RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Twiggy Ohren war sehr wohl aufgefallen dass ihr da jemand hinterherstapfte, doch hatte es die zugehörige Goblinhexe schlichtweg ignoriert. Erst als er sie ansprach drehte sie sich zu ihm um. Es handelte sich bei ihrem Verfolger um einen der Wickelköpfe, die für Twiggy immernoch alle absolut gleich aussahen. „Was macht ihr denn hier?“ Herumlaufen. Brauche ich deine Erlaubnis dafür? Mit ausdruckslosen Augen starrte Twiggy zu dem Menschen hoch. Er sollte zum Punkt kommen und sich nicht in endlosen Ausschweifungen verlieren.
„Entschuldigt das ich euch nach gelaufen bin und ich wollte euch auch nicht etwa erschrecken, aber mir scheint ihr wollt nicht bei uns im Lager sein. Da frage ich mich warum?“ Aus Lebenserfahrung. Während er weitersprach drehte sich eines von Twiggy Ohren leicht nach hinten, was in Goblinverständigung einen Ausdruck von Verwunderung oder Verwirrung darstellte. Denn das was nun folgte hatte sie so nicht erwartet.
„Habt ihr denn keinen Hunger? Es wird was zu Essen vorbereitet. Und überhaupt kommt doch zu uns, die Reise ist noch jung und wenn sie noch älter werden soll dann wird es gut sein, wenn wir einander besser kennen lernen. Und wo geht das besser als in den Abendstunden, im Feuerschein beim gemeinsamer Speis und Trank?“
Twiggy war an dieser Stelle nicht klar warum sie Leute näher kennenlernen sollte die sowieso alle nicht ganz richtig im Kopf waren. Vielleicht war das bei den anderen ja anders, aber ihr erschien eine abendliche Dosis Gehirnwäsche nicht sonderlich erstrebenswert. Und sie verstand auch nicht inwiefern das für die Fortsetzung der Reise notwendig sein sollte. Aber sonst... war das jetzt eine Einladung gewesen, sich ganz legal an dem zu bedienen das der sogenannte Koch da zustande gebracht hatte? Entweder das, oder sie brauchen ein Testobjekt weil sie den Kochkünsten nicht trauen. Auf jeden Fall ersparte es ihr, das gleiche Zeug mit viel Aufwand zu stehlen. So gesehen war das Angebot des Menschen positiv überraschend. Hast du dich nicht grade noch beschwert, dass du keine Extraeinladung bekommen hast? Schau, da hast du eine. Irgendwie freute sie sich ja doch ein bisschen darüber, nicht komplett in die Vergesseheit versunken zu sein. Auch wenn sie das natürlich nie öffentlich zugegeben hätte.
„Ihr könnt danach ja meinetwegen gerne wieder hier her zurück kehren, so wie ich das sehe haben wir zwei Dämonen, die über uns wachen heut Nacht, da können wir es uns wohl leisten das Lager etwas auseinander zu ziehen.“ Naja, ist nicht so als wäre ich so einfach zu entdecken wenn ich nicht entdeckt werden will. „Aber bis dahin, kommt doch bitte mit zu uns, es wäre uns eine Freude.“
Twiggy starrte ihn ratlos an. Jetzt, da er doch noch mit Reden fertig geworden war, stand sie vor einem ganz anderen Problem. Was war wohl die angemessene Antwort die der Kerl hören wollte? Sie hatte nicht besonders viele Vergleichsfälle vorzuweisen, genauer gesagt gar keine. Mehrere Sekunden peinlichen Schweigens vergingen, in denen es in Twiggys Kopf rotierte. “Ähm... ja? Okay?“ rang sie sich doch noch ein Minimum an Worten ab. Das unsichere Quietschen in ihrer Stimme erschien ihr dabei ganz passend.

Wenn der Wickelkopf zurück zu den anderen ging würde die Goblinhexe hinter ihm hertrotten, die Klappe halten und erst mal beobachten.
 
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Der rote Hüne begann ohne Umschweife seinen Patrouillengang um und durch das Lager. Er war für jeden sichtbar und achtete darauf, dass er vor allem von außerhalb des Lagers zu sehen war. Selbst ein wahnwitziger Feind würde es sich genau überlegen diese Wache anzugreifen, oder sich versuchen an ihr vorbei zu schleichen. Martax war davon überzeugt, dass es keinen Angriff in der Nacht geben würde und irgendwie bedauerte er das ein bisschen. Er war wach, erholt und der Vulkan brodelte wieder. Die Kriegsfeuer in seinem Leib haben sich regeneriert. So schritt er mit militärischer Disziplin die er seit jeher im Blut hatte und feurigen Augen in seiner ganzen roten Pracht seine Wege ab. Es interessierte ihn nicht ob es noch andere Wachen geben würde. Vermutlich, da ihm die fremden Menschen bestimmt nicht trauten, aber jede weitere Wache wäre überflüssig. Seiner Aufgabe nachzukommen hieße das Lager zu beschützen und damit waren zurzeit auch die Menschen eingenommen. Wo er auch hinkam gab es Neues zu entdecken. Die Lager seiner früheren Heere waren nie so ausstaffiert und es war für ihn schon interessant zu sehen, wie sich die Menschen verhielten und welche Mühe sie sich mit einem Lagerplatz für eine Nacht gaben. Da gab es richtig ordentliche Zelte, mit Eingang und befestigtem Gerüst. Da waren ordentliche Feuer mit Steinkreisen Drumherum und Metallstäben für Kochaufhängungen. Bratspieß, Kochtopf... was die Menschen nicht alles mit sich herumschleppten. Allmählich wurde Martax klar warum Gruppen von Menschen immer so viele Lasttiere benötigten. Sogar Aufteilungen nach Geschlechtern wurden bei der Einteilung der Zelte gemacht. Wozu sollte das gut sein? Sind die Weibchen im Diesseits so schwach, dass sie von vor den Männchen geschützt werden müssen? Hm, dazu würde eine physische Trennung wohl kaum genügen... Ich vermute eher es ist wieder so ein Menschending... Verhalten, Gefühle, Manieren... Er schüttelte leicht den gehörnten Kopf. Menschen... Ein Leises Knurren des Unverständnisses breitete sich in seiner Kehle aus und er beeilte sich seinen Weg fortzusetzen um auf andere Gedanken zu kommen, die ihm mehr behagten. Haj'ett schickte sich an bei der Zubereitung der Nahrung behilflich zu sein. Immer zuvorkommend die kleine Echse. Wenn ihm das nicht mal zum Verhängnis wird. Martax hielt im Grunde nicht viel von Hilfsbereitschaft. Sie war für ihn lästig und überflüssig und zudem mischte man sich in Dinge ein, die einem nichts angingen. Doch irgendwie hatte sie einen hohen Stellenwert in dieser Gruppe. Der Dämon wusste nur noch nicht warum. Man konnte ihm diese Sichtweise wohl auch nicht verübeln, kam er doch aus einer Welt wo das Gesetz des Stärkeren galt und Macht alles bedeutete.

Etwas beiläufig sah er Oriak mit dem zotteligen Tier herumtollen. Ein toller Helfer. Lässt seine alten Freunde alles machen, aber was kann man von dem Sprücheklopfer schon erwarten? Immerhin schien er die richtige Einstellung zu haben und zuerst an sich zu denken. Nur so kann er es zu was bringen. Unbeabsichtigt ist der Turbanträger damit leicht in der Gunst des höheren Dämonen gestiegen. Würde Martax es ihm sagen? Natürlich, aber nicht von sich aus. Da müsste er schon selbst kommen und Interesse an seiner Weltanschauung bekunden. Dennoch interessierte er sich für dieses Tier. So schritt er schnurstracks auf die beiden zu. "Ein seltsames Tier habt ihr da. Es hat Ähnlichkeit mit einem Kabalhund, aber dazu Fell und der Kopf ist etwas anders. Führt Ihr das Tier zum Angriff mit Euch? Wie nennt man diese Art? Ich würde gerne mal sehen wie er sich im Kampf verhält. Er war nicht dabei als die dummen Menschen uns angegriffen haben. Habt Ihr ihn erst vor kurzem von der Straße gekratzt?" Er zog eine Braue hoch. "Sagt mir nicht dass Ihr ihn aus Mitleid, oder vergleichbarem Firlefanz mitgenommen habt... Dann sollten wir zusehen, dass die Gruppe einen Anteil von seinem Fleisch bekommt." Er musterte Zottel und grinste diabolisch "Schmeckt er wenigstens?"
Im Hintergrund sah er Twiggy die hinter einem der Wüstenleute her trottete. Was hat sie vorgehabt, abzuhauen? Oder suchen sich diese Goblins einen eigenen Schlafplatz? Er war froh, dass er sie entdeckt hatte. Immerhin bezog sich sein Schutz auch auf sie und wenn sie vorhatte außerhalb des Lagers zu nächtigen, hatte das Einfluss auf das Gebiet, das er im Auge behalten würde. Doch wie es schien löste sich dieses Problem gerade ganz von selbst. Auch wenn er sich fragte, was Twiggy dazu veranlasst hatte mit dem Menschen zu gehen.
 
„Sehr schön.“ freute sich Tama lächelnd über die Antwort der Goblin. „Ihr denkt so viel und sagt so wenig. Ihr vertraut uns nicht. Aber es wird schon recht sein, ihr werdet eure Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Wir werden sehen, was wir für Erfahrungen miteinander machen.“ fügte er mit einem Schulterzucken hinzu und lief mit ihr zum Lager zurück.



