RPG Endless Travellers - The Second Age

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So langsam machte sich Emsigkeit im Dorf breit. Die Leute suchten ihresgleichen, verschüttet unter den Trümmern ihrer Häuser. Die Aspara und der Echsenmann empfingen sie bei der Schmiede. "LYRA!" Die Aufmerksamkeit des Hünen ging hinüber zu einem einzelnen Trümmerhaufen, gar nicht so weit entfernt von der Scheune, wo die Obdachlosen untergebracht wurden. Ein Traube aus Männern hatte sich gebildet. Einer davon kniete auf einem großen Bruchstück und äugte verzweifelt in einen Spalt. "ALLES IST GUT MEIN KIND! WIR WERDEN DICH DORT HERAUS HOLEN! NEIN BITTE, WEIN DOCH NICHT..." Die Stimme des Vaters versagte leicht. Die anderen Männern zogen und stemmten mit aller Kraft. Doch die Balken waren zwischen weiteren Trümmerteilen eingeklemmt und bewegten sich nur sehr wenig. Abseits standen ein paar Frauen, die mit betenden Händen und ängstlichem Blick auf einen guten Ausgang hofften. "SCHIEBT DOCH MÄNNER! SCHIEBT!", spornte der Vater die Leute an und fasste nun selbst zu. Mit zunehmenden Anstrengungen machte sich Verzweiflung breit. Die Gewissheit kam immer deutlich in die Köpfe, dass sie niemals diese Balken bewegen könnten. "Wir schaffen es! Wir ... wir müssen... meine Lyra ist dort unten." Ängstliche Laute piepsten aus dem Spalt hervor. "Ja Liebes, Papa ist da... Papa geht nicht weg." Einer der Männer mit einem Vollbart legte ihm die Hand auf die Schulter. Er sah ihn an. Seine Augen waren von Tränen untermalt. Der Bärtige schüttelte traurig den Kopf."NEIN! Wir müssen.. wir können doch nicht....!" Seine Nägel bissen sich so sehr in den Balken, dass er sich mehrere Splitter einriss. Seine Hände rutschten ab. Erst jetzt merkte er den Schmerz, sah das seine Nägel völlig zerstört und seine Handflächen inzwischen von seinem eigenen Blut ganz schmierig geworden sind. Er fing sichtbar an mit Weinen. Ein Mann mittleren Alters, gestanden in Arbeit auf dem Feld und einen ebenso kräftigen Körperbau, konnte nichts ausrichten. Es piepste wieder verzweifelt in dem Spalt. Das zog ihm den Boden unter den Füßen fest. Er fiel auf die Knie. Tränen fielen in den Staub. Er kniff die Augen zusammen. Wollte die Wahrheit nicht sehen. Er musste hart schlucken und schniefen.

Ein Schatten fiel auf ihn und überragte seinen bei weitem. Der Mann wagte nicht hinzusehen, war von der Situation wie gelähmt. Er hörte die Frauen hinter ihm flüstern. Dann knarzte und krachte es. Er riss den Kopf aufgeregt und erschrocken zugleich herum. Ein Riese stand dort. Ein Riese aus Metall. Der Kai'shak musste noch größer wirken, wenn man neben ihm kniete. Was die Männer nicht schafften bewältigte der Berg aus Kraft und Eisen ohne einen Laut. Erst fiel ein großes Trümmerteil abseits zu Boden und zerbarst in tausend Teile. Dann stemmte sich der Kai'shak gegen die beiden Balken die das Mädchen gefangen hielten. Ta'nor merkte, dass ihm ein deutliches Potenzial seiner Kraft fehlten. Der Kampf mit dem Golem zeigte sich nun. Er ächzte, grub seine großen Plattenstiefel tiefer in den Trümmerhaufen unter ihm. Ein Grollen der Anstrengung kam aus seinem Helm. Da! Die Balken bewegten sich tatsächlich. Sie gaben ihre Position auf. Mehre Trümmer brachen zur Seite, als sich das Holz aus dem Haufen hob. Endlich fiel Licht in den Spalt, der zu immer mehr Größe wuchs. Ein kleines Mädchen von vielleicht drei Jahren in einem schmutzigen Nachthemdchen saß zitternd mit angezogenen Beinen und umschlungenen Armen da. Die Augen ganz rot vom Weinen. Der Vater konnte nicht glauben was er dort sah. Er raffte sich wieder auf und hielt seine Arme leicht nach vorn, als wollte er die Balken im Geiste mit abstützen. Der Helmschlitz des Berserkers fiel auf das verstörte Mädchen. "Pa.. Papa...?", piepste es schüchtern. "LYRA! MEINE LYRA!" Angestachelt von dem Kinderstimmchen war der Vater wieder voller Tatendrang. Vergessen waren Schmerz und Verzweiflung - und Vorsicht. Mit großen Schritten stürzte der Vater den Trümmerhaufen hinauf, und sprang in den Spalt. "PAPA!", rief das Mädchen und ihre Augen lachten. Sie streckte ihre kleinen Ärmchen dem Mann entgegen. Er griff sie geschwind und hob sie hoch, drückte sie an sich. Seine Händen färbten das schmutzige Nachthemd ganz rot. Es war egal. "Jetzt habe ich keine Angst mehr Papa", piepste es in sein Ohr und er merkte wie sich die kleinen Arme seiner Tochter um seinen Hals legten. "Meine Lyra...", flüsterte er.

Dann erblickte er neben der Stelle wo seine Tochter saß einen Arm. Er ragte aus weiteren Trümmern hinaus.... ein weiblicher Arm, einer Erwachsenen. Die Augen des Mannes wurden große. Gerade noch das Glück sein Kind wieder im Arm zu haben, strich der Fund für den Augenblick alles Glück aus seinem Herzen. "Tereha..." - "Mama?", piepste es fröhlich neben seinem Arm. "Nein Lyra sieh nicht hin! Hier, geh zu Tante Biggi." Eine Frau kam herbeigeeilt und nahm ihm das Kind ab. "Wo ist Mama?", fragte Lyra. Doch ihr Vater antwortete nicht. Sie hielt sich am Hals der Frau fest als sie übergeben wurde. "Tante Biggi, wo ist Mama?", fragte das Kind erneut. Doch die Frau drückte sie nur fest an sich. "Shhhhh." Sie versuchte stark zu klingen. Doch ihre Stimme gab nach. "Der Mann ging wieder in den Spalt hinab, den Ta'nor noch immer offen hielt, ohne Murren, ohne Laut. Es war ebenfalls eine Eigenschaft der Kai'shak. Sie beschwerten sich nicht. Sie haben keine Emotionen dafür. Mit zitternden Händen streckte der Vater seine Arme nach dem in den Trümmern aus. Er lag leblos da. Der Mann hatte keine Kontrolle über seine Gedanken. Sie überschlugen sich. Er hatte Tereha erst vor vier Jahren geheiratet. "Tereha...", wisperte es aus seiner Kehle, die von einer unsichtbaren Macht zugeschnürt wurde. Seine Mimik war eine Mischung aus Panik und Trauer. Als er ihre Hand berührte und die Kälte spürte fiel er auf die Knie. Es war die Kälte eines toten Leibs, das war ihm nun klar. "Nein.. warum .... Tereha..." Die gerade noch getrockneten Augen öffneten wieder ihre Schleusen. Er zitterte am ganzen Leib. "Unsere Tochter ist in Sicherheit... sie..." Es schoss ihm in den Kopf, dass er gerade mit einer Toten redete. Wie töricht. Doch er wusste nicht wie er sich verhalten sollte. "Sie wird es verstehen....Lyra ist stark, so stark wie du. Sie wird verstehen wo ihre Mutter nun ist.." - "MAMI!", rief es hinter ihm fröhlich. "Was..." Jetzt war der Mann völlig verwirrt. Er stand auf und schaute aus dem Spalt hinaus. Lyra hüpfte auf dem Arm von Biggi ganz aufgeregt auf und ab. "MAMI, MAMI!", rief sie immer wieder. Der Mann ließ seinen Blick streifen und entdeckte eine Frau, die von einem Mann gestützt auf die Beiden zuhumpelte. Auch sie hatte Tränen in den Augen. "LYRA!" Die Kleine war nicht mehr zu halten, verschwunden waren Angst und verkrampfte Muskeln. Nun lief sie mit ihren kleinen, nackten Füßchen über den kalten Boden ihrer Mutter entgegen und wurde zum zweiten Mal in die Arme geschlossen. Der Mann, welcher noch immer im Spalt stand, war perplex, konnte es nicht fassen. Doch es war eindeutig Tereha. Eine große Platzwunde thronte an ihrer Schläfe. "Tereha!" Die Mimik des Manns entwickelte sich wieder zu einem Strahlen. Er kroch aus dem Spalt hinaus und lief zu seiner Familie. Sie hatten einander wieder. "Toore!", empfing die Frau ihren Mann. "Ich dachte du wärst im Haus... Sam hier hat mich unter unserer Scheune hervor geholt." Sie strahlte den Mann der sie bis jetzt gestützt hatte an, der fröhlich zurück strahlte. "Das war doch das mindeste im Geiste der Nachbarschaftshilfe! Toore umarmte ihn ganz ungeniert. "Du hast meine Familie vollkommen gemacht. Das werde ich dir nie vergessen!"

