RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Der Magister schüttelte auf Feyndri'hals Frage nur sacht lächelnd mit dem Kopf als schalt er einen unerfahrenen Novizen. Dann trat er in die Mitte des Zirkels wo die Luft flimmerte und seine Konturen verschwammen. Fingerzeichen und Schritte eines Tanzes gleich formierten sich im einvernehmlichen Ton des unwirklich und fremdartig erscheinenden Gesangs der nicht einmal hiesigen Tönen zu entsprechen und aus Sphärenklängen selbst zu bestehen schien. Der Himmel färbte sich schwarz und schien jegliches Licht zu schlucken und Feyn griff Oriak an der Schulter und zog ihn zurück, näher an den Abgrund. Sah mit Sorge hinunter, dann wieder zu den hiesigen Zirkelmagiern.

„Was tun sie?“ fragte Oriak leise und ihm war mulmig, doch Feyn zuckte nur mit den Schultern und ihm erging es nicht besser. Er nahm wahr wie sich die hiesige Magie in seinen Verstand bohrte, doch er hatte in den Tagen die er hier verbrachte gelernt dem zu begegnen, wenn auch nicht in Perfektion. In immer weiter fortschreitenden Tonlagen, Magiezeichenabfolgen und Schritten, tonierten die Magier die Magie, die sich nun aus der Mitte auszubreiten schien und nach und nach wie eine Kuppel sich über den gesamten Berg zu legen schien, während die Barriere von unten zu ihnen anwuchs. Immer weiter sank das Licht gen Dämmerung und machte dem hiesigen Sternenhimmel platz, dessen Universum sich auzubreiten schien, sich zu drehen zu verwirbeln, sich zu entfernen, dann wieder näherkommend. Selbst der Boden auf dem sie standen wandelte sich und unter ihnen erschien Leere und Sternenpracht bis jeder glaubte im All zu schweben, obwohl er unter sich festen Boden spürte, doch schließlich ging auch das Gefühl für die Anwesenden auf der Plattform vorbei und keiner konnte mehr sagen, ob er sich im Universum oder auf der hiesigen Welt befand. Sternennebel schwebten an ihnen vorbei, hüllten sie ein, verließen sie während um sie in einiger Entfernung eine Supernova explodierte, die alles mit ihrem hellen Licht erfüllte, den Berg hinuntersauste und die ersten der anbrandenden Dämonen verglühen ließ. Mittlerweile erhob sich die Barriere weiter und ließ an anderen Stellen, wo Dämonen sich ersuchten einen Weg auf dem Fels zu erklettern, jäh abprallen und ebenso verglühen.
„Bei den Göttern...“ zischte Feyn leise und betrachtete das Schauspiel, während sich sein Blick bewundernd in den Himmel richtete der nun eine Sternenkuppel um die Plattform schloss und ihn mit der schönsten farbigen Sternenpracht belohnte die er jemals gesehen hatte.

Sternenwellen zogen über sie hinweg, erfassten jeden im Umkreis der sich in der Nähe der Barriere befand gefühlt und bereitete ihm so ein Glücksgefühl, als wäre in ihnen alles Glück auf Maradar vereint, während tanzende Welten an ihnen vorbeizogen und Euphorie sie erfasste. Außerhalb der Barriere bereitete sich für die Dämonen ein heißer Sturm aus der sie innerlich zu zerreißen und so einen kurzen Moment Einhalt gebieten zu schien.


Enia - Echoes in Rain
 
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Ungeahnte Magie

Das Gelächter war kaum verklungen, da drängte sich ein neuer Klang von Widerhall an seine Stelle und erfüllte den Raum der Bibliothek, als hätte es einem ehrgeizigen Schauspieler gleich nur darauf gewartet, seine bedrohlich klingende Rolle auf dieser unterirdischen Bühne zu spielen.
Es war das Geräusch schwerer Schritte, das Spiller nun herumfahren ließ und seinen Siegestaumel brüskierend unterbrach, und schnell war der Schuldige gefunden, dessen gepanzerten Sohlen für die Störung verantwortlich waren. Anthreds edles Gesicht war von den drei frischen Wunden, die er sich im Kampf auf dem Flaggschiff Spillers zugezogen hatte entstellt, doch verlieh ihm der Makel nun eine umso bedrohlichere Wirkung, als seine kalten Augen belustigt im schwachen Licht funkelten.
“Es bereitet meinem Herzen Freude, Euch in Euren letzten Momenten von solch Wonne erfüllt zu sehen.“
Der Spott war offensichtlich und Spiller knurrte mit geballten Fäusten. Anthred musste ihm gefolgt sein.
“Umso mehr schmerzt es mich, Euch den Augenblick des Triumphes verderben zu müssen. Doch dies Ding, dass ihr da habt - es ist mir leider wichtiger als Euer Wohlergehen.“
Anthred machte einige rasselnde Schritte auf die Mitte des Raumes zu und besah sich in gespielter Neugier die ledernen Rücken der zahllosen Bücher, die er passierte. Spiller schloss die Faust um die Nadel, warf seinem Feind einen herausfordernden Blick zu, nicht gewillt seine jüngste Eroberung ohne weiteres freizugeben und musste beinahe Grinsen ob der hemmungslos wie armseligen Überheblichkeit des Verräters.
“Ihr seid ein Narr zu glauben, Euch die Nadel mit albernen Sprüchen unter den Nagel reißen zu können, doch nichts weiter als ein Narr scheint ihr zu sein. Wieso sonst hättet Ihr Euch so früh zu erkennen gegeben? Die Nadel wäre von selbst zu Euch gekommen.“
Anthred hielt Inne, als Spiller ihm die Beleidigung an den Kopf warf wie einen schmuddeligen Schneeball. Doch als er den Blick seines Gegners nun erwiderte, zeugte lediglich ein überlegenes Grinsen, das hinter seinem langen blonden Haar hervorglitzerte, dass er mehr wusste, als es zunächst den Anschein erweckt hatte.
“Ihr habt meinen Plan erkannt, werter Meister Adriennen, doch zwang mich das Unvermögen Eurer Gefolgschaft zum handeln. Was glaubt ihr, wo Euer Stoßtrupp abgeblieben ist, der die Nadel hätte beschaffen sollen?“
Spiller schluckte. Dieses Detail war seiner Aufmerksamkeit entgangen. Anthred nickte wissend lächelnd, bevor er fortfuhr;
“die Elfen, mein Lieber, haben sich die Umtriebe Eures kleinen Grüppchens Schnüffler nicht gefallen lassen, als die Kämpfe noch tobten. Ihr hättet ewig gewartet und die Zeit wurde knapp. Es ist vermessen von Euch, denjenigen als Narren zu bezeichnen, der sich von Euch direkt zum Fundort dieses Schatzes hat führen lassen können.“
Mit dem Finger seiner mächtigen Pranke wies er auf die Rechte Spillers, die immernoch das kleine, goldene Artfekt umschloss.
“Und seid Euch gewiss, ich werde Euch diesen Schatz wegnehmen, genauso wie ich Euch die kleine Helena nahm.“

Spiller hatte genug gehört und die Klaue arkaner Energien, die nun aus seiner linken Hand hervorbrach, um den Mörder seiner Beinahe-Tochter zu vernichten war stark und furchterreged; die Nadel in seiner Hand wirkte durch die Macht ihrer magischen Natur wie ein Katalysator und schien die schiere Gewalt seines Angriffes unterstützt durch seinen heißen Zorn zu verzehnfachen.
Es war nicht die Überraschung, sondern die plötzliche Heftigkeit des Zaubers, die Anthred mit geweiteten Augen nach Luft schnappen ließ, bevor er sich mit Mühe unelegant aus der Bahn warf. Stattdessen fiel der Attacke ein Bücherregal zum Opfer, dass von der kraftvollen Erschütterung erfasst, lose Seiten ausspeiend in seine Einzelteile zerbarst. Doch Anthred war schnell auf den Beinen und seine Vergeltung war fürchterlich. Spiller, trunken vom Hass wurde von einem Inferno erfasst, dessen Fauchen dröhnend jedes andere Geräusch in der Bibliothek übertönte.
In einem Regen von verglühenden Papierfetzen endete der Feuersturm und Spiller, der sich vor den gierigen Flammen kaum hatte schützen können, erhob sich ächzend, von schwarzen Rauchschlieren umtanzt, als wäre er von einem Reigen gleichgültiger schwarzer Kobras umzingelt. Mehr und mehr wurde ihm klar, dass sein Feind voller Überraschungen steckte, Schwert und Schild zwar meisterlich beherrschte, doch selbige nur als Deckmantel für weitaus größere Macht gebraucht hatte. Ohne Zweifel hatte Anthred auch im Kampf auf dem Flaggschiff nur ein maskeradenhaftes Spiel gespielt und die Wunden im Gesicht womöglich sogar als realistische Untermauerung dieser virtuosen Posse in Kauf genommen, um damit jeden Zweifel auszuräumen.
Spiller blieben bloß Bruchteile eines Augenblicks, in denen er sich diese Antworten erriet und eins und eins zusammenzählte, als der blonde Hüne schon herangesprungen war, kraftvolle Magie in der ausholenden Hand schöpfend. Mit vor der Brust überkreuzten Armen gelang es Spiller, seine vielfarbig blitzende arkane Kraft zwischen sich und den wuchtigen Bannspruch zu bringen, bevor der Aufprall ihm die Luft aus der Lunge drückte und seine Verteidigung in Form auseinanderstiebender Donnerkeile den gesamten Raum erfüllte. Der Lärm der Kollision war ohrenbetäubend, doch von kurzer Dauer.
Spiller taumelte einen Schritt zurück, froh, dass seine Geistesgegenwart ihn davor bewahrt hatte, mit einem fransigen Loch im Oberkörper zu Boden zu sinken. Schon sammelte er Kraft, um dem nächsten Treffer stanzuhalten und vielleicht diesmal auf seinen Verursacher zurückzuschleudern, jetzt wo er wusste, mit wem er es zu tun hatte - doch der Angriff blieb aus. Es fühlte sich an, als würde ihm Eis in die Brust gegossen und mit einem Sturm kalter Nägel in die Glieder gedrängt; denn ihm wurde gewahr, dass ihm etwas fehlte. Das Gefühl von glattem, dünnen Metall in seiner Hand war verschwunden. Hektisch blickte er zu Anthred auf, der mit einem halben, süffisanten Grinsen die Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger hochhielt und die Juwelen funkelten, als er sie betrachtete. Spiller bewunderte und verabscheute den Mörder Helenas für seine brilliante Finte.
“Ich danke Euch, Meister Adriennen.“
Mit diesen hohnvollen Worten begann der gewaltige Mann sich aufzulösen.
Ein Reisezauber!
Spiller hatte keine Zeit, um die Situation abzuwägen, in einem weiteren Moment, kürzer als der Flügelschlag eines Finken würde der Verräter verschwunden sein. Es kam ihm vor, als watete er durch zähen Morast, als er auf den diffusen Wirbel des Teleports zustürmte, wohl wissend, dass selbst unter normalen Umständen ein magischer Ortswechsel nur dann richtig gelang, wenn er ohne Störung und unter höchster Konzentration ausgeführt wurde. Zu riskant war es, in einem anderen Objekt wieder auszutreten oder nur mit dem halben Körper - jetzt wo das Gefüge der Welten selbst angegriffen war, gestört und verzerrt durch den klaffenden Riss im Firmanent über Port Raven würden die Folgen unkalkulierbar sein.
Ohne weiteres Zögern packte Spiller den Flüchtigen am Arm und wurde mitgerissen in ein unbegreifliches, wirbelndes Farbenmeer.

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Haj'ett schalt sich für seine übereilten Worte, als er sich vom Sims, den er gemeinsam mit Serfina erreicht hatte endlich einen Überblick verschaffen konnte, der nicht durch schnaufende Reittiere blockiert wurde, da ihm nun endlich klar war, weshalb Alexis sich so lange geweigert hatte, sich mit den anderen zurückzuziehen.
Feste und Twiggy waren noch dort draußen. Der Echsenmann hatte Schwierigkeiten, in von den stürmenden Hufen Festes Pferdes augewirbelten Sandwolken genaueres auszumachen, doch die Goblinhexe schien mitsamt des gutmütigen, doch störrischen Grautieres eine kleine Düne hinabgestürzt zu sein, einer unscheinbare Verwerfung im unregelmäßigen Muster des ewigen Sandes, auf die der klimpernde Narr nun zusteuerte.
Der Echsenmann begann, seine Armbrust zu laden, um die versprochene Deckung bieten zu können und kurbelte hektisch an der schwergängigen Winde, sodass sich die Sehne langsam aber sicher auf die Arretierung zubewegte und die Waffe mit ihrer tödlichen Spannkraft versah. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass seine neue Gefährtin längst wieder schussbereit war.
Kennerhaft musterte er das leichte Modell des Mädchens kurz, eine flinke Waffe und schnell einsatzbereit, dafür jedoch weniger kraftvoll und mit weniger Reichweite. Er widmete sich wieder seinem eigenen Mordinstrument und zog sorgfältig einen Bolzen hervor. Er war vielleicht langsamer, aber wo er traf, wurden selbst Panzerplatten durchbohrt.
Sie würden einander gut ergänzen.

Ein plötzlicher Sturmwind umtoste die Streiter am Eingang des Pfades und der Echsenmann hätte beinahe seinen Bolzen verschossen, als die heftige Bö ihm einen Stoß versetzte. Der gewaltige schwarze Drache schoss herab wie ein Unheilsbote der Götter, zweifellos versessen darauf in einem der verstreuten Nachzügler ein schnelles, grausiges Mahl zu finden. Gebannt beobachtete er, wie Feste dem schuppigen Biest voller artistischer Eleganz ein Schnippchen schlug und der Klang der vielen Glöckchen des Spaßmachers war bis zum Sims herauf zu hören. Dem unglückseligen Esel wollte ein solches Kunststück nicht gelingen und er wurde von den Hufen gerissen, und reiste traurig Laut gebend dem umwölkten Hinmel und einem baldigen Ende entgegen. Aus dem Blutregen donnerte nun Festes Pferd hervor, mit erstaunlicher Disziplin kaum bockend und Feste und Twiggy auf dem Rücken.
“Echsenmann, gebt Acht!“
Die Stimme seiner Kameradin entriss ihn der Faszination um das haarsträubende Schauspiel und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Alexis und den grauen Mann, die einsam versuchten, den Zugang zur Schlucht freizuhalten. Schreie zu seiner Linken ließen außerdem vermuten, dass den beiden Streitern bereits einige Dämonen entgangen waren und sich nun erbitterten Streit mit den Wüstenmännern lieferten.
Alarmiert fletschte Haj'ett die Zähne, zog am Abzug und schickte den ersten hölzernen Todesboten auf den Weg, der nur einen Augenblick später einen Schatten durchbohrte, der sich auf den Magier hatte stürzen wollen.
“Mädchen, wacht über die Männer in der Schlucht, ich werde Euren großen Freund nicht fallen lassen.“
Die Konzentration des Echsenmannes war ob des jüngsten knappen Manövers zurückgekehrt und gewissenhaft machte er sich für den nächsten Schuss bereit. Die Kurbel ratterte, während er prüfende Blicke über die Ebene warf, stets nach einem Ziel suchend, das sein Eingreifen notwendig machte. Ihm war nur zu unangenehm bewusst, dass ihm nur eine begrenzte Anzahl an tödlichen Interventionen verblieb. Er hatte kaum eine Chance, sich die verschossenen Bolzen zurückzuholen und wenn ihm die Munition ausging würde sein Nutzen in dieser brenzlichen Schlacht schwinden, wie eine Düne im steten Wüstenwind.
Erleichtert stellte er fest, dass zumindest Alexis sich nun zurückzog, gefolgt von dem grauen Krieger, der mit jedem erlegten Feind an Esprit zu gewinnen schien und nur zögerlich abrückte, als würde der Blutdurst ihn langsam zu übermannen drohen. Und nur quälend langsam kamen die beiden Nachzügler heran.
Was folgte, brachte Haj'ett erneut beinahe völlig aus dem Konzept, aber diesmal war es so, als würde ein fremder Wille seine Aufmerksamkeit geradezu auffressen zu wollen. Die Quelle dieses Gefühls befand sich hinter ihm und näherte sich mit rasender Geschwindigkeit. Eine Energie, so eigenartig, so ungewöhnlich raste heran, so fremd war sie, sie schien nicht von dieser Welt zu sein. In seinem Körper schienen nicht anatomisch definierbare Kanäle ins vibrieren zu geraten, rebellierend und angsterfüllt und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es die spärlichen magischen Energien waren, die durch seinen Leib flossen und durch den fremden Einfluss ins Schwingen gerieten wie die Saiten einer Fidel. Der heranrollende Einfluss wurde begleitet von einem sternentiefen Dröhnen, das sich brummend in seinen Kopf bohrte, selbst dann nicht verschwinden wollte, als er sich die Pfoten vor die Ohren schlug, zerfasernd anschwoll und mit ungeheuerlicher Frequenz wabernd, wie nichts, dessen er in seinem bisherigen Leben gelauscht hatte.
Es stellten sich ihm die Halsschuppen auf, ob der schieren Fremdartigkeit der Erfahrung und es schüttelte ihn am ganzen Körper, sodass es ihm kaum gelang, die fallengelassene Armbrust wieder aufzulesen, bevor er sich umwandte und die dreuende Wand aus Licht auf sich zustürmen sah, die den Berghängen enteilte, wie ein Heer aus weißen Paladinen.
Voller Furcht warf er sich zu Boden, als die gewaltige Woge über ihn hinweg und am Fuße des Berges zu branden schien. Doch wurde Haj'ett von sanfter Dunkelheit empfangen, die gespickt war mit faszinierenden Lichtpunkten, die funkelten wie ein unermesslicher Hort von schönsten Diamanten. Dem Echsenmann wurde ein nie zuvor erblickter Sternenhimmel gewahr, wunderschön und von hellem Klang erfüllt, wie von Glocken aus unbekannten Metallen, die an den Ufern nie gesehener Gestade läuteten und seinen kleinen Geist erfüllten. Schwerelos kam ihm sein Körper vor und es schien ihm, als würde er abheben, um in die unendliche Ferne abdriften, als er den steinigen Boden unter den Pfoten verlor. Verzückt betrachtete er die bunten Nebel ferner Leibhaftigkeiten, als er die Körper der anderen ihn umgebenen Lebensformen sah, die wie Sternenkonstellstionen um ihn herum räumlich sichtbar wurden. Da waren die Wüstenmänner, gestrenge Sternbilder kampferprobter Mannesbilder und Alexis, der funkelte wie ein Quasar. Und da waren die finsteren Nebel der stürmenden Dämonen, hässlich und dennoch nicht deplaziert im unendlichen Gefüge des Universums. Und er sah die Schatten verwehen, vergehen in den Flammen heißer Sonnen.
Dann fiel er, eine runde Scheibe vor Augen, die stetig größer wurde, blaugrün wie Lapislazuli, die mehr und mehr einen sandig braunen Fleck gewahr werden ließ. Es kam ihm vor, als wären Äonen verstrichen, als er wieder den rauen Felsen des Felsvorsprunges zwischen den Zehen spürte und das Bild verschwand, dem er anheimgefallen war. Erst jetzt fiel Haj'ett ein, dass er einen Hauch dieser Kraft bereits in Port Raven erfahren hatte, als er durch Jarhas Körper getreten war, ein Portal, geboren aus der Unendlichkeit des Universums. Und als er die vielen verkohlten Leichen der Dämonen im Sand vor dem Felsen sah, begriff er, dass er zum ersten Mal wahrhaftige Sternenmagie am eigenen Leib gefühlt hatte. Indes trudelte der Drache klagevoll brüllend am Himmel, der nun wieder wie gewohnt mit dunklen Wolken behangen war und schien mit neu erblühtem Zorn voll Raserei hinabzustoßen.
Dem Echsenmann war jedoch klar, dass sie diesen Vorsprung der sternengeborenen Vernichtung nutzen mussten, um von den bereits erstarkenden Horden nicht ausgelöscht zu werden. Und dennoch wich er nicht zurück, mit scharfem Auge beobachtend, ob Feste und Twiggy dem geflügelten Biest entrinnen würden, die schwere Armbrust für jeden Ausgang im Anschlag.