„Da reisen wir so lange alleine, sind nirgends so wirklich daheim und haben eine bewegte und bewegende Zeit. Und ich hab die ganze Zeit keine Idee, wann ich mal die Leute aus meinem alten Leben wieder seh.“ redete Oriak drauf los während Zottel sich nieder ließ und Oriak begann seinem Begleiter das Fell zu kraulen. „Und dann passiert da etwas, ein Angriff, wie er wohl außerhalb unsrer beider Vorstellungskraft liegt auf diese Welt und wir kommen plötzlich wieder zusammen, und es ist so wie früher.“ wunderte er sich über die Windungen ihrer Lebenswege. „Und gleichzeitig auch nicht.“ redete er weiter, während er zu Tama rüber schaute, der Twiggy zum Lager geleitete. Zottel knurrte leise und langgezogen. „Na?“ lachte Oriak kurz: „Mögt ihr euch noch nicht?“ Lachend kraulte er dem Tier die Mähne. „Vielleicht kommt das noch. Vielleicht.“ murmelte er nachdenklich, sein Blick blieb an dem Dämon hängen, den sie kurz im Lager sehen konnten: „Vielleicht aber auch nicht. Es ist wahrscheinlich auch nicht notwendig, das wir jeden schätzen und mögen lernen.“ Dann steckte er sich, auch knurrend, aber behaglich und zufrieden und stand auf: „Komm, wir gehen, gibt bestimmt bald Essen.“. Grade gesprochen, da kam Martax auf sie zu. „Oho.“ dachte sich Oriak mit einem kurzen Lächeln. Aber der große Rote stellte angenehme Fragen und war vergleichsweise freundlich. „Das ist ein Hyänenwolf, wir werden in der Wüste vielleicht weitere von ihnen treffen. Zottel nenne ich ihn. Und ich werde euch also nicht erzählen das ich ihn aus Mitleid oder vergleichbarem Firlefanz mitgenommen habe.“. Sagte er mit einem Augenzwinkern. „Wir ziehen seit einigen Jahren gemeinsam umher. Er kann kämpfen, aber ich führe ihn nicht deshalb mit mir. Ich führe ihn gar nicht mit mir, wir haben beschlossen einander zu begleiten, so begann es zumindest. Heute ist es aber weit mehr geworden. Eine Freundschaft, Zottel ist eine Kraft in meinem Leben auf die ich vertrauen kann. Wisst ihr, ich bin ein Rumtreiber. Ich habe keine Heimat, bin ständig unterwegs, wechselnde Freundschaften, die manchmal den Namen nicht wirklich verdienen. Da ist es einfach wichtig einen festen Stand zu haben, etwas, was immer da ist, worauf ich mich verlassen kann. Und das sind meine beiden hier.“ Er legte einen Arm um Zottel und fischte mit der anderen Hand Timmi hervor, die kleine Maus, die sich neugierig umsah, sich auf die Hinterbeine stellte und in Martax Richtung witterte. „Ihr habt gefragt ob ich ihn zum Angriff mitführe.“ Redete Oriak weiter: „Nein, das tue ich nicht. Manchmal geraten wir in einen Kampf und dann kämpfen wir auch. Aber seht mich an.“ er machte eine abfällige Geste seinen Körper hinab. „Das ist nicht zum kämpfen da. Ihr, ihr seid groß, rot und stark. Ihr seid dazu gemacht in der Schlacht zu stehen, ihr seid zum kämpfen da. Ich aber...“ redete er weiter: „Ich bin klein, schwach und kleide mich in Schwarz und Braun. Was sagt uns das?“. Fragte er mit einem verschmitzten Lächeln. „Das ich in einem Kampf nicht lange überlegen würde.“ flüsterte er theatralisch und machte eine Kopf-ab-Geste. „Deshalb versuche ich den Kampf zu meiden. Ich bin Schattenwandler, noch nicht sehr gut darin, aber es reicht um die Meisten zu täuschen. Darüber hinaus habe ich eine Ausbildung erhalten, die es mir ermöglicht im Schatten zu leben und aus dem Schatten heraus zu töten, wenn es denn sein muss. Am Besten lebe ich damit, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Aber wie ihr sicher gemerkt habt, kommt mir da meine große Klappe immer wieder in die Quere, aber was solls. Bisher habe ich es immer wieder geschafft, davon zu kommen. Und das hat auch oft mit den Beiden hier zu tun gehabt. Zottel kann weit mehr als kämpfen. Am meisten nutzt er mit bei der Jagd oder beim auskundschaften von Informationen. Und der gute Timmi hier hat auch seine ganz speziellen Vorzüge, ich meine, wem fällt eine Maus auf?“. Auf die letzte Frage des Dämons konnte er nur mit den Schultern zucken: „Das weiß ich nicht, ich habe nie einen Hyänenwolf gegessen. Er wiederum.“ er knuffte Zottel in die Schulter: „Er könnte es uns sagen, aber er könnte uns auch sagen, wie Menschen, Elfen und was weiß ich alles schmeckt. Aber es wäre keine gute Idee ihn jetzt zu töten und zu essen. Davon hätten wir nur einmal was, einen vollen Magen. Und dann würde er uns nie mehr helfen. Das würde mir sehr teuer zu stehen kommen, ich hätte meinen Verbündeten verloren. Ich weiß nichts über eure Welt, euer Leben, oder woher ihr kommt,“ redete er weiter und zeigte auf den Dämon: „Aber lasst mir euch das sagen, hier in dieser Welt ist es klug sich verlässliche Verbündete zu suchen. Allein kommt man hier nicht weit.". Er machte eine kurze Pause. „Und nun, vielleicht erzählt ihr mir, was ein Kabalhund ist. Ein Bewohner eurer Welt nehme ich an?“.
 
Martax rümpfte die Nase als Oriak von Freundschaft und Verbundenheit zwischen sich und diesem Hyänenwolf erzählte. Es nahm noch absonderliche Züge an, als er Gleiches von einer Maus behauptete. "Dieses unbedeutende Ding könnte nicht mal als Köder für echte Beute dienen. Wie soll es da zu etwas entscheidendem wie Kundschaften nütze sein? Ihr seht mir nicht aus wie jemand der die Laute der Tiere versteht." Sein Blick fiel wieder auf Zottel. "Scheint als wäre Euer Hyänenwolf zu mehr zu gebrauchen als Ihr." Er machte einige Schritte um das Tier herum und musterte es von allen Seiten die es ihm offenbarte. "Ich könnte ihn sicher zum Soldaten abrichten. Kraft und Kondition sind wohl vorhanden und seine Reißzähne können bestimmt ein paar hässliche Wunden reißen." Er widmete sich wieder Oriak. "Es ist erfreulich, dass wenigstens die Tiere auf der Welt der Sterblichen keine unnötigen Beschränkungen wie Pietät und Anstand besitzen. Vermutlich wären sie wohl auch nicht dazu fähig, aber so wie ihr ... Zottel... beschreibt, muss er ja ein echter Wunderhund sein. Ein Wunderhund der seinesgleichen frisst wenn es drauf ankommt. Da nehmen sich Kabalhunde nicht aus. Es sind fast schon die Köter des Schattenreichs. Geschuppte, dunkle Haut mit einem pelzigen Kamm auf dem Rücken. Sie sehen vielleicht wie eure Wölfe ohne Fell aus." Martax verschränkte die Arme. "Allerdings haben sie wohl bis auf die Rudelbildung nichts mit Wölfen gemein. Kabalhunde haben immer ein Interesse an dem nächsten Opfer, der nächsten Beute, auch wenn sie völlig desinteressiert tun. Stellt Euch unheilige, knurrende und heulende Laute vor, die überall ertönen und die feurigen Augen auf Euch ruhen. Egal wohin Ihr flieht, egal wie lange Ihr weglauft. Die Kabalhunde werden immer auf Eurer Spur sein bis Euch ihre Verfolgung und ihre Laute in den Wahnsinn getrieben haben und Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht. Erst dann gehen sie zum Angriff über und zerreißen Euren Leib, was Eurem Kopf wie eine Erlösung vorkommt. Falls Ihr mal einen seht seid Euch zwei Fakten bewusst: Es gibt immer noch einen Weiteren und Ihr werdet sie nie los. Daher solltet Ihr die Biester erledigen, bevor sie es mit Euch machen. Je eher, desto besser. Und falls ihr wissen wollt wie Elfen und Menschen schmecken, kann ich euch beruhigen. Ihr habt nichts verpasst. Menschenfleisch ist zuweilen sehr zäh und nur gegen den Hunger geeignet. Eine wahre Pracht ist es nicht. Elfen dagegen schmecken schon etwas interessanter. Ihr Fleisch ist zarter und hin und wieder probierenswert. Ich habe beides schon ... gekostet." Er schniefte kurz als hätte er über etwas völlig belangloses gesprochen. "Seht zu, dass Ihr eure Tiere innerhalb des Lagers haltet, sonst könnte ich ihre Annährungen an das Lager falsch verstehen und es ist vorbei mit euren... 'Freunden'." Martax ließ ein kehliges Lachen ertönen und machte sich wieder auf den Weg seine Patrouille fortzusetzen.
 
Alexis wanderte unruhig wie ein streuner durch das Lager. Völlig in Gedanken versunken an das, was er zurückließ.
Er fühlte sich schmerzhaft an die ersten Tage zurückerinnert, als er als Kind von Dot getrennt wurde. Die Leere, die er dabei fühlte war damals wie heute unerträglich. Aber das Grübeln brachte nichts, befand er schließlich. Es hatte ihm auch damals nichts geholfen. Er musste sich ablenken. Auch wenn es grausam gewesen war, wie sie die Banditen abschlachteten, ein Teil von ihm war dankbar für diese Ablenkung gewesen. ANdererseits hegte er auch Schuldgefühle. Das war nicht der Schlangenkult gewesen. Klar, es mochten Diebe und Mörder gewesen sein, aber die meisten konnte er auf Reisen immer nur verjagen. Oder verhaften lassen. Er sah keinen Grund einfach zu töten. Und jetzt? Jetzt war er es schon nahezu gewohnt ohne lange nachzudenken sein gegenüber zu enthaupten, wenn ein Anlass dazu gegeben war. Die Wochen in Port Raven forderten zweifelsohne ihren Tribut.
Als er Magna gegenüberstand und ihr das Versprechen gab nicht zu werden wie andere Magier in seiner Position, war er sich noch seiner Sache sicher. Und doch spürte er Dunkelheit in sich.
Eher beiläufig kreuzten sich die Wege des Hexenjägers und des roten Hühnen. Als wollten sie sich treffen standen sie sich unversehens im halbschatten des Lagerfeuers abseits der Gruppe gegenüber.
Martax' Blick sprach Bände. Offenbar missbilligte er Manas anwesenheit. Doch Alexis brannten einige Fragen auf der Zunge, also schickte er mit eine Handbewegung den Wolfsgeist weg. Ungläubig ließ Mana erst den Blick zwischen Martax und Alexis hin und her schweifen, doch dann folgte sie Wortlos seiner Aufforderung und war schon bald außer Sichtweite.
Alexis musterte den Dämon mit festem Blick, welcher bisher nur ein Brummen von sich hören ließ.
Es war offensichtlich, dass der Dämon gänzlich andere Ansichten über Leben und Tod hatte als er oder der Rest der Gruppe.
Höflichkeitsfloskeln waren wohl nicht so die Stärke des Dämons, also ersparte Alexis sich diese und richtete sein Wort ohne Umschweife an ihn.
"Ich interessiere mich für die Dämonenwelt. Für Euch une Euresgleichen. Erzählt mir davon."
 
Der Gehörnte hatte schon fast vergessen, dass er bei seinem Versprechen auch einen Geist Selbiges gab. Es brodelte ihn ihm und fast schon hätte Martax kehrt gemacht um Mana aus dem Weg zu gehen. Natürlich würde er das unter normalen Umständen niemals tun. Niemand versperrte ihm dem Weg, schon gar nicht so ein hinterhältiges Geistwesen. Doch hier konnte er sich nicht normal verhalten. Er musste ruhig bleiben, ja fast zahm. Ihm quoll der Speichel im Mund bei diesem Gedanken an und der Hüne spuckte aus. Doch es geschah etwas Unerwartetes. Es war fast als würde der kahlköpfige Magier in seinen Augen lesen und seine Abneigung bemerken. Wortlos schickte er den Wolfsgeist fort. Jenes Wesen was bisher immer nur als Schatten des Hexenjägers aufgetreten ist. Der Dämon verstand nicht, er kam nicht dahinter warum dieser das tat. Nahm Alexis etwas gerade Rücksicht auf ihn? Was für ein absonderlicher Gedanke. Noch nie hatte jemand auf einen Dämon Rücksicht genommen und schon gar nicht auf ihn, Maralah' Aristocrati Rajol Tujaxax Axulez Xyrakal. Der Zauberweber hatte auf jeden Fall das Interesse des Dämonen damit geweckt und so wartete er ab was als Nächstes geschah. "Ich interessiere mich für die Dämonenwelt. Für Euch und Euresgleichen. Erzählt mir davon." Das ist es also. Neugier. Ein Mittel um mir Informationen zu entlocken. Martax grinste. Du sollst deinen Willen haben Menschlein. Diese Geste soll nicht unbelohnt bleiben. "Eure Frage ist sehr allgemein. Ich könnte Euch Bücher voll Wissen erzählen, aber ich habe weder die Zeit noch die Geduld dazu. Vielleicht könntet Ihr Euer Anliegen etwas konkretisieren?" Er entdeckte einen großen Stein in unmittelbarer Nähe. Wie passend, dass immer einer zur Stelle war, wenn man einen brauchte. Der rote Krieger nahm darauf Platz und stellte beide Füße mit festem Stand auf den lehmigen Boden unter der Abendsonne. Wie es schien würde es nachts recht feucht werden. Ungewöhnlich wo es doch tagsüber so heiß und trocken war. "Meine Welt wird 'Schattenreich' genannt. Reich der Dämonen, so zahlreich und verschieden wie es wohl die Wesen unter den Sterblichen sind. Ein ewiger Krieg tobt zwischen den höhergestellten meiner Art. Den Rittern, Grafen, Herzögen, Prinzen und Königen." Er ballte pathetisch eine Faust in die zunehmend dicker werdende Abendluft. "Doch die wahre Macht ist die Natur. Lavaseen bis zum Horizont, spuckende Ströme aus flüssigem Stein, und überall Ödnis und Staub. Die Luft flimmert ständig und eine Sonne ist niemals zu sehen, sondern wird steht's von Wolken aus Asche, Glut und Verzweiflung verdeckt. Alles was dort lebt wird Euch töten wollen und vieles davon töten können. Macht ist die einzige Währung die etwas zählt, egal auf welcher Ebene." Der Dämon grunzte kurz. "Wie ich schon sagte, ich kann Euch Bücher darüber erzählen. Also werdet etwas konkreter Menschlein!"
 
