlichen Onkels geworfen, wenn der gestrenge Balthasar sie allzu sehr mit seinen Lektionen malträtiert hatte. Sie hatte nie erfahren, warum Spiller sein Antlitz unter Bandagen verdecken musste oder wollte, doch erinnerte sie sich an sein Lächeln, wenn er ihr unverhüllt die Tränen von den kindlich runden Wangen gewischt und versprochen hatte, es würde alles gut werden.
Ob er noch der Mann war, den sie kannte?
Der Moment, in dem sie sich gegenüberstanden und alle anderen Geräusche dumpf und geradezu zeitlupenhaft in den Hintergrund rückten, schien sich ewig hinzuziehen. Beiläufig stellte sie fest, dass Anthreds Stiefel die Planken trafen, genauso wie die zarten Füße der Elfen, die ihm folgten.
Dann stieß sich Spiller vom Mast ab und breitete die Arme aus. Helena schluchzte, als sie in die Umarmung ihres Onkels fiel.


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Haj'ett erwachte während das Zeltdach, unter dem er am gestrigen Abend beseelt von Speis, Trank und Kraut friedlich eingenickt war bereits zusammengefaltet und verstaut wurde. Es war nichts Neues, doch es versetzte ihn wie immer in gelinde Panik, wenn er verschlief. Zwar hatte er am vorigen Abend mit fieberhafter Gewissenhaftigkeit Möhren geschnippelt, wohl der Worte des Koches gedenkend, doch das Schuldgefühl, sich nicht ausreichend am Abbau des Lagers zu beteiligen verblieb. Im unangenehm grellen Morgenlicht, das gnadenlos von einem weiteren heißen Tag kündete sah er sich blinzelnd um und erblickte die Wüstenmänner, die ihm zur Feier des gelungenen Kampfes neue pflanzliche Höhenflüge gezeigt hatten, wie sie gewissenhaft und sorgfältig Utensilien zusammentrugen, um sie sicher auf den Rücken der Kamele zu verstauen, nebst der Goblinhexe, die soeben von Martax stehengelassen worden war.
Ihm fiel auf, dass er in dem ganzen geschäftigen Gewimmel keine Spur von Sextana und Lea ausmachen konnte. Doch war es nicht sein Geschäft, sich mit den morgendlichen Beschäftigungen der weiblichen Teilnehmer dieser Reise zu befassen. Ihm waren die besonderen Bedürfnisse weiblicher Vertreter der sterblichen Rassen bewusst, doch beschlich ihn das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Schnell war Haj'ett auf den Beinen, als er die Staubfahne sah, wie sie nur ein eilig voranschreitendes Reittier hinterlassen konnte. Etwas stimmte nicht. Und so trat er auf die sanfte Anhöhe, die den Rand des schützenden Kessels bedeutete, in dem sie gelagert hatten. Gestalten in der Ferne sammelten sich an einem undefinierbaren, unheilvollen Punkt. Rot leuchtend im Sonnenaufgang war der Dämon auszumachen, ohne jeden Zweifel erkennbar und Haj'ett sah ihn niederfallen, eine außerordentliche Geste, wie von einer Demut erfüllt, die der Echsenmann noch nie zuvor bei dem gehörnten Ungetüm beobachtet hatte. Er begann zu rennen.

Schlitternd erreichte Haj'ett das kleine Grüppchen, in dem auf dem schier ewig dauernden Weg Alexis ausgemacht hatte und erblickte die am Boden liegenden Gestalten. Zwei leblose Körper lagen dort im Sand, die eine wie tröstend die Hand auf den Arm der anderen gebettet. Das feurig rote Haar ließ keinen Zweifel zu. Es war Sextana, die dort am staubigen Boden Unterstützung aus der Ohnmacht spendete. Ohnmacht? Krankheit, ein Schwächeanfall? Er begriff die scheinbare Teilnahmslosigkeit der anderen nicht, warum handelte Alexis nicht, kühn und entschlossen wie sonst? Warum stierte Martax lediglich hinab, wenn seine Reisegefährtin doch so offensichtlich in Gefahr war?
"Was ist hier passiert?!", stimmte er in Martax' Fordern nach Erklärungen ein.
Der Echsenmann sank in die Knie und packte die leblose Frau an den Schultern, raffte ihren schlaffen Körper in seine Arme und schüttelte sie, langsam ahnend, was den seinen stummbleibenden Gefährten vermutlich schon längst klar geworden war. Beschämend leuchtete es auch Haj'ett ein, dass er eine Leiche umarmte. Aber er wollte es nicht glauben und versuchte, Sextanas Gesicht in seine Richtung zu drehen. In den leeren Augen spiegelte sich die steigende Sonne rötlich und kündete dennoch von nichts weiterem als der Verderbnis, der seine nur viel zu kurz gekannten Freundin anheimgefallen war. Sie, die sie noch am vorherigen Abend die Vermählungsringe von Lea und Fermar getragen hatte, lag nun tot in seinen Armen, während sich die Lebensgeister der Fremden im Sande unter der nachdrücklich grollenden Stimme des Dämonen regten. Alexis kam der goldhaarigen Dame zuvor und sprach die Worte, die Haj'ett nicht zu befürchten gewagt hatte. Mit grenzenloser Güte war Sextana gewichen, um das Leben einer Unbekannten zu bewahren.
Der Echsenmann drückte den Körper der kunstvollen Geigenspielerin, deren Spiel sie noch am Vortag mit dem süßesten Klang erfreut hatte, der begnadeten Heilerin, die den Tod des unglückseligen Janagi herausgezögert hatte, an sich und fletschte vor Verzweiflung die Zähne. Wie viele würden kommen und gehen, bevor seine verderbnisvollen Reise endlich vorüber war?
Er wusste nicht, ob er sie hassen oder umarmen sollte, jene Elfe, die dort schwach und verletzlich am Boden kauerte.
Hassen, als diejenige verdammen, die der rothaarigen Heilerin das Leben geraubt hatte, oder Lieben, als jene Verlorene, die es Wert gewesen zu sein schien, dass ein anderer für sie sterben musste.
Rosig waren noch immer Sextanas wohlgeformten Wangen, wenngleich erkaltend, als wäre sie bloß kurz vor Erschöpfung eingeschlafen. Lediglich das Fehlen eines Herzschlages deutet auf ihr endgültiges Schicksal hin.
Lieben oder Hassen?
Ein sanftes Zupfen ließ ihn zusammenzucken. Aus großen, schwarzen Augen sah der winzige Affe, den Sextana Fräulein Karma genannt hatte zu ihm auf. Und auch Haj'ett warf einen Blick nach oben, in die grimmigen Gesichter seiner Gefährten.
"Bei den Geistern, Alexis... deine Augen!"
 
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Eine Hand in die Seite um seine Wunde gestützt, biss der Himmelself die Zähne zusammen und humpelte mit dem Menschenstrom an Land. Er sah sich um. Die Menschen waren erschöpft, hungrig, durstig, am Ende ihrer Kraft und trafen auf eine belebte Hafenstadt. Die Neuigkeit über das Geschehene und die des Schicksalssschiff verbreitete sich schnell und er wollte nicht in diese Neugier geraten. Er schlug sich in eine Seitengasse und lehnte schief mit Rücken und Kopf an eine Wand.

Erst da sah er diese Blutstropfen und die Spur die er hinterließ. Er fühlte sich heiß und schwummrig. Als er die Hand von dem Kleidungstück nahm und hinunter sah, verzog er kurz das Gesicht über das Unheilvolle. Ein schwarzer Rand zog sich um den nicht verkrustenwollenden Stich wie ein Geschwür wo der Schrecken ihn erwischt hatte. Noch nie hatte er so eine Bestie gesehen, gespürt, gerochen und bekämpft. Sie war viel schneller als er und hatte eine Kraft, wie er sie noch nicht einmal von Berserkern kennt. Sie roch nach etwas, was er nur aus den Lavaseen seiner Heimat kannte – faulig, verwesend, tödlich. Er schloss die Augen und drückte seine Hand fester. Er spürte Schmerz, um seine Angst zu verdrängen spürte er den Schmerz, denn das, was die Bestie ihm vorgaukelte, zerrte an seinem Verstand. Wie war das möglich? Sie war in der Lage eine Illusion zu erschaffen, die ihn binnen Sekunden in eine Blase der Realität einschloss. Während sich ihre Klaue in seinen Leib bohrte, spürte er Nichts. Keinen Schmerz, kein Leid sondern Vollkommenheit und Frieden. Sie gab ihm Hoffnung, Perfektion. So, wie sie sich eben diese Wesen vorstellte. Diese Elfen vorstellte.

Doch sie machte einen Fehler. Sie konnte nicht wissen, das sie ihm ein Wesen von Bedeutung schuf, während viele für ihn eine Bedeutung hatten und das sie ebenso Worte wählte, deren Klang süß waren, doch sie nicht einmal erahnen konnte wofür man sie benutzt. Er sah zurück in die Menschenmassen des Hafens. Die Hoffnung die dieser Menschenstrom ausstrahlte konnte er bis hierher fühlen und das zauberte ein verzerrtes Lächeln auf sein Gesicht. Und dann sah er ein Mädchen sich aus dieser Masse lösen und in seine Richtung rennen, sie sah sich nicht um, sondern hatte es eilig. Sie rannte an ihm vorbei und er spürte ihren Windhauch und einen Duft, der nach Meer und Eis roch. Eis? Er sah ihr hinterher ohne sich von der Wand zu lösen und sie rannte noch ein ganzes Stück weiter, doch plötzlich...

Saskia stoppte und verharrte einen Augenblick. Sie nahm den an die Wand gelehnten Elfen nur kurz am Rande war, so beschäftigt in ihren Gedanken war sie gewesen und so verwirrt, doch irgendetwas war was sie stoppen ließ. War da Blut? Sie drehte sich herum und ihre Blicke trafen sich. In beiden Blicken stand Verwirrung in den Augen. Bei ihr über seine Verletzung, bei ihm, warum sie überhaupt stoppte und sich nach ihm umsah und jetzt sogar auf ihn zukam. Sie sah nicht so aus, als wollte und könnte sie ihn ausrauben, sie wirkte zerbrechlich und doch voller Energie, nein Hoffnung.

„Du kommst vom Schiff...“, begann er unsicherer als sonst. „Und du bist verletzt, ich kann nicht vorbei gehen, ohne dir zu helfen.“ war ihre Antwort. Feyndry’hal lächelte schief und unsicher. „Das ist schön.“

Saskia näherte sich dennoch langsam und vorsichtig den Blick nicht von seinem Gesicht nehmend. Langsam zog sie mit zwei Fingern den Mantel nur kurz beiseite, um die Wunde zu sehen und das Blut was zwischen seinen Fingern hervortropfte. Der bleiche Elf rührte sich nicht, sondern versuchte sie mit seinen Sinnen zu erfassen. Wind und Eis... schoss es ihm durch den Kopf und Angst. Er wusste das diese Angst bei ihm lag.

Saskia sah das Dilemma und wusste sie konnte die Wunde vereisen, die Blutung stoppen, doch etwas hielt sie davon ab. „Das waren die Bestien aus Port Raven ich sah viele dieser Wunden auf dem Schiff. Sie heilen nicht unter normalen Umständen.“ „Ich weiß.“ „Du hast überlebt, also weißt du auch, was sie anrichten können?“ „Nein.“ „Gehörst du auch zu ihnen?“

Skepsis machte sich in Feyndry’hal breit. „Zu wem?“ „Zu denen, die uns retten wollen.“ „Nein.“ „Was machst du dann hier?“ „Überleben.“ Die Eismagierin kam noch einen Schritt näher und legte ihre Hand unter Feyndry’hals, als dieser schwer schluckte. Sie war warm, das spürte er noch, doch dann zog sich schon dieser Schmerz durch seinen Körper und eine Kälte breitete sich aus, eine Kälte, die im Widerspruch zu seiner erfühlten Hand und ihren Augen stand. Er merkte wie er aufhörte zu atmen und die Augen schloss, er zitterte am ganzen Leib und versuchte sich erfolglos an Beherrschung. Die Wand hinter ihm, hielt ihn von der Flucht ab und er krallte seine Finger in ihre Handoberfläche, als es auch schon vorbei war.

Nie spürte er Angst deutlicher, Furcht einprägsamer und gleichzeitig Hoffnung erlösender, als er ihre Stimme vernahm.

„Jetzt ist es besser, komm, du brauchst einen ruhigen Platz zum Ausruhen. Ich kann dir helfen.“ und stützte den ramponierten Elfen auf ihre Schulter, während dieser immer noch seine Hand auf der vereisten Wunde hielt und die Kälte spürte, die ihn vor dem Ausbluten bewahrte. „Danke... ich kann selbst laufen.“ „Gut, dann folge mir.“, doch ließ ihn nicht von ihrer Schulter, als sie davonhumpelten.
 
