RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Dort stand ein Geschöpf mit rosafarbener Haut die ganz anders wirkte als die anderen. Natürlich waren sie alle einzigartig und Martax hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich auffallen würde unter ihnen, aber dieses Wesen, die Elfe nach den Ohren zu urteilen, war anders 'anders'. Ihre blonden Haare und der helle Haut bildeten einen so krassen Kontrast zu der Roten von Martax, dass man sie ohne weiteres wie eines der weißen Kreise als Bild auf ihn zeichnen könnte. Die blaugrünen Augen waren wach und stolz. Der Dämon konnte nicht sagen woher dieser Stolz kam. Es war als würde er aus dem Tiefen ihrer Seele entspringen. Ihre Statur war gut trainiert und doch sehr weiblich. Sie musste unter den Elfen viele Verehrer haben. Die Pupillen des Dämons musterten jede Partie, konnten aber nichts erkennen was ihr Körper über ihre Fähigkeiten verriet. Bis auf die offensichtlichen Dinge war sie bisher einfach eine hübsche Elfe mit blasser Haut, die ein kleiner Geist umschwirrt hatte. Wo war der jetzt? Martax kam sich langsam so vor, als würde man diese Dinger überall in Maradar begegnen und jedes Mal wenn er einen Geist sah, kam die Begegnung in der Anderwelt wieder hoch und das Urteil, was damit verbunden war. Dennoch. Diese Elfe hatte eine innere Stärke, die ihn diese Gedanken vergessen ließ. "Ich grüße Euch Elfin. Mein Name ist Martax vom Rang eines Grafen unter den Dämonen." Was hatte er getan? Hatte er sich tatsächlich gerade vorgestellt? Einer Elfin vorgestellt? Wie absurd! Er hätte sich Ohrfeigen können für diesen schwachen Moment. Taimi klang nicht sehr vertraut. Er hatte sie oder ihre Familie bestimmt nicht schon mal getroffen. Allerdings hatte sie einen sehr exotischen Nachnamen. Reynir-Rikr... Reynir-Rikr. Nein, nie gehört. Er wollte wieder in demonstratives Schweigen verfallen. Doch dann erschien es ihm klüger noch etwas zu sagen. Sterbliche tauschten sich gerne aus. Das hatte er schon bemerkt. Vielleicht sollte er sagen warum er hier war. "Magna", sprach er impulsiv aus, als wäre ihr Name eine Respektsperson. "Jemand von euch kennt eine Magna. Sie ... ist hier! Sie hat mich hierher geschickt. Ich soll den Riss schließen helfen." Martax bemerkte, dass es sogar Kraft kostete im Diesseits lange zu reden. Doch bisher hielten seine Stimmbänder stand. "Sie war ziemlich sparsam mit Informationen. Doch ich sollte euch unterstützen mit meiner Kraft und meinen Fähigkeiten." Er hatte kurz in die Runde geschaut, aber sein Blick wanderte immer zu der rosafarbenen Elfe zurück. Sie stand so dicht vor ihm, dass er sie mit einem einzigen Streich niedermähen könnte und doch... eine unsichtbare Kraft verhinderte dass er sie vernichtete, jeden von ihnen. Ob es diese ominöse Herrin von Magna war, die ihn zurückhielt? Nein. Ich habe nicht das Bedürfnis zu töten. Jetzt nicht. Warum nicht?
 
„Ha!“ entfuhr es Oriak spöttisch. Dann stand er ruckartig auf. „Ein Dämon kommt uns zu unterstützen?“ fragte er lachend. „Ihr besitzt ein gewisses humoristisches Potential, Herr Dämon.“ bemerkte er, als er auf die beiden anderen zutrat. „Immerhin, etwas Gutes hätte die Sache vermutlich. Ihr könntet uns den Weg wohl weisen, denn es zu gehen gilt um die euren aufzuhalten, stimmts?“ Oriak stand nun vor Martax. „Aber, aber, wo sind nur meine Manieren geblieben? Ich bin Oriak Ohara.“ stellte er sich vor und neigte kurz den Kopf: „Und wie ihr sicher bemerkt habt, bin ich höchst amüsiert, was sich hier so alles tut. Was für eine wundersame Zeit. Nun ist es schon soweit, dass selbst Dämonen kommen um mit uns gegen Dämonen zu kämpfen? Was kommt morgen? Wüstenteufel, die uns ihre Unterstützung anbieten? Das glaubt mir ja kein Mensch.“. Oriak schüttelte belustigt den Kopf.
 
Der Dämon bewegte nur seine Augen. Er fühlte sich von dem kleinen Männlein gestört. Würde ihn jetzt etwa jeder hier ansprechen? Doch Sprechen war ein guter Stichpunkt: der Mann schien sich gerne sprechen zu hören. Martax bewegte keinen Muskel seines muskulösen Körpers, als wäre er eine Statue die nur die Augen zu bewegen weiß. Am liebsten hätte er ihm den Kopf samt Turban von den Schultern geschlagen. Dann wäre Ruhe. . Er spannte leicht seine Muskeln an und ließ ein untertöniges Knurren hören. Schließlich sprach er mir seiner sonoren Stimme langsamer als sonst "Ihr scheint nicht viel von Dämonen zu verstehen Oriak Ohara. Es gibt keinen Bund zwischen uns. Ich würde jeden Dämon töten dem ich begegne. Das tue ich schon seit dem Anbeginn meiner Existenz. So hält es jeder Dämon der niemandem Gefolgschaft geschworen hat." Jetzt drehte Martax seinen Kopf zu Oriak und beugte sich sogar etwas zu ihm herunter. "Das gilt auch für mich." Er atmete in tiefen Zügen aus uns ein, doch es half nur wenig gegen den keimenden Jähzorn. Der Gehörnte richtete sich ebenso langsam wieder auf und verfiel wieder in das Schweigen. Kurz fiel sein Blick wieder auf Taimi die noch immer so dicht vor ihm stand. Doch zu ihr sagte er nichts. Er vermochte sogar ihre Nähe zu ertragen... für eine Elfin. Viel mehr schaute er sich nun die anderen Personen an, die zu dieser Gruppe gehörten. Da waren ein kahlköpfiger Mensch eine weitere Elfin, die Geister - Martax überging sie rasch - und ein Wesen von dem er noch nie gehört hatte. Es war klein, hatte spitze Ohren, Klauen und wirkte sehr schmächtig. Es wirkte mit der grün grauen Haut und wie es so da stand ziemlich kümmerlich. Auch ein anderes Wesen was mit dem kleinen verwandt sein könnte war anwesend. Doch es war größer und hatte mehr Rüstung an. Eine Armbrust ragte vom Rücken hervor. Er fragte sich welcher Gattung wohl diese beiden Wesen angehörten. Ob es Dämonen waren? . Das konnte sich Martax nicht vorstelle, obwohl... Dämonen gab es ja eine Menge... Schon möglich, dass ich einige noch nie getroffen habe. Die Anderwelt ist groß... sehr groß.
 
Oriak spürte die Abneigung, die ihm Martax entgegen brachte. Es musste ihn vermutlich einiges an Überwindung kosten, nicht einfach kurzen Prozess machen. Aber jetzt wusste Oriak zumindest, dass es dem Dämon tatsächlich ein ganzes Stück weit ernst sein musste: "Ich verstehe tatsächlich nichts von euresgleichen, Herr Dämon. Ich hatte das Glück bisher nur auf wenige Exemplare eurer Rasse zu treffen und war über diesen Umstand relativ glücklich. Aber das was ihr über andere Dämonen sagt, ist mindestens genau so Voruteilsbeladen, wie ich euch hier gegenüber trete. Wer weiß, vielleicht kommt es irgendwann ein mal dazu, dass ihr erkennt, was ich meine. Aber euer Vorhaben sämtliche Dämonen zu eleminieren, denen ihr begegnet, ist eines, was euch vermutlich zu einem wertvollen Verbündeten machen könnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr uns nicht als Verbündete betrachten würdet, wenn ihr die Wahl hättet, einer wie ich ist vielleicht nur eine kleine Made für euch, aber nun denn, wenn es denn sein muss mit einem wie euch gemeinsame Sache zu machen, dann sei dem so. Wir sind nicht in der Situation in der wir uns unsere Waffenbrüder allzu wählerisch aussuchen dürfen." Oriak lächelte den Dämon an. "Wir müssen ja keine Freunde werden, es genügt vermutlich für den Anfang, wenn wir irgendwie funktionieren. Es wird sich schon einrichten lassen, dass ich meine persönlichen Befindungen zum Wohle unserer Reise zurück schraube, dessen seid euch bewusst."
 
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Begegnungen

"Hört auf es zu versuchen, junge Dame."
Der Vorsteher des mittlerweile siebten Handelskontors in dem sie sich befanden, blickte von seinem erhöhten Stuhl hinter einem von Papierstapeln schweren Schreibtisch, auf dem er saß wie auf einem Thron auf sie hinab.
"Niemand wird euer Tuch kaufen wollen. Wir befinden uns im Krieg! Die Menschen Trauerlieds haben kein Geld für Luxuswaren. Ihr hättet Waffen bringen müssen."
Helena seufzte. Balthasar hatte sich nun doch verkalkuliert. Die Lager der Stadt waren voll mit eingemottetem Tuch edelster Herstellungsverfahren und jeder lechzte nach Schwertern, Speeren und allem, was noch dazu gehörte, um sich gegen die scheinbare Bedrohung aus dem Osten Chantrasams behaupten zu können. So hatte es ihr jeder Vorsteher der vorherigen sechs Handelshäuser beschrieben und so tat es auch dieser hier.
"Die einzige Art, hier mit Eurem Tuch zu Geld zu kommen wäre, Euch selbst darin zu kleiden und in der roten Gasse auf und ab zu laufen. Ein hübsches Ding wie Ihr würde bestimmt einige Münzen sammeln. Die Besatzung braucht Abwechslung."
Erzürnt funkelte sie ihn an. Die rote Gasse war eine der am besten besuchten Sammelpunkte für die Vertreterinnen des Laufgeschäfts der Stadt und Helena hatte nicht den Hauch einer Motivation, ihren Körper zu verkaufen. Grinsend starrte der unansehnliche Handelsmann auf sie herab, ein weiterer Vorteil seines erhöhten Sitzplatzes. Sie schalt sich, ein so freizügig geschnittenes Oberteil gewählt zu haben, aus dessen Falten ihre Haut weiß hervorschimmerte. Brüsk fummete sie am Saum herum, um dem Geiferer den Blick auf ihre Brüste zumindest notdürftig zu verwehren.
"Nun, diese Option entspricht leider nicht im mindesten meiner Profession, deswegen wird mir dieser Weg wohl leider nicht gewährt sein. Ihr solltet es jedoch einmal versuchen. Ihr seht aus wie jemand, der für ein wenig Silber alles tun würde. Ich kann Euch ja eine Rolle Seide dalassen."
Vielleicht nicht das klügste, was sie hätte sagen können, doch wenn sie mit sich selbst ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie die Nase gestrichen voll hatte. Auch ihre Begleiter waren ungeduldig, denn einige von ihnen ließen ihre Klingen drohend aus den Scheiden springen, ohne sie ganz zu ziehen, als der vor den Kopf gestoßene Vorsteher empört aufbegehren wollte.
"Wie ich sehe kommen wir hier zu keiner Übereinkunft. Ich empfehle mich!"
Mit diesen Worten erhob sie sich und hüllte sich wieder in ihren Mantel. Mit einem Wink bedeutete sie ihren Leibwächtern, ihr zu folgen, als sie ohne sich noch einmal umzudrehen aus der Schreibstube stürmte. Seinen Mut wiedergewonnen keifte ihnen der lüsterne Tintenklekser einige unflätige Sprüche hinterher, doch sie scherte sich nicht darum. Wenn sie es täte, würde sie vielleicht aus versehen ihrem Drang nachgeben, einen gehörigen Teil dieses Drecklochs niederzubrennen.