„Ich glaube kaum, das ich meine Begleiter einsperren muss, nur weil ihr Wache schiebt. Mag sein, das ihr keine guten Augen habt, aber wir haben noch jemand anderen der Wache halten wird, eine fähige Kreatur, mit guten Augen und einem Hirn zwischen den Ohren. Aber keine Angst.“ Oriak machte eine wegwerfende Geste in Richtung Martax. „Davon versteht ihr nichts und das erwarten wir auch nicht. Tiere haben ein feines Gespür, sie werden wissen, dass es sich nicht lohnt eure Nähe zu suchen.“. Oirak ging mit Zottel zum Lager zurück. „Immerhin hält er Wache, so ham wir vielleicht im Lager vor ihm Ruhe.“ seufzte er kopfschüttelnd im davon gehen.

Inzwischen war das Essen fertig. In einer großen Runde kamen alle zusammen. Alles bis auf Maku, der sich weiterhin draußen rumtrieb, er würde später etwas essen. Es war eine große Decke ausgebreitet worden, auf der alle Speisen aufgestellt wurden, genauso wie Schalen, Teller und Bestecke. Die Leute setzten sich alle um die Decke, als alle bereit waren erhob Benur kurz das Wort: „Fremde und Freunde. Es ist bei uns so Brauch das die erste gemeinsame Mahlzeit auf einer Reise eine gute und eine üppige sein soll. Sie steht als Ebenbild für den Verlauf der Reise, so sagen es manche. Wir haben uns deshalb bemüht ein reiches Mahl zu gestalten. Geholfen hat uns hier tatkräftig Haj'ett, danke dafür!“ er nickte dem Echsenmann dankbar zu und führte dann seine Rede zu Ende: „Also greift ordentlich zu, esst was ihr könnt, auf dass es eine gute Reise werden möge.“. Damit begann das Essen. Oriak sah sich um. Es war ein wahrhaft reiches Mahl geworden, Benur hatte nicht zuviel versprochen. Oriak sah geschmorte Dornrüben, Wüstennüsse genau so wie Kokusnüsse, mit verschiedenen Füllungen, gehacktes Rind und Wüstenpralinen, das war Nussschokolade, die mit einem Streifen Schinken umwickelt wurde und kurz gegrillt worden war. Und auch Getränke waren einige vorhanden, von Hochprozentigem über schlichtes Wasser, zwei verschiedenen Teesorten bis hin zu Milch war alles da, was man brauchen konnte. Dann fiel sein Blick auf Wüstenwürmer, aus denen die Füllung quoll. Davon nahm er sich einen. Er zog das eine Elle lange Tier auf eine Schale und besah sich die Füllung. Gehackte Stachelsandrübe und Kokusnuss, bestreut mit gemahlener Wüstennuss, sogar Wolfstränen waren dabei. Er griff noch nach einem Kännchen mit Honigmilch war und übergoss sein Mahl damit. Dann begann er zu essen. Es schmeckte herrlich! Nach all den guten Dingen die er darin gesehen hatte. Der Wüstenwurm war genau so gegart worden, wie es sein musste, damit er sein unverwechselbares Aroma freisetzte. Und es schmeckte nach mehr, es schmeckte nach Heimat. Oriak fühlte sich durch die Zeit zurück katapultiert, in die Zeit, wo er noch an Oharas Hof wohnte. Er erinnerte sich daran, wie ihn immer dieser herrliche Duft an den Ruhetagen gegen Mittag aus dem Bett getrieben hatte und in die Küche gelockt hatte, wo ihn Alyra immer wieder vertrieben hatte, bis das Essen fertig war. Ach es wäre mal wieder an der Zeit, dort hin zurück zu kehren.
Alle waren am Essen, es entstanden viele kleine Gespräche und es schien für alles gesorgt zu sein.
Aber wie bei jedem guten Essen, war auch bei diesem viel zu schnell der Magen gefüllt und man konnte gar nicht mehr das essen, was man alles wollte. Oriak ließ sich grade eine letzte Wüstenpraline auf der Zunge zergehen, als sich die Runde langsam auflöste. Tarek und Tekar ließen sich ein paar Schritte entfernt nieder und packten ihre Pfeifen aus, Erad humpelte zu seinem Kamel und holte seine Flöte und Manta zog sich auch etwas zurück. Benur begann aufzuräumen und Oriak stand auf um ihm dabei zur Hand zu gehen.
 
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Das Mahl begann also schließlich, gerade als Sextana langsam ihre Flasche Met zuschraubte. Das wunderbare, goldene Getränk hatte einen herrlich duftenden und nahezu göttlichen Geschmack auf der Zunge des Rotschopfes hinterlassen, genau wie zusammen mit dem Rum eine angenehme Schummrigkeit. Sextana fühlte sich entspannt und sorglos, wenigstens für einen Moment. Selbst der betrübende Gedanke, dass Lea bald fort sein würde, ließ Sextana keine Sorgen haben. Jetzt gerade, da betrachtete sie nur ihre Verbündeten, wie sie teils aufstanden und sich ihr Mahl zurechtlegten. Warm wurde der jungen Frau, so angenehm, dass sie sogar vergaß, wie schlecht es um ihre Sozialkompetenzen stand. Gemütlich stand sie auf, schüttelte sich Staub vom Boden ab und ging hinüber zu den anderen, die sich gerade zusammensammelten, was sie am Liebsten essen wollten.
Ratlos überblickte Sextana die Auswahlmöglichkeiten und zuckte mit den Schultern. Essen dieser Art sah sie zwar sicher nicht zum ersten Mal, trotzdem kannte sie sich nicht mit den Kochkünsten dieser Gruppe aus und selbst nach mehreren Reisen war Sextana sich nicht sicher, was sie von der kulinarischen Tradition dieses Völkchens halten sollte.
Wahllos deckte sich Sextana mit Nahrung ein und zog sich wieder schnell dorthin zurück, wo sich alle bereits essenden tummelten. Mühevoll nahm Sextana so Platz, dass man ihr unmöglich unter den Rock blicken könnte und begann etwas zu essen.
Unsicher, ob diese Geschmacksvariation schmecken könnte, aß Sextana etwas von den Wüstenpralinen. Schinken und Schokolade - wie konnte das gut gehen?
Skeptisch knabberte Sextana daran und legte es dann ab, um den Geschmack auf ihrer Zunge verschmelzen zu lassen. Der Rotschopf war verwundert, wie gut diese Mischung doch schmecken konnte. Anerkennend verputzte sie schließlich auch den Rest davon und versuchte dabei, trotz dessen, dass sie etwas angeschwippst war, möglichst damenhaft auszusehen. Im nächsten Moment ermahnte sie sich selbst. Damenhaft wozu? Und diese Wüstenpralinen schmeckten einfach vorzüglich!
Schnell griff Sextana die nächste Davon, um sie sich hingebungsvoll einzuverleiben. Darauf folgten ein paar kräftige Schlücke des streng riechenden, ihr unbekannten Schnapps, den sie bestimmt noch nie getrunken hatte. Ehe der Rotschopf merkte, welch ein Teufelszeug das sein musste, waren die Schlücke schon weg und ihr Rachen brannte. Sextana kam nur knapp an einem Husten vorbei, doch nahm sie sich vor, keinen weiteren Schluck davon zu trinken.
Für einen Moment war Sextana so glücklich und ausgelassen, dass es ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte, ohne dass jemand etwas zu ihr gesagt hatte.
Und als sich das Lager langsam auflöste, da trampelte sie zügig zurück zu ihrem Zelt, um doch noch die Geige hervorzuholen. Karma hatte sich eine Weile nicht blicken lassen, doch jetzt rannte sie hinter Sextana her. "Jetzt spiele ich. Denn wenn hier jemand wäre, der uns deswegen entdecken würde und angreifen wollte, so wäre er so oder so längst auf uns aufmerksam geworden.", sagte Sextana zu Karma. Dabei merkte sie, dass sie beinahe auf das falsche vermeintliche Frauenzelt zugetrampelt wäre - sie sahen alle gleich für Sextana aus. Zum Teil waren ihre Wangen vom Scham und der Hoffnung, dass das niemand gemerkt hatte, als auch vom Alkohol etwas rosa geworden.
Die Leute räumten teilweise schon wieder zusammen, als sich Sextana ans Feuer setzte und ihren Bogen sachte auf die Saiten legte.
Langsam schlängelte sich die ruhige Melodie, die Sextana ausgewählt hatte, durch die Aufbruchsstimmung - in Hoffnung, ein paar andere Personen vom Treiben abzuhalten und sie zu einer verlängerten Rast in Gemeinschaft zu überreden. Dabei tänzelten die Flammen des Feuers nervös und spiegelten sich in den blassblauen Augen der Magierin. Eine interessante Mischung der Kälte und Wärme ergab sich daraus, in deren Mitte die angenehme Melodie um Sextana für Ruhe und Entspanntheit sorgen sollte.
 
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Alexis setzte sich zu Martax und begnügte sich mit einem Schneidersitz im Sand. Damit die Schwerter ihn dabei nicht störten, löste er sie vom Gürtel und lehnte sie an seine Schulter, einen Arm darum geschlungen und lausche den Worten des Dämons.
Ja, Martax hatte Recht, er hätte konkreter werden sollen, doch erst jetzt formte sich die eigentliche Frage in Alexis' Kopf.
"Es geht mir vielmehr um Eure Sicht der Ereignisse. Wie habt ihr den Riss zwischen unseren Welten erlebt? Welche Auswirkungen hat es auf Eure Welt und deren Bewohner?"
Er sprach den Dämon nicht direkt darauf an, aber vielleicht bekam er auch indirekt Antworten auf die Rolle der Geister in alldem.
"Ich muss die Zusammenhänge verstehen. Die Wechselwirkung zwischen unseren Welten und die Auswirkungen durch den Riss. Jede Art von Information wäre hilfreich. Wir brauchen eine Strategie, den Riss wieder zu schließen. Ich glaube, das wäre auch in Eurem Interesse."
Alexis blickte kurz herüber zum Lagerfeuer, als er hörte, wie Sextana mit der Violine anstimmte.
 
Martax verschränkte die Arme und zog eine missmutige Schippe mit den Wundwinkeln. Was wollte der Magier hören? Er hatte doch genau gesehen was passiert ist. "Dämonen kommen aus dem Schattenreich durch den Riss in diese Welt. Wie ein Strom aus Klauen, Schuppen, Flügeln und Zähnen. Doch sie gehören nicht in diese Welt. Es gibt zu viele Unterschiede. Also werden sie sich ihre Umgebung sosehr zu Nutze machen wie es ihre Instinkte erlauben." Er schnaubte kurz und zog die Augenbrauen zusammen. "Nach den kataklysmischen Gesetzen muss sich dieser Schlund also von der Schattenwelt bis in das Diesseits erstrecken. Daher geht er auch quer durch die Anderwelt. Als Magier wisst ihr bestimmt, dass dies die Heimatebene der Geistwesen ist. Auch euer Wolf und ihr hinterhältiges Luder von Schwester kommt von dort." Der Rote merkte gar nicht wie der brodelnde Zorn wieder in ihm aufstieg. Doch Alexis konnte es an vielen Hinweisen erkennen: angespannte Muskeln, pochende Adern, geballte Fäuste, tiefe Stiefelabdrücke im kargen Boden. Martax steigerte sich wieder in seinen Hass auf die Geister hinein. "In meinem Interesse wäre eine rasche Rückkehr in das Schattenreich, wo ich mir meine Stellung wieder zurückerobern und alle auf meinem Weg zum Rat der Könige dahinmetzeln werde, bis ich die Köpfe der Könige auf einen Speer spießen kann! Je mehr der jämmerlichen Geister dabei draufgehen, desto besser!" Er kämpfte innerlich gegen seine eigene Wut. Sein Kopf schmerzte, doch er gewann die Oberhand über sich selbst... gerade noch so. Das war nicht zuletzt der lieblichen Melodie von Sextanas Violine zu verdanken. Seine Atmung wurde ruhiger. Die Gedanken verschwammen nicht mehr in Gewalt und Leid. "Ich weiß nichts über die Ursache des Riss, oder wie man ihn schließen kann. Ich kann nicht mal sagen warum er existiert und nach meiner raschen Aburteilung zu bewerten, wissen es nicht mal die Könige meiner Heimat. Daher muss er wohl vom Diesseits stammen. Allerdings wüsste ich nicht was einem Sterblichen der Riss brächte, wenn er nicht gerade von apokalyptischen Verhältnissen seiner Heimat angetan ist oder jeden in seiner Umgebung in Stücke zerfetzt sehen will." Er schaute auf die Schwerter. "Ich werde mit Freuden jedes Wesen spalten, welches ihr als schuldig dafür erachtet." Das dämonische Grinsen hielt wieder Einzug auf seinem Gesicht. "Sagt mal, habt ihr überhaupt Erfahrung mit diesen Dingen?" Er nickte zu den Waffen. "Es ist für mich schwer vorstellbar, dass ein Zauberweber Ahnung vom Schwertkampf hat. Ich könnte euch bei Gelegenheit trainieren, wenn ihr der Übung bedürft. Das Angebot mache ich jedem in unserer Gruppe. Je besser ihr euch verteidigen könnt, desto einfacher wird meine Aufgabe. Erzählt es also nur rum."
 
