RPG Endless Travellers - The Second Age

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Mai umklammerte das dunkle, kalte Stück Metall so fest, dass ihr bald die Handflächen schmerzten. Mit beiden Händen presste sie es sich an ihr Herz. Was die Ronin weiter antrieb, war die Hoffnung eines Verzweifelten. Sie fühlte sich in so vielen Wegen gekränkt und besiegt, ihre Kraft war aufgezehrt, alles was ihr blieb, war die Splittergüte, die sie von Ta'nor erhalten hatte. Gebrochen und mit gesenktem Blick war sie hinter allen zurück geblieben. Sie konnte nicht einmal mehr richtig laufen, wie sollte sie noch jemandem helfen? Sie schien selbst die Macht über ihre Stimme verloren zu haben, zumindest hatte Mai kein Wort an ihre Mitstreiter verloren. Nicht an die Assassinen die sich todesmutig an den Aufstieg machten, noch zu der Trollhexe und ihre Begleiter die sich wild entschlossen an die Zerstörung des Dammes machten.

Die Ronin fühlte sich nutzlos und für sie war das schlimmer als alles andere. Sie hatte sich geschworen diese Gruppe nicht mehr aus den Augen zu lassen und wenn es sein musste ihr letztes Herzblut zu geben, um die anderen zu verteidigen und nun saß sie da, zusammengekauert in einer dunklen Ecke der gigantischen Höhle welche die Schlangenbruderschaft beherbergte, und hasste sich einfach nur für ihre Unfähigkeit. Sie wollte ein Kinderlied summen, doch ihre Kehle versagte ihr. Noch fester umschloss sie Ta'nors Geschenk, so fest, dass sie sich am scharfen Ende die Handfläche aufschnitt. Blut lief über das Metall und an ihrer Brust hinunter und hinterließ eine kribbelnde Spur aus Gänsehaut, die sich in Windeseile über ihren ganzen Körper ausbreitete. Mai musste erneut feststellen wie krank sie sich fühlte. Wellen von Hitze und Kälte durchzuckten ihren Körper wie Nadelstiche, sie begann zu zittern und zu keuchen.
Fester umschloss sie die Splittergüte, mehr Blut rann an ihrem zierlichen Körper hinunter. Ihr Körper durchzog sich mit einer unnatürlichen Anspannung. Die Ronin wälzte und quälte sich damit, versuchte sich zu wehren, gegen dieses unheimliche Gefühl, dass da langsam ihren Körper übernahm. Sie wäre gerne aus ihrer Haut gefahren, noch nie hatte sie sich so unwohl gefühlt. Schlucken wurde zu Qual, sie musste sich auf das Atmen konzentrieren um nicht einfach damit aufzuhören. Ihr wurde schlecht, Schmerzen zerrissen ihr Inneres in Wellen von Abscheu und Selbsthass. Was hatte sie getan? Mai übergab sich unter Krämpfen und kippte einfach zur Seite weg. Sie verlor ihr Bewusstsein und driftete in fieberhafte Träume ab.

Ihre rechte Hand drückte noch immer die Splittergüte unter ihre Kleidung.
 
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Im Eifer des Gefechts verwendete Alexis zunächst noch Feuerbälle. Sie waren einfach, ja seltsam einfach für ihn geworden. Hatte er so viel dazugelernt? Vor ein paar Wochen war er allenfalls in der Lage übergroßen Ratten damit gefährlich zu werden.
Andererseits waren diese Schlangenkultisten nichts anderes als in Kleider gehüllte riesige Ratten.
Es war erstaunlich, wie sehr er sich an das töten gewöhnt hatte, solange es um eine vermeintlich gerechte Sache ging.
Als die herrannahenden Feindeshorden sich gelichtet hatten, ging Alexis zu seiner neuen Magieform über.
Während sie den Staudamm entlangeilten, schwächte er mit gezielten Schlägen aus Lichtfäden die schwere Balkenkonstruktion, die gegen die konkave Form des Dammes gestemmt war.
Als Kind hatte er in dem kleinen Bach unweit seines Heimatdorfes aus Steinen, Stöcken, Blättern und Schlamm Staudämme gebaut. Sie hielten nie besonders lange und es hatte eine Weile gedauert, bis er die richtige Technik entwickelt hatte einen Damm zu bauen, der auch hielt.
Daher wusste er, dass Dämme zwar brachen und das Wasser sich mit unglaublicher Kraft ihren Weg bahnte, doch fürchtete er, dass ein einfaches Loch im Damm zu lange dauern würde. Er musste die ganze Konstruktion schwächen, damit der Damm schneller in sich zusammenfiel.
Noch mehr Schlangenkultisten eilten herbei, als er aus dem Turm wütende Rufe vernahm.


Der Turm war massiv und gut verbaut worden. Doch er hatte einen taktischen Nachteil. Seine Gänge waren eng und verwinkelt, was es Angreifern von innen unglaublich leicht machte, denn deren Besitzer konnten so Stück für Stück überwältigt werden.
"Schneller.", drängte Mana, als sie einem Kultisten die Kehle herausgerissen hatte. Sie war an Alexis gebunden und somit wusste sie, was unten vor sich ging.
Es dauerte nicht lange, bis sie an Balthasars Zimmer angekommen waren.
Der Magier ahnte nicht, dass es nicht seine Untergebenen waren, die seine Tür mit einem Schlüssel öffneten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er hinab und beobachtete, was dort unten vor sich ging. Er erkannte den Kai'shak wieder. Und die Trollhexe.
Das konnte nicht sein, wie...
Die Wachen, die zu jeder Seite der Tür postiert waren, gingen röchelnd zu Boden. Als Balthasar sich umdrehte, sah er zwei Assassinen und einen Echsenmenschen, der seine Armbrust im Anschlag hielt.
Ein heftiger Kampf entbrannte, in dem der Magier seine Angreifer auf Distanz und somit in Schach hielt.
Steinsplitter zerrissen die teuren Möbel, hinter denen die Helden Schutz suchten. Weitere Kultisten drangen in den Raum. Lange würde das nicht mehr gut gehen.
Balthasar erspähte den Echsenmensch, der nicht vollends hinter seiner Deckung schutz gefunden hatte. Er setzte zu einem fatalen Schlag an, doch seine Bewegung so wie sein hämisches Grinsen vergingen bald, als der blau schimmernde Energiewirbel hinter ihm Manas Gestalt annahm und sich auf ihn stürzte.
"Das ist für meine Brüder und Schwestern!", fauchte sie und kratzte einmal durch sein Gesicht.
Er schrie schmerzerfüllt auf und taumelte, wobei Mana sich erneut auf ihn warf und ihn zu Boden rang. Der weit aufgerissene Mund entblößte lange Schlangenzähne anstatt der üblichen Eckzähne.
Sie griff zu.
Mit einem lauten knacken brach der Zahn hinaus, als Balthasar den Geist von sich heruntertrat. Mana rollte bis zum Balkon und konnte sich mit einer Hand noch am Rand festhalten. Als sie sich über die Kante hob, ging der Kampf weiter und es sah so aus, als wollte Balthasar sich davon stehlen.

"Alexis! Jetzt!"
Er hörte das Echo von Manas Stimme in seinem Kopf. Er trat einem Schlangenkultisten auf die Finger, als dieser sich unter ihm weiter am Felsen emporstemmen wollte. Sie waren an der Spitze eines Felsens angekommen, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden.
"Grimhild! Ta'nor! Jetzt!"

Unter gemeinsamer Gewalteinwirkung begann der Damm zu brechen.
Schließlich gab er die Wassermassen frei.
 
"Das sagt sich einfacher, als es getan ist!" Erwiderte die Trollhexe auf Alexis' Aufforderung. Der Kampf am Damm war bereits in vollem Gange, und Grimhild hatte sich vor dem anderen Magier positioniert und bot ihm Deckung, während er hinter ihrem Rücken (oder eher seitlich daran vorbei) Feuerbälle schleuderte, als hätte er zu viele davon. Was bei dieser Menge vermutlich stimmte.. in der Zwischenzeit begnügte die Trollin sich damit, ihm mit einzelnen Stabschlägen den Weg freizuräumen. Ihre Angriffe hatten nicht die enorme Wucht und Schlagkraft, die der Kai'shak in seine Schwerthiebe legen konnte, aber dafür war ihr sehr bewusst, dass dieser Kampf auf einem verhältnismäßig schmalen Damm stattfand, mit einer Menge Wasser links und rechts von ihnen. Ein letzter kraftvoller Rundumschlag fegte zwei Angreifer von den Füßen, dann hatte sie für einen Moment freie Hand. Ein Moment war alles, was sie brauchte.

"Tosend Winde, wilde Schar - reißt sie fort mit Haut und Haar!"
Donnerte Grimhild ihren Zauber, hob den Stab gen Himmel und riss ihn mit einer wuchtigen Geste zur Seite, als zöge sie eine Gardine auf. Heller wurde es dadurch nicht auf dem Dammweg, aber dafür walzte eine solide Mauer aus Wind von der inneren Seite des Damms auf die noch weiter vorn stehenden Kultisten zu und fegte sie von den Füßen wie Schnee von einem Hausdach - und wie Schneeflocken waren sie zu leicht, um der entfesselten Naturgewalt zu widerstehen und wurden hinabgestoßen. Die glücklicheren unter ihnen fielen ins Wasser, was aus dieser Höhe aber nicht unbedingt eine weichere Landung bedeutete.

"Gute Arbeit bis jetzt." Lobte die Trollhexe ein wenig später, als Alexis und Ta'nor die verbleibenden Kultisten mit ein paar letzten, gezielten Attacken besiegt hatten, und wechselte einen raschen Blick mit dem Kai'shak aus, als der Magier ihnen den Hinweis gab, dass es Zeit war. Die Stützkonstruktion war bereits geschwächt worden, aber sie würden ein wenig mehr brauchen .. was mit verminderter Kraft nicht einfach sein würde, aber es wäre auch fahrlässig, den Eiskristall nicht für den Einsatz durch die Turmgruppe bereit zu halten. Glücklicherweise brachte genau das sie auf eine hervorragende Idee. "Hmm .. Eis. Ta'nor - ich brauche einen Spalt auf der äußeren Seite des Damms, der bis zur Wasserlinie vordringt. Könnt ihr das für mich tun?"
 