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Wie angewurzelt saß Lissandra da und ließ ihren Tränen freien Lauf.
"Ich... Ich wollte nicht.", murmelte sie, ihre Augen fungierten als Wasserfall ihrer Reue. "Wenn ich nur bei Bewusstsein gewesen wäre.. Ich hätte.. hätte mit ihr geredet!", sagte Liss. Ihre Tränen wollten nicht verebben. Die Chantrasami starrte den Dämon vor ihr mit einer Mischung aus Todesangst und Scham an. Selbst als die anderen dazutraten, wandte sie ihren gebannten Blick nicht ab. Dabei überlegte sich Liss, was sie der gütigen Magierin überhaupt hätte sagen wollen.
Lissandra war gefangen zwischen der bitteren Wahrheit, dass sie die Frau kaum überredet hätte, nicht zu helfen - denn Wanda, ihre beste Freundin, wäre mit Liss gestorben - und zwischen den Schuldgefühlen, so erdrückenden Schuldgefühlen, dafür, dass sie noch am Leben war.
"Es tut mir so Leid.", wimmerte Liss und konnte nur kurz die kleine Echse im Sichtfeld erkennen, die den Körper ihrer Heldin umarmte und rüttelte.
Ihre Stimme bebte. Sie starrte den roten Hünen an, noch immer, ohne zu wissen, was dieses Wesen überhaupt war.
Die Heilung hatte Liss zwar jede Lebenskraft zurückgegeben, doch sie fühlte sich so, als würde sie das Geschenk des Lebens nun erdrücken.
Sie war am Leben und jemand anderes hatte dafür seines gegeben. Liss war Schuld - sie durfte gar nicht leben.
Lissandra kauerte sich zusammen, umklammerte mit den Armen ihre Beine und machte sich ganz klein. "Sie hat Uns ihr Leben geschenkt.. Es ist meine Pflicht,.. meine Pflicht, das allerbeste aus diesem Leben herausuzuholen.. Ich muss das würdigen.. Aber.. wie kann ich.. ", murmelte Liss und versteckte ihr Gesicht hinter den Beinen.
Sie ging in sich. Tief durchatmen, Liss. Du hättest nichts dagegen tun können. Diese Frau hat ihr Leben geopfert und ich, ich muss das in Ehren halten.
Aber wie kann ich je weitermachen? Mit dieser Bürde auf den Schultern?

Liss hob den Kopf wieder und stellte sich langsam, bedacht auf.
"Er hat Recht..", murmelte sie und wusch sich die Tränen aus dem Gesicht - leider füllten sich ihre Augen weiterhin unkontrolliert mit Tränen.
"So muss es gewesen sein. Ich.. Ich werde das nie vergessen.", sagte sie und versuchte ihre Stimme zu festigen. Stramm stand sie dort, ermahnte sich dazu, sich am Riemen zu reißen. Sie konnte und durfte nicht selbstmitleidig verkümmern, wenn gerade noch jemand all seine Kraft in sie gesteckt hatte.
"Wir werden das niemals vergessen.", sagte Wanda und nahm auf Liss' Schulter Platz. Auch wenn das niemand gehört hatte, nickte Lissandra.
"Wenn ihr mir verzeihen könnt, wer ich bin.. Irgendwie..", sagte Liss zögerlich und sah ängstlich in die Runde, "Vielleicht habe ich einen Nutzen für euch.. Immerhin.. Hat eure Freundin mich gerettet." Die Elfe fühlte sich furchtbar, als sie das vorschlug. Konnte sie soetwas vorschlagen?
Nachdenklich, mit zittrigen Händen fuhr sich Liss über die schimmernden Narben auf ihrer Haut. Sie sahen nicht aus wie Makel, sie sahen aus wie Kunst.
"Aber Lissandra.. Der Riss.. Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, oder ob sie noch viele Jahre anhält. Ich bin die Letzte meiner Art. Wollen wir unsere gemeinsame Zeit wirklich damit verbringen, unsere Schuld zu sühnen? Sind wir überhaupt.. Schuld?", hakte sich Wanda ein. Lissandra dachte darüber nach, aber ging nicht weiter darauf ein. Wanda und ihre Zeit konnte wirklich begrenzt sein, doch eine Lösung würden sie so schnell wohl sowieso nicht finden. Wenn man nur bedachte, dass Liss schon bei freiwilligen, ziellosen Reisen beinahe um das Leben gebracht wurde, brauchte man sich nicht vorstellen, wie Liss sich mit Wanda allein aufmachte, um irgendwie.. Die Welt zu retten.
Lissandra sah dem Mann mit den eigenartigen, raubtierartigen Augen in das Gesicht. "Ich.. Ich hatte nicht wirklich eine Wahl, wisst Ihr.", besann sich Liss.
"Bitte.. Hasst mich nicht. Ich will.. Sextana, sagtet ihr? Ich will alles, was sie für Wanda und mich getan hat, in Ehren halten und würdigen.", sagte sie der Runde, die sich auftat. Tränen wusch sie sich nochmal aus dem Gesicht, dann verbeugte sie sich so tief, wie es ihr möglich war. "Bitte.. Vergebung.", piepste sie, einen Tränenausbruch unterdrückend.
 
Die Erklärung des kahlköpfigen Magiers akzeptierte Martax nicht. So dumm konnte niemand sein. So etwas tut niemand. Wozu soll man einer völlig Fremden ohne Nutzen sein Leben schenken, damit sie ihr Leben behalten konnte? Doch als die errettete Elfin es bestätigte, konnte sich der Dämon der Wahrheit nicht mehr verwehren. Er ballte die Fäuste und starrte auf das weinende, zierliche Etwas hinab. Dann bat sie auch noch um Vergebung und wollte sogar ihre Rolle in der Gruppe einnehmen. Als der Schädel des Roten das begriff wandte er sich auch an Alexis. "Ihr zieht das doch nicht ernsthaft in Erwägung. Diese... Elfin ist an Sextanas Tod Schuld." Die Frage, ob sie das wirklich war, hämmerte sich durch seinen Kopf, aber die Bedenken wurden von Zorn beiseite gewischt. "Diese da", seine Klaue zeigte direkt auf die Brust der zierlichen Elfin, "für Sextana? Soll das bedeuten, ich muss sie auch beschützen!?" Allein diese Möglichkeit gefiel dem Dämon überhaupt nicht. Diese Gruppe wechselte eindeutig zu kurz die Mitglieder und die allgemeine Hektik des Diesseits überraschte Martax erneut. Es war zwar nicht so, als ob es im Schattenreich nicht auch hektisch sein konnte. Immerhin folgte ein Kampf auf den nächsten und im Allgemeinen ging es dort jede Minute ums überleben, aber dennoch folgte der Alltag bei all dem Chaos einem gewissen Plan. Etwas was immer wiederkehrte. Das Diesseits schien gar nichts zu folgen. Jeder schien sein Leben völlig selbst gestalten zu können und das auch zu wollen. Mit diesem Ablauf musste sich ein Dämon erst mal vertraut machen. Doch all diese Bedenken waren für einen Moment durch Haj'etts Bemerkung vergessen, als er auf Alexis Augen verwies. Erst jetzt nahm Martax Notiz davon. Er streckte seine dämonischen, mentalen Fühler aus und entdeckte... Bekanntes. Hier ist Dämoneneinfluss am Werk, oder der von widerlichen Geistern. Die Antwort kam tief aus seinem Bauch und arbeitet sich über die Wirbelsäule durch den Kopf, wo sie schließlich einfach heraussprudelte. Martax wollte es gar nicht sagen und er war sich auch sicher, dass er es nur gedacht hatte bis er seine Stimme hörte. "Ein Pakt. Mit wem habt Ihr einen Pakt?" Sein Kopf arbeitete und suchte nach Dämonen oder Geistern die in Frage kamen, aber lauschte gleichzeitig nach außen. Vielleicht waren Alexis Stimmbänder schneller als eine Hirnwindungen.
 
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„Du musst gar nicht weit laufen, da ist die Hilfe.“ Saskia deutete auf einen bunten Planwagen und drei Gauklern davor, die gerade eine kleinere Menge Leute auf einem eigens kleinen vor dem Wagen zugehörigen Bühnchen unterhielt. Jongleure, und Feuerspucker hauptsächlich, neben einer Pantomime. „Ah...“ riss der Himmelself sich zusammen und wollte sich aufrecht stellen, doch die Schwarzhaarige ließ ihn nicht los, sondern geleitete ihn an der Menge vorbei hinter den Wagen zu einem Lagerfeuer und zwei weiteren Leuten der Sippschaft. Er versuchte sich an einem freundlichen höflichen Eindruck, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte und so hörte er, wie Saskia in einer ihm fremden Sprache wohl den Leuten erklärte, wer sie und er ist. Zu seiner Überraschung standen hinter der Bühnenfassade noch zwei weitere dieser planenbedeckten Wagen und sofort wurde er in einen dieser gebracht, konnte sich in weiche Kissen fallen lassen und durchatmen, denn die Vereisung war größtenteils aufgetaut und die Wunde keineswegs besser.

Er verstand, das diese Leute sich um ihn sorgten, denn sie kamen mit einer Flasche klaren Wassers und zwei, drei Gläsern, einem Holzstück und Tüchern sowie Wasser zusätzlich in einer Schale zurück. Er brauchte kein Heiler sein, um zu wissen, was sie vorhatten und er war zu fiebrig um sich zu wehren. Also trank er brav den Schnaps bis zur Fastbesinnungslosigkeit aus der Flasche leer, biß auf das Stück Holz und versank in Schwärze, als die Wunde ausgebrannt wurde.

[…]

Das erste was er vernahm, als er sich bewegte ohne die Augen zu öffnen waren weiche Kissen, in denen er immer noch zu liegen schien. Das Zweite was er wahrnahm, war eine andere Geräuschkulisse und das Dritte: Seide auf seiner Haut neben etwas Straffen, ihn Umspannenden. Seine Hand fuhr zu seiner Nasenwurzel und Finger umschlossen dort eben diese mit Daumen und Zeigefinger, als er die Augen zusammenkniff und den strammen Verband um seine Brust spürte. Als er sie öffnete war es wohl mitten am Tag, denn die Sonne schien durch das winzige Planwagenfenster und erleuchtete ihm eine glühend rot sehr orientalisch angehauchte Planwageneinrichtung. Er lag auf weichen großen roten Kissen, von einer Decke eingehüllt und drehte den Kopf Richtung Fenster. Neben ihm ein kleines Nachtkonsölchen ohne Beine auf dem eine gläserne im Sonnenlicht leuchtende gefüllte Wasserkaraffe und ein leeres hohes Trinkglas stand. Es roch nach Räucherwerk im gesamten Inneren und er folgte dem Rauch und dem schweren Teppich bis hin zu einem gemütlich großem Sitzkissen neben der Tür, in dem er zwei übereinandergeschlagene Beine, einen dazugehörig lümmelnden Körper und einen auf die Seite gestützten Kopf mit einer schlafenden schwarzhaarigen Saskia fand. Er richtete sich leicht auf und sie erwachte von dem knisternden Stoff und öffnete verschlafen in seine Richtung blickend die Augen und sah in ein seichtes Lächeln. „Ich fürchte ich bin nicht salonfähig...“ und blickte in ihr Grinsen nachdem sie sich aufrichtete und ihn ansah. „Stimmt.“ „Wie lange hab ich so verbracht?“ „Du meinst schlafend? Einen Tag.“ „Einen Tag...“ wiederholte Feyndry’hal murmelnd. „Jap.“ bestätigte Saskia kräftig nickend und sah ihn an. „Gut...“ „Ja...“ und die Schwarze stimmte nickend in das Nicken des Himmelselfen ein. „Ouh... ich... deine Klamotten sind hier und äh... Wasser steht da und Vorsicht mit dem Aufstehen, die Decken sind hier nicht besonders hoch...“ entschuldigte sie sich, stand auf und duckte sich leicht, mit ihrem Zeigefinger gen Decke deutend. „Wie habt ihr mich zusammengeflickt...“, wollte er wissen und deutete auf seine verbundene Wunde. „Wir haben dich besoffen gemacht, dir nen Beißholz verpasst, die Wunde ausgebrannt und genäht. Wie es aussieht ist der schwarze Rand fort.“ grinste sie. „Und keine Sorge, es ist derselbe Planwagen. Aber wir haben dich entführt!“ gab sie zu Bedenken. Das Gesicht des Himmelselfen verzog sich leicht ins Ungläubige. „Zur Erklärung, wir sind nicht mehr im Hafen von Dujol. Sondern ein Stück weitergezogen.“ „Ah!“ schien Feyndry’hal erleichtert und sah sie skeptisch an, sofern er das konnte auf seine Ellenbogen in die Kissen gestützt. „Ich... geh dann mal... Und vorsicht Stufen!“ rief sie noch sich umdrehend, als sie die kleinere Tür quietschend öffnete, hinausgetreten war und schon wieder schließen wollte.