Sam klopfte ihm auf die Schulter. "Jehla und ich liefen aus dem Haus, als wir das Ungetüm durch das Dorf wüten hörten. Als die ersten Häuser umgerissen wurden haben wir uns getrennt um nach Freunden zu schauen. Da habe ich Tereha unter euer Scheue entdeckt." Toore ließ erst jetzt von seinem Freund ab. "Ich danke dir. Wo ist Jehla eigentlich?" Sam sah sich um. "Ich weiß nicht so recht, ich dachte eigentlich, dass sie bei dir, oder Lyra sei", Toore stockte der Atem, "aber wahrscheinlich ist sie bei einem der anderen Höfe und hilft dort Verletzte zu bergen." Toore wurde kreidebleich. "Was ist los Gemahl? Geht es dir gut? Sitzt dir der Schreck auch noch so in den Knochen?", wurde er von Tereha gefragt. Es knarzte und krachte erneut hinter der Gruppe. Alle drehten sich um. Ta'nor stütze mittlerweile die beiden Balken mit seinem Rücken, damit er die Arme frei hatte. Er hob weitere Trümmer nach oben und legte den Rest des Körpers zum Arm unter den Trümmern frei. Tatsächlich eine Frau, doch ihr Gesicht war zur Unkenntlichkeit zerschmettert worden. Er barg die Frau vorsichtig und übergab sie an weitere Helfer, die sie vorsichtig auf dem Boden vor den Trümmern ablegten. Einer der Männer seufzte und nahm etwas an sich. Damit ging er zu Toore und den anderen herüber. "Wieder eine Familie die auseinandergerissen wurde.", stellte Sam traurig fest. Toore hatte weit aus schlimmere Befürchtungen. Der Mann kam direkt zu ihnen und streckte seine Hand aus. Darin befand sich ein kleiner Ring. Sam wurde nun ebenfalls kreidebleich. Er brachte kein Wort heraus. Er nahm den Ring an sich. Er war so viel schwerer als er eigentlich wog. Sam versuchte zu sprechen. Der Mann legte ihm die Hand auf die Schulter. Hinter ihm verhüllten die Anderen die tote Frau mit einem großen Tuch. Sam sah auf seine Hand. An seinem Ringfinger steckte ein Ring mit einem kleinen Schmetterling. Er und Jehla hatten am Tag des Schmetterlings geheiratet. Sie haben sich diesen Festtag für ihre Hochzeit ausgesucht, weil der Sommer dort meistens richtig anfing. Das Wetter war an diesem Tag so leicht. Doch dies was er in der Hand hielt war jetzt so schwer. Er krallte sich bei dem Botschaftsbringer fest. Auch ihm liefen nun Tränen über die Wangen. Der Mann tat sein Besten Sam zu trösten. "Was ist den los?", fragte Lyra neugierig, die noch immer auf dem Arm ihrer Mutter saß. "Was hat Onkel Sam da bekommen?" Toore nahm seine Familie und drehte sie von Sam weg, Richtung Scheune. Sie gingen langsam darauf zu. Mit gesenkter Stimme sagte er traurig: "Einen Ring, einen Ring mit einem Schmetterling."
 
Alexis taperte gerade auf Haj'ett und Trish zu, während er beobachtete, wie der Kai'shak - scheinbar wieder bei Sinnen - den Dorfbewohnern half, ein kleines Kind aus den Trümmern eines Hauses zu bergen.
Er würde die Natur eines Kai'shak wohl nie richtig verstehen. Deren Natur war so simpel. So völlig ohne Emotionen - ausgenommen der Raserei - das war ein krasses Gegenteil zu ihm. Sein gegenüber nicht richtig deuten zu können, das bereitete dem jungen Magier schon immer unbehagen.
Er war fast bei Haj'ett und Trish angelangt, als Scipor unversehens auf ihn zuging und geradeheraus eine Frage an ihn richtete.

Alexis reagierte irritiert. Die Frage kam so plötzlich und aus dem Kontext gerissen, dass er den Druiden erst einmal verdutzt ansah.
Doch als er daraufhin genauer darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er keine konkrete Antwort darauf geben konnte.
"Nun ja... auch wenn ich nicht ganz den Grund Eurer Frage verstehe, muss ich zugeben, dass ich in Glaubensfragen nicht so der richtige ansprechpartner bin. Wenn ich das ganze logisch durchdenke, würde ich aber sagen, ich glaube an die Geister. Einer davon begleitet mich immerhin und ich bin in dieser kurzen Reise bereits mehreren anderen begegnet. Ich habe zum Beispiel auch die Ahnen unseres Freundes Haj'ett vernommen. Und gerade eben befreite ich einen Phönix aus dem Fokuskristall des Golems. Aber das habt Ihr sicherlich mitbekommen, oder?"
Alexis drehte sich zu der Stelle um. "Jedenfalls war er nicht zu übersehen."
Er sah den Druiden wieder an.
"Ich verstehe nur nicht ganz, worauf Ihr mit Eurer Frage hinaus wollt."
 
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Es war nicht weit bis zu der Schmiede, die trotz der wütenden Auseinandersetzung mit dem Golem heil geblieben war. Das breite Vordach unter dem sich Tische und Werkbänke befanden würde sich gut eignen, darunter die Verwundeten zu behandeln. Außerdem konnte man am Schmiedefeuer Wasser heißmachen. Der Schmied, mit dem Haj'ett kurze Zeit zuvor noch gehandelt hatte, beeilte sich, seinen Arbeitsplatz für ihre Zwecke umzuräumen. Trish, die sich bisher auf Haj'etts niedrige Schulter gestützt hatte, lehnte sich an einen Holzbalken.
"Es war mir eine Ehre, euch als Krücke dienen zu dürfen!" Er verbeugte sich übertrieben tief.
Seinen Erfahrungen nach, schadete es nicht, auch in schwierigen Situationen ein wenig Humor an den Tag zu legen. Vor allem jetzt, wo die Gefahr gebannt war.
Während sich die meisten Dorfbewohner und einige seiner Freunde daran machten, die Trümmer aufzuräumen und nach verschütteten, unter Schutt begrabenen Menschen zu suchen, holte der Echsenmann Wasser, das er in einem Kessel am Feuer erhitzte. Er war kein Meister der Heilkunde, doch hatte er die Ahnung, dass man auch saubere Tücher und heilende Kräuter brauchen würde.
Es überraschte ihn, wie gut die Menschen dieses Dorfes miteinander harmonierten und wie selbstlos sie arbeiteten. Als er einen jungen Mann nach den Dingen fragte, eilte dieser sofort los, um Tücher und Binden aufzutreiben, nicht ohne eine alte Frau auf Kräuter und Heilpflanzen anzusetzen.