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Der Kai'shak tat indessen was nötig war, um am Leben zu bleiben und die größten Massen von Magier und Trollhexe fernzuhalten. Sein Zweihänder stob in die Horde aus Feinden, welche für ihn nur ein Meer aus Fleisch und Knochen war. Unter den Schreien fiel einer nach dem anderen, wenn er nicht schnell genug war sich mit aller Flinkheit in die Plattenrüstung des Berserkers zu verbeißen - sinngemäß versteht sich und unter Zuhilfenahme einer Waffe. Doch auch diese löste Ta'nor äußerst effektiv, indem er sie entweder mit festem Griff von sich riss, oder ihnen seinen Zweihänder ins Kochmark trieb. Dabei blieb eine Regung an Emotionen aus. Doch da! Die Splittergüte meldete sich zu Wort. Mai war in Gefahr. In der Tat nährten sich ihr einige Kultisten mit gezückten Todeswerkzeugen. Neben einer tiefen Wunde, war die Splittergüte wohl das effektivste Mittel die Berserkerwut in einem Kai'shak zu wecken. Ohne zu zögern ließ er die Deckung zu Grimhild fallen und stürmte mit lautem Brüllen und erhobener Klinge auf das Grüppchen los, das Mai Übles wollte. Es war nicht zu überhören, wer dort auf sie zukam und allein die Erscheinung ließ zwei von ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Klirrend fielen ihre Waffen zu Boden und sie suchten das Weite. Die Anderen schoben ihren Mut vor und hofften er würde als mentaler Schild halten. Zwei große Schwünge über Mai hinweg, ließen diesen Schild zerbersten. Zwei beim ersten und 1,5 Kultisten beim Zweiten erstarben unter der großen Klinge. Der vierte verlor nur einen Arm und wurde zu Boden geschleudert.

Während der fünfte Kultist noch ganz 'intakt' war und - ebenso angstfrei wie lebensmüde - auf einen erzürnten Kai'shak einschlagen wollte, versuchte der verletzte davon zu kriechen. Just im nächsten Moment flog etwas schreiend an ihm vorbei und zerbarst laut knochenknackend an einem großen Fels unweit des vierten Mannes. Der Kultist starrte entsetzt hin und sah, dass es der fünfte Kamerad war, der einen großen Flatschen Blut am Fels zurückließ zu dessen Fuß er unförmig und regungslos lag. Nun bekam es auch der letzte Schlangenkultist mit der Angst und stieß sich mit Füßen und Arm so schnell und weit fort, wie er konnte, versuchte noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, als das wenige Licht in dieser Grotte plötzlich für ihn verdeckt wurde. Ein unheilvolles Grollen drang hinter ihm hervor und die Angst schlich sich diebisch tief in Mark und Bein. Er sah wie seine verbliebene Hand am Boden zu zitternd begann. So sehr er sich auch bemühte, er hatte keine Kontrolle mehr über seinen Arm, dann seine Knie und schließlich schlotterte sein ganzer Leib. Er war als Zuschauer degradiert - ein Zuschauer in seinem eigenem Körper. Bebend versuchte er den Kopf zu drehen und blickte auf die imposante Gestalt des Berserkers. Als wäre das noch nicht gruselig genug erkannte er erst jetzt, dass er keine Gesichtszüge unter dem Helmschlitz ausmachen konnte. Dort war nur eine schwarze Leere, die ihn grollend ansah. Seine Seele wollte schreien, aber seine Stimmbänder schnürten sich zu. So kam nur ein Wimmern heraus, als Ta'nor mit dem Gewicht eines Stampfers seiner Statur die Beine des armen Mannes zerschmetterte. Der Kultist war völlig machtlos. Er wusste genau, dass er nun sterben würde. Starr vor Panik war er unfähig sich zu bewegen, als er sah wie der Kai'shak den groben Zweihänder emporhob und ihn gnadenlos durch seinen Brustkorb trieb.

Ta'nor sah über seine Schulter. Mai lag noch immer regungslos wo sie das Bewusstsein verlor, doch ihr geschah kein Leid. Die Splittergüte hatte sie beschützt - vor dem Angriff ihrer Feinde und vor dem Zorn des Berserkers in welchem er Freund und Feind nur sehr schwer auseinander halten vermag. Da rief die Trollhexe nach einem Spalt im Damm. Auch wenn er nicht so recht wusste, was sie damit wollte, unterstützte er sie bei ihrem Zauber. Er zog seine Klinge aus dem Leichnam. Sein Zorn war verflogen - für den Moment. Mit aller Kraft rannte er - die Schulterplatte voran, gegen den äußersten Balken des Damms. Mit einem Brummen quittierte er, dass es nur wenig Wirkung hatte. So denn nahm er erneut Anlauf und sprang dieses Mal mit aller Wuchte auf den Pfeiler zu, um im entscheidenden Moment die Spitze des Zweihänder von oben hinein zustoßen. Das halbe Schwert versank im Holz. Noch einmal stemmte er sich mit aller Kraft dagegen, bevor er schließlich den Griff der Waffe gen Boden zu drücken versuchte. Ein kleiner Quell Wasser trat hervor. Ta'nor drückte weiter, lehnte sich gar mit seinem Gewicht auf die Waffe. Das diese dabei abbrechen würde, nahm er in Kauf. Gerade als das Schwert knarzte und Metall barst, schoss die Schwertschneide durch den Wasserdruck davon und ein großer Riss sprudelnder Fluss ergoss sich über den Hünen. Er ließ den kaputten Rest seiner Waffe fallen und sah zu Grimhild, ob ihr sein Werk genügte. Als sie mit ihrer Magier begann, eilte Ta'nor schnell zu Mai herüber. Er würde sie dort nicht liegen lassen, nachdem er ihr gerade das Leben gerettet hatte. Sie würde sonst davon gespült, oder eingefroren, oder einen noch schlimmeren Tod erleiden. Selbst für seine Größe, konnte Ta'nor ganz feinfühlig sein und so hob er das zerbrechliche Geschöpf in seinen Armen nach oben und stieg auf höheres Terrain, um nicht selbst erfasst zu werden. Mai hielt er sicher, wie eine Mutter ihr Baby in den Armen und harrte der Magie, die da nun kommen möge.
 
Grimhild schaute mit wohlwollendem Interesse zu, wie Ta'nor ihre Bitte umsetzte. Der sogenannte Berserker ging dabei langsam und methodisch vor, auch wenn er gleichzeitig sehr direkt zur Tat schritt - das war eine Denkweise, die Trolle intuitiv verstanden, und sie nickte zufrieden, als das kleine Rinnsal ihren Bedürfnissen entsprechend geschaffen worden war. Während der Kai'shak gearbeitet hatte, hatte sie sich, auch nicht faul, eine begreifliche Erklärung für ihr Vorhaben ausgedacht - das war Neuland für sie, aber sie war der Ansicht, dass es ein ausgesprochen klares Bild war. Immerhin hatte es mit Schiffen und Wetter zu tun.
"Vielleicht hat der ein oder andere unter euch schon einmal einen harten Winter durchgemacht." Bemerkte sie scheinbar mit aller Ruhe der Welt, während sie für das bloße Auge unsichtbar ihre geistigen Fühler nach der magischen Kraft ausstreckte. Sie war allgegenwärtig und endlos, egal, was man damit bewerkstelligte - wie man auch den Wind niemals erschöpfen konnte, indem man ein Segel damit antrieb, war auch der Fluss der Zauberkraft ein ewiges Gesetz, auf das man sich immer verlassen konnte.
Es war allerdings möglich, das man einmal nicht genug am richtigen Ort zusammenkratzen konnte. Wenn man so wollte, war Grimhilds Segel im Moment einfach zu klein, um das Schiff - den Zauber - hier antreiben zu können. Das hinderte sie jedoch nicht daran, schon einmal den Kiel zurechtzumachen und einzelne Planken einzuschlagen, die sie später brauchen würde.. sie kramte in ihren Materialien und zog mit schwarzer Kohle einen Ring aus Runen um die Öffnung im Damm. "Und weil das in diesen Ländern selten vorkommt, auch einen Krug oder ein Fass mit Wasser in der Kälte stehen gelassen."
Es war Zeit, die Planken anzubringen - mit Eisflechte und Mörser und Stößel stellte sie an Ort und Stelle ein Pulver her, was nicht so lang dauerte wie man vielleicht erwartete - die Trollin war nämlich sehr effektiv dabei, die Pflanzenstücke zu feinem Staub zu malmen. Das Pulver feuchtete sie mit Spucke etwas an und strich es hier und da um die Runen.

"Und am nächsten Morgen festgestellt, dass Eis gewachsen ist, wo vorher nur Wasser war. Eis, das über den Rand des Krugs gelaufen ist."

Jetzt kam der Teil, an dem es komplizierter wurde, und gerade darum hatte sie darauf verzichtet, über den Zauber selbst zu sprechen. Wahrscheinlich hätte es ohnehin nur den anderen Magier kurz interessiert, und der wirkte seine Sprüche auch auf eine sehr eigene Weise, also velleicht nicht einmal ihn. Wenn doch, konnte er später fragen. Eigentlich war es aber doch sehr einfach, nur passte es nicht mehr richtig in die Geschichte mit dem Wind - Grimhild musste entweder ihr Segel größer machen, und das ging nicht ohne weiteres, oder dafür sorgen, dass sie weniger Wind brauchte, ohne das Schiff leichter zu machen. Und das ging, wenn man es geschickt anstellte und zum Beispiel auf einer günstigen Strömung fuhr. Mit Bindfaden, Tierknöchelchen (hauptsächlich Eisfischgräten, aber ein Walrosshauer war auch dabei) und einem kostbaren Splitter Eisentanne bastelte die Trollin eine Art primitives Windspiel, das über ein verwirrendes Knotensystem ineinander verwoben war, und balancierte es auf ihrem Zeigefinger, als wolle sie etwas daran überprüfen - und genau das tat sie auch, denn sie zupfte und zerrte noch an ihrem Werk, bevor es dann offenbar auf eine unverständliche Weise richtig geraten war und jetzt einer Mischung aus einem Fangnetz voller okkultem Krimskrams und einem improvisierten Astrolabium glich.
"Und was das Eis im Fass angeht .. es hat die Hölzer auseinandergetrieben und langsam, aber beharrlich die ganze Konstruktion gesprengt." Schloss sie ihren Satz, und hob kaum merklich die Hand mit dem bizarren Windspiel - und es schwebte aus eigener Kraft neben dem munter weiterplätschernden Rinnsal in der Luft, getragen vom Strom der Magie, den es selbst lenkte und verwandelte, damit er dem gezeichneten Eiszauber auf dem Damm geneigter war. "Wir treten jetzt besser zurück." Warnte sie, und marschierte selbst fort, bis sie ein kurzes Stück vom äußeren Rand des Damms anhielt.