„Tzz!“ schüttelte der Elf mit dem Kopf, bewegte sich dementsprechend langsam aus dem Nachtlager und bekleidete sich.

[…]

Später am Abend lehnte er in lockerer Runde abermals in weichen Kissen, die jedoch dieses Mal zu einem knackigen Lagerfeuer eines ganzen Zeltlagers gehörten, mit denen er sich am frühen Nachmittag dann samt Bewohner vertraut gemacht hatte und lauschte einer leise angestimmten Gitarre während gegrillter Fischgeruch noch in er Luft und leere Teller neben ihnen standen. Saskia, die zuvor die Teller forträumte, gesellte sich dann zu ihm, sah in die Flammen, fröstelte und blickte ihn dann an. „Du erholst dich schnell.“ „Schlimm?“ „Nein.“ lächelte sie verlegen. „Wo hast du das gelernt? Dinge zu vereisen?“ und wandte sich leicht zu ihr. Saskia erzählte ihm ihre Gesichte und der Elf lauschte ihr. „Ich weiß also, was dich angriff und du solltest ihnen nach.“ "Nein."

Der Elf wandte den Blick von Saskia und sein Mund nippte ruhig an seinem Trinkglas, als er nachdenklich und mit bitterer Mine ins Feuer blickte.

„Du bist ihnen begegnet und weißt Nichts. Du hast mit ihnen gesprochen und nicht zugehört, du denkst es ist leicht, doch du bist schneller Tod, als du fliehen kannst. Glaub mir, ich bin schnell, aber die Bestie war schneller. Gleichzeitig trafen sich unsere Klingen, doch ihre Illusion erfasste mich unvorbereitet. Meine Klinge war tief in ihren Leib gebohrt doch es reichte nicht, um sie umzubringen, sie brachte mich um. Ihre Klaue tief in meinen Leib gebohrt, bewahrte mich Perfektion vor dem endgültigen Fall. Sie war leise, schnell und effizient. Wenn ich schon Schwierigkeiten habe, wie denkst du, soll deinegleichen überleben?“ „Wir sind Illusionisten, wir erschaffen täglich Visionen und überzeugen Menschen von deren Wahrheit.“ „Es ist eine Sache ein Stachelschwein für ein samtig weiches Sitzkissen zu verkaufen, doch es ist etwas völlig anderes ins Maul einer Bestie zu schauen, die dir Perfektion bietet und dich in eine Blase der Realität einlullt. Wie willst du unterscheiden, als Illusionist, wenn dir perfekte Realität als Ausweg verkauft wird und das während du stirbst?“ „Ich wäre beinahe gestorben...“ „Und du hattest Angst, wahnsinnige Angst, sie lähmte dich geradezu und machte dich handlungsunfähig.“ „So, wie ich dich... woher hast du diese Angst vor Eiseskälte?“ Feyndry’hal schluckte schwer und blickte erneut ins Feuer zurück.

„Ich war jung, wir spielten auf einem See im Winter. Ich brach durch die Eisschicht und kam nicht wieder heraus.“ „Hast du Angst vor mir?“ „Ich halte dich für sehr gefährlich, weil du dich schlecht unter Kontrolle hast.“ „Und du hast dich besser unter Kontrolle?“ entrüstete sich Saskia. „Ja, weil ich meine Grenzen im Gegensatz zu dir, kenne!“ „Ist das so!?“ „Täusche ich mich?“ „Du täuschst dich!“ „Beweise es mir!“

Ihre Blicke trafen sich, Saskias Entrüstung traf auf ruhige Elfenaugen.

„Gut, wie du willst. Morgen gleich nach dem Frühstück!“ und drückte sich kraftvoll hoch und ging zu Bett.
Feyndry’hal starrte ins Feuer und nippte sein Trinkglas leer.
 
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„Euch trifft keine Schuld.“ stellte Oriak fest, der den anderen gefolgt war und relativ teilnahmslos die Geschenisse verfolgt hatte. Erneut kam die Trauer des Verlustes nicht derartig zu ihm durch, denn erneut hatte es jemanden getroffen, den er kaum kannte. Wie bei Jadro. Leute, die er nur oberflächlich kennen lernen konnte, zu kurz war die Zeit gewesen. Tragisch allemal, gerade zu einer solchen Zeit, wo man wohl alle Kräfte brauchen konnte, aber zur persönlichen Trauer reichte es bei ihm kaum. Er wandte seinen Blick von der Toten ab und blickte erneut die Elfenfrau an, für die Sextana offenbar gestorben war und sprach weiter: „Und Hass ist hier falsch. Sie selbst wird am Besten gewusst haben, was sie getan hat. Niemand hat es von ihr verlangt, keiner hat es von ihr erwartet. Es war ihre Entscheidung, denke ich. Verliert euch nicht in Schuldgefühlen, ihr hab sie nicht um den Dienst gebeten, den sie euch erbracht hat.“. Oriak kramte in seinem Gürtel und zog ein blassblaues Seidentuch hervor. Er reichte es der Fremden: „Trocknet eure Tränen und kommt zur Ruhe. Ich weiß, meine Worte sind dafür zu schwach, doch fangt an euch zu beruhigen, bitte. Sie hat ihr Leben für eures gegeben. Ich brauch euch sicher nicht zu sagen, dass es eine gute Sache wäre, wenn ihr euere neue Chance, dieses neue Leben annehmen würdet und nicht unter Schuld und Scham begrabt.“
 
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Alexis hatte die Situation also folgerichtig eingeschätzt. Sextana hatte alles gegeben um Lissandra zu helfen.
Es war Sextanas Entscheidung gewesen und das musste er akzeptieren. Martax' Reaktion nach zu urteilen, musste Alexis ihm das auch klar machen.
Jedenfalls begrüßte Alexis die Tatsache, dass Lissandra gewillt war diese Bürde zu tragen und das Geschenk nicht zu vergeuden. Das musste hart für sie sein.
Allerdings störten in die Fragen nach seiner Veränderung. Er wollte sich nicht damit auseinandersetzen, nicht jetzt. Doch Martax insistierte und zwang Alexis zu einer Antwort darauf.
"Magna. Ich habe eine Pakt mit Magna. Nicht ganz freiwillig, aber offenbar ist sie nun gewillt ihren Teil der Abmachung etwas großzügiger zu gestalten. Und zu Lissandra: Ich ziehe es nicht nur in Erwägung. Ich akzeptiere ihr Angebot. Es war Sextanas Entscheidung ihr Leben für sie hinzugeben. Wir sollten Lissandra die Chance gewähren dieses Opfer zu ehren."
Es war Oriak, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und seinen Worten Nachdruck verlieh. Innerlich rollte Alexis mit den Augen. Wieder ein ellenlanger Monolog des Bogenschützen. Die arme Liss musste sich föllig überfordert fühlen.
Eigentlich wollte Alexis nicht über all das reden, sondern Lissandra irgendwie trost sprenden. Nun war aber Oriak - zuvorkommend wie immer - an seinen Platz gerückt. Er wollte die ärmste jetzt nun wirklich nicht überfordern.
Stattdessen sah er zu Sextanas Leichnam.
"Wir sollten sie Bestatten. Martax, würdet Ihr sie zurück zum Lager tragen?"
 
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„Du hast mir nicht erzählt wie du ihr entkamst.“ „Du hast nicht gefragt.“

Saskia verspeiste ihr Spiegelei und trank ihren Kaffee leer. „Geh nie davon aus, alles auf einem Silbertablett serviert zu bekommen.“ „Wie bist du ihr entkommen?“ „Sie machte einen Fehler.“ „Welchen?“ „Ihre Vorstellungen von mir, waren nicht identisch mit der Realität.“ „Die Illusion war nicht realistisch?“ „Die Illusion war ihre Realität.“ „Versteh ich nicht.“ „Liebe.“ „Häh?“ Saskia blinzelte ungläubig „Liebe?“

Feyndry’hal stand auf und sah auf sie hinab. Saskia sah zu ihm hoch.

„Du warst schon mal verliebt?“ „Ähh... uuhm, ja.“ und wurde rot. „Dann weißt du wie sich das anfühlt.“ „Moment, du meinst dieses Biest gaukelte dir Liebe vor?“ „Exakt.“ „Woher wusste sie...“ „Wusste sie nicht. Sie erschuf eine Illusion, von der sie glaubte sie würde mir entsprechen.“ „Doch das tat sich nicht.“ „Nein.“ „Du warst noch nie verliebt?“ und die Eismagierin stand ebenso auf. Feyndry’hal schüttete den Rest seines Tees mit einem Zischen in das Feuer. „Sie kannte nicht meine persönliche Geschichte, also konnte sie nicht wissen, wie wir Elfen oder ich, ticke.“ „Du weichst aus. Was zeigte sie dir?“ „Meine Frau.“ „Häh? Wieso war das Falsch?“ „Weil ich sie, nicht liebe.“ „Wow...“

Feyndry’hal wandte sich ab und ging auf eine nahegelegene freie Wiese. Saskia folgte ihm: „Du bist verheiratet??“ fragte sie perplex. „Nein. Ich liebe.“ „Wen?“
Er wandte sich um:
„Du bist neugierig.“ „Und du interessant.“ „Ja? Wegen der Liebe?“ „Wegen dem Thema.“ Ein Grinsen zog sich über Feyndry’hals Gesicht. „Dasselbe.“ Saskia verzog ihr Gesicht und versuchte ihn zu fassen. „Du sagtest frag.“ „Und hier ist eine Grenze.“ „Wie soll ich wissen, wie die Bestien ticken und wie man ihr dann entkommt, wenn du es nicht verrätst?“ und taperte Feyndry’hal hinterher, der sich erneut von ihr entfernte. Doch dieser drehte sich abrupt um, fasste ihren Nacken mit einer Vorsicht und Kraft, die sie überraschte und fegte sie mit einem Fußfeger von den Beinen. „Aaah...“

Saskia fiel auf den Boden und Feyndry’hal beobachtete. Die Eismagierin lag dort, doch um sie herum war der Boden gefroren und vereist. Es reichte bis zu seinen Fußspitzen und besorgt sah er das Schauspiel. „Tot!“ verkündete er.

Saskia wurde wütend und drehte den Kopf. „Ich war unvorbereitet. Du hast nichts gesagt!“ und stemmte sich hoch. Genaustens beobachtete Feyndry’hal sie „Wut, ist kein guter Zug in Verbindung mit Magie!“ Er richtete einen Zeigefinger gegen sie „Beherrschung! Der Fall, die Feinde, Tod,... Nichts kündigt sich an!“ Saskias Augen weiteten sich, sie war intelligent genug um zu erkennen, was er tat. „Du hast Glück, wenn du es siehst, doch es ist nicht sicher, ob du es erkennst. Das ist es, was sie tun, das ist es, was sie erkennen versuchen und das ist es, woran viele unter ihnen scheitern. Zu sagen zieh' mit ihnen ist einfach, doch weißt du auch was es bedeutet?“ „Nein...“ gab Saskia kleinlaut zu. „Richtig. Deine erste weise Antwort heute.“ und nahm den Zeigefinger hinab. „Es ist nicht von Belang zu wissen, wie andere entkommen. Es ist wichtig zu wissen, wie es entsteht. Es ist nicht wichtig ob ich liebe und wen, es ist wichtig zu wissen, das die Bestie annahm Liebe wäre mir das Wichtigste und schaffte Perfektion.“ „Also hast du etwas gelernt.“ „Über mich, ja.“ „Nicht auch über sie?“ „Nein, ich kenne sie nicht und ich habe keine Zeit diesen Umstand zu ändern. Die einzige Konstante in einem Krieg, bist du selbst!“ „Verstehe.“ „Nein, tust du nicht.“ „Doch.“ „Nein.“ „Aber doch...“ „Nein.“

Feyndry’hal drehte sich erneut um und ging von Saskia weg. Doch Saskia schuf eine Barriere aus klirrendem Eis vor ihm. Und er stoppte. „Du lernst.“ „Und du lehrst.“ „Nein, ich beobachte und handle.“ „Noaach, warum bist du so kompliziert.“ „Warum bist du so einfach?“ und drehte sich über die Schulter zu ihr herum. „Das war nicht nett.“ „Ist das wichtig?“


Und so verbrachten sie Stunden, über Stunden...
 