Fast genoss sie die eisige Kühle, die sie vor den Toren des Kontors umfing. Es erfrschte Helenas erhitzes Gemüt, sich die Schneeflocken ins Gesicht pusten zu lassen, um einige klare Gedanken fassen zu können. Balthasars Plan war im Grunde nicht schlecht gewesen. Als Händer einzureisen war die beste Möglichkeit, während der Kampfhandlungen in die Stadt zu kommen, ohne sich vollkommen erniedrigen zu müssen, wie es die vielen Flüchtlinge taten. Mit dem erlesenen Tuch zu handeln hätte ihnen in den höheren Gesellschaftsschichten einige Türen öffnen können. Und dort wollten sie hin. Spiller pflegte sich bevorzugt dort aufzuhalten, wo Reichtum herrschte und so hatte er es sicher auch im Exil getan. Doch dass die Lage mittlerweile so ernst war, dass kein Bedarf mehr an ihren Waren bestand hatten weder Balthasar noch Helena vorhersehen können. Sie würden eine andere Strategie brauchen.
"Jungs! Plan B."

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Unschlüssig starrte Haj'ett auf seine Pfoten, als nach es nach der Ansprache Oriaks immer stiller geworden war. Wie würde er wohl mit einer Wüste klarkommen? Er wusste, dass er Hitze liebte, doch die Trockenheit? Und wer waren Oriaks Freune, die ihnen auf dieser Reise zur Seite stehen würden? Wie so oft drängten sich die bohrenden Zweifel in seine Gedanken. In dem Willen, sich abzulenken ging er im Geist sine Ausrüstung durch und überlegte, was er gegebenenfalls hinzufügen oder ersetzen könnte. Ein neues Schwert vielleicht. Eins, das nicht mittem im Gefecht in seiner Halterung steckenblieb und weniger schartig war. Vielleicht könnte er Dot fragen...
Zwei Dinge passierten nun gleichzeitig und rissen ihn aus seiner Grübelei. Twiggy machte einen Geist aus, der sich zurückhaltend in einem Raumeck herumgedrückt hatte. Der Echsenmann wurde seiner gewahr, noch bevor sich der elfengleiche Fremdling allen offenbarte. Schien dieser Geist freundlich gesinnt, so näherte sich doch vom Haupteingang ein Wesen, dass Haj'ett das Blut in den Adern gefrieren zu lassen drohte.
Fast wäre er vom Stuhl gekippt und am liebsten hätte er sich unter dem großen Konferenztisch verkrochen, als er den Blutroten Hünen erblickte, gehörnt, übellaunig und mit einem so gewaltigen Schwert ausgerüstet, wie er es seit Ta'nors nichtmehr zu Gesicht bekommen hatte.
Er bewunderte Taimis Schneid, die seelenruhig auf den stummen Neuankömmling zuschritt, um sich vorzustellen.
Die Stimme des Fremden war tief wie ein Brunnen und klang feinsinniger, als er es erwartet hatte. Haj'ett musterte ihn genauer. Er schien sich in den Hallen der Seraphen nicht sonderlich gerne aufzuhalten. Ein Dämon also. Noch dazu weder schwarzhäutig noch offensichtlich aggressiv. Vielleicht war er garnicht freiwillig in dieser Welt. Waren vielleicht auch die Dämonen Port Ravens nicht aus freien Stücken dort gewesen und hatten gleich panischen Tieren um sich geschlagen? Doch nein... ihre Angriffe waren zu effizient gewesen. Zu viel Methode. Dieser hier war anders.
Wieder ertönte die Dämonenstimme, als Oriak sich frech dazustellte. Haj'ett fragte sich, ob es klug war, einen solchen Gegner zu reizen, doch der rote Teufel verriet mit keinem Zucken was er davon hielt. Er schien es ernst zu meinen, sich mit ihnen verbünden zu wollen.
Er schluckte. Haj'ett kratzte seinen ganzen spärlichen Mut zusammen und schlich langsam vorwärts, bis er mit der furchtlosen Eiselfe gleichauf stand. Er konnte nicht umhin, währenddessen fahrig an seinem Schwertgurt herumzufummeln, doch wollte er nicht als Feigling dastehen. Außerdem wären im Falle einer plötzlichen Attacke immernoch Taimi und Oriak bei ihm.
Jetzt, so nah am roten Leib des Dämonen, der sich als Martax vorgestellt hatte, fehlten ihm die Worte. Fieberhaft suchte er nach den richtigen Formulierungen, während er peinlich berührt und bibbernd zu den gefährlich aussehenden Hörnern hinaufstarrte.
Zögernd streckte er eine Hand vor, wie er es sich bei so vielen Menschen als höfliche Geste abgeschaut hatte. Kurz schoss ihm durch den Kopf, dass weder die Elfe noch der Wüstenmensch sich dieser Floskel bedient hatten. Waren sie unhöflich? Oder ebenso fremd wie er selbst und hatten noch nicht so viel gelernt?
"Mein Name ist Haj'ett, Dämonengraf Martax. F-freut mich, euch kennenzulernen."
 
Es war einer dieser Momente. Eben war man sich noch einig und hatte gedacht alles für die nähere Zukunft geplant zu haben, da geschah wieder alles auf einmal. Zunächst war da diese neue Geisterscheinung auf den Plan getreten. Erst dann war ihm aufgefallen, dass Lea sich verändert hatte, mal ganz abgesehen davon, dass sie die ganze Zeit eine Elfe gewesen zu sein schien. Doch all das verblasste förmlich neben dem Neuankömmling, der unversehens seinen Weg in diese Hallen gefunden hatte. Verwundert musterete Alexis den Hühnen, der sich selbst als einen Dämonengrafen bezeichnete und auf den Namen Martax hörte. Eine kleine, aber feine Zusatzinfo ließ Alexis jedoch das Blut in den Adern gefrieren. Eine Kleinigkeit, die eigentlich keine war und vor den anderen nicht unbedingt auf den Tisch gehörte.

Magna hatte ihn geschickt.

Erstarrt stand er da und wartete ab, was die anderen sagen würden, doch sie gingen nicht darauf ein, sondern waren rege damit beschäftig sich dem Dämon vorzustellen. Was um alles in der Welt sollte er jetzt sagen? Dass er in einem Blutritual an einen Dämon gebunden wurde? Dass er nie mit Bestimmtheit sagen konnte, was sie im Schilde führte? Wie sollte er ihnen das erklären?
Hilfesuchend blickte er zu Mana. Dem Entsetzen in ihren Augen nach zu urteilen wusste sie auch keinen Rat. Und überhaupt: Wie war es Magna, geschweige denn diesem Dämon gelungen hierher zu kommen? Umgab Dujol nicht ein mächtiger Schutzzauber? Unbewusst griff er nach dem Knauf des Schwertes, welches Magna ihm als Geschenk ihrer Herrin an ihn überreicht hatte. War es das? War das ihr Werk?
Das machte ihm Angst. Mittlerweile bekam er das Gefühl, nicht mehr als eine bloße Schachfigur in einem Spiel zu sein, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Es missfiel ihm, derart viel Kontrolle abzugeben.

"Eine Vorstellungsrunde. Wie nett."

Alexis versteifte sich, als er Magna süffisant säuseln hörte. Nicht wie üblich in seinem Kopf. Sie stand im Torbogen lässig angelehnt und lächelte amüsiert in die Runde. Und Dot stand bei ihr. Alexis suchte ihren Blick, doch zum ersten Mal seit langem fiel es ihm schwer, ihren Blick zu deuten. Sie hatte ihre übliche stoische Maske aufgelegt, die sie gegenüber allen anderen pflegte, um ihre Autorität zu untermalen.
Magna sah ihm aus der Entfernung eindringlich in die AUgen und sprach im Geiste zu ihm. "Mach dir keine Sorgen. Er gehört zu uns. Ich habe alles geregelt."
Das beruhigte ihn nur minimal. Aber er würde mitspielen. Fürs erste.
Sein Blick wanderte erneut zu Dot, die noch immer seltsam verändert schien. Es gab einige Fragen zu beantworten. Doch der Hühne war jetzt wichtiger. Und sein Anliegen.
Denn es war ihr aller Anliegen gewesen. Alexis spürte, dass etwas in der luft lag. Ein gemeinsames Ziel, wenngleich die Beweggründe unterschiedlich sein mochten. Und dieser Dämon schien - so völlig anders als Magna - nicht an irgendwelchen Spielchen interessiert zu sein. Er hatte eine direkte Art, die ihm gefiel. Und er wies Eigenschafte auf, die seit einer Weile schon in ihrer Gruppe fehlten, seit Ta'nor von ihnen gegangen war. Ja, vielleicht war er sogar ein noch größerer Gewinn. Denn dieser Dämon, dieser Martax war nicht nur ein erfahrener Krieger, sondern offensichtlich auch in der Lage sich zu beherrschen. Er erschein Alexis auf eine beruhigende Art berechenbar. Kurz huschte der Augenblick durch seine Erinnerung, an dem Ta'nor beinahe eine verbündete in seiner Berserkerwut getötet hätte.
Ein vernunftbegabter Dämon. Warum nicht?

Er hatte noch immer nichts gesagt, doch erhob Magna erneut das Wort.
"Manch einer von Euch mag sich fragen, wieso sollten Dämonen auf eurer Seite kämpfen? Die Antwort ist einfach: Alles Sphären dieser Welt haben ihren Platz. Der Riss hat das geändert und das Gleichgewicht aus den Fugen gebracht. Unsere Welten bedingen einander, aber wir alle können nur in dieser Ordnung bestehen bleiben. Endet eine Welt, folgen ihr die anderen unweigerlich. Deshalb sind wir hier. Wir wollen die Ordnung wieder herstellen. Wir müssen. Was ihr auch von uns halten mögt, seid versichert, wir sind auf Eurer Seite. Wir haben einen gemeinsames Ziel."
Nun, das war eine klare Ansage. Doch noch immer wusste Alexis nicht, was er zu der Situation sagen sollte. Unweigerlich würde die Ähnlichkeit mit Mana auffallen. Die Verbindung würde auf ihn fallen. Auch er würde Fragen beantworten müssen. Doch zunächst wollte er dem entgehen und der Höflichkeit genüge tun, indem er sich bei Martax endlich vorstellte.
"Der Mann, nach dem Ihr eben fragtet bin im übrigen ich.", setzte Alexis an. "Mein Name ist Alexis Imarius. Ich bin Hexenjäger. Und dies ist meine Begleiterin, Mana.", fügte er hinzu und deutete auf den Wolfsgeist, der nun an seiner Seite stand. "Ihre Schwester habt ihr ja bereits kennengelernt.", beendete er und deutete auf Magna.
 