Gespannt blickte Haj'ett von seiner Arrbeit auf. Gerade wusch er Blut und Schmutz aus einem Tuch, um es wiederverwenden zu können. Die Dämmerung brach herein und hatte einen leichten Nieselregen mit sich gebracht. Die Suchaktionen und Arbeiten im Dorf waren noch nicht beendet, und noch immer waren Schreie, Hilfe- und Freudenrufe zu hören.
Trotz des Lärms war Trish hochkonzentriert. Sie hatte sich nach einer kurzen Weile wieder stark genug gefühlt, Heilzuaber an den Verwundeten zu praktizieren. Haj'ett vermutete zwar, dass sie sich mehr zumutete als gut für sie war, doch bewunderte er ihren Einsatz und die Bindung, die sie zu diesem Dorf hatte.
Vor Ihr, auf einer Werkbank saß kerzengerade und aschfahl im Gesicht, eine junge Frau mit einer Platzwunde am Kopf. Zu ihrer linken wuselte ein kleines Mädchen herum, offenbar ihre Tochter.
"Mami, was ist denn Mami? Warum ist der Onkel Sam so traurig? Warum weint er?"
Haj'ett musste schlucken. Er hatte die Geschichte von Ta'nors Rettungsaktion gehört und auch, dass es letztendlich doch Tote gegeben hatte. Dies schien die Frau auch zu beschäftigen.
"Mami? Ich will auch einen Schmetterlingsring!"
Er wollte gerade hinübergehen, um das kleine Mädchen etwas zu bändigen, als ein erschöpft aussehender Mann unter das Vordach trat. Er nickte, sagte aber nichts und ergriff lediglich die Hand des Kindes. Trish hatte die Platzwunde nun gereinigt und verschloss sie unter Zuhilfenahme ihrer magischen Heilkräfte.
"Danke, Trish..."
Der Mann umarmte die Apsara ohne langes Federlesen. Dann verließ er die Schmiede mit seiner Familie.

"Wundervoll. Slrp! Ich wünschte ich könnte so etwas."
Haj'ett war beeindruckt von den bemerkenswerten Kräften der Apsara.
Die Schmiede war nun leer, alle Wunden waren vorläufig versorgt. Gegenüber, nahe der Scheune, hatte man ein Feuer angefacht, um das sich frierende tummelten, deren Häuser vom Golem vernichtet worden waren. Im kühlen ersten Licht des bewölkten Tages warfen sie noch immer lange Schatten, die wegen der Unruhe des Feuers unstet hin und herflackerten.
Haj'ett reichte der ausgeleugten Trish einen Krug mit Wasser. Sie schien etwas Erfrischung nötig zu haben.
"Ein beeindruckendes Tagewerk, was du da vollbracht hast. Die Leute dieses Dorfs können sich glücklich schätzen."
In der Zeit, in der Haj'ett der Apsara bei ihren Heilkünsten assistiert hatte, waren sie schnell zum Du übergegangen.
"Mich würde aber interessieren, wie du hier gelandet bist." Er zwinkerte. "Versteh mich nicht falsch, aber du siehst nicht so aus, als seist du die Tochter von jemandem hier."
 
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Der Schock saß ihr noch ordentlich in den Knochen, aber Haj'ett's kleiner Scherz half Trish zumindest ein Lächeln zu finden, bevor sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte, doch mit jedem Verletzten der bei der Schmiede eintraf war sie dem Echsenmann ein wenig dankbarer für seine Hilfe.

Viele der Verletzten würden mehr als nur einen Heilzauber brauchen um wieder voll zu Kräften zu kommen, aber jemanden um sie zu haben der sich um ihre oberflächlicheren Verletzungen kümmern konnte, Verbände anlegt, und einfach nur da warum sich zu sorgen und zu kümmern war mehr als Trish leisten konnte wenn sie sich auf ihre Magie konzentrieren wollte. Sie konnte Heilzauber spenden, aber Haj'ett konnte Aufmerksamkeit spenden, und das war vielleicht genug um manche seelische Wunde so weit zu schließen, daß sie beginnen konnten zu heilen.

Sie wusste nicht wie viel Zeit verstrichen war als sie ein Mann kurz in den Arm nahm. Sie erkannte ihn, wollte ihn aber gar nicht erkennen, wollte nicht über seinen Verlust nachdenken, sich nicht eingestehen, daß eine der Familien einen schmerzlichen Verlust erlitten hatte. Das einen Moment später jemand mit einem tiefen Schnitt im Arm zu ihr gebracht wurde war ihr gradezu willkommen. Blut, Fleisch, Knochen – darauf konnte sie sich konzentrieren bis zur fast völligen Erschöpfung. Es war besser als über den Verlust von Freunden nachzudenken.

"Beneidet mich nicht. Ich kann nicht jedem helfen. Jeder der mir gebracht wird und ich kann nicht helfen..."

Wie viele waren trotz ihrer Hilfe gestorben, als sie damals vom Kloster ausgesandt worden war um eine Seuche einzudämmen? Wie viele waren unter ihren Händen gestorben, obwohl sie sich bis zur völligen Erschöpfung verausgabt hatte? Heilzauber zu lernen war so gut oder schlecht wie jedes andere Feld der Magie, aber sie in der Praxis einzusetzen war eine undankbare Aufgabe. Auf jeden Überlebenden der einem dankte kam ein Angehöriger der einen beschuldigte nicht genug getan zu haben um jemandes Leben zu retten. Und dennoch war es ihre Pflicht als Priesterin Heilung und Schutz zu gewähren wo sie konnte. Ihr Glaube schrieb es ihr vor, und ihr Glaube war in Momenten wie diesen das einzige woran sie sich festhalten konnte. Egal was geschah, es war ihr Karma damit so gut umzugehen wie sie nur konnte.

"Danke."

Mit erschöpften Händen und Armen die sich inzwischen schwer wie Blei anfühlten griff sie nach dem Krug, musste aber dann doch eine dritte Hand unter den Boden des Kruges legen um ihn sicher zum Mund zu führen. Während sie trank fragte sie sich warum der Echsenmann sie mit einem vertraulichen 'Du' ansprach, bevor sie sich daran erinnerte, daß sie sich irgendwann gegen Mitternacht darauf verständigt hatten. Was genau im Lauf der letzten Stunden passiert war oder gesagt wurde schien hinter einem grauen Schleier verborgen zu sein den zu durchdringen sie kaum mehr Kraft hatte.

"Ich komme aus dem Osten, weit über das Meer. Piraten fingen mich, wollten mich wohl wegen meiner Heilkräfte als Sklavin verkaufen."

Trish lehnte ihren Rücken gegen einen der Holzpfosten die das Vordach der Schmiede trugen und lies ihren Blick unstet über das Dorf schweifen. Der Morgen war kühl, aber sie spürte es kaum. In ihrer bergigen Heimat pfiff der Wind oft kräftig und brachte Schnee und Kälte mit sich. Die Kühle des Morgens war gradezu erfrischend für sie, wenn auch nicht erfrischend genug ihre Kräfte wieder herzustellen. Ruhe allein war dazu in der Lage.

"Das Schiff geriet in Seenot, ich wurde an Land gespült, wanderte viele Tage umher bevor ich in dieses Dorf kam." Sie nahm einen weiteren Schluck, bevor sie sich langsam vor beugte und Haj'ett den Krug reichte. "Trink. Du hast auch viel gearbeitet."

Sie lies sich gegen den Pfosten zurück fallen und versuchte ein wenig zu lächeln, was ihr nur mittelmäßig gelang.

"Ich kann hier nichts verdienen außer einem Dach über dem Kopf und ein paar Mahlzeiten am Tag. Ich kann nicht in die Heimat zurück ohne Geld für eine Passage, und allein zum nächsten Hafen reisen war mir immer sehr unsicher. Also blieb ich hier und hoffte auf das beste. Wie ist es mit dir? Dein Volk sah ich hier noch nie in dem Jahr, das ich hier bin. Warum reist du mit diesen Leuten?"
 
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Der Morgen eroberte sich Hand in Hand mit der Sonne immer mehr Terrain und tauchte das Dorf in einen seltsamen Frieden. Sogar das Umland mit Wald und Fluss trug zu dieser Stimmung bei. Ähnlich dem nächsten Morgen nach einer Schlacht, wo zwei große Armeen Sieg und Niederlage ausgefochten haben, oder die ersten hellen Augenblick nach einem schrecklichen Ritual. Manche Geisterstadt strömte wohl eine ähnliche Stimmung aus. Dennoch. Es war nicht zu leugnen, dass jede Pflanze und jedes Tier, ja sogar jeder Stein ein großes Stück Frieden in sich trug, fast so, als würde ein neues Zeitalter anbrechen. Philosophen und Gelehrte mögen in jedem neuen Tag auch ein Stück weit dieses sehen. Der Berg aus Eisen und Muskeln verharrte bis jüngst an Ort und Stelle wo er sich niedergelassen hatte. Doch nun, da sich Leben rührte, tat sich Selbiges auch in Ta'nor. Er erhob sich und stapfte zu den Anderen hinüber, welche sich mehr oder minder alle in und um die Schmiede aufhielten. Er ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. Ein kampfbereite Truppe sah anders aus, aber wer könnte es ihnen verdenken, blickt man zurück was sie durchgemacht haben. Der Kai'shak stellte jedoch gefühllos wie eh und je fest, dass die Effektivität der Gefährten im Augenblick stark zu wünschen übrig ließ. Dennoch brachte er sein Anliegen unmissverständlich zum Ausdruck. "Der Golem kam nicht von allein in dieses Dorf. Er hat einen Meister. Wir müssen ihn finden und zur Rede stellen." Ta'nor blickte zu Trish hinüber. "Ich werde euch wie versprochen zu einem Hafen bringen. Bis dahin wäre es uns willkommen, wenn wir eine Heilerin hätten." Er musterte die Schürfungen, Wunden, Schnitte und Brüche seiner Gefährten. "Selbst jetzt wäre eine Heilerin sehr hilfreich und würde uns gegen Angriffe stärken. Würdet ihr mit uns kommen?"
 