Was dann folgte, war zunächst überraschend unspektakulär. "Laguz Isan." Intonierte die Trollhexe langsam und deutlich, wartete einen Augenblick, und widerholte die kurze Formel noch zweimal. Beim dritten Mal stieß sie ihren Stecken kurz auf den Boden, dann schien sie zufrieden. Erst einen Moment später begann das Windspiel in der Luft sacht und gleichmäßig zu zittern, dann wurden die Kohlerunen von einem schwachen blauen Glühen erfasst. Entlang der von Ta'nor geschaffenen Öffnung begann sich Eis auszubreiten, und wo es in die schmalen Lücken der Konstruktion vordrang, riss es sie weiter auf, während es gefror, und machte damit Platz für neues Wasser, das von außen hineinfloss, in frei gewordene Risse eindrang und dann ebenfalls gefror - und so weiter, sodass sich ein spinnwebförmiges Netz aus immer weiter werdenden Rissen durch den Damm fraß. Das Windspiel zitterte heftiger, als der magische Angriff schon einen Durchmesser ausfüllte, den die gesamte Gruppe nicht ausgefüllt hätte, wenn sie sich nebeneinander am Damm aufgereiht hätten, und ein hörbares Sirren füllte die Luft. Grimhild nickte. Ihr Eiszauber begann unter der Last des aufgestauten Stroms und der immer größer werdenden Menge an neuem Wasser zu versagen - ganz wie geplant. Sie lächelte zufrieden, denn im Grunde war ihre Arbeit bereits erledigt. "Alexis? Ich würde mich sehr über einen kleinen, gut gezielten Feuerball an dieser Stelle freuen. Das würde das Geschehen .. dramatischer machen." Erklärte sie mit zufriedener Miene, und deutete auf ihr Windspiel, das als magischer Verstärker diente. Wie der Magier erkennen würde, sollte bereits die leiseste Störung in dessen Muster die empfindliche Zauberkonstruktion einbrechen lassen und der Eismagie im Damm die Energie abschneiden - und dann würde sie unweigerlich unter der Last des Wassers kollabieren, zusammen mit dem Damm, den sie zuvor ausgehöhlt hatte.
 
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Balthasar wartete... und wartete und wartete. Sein Hauptmann schien den Befehl ignoriert zu haben, denn der Damm wurde den Händen der Schlangenmänner mehr und mehr entrissen. Schon konnte er sehen, wie der Kai'shak sich mit seinem gewaltigen Zweihänder am Damm zu schaffen machte. Er konnte es nicht glauben, dass dieser lästge Haufen ihm bis nach Rakka gefolgt war. Wie es schien, lag den Abenteurern alles daran, eine seiner Behausungen nach der anderen systematisch auseinanderzunehmen. Und sie waren Erschreckend erfolgreich! Warum traf so etwas nur immer ihn?
Hinter ihm flog die Tür auf. Wutentbrannt wirbelte er herum, um seine nichtsnutzigen Untergebenen zur Schnecke zu machen, doch waren es keine Schlangenmänner, die durch die Tür drängelten. Im Gegenteil!
Klar, dachte er sich. Den Rest der Gruppe hatte er dort unten nicht gesehen. Er hätte darauf kommen müssen, dass ein paar dieser Wahnsinnigen die verrückte Aktion wagen würden, ihm in dem Turm nachzustellen, obwohl das Bauwerk jeden Moment von den Wassermassen hinfortgerissen werden könnte. Na wartet...!
Hinter ihm aus der nahen Felswand regten sich die Gesteine. Mit magisch verstärlten Sinnen tastete er nach den Mineralien, brachte sie in Bewegung, löste sie voneinander. Und lenkte sie dann durch das Balkonfenster in das kleine Zimmer hinein.

Haj'ett ging sofort hinter einem prunkvollen Sessel in Deckung. Zeit zum schießen hatte er nicht gehabt, den Assassinen ging es offenbar genauso. Wo war Mana? Hinter ihnen betraten mehrere Schlangenkultisten den Raum, hielten sich jedoch zurück, aus Angst vor dem Zorn ihres Anführers. Trotzdem saßen der Echsenmann und seine Gefährten in einer höchst unerfreulichen Patsche. Sollte Balthasar irgendwann zu dem Schluss koemmen, dass er seine eigenen Leute beim Angriff behinderte wären sie verloren!
Doch plötzlich manifastierte sich endlich Mana im Raum, direkt hinter Balthasar und gab ihm einen Stoß, der seine Projektile zum Stillstand kommen ließ. Ihrer Energie beraubt fielen überall im Gesteinsbrocken nieder. Am Boden wandt sich ein Knäuel aus dem Anführer der Schlangenkultisten und dem Geistermädchen. Blut spritzte, ein Schmerzschrei ertönte. Dann segelte Mana aus dem Fenster.
Haj'ett erwachte aus seiner Trance. Die Schlangenkultisten um sie herum waren, kaum dass die Steine ruhten, zum Angriff übergegangen. Haj'ett und die Assassinen setzten sich mt Händen und Füßen zur Wehr.
Aus dem Augenwinkel erhaschte er den flüchtenden Balthasar, der sich sein blutendes Gesicht mit den Händen verdeckte, während er in einem geheimen Nebengang verschwand.
"Er entkommt! Ihm nach! ", rief der Echsenmann und löste sich aus dem Geplänkel mit den Schlangenmännern. Er wusste nicht, wer ihm folgte, doch war er sich sicher, Dastan hinter sich ausmachen zu können.

Es war Zeit, sich vom Acker zu machen. Dieses Geisterweib hatte ihm das Gesicht zerkratzt und einen seiner Zähne geraubt. Pochender Schmerz malträtierte seinen Kifer und breitete sich in Wellen aus. In fliegender Hast eilte Balthasar durch die großzügig verzierten Korridore der obersten Stockwerke. Mit Bedauern wandten sich seine Gedanken an das Massagezimmer und die Kunstfertigkeit seiner Masseuse. Doch er hatte keine Zeit, sich deswegen die Augen auszuheulen. Wenn dem Artefakt etwas zustieße, wäre alles ruiniert, wofür er und sein Bruder so hart gearbeitet hatten.
Endlich! Die kupferverzierte, kleine, runde Tür zum Allerheiligsten des Turms schwang vor ihm auf und gab den Blick auf das Artefakt frei.
Der kleine goldene Hammer mit dem Runden Kopf ruhte auf einem Kissen aus rotem Samt und glitzerte im Licht der vielen Kerzen, die den Kreisrunden Raum erhellten. Hastig steckte Balthasar ihn ein und machte sich auf den Weg zum Dach.

Haj'ett hatte keine Schwierigkeiten, der Blutspur des Erzfeindes zu folgen. Er konnte es riechen.
Durch die verwinkelten Gänge gelangte er bald in eine Kammer, die bis vor kurzem offenbar einen kleinen Schatz beherbergt hatte. In ihrem Zentrum stand ein hübsches, geschnitztes Podest mit Samtkissen. Es war jedoch leer.
Blutspritzer an der gegenüberliegenden Tür ließen erkennen, dass Balthasar wohl hier hindurchgestolpert war.
Ein Hauch von geisterhafter Magie haftete diesem Ort an. Haj'etts Ahnen begannen zu zischeln. So etwas hatte er zuletzt in Port Milan im Abendschein wahrgenommen...
Dennoch beeilte er sich, der Fährte zu folgen.
Er hatte die Kammer gerade zur Hälfte druchquert, als der Turm von einem so gewaltigen Schlag getroffen wurde, dass er von den Füßen gerissen wurde. Er purzelte über das Podest hinweg und landete schwer auf seinem Rücken. Unglaublich, was für eine Kraft die Fluten entfesseln konnten. Es war ohne Zweifel, dass der Damm unten endlich gebrochen war. Das ganze Gebäude dröhnte fast noch mehr als Haj'ett Schädel.
Doch er wollte Balthasar nicht entkommen lassen! Die Gänge befanden sich nun alle in einer merkwürdigen Schräglage. Der Turm schien den Wassermassen noch standzuhalten, neigte sich aber schon bedenklich.
Endlich erblickte der Echsenmann einen Lichtstreif. Eine Dachluke! Ohne zu zögern kletterte er ans Tageslicht.
 
Dastan befand sich gerade in einem Zweikampf mit einem der Schlangenmänner, welcher mit einem hölzernen Rundschild und einer Klinge bewaffnet war. Der Assassine bestritt den Kampf mit seinen Falchions und nutzte seine Mobilität - so gut es ihm auf diesem engen Raum möglich war - aus, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Dann hörte er den Echsenmann rufen, dass Balthasar zu entwischen drohte. Mit aller Kraft ergriff Dastan die Oberhand und nutzte seinen besten Joker - nachdem er einen Angriff des Gegners gekontert hatte und dieser zurück taumelte, lies er seine versteckte Klinge tief in die Kehle des Schlangenmannes eindringen. Blutrote Flüssigkeit lief an seinem Hals herunter und röchelnd ging der Mann zu Boden.
Nun hastete Dastan Haj'ett hinterher. Balthasar sollte nie und nimmer entkommen, und wenn er sich dafür höchstpersönlich vom Turm stürzen müsste. Er wusste nicht, was dieser Kerl so auf dem Kerbholz hatte oder weshalb die anderen ihm auf den Fersen waren, doch er hatte Dastans Meister auf dem Gewissen und ihn selbst auch noch entehrt. Für den jungen Assassinen waren das genug Gründe. Ihr Weg führte durch eine Art Schatzkammer, wo sowohl Dastan als auch der Echsenmann gründlich durchgerüttelt, als die Wassermassen den Turm das erste Mal rammte. Haj'ett kam flott wieder auf die Beine, Dastan musste sich erstmal unter einem Haufen Büchern aus einem Regal herausbuddeln, gegen welches er gestoßen war. Als er wieder stand, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte auf den Boden. "Wie zum..." Mehr brachte er nicht hervor. Dort lag ein Dolch mit einem Griff aus massiven Gold, edelsteinbesetzt und mit eingeritzten Ornamenten auf der kunstvollen Klinge. Das Teil sah dem Oris-Dolch aus dem Allerheiligsten der Ordensfeste verblüffend ähnlich! Nachdem er seinen Blick gelöst hatte, griff er das Artefakt und folgte Haj'ett aufs Dach. Der Turm schwenkte bedrohlich aufgrund der Wassermassen, die dauerhaft versuchten, ihn umzuwerfen. Immer wieder konnte man den Turm ächzen und quietschen vernehmen. Es war schwer einzuschätzen, wie lang der Turm noch standhalten konnte. Allerdings konnte er Balthasar nirgends ausmachen. "Wo ist er hin? Hast du ihn verloren?"
 
Mit einem herzhaften Tritt beförderte Balthasar die offene Luke zurück in ihr Schloss. Seine beiden Verfolger fuhren herum. Beide hoben ihre Waffen, doch er war vorbereitet! Blitzschnell löste er mit magischer Kraft Holzplanken aus dem Dach. Krachend und knirschend drückte er sie zu kleinen hölzernen Kugeln zusammen. Dann schleuderte er die unter hohem Druck stehenden Projektile seinen verdutzten Feinden entgegen. Dann kehrte er die Kraft um; die Kugeln dehnten sich aus und zerplatzten zu einer Tausendschaft spitzer Holzsplitter.
Sie sollten es nie wieder wagen ihn zu unterschätzen. Sein Gesicht verzogt sich zu einem blutigen Grinsen.