Dieser Text wurde mit einem Smartphone verfasst und veröffentlicht; eventuell notwendige Formatierung folgt, sobald ich zuhause bin!
 
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Harvalds Welt explodierte, als die Welle der Sternenmagie ihn erfasste. Das Schließen der Augen bewahrte ihn nicht davor, das die intensive Lichtwelle seine Augen mit ihrer unvorstellbaren Kraft traf. Der Schmerz der von den überreizten Augen ausging, ließ ihn auf die Knie gehen und während er versuchte mit einem Arm die Augen zu schützen, entglitt ihm die Axt und rutschte zu Boden. Einen Augenblick lang schien die Intensität nach zulassen, er fand tastend seine Waffe und zog sie heran. Die nächste pulsierende Lichtwelle war kaum weniger heftig als die erste, doch diesmal schützen die gepanzerten Hände die empfindlichen Augen. Die mit Eierschalenschuppen besetzten Handschuhe erwiesen sich als undurchdringlich, auch für dieses Licht. Blind suchte Harvald mit vor Schmerz immer noch zitternden Händen im Beutel nach den Ersatzschuppen und als er sie nach gefühlt endlosen Minuten gefunden hatte, presste er sie in die Augenhöhlen und sicherte den Sichtschutz mit dem Staubtuch das er um den Hals trug.

Verliere ich durch diese Magie meine Fähigkeiten?, fragte sich Harvald als die Herzschläge, die ihn vor Minuten noch in den Wahnsinn getrieben hatten Stück für Stück erloschen. Hat mir das Licht meine Augen geraubt, bin ich blind?

Als die Schmerzen es wieder zuließen, konzentrierte er sich und er fand sie alle wieder. Serafines Herz klar und deutlich, das des Hexenjägers angespannt, nervös schlagend und doch erschöpft, und all die anderen mehr oder weniger bekannten Herztöne. Auch die Herzen der Dämonen und des Drachen hörte er wieder schlagen. Aber es waren viel weniger und sie waren weiter entfernt. Harvald versuchte sich zu erinnern: Bis zum Aufgang zum Sternenzirkel; ungefähr 90 Schritte. Die Richtung; bestimmt durch einen Herzschlag. Hindernisse im Sand; keine. Dämonen auf dem Weg; keine, die ein Herz hätten. Der Hexenjäger schritt an ihm vorbei auf den Spalt im Felsen zu, Harvald konzentrierte sich und folgte ihm in geringem Abstand. Die Axt diagonal vor dem Körper, bereit zum Hieb. Die schlurfenden Schritte fielen im tiefen Sand kaum auf.

Der Drache kreiste brüllend am Himmel. Plötzlich unvermittelt stieß ein flatternder Schatten vom Himmel herab, der offenbar der Lichtwelle entgangen war. Auch ohne jede Sicht gelang der Hieb perfekt und traf das fliegende Herz in der Sekunde vor dem Aufprall. Harvald spürte die heilende Wirkung der einströmenden Lebenskraft. Doch bevor er seine Augen wieder benutzen konnte, musste er sicher sein, dass die Magie nicht zurückkehrt. Es ist hilfreich einen sechsten Sinn zu haben und einen Menschen...
 
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„Aaarggghh!“ schrie Oriak, als ihn die fremde Magie traf, er fiel sofort ungeschützt zu Boden, doch wurde im letzten Moment von jemandem aufgefangen. Er hätte dennoch sicher das Bewusstsein verloren, wenn nicht diese Stürme an fremdartiger und äußerst seltsamer Magie gewesen wären, die durch ihn trieben. Er sah Dinge die nicht waren, hörte Klänge, die es gar nicht gab und vergaß sich selbst.
Er fiel aus der Welt und es fühlte sich so an, als hätte er keinen Körper mehr. Er gab die Kontrolle ab, an die Macht, die in ihm wogte und sein Körper verfiel in wilde Zuckungen und er knurrte unmenschlich als diese Macht an sein Schattenarchiv geriet und er sich plötzlich wandelte. Sein ganzer Körper zuckte und begann sich zu wandeln, sein rechter Arm wuchs an und dichte schwarze Haare wuchsen überall hervor, gleichzeitig spürte er einen Schwanz entstehen, aber nur kurz, dann wanderte sein Gesicht. Es fühlte sich so an, als würden seine Schattenformen wild durcheinander geworfen werden und er würde versuchen, sich in all die Wesenheiten gleichzeitig zu verwandeln.
Dann fuhr plötzlich ein wuchtiger Stoß durch ihn alles wurde dunkel und er verlor endlich wirklich das Bewusstsein.

Plötzlich zuckte ohne Vorwarnung ein gleißender Lichtblitz über den Berg und die Ebene, der alles für einen Wimpernschlag in totales Weiß tauchte. Wie ein Moment außerhalb der Zeit kam es den Männern vor, die wie in Zeitlupe geblendet die Augen schlossen oder den Kopf in den Armen verbargen. Doch die Welle brandete weiter und fegte über die Dämonen hinweg und riss unzählige mit sich, darunter auch Aronax, der wie ein Schwefelholz in Flammen auf ging, zerrissen wurde und dessen Asche zusammen mit der der Feinde in die Ebene geblasen wurde.
Auf den Felsen begann zeitgleich Wazir zu schreien und fiel auf die Knie. Er schüttelte sich, während Tarek und Benur zu ihm stürzten. „Was ist los?“ schrie Benur hastig, während Wazirs Körper wie ihm Fieberwahn geschüttelt wurde. Er schien sich zu wandeln. Aber anders als sonst. „Haltet ihn fest! Es sind diese Magier!“. Zischte Tarek und zu dritt drückten sie den Freund nieder, der übermenschlich stark sich wand. Tarek schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. „Wazir!“ schrie er ihn an: „Kommt zu dir!“ und schlug den Mann noch zwei mal, das dem das Blut aus der Nase lief. Dann schüttelte Wazir sich: „Aufhören! Genug!“ keuchte er und Ruhe kam in seinen Körper.
 
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Reaktionen: Harvald und Ladyfalk
Oriak sank zusammen und glitt zu Boden, doch Feyn fing ihn geistesgegenwärtig auf. So glitt der Wüstenmensch in seine Arme und wurde an seine Brust gedrückt, während Feyn sich weiter umsah. Die Sternemagie hatte ihr wahres Ausmaß erreicht und auch der Elf blieb nicht davon verschont, doch er kannte sie schon aus der Vergangenheit und aus dem Danach. Denn er wusste um seinen Ankerpunkt: Ein einziger Mensch.

Rückblende:
Der Elf hatte den geteilten Raum mit Jarha schon lange verlassen und den Blick in seine Augen verkraftete er bislang gut, dachte er zumindest. Denn dieses hier fühlte sich an, wie nach der Portaldurchquerung, das was er fühlte nachdem er den Raum gekrümmt in Zeit verwirrt, strauchelnd, am Ende sich seiner Kraft ergeben müssend, durchquert hatte, während der Magier nur glücklich erschöpft so beeindruckend um Atem rang. Hatte Jarha abermals unbewusst Magie gewirkt? Nein, doch... was war es, was ihn jetzt zu fällen drohte? Er hatte nichts weiter bemerkt außer seine alleinige Anwesenheit. Eines konnte es nicht sein: Verliebtheit. Er hatte dafür schon zu oft Schönheit erblickt. Er hatte sich sich ihm wie immer unerschrocken und gewollt genähert und nur selten fehlte er oder strauchelte, weil er angeblich wusste, was er tat und doch keine Ahnung hatte wie ihm nach Jarhas Anwesenheit stets geschah. Er fürchtete weder gewolltes Alleinsein, noch Einsamkeit und kannte fast all ihre verschlungenen Pfade. Doch der Elf bemerkte nun selbst, wie etwas Vertrautes in ihm aufkam und er versuchte kläglich und vergeblich seine sich zuvor gefassten klaren Gedanken wieder einzureden, dass es Krieg war, vor dem er ihn bewahren wollte, oder seiner eigenen ungestillten Neugier geschuldet sein musste. Er bemerkte, wie er nun das Aufkommende für sich damit begraben wollte, weil er von sich kannte, wenn er auf etwas für ihn unbekannt Interessantes traf. Etwas nicht greifbares. Doch Jarha lehrte ihn jetzt das wahre Fürchten wie ein Meister, denn es traf auf den Magier nicht zu. Er begriff nicht das Jarha ihn schon längst in die Lehre seiner Präsenz genommen hatte, noch bevor er wie sonst, seine Waffen ziehen konnte. Jarha bediente sich hier einer ganz eigenen Lehre, die sich dem Elf bis dato vollkommen entzog. Nachdem er ihm abermals so nah in die Augen blicken konnte, durfte der Elf einen Augenblick lang des Magiers Sein erfahren und dem Elfen wurde schnell bewusst was er ihm anzutun vermochte, wenn er ihm weiterhin so in die Augen sah und dann das Bedürfnis verspürte ihn zu küssen. Doch zum Glück, so wehrte er sich immer noch standhaft, würden sie zu tun haben und noch während er um diesen Gedanken und um weitere Kontrolle seiner kämpfte, geschah schon das bis dato für ihn Unmögliche. Er merkte er verlor diesen Kampf und an Glück, glaubte er schon gar nicht. Er setzte beherrscht einen Fuß vor den anderen und bot dabei alles kraftvoll an Selbstdisziplin auf, was er zu bieten hatte, wehrte sich standhaft, doch es geschah mit ihm... unaufhaltsam und mit voller Wucht keimte es jetzt erbarmungslos auf und er, konnte nicht das Geringste dagegen tun.


Im Hier und Jetzt:
Feyndry'Hal kämpfte darum nicht zu Boden zu gehen und wurde dennoch erbarmungslos von der hiesigen Sternenmagie mit sich gerissen, die so um vieles Mächtiger war, als die Präsenz Jarhas es jemals hätte sein können. Doch wurde nun nicht mehr vollends überwältigt. Der Elf wehrte sich nicht mehr verzweifelt, wie zuvor doch konnte abermals nichts weiter tun. Er konnte sie nicht abweisen, musste sie erneut zulassen, diese Tiefe hinter dieser unglaublichen Wahrheit. Und merkte wie sein Verstand ihm abermals entglitt, Gefühle, sein komplettes Sein, sein Herzschlag, sein Atem, Alles durcheinander geriet, übereinander stolperte, erbebte, erschauderte und sich in- und umeinander verschlang. Chaos herrschte wo einst Disziplin war, geschulte Ordnung wich einem alles neu ordnenden, übermächtigen Chaos. Sein Magen krampfte zusammen. Er biss die Zähne zusammen, presste die Lippen aufeinander, krampfte seine Nägel in den menschlichen Körper und versuchte die ganze Wucht mit der es geschah in sich aufzunehmen, und mit dem Verstand zu greifen. Doch er kannte den einzigen Weg bereits, alles zu besänftigen und so lies er los.

Seine Augen entglitten in die Umgebung der Wahrheit, seine Arme hielten Oriak dabei wie einen Ankerpunkt Halt findend, um sich nicht zu verlieren. Der Himmelself atmete, um sich vereinnahmen zu lassen, vollständig und allumfassend. Es brauchte unendliche Willenskraft und Selbstdisziplin sich jetzt noch auf den Beinen zu halten. Er erwehrte sich jetzt nicht mehr und versuchte auch gar nicht mehr zu verstehen. Er verstand es endlich. Er ließ es einfach mit sich geschehen wie zuvor doch dieses Mal sich vollkommen vereinnahmend durchfluten. Er versuchte sich nicht einmal mehr vage an Orientierung; er ließ die Orientierungslosigkeit zu und ließ alles flammend, alles zerbrechend und alles in ihm erbarmungslos erneut kämpfend. Er atmete dabei nur leise, atmete sich dieser Wucht überwältigend ergebend. Er wusste was mit ihm hier selbst geschah. Nahm es schweigend in bedingungsloser Annahme, jeder einzelnen Wucht in einem tiefem verständnisvollem Atemzug folgend. Es gelang ihm und er scheiterte dieses Mal nicht kläglich. Er hatte sich darauf vorbereitet.

Feyndri'Hal hielt Oriak fest und spürte dessen leblosen Körper, wie zuvor in der Höhle. „Die Schriften unserer Ehrwürdigen bedeutetenn einer Wüste keinen derartigen Regen begründet im Stern. Doch sie werden geändert werden, denn es ist möglich, denn ihr seid Menschen. Menschen ist es möglich...“ flüsterte er leise, während tränenüberströmt sein Gesicht war. Er richtete er sein gezieltes Wort leise in die Leere um ihn: „Mein Volk lebt nahe des Himmels und den Sternen doch so fern, während ich... mich... erneut hier befinde. In Eurem Licht von unbeschreiblicher Magie berührt...“ und sah bedeutend Atem schöpfend auf Grund der immensen Kraftanstrengung die sein Geist und sein Willen hier demütig aushielt zum Magister:

„Wie könnte ich Euch nicht danken über das, was Ihr mich lehrtet...“ und sank demütig auf ein Knie und legte die Stirn an Oriaks Schulter.
 
Ein Kribbeln im Nacken. Eine Vorahnung, wie die aufgeladene Luft vor einem Gewitter, oder das Knacken eines Astes, bevor er bricht.
Die Woge traf Alexis nicht unvorbereitet, hatte er den Beginn des Zaubers bereits gespürt, wenngleich nur vage. Doch es war wie immer mit der Sternenmagie: Überwältigend.
Alexis keuchte, als die Woge ihn erfasste und ihn mit Bildern aus fremden Welten und Gestirnen überflutete. Und abermals, wie damals bei Jarha, erschein alles verkehrt, falsch, wahnsinnig.
Fast.
Die Woge war stärker als bei Jarha, oder vielleicht kam es ihm auch nur so vor, doch trotzdem regte sich in ihm etwas. Faszination. Er löste sich los von den Gedanken, die ihn tagein, tagaus beherrschten und fing an das Gesehene mit Neugierde zu betrachten, die Eindrücke zuzulassen und die Magie, die über ihn hereinbrach zu akzeptieren. Er erspürte die eigentümliche Frequenz dieser anderen Sphären und glich sich ihnen an, tauchte darin ein und ließ sich treiben, wie auf einer Welle. Mit einem mal erfasste er die Schönheit dessen, was diese Magie ihm zeigte, ihm zeigen wollte und erkannte Gesetzmäßigkeiten, Muster, Gleichnisse. Sein Verstand mochte niemals je ganz fassen können, was er hier sah, doch umgab ihn ein Gefühl der ruhigen Gewissheit. Licht und Schatten, Leben und Tod, Entstehen und Vergehen. Sonnen entstanden und vergingen vor seinen Augen, manche still und leise, andere jedoch mit großem Tam Tam in einer unfassbar gewaltigen Explosion. Alexis' Herz schlug ihn bis in den Hals.
Sie richteten diese Macht gegen die Schatten!
Als er sich umsah, erkannte er, wie die herrannahenden, dräuenden Schatten vom Licht dieses untergehenden Sterns hinweggefegt wurden. Zeitgleich erkannte er verzerrte Schemen jener, die bei ihm waren. Er sah Harvald und auch Haj'ett. Es war für ihn nie richtig greifbar, aber Alexis meinte schon immer ein gewisses Potential in dem Echsenmenschen gespürt zu haben. Es sah so aus, als hätte er richtig gelegen. Und dann war da Lithia. Das Licht ihrer Magie strahlte hell wie eine Sonne, doch schien ihr Licht verschleiert. Von dem Stein in ihrer Brust ging ein schattenhaftes Miasma aus, das sich über sie legte und gefangen hielt. Es war so unwirklich und fremd, wie die übrigen Eindrücke, die er gerade erlebte. Kurz überkam ihn eine Ahnung und er blickte an sich herunter, griff nach dem Schwert, das Magna ihm überreicht hatte.