Die Stimme des Wolfsgeist durchzog Martax wie ein Stich durch den Kopf. "Ihr!" Er zeigt mit einem Finger auf den Geist. Sein Arm war ausgestreckt und die übrigen Fingern zur Faust geballt. Die Muskeln traten leicht hervor und gaben den weißen Mustern und Zeichen auf seiner Haut eine Art Eigenleben. Wie ein Stamm ragte sein Arm in gerader Linie auf Magna der in dem langen Nagel auf seinem großen Zeigefinger endete. "Ich sollte Euch gleich hier töten! Mich wie ein dummes Schaf durch die Stadt laufen zu lassen. Hätte mich die beiden Zwerge nicht gefunden wäre es wohl noch zu einem Blutbad gekommen!" Er wusste zwar dass es sich bei den Zwillingen nicht um Zwerge handelte, aber durch seiner Größe sahen alle kleinen Leute wie Zwerge oder Halblinge aus. Dann sprach Alexis die Worte aus die er hören wollte. Es war also wirklich die Gruppe, die er aufsuchen sollte. Bisher war das nicht klar gewesen. Über diese Erkenntnis war Martax froh genug sich für den Moment wieder zu beruhigen. "Sagt Alexis Imarius. Wie ist der Plan diesen Riss zu schließen und mich wieder in die Anderwelt zu schicken?" Seine gelben Augen waren groß und funkelten bei den Worten. Er ignorierte den schüchternen Echsenmenschen und die ihm so freimütig dargebotene Willkommensgeste. Er konnte damit nichts anfangen. Nun setzte sich der Koloss sogar in Bewegung und ging mehr oder minder durch Taimi, Haj'ett und Oriak durch. Wer von den drei nicht Platz machte wurde von dem kräftigen Leib beiseite geschoben. Er stapfte direkt auf den Hexenjäger zu. "Sprecht Menschlein. Wie ist der Plan?" Er drehte sich zu Magna um. "Oder vielleicht wisst Ihr das Geist? Sprecht mit eurem Lügenmaul! Ich bin begierig darauf Rache nehmen zu können."
 
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Ja, Martax war in der Tat sehr direkt. Alexis' Lippen kräuselten sich leicht bei dieser Erkenntnis.
Er verschränkte die Arme ineinander und ließ sich von dem Auftreten des Dämons nicht beirren. Er war kein Balor oder ein tollwütiger Eisemgolem und auch kein Kai'shak. Und offensichtlich war Magna mit ihm auf ihre übliche Art und Weise umgesprungen. Kein Wunder also, dass er sich so aufführte.
"Wir wissen noch nicht, wie wir ihn genau schließen können. Aber da ihr fragt: Wir brechen morgen zum Zirkel der Sternenmagi auf. Sie beherbergen uraltes Wissen, das uns die Antwort auf diese Frage liefern könnte. Mit Gewissheit wissen wir nicht, ob sich dort tatsächlich auch Antworten finden lassen. Aber es ist unsere beste Spur. Und zugegebenermaßen die einzige."
Martax hatte offensichtlich eine klare Motivation. Und sie harmonierte mit dem, was Magna erzählt hatte. Einen kräftigen Dämon andere Dämonen abschlachten zu sehen... das war eine Aussicht, die Alexis gefiel.
"Bis dahin wird es sicherlich reichlich Schädel geben, die wir einschlagen können."
 
Oriak war behände nach hinten gesprungen, als der Große sich in Bewegung setzte. „Es wird langsam unübersichtlich.“ schoss es ihm durch den Kopf. Jetzt war da noch ein Geist. Und der schien irgendwas mit Alexis zu tun zu haben. Oriak konnte diesen ganzen Verbindungen, die hier scheinbar vorhanden waren, nicht gänzlich folgen. Alexis redete mit dem Dämon. Alexis erwähnte Morgen, hm das würde große Klasse werden, wenn Oriak mit diesen ganzen...Leuten hier im Schlepptau bei den anderen auftauchen würde. „Das kann ja heiter werden.“ dachte er sich, wandte sich um und ging zu Zottel zurück, der am Fenster geblieben war.
 
Die Worte des Hexenjägers waren nicht gerade ergiebig an Informationen. Da war von Unwissenheit und Spuren die Rede. Sie haben keine Ahnung, wie sie den Riss schließen sollen. Dieser Haufen von Menschen, Elfen, Geistern und anderen Kreaturen hat nicht mal eine Idee! Ihr Plan besteht aus Vermutungen und Einfällen. Martax knurrte knapp und fixierte die Augen des Magiers. Es lag keine Lüge in ihnen. Er glaubte ihm. Für einen Moment schwieg der Dämon. Er drehte sich zu Magna um. Sie stand noch immer lässig an die Tür gelehnt und hatte eine Miene zwischen Hinterhältigkeit und Genugtuung aufgesetzt. Ein Gesichtsausdruck den Martax schon unzählige Male gesehen hat. Viele Dämonen fühlten sich siegessicher, dachten sie wären Überlegen, oder hätten noch einen Trumpf in der Hinterhand. Doch sie alle waren vor ihm in den Staub gefallen. Manche freiwillig, andere in Stücken und einige blieben ihm als neue Markierung auf seinem Körper in Erinnerung. Ein langer intensiver Blick zu Magna. Verschlagenes Biest! Er hatte schön den dummen Knecht gespielt, der sich ihren Willen aufzwingen ließ und so wie es aussah war ihr bewusst, dass es Martax nun dämmerte. Doch welche Wahl hatte er? Als Ausgestoßener, als Verurteilter, hatte er keine Macht mehr unter den Seinen und musste sich erneut seinen Platz erstreiten, mit Willen, Schweiß und seiner Klinge! Eben zu jener führte er nun seine Hand, die schon eher an eine Pranke erinnerte und umschloss fest den mit Dämonenleder umwickelten Griff.

Der Blick war noch immer auf Magna gerichtet. Der Klang von Metall auf Metall kreischte durch den Raum als Martax Viriac'Arc langsam aus der Halterung auf seinem Rücken zog. Die große Halle gab dafür ein exzellentes Echo ab. Er hob den mächtigen Zweihänder mit der Schwerthand hoch in die Luft, als sei er aus Watte. Das schwarze Metall glänzte im Schein der Sonne die durch die hohen Fenster der Halle fiel. Jeder Schmied hätte an diesem Stück Handwerk seine wahre Freude gehabt. Noch immer blickte er Magna an. "Wie Ihr wollt.", sprach er mir sonorer Stimme, "Ihr wollt den Riss schließen" Martax drehte die Klinge in der Hand, so dass die Spitze nun nach unten zeigte und bedrohlich Nahe vor Alexis in der Luft thronte. Jedoch sprach die Gestik des Gehörnte alles andere als Zwist und Angriff. Sie verkündete viel mehr das Gegenteil. Langsam führte er die Schwertscheide zum den Boden bis die Spitze auf den Bodenplatten aufsetzte und ein charakteristisches knappes Geräusch abgab, dass ebenfalls vom Raum der großen Halle gut wiedergegeben wurde. "Dann führe ich mein Schwert an euer Seite." Erst jetzt drehte er sich wieder zu Alexis um. "Ich komme mit euch wohin die Reise auch gehen mag. Eure Feinde sind meine Feinde!" Damit war es vollbracht. Sein Bund als Teil dieser exotischen Gruppe war besiegelt. Er steckte Peinbringer wieder zurück in die Halterung. "Kemet ist also unser nächstes Ziel." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Doch es war für den Beobachter unmöglich zu sagen, ob es Ernst gemeint war oder Ironie. "Da war ich noch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Zyklus."

Martax ging an Alexis vorbei bis er an einer Wand in der Nähe der Gruppe angelangt war. Dort lehnte er sich an die Wand und zog für die Bequemlichkeit erneut sein Schwert. So drückte das Metall nicht unangenehm im Rücken. Er ließ sich langsam an der Mauer zu Boden gleiten und verharrte so mit angewinkelten Beinen an Ort und Stelle. Sein Zweihänder stand mit der Schwertspitze auf dem Boden vor ihm und er führte es spielerisch mit kleinen Rotationen um die eigenen Achse von einer Hand in die Andere. So wartete er, dass etwas passierte. Er hatte ja noch nicht mit allen aus der Gruppe oder von den Seraphen gesprochen, bzw. nur sehr wenig. Seine Stimmbänder schmerzten inzwischen leicht. Er wunderte sich wie das ohne Zauber möglich war. Auch hatte ihn der lange Marsch etwas erschöpft. Doch er zeigte es nicht nach außen. Martax verabscheute Schwäche dafür viel zu sehr.
 
Lea stand noch immer neben Fermar, die beiden beobachten die ganze Situation von der Ferne aus. Sie nahm ihre Hand von Fermar wieder weg, sie fühlte sich auch so in seiner nähe sicher. Lea selbst kannte zwar ein Paar Geschichten über Dämonen, aber keiner dieser Geschichte ähnelte sich. Jede war anders und darum glaubte Lea auch das jeder Dämon anders war. Sie hatte keine Angst vor dem Dämonen Graf, auch wenn dieser so einschüchtern auf andere wirkte. So verspürte Lea nur gewissen Respekt vor ihm, was Oriak wohl nicht gegenüber dem Dämon gehabt hatte. Dieser hatte jedoch großes Glück gehabt, das dieser Dämonen Graf ihn nicht gleich mit seinem Schwert in stücke schluck. Sie schüttelte innerlich den Kopf, wie leicht sinnig Oriak gerade eben sein Leben riskiert hatte.
Sie kannte so einige Geschöpfe, die mit so einer unverschämten art nicht gerade zimperlich umgingen. Zum Glück war der Dämon auf ihrer Seite.

Fermar kannte einige Dämonen, jeder von diesen war in seinem Auftreten anders gewesen. Es gab Dämonen die im Dienste von jemandem standen. Aber auch welche wie dieser Dämonen Graf die keinem dienten, außer sich selbst. Dieser Dämonen Graf Martax wie er sich nannte war seinen Ansichten treu geblieben, darum sagte der Dämon auch genau das was er über diese Situation in der sich seine Welt befand darüber dachte. Auch Fermar musste zugeben das er Lea dabei helfen wollte diesen Riss zu Schließen. Darum war es sehr wichtig wenn auch eher aus Liebe sich mit ihr zu verbinden. Fermar nahm Geo in seine Hände, dann setzte er das Frettchen wieder in die Kapuze von Lea rein. Danach stelle sich der Geist vor ihr hin und nahm Lea ihre Hand. Dann Sprach er ganz laut: "Hiermit Schwöre ich Fermar dir ewige Treue, aus reiner Liebe zu dir. Werde immer zur stelle sein wenn du mich brauchst, egal wo du dich gerade befindest. Werde immer an deiner Seite mit dir Kämpfen wenn du dich verteidigen muss. Darum werde ich dir auch jetzt zur Seite stehen Hoffe das du diese Bindung annimmst Lea?" Endlich hatte Fermar das verzogen wozu er eigentlich doch hier her gekommen war.

Man sah die Überraschung der Elfe an. Lea war sehr überrumpelt von dem was Fermar gerade gesagt hatte und mit ihr eingehen wollte. Doch schnell fielen ihr die richtigen Worte dazu ein. "Ich nehme diese Bindung hiermit an. Gelobe Feierlich meine tiefe Treue und Liebe zu dir Fermar." Sie hoffte nur das diese Worte so richtig waren. Da sie keine Ahnung davon hatte, sie kannte da nur die Rituale der Elfen. Wenn sich Frau und Mann das Ja Wort gaben.
 