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Xarxes versuchte aufzustehen, was ihm mithilfe eines herbeigezogenen Stuhles auch mehr oder weniger glücklich gelang. „Wir sind, was wir sind... doch was bin ich?“. Mit diesen Worten humpelte der Assassine Mai in die Küche hinterher. „Ihr scheint mich falsch verstanden zu haben... wir töten nicht die die für uns gekämpft haben und verletzt wurden... wir töten die, denen die Wüste nicht erlauben würde lange zu leben. Wir ersparen ihnen nur einen viel grausameren Tod.
Meine Kindheit, ob ihr mir nun glaubt oder nicht, hatte auch viele schöne Dinge. Mein Ziehvater und ich sind oft nach Firdoos gereist, eine beeindruckende Stadt die in einer riesigen Schlucht, welche sich im Wüstensand gebildet hat, erbaut wurde. Am Grund der Schlucht befindet sich ein Fluss, eine der wenigen Wasserquellen in der Wüste. Als Kind bin ich immer in den Fluss gehüpft und hab nach den Fischen getaucht. Fische die in den Farben eines Regenbogens leuchteten.
Eines Tages kamen viele Assassinen aus dem Osten, sie hatten wenige Tage zuvor eine Schlacht gegen die Truppen Banors geschlagen. Ich lauschte den ganzen Abend ihren Geschichten von größeren und kleineren Heldentaten. Ich befand mich zu der Zeit selbst in der Ausbildung zu einem Assassinen und da wurde mir zum ersten mal klar dass, das der richtige Weg ist. Eigentlich wollte ich immer Magier werden, einem unserer Götter so verbunden sein wie es sonst keinem erlaubt ist... aber das war mir nicht gegeben. Dann begann meine große Pilgerreise, ein Weg den jeder Assassine irgendwann gehen muss, und irgendwie bin ich dann hier gelandet...
“ Xarxes hatte sich während er erzählt hatte immer weiter Mai genähert die immer noch beschäftigt war alles zu verräumen.
Ihr meint ihr wärt immer noch in meiner Schuld weil ich euch das Leben gerettet hab, nicht wahr?“ Der Assassine zog Mai an sich heran und schaute ihr in die Augen. „Ihr seid eine beeindruckende Frau und ihr habt euren Wert für diese Gruppe mehr als einmal bewiesen, deswegen werde ich jetzt etwas tun was wohl noch keiner meines Volkes vor mir getan hat... und tut mir einen Gefallen: versteht es nicht falsch!“ Xarxes menschliche Hand wanderte in ihren Nacken und er drückte ihr schnell aber dennoch behutsam einen Kuss auf die Lippen. Mai wirkte perplex als Xarxes sie losließ. Xarxes selbst setzte sich auf den Stuhl den er bisher als Krücke benutzt hatte.
Das, war ein Bruderkuss... in meinen Augen sind wir nun gleichgestellt und jegliche Schuld die ihr mir gegenüber empfindet ist somit getilgt.
 
Haj'ett nahm den Krug dankbar entgegen, fühlte seine Kehle tatsächlich etwas kratzig an. Das Wasser rieselte beruhigend seinen Hals hinab und milderte sein Unbehagen.
Dann schwieg er eine Weile, er musste sich eingestehen, dass es keine ganz leichte Frage war, die die Apsara ihm gestellt hatte. Warum reiste er mit diesen Leuten?
Irgendwie war das ganz von selbst passiert. Gedanklich verfolgte er die ganze abenteuerliche und oft genug gefährliche Reise bis zu ihrem Ursprung zurück. Kaum zu glauben, dass es sich dabei nur um Tage und nicht um Jahre handelte.
"Ursprünglich traf ich den Kern dieser Truppe in einer Taverne in Port Milan. Wir wurden dann mit einem zunächst völlig simplen Auftrag betraut. Ich glaube wir sollten ein paar Gaunern das Handwerk legen, die in der Stadt regelmäßig so eine Art "Sondersteuern" einzutreiben pflegten. Dann wurden ein paar von uns umgebracht und irgendwie haben wir uns immer weiter darin verstrickt. Am Schluss haben wir den Anführer der Bande in Rakka unschädlich gemacht und sind dann über den Fluss hierher gekommen. Nun, ich weiß nicht, ob sich die Gruppe auflösen wird, wenn wir zurück in Port Milan sind. Prinzipiell streichen wird dort dann unsere Belohnung ein und sind fertig mit der Sache, obwohl sie uns zwischenzeitlich ziemlich über den Kopf zu wachsen schien...
Irgendwer meinte auch, wir könnten dauerhaft als Abenteurergruppe zusammenbleiben, was mir ehrlich gesagt am liebsten wäre..."

Kurze Atempause. Er warf einen Blick über die Schmiede, die anderen Gruppenmitglieder trudelten allmählich ein, alle in unterschiedlichen Stadien der Erschöpfung und Strapaziertheit.
"Mittlerweile fühlt es sich fast ein wenig wie Familie an."
Ein wenig peinlich berührt blickte er zu Boden.
"Meine eigene Familie war nicht besonders herzlich. Und in dieser Gruppe hat man eigentlich alles, was man braucht."
Er wies auf die anderen. "Geschwister." Dann musste er lachen. "Und eine Hand voll Onkel und Tanten."
Er wies auf Tan'or. "Das hier ist mein warmherziger Lieblingsonkel. Keiner wird dir objektivere Ratschläge geben." Er klopfte dem stoischen Eisenberg auf den Ellbogen, wohl in dem Wissen, dass "objektiv" und "vollkommen gefühllos" ein Unterschied waren. Er mochte ihn trotzdem.
"Und da haben sich offenbar zwei gefunden." Xarxes hatte Mai einen Kuss aufgedrückt. "Herrjemine!"

Dann wandte er seine Aufmerksamkeit aber wieder Trish und Tan'or zu. Der Berserker hatte einen Vorschlag geäußert, dem auch der Echsenmann einiges abgewinnen konnte. Er war gerade sowieso etwas rührselig und hatte Trish bereits ins Herz geschlossen.
"Es würde mich wirklich freuen, wenn du mit uns kommen würdest. Selbst wenn du uns in Port Milan schon wieder verlassen möchtest..."
Er überlegte kurz.
"Zumindest finde ich, dass du dabei sein solltest, wenn wir dieser Golem-Sache auf den Grund gehen, denn das halte ich für eine Gute Idee, mein Großer."
Ta'nors Helmschlitz ließ keine Regung erkennen.
 
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"Alles was man braucht," wiederholte sie leise Haj'etts Worte – leise zum einen auf Grund ihrer Erschöpfung, zum anderen weil sie mehr zu sich selbst als zu irgendjemand anderem sprach.

Was brauchte man eigentlich? Was machte eine Familie aus? Wärme, Geborgenheit, Fürsorge. Konnte man so etwas in einer so bunt zusammengewürfelten Gruppe finden? Haj'ett hatte es offenbar, auch wenn sein Verhalten dem Kai'shak gegenüber wohl eher gespielt war, denn ein solcher Koloss konnte nie Wärme oder Fürsorge verbreiten. Das entsprach einfach nicht seiner Natur. Und trotzdem... trotzdem schien in dieser Gruppe ein Zusammenhalt zu bestehen der vielleicht sogar einer Familie ähnelte wenn Trish den Worten des Echsenmanns vertrauen konnte. Ihm nicht zu vertrauen gab es im Moment keinen Grund, aber wohin würde sie das führen?

Sie hatte eine Familie in Meru zu der sie zurück wollte. Aber sie hatte auch so etwas wie eine Familie in diesem Dorf gefunden und sich von dieser Familie zu trennen würde schwer genug werden. War es möglich eine Ersatzfamilie gegen eine andere einzutauschen, oder würde sie nur eine Aufgabe erfüllen wenn sie sich dieser Gruppe anschloss?

