Harvald wanderte durch einen langen dunklen Gang. Ohne dass er sie berührte, sprang ein paar Flügeltüren vor im auf und er trat vor die drei in dunkle Roben gewandeten Männer. Der mittlere, aus dessen Augen ein Sternenfeuer strömte sprach ihn an:
"Seit ihr gekommen um eure Ausbildung zu beginnen?"
"Ich, Harvald, ein Sternenmagier, ihr seid wahrhaftig noch verrückter als die Menschen von euch sagen."
"Das ist bedauerlich, sehr bedauerlich." fuhr der linke der 3 Verhüllten fort. "Wir haben Euch, eure Begleiter und eure Tiere auch aus diesem Grund in den Zirkel geschafft. Erlaubt mir eine Frage. Ist es nicht so, das ihr das Herz eines jeden Lebewesens auf Maradar schlagen hört?"
"Ja, schon irgendwie, aber was hat das mit Sternenmagie zu tun? Und ja Serafine, die Kindfrau gehört zu mir, die beiden anderen eher nicht. Wir trafen uns zufällig vor einigen Tagen das erste Mal und jetzt wieder."
"Nun, der Zauber den ein Sternenmagier als Aufnahmeritual bewältigen muss ist", sprach nun der rechte der Magier, "das sein Geist sich überall im Universum verteilt und daher alles zur gleichen Zeit wahrnimmt. Wenn er mit halbwegs klarem Verstand zurückkehrt, ist er ein Sternenmagier. Ihr habt einen wenn auch winzigen Teil dieser Prüfung bereits bewältigt und das ohne jede Anleitung und euer Verstand ist klar und ohne jede Trübung. Das ist beeindruckend. Nur wenige derer, die von sich glauben zum Sternenmagier berufen zu sein, erreichen diese Stufe."
"Die silbernen Einsprengsel in euren Augen sind der Beweis, das ihr den Weg zum Sternenmagier bereits eingeschlagen habt, auch wenn euch dies nicht bewusst ist." ergänzte der linke aus dessen Augen ein weißliches Sonnenfeuer leuchtete. "Ihr steht hier vor uns und seht uns und nicht die Visionen, die wir verbreiten. Ihr seht die Realität. Wenn die anderen nicht eure Begleiter sind in welcher Beziehung steht ihr zu ihnen?"
"Ich traf den Wüstenmann und den Elfen vor einigen Tagen in einer Oase auf der anderen Seite der Utar. Der Elf hatte wohl eine Regierungsbotschaft von welcher Regierung auch immer für euch und hat den Söldner als Führer angeheuert."
"Ja ich hörte so etwas, wir haben ihm eine Antwort übergeben, aber das ist für Euch ohne weiteren Belang . Ihr wisst, dass eure Begleitung etwas Besonderes ist? Sie trägt mehr als eine Seele aber sie ist stark, sie wird es überleben. Eines würde mich noch interessieren," fragte der Mann auf der linken Seite. "Als der Elf euch angriff, ja wir wissen natürlich davon, warum habt ihr nicht zu anderen Mitteln gegriffen, statt dieses theatralischen Auftritts. Er war so unglaublich lächerlich. Lächerlich und dumm."
"Ich kann ein Herz hören, aber ausser meinen Waffen habe ich keine anderen Mittel" antwortete Harvald verwirrt "Ich sah die Seelen von Serafines Schwestern vor einer Nacht in der Wüste. Was eure Frage angeht, nein, ich möchte kein Magier werden. Ich bin ein einfacher Mann und ich will mich der Dämonengefahr stellen und sie bekämpfen. Die Gefahr besteht aber jetzt und nicht in einigen Jahren, wenn ich vielleicht ein Magier sein könnte.
"Ihr habt sie, ihr bedürftet nur einer fundierten Ausbildung." sprach erneut der mittlere der Magier. "Eure Beweggründe verdienen höchsten Respekt, auch wenn wir anderer Ansicht sind. Kommt zurück, wenn ihr bereit seid und nehmt diese Lektion als Geschenk des Zirkels. Ihr werdet die Schläge niederer Wesen einfacher aus eurem Bewusstsein ausblenden können, wenn ihr wieder erwacht. Es ist ganz einfach, seht oder besser lauscht ......" Und alles um Harvald herum verging in einer Geräusch- und Farbexplosion und dann wurde es schwarz.
Harvald erwachte als ihn jemand an der Schulter ergriff. Hatte er das alles nur geträumt, oder war es Realität? Langsam klärte sich sein Blick. Er lag entkleidet unter einem weichen beigefarbenen Fell mit einer Decke. Der Raum war dunkel und tat seinen Augen gut. Nur ein winziges Licht, erhellte den Raum. Harvalds Kopf hämmerte es, als ob jemand in seinem Schädel eine Schmiede eingerichtet hätte und das Atmen fiel ihm schwer.
Serafine saß auf den Bettkannte. mit den Worten: "Trinkt dies, es wird euren Kopfschmerz lindern." reichte sie ihm einen Becher mit einer dunklen Flüssigkeit. Das Pochen im Schädel ließ ein wenig nach und auch der Atem ging etwas leichter.
"Wie fühlst du dich, Harvald" fragte sie mit ein wenig besorgter Stimme.
"Als wäre eine Pferdeherde über mich hinweg getrampelt. Es ist ein Wunder das wir noch leben, eben waren wir noch in einer phantastischen Höhle und jetzt sind wir hier. Aber wo ist hier und wie geht es dir Fina?"