Haj'ett rollte sich zusammen, als der Hagel berstenden Holzes über sie hereinbrach. Der Bolzen, den er aufgezogen hatte löste sich von der Armbrust und sirrte nutzlos in den Abgrund. Schützend hielt er sich die Linke vor die Augen, während sein Körper von Unmengen kleiner Fragmente gepeinigt wurde. Er hörte Gelächter.
Es war Balthasar, der lachend, einen kleinen goldenen Hammer umklammernd davoneilte. Eine Hängebrücke war sein Ziel. Er würde sie bald erreicht haben und über alle Berge sein.
Mühsam rappelte der Echsenmann sich auf. Er überprüfte seine Armbrustsehne. Sie war entzwei. Frustriert ließ er die Waffe scheppernd zu Boden fallen und begann zu laufen.
Dastan war bei ihm. "Tu doch was, verdammt!"

Hinter sich vernahm er ein Geräusch. Ihm war, als hätte sich die Dachluke geöffnet. Könnte das Xarxes sein?
 
Während Raksha sich durch die Kultisten schlachtete, blieb Scipor an dem Damm zurück. Auch er versuchte seinen Teil zu dessn Zerstörung beizutragen, indem er versuchte mit Wurzelgeflecht und Ranken das Holzkonstrukt zu beschädigen. So konzentriert er auch sang, der Damm erwies sich als stabiler als gedacht. Als Ta'nor schließlich sein Schwert in den Damm trieb gab der Druide es auf, da der Zauber der Trollhexe anscheined ausreichen würde, um das Loch das durch den Beidhänder verursacht wurde zu weiten und den Damm einzureissen. Während Scipor beobachtete wie sich das Eis ausbreitete, schlich sich unbemerkt einer der Kultisten an ihn heran. Erst ein lautes Knacken hinter sich lässt ihn herumwirbeln. Hinter ihm stand der Kultist, sein Schwert über den Kopf erhoben, bereit zum zuschlagen. doch ein einfacher Fakt hinderte ihn daran: die Klinge die sich von hinten durch seinen Brustkorb bohrte. Die Klinge verlies den Brustkorb und der Angreifer sank zusammen. Hinter ihm grinste breit und selbstgefällig ein Halb-Ork. Scipor grinste zurück und brachte sich dann in Sicherheit, nachdem er gehört hatte wie Grimhild den Zauberer um eine Feuerball bat. Er wollte nicht unbedingt im Weg stehen, wenn das Wasser durch den Damm brechen würde. Er rannte an dem Ork vorbei und erkletterte - für den älteren Mann aüsserst umständlich - einen Felsen. Als er sich wieder umwandte, war der Ork wieder weg. Vermutlich hatte er sich auch in Sicherheit gebracht, oder jagte noch dem einen oder anderen Feind hinterher. Scipor machte sich keine Sorgen. Bisher hatte Raksha alles überstanden. Scipor setzte sich auf dem Felsen hin. Er wartete auf den Zauber von Alexis. Es würde sicher interessasnt aussehen, wenn das Wasser durchbrechen würde.
 
Etwas glitzerndes beschrieb einen weiten Boden über Haj'ett und fand schließlich sein Ziel: Balthasar.

Fast hatte er den Rand der Turmplattform erreicht. Nur wenige Schritte trennten ihn von der Hängebrücke und der dahinter winkenden Freiheit. Gerade wollte sich Balthasar zu einem letzten, höhnisch-triumphalen Lachen hinreißen lassen, da traf ihn das Eiskalte.
Er taumelte. Das Artefakt entglitt ihm, als er versuchte, seinen Sturz mit den Händen abzufangen, doch er schlug nicht auf. Wie schwerelos war er mitten im Fallen völlig von Eis umschlossen worden.

Haj'ett war baff. Der Anführer der Schlangenmänner war zu einem Eiswürfel erstarrt. Verblüfft, drehte er sich um. Feixend stand da Xarxes, der den verbliebenen Eiskristall lässig über die Finger tanzen ließ. Der Echsenmann erinnerte sich an Grimhilds Zauber. Erleichtert seufzte er und klopfte dem geschickten Assassinen auf die Schulter. Gemeinsam näherten sie sich dem Eisblock. War Balthasar tot?

Vor Freude vollführte die Gilde einige Salti. Diese Abenteurergruppe machte ihre Arbeit ausgesprochen gut. Jetzt musste sie nurnoch warten, bis der Geistersensitive Echsenmann das Artefakt fand. Das Artefakt, der kleine goldene Hammer, mit dem die Schlangenmänner ein Porta Anima aufbrechen wollten, um dessen Macht freizusetzen. Eine Waffe, die Geistermagie verpuffen ließ, die Geisterbarrieren zerriss, als seien sie nur Schleier aus Seide. Man könnte damit Gespenster austreiben oder Feen ihrer Kraft berauben. Oder...
Da! Die Echse hatte das Artefakt aufgehoben. Jetzt würde der riskanteste Teil des Unterfangens beginnen.
Die Gilde hatte lange nachgesonnen, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte, ohne gegen die Regeln des hohen Geistes zu verstoßen. Bei einem Regelverstoß würde die Gilde binnen Sekunden ihrer Kräfte beraubt und bestraft werden. Es war Feingefühl vonnöten!

Haj'ett drehte das eigenartige goldene Hämmerchen in seinen Händen hin und her. Die Geister seiner Ahnen zischelten Nervös. Hatten sie Angst? Er wusste es nicht. Ihm selbst jagte das Ding jedenfalls einen Schauer über den Rücken. Eine Kraft ruhte in dem Objekt. Warum es Balthasar wohl so wichtig gewesen war?
Er sollte es Alexis übergeben. Oder Grimhild. Die konnten sicherlich etwas damit anfangen.
Plötzlich stutzte er. Es war dunkler geworden. Nein, heller. Die Kontraste des Licht- und Farbenspiels der Welt waren plötzlich eigenartig tief geworden. Er fühlte sich belauert. Auch Xarxes und Dastan schienen es bemerkt zu haben, denn sie sahen sich argwöhnisch um, die Hände auf den Waffen ruhend.

Dann wurde Haj'ett umgestoßen. Eine monströse Erscheinung war über ihm, gelbe Augen flackerten hinter einem dichten Haarwuchs und sechs klauenbewehrte Arme grapschten nach ihm. In dem Wust von Kopf- und Barthaar tat sich nun ein Mund auf, der gelbe, spitze Zähne beherbergte. Ein entsetzliches Brüllen dröhnte ihm in den Ohren. Erst jetzt fiel dem Echsenmann auf, dass er auf seiner Armbrust gelandet war. Ungeschickt, wie er war, würde er sie jetzt kaum kampfbereit zücken können. Geschweigedenn laden...
Ihm fielen als letzte Auswege nurnoch zweierlei Dinge ein: Sein Brotzeitmesser, mit dem man allenfalls einem Stück Butter Schaden zufügen könnte und der goldene Hammer.
Er holte aus, schloss die Augen und schmetterte dem Biest den Hammerkopf auf die Stirn.

Es hatte geklappt! Die Gilde war vom geisterbannlösenden Artefakt getroffen worden, ohne sich gegen das Regelwerk zu versündigen. Ein Regelwerk, das ihr von nun an herzlich egal sein konnte. Den Sterblichen ihre Besitztümer zu rauben, war streng verboten. Deswegen hatte der Echsenmann den Hieb führen müssen.

Haj'ett blinzelte vorsichtig hinter vorgehaltenen Händen hervor. Die Kreatur war noch da, aber sie schien seltsam zu flimmern und sich zu verformen, als würde in ihr Bewegung herrschen.
"Danke, Echsenmann. Du hast meine Fesseln gesprengt."
Selig grinste der Mund mit den nadelspitzen Zähnen.
"Nimm dies, als Zeichen meiner Dankbarkeit."
Haj'ett verstand die Welt nicht mehr, als ihm ein kleiner Gegenstand in die Hand gedrückt wurde. Es war eine winzige, aus Holz geschnitzte Ente. Er kam sich veralbert vor.

Dann, ohne Vorwarnung, zerbarst die fremdartige Kreatur und setzte dabei eine Druckwelle frei, die dem von den Fluten gepeinigten Turm den Rest gab. Der Eisblock Balthasars splitterte und rutschte vom Dach, Haj'ett und die Assassinen wirbelten haltlos dem Wasser entgegen. Mit einem ohrenbetäubendem Getöse und Ächzen brach der Turm in sich zusammen.
Noch im Fallen konnte Haj'ett erkennen, wie von der Stelle der Explosion kleine Lichtblitze in verschiedene Richtungen davonstieben.
Sie sahen aus, wie die Geister, die sie im Kerker der Schlangenbruderschaft in Port Milan befreit hatten.
Der Gedanke an die Frage, wen er da wohl grade befreit hatte und wie blieb ihm nicht lange erhalten. Wasser schwappte über ihm zusammen.
 
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Der aufbrechende Damm entwickelte Kräfte, die selbst denen einen Kai'shak weit überlegen waren. Durch seine völlige Unfähigkeit sich über Wasser zu halten, suchte Ta'nor mit großen Schritten Halt in den Felsen, die den Staudamm bisher flankierten. Mit Mai fest im Arm versuchte er etwas nach oben zu klettern. Der Strom aus Wasser fegte nicht nur die armen Seelen der Bruderschaft hinfort und schmetterte ihre Leiber gegen den Turm, sondern fraß auch gierig alles an Gestein und Erde, was er zu fassen bekam. So brachen bald darauf die ersten großer Wackersteine am Fuße des Damms und schon folgte die nächste Reihe darüber. Ta'nor tat etwas, was er sonst nicht gewohnt war: er floh. Ein Fliehen vor einem Feind, den er nicht bekämpfen konnte. Immer höher versuchte er zu kommen. Doch immer mehr versperrten ihm die hohen Felsen den Weg auf sicheres Land. Seine schwerer Leib war nicht dazu ausgelegt zu Klettern und die sehr schwere Plattenrüstung trug auch nicht gerade dazu bei. Der Boden donnerte unter dem Kai'shak. Schon wieder sprengten die Wassermassen eine Ebene von Gestein. Diese Brocken wurden mitgerissen als seien es Blätter in einem Bach. Mit erheblicher Kraft trafen auch sie auf den hölzernen Turm. Ta'nor konnte nicht erkennen ob es Xarxes, Dastan und Haj'ett geschafft hatten rechtzeitig zu fliehen. Allein für die Stärke der Gruppe hoffte er, dass sie unversehrt waren.

Das Beben unter seinen schweren Füßen erinnerte ihn daran viel mehr auf seine Unversehrtheit zu achten. Zudem hatte er Mai im Arm, dessen Schutz durch die Splittergüte für den Kai'shak oberste Priorität hatte. Einmal mehr fand er einen Weg nach oben und bekam inzwischen schon die Gischt des Wasserfalls ab, der durch die Trollhexe wieder befreit wurde. Allmählich beruhigte sich der Strom und Ta'nor hatte genügend Vertrauen in den Berg, dass sein Standort nun sicher war. Er ließ den Blick über die Grotte schweifen. Da wo einst der hohe Turm stand, war nun ein See entstanden. Einiges an Treibgut schwamm darauf, doch ansonsten hatte das Bild alles von einer natürlichen Grotte. Es erschien so als wäre der Turm nie erbaut worden, ... als hätte es die Schlangenbruderschaft um Balthasar nie gegeben. Der Kai'shak sah zu der Ronin herunter. Sie schlief noch immer. Ihr sich regelmäßig hebender Brustkorb war ein Garant dafür das sie noch lebte. Die Gefahr war vorüber. Wie würde es nun weitergehen?
 
