RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Die Nadel

"Wo ist die Nadel?"
Soir zuckte aus Furcht vor einem weiteren Hieb zusammen. Ihre feinen Seidenkleider waren schmuddelig und ihre aufwändige, teure Schminke, die die Reize ihres vollkommenen Gesichts unter normalen Umständen noch gesteigert hatte, war verlaufen und verschmiert. Dies waren keine normalen Umstände und so gaben die traurigen Reste ihrer Gesichtsmalerei mithilfe des frisch dazugekommenen Schmutzes und einiger empfindlicher Blessuren ihr ein eher schäbiges Aussehen.
"Ich frage dich ein letztes Mal! Wo. Ist. Die. Nadel?!"
Wie konnte das nur sein? Sie hatte Balthasar mit eigenen Augen sterben sehen. Es war kein schöner, wenngleich umso eindeutigerer Anblick gewesen. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Sie hatte ihn immer für einen unprofessionellen und cholerischen Emporkömmling gehalten. Und irgendwie hatte er überlebt, auf irgendeine umgestaltete Art und Weise. Jetzt stand er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Fenster und blickte auf Port Milan die Lichter Port Milans herab.
Soirs Peinigerin kannte sie nicht. Sie war hübsch, besaß jedoch nicht Soirs eigene, erfahrene Anmut einer Frau, die ihre Reize geschickt auszunutzen wusste, um zu bekommen, was sie wollte. Ihre Haare waren kurz und strubbelig, der Haarschnitt eines Jungen, so fand Soir.
Verhängnisvollerweise war dieses fremde Individuum vollkommen resistent gegen ihre liebreizende Erscheinung. Wenn es doch nur wirklich ein junger Mann gewesen wäre. Den hätte sie um den Finger gewickelt. Es war wirklich ein Pechtag für Soir. Wie Balthasar sie gefunden hatte war ihr ebenso schleierhaft wie die Identität der Kleinen.
Während diese Gedanken durch ihren Kopf schossen vergingen nur wenige Sekunden und doch hatte dieses Zögern scheinbar zu lange gedauert. Das Mädchen holte aus und schlug mit dem Handrücken zu. Soir wurde von zwei kapuzenverhüllten Gestalten fest an beiden Armen gehalten, was ein Ausweichen unmöglich machte. Schon durchzuckte der Schmerz ihre linke Gesichtshälfte. Von ihrer Lippe tropfte Blut.
Achja, die Nadel. Dieses kleine goldene Ding. Soir hatte nie erfahren dürfen, worin ihr besonderer Wert lag, außer dass sie aus einer kostbaren goldroten Legierung gefertigt war. Der Maestro hatte sie gehütet wie einen Schatz.
"Ich weiß es nicht...!" Wimmernd erstarben ihre Worte.
Dann blickte sie trotzig in die grünen Augen des Mädchens.
"Ich weiß es wirklich nicht. Der Maestro hat sie wegbringen lassen. Ich sollte sie lediglich einem Kontaktmann übergeben. Ich traf ihn hier in Port Milan, er nahm sie an sich und verschwand! Ich kann euch wirklich nicht mehr sagen!"

Helena nickte und wischte sich das Blut vom Handrücken. An diesem Punkt waren sie bereits zweimal angekommen.
"Ich glaube, sie weiß wirklich nicht mehr, Meister. Wir sollten sie gehen lassen."
Balthasar drehte sich um und seine Augen, wie kalte Kerzenlichter, funkelten.
"Das befürchte ich auch", seufzte er, "aber 'gehen lassen'? Wo denkst du hin?"
Sein Körpermaß ließ ihn fast die Decke des Raumes, in dem Soir abgestiegen war streifen. Nun beugte er sich herab und packte Soir am Hals.
Balthasar fuhr fort: "Wir sollten Spiller suchen, vielleicht kann er uns mehr sagen. Was meinst du, schöne Soir?"
Die Angesprochene keuchte und versuchte sich den Griffen ihrer Häscher zu entwinden. Ihre Bemühungen waren erfolglos und schon bald begann sie, um Gnade zu winseln.
Zu Soirs Überraschung war es das Mädchen, das einschritt und der finsteren Kreatur, die Balthasar nun war eine Hand auf die Schulter legte.
"Lasst sie gehen, Meister. Sie wird uns ohnehin nichtmehr Schaden können. Nichtwahr?"
Bei letzterem sah sie der Gefangenen tief in die Augen, die wie ein besiegter Engel zerrupft und gepeinigt zurückstarrte.
"Nein, ich verspreche es. Bitte, ich werde euch nicht in die Quere kommen...!"