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Liss hob ihren Kopf nur langsam wieder aus der beinahe übertriebenen, tiefen Verbeugung.
Der rote Hüne jagte ihr eine große Angst ein, sie zuckte sogar zusammen, als er das Wort ergriff.
"Ihr.. Mich beschützen? Nein!", sagte sie und machte eine abwehrende, aber beschwichtigende Handgeste. "Ich werde niemandem im Weg stehen und niemand außer mir selbst muss Verantwortung für mich übernehmen.", erklärte sie. Dabei kam Liss in dieser Situation nicht daran vorbei, dass ihre Stimme trotz aller Bemühungen leider brüchig klang. "I-ich.. Ich heiße Lissandra, und das ist Wanda.", sagte Liss und deutete mit ihrem Blick nur kurz auf den fliegenden Waldgeist.
Als ein blonder, schlanker Mann auf Lissandra zuging und erlösende Worte sprach, lächelte die Elfe verlegen. "Habt meinen größten Dank.", sagte sie und wiederholte eine verzweifelte, verlegene Verbeugung, die dieses mal allerdings nicht so tief ging und nur kurz anhielt. Lissandra lächelte den Mann an.
Ungewohnt schüchtern, so wie schon die ganze Zeit über, seit eine fremde, gütige Person sie von den Toten zurückholte, nahm sie das Seidentuch an. Sie tupfte sich damit mit zittrigen Händen ihre Tränen weg und atmete langsam tief ein und aus. Der Mann hatte Recht, es brachte nichts, sich wie eine einzige Schande zu fühlen. Irgendwas musste diese Menschenfrau dazu getrieben haben, ihr Leben aufzugeben. Vielleicht hatte sie Gründe, die allen Anwesenden für immer unerkennbar erscheinen würden.
Irgendetwas, irgendetwas musste sie darin gesehen haben.
Mit einem freundlichen, aber noch immer traurigen Lächeln wandte dann sich die Elfe schließlich auch wieder den anderen zu.
Das Gespräch wandte sich allerdings schnell in eine andere Richtung und Lissandra verstand nicht, was genau die Gruppe meinte.
"Ich würde diese Chance nicht vertun.", sagte Liss, als der Kahlköpfige wieder mit ihr sprach. Ihr Blick war dabei ein sehr Dankbarer und die Chantrasami fühlte sich etwas erleichtert. Wahrscheinlich konnte Lissandra nicht erwarten, dass jeder dieser ihr völlig fremden Gruppe verstand, was geschehen war und dass niemand der Elfe eine Wahl gelassen hatte.
Sie konnte ja selbst nicht einmal gänzlich verstehen..
Liss sah gen Boden, dort wo Sextana, ihre unbekannte Erretterin, auf dem Boden ruhte. Jetzt erst sah die Elfe, das ein kleines Äffchen an dem reglosen Leib zu klammern begonnen hatte. Es machte nervöse Geräusche, schniefte und schien auf ein Erwachen Sextana's zu hoffen. Wieder sammelten sich Tränen in Lissandra's Augen.
Stark blinzelnd blickte Liss in die Gesichter der Anwesenden.
Am liebsten hätte sie sich einfach wieder auf den Boden gelegt, sich eingerollt und geweint. Das Gefühl, das sie beschlich, war das Fürchterlichste, was sie je erlebt hatte.
Und dieser Hüne.. Seine geballten Fäuste.. Liss starrte auf sie und ging innerlich vor Scham unter.
Ihre weichen Knie hielten sie nur durch den inneren Kampf davon ab, Liss auf den Boden sinken zu lassen. Und auch Wanda war ungewöhnlich still.
"Wohin Ihr auch geht und wer Ihr auch seid.. Ich will niemandem zur Last fallen. Ich.. Ich will einfach...
Ich will, dass es nicht umsonst war!
", sagte Lissandra entschlossen. Ihre Tränen glitzerten an den Wimpern und auf dem Gesicht etwas in der Sonne, als sie die ungewöhnliche Ansammlung verschiedener Wesen betrachtete.
 
Dieses elende verrückte Geistwesen. Sie hat anscheinend nicht nur mich an der Nase herumgeführt. Martax musterte Alexis noch eine Weile und merkte gar nicht wie angespannt seine Haltung war. Alle Muskeln des roten Hünen waren angespannt. "Wir sollten sie Bestatten. Martax, würdet Ihr sie zurück zum Lager tragen?" Martax schaute auf die leblose Sextana herab, an dessen Fußende noch immer sein schwarzer Zweihänder steckte. Er brummte kurz und nickte, als er die Klinge wieder herauszog. Das Viriac'Arc schien ein Klagelied anklingen zu wollen, schwang das klingende Metall doch ungewöhnlich lange nach und ebbte erst wirklich ab, als es vom Dämon wieder in die Halterung geführt wurde. Schließlich ging er neben Sextana in Stellung und beugte sich zu ihr herab. Fräulein Karma schien um keinen Preis der Welt die erkalteten Arm der Heilerin loslassen zu wollen. Blicke von Dämon und Äffchen trafen sich. Bei allem was er an garstiger Miene aufgesetzt hatte rumorte es hinter den versteiften, harten Gesichtszügen des Dämon. Mit seinen großen Armen fuhr er vorsichtig unter den Frauenkörper, bis diese an Karmas Seite wieder herauskamen. Das kleine Fräulein wusste nicht wie es darauf reagieren sollte. Es zuppelte weiter an Sextanas Arm herum und schniefte. Die Laute wurden aufgeregter als würde man ihr den Rotschopf wegnehmen wollen. "Willst du mit?" Es war wohl der ungewöhnlichste und freundlichste Satz den Martax seit Äonen ausgesprochen hatte. Nur drei Worte. Ein Angebot ohne Hintergedanken, ein Hauch von Empathie. Martax hinterfragte sein Verhalten nicht. Das Äffchen konnte ihm nicht antworten, doch verstand es ganz genau und kletterte auf Sextanas Bauch, wo es die kleinen Händchen in die Kleidung krallte und mit großen dankbaren Augen Martax anstarrte. Dieser hob die Heilerin aus dem Sand, als wäre sie eine Feder. Er hätte sie auch ohne Weiteres mit einer Hand tragen können, doch erschien es ihm angesichts des Vorhabens einer Bestattung pietätlos. Auch diese Entscheidung hinterfragte er nicht.

Der Gehörnte wandte sich gerade zum Gehen um, da drehte er den Kopf zu Lissandra. "Es war nicht umsonst." Schweigen. Sein Blick ruhte auf ihrem. "Ihr habt keine Wahl bei meinem Schutz - wieder nicht. Ich schwor die Gruppe mit meinem Leben zu beschützen als Gegenzug für die Möglichkeit meiner Heimkehr. Das betrifft nun auch Euch." Wieder schwieg er einen Moment und ließ die Worte wirken. "Alexis hat entschieden Euch mitzunehmen." Er sah Wanda auf ihrer Schulter und hoffte inständig, dass es kein Geistwesen war. Es gab ja allerhand wunderliche Geschöpfe in dieser Welt. Etwas rein Lebendiges wäre ihm lieb. "Euch beide." Er unterdrückte ein Knurren. "Jetzt konzentriert Euch. Schwäche wird euch nicht helfen bei der Aufgabe die Ihr Euch aufgebürdet habt. Sogar ein Pferd habt ihr nun." Damit ließ er es gut sein und vollendete seine Drehung, die ihn wieder in Richtung Lagerplatz brachte. Der Dämon trat seinen kurzen Marsch an. mit Sextana auf den Armen und einem kleinen Äffchen, das wohl selten so eine gute Aussicht hatte.
 
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„Reittiere haben wir tatsächlich genug,“ bestätigte Oriak: „denn auch Lea hat uns verlassen. Sie ging in der Nacht fort, sie hielt ihre Verletzung für zu schwer um uns weiter zu begleiten. Und sie muss unbedingt mehr über Elfen lernen, sagte sie.“ erklärte er den anderen, während sie zu ihrer alten Lagerstätte zurück kehrten. Dort angekommen informierte er kurz die übrigen Männer, die zurück geblieben waren und die Tiere beladen hatten. Es war an sich alles für die Abreise bereit, aber alle standen noch in einem lockeren Kreis beieinander und hatten noch diese Sache zu tun. „Hm..weiß jemand um die Art der Bestattung, die Sextana gefallen hätte?“ fragte Oriak unsicher in die Runde. Sein Blick blieb dabei einen Moment an Hajett hängen, hatte er doch zumindest ein klein wenig Zeit mit der Frau verbracht, der sie hier die letzte Ehre erweisen wollten. Aber er wollte ihn auch nicht direkt fragen. Vielleicht war er eben weil sie etwas Zeit verbracht hatten jetzt in Trauer und wollte sich nicht mit solchen Dingen befassen. Oriak war meist nicht gut darin, zu erkennen, wie sich andere grade fühlten, aber hier war er sich einigermaßen sicher. Aber irgend jemand müsste jetzt etwas tun. „Wir begraben sie. Das sollte doch passen. Auf jeden Fall werde ich schon mal zu graben beginnen, wir müssen nämlich auch noch weiter, nachher.“ stellte Wazir in die Runde, schnappte sich Maku und sie suchten sich eine Stelle, an der sie gut liegen würde und fingen an ein Loch auszuheben.
 
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Der Wind wehte sacht und heiß von der Wüste herüber und in der Ferne hörte man das Lagerleben. Feyndry’hal hockte derweil auf seinen Fersen und meditierte unberührt. Dennoch vernahm er die leisen Schritte die sich hinter ihm näherten und sich ebenfalls so niederhockten. Er hatte sich nicht nur ihre Bewunderung, sondern auch ihren Respekt eingefangen und während sie auch die anderen überzeugen konnte, war er sehr überzeugt von ihr. Alles was sie brauchte, lag in ihr, doch ohne jemanden, der das sah – blieb sie wer sie war und vor allem: stehen. So war es nicht verwunderlich, das sie nach Orientierung strebte, wissbegierig, neugierig, lernbereit. Das sie oft und gern über ihre Grenzen ging, wusste der Himmelself nur zu genau, denn sie vereiste immerhin ein ganzes Schiff, ohne überhaupt zu wissen, was genau sie da tat. Oder?

„Du imitierst mich“ „Nein.“ „Doch.“ „Ist das wichtig?“ „Ja, denn das ist gut.“ und ein Grinsen zog sich über das Gesicht des Elfen, ohne das er die Augen öffnete. „Indem du das tust, schärfst du deine Beobachtungsgabe, denn um jemanden zu imitieren, musst du sehen was er tut, um es nachmachen zu können verstehen.“ „Verstehe.“ „Nein, denn du sitzt falsch.“ „Was? Wie kannst du das sehen, hast du hinten Augen?“ „Ich hörte es, als du dich hinhocktest.“ „Ooh Herr Allmalklug, was?“ „Und jetzt atmest du falsch in deiner Wut.“ „Ich bin nicht wütend...“ schnaufte Saskia und merkte, das sie nun doch wütend war. Es knisterte. Sie sprang auf und wollte gehen. „Bleib!“
Die Magierin blieb tatsächlich stehen. „Nehme nie etwas als gegeben hin, was andere dir sagen. Vergewissere dich, ob dich deine Sinne trügen oder die Sinne des anderen getrügt sind. Dein Ansatz war gut, deine Ausführung schlecht. Setzt dich hin!“ Feyndry’hal hatte seine Augen geöffnet als er sprach und wartete das sie seinen Rat befolgte. Und Saskia setzte sich tatsächlich so hin, dass sie auf ihre Haltung achtete, doch als sich der Elf in seinem Sitz herumdrehte, korrigierte sie sich unsicher und zappelte nervös hin und her. „Schließ die Augen und fühle deinen Atem.“ und Saskia tat, wie ihr geheißen.
In einer Fließbewegung erhob sich der Elf vor ihr und begab sich hinter sie. Sacht und fast unmerklich korrigierte er ihre Haltung. Ihr Kreuz, ihre Kopfneigung, ihr Becken und ihre Knie. „Dein Atem, wird dein Lehrer sein. Bist du kurzatmig, bist du nicht im Gleichgewicht, atmest du flach, nicht aufgerichtet. Um zu wissen, wie man atmet, musst du lernen, wie man geht, steht, sitzt und sich bewegt, richtig bewegt. Bewegst du dich nicht richtig, kannst du nicht atmen, sitzt du nicht richtig, bist du nicht im Gleichgewicht. Bist du nicht im Gleichgewicht, hat es der Gegner leicht, weil du angreifbar bist.“ „Und wenn ich nicht mehr atme tot.“ entgegnete Saskia und Feyndri'hal grinste breit, doch führte Ernst weiter aus. „Unsicherheit, spielt dem Feind in die Hände. Du brauchst nicht unsicher sein, du machst das gut.“ Während noch das Lächeln über Saskias Gesicht huschte, entfernte sich der Himmelself von ihr und überließ sie sich selbst.

[...] Stunden später...

„Du hast mich alleine gelassen, Stunden saß ich da in der Sonne und hab beinahe einen Sonnenstich gekriegt!! Ich dachte du lehrst mich etwas, aber du warst nicht einmal da!!“ entrüstete sich die Magierin. „Woher soll ich wissen, das ich das gut mache, was ich da mache?“ „Du hast keinen Sonnenstich, also warst du wohl gut, denn du bist rechtzeitig aus der Sonne gegangen.“ „Du willst mich jetzt veräppeln oder?“ „Nein. Ich veräpple dich ganz sicher nicht!“ Feyndry’hal, der gerade mit einigen aus der Sippschaft beim abendlichen Mahl saß, sah zu ihr auf und leckte sich seine Finger ab. Dann hielt er ihr einen frischen Teller mit den zubereiteten Speisen hin. Saskia fühlte sich veräppelt und war versucht ihm den Teller aus der Hand zu schlagen. Doch stattdessen schnaufte sie erneut wütend, drehte sich sich abrupt herum und stapfte pompös von dannen. Der Himmelself sah ihr nicht nach, sondern starrte ins Feuer.