Er keuchte erneut, als die Woge übe ihn hinweggefegt war und er wieder ins Hier und Jetzt zurückkehrte. Es fühlte sich beinahe an, als würde die Sternenmagie wieder aus ihm herausgerissen. Sein Herz schlug nach wie vor bis zum Hals. Aber nicht nur wegen der Sternenmagie. Er hatte etwas anderes gesehen, von dem er glaubte, dass er es nicht hätte sehen dürfen.
Sein Blick wanderte zu Mana, die neben ihm verharrte, aber ebenso wie er die Woge überstanden hatte.
"Was... Wie hast du das gemacht?", fragte sie ihn mit zittriger Stimme.
 
Feyn hielt Oriak sicher und geborgen in all dem Raum zwischen der Zeit der Welten, die um ihn herum glitten, während Sterne funkelnd tanzten und alles langsam wieder verblasste. Vergangenes in der hiesigen Gegenwart verhallte und das wirre Gefühl nachklang. Was blieb, war ein Mann in seinen Armen, greifbar warm und lebend, während die Kälte um ihn herum wieder nachließ und sich das Plateau wieder erwärmte, je weiter die Magie verging. Sacht strich der Elf eine Strähne aus dem Gesicht des Wüstenmanns und legte dann seine Hand an dessen Hinterkopf. Beide bewegten sich nicht und das hatte seinen Grund. Der Elf atmete sanft, als er Oriak hielt und spürte erneut sein wirres Herz. Er starrte auf den Boden vor sich und wusste das Oriak nie davon erfahren würde. Sanft krallten sich wieder seine Fingerkuppen in den Menschen während er einfach regungslos hockend die Zeit um ihn herum verstreichen ließ.

Wenn das hier vorüber war, wären seine Freunde, sein Clan für ihn da. Sie waren seine Heimat und Wurzeln. Schon wie er Oriak hielt, war angemessen doch machte auch für alle deutlich, wie er zu dem Menschen stand. Er gab ein Versprechen dessen Clan gegenüber und das hielt er. Denn auch als andere Magier, die die Abgründe im Blick behielten, diese Situation bemerkten und zur Hilfe eilten – ließ er ihn abermals nicht los. „Nicht bewegen!“ mahnte er eindringlich und so wurde nur der Puls wurde gefühlt, sie nickten und Blicke wurden getauscht und für die Anwesenden war klar, dass der Elf sich nicht regen würde mit ihm in seinen Armen. Auch als der Drache nahe ihnen hörte und der Elf unheilvoll nur mit dem Blick gen Himmel folgte regte er sich nicht. Er hielt ihn mit eisiger Ruhe fest in seinen Armen, als würde er auf etwas warten wollen. Denn das tat er. Er wartete auf das Eintreffen der Gruppe, auf Oriaks Leute, denn er wusste nicht, ob Knochen sich unheilvoll in ihm verschoben hatten, auf Grund der Magie der Magier, seinen Verletzungen und das was er an ihm sah bevor er zusammensackte. Das konnte nur sein Clan für ihn klären.

Die Schattenwandler.
Sia-FreezeYouOut
 
Brandendes Meer, rauschende Gischt. Martax lauscht den Klängen der endlosen Wasser. Zum erstmal seit seiner Beschwörung vor fünf Tagen kam er aus diesem kleinen engen Raum heraus. Die Bannkreise glommen vor sich hin. Ihre Macht war erloschen. Der rote Hüne war sich bisher so sicher gewesen alles und jeden zu vernichten, wenn er aus seinem magischen Ketten befreit werden würde. Doch wie so oft kam es anders. Lange Gespräche mit dem Admiral hatten enthüllt mit welchem Grund ihn der alte Mann fortgerissen hatte aus der heißen Wüste Gandomars und ihn auf dem großen Schlachtschiff festsetzte. Ein Grund der alles in sich vereinte für was Martax stand: Kampf, Macht, Stärke. "Ich glaube nicht, dass wir dein Seeungeheuer finden Menschlein!", sprach er mit starrem Blick auf den Horizont. Der Admiral war still zu ihm an die Reling getreten und nickte nun, ob dieser Einschätzung. "Die See ist groß, aber doch folgt sie Mustern. Es ist zu sehen an dem Flug der Vögel in der Nähe der Küste, an dem Verlauf der Monde oder dem Stand der Sterne bei Nacht und dem Sog der Strömungen. Ich habe schon viele Leute aus fernen Ländern getroffen, vor allem Reisende." Er blickte mit dem Dämon auf den Horizont und lauschte dem Ozean, durch den die Donnerschneide wie ein Raubfisch auf der Pirsch schnitt. "Auch Karawanen waren dabei, die Meere und Wüsten überquerten und selbst in so Unmengen einzelner Elemente konnten diese den Weg finden. Es gibt nichts was von Dauer ist, außer die Muster. Auch Dämonen können sich dem nicht verwehren und wenn sie noch so groß sind. Ein guter Jäger kennt sein Gebiet. Unregelmäßigkeiten bringen ihn rasch auf die Spur seiner Beute." Der Gehörnte lachte mit kehliger Stimme. "Ihr glaubt wirklich, das Schrecken von diesem Ausmaß welches Ihr mir beschrieben habt so etwas wie Beuteverhalten kennen? Nein Menschlein, diese Dämonen sind immer die Jäger, immer diejenigen die obsiegen." Der Admiral sagte nichts. Er starrte weiter mit ruhigem Blick auf die See. Martax merkte förmlich, dass er keinen Funken Furcht in sich trug, oder Unsicherheit. Irgendetwas machte ihn verdammt zuversichtlich. Ob es dieser Charakterzug war, der ihn zu dem Pakt verleitet hatte? Der Dämon wusste es nicht und eigentlich interessierte es ihn bisher auch nicht. Doch jetzt fragte er sich schon wie es ein Sterblicher fassen konnte, was er wusste und dabei so ruhig blieb. Der Admiral wusste nicht nur von dem großen Riss in Port Raven, sondern auch erstaunlich viel über die Strukturen des Schattenreichs und seiner Bewohner. "Helft mir die Meere von Euresgleichen zu bereinigen und Ihr bekommt alles was von meiner Seele übrig ist. Schadet mir oder meiner Crew und ihr seid auf ewig mein Sklave." hatte er gesagt. Ein Gedanke der Martax so anekelte, dass ihm schon die Adern an den Schläfen hervortraten, wenn er nur daran dachte. Alles in ihm strebte nach Freiheit und wie könnte man diese besser erlangen, indem man Dämonen von der Größe von Bergen vernichten würde? Die Vorfreude an die Jagt stieg in dem roten Hünen auf. Peinbringer hatte schon viel zulange kein Blut mehr geschmeckt... und er auch nicht.

Tererius und Soir standen etwas abseits auf einigen Kisten neben einem der Masten. Sie schaute zu dem ungleichen Gespann herüber. "Meinst du er tut uns wirklich nichts?" Der Dämonologe folgte ihrem Blick auf Martax. "Gewiss Soir. Er hat einen Pakt geschlossen. Für ihn ist das gleichbedeutend wie ein Naturgesetz für uns. Es gibt keine Möglichkeit der Abweichung." Er drehte sich zu seiner Schwester. "Macht dir nicht so viele Sorgen. Chikra ist nicht mehr weit und der Admiral hat mir versprochen mich mit dir von Bord gehen zu lassen. Ab dann sind wir unerreichbar für ihn und den Dämonen auch." Die Intrigantin hüpfte mit ihrem Po voraus auf eine Kiste um sich zu setzen. "Aber warum müssen wir wieder zurück nach Akihara? Der Narr wollte mich da auch schon hin schleifen." "Dein Begleiter mit dem du angekommen bist?" Sie nickte. "Ich sollte eine Information über ein Artefakt herausbekommen: Den Funkelstab." Tererius bekam große Augen. "Was ist Terus? Weißt du was über dieses Ding? Im Grunde ist es egal, weil er ohnehin nicht mehr am Leben ist und die Suche nach seinem Objekt der Begierde ist mit ihm gestorben." Tererius stützte sich auf seinen Stab und schaute sie mit wachen Augen an. "Weißt du von was du da redest Mädchen? Der Funkelstab ist älter als die meisten Städte auf der Welt. Ganze Nationen haben sich erst entwickelt als er schon längst in Gestalt und Aufgabe war." Die junge Frau legte den Kopf schief und schaute zu ihrem Bruder herunter. "Was weißt du denn darüber? Offensichtlich ist es wichtig, wenn du dir die Mühe machst mir davon zu erzählen." Tererius seufzte. "Also gut. Du sollst mehr erfahren. "Der Funkelstab gehört zu einem Terzett welches vor Äonen geschaffen wurde. Ihre eigentliche Aufgabe ist mir nicht bekannt. Die Namen wurden über die Zeit hin nur noch geflüstert, die meisten wissen gar nichts mehr von ihnen. Neben dem Funkelstab gehören noch die beiden Artefakte Geisterhammer und die Nadel dazu. Ihre Form gab ihnen wahrscheinlich ihre Namen. Doch fern ihrer eigentlichen Aufgabe haben sich ganz eigene Funktionen und Mythen über jedes der Artefakte entwickelt." Soir überlegte krampfhaft. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. "Der Geisterhammer.. der Maestro hat von ihm gesprochen. Früher. Einer unserer Gemeinschaft hat damit wohl eine Menge Geistwesen aus ihrer Umgebung entrissen und gefangen gesetzt. Er ... hat mich später dafür bestraft, dass ich ...." Ihr Bruder legte Soir eine Hand auf den Oberschenkel. "Dieser Balthasar?" Sie nickte und musste Tränen unterdrücken. "Keine Sorge, er wird dir nie wieder etwas tun. Ich verspreche es dir." Die junge Frau räusperte sich "Was haben diese Dinge mit deiner Suche nach einem Heilmittel von deinem Fluch zu tun?" Der alte Mann lächelte. "Wir brauchen eines dieser Artefakte." "Den Funkelstab?" Er schüttelte den Kopf. "Nein... die Nadel. Der Sklavenprinz in Akihara weiß vermutlich wo sie sein könnte."

Ein Donnern durchriss die friedliche Stimmung. Es war unwirklich, mehr wie ein fernes Echo eines Vulkanausbruchs, oder etwas Ähnliches. Das ganze Meer schien zu vibrieren. "Was ist das?" Soir sprang von der Kiste. "Ich weiß nicht...", konnte Tererius nur antworten. "WIR HABEN IHN GEFUNDEN MÄNNER!", brummte es mit der Stimme des Admirals über das Deck. Freudenjohlen brach aus. "Wen..." Soir wusste nicht Recht was jetzt passieren würde und das verunsicherte sie. Der Kapitän funkelte sie an. "Den Leviatharux!" Martax fuhr überrascht herum und knirschte mit den Zähnen. Mit einer seiner Pranke hielt er den Admiral zurück. "Woher wusstet Ihr wo Ihr ihn suchen musstet?" Der Admiral grinste ihn an. "ALLE MANN AUF GEFÄCHTSSTATION. WIR GEHEN ANGELN!" Damit riss er sich los und eilte durch eine kampfentzückte Masse seiner Männer zum Steuerrad. Zurück blieben die zwei einzigen verunsicherten Personen auf der Donnerschneide und ein gehörnter Hüne in dem die Wut brodelte, die Zusammenhänge nicht zu verstehen. "Was werdet ihr jetzt tun Dämon?" Er grollte und stierte mit grimmiger Fratze durch den Dämonologen hindurch. "Was ich am besten kann..." Diesen Worten folgend zog er mit kreischendem Geräusch das schwarze Metall seines mächtigen Zweihänders umso dem Admiral zu folgen.




Feste erreicht bar jeder Wahrscheinlichkeit Alexis ohne vom Drachen erwischt zu werden. Twiggy war wohl noch zu perplex wegen allem was hier gerade passierte. Eine Illusion gab es nicht von ihr. Vielleicht hatte auch die Wüste ihren Tribut an ihr gefordert. Der Narr wusste es nicht und wäre ein Narr gewesen, dass jetzt klären zu wollen. Er war im Moment viel zu sehr damit beschäftigt seine Haut zu retten. Bolzen jagten durch die Luft. Klingen schnitten durch Dämonenfleisch, Zähne und Klauen durch Menschenfleisch. Die Luft war erfüllt von Schreien, Blut und Tod. Der Narr konnte zu dem Kampf nicht beitragen. Eine offene Schlacht hat er bisher immer gemieden und das nicht ohne Grund. Er konnte sich nicht wirklich verteidigen. Zum ersten Mal merkte er wie ihm eine Fähigkeit fehlte um seine Aufgaben bewältigen zu können. Hilflos stieg er vom Pferd und ließ die Anderen den Kampf austragen. Er sah Harvald wieder und wie er in erster Reihe neben Alexis ihren Rückzug deckte und eine unbekannte Frau bei Haj'ett die neben ihm mit Armbrustbolzen dafür sorgte, dass die beiden Frontkämpfer nicht sofort in einem Meer aus Klauen, Zähnen und Stacheln untergingen. Plötzlich schien eine seltsame Woge über sie hinweg zu schwappen. Alle die der Narr sah schienen davon irgendwie betroffen zu sein. Alexis, Twiggy, Haj'ett, sogar Harvald und die unbekannte Frau. Feste merkte keine Änderungen. Was passiert hier gerade? Ein weiteres Teufelswerk von der Brut? Nein... sie schien nicht von dem Spalt heraufzukommen, sondern vielmehr herunter... Ob die Sternenmagier…? Die reihenweise verbrennenden Dämonen unterbrachen seine Überlegungen jäh. Vielleicht haben wir ja doch eine Chance zu überleben. Da, wieder so eine Woge. Der Narr merkte es an den Reaktionen seiner Mitstreiter. Warum merkte ich nichts? Er konnte es sich nicht erklären und versuchte sich darauf zu konzentrieren mit seinem Ross den steilen Pfad emporsteigen zu können. Vorsichtig führte er es Stufe für Stufe hinauf, in ein hoffentlich sicheres Gebiet. Über ihnen kreiste der schwarze Unheilbringer. Doch Feste beobachtete ihn nicht mehr. Er hielt seinen Blick auf den Pfad gerichtet und nach oben zum Zirkel der Sternenmagier.

Dort woben die Sternenmagier nach wie vor ihren Zauber und schmetterten ohne Gnade eine Welle nach der nächsten ihren Berg hinunter. Doch plötzlich begann einer von ihnen zu zittert. "Meister... die Verbindung.." "Ich spüre es auch. Konzentriere dich.", wurde in emotionslosem Ton wiedergegeben. Es war wohl fast unmöglich festzustellen unter welcher Kapuze die Anweisung hervorkam. Doch immer mehr Magier begannen zu zittert. "Ich ... kann ... nicht... Meis...." Wie das Kreischen eines Spuks ging der Magier lautstark in blauen Flammen auf und verbrannte binnen eines Wimpernschlags zu einem Häufchen weißer Asche. Der ganze Zauber brach zusammen. Die letzte Woge der Sternenmagier wurde gegen die Brut geschickt. Es gab weder Bedauern, noch eine andere Emotion, wie Schock oder Mitgefühl. "Unsere Magie wurde gestört. Wir können den Zauber nicht aufrechterhalten. Der Riss im Gefüge muss der Grund dafür sein." "Dann werden wir untergehen." "Die Sternenmagier waren schon immer hier... wie die Sterne. Kein Umstand kann das ändern. Wir werden überleben. Wir haben andere Möglichkeiten als die Barriere." Der Magister wandte sich an Feyndri’Hal der noch immer den bewusstlosen Oriak in den Armen hielt. "Folgt, wenn ihr nicht untergehen wollt." Damit wandte er sich um und führte seine kleine Schar an Magiern vom Plateau.
 
Die Dunkelheit war ein willkommener Freund, als er wieder fest auf seinen Beinen stand. Das Ziel lag klar vor ihm. Doch dann ... Der Schlag des bekannten Herzens schien einen Augenblick auszusetzen und kam dann irgendwie verzerrt, als ob dort 3 Herzen mit ganz geringen Abweichungen parallel nebeneinander schlagen würden. Er erschrak und zuckte zusammen. Im nächsten Augenblick hörte er die bange Frage "Was... Wie hast du das gemacht?" einer eher zittrigen weiblichen Stimme mehr in seinem Kopf, als mit seinen Ohren. Der Wolfsdämon des Hexenjägers sprach also. Nun konzentrierte sich Harvald auf den Magier und erkannte, dass auch die beiden in der Nähe befindlichen Gruppenmitglieder die Wellen von Sternenmagie auch nicht unbeschadet überstanden hatten. Der Wolf schien arg geschwächt, denn sein Herz raste wie das eines Vogels, oder eines Bewusstlosen unter Schock und auch der Magier hatte zu kämpfen. Er schien zu schwanken.

Vorsichtig machte Harvald die nächsten beiden Schritte auf den Wolf zu. "Wir müssen hier schnellstens weg, denn die Dämonen werden wiederkommen. Hier auf der Ebene können wir uns kaum verteidigen, im Spalt hingegen haben wir eine kleine Chance. Könnt ihr laufen?" Wieder klang die Stimme in seinem Kopf: "Ich glaube nicht wirklich."

Harvald dachte nur eine Sekunde nach und drückte dem Hexenjäger die Axt in die Hand. "Meine Augen sind blind. Tötet was euch vor die Axt kommt und schont eure Magie. Schlagt mit ihr einfach nach allem, was sich nähert. Sie wird immer töten, auch in eurer Hand."