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Haj'ett war Alexis durch die wirren Gassen gefolgt und hatte sich mit großem Interesse umgesehen. Städte faszinierten ihn über die Maßen und so bekam er die edle Geste des Magiers garnicht mit. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Ein Jugendlicher in schlichter Kleidung hatte am Straßenrand gestanden und gewichtig mit einem Papierbogen herumgewedelt. Der Echsenmann hatte erkennen können, dass der Junge noch weitere davon auf einem kleinen Wagen gestapelt hatte.
Kurz darauf war ein Passant herangetreten. "Was gibt es neues?", hatte der gefragt.
Der Junge hatte aufgehört das Papier wie eine Fahne zu schwenken und es dem Fremden gereicht. "Alles über die Invasion in Goddar! Große Neuigkeiten! Rakka und Port Milan vermelden Notstand!"

Jetzt saß Haj'ett an einem großen Steintisch und studierte die "branntheißen Neuigkeiten", wie der Junge Schreihals sie genannt hatte. Der Echsenmann laß Zeitung. Sie hatte nicht viel gekostet und da Dujol eine große, weltoffene Stadt war, gab es das Nachrichtenblatt sogar in verschiedenen Sprachen. Er wollte nicht unhöflich sein, doch sein Interesse und seine Neugier waren einfach zu groß. Auf dem Weg in den Tempel der Seraphen hatte er nicht lesen können, weil er sonst dauernd gestolpert wäre und am Ende noch die Elfe und den Magier verloren hätte. Erst einmal angekommen hatte er den Blick nicht von der riesigen Frau wenden können. Sie hatte ihm gefallen.
Immerhin war sie ungefähr genau so groß gewesen wie die weiblichen Vertreterinnen seiner eigenen Rasse.
Dummerweise gab die Zeitung nicht viel her. Dass Port Raven in Schutt und Asche lag, war ihm selbst nur allzu bewusst. Er wüsste sogar, wie er den Artikel noch umfangreich ergänzen könnte, doch fand er das mehr als unangemessen. Interessanter war, dass die Stadt Rakka, wo sie dem Schlangenkult einst einen empfindlichen Schlag versetzt hatten von einer unbekannten Macht nahezu vollständig vernichtet worden war. Scheinbar hatte es sich dabei nicht um Schattenwesen gehandelt, was naheliegend gewesen wäre. Ebenso war die Regierung von Port Milan gestürzt worden. Das waren verrückte Zeiten.
Ein Soldat kam vorbei und schenkte Wasser aus. Dankbar nahm Haj'ett einen großen Schluck und leckte sich die Lippen und Augen.
Kurz haderte er, doch mit Wasser wäre es sicher nicht getan. Schließlich zupfte er den Mann vorsichtig am Ärmel. Gerade überlegte er noch, wie er sein Anliegen in Worte fassen sollte, da knurrte sein Magen geräuschvoll, was ihm überaus peinlich war. Doch der Soldat hatte verstanden und meinte grinsend, dass er sehen würde, was sich machen ließe.
Schüchtern blickte Haj'ett in die Runde. Die hübsche junge, nicht unerheblich autoritäre Frau, die sich als Dot (oder Dorothy?) vorgestellt hatte schien den Vorfall wohlwollend zu ignorieren und blickte ihre Gäste erwartungsvoll an. Stimmt, sie hatte nach Port Raven gefragt.
Eigentlich wollte Haj'ett vor allem jetzt nicht derjenige sein, der den Mund aufmachte und so beschloss er abzuwarten, ob die anderen beiden etwas zu sagen hatten.
 