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Als das riesige gehörnte Monstrum den Raum betreten hatte, war Twiggy ganz schüchtern zurückgewichen. Fassungslos starrte sie Taimi, Oriak und Haj'ett hinterher. Was war die naheliegendste Aktion die man machen konnte wenn ein Monster, das ettliche Köpfe größer war als man selbst und ein Schwert mit sich herumtrug das länger war als Twiggy groß, im gleichen Raum stand? Richtig. Sofort hinlaufen und dem Ding auf die Nerven gehen.
Die Goblinhexe konnte darüber nur den Kopf schütteln. Aber es bestätigte ihre Erkenntnis, dass das Leben in Städten den Oberflächlern jedes bisschen Verstand raubte.
Irgendwo unter ihrer Robe spürte sie das Trippeln kleiner Insektenfüße. Ja, mein Kleiner. Wir sind die einzigen hier, die ihren Kopf noch zum Denken benutzen. Und nicht nur um Kleidungsstücke draufzusetzen.
Im Gegensatz zu diesen Selbstmordgefährdeten blieb Twiggy also stehen wo sie war, duckte sich ein wenig und starrte nach unten. Langsam wich sie rückwärts zurück. Es gab genügend Wesen, die schon den bloßen Blickkontakt als Herausforderung verstanden, und so wie sich das rote Ding aufführte schien es krampfhaft nach einem Vorwand zu suchen, die vor ihm Stehenden nicht auf der Stelle umzubingen. Schau, ich bin nur ein kleiner unwichtiger unterwürfiger dürrer Wicht. Gar nicht wert deine Zeit damit zu verschwenden. Die da sind viel bessere Ziele.

Dass der Rote ihnen jetzt die Treue gelobte, beruhigte sie kein Stück. Sogar die jüngsten Goblinkinder beherrschten das Lügen. Warum nicht auch ein Dämon?
Er saß jetzt zwar friedlich in der Ecke, aber nach wie vor unterdrückte Twiggy den Drang, ihn genauer anzuschauen. Das was sie aus dem Augenwinkel sah, musste reichen. Bloß keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Lieber lauschen und beobachten.
Bloß nicht das Monster reizen.


Twiggy war schon längst an dem Punkt angekommen, an dem sie die Ereignisse gar nicht mehr begriff. Wer hielt hier jetzt wen zum Narren, wer spielte Spielchen mit wem? Warum sammelten sich hier immer mehr Geister an? Wieso wollte der eine unbedingt Leas neues Haustier werden? Was hatte es mit dieser so genannten "Liebe" auf sich? Und wieso war der rote Riese hier drin? Sollte diese Oberflächlerstadt nicht eigentlich dagegen geschützt sein?
Hat ja gut funktioniert.
Wie auch immer. Jetzt, da dieses Riesenmonster hier aufgetaucht war und allem Anschein nach mit dieser Truppe mitkommen wollte (musste?), festigte sich nochmals Twiggys Entschluss, diesem ganzen Wahnsinn den Rücken zu kehren. Sofort. Dann wurde eben nichts aus dieser Übungsstunde – wahrscheinlich hatte der Mensch das sowieso schon wieder vergessen. Nein, wenn nicht dieses andere Hundegeist-Ding die Tür verstopfen würde, wäre Twiggy schon lange auf und davon. So aber blieb sie hinter dem Tisch in relativer Deckung und wartete ab. Dieses Ding in der Tür war kein Freund, und sie wollte sich nicht mit ihm anlegen.
 
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Die Minuten vergingen. Genauer gesagt waren es erst einige Sekunden. Vielleicht bekam die Zeit eine Minute zusammen. Doch Martax war schon jetzt langweilig. Er musste etwas tun. Irgendwas. Um die brennende Wut und die Gier nach Rache zu unterdrücken. Sie brannte in dem Dämon wie das Fegefeuer. Noch immer spielte er mit seinem mächtigen Zweihänder und lies ihn von einer Hand in die andere rotieren. Was mache ich hier? Warum gibt es keinen Kampf, oder irgendetwas anders zu zerschlagen! Er wurde wieder miesgelaunt. Ablenkung... Ich muss mich ablenken... Der Graf war erst einige Tage auf Maradar was zweifelsohne sein zweitlängster Aufenthalt hier war und der längste an einem Ort, an den er nicht gerufen wurde. Wie er diese Beschwörungen hasste. Es gab nichts was ein Dämon mehr verabscheute: geschlagen in Fesseln in einem Bannkreis gezehrt, fort von allem was er gerade tat. Er erinnerte sich noch daran, dass seine Legion sogar mal eine Schlacht deshalb verloren hatte. Gleich zwei seiner Schergenführer wurden innerhalb der Schlacht durch eine Beschwörung aus der Anderwelt gerissen. Führungslos versagten so ganze Flanken seiner Legion und obwohl er darüber wutentbrannt mehr Dämonen als sonst getötet hatte und in einem Berg aus Kadavern und blutüberströmten Leichenteilen stand, versagte sein Heer. Es war zu schwach gegen den Feind. Wie er Schwäche hasste... und diese Anrufungen. Martax schaute sich um. Es hatte sich nicht viel getan seit er hier saß. Wie auch, es war ja kaum Zeit verstrichen. Doch er musste irgendwas tun. Wollten diese Seraphen nicht mit ihm reden. Worüber? Doch bisher tat sich da auch nichts. So musste die Gruppe herhalten. Er beschaute sich die Einzelnen kurz. Ihm viel auf, dass der kleinste der Zwerge fehlte. Wo war dieser Wicht? War er geflohen? Vielleicht sogar vor mir? Seine Augen wanderten weiter und blieben schließlich an Haj'ett hängen. Dieses Wesen hatte er ebenfalls noch nicht gesehen. Er wusste also nichts über dieses Volk. "Du!" Er streckte wieder seinen ganzen Arm aus als er auf den Echsenmenschen zeigte. "Komm her! Ich will mit dir reden." …und ich hoffe, dass du unterhaltsam bist.
 
Aufmerksam hatte Taimi der Vorstellung des Rothäutigen gelauscht. Ein Dämon? Was das Wesen von sich gab klang ungut. Das Wort "Dämon" hatte Taimi schon oft als Bezeichnung gehört, nur hätte sie nicht gedacht, dass es welche wie diesen hier gab. Er sprach mit ihnen, wenn auch nur spärlich. Und Taimi hatte ihn begrüßt, ganz normal, so ahnungslos wie sie eben gewesen war. Im Nachhinein tat sie dies nicht als Naivität ab, immerhin hatte sie durchaus damit gerechnet dass ihr nicht gefallen könnte, was sie hörte oder sah. Nein, ihre Intuition hatte gestimmt, da war sie sich sicher. Selbst wenn dieser Dämon sie unter anderen Umständen wahrscheinlich versucht hätte umzulegen, so war diese Situation eine gänzlich andere. Martax stellte sich ihr vor, es wirkte rückblickend etwas widerwillig - es war für einen Moment so gewesen, als sei es ein ganz normales Aufeinandertreffen zwei ganz normaler Personen.
Taimi schüttelte ihren Kopf und vertrieb die Gedanken, die sich in ihrem Kopf kreisten.
Oriak, wie er mit seiner Art nunmal war, empfing diesen neuen Ankömmling mit Spott. Die Eiselfe konnte darüber nur den Kopf schütteln, doch sie blieb stumm. Martax war nicht die Art Person, die Taimi mit Spott belästigen würde. Nein, eher mit.. Gebührendem Respekt und höflicher Distanz. Immerhin war der Muskelkoloss niemand, den man anhand seines Äußerlichen unterschätzen konnte. Nun. Er war gekommen um ihnen dabei zu helfen, den Riss zu schließen - geschickt von einer Magna? Wer war das? Als er sagte, jemand von ihnen kannte Magna, wanderte Taimi's aufmerksamer Blick durch die Halle. Ha'jett war es, der als nächstes nach vorn trat, um sich vorzustellen. Taimi konnte sich nicht helfen, sie empfand die Echse als ein Wesen, das man gerne um sich haben musste. So ruhig und verlegen, dass man ihn gerne vor allem in Schutz genommen hätte, selbst wenn er bestimmt auch gut allein zurechtkam. Taimi lächelte schwach, als Ha'jett sich dem Dämon vorstellte.
Ihr Blick fiel auf etwas, oder besser jemandem - war das etwa Magna, von der eben noch die Rede gewesen war? Sie war also die Schwester des Wolfgeists, mit dem Alexis unterwegs war. Nun, der Dämon schien nicht begeistert von Magna. Als er auf Alexis zugehen wollte, wich Taimi kurz zur Seite, um ihm Platz zu schaffen. Er würde doch nicht etwa außer Kontrolle geraten? Nein, so kopflos wäre er bestimmt nicht. Taimi blieb ebenso ruhig und ließ sich von der angespannten Stimmung nicht in den Bann ziehen. Sie blieb bei ihrer für sie üblichen inneren Ruhe und strahlte dies auch aus. Martax war ihr Verbündeter, spätestens als er sein Versprechen, ihre Feinde seien seine Feinde, gab. Die Eiselfe bewegte sich langsam wieder fort, denn sie hatte inmitten dieses Trubels gestanden. Ob Yoko von alledem mitbekommen hatte? Stumm trat die Chantrasami zurück an den Tisch, auf dem sie Yoko gebettet hatte, und entdeckte, dass der Waldgeist schläfrig, aber wach war. War ja klar gewesen, dass sie sich nichts entgehen ließ. Taimi sprach nicht, sondern behielt die Runde weiter im Auge.

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In Trauerlied.


Es war unter ihrer Würde. Die Schmuckketten, die die Fetzen Stoff zusammenhielten, die Siviria zu tragen bekommen hatte, sie klimperten beim Reinigen des Gemachs unaufhörlich. Ein dauerndes, nervtötendes Geräusch, das Siv in jeder Gelegenheit daran erinnerte, dass sie sich gerade als Sklavin im Feindesgebiet bewegte. Doch mehr Glück hätte sie nicht haben können. Natürlich war ihr immer klar gewesen, dass sie nicht einfach plötzlich beim Herr Regenten persönlich landen würde.. Deswegen war es hervorragend, die rechte Hand um sich zu haben. Längst waren die Wachen nicht so viele wie bei Extan und Siv könnte bestimmt etwas aus diesem Mann herauskitzeln. Nun, gut, vielleicht sollte sie dabei aufpassen – schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte Stenian davon Wind bekommen, dass sie unmöglich nur ein Waschweib irgendwo im Wald für eine Familie sein konnte. Und die Eiselfe konnte nicht leugnen, dass sie einen feuchten ******dreck vom Putzen verstand – ein Eiself hatte an diesen Zeiten anderes zu tun, als den Boden zu schrubben, Wäsche zu waschen und dabei auch noch gut auszusehen.
Die Elfe hatte in den Quartieren der Mägde gesehen, dass nur die Mägde der hohen Tiere solch einen Klimperkram trugen. Außerdem hatte Siv nicht fassen können, was aus manch einem Elfen im Dienst als Sklave der Menschen geworden war. Einige der Bediensteten Elfenfrauen verkauften sogar ihren Körper, nur um eine Ration Rum zu ergattern. Siv wusste nicht, ob sie darüber traurig, oder davon angewidert sein sollte. Sie waren so heruntergekommen – doch dafür war die Elfe ja hier! Sie musste glaubwürdig wirken und dafür ihren Job tun. Es war Zeit, dass die Einheiten der Kriegerkaste zuschlugen. Ihre Truppen waren um ein Vielfaches gestiegen und Siv war sich sicher, dass sie mit der richtigen Strategie einen Krieg gewinnen konnten. Hier und dort fühlte sich Siv unnütz, hier in dem Palast von Trauerlied, doch sie musste nur den richtigen Moment abwarten. Schon einige Tage bedienstete sie Stenian, und bisher hatte er ihr sehr distanziert gegenübergestanden. Was wohl aus den anderen drei Eiselfen geworden war? Siv hoffte, die Verbündeten wurden nicht allzu schlimm von dem Regenten behandelt. Wenn er sie überhaupt angenommen hatte. Zumindest hatte Siv sie außerhalb des Palasts schon spazieren sehen, was wohl hieß, dass der Regent ihnen zur Genüge vertraute – oder den Einheiten, die die Mauern bewachten und fliehende Elfen sofort niederstreckten.