Alexis lud seinen Feuerball auf, so weit er konnte.
Der Zauber traf und der dadurch auftretende Effekt tat sein übriges. Der Damm brach.
Doch schnell stellte er fest, dass seine gewählte Position beinahe nicht hoch genug gewesen wäre. Nur wenige zentimeter trennten seine Füße von der Wasserlinie. Der erste schwall schwappte sogar über ihn hinweg und hätte ihn fast fortgespült.
Als er sich wieder aufgerappelt hatte, suchte er festen Stand und blickte zum Turm empor.

Mana wütete durch die verbliebenen Gegner, um sie an der Verfolgung zu hindern. Sie schaffte es, die verbliebenen Aassassinen in Balthasars Gemächern zu binden. Mit bestialischer Gewalt biss ud kratzte sie sich durch Gesichter und Hälse, während die Waffen ihrer Feinde wirkungslos blieben.
Bis auf einen letzten. Er hatte einen magischen Dolch, der sie hätte verletzen können, doch Mana war schnell. Sie wich aus, hieb immer wieder zu und schließlich benutzte sie Balthasars Zahn als Waffe und rammte ihn ihn ihres Widersachers Hals, als dieser eine weitere Öffnung in seiner Verteidigung offenbarte.
Als sie den Zahn wieder herrauszog, waren alle Feinde tot.
Sie wollte den anderen folgen, doch dann...
Was tat die Gilde hier?
Sie spürte dessen Anwesenheit, kurz bevor Haj'ett mit dem goldenen Hammer zuschlug. Das darauf folgende trieb Mana einen Schauer durchs Mark.
Sie konnte nicht sehen, was vor sich ging.
Hatte Balthasar das getan?
Was war hier los?
Doch dann hörte sie, wie die Entität sich in viele kleinere auflöste und sich bei dem Echsenmensch bedankte.
Die Gilde war frei.
Wie hatte er das bewerkstelligt?

Der Turm begann sich unter lautem Getöse zu neigen.
Mana klemmte den Schlangenzahn zwischen ihre Zähne und machte einen Hechtsprung über den Balkon in die Tiefe.

Alexis spürte die Befreiung der Gilde ebenfalls, wusste aber nicht, was er da spürte. Was bei allen Geistern war dort oben passiert?
Er sah Mana weiter oben aus dem Turm springen, während dieser sich scheinbar endlos lange neigte und in sich zusammenfiel.
Wo waren die anderen?
Da! Die Druckwelle ganz oben auf dem Turm hatte sie hinuntergeschleudert! Sie waren bereits auf halbem Wege nach unten.

Alexis sprang von Felsen zu Felsen, um ihnen irgendwie zur Hilfe zu eilen.
Das Wasser toste noch immer und begann nur langsam sich zu legen.
Er sah in einiger Entfernung Haj'ett auftauchen. Er würde im Wasser wohl zurechtkommen.
Alexis kam schlitternd am Ufer zum stehen und half dem Echsenmenschen aus dem Wasser. Dabei fiel ihm der goldene Hammer auf.
Er glaubte ein eigenartiges Summen zu hören, das davon ausging.
Er schüttelte den Kopf udn besann sich auf das hier und jetzt.
"Bist du okay? Was ist passiert?"
Die beiden Assassinen tauchten auf und bald hatten alle sich am Ufer versammelt.
"Was war das denn?", nach kurzem zögern fügte er hinzu: "Was ist mit Balthasar, habt ihr ihn erwischt?"
 
Scipor saß auf seinem Fels und beobachtete was weiter unten vor sich ging. Gern hätte er geholfen, aber er wusste nicht wie. Also sah er zu wie Alexis seinen Feuerball schleuderte und die Kettenreaktion nahm ihren Lauf. Gebannt starrte Scipor auf die Naturgewalten, die ihren Lauf nahmen, als er etwas bemerkte. Er wusste nicht was es war aber sein innerer Wolf reagierte sofort mit Fluchtreflexen. Der alte Druide war sich nicht sicher ob es tatsächlich dieses undefinierte Gefühl das etwas geschehen war oder ob der einstürzende Turm Schuld war, seinem Instinkt nachgebend sprang er in das Wasser, vor dem zuretten suchend auf den Stein gequält hatte. Keine Sekunde zu früh! Direkt hinter ihm, genau dort wo er gerade noch stand, landete ein größeres Trümmerteil.

Unter Wasser herrschte eine eigenartige Stille. Scipor sah wie Trümmer und Steine in das Wasser fielen, wie sie versanken. Doch hörte er nichts. Nicht das erste mal auf seinen Reisen war der alte Mann unter Wasser gelandet, doch immer wieder aufs neue faszinierte ihn dieses Phänomen. Viel Zeit sich diesem hinzugeben hatte er allerdings nicht, Fazination ersetzt keine Atemluft. Er versuchte aufzutauchen, allerdings war es an der Oberfläche nicht so ruhig wie weiter unten. die Strömung riss Scipor ein Stück weit mit sich, bis er sich an einer kantigen Felswand festklammern konnte. Die Ecken und Kanten, welche diese zierten, waren nicht natürlichem Ursprungs: Es war eine verwitterte Treppe. Sie führte zu einem großen Vorsprung, von dem aus sicher einmal ein Holzsteg ausging. Scipor begann sich unter großen Mühen auf die Treppe zu ziehen. Und er war nicht der erste dem diese Idee kam.
Bereits einige Stufen höher, befand sich ein Mann, der nicht zu der Gruppe gehörte die der Druide begleitete. Es musste also ein Feind sein. Und nicht irgend einer: Balthasar! Töte ihn! Auf diese Anweisung vom Biest hätte er verzichten können, er hatte ohnehin nichts anderes vor. Nur die Art würde anders sein als vom Wolf gefordert. Unter Mühen brachte Scipor seinen Körper auf die Treppe. Er richtete sich auf und stellte fest, dass Balthasar den Vorsprung fast erreicht hatte. Den Druiden hatte er anscheinend noch nicht bemerkt. Dieser wiederum wollte das zu seinem Vorteil nutzen, indem er sich an den Anführer des Schlangenkultes anschlich. Triefend nass begann er so schnell und leise wie möglich dei Treppe zu erklimmen. Balthasar stand bereits auf dem Vorsprung, anscheinend im Begriff einen Zauber zu wirken. Fast oben angekommen, stellte Scipor fest, dass man von dort aus einen großen Teil der Höhle im Blick hatte, ebenso wie man von unten hochschauen konnte. Er konnte sogar einen Teil der Gruppe sehn. Und anscheinend konnte Balthasar das auch. Es galt keine Zeit zu verlieren, bevor Balthasar seinen Zauber vollenden konnte. Scipor zog seinen Dolch aus dem Ärmel, holte aus und...

"Balthasar, hinter euch!" Scipor ist überrascht und verwirrt als er die Stimme seines alten Freundes hört, wie diese seinen Feind warnt. Sein Dolch verfehlt sein Ziel, bohrt sich anstatt in Balthasars Hals in dessen Oberarm. Den Zauber unterbrach er dennoch, schmerzerfüllt schreiend rutschte er vom Rand des Vorsprungs und landete im Wasser. Scipor bekam von alle dem nichts mit. Auch wie er vorher den Dolch wieder aus Balthasars Arm gezogen hatte registrierte er nicht . Viel zu schokierend war die Erkenntnis, welche sich ihm anbahnte. Raksha, sein alter Freund auf den er sich immer hatte verlassen können, war ein Verräter. In seiner Konzentration auf Balthasar hatte der Druide den Ork garnicht bemerkt, welcher sich am anderen Ende eben jenes Vorsprungs aufhielt. "Warum?" Das einzige Wort das Scipor mehr oder weniger deutlich hervorbrachte. "Warum?" "Weil ich hier leben wollte. Ich hatte ein sehr schönes Angebot von Balthasars Meister: ich soll den Anführer des Schlangenkults beschützen und bekomme dafür das Haus. Komme ich dieser Pflicht nicht nach, tötet er mich. Ich hätte damals nicht eingewilligt, hätte ich gewusst das du einmal mein Feind sein wirst. Aber so habe ich heute keine Wahl als gegen dich zu kämpfen, wenn ich leben will. Du glaubst gar nicht wie schwer mir das fällt..." Für einen Moment lang nahm der Monolog des Orks einen anderen Ton an. Es klang nach aufrichtigem Bedauern. "Ich habe alles versucht um dir nicht gegenübertreten zu müssen, um dir nicht sagen zu müssen das ich gegen dich arbeite. Ich habe vor BAlthasar behauptet, das ihr ale unbesiegbar seid und wir fliehen müssen, habe die Mörder auf euch angesetzt, in der Hoffnung sie würden mir meine Pflicht erleichtern... Nichts hat geholfen. Und so stehen wir uns gegenüber, wie damals. Nur diesmal kann nur einer überleben." Tatsächlich ähnelte dieser Moment sehr dem als die beiden sich kennenlernten. Auch damals standen sie sich gegenüber, als Todfeinde. Damals hatte Scipor gewonnen, den Ork verschohnt, und sie wurden die besten Freunde. Heute würde es nicht so einfach sein. Tränen liefen an den Wangen des Druiden herunter, Tränen der Wut, gleichermaßen wie Tränen der Trauer. Einen Verrat hätte er von jedem erwartet, aber nicht von ihm. Roooaaaar! Selbst der Wolf konnte sich nicht mehr entscheiden was er fühlte, er wollte nur noch raus und den Verräter zerfetzen. Und Scipor gab diesem Wunsch nach. "Leb wohl, mein Freund." Dies waren die letzten Worte bevor er begann sich zu verwandeln. Trotz aller Krämpfe, zunehmendem Muskel und Haarwuchs, schaffte Scipor es seinen Mantel bis auf einen Knopf am Hals zu öffnen, und die Arme aus dem Ärmel zu ziehen. Der Mantel war so gemacht, das er ihm in Wolfsform offen um den Hals wehen würde. Unter Schmerzen sank Scipor zusammen, während sein Körper immer mehr in die Wolfsform überging. Raksha stand da und sah zu. Er würde seinem Freund so gegenübertreten wie dieser es sich wünschte.