„Zeit es zu beenden.“ sagte er zu sich selbst. Dann stand er auf und ging ihr nach. Schon aus der Ferne hörte er ihr Schluchzen und sah an ihren tränenwegwischenden Bewegungen, das sie zwischen Wut, Trauer und Enttäuschung hin und her jonglierte und um Fassung rang.
„Saskia.“, forderte er ihre Aufmerksamkeit ein. „Was ist...?“ unterdrückte Bitterkeit und all das, entluden sich in ihrer Stimmlage und sie war jetzt sogar so wütend, das es bedrohlich knisterte. „Ich weiß nicht was du dir von mir versprichst, aber ich bin nicht der, für den du mich hälst.“ begann er sanft. „Ich habe mit den Bestien gekämpft, du hast mich gerettet und ich bin dir dankbar, sehr, doch hör auf in mir den Messias zu sehen. Du hast die Bestien gesehen, was sie tun können. Mehr als einmal. Du hast ein ganzes Schiff wegen ihnen vereist, einfach so. Das kann ich nicht. Ich kann kein Schiff vereisen, ich sterbe fast, weil ich nicht schnell genug bin mit meinen Waffen. Ich bin nicht hier, weil du... Hilfe brauchst. Ich bin hier, weil ich... Hilfe brauche.“
„Ich sagte dir doch, du sollst ihnen nach...“ „Und dann?“ Die Magierin wischte sich die Tränen weg und zog ihre Rotznase hoch, stemmte ihre Hände in die Hüften und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. „Dann kämpfst du mit ihnen und besiegst sie mit ihnen. Zusammen seid ihr stark.“ und ging einen Schritt auf ihn zu und erfasste seine Oberarme. „Ich habe gesehen wie du bist, ich habe gesehen, wie sie sind, was sie tun können, was sie tun.“ „Saskia, wer bin ich?“ „Ein Elf. Schlau und klug und gewand, du hast die Bestie überlebt, wie Evan eine Wunde davongetragen, er hat auch überlebt. Und die Rede von der ich erzählte, das war Oriak, ein Sohn der Wüste, er hat einen Hund und eine Maus – halt, es war ein Wolfshund. Er hat die Goblin gefunden und Lea, du wirst sie mögen, sie ist wundervoll, denn ihre Hilfsbereitschaft in dieser Zeit war unübertrefflich, hat ihr ebenfalls geholfen. Und Alexis, der Magier mit seinem Geist... er hat den Phoenix erschaffen... etwas, was ich nie könnte – ehrlich. Er war warm und hatte mit einem einzigen Flügelschlag das Schiff...“

Feyndry’hal schüttelte Saskia und sie sah ihn an. „Saskia, wer... bin ich?“
Und die Magierins Hände glitten an seinen Oberarmen hinab und umarmten sich selbst: „Du bist ein Elf... du kannst ihnen... es muss doch... Hoffnung... es geht doch nicht, das alles so... sinnlos aussichtslos und verloren ist...“
„Du kennst mich nicht.“ „Nein. Ich kenn dich nicht.“ hauchte sie und begann bitterlich mit vorgehaltenen Händen zu weinen. Feyndry’hal war versucht sie an sich zu drücken, ihr sanft über das Haar zu streifen, doch er streifte nur tröstend ihren Oberarm, schloss die Augen und schwieg, als Saskia sich vollends von ihrer Illusion löste. „Angst zu haben ist in Ordnung. Du willst ihnen nicht nach, obwohl du es zusagtest und versuchst nun mich dazu zu bringen und somit Ersatz zu schaffen. Das ist in Ordnung. Vollkommen in Ordnung.“ sprach er ihr leise zu. „Ich weiß nicht was ich tun soll, ich kann das nicht... es tut mir so leid...“ „Saskia, du hast genug getan.“ “Du wirst nicht gehen, oder? Du hilfst ihnen nicht, oder?“

Der Himmelself löste sich wieder von ihr und sah in die Sterne: „Ich weiß es nicht. Noch nicht.“
 
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"Er kommt."
"Bist du bereit?"
"So bereit man sein kann. Bist du sicher, dass es funktionieren wird?"
"Es muss, oder es wird unser aller Ende."
Sie starrte auf das Podest, in dessen Licht die beiden Artefakte schwebten. Geschaffen um zu zerreißen und wieder zusammenzufügen. Nie hätten sie nur ahnen können, was sie mit der Erschaffung dieser Artefakte anrichten würden. Nichts würde je weider so sein, wie es einmal war. Doch das machte keinen Unterschied. Wenn sie hier und Heute scheiterten, würde es kein Morgen geben. Kein Sein.
Die Schattenhorde brandete gegen die Tür der Halle des Himmelspalastes. Staub rieselte von der Decke, ob der Gewalt, die die Unmengen an Schattenwesen dem Gebäude entgegensetzten. Sie hatten die Stadt in nur wenigen Stunden überrant. Das Reich war gefallen, aber es gab Hoffnung. Ein Reich für die gesamte Schöpfung. Das war ein fairer Tausch. Vorrausgesetzt ihr Plan würde aufgehen. Ein letzer, verzweifelter Versuch. Sie konnten ihn nicht vernichten. Wieder und wieder hatten sie es versucht, doch er erhob sich jedes mal erneut, stärker als je zuvor. Nichts konnte ihn aufhalten, nicht einmal ihre neueste Schöpfung, eine ganze Armee aus Konstrukten. Und selbst wenn, die meisten davon waren nie fertiggestellt worden. Sie waren abgeschnitten und hatten keinen Kontakt mehr zu den Außenposten. Sollte das Reich fallen, würden die verbliebenen Außenposten in den Ruhemodus versetzt, darauf warten, dass ein Eldermagi sie erneut erwecken würde, um Zeuge der Macht dieses Reiches zu werden. Und um vielleicht zu vollenden, was sie nicht vermochten. Ihn endgültig aufzuhalten. Und den eigenen Fehler wieder gut zu machen.

Mit einem gewaltigen Knall wurde die Tür in Stücke gerissen. Schattenwesen strömten herein, doch verharrten sie kurz hinter dem Türrahmen und machen Platz für ihren Herrn und Meister.
Stumm schritt die Gestalt hinein, völlig verhüllt. Nichts deutete mehr darauf hin, was er einmal war. Bruder, Mentor, Freund. All das mochte man ihn früher genannt haben. Doch das war Vergangenheit. Er hatte alles verraten, was er einst so hoch schätzte und sich der Macht aus dem Dämonenreich bemächtigt, unterworfen, was er einst zu beschützen gelobte. Verzehrt, was er einst zu erhalten gedachte. Von ihrem einstigen Freund war nichts mehr übrig. Nur noch kalte Schwärze und blinder Hass.
Sie waren die mächtigsten Magi, die diese Erde je gesehen hatte, doch selbst sie erzitterten in seiner Gegenwart.
"Gebt mir den Hammer."
Sie traten zwischen ihn und die Artefakte. "Du weißt, das können wir nicht. Wie du, haben auch wir einen Eid geschworen. Weißt du noch?"
Mit einer widerwilligen Geste wischte der Schattenmeister dieses Fragment einer Erinnerung weg. "Es ist vorbei. Gebt mir den Hammer und ich werde Euren Tod schnell und schmerzlos gestalten."
Sie rückten enger zusammen und nahmen sich an den Händen.
"Wir sterben so oder so."
Angewidert heulte der Dunkle los und preschte auf die beiden zu. Doch seine Bewegung kam jäh zum erliegen, als er in den Bannkreis in der Mitte des Raumes trat.
"Was... Was habt ihr getan!" Mit aller Kraft suchte der Dunkle sich daraus zu befreien. Der Zauber leuchtete auf und pulsierte, drohte zusammenzubrechen. "Ihr müsst schon mehr aufbieten als diese Taschenspielerei!"
"Oh, das werden wir!", rief sie ihm entgegen, während sich die Schattenkreaturen aus ihrer Starre lösten, um auf die beiden Magi zuzustürzen. Sie wirbelte herum und drückte einen Kristall in die Vertiefung eines steinernen Pults hinter ihr. Licht flackerte auf und die Kreaturen wurden kurz vor ihnen in ihrer Bewegung gestoppt. Der Boden um den Dunklen begann sich zu bewegen und in einer anmutenden Choreografie schloss er sich um den Gefangenen.
"Dafür werdet ihr büßen! Das zahle ich Euch heim! Ich werde nicht.... NEEEEEEIIIIIN....!"

Eine goldene sechseckige Doppelpyramide hatte sich um ihn geschlossen. Die Schattenkreaturen wurden davon regelrecht angesaugt, lösten sich auf und wurde in den Symbolen darauf gebannt.

Stille kehrte ein.

"Es... es hat funktioniert!"
"Aber es ist noch nicht vorbei.", meinte sie nur. "Wir können ihn nicht hier lassen. Jemand könnte ihn einfach befreien. Wir müssen ihn wegsperren, versiegeln, An einem Ort, an dem ihn niemand findet.
Sie sah herüber zu den Artefakten. Er fing ihren Blick auf.
"Du willst doch nicht etwa..."
"Ich muss. Es ist die einzige Möglichkeit."
"Aber was wird aus dir? Was wird aus uns?"
Sie sah ihn an. In ihrem Blick lag ihre ganze Liebe zu ihm. "Solange er noch hier ist, können wir niemals in Frieden leben. Niemand wird das können."
Er sah zu Boden, schluckte und nickte dann.
"Also gut. Wir müssen es tun."
"Nimm den Hammer. Ich nehme die Nadel."
"Wo wirst du ihn einsperren?"
"Ein Ort in der Dämonenwelt. Ich habe es gesehen, als ich das letzte Mal dort war. Nicht einmal die Dämonen wagen sich dorthin. Dort wird man ihn nie finden. Du öffnest den Raum und ich werde ihn hinter mir verschließen, sobald ich den Sarkophag platziert habe." Sie ergriff die Nadel und er den Hammer. "Bereit?"
"So bereit wie man sein kann.", flüsterte er mit niedergeschlagenem Blick.
Sie küsste ihn ein letztes Mal.
"Leb wohl."
"Leb wohl, Fey."

Sie hielt sich am Sarkophag fest und donnerte damit gen Himmel, hinein in den Riss.
Der Äther war wunderschön. Für einen Augenblick war sie erfüllt mit einem Gefühl des ewigen Friedens. Ein letztes Mal.

Dann Schwärze. Unendliche Schwärze. Hoch über den Schwefelgeschwängerten Wolken der Dämonenwelt sah sie die Sterne dieser fremden Welt und ließ den Sarkophag los. Mit all ihrer Kraft, die ihr geblieben war, band sie das Konstrukt an ihren Ort. Einen Moment lang schwebten sie wie schwerelos nebeneinander, dann begann sie zurückzufallen, hinunter durch die Schwefelwolken, zurück in den Riss. Sie umklammerte die Nadel mit letzten Kräften vor ihrer Brust und schloss die Augen.


Mit einem grellen Lichtblitz schloss sich der Riss. Er konnte noch sehen, wie etwas leuchtendes kurz vorher herausfiel.
Um ihn herum zerfiel der Tempel. Er würde hier sterben. Begraben unter den Ruinen ihres Reiches.
Er blickte auf den Hammer. Wenigstens würde dieses verfluchte Ding mit ihm begraben. Und selbst wenn ihn jemand eines Tages fände, er wüsste nicht, wie man ihn benutzen sollte. Nur die drei wussten davon. Und schon bald würden sie alle fort sein.



Alexis half mit das Grab für Sextana auszuheben. Es dauerte nicht lange und sie hatten mit vereinter Kraft ein ausreichend großes Loch gegraben. Behutsam betteten sie ihren in Tücher gewickelten Leichnam zur letzten Ruhe.
Alexis hatte sie kaum gekannt. Wie viele würden noch von ihnen gehen? Erst de Janagi, dann hatte sich Lea davongeschlichen. Und dabei hatten sie sich noch nichtmal der eigentlichen Bedrohung gestellt. Es war zum verrücktwerden.
Einen Moment lang hüllten sich alle in Schweigen, bis Haj'ett sich schließlich räusperte und vortrat.
 
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Das Lagerfeuer prasselte wie eh und je und in der Ferne hörte man ein Käuzchen. Das Tagwerk war verrichtet und wider aller Verletzung konnte der Elf recht tatkräftig mit anpacken. Doch bei aller Leichtigkeit merkte auch die Magierin, das stets ein gewisser Schleier über dem Antlitz der feinen elfischen Gesichtszüge des fremdartigen Geschöpfes hang.