"Halte still" Dann kniete sich Harvald hin und tastete nach dem Wolfskörper. "Was habt ihr vor?", klang die Stimme leise grollend in seinem Kopf. "Ich werde dich tragen." gab Harvald zurück und hob den Wolf auf seine Schultern, so das er wie ein Pelzkragen um seinen Hals lag. Er war erstaunlich leicht, 30 kg vielleicht. Er ergriff die Vorder- und Hinterläufe. "Du kannst jetzt meine Augen sein, zeig mir den Weg, Wolf. "

"Ich heiße Mana, und wenn ihr irgendeine Hinterhältigkeit plant, reiße ich euch den Kopf ab.", klang die Stimme ernst und Harvald machte die ersten Schritte Richtung Spalt. "Ihr seid nicht was ihr vorgebt zu sein und auch nicht was ihr glaubt zu sein, Harvald. ... Ein wenig mehr links, nein, nein, das andere Links.", und Harvald änderte erneut die Richtung. Zweimal vernahm er das typische Rauschen, das immer zu hören war, wenn die Axt, die Luft schnitt.

"Noch 10 Schritte dann ist der Spalt erreicht.", Harvald spürte an der Gewichtsverlagerung, wie der Kopf des Wolfes nach hinten blickte. "Alexis ist auf der anderen Seite, keinen Schritt entfernt.", sagte er zu dem Wolf. "Ihr wisst immer, wo jemand ist. Dass ist ungewöhnlich."

Als Harvald die Engstelle erreichte, blickte er seitwärts den Felsen hoch. "Bitte, sag mir was du siehst Mana."
 
Am späten Vormittag in Hál o Dur:

Als die hochrangigen Mitglieder dieser Elfengemeinschaft, der hochgeschätzte Elfenrat Hál o Durs mit seinen 250 Himmelselfen aus allen Kasten an diesem schönen späten Vormittag zusammentrat, herrschte zunächst ruhges geschäftiges Murmeln in dem roten Saal, bis alle ihre Plätze eingenommen hatten und Mhi'nure Hrestoná die einberufene Ratssitzung für eröffnet erklären konnte.

Nur einer fehlte: Außenbotschafter Feyndri'Hal.

Mhi'nure Hrestoná verbeugte sich mit seinen Sitznachbarn und all den anderen sehr tief, als Mrhu'ná Bhog'huá das Wort erteilt wurde und in dem Raum herrschte eine andächtige Stille vor, als die hochgewachsene Elfin in in ihrer wallenden Robe und mit dem edel zurechtgemachtem Haar in die Mitte des hufeisenförmigen Auditoriums trat, zu dem ihrer Linken und Rechten die Ränge nach oben hin anhoben und oberhalb des Parketts in einzelnen Logen ausliefen. Die große Buntglaskuppel über ihr ließ die ganze Räumlichkeit in einem warmen terrakotafarbenem Rot erstrahlen und passte hervorragend zu den leicht rötlich eingefärbten Holzsäulen, dem beigen großen Marmor, der wie schlichte übergroße Bodenkacheln den Grund auf dem sie stand leicht glänzend zierte und unter ihren schön beschuhten Füßen war das weiche Meisterwerk der Teppichkunst in einfachem Rot, mit seinen einfach gehaltenen schlichten Muster zu erspüren. Während sie leicht darin einsank, verbeugte auch sie sich respektvoll und edel vor den anderen und bedeutete darin eine einladende Geste an die hiesig Anwesenden ihrer Art. „Mh'inruel hrôstá subnáriutáe...
[Und so danke ich den hiesig versammelten ehrenhaften Mitglieder des hochgeschätzten Rates unseres Landes Hál o Dur, sowie unserer Gemeinschaft der Himmelselfen im Allgemeinen an diesem wunderschönen Vormittag für dieses herzliche Willkommen und danke für das kurzfristige Erscheinen der hier nun Anwesenden.“] und richtete sich wieder auf.
"Êskêrêl mhyuin má thr'ádoshá...
[„Wie sich sicherlich schon alle fragten, warteten wir seit Tagen auf Kunde unseres Außenbotschafters Feyndri'Hal über seinen Reiseverlauf und wie sicherlich allen hier Anwesenden bekannt ist, schickten wir unseren Boten an ihn mit der Nachricht er möge das Wissen der Sternenmagier im fern beheimateten Kemet zu Rate ziehen, um ihre fachkundige Meinung im Bezug zu den jüngsten Ereignissen zu erfahren. Nun die heutige Kunde zeugt von bedrückenden Neuigkeiten aus diesen Landen und es erfüllt mich mit Sorge die letzten Ereignisse hier kundzutun.]

Lang und ausgiebig zitierte die hochrangige Elfin Bhog'huá aus den Pergamenten und als sie schloss herrschte zunächst bedrückendes Schweigen im gesamten Rat. Auch Bhog'huá hatte nichts mehr hinzuzufügen und nahm ihren angestammten Platz wieder ein. Doch nachdem jeder im Rat der 250 ausgiebig und schweigend nachdachte und für sich bewertete, wurde die Sachlage analytisch dargelegt und in gepflegter Konversation bekräftigt.
Nach stunden des Austausches kamen dann die hiesigen Vertreter zu einem Ergebnis.
[„Wir tun es!“] verkündete der Älteste Mhi'nure Hrestoná den hiesigen Mitgliedern die einstimmig dafür gestimmt hatten. [„In Anbetracht der Lage und der weiteren Vorkommnisse ist es eine Notwendigkeit die wir unserem Außenvertreter gewähren müssen, da der hiesige Schriftverkehr zu lange dauert und die Brisanz der Lage nur vernebeln würde. Und die Zeit drängt.“] Als das zustimmende Raunen durch den Saal hallte und abgeklungen war, war es später Nachmittag. Als sich die Versammlung auflöste, war es früher Abend.

[...]

In der darauffolgenden Nacht auf dem Plateua des Hál o Sá unter sternenklarem Nachthimmel:

Als der magische Weisenrat seine Arbeiten beendete, war nur noch das Sternenlicht auf dem Boden der Himmelsebene bläulich am schimmern, während sich der Merlin flügelschlagend auf dem Arm von Magister Shin um das Gleichgewicht bemühte. Ein seichter bläulicher Schimmer umgab das Tier, welches wachen Auges seine Umgebung beobachete und leicht in falkischer Manier fiepte.
„Shni'u mhá jhrurdá Khêm'hêt su rho Fêyn dri Hál!“
Shin hob den Arm und der Merlin schwang sich in die Lüfte auf und flog schnellen Flügelschlages seinem Ziel entgegen.

[...]

Kemet – Sternenzirkel im Hier und Jetzt:

Feyndri'Hal spürte den Nachklang der hiesigen Magie und hatte Mühe sich zu fangen. Zu fantastisch waren die Bilder und Eindrücke dieser Macht und zu bedrohlich der Gegner, doch es war vollbracht. Der Himmelself atmete mit Oriak in seinen Armen und wäre zu gerne im magischen Gefüge geblieben, doch der Preis war zu hoch. Er hatte ja jetzt schon Schwierigkeiten wieder zurückzufinden und Eindrücke loszulassen, zurückzufinden in die eisig kalte Realität die jeglicher Zuneigung entbehrte ihn in eine grausige Welt zurück katapultierte wo die Gesetzmäßigkeiten des kleinen Verstandes nie über den eigenen Schatten hinausblickten. Ganz wie die Dämonen die sie bedrohten.

Feyndri'Hal schüttelte Oriak sacht und sprach zu ihm, als er etwas anderes am Himmel vernahm. Etwas, das einer Sternschnuppe gleich, auf ihre Position zuhielt. Er hatte die Worte des Magisters vernommen, die ihm bedeuteten zu folgen, oder vernichtet zu werden. Hatte er den Augenblick verpasst – war das jetzt ihr Ende? Der Himmelself machte sich bereit sich ein letztes Mal zu verteidigen, er war nahezu allein mit seinem Freund im Arm auf der Plattform und würde das Risiko eingehen den Wüstenmann entgegen seines Gewissens zu bewegen. Vielleicht waren ja gar keine Knochen verschoben und er hatte es sich nur eingebildet – wer weiß das bei dieser Magie schon. Es knisterte schon bedrohlich in ihm und um ihn, doch da...
vernahm er den Schrei jenes Vogels den er vertraut aus seiner Heimat kannte.

„Was bei den Mächten geht hier vor?“ fragte er sich leise selbst, ob er sich das nur einbildete, doch der Schrei wurde lauter die Konturen deutlicher. Es war ein Merlin aus seiner Heimat – jener Bote der nur zu besonderen Zwecken eingesetzt wurde und der mit dem Elfenrat seiner Heimat verbunden war.
Was war nur passiert in seiner Heimat, das sie zu diesem Mittel griffen. Beinahe entglitt ihm sein Freund aus den Armen als er den linken hochstreckte damit der Vogel auf ihm landen konnte. „Shárusámhê“ begrüßte er den Merlin als dieser Platz nahm und ebenso fiepte.

Der Falke schüttelte sich und blickte Feyndri'hal in die Augen und dieser in seine. Blicke trafen sich, vertieften sich und dann hörte und sah der Elf darin seine Heimat, die rote Halle, seine Verbündeten, Freunde und Vertrauten.

250 an der Zahl vereint im elfischen Weisenrat und alle sprachen seine Sprache und bekundeten ihm was er ihnen mitzuteilen versucht hatte, über endlose Pergamente innerhalb von zwei Jahren. Sie stimmten ihm zu und teilten ihm mit, das sie seinen Rat schon umsetzten und sprachen den Sternenmagiern ihren Dank aus, bekräftigten ihn in Handelsversuchen mit den Wüstenmenschen und versicherten ihm ihr Einverständnis. Es war als täte sich vor dem Himmelselfen eine völlig neue Welt auf – ermöglicht durch die Sternenmagier, die Schutz und Sicherheit für sein Volk garantierten – begründet in einem Merlin.

Eine silberne Träne lief aus seinem Augenwinkel, rann über seine Wange und verließ sein Kinn, als sie auf Oriaks Stirn in tausend kleiner Perlen zersprang, bis nichts mehr von ihr übrig blieb. „Shinmi' whê mhdusá... es hat funktioniert!“ flüsterte er lächelnd und sah auf den Vogel, der sich jetzt munter putzte, sich schüttelte und sich dann erneut mit einem Satz in die Lüfte aufschwang, gefolgt mit hoffnungsvollen Blick mit den Augen eines einzelnen Elfen. Dann sah er zu, das er mit Oriak das gottverlassene Plateau verließ, um in Sicherheit zu gelangen.
 
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Eintausend Meilen

Kaum war die Bibliothek verblasst, spürte er, wie er von einer unbändig rauschenden Kraft an seinen Feind gepresst wurde, an Anthred, der entsetzt von Spillers Dreistigkeit und unbesonnenem Ungestüms starren Blickes stierte, einen Schrei auf den Lippen, der stumm im Lärm der flatternden Dimensionen verfegt wurde. Auch Spiller selbst fühlte den Atem seine Kehle verlassen; schrie auch er oder war es bloß der Hauch des Lebens, der von den reißenden Gezeiten der Existenz aus seinem Leib geschmettert wurde?
In einer Übelkeit erregenden Geschwindigkeit schossen wirre Eindrücke an ihnen vorbei und spiegelten sich in Anthreds weit aufgerissenen Augen, die ihm wie funkelnde Opale entgegenglitzerten. Schmerzvoll drückten ihre Stirnen aneinander, als sie durch den gefährlich verworfenen Reisepfad gesaugt wurden, vom Riss verzerrt, von Spillers Eindringen verknotet; ein heilloses Durcheinander, wie ein Wollknäuel, das zu lange den verspielten Launen einer boshaften Katze ausgeliefert gewesen war.
Ein Gedanke zwängte sich durch die räumliche und mentale Enge dieser bedrängenden Erfahrung und bohrte sich wie eine Fanfare in sein Ohr: die Nadel
Selbstverständlich.
Er wandte seine gesamte Willenskraft darauf, sich wieder seines ursprünglichen Ziels klar zu werden, das durch die wallende, zwanghaft einmauernde Erfahrung des holprigen Teleports in weite Ferne gerückt war und bereits eintausend Meilen hinter ihm lag. Und mit aller Kraft gelang es ihm, seine verkrampfte Hand hinabzuführen und die Faust Anthreds zu umschließen, um mit aller Macht daran zu reißen, auf dass er die Nadel freigeben würde. Sein Gegenüber nahm diese Bemühung wahr und fand ebenfalls mit gefletschten Zähnen zu seinem Willen zurück, der wie zuvor Spillers in den zornigen Weiten der magischen Strömungen verloren gewesen war. Und so rangen sie im Nichts miteinander, während Welten an ihnen vorbeizogen und brüllend auf sie einströmten, endlos herumgewirbelt in einem Raum, der niemals war. Anthred war stark wie ein Bär und erwehrte sich Spillers Griffen, als ginge es um seinen Erstgeborenen. Mit jedem Hieb, den sie einander zufügten stockte die verstörende Reise und bisweilen erkannte Spiller Orte, Momente und Realitäten in denen sie für Sekundenbruchteile auftauchten und dann wieder verschwanden.
Eine weite Ebene, von Schnee bedeckt und übersät von frischen Leichen, verunstaltet und entstellt von grausamen Hieben.
Ein schwarzblaues Nichts voller Fische und anderen fremdartigen Meeresbewohnern.
Eine elende Weite, überzogen von Asche und finsterer Trockenheit, während in der Ferne Vulkane ihren feurigen Auswurf spien.
Ein endloser feuchtkalter Dschungel, in dem sie in knietiefen Wasser standen und miteinander rungen wie Preisboxer. Tep'Fel? Es gelang Spiller seinem Gegner einen Kinnhaken zu verpassen, bevor sie wieder davongesogen wurden. Der Reisezauber schien sich zu erschöpfen.
Ein vernebeltes Reich aus Wolken, in dem sie für kurze Zeit ohne Boden unter den Füßen wie Steine fielen.
Eine kleine schäbige Gasse voller Dreck und Unrat, die Spiller als Straße Trauerlieds wiedererkannte. Anthred nutzte die Gunst des Augenblickes, um ihm einen Tritt in die Magengrube zu verpassen, der ihn keuchen und einige Schritte zurücktaumeln ließ. Doch wieder zog die schiere Kraft des Reisezaubers an ihm und fetzte ihn mit stählerner Faust zurück an die Brust seines Feindes. Dieses Mal war es eine schmerzvolle Erfahrung; zu weit hatte Anthred ihn von sich weg gestoßen und die asthrale Gewalt fügte ihm eine klaffende Wunde am Oberschenkel zu, während er spührte, dass das wertvolle Buch aus der Bibliothek von seiner Seite gerissen wurde, um im Diesseits zu verbleiben. Das Ophelia Coleoptera würde im matschigen Straßenschnee zurückbleiben, während die sägende Pein ihn fast erblinden ließ.
Ein kristalliner Traum aus unwirklichen Schemen und glockenhellem Klang, unendlich erfüllt von wabernden Unbeschreiblichkeiten, die in ihrer Vielzahl undifferenzierbar in nicht vorhandene Richtungen zogen; die Geisterwelt? Der Aufenthalt war von kurzer Dauer.
Mit einem zerknirschenden Ruck fand er sich im Hier und Jetzt wieder und stieß Anthred von sich, der nach wie vor die Nadel in Händen hielt.
Die Reise war vorbei.

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Ein Gefühl turbulenter Übelkeit ließ ihre Knie erzittern und sie spürte, wie die losen Brocken und Brösel des Wüstenbodens sich von ihren geschundenen Knien lösten, als sie sich wieder erhob, nachdem die Wucht der Woge aus verwirrenden Sternenwirbeln sie ohne Gnade niedergezwungen hatte. Serafine erblickte verschwommen die leichte Armbrust, die sicher in ihren Händen ruhte wie ein Anker und den Rücken des Echsenmannes, der scheinbar bereits vor ihr den Wirbel aus Fremdartigkeit abgeschüttelt hatte, der auf sie alle niedergegangen war. Der Blick in die Realität währte nur allzu kurz, als ein plötzliches in der Magengegend sie würgend nach vorne warf und ihre Hände an die Oberschenkel fesselte. Keuchend wurde sie der Veränderung gewahr, die ihre Wahrnehmung heimsuchte, sich in drei zu spalten schien, sie gefühlte eintausend Meilen hinfortriss und verwirrend zu kreisen begann. Es war, als würden ihre Augen gleichzeitig in verschiedene Richtungen blicken und ihren Geist mit widersprüchlichen Informationen füllen.
Die Gestalten Semiramiss' und Scheherezades drängten sich in ihr Blickfeld und packten sie an den Handgelenken, sodass sie einen an den Armen verbundenen Kreis bildeten. Ihre Schwestern schrien ob der unbekannten doch qualvollen Erfahrung und ihre Willen überschlugen sich mit widersprüchlichen Ideen, Zielen und Ausflüchten. In Fina erwuchs der unnachgiebige Wunsch, sich die Klippe hinabzustürzen, um an Harvalds Seite zu stehen, um an Haralds Seite zu sterben, wenn es denn nötig wäre, denn keine Vernunft konnte jetzt ihrer Gefühle Herr werden. Doch gelang es ihr nicht, diesen Gedanken obsiegen zu lassen, denn ihre Freundinnen drangen wie entfesselte Sturmwinde auf sie ein. Da war ein Gefühl der Furcht, das beschloss, so weit es ging den Berg hinauf zu fliehen. Da war eine Entität, die berechnend verblieb um die Situation in all ihren Einzelheiten zu erfassen und sich vorher kein Urteil erlaubte.
Serafine glaubte, als würde es ihren Geist mitsamt des Körper zu zerreißen drohen und kaum ein Eindruck des Äußeren hatte mehr unmittelbare Wirkung auf sie. Entfernt glaubte sie ihr Herz schnell und zu zerspringen drohend bis in den Hals hinauf springen zu fühlen.