Wollte sie das, wollte sie es nicht, wollte sie. Sollte sie mit diesen Leuten auf die Reise gehen oder nicht? Die Gedanken schwirrten durch ihr erschöpftes Hirn wie einen Bienenschwarm der nach einem neuen Nest suchte und keines finden konnte, summen und dröhnend, von einer Richtung in die andere wechselnd.

"Ich denke... Ich denke ich schulde euch etwas, auch wenn ich nicht weiss ob der Golem nicht nur euretwegen in dieses Dorf gekommen ist und all dies Leid und Zerstörung gebracht hat."

Für Trish lag der Gedanke nahe. Warum hätte ein Golem das Dorf überfallen sollen in dem es absolut nichts gab, das irgendwelche Aufmerksamkeit erregen könnt? Konnte es wirklich Zufall sein, daß dieser Überfall ausgerechnet stattgefunden hatte als diese Abenteurer ins Dorf kamen? Es schien ihr doch sehr unwahrscheinlich. Aber wenn das der Fall war konnte ein neuer Angriff jederzeit stattfinden. Wenn dem so war, was konnte sie schon einem neuen Angriff entgegen setzen? Nichts. Absolut nichts, so erschöpft wie sie sich im Moment fühlte. Aber wenn diese Leute sich dem Schöpfer des Golems in den Weg stellen wollten, konnte sie sie einfach so ziehen lassen, sie in ihr Verderben laufen lassen ohne zumindest zu versuchen ihnen zu helfen.

Trishanimaya zog sich langsam an dem Pfeiler hoch gegen den sie ihren Rücken gelehnt hatte, nur um einen leeren Sack zu greifen und ihn zu einem groben Kissen zusammenzurollen, das sie sich in den Nacken schob als sie sich erneut zu Boden fallen lies und gegen die Wand der Schmiede lehnte.

"Heilen... Magie... erschöpft mich. Muss erst wieder zu Kräften kommen. Wenn Dorfbewohnern in einigen Stunden gut geht komme ich mit euch."

Und mit diesen Worten schloss sie ihre Augen und fiel wenige Sekunden später in einen erschöpften Schlaf der ihr Träume von Golems bescherte die durch ihre Heimatstadt und ihren Tempel wüteten.
 
Etwas verloren lag der Assassine nun dort auf dem Rasen. Alle anderen waren beschäftigt und halfen nach besten Möglichkeiten wo es nur ging. Dastan hätte nun am liebsten auch mitgeholfen, aber in seinem Zustand wäre er wohl eher zur Last gefallen, anstatt hilfreich zu sein. Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen, was angesichts seiner Verletzung jedoch eher eine schlechte, schmerzhafte Idee gewesen war, und blickte in den Himmel. Aero war mittlerweile neben ihm gelandet und erweckte fast den Eindruck, er würde an der Seite seines Meisters Wache halten.
"Aero ... da bist du ja. Ich hatte schon Angst, dir sei etwas zugestoßen." Die Stimme des Assassinen war ein wenig gebrochen und leiser als sonst. Offensichtlich tat ihm das Atmen weh.
Meister, ruht euch aus. Ihr solltet euch eher um euch selbst sorgen.
"Ach was. Das sind ... nur ein paar blaue Flecken. Das stecke ich weg." Er zwang sich ein Lächeln auf, aber trotzdem sah man, dass er seine Verletzungen wohl doch nicht ganz so leicht wegsteckte.
Hört jetzt auf zu reden. Der Druide gab euch doch etwas gegen den Schmerz. Trinkt es.
Dastan holte die kleine Flasche hervor, öffnete sie und roch an der Tinktur. Sie hatte alles andere als einen angenehmen Duft und würde vermutlich auch dementsprechend schmecken, aber das hatte er schon erwartet. Er hatte noch nie Medizin gekostet, die auch nur halbwegs lecker war. Scheinbar waren beißender Geruch und bitterer Geschmack ein Garant dafür, dass die Medizin wirkte.
Er schluckte den Inhalt also kurzer Hand und verzog einen Augenblick lang das Gesicht. Jetzt blieb zu hoffen, dass der Trank auch wirkte.
Schon einige Minuten später merkte er tatsächlich, wie seine Schmerzen sich legten, und gleichzeitig überkam ihn eine wohlige Müdigkeit, der er sich nach den Strapazen dieser Nacht nur zu gerne hingab. Binnen nicht einmal fünf Minuten, nachdem er Scipors Trank zu sich genommen hatte, schlief er ein.

Als er allmählich wieder aufwachte, lag er nicht mehr draußen im Gras, sondern in einem Gebäude auf einer Art Feldbett. Wie lange er wohl geschlafen hatte? Das war schwer einzuschätzen. Hoffentlich waren die anderen nicht einfach ohne ihn weitergezogen. Vorsichtig bewegte er das Bein, um zu schauen, ob das Schmerzmittel noch wirkte. Zwar spürte er etwas Schmerz aber bei weitem nicht mehr so stark wie zuvor. War die Wirkung von Scipors Mittel nur abgeschwächt? Oder war die Verletzung tatsächlich schon so weit verheilt? Er meinte sich zu erinnern, dass die seltsame Frau mit den vielen Armen - Trish, wenn er richtig lag - Heilerin war. Mit Magie und so. Dastan hatte schon davon gehört, dass heilende Magie Wunder wirken könneund selbst schwere Verletzungen heilen lässt, von daher war es gar nicht so unwahrscheinlich. Er wollte aufstehen und die anderen suchen, aber irgendwie konnte er sich nicht dazu bringen. Es war zu schön, nach all den Strapazen in einem einigermaßen bequemen Bett zu liegen und zu verschnaufen. Ein paar Minuten konnte er wohl noch ruhen und wieder zu Kräften kommen ...
 
"Alles zu seiner Zeit," meint der Druide zu Alexis, "du wirst wissen worauf ich hinaus will wenn das Gespräch zu Ende ist, erst einmal muss ich dich aber im Dunkeln tappen lassen." Das war in der Tat so. Wenn Scipor jetzt sofort Ansprach, das er Alexis als möglichen Lehrling ansieht, könnten seine Antworten auf Kosten der Ehrlichkeit dementsprechend angepasst werden. Das dürfte nicht sein, Scipor will erst wissen wie sein Gegenüber denkt.
"Und von dem Phönix habe ich nichts mitbekommen... Du musst mir nachher mal erzählen was genau mit ihm passiert ist, ich muss wohl wieder in Gedanken gewesen sein. Was deinen Glauben anbetrifft... Du glaubst also an das was du siehst, oder schon gesehen hast. Intelligent. Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle das du mit deinem Glauben recht hast - den Beweis haben wir beide schon gesehen - aber jede andere Antwort ebenso richtig gewesen wäre. Wenn ich dir sagen würde, das jeder Glaube und jeder Gott war sind, alle verbunden durch Chaos und Schicksal? Deine ehrliche Meinung dazu würde ich gern einmal hören."
 
Scipors Antwort war Verwirrend und Alexis war die Stirn in tiefe Falten. Viel mehr irritierte ihn aber, dass niemand den Phönix mitbekommen zu haben schien. Hatte nur er ihn sehen können?
Die weitere Frage des Druiden ließ ihn allerdings schmunzeln.
"Nun, die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es tatsächlich so sein könnte, wie du sagst. Mein Großvater hat mich gelehrt, immer mehrere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Manche Dinge sind oftmals nicht, wie sie erst erscheinen mögen. Die Magie selbst lehrt uns das jeden Tag aufs neue."
Sie waren während der Unterhaltung auf die Schmiede zu gegangen und Alexis fiel auch sogleich wieder der Grund ein, weshalb er dort hin wollte.
"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne noch etwas erledigen. Ich muss ohnehin noch etwas über das Geschehene nachdenken. Es war ein langer Tag."
Mit diesen Worten wandte Alexis sich seiner eigentlichen Idee zu.
 