„Bist du oft alleine?“ Saskia kam mit einem heißen Glas Tee zu Feyndri'hal, der sich am zusammenpacken einer Zeltplane zu schaffen machte, für den morgigen Aufbruch. Das Lager hatte hier sein vorläufiges Ende gefunden und sie zogen weiter. „Größtenteils.“ war des Elfen Antwort. „Wie war das, mit ihnen zu reisen, Feyndri'hal?“ „Nicht zu vergleichen mit deinem Erleben. Die Gruppe... war eine andere.“ und zurrte den dickeren Strick in einem Knoten um den zusammengewickelten Stoff. „Es stimmt also... Du bist ihnen schon einmal begegnet.“ „Ich begleitete einige eine Weile, ja.“ „Wie war das?“ „Vergänglich.“ „Oh, du willst nicht drüber reden... verstehe.“ „Nein. Du missverstehst. Ich meine es so, wie es ist: Vergänglich.“ Feyndri'hal beendete seine Arbeit und Saskia reichte ihm den Tee. „Danke.“ nahm er an und setzte sich auf das geschnürte Zeltpaket. Die Magierin setzte sich neben ihn. „Ah...“ und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Sollte sie sagen, das es nichts bringt, am Vergangenen festzuhalten und er es dennoch tut?

„Ich kann nicht in die Zukunft schauen, doch ich sehe, was in der Vergangenheit war, es machte mich zu dem, was ich bin – kann ich das ändern, oder ist es gut so? Wer entscheidet darüber, außer ich selbst?“ „Und du willst das neue Gleichgewicht nicht stören.“ „Im Moment,... aye.“ „Deshalb bist du noch hier.“ „Aye...“
„Du hast alle... verloren, die dir wichtig waren...“ Saskia weitete die Augen und der Elf blieb regungslos. „Und ich... sagte es dir unwissenderweise...“ „Es ist nicht so... einfach.“ erlangte der Elf seine Fassung wieder und lächelte schwach. „Der Magier und die Echse.“

„Alexis und Haj'ett.“ korrigierte der Elf und nickte schwach. „Sie sind noch da.“ „Und es kann nicht sein, dass die Anderen munter bis an ihr lebensende glücklich und zufrieden leben?“ „Ich hoffe es.“ „Feyndri'hal, wer bist du wirklich?“ „Wie du schon sagtest: ein Elf.“ der Blondschopf prostete ihr zu und sah in den Sand, als er sich auf seine Knie mit seinen Unterarmen stützte und dann gen Horizont in den Sonnenuntergang blickte. „Schlau, klug und gewand.“ trank von dem weißen Tee.

„Das glaube ich dir jetzt nicht mehr.“ „Musst du auch nicht.“
 
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Ein Geschenk

"Was treibst du nur hier, Helena?"
Nur zögernd drückte sie sich aus der Umarmung, fast als würde sie fürchten, die warme Begrüßung ihres Onkels würde sich beim Verlust des Kontaktes in einen schwarzen Nebel auflösen, als trügerische erträumte Illusion verschwinden und sich in Wahrheit als Täuschung herausstellen. Zu schwer fiel es ihr zu glauben, dass am Ende ihrer Reise ein freundliches Gesicht warten könnte.
Doch als sie aufblickte war er noch da, Spiller, vermummt, doch die Augen von Wiedersehensfreunde schimmernd. Wie ein Geschenk der Erlösung kam es ihr vor.
"Ich habe nach Euch gesucht, Onkel. Nach Euch, nach der Nadel. Vater schickte mich-"
"Balthasar?!"
Spiller schob sie eine Armlänge weit von sich, ungläubig und verwirrt. Helena sah ihr Luftschloss schon fast in sich zusammenbrechen, als sie die plötzliche Befremdlichkeit wahrnahm, die mit einer unangenehmen Plötzlichkeit zwischen ihnen herrschte.
Er fuhr fort: "Balthasar... Ich sah ihn sterben, sah, wie... wie das Fleisch seinen Knochen gewaltsam entrissen wurde. Ich sah wie seine "Hülle" zu Boden fiel wie eine groteske gliederlose Puppe..."
"Er lebt!", unterbrach sie ihn, in der Hoffnung, dass ihr das Gefühl nicht geraubt werden würde, das Gefühl der Heimat in dieser fremden, kalten, todeserfüllten Stadt. Sie wusste nicht, in welchen Verhältnissen sich die beiden Brüder getrennt hatten, doch redete sie weiter, betete, dass er sie dadurch nur noch einmal halten würde. Wenigstens einmal.
"Er erstieg erneut, als der Riss sich öffnete. Sein Körper, er ist anders. Doch er ist es! Ich kenne ihn, ich erkannte ihn!"
Eine Ewigkeit verging in der die Schneeflocken wie im nahezuen Stillstand immer langsamer trudelnd durch den Nebel hinabsanken und jede die den Boden traf schien eine Welt an Geräuschen zu verursachen. Eine Ewigkeit in der Helena starb vor Sorge. Ein Rasseln unterbrach den Moment der Unsicherheit als Anthred - durch Spillers Zögern alarmiert - sein Schwert ergriff und halb aus der Scheide zog.
"Helena, Blut von meinem Blut!"
Spiller ergriff sie und drückte sie an sich.
"Mein Bruder lebt!", rief Spiller und ließ sie los, die Arme gen Himmel erhoben. Es hab ihr einen Stich der Freude. Sie war weder mit ihrem Onkel noch mit Balthasar wirklich verwandt, doch erfüllte es ihr Herz mit Wärme, als er sie als ein Familienmitglied anerkannte. Anthred ließ seine Klinge diskret zurück ins Futteral gleiten, vorerst beruhigt. Ebenso konnte sie erkennen, dass auch die Elfen sich entspannten. Jedenfalls alle außer Pirijo, die von vornherein müde und abwesend gewirkt hatte, eher so als wäre ihr das Zählen von Schneeflocken wichtiger als das, was sich unmittelbar vor ihr abspielte und möglicherweise über das Leben von vielen entscheiden könnte.
Mit einem bitteren Gedanken an die blauhaarige Elfe am Hafen fiel Helena wieder ein, warum sie hier war. Sie wollte nicht riskieren, dass die Verhandlungen die Geduld der Heerführerin überstiegen und einfach übergangen würden, während das Schlachten von neuem begann.
"Onkel, ich muss die Nadel finden, wo habt Ihr sie versteckt?"
Sie schluckte und dachte an Siviria und die ihren.
"Und dieser Angriff muss enden! Warum seid ihr hier, wenn nicht wegen mir?"
Vergessen war der Beschuss des Palastes, der ihr und der Regentin fast das Leben gekostet hatte. Er hatte nicht gewusst, dass sie in Trauerlied war. Zu groß war seine Überraschung gewesen. Oder?

---

Bekümmert starrte Haj'ett in das schmale Loch hinab, dass sie für Sextana ausgehoben hatten. Er hatte sich offensiv gegen eine Feuerbestattung ausgesprochen. Es kam ihm nach den jüngsten Ereignissen falsch vor, die rothaarige Zauberin auf die gleiche Art gehen zu lassen, wie die gefallenen Banditen. Nicht nachdem, was sie getan hatte. Für die kleine Elfe, die sie gerettet hatte, für Lea, Fermar und ihn, als sie die Zeremonie unterstützt hatte, obwohl sie keinen ihrer Hilfsbedürftigen wirklich gekannt hatte. Ein großes Herz war von ihnen gegangen, das spürte er, als der leblose, in Tücher gehüllte Körper in das Grab gebettet wurde.
Sie war nur der jüngste einer der vergangenen Verlusten, war doch der Katzenmann im Kampf gefallen. Und Lea hatte sich des nachts, ohne Abschiedsgruß auf den Weg gemacht, wie er erst vor einigen kurzen Momenten erfahren hatte. Haj'ett hoffte, dass Fermar sie behüten würde, es war zweifelsohne eine Eheschließung gewesen, die dem Echsenmann viel bedeutet hatte. Nie zuvor hatte er Fremde getraut. Elfe und Geist, welch ungewöhnliche Bindung. Mit leichtem Groll dachte er daran, dass Lea sich nicht zumindest von ihm verabschiedet hatte. Doch war ihm klar, dass er versucht hätte sie aufzuhalten. Er hätte den Entschluss nur schwieriger gemacht. Und so machte er seinen Frieden damit. Ebenso wie mit Sextana, die dort unkenntlich vermummt vor ihm lag. Der jüngste Verlust und doch ein so tragischer, großherziger und gewissermaßen gloreicher. Sie war in vollkommenem Bewustsein der Konsequenzen ihrer Handlungen gegangen und das respektierte der Echsenmann, auch wenn es ihm fast das kleine Herz zu zerreißen drohte, als er die vollkommen aufgelöste Lissandra betrachtete, die sich befremdet und vorsichtig im Hintergrund hielt, als die ersten Schaufelstiche Erdreiches die Leiche ihrer Retterin bedeckten. Und so war es ihm, als würden sie die gleiche oder zumindest ähnliche Trauer beschleichen.
Erst jetzt, als der Tod der Magierin so unverblümt und entgültig vor Augen geführt wurde, war ihm klar, was er Fühlen sollte. Die fremde Elfe war nicht zu verurteilen. Und wie sonst konnte er Sextanas Andenken am besten ehren, als dass er ihr letztes todbringendes und gleichsam heilsames Werk anerkannte, wertschätzte, schützte und im Herzen bewahrte? Lissandra würde zu ihnen, oder zumindest zu ihm gehören und keine Abscheu erfahren, durch dass was sie erhalten und unerfragt verdient hatte.
Doch es würde niemals mehr das gleiche sein, wenn jemand eine Geige zu spielen begann.

Er machte einen Schritt nach vorne, den dumpfen Klang der Schaufelstiche als Untermalung der Geschehnisse. Und während Sextana immer weiter von den einzelnen Portionen Sandes bedeckt wurde räusperte er sich. Er wollte etwas sagen, um die Gefallene zu ehren, gleichwohl um die im Austausch erhaltene Verbündete zu entlasten. Vollkommen ignoriert blieben dabei die schwülstigen und sinnentleerten Begräbnisriten seiner Heimat, jener Hort des Irrsinns, der einen gewaltigen Elefanten anbetete, der die Toten in seinem Rüssel zu neuen Gestaden tragen sollte. Bitter dachte er an sein Volk der Verblendeten, wie sie in ihrem Sumpf hockten und den inszenierten Lügen einer intriganten Oberschicht anheimgefallen waren. Nein, er würde sprechen, was ihm in den Sinn kam.
"Wir danken dir, Sextana und vergießen Tränen darüber, dass du uns schon so bald Lebwohl sagen musstest."
Er blickte in die Runde und sah verdrießliche, verängstigte und gleichgültige Gesichter.
"Manche sagen, es wäre das Ende einer Welt von Gedanken, wenn ein geliebter Mensch gehen muss. Und obwohl es das Ende der Welt zu sein scheint, soll keiner der Anwesenden die Schuld auf sich nehmen. Gerade jetzt!"
Das Ziel ihrer Reise war noch lange nicht erreicht und obwohl er keinen Zweifel hatte, dass er diesen Weg bis zum bitteren Ende gehen würde, wusste er nicht, welche Gesichter ihn als nächstes verlassen würden. Eines nach dem anderen? Oder alle gleichzeitig, wenn er selbst frühzeitig Abschied nehmen würde?
"Ganz gleich, was die Riten der sterblichen Völker verheißen, ich bin sicher, dass deine Seele uns zumindest als Erinnerung stets umgeben wird. Und wenn das Schicksal es will, werden wir mit deiner Hilfe eine neue Welt erschaffen, die die unsere sein wird."
Haj'ett hatte nichtsmehr zu sagen und kein Geräusch ertönte. Lediglich der Wind pfiff ihnen um die Ohren und traktierte die Anwesenden mit feinen, weithergewehten Sandkörnchen. Er ging zu Lissandra hinüber und legte ihr ermutigend den Arm um die Schulter. Keine Schuld, kein Groll.
Sie sollte nicht unter dem Geschenk leiden, dass ihr zuteil geworden war.
 