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Der Graue Mann handelte schneller und gewissenhafter, als man es von einem Schnitter wie ihm erwartet hätte. Gefesselt starrte der Echsenmann die Kluft hinab und beobachtete, wie der Hüne Mana aufhob und dann dem konfusen Alexis seine Waffe in die Hand drückte. Unstete Rufe drangen an sein Echsenohr und mehr und mehr wurde Haj'ett klar, dass der Hüne nichts mehr sehen konnte. Er war blind, sei es aufgrund der Sternenwelle oder einer anderen Macht, aber sein Augenlicht hatte ihn fürs erste im Stich gelassen und seine Schritte wirkten vorsichtig und prüfend. Mana diente vorläufig als Wegweiser und wies dem Hünen den Weg zur Spalte, während ein geschwächter Alexis die ersten bereits anrückenden Neuankömmlinge des Dämonenheers zerschmetterte, linkisch zwar ob der ungewohnten Waffe doch verzweifelt und erfolgreich.
Kurz bevor das Erreichen seiner Freunde dem Echsenmann zu einer unendlichen Erleichterung verholfen hätte, drang ein schrilles Ächzen an sein Ohr, gefolgt von einem schlaffen Stoß im Rücken. Er wandte sich um und blickte in die entsetzt geweiteten Augen seiner jüngsten Verwündeten. Die Begleiterin des Knochenmannes schien vollkommen den Verstand verloren zu haben. Wirre Wortfetzen entrangen sich qualvoll ihrer Kehle und so sehr Haj'ett auch versuchte, sich einen Reim aus dem Kauderwelsch zu machen, er konnte keinen Sinn daraus erschließen. Mehrso war es, als würden verschiedene Personen gleichzeitig durch diesen Mund sprechen und den dazugehörigen Körper durch einander widersprechende Willenskräfte in einem kramphaften Konflikt zu werfen.
"Hilf!... Nein... Weg hier... Harvald!... Still... Töten... Muss... Ihr Biester!... Keine Lösung... Bei den Göttern... Aaaahhah!"
Haj'ett sah sich nicht im Stande, aus den wirren Wortfetzen schlau zu werden, doch schien der eigenartige Wortwechsel den Körper der jungen Frau mehr und mehr zu schwächen. Schon knickte sie ein und fuchtelte lethargisch mit der Armbrust herum, und Haj'ett sah keine andere Möglichkeit. Er würde dieses erkrankte Weib retten, wenn es ihm gelänge, war sie doch auch scheinbar von der Sternenwoge erfasst und vollkommen verstört worden.
"Weiter hinauf! Sie erstarken aufs Neue!"
Sein Blick galt dem kleinen Grüppchen, dass Alexis, Mana und der Fremde bildeten, sowie den wieder heranrollenden Horden aus Gliedmaßen und verschatteten Boshaftigkeiten, die dem Riss entströmten. Mit aller Kraft riss er nun den Arm der verblendet vor sich hin murmelnden Frau an sich und legte ihn sich um die Schultern. Sofort aus dem Gleichgewicht sackte sie ein, weiterhin sinnlos widersprüchlich brabbelnd wie ein Säugling und noch immer die kleine Armbrust umklammend, während Haj'ett all sein körperliches Vermögen drauf aufwandte, das Mädchen und seine eigene Waffe in den Klauen zu behalten. Es kam ihm vor, als hätte er bereits eintausend Meilen zurückgelegt, so schwer wog das Gewicht seiner Frachten, als seine Verbündete wütend zuckte und ihm einen weiteren Stoß versetzte. Anscheinen drang es sie zurück zur Kante, um dem Grauen Mann beizustehen, aus einem Wahn heraus oder welch anderer Wille sie nun diesmal leitete.
Der Echsenmann wäre fast zu Boden gestürzt, doch gelang es ihm, sich aufrecht zu halten und griff sich das Kinn der Dame mit einer verzweifelten Klaue, auf dass sie ihm in die Augen sähe.
"Fina, richtig? Alles wird gut, nur folge mir! Wir können dort unten nichts ausrichten, hört ihr!?"
Grob erinnerte sich Haj'ett, den Namen aus dem Munde des Kriegers ausgemacht zu haben. Ein unwirsches Zucken war die Antwort, doch er ließ sich nicht beirren und umklammerte weiterhin die bockende Fremde. Es war, als würde er mit einer Betrunkenen sprechen, die sich augenrollend seinem Griff zu entwinden versuchte.
"Hier...lang!", quetschte er hervor, bevor ihr Widerstand plötzlich nachließ.
Es gelangen ihnen einige weitere Schritte, bevor sich das Mädchen erneut aufbäumte.
 
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Mana hob den Kopf "Ich sehe Haj'ett und ein Mädchen. Sie kämpfen gegeneinander. Nein, ich sehe 3 Mädchen, die kämpfen. Nein, es ist eine Frau mit 3 Seelen und 2 davon werden aus dem Körper gerissen. Sie klammern sich aneinander und versuchen gegenseitig Kontrolle über den Körper zu erreichen und doch ... Jetzt sackt sie in sich zusammen. Ihr Geist ist verwirrt."

Harvald hörte gar nicht mehr zu "Fina, reiß dich zusammen", brüllte er aus voller Lunge. Die eng zusammenstehenden, hoch emporragenden Felswände warfen mehr als ein Echo und verstärkten den Klang seiner Stimme zu einem Donnern. Seine Gedanken rasten bis zu einem Punkt: "Haj'ett, richtig, habt ihr irgendwelchen Alkohol bei euch. Wenn ja, zwingt sie ihn zu trinken, es wird helfen. Und dann seht dass ihr zusammen ein Stück weit den Berg hinauf kommt, und gebt uns Deckung. Hinter der nächsten Biegung findet ihr einen ziemlich kaltblütigen Gaul. Er kann jeden den Pfad hochtragen, der nicht mehr laufen kann. Die anderen Pferde sind in ihrer Panik bereits weiter hoch gelaufen."

"Es geht mir wieder etwas besser", meldete sich eine leicht knurrende Stimme direkt neben Harvald Ohr erneut. "Ich kann selber wieder laufen. Ich weiß nicht warum, aber Alexis hat sich schnell erholt. Er ist stärker, als man denken sollte." Irgendetwas in Harvald grinste. Der Hexenjäger hatte offenbar doch etwas getroffen.

Er kniete sich hin und lud den schlanken Wolf von seinen Schultern. Als er wieder aufstand, fragte Alexis: "Sind sie wirklich blind? Ich meine, das Sternenfeuer schädigt nur, was dämonischen Ursprungs ist."

"Ich kann ja mal nachsehen." gab Harvald zurück und entfernte Binde und Schuppen von den Augen. "Offenbar nicht,..... mehr,", und nahm dem Hexenjäger die Axt aus der Hand. "und nun schafft ihr beide besser euren Arsch den Berg hoch. Hier wird es bald von Schatten nur so wimmeln."

Unter dem Herannahen neuer Gruppen von Schattendämonen begannen die silbernen Einsprengsel seiner Augen erneut zu glühen, als Harvald einen skeptisch prüfenden Blick auf die Ebene vor der Schlucht warf.

"Er hat so ein irres Funkeln in den Augen." bemerkte Mana spöttisch. "Man muss auf ihn acht geben." Auch der Wolf fletschte die Zähne und blickte Richtung Wüste.

Harvald sah den Wolf an. "Ich danke dir, dass du mich geführt hast, als meine Augen geblendet waren. Ich glaube an Schmerz, ich glaube an Furcht, ich glaube an den Tod."

Mana sah den großen Mann erneut an und legte den Kopf schief: "Danke, großer Mann, aber wenn du mich als Blindenhund bezeichnest, beiße ich dich da, wo es richtig weh tut."

"Du würdest dabei über deine Eingeweide stolpern." antwortete Harvald ebenso todernst, und legte den Kopf ebenfalls schräg. " Sieh zu, dass auch du den Berg hinauf kommt. Ich werde sie aufhalten so lange es geht und euch etwas zusätzliche Zeit verschaffen, dann komme ich nach. "

"Ich bleibe hier geh' zu Haj'ett, Alexis, ich laufe immer noch 3-mal so schnell wie du und hole dich ein, bevor du ihn erreicht hast." knurrte Mana an Alexis gewandt. "Wenn du glaubst du erntest den ganzen Ruhm allein Axtmann, hast du dich geschnitten."

"Dann bezieh' hinter mir Position und sorge dafür, dass mich kein's der Biester umgeht. Du bist schneller und beweglicher als ich." Der Wolf schien die Augen zusammenzukneifen und trottete einige Schritte weit in die Schlucht zurück.

Harvald blickte nach oben und sah wie der Echsenmann Serafine etwas einflößte, sie gewaltsam den Kopf schüttelte und ruhiger wurde. Die 3 Herzschläge vereinten sich wieder zu einem und beide entfernten sich weiter in Richtung Aufgang. Eine große Gruppe von grauen Schatten näherte sich schnell. Harvald beugte ein Knie um die Höhe anzugleichen. Mana lauerte aufmerksam 3 Schritte hinter ihm und zeigte knurrend die Lefzen.

"Aufgeblasenes Inzuchtpack, wertlos, krank, verrottet, korrupt." fluchte der Axtkämpfer und die knochengraue Axt zog ihre blutige Bahn, wie eine Sense. Einen Augenblick lang drohte die Flut über ihn hinwegzugehen und auch Mana hatte genug zu tun. Bolzen zischten an Mana und Harvald vorbei und fanden ihr Ziel. Ein eklig schwefliger Geruch stieg auf. Harvald wich einen Schritt zurück, doch dann fielen die Dämonen auch über ihre verletzten Artgenossen her. Ihre Wut schien unermesslich und die Struktur des Rudels löste sich auf, und das Blatt wendete sich noch einmal. Bein nächsten Angriff könnte es anders ausgehen. Langsam, den Eingang nicht aus den Augen lassend, wichen die beiden schrittweise zurück.
 
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Die Wellen der Dämonen brandeten mehr und mehr gegen die Felsen, aber keiner ihrer Angriffe brach durch. Zu eng agierten Magie und Stahl miteinander, sofern sie gegen die Meute gerichtet waren. Doch wie lange konnte das gut? Wie lange konnten die Gefährten dieser Flut aus Dunkelheit und Zähnen noch standhalten? Es musste etwas geschehen. Wieder donnerte das Brüllen des großen Drachen über die Schlucht in der Feste nach wie vor versuchte das Pferd samt Goblinhexe darauf über den steilen Aufstieg zu schaffen. Er hätte sich gerne auch um die anderen gekümmert, aber keiner schien wirklich Hilfe nötig zu haben. Mit einem Auge hatte er jedoch Alexis immer im Blick. Der Narr war sich nicht so sicher, ob er vollkommen bei klarem Verstand war. Sein Verhalten in den letzten Tagen war nicht ungewöhnlich, aber wenn man, wie der Harlekin, darauf trainiert war kleinste Änderungen an den Menschen wahrzunehmen und ständig mit Informationen handelte war man sensibilisiert genau hinzusehen und merkte das ihm etwas auf dem Herzen lag, etwas was ihn genügend ablenkte um einen Augenblick unaufmerksam sein zu können. Dieser Augenblick würde reichen um hier den Tod zu finden. Doch so wie der Narr befürchtete dass sein Kamerad unaufmerksam sein könnte, war er es der für einen Augenblick nicht auf seine Füße achtete, über einen losen Stein fiel und den Halt verlor. Instinktiv zog er zwar an den Zügeln, aber diese Standen schon vorher ständig unter Spannung, da das Pferd bei diesen hunderten Gefahren stets seinem Instinkt folgend die Flucht antreten wollte. Die letzten Stufen musste Feste es regelrecht hinauf ziehen. Doch jetzt im Augenblick des Falls war es mehr das Pferd das zog als der Narr und sich losriss. "Verdammt... Twiggy, das Pferd reißt sich los!" Da war es schon geschehen und der lose Stein erledigte den Rest. Die Zügel wurden vom Pferd weit nach oben geschleudert und legten sich wie ein Wirrwarr aus Fesseln über den Goblinkörper. Der Narr hatte alle Mühe sich auf dem steilen Gelände abzufangen und nicht von den Hufen zertrampelt zu werden. Wieder brüllte der Drache und jagte wütend über die Schlucht. Das war zu viel für den Gaul und er jagte davon, in Sekunden hinab, was es mit Unterstützung des Narren mühevoll hinaufgestiegen war. Vorbei an Haj'ett und Serafine, vorbei an Alexis, Mana und Harvald. Es durchbrach im Galopp sogar die Reihen der Dämonen. Was für ein Unheil... Hilflos musste Feste dem Pferd hinterherschauen. Doch damit nicht genug. Der bedrohliche Schatten wich plötzlich dem Sonnenlicht, welches dem Narren nun wieder auf die Kappe brannte. "NEIN!" Feste rappelte sich wieder hoch. Seine Befürchtung wurde war. Das fliegende Ungetüm wollte sein Mahl beenden wo er von einer Karte im Auge unterbrochen wurde. Twiggy schien sich verheddert haben, denn auf dem Pferd konnte er klar sehen wie es mit ihr hinaus auf die Ebene ritt. Der Drache machte keinen Hehl aus seinen Absichten. Mit ausgebreiteten Schwingen und geöffneten Klauen stürzte er hinab. Feste konnte nur zuschauen. Alles lief für ihn wie in Unterwasser ab, zäh, langsam, mit ständig merkbarem Widerstand. Vergebt mir Twiggy...
 
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Geistige Getränke

Das Ophelia Coleoptera schlug, alsbald es von Spillers Seite gerissen wurde mit dumpfem, ledernen Klang hart auf dem Pflaster Trauerlieds auf und blieb aufgeschlagen im Schneematsch liegen, wo sich nach kurzer Zeit bereits die frostigen Griffel feuchtkalten Straßendrecks an seinem Einband zu schaffen machten. Dem hypothetischen Betrachter wäre es vorgekommen, als wäre das wertvolle, doch unscheinbare Buch im Zeitraum eines Augenzwinkerns ohne Vorwarnung in der Luft erschienen und nach kurzem Zögern abgestürzt, um dem Boden einen unvorhergesehenen Schlag zu verpassen. Doch den Boden kümmerte es nicht und niemand war da, um die plötzliche, übernatürliche Erscheinung zu beobachten.
Und so war es, als hätte das Buch schon immer dort gelegen oder zumindest seit der jüngsten Unruhen. Wäre in diesem Moment jemand vorbeigekommen, hätte er vermutlich gedacht, es wäre im Zuge der Kämpfe dort gelandet, als hätte jemand versucht es fortzuschaffen, jemand, der während seiner verzweifelten Bemühungen auf Flucht eingeholt und von hinten aufgeschlitzt worden war, das schriftliche Werk zurücklassend, während seine Leiche schon lange auf den Scheiterhaufen der Elfen brannte. Oder aber, jemand hatte es weggeworfen, nachdem er es im Angesicht des Feindes als überschüssige Last erkannt hatte - zurückgelassen als schmerzhaftes Zeugnis davon, dass alles Wissen der Welt wertlos war gegenüber der Chance auf Überleben. Oder es hatte schon dort gelegen, bevor die Häuserkämpfe ausgebrochen waren und die Stadt Trauerlied in einen alptraumhaft qualmdurchwölkten Höllenherd verwandelt hatten, einfach einer unachtsamen Hand entglitten und vergessen.
Vals, der Bogenschütze wusste genausowenig über den wahren Grund bescheid, wie er sich sicher wahr, dass eine seiner Möglichen Erklärungen zutraf, aus denen das Buch nun vor seinen Füßen liegen könnte. Er war in eine Seitengasse eingebogen und hatte es dort im Schnee liegen sehen, mehr konnte er nicht sagen. Und obwohl ihm das vorherige Schicksal des Ophelia Coleoptera rätselhaft und unergründlich zunahe ging hob er es auf, erfreut über seinen unerwarteten Fund.
Weiteres Rätselraten schob er sowieso von sich, als er den klammen Band in seine Tasche zwängte und würde wohl nie erfahren, welche Launen der Geister ihm zu diesem Umstand verholfen hatten, denn Vals, ehemaliger Gardist der schönen Helena - wie er sie in Gedanken zu nennen pflegte - war hemmungslos besoffen.
Die elfische Besatzungsmacht hatte ihm und seinen Gefährten vorläufig freies Geleit ermöglicht und er, der er zuerst seinen engsten Freund und Kameraden Serth, entpuppt als Doppelagent und Verräter tot auf dem Boden einer Gasse hatte liegen sehen und dann den hinterhältigen Mord an seiner Befehlshaberin von der Hafenkante aus hatte beobachten müssen, hatte jeden Glauben an sein hehres Ziel verloren. Der Verräter Anthred hatte die schöne Helena hinterrücks abgestochen wie ein Tier, sie, der Vals ganze Treue und Bewunderung gegolten hatte. Und so ertränkte er seine Qualen in jedwedem geistigen Getränk, das er auftreiben konnte.
In seinem derzeitigen Zustand hätte er mit seinem Bogen selbst ein Scheunentor verfehlt - und doch hatte er ein sehr wertvolles Buch gefunden.

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Dreifach war das Bild des Wüstenbodens, verzerrt und von unsichtbaren Händen wechselseitig zerrissen. Serafine sehnte sich gnädige Schwärze herbei, die ihren arglosen optischen Sinnen eine dringend benötigte Ruhepause gegönnt hätte, doch vermochte sie nicht die Augen zu schließen. Ihre Schwestern entzogen ihr das Handlungsvermögen selbst die Augenlider zu bewegen, pausenlos streitend, raffgierig und in Panik. Verklärt drangen die Worte des Echsenmannes zu ihr hindurch, der sie rief, wie ihr Vater es vor langer Zeit getan hatte. Als ihr gewahr wurde, dass sie sich bereits gestützt durch ebenjenen Gefährten auf dem Weg bergan befand wurde ihr die seltsame Verögerung bewusst, in der fremde Worte stecken blieben wie in Honig. Was der schuppige Kerl gesagt hatte, musste schon seit einigen Augenblicken vergangen sein. Fina fand sich unangenehm in ihrer eigenen Existenz bedroht, als ihr mehr und mehr klar wurde, dass sie die Kontrolle verlor und auch ihrer zwei Schwestern brüllende Willen machtlos waren. Die Stimme Harvalds echote beinahe geräuschlos durch ihren Geist, bevor sie machtlos beobachten musste, wie eine schuppig-grünliche Faust in ihre Magengrube drang und sich langsam zurückzog.