Oriak schlenderte durch die Straßen und überlegte, was er jetzt mit der Zeit anfangen sollte. Er hatte vor, morgen mit Zottel raus zu gehen und danach Loche zu suchen. Demnach hatte er heute nichts mehr vor. Er kaufte sich einen Apfel und aß ihn genüsslich, während er sich auf den Weg zum alten Hafenmagazin machte. Der Weg führte durch verwinkelte Gässlein, in ein ärmeres Viertel der Stadt. Hier roch es nicht gut, überall lag Unrat und die Behausungen waren armselig zusammengezimmerte Holzhütten. Eine junge Frau, deren Gesicht vor Schmutz starrte und die nur Fetzen und Lumpen am Leib trug saß am Wegrand. Sie sah zu ihm auf, mit einem Blick voller Angst, aber gleichzeitig mit Hoffnung. "Hoher Herr." kam ihre schwache Stimme, fragil wie dünnes Glas. Oriak sah sie misstrauisch an. "Ich würde nicht fragen, aber mein Sohn, bitte eine einzige Kupfermünze hilft ihm sehr." Erst jetzt entdeckte Oriak ein kleines Bündel in ihrem Schoß. Er ging in die Hocke: "Zeigt ihn mir." forderte er. Sie nahm ihr Kind in die Arme und wickelte ihn vorsichtig aus. "Verflixt!" zischte Oriak als der den abgemagerten, kranken kleinen Körper sah. "Kommt mit! Rasch!" Er packte die Frau und zog sie hoch. "Er stirbt ohne Hilfe!" erklärte er ihr hastig. Er zog sie mit sich, während sie ihr Kind wieder einwickelte. So ging es schnurstracks wieder zurück zu Marabell. "Marabell, da bin ich wieder. Hier, hilf ihnen!" sprudelte es aus Oriak hervor, als er ihren Laden betrat. Marabell lächelte erst, als sie ihn sah, doch dann besah sie sich die Frau und wurde erst. Sie fasste die Frau bei der Hand und sagte: "Habt keine Angst, wir sind Freunde. Kommt mit mir, ich helfe euch. Oriak schließ die Tür." ordnete sie an und war ihm einen dicken Schlüsselbund zu. Dann verschwand sie mit der jungen Frau nach hinten. Oriak holte den Vorhang rein und verschloss die Tür sorgfältig. Dann begab er sich nach hinten. Marabell flog förmlich durch den Raum, ein Bad wurde eingelassen, das Baby lag schreiend auf einem Kissen, die Frau saß daneben, einen Becher mit einem dampfenden Getränk in der Hand. Marabell drückte Oriak eine Schüssel in die Hand: "Hier, stampfen!". Oriak nahm den Mörser und begann die Zutaten klein zu machen. "Es war höchste Zeit, euer Kind wäre die nächsten Tage gestorben und ihr seid auch viel zu schwach." plapperte die Magierin drauf los, während sie das Badewasser erwärmte, gleichzeitig in einem Topf rührte und dann dem kleinen Baby wenige Tropfen einer zähen gelblichen Flüssigkeit einflößte. "Was macht ihr mit ihm?" wollte die junge Frau zitternd wissen. Marabell setzte sich vor ihr hin und wischte ihr mit einem Lappen vorsichtig über das Gesicht. "Ich habe ihm ein Mittel gegeben, dass seinen Bauch leeren wird, danach können wir ihn langsam wieder an richtiges, gutes Essen gewöhnen. Und ihr schlaft jetzt erst mal." sagte sie murmelte drei unverständliche Worte, machte einen kleine Handbewegung und die junge Frau sackte schlafend in sich zusammen. Marabell fing sie auf. "Ich bade sie jetzt, du geh auf dein Zimmer und halt dich bereit, vielleicht brauch ich dich später noch." wieß sie Oriak an und begann die Frau zu entkleiden. "Ja Mutter." gab er spöttisch zurück und ging zur Treppe. "Hier fühlt man sich echt wieder jung." dachte vor sich hin lächelnd, während er die Treppe hoch stieg. Er fand "sein Zimmer" so vor, wie er es das letzte Mal verlassen hatte. Er ließ sich auf den Stuhl nieder und schnallte seinen Gürtel ab und legte nach und nach all seine Ausrüstung ab und verstaute sie in Schrank und Truhe. Der Truhe entnahm er das einfache Gewand, was sie ihm damals geschneidert hatte. Er stand vor dem kleinen schmalen Spiegel, der auf dem Beistelltisch angebracht war und zog sich die Hose an, die braunen Schuhe, danach zog er die einfache Jacke an und knotete alles mit dem einfachen Gürtel zusammen. Danach wühlte er kurz in der Truhe und suchte seine Pfeife heraus. Wenige Momente später saß er auf dem Stuhl, der bedenklich nach hinten gelehnt wurde, die Füße auf den Beistelltisch gelegt und rauchte genüsslich, mit geschlossenen Augen seine Pfeife und kippelte leicht mit dem Stuhl.