The Beginning

„Whouh!!!“ „Du musst atmen, wenn du kurzatmig bist, bist du nicht im Gleichgewicht... war's nicht so?“ „Sehr witzig, wirklich.“ und der Elf schluckte schwer, mit erhobenen Händen, als eine Eisspitze kurz vor seinem Schritt stoppte die Saskia aus dem Boden hat schießen lassen und keuchte kurz. „Hab dich...“ „Sicher?“ und der Elf, trat auf die Eisspitze, die abbrach, stieß sich ab und versuchte sich an einem Flip, der ihn aus diesem Eismeer an Spitzen befreien sollte. Doch Saskia, ließ hinter ihm eine Eiswand emporschießen, an der er abprallte und erneut nach vorn auf dem Boden sprang, doch leider war das Eis glatt und er hatte keinen Halt um sich richtig zu fangen. Er landete deshalb mehr plumpsend als elegant mit einem Knie auf der Wiese und stützte sich mit seiner Hand ab, um nicht auf die Seite zu fallen. Er presste die Lippen zusammen und legte den Kopf schief, überlegend welche Züge ihm noch einfielen... doch da war keiner mehr. „Tot!“ verkündete er vor sich auf den Boden starrend und sah sie dann an. „Ja.“ grinste die Magierin und ging auf ihn zu, wischte mit einer Hand über die Eiskonstrukte auf ihrem Weg zu ihm. Sie zerflossen zu Wasser uns sickerten in den Boden. Der Elf stand gemächlich auf und Saskia stoppte vor ihm. „Du weißt also was du tust.“ „Mittlerweile schon, ja.“ „Beeindruckend.“ „Hattest du Angst?“ „Vor dir?“ „Nein, vor dem Eis.“ „Ja. Es ist erstarrtes Wasser. Wasser ist für mich immer fließend, alles ausgleichen wollend, doch dieses, ist erstarrt, brüchig und hart. Kalt, tödlich. Ein Endzustand.“ und tippte unheilvoll an die Wand hinter ihm, sie mit in den Nacken gelegten Kopf skeptisch und sehr kurz betrachtend. „Du meinst Wasser ist besser?“ „Nein. Ich meine, Wasser lässt alle Möglichkeiten offen, machst du es heiß, verdampft es und wird zu Luft, kühlst du es ab, erstarrt es. Wird zu Eis.“ „Eis besiegt also das Wasser.“ „Nicht wirklich.“ „Und Feuer? Eis hält Feuer eine Weile stand, dann wird es zu Wasser und genügend Wasser, löscht Feuer.“ sinnierte Saskia umherlaufend und mit erhobenem Zeigefinger überlegend für sich. Dann weitete sie die Augen sah ihn strahlend an: „Wobei wir wieder beim Gleichgewicht wären...“ „So ähnlich... glaub ich.“ „Du wirkst unkonzentriert.“ „Ist das wichtig?“ Feyndri'Hal lächelte „Nein.“ und Saskia lächelte zurück.

„Also dann.“ Saskia wich einen Schritt zurück und machte sich bereit. Auch der Elf nickte, kreuzte seine Arme vor sich und wich ebenso einen Schritt zurück. „Bereit?“ „Bereit!“ grinsten beide. Der Elf vollführte einen Flip rückwärts und Saskias Arme schossen nach vorn. Eisstacheln, jagdten den Elfen, der behände in einer Schraube auf dem Boden aufkam und davonjagte, den Spitzen und den Eisflächen die ihn zum Straucheln bringen wollen, ausweichend. Er versuchte im Vorfeld zu erkennen, wo Saskia ihren nächsten Zug machen würde, und im Gegenzug versuchte die Eismagierin den Elfen mit ihren Konstrukten zu fangen und vorherzusehen, wo der Elf seinen nächsten Schritt macht. Siilian, seine Bewaffnung, schlug die Eisspitzen ab, die er als Treppen nutzte als Saskia begann ihre Eiswände um ihn herum und neben ihm hochzuziehen, um ihn so einzukesseln. Die Wände waren so schnell wie der Elf und Saskia hatte Mühe ihre Magie auf ihn zu fokussieren, doch schnitt ihm immer wieder gekonnt den Weg ab, um ihn bewegungsunfähig zu machen und zu stoppen. Vor Feyndri'hal zog sich schon eine rechtwinkelige Wand hoch, die das Labyrinth schloss und er fokussierte ihr Wachstum. Er ging noch seine Möglichkeiten durch und ihr war nicht bewußt, das sie ihn in die Höhe trieb. Er grinste. Im Gegensatz zuvor, wo er zu langsam war, sprang er dieses Mal von dem gekappten Eisstachel ab und der Wand entgegen. Er rammte Siilian in die Wand, hinterließ eine Spalte und schwang mit dem nicht enden wollendem Wachstum des Eises in die Höhe, zusätzlich den Schwung von unten mitnehmend. So vollführte er in einem schwungvoll, halbkreisförmigen Bogen an der eiskalten Wand entlanggleitend mit Füßen voran, dem Ende der wachsenden Mauer entgegen. Kraftvoll entlud er seine Anstrengungen, während er die Füße schon voran stemmte und so versuchte, das Eiswandkonstrukt im Flug zu überholen. Er spürte das Eis unter seiner Bewegung knacken, die Kälte kriechen und Bilder versuchten sich ihm zu bemächtigen: Du schaffst es nicht hier heraus! Lautete die Botschaft.

Er hatte die Schnelligkeit der wachsenden Barriere eingeschätzt, seine Chancen abgewogen und Saskias Kraft versucht abzuwägen, die ihrerseits alles aus sich herausholte um ihn zu stoppen. Sie war sie wild entschlossen den Elfen aufzuhalten. Doch Feyndry'hal hatte den Vorteil der Höhe schon auf seiner Seite. Der Schwung, reichte und er überholte das Ende schon. Gerade als er sich drehte um seine Füße in Landestellung zu bringen, merkte er jedoch, dass er an Geschwindigkeit verlor, während die Mauer dennoch noch einiges höher wuchs. Seine Augen weiteten sich: so, würde er auf die Kante aufprallen und nicht stehend aufkommen.

Saskia sah, das sie ihr Eiskonstrukt gleichschnell mit dem Flug des Elfen aufzog und ihn jetzt überholte. Er sagte, keine Gnade, doch ihr fiel es schwer, darauf zu hören. Sie versuchte ohne ihre Kraft zu verringern seine Augen zu erhaschen, um Grenzen zu erkennen, doch sie konnte sie nicht sehen. In vier Metern Höhe dieser Wand, die ungefair zehn Zentimeter dick war, prallte der Elf mit dem Zwerchfell mittlerweile auf die Kante, dann auf die hintere Seite der Eiswand und verschwand dann aus ihrem Blickfeld dahinter.

„Feeyndriii'haaall!“ schrie sie und stoppte ihre Magie augenblicklich. Sie hörte das gruselige Knacken und rannte auf die diffuse, halbdurchsichtige Mauer zu. Doch gerade als sie das Konstrukt zum schmelzen bringen wollte, sah sie den Umriss durch die glasig verschwommene Fläche baumeln. Da hang etwas, definitiv! Sie rannte in Windeseile um eines der Enden.

„Was ist? Angst?“

Feyndri'hal hatte einen Dolch aus dem Stiefel gezogen gehabt, der ihm ein Sippenmitglied geliehen hatte und ihn in das Eis gerammt, um seinen unkontrollierten Fall noch zu stoppen. Er hielt sich dennoch die Seite mit der er aufgeprallt war, die, die genäht wurde und lächelte gequält. Saskia keuchte vor Aufregung. Dann, Freude und wusste nicht, ob sie lachen oder Weinen sollte. „Bist du wahnsinnig?“ Feyndri'hal blickte ruhig in ihre Augen und fühlte das Eis hinter sich: kalt, erstarrend, tödlich. Doch Saskias Lachen darüber, dass sie froh war, ihn fast unbeschadet zu sehen, reichte ihm und auch er lächelte erleichtert und zuversichtlich und ließ sich dann fallen. Saskia half ihm erneut auf und stützte ihn auf dem Weg zu einem Sitzplatz. „Das war dumm.“ „Ich hatte die Wunde ganz vergessen...“ gestand er und verzog das Gesicht. „Machst du das immer so?“ „Meistens.“ „Hier geht’s nicht um Leben oder Tod, es ist nur ein leichtes Training...“ „Ja. Entschuldige. Ich vergaß.“ „Das wird schon.“

Und ein Lächeln beider, besiegelte das Trainingsende dieses Tages...
 
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Reaktionen: Asteria und Luke
Der Dämon hatte die tote Sextana zum Lager getragen und sie die ganze Zeit über in den Armen gehalten, als die Wüstenleute das Grab ausgehoben hatten. Nicht nur das es ihm keine Mühe machte den Frauenkörper die ganze Zeit über zu halten, es war auch eine seltsame Kraft die ihn durchströmte und seinem Geist verbot sie in den Staub niederzulegen. Fräulein Karma hatte diese Tatsache mehr oder minder stillschweigen akzeptiert und war bestimmt auch froh darüber die erhöhte Postion nicht aufgeben zu müssen. Martax ertappte sich dabei wie er ein paar Mal auf den erschlafften Leib hinab blickte und schnell von ihrem hübschen Gesicht das Äffchen fixierte um eine Rechtfertigung für seinen gesenkten Blick zu haben. Nach wie vor krallte Karma ihre Händchen in Schnüre und Stoffe ihrer Freundin, die sie zu fassen bekam. Sogar ihr Schwanz hatte sich um einen haltgebendes Stück Stoff gewickelt. Nein, sie würde nicht loslassen wenn es nicht sein musste. Schließlich war das Grab ausgehoben und die Wüstenleute kamen mit Tüchern zu Martax herüber. Der Dämon begann zu knurren. Was wollten diese Wickelköpfe damit. Ihr wird kaum kalt sein. Es kostete wirklich Überwindung, aber der alte Mann der Meute erklärte, dass es so in dieser Weise bei den Menschen üblich ist, wenn man jemanden beerdigte. Der Gehörte ertappte sich, wie sich seine Klauen seicht in den Körper verkrampften als sie ihm Sextana aus den Armen nehmen wollten. Was er durch seine Körperspannung zeigte, drückte Fräulein Karma durch eine Mischung aus ängstlichen und empörten Schreien aus, musste sie ja nun ihre Position aufgeben und - noch wesentlich schmerzhafter für das kleine Herz des Äffchens -. den Kontakt zu Sextana. Sie wusste nicht wohin mit sich, sprang unter lautem Protest herunter und verkroch sich auf einen nahen Felsen neben dem Grab, wo sie sich auf die oberste Spitze schob und so klein machte wie sie konnte. Mit großen Augen beobachtete sie das restliche Prozedere der Bestattung. Dabei hatten die Wüstenleute sie inzwischen in Tücher gewickelt. Und auch, wenn Martax fast nichts dazu tat, quittierte er jeden Versuch sie ihr vollkommen aus den Armen zu nehmen mit einem kurzen prägnanten Grollen. Als Oriaks alte Freunde fertig waren, wollten sie den Rotschopf ins Grab legen, doch machten sie den Fehler Martax dabei in die Augen zu sehen. Ohne Worte verstand er ihre Absichten und fixierte ob dieses Vorhabens die hilfsbereiten Männer mit einem derart bösen Blick, dass sie davon abließen. Sie hatten gesehen zu was er fähig war und ihnen war es im Grunde egal wer sie ins Grab legte. So traten sie nur beiseite und gaben den Weg zum Grab frei, was Martax Stimmung quasi sofort wieder beruhigte, wenn auch nicht die Anspannung vertrieb, die er nicht verstand und sich ihr dennoch nicht verwehren konnte.

Überhaupt, was soll diese Bestattung? Welchen Sinn hat es? Sextana ist tot und allein ihre Seele machte sich auf die lange Reise zu welchem Ort auch immer. Sein Schutzgebet würde dämonische Einflüsse größtenteils fernhalten, aber hier in diesem Loch auch noch ihren Körper zu betten? Für den Dämon war es der verzweifelte Versuch einen Erinnerungsort zu errichten. Hier. Allein. Inmitten von karger Ödnis, Hitze und Leere. Ob sie das gewollt hätte? Er ohrfeigte sich innerlich für die Frage. Was kümmerte es ihn. Der Dämon bemerkte er jetzt, dass er inzwischen unmittelbar vor ihrem Grab stand. Hatte er sie wirklich herüber getragen ohne sich dessen bewusst zu sein? Was ist nur los mit mir? Alle dämonischen Instinkte schrien auf ihn ein, sich seiner Herkunft bewusst zu sein und sich dieses ungewollten Einflusses zu entziehen. Er solle sich an sein Weltbild erinnern und worauf es im Leben ankommt. Ein eindeutiges Zeichen musste gesetzt werden. Wirf den toten Körper der Menschenfrau einfach hinein. Ohne Gnade! Ohne Gefühle. Entledige dich ihrer! Los... TU ES VERDAMMT!
Der Dämon fühlte sich wie unter zehn Bannkreise gestellt als er sich langsam hinkniete uns sie behutsam zur letzten Ruhe bettete. Er legte Sextana so vorsichtig hinein, dass nicht mal Sand oder Erde nachrutschte als das Grab Kontakt mit dem eingewickelten Leib bekam. Als er seine Hände unter ihr hervorzog war es wie eine Befreiung und Niederlage zugleich. Von allen Seiten gafften ihn diese Sterblichen mit bösen Blicken an und riefen ihm im Chor "SCHWÄCHE!" zu. Sie alle riefen es. Sogar das Äffchen, die Pferde und andere Tiere. Auch die tote Sextana rief es ihm von unten zu. Doch in Wirklichkeit herrschte nur die Stille. Als der Rote die sich dessen bewusst wurde, drehte er auf dem Absatz herum und stapfte davon. Weder bekam er mit wie Haj'ett vortrat noch welche Worte er sprach. Er stiefelte davon. Allein. Ignorierte alle anderen, sogar Twiggy die ihm eigentlich in gewisser Weise sympathisch war. Er ging hinaus in die Einsamkeit der Ödnis, stiefelte einfach immer weiter. Es gab keinen Grund. Es gab kein Ziel. Tausend Gedanken schossen ihm durch den gehörnten Kopf. Doch die meiste Zeit throne ähnlich der Sonne über der Erde eine einzige Frage über seinen Gedankenwirrungen: 'Warum?'

