Ein sanfter warmer Wind wehte verstohlen im glänzenden Sonnenlicht über die Graslandschaft und brachte die Halme dazu, sich zärtlich im Takt zu wiegen, während das Wild friedlich grasend mal hin und wieder gelassen aufschaute. Schmetterlinge tanzten um glockenartige blaue Blüten die einen honigsüßen Duft verströmten und in der Nähe hörte man einen kleinen Bachlauf vor sich hin plätschern. Vögel zirpten fröhlich ihr Dasein bekundend, hier und da hoppelte mal ein kleines Häschen von dannen, nachdem es auch noch die letzte Kräuterpflanze des heutigen Morgens verspeist hatte und Meister Fuchs versuchte sich vergeblich nach Meister Lampe auf die Lauer zu legen, denn:
"Feyndry’Hal!?" schweigendes abwarten, dann erklang die glockenhelle Frauenstimme der Elfin abermals rufend: "Feyndry’Hal!"
und das friedvolle Bild war gestört.
„Mh? Oh, Nhim’nywhe entschuldige, ich war ganz in Gedanken versunken... du hast mich gesucht?“, der platinblonde männliche Langhaarschopf drehte sich noch weiterhin hinter einem kleinen Busch hockend zu der weiblichen Schönheit von knappe 18 Jahren herum und lächelte sie an. „Hier steckst du also... und ja, ich habe dich gesucht. Mh’ulathar hat mich gebeten dir auszurichten, das er heute Jagen wird und wenn du mitwillst, sollst du dich ihm vor Sonnenuntergang noch anschließen. Doch er ...“ „...wartet nicht, wie immer?“
Feyndry’Hal lachte erheitert auf, als er diesen Satz ergänzte und schaute Nhim’nywhe verschmitzt an, die ihn ihrerseits fröhlich nach einem Nicken zur Bestätigung er habe Recht, anlächelte. „Woran hast du gedacht Feyndry’Hal?“, fragte sie fast schon zärtlich. Der athletisch wohlgeformte leicht muskulöse Elfenkörper spannte sich kurz unter seiner Lederrüstung an, als er sich so elegant und lautlos erhob, dass sich kein Halm des nicht platt getretenen Grases oder sich auch nur die Zweige des Busches hinter dem er sich verbarg, bewegten. Dann erwiderte er freundlich den Blick der zwei ihn anstrahlenden kupferfarbenen Bernsteinaugen, die ihn anblickten.
„Ich dachte an das Wild vor mir... und ob ich es schaffe es einzuholen, wenn es losläuft. Ich dachte an den Wind an meiner Seite dabei und ob sein Spiel mir wohlgesonnen bei meinem Vorhaben wäre... bis ich unglaublich ‚laute’ Schritte hinter mir hörte.“, und lächelte kurz, als er gespielt streng die Arme vor der Brust verschränkte und die junge Elfin vor sich gespielt böse von oben herab ansah.
Bedenkt man, dass nur der laute Ruf das Wild aufgeschreckt hatte und nicht etwa die sich nähernden Schritte der Elfin, dann war diese Aussage des Himmelselfen alles andere als ernst gemeint. Wie gut dass es auch Nhim’nywhe bewusst war, denn sie lachte daraufhin nur kichernd bevor sie witzelnd meinte: „Das kann gar nicht sein, ich hatte einen der Besten Lehrer.“ und errötete gleichzeitig ziemlich sichtbar.
Feyndry’Hal musste schmunzeln. Ihm war die besondere Aufmerksamkeit, die Nhim’nywhe ihm schenkte nicht entgangen und so senkte er höflich den Blick, um sie und sich selbst nicht weiter zu kompromittieren. Ihm lagen solche Lobpreisungen von weiblicher Seite nicht sonderlich und so lächelte er die junge Elfin nur an und bat sie, ihn zurück zum Dorf zu begleiten. Für den Moment hatte er sich genug in der Wildnis aufgehalten. Es war Zeit, sich wieder den Arbeiten zuzuwenden, die noch im Dorf zu verrichten waren.
[Dorf Khrynasar]
Als beide nach einiger Zeit das friedliche Dorf Khrynasar betraten, war ein ruhig geschäftiges Treiben zu bemerken, welches dennoch ab und an hier und da von fröhlichem Gelächter und einigen wohlklingenden Instrumenten unterbrochen wurde. Munteres Unterhaltungsgebrabbel hörte man selbstverständlich auch. Aber alles war im angemessen gesenktem Ton, so als wollten die Dorfbewohner die Natur nicht in ihrem Dasein stören.