Sohn der Wüste



Die Sonne brannte erbarmungslos auf den Sand nieder. In einer Kuhle lag das Skelett eines Rindes, das schon länger da lag, denn der feine Flugsand hatte bereits begonnen die Knochen abzufeilen. Ein Stachelkäfer kabbelte zischen den Rippen herum und wühlte sich dann in den Sand. Plötzlich brach zwischen zwei Dünen der erste Reiter hervor, nach einander durchbrachen alle die Sandbank und ritten mit hoher Geschwindigkeit durch den Sand, die Hufe der Pferde, Kamele und Esel wirbelten ihn hoch auf. So schnitt die Gruppe mit hohem Tempo durch das Sandmeer. Die Sicht war ausgezeichnet, man konnte in alle vier Himmelsrichtungen sehen und es war weit und breit nichts zu sehen, was ihrem schnellen Ritt Einhalt gebieten würde. Was für ein Gefühl, erhebend, wie sie hier wild und frei über den Sand glitten, der perfekte Ritt!

"Ein Lied!" schrie Erad, der vorne ritt.

Es dauerte einen Moment, dann fing Tekar zu singen an:



Sohn der Wüste

Hey du, du bist ein Kind,
Ein Kind der Wüste,
Kind von Sand, Kind von Wind.
Wenn nur jeder wüsste.

Hey du Sohn der Wüste.

Die anderen fielen in den Refrain mit ein:

Du bist der Sohn der Wüste.
Na na na na na na na, oh oh oh Hey!
Immer frei, immer wild,
So gehst du durch Tag, durch Nacht,
In der, in der Wüste

Du hälst dich meist an die Alten.
Nur manchmal magst frei Walten.
Bewegst dich lautlos mit dem Sand.
Hast dein Leben stets selbst in der Hand.

Hey du Sohn der Wüste

Du bist der Sohn der Wüste.
Na na na na na na na, oh oh oh Hey!
Immer frei, immer wild,
So gehst du durch Tag, durch Nacht,
In der, in der Wüste

Du bist ein Kind des Landes,
ganz gleich wohin du gehst.
Ihr seid immer ein Ganzes.
Bis du mit dem Sand verwehst.

Hey du Sohn der Wüste

Du bist der Sohn der Wüste.
Na na na na na na na, oh oh oh Hey!
Immer frei, immer wild,
So gehst du durch Tag, durch Nacht,
In der, in der Wüste

Und gehst du einmal fort von hier,
so bleibt etwas immer in mir.
Und ich warte auf den Tag, auf den Tag,
der deine Rückkehr vermag

Hey du Sohn der Wüste

Du bist der Sohn der Wüste.
Na na na na na na na, oh oh oh Hey!
Immer frei, immer wild,
So gehst du durch Tag, durch Nacht,
In der, in der Wüste

Tekar nachte eine bedeutungsschwangere Pause

Und kommt der Tag, der dein letzter ist.
Und du fällst wie ein Wassertropfen
Überraschend vom Tod getroffen.
Sei dir sicher, dass man dich hier vermisst.
und das du nicht vergisst.
Du wirst zu Sand, wirst zu Wind.
Das ist ganz gewiss.
Du Sohn der Wüste, Wüstenkind.


Nachdem das Lied erklungen war ritten sie weiter, ein herrlicher Tag und ein perfekter Ritt, mit hoher Geschwindigkeit preschten sie dem Grenzgebirge zu Banor entgegen, die sie heute, allerspätestens morgen erreichen würden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alexis schreckte aus seinem Zustand der Benommenheit hoch. Seine Gedanken hatten einander gejagt wie wilde Frettchen, die sich um etwas besonders leckeres prügelten. Dots Frage verhallte beinahe unbeantwortet, doch als ihre Worte schließlich zu seinem Geist durchgedrungen waren, hob er das Kinn von seiner aufgestützen Hand. Er hatte sie die ganze Zeit lang angestarrt und auch, wenn sie sich nichts anmerken ließ, war er sich sicher, dass es ihr bewusst war. Suchend tastete sein Blick zu den anderen beiden. Doch Haj'ett schien gerade nicht nach reden zumute und Taimi war ganz offensichtlich mit der dringend nötigen Flüssigkeitszufuhr beschäftigt.
Port Raven. Wo sollte er anfangen?
Er bekam keinen klaren Gedanken dazu zusammen. All diese neuen Informationen über den Orden, Dot, seinen Großvater. Das war ein bisschen viel auf einmal.
Schließlich kramte er seine Notizen hervor und legte sie vor Dot aus. Er hatte ein paar Worte dazu niedergeschrieben und etliche Skizzen von den verscheidenen Wesen angefertigt, denen er begegnet war, wenngleich längst nicht von allen. Und er hatte versucht, den Riss so gut es ging zu visualisieren.
"Wie du siehst, habe ich ein paar Aufzeichnugnen gemacht.", setzte Alexis an, während Dot begierig die Notzizen durchsah und jedes Blatt bestaunte wie einen wertvollen Schatz. "Diese Schatten treten in jeder nur erdenklichen Form auf, gerade so als seien es Fleisch gewordene Alpträume. Gewöhnliche Waffen können sie verletzen, doch Magie ist deutlich effektiver. Sobald sie sterben, zerfallen sie augenblicklich zu Asche. Außerdem meiden sie das Tageslicht. Die meisten haben sich bei Tag aufgelöst und in den Untergrund zurückgezogen. Einige der mächtigeren scheinen jedoch eine Weile vor Sonnenlich gefeit zu sein. Ihr Ursprung ist eindeutig der Riss. Zu tausenden strömen sie daraus hervor und es werden mit jeder Minute mehr. Ich fürchte, wenn wir nicht Bald einen Weg finden sie aufzuhalten, könnte es zu spät sein und wir werden überrannt."