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Jeder der behauptete, sich zu prügeln wäre einfach hatte keine Ahnung wovon er sprach. Haj'ett sah sich durch vor Schmerz zusammengekniffenen Augen mit der rechten Pfote herumwedeln, die sich anfühlte, als wäre ein Kai'shak darauf ausgerutscht. Er musste bei seinem Hieb eine Rippe erwischt haben, anders konnte er sich die Schmerzen nicht erklären, die nun dumpf in seiner Faust pochten wie Kriegstrommeln der Agamas. Wenigstens hielt Fina jetzt still, die sich auch auf den Ruf des grauen Kriegers hin nicht hatte beherrschen können. Aber Haj'ett hatte seine Stimme nur allzu deutlich vernommen und sich sogleich den Kopf darüber zerbrochen, welche Vorräte an geistigen Getränken er noch mit sich führte. Seine Tasche hatte nutzlos von seinen Schultern gebaumelt, während er sich in einem unergiebigen Gerangel und Geraufe mit der jungen Frau herumgeschlagen hatte, die seinen Hilfsversuchen entgegenwirkend gezogen und gebockt hatte wie ein frisches Fohlen.
Jetzt krümmte sich der Leib des Mädchens im Staub vor ihm, und er hasste sich dafür, ihr solche Gewalt angetan zu haben. Sein Bedauern währte kurz, als er in seiner hastig zu Rate gezogenen Tasche das Fläschchen fand, an das er sich erinnert hatte. Ein schlankes Glasbehältnis wog leicht in seiner Echsenfaust, als er es hastig entkorkte und sich seiner Geschichte erinnerte. Er hatte es seit seiner Zeit in Port Raven mit sich geführt, nachdem ein zweifelhaft frohgemuter Flüchtling es ihm in die Hand gedrückt hatte. Haj'etts Erfahrung und erprobten Gaumens nach war die Flüssigkeit für genau zwei Dinge zu gebrauchen: zum Waffen reinigen und Hirnzellen abtöten.
Es war der Pflege seiner Armbrust geschuldet, dass er den zungenverbrennenden Mist nicht längst weggekippt hatte, doch mit einer kleinen Idee Glück würde es dabei helfen, den Rat des Knochenkriegers umzusetzen. Nach einem Stoßgebet zu den Geistern packte er sich die Wangen der keuchenden Frau mit einer Pfote und stopfte ihr kurz darauf die Mündung der Flasche zwischen die spröden, doch den Blicken gefälligen Lippen. Nichts geschah und alarmiert warf der Echsenmann einen Blick nach hinten, der ihm offenbarte, dass Mana an der Seite des Schnitters bereits der nachrückenden Flut an Feinden entgegenschritt. Alexis war nirgends zu entdecken.
Um dem ganzen Irrsinn die Krone aufzusetzen begann Fina sich von ihrem ungerechten Bauchtreffer zu erholen und ihre schlaff tastenden Hände fingen an, sich um seine Handgelenke zu bemühen. Erbost behalf er sich als letzten Ausweg damit, seine freie Hand auf ihre Nase zu legen und fest zuzudrücken. Wieder tat es ihm Leid, als das hilflose Mädchen nach Luft schnappte und gleich darauf heftig zu husten begann, als der feurige, billig gebrannte Fusel ihre Kehle hinabrann, doch endlich funktionierte es. Trotz allem Röchelns und Keuchens floss der Schnaps hinab und tat seine Arbeit.
Erleichtert fühlte Haj'ett die Glieder Finas erschlaffen, bevor sie unvermittelt emporsprang. Schwankend kam sie auf die Beine, mit klarem Blick der doch verklärte Ziele hatte und zückte ihre Armbrust. Er sprang herbei, seine Siebensachen aufsammelnd und erwiderte ihren Blick.
"Fina, seid ihr bei mir?"
Er umfing ihre geschwinden Handgelenke eindringlich, einer Antwort harrend.
"Es ist besser", lallte sie beinahe, "ich werde diesen Missgeburten einige Bolzen in den Arsch jagen."
Naserümpfend nahm er die Ausdrucksweise zur Kenntnis und beglückwünschte sich dennoch seines Erfolges. Unvermittelt tauchte Alexis neben ihm auf, zerkratzt doch lebendig, noch immer schwer atmend nach Kampf und Aufstieg.
"Wir müssen weiter nach oben!"
Haj'etts Ton war bestimmt und fest. Sein Freund nickte nur und auch das Mädchen ließ sich mitziehen, solange sie bloß die Möglichkeit hatte, ihren gepanzerten Kameraden im Auge zu behalten, obwohl ihre Schritte stampfend unsicher und tapsig waren. Das Dreiergespann hatte soeben das erstaunlich gleichgültige Pferd erreicht, von dem dieser Harvald gesprochen hatte, als ein wiehender Schemen an ihnen vorbeisauste. Haj'ett erkannte eine verhedderte Twiggy - die er bis zu diesme Zeitpunkt in Sicherheit gewährt hatte - auf dem Rücken des ausgebrochenen Gauls, und musste beobachten, wie das Reittier ohne Rücksicht auf Verluste, denn von schierer Panik getrieben durch die Reihen der Dämonen preschte und Staub aufwirbelnd in die Ebene hinausgaloppierte.
Ein allzu bekanntes Brüllen kündete von dem herabstoßenden Drachen.
Bei den Geistern...
 
Zitternde Menschen, weinende Kinder, wimmernde Laute hallten raunend durch die Gänge der in die Katakomben führte und ins Innere des Zirkels. Ins Innere des roten Berges, wo sie sich sicher in dessen Bauch und geschützt geborgen wähnten. Erschöpft waren die Adepten und die Magister die oben auf dem Plateau ihre Magie verwoben hatten diskutierten angeregt über den Verlust ihres jüngsten Mitglieds. Eine Schande das er nicht standhielt.
Feyndri'hal unterdessen, auf einem Stuhl platz genommen habend fühlte Oriaks Stirn, die fiebrig wohl vor sich hinglühte, während die nette Frau bei ihm eine Flüssigkeit in ihn hineinbrachte, die ihm wohl helfen sollte und stand dann auf. Ein Blick schwiff über die Mannen die mehr gebrechliche Gelehrte als Krieger waren, schwiff über Frauen und Kinder der hiesigen Reihen. Dies war ein friedlicher Ort, bis sie auftauchten, sie alle und vermutlich den Riss mit sich brachten für sie. Er ging ein paar wenige Schritte unruhigen Ganges auf und ab, atmend und nachdenklich gesenktem Haupts mit verschränkten Händen auf dem Rücken. Die Worte des Magisters der sie hier hinabführte ergaben keinerlei Sinn. Erst Recht nicht wenn man bedenkt, wie schutzlos sie nun hier ausharrten, wie eine Maus in der Falle. Es sei denn es gäbe noch einen anderen Schutz für sie. Ungeduldig harrte der Elf darauf, dass die Worte der Magi in ihrem kleinen Zirkel enden mochten, doch das war solange nicht der Fall, bis ein junger Bursche mit schwarzen Haaren außer Atem in den Gang preschte und dann mit aufgestützten Händen auf seinen Knien hart japsend um Atem rang. Der Anblick ließ nicht nur Magister Merida aufhorchen, sondern auch den Gesandten der Himmelselfen. „Wie ist die Lage.“ forderte der Hochrangige von seinem Späher. „Sie ziehen sich schwerfällig in die Gänge zurück, die Barriere hält und unsere ist auch errichtet. Meine weiteren Mannen in den Klüften berichten immer wieder von kletternden Dämonen, die vergehen.“ „Gut, ruh dich ein wenig aus und kehre dann zu deinem Posten zurück.“ Magister Merida blickte vielsagend zu Fenydri'hal, als dieser tief einatmete und seine Hand um seinen Bauch schlang. Blicke wurden getauscht und besagten, dass der Elf nicht einverstanden war mit dem was oben auf dem Plateau geschah, doch einsehen musste, dass ein Verlust der hiesigen Magi schon seine ganz eigene Sprache sprach. Sternenmagi wachsen schließlich hier nicht so einfach auf den hier nicht vorhandenen Bäumen und wie es aussah hatte hier niemand mit dem Ausmaß einer solchen Katastrophe gerechnet.

Ein letztes Mal ging der Elf an den Aufgang zum Sternenplateau zurück und blickte sich um.

Schwarze Gewitterwolken wälzten durch den Himmel und immer wieder zuckten Blitze durch die von Unheil geschwängerte Luft, stickig wie Rauch. Ein unnatürlicher Wind herrschte und Heulen und Jaulen zeugte von grausamen Spielen einer Jagt in der Menschenwelt. Die blonden Haare des Elfen flatterten in dieser von wirren Tönen und speienden Lüften todbringenden Luft wie eine Fahne, die sich ihrem Zerreißen trotzend zur Wehr setzt und blickte in den Himmel, dann in die Tiefe wo er den Drachen sah und einen winzigen Punkt. Er hob die Hand vor das Gesicht, um die auf sein Gesicht anbrandende Luft davon abzuhalten ihm den Atem zu rauben. Immer wieder suchten seine Augen eiligst den Himmel ab, Ausschau haltend, suchten sie ihn – den Merlin.

Wenn die Verbindung stand, dürften seine Vertrauten und Verbündeten in Hál genau sehen, was sich hier abspielt und womit die Welt es zu tun hatte, doch er konnte ihn nicht ausmachen, den Vogel. Jedoch war er sich sicher, das er da war. Der Merlin unterdessen stob wie ein Pfeil über die Ebenen, über die Dämonen, über die Spalte und an den Hängen entlang des Berges, dem die Bedrohung zu Teil wurde. Sah das Leid, sah den Riss, sah die Dämonen und sah den Drachen. Berichtete von den Toten, von den Gefallenen, aber auch von den Feinden und ihrem Aussehen, ihrem Vorgehen und Scheitern. Schnellen Flügelschlags jagte er dahin und sammelte diese Eindrücke. Als der Elf ihn erblickte hob er seinen Unterarm um ihm einen Landeplatz zu bieten. Der Merlin flog darauf zu und nahm platz und der Botschafter nahm ihn mit hinunter in die Katakomben.

Das leise fiepen und der fremdartige Vogel war ein aufregender Punkt in der Kinderschar und selbst Magister Merida spürte die magische Präsenz des Tieres sofort, als der exotische Elf abermals zu Oriak trat und erneut seinen Platz neben ihm einnahm. Die Kinder kamen angelaufen, doch wurden zunächst zurückgehalten von ihren Eltern und Müttern. Erst als der Elf einladend die Hand hob, traten sie heran und bestaunten das Tier. Munter drauf los plappernd, fragend und lachend erkundeten sie und es war dem Elfen willkommen. Geduldig beantwortete er ihre Fragen, erklärte was das für ein Vogel war und erzählte wo er herkam. Noch verbarg der Merlin seine Kraft vor allen, hatte er von seinem neuen Freund noch nicht die losenden Worte gehört, die sie entfesseln und schüttelte sich und blickte munter umher, als neugierige Finger sich ihm einer nach dem anderen vorsichtig näherten und sich anschickten ihn zu berühren und kurz zu streicheln und zuckten ängstlich zurück, als dieser sich schüttelte, oder kurz flügelschlagend dem ausweichen wollte. Es war dem Himmelselfen eine erfreuliche Ablenkung inmitten all der Grausamkeit und er achtete wohlwollend darauf, dass es weder dem Vogel noch ihm zuviel wurde. Zu lange hatte er das Kinderlachen aus Hál vermisst, als das er sie jetzt ablehnen könnte und es tat gut, etwas Ablenkung in die Angst der Menschen hier zu bringen.
 
Twiggy blieb noch Zeit für ein erschrockenes Quieken als das Pferd endgültig durchdrehte und wie ein Wahnsinniger genau den Weg zurück raste den es eben erst in der anderen Richtung zurückgelegt hatten. Sie hatte von Anfang an gesagt, dass diese verdammten Tiere direkt aus der Hölle stammten und sie hatte Recht behalten! Twiggy wurde durchgeschüttelt wie eine Stoffpuppe und hinge sie nicht hoffnungslos in diesen verdammten Lederbändern fest, wäre sie schon lange abgeworfen worden. Doch so baumelte sie hilflos an der Seite des Gauls und klatschte immer wieder gegen ihn, während er sich in gewaltigen Sprüngen seinen Weg durch die Dämonenhorde bahnte. Von einem letzten Rest Überlebenswillen getrieben versuchte Twiggy ihr Messer zu greifen und sich freizuschneiden bevor das Mistvieh sie noch endgültig ins Verderben beförderte, doch dazu kam sie nicht mehr.

Ein weiteres Mal senkte sich die Finsternis über sie und das Brüllen der Verdammnis erschallte am Himmel. Dann rammte die geflügelte Bestie auch schon ihre Klauen in das Pferd und riss es samt anhängendem Goblin mit sich in den Himmel. Twiggy entwich das verzweifeltste und angsterfüllteste Jaulen das jemals ein Goblin von sich gegeben hatte. Ihr geliebter Erdboden schrumpfte und entfernte sich in alarmierender Geschwindigkeit und sie selbst war kaum in der Lage sich zu bewegen. Nicht nur dass die Panik sie lähmte. Ihre Füße baumelnden auch noch über einem unendlichen, stets wachsendem Abgrund und nicht nur das Zaumzeug des Pferdes hielt sie fest. Auch eine der Drachenkrallen hatte sich widerstandslos durch ihren Rucksack, ihre Kleidung und vermutlich auch durch ein Stück Goblin genagelt und drückte sie gegen den zappelnden und panisch um sich tretenden Gaul. Nicht dass Twiggy davon irgendetwas gespürt hätte, sie war so sehr mit Panik geflutet, dass solche Nebensächlichkeiten vollkommen untergingen. Der Drache war schließlich langsamer geworden und nun wie ein jagender Falke flügelschlagend in der Luft fast zum Stillstand gekommen. Twiggy verrenkte sich fast den Hals um nach hinten und oben zu sehen, wobei sie mit dem Anblick eines gigantisch riesigen aufgerissenen Mauls voller dolchspitzer Fänge begrüßt wurde. In bester Goblinmanier quiekte sie panisch und der Drachenschädel schnellte auch schon herab, wie eine ganze Wand von Zähnen oben und unten, schnappte über Kopf und Brust des Pferdes zusammen und riss es in zwei Hälften. Und während er noch dabei war diesen Teil seiner Beute herunterzuschlingen wurde Twiggy mitsamt dem verbliebenen Rest Pferd höher gehoben. Sie wimmerte und zappelte voller Verzweiflung, doch auch wenn die Pferdezügel nun sauber abgetrennt waren, hing sie noch immer wie ein Spielzeug an der Klaue fest. Und der Besitzer der Klaue neigte sein Gehörntes Haupt und ein orangerot glühendes Auge starrte Twiggy direkt an. Fast wirkte es so als wäre er neugierig was er da für eine eigenartige knochige Gestalt gefangen hatte. Ein leises Brummen kam aus seinem Schlund und tatsächlich bewegte er seine Pranke hin und her, nur um zu beobachten wie sich die kleine wimmernde Goblinhexe mit bewegte und ihre dünnen Arme und Beine hilflos und albern herumzappelten.

Nein! So wollte sie nicht abtreten. Sie suchte nach einem Ausweg, einem Schlupfloch, irgendetwas. Doch die Verzweiflung und die Hilflosigkeit hielten sie in genauso festem Griff wie der Drache. Es gab nichts was sie tun konnte. Kein noch so guter Trick würde ihr hier heraus helfen. Selbst wenn sie es geschafft hätte sich freizuwinden und nicht in diesem Monsterschlund zu enden, es gab nur einen anderen möglichen Weg und zwar sehr, sehr weit und sehr direkt nach unten. So tot und so tot, sie konnte sich nur aussuchen was von beidem wohl schneller ging.
In einem letzten Akt von Verzweiflung griff sie nach ihrer Magie um... um irgendwas zu tun. Sie hatte keine Ahnung. Es gab nichts das ihr helfen würde. Nein, sie wollte nur noch überhaupt etwas tun und nicht reglos abwarten wie eine Maus im Angsicht einer Schlange, jetzt da sie dem Unausweichlichen buchstäblich Auge in Auge gegenüberstand. Sie kratzte Magie zusammen und versuchte sie mit schierer Gedankenkraft in irgendeine Form zu quetschen. Doch das was passierte löste in ihr fast noch mehr Entsetzen aus als der Drache. Denn das was ein solides illusionäres Gebilde hätte werden sollen, so wie sie es schon hundertmal gemacht hatte, zerfiel sofort in winzig kleine schwärzliche Funken, die wie Staubflusen im Wind einfach davonschwebten.
Twiggy blieb die Luft weg und sie war sicher, dass ihr armes Goblinherz sogar einen Moment aussetzte. Nein, hämmerte es in ihrem Kopf. Das konnte doch nicht sein! Das einzige worauf sie sich immer hatte verlassen können war ihre eigene Magie gewesen, doch jetzt war sogar das verloren und hatte sie einfach im Stich gelassen. Der eigenartige Fehlversuch schwebte außer Sicht und entzog sich gänzlich ihrer Kontrolle. Sogar der Drache schien sich darüber zu amüsieren, dass seine Beute nun auch von sich selbst verlassen worden war. Er blickte dem erbärmlichen Magiefehler hinterher und als er Twiggy wieder ins Auge fasste, öffnete er seinen gigantischen Schlund, in den sie locker aufrecht stehend hineingepasst hätte. Fauliger Aasgestank und der Hauch von Asche und Verdammnis raubten ihr gleichermaßen den Atem und ließen sie nach Luft schnappen.