Siv betrachtete die Haut an ihren Fingern, die schon längst etwas aufgeweicht war, durch die Abfolge von Holzbretter schrubben, Schwamm in das Wasser tunken und neu ansetzen. Das Schlafgemach ließ darauf deuten, dass Stenian nie in Gesellschaft schlief. Es hatte etwas Einsames an sich. Immer war nur die eine Seite seines Bettes zerrüttet, Stenian ließ nachts den linken Platz auf dem Doppelbett frei – so als ob er darauf wartete, dass sich jemand ganz Bestimmtes neben ihm zur Ruhe bettete. Was das wohl zu bedeuten hatte? Siv schrubbte weiter, immerhin war der Herr anwesend, in seinem Büro, wo er einigem Papierkram nachging. Würde sie nur Däumchen drehen und nachdenken, würde ihr Essen recht spärlich ausfallen.

Plötzlich riss es die Eingangstür auf und nicht zu überhören traten einige Männer in die Gemächer der rechten Hand ein. Siv rührte sich nicht, immerhin saß Stenian an seinem Schreibtisch, gleich am Eingangsbereich. Sie schrubbte und schrubbte, doch ihre Ohren waren aufmerksam.
„Ich fasse es nicht!“, raunte die kratzige, tiefe Stimme des Regenten. Er war außer sich. „Dieses Elfenpack!“, war alles was er wiederholte. Seine Wut nahm überhand und es fiel ihm schwer, Worte zu finden. Wie ein kleines Kind stampfte er wütend auf den Boden und schlug mit ganzer Wucht auf den Tisch der rechten Hand. Siv wurde hellhörig. Elfenpack? Womit hatte Erlendur den Regenten jetzt auf Trab gebracht?
„Ein Schreiben? Wer brachte es?“, hörte man nur die ruhige, tiefe Stimme Stenians. Jetzt stand Siv mit dem Schwamm in der Hand auf, leise, und ging hinüber, um sich neben der Tür zum Eingangsbereich zu platzieren. Sie brauchte nicht unbedingt zu sehen, doch von hier hörte sie besser. „Es war eine von unseren Frauen. Eine einfache Bürgerin Lothloriells. Sie haben ihr die Winterkleidung genommen und sie frierend durch ganz Chantrasam gejagt. Als sie ankam, hatte sie das Schreiben dabei.“, tönte eine Stimme, die weder Stenian's war, noch die des Regenten – der unüberhörbar nach der besten Beleidigung für das Elfenpack suchte. Sie konnte sich nicht helfen. Siv wagte es, etwas an die Türschwelle zu rücken und einen Blick in den Raum nebenan zu werfen. Nur kurz lugte sie, doch was sie sah erschrak die Elfe. Unkontrolliert krallten sich die Finger Siv's in den Schwamm, den sie in den Händen hielt, und kaum hörbar plätscherte das Wasser daraus auf den Boden. Ein Elf? Er war ein Eiself! Was hatte hier ein Eiself zu suchen? Offensichtlich genoss er sogar Anerkennung, sonst wäre er wohl kaum bei der rechten Hand aufgeschlagen. Dieser Verräter.. Dort stand er, ein Elf, in einer Rüstung, die unmöglich von Elfen geschmiedet war. Seinen Visierhelm unter den rechten Arm geklemmt, stand er dort und wie selbstverständlich auf der Seite der Menschen. Wie konnte das nur sein? Er musste.. ein hohes Tier unter den Menschen sein. Siv bekam Angst. Wozu waren selbst die Eiselfen imstande?

„DAS PACK HAT LOTHLORIELL EINGENOMMEN!“, platzte es aus Extan heraus. „Und jetzt? JETZT DAS HIER?“, schrie er wie wild geworden. Der Dicke war nur schwer ernst zu nehmen. Weder konnte er seine Ausbrüche kontrollieren, noch sah er wie ein zu respektierender Mann aus. Vielmehr erinnerte er an ein dickliches, stures Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Der Elf mit dem langen, blonden Haar, ging nicht einmal auf das Gezeter des Regenten ein. Es war beinahe so.. So als ob der Regent nur ein Maskottchen für das Reich wäre, und die Fädenzieher im Verborgenen agierten. In dem Verborgenen? Für Siv nicht mehr. Sie wusste wo sie gelandet war.
Genau am richtigen Ort.

„Was bilden die sich ein? Ihre Truppen sind schwach! Sie können niemals den Wald, Lothloriell und ihre verdammte Höhle Uthalia halten.“, sprach Stenian erkennend, nachdem er das Schreiben gelesen hatte. „Sechs Tage – wenn wir nicht sterben wollen, sollen wir gehen.“, raunte der Elf, es trug Spott in sich. „Wenn dieses dreckige Pack doch nur verstünde, dass es ihnen nicht einmal etwas brächte, wenn sie den verdammten Krieg gewinnen..“, murmelte Stenian. Der Regent geriet in Rage. „Diese SCHWACHMATEN! Sie haben selbst jetzt rein gar nichts verstanden!“, platzte aus dem Regenten hinaus. „Dieser Fluch.. Verstehen die Schwachmaten den überhaupt nichts von dem, was Ascilla getan hat?“, lachte der Regent. Siv blickte wieder um die Ecke. Wovon sprach der Regent? Stenian legte eine äußerst genervte Miene an den Tag. Hatte er eigentlich vergessen, dass jemand anwesend war, der vielleicht nichts von alledem hören sollte? Oder war es ihm egal, weil er dachte, dass Siviria eh niemals wieder Trauerlied verlassen würde? Siv lauschte weiter.
„Wir tun Folgendes.“, unterbrach der Elf den Regenten. Er ging im Raum auf und ab, deswegen zog sich Siv schnell wieder hinter die Wand zurück, wo sie nur noch hören konnte. „Wir werden ihre Seelenkapsel fortbringen – Fort, mit den Schiffen, sodass selbst wenn die Chantrasami uns schlagen könnten, sie den Fluch niemals aufheben könnten. Außerdem gehen wir sicher, dass niemand sie in die Finger bekommt, wenn der Krieg bis hinter unsere Tore gehen sollte. Wir können das Schreiben nutzen und ihnen zutragen, wir nehmen das Gebot an. Wir werden es glaubwürdig aussehen lassen.“, erklärte der Elf.
Siv stockte der Atem. Seelenkapsel? Ascilla's Seelenkapsel? Fluch?
Was hatte das zu bedeuten? Wie sollte Siv ihren Verbündeten diese Informationen rechtzeitig schicken? Es würde ihr schon noch etwas einfallen, da war sie sicher. Doch wovon genau sprachen die Männer nebenan überhaupt?

„Gut, wenn Ihr dann abtreten wollt – die Pläne dafür müssen wir noch ausfeilen.“, sprach Stenian. „Ein guter Vorschlag, wie ich finde.“, schenkte er dem Elfen Anerkennung. Langsam wurde es lauter in dem Raum – die Wachsoldaten, die sich um den Regenten scharrten, traten ab und öffneten ihm scheinbar die Tür. Also wurde es Zeit, viel zu lang hatte Siv an der Wand verharrt. Schnell, aber so leise sie konnte, griff sie den Wassereimer im Raum, huschte weiter in das Schlafgemach und verschwand so weit es ging, in den hintersten Raum, der Waschkammer, um dort so zu tun, als hätte sie die ganze Zeit schon dort hinten gesessen, um den Boden zu reinigen.
Es wurde schließlich gänzlich still in dem Wohnraum der rechten Hand, und Schritte kamen der Elfe näher. „Wenn du mit dem Zimmer fertig bist, machst du mir was zu essen, ja?“, fragte Stenian, der in der Türschwelle zur Waschkammer stand. Siv tat, als wäre sie völlig vertieft ins schrubben.
„Hast du verstanden?“, fragte Stenian nach, und erst jetzt hob Siv den Kopf. „Huh? Ja, jaja, etwas zu Essen machen, aber klar doch.“, sagte sie und nickte eifrig.
Ob er Verdacht geschöpft hatte?
 
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Weinrot und Echsengrün

Seit Helena nichtmehr als Munin ihr Dasein fristen musste, hatte sie sich sehr daran erfreut, Kleidung zu tragen, die ihr gefiel. Die Magierrobe, die sie früher getragen hatte war wortwörtlich ihr Deckmantel gewesen, doch trotz seines gemusterten Stoffes ein einseitiges und eher unansehnliches Kleidungsstück. So hatte sich ihre Garderobe seit dem schicksalhaften Tag, an dem Rakka seinen letzten Sonnenuntergang erlebte stetig vergrößert. Zwar trug sie noch immer am liebsten Hosen und keine Kleider, doch wählte sie enge Schnitte aus geschmeidigem schwarzen Leder und hübsche teure Oberteile, zumeist in grün oder weinrot.
Nun, damit war es erst einmal vorbei. Ihre neue Gewandung war überaus zweckmäßig und sah eher beeindruckend als anmutig aus. Die schwarze Lederhose war geblieben, doch trug sie das belastbare Material nun am ganzen Körper. Hinzu war es an bestimmten Stellen mit Kettengeflecht verstärkt, sowie einigen Panzerplatten an Schultern, Unterarmen und Schienbeinen. Darüber trug sie einen Waffenrock in ihrem Lieblingsrot. Zumindest dieses Teil hatte sie frei gestalten können, als Balthasar ihr vor der Mission den Inhalt von Plan B eröffnet hatte. Natürlich hatte sie nicht die Schlange ihrer Bruderschaft als Wappen wählen können, weil ebendiese Bruderschaft allgemein kein hohes Ansehen genoss. Doch offen gestanden hatte sie dieses Tier noch nie so recht leiden können. Ihre Treue hatte überdies immer ihrem Ziehvater gegolten und nicht dem Kult des Maestros. Und so war auf dem Wappenkleid großflächig und stilisiert die Maske abgebildet, die sie während ihrer "Schutzzeit" getragen hatte. Vielleicht, so dachte sie, würde ihr diese Symbolik noch immer Schutz gewähren, wenn auch auf eine andere Art. Ein Talisman von eher sentimentalem Wert.