Befremdlich. So ließ sich die Situation am ehesten beschreiben. Befremdlich und vor allem unheimlich. Twiggy hockte zusammen mit dem Rest der Reisegesellschaft um das Tuch herum und hatte sich noch kleiner gemacht als sie ohnehin schon war. Sie wagte es kaum den Blick zu heben, geschweige denn etwas von dem Essen anzurühren. Alles in ihr schrie nach Flucht und sie wünschte sich nichts sehnlicher als aus dieser ganzen Aufmerksamkeit zu verschwinden.
Fürchterlich eingeschüchtert beobachtete sie, wie die Menschen allesamt Essen schnappten – war irgendwie auch interessant dass sie sogar hier mitten in der Wildnis auf der seltsamen Verhaltensstörung namens „Besteck“ bestanden – aber selbst etwas anzufassen traute sie sich nicht. Sie wusste ohnehin nicht was das alles für seltsame Dinge waren und was man gefahrlos essen konnte. Da war zum Beispiel ein Klecks brauner Lehm mit einem Stück Fleisch umwickelt und allerlei merkwürdige... vermutlich sollten das Früchte sein. Twiggys Blick blieb dann aber an etwas anderem hängen und sie verspürte einen wehmütigen Anflug von Heimweh, genauer gesagt nach heimischer Kochkunst. Es war ein eine Art Wurm das sie da entdeckt hatte. Sah so ähnlich aus wie ein Tiefenkriecher was bei ihrem Stamm so eine Art heimische Spezialität gewesen war, doch die Füllung machte Twiggy skeptisch. Was sollte das alles für Zeug sein, dass die da hineingestopft hatten?
Die ersten Wickelköpfe guckten allmählich in Twiggys Richtung, weil sie noch immer vollkommen verklemmt da saß und sich nicht rührte. Die Blicke waren der Goblinhexe extrem unangenehm. Bestimmt würde gleich noch irgendeiner von ihnen auf sie einreden. Erzwungene Gespräche – das Grauen! Ich will hier raus!
Ganz langsam streckte Twiggy eine Hand aus, wobei sie irgendwie befürchtete die Bewegung könnte als kriegerischer Akt aufgefasst werden, erreichte die am nächsten stehende Schüssel – verdammt, konnte dieser Wickelkopf da drüben mal aufhören sie so dämlich anzulächeln? - grub ihre Krallen in einen der darin befindlichen Würmer, hob diesen dann raus und zog ihn zu sich hin. Gleichsam leistete die Goblinhexe ihrem Fluchtinstinkt nun endlich Folge und trat mit der Beute in der Hand den Rückzug an. Ganz langsam und vorsichtig zog sie sich zurück, bis sie aus dem unmittelbaren Lichtschein des Lagerfeuers entkommen war. Dann schien sie von einem Augenblick auf den anderen plötzlich verschwunden zu sein, denn mit magischer Hilfe hatte sie ihre Umrisse mit der Finsternis verschwimmen lassen. Und jetzt weg hier!

Twiggy wandte sich um und flitzte davon, wobei sie sich erst an ihrem provisorischen Schlafplatz eine Verschnaufpause gönnte. Gesellschaftliche Großereignisse waren nichts für sie, ein Glück dass sie da raus war. Was ist das eigentlich? Ein Oberflächenkriecher? Auf jeden Fall war es riesig die kleine Goblinhexe hatte Mühe alles davon runterzubekommen. So schlimm wie befürchtet schmeckte das Ding auch nicht. Eigentlich gar nicht schlecht. Es war nur... anders. Sehr anders. Keine Ahnung wie sie es beschreiben sollte. Vielleicht hatten die Oberflächler ein Wort dafür, Twiggy hatte keines. Aber egal. Sie fühlte sich satt und fit genug, um endlich diesem Wahnsinn den Rücken zu kehren. Noch ein bisschen abwarten bis sich die ganzen Oberflächler zerstreuten und dann still und heimlich abhauen.

Er dauerte ewig. Wie lange konnte man eigentlich über Belanglosigkeiten plaudern ohne dabei einzuschlafen? Vielleicht konnte Twiggy es sich leisten einmal kurz die Augen zuzumachen und dann sobald Ruhe einkehrte verschwinden. Ja, eigentlich keine schlechte Idee. Twiggy wob eine einfache Illusion, die ihren Schlafplatz versteckte. Nun war es kein überhängender Fels mehr der sich dort befand, sondern es sah wie ein normaler massiver Stein aus der komplett im Boden steckte. Der Hohlraum unter dem Stein war in der Illusion verschwunden.
Twiggy kroch in das Versteck und rollte sich in ihrem Umhang zusammen. Nur einen Moment Pause...

Lärm weckte sie. Twiggy hätte schwören können nur ganz kurz die Augen zugemacht zu haben, doch die Geräusche klangen als würde jemand das Lager abreißen. Müde streckte Twiggy sich und löste die Illusion auf. Dann rieb sie sich erst mal die Augen und starrte reichlich verwirrt nach draußen. Ähm...
Die Sonne schien. Die Wickelköpfe bauten die Zelte ab und beluden ihre Packtiere. Allgemein herrschte Aufbruchsstimmung. Oh... ich hab verschlafen?! Das war absolut untypisch für sie. Normalerweise war sie dermaßen auf Wachsamkeit fixiert, dass sie bei jedem noch so kleinen Geräusch aufwachte. Völlig ausgeschlossen dass sie sich sicher genug gefühlt hatte um tatsächlich durchzuschlafen. Konnte überhaupt nicht sein!
Reichlich belämmert guckte Twiggy in Richtung Lager.
Ich hab tatsächlich verschlafen...
 
Ruhig, fast schon zu ruhig war der Schimmer der Nacht, der sich wie heimtückische Meuchelmörder in das Lager schlich. Ob der Abwesenheit der Sonne erwachte allerhand Nachtgetier in diesem kargen Ödland zu später Stunde. Doch erst als auch die meisten Feuer im Lager ausgingen wurde der ganze Glanz des wolkenlosen Nachthimmels präsent. Frieden beherrschte das Bild. Eine Seltenheit in der Nähe des Dämons, welcher wie ein stummer Wächter über die schlafenden Seelen wachte. Auch Twiggy war davon eingenommen, denn obwohl er sie nicht sehen konnte, hatte er ungefähr mitbekommen zu welchem Felsen sie sich zurückgezogen hatte. Er wusste also welches Gebiet vor dem Lager er ebenfalls im Blick haben musste. Selbst dort passierte nichts. Es war fast so als würden alle potenziellen Gefahren der Umgebung einen großen Bogen um den Lagerplatz machen. Ob sie wussten was sie im Fall einen Angriffs erwarten würde? Einige Sandkörner umwirbelten das Viriac’Arc auf Martax Rücken und brachten die schwarze Klinge zum leisen Summen. Der Rote drehte seinen Kopf mit den beiden mächtigen Hörnern. Die gelben Augen schauten wachsam durch die Landschaft, immer mit dem Gedanken auf mögliche Gefahren. Doch die leise Hoffnung des Dämons etwas zu tun zu bekommen als nur ständig umherzuwandern und zu beobachten erfüllte sich nicht. Die Lagerbewohner hatte es bestimmt gefreut. Nur eine vermummte Gestalt schien sich plötzlich vom Lager zu entfernen. Ungewöhnlich. Erst als Martax seinen Blick länger auf diesem Wesen verweilen ließ konnte er im leuchtenden Mondlicht Lea ausmachen. Das Klingenohr verlässt das Lager? Allein? Wie seltsam… Der Dämon würde sie garantiert nicht aufhalten. Er war kein Gefängniswärter. Jeder konnte gehen wohin er wollte. Sie entschwand schon sehr bald in der Nacht und wurde von ihr verschluckt.

So brach einige Zeit später der neue Tag an und schon bald tauchten die ersten Sonnenstrahlen die Ödnis in ein feuriges Orange, als würde jeder Stein und jeder Busch in Flammen stehen. Die Hautfarbe des Wächters leuchtete besonders in diesem Licht. Er streckte sich und knackte mit einigen Gelenken. Die letzte Stunde hatte er sich kaum bewegt. Das Lager erwachte nach und nach. Die Wüstenleute schienen sich nicht sonderlich mit langen Vorbereitungen aufzuhalten. Sie begangen das Lager ziemlich zügig aufzulösen. Martax schaute sich das Schauspiel von seinen Patrouillengängen aus an. Als er sich wieder in dem Gebiet befand wo Twiggy letzte Nacht verschwunden war, machte er plötzlich einen großen Stein weniger aus. Stattdessen offenbarte sich ihm ein überhängender Felsen mit einer Goblinhexe darunter die verdutzt auf das Lager zu starren schien. Es passierte nicht oft, aber im Moment war dem Dämon nach etwas Gesellschaft nach den vielen Stunden der Stille unter den Sternen. So steuerte er auf das kleine Wesen zu und verdeckte schon bald die Morgensonne, die auf ihre grüne Haut schien. "Ihr seid wach. Was hat Euch geweckt? Ich habe Euch bis eben nicht gesehen. Wart Ihr in einen Eurer Zauber gehüllt? Das wäre beachtlich bedenkt man die Zeitspanne die er aufrechterhalten wurde. Konntet ihr dabei überhaupt Erholung finden? In der letzten Schlacht haben euch die Illusionen geschwächt."
 
Alles musste stets ein Ende haben, so auch die gemütliche, ausgelassene Runde.
Mit Geige, Äffchen und einer weiteren Wüstenpraline hatte sich Sextana mit Lea zusammen in das Zelt begeben. Es hatte etwas Trostloses; so wusste Sextana doch, dass Lea bald verschwand und die wichtigsten Worte gesprochen waren. Mit Stolz, dass Sextana bei der Zeremonie Lea's dabei sein durfte und dieses Spitzohr kennengelernt hatte, nahm sie schließlich hin, dass Lea nun fortgehen würde.
Zusammen mit Fräulein Karma schloss der Rotschopf seine Augen zur Nachtruh. Erst Stunden danach regte sich etwas in dem Zelt - Lea musste genug Ruhe gefunden haben um aufzubrechen. Wortlos schloss Sextana ihre Augen und wünschte der Elfe im Stillen eine gute Reise. Auf Wiedersehen. Mögest du dein Ziel erreichen.
Als die Sonne sich zeigte war nur noch der Rotschopf mit dem Äffchen im Zelt und die Ruhe fand ein jähes Ende. Pünktlich mit den Wüstenleuten wachte Sextana auf und zog ihre Kleidung, die sie größtenteils abgelegt hatte, wieder an. "Nicht einmal Zeit für ein kleines Frühstück oder zum Wachwerden?", murmelte Sextana und rieb sich die Augen. Nun, dann musste sie eben sofort packen. Dabei war sie glücklich, dass sie nur das Zelt abbauen und nicht mehr aufbauen musste - jetzt hatte sie immerhin niemanden, der ihr dabei half. Schon eigenartig - im Reisefieber nahmen die meisten der anderen Leute kaum wahr, dass Lea nicht mehr hier war - wahrscheinlich, weil sie die Elfe kaum kennenlernten.
Fräulein Karma trug die Geige aus dem Zelt, etwas wankend und schrie mächtig nach Anerkennung. "Sag mal, ich bin kaum wach - verschone mich für nur ein paar Minuten, würdest du?", bat Sextana und streckte ihre Arme und Beine. Sie fühlte sich endlich wieder bei Kräften, nachdem die Reise am Vortag so furchtbar anstrengend gewesen war.
Widerwillig machte sich die Magierin sofort daran, das Zelt abzubauen und möglichst platzsparend zusammenzulegen. Das dauerte etwas, doch am Ende sah das geliehene Zelt aus wie am Vortag und die Wüstenleute konnten es verstauen.