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Ta'nor hatte in der ganzen Zeit eine Menge Zeit gehabt. Er dachte über verschiedene Ereignisse nach: warum er auf diese Gruppe traf, seit er auf der Suche nach seinem König war, warum dieser ihm sagte, er solle bei der Gruppe bleiben. Hatte er etwas mit ihm vor, oder ging es um seine Mission? Der Berserker blickte auf die Dorfbewohner, welche sich nach und nach von dem Schock erholten und zumindest hinnehmen konnten was passiert war. An Verarbeitung war jedoch noch nicht zu denken. Menschen brauchten für so etwas sehr viel Zeit. Die Gefühle standen ihnen im Weg. Das stellte Ta'nor zwar nicht zum ersten Mal fest, aber es kam ihm immer noch komisch vor. Warum hatte der Golem dieses Dorf angegriffen, warum hier? Gab es hier etwas zu holen, etwas zu erfahren? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie würden es schon noch rausfinden. Der Sturz einer ganzen Gilde war nichts was der Hüne alle Tage machte und auch etwas überraschen, dass sie erfolgt dabei hatten. Nun galt es neue Dinge in Angriff zu nehmen. Ta'nor hoffte, dass sich Trish ihnen anschließen würde. Eine Heilerin hatten sie bisher nicht und von daher wäre es eine deutliche Hilfe und Ausgleich einer der Schwachpunkte der Gruppe. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel. Sie mussten langsam eine Entscheidung treffen, was sie nun tun wollten.
 
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Nachdem er seine "paar Minuten" auf beinahe eine Stunde gedehnt hatte, wusste Dastan, dass er allmählich aus den Federn kommen musste. Sonst würde der Rest wohl tatsächlich ohne ihn abreisen. Also setzte er sich langsam auf, rieb sich die Augen und streckte sich, ehe er dann aufstand. Schon beim Strecken bemerkte er, dass die Schmerzen schon deutlich nachgelassen hatten und auch als er auf den Boden auftrat, waren die Schmerzen bei weitem nicht mehr so schlimm wie zuvor. Zwar humpelte er beim gehen immer noch ein wenig, aber das sollte sich in spätestens einigen Tagen wohl erledigt haben.
Fragte er sich eben noch, wo Aero wohl abgeblieben war, flog dieser ihm fast augenblicklich zu und setzte sich auf seine Schulter, als Dastan durch die Tür nach draußen trat. Noch an das angenehme Halbdunkel des Raumes gewöhnt, war er zuerst kurz durch die Sonne geblendet und musste die Augen zusammenkneifen, um etwas zu erkennen. Nach einigen Sekunden war das Licht dann einigermaßen erträglich und er sah sich nach dem Rest der Truppe um. Schließlich erspähte er Scipor und Alexis, die gerade in Richtung Schmiede gingen, und schlenderte ihnen hinterher.
Nach wie vor dachte er über die nächste Zeit nach. Ihr Weg würde sie jetzt wohl nach Port Milan führen, wenn er das richtig verstanden hatte. Eine Hafenstadt wäre die ideale Gelegenheit, mit dem Beweis seiner Unschuld und dem Artefakt des Ordens in seine Heimat zurückzukehren und sein altes Leben wieder weiterleben zu können. Auf der anderen Seite gefiel es ihm hier aber auch äußerst gut und dieser Kontinent hatte so viel Neues für ihn. Wollte er eigentlich sein altes Leben zurück? Vielleicht hat ihn das Schicksal ja nicht umsonst hierher geleitet. Vielleicht war das hier sein vorgesehenes Ziel.
Aber es nützte nichts, er hatte auf den Kodex des Ordens Treue und Loyalität geschworen. Er musste zurückkehren.
Sein Entschluss war, einfach abzuwarten, wie die Dinge sich entwickeln würden. Wenn er es schaffte, einen Weg in seine Heimat zu finden, dann würde er die Gelegenheit ergreifen. Andernfalls hatte das Schicksal wohl anderweitige Pläne mit ihm. Die Zeit würde es zeigen.
 
"Wie lautet eure Entscheidung?" Ta'nor schaute die Aspara an. Es war viel Zeit vergangen – zu viel für den Geschmack des Kai'shak. "Wir müssen die Spur des Golems erwischen, solange sie noch nicht ganz kalt ist!" Ein allgemeiner Blick ging in die Runde. "Daher sollten wir sehr bald aufbrechen... in die Wildnis." Die Dorfbewohner schienen zwischen Vorsicht, Freude und Unbehagen über diese Botschaft zu schwanken. Was, wenn noch ein Golem kommen würde... ohne Schutz dieser seltsamen Leute wären sie dem Untergang geweiht. Andererseits gab es hier noch nie so etwas. Doch kaum sind diese Leute aufgetaucht, schon kam Leid und Angst über ihr kleines Dorf. Warum passiert das hier nur? Die Fragen der Dorfbewohner ließen sich ohne viel Überlegungen in diesem Sinne fortsetzen. Es gab viel zu tun. Trümmer mussten beseitigt, Teile des Dorfs wieder aufgebaut werden. Zusätzlich kam für viele Familien die Zeit der Trauer. Jeder hatte Verwandte, oder Freunde verloren. Daher machte sich allgemeine Betriebsamkeit breit, als die Idee der Abreise öffentlich wurde. Doch einige blieben noch immer bei der Gruppe stehen und beobachteten, wie es nun weitergehen würde.
 
Nachdem Alexis sich von Scipor abgewandt hatte, ging dieser in Richtung des Waldrandes. Er setzte sich an einen Baum und dachte nach. Alexis könnte einen guten Lehrling abgeben, wenn das Notwendige Intresse vorhanden wäre. Fraglich ist, ob der Orden das ähnlich sähe. Aber im Grunde sollte es in der Hinsicht keine Probleme geben. Das würde sich aber ohnehin alles mit der Zeit ergeben. Am besten der alte Druide hält sich noch eine Weile in der Gruppe um sich mit dem Magier weiter auseinanderzusetzen.
Rudel. Der unverkennbare Geruch eines wolfes trat an seine Nase, vermengt mit einigen menschlichen Gerüchen. Und tatsächlich, aus einem Busch an Scipors seite trat ein Wolf aus dem Schatten. Sein Fell war weiß mit einem leichten grünstich und seine Augen schimmerten golden. Ein Bote seines Ordens, unverkennbar. Mit einem Bellen bedeutete der Wolf dem Druiden ihm zu Folgen. Wollte sich jemand nach dem Fortgang der Mission erkundigen? Oder sollte er neue Anweiungen erhalten? Scipor wusste es nicht, aber er würde es ohnehin bald erfahren. Also stand er auf und tat wie der Wolf ihm gehießen. Nach einiger Zeit kamen die beiden an einer kleinen Lichtung im Wald an. In der Mitte brannte ein Feuer, ansonsten war sie leer. Der Wolf blieb kurz vor dem Feuer stehen. Scipor bedankte sich für die Führung indem er dem Wolf den Kopf streichelte, dann setzte er sich wärend der Wolf mit zwei schnellen Sprüngen im Wald verschwand. Der Druide wartete eine halbe Stunde auf die Person die ihn hatte rufen lassen. Früher hatte er solche Wartezeiten gehasst, inzwischen hatte er sich daran gewöhnt. Gedankenversunken staarte er in die Flammen. Niemand schien in der Nähe zu sein, der Wald lag still da nichteinmal Tiere waren zu hören.
Ein Schmerz durchfuhr den hinterkopf des Druiden und die Welt um ihn herum wurde schwarz.
 
Die Frage des Kai'shak riss Trish aus einem Halbschlaf. Ihre Schlafposition war ohnehin die Nacht über nicht besonders bequem gewesen, und düstere Träume hatten ihren Schlaf noch weniger erholsam gestaltet. Und ausgerechnet jetzt wo sie einen halbwegs tiefen Schlaf gefunden hatte musste der ungehobelte Klotz sie ansprechen. Aber was war schon anderes von einem Kai'shak zu erwarten?

Langsam richtete sie sich auf und zog sich mit zwei Händen an einem Pfeiler der Schmiede hoch. Ohne ein Wort zu sagen ging sie langsam zu einem Eimer mit Wasser und benetzte sich das Gesicht. Langsam kehrten etwas Ruhe und Wahrnehmung in ihren Geist zurück. Der Spur des Golems folgen... Es war vielleicht keine gute Idee, aber für das Dorf war es wohl notwendig. Solange dieses Übel nicht an der Wurzel gepackt würde waren die Dorfbewohner womöglich jeden Tag aufs neue einem weiteren, verheerenden Angriff ausgesetzt. Aber sich dieser Abenteurergruppe auf dieser Jagd anzuschließen würde sie wieder einen Schritt von ihrem Ziel entfernen.

"Lasst mich zuerst nach den Dorfbewohnern sehen."

