Scipor suchte eine Weile nach eßbarem im Wald, bis ihm ein merkwürdiger Geruch in die Nase stieg. Er folgte diesem bis zu seiner Quelle und fand sehr, sehr tief im Wald ein kleines Lager. Es schien provisorisch zu sein und nur für ein bis zwei Nächte geeignet. Mit Stöckern und Blättern war ein kleines, zeltähnliches Gebilde geformt worden. Es war so einfach und schlicht, das man in wenigen Tagen keine Spuren mehr davon sehen würde. Wovon man allerdings noch Spuren sehen würde, war das Feuer, das unter einem Kupferkessel kurz vor diesem Schlafplatz brannte. Eine Frau unbestimbarem Alters Stand vor dem Kessel und rührte darin. Sie starrte in ihren Kessel, sicherlich konnte sie den Druiden nicht sehen. Trotzdem sprach sie zu ihm. "Setz dich, Menschentier. Wer Hunger hat der sollte essen. Ich werde dir etwas geben." Scipors Verstand riet ihm nicht auf die Frau zu hören, immerhin schien sie von seinem Wolfsproblem, wobei er sie noch nie gesehehen hatte. Seine Instinkte hingegen meldeten sich nicht auf negative Weise. Der Wolf, sei es nun durch den bloßen Hunger oder aus Sympatie, wollte der Frau aufs Wort gehorchen. Der Druide hatte sich bisher immer auf sein Instinkt verlassen, daher gab er ihm auch diesmal nach, auch wenn ihm diesmal ein wenig Unwohl dabei war. "Setz dich, setz dich." Die Frau deutete auf einen moosbewachsenen Baumstumpf. Scipor tat wie gehießen, sagte aber kein Wort. Er beobachtete die Frau wie sie dort stand und rührte. "Nun, wölfischer Druide, du hast noch kein Wort gesagt. Bist du immer so schweigsam?" "Nein." "Hast du denn Angst vor mir? Ich werde dir nichts tun, versprochen." "Nein." Ihr nächster Satz wirkte schon fast ein wenig entnervt. "Kannst du auch etwas anderes sagen?" "Ja." So knapp waren Scipors Antworten eigentlich noch nie ausgefallen. Aber er hatte keine Ahnung wie er sich verhalten sollte. Immerhin kannte er diese Frau nicht, sie aber anscheinend, zumindest zum Teil, ihn. Könnte er ihr einfach trauen? Sollte er lieber in den Wald laufen, von ihr Weg? Oder doch lieber bleiben und in Erfahrung bringen wer sie ist? Die Fragen umkreisten sich buchstäblich in seinem Kopf, machten jeden anderen Gedanken unmöglich und brachten sogar de Wolf in ihm zum Schweigen. "Nun iss wenigstens etwas." Scipor hatte garnicht bemerkt wie die Frau zu ihm hinkam, aber nun stand sie vor ihm, in der Hand eine Holzschale, randvoll mit einer undefinierbaren Brühe. Scipor dachte nicht weiter nach, er nahm wie mechanisch die Schale entgegen, ebenso den Löffel, den sie ihm danach reichte und begann zu essen. Die Brühe war nahrhaft und schmeckte gar nicht so schlecht. Noch während er aß begann sie wieder zu sprechen. "Sicherlich willst du wissen wer ich bin. Nun, ich würde es dir ja sagen, aber ich weiß es selbst nicht so ganz. Mich zieht es einfach von Ort zu Ort. Ich wußte das ich dich hier treffen würde. Ebenso wie ich die Schiksale der Meisten kenne. Ich kann sie nur nicht den Menschen einfach präsentieren, das bringt sie durcheinander. Statdessen spreche ich sie in Rätseln aus. Ich glaube das ist meine Aufgabe in dieser Welt. Man könnte also sagen ich sei eine Art Orakel." Scipor, immernoch am essen, nickte zum Zeichen das er Verstanden hatte. "Auch dein Schiksal kann ich sehen. Soll ich dir das Rätsel geben?" Scipor nickte wieder, die Suppe war fast leer.
"Alte Freunde sind neue Verräter, vergangene Verräter werden wahre Freunde gewesen sein. Dein Ziel liegt noch fern in Zeit, doch dicht im Ort. Mit dir gemeinsam wird es sich selbst erreichen."
Die Frau lächelte. "Hast du irgendetwas nicht verstanden, soll ich es wiederholen? Sonst noch irgendwelche Fragen? Ausser der Lösung natürlich..." "Nur eine" Scipor blickte von der nun leeren Schüssel auf. Auch er musste jetzt grinsen. Er hatte das Rätsel vernommen, würde sich aber wohl erst später damit auseienandersetzen. Die Frage die ihnjetzt intressierte war anderer Natur: "Wie und woraus hat du die Suppe gemacht?"
Als Scipor sich auf den Rückweg machte, um ein Suppenrezept reicher, kreisten seine Gedanken komplett um das Rätsel. Wer waren die Verräter und Freunde, die die Frau angesprochen hatte? Könnte damit Raksha gemeint sein? Und was hatte das mit dem Ziel zu bedeuten? Welches Ziel war überhaupt gemeint? Das dieses Auftrags, also Balthasar töten? Oder das finden eines Schülers? Oder vielleicht auch das Ziel im Sinne des Lebensziels? Nicht ein bisschen kam der Druide in seinen Gedanken vorran, bis er sich im Dorf wiederfand. Dort beschloß er, das Rätsel erst einmal auf die lange Bank zu schieben und suchte das Wirtshaus in dem der Rest der Gruppe sicherlich zu finden war. Er fand es recht schnell, dementsprechend schnell fand er auch die Gruppe. Er freute sich innerlich als er dieses vierarmige Wesen bei ihnen sah. Sie war immernoch intressant. Sie schien auch im Wirtshaus angestellt zu sein, daher hielt Scipor es für sinnvoll, erstmal an sie heranzutreten. "Entschuldigt bitte, aber spricht etwas dagegen wenn ich mich hier bei den anderen aufhalte? Ich gehöre nämlich nicht zur zahlenden Kundschaft, und wenn es erwünscht ist, gehe ich auch wieder."