Beute! Der Wolfsverstand fixierte sich ganz und gar auf Raksha. Hunger! Auch wenn der menschliche Teil unterlag, Scipor schaffte es den Wolf zu lenken. Er zog seine Kreise um den Ork, welcher jetz erst sein Schwert zog. Dann. ohne Vorwahnung, preschten beide aufeinander los. Der Wolf wehrte die klinge ab, indem er die Breite Seite der Klinge beiseite schlug. Der Ork wiederum wehrte einen Biss ab, indem er mit der anderen Hand dem Wolf auf die Schnauze schlug. eine Weile ging der Kampf so weiter, jeder pariert die schläge des anderen, ohne dem Feind eine Verletzung zuführen zu können. Nach und nach ermüden Beide. Der Kampf wird immer langsamer, beide verlieren nach und nach an Deckung. Der Wolf springt einen Satz zurück. Einen Moment verschnaufen. Viel Zeit hatte Scipor in dieser Form nicht mehr, sonst würde der Wolf endgültig gewinnen und der Druide für immer so bleiben. Er musste den Kampf also schnell beenden. Er wagte etwas. Mithilfe eines Sprunges nach vorne versuchte er mit seinen Klauen die Kehle des Orks zu erwischen. Doch dieser erwartete etwas in dieser Richtung. Mit einer gekonnten Bewegung, fügte er dem Wolf mit dem Schwert eine Wunde am Bauch bei, musste dafür aber auch eine Wunde am Schwertarm einstecken. Der Wolf ahtte es tatsächlich geschafft die Rüstung aufzureissen und ihn zu verwunden. Auf dem Boden gelandet, sah Scipor sich gezwungen wieder menschliche Gestalt anzunehmen. Die Transformation war wesentlich schmerzhafter als die letzte, was nicht zuletzt der Bauchwunde zu verdanken war. Auch diesmal sah Raksha nur zu, doch diesmal weil auch er verschnaufen musste. Das Schwert wog bereits schwer in seiner Hand, doch er würde diesen Kampf beenden.
 
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Alexis hatte Haj'ett gerade aufgeholfen, als er in der Nähe ein Brüllen hören konnte.
"Was zum?"
Er sah sich um und erspähte den Ork im Kampf mit einem Wehrwolf.
Erst dieser Magische Ausbruch und dann das!
Aber was war das? Der Wehrwolf hatte Scripors Umhang um und dann, in einer Phase der Erschöpfung brach der Wehrwolf zusammen und nahm Scripors Form an.
Und der Ork wollte ihn offenbar töten.
Alexis zögerte nicht lange. Er rannte hinauf und hechtete die Treppen hoch, gerade noch rechtzeitig.
Scripor robbte rückwärts über den Boden, eine Wunde am Bauch haltend, während der Ork seinen verwundeten Schwertarm hob um ihn niederzustrecken.

Die Energiefäden peitschten vor, umschlossen des Orks Arm und rissen ihn in Fetzen.
Der Ork starrte den jungen Magier nur an, aber ließ keinen Ton von sich hören. Anstattdessen griff er mit dem unversehrten Arm nach seinem Schwert.
Alexis liess die Energiefäden zurückfahren und konzentriete sie in beiden Händen.
Als der Ork vorpreschte, schob er die Fäden aus der linken Hand in die Rechte und schleuderte sie seinem ungeliebten Widersacher entgegen, während er in der eben geleerten Hand einen Feuerball auflud.
Der Ork parierte die Fäden mit seinem Schwert, doch der Feuerball traf sein Ziel. Rauch quoll aus dessen Brust, als er rückwärts richtung Klippe taumelte.
"Dein Hochmut wird dir nun zum Verhängnis."
Der Ork grinste nur. Er hatte dem jungen Magier nichts zu sagen.
Dann durchfuhren ihn die Lichfäden von Hinten und glitten wieder zurück in Alexis' Hände.
Das Schwert ging zu Boden und der Ork fiel rücklings den Abhang hinunter. Wenn ihn die Magie nicht getötet hatte, dann war der Sturz sein Todesurteil. Mit einem hässlichen Geräusch traf der geschundene Körper auf scharfen Fels.
Alexis hob das Schwert auf. Er würde es als Andenken behalten. Vielleicht war es ihm sogar einmal von Nutzen.
Dann kümmerte er sich um Scripor.
"Euch ist klar, dass jetzt ein wenig Klärungsbedarf besteht, oder?", meinte er, während er dem Druiden aufhalf und seufzte ob der Bauchwunde.
"Wenn wir doch nur den Priester noch bei uns hätten."

Als die beiden langsam die Treppen hinunter stiegen, wandte Mana sich an Grimhild.
"Ich hoffe, das ist das, wonach Ihr gesucht habt.", meinte sie und hielt der Trollhexe den Schlangenzahn hin.
 
Haj'ett hatte nach dem Eintauchen in das sprudelnde Nass seine liebe Mühe damit, nicht von unter Wasser herumwirbelnden Trümmerteilen zermalmt zu werden. Das Letzte, was er nach all diesen Mühen um Balthasar gebrauchen konnte war eine ernste Verstümmelung. Naja, eigentlich konnte man sowas im Prinzip nie gebrauchen. Die Kiemen von Wasser umspühlt, wand er sich zwischen verzierten Holzbalken und Steinquadern hindurch zur Oberfläche des neu entstandenen Sees.
Am nahen Ufer wurde er sogleich vom besorgt dreinblickenden Alexis begrüßt und an Land gehievt. Der Echsenmann prustete und schnaufte tief durch, um seine Lungen wieder mit Luft zu füllen. Erst dann konnt er dem jungen Magier auf seine Fragen antworten.
"Alles in Ordnung, Kamerad. Nur etwas erschöpft."
Er stützte sich auf seine Knie.
"Balthasar war zum Großteil in Grimhilds Eis eingefroren als er vom Dach gefegt wurde. Ich bin mir sicher, dass er ertrunken ist."

Der rätselhafte Goldene Hammer, den er noch immer umklammert hielt, fiel ihm erst jetzt wieder ein. Der Schrecken folgte sofort: Haj'ett hatte beim Kampf gegen Balthasar und diese Monstrosität seine Armbrust eingebüßt. Er schluckte schwer, denn sie war ihm ein wahrer Schatz gewesen. Wehleidig blickte er aufs Wasser hinab. Sie zu finden wäre so gut wie unmöglich.

Dann durchbrach ein Brüllen die inzwischen eingetretene Stille!
Links von ihm war eine Rauferei im Gange. Alexis hatte es auch bemerkt und wandte sich verwundert zu den Kämpfenden. Dieser unverschämte Ork wurde von einem leibhaftigen Werwolf attackiert. Welch Ungetüm!
Der furchterregenden Erscheinung des Wolfes zum Trotz schien der Ork allerdings die Oberhand zu gewinnen. Verwundet sank der Angreifer nieder und verwandelte sich. Es war Scipor, dem Raksha soeben den Todesstoß verpassen wollte.
Hilflos blickte der Echsenmann auf den dubiosen Hammer, den er Balthasar abgenommen hatte, doch erschien ihm diese Waffe geradezu lächerlich, betrachtete man die solide Rüstung des Orks.
Glücklicherweise war der Magier zur Stelle!
Mit Energiebündeln und einem Prachtexemplar der unverbesserlichen Feuerbälle gelang es, den Ork an den Felsen der Klippen zu zerschmettern.
Nicht ohne Genugtuung betrachtete Haj'ett das Ableben dieses überheblichen Pinsels, obwohl er sich dabei fast ein wenig schlecht vorkam.
Jetzt, da die Gefahr gebannt war, erklomm er die Stufen, um Scipor beizustehen. Alexis schwang mittlerweile das Schwert des soeben besiegten Orks probeweise durch die Luft.
"Ein Schwert? Ist das überhaupt dein Stil?"

Während einige anderen sich des Druiden annahmen hatte Haj'ett jedoch noch etwas anderes zu erledigen. Schnell hatte er den Entschluss gefasst, sich in absehbarer Zeit eine neue Armbrust zu bauen. Und dafür hatte er ein ganz spezielles Baumaterial vorgesehen.
Etwas abseits, wo etliche Trümmerstücke ans flache Ufer gespült worden waren, zerrte er einen kleineren Balken aus dem Wasser. Das edle Tropenholz war wie geschaffen für seine zukünftige Waffe. Auch etliche der schänen Kupferintarsien packte er in seinen Rucksack. Zur Zierde. Außerdem liebte Haj'ett Erinnerungsstücke und Trophäen. In seiner Reisetasche hatte er ein eigenes Fach für dererlei Krimskrams. Viel Nonsens war dabei, doch hatte jedes einen ganz eigenen Erinnerungswert für ihn. Die Frage war nur, was er mit dem vielen Kram anstellen würde, sollten seine Abenteuer sich einmal so lange fortgesetzt haben, dass er die vielen Souvenirs nichtmehr tragen konnte...

Mit einer, bezüglich des Gewichts aber immernoch tolerierbaren, Tasche stieß Haj'ett aber nun zum Rest der Gruppe. Es gab einige Fragen zu stellen und zu beantworten.
Kurz und bündig schilderte er seine Erlebnisse im und auf dem Turm und war gespannt auf die Geschichten der anderen.
Nach diesem Sieg, so äußerte er, wäre es ihm aber lieber, die Erzählrunde an einen Tisch in einem Gasthaus zu verlegen.
 