"Eure Gefährten sehen durchaus so aus, als wären sie im Stande, sich zu verteidigen."
Der Beamte war einen bedeutungsvollen Blick auf Helenas Begleiter, die mit einem vielseitigen Arsenal tödlich aussehender Waffen behangen waren.
"Doch sollte es sich bei ihnen lediglich um Eure Beschützer handeln könnt Ihr alle sofort einen Abgang machen. Wir brauchen hier keine sensationsgeilen Gaffer, die ihre Leibgarde mitgebracht haben, um sich den Krieg aus der Nähe ansehen zu können. Haben wir alles schon gehabt und es ging immer blutig aus."
Ihr war klar, dass er darauf anspielte, dass sie selbst außer zwei Dolchen für Notfälle keinerlei Bewaffnung trug. Tatsächlich wusste sie weder, ein Schwert, noch einen Bogen zu führen, geschweige denn einen Morgenstern oder dergleichen. Sie musste schmunzeln, als sie sich vorstellte, wie sie versuchte mit einem Zweihänder in die Schlacht zu ziehen. Jeder würde wissen, wo sie hingegangen war, weil das Ding eine Kratzspur im Schnee hinterlassen würde, wenn sie es hinter sich herschleifte.
"Ihr habt recht, das hier ist meine Garde, tatsächlich."
Der Beamte grunzte ungehalten und wollte sie schon mit einem Händewedeln hinauskomplimentieren. Doch Helena machte eine energische Geste und fuhr fort, worauf die Hand ihres Gegenübers in der Luft hängen blieb.
"Aber ich bin keine betuchte Bürgerin, die sich aus Langeweile und Nervenkitzel am Grauen der Schlacht ergötzen will. Diese Herren hier sind vielmehr allerhöchstens dazu da mich gegebenenfalls abzuschirmen, wenn ich mit sowas hier beschäftigt bin."
Fauchend erwachte eine Flamme um ihre Hand, die den Raum in unstetes gelbes Licht kleidete. Großspurig wedelte sie dem Mann damit vor dem Gesicht herum, der vor der sengenden Hitze zurückwich. Dann packte er einen Stempel und ließ ihn schwungvoll auf ihre Soldpapiere niedersausen.
"Verzeiht mir mein ungeschultes Auge, Söldnerin."
Er lächelte und die Flammen spiegelten sich in seiner rundglasigen Brille.

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Haj'ett fuhr herum, als sich die Stimme des Dämonen hob. Nachdem der rote Hüne an ihm vorbei, ja mehr oder minder durch ihn und seinen Willkommensgruß geschritten war, hätte er sich am liebsten am Boden zusammengekringelt, um dort vor Scham und nun doch ausgebrochener Angst heulend zu verenden. Stattdessen hatte er sich darauf beschränkt, dem weiteren Gesprächsverlauf mucksmäußchenstill und mit hinter dem Rücken umklammerten Pfoten zu lauschen, während er peinlich berührt mit dem linken Fuß über den Boden kratzte. Ihm war der Gedanke gekommen, dass eventuell weder Taimi noch Oriak unhöflich gewesen waren, als sie dem Neuankömmling nicht die Hände zum Gruß hingestreckt hatten. Nein, er war sich langsam sicher, dass es der Dämon war, der es an der geeigneten Etikette mangeln ließ. Scheinbar war er es, dem Umgangsformen fremd waren.
Jetzt zeigte die grausige Pranke ebendieses Grobians auf ihn und lud ihn ein, Konversation zu betreiben. Nun, man konnte kaum von einer "Einladung" sprechen. Zum Glück, war Haj'etts Erbleichen für Nicht-Echsenmenschen kaum zu erkennen. Eine Matriarchin der Agamas hätte sich bei der Verfärbung seiner Gesichtsschuppen vermutlich totgelacht. Oder sie hätte ihn als Partner auserkoren. Oder beides. Die Frauen seines Stammes mochten es, wenn ihre Ehemänner panische Angst vor ihnen hatten.
Dankbar, dass ihm zumindest diese Blamage erspart blieb, beschloss er, sich der Aufforderung des schrecklichen Martax lieber nicht zu widersetzen und kauerte sich zu ihm auf den Boden. Und jetzt?
Selbst sitzend überragte ihn der Dämon und warf einen finsteren Blick auf den kleinen Echsenmenschen herab. Dennoch, schien in diesen Augen so etwas wie Interesse verborgen zu sein, was zumindest anzukündigen schien, dass Martax ihn nicht auffressen wollte. Jedenfalls nicht sofort.
"Ich, ähm, grüße Euch, Dämonengraf", begann er. "Erneut", ein Zusatz der ihm plötzlich herausrutschte, den er hastig mit einem keuchenden Husten zu übertünchen versuchte. Nicht reizen!
"Ich komme aus den Sümpfen, weit im Nordwesten von hier..." Zumindest mit Sümpfen kannte Haj'ett sich aus.
"Ähm... Gibt es in Eurer Welt auch Sümpfe?", endete er lahm.
Herrje, war das unangenehm. Der Echsenmann befürchtete, dass ihre gemeinsame Reise recht öde würde, wenn sie sich nur über Sümpfe unterhielten. Er hoffte, das Gespräch würde sich noch zum Besseren wenden. Sonst würden sie vermutlich garnichtmehr sprechen. Ebenfalls unangenehm.
Um seine wachsende Nervosität niederzukämpfen tastete er vorsichtig nach seiner Pfeife und den dazugehörigen Utensilien. Als er sie entfacht hatte und das Pfeifenkraut aus Dujol schmeckte, reichte er sie mehr aus Gewohnheit denn aus Freundschaftlichkeit zu Martax herüber. Als er sich des Umstands bewusst wurde, überlegte er, ob dies vielleicht das Eis brechen oder zumindest die Stimmung lockern könnte. Sicherlich hatten Dämonen auch gewisse Traditionen und Bräuche. Oder?
"Darf ich Euch einen Zug anbieten?"
 
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Martax verfolgte mit den Augen das ihm unbekannte Wesen, wie es zu ihm herüber getapst kam und sich ja man mochte sagen schon fast unterwürfig neben ihm setzte. Als wäre er eine Raubkatze die ihr Beutetier nicht aus den Augen lassen wollte, wanderte der gehörnte Kopf die ganze Zeit mit. Doch bisher schwieg er mit hartem Blick den Agama an. Als Haj'ett seine Pfeife ansteckte bekam Martax große Augen. Er schnüffelte mit einem großen Atemzug in die Luft, sog den Rauch der sich vor ihm gebildet hatte merklich in seine Nase. Er kannte sehr wohl diesen Geruch nach Feuer und Asche, es war ein gewisses Gefühl von zuhause was ihn überkam. Doch hier war etwas Neues beigesetzt... etwas Unerwartetes. Was war es? Was riecht hier so gut? Der Rote übernahm die Pfeife. Bei dieser Gelegenheit berührte er zum ersten Mal ein anderes Wesen. Dem Echsenmann war das bestimmt nicht klar, aber dies war ein außergewöhnlicher Moment. Haj'ett war der Erste der von Martax berührt wurde, wenn auch mehr beiläufig, den er nicht töten oder Schmerz zufügen wollte. Man mochte sagen eine Berührung der Neutralität. Wohingegen die Haut des Dämon geradezu künstlich glatt und seitig an den Händen erscheinen mochte, war die von der Echse geschuppt. Das war ein Eindruck den Martax schon zuvor mit seinen Augen aufgeschnappt hatte und der sich nun bestätigte. Ja, bisher fühlte sich der Dämon sehr gut unterhalten. So viele neue Eindrücke von einem unbekannten Wesen. Weiter ging seine Erkundung mit diesem Gegenstand. Er hatte gesehen wie Haj'ett den interessanten Rauch in seine Lunge gesogen hatte. Wozu machte man das? Der Dämon betrachtete die Pfeife von allen Seiten und setzte dann einfach ebenfalls das Mundstück an. Er sog in einem kräftigen Zug unverhältnismäßig viel von dem Rauch in seine Lunge. Jeder der nicht ständig Tabak in seine Lunge saugte hätte diese Masse zu einem derben, reflexartigen Hustenanfall verleitet. Doch die Ebenen aus Schwefel und Asche waren alltäglich für Martax. So kam es ihm wohl so vor als würde man als passionierter Weintrinker eine neue Rebensorte probieren. Er beschaute sich weiterhin die Pfeife, während der Rauch durch seine Kehle waberte. "Was sind Sümpfe?", sprach er schließlich mit dem Blick auf die Pfeife. Tatsächlich kannte Martax diesen Begriff nicht. Bei ihm gab es Ebenen aus Stein und Feuer, Lavaseen und, wenn überhaupt mal, verbrannte Sträucher. Wasser oder gar üppige Vegetation war ihm bisher fremd.

Er war einmal von einer jungen Beschwörerin in einem großen Wald angerufen wurden. Er wusste natürlich ebenfalls nicht was ein Wald war, aber er hatte diese großen holzigen Pflanzen schon mal gesehen, welche die Magierin als Bäume bezeichnet hatte. Ein besonders beeindruckendes Exemplar ragte unmittelbar hinter der Magierin in die Höhe. Dies sei ihr Lebensbaum und sie eine Dryade wurde ihm berichtet. Er sollte eine Gruppe Holzfäller vernichten, die ohne Rücksicht ihren Wald abholzten. Sie hätten ihr Lager außerhalb des Waldes, daher könne die Dryade nicht zu ihnen gelangen. Sie wollte noch von ihrer Leidensgeschichte berichten und erklären warum sie Männer sterben müssten und solche unwichtigen Details. Martax hatte den Rest vergessen. Als Preis würde sie ihm ihre Seele anbieten. Martax lächelte und suchte die Holzfäller auf. Es war ein Blutbad. Das Lager war auf einen kleinen Hügel gelegen von dem am nächsten Morgen ein Strom des roten Lebenssaftes hinunterfloss. Niemand der Männer entkam, niemand der Frauen, ... niemand der Kinder. Sie alle waren mit ihren Männern und Vätern in diesem Lager, weil die Holzfäller oft Wochen dort verbrachten um genügend Holz zu fällen. Doch an diesem Morgen schwiegen die Äxte, nur das Lagerfeuer in der Mitte loderte noch müde vor sich hin. Zelte und Bänke waren überall mit Blut beschmiert und inmitten dieses grausigen Schauspiels stand ein gehörnter Hüne, mit schwarzem Zweihänder.
Als er zurückkehrte zu der Dryade und den Bäumen weigerte sich Erstere ihren Preis zu zahlen. Doch der Pakt erlaubt es Martax ihre Seele aus ihrem Leib zu reißen. Es war eine mächtige Seele, gewachsen durch die Seele des großen Baumes. Sie schmeckte... süß.

Martax kehrte wieder ins Hier und Jetzt zurück. "Wo ich herkomme, gibt es nur Feuer und Schmerz.", beantwortete er Haj'etts Frage. "Überall ist Rauch und Hitze. Lavaseen erstrecken sich über viele Kilometer, so dass man nicht immer das andere Ufer sehen kann." Er drehte den Kopf und gab Haj'ett die Pfeife wieder zurück. "Ich glaube nicht das ... 'Sümpfe' dort vorhanden sind." Er betrachtete den Agama eingehend. Er war wirklich interessant neu. "Was für ein Wesen bist du? Ich habe noch niemanden von deiner Art getroffen." Er hob den Kopf und suchte den kleinsten Zwerg, der der Haj'ett ähnlich sah. "Bist du mit diesem sehr kleinen Gnom verwandt? Er sieht fast aus wie du!"
 