Dot sah sich Alexis' Illustrationen und Aufzeichnungen näher an. Vor ihren Augen begannen die Zeichen zu wabern und zu leuchten und dann...

Feuer überall. Kreaturen strömen aus dem Riss. Menschen sterben. Flucht, Verzweiflung, kleine Heldentaten. Wochen des Ausharrens und Hoffens.

Erschrocken ließ sie die Notizen los und keuchte laut hörbar auf. Ihr Blick suchte den des verwirrten Magiers. Dann wurde ihr Blick ernst. Sehr ernst. Ihre Augen starrten für kurze Zeit ins Leere und zuckten hin und her, als würde sie sich an etwas erinnern, das sehr wichtig war.
Sie blickte zu Meena.
"Unsere Schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Schick Meldung an alle Agenten. Die Prophezeihung ist eingetreten."
Die Augenbrauen der Norne wanderten einen Augenblick lang dicht zusammen, als würde sie nicht verstehen, was Dot von ihr wollte. Doch dann weiteten ihre Augen sich in der Erkenntnis, dass Dot es ernst meinte und sie richtete sich schnurstracks auf.
"Bei den Geistern der Wildnis!", würgte sie hervor, stand umgehend auf und warf dabei den Stuhl um, auf dem sie eben noch gesessen hatte, ohne darauf überhaupt zu achten.

Alexis verstand nicht. Was war das gerade gewesen? Dot war für einen kurzen Moment wie erstarrt gewesen, als sie auf seine Notizen blickte, völlig weggetreten sogar. Selbst jetzt starrte sie nachdenklich auf seine lose vor ihr liegenden Notizen, die eine Hand an den Mund gelegt und mit der anderen an dem Papier nestelnd.
Gerade wurde etwas Brot mit einer kleinen Auswahl an Belägen zum Tisch gebracht.
Dot lehnte ihre Fingerspitzen gegen die Stirn und wirkte erschöpft. Dann strich sie sich mit der selben Hand durch ihr Haar und sah Alexis an. Ihr Blick wurde weniger ernst und er erkannte etwas sanftes darin. Dan mischte sich etwas trauriges dazu und sie wandte den Blick ab.
"Nehmt ruhig diese kleine Stärkung zu Euch. Ich werde für heute Abend ein Bankett vorbereiten lassen. In der Zwischenzeit werde ich ein paar Kontakte spielen lassen und ein paar Gefallen einfordern."
Sie stand auf und versuchte dabei Haltung zu wahren. Dann stockte sie.
"Fühlt Euch bitte wie Zuhause. Zögert nicht, jeden von uns zu Fragen, wenn Ihr etwas braucht."
Dann ließ sie drei ratlose Gäste und einen Geisterwolf in der Halle zurück.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"Reichst du mir mal die Butter?" bat Oriak Marabell. Sie saßen zusammen beim Abendbrot, Marabell, Oriak, Sabia und Etan. So hießen die beiden nämlich. Die junge Frau Sabia, sie konnte man jetzt nach dem Bad erst als blonde junge Frau erkennen, der man getrost das Prädikat der Schönheit verleihen konnte. Marabell hatte sie auch neu eingekleidet, so gut es ging, die Kleidungsstücke waren ihr zu groß, aber in jedem Falle besser als die Lumpen, die sie davor hatte. Und Etan, der kleine Knirps lag in einem Korb auf einem Stuhl neben Sabia und schlief. Timmi saß auf dem Tisch und knabberte an einem halben Maiskolben herum. Marabell schob die Butter über den Tisch, Oriak schmierte sich sein Brötchen und legte eine Wurstscheibe drauf. Sabia sah zwischen den beiden hin und her. "Danke." sagte sie schüchtern und biss von der Karotte ab, die sie in der Hand hielt. "Du musst uns nicht danken, meine Liebe." antwortete Marabell lächelnd.
"Manchmal ist es an der Zeit Gutes zu tun." schob sie nach. Oriak deutete mit dem Messer auf die junge Frau: "Jetzt sag uns." begann er und schluckte runter: "Wie ist es soweit gekommen, warum lebt ihr so?". "Ha." machte Sabia mit einem verbitterten Gesichtsausdruck: "Das war immer so. So bin ich schon geboren. In Armut und Leid. Vater im Krieg gefallen und die Mutter vom Alkohol eingenommen. Das war ******e. Ich war ein Einzelkind, einmal gebar meine Mutter ein Brüderchen, aber das war nach kurzer Zeit verschwunden." Sie schüttelte mit zuckenden Mundwinkeln den Kopf. "Einfach weg. Ich hab es nie gewusst, aber ich vermute, sie hat ihn weggegeben...am Ende vielleicht gar für ihren beschissenen Fusel." Sie atmete tief durch, aß die Möhre auf und sah die beiden abwechselnd an, während sie weiter erzählte. "Mit 14 ging ich von daheim weg." Sie blickte auf den Tisch: "Ich...ich verkaufte meinen Körper. Nur so kam ich durch." sie sah die beiden wieder an, mit Trotz im Blick. "Das ging einige Jahre gut. Letztes Jahr bin ich dann an einen Adelsmann geraten. Daraus ist Etan hervor gegangen." Sie blickte zärtlich auf ihren schlafenden Jungen. "Das war nicht gut fürs Geschäft, sagte er. Und versuchte mich und Etan umzubringen. Mehrmals, ohne Erfolg. Seitdem lebe ich im Schatten, ich habe das Gefühl, seine Schergen lauern überall. Tja," machte sie. "Und dann habt ihr mich gefunden."