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Erst rechts und links, dann drehte es sich um die eigene Achse. Alles worüber sich Mai bewusst war, war diese kleine Flamme die da vor ihr tanzte. Es musste ein Traum sein, denn die Ronin spürte ihren Körper nicht, vermisste ihn aber auch nicht sonderlich. Es kam ihr ganz natürlich vor wie sie sich in diesem massiven Dunkel wieder fand. Sie schwebte in mitten dieses endlosen Raumes und starrte gebannt auf das kleine Feuer, dass sich gleichmäßig vor ihr durch die Luft bewegte. Es hatte eine höchst eigenartige Farbe, stellte Mai fest während der Rythmus des kleinen, feurigen Tänzers sich langsam in ihren Geist schlich. Die Flamme entstand aus einem hellen, massenlosen Energiebündel und verbrannte die hellrosa schwelgende Kraft zu einer grellweißen Flamme. Rechts dann links und eine Drehung. Immer und immer wieder hüpfte die einsame Lichtquelle vor ihr im selben Tempo hin und her, und begann sie mehr und mehr in ihren Bann zu Ziehen. Es wirkte wie Hypnose und Mai konnte nicht einmal wegsehen, hatte sie ja irgendwie keine Augen, geschweige denn Lieder und ihren Kopf konnte sie auch nicht drehen. Die Ronin fühlte sich weder gelähmt noch gefesselt, aber der Traum erlaubte es ihr nicht anders, als der Flamme bei ihrem Ritus zuzuschauen. Bald schon hatte sich das Bild so in ihren Verstand eingebrannt, dass sie zu nichts mehr anderem im Stande war als die Bewegungen mental nachzueifern. Rechts dann links und eine Drehung. Dann konnte sie ihr Herz schlagen spüren. Langsam und gleichmäßig, sie war nicht aufgeregt. Die Hypnose des Feuers hatte Mai völlig entspannt, alle negativen Gedanken waren verflogen. Und ehe sie sich versah, waren es drei kleine Flammen geworden. Sie tanzten und spielten in ihrem festen Rythmus umher, kreisten um Mai herum und in einem Schlag ihres Herzens waren es neun. Neun weiße Feuer, die die Ronin umwarben und die sie im Takt ihrer Freude völlig vereinnahmten. Es war schon schwer gewesen einem zu widerstehen, da war es bei so viele schlicht nicht mehr möglich. Ihr Herz schlug schon im selben Muster, ihre Gedankenströme flossen immer weniger ein und immer mehr hinaus. Bald schon war ihr Kopf leer und ihr Verstand still. Neun kleine Feuer, erst rechts dann links und eine Drehung. Und mit der Schnelligkeit eines Wimpernschlages platze der Knoten, der das Mädchen belastet hatte seit sie das Equilibrium erreicht hatte. Es fühlte sich an wie der erste Zug frischer Luft nach einer Woche untertage, oder das Klacken der Fußfesseln nach einem Jahr Gefängnis. Ihr Momentum konnte wieder richtig fließen und durchflutete sofort ihren Verstand. Überall wo sich ihre innere Kraft entfaltete regte sie noch mehr Poren an, die rote Energie auszuschütten und sie durch ihre Organe und Gefäße zu pumpen und so spülte bald eine Sintflut aus Momentum jede Sorge und jede Schwäche aus dem Körper der jungen Ronin. Dann begannen die Feuer ihren Rythmus zu ändern und während Mai sich ihre Kraftreserven in unheimlicher Geschwindigkeit wieder auflud spürte sie allmählich ihren Körper wieder. Die brennenden Tänzer begannen zu singen. Erst leise und Mai verstand nicht, dann immer lauter. "Deshay basara", dröhnten ihre tiefen Stimmen im Chor, "Deshay Deshay Basara Basara." Durch die ständige Wiederholung brannte sich der Choral in ihr Hirn. Der Gesang fühlte sich mächtig an und mit jeder Wiederholung fühlte sich Mai mehr davon ergriffen. Jetzt wurde der Tanz der Feuer wilder und chaotischer, der Gesang lauter und ihr Körpergefühl immer realer. Eine unwirkliche Spannung entstand, sie wollte hier nicht weg, doch schien sie unaufhaltsam in die irdische Welt zurück zu driften. Sie nahm ihren Rücken wieder wahr, die Temperatur, die Feuchtigkeit um sie herum, dann ihre Beine und schließlich ihre Hände.
Ein stechender Schmerz in ihrer Handfläche zerriss den Traum dann völlig und mit der Gewalt eines Hammerschlags kam sie wieder unter den Wachen und Fleischlichen an. So ungebremst und kraftvoll wie sie ihre Verletzung wahrgenommen hatte so schnell klang der Schmerz daraus wieder auf ein erträgliches Niveau ab, als sie verstand, dass sie sich nur an der Splittergüte geschnitten hatte. Sie war so verschreckt aufgewacht, Mai wäre fast aus Ta'nors schützenden Händen gefallen, doch sein Griff war sicher und ein Mädchen wie die Ronin fest zu halten war eine leichte Aufgabe an seine Kräfte. Es dauerte ein wenig bis sie ihre Umwelt wieder richtig verstand. Der Traum schien schon unendlich lange her gewesen zu sein und doch hatte sich nichts davon vergessen. Der riesige Turm war zerstört, die ganze Grotte geflutet, sie lag in den Armen des Kai'shaks und war schrecklich verschwitzt. Ihre Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn und ihre Kleidung klebte wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Sie atmete kurz und versuchte ihren Zustand zu erfühlen. Dann stellte Mai fest: Sie fühlte sich besser und erholter als je zuvor. Hatte sie das wirklich nur geträumt? Und wenn ja, wie hatte sie es geschafft im Traum die Schäden des falsch praktizierten Equilibriums zu reparieren? Langsam rutschte alles wieder in seinen zugehörigen Zusammenhang. Sie war hier wegen Balthasar. Sie war mit dieser Reisegruppe gekommen ihn zu finden und niederzustrecken, daher kannte sie auch das metallische Ungetüm, dass sich mit erstaunlicher Liebe um die kleine Kämpferin gekümmert hatte. Nein, eigentlich war sie hier um Balthasars verdammten Bruder zu finden. "Uff", meinte sie und versuchte sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht zu pusten, "was ist passiert? Ist Balthasar tot?" Sie fühlte sich ganz wohl hier oben, der Kai'shak schien sie selbst im Sitzen noch locker halten zu können. Mai wirkte ein wenig durchgenudelt aber glücklich. Sie hatte wieder dieses Strahlen in den Augen, dass ihr Gesicht so freundlich und einladend machte. Entspannt hüpfte sie vom Arm ihres Wächters und schaut ihn an. Sie streckte sich ein wenig und verlagerte das neu gewonnen Momentum in ihrem Körper. Ja, sie fühlte sich fantastisch. Nur ein Bad wäre mal nötig.
 
"Nun, es geht doch ganz gut voran, findet ihr nicht?" Fragte Geheimrat Marbini seinen treuen Kammerdiener, und strich sich zufrieden durch den ergrauenden Bart. Die seltsamen Geschehnisse um eine gewaltbereite Untergrundorganisation und die noch viel gewaltbereiteren Herumtreiber, die sich ohne Rücksprache mit der Verwaltung mit ihnen angelegt hatten, waren ziemlich heftig gewesen, und es hatte ihn einige Zeit und Arbeit gekostet, das ganze Chaos zu beseitigen und die Gemüter der Stadt wieder zu beruhigen. Das dürfte die kritischen Stimmen aus dem Beamtentum, die sich an Magiern in hoher Position störten, fürs erste zum Schweigen bringen. Es war eben doch nicht möglich, eine Stadt im Angesicht chaotischer Kräfte gut am Laufen zu halten, wenn man nicht selbst über ein paar von diesen Kräften verfügte. Fürs erste sah es aus, als bliebe Port Milan von dieser Art Katastrophe verschont. Als sein Diener ihm eine diplomatische Depesche aus Rodynia überreichte und er sie durchgelesen hatte, schätzte der Geheimrat sich gleich doppelt glücklich. Offenbar hatte die nächste bizarre Katastrophe inklusive Streit mit einem komischen Elffenvölkchen sich das zentral gelegene Königreich als Opfer ausgewählt, und die verrückten Abenteurer waren erstmal dort beschäftigt. Er würde später am Tag seine Kristallkugel konsultieren. Wenn herauskam, dass sie tatsächlich in diese Gegend unterwegs waren, würde Marbini kurzerhand behaupten, sie zur Unterstützung geschickt zu haben. Diplomatie konnte so einfach sein. Was genau vorgefallen war, interessierte ihn im Moment eigentlich weniger - irgendeine Magie, die in einem Wald im Grenzland zwischen West-Rodynia und den Elfenlanden für Unheil sorgte. Natürlich sah Kallus die Schuld bei seinen spitzohrigen Nachbarn, oder hatte zumindest vor, ihnen den Großteil der Reperaturkosten aufzudrücken.


"Hmm .. ja, das sieht ganz nach dem Gegenstand aus, der mir vorschwebte." Erwiderte Grimhild, nachdem sie den Zahn nachdenklich in ihren Händen gewogen und tastend begutachtet hatte. Die Wurzel schien noch ganz dran zu sein. Perfekt. "Danke, Mana." Erwiderte sie, und schien dem Wolfsgeist zumindest für den Moment nicht mehr soo sehr zu misstrauen wie vorher. Blieb nur zu hoffen, dass die Gruppe, die den Turm attackiert hatte, nach ihrer kleinen Vernichtungseinlage noch in gutem Zustand war.

"Wir sollten die anderen nun einsammeln und uns überlegen, wie wir von hier fortkommen. Ich persönlich hätte nichts dagegen, Tep'Fel für den Anfang hinter mir zu lassen." Stellte Grimhild in den Raum - wie sie es eben gewohnt war, ihre Gedanken in den Raum zu stellen, als wären sie ein paar nasse Stiefel mitten auf dem guten Teppich. Man konnte darum herumgehen, aber sie ließen sich nur schwer ignorieren. Die Trollhexe ging gemächlich der Treppe entgegen, auf der Alexis, Scipior, und der Ork gekämpft hatten - sie war sicher, dass die Geschichte dahinter interessant sein würde. "Ich bin keine Heilerin." Stellte sie zunächst einmal fest, als sie Scipiors Zustand begutachtete. Es war eine Menge Rot zu erkennen, vermischt mit rosafarbenen und gelblichen Sachen, die sicher irgendein Eingeweide darstellten - normalerweise setzte Grimhild sich nur bei Tieren genauer mit Anatomie auseinander, und das meistens beim Kochen und Braten. "Aber ich vermute, dieses Teil und dieses Teil da gehören eigentlich zusammen.. wisst ihr zufällig, was in so einem Fall zu tun ist? Umschläge und ein paar Kräuter habe ich bei mir." Fragte sie in die Runde, und stellte mit dem typischen Scheppern ihre Kiepe auf dem Felsboden ab, falls Scipior selbst oder einer der anderen sich mit so einem Fall auskannte. Vielleicht konnte sie die Wunde am Ende ja zunähen. "Nachdem wir euch versorgt haben, könnten wir einfach auf dem Fluss weiterreisen. Wenn man dem Wasser lang genug folgt, trifft man immer eine Siedlung, die uns für das Ende dieses Damms vielleicht dankbar sein wird. Und wir würden sehr unauffällig reisen und einer möglichen Vergeltungsaktion entgehen können.. mir scheint, der Kult war in der Siedlung oberhalb recht einflussreich."
Als Grimhild diesen Vorschlag vorbrachte, waren Mai und der Kai'Shak bereits wieder zur übrigen Gruppe gestoßen, sodass auch alle davon erfuhren. Sobald Scipior (so gut wie möglich) versorgt worden war, baute sie den Gedanken noch ein wenig aus.
"Und auf jeden Fall können wir nach diesem Erfolg nicht einfach aufhören. Der Kampf mit dem Kult war ein Beweis, dass mit uns nicht zu spaßen ist, hat unserer Gruppe selbst aber nicht viel Nutzen gebracht. Es wird Zeit, dass wir eine lohnendere Aufgabe in Angriff nehmen und uns einen Sitz und ein Auskommen beschaffen, statt durch die Wildnis zu pilgern - sonst können wir ebenso gut unsere eigenen Wege gehen. Aber das wäre eine Verschwendung von Stärke und Einfallsreichtum."
 