Verbände wechseln und nach dem rechten sehen hielt sie fast eine Stunde auf, aber für Trish fühlt es sich nicht nach aufgehalten werden an. Im Gegenteil war ihr die Aufgabe geradezu willkommen. Zumindest konnte sie sich jetzt um die Überlebenden kümmern und darüber fast die Verluste des Vortages vergessen. Das ihr jemand ein Stück Brot und einen Apfel reichte während sie sich um die Verwundeten kümmerte fiel ihr kaum auf, und das bescheidene Frühstück zu sich zu nehmen entschwand schnell ihrem Gedächtniss – zu sehr war ihr langsam erwachender Verstand mit anderen Dingen beschäftigt, während sie sich fast mechanisch der Pflege der Verwundeten annahm.

Aber was nun? Könnte sie wirklich all diese Leute hinter sich lassen, sie ihrem Schicksal ausliefern? Das die Antwort ein deutliches Nein war bedurfte eigentlich keiner weiteren Überlegung, aber wie konnte sie die Dorfbewohner, ihre Ersatzfamilie, am besten beschützen? Wenn sie sich diesen Abenteurern anschloss würde das Dorf ohne Heilerin zurückbleiben. Aber wenn sie ihren Beitrag leistete diese Gefahr ein für alle Mal auszurotten wäre das Dorf sicher.

So oder so waren die Konsequenzen ihrer Entscheidung in die Hände der Götter gelegt. Gewissheit gab es nicht. Nur wurde auch durch diese Erkenntnis die Entscheidung nicht leichter.

"Lass mich mal sehn, lass mich sehn."

Zwei Mädchen die einen Ring bestaunten, ihn in die Sonne hielten, mit großem Oh und Ah den Schmetterling begutachteten der in der Morgensonne glänzte.

Eines Tages... vielleicht würde eines Tages eines der Mädchen diesen Ring tragen und ihrer Tochter von diesem Tag erzählen. Trishanimaya wusste sehr genau wem der Ring einst gehört hatte, aber was zählte schon die Erinnerung? Für diese Kinder war jeder Tag ein Schritt in die Zukunft, und war es nicht ihre Pflicht als Heilerin den Menschen eine Zukunft zu erhalten?

"Lars? Fürchte ich muss deinen Vorratskeller etwas plündern – falls von Keller noch viel übrig ist." Trishanimaya stand auf und rieb sich die Augen. Die Morgensonne die gerade über die Baumwipfel stach schien ihr ins Gesicht.

"Du gehst also?"

"Ich... muss wohl."

Der Schankwirt an ihrer Seite warf ihr ein trockenes Lachen zurück. "Das musste ja früher oder später kommen. Ich hatte zwar nie damit gerechnet, dass es unter solchen Umständen passiert..."

Trishanimaya legt ihrem Freund eine Hand auf die Schulter, bevor sie sich dem Wirtshaus zu wandte das während des letzten Jahres ihre Bleibe gewesen war. "Wir sehen uns wieder. Ich verspreche es."

Der rothaarige Wirt nickte bedächtig. Er hoffte sie würde Wort halten, aber es war ihm schon immer klar gewesen, dass die Apsara nicht ewig im Dorf bleiben würde. Ihm wäre es wohl ebenso gegangen, hätte er sich plötzlich als Fremder in ihrer Heimat wiedergefunden. "Nimm was du brauchst. Ich hab eh keine Ahnung was nach Gestern noch übrig ist. Und bis hier halbwegs Normalität einkehrt stock ich die Vorräte schon irgendwie wieder auf."

Trish konnte nur sein Nicken erwidern, da sie nicht recht wusste was sie sagen sollte.

Es dauerte noch einmal eine gute halbe Stunde, bevor sie wieder bei der Schmiede ankam. Zwei Messer steckten in ihrem Gürtel, das eine ein großes Hackmesser, das andere ein langer, scharfer Dolch in einer Lederscheide. Ihre Füße steckten in abgeschabten aber immer noch stabilen Lederstiefeln und ein brauner Wollumhang bedeckte ihre Schultern und ihren Rücken. Über einer Schulter trug sie einen Leinenbeutel mit ihren wenigen persönlichen Habseligkeiten, über der anderen eine zu einem Bündel geschnürte Decke nebst einem kleineren Beutel mit Vorräten. Drei Beutel die sie in ihren Händen gehalten hatte legte sie vor den Abenteurern ab. "Fleisch, Wurst, Käse, Brot, Dörrobst. Hoffe wir brauchen nicht zu lange, aber wer weiß."
 
Der Kai'shak brummte. "Gut, was ist mit dem Rest der Gruppe? Können wir aufbrechen?" Er schaute Echsenmann, Assassinen, Zauberer und Kämpfer an.

***

Währenddessen weit, weit entfernt von unseren Gefährten schob sich Spiller seine Finger noch mehr in die Stirnfalten. Er starrte auf ein sehr großes Buch, was wohl noch Staub der Äonen zwischen den Seiten hatte. Der Text schien fremdartig und war hier und da mit Mustern und Bildern verziert. Neben dem Buch, welches auf einem Stehpult aufgeschlagen war, stützte sich der Ellenbogen des hageren Hexenmeisters und begann langsam zu schmerzen. Etwas entfernt hallte ein Tropfen in die Finsternis der großen Bibliothek des Maestros. Spiller schien zur Salzsäule erstarrt zu sein, bewegte er doch keinen Muskel. Nicht mal Blinzeln schien er zu müssen. Eine Kerze war schon fast ganz runtergebrannt und spendete spärliches Licht. Abgesehen davon hingen an den Kopfseiten der großen Bücherregale, welche frei im Raum standen, metallbeschlagene Fackelhalter mit entsprechenden Schutzvorrichtungen vor den Flammen für das hölzerne Heiligtum.
Schritte waren plötzlich zu hören und übertönten sogar das einsame Tropfen. Die Schritte kamen eindeutig von einer Frau. Im Dämmerlicht tauchte Soir auf, die schnurstracks auf Spiller zuging, wie immer in ihrem eleganten, verführerischen Gang. Doch der Magier schaute nicht auf. Noch immer starrte er in das Buch. "Ein Wunder wie man so unbequem lesen kann, oder sind deine morschen Gelenke eingeschlafen?" Sie ließ einen überlegenen Blick aus Hochmut und Arroganz über Spillers Rücken streichen. Eine Weile schwieg es wieder in der großen Halle. "Was willst du?", erwachte Spiller schließlich aus seiner Starre. Die Bärenbrigarde ist bereit. 'ER' schickt mich zu fragen wie weit du mit dem Golem bist?" Spiller seufzte. "Soweit also?" Soir konnte sich ein kurzes höhnisches Lachen nicht verkneifen. "Die Kontrolle ist ... nun ... nicht kontrollierbar. Es braucht noch mehr Seelen... stärkere Seelen und etwas was ich noch nicht kenne. Außerdem ist er unausgereift was die Bewegungen angeht." Soir überlegte. "Was ist mit den Gorddarianern? Ich dachte du hättest inzwischen interveniert?" Der Magier brummte und fügte an: "Pah, sie sind so störrisch, wie sie technikverliebt sind. Ich komme da nicht weiter." Ein breites Grinsen zog sich über die vollen, geschminkten Lippen der Assassinen. Vielleicht fehlt dort einfach etwas... weiblicher Charme... Ich glaube ich kann die Dinge da etwas beschleunigen." Damit machte sie auf dem hohen Absatz kehrt und stiefelte wieder hinaus. "Was meinst du damit?" Spiller sah erst jetzt auf. "Du darfst mir später dafür danken und sieh zu, dass du ihm schnellstmöglich Bericht erstattest. Du weißt wie wenig Geduld er hat", rief sie Spiller zu ohne sich umzudrehen. Spiller wandte sich wieder um und starrte in sein Buch. "Ja...", murmelte er und dachte an seinen toten Bruder, "das weiß ich nur zu gut."
 
Alexis hatte einige Zeit der Nacht damit zugebracht, das Schwert des Orks in der Schmiede zu bearbeiten.
Eigentlich hatte er nicht viel mehr gemacht, als den großen Schmuckstein am Schwertschaft aus dessen Halterung zu biegen und den Splitter des Fokuskristalls so gut er konnte an dessen Platz zu befestigen.
Nach einigem Ausprobieren hatte er den Splitter einigermaßen fest in die Klinge eingearbeitet, doch er würde sich sicherlich der Dienste eines richtigen Magierschmieds bedienen müssen, um zu perfektionieren, was ihm vorschwebte.
Währenddessen hatte er sich mit Haj'ett unterhalten, der neben ihm damit beschäftigt gewesen war seine Armbrust wieder in Stand zu setzen.
Der Echsenmensch war erstaunlich geübt darin sein Handwerk zu verrichten. Zugegeben, Alexis verstand nicht viel von Armbrüsten, aber Haj'ett schien zu wisen, was er tat.