Twiggy versuchte es noch einmal, doch wieder kam nicht mehr zustande als ein Wölkchen schwarzer Funken. Und mehr noch, es kam ihr vor als übten diese einen unsichtbaren Zug auf sie aus und saugten gierig an den bisschen Magievorrat den die Goblinhexe noch besaß. Sie versuchte sich gegen diesen Zug zu stemmen, aber ihr war zumute als würde ein Teil von ihr aus ihr herausgerissen und durch einen winzig kleinen Spalt nach draußen gequetscht werden. Das Gefühl war widerlich, noch widerlicher als über diesem Abgrund zu hängen. Konnte es nicht einfach aufhören? Twiggy wimmerte ein weiteres Mal um Gnade, und die komische Magie schien ihr Flehen erhört zu haben, denn der Zug ließ nach. Twiggy fühlte sich wie ausgedörrt und ihr Kopf hämmerte. Sie konnte beobachten, dass sich die eigenartige Funkenwolke zu einer undurchdringlichen Schwärze gewandelt hatte. Es wirkte dabei weniger wie eine Gewitterwolke, sondern sah eher aus wie die undurchschaubare und alles erstickende Aschewolke eines Vulkanausbruchs. Und das Ding war schwarz wie die Finsternis selbst, die am Himmel befindlichen Gewitterwolken erschienen dagegen fast hell. Es war auch größer geworden, oder? Twiggy blieb keine Zeit mehr darüber nachzudenken und ihr Verstand funktionierte vor lauter Aufregung ohnehin nur noch sehr schleppend. Die Drachenzähne senkten sich herab und gerade als sie innerlich schon damit abgeschlossen hatte, dass ihr letzter Augenblick geschlagen hatte, berührte die Drachenschnauze die Wolke. Ein blauvioletter Lichtblitz erstrahlte auf der Oberfläche des... Dings, sprang auf den Drachen über und ein knisterndes Krachen ertönte. Der Drache zischte und riss seinen Kopf wieder nach oben.

Und nun da der Schädel nicht mehr im Weg war bekam Twiggy erstmals die Möglichkeit beobachten zu können was sie da eigentlich angerichtet hatte. Die erste Funkenwolke hatte eine ähnliche Transformation hinter sich wie die zweite. Nur in sehr viel beängstigenderem Ausmaß. Die Finsternis hatte mindestens die Größe des Drachen erreicht. Wie ein hungriger magischer Schwamm saugte sie die Magie auf die der Riss in die Umgebung verströmt hatte. Und jedesmal wenn die Wolke einen neuen Funken Magie berührte flackerten blaue, violette und tiefschwarze Blitzfunken auf und das ganze beängstigende Gebilde wurde noch größer.

Auch der Drache reckte den Hals um das zu beobachten und schien in diesem Moment sogar vergessen zu haben, dass er immernoch klägliche Beute in den Klauen hielt. Flügelschlagend versuchte er in die Höhe zu flüchten, weg von diesem eigenartigen magischen Ding das da am Himmel waberte wie eine lebendige Bestie. Doch offensichtlich hatte die wie-auch-immer geschaffene und undefinierbare Magie etwas dagegen. Die Wolke schien sich zusammenzuziehen, ehe dann ein langer rauchförmiger Strahl wie ein Tentakel in die Höhe schoss und die Schwanzspitze des Drachen zu fassen bekam. Und schneller als Twiggy schauen konnte kroch der Rest der Unheilswolke daran hoch und von dort aus weiter am Drachen hoch. Ein wahres Funkengewitter brach los und das zugehörige Krachen klang wie Donnergrollen. Ein klagendes, schmerzerfülltes Brüllen erschallte in der stürmischen Finsternis und Twiggy spürte wie sich die echsenhafte Bestie krümmte und verkrampfte.

In einem Anflug von Geistesgegenwart langte die Goblinhexe nach der Drachenpranke, drehte sich ein Stück und klammerte sich daran fest. Sprach- und atemlos beobachtete sie was passierte. Was sie da angerichtet hatte. Nicht nur das farbenprächtige Funkengewitter, auch die magisch knisternde Luft ließen ihre nicht vorhandenen Haare zu Berge stehen und löste ein Gefühl von Übelkeit in der Magengegend aus. Für einen kurzen Moment verdrängte auch noch ein anderes, stärkeres Gefühl ihre Angst. Etwas ganz eigenartiges das ihr bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbekannt gewesen war. Faszination? Nein. Etwas anderes.
Doch bevor sie daran überhaupt einen Gedanken hätte verschwenden können, passierten verschiedene Sachen gleichzeitig.
Das Funkengewitter war genauso schnell erloschen wie es angefangen hatte und die zugehörige Unheilsmagie schien ihren Hunger gestillt zu haben, denn sie löste sich von dem Drachen und schwebte weiter nach oben in den Himmel. Gleichzeitig war es trügerisch still geworden, nur der heulende Wind pfiff Twiggy noch um die Ohren und erinnerte sie daran, in welcher beängstigenden Höhe sie sich eigentlich befand. Und da nun auch die Welt in einem sehr seltsamen Winkel zur Seite kippte, realisierte Twiggy dass ein ganz bestimmtes Geräusch verstummt war.

Das Geräusch der schlagenden Drachenflügel.

Und genau jetzt übernahm auch die unbesiegbare Naturgewalt namens Schwerkraft wieder das Kommando und streckte ihre unsichtbaren Fänge nach dem Drachen aus. Einen kurzen Augenblick lang schien die reglose Echse noch am Himmel hängenzubleiben... gerade noch lang genug um einen erneuten Schub an Todesangst beim anhaftenden Goblin freizusetzen und das eigenartige Gefühl von eben vollkommen unter sich zu begraben. Dann rauschten Echse und Goblin beide auch schon in atemberaubender Geschwindigkeit zurück in Richtung Erdboden.

Twiggy klammerte sich vollkommen verzweifelt in die Schuppenhaut hinter der Klaue und versuchte irgendwie ihre eigenen schmalen Krallen zwischen den Schuppen zu verankern. Der Wind trieb ihr die Tränen in die Augen und die Panik raubte ihr den Verstand. Die verbliebenen Pferdeteile hatten sich bereits von den Klauen gelöst und verschwanden als undeutlicher Punkt in der Ferne. Und Twiggy und Monstrum würden beide den selben Weg nehmen, denn der Boden kam in rasantem Tempo näher. In ihrem Kopf sah und spürte sie bereits den Aufprall und sie hoffte inständig, dass das ganze wenigstens schnell gehen würde. Doch dann ging ein Zucken durch die ganze riesige Echsengestalt, auch durch die Pranke an die Twiggy sich so verzweifelt klammerte. Die ledernen Drachenschwingen entfalteten sich mit einem Rauschen. Der Drache brüllte und der lange Echsenschwanz peitschte quer durch die Luft, im Bemühen den Körper in die richtige Richtung zu drehen und den Flug zu stabilisieren. Nicht dass es einen großen Hoffnungsschimmer bei Twiggy entfachte, dass die Monsterechse wieder erwacht war. Nein, es schenkte ihr nur ein paar weitere Sekunden in denen sie sich ans Leben klammern konnte. Vielleicht.
Endlich ging ein kräftiger Ruck durch die Abwärtsbewegung, als die Drachenflügel einen Windstoß erwischten. Sofort zog der Drache hoch und Twiggy spürte wie ihr Innenleben in einer vollkommen unnatürlichen Art und Weise in Richtung ihrer Zehen rutschte.
Die Welt drehte sich ein weiteres Mal nach oben.

Doch dieses Mal fand der Aufstieg ein jähes und sehr endgültiges Ende. Denn der Drache schaffte es nicht mehr rechtzeitig auszuweichen und rammte mit einem lauten Krachen die magische Barriere, die den Sternenzirkel schützte. Dieser plötzliche Ruck schleuderte Twiggy nach vorn direkt gegen die Drachenklaue, wobei sich die scharfe Spitze in ihr Bein spießte. Doch das bemerkte sie in all dieser Panik kaum noch. Die Welt drehte sich wie verrückt und hüpfte in alle erdenklichen Richtungen, sodass Twiggy gar nicht mehr wusste wo oben und unten war. Denn der Drache prallte ab und schlidderte durch sein Tempo an der Außenhülle der Barriere entlang, schrammte noch ein paar weitere Male dagegen und rammte schlussendlich eines der Felsplateaus vor der Barriere. Dieser letzte Aufprall war zuviel. Alles was Twiggy noch irgendwie an der Riesenechse festgehalten hatte, löste sich. Nicht nur der verkrampfte Griff ihrer Krallen, auch der Stoff und der Rucksack verabschiedeten sich mit einem reißenden Geräusch. Twiggy prallte hart auf den Boden, schleifte und rollte noch ein gutes Stück weiter bis sie dann endlich neben der magischen Barriere zum liegen kam.
Gleichzeitig rutschte auch der Drache neben ihr über die Plattform, doch er erreichte das rückwärtige Ende und kippte vornüber in den Abgrund, wodurch er außer Sicht verschwand. Nur abgerissene Schuppen und mehrere abgebrochene Stacheln in der Schleifspur zeigten welchen Weg er genommen hatte.

Und neben dieser Schleifspur befand sich ein arg geschundener Goblin, der blutend und elend neben der Barriere lag und mühsam nach Luft rang. Eine Hand krallte sich noch um eine abgerissene Drachenschuppe, doch auch dieser letzte Rest an Energie verflüchtigte sich schnell und das Ding rutschte ihr aus den Fingern.
Twiggy schaffte es nur noch einmal träge in die verschwommene Umgebung zu blinzeln und leise zu wimmern, während auch schon das glühende Feuer von Schmerz überall in ihr aufflammte und alle anderen Empfindungen auslöschte. Dann flüchtete sich ihr Verstand endlich in tröstende Stille und Finsternis.
 
Das Blut rauschte heftig ihn seinen Ohren und die körperliche Verfassung stand in einem krassen Gegensatz zu den Bedenken die sein Verstand ihm eingab. Eine solche Euphorie hatte er das letzte Mal erlebt, als er in einer Nacht ein Rudel von Kabalhunden in den Ebenen von Fawham beim Fressen überrascht hatte. Es würde wohl Tage, vielleicht Wochen, dauern bis die angestaute Lebensenergie wieder verbraucht war.

Plötzlich schoss eines der Pferde panisch, in wildem Galopp taumelnd, zwischen ihm und Mana hindurch auf die offene Wüste zu. Der Reiter fehlte. Der Narr hatte offenbar sein Reittier verloren und würde den ganzen Weg, auf seinen kurzen Beinen hinauf wandern müssen. Der Gedanke an das damit verbundene Klingen der Glöckchen erinnerte ihn an eine Ziegenherde und zauberte ein Grinsen auf seine Gesichtszüge. Doch seine Wahrnehmung machte einen Reiter aus. Das rasende Herz des Goblins, der offenbar in irgendeiner Weise mit dem Pferd verbunden war.

"Los Mana, holen wir uns den Gaul zurück, der Zwerg wird nicht laufen wollen." grinste Harvald.

"Stärker als deine andern fünf Sinne ist offenbar der sechste: dein Leichtsinn.", gab die bissig zurück."Nein, auch wenn Alexis eine tiefe Freundschaft zu dem Goblin empfindet, da ist nichts mehr zu machen. Sieh........."

Und Harvald gewahrte durch die schmale Felsenöffnung wie der Drache herabstieß und den Gaul mit einer Pranke ergriff. "Ich meinte nicht den Goblin, ich meinte das Pferd. Schade eigentlich. Aber dein Wahnsinn passt zu meinem Wahnsinn. Sehen wir zu, dass wir nach oben kommen."

Unter häufigem Umsehen wanderte Harvald den Bergpfad hinauf, während Mana stets voranlief und einige Meter entfernt stoppte, um den Rückzug zu sichern. Erstaunlich gut, sie arbeiteten wie ein eingespieltes Team. Vielleicht kann sie nicht nur in deinen Gedanken sprechen, sondern auch lesen. Dann solltest du allerdings sehr vorsichtig mit deinen Geheimnissen sein, meldete sich die Stimme aus dem Hinterkopf.

Im nächsten Augenblick brach auf der Ebene ein Blitzgewitter los, das den Sand zum Kochen brachte. Einzelne Einschläge trafen auch die schmale Schlucht und hinterließen geschmolzenen Sand und Gestein. An einigen Stellen fing auch die eher armselige Vegetation aus trockenem Grass Feuer. Der Dämonenstrom riss ab und nur noch wenige, die bereits vorher die Schlucht erreicht hatten, folgten ihnen in einigem Abstand. Die Ordnung der Angriffe war dahin und nur noch vereinzelte, besonders dämliche Dämonen wagten sich in Richtung der Wölfin oder des großen Mannes. Und da waren ja auch noch die Bolzen, die gelegentlich zielsicher an Harvalds Kopf vorbei jagten.

Als beide oben ankamen, orientierte sich Mana sofort zu ihrem Herrn, der sich an der Felswand abstützte. Harvald griff Fina an den Schultern und sah in die glasigen Augen. "Fina", es war mehr eine Frage als eine Feststellung. "Ja, sie schlafen wieder, nur Reza regt sich ständig, aber ich habe sie unter Kontrolle..., glaube ich. Wie geht es dir?"

"Ich fühle mich, als säße ich nach einem langen harten Arbeitstag zu Hause im schwarzen Drachen." Harvald wies zum Himmel wo gerade ein Drachen abzustürzen schien.

"Ja, bloß hattest du noch nie einen langen harten Arbeitstag. Du reißt Dämonen den Arsch auf und das geht jedes Mal ziemlich schnell", kicherte Serafine.

Harvald nahm das immer noch befestigte Wasserfass und das Tragegestell ab und schlug den Deckel des Fasses mit der Axt ein. Sofort machte sich der Grauen über den Inhalt her. An den Echsenmann gewandt: "Setzt Fina und Alexis auf das Pferd. Sie können in ihrem jetzigen Zustand am schlechtesten laufen und der Weg ist steil und an machen Stellen von losem Gestein tückisch. Bringt alle nach oben. Ich sichere den Rückzug diesmal allein."

Mana gab nur ein Knurren von sich.

"Schon gut, dann bleib."
 
Die Ereignisse überschlugen sich mal wieder.
Harvald drückte Alexis seine Axt in die Hand, während er sich Mana "umschnallte" wie einen Pelzkragen. Der Wolfsgeist war darüber nicht sonderlich erfreut, aber aus irgend einem Grund half sie ihm dann doch und wurde zu seinen Augen. Es war Alexis bisher nicht sonderlich aufgefallen, aber der Dämonenjäger schien Probleme mit dem Augenlicht zu haben. Vielleicht auch ein Nebeneffekt der Sternenmagie.
Verdutzt blickte er auf die Knochenaxt in seinen Händen und spürte die darin wabernde Energie, bevor er zur besinnung kam und einige Dämonen damit aufschlitzte. Etwas unbeholfen vielleicht, angesichts der schweren, ungewohnten Waffe, doch der Effekt hatte es in sich. Irgendwie übertrug die Axt die Lebensenergie seiner Feinde auf ihn, sobald er sie damit niederstreckte. Etwas erfrischter kämpften sie sich ihren Weg voran, weiter nach oben. Irgendwann nahm Harvald ihm die Axt wieder ab. Dankbar gab Alexis sie ihm zurück, denn diese Waffe war, so praktisch sie schien, nicht sein Stil. Stück für Stück wichen sie weiter zurück, schlugen weitere Schattenwesen nieder und sicherten so den anderen den Rückzug nach Oben. Schließlich signalisierten Mana und Harvald ihm, dass sie alles im Griff hätten und der Hexenjäger zog sich widerwillig nach oben zurück, bis er schließlich bei Haj'ett angelangt war.

Hilflos musste er dabei zusehen, wie Twiggy auf dem Rücken des Pferdes wieder hinaus auf die Ebene getragen wurde. Würden die Schatten nicht ihr tödliches Handwerk an ihr verrichten, wäre der Drache an der Reihe, denn er zog weiterhin bedrohlich seine Bahnen. Und zu Alexis' Entsetzen kam es auch so. Der Drache sauste herab und kam mit seiner saftigen Beute in den Klauen wieder zum Vorschein. Entgegen aller Erwartungen wurde er jedoch Zeuge eines wohl einzigartigen Beispiels außer Kontrolle geratener Chaosmagie. Schon knisterte die Luft unheilvoll erfüllt von diesem magischen Ausbruch und der Drache taumelte zu Boden.
Alexis' Herz schlug nun noch wilder. Ein weiteres gefallenes Gruppenmitglied war inakzeptabel. Nicht so lange er noch atmete!
Weiter oben am Plateau angekommen - der Nachschub an Schattenwesen war durch Twiggys Angriff jäh zum Erliegen gekommen - blickte Alexis sich um und konnte die schwache magische Aura Twiggys ausmachen. Sie lebte - noch. Auch die anderen hatten sie gesehen und machten sich sogleich daran, ihr zur Hilfe zu eilen. Vom Drachen war keine Spur.
Alexis entschied sich derweil den Rückzug der übrigen Gruppe weiter zu sichern und vergewisserte sich, dass alle am Plateau ankamen. Sie hatten unter den Wüstenmännern einige verluste einfahren müssen, dessen war Alexis schon eher Zeuge geworden.
Als er sich sicher war, dass alle hinter der Schutzbarriere dieses Ortes in Sicherheit waren, wandte er sich um und folgte ihnen.
Im Sternenzirkel herrschte emsiges Treiben und schon bald nahmen sich eingige der Anwohner der Neuankömmlinge an. Alexis sackte derweil auf die Knie um zu Atem zu kommen. Sie waren in Sicherheit. Vorerst. Die Schatten hatten in Port Raven bereits Einfallsreichtum bewiesen und diesmal wurden sie offensichlich von einer unbekannten Entität angeführt, die auch für den hiesigen Riss verantwortlich zu sein schien.
Alexis hatte kaum mehr Augen für das, was um ihn herum geschah. Er hoffte nur, dass Twiggy es überleben würde und dass sie hier Antworten finden würden. Er begann zu zittern und seine Ohren pfeiften wieder. Jedenfalls dachte er das, denn es war vielmehr ein Klingeln. Ein Läuten, das ihn auf etwas aufmerksam machen sollte.
Wie durch ein Wunder kam ihm ein Schmetterling in den Blick und zog seine Aufmerksamkeit auf den Hexenjäger. Die Azurblaufen Flügel schimmerten im Licht eines Sonnenstrahls, der sich durch die Wolken des Sturmauges um sie herum bahnte. Verdutzt richtete er sich auf und begann dem Schmetterling zu folgen. Er wusste nicht warum. Selbst seine Füße wollten ihm nicht mehr gehorchen und er ging wie fremdgesteuert hinter dem Schmetterling hinterher. Neben einem unscheinbaren Durchgang setzte der Schmetterling sich kurz auf einen Türrahmen und flatterte hinein, als Alexis nah genug war.
Der Gang war dunkel und schien dem Zirkel keinem Zweck zu dienen. Mit seinen Geisterfäden erhellte Alexis den Weg vor ihm, indem er sie in seiner Hand als Kugel kreisen ließ. Der Schmetterling flog emsig weiter, bis er schließlich an einer unscheinbaren Wand sitzen blieb. Alexis wollte nach ihm greifen, da fiel ihm etwas auf. Vertiefungen. Unscheinbar und verdeckt. Er tastete danach und eine Schicht trockenen Sandes bröckelte davon ab, was einige Symbole zum Vorschein brachte.
Sein Herz begann heftig zu schlagen und er wischte weiteren Sand hinweg, legte immer mehr frei. Wie lange war dies schon unentdeckt gewesen? Wussten die Sternenmagi davon?
Alexis hatte da so seine Zweifel. Denn die Symbole waren nicht dieser oder der Iskossa-Zeitrechnung zuzuordnen. So viel wusste der Hexenjäger aus seinen Studien.