Lauer und Lauscher

Der Höhleneingang lag still, doch nicht verlassen. Träge schwappten die Wellen des eisigen Meeres gegen die Felswände und ließen aus dem tiefen Höhlenschlund ein stetiges, bedrohliches Gurgeln dröhnen. Die See hatte sich hier einen Weg in die Klippe gebahnt und Hallen geformt, die weit ins Land hineinreichten und selbst bei Flut nicht ganz unter Wasser lagen. Der Weg, der von Norden her an den Klippen hinabführte war kurz vor dem Eingang durch einen hölzernen Palisadenzaun versperrt. Daneben lag ein Schiff vor Anker und wiegte sich leicht in den Wellen.
Fluchend hockte Helena im eisigen Dreck hinter einem Gebüsch und wartete. Die Finsternis war drückend und selbst die Wachposten, die auf dem Palisadenwall patroullierten hatten kein Licht. Sie wollten sich bedeckt halten. Viele tausend Herzschläge waren vergangen, seit sie sich mit ihrem dutzend Handlangern hier verborgen hatte, um die Piratenhöhle auszuspähen. Wütend rieb sie sich die Schläfen, als sie darüber nachdachte.
Natürlich war es ihr klar gewesen, dass eine glaubwürdige Söldnertruppe auch aktiv kämpfte. Allerdings hatte sie keineswegs erwartet, dass ihr erster Auftrag sie zehn Meilen südlich von Trauerlied in ein Gestrüpp führen würde. Aber sie hatte sich fügen müssen, um nicht aufzufliegen, auch wenn sie Spiller in diesem nach Fisch stinkenden Dreckloch sicher nicht finden würde. Und nun saß sie hier so lange fest, bis sie den Piraten die geraubte Waffenlieferung wieder abgenommen hatte.
DIe Zeit war um. Endlich waren ihre beiden Kundschafter Serth und Vals sich einig, nachdem sie geraume Zeit lang die Wachen auf ihren Routen und während des Schichtwechsels beobachtet hatte. Kein Rascheln im Reisig, kein Knirschen im Schnee verriet, dass Pfeile gezogen und angelegt wurden. Lautlos machten sich die übrigen Gardisten bereit, allen voran Anthred, der jeden anderen in Helenas Gefolgschaft um mindestens einen Kopf überragte und so aussah, als könnte er mit seinem Breitschwert ein Rind entzweihauen. Er nickte ihr zu und kurz konnte sie ein Auge durch die Löcher seiner Maske blitzen sehen.
Dann schnellten zwei Pfeile gleichzeitig in die Finsternis. Ein doppelter dumpfer Aufschlag und überraschtes Keuchen verriet, dass Vals und Serth ihre Ziele getroffen hatten. Wieder ein Geräusch, als einer der getroffenen Wachmänner auf der anderen Seite des Walls hinabfiel. Alles lief genau nach Plan. Bis ein weiterer Laut an Helenas Ohren drang, das nicht in ihrem Plan vorgesehen war. Hastige Schritte.
Hinter der Palisade kletterte ein weiterer Mann eine Leiter hinauf und rief erschrocken nach dem Wachtposten, der nicht gestürzt war. Helena konnte sehen, dass der Kerl sich unbeholfen mit einer Hand die Hose zuhielt, während er bestürzt auf seinen zweiten gefallenen Kameraden hinabsah. Wie banal. Sie hatten eine gefühlte Ewigkeit damit verbracht, den Wachwechsel zu studieren aber dass einer der Piraten unplanmäßig austreten musste war keinem in den Sinn gekommen. Dies schoss ihr durch den Kopf, bevor ihr bewusst wurde, wie brenzlig die Situation zu werden drohte. Schon hatte der unplanmäßige Zeuge eins und eins zusammengezählt und humpelte auf die Alarmglocke zu, die am Ende des Walls ihrer Betätigung harrte, während er fluchend versuchte, sich gleichzeitig in Deckung zu ducken und seine Hose zuzuknöpfen.
Anthred reagierte als erster und riss sich seinen eigenen mächtigen Bogen vom Rücken, der von einem eleganten Mann wie Vals garnicht hätte gespannt werden können. Der dicke Pfeil, der jetzt davonzischte durchschlug sein Ziel glatt unterhalb des linken Schlüsselbeins und bohrte sich donnernd in den Mast des Schiffes dahinter. Helena hielt den Atem an, als der Getroffene ins Wanken kam. Doch es war zu spät. Noch im Zusammenacken riss der Pirat nicht nur an der Glockenschnur, sondern die ganze Vorrichtung auseinander, mit der er einen Atemzug später scheppernd vom Wall stürzte.
Sofort befand sich der Piratenunterschlupf in hellem Aufruhr.

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Na wer sagts denn!
Voll Triumph und doch verblüfft beobachtete Haj'ett mit großen, schon leicht geröteten Augen, wie Martax den Qualm der Pfeife genussvoll in seine Lungen saugte, und zwar ohne ihn vorher im Mund abkühlen zu lassen. Wer es an dieser Technik mangeln ließ wurde normalerweise mit einem gehörigen Hustenkrampf belohnt - so war es ihm bei seiner ersten Pfeife nämlich selbst ergangen. Doch der Dämon verzog keine Miene und als er den Rauch kurz danach langsam und auskostend wieder ausspie, sah er sofort noch eine Idee schrecklicher aus. Aber die Angst des Echsenmannes schwand bereits. Wenn man mit jemandem so zivilisiert ein Pfeifchen teilen konnte, dann mochte er garkein so schlechter Kerl sein, obwohl Haj'ett sich nicht sicher war, ob das Pfeifenkraut auf den Gehörnten die gleiche Wirkung hatte. Vielleicht lag es an der benebelnden Kraft der brennenden Pflanzen, die sich bereits jetzt ankündigte, doch schien es ihm, als ob die Augen Martax' längst nichtmehr so grimmig dreinschauten. Er hatte sich in dem interessierten Funken also nicht getäuscht. Denn obwohl der Dämon die Pfeife sichtlich genoss, schien es offensichtlich, dass es die ertsen Züge waren, die er auf diese Weise kostete.
Haj'ett hatte gehört, dass einige Koboldstämme in den Sümpfen das gleiche Kraut konsumierten wie die Agama-Schamanen, es jedoch in rauen Mengen ins Lagerfeuer warfen, sodass der entstehende Smog das ganze Dorf in einen Zustand lallender Verzückung versetzte. Von der Sumpffauna der Umgebung ganz zu schweigen. Einmal hatte er auf der Jagd ein unvorsichtiges Wildstück aufgetrieben, es aber dann doch laufen lassen, weil das arme Tier sich kaum noch auf den Beinen hatte halten können.
Vielleicht gehörte Martax ja zu dieser Sorte und kannte Pfeifen deswegen nicht. Doch Haj'ett kam nicht dazu, ihn diesbezüglich auszufragen, denn noch während er sich die Pfeife besah, begann der Dämon von seiner Heimat zu erzählen. Überall Rauch und Feuer, keine Sümpfe. Letztere kannte er nicht einmal. Bestürzt wusste Haj'ett nicht, was er sagen sollte, als er das Rauchutensil zurücknahm und einen nachdenklichen Zug nahm. Für ihn klang das Land des roten Hünen nach einer ziemlich furchtbaren Gegend, die man nichtmal vom Weiten sehen wollte. Aber aus den Worten des Dämonen ging nicht hervor, ob er dieses lavaverseuchte Terrain ebenso wenig leiden konnte, wie der Echsenmann gerne dort wäre, oder ob er sogar romantische Heimatgefühle dafür hegte. Und so kam Martax ihm wieder zuvor, mit einer Frage, die pingeligere Leute als Haj'ett vielleicht brüskiert hätte.
"Mein Volk wird 'Agamas' genannt. Ich bin ein Echsenmensch." Er klopfte leicht gegen die Pfeife, um den Tabak besser zu verteilen. "Ich weiß nicht, ob Euch das etwas sagt, es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn nicht."
Haj'ett begann tatsächlich, sich wohl zu fühlen. Was so ein Pfeifchen nicht so alles bewirken konnte.
"Außerhalb des Sumpfgebietes kennen sich nicht viele mit Echsenmenschen aus und noch weniger wissen über mein Volk im speziellen auch nur das Geringste. Aaaaaah..." Nachdem er den letzten Satz mit der Lunge voller Rauch gesprochen hatte atmete er jetzt kräftig aus und reichte die Pfeife erneut dem Dämon. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
"Was Sümpfe angeht, so kann ich aus einem gefühlten ganzen Leben dort berichten, denn ich bin dort aufgewachsen. Aber zunächst nur so viel: Sümpfe sind Orte, an denen Wasser und Pflanzen miteinander ringen. Beide wollen den gleichen Boden für sich beanspruchen und werden so zur Koexistenz gezwungen, denn keine Partei gewinnt."
Haj'ett stellte sich vor, dass dem Dämonen ein so martialisches Gleichnis am ehesten zusagte.
"Und nein, mit Twiggy bin ich nicht verwandt, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Aber ich will mich nicht als Fachmann bezeichnen. Dennoch, ist sie die erste ihrer Art, die ich treffe."
Er selbst wusste auch nicht, inwiefern er und Twiggy besondere äußerliche Ähnlichkeit an den Tag legen sollten, doch Martax schien das anders zu sehen. Langsam spürte er, wie ein Grinsen an seinen Mundwinkeln zerrte, das Kraut entfaltete seine Wirkung. Nur eine kleine Dosis, aber dennoch spaßig. Munter winkte er Taimi zu, die sich über ihre kleine Begleiterin beugte.
Dann fiel ihm etwas ein, was ihm schon auf der Zunge lag, seit er wusste, dass es sich bei Martax um einen Dämonen handelte.
"Übrigens, verzeiht mir die Frage. Warum ist Eure Haut so rot? Die Dämonen, die ich bisher gesehen habe waren pechschwarz."
 
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Die Situation entschärfte sich sichtlich, als Martax seinen Schwur ableistete und unerwartet Kontakte mit Haj'ett knüpfte. Möglicherweise war ihm vieles in dieser Welt fremd. Jedenfalls stellte er im Moment keine Gefahr für die anwesenden dar und so wandte Alexis sich wieder anderen Dingen zu. Er fixierte Magna und Dot und trat auf sie zu. Dot schien davon irgendwie... beunruhigt. Die Anwesenheit eines Dämons - oder vielmehr zweier - in ihren Hallen hatte sie hingegen anscheinend kalt gelassen. Was um alles in der Welt geht hier vor?
"Wir müssen reden.", richtete Alexis an die beiden und bedeutete ihnen mitzukommen.
Etwas tiefer in den Korridoren der Feste, wo sie außer Hörreichweite der anderen waren, lehnte er sich an die Wand, verschränkte die Arme ineinander und sah die beiden scharf an.
"Was wird hier gespielt?"
Magna wirkte amüsiert, doch Dot schien eirgendwas zu belasten. Hatte es etwas damit zu tun, dass Magna hier war? Wie war sie überhaupt in die Stadt gekommen? Wie war Martax hierher gelangt? Fragen, die er in diesen Worten auch an Magna richtete.
"Ich fürchte, diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Noch nicht." Sie zuckte mit den Schultern. "Betriebsgeheimnis."
Alexis wusste, dass das nicht stimmte, dass hier mehr vor sich ging, als es den Anschein machte. Jetzt, da der Dämon und die anderen mit ihren unterschiedlichen pulsierenden magischen Energien - wie stark oder schwach sie auch ausfielen mochten - nicht in der Nähe waren, konnte er fühlen, dass sich etwas verändert hatte. Er hatte es bei Dot gespürt, die Veränderung in ihrer magischen Verbindung. Doch jetzt standen die beiden hier mit Magna und er nahm die Resonanz von beiden wahr. Eine Wechselwirkung, die alle drei betraf. Wann immer Magna in der Nähe war - zumindest Physisch - nahm er auch die unfreiwillige Blutsbande wahr, die sie verband. Er konnte den Pakt fühlen. Ein Nebeneffekt seiner Verbindung mit Mana, zweifelsohne. Alexis' Fähigkeiten der außersinnlichen Wahrnehmung waren schon immer da gewesen, doch durch das Bündnis mit Mana war diese schlummernde Kraft in ihm, seine Verbundenheit zu den Geistern vollends erwacht. Und so war er in der Lage andere Wesen, seien es Geister oder anderweitig magisch aufgeladene Wesen zu spüren, wenn er sich darauf konzentrierte. Die Härte, die das magiebannende Wesen eines Kai'shak ausstrahlte zum Beispiel.
Und jetzt das hier. Es gab im Grunde nur eine Möglichkeit, wie Magna hier hineingelangt sein konnte. Dot musste einen Pakt mit ihr eingegangen sein. Aber wann? Sie hatten fast jede wache Minute miteinander verbracht, seit er hier war. Und der Prozess war schleichend von Statten gegangen, wie etwas das wächst.