Unfähig eine Antwort für diese ganzen Fragen zu haben artete der Groll in ihm zu purer Wut aus. Er zog das Arc aus der Halterung und rammte es in den Fels, stürmte drauf los und schlug auf alles ein, was sich aus dem Boden erhoben hatte. Felsen, Kakteen, sogar Sandhaufen. Sein Brüllen erschallte über die Ebene und er donnerte im vollen Lauf durch einen Felsen., vollführte eine Drehung und schlug weiter auf das armen Gestein ein. Als es nichts mehr zu zerhacken gab, ging er sofort zum Nächsten über. Nichts war vor seiner Wut sicher. Sogar die bloße Erde erhielt tiefe Schnitte und Wunden. Irgendwann ebbte der Zorn ab. Es waren kaum Minuten vergangen, aber Martax kam es wie Tage vor. Er schaute sich um. Ohne es zu wissen war er zum Ort wo Sextana gestorben war zurückgekehrt. Dort wo sie dieses Elfenweib gefunden hatte und sich für sie geopfert hatte. Doch jetzt sah die Umgebung nach einem martialischen Schlachtfeld aus. Sogar die Blutlache wurde durchschnitten und da die Morgensonne noch nicht so stark war, gab es genügend roten Lebenssaft der nun in diese Kerbe des Bodens lief. Martax atmete schwer. Seine Augen noch ein Zeichen der Wut, starrte er umher. Ein Hauch von Wahnsinn umschwang sein Gesicht. Doch mit der neuen Luft in seinen Lungen wich auch das Adrenalin. Vernunft und Kontrolle stellten sich wieder ein. Er schloss für einen Moment die Augen, konzentrierte sich. Zwang die Fragen sein Bewusstsein zu verlassen. Es gibt keine Fragen, nur Stärke, Kontrolle. Macht. Der Dämon öffnete die Augen und verharrte noch einen Moment. Er strahlte wieder die gewohnte Grimmigkeit aus. Seine Augen zeigten wieder was ein Dämon von alldem zu denken hatte. Schwäche... überall um mich nur Schwäche. Diese Bestattung war Zeitverschwendung. Wir hätten sie den wildem Getier lassen und einfach weiterziehen sollen. Sie sollten ja inzwischen fertig sein, mit ihrem Hokuspokus! Peinbringer steckte noch in der Erde etwas entfernt von ihm. Martax wandte sich zum Gehen um und streckte die Hand Richtung Klinge aus. Der Zweihänder bebte leicht und wurde dann aus dem Stein gezogen. Mit dem gewohnten Geräusch von fliegendem Metall kam das Viriac'Arc wieder in der Pranke des Dämons an, welcher es zurück in die Halterung steckte. Überall nur Schwäche... Martax trat seinen Weg zurück etwas langsamer an. Er fühlte sich .... etwas erschöpft.
 
Meditation

Schwer wälzte sich der elfische Körper hin und her, während Augenlider zuckten und ein leichter Film sich über die glühend heiße Haut zog. Atemlos schreckte der Himmelself hoch und schnappte die schwüle Luft. Grillen zirpten friedlich in der Ferne, als sich der Vorhang des Beklemmens lüftete und während er sich eiligst orientierte bewegten sich durch das kleine geöffnete Wagenfenster die Vorhänge seicht. Der Elf setzte sich auf, wischte sich über das verschwitze Gesicht, zog seine Hose an und trat heraus und ins Nachtlager. Sah sich misstrauisch um. Doch die ruhig vorbeiziehende Nachtwache grüßte ihn nur nickend und die Männer am weiter entfernten Lagerfeuer nahmen sofort Notiz von ihm, ohne ihn dann weiter mit der Aufmerksamkeit zu berühren, die er vermutet hätte. Hier ging wenigstens ein wenig Wind und er atmete tief ein, um sich zu beruhigen und wieder aus, als er ein Stückweit in die Nacht hinausging. Es war fast Vollmond und es war sternenklar. Doch sein Blick streifte den Himmel nur kurz während der Elf schon mit geschlossenen Augen auf die Knie sank, um zu meditieren. Er war in Aufruhr und wusste warum. Und so beruhigte er sich Nacht für Nacht in seiner stillen Meditation, um dann mit den Männern am Nachtlager zusammenzukommen, in die Flammen zu starren und ihren Geschichten nach einer Weile aufmerksam und interessiert zu lauschen.

Doch diese Nacht unterschied sich von den anderen. Habbat gesellte sich zu ihm und nach einem kurzen Einführungsplausch, fiel sein Gesprächsthema von ihm auf den Elfen. „Du musst von weit herkommen, denn deinesgleichen habe ich zuvor noch nie hier in unseren Landen gesehen...“ „Ja, das ist wohl wahr, meine Heimat ist Hàl o Dur... im Osten, wenn ich mich richtig orientiert habe.“ „Muss ein sehr schönes Land sein.“ „In der Tat ist es aufgeschlossen neuen Völkern gegenüber die friedlichen Handel treiben wollen. Zumindest war es vor dem Riss so.“ „Mhmh, der Riss. Saskia, erzählte uns davon. Kein gutes Omen dieser Riss. Wenn Bestien aus dem Himmel fallen, ist das nicht gut.“ „Nein. In der Tat.“ bestätigte der Elf verborgen besorgt auf die rauhe ältere Stimme des Mannes und schenkte ihm seine volle Aufmerksamkeit, als er zuhörte. „Sag, dein Volk nennt sich Elf.“ Feyndri'hal berichtigte ihn unhöflicherweise nicht und erwähnte mit keinem Wort seinen Status. Seine Ankunft in Riin, das, was er als ersten Eindruck wahrnahm von der Hafenstadt ließen ihn dahingehend Verstummen und Schweigen. Stattdessen plauderte er belanglos bis ernst über die Katastrophe von Saskia. Habbat reichte dem Elf sein nachgefülltes Glas mit jenem Schnaps, welcher den Himmelselfen am Tage seiner Ankunft bis zur Ohnmacht berauschte. Der Elf lehnte in einer freundlichen Geste das Glas ab und schöpfte mit einer Kelle lieber dampfenden Tee in einen Becher aus dem über dem Feuer hängenden Topf und antwortete Habbat: „Wir sind uns sehr einig. Zwist, Zwietracht, Neid, Gier, gibt es bei uns nicht. Ich will nicht leugnen, das es nicht in uns vorhanden ist, doch wir leben in Einklang mit uns selbst und unserer Gemeinschaft in der Natur.“ „Ist bei uns auch so, geht auch gar nicht anders. Wir müssen zusammenhalten. Hier in Riin, bist du sonst schneller tot, als du gucken kannst. Wir fliehen, weil wir nicht kämpfen können. Doch wo sollen wir hin, wenn nichts mehr da ist.“ Feyndri'hal lächelte nachdenklich und spielte mit dem Becher und der heißen Flüssigkeit darin, während sich sein Blick immer tiefer auf Habbat fixierte.

Saskia währenddessen, saß auf den Stufen ihres Nachtlagers und beobachtete den Himmelselfen, der wie jede Nacht an das Lagerfeuer nach seiner Meditation trat und fragte sich, warum er wohl seit seinem Eintreffen, jede Nacht wach war. Dann schrieb sie den Brief zu Ende, den sie plante durch Feyndri'hal an Alexis überbringen zu lassen. Als sie wieder aufblickte, war er vom Lagerfeuer verschwunden. Überrascht sah sie sich um und erblickte ihn nahe eines Busches abermals meditierend. Doch dieses Mal, als sie ihr Schreibwerkzeug wieder an seinen Platz gelegt hatte, ging sie nicht wieder in ihr Nachtlager sondern näherte sich ihm leise. "Bitte kämpfe für uns, weil wir es nicht können.“ und hielt ihm den Brief hin. „Bitte.“ und ging um ihn herum und erschrak.

Der Elf meditierte nicht. Er hockte da in einer meditativen Pose und sein Schwert lag vor ihm, als er regungslos in die Nacht starrte.
 
Twiggy leckte sich grade die letzten Reste ihres Frühstücks von den Fingern, als die vorhin so eilig verschwundene Prozession wieder zurückkehrte. Allen voran Martax, der die reglose Gestalt der rothaarigen Menschenfrau in den Armen trug. Was war da passiert? Twiggy stand auf und näherte sich dem Geschehen, bis sie Sextana genau erkennen konnte. Die war doch nicht wirklich tot, oder? Twiggy konnte keine Verletzungen erkennen... was war in diesen paar Minuten in denen die weg gewesen waren, passiert? Die restliche Meute machte einen ziemlich betroffenen Eindruck. Also war die... war die jetzt wirklich tot? Nein, oder? Wieso denn?

Gleichermaßen verwirrt und ratlos wie sie darauf reagieren sollte, trottete Twiggy dem Rest hinterher und beobachtete die Situation. Ein paar der Anwesenden kümmerten sich darum eine Grube auszuheben, was wohl bedeutete dass Sextana tatsächlich gestorben war. Menschen hatten ja diesen Tick eine Leiche in der Erde zu verbuddeln, nur mit dem Ergebnis dass die Würmer und Käfer daran fressen konnten. Twiggy hatte diesen Brauch nie verstanden und ebenso wenig leuchtete ihr ein, warum sie diese Leiche nicht auch einfach abfackelten wenn sie sie loswerden wollten.

Was Twiggy aber wirklich schockierte war, dass sich wohl auch Martax von diesem Verhalten hatte anstecken lassen. Er, Martax, der einzige hier mit sinnvollen und nachvollziehbaren Ansichten und jemand mit dem es sich eigentlich ganz gut aushalten ließ. Und jetzt... das? Mit ungläubig aufgerissenen Augen beobachtete Twiggy, wie der Dämon ganz sachte und vorsichtig den toten Körper in die Grube legte und sich dabei sogar hinkniete. DAS war seltsam! Die ganze Zeit über mimte Martax den wütenden Krieger der sich um nichts scherte und gegen die Schwäche der Menschen und allem hier wetterte, aber jetzt machte er doch ganz handzahm bei diesem Begräbnisritual mit.
Kaum hatte der Dämon seine Aufgabe erfüllt drehte er sich um und stapfte von dannen, ohne noch irgendjemanden der Anwesenden eines Blickes zu würdigen. Twiggy schaute ihm nach und wollte sich am liebsten ebenfalls von dem ganzen Blödsinn hier zurückziehen.

Bevor sie aber Gelegenheit dazu bekam, erhob die Eidechse das Wort und warf dadurch eine ganze Reihe von Fragen auf.
Dir ist aber schon klar dass die tot ist, oder? Warum redest du mit ihr? Er würde wohl kaum eine Antwort bekommen, geschweige denn irgendeine Reaktion von der Gestalt die da in der Grube lag. Was sollte das ganze also? Auch was er sagte ergab für Twiggy nicht wirklich Sinn. Was hatte es bitte mit einer „Seele“ auf sich? Wie sollten Sextanas Überreste dabei helfen eine neue Welt zu erschaffen, vor allem dann wenn sie hier im Nirgendwo vergraben wurden? Mit einem leichten Kopfschütteln wandte sich Twiggy schließlich ab und entfernte sich von dem ganzen Geschehen. All das was eben passiert war konnte sie überhaupt nicht nachvollziehen.

In ihrem Goblinstamm war der Tod eine geradezu allgegenwärtige Erscheinung gewesen und deswegen machte auch niemand ein so großes Drama draus. Eine Leiche war totes Fleisch und dieses Fleisch wurde traditionell vom verbliebenen Rest des Stammes gegessen. Große Krieger blieben danach mit Liedern und Geschichten in Erinnerung und nicht indem sie irgendwo verbuddelt wurden.

In einigem Abstand von der Begräbnisversammlung setzte sich Twiggy auf einen Stein. Sie hatte keine Ahnung wie sie auf all das hier reagieren sollte und befürchtete sich von irgendjemandem einen Tritt einzufangen, wenn sie etwas - aus menschlicher Sicht - unangebrachtes tat. Dann lieber die Klappe halten und warten bis irgendetwas passierte.
 
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