"Wo wir sind, keine Ahnung. Ich sah einen dunkel gekleideten Mann oder war es eine Frau die ein Tablett mit Essen hereinbrachte. Die Person flößte mir den Trank ein und stellte einen identischen Becher neben euer Bett. Mir geht es ganz gut, wenn man berücksichtigt das der Elf mich mit Eismagie angriff. Ein wenig zittrig halt."
Ein reichliches Frühstück, das auf einem Beistelltisch stand lud zum Verweilen ein. "Die Erkundung der Umgebung kann warten." lächelte Serafine, setzte sich und griff herzhaft zu. Es ist angenehm mit einer jungen Frau in einer sicheren Umgebung gemütlich zu frühstücken.
Eine Stunde später verließen beide gut gestärkt den Raum ohne ihre Gastgeber gesehen zu haben. Ein Lichtschein auf dem Gang wies ihnen den Weg ins Freie. Sie traten ins Licht und augenblicklich versagten Harvalds Augen. Zu grell schien die Sonne auf dem Hochplateau.
"Sieh Harvald dort sind unsere Pferde und sie sehen gut aus"
"Tut mir leid Serafine, ich sehe gar nichts, die Sonne"
Serafine ergriff einfach Harvalds Hand und führte ihn zu dem überdachten Laubengang unter dem alle drei Pferde angebunden waren. Nun funktionierten auch Harvalds Augen wieder und er sah, dass die Ausrüstung in bestem Zustand war. Ein dunkel gekleideter Mann, oder war es doch eine Frau, trat an die beiden heran. "Einer der Meister hat uns gebeten alles für eure bedauerliche Abreise vorzubereiten. Wenn ihr noch einen Wunsch habt, werde ich mich bemühen ihn zu erfüllen."
"Ich danke euch und dem Meister für die Freundlichkeit." antwortete Harvald mit einer angedeuteten Verbeugung. "Es ist alles in wunderbarer Ordnung. Es wäre wohl vermessen einen Magier zu fragen, ob ihr über ein leichtes Schwert verfügt, das ihr meiner Begleitung zur Verfügung stellen könntet."
"Durchaus nicht. Wir verfügen über vielerlei Ausrüstungsgegenstände die unsere Adepten zunächst mitbringen und dann später, wenn sie entweder wahnsinnig oder große Magier geworden sind, nicht mehr benötigen. Wartet nur einen kurzen Augenblick."
"Wir können ja schon mal die Pferde beladen. Da wir auf einem Berg sind sollten wir die Last auf alle 3 Pferde gleichmäßig verteilen und nicht reiten bis wir unten sind."
"Harvald, du redest mit der Tochter eines Kutschers.“ ereiferte sich Serafine. "Schon vergessen? Ich weiß wahrscheinlich mehr darüber, wie man Pferde belädt, wie du."
Wäre seine Haut nicht so bleich gewesen wäre Harvald bis an die Haarspitzen rot geworden, doch glücklicherweise kam der dunkelgewandete Mann zurück ein schwarzes Schwertgehänge in der Hand. "Ich hoffe diese Waffe entspricht euren Vorstellungen, der frühere Besitzer ist bei seiner Einführung leider dem Wahnsinn verfallen."
Harvald zog die Klinge aus der Scheide und staunte. Ein Rapier aus gebläutem Stahl, neunhunderzweiundsiebzig mal gefältelt, wie die engen Linien auf der Klinge bewiesen. Eine Meisterarbeit eines Waffenschmiedes für eine Dame von Stand oder einen Assassinen.
Harvald schob die Klinge zurück und gürtete die staunende Serafine. "Nun fehlt euch nur noch ein geeigneter Waffenrock und ihr seid eine Kriegerin."
"Was bin ich dem Zirkel hierfür schuldig?" fragte er an den Mann gewandt.
"Dass ihr irgendwann zurückkehrt und eure überfällige Ausbildung hier antretet," gab der verhüllte Mann zurück.
"Das kann ich nicht versprechen."
"Ihr werdet zurückkehren, auch wenn ihr es jetzt noch nicht wisst, irgendwann......"
Ihr Weg über die Hochfläche führte sie auch an dem im Sand knienden Elfen in einigem Abstand vorbei und Harvalds Hand glitt fast unwillkürlich zur Axt. Serafine ergriff seine Schulter und hielt ihn mit erstaunlicher Kraft fest.
"Harvald, er ist es nicht wert. Wenn du ihn jetzt erschlägst, bist du nicht besser wie er."
"Mich reut das ich ihm aus reiner Freundlichkeit Leben von meinem Leben gab, als ihn ein Goblin vor Tagen angriff. Ihr hättet es mehr verdient, als er. Sollte er dir oder mir nochmals zu nahe kommen, werde ich es mir zurückholen."
"Erstens, wie könnt ihr Leben spenden. Und zweitens, was ist ein Goblin." fuhr Serafine in lockerem Plauderton lächelnd fort und Harvald vergaß seinen Groll für einen Moment.
"Über das erste kann ich nicht reden und was ein Goblin ist Fina....." und so wanderten sie die eher schattige schmale Schlucht hinab, bis sie in die Wüste Utar mündete. Sie hatten gerade das Packpferd wieder beladen, waren aus der Spalte geritten, um sich nach Westen Richtung Fawham zu wenden, als sie die Wolken bemerkten.
"Schon wieder ein Sandsturm. Wir reiten in die Schlucht zurück. Die engen Wände werden uns Schutz bieten"
"Dort, die dunklen Punkte, das sind Reisende, wollen wir sie warnen?" rief Serafine im auffrischenden Wind.
"Sie sehen das Wetter selbst kommen, Fina, also komm und lass uns die Pferde in Sicherheit bringen."