Beide, Nhim’nywhe und Feyndry’Hal wurden sowohl bei ihrer Ankunft und auch als sie weiter durch das Dorf schritten, freundlich benickt und mit freudigen Worten begrüßt, denn der Elf war ein fester Teil der Gemeinschaft und überaus gern gesehen. Er genoss nicht nur Ansehen sondern war auch geschätzt unter ihnen und so war es nicht verwunderlich, dass es ihm nicht entging, dass die junge Nhim’nywhe stolz neben ihm herschritt. Allerdings in einer Art, die ihr so nicht zustand, doch er ließ sie geduldig gewähren. So wie ihr, erging es vielen Elfinnen in ihrem Alter des Erwachsenwerdens im Dorf Khrynasar. In der Zeit des J’hach’Beh (zu übersetzen mit Pubertät) erproben sie nun mal ihren weiblichen Reiz sehr gern und es war ein natürlicher Teil ihres aller Seins. So wie sie, schritten schon viele Elfinnen an Feyndry’Hal’s Seite und der ruhige Himmelself gehörte nicht zu dem Personenkreis in dieser Dorfgemeinschaft, der dies außer Acht ließ noch sonderlich darauf einging. Das wurde von den meisten weiblichen Vertreterinnen sehr geschätzt.
Unter den Elfinnen ist es üblich so einen Partner zu umwerben, sofern dieser ihnen zugetan ist und so haben schon viele Weiblichkeiten versucht den begehrten Platz neben Feyndy’Hal einzunehmen.
Als sie vor der Hütte Mh’ulathar’s angekommen waren, bedankte sich der Himmelself bei seiner Begleiterin und betrat diese allerdings allein. Nhim’nywhe hatte somit keinen Grund ihm hinein zu folgen, sehr zu ihrem eigenen Leidwesen und auch zum Leidwesen von Mh’ulathar, der wohl ein Auge auf die schöne Elfin in der Zeit ihres J’hach’Beh’s geworfen hatte. Dementsprechend wurde Feyndry'Hal begrüßt als sich die Tür schloss:
„Du solltest ihre Avancen annehmen, Windklinge. Du weißt, dass auch die Zeit hier dazu da ist, sich zu binden. Und es ist ein leichtes, wenn sie sich schon so anbietet.“, der Schwarzhaarige lächelte zwielichtig, als er ohne umschweife sofort zur Sache kam. Mh’ulathar war einer der wenigen Jünglinge, die eine Ausnahme seiner Art darstellten und die grundlegend friedvollen Regeln der Elfengemeinschaft nicht nur nach seinem gut Dünken immer wieder beugte, sondern diese auch oft durch seine recht außergewöhnlich kriegerisch wilde Art mit Füßen trat. Feyndry’Hal hatte oft schon so seine liebe Mühe mit ihm.
„Mh’ulathar, ich bin nicht einer der Euren und in der Zeit des J’hach’Beh's. Ich habe diese Zeit schon lange hinter mir und meinen Platz hier eingenommen. Mich freiwillig der Aufgabe gestellt, hier draußen und für Euer aller Wohl was die Ausbildung und euren Schutz angeht die Verantwortung zu tragen. Erzähl’ ihr und den anderen Schwestern in der Zeit eures J’hach’Beh’s nicht so einen Unsinn, dass du nicht auf mich warten würdest. Du weißt das dieses nicht stimmt und es steigert weder dein Ansehen, noch deine Fähigkeit mir ebenbürtig zu sein bei der Jagd. Im Gegenteil. Du entziehst dir dadurch nur ihr Vertrauen, wenn sie es von selbst bemerken.“ „Ach... dann hab ich sie schon längst genommen, Bruder. Und sie haben ihre Lektion gelernt.“ „Was für eine Lektion soll das denn sein Mh’ulathar, mh? Eine Lektion, dass du sie ausnutzt und lügst? Unsere Tradition entehrst und unsere Gemeinschaft mit Füßen trittst? Dass das von ihnen in dich gesetzte Vertrauen ihrerseits nicht gerechtfertigt war?“, Feyndry’Hal’s Blick wurde schmal, als seine scharfe Zunge den jüngeren Elf vor sich, der ihm in Eleganz und Statur nichts nachstand, prüfend zur Rede stellte. Er kannte solche wie ihn zu gut. Sie wollten sich beweisen und forderten gerne ihre Grenzen. Brauchten gleichzeitig aber auch besonders viel Führung und Aufmerksamkeit, was nicht immer leicht in Einklang mit ihrem Freiheitsdrang zu vereinen war. Oder dem damit verbundenen Drang nach Selbstbehauptung. Er kannte es nur zu gut, da er selbst dies hinter sich gebracht hatte.
Sein Gegenüber wurde stiller und schluckte: „Es tut mir leid, Bruder.“
Feyndry’Hal wurde wieder milder im Gesichtsausdruck, lächelte jedoch nicht. Er sah noch eine kurze Weile prüfend Mh'ulathar an, der vor ihm reumütig sein Haupt gesenkt hielt und zu Boden blickte. Er erinnerte ihn an sich selbst. Dann legte er ihm sanft aber bestimmt seine Hand auf die rechte Schulter: „Ich weiß, auch für dich ist die Zeit des J’hach’Beh’s eine mühevolle und die Versuchung groß. Bleib stark Bruder.“
Mh'ulathar nickte einmal kräftig und richtete wieder seinen Blick in die grünbraunen Augen seines Gegenübers. „Das werde ich Bruder. Das werde ich.“
„Gut, dann fahre mit deiner Arbeit fort. Und wenn die Schatten sich der Sonne beugen, gehen wir jagen und die nächst Lektion für dich beginnt.“