Etwas das wächst. Der Gedanke krabbelte in seinen Verstand wie tausende brennende Käfer. Er löste wie benommen seine Arme aus der Verschränkung und stellte sich auf statt an der Wand zu lehnen.
Es gab noch eine zweite Möglichkeit, die Magna erlaubt haben könnte hier zu sein. Sein Blut in anderer Form.
Dot starrte ihn an, denn sie sah an seinem Blick, dass er begriffen hatte.
Er musste sich wieder an die Wand stützen und sich sammeln.
"Hör zu, ich weiß...", setzte Dot an, doch Alexis unterbrach sie. "Ich weiß. Die Mission." Er richtete sich wieder auf, nahm ihre Hände und sah ihr in ihre Tränengefüllten Augen.
"Jetzt habe ich eine Motivation mehr die Welt zu retten.", meinte er mehr scherzhaft, doch sie verstand, was sie damit meinte. Es brachte nichts, hier zu bleiben, während die Welt in Flammen stand. "Jetzt ist es umso wichtiger, diese Welt wieder sicher zu machen."
"Ich werde dann mal gehen.", meinte Magna, die anscheinend genervt war. "Ich muss noch ein paar Kontakte spielen lassen." Sie gin den Gang hinunter und kurz vor dessen ende fügte sie mit erhobener Stimme hinzu: "Es werden übrigens Zwillinge!"


Einige Zeit später Kehrte Alexis in die Halle zurück. Sie hatten eine gefühlte Ewigkeit im Gang gestanden und alles geklärt, was es in der kurzen Zeit zu klären gab. Jetzt brannte er vor Tatendrang.
Mana schein sich in der Zwischenzeit mit der Geisterscheinung angefreundet zu haben, die irgendwas mit Lea zu tun hatte.
Wo ist eigentlich Twiggy?
 
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Sümpfe klangen furchtbar. So .. nass und so viele von den Dingen die da Pflanzen hießen. Martax schmunzelte jedoch amüsiert über das Gleichnis welches Haj'ett bei Wasser und Pflanzen anbrachte. Kampf war gut. Krieg war gut. Mit beidem kannte er sich aus. Dabei sah das Schmunzeln des Dämon automatisch wie das diabolische Lächeln eines Teufels aus. Er konnte nichts dagegen machen. Doch meistens war Martax seine Wirkung auf Leute egal. Er 'wirkte' ohnehin lieber mit dem Arc als mit Worten. "So einen Ort habe ich noch nie gesehen." Er ließ aus seiner Kehle ein zutiefst zufriedenes Grollen hören, als er wieder die angesteckte Pfeife überreicht bekam. Während der Echsenmensch von sich und seinem Volk berichtete hörte der Dämon zu und lernte. Dabei nahm er zwei tiefe Züge des glimmenden Krauts. Agamas, Echsenmensch, Haj'ett... Dann erwähnte der Geschuppte Twiggy. Martax Augen begannen zu leuchten als würde ein Zwerg den Schatz der Äonen gefunden haben. "Was ist sie, wenn sie kein Echsenmensch ist? Vielleicht ist sie nur ein Kreppel eures Volkes, ein Kümmerling!" Er schaute wieder begierig im Raum herum und endlich entdeckte er den kleinen Wurm. Fast vollständig unter einen Tisch war sie gekrochen. "HEY! TWIGGY! ICH SEHE DICH! KOMM HER!", brüllte er mit Zähne besetztem Grinsen. Die Szene wirkte fast so als würde ein Wolf ein Schaf auffordern sich im hörig zu Füßen zu legen und auf den Todesbiss zu warten. "DU BIST INTERESSANT!" Seine Worte waren gut für jeden zu hören. Während sich die Goblin entschied ob sie zu ihnen herüberkommen würde oder nicht, beantwortete Martax die Frage von Haj'ett. "Die Farbe meiner Haut weißt mich als höheren Dämon aus. Als Ein Wesen mit Rang und Macht." Er fuhr mit der Kralle an seinem Zeigefinger einige Muster auf seinem nackten Oberkörper ab. "Siehst du diese Zeichen. Jedes Muster ist das Emblem eines anderen höheren Dämons, den ich getötet habe. Seine Macht geht zu einem Teil auf mich über. Hier z.B. ist das Zeichen von Vaugrodouh dem Brander. Er vermochte Feuermeere zu entfachen. Ein garstiges Biest mit vielen Legionen. Er war sogar ein Herzog, also höher gestellt als ich und doch bezwang ich ihn in einer Schlacht. Obwohl seine Schergen die ganze Ebene bedeckten war ich siegreich mit meiner Legion." Man hörte Martax an, dass er mit viel Stolz über seine Taten sprach. Der Machtzugewinn hatte ihm damals einiges an Ruhm eingebracht. "Wir rangen ewig im Zweikampf und mehr als einmal traf mich sein Feuer. Doch meine Klinge traf öfter!" Er klopfte an den Griff seines Zweihänders als sei es ein tüchtiger Soldat der sich gut geschlagen hatte. "Die schwarzen Dämonen sind wohl vergleichbar mit Tieren. Sie haben nur die Fähigkeit die ihnen ihre Instinkte zugestehen. Das sind meisten jagen, fressen, fortpflanzen und verteidigen ihres Reviers. Viele Legionen bestehen aus ganzen Rudeln von ihnen und ich habe schon die verschiedensten Formen von ihnen angetroffen und vernichtet. Einige sind zu Strategien und Koordination fähig. Doch trotzdem bleiben sie Tiere. Ihr Platz ist ganz unten wo sie auch herumkriechen!" Der Gehörnte sprach den letzten Satz mit so viel Verachtung aus, als würde er über eine Seuche sprechen, die heiliges Blut heimsuchen würde. "Was ist mit euch… wo steht Ihr in dieser Welt?" Er schaute kurz herum. "Oder die beiden da?" Er zeigte auf Taimi und Lea. Martax hatte mehr mit Elfen Erfahrungen gesammelt als mit Menschen, weil sie ihn schon länger und auch öfter gerufen haben. Obwohl er die beiden Elfenarten nicht kannte, die dort in einem Raum standen. Da Lea noch immer bei Fermar stand, verzog er wieder angewidert das Gesicht über den Geist. Er hasste sie einfach dafür dass einer der ihren die Verbannung über ihn gesprochen hatte. In diesem Moment kam Alexis wieder in die Halle.
 
"HEY! TWIGGY! ICH SEHE DICH! KOMM HER!" Besagter Goblin zuckte zusammen und drückte eine Hand auf das Ohr, welches sich näher an dem donnernden Dämon befand. "DU BIST INTERESSANT!" Und hörgeschädigt. Danke sehr. Es hatte wohl doch Vorteile, wenn man wie die Menschen natürlicherweise beinah-taub war. Da konnte einem das nicht passieren.
Ihre klingelnden Ohren ignorierend flitzte Twiggy so schnell sie ihre kurzen Beine trugen, hinüber zu Martax. Sie kannte diesen Tonfall – und witzigerweise auch exakt diesen Wortlaut, nur ohne den letzten Satz vielleicht – zur Genüge. Es bedeutete: Schieb deinen wertlosen Hintern hier rüber und zwar sofort! Oder du kannst was erleben! Auch hatte sie auf die harte Tour gelernt, dass man die Großen auf keinen Fall warten lassen sollte, denn alles was sie mit ihr vorhatten wurde noch zehnmal schlimmer wenn man ihre Geduld unnötig strapazierte. Und Twiggy wollte sich gar nicht vorstellen, was dieses rote Monstrum mit ihr anstellte wenn es wütend war.
So stand es völlig außer Frage, ob sie dieser Aufforderung nachkommen wollte oder nicht. Sie musste einfach. Punkt. Den Köder fragte niemand nach seiner Meinung.

Bei Martax angekommen blieb sie mit gesenktem Blick stehen, ganz so wie ein Diener der seinem Herrn niemals direkt in die Augen stehen würde. Schüchtern machte sie sich klein und wartete. Krieger mochten es, wenn sie sich einem anderen überlegen fühlen konnten und sich in ihrem Gefühl von Macht und Stärke bestätigt sahen. Zumindest war das bei Goblins so. Bei dem Dämon auch? Vermutlich.
Martax war jedenfalls ein richtiger Krieger, nicht so wie die ihren, die schon als echte Helden galten wenn sie einen einzigen Zwerg zur Strecke bringen konnten. Goblins schmückten sich mit Trophäen, zwar anderer Art als der Rote es tat, aber dennoch stellten sie ihre Macht gern zur Schau. Tss, Macht. Ja klar. Was hatten sie denn bitte? Echsenzähne? Goblinhauer? Ein Stück Zwergenrüstung? Gegen das was der Rote hatte wirkte das als wären das bloß tote Insekten, die ein paar dumme Höhlenbewohner auf Schnur fädelten und sich dann um den Hals hängten. Martax kämpfte gegen richtige Gegner, richtige Monster in seiner Größenordnung.
Ganz anders als Goblins. Sie waren keine Krieger, nur kleine schwache Ratten die durch die Dunkelheit huschten. Und genauso wie Ratten konnten sie auch von jedem Dahergelaufenen getötet oder davongejagt werden.
Das brachte sie auch zu Martax' nächster Frage. "Was ist mit euch… wo steht Ihr in dieser Welt?" Er hatte Twiggy doch auch gerade angesehen, oder? Die Frage war doch auch an sie gerichtet? Sie antwortete einfach mal und machte sich innerlich für einen Tritt gefasst, falls sie jetzt unerlaubt das Wort erhoben hatte. „Ähm. In dieser Welt sind wir die ganz unten... äh, also wir Goblins sind ganz unten. Gaaaanz, ganz unten. Wenn Menschen, oder Zwerge, oder... egal, alle Arten von Oberflächlern kommen, müssen wir gehen. Oder sie töten uns.“ Ihr Tonfall war beinah sachlich, nichts wies auf etwaiges Bedauern, Jammern oder Selbstmitleid hin. Es waren eben Tatsachen, die sich nicht ändern würden. So wie dass es nachts dunkel war und tagsüber hell. Es war einfach so. Da konnte man nichts dagegen tun. Warum also weiter drüber nachdenken?
Sie zuckte die Schultern und hob wieder den Kopf, dabei eine Sekunde nicht aufgepasst und... oh Mist, jetzt hatte sie dem Roten doch ins Gesicht geschaut. Hastig drehte sie sich wieder zur Seite.

Genau in diesem Moment meinte sie, hinter sich eine Tür zu hören.
 
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