Antworten. Hier warteten Antworten auf ihn.
 
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Sicherheit

Wie das Strahlen von tausend Sonnen, die zeitgleich am Himmel entbrennen, wie der herrliche Glanz des mächtigsten Geisterwesens kam es ihm vor, und er fühlte sich wie der Tod selbst, als Vals in seinem zerwühlten Feldbett erwachte und die Sonne ihn mit ihrem gleichgültigen Funkeln, vom Schnee vervielfacht blendete. Stöhnend und mit wuchtig brummendem Schädel fuhr er auf und wälzte sich aus dem kleinen Viereck aus Licht, dass durch sein bescheidenes Fenster auf seinem Kopfkissen brannte. Reumütig fühlte er sich sofort von einem wirbelnden Schwindelanfall und einem weiteren knackenden Stich hinter den Augen gepeinigt. Er konnte sich nicht an die genaue Zahl an Humpen, Flaschen und Näpfen erinnern, deren unsäglichen Inhalt er am Vorabend in sich hineingegossen hatte, noch wann und wie er es geschafft hatte, in der Obhut seines winzigen Zimmers und nicht in der Gosse das Bewusstsein zu verlieren, in Sicherheit, doch zeugte ein klobiges Objekt in seinem Rücken davon, dass es nach seiner Heimkehr noch nicht zuende gewesen war, denn es stellte sich als geleerte Flasche heraus, die er jetzt mühsam unter sich hervorzog und aus dem Bett schleuderte.
Dumpf prallte das gläserne Gefäß auf die Dielenbretter ohne zu zerbrechen, rollte noch ein gutes Stück weiter und verschwand unter dem Schrank, wo sie schließlich mit einem hohlen Geräusch zum stehen kam. Vals beobachtete den Ablauf aus dem Augenwinkel und die Geräuschkulisse dessen bereitete ihm unsägliche Qualen, als wäre die Realität so unendlich viel lauter als normalerweise, als wäre er die verdammte Flasche selbst. Sein Blick blieb an einem Gegenstand hängen, der verloren auf dem Fußboden lag und im glitzernden Staub verschwamm, durch die hereinfallende Morgensonne funkelte wie viele tanzende, kleine Sterne. Aufgrund seiner gestrengen Form und dem diffusen Glänzen goldener Lettern an der Seite erkannte er das Buch, dass er im Rausch freudig aufgelesen hatte, obwohl der Moment des Fundes wie von dunklen Nebelschwaden verdeckt in seinem Geist schwer greifbar herumtanzte. Von Übelkeit geschüttelt schloss er die Augen und verharrte bebend in seiner gekrümmten Haltung, bis er sich wieder getraute, dem Tag ins Auge zu sehen. Noch einige Stunden lag er regungslos darnieder, während er dem Sonnenrechteck beim wandern zusah.
Schließlich drängte ihn der Durst dazu, sich aufzusetzen und der Schwindel hatte nachgelassen. Es gelang ihm tatsächlich, den Krug zu heben und das ausgedörrte Stück Leder, zu dem seine Zunge geworden war mit Wasser zu benetzen. Gierig soff er den Krug bis zur Neige leer. Als der letzte Tropfen entweder in seiner rauen Kehle oder seinem schroff sprießenden Bart versiegt war, wischte er sich ächzend den Handrücken über den Mund.
Und wie ein eingängiges Lied, dass aufdringlich immer wieder ungefragt durch den Geist echote, drängte sich das Buch am Boden wieder in sein Blickfeld.

---

Die Abbilder der Blitze tanzten vor seinen Augen herum wie flimmernde Alpdrücke einer unruhigen Nacht. Es fiel ihm schwer, den Anblick Twiggys magischen Ausbruchs aus seinen Gedanken zu verbannen und kniff die Augen zusammen, um in der Schwärze hinter seinen Lidern wieder zu sich zu finden. Als er sie wieder öffnete, drückte er den Abzug. Der Bolzen entfloh der Waffe in Windeseile und bohrte sich einige Herzschläge später zwischen die Augen eines aufschließenden Dämonenkriegers, bevor er sich auf den Grauen Mann stürzen konnte, der geschwind und beinahe methodisch wie ein Fleischhauer ein Bündel niederer Feinde verarbeitete. Immer noch zwinkernd eilte Haj'ett einige Schritte weiter gen Gipfel und drehte emsig an der Kurbel seiner Waffe, um sie wieder schussbereit zu machen. Ein Blick nach hinten gewahrte ihm, dass das Ziel ihres Aufstieges nicht mehr weit war und den Hintern des Grauen, der Alexis und Fina trug. Sie würden es bald geschafft haben.
Plötzlich geriet Bewegung in die Horden der Schatten, die sich noch immer vorwitzig gegen die fortrückende Gruppe drängten und an den Wänden der Schlucht brandeten. Die Mitte des Tumultes bildete, wie Haj'ett nun erkennen musste, ein gewaltiger schuppiger Hüne, dessen schwarz glänzende Haut stachelbewehrt im öden Unlicht glänzte. Die gelblich lampenartig leuchtenden Augen in seinem Gesicht fanden schnell den Blick des Echsenmannes und verengten sich zu blutrünstigen Schlitzen. Haj'ett stellte fest, dass der Dämonenfürst dort unten letztendlich die Bedrohung der schweren Armbrust erkannt hatte und kurzen Prozess machen wollte. Mit einem einzigen kraftvollen Satz katapultierte sich der Dämon nach oben und landete auf dem schmalen Felsgrat, der dem Echsenmann einen so guten Überblick über das Scharmützel gewährt hatte, sodass die Felsbrocken, die den unebenen Boden übersäten brüchig unter den klauenverzierten Füßen knirschten. Triumphierend erhob er sich und das Gebiss des Kriegsfürsten offenbarte das nadelspitze Grinsen unter einer flachen schlangennase.
Haj'etts Gedanken schwirrten angsterfüllt zu dem kurzen Schwert, dass von seiner Hüfte baumelte, doch als sein neuer Feind eine gut sieben Fuß lange Sense von seinem Rücken zog sank ihm das Herz in die Kniekehlen. Hastig warf er die Armbrust in den Haltegurt und zerrte am Griff des Kurzschwertes, dass wie schon zuvor in Dujol klemmend erst nach einiger Mühe aus der Scheide flog - gerade noch rechtzeitig, um den ersten wuchtigen Hieb der Sense vom schmächtigen Echsenleib zu lenken und gegen die Felswand prellen lassen. Funken stoben auf und Haj'ett wich einige unbeholfene Schritte zurück, bemüht einen festen Stand zu finden. Schon schnellte die Klinge wieder auf ihn zu und der Aufprall schien ihm nahezu die Schultern aus den Gelenken zu reißen. Taumelnd und mit schmerzenden Armen blickte er sich nach seinen Kameraden um. Ihm fiel auf dass er bereits gefährlich hinterherhinkte und Harvald ihm nicht helfen konnte. Panik, wie ein wütender Schwarm brummender Bienen machte sich in seinen Eingeweiden breit und drohte bereits, sein Handeln einem Leichentuch gleich zu lähmen. Er würde diesen Feind nicht besiegen können. Er konnte lediglich versuchen, ihm so lange auszuweichen und seine Hiebe zu parieren, bis er sein Ziel erreicht hatte. Aber was dann?
Heftig und sirrend zischte nun die Sense durch einen beidhändig über den Kopf geführten Angriff herab und hätte den Echsenmann in seinem zaudern fast den Arm gekostet, hätte er sich nicht beiseitegeworfen. Noch ein Hieb, seine Pfote wurde Taub ob des Zusammentreffens von Stahl auf Stahl. Ein weiterer Hieb und das Schwert wurde ihm entrissen und segelte nutzlos davon. Der letzte ausladende Schwung zwang den Dämon zu einer Blöße. Verzweifelt sprang Haj'ett auf, die linke, noch unversehrte Pfote weit ausholend - und landete einen Treffer. Mit einem unappetitlich reißenden Geräusch zog er dem Angreifer die scharfen Krallen quer über das schwarz schuppige Antlitz und hinterließ Wunden, aus denen schwarzes Blut troff, welches in feinen Tropfen den staubigen Fels benetzte. Der Dämon bäumte sich auf und zischte erbost, während er die Hand vors Gesicht schlug. Haj'ett suchte sein Heil in der Flucht.
Keuchend stolperte er den Pfad empor und versuchte zu dem knochengewandeten Krieger aufzuschließen, der blutigen Zoll unter den Schatten forderte. Ein Brüllen im Nacken, sowie das Geräusch stampfender Schritte machte deutlich, dass der Dämonenkrieger seine schmachvolle Erfahrung überwunden hatte und den Echsenmann bald einholen würde. Verzweifelt mühte sich Haj'ett über ein weiteres Stück unebener Felsen, als ein loser Brocken unter seinem Fuß nachgab und beiseiterollte. Er verlor das Gleichgewicht und schlug einen unfreiwilligen Purzelbaum im Geröll, bevor er sich hustend auf den Rücken rollen konnte, um seinem Schicksal entgegenzublicken.

Doch es folgte nur ein dumpfes Klatschen, gefolgt von einem hässlich knirschenden Aufprall drang an Haj'etts Ohren. Sein Häscher war von einem schwungvollen Axthieb in zwei zuckende Hälften zersägt worden und polterte zu Boden.
Mühsam rappelte er sich auf und versuchte zu Atem zu kommen, nicht ohne einige sorgfältige Schritte von dem blutverschmierten Kadaver weg zu machen. Aus den Augen seines Retters schien ein nicht von der Hand zu weisender Funke Irrsinn zu schwelen, als er ein weiteres Grüppchen überforderter Schattengestalten mit bloßen Händen vernichtete. Schwer atmend brachte der Echsenmann die letzten mühevollen Schritte zum Gipfel hinter sich und sah sich um. Eine zweifelhafte Sicherheit umfing ihn und beinahe gelang es ihm, erleichtert aufzuatmen.
Doch dann fiel sein Blick auf den kleinen Leib der Goblinhexe.





Noch nicht korrekturgelesen.-
 
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Er hatte ihn ausgetrickst erkannte Harvald als der etwa mannsgroße höhere Dämon mit schier unglaublicher Kraft in die Höhe auf einen schmalen Felsgrad und von dort hinter ihm wieder auf den Pfad zurücksprang. Gute 10 Mannslängen hatte er mit diesem gewagten Manöver gewonnen und stand nun in seinem Rücken. Zwischen ihm und dem Plateau. Was für eine Anmaßung.

Als er Ha'jett angriff, versuchte Harvald schnell den Pfad hinauf zu gelangen, um noch eingreifen zu können, doch wegen des tückischen Gerölls kam er langsamer vorwärts als erhofft und so stoppte er ungefähr 8 Schritte hinter dem Dämonen ab. Die rechte Führhand ließ die Axt los und glitt zum Dolchhalfter. Sekundenbruchteile später gerade als Ha'jett in einer letzten verzweifelten Anstrengung die Klaue vors Gesicht brachte schlug die wirbelnde Klinge im Rücken des Dämons ein. Harvald hatte das Ziel das schlagende Dämonenherz um weniger als 2 fingerbreit verfehlt aber doch quoll ein Strom schwarzes Blut aus der Wunde. Als der Dämon sich seinem Angreifer zuwandte und gleichzeitig versuchte den Dolch aus dem Rücken zu ziehen, hatte Harvald die letzten Schritte hinter sich gebracht. Die Knochenaxt durchtrennte den Lebensfaden des Dämons wie die Sense des Schnitters und Harvald ging und dem Ansturm der auf ihn einströmenden Lebensenergie in die Knie. Mit einem irren Lachen brüllte er: "Du weißt nicht was hier läuft... Du hast Besuch vom Sensenmann!", und zog den Doch aus der Wunde.

Erst einige Zeit und 3 mit bloßen Händen erwürgte Schatten später gewann er wieder genügend Kontrolle über sich, dass er Ha'jetts Schwert aufsammeln und seinen Weg nach oben fortsetzen konnte.

Als Harvald das Hochplateau erreichte standen der Echsenmann und Serafine mit dem grauen Ross ein gutes Stück entfernt. Serafine hatte offenbar ihr Pferd wieder eingefangen und hielt es kurz am Zügel..., oder stützte sie sich daran ab. Der Echsenmann beugte sich über eine kleine Gestalt, die am Boden in der Nähe eines Felsbrockens lag.

Plötzlich ganz unvermittelt knickte Serafine ein. Offenbar versagten die Beine den weiteren Dienst, doch schon nach Sekundenbruchteilen hatte sie sich wieder gefangen und entwickelte eine geschäftige Betriebsamkeit. Sie holte einen dicken Packen und eine Wasserflasche aus der Satteltasche ihres Pferdes, zog die Zeltplanenrolle hinter dem Sattel ab. Dann begann sie in einer Satteltasche des Grauen zu wühlen und förderte nach wenigen Augenblicken das Öllicht zu Tage.

Als Harvald sie ansprach, blickte er in völlig klare Augen. Der Alkohol war wie weggewischt. "Fina?"

"Ich bin beschäftigt, ich muss dieses Mädchen retten." Mit diesen Worten zog sie die beiden Kordeln aus ihrer Bluse und legte mit sicherer Hand eine Aderpresse am Bein des Goblins an und zog sie vorsichtig auf die ausgebreitete Zeltplane. Dann begann die mit ihrem Dolch die Kleidung rund um die Wunden aufzuschneiden.

Das war nicht Fina, ging es Harvald durch den Kopf.

Serafine kniete sich neben den Goblin und begann den Packen aufzuwickeln. Was sie dort neben einigen Fläschchen und Tiegeln zutage förderte, waren gespaltene Holzstäbchen, eine halbrund gebogene Nadel und ein in einem größeren Tiegel liegende Fäden und Stücke, die entfernt an Tierdärme erinnerten. Sorgfältig betrachtete sie ihren Dolch, schob es aber dann zurück in die Scheide.

Erstaunlich, ging es ihm durch den Kopf. Der Goblin hatte nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Drachen überlebt, sondern es auch noch irgendwie zu Wege gebracht ihm über den Klippenrand zu befördern. Harvalds Achtung vor dem kleinen Wesen wuchs. Alles nur Glück, aber war Glück nicht auch irgendwie eine Eigenschaft. Vielleicht hatte der Goblin ja Gründe gehabt den Elfen anzugreifen, gute Gründe ..., nach seinen eigenen Erfahrungen mit dem Elfen nicht auszuschließen.

Als Serafine wieder aufblickte blieb ihr Blick an Feyndry'Hal hängen, der einige Meter weiter neben Oriak hockte. Sie stand auf, bahnte sich ziemlich resolut ihren Weg durch die Gruppe von Kindern und blieb direkt vor dem Elfen stehen.

"Was seid ihr nur für ein Mensch" fuhr sie ihn an. "Lasst euren Freund hier liegen und spielt mit den kleinen Kindern und einem ... Vogel. Wenn ihr für ihn etwas tun wollt, macht mit eurer Magie eiskalte Umschläge oder kühlt sein Blut um 2 oder 3 Grad ab. Das wird seine Schwellungen lindern und den Druck vom Kopf nehmen, statt ihn hier so liegen zu lassen. Dann ist eure Magie wenigstens zu irgendetwas nutze. Wenn ihr helfen wollt, kommt dann nach. Ich versuche dieses graugrüne Wesen wieder zusammenzuflicken und es ist wichtig, dass sie sich nicht bewegt. Das wird aber passieren, wenn ich die Ader an ihrem Bein zusammenflicke. Also wenn ihr eure Magie auch behutsam anzuwenden wisst, nur eben so stark das die Wunde taub wird, wie die Hände im Schnee, könnt ihr mir helfen."

Mit diesen Worten wandte sie sich ab ging auf den völlig verblüfften Harvald zu. Er hatte zwar nicht verstanden was gesprochen wurde, aber wie konnte sie einfach so zu dem Elfen gehen. Sie griff nach seinem linken Arm und zog ihm den Dolch aus der Ärmelscheide: "Ihr bekommt ihn zurück."

Danach kniete sie erneut neben dem Goblin nieder, steckte den langen Zopf zu einem Knoten am Hinterkopf auf, entzündete mit nur einem Versuch die Öllampe und reinigte den Dolch sorgfältig in der Flamme

An Ha'jett gewandt, äußerte sie die weitere Bitte, die mehr wie eine Forderung klang. "Ich brauche noch den Alkohol, den ihr mir vorhin gegeben habt. Schüttet etwas auf meine Hände"

Zweifellos hatte sie als sei es das selbstverständlichste der Welt das Kommando übernommen. Als er eine Bewegung machte um sich abzuwenden, erinnerte ihn ein leichtes Ziehen an seinen immer noch perfekt sitzenden Leimverband und er wusste, wer sie war: Sheherezade.
 
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