Schließlich galt es herauszufinden, was Alexis' Arbeit am Schwert des Orks bewirkt hatte. Wenn es so funktionierte, wie es ihm vorschwebte, dann würde er das Schwert jetzt mehr oder minder als Fokus für magische Angriffe nutzen können.
Er stellte sich etwas abseits des Dorfes und... probierte einfach irgendwas.
Zunächst erschein es ihm umständlich, aber er schaffte es schließlich, seinen Arkanzauber in dem Fokuskristall zu bündeln.
Jetzt musste er ihn nur irgendwie entfesseln.
Er schwang das Schwert und tatsächlich entwich der Klinge etwas Magie. Der Schnitt wurde durch einen sichelförmigen Impuls fortgeführt und traf einen Baum, der ein paar kleinere Äste einbüßen musste. Als er näher an den Baum herantrat, erkannte er eine glimmende Kerbe im Holz.
"Fantatstisch.", murmelte er.
"Ich wäre aber vorsichtig, auf wen du diesen Zauber richtest. DU solltest noch etwas damit üben, sonst wird noch jemand aus der Gruppe ernsthaft verletzt."
Alexis warf die Stirn ob Manas Kommentar in Falten, verkniff sich aber einen Kommentar. Stattdessen konzentrierte er abermals seinen Zauber im Kristall. Nur diesmal entlud er den Zauber, indem er die Klinge auf ein Ziel richtete. Lichtfäden schossen daraus hervor, zerschnitten etwas Laub und ein paar Äste und kehrten dann wie bei seinem normalen Arkanzauber zurück.
Er fing den Zauber zufrieden mit seiner freien Hand und ließ ihn enden.
"Das lief besser, als ich dachte."
"Es gibt einen Grund, warum ich dich ausgewählt habe. Du lernst schnell. Sonst hätte der nächste Bauerntrampel gereicht. Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen.", entgegnete Mana darauf. Sie wirkte dabei allerdings ernster als sonst.


Am nächsten Morgen - er war sichtlich zerknirscht, aufgrund des erneuten Schlafmangels - stapfte Alexis an der Apsara vorbei, die sich mit dem Hühnen unterhielt. Anscheinend hegte Trish mittlerweile den Wunsch die Gruppe zu begleiten.
Draußen traf er den Rest. Einige fehlten aber ganz.
Scipor zum Beispiel war ganz verschwunden. Andere reckten ihre steifen Knochen.
Bei Tageslicht sah das Dorf schlimmer zugerichtet aus, als noch bei Nacht. Einige Trümmer waren behelfsmäßig beiseite geräumt worden und hie und da waren immer noch erschöpfte Dorfbewohner dabei, aufzuräumen.
Die Spuren des Golems selbst, ausgehend von den überresten dessen Körpers, waren kaum zu übersehen gewesen. Aus dem Wirrwar an zerstörung war jedoch deutlich die Richtung zu erkennen, aus der der Golem gekommen war.
Ta'nor hatte es offenbar eilig diesen Ort zu verlassen, doch fehlten immer noch einige aus der Gruppe, deshalb machte Alexis folgenden Vorschlag:
"Was haltet ihr davon, wenn wir der Spur des Golems folgen? Einige aus der Gruppe scheinen noch nicht bereit zu sein."
Alexis runzelte die Stirn. Scipor war noch immer nicht aufgetaucht.
"Gut möglich, dass wir noch vor Abend wieder hier sind, den Rest der Gruppe auflesen und anschließend nach Port Milan aufbrechen können."
"Was ist, wenn sich die Spur verliert?", warf jemand ein.
"Der Golem hat auch eine magische Spur hinterlassen. Die kann ich auf jeden Fall aufspüren.", meine Mana daraufhin.
Alexis nickte zustimmend. "Wir sollten herausfinden, was es mit dem Golem auf sich hatte. Ich finde, das sind wir den Dorfbewohnern schuldig."
 
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"Nun dann...", brummte der Kai'shak. "Ich glaube, dann können wir los. Mana kann uns führen. Wo ist Grimhild? Hat sie jemand gesehen? Ich erblickte sie gestern das letzte Mal." Just in diesem Augenblick kam Marlena die kleine Tochter von Barbara und Lars angelaufen. Sie machte mit piepsender Stimme auf sich aufmerksam. In ihren Händen hielt sie ein bekritzeltes Papyrus, was wohl mehr oder weniger ein Teil von etwas Größerem darbot.

"Ich habe die Reise mit euch genossen, es gibt leider keinen anderen Weg. Ich musste euch zurücklassen. Meine Reise wird weitergehen, doch ich muss sie alleine bewältigen. Ich danke euch für alles. - Mai"

Der Kai'shak nahm das Fortlaufen der Ronin mit emotionslosem Murren an. "Dreh's um... dreh's um!" Marlena hüpfte aufgeregt auf und ab.

"Ich werde die Ausreißerin zurückbringen. Sie ist noch viel zu schwach um alleine zurecht zukommen. Wartet nicht auf mich. Ich werde euch finden!" Darunter gab es etwas, was wohl 'Grimhild' heißen soll. Das G war zu erkennen und Ta'nor kannte sonst niemanden mit diesem Anfangsbuchstaben aus der Gruppe.

"Wie es scheint ist Mai Lin davon gelaufen und die Trollin will ihr hinterher", gab Ta'nor knapp zu Protokoll und reichte des Papierfetzen weiter. "Wir sollten aufbrechen." - "Der Druide ist auch weg", gab Lars zu Bedenken. "Dann ist unsere Gruppe sichtlich geschrumpft." Im Moment sah er Trish, Haj'ett, Alexis samt Mana und die Assassinen. Mehr war wohl nicht übrig geblieben. Nun gut. "Wir sollten die magische Spur des Golems finden." Er drehte sich zum Wolfsgeist. "Mana?"
 
Auch ohne Mana's Führung wäre die Spur des Golems leicht zu verfolgen gewesen, hatte das Metallkonstrukt doch eine ansehnlich Schneise in den Wald geschlagen, bevor es das Dorf erreichte.

Die Gruppe hatte gerade den Bach durchquert der am Westrand des Dorfes vorbeilief und für einen Moment blieb Trish stehen um einen Zauber zu wirken der die Feuchtigkeit aus ihren Stiefeln sog, bevor sich das Leder all zu sehr verformen konnte. Wie kurz oder lang der Marsch sein würde war nicht abzusehen, aber sie hatte nur dieses eine paar ordentlicher Stiefel und hatte kein Interesse sie früher als nötig zu Bruch gehen zu sehen.

Die Gruppe war inzwischen deutlich geschrumpft, aber die Abwesenheit der Trollin bedauerte Trish nicht unbedingt. Sicher fehlte der Gruppe damit einiges an Stärke, aber Grimhild schien niemand zu sein mit der sie richtig wärme werden konnte. Mai dagegen vermisste sie mehr. Rein dem Äußeren nach kam sie wohl aus einer Gegend nahe Trish's eigener Heimat und hätte vielleicht ein interessanter Gesprächspartner sein können, jemand mit dem sie sich vielleicht sogar in einer vertrauten Sprache hätte unterhalten können, aber es war wohl nicht zu ändern. Skipor hatte sie eher am Rande wahrgenommen, so daß der Druide kaum in ihren Gedanken als fehlendes Gruppenmitglied auftauchte.

Mit einigen schnellen Schritten schloss sie wieder zur Gruppe auf, hielt sich aber im Hintergrund. Obwohl nicht all zu weit vom Dorf entfernt war ihr dieser Wald nicht vertraut. Zu selten hatte es einen Grund gegeben das Dorf zu verlassen, daß sie die weitere Umgebung wirklich kannte. Die Wälder diesseits des Bachs waren ihr kaum mehr vertraut als dem Rest der Gruppe. Aber zumindest hatten sie mit Mana eine Führerin die offenbar Magie wittern konnte. Sollte es zu einem erneuten Zusammstoß mit einem Golem – oder dessen Schöpfer – kommen würde Mana sie schon rechtzeitig warnen.
 
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