Am Pferd angelangt, lud Sextana ihre Violine auf dem Pferderücken ab. "Du bist aber auch wirklich reizend.", bewunderte Karma das Pferd, das ungeduldig schnaufte und auf Ausritt wartete. Vorsichtig streichelte der Rotschopf dem Pferd die Nase - dabei blieb Sextana mit dem Blick an einem Auge der Stute hängen. Tiere wirkten manchmal so viel überlegener als Menschen.. Auf eine unerklärliche Weise. Sie interessierten sich nicht für die Nichtigkeiten, für die sich Menschen interessierten - und manchmal wirkte es so, als blickten sie einem direkt in die Seele.
Perplex wandte Sextana nach genügend Streicheleinheiten den Blick ab und kramte in ihrer Tasche herum. Alles war voller Nussschalen, erhaltener Nüsse und getrockneten Früchten.
Darauf wartend, dass die Abreise erreicht war, sortierte Sextana verträumt die Nusschale aus und fütterte einige der übrigen Nüsse an Karma.
 
Von ihrem Versteck aus bekam Twiggy Gelegenheit ein riesengroßes Paar schwarzer Stiefel zu bewundern, welches auf sie zustapfte. Für den Rest des dazugehörigen Trägers versperrte der Stein ihr die Sicht. Natürlich war klar um wen es sich handelte. Die schiere Riesenhaftigkeit war ebenso unverwechselbar wie die Stimme. Was wollte der jetzt wohl von ihr? Das würde sie wohl gleich erfahren denn Martax hatte einen ganz gewissen Vorteil: Er kam auf den Punkt und verlor sich nicht in endlosen Ausschweifungen so wie es Menschen gerne taten. „Hallo Martax.“ begrüßte sie ihn. Sie kroch aus ihrem Versteck hervor und streckte sich zu voller Länge, womit sie dem Dämon kaum bis zur Brust reichte. Während sie zu seinem Gesicht hochschaute wurde ihr mal wieder deutlich bewusst wie winzig sie eigentlich war. "Ihr seid wach. Was hat Euch geweckt?" „Die da drüben“, sie deutete in Richtung der Aufräumarbeiten am Lager. Das konnte man schlecht überhören wenn man so große Ohren hatte wie sie.
Mit Martax' nächsten Bemerkungen hatte sie nicht gerechnet und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. "Wart Ihr in einen Eurer Zauber gehüllt? Das wäre beachtlich bedenkt man die Zeitspanne die er aufrechterhalten wurde. Konntet ihr dabei überhaupt Erholung finden? In der letzten Schlacht haben euch die Illusionen geschwächt." „Das ist was besonderes?“ fragte sie ehrlich verwundert. „Ich mache das seit... ähm... naja, seit ich an der Oberfläche bin eigentlich. Kommt selten vor dass ich mir nicht mit Magie behelfen muss um in Ruhe schlafen zu können. Und sonst muss ich mich auch oft hinter Magie verstecken. Ist Übungssache denke ich.“ Sie zuckte die Schultern. Twiggy fand jedenfalls nichts außergewöhnlich kompliziertes daran, ein Stückchen Stein nachzubilden. Eigentlich musste sie ihre Illusionen immer mal wieder mit Magie auffrischen damit sie sich nicht auflösten, aber bei unbeweglichen, einfachen Dingen wie einem Stein war das nicht so oft notwendig. Und wenn es dunkel war fiel sowieso nicht auf wenn der Stein vielleicht an manchen Stellen ein bisschen durchsichtig wurde. Viel überraschender fand Twiggy die Tatsache dass sie überhaupt zur Ruhe gekommen war und nicht wie sonst bei jedem Geräusch aufgeschreckt war. Darüber sollte sie sich doch eher Sorgen machen, oder? „Wenn ich mir beim Zaubern Zeit lassen kann ist es für mich einfacher und auch nicht so anstrengend. Das gestern war viel schlimmer. Normalerweise reichen mir ja ein oder zwei Zauber um das Weite zu suchen. So wie gestern mit Magie um mich zu werfen mache ich eigentlich nicht. Schlachten sind was für Krieger und nicht für... jemand wie mich zum Beispiel. Ich sehe eher zu dass ich weg komme.“
 
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Der Hafen Falgrims lag noch im Dunst von Nacht und Meer aus dem sich die Docks behutsam zu pellen schienen. Die Handelsschiffe der Händlergilde Belams waren jedoch schon beladen. Die Dockarbeiter haben das in den Morgenstunden vor Tagesanbruch erledigt, damit die Schiffe mit der ersten Flut nach Sonnenaufgang auslaufen konnten. Soir und Feste erledigten die letzten Formalitäten für ihre Ausreise. Wie Belam versprochen hatte gab es keine Komplikationen ob der beiden Passagiere. Der Hafenmeister war ebenfalls ein Mitglied der Gilde und so waren auch die Ausfuhrpapiere kein Problem. "Lasst mich mit dem Kapitän reden bevor Ihr an Bord geht.", bat der Händler, "Wenn ich ihm die unterzeichneten Papiere zeige wird auch er keine Fragen stellen." Feste zuckte mit den Schultern und nickte. Ihm ging es darum aus Riin herauszukommen, wie überließ er seinem geschäftstüchtigen Freund. "Kommt in fünf Minuten nach." Damit verschwand Belam. Soir schaute ihm nach "Ich habe ein ungutes Gefühl." "Ach, das klappt schon alles!", winkte Feste grinsend ab und lies sich auf einen der Hocker fallen. Er lehnte sich gegen die Wand und zog sich mit den Narrenschuhen klingelnd einen weiteren Hocker für seine Füße heran. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und starrte zu Decke. Bald schon hatte er ein Liedchen angestimmt, welches er vor sich hin pfiff.

Soir tat sich schwer zu entspannen. Immerhin war sie eine gesuchte Schwerverbrecherin die aus dem Panzergefängnis geflohen war - zumindest in Riin. Zum ersten Mal wurde sie sich darüber klar und sofort keimten Rachegelüste an Balthasar auf, oder was immer dieses Wesen war das nach ihm aussah. Sie hatte seinen absoluten Tod mit eigenen Augen gesehen. Der Maestro hatte keine Zweifel daran gelassen. Als Meuchelmörderin und Intrigantin hatte sie schon viele schreckliche und ekelerregende Szenen gesehen, aber das Ableben des in Ungnade gefallenen hatte sich doch besonders in ihren Kopf gebrannt. Wie gern würde sie ihn ebenso leidvoll sterben lassen. Doch leider verstand sie nichts von Magie. Mir wird schon ein grausamer Weg einfallen.... "Die fünf Minuten sind um." Feste ließ sie aus ihren dunklen Gedanken aufschrecken. Klingelnd begab sich der Narr zum Ausgang während sie ihm folgte. Die Morgenluft war trotz der Sonnenstrahlen recht frisch. In der Ferne konnte man die offene See erkennen, welche durch das Licht wie in ein Meer aus Blut getaucht erschien.

Die beiden gingen zu ihrem Schiff herüber vor dessen Planke zum Deck Belam wartete. "Lief alles glatt?", wollte der Narr wissen. Der Turbanträger legte ein gespielt besorgtes Gesicht auf. "Ich fürchte leider nicht." Feste kniff die Augen zusammen. "Was soll das heißen?" Soir überkam plötzlich Panik. Sie hatte gelernt Verrat zehn Meter gegen den Wind zu riechen. Auch die hoffnungslosen Wochen hinter Gittern konnten ihr dieses Gespür nicht nehmen. Sofort sah sie sich nach möglichen Gefahren um. "Es ist leider zu Unannehmlichkeiten gekommen, die eine Preiserhöhung für die Überfahrt nach sich ziehen." Belam bekam das gierige Glitzern in den Augen "Das Bild von diesem komischen Funkelschaft und das Stück davon... gebt es her!" Es war also wirklich so. Belam verriet sie. "Warum sollte ich das tun?" Feste stellte auf stur und war nach Soirs Ansicht viel zu ruhig. Der Händler schnippte mit den Fingern und die drei angeheuerten Halunken traten hervor. "Weil ich es sonst euren kalten toten Fingern entreißen werde!" Narr und Meuchlerin standen nun Rücken an Rücken. Die drei Spießgesellen im Halbkreis vor ihr, der gierige Händler vor Feste. "Ihr wisst wer ich bin mein Guter. Denkt ihr die drei können mich aufhalten?" Wieder spielte der Händler seine Reaktion und dieses Mal noch schlechter. "Oh weh! Ihr habt Recht. Na wenn das so ist...? KÄPT'N!" An der Reling erschienen Matrosen und der Kapitän der Gilde, die mehr nach Piraten als nach ehrbaren Seefahrern aussahen. Sie alle hatten ihre Waffen gezogen, was die drei Halunken vor Soir ebenfalls taten. "Dann erhöhe ich einfach um eine Mannschaft!" Des Sieges gewiss rieb sich Belam hinterhältig die Hände. Festes Dauerlächeln verschwand. Er schaute regelrecht ernst. "Und was jetzt du Stratege!" knurrte Soir dem Narren zu. Sie machte schon die Abrechnung mit ihrem Leben. Belam streckte die Hand aus und winkte mit den Fingerkuppen. "Gebt es mir!" Der Narr knurrte und griff in seinen Flickenwams um die Seite mit dem Metallstift hervorzuholen. Je näher sich beides zu seiner Hand bewegte, desto mehr geiferte Belam danach. Gerade als das Papier seine Handfläche berühren würde stoppte der Narr seine Bewegung. "Weißt du. Ich denke nicht dass ich dir das geben sollte." "FESTE!" Soir riss die Augen auf. "Bist du noch bei Verstand Narr gib es her!" Belam griff wütend nach der Rolle, die der Spaßmacher mit einer geschickten Bewegung auswich. "Wie ihr wollt! Ergreift sie!"