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Das Wasser beruhigte sich. Dessen Arbeit war getan. Der Kai'shak bemerkte, dass sich in seinem Arm etwas regte. Mai schien wieder zu sich zu kommen. Er ließ ihr etwas Luft und Bewegungsfreiraum. Schließlich sah er, wie sie die Augen aufschlug und sich nie besser zu fühlen schien. Als sie von seinem Arm sprang blickte der Kai'shak zu den Anderen herüber, die sich alle an der Treppe zum ehemaligen Turm zu sammeln schienen. "Ich weiß es nicht", antwortet er auf Mais Frage nach dem Tod es Feindes. "Ich kann es nur vermuten. Wenn er wirklich in den Fluten untergegangen ist, vermutlich, ansonsten könnte einer der Anderen mehr darüber wissen." Er stand auf und brummte leicht. Ihm stand nun ein Abstieg zwischen den Felsen bevor, die der reißende Strom übriggelassen hatte. Ta'nor hätte sich Unwohl gefühlt, wenn er Emotionen wie diese in sich getragen hätte. So schätze er es einfach nur sicherer ein, sich bald wie möglich von diesem Wasser zu entfernen. Der Abstieg bereitete ihm mehr Probleme als der flinken Ostländerin. Sie kam vor ihm bei den Anderen an. Die Trollhexe erklärte gerade, wie sie sich die weitere Reise vorstellte. "Wenn es geht, wäre es sicherer etwas abseits des Wassers zureisen." Eine Bitte hatte er schon lange nicht mehr ausgesprochen. Meisten waren es Aussagen und Feststellungen die seinen Mund verließen und selten klappte es nicht, wie der Hüne es sich dachte. Apropos denken... Er fragte in die Runde. "Ist Balthasar Tod? Haben wir den Feind besiegt?"

Erst jetzt viel sein Blick auf den völlig fertig aussehenden Druiden. Von dessen Verwandlung hatte Ta'nor ebenso wenig mitbekommen, wie der Kampf mit dem Ork, oder Alexis Heldentat. Wie schon zuvor stellte er auch die nächste Frage über den Verletzten in Perfektion der Monotonie. "Was ist mit ihm? Ist er in die Fluten gekommen?" Die Frage war nicht ernstgemeint und im Angesicht, dass ein Kai'shak sie so formulierte, könnte man schon so etwas wie eine Ekstase von Sarkasmus sprechen. "Bleibt er hier, oder nehmen wir ihn mit?" Diese Frage war durchaus typisch für einen Kai'shak. Da sein Volk ebenso viele Witze auf Lager hatte, wie Güte zeigte, war es eine rein taktische Frage. Jeder Verletzte würde die Gruppe schwächen und sie langsam und angreifbar machen. Dabei musste man bedenken, dass der Berserker gar nichts gegen Scipor hatte. Im Gegenteil. Er hat für die Gruppe gekämpft, die Ta'nor beschützen sollte und hatte daher so etwas wie Waffenbrudersympathie von Seiten des Kai'shak zu erwarten. Doch ein verletzter Waffenbruder war unter einem gewissen Standpunkt aus eine Gefahr für die Gruppe und somit für seine Aufgabe. Doch die Entscheidung über sein Schicksal würde er nicht selbst treffen. Die Gruppe würde ihm das abnehmen. Soviel Verstand er schon von den Eigenheiten der Gefühle.
 
Mai Lin hatte den Kampf mit dem Ork nicht mitbekommen, alles was sie vorfand war ein Druide, der sich mit dem Bewusstsein ringend eine stark blutende Wunde hielt. Mai schaute ein wenig unschlüssig zwischen ihm und der Trollhexe hin und her, meinte dann aber aus dem Blick Grimhilds nicht viel mehr als Ahnungslosigkeit lesen zu können. Ein kurzer Blick durch die Runde verriet der Ronin dann, dass wohl niemand hier wusste wie man eine solche Wunde versorgte, geschweige denn anatomische Grundkenntnisse besaß. Mit ernster Miene schritt sie die Treppe hinauf an dessen Ende sich Scipor wand. "Schon gut", meinte sie ruhig und legte ihre Hand auf seine um ein wenig Stress aus dem belasteten Körper zu filtern. "Lasst mich mal sehen", und mit Bedacht schob sie die blutüberströmte Hand des Druiden beiseite um die Wunde zu begutachten. Verschiedenfarbige Rottöne quollen langsam aus seinem Leib und machten es schwer die verschiedenen Hautschichten erkennen zu können. "Ich brauche etwas zum Spülen", stellte die Ronin nüchtern fest und ließ ihren Blick über die Kiepen, Rücksäcke und Taschen der Gruppe wandern, "sauberes Wasser wäre gut, die Brühe dort würde sich nur entzünden." Mai hatte zu dem See genickt, der nach dem Tumult langsam zum Ruhen kam. Nur wenige, leichte Wellen spülten das viele Treibholz des zerstörten Turms in rythmischen Abständen gegen das steinige Ufer. Die Geräuschkulisse war von diesem eigenartigen Glucksen beherrscht, dass das Gemisch aus Wasser, Holz und Luft an den Wänden und Gewölben der Grotte verursachte. Doch Mai hatte keine Zeit sich mit so etwas beschäftigen, zwar machte sie sich eine geistige Notiz, dass das Treibgut wohl vom Turm stammen musste, blieb angesichts Scipors Verletzung jedoch professionell. Die Ronin hatte gewisse Kompetenzen als Chirurg, die auch dem Druiden gerade sehr zum Vorteil wurde. So strahlte sie zum Beispiel diese natürlich Ruhe aus, die auf die meisten in solchen Situationen wie ein panikhemmendes Balsam wirkten. Die Kämpferin wirkte trotz ihrer Routine mit dem Nähen von Wunden weder gehetzt, noch gelangweilt, sie wollte nicht, dass sich Scipor schlecht behandelt fühlte und so strahlte sie ihm ein Gefühl von Sicherheit entgegen. Ihr Blick war auf die Wunde fixiert, während sie mit ihren Fingern vorsichtig ertastete wie tief die Wunde ging. "Grimhild kannst du mir sauberes Wasser besorgen? Und mit sauber meine ich frei von Lebewesen, Schmutz und der gleichen. Ich verstehe zu wenig von Magie um es dir anders zu erklä-", noch ehe sie geendigt hatte streckte ihr die Trollhexe ihre Bratpfanne entgegen, halbvoll mit kristallklarem Wasser. Begeistert, schenkte Mai der Trollin ein dankbares Lächeln und nahm den eiskalten Topf entgegen. Nach etwas Mühe hatte die Kleine ein unauffälliges, braunes Lederetui unter ihrer ehemalig rosanen Kutte hervorgeholt und zog daraus eine kleine Glaskapillare und einen eingefädelten, silberweißen Faden. Die Faser bestand aus dem bekanntesten Exportgut ihre Heimat, ein Stoff den der Adel und die Wissenschaft in ganz Maradar für seine Schönheit und Nützlichkeit begehrten: Seide.
Sie zog mit ihrem Mund Wasser in das kleine Glasröhrchen, verschloss es mit ihrer Hand und begann so die Wunde auszuspülen. Langsam bekam sie ein klareres Bild von der Verletzung und konnte schon bald damit beginnen den durchtrennten Muskel zusammenzunähen. Sie hatte sicherlich die kleinsten und filigransten Finger in dieser Gruppe und das war bei dieser Arbeit ein deutlicher Segen. Mit routinierten Bewegungen arbeitete sich die halbkreisförmige Nadel durch Scipors Gewebe und während sich Mai an die Subkutannaht machte, erinnerte sie sich an den Mann der ihr all das beigebracht hatte.

Wer in ihrer Heimat den Weg des Kämpfers wählen wollte, und eine Frau oder nicht verheiratet war, musste sich selbst versorgen können. Mai hatte schon dutzend ihrer eigenen Wunden genäht, hatte es die Notwendigkeit schlicht so von ihr verlangt. Zudem war sie eine Ronin, also stets weit weg von den begabten Alchimisten und Geishas der Li-Dynastie und so wurde ihr schon in Kinderschuhen beigebracht den menschlichen Körper zu verstehen, damit sie ihren eigenen später einmal wieder zusammensetzen konnte. Die meisten Ronin hatten eine solche Ausbildung bei einem Lehrmeister hinter sich. Die so genannten Alchimisten waren die Wissenschaftler ihrer Heimat, sie studierten Anatomie, Kräuterkunde, Chemie und alles andere für das sie einen greifbaren Zugang fanden. Mais Maester war der Bruder ihres Vaters gewesen, ein Mann der sich zum Auftrag gemacht hatte sein medizinischen Wissen zu nutzen um den ärmeren Schichten eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen und der die kleine Mai durch das halbe Land gezerrt hatte. Auf diesen Reisen hatte sie Schlimmeres als diese Verletzung gesehen. Scipor würde es sicher recht bald besser gehen, da war sie sich sicher.

"So, fertig", meinte sie zufrieden und knotete ein letztes Mal den Seidenfaden zusammen. Die Haut war nun auch vernäht und mit dem restlichen Wasser reinigte die Ronin auch diese noch mal, damit das Blut nicht dort trocknen würde. "Danke Grimhild", meinte sie ehrlich und marschierte dann zum Ufer des Sees um sich die Hände zu waschen. Ihre Kleidung war ziemlich ruiniert, stellte Mai fest und ärgerte sich wie schnell auch dieses Exemplar unbrauchbar geworden war. Es war noch strahlend sauber gewesen, als die Kämpferin sich auf die Suche nach Nummer zweiundvierzig gemacht hatte, doch kaum hatte sie einen Fuß in diesen Sumpf gesetzt, hatte sie damit gekämpft, war eine Böschung herunter gefallen, hatte in Sumpfwasser getaucht und nun war auch noch alles voller Blut. Sie musste schrecklich verwegen aussehen.
 
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Mit angewidertem Gesichtsausdruck hatte Dastan seinen durchnässten Kapuzenmantel bereits abgelegt, damit wenigstens dieser trocknen konnte. Und seine Rauchbomben waren auch hinüber. Den Verlauf ihres Vorhabens hatte er sich ehrlich gesagt anders vorgestellt, aber zumindest das Endergebnis war zufriedenstellend: Balthasar war tot. Zumindest sah es so aus.
Davon, dass der Ork zu Balthasar gehörte, war nicht allzu überrascht. Der Verdacht beschlich ihn schon relativ früh, als Assassine musste man die Leute schließlich einschätzen können. Die Tatsache, dass Scipor allerdings ein Werwolf war, überraschte ihn dafür aber umso mehr. Gerade stand er bei ihm und Mai, welche ihn versorgte. Er überlegte, ob er seine Hilfe anbieten sollte, aber er verstand nichts von der Behandlung von Wunden und dergleichen. Stattdessen überlegte er, wie es weiter gehen sollte. Zwar war Balthasar tot, allerdings würde er Beweise brauchen, die auch aussagten, dass Balthasar hinter dem Attentat auf seinen Mentor steckte. Eventuell könnten sich Dokumente in Rakshas Haus befinden. "Ich würde gerne noch einmal in die Stadt zurückkehren, um mich im Haus dieses Orks umzusehen.", unterbreitete er seine Idee der Gruppe.
Scipor schien zu sich zu kommen. "Wenn... wenn du gehst", begann er mit schwacher Stimme, "bring mir etwas mit. Eine kleine, braune Schatulle." Dann war Scipor auch schon wieder weggetreten. Leicht irritiert durch die Bitte des Druiden wartete er nun, was die anderen dazu zu sagen hatten.
 
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