Soir sprang zur Seite, bereit bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Doch Feste blieb regungslos stehen. Zur Verwunderung von Soir und vor allem Belam blieben auch alle anderen stehen. "Was ist denn, ich sagte ergreift sie!" Belam schaute in die Gesichter der Halunken und schielte schließlich nach oben zur Mannschaft. Der Narr seufzte tief. "Du hast wirklich das Spiel nicht verstanden." Er schüttelte theatralisch den Kopf. Belam knurrte. "Du hast drei Fehler gemacht. Erstens hast du dir einen wirklich blöden Ort zur Anwerbung von deinen Komplizen gesucht. Du heckst einen Verrat in einem Spionagestützpunkt gegen einen der Besitzer aus mit Leuten die dort ein und ausgehen? Blöde Idee... richtig blöde Idee! Zweitens hast du deinen Gegner unterschätzt. Bei all der Planung die nötig war unbemerkt nach Rinn zu kommen und wieder heraus hast du ernsthaft geglaubt, dass ich mich nicht vorher mit den Leuten in Verbindung setze, die meine Flucht durchführen? Du hast vor fünf Minuten mit dem Kapitän gesprochen, ich vor 50 Tagen und ich bin mir absolut sicher dass mein Angebot profitabler ist als deins, denn - auch deinen Verrat habe ich eingeplant." Belams Wut war bis zum Platzen angestiegen und seiner Optionen beraubt wusste er sich nicht mehr anders zu helfen und stürzte sich mit gezogenem Krummsäbel auf den Narren. Dieser drehte sich nur um wenige Grat und ließ den Verräter ins Leere laufen, so dass er stürzte und den Halunken vor die Füße fiel. Diese befreiten Belam recht unsanft von seiner Waffe und hoben ihn auf die Füße bevor sie ihn wieder vor Feste führten. Der Narr beugte sich ganz dicht zu ihm herüber "Dein dritter Fehler war jedoch dein schlimmster! Du hast mich verraten! Ich hätte dich reich machen können. Die Führerschaft über deine Gilde habe ich dir eingebracht und das hat mich einige Gefallen gekostet!" Der Narr schaute so durchdringend in Belams Augen, dass es dieser nun mit der Angst zu tun bekam. "Was machen wir jetzt mit ihm?", fragte der Schläger mit der Augenklappe. Feste ließ von Belam ab und sah sich kurz um. Dann erblickte er die Galionsfigur - eine Meerjungfrau am Schiff. Voller Wut schleuderte er eine Karte aus seinem Ärmel auf die Holzbüste und fing sie wieder auf. Während er sich die Karte betrachtete krachte der Kopf der Figur von ihrem Rumpf in das Hafenbecken. "Die Galionsfigur ist beschädigt. Nehmt sie vom Schiff!" Mit kalten Augen schaute er auf den zusammengesackten Belam herab. "Zum Glück haben wir Ersatz!"


*****


"Ja das ist etwas besonders. Die Sterblichen machen das sonst nicht. Jedenfalls keine Menschen oder Elfen. Sie errichten andere Schutzeinrichtungen, wie Türen die man abschließt, manchmal sogar magisch, so dass nicht mal jemand wie ich hinein kann." Martax schossen verschiedene Szenen von Beschwörungen in Verbindung mit Siegeln durch den Kopf. Er schaute zu der abbauenden Karawane hinüber. "Die können es gar nicht erwarten wieder abzureisen. Entweder sind sie unserer überdrüssig oder ihnen macht die Hitze der Sonne zu schaffen. Ihr werdet nicht mal zu einem morgendlichen Happen kommen." Für ihn selbst war das kein Problem. Er benötigte vor allem zur Regeneration Nahrung und hatte erst vor einem Tag ein halben Schwein verputzt. Seine Reserven hielten noch ein bis zwei Tage vor, wenn sie nicht wieder in eine Schlacht tappten. "Soll ich Euch beim Aufsteigen auf das komische Hockerpferd helfen?" Der Dämon führte sich vor Augen wie Twiggy das erste Mal auf so einem Tier saß. Bequem sah es nicht aus. Da lobte er sich lieber sein solides Paar Dämonenhautstiefel. "Wir sollten auch langsam mal zu den Anderen gehen. Ich glaube nicht dass jemand auf uns warten würde."
 
Die Sonne schien und durchs Lager drang ein Lachen, ein Rufen. Die Männer bauten routiniert ab und freuten sich schon den unbequemen Boden gegen ihren Sattel eintauschen zu können. Ein Adler gleitete hoch über ihnen über den wolkenlosen Himmel, sein majestätischer Schrei hallte über die Ebene. „Das ist ein gutes Zeichen.“. Freute sich Erad. „Wir werden heute gut voran kommen.“. Das Lager schrumpfte schnell und sie würden bald bereit sein, weiter zu reiten. Benur packte aus den Resten des gestrigen Essens allen kleine Verpflegungspakete zusammen, sodass sie während des Ritts ihr morgendliches Mahl einnehmen konnten.

„Jemand fehlt.“ murmelte Wazir. „Was?“ machte Oriak unwissend, während er seinen Schlafsack zusammen rollte. „Hier fehlt doch jemand?“ wiederholte Wazir seine Feststellung. „Das Elfenweib ist weg.“ schloss er, nachdem er seinen Blick über die im Aufbruch begriffene Gruppe hatte schweifen lassen. Oriak stand auf und sah sich ebenfalls um: „Tatsache.“ bemerkte er und kratzte sich ratlos am Kopf: „Hier ist sie jedenfalls nicht.“. „Falls ihr die Elfenfrau Lea sucht...“ mischte sich jetzt Maku ein, der sich ihnen genähert hatte: „..so ist sie in der Nacht gegangen.“. „Gegangen? Wohin?“ wollte Wazir wissen. „Sie hat das Lager in Richtung Osten verlassen. Martax hat sie gesehen und passieren lassen, so habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich war zu der Zeit auf der entgegen gesetzten Seite des Lagers unterwegs.“. „Hab ich was verpasst?“ fragte sich Oriak im Stillen: „Wurde gestern Abend etwas gesagt was ich nicht mitbekommen hab?“. Doch er erinnerte sich an nichts, was ihr Verschwinden erklären würde. „Aber ihr wisst.“ redete Maku weiter: „Ich kann sie finden. Ich kann ihr folgen und sie wieder holen. Sags nur.“ bot er Oriak an, doch der schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Wir machens vorerst auf Menschenart. Wir fragen, ihre Zeltpartnerin. Vielleicht weiß Sextana etwas darüber.“. Sprach er und ging zu ihr rüber. „Guten Morgen Sextana. Wie geht es euch? Habt ihr die Nacht gut verbracht?“ grüßte er sie. Nach einem kurzen Moment schob er die eigentliche Frage nach: „Sagt, wisst ihr wo Lea ist?“
 
Endlich damit fertig, die Nussschalen zu sortieren, stand Sextana langsam auf und blickte Oriak an, der offensichtlich auf sie zu lief.
"Guten Morgen Oriak.", sagte sie und rang sich ein freundliches Lächeln ab.
"Die Nacht war erholsam.. Wahrscheinlich auch nur, weil ich mir zuvor ein paar Schlücke Rum gegönnt habe.", murmelte Sextana und stützte ihre Hände in die Hüften. "Ich hoffe, du hast ebenso genug Ruhe für die Weiterreise gefunden?", hakte Sextana der Höflichkeit halber nach.
Lea.. Am liebsten hätte Sextana nicht sofort darüber gesprochen. Irgendwie bereitete es ihr Schuldgefühle, weil Lea sich nur noch von Sextana verabschiedet hatte, auch, wenn das gar nicht berechtigt war. Außerdem verstand der Rotschopf sehr gut, wieso Lea gegangen war. Sextana selbst hatte jedoch nie vor, einfach ihre Taschen zu packen und die Gruppe ohne sie weiterreisen zu lassen. Vielleicht war sie auch einfach zu ängstlich, oder glaubte sehr fest an ihre Aufgabe, der Gruppe mit ihren Fähigkeiten beizustehen. Nachdenklich blickte Sextana in die braunen Augen Oriaks.
"Sie ist aufgebrochen. Lea hat entschlossen, in ihrem Zustand nicht weiterzureisen. Es gibt sehr viele Gründe dafür. Sie sagte, dass sie Taimi suchen wird. Leider habe ich Taimi nicht kennengelernt, aber Lea wollte ihr unbedingt zu späterem Zeitpunkt nachreisen,.. Auch, um mehr über ihre eflische Herkunft zu erfahren.", erklärte Sextana, so gut sie konnte, die Beweggründe der Elfe.
"Sie sagte, dass sie auf ein Wiedersehen hofft. Und dass ihr euch alle nicht im Stich gelassen fühlen sollt.", gab die Magierin wieder.
"Ich hoffe, dass du es ihr nicht nachträgst.", musste Sextana gestehen und blickte betreten in ihre Handflächen.
"Ich hätte früher etwas gesagt, doch ich versprach Lea, sie einfach ziehen zu lassen.", rechtfertigte sie sich dann. Sextana wusste, dass es eigentlich nichts gab, für das sie sich rechtfertigen oder schlecht fühlen musste. Doch es machte sie auch ein Stück weit verlegen, dass Lea ausgerechnet mit ihr darüber gesprochen hatte.
"Doch lasst uns nicht im Schlechten an Lea denken. Ihr Weg möge stets sicher sein.", murmelte Sextana und schlug ein nervendes Insekt zur Seite.
"Wenn wir aufbrechen und unser Ziel weiter verfolgen, wird eine Person weniger zunächst nichts ausmachen. Auch, wenn ich ihre Person sehr vermissen werde.", sagte der Rotschopf. Schon wieder summte etwas um sie herum und schien unnachgiebig. "Libellen? Hier?", murmelte Sextana und ging einen Schrück rückwärts.
"Sagt mal, geht es noch!", ertönte es dann schließlich, eine unfassbar wütende Stimme aus dem Nirgendswo.
"LIBELLE?", tönte es und Sextana blickte sich unsicher um. Ein Insekt hatte auf ihrer Schulter Platz genommen und.. Das war kein Insekt. Was war es dann?
"Ich würde Euch nun einen Kopf kleiner machen, wenn ich könnte, aber das hier, das ist wichtig!", schimpfte das Wesen. Sextana sah ungläubig auf das Wesen und verschwendete nur kurz einen Gedanken daran, wie ein solches Wesen sie um den Kopf bringen wollte.
Vorsichtig nahm Sextana das Ding auf die Hand, beäugte es skeptisch und sah dann zu Oriak herüber. "Ich träume nicht, oder?", fragte der Rotschopf. Soetwas hatte sie noch nie gesehen.

Wanda versuchte nicht ihren vernichtenden Blick aufzusetzen, sondern Ruhe zu bewahren.
Den letzten Hoffnungsschimmer zu vertreiben wäre keine gute Idee gewesen. Und jene Menschen sahen aus, als hätten sie gerade nichts besseres zu tun, als in der verfluchten Gegend herumzustehen. Griesgrämig stand Wanda aus der Hand des Weibs auf und flog zurück auf die Schulter hinüber.
Idioten! Ihr Gehör war derart schlecht und die Menschen erwarteten immer wieder, dass ein Waldgeist das Stimmorgan eines normalen, großen Wesens hatte.
Auf der Schulter sitzend fing Wanda an zu sprechen, so laut sie konnte, auch, wenn das Gegenüber der Rothaarigen bereits nichts mehr davon hören konnte.
"Wir brauchen dringend Hilfe! Meine Meisterin ist so schwer verletzt.. Die Banditen, sie überfielen uns auf dem Wege! Sie waren zwar selbst sehr zugerichtet.. Aber sie waren in der Überzahl! Bitte - wenn Lissandra aufhört zu atmen, dann sterben wir!", bat Wanda also auf unnatürlich flehende, respektvolle Weise.
"Bitte bitte, bringt jemanden, der uns hilft, bitte!", flehte Wanda. Tränen rollten ihr jetzt vom Gesicht, Tränen, zu klein, sie zu sehen.
Ungeduldig wankte sie jetzt auf der Schulter der Riesin herum.

Skeptisch lauschte Sextana den Worten des kleinen Wesens. Sie beiden würden sterben? Was sollte das heißen?
Die Magierin hatte so vieles in der Akademie gelernt, aber nichts davon sagte ihr etwas über dieses Wesen.
Es war egal. Die Verzweiflung in der Stimme des Miniaturelfen war groß, groß genug um Sextana einen Schauder über den Rücken zu jagen.
"Ich bin Heilerin. Wo ist deine Meisterin?", fragte Sextana nach, "Aber sie ist nicht etwa so klein wie du, oder?", hakte sie dann nach.
"Nein, nein, sie ist Chantrasami, sie ist ganz groß, so wie du! Und ihre Schmerzen müssen noch größer sein! Los jetzt, bitte!", flehte das Wesen.
Sextana zögerte nicht länger, drehte sich zum Pferde um und stieg auf, so schnell sie konnte. Sie erklärte Oriak nicht weiter, was los war. Auch Karma ließ sie beim Lager.
"Folgt mir! Schnell!", sagte der Waldgeist, löste sich von Sextana und flog vor.
Sextana gab ihrem Pferd die Sporen und ritt dem fliegenden Wesen hinterher. "Da ist jemand, der Hilfe benötigt!", rief sie noch durch das Lager, dann entfernte sie sich bereits in rasender Geschwindigkeit vom Lager, in der Hoffnung, das diese Chantrasami nicht allzu weit entfernt war.
Die Hitze schlug Sextana entgegen, so schnell ritt das Pferd voran - manchmal wurde es auch sehr schwer, den Waldgeist in der kahlen Gegend zu erkennen.
Trotzdem kamen sie nach sehr kurzem Ritt an einem Felsen an, hier und da ein paar Sträuche.. Und eine Blutlache, die das Gestein auf der anderen Seite dunkel gefärbt hatte. Sextana schwung sich schnell von dem Pferd und erkannte die am Felsen lehnende, beinahe tote Elfe, deren weiße Haut am Bauch mit strahlendem Rot überzogen war. "Sie könnte längst tot sein.", keuchte Sextana, etwas erschöpft von der Geschwindigkeit des Ritts, und warf sich vor der Elfe mit den Knien in den Dreck. Ein Puls war noch zu spüren.. Die Haut der Elfe fühlte sich wunderlich warm an.
"Sie ist aber nicht tot.", sagte der Waldgeist und die Magierin hätte es fast nicht verstanden. "Wenn sie tot wäre, wäre ich tot.", meckerte die rothaarige Miniaturelfe.
Sextana verstand noch immer nicht, doch schob sie den Körper der kleinen Eiselfe vorsichtig so hin, dass sie gerade am Boden lag.
"Wie lange ist es her, dass die Elfe angegriffen wurde?", hakte Sextana nach. "Schon länger. Gestern Abend griffen sie uns an. Sie hatten selbst kaum etwas, ihre Kleidung ganz zerfetzt. Sie haben Liss drei mal in den Oberkörper gestochen und das Pferd genommen.", sagte Wanda, "Wir haben uns noch eine ganze Weile weiter geschleppt, doch jetzt, jetzt wird unsere Zeit knapp!"
Sextana atmete tief durch. Konnte es sich bei den Banditen um die Angreifer vom Vortag handeln? Ihr Herz schlug wie wild, lag nun doch ein unerträglicher Druck auf ihr. Vorsichtig legte Sextana ihre Hände auf den Körper der schmalen Elfe - sie wirkte so zerbrechlich, ihr Körper zuckte durch die Reize selbst in der Ohnmacht.
Es war schwer zu sagen, ob die Chantrasami auch gegen die Verletzungen anfieberte. Sie wusste nur, dass diese Körperhitze einen Menschen wahrscheinlich schon unter jenen Umständen umgebracht hätte.
Es war ein Wunder, dass Liss noch lebte, das war Sextana bewusst.
Es konnte durchaus sein, dass die flüchtigen Banditen es gewesen waren, die Liss überfielen. Sextana fühlte sich schlecht, je zugelassen zu haben, dass diese Banditen überlebten.. Dabei dachte sie nur an den Banditen, der Lea gedroht hatte anzurühren. Hätte Sextana sie nur alle verbrannt. Sie alle beisammen.
Sextana spürte die Hitze in ihr auflodern, Wut, oder war es nur Scham?
"Bei aller Kraft, ich nehme dir den Schmerz. Wie ein Fluss soll er treiben, deine Seele umspielen und auf weite Reise gehen. Bald ist er nur noch ein Bach, und in mir wird er wieder zum Fluss, dann zu einem Meer. Der Schmerz soll in mir wachsen, mich wie eine einzige Strafe leiden lassen, so wie du jetzt leidest!", brachte Sextana hervor, als sie die Kraft Liss' hinter ihren zuckenden Augenlidern spürte. "Du sollst leben, ob du aufgegeben hast, oder nicht!", stieß sie laut heraus. Sie spürte die Energie der Elfe jetzt ganz intensiv, genau wie die ihre, die drohte wie eine einzige große Explosion zu entfachen. So viel Kraft.. Sie musste hierfür nutzen.
Sextana kannte das Wesen dieser Elfe nicht, doch ihre Seele fühlte sich kräftig und lebendig an. Farbenreich, nicht bereit, zu neuen Wegen aufzubrechen. Die Magierin spürte die Energien wie ein Strom. Jegliche positive Energie floss hinüber zur Elfe, und die Negative suchte sich in Sextana seinen Platz.
Die Augen der Magierin loderten, das blasse Blau wich flammendem Rot.
Als der Höhepunkt ihres Schmerzes erreicht war, schloss Sextana ihre Augen und begann unter Höllenschmerzen mit der Heilung. Alles, was sie zuvor gefühlt hatte, wurde dunkel und hoffnungslos. Die Wunden verschlossen sich, das spürte Sextana unter ihren Händen noch. Die Haut zog sich zurück dorthin, wo sie vorher Platz gefunden hatte. Organe mussten wie unverletzt funktionieren. Alles in dem Körper regte sich und füllte sich mit Stärke.
Sextana selbst fühlte sich wie an einem anderen Ort, war von Angst erfüllt. Sie dachte an die Gruppe, an ihre gemeinsamen Ziele, doch sie fühlte nichts als Hoffnungslosigkeit, während der Schmerz sie durchzuckte. Sie bekam nichts mehr von außen mit. Alles war ausgeblendet, nur ihre Seele und die der Elfe spürte sie noch. Als Sextana spürte, wie jegliche Kraft sie ganz plötzlich schmerzhaft verließ, fühlte es sich an, als wäre auch jegliche magische Kraft auf eine Reise gegangen. Sie entfleuchte und ließ Sextana kraftlos zurück.
Plötzlich spürte Sextana nichts mehr davon. Sie spürte nicht, wie ihre Hände den Körper der Elfe berührten und auch keine magische Energie mehr. Ihre Augen waren klar, das schöne blasse Blau drohte sich bald hinter den Augenlidern zu verstecken. "Habe ich es geschafft?", hauchte Sextana. "Bin ich zu weit gegangen?"
Sextana war ganz ruhig. Kein Funke regte sich mehr in ihr, ihr war zum ersten Mal seit langer, langer Zeit kalt.
Das war der Moment, in dem sie realisierte, dass sie nicht mehr zurück konnte. Der Fluss endete hier. All ihre Hoffnung steckte jetzt in jemand anderem. Und die magische Energie? War sie verloren gegangen? Sextana lächelte, als sie verstand, sie bräuchte keine Angst mehr haben.
Ihr Leben endete hier - das zweier anderer Wesen durfte weitergehen.

Das war der Moment in dem Liss ihre Augen öffnete, perplex, langsam. Ihr Körper war ein Denkmal. Drei schimmernde Narben zierten ihren Oberkörper wie kostbare Geschenke. Liss verstand, dass ihr Leben ein Geschenk war, noch bevor sie irgendetwas anderes verstand.
Und da lag dieser leblose Körper, der Körper eines Wesens, das ihr eigenartig bekannt vor kam. Eine wunderschöne Frau mit einem Fluss roter, langer Haare und wundersam schönem Antlitz. Lissandra verstand nur unterbewusst, ganz vage, was geschehen sein musste.
Wanda's Weinen war ein unliebsamer, unbekannter Klang in den Ohren der Chantrasami. "Sie wollte uns um jeden Preis retten, sie hörte einfach nicht mehr auf,.." schluchzte der Waldgeist vor sich hin. Lissandra's Augen füllten sich mit Tränen, ehe sie diesen Akt der Nächstenliebe begriff.
 
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Der rote Dämon bekam nichts von dem Gesumme und dem Hilferuf mit. Zu weit stand er mit Twiggy von Sextana entfernt. Es war mehr eine Ahnung und als diese aus heiterem Himmel losstürzte war es gewiss, dass etwas passiert sein musste. Der Rotschopf gab dem Pferd die Sporen, als wären alle Dämonen des Schattenreichs hinter ihr her. Im gehörnten Schädel des Roten begann es zu rumoren. Er zog die gelben Augen zusammen. Was geschah hier gerade. Er hatte Sextana erst wenige Tage zuvor kennen gelernt und doch waren die kurzen Momente verbindend genug, dass sich Martax etwas auf sein Bauchgefühl einbildete. "Halt hier kurz mal meine Stellung Twiggy. Die Menschenfrau reibt sich gerade Schwierigkeiten in die Seele und da ich geschworen habe alle zu beschützen..." So spurtete er los, ohne Notiz von den Anderen der Gruppe zu nehmen. Die Staubwolke die der Gaul verbreitete, war zum Glück im abebbenden Morgenrot gut zu erkennen und so hatte der Dämon immer einen Fixpunkt.

Schließlich entdeckte er die Konturen des Reittiers und kurze Zeit später auch zwei humanoide Körper, eindeutig weiblich. Doch zu seinem Verdruss lag der Körper mit den feuerroten Haaren regungslos am Boden. Der Rote stoppte seinen Spurt. Was geschah hier? Warum bewegt sie sich nicht? Sie wird kaum einfach losgeritten sein um sich töten zu lassen. Der Zorn brodelte im jähzornigen Hünen auf. Zu seicht waren Nachtwache und morgendliche Gespräche, als dass er beschworen werden könnte, aber die Möglichkeit einen seiner Schützlinge zu verlieren, seiner Aufgabe nicht gerecht werden zu können. Was ist hier passiert! Aus dämonischen Lungen presste sich ein Grollen an den Reißzähnen vorbei. Er setzte sich in Bewegung... immer auf Pferd und die beiden Menschenkörper zu. Sein Körper stand unter Strom. Er erwartete fast regelrecht jederzeit einen Angriff - bestimmt auf einer Art mit dem er nicht rechnen würde. Doch es geschah einfach nichts. Inzwischen war er schon ziemlich nah und konnte nun erkennen, dass der Frauenkörper mit der langen Mähne, die aus Sonnenstrahlen zu bestehen schien, gar kein Mensch, sondern eine Elfin war. Nach dem was er in Port Raven gesehen hatte, würde er sogar auf Chantrasami tippen. Dabei unterschied sich die Anatomie irgendwie von Taimi. Ihre Tränen waren wie Morgentau in einer Gegend die nach jedem Tropfen Flüssigkeit lechzte. Der Zustand der Magierin ging der Elfenfrau eindeutig nahe, auch wenn der Dämon keine Empathie für derlei Emotionen empfand. Mit bitterer, zorniger Miene starrte er zwischen Sextana und der Unbekannten hin und her, wobei er sich immer weiter nährte bis er direkt vor Sextana stand.

Sein Atem war schwer. Der mächtige, nackte Brustkorb hob und senkte sich deutlich und für einen Augenblick fragte sich der Dämon ernsthaft ob es durch den Spurt oder die Situation kam. Nein, es musste die kurze Erschöpfung sein. Dämonen empfinden keinen Trauer... keine Schwäche... keine Tatenlosigkeit... Sie ist tot! Die Augen wurden weit aufgerissen als die Erkenntnis sackte. Er musste sie nicht mal dafür berühren und Puls oder Atem fühlen. Er wusste es. Die Gewissheit wurde ihm mit einem gewaltigen, mentalen Hammer in den Schädel gepresst. Er fixierte die zierliche Elfin. Und dieses Weib hat... sie hat...

Martax wusste nicht wieso, aber seine Wut begann sich zurück zu bilden. Er hatte keine Erklärung dafür. Es gab keine Erklärung dafür. Er wusste weder was hier geschehen war, noch warum er sich so verhielt. Im Schattenreich hätte er nicht mal einen Augenblick seiner Aufmerksamkeit auf einen toten Sterblichen gerichtet. Es wäre selbstverständlich gewesen, dass dies der einzige Zustand sein konnte in dem Sterbliche hier überhaupt auftauchen konnten. Menschen überlebten nicht lange in seiner Heimat. Sie haben zu viele innere Konflikte. Doch als Reisender in dieser fremden Welt, als Verbannter... Wieder kam die Frage auf was das Diesseits mit ihm machte.

Wie von selbst wanderte seine große Pranke hinter seinem Kopf und zog die lange Klinge des schreienden Stahl aus der Halterung. Ohne eine Wort rammte er es mit Wucht auf den leblosen Leib Sextanas zu, wo es direkt vor ihr in das Fleisch der Erde versenkt wurde. Mit beiden Pranken bis zu den Klauen den Griff umschlossen senkte er das Knie vor Peinbringer und ließ sich zu Boden fallen. Kleine Sandwolken stoben auf.

Langsam senkte er den roten kahlen Kopf bis seine Stirn die Hände am Griff berührte und er die Augen schloss.


"Dakom sedux felon. Deka'l fasah, beragrax, Maralah sedu, vex tar'am beroush animax. Derodam presidox falur cruc damitas."


(Für Dämonen: Diese Seele möge unbeirrt ihren Weg finden. Jedes Wesen was ihr Schaden will, werde ich Maralah größtmögliches Leid zufügen. Sie steht unter meinem Schutz, in dieser Welt und der Nächsten.)


Damit trat sein Blick wieder in die Welt und er erhob sich als wäre nichts gewesen. Ein letzter Blick auf den toten Körper, dann wandte er sich den großen verheulten Augen zu die wie Bernsteine funkelten. Im Moment wollte er nichts von ihr wissen bis auf eine Frage: "Was ist passiert?"
 
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Der Abend senkte sich über Dujol und Dot stand noch immer auf den Balkon und starrte Gedankenverloren in die Richtung, in die Alexis und die anderen geritten waren.
Sie machte sich furchtbare Sorgen und schalt sich innerlich dafür, dass sie ihn hatte ziehen zu lassen. Was, wenn ihm nun doch etwas passierte? Sie biss sich auf die Unterlippe bei dem Gedanken und merkte erst nicht, dass Magna schon eine Weile hinter ihr im Türrahmen stand.
"Ich muss keinen Pakt mit dir haben, um zu merken, was mit dir los ist."
Dot zuckte zusammen und sah den Wolfsgeist mit den dämonischen zügen erst jetzt. "Kein Grund sich so anzuschleichen." Dot starrte Magna durch zusammengekniffene Augen an. Man konnte ihr ansehen, dass sie mit ihrer Entrüstung den kurzen Schrecken überspielen zu versuchte.
"Ich kann riechen, dass du Angst hast.", gab Magna unbeirrt zum Besten.
Dot senkte den Blick. "Ich mache mir Sorgen, das ist alles."
Magna schnaubte. "Er ist ein zäher Hund, den haut so schnell nichts um."
Das konnte Dot nicht beruhigen. Nein es verärgerte sie. "Und was wenn doch irgendwas passiert? Etwas auf das keiner vorbereitet ist?"
"Hm..."
Magna hob nachdenklich ihre Hand in den Schein des Abendlichts. Sie spürte die Wärme auf der Haut. Ihr wurde bewusst, dass sie vielleicht etwas unfair gewesen war. Mana steckte alles in ihre Verbindung mit Alexis, aber Magna hatte sich zurückgehalten. Lag es an ihren Vorbehalten? Machte es Sinn die Kontrolle über die Situation zu behalten, wenn sie ihm einen wichtigen Teil dieses Paktes vorenthielt?
Sie schloss ihre Hand zu einer Faust und blickte grinsend zu Dot. "Glaub mir, du brauchst dir keine Sorgen zu machen."


Das Angebot des Dämons überrasche Alexis. Doch er kam nicht umhin diese verhältnismäßig freundliche Geste anzuerkennen.
"Ich werde darauf zurückkommen.", gab er ihm als knappe Antwort, richtete sich auf und hängte seine Schwerter wieder an den Gürtel.
"Habt Dank. Eure Sicht auf die Dinge war mir hilfreich." Er sah sich kurz um und überlegte, was er sagen sollte. "Ich ziehe mich zurück."
Alexis war müde und ausgezehrt von der bisherigen Reise und vor allem vom Kampf. Nun, weniger vom Kampf selbst, als von der Aufregung, die damit einherging.
Ohne große Umschweife ließ er sich in ein Zelt plumpsen und von Sextanas Musik in den Schlaf wiegen.

Am kommenden Morgen wurde er wach und fühlte sich seltsam erfrischt. Er richtete sich auf, stützte die Unterarme auf seine Knie und knackte mit den Halswirbeln. Er war hungrig. Seltsam hungrig für die Tatsache, dass er gerade erst aufgestanden war. Er kriegte morgens sonst kaum etwas herunter, weil sich der Hunger erst nach ein paar Stunden einstellte.

Hungrig wie ein Wolf stürzte er sich auf das von den Wüstenbewohnern angebotenen Frühstück. Schmeckte das schon immer so gut? Er hatte nicht allzuviel Erfahrung mit dem Essen von Wüstenbewohnern, doch er hätte schwören können, dass alles irgendwie... intensiver schmeckte. Und roch. Zudem nahm er intensiver wahr, wie um ihn herum geredet wurde. Die Leute rempelten sich gegenseitig an, zeigten auf ihn und flüsterten sich gegenseitig zu. "Seine Augen... waren die schon immer so?"
Alexis schluckte seinen letzten Bissen herunter und sah den Fragenden verdutzt an. Nicht zuletzt, weil er mehrere Meter weit weg saß und Alexis trotzdem jedes Wort verstanden hatte.
"Was ist mit meinen Augen?" Die Wüstenbewohner zuckten zusammen und widmeten sich wieder ihren Aufgaben. "Mir wär was aufgefallen.", raunte einer der älteren. Einer von ihnen legte jedoch seinen Kopf schief, griff in seine Tasche und kramte einen Taschenspiegel hervor und reichte ihn Alexis.
Alexis nahm ihn entgegen, sein verdutzter Blick noch immer auf den Jungen gerichtet und sah schließlich hinein. Und ließ den Spiegel gleich vor schreck in den Sand fallen.
Mit zitternden Händen nestelte er wieder danach und schüttelte den Kopf. Doch es war so. Seine Augen leuchteten nun regelrecht vor Magie und seine Pupillen... sie waren nicht mehr rund, wie die eines Menschen, sondern geschlitzt, wie die eines Raubtieres.
Erst jetzt sah er zu Mana, die die ganze Zeit über nichts gesagt hatte.
"Magnas Teil des Paktes.", flüsterte sie fast schuldbewusst.
Alexis reichte dem Jungen seinen Spiegel wieder und rieb sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger.
Er wollte eben was sagen, auch wenn er sich nicht sicher war, was er dazu überhaupt sagen wollte. Doch dann brach der Tumult um Sextana los und Martax folgte ihr.
"Darüber reden wir später.", grollte Alexis und eilte zu seinem Pferd um wiederum Martax nachzusetzen.
Noch bevor er bei dem Felsen angekommen war, roch er das Blut und spürte die Nachwirkungen von Sextanas Magie. Noch bevor er vom Pferd abgesprungen und um den roten Hühnen herumgetreten war, ahnte er, was hier passiert war.
"Was ist passiert?", grollte Martax.
Alexis hockte sich neben Sextana, aus der sämtliches Leben gewichen war und spürte noch, wie der Rest an Magie aus ihr auf die junge Eiselfe übergegangen war.
"Dem Blut und den nunmehr verheilten Wunden auf ihrem Bauch nach zu urteilen wurde sie lebensbedrohlich verletzt. Sextana hat ihr Leben gegeben um das ihre zu retten."
Mit zusammengepressten Lippen legte er seine Hand auf Sextanas erkaltende Schulter.
 
"Ja das ist etwas besonders." War es? So wirklich? Ein bisschen verlegen klappte Twiggy die Ohren nach hinten und zog das Genick ein. Martax hatte doch eigentlich keinen Grund sie anzulügen, oder? "Die Sterblichen machen das sonst nicht. Jedenfalls keine Menschen oder Elfen. Sie errichten andere Schutzeinrichtungen, wie Türen die man abschließt, manchmal sogar magisch, so dass nicht mal jemand wie ich hinein kann." "Oh", fiel ihr nur dazu ein. Das war wirklich was besonderes? Für sie war das vollkommen normal gewesen, aber sie wusste zugegebenermaßen nicht viel darüber wie andere Leute Magie einsetzten. Woher auch, sie hatte nicht viel Gelegenheit sich mit anderen Zauberern auszutauschen. Nicht mal mit den Anwesenden – das eine Mal wo sie Alexis nach ein paar Übungen gefragt hatte war von ihm sogleich vollkommen vergessen worden. Oder ignoriert. Und Lea? Hatte selber zugegeben dass sie in Sachen Magie nicht viel konnte. "Die können es gar nicht erwarten wieder abzureisen. Entweder sind sie unserer überdrüssig oder ihnen macht die Hitze der Sonne zu schaffen. Ihr werdet nicht mal zu einem morgendlichen Happen kommen." Twiggy bemühte sich um Gleichgültigkeit und zuckte die Schultern. Doch eigentlich trübte das ihre Laune sogleich und sie verspürte ein leises Grummeln in der Bauchgegend. Aber naja, das war ein Gefühl an welches sie sich im Laufe der Jahre gewöhnt hatte.

"Soll ich Euch beim Aufsteigen auf das komische Hockerpferd helfen?" Twiggys Blick wanderte automatisch zum Lager, wo sie besagten Esel sogleich entdeckte. Als hätte er den Blick gespürt drehte dieser den Kopf und starrte zurück. Twiggy legte die Ohren an. Da lag doch ganz sicher ein Ausdruck diabolischer Vorfreude in seinen Augen. Ja, er konnte es bestimmt gar nicht erwarten den armen kleinen Goblin ein weiteres Mal auf seinem Rücken kaputt zu schleifen. Oh ja, das kann ich mir nicht entgehen lassen, oder? Twiggy spürte jetzt schon wieder den Muskelkater vom Vortag und ihr wund geriebenes Hinterteil.
Mit einem Kopfschütteln drehte sie sich wieder zu Martax. „Och, nein“, lehnte sie ab. Ich will da eigentlich überhaupt nicht rauf. „Ich kann mich auch alleine lächerlich machen.“ Bestimmt würde es nur halb so dämlich aussehen wenn Martax sie einfach auf den Esel setzte, doch empfand Twiggy es als äußerst unangenehm so direkt an ihre Winzigkeit und Schwächlichkeit erinnert zu werden. Martax zum Beispiel konnte sie ganz locker und problemlos mit einer einzigen Hand hochheben. Da würde sie es lieber erst mal alleine versuchen – wie auch immer das funktionieren sollte. Zurücklaufen und um Hilfe betteln konnte sie später auch noch.
"Wir sollten auch langsam mal zu den Anderen gehen. Ich glaube nicht dass jemand auf uns warten würde." Worüber ich nicht unbedingt enttäuscht wäre.

In diesem Moment preschte auch schon der erste Oberflächler auf seinem Vierbeiner los. Beziehungsweise war es die erste Oberflächlerin, die mit dem roten Fellbüschel auf dem Kopf. „Ähm...?“ Also gewartet wurde wirklich nicht, eher davongeschossen als stünde der Gaul in Flammen. Und Martax direkt hinterher, dicht gefolgt von... irgendeinem weiteren Menschen mit Pferd. War das Alexis? Twiggy blieb mit gerunzelter Stirn und fragend aufgestellten Ohren stehen und starrte den Flüchtenden hinterher. Hab ich irgendwas verpasst? Stellung halten würde sie auf jeden Fall, keine Chance dass sie die drei jemals einholen würde. Oberflächler! Immer wieder ein Rätsel für sich. Aber ihre Katzenratte hat sie da gelassen. Tatsächlich hockte das eigenartige Pelztier noch auf dem Boden und machte einen ziemlich verlorenen Eindruck, jetzt wo der zugehörige Mensch so plötzlich das Weite gesucht hatte. Was da wohl los war? Bestimmt wieder irgendein Menschen-Ding, das man als normal denkende Lebensform nicht verstehen konnte...
Apropos, fehlte da nicht noch jemand? Twiggy meinte dass Lea auch nicht da war. Für was bilden die eigentlich ein Lager oder eine Gruppe wenn dann sowieso alle einzeln abhauen?

Mit einem Kopfschütteln bewegte sich Twiggy in Richtung des Lagers, wo die restlichen Leute standen. Erfreulicherweise entdeckte sie dort noch die letzten Reste des Frühstücks – sie würde einfach mal ganz dreist dorthin huschen und sich was davon schnappen.
 
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