Der Überfall



Sie ritten jetzt durch das Gebirge östlich von Sidar. Schweigend ritten sie langsam in einer langgezogenen Reihe hinter einander her durch eine tiefe Schlucht, in der es zuweilen direkt düster wurde, weil teilweise so wenig Licht den Weg zu ihnen herab fand.

Sie ritten nun schon den ganzen Tag durch das Gebirge und sie brauchten sicher auch noch eine Zeit lang, bis sie ein Ende erreicht haben würden. Die Stimmung war dem entsprechend nicht die Beste und jeder hing still seinen Gedanken nach. Plötzlich rieselten links ein paar Steine von einem Vorsprung runter. Maku spähte hinauf, aber es war nichts zu sehen. Vor ihnen verengte sich jetzt die Schlucht auf nur noch eine Pferdelänge, ein sehr schmaler Durchgang. Sie ritten nach und nach durch diese Öse.

"JETZTTT!" hallte es plötzlich von den Steinwänden wider und plötzlich erhob sich ein Gegröle und Pfeile wurden auf die Reiter geschossen. "Bantakbanditen!" schrie Tarek wütend, während er sein Schwert zog und seinem Pferd einen Stoß gab, dass es vorwärts sprang. Zwei der Lastesel sanken jämmerlich schrill schreiend von Pfeilen getroffen nieder. Wazir, Benur, Usmir, Saphir, Badur und Erad erwiderten das Feuer, Benur schoss mit seiner Automatischen Armbrust in schneller Reihenfolge Bolzen auf die dunkel gekleideten Feinde, die sich links und rechts auf verschiedenen Felsvorsprüngen verteilt hatten, zwei rollten getroffen die Steinwand hinab. Tarek und Maku preschten mit ihren Pferden in die Banditen rein, die vor ihnen aufgetaucht in der Schlucht auf getaucht waren. Tarek kämpfte vom Pferd aus und Maku verabschiedete sich mit einem doppelten Salto von seinem Sattel, zog im Flug seine beiden Klingen und landete katzengleich auf dem kühlen Steinboden, rollte sich ab und kam sofort in einer Schraube hoch, fuhr einem Feind mit der Klinge in den Bauch, mit der anderen wehrte er einen Axthieb ab. Trat dem Axtträger gegen das Schienbein und ließ schließlich beide Klingen auf ihn nieder gehen. Dann duckte er sich unter einem Schlag durch und ging in einen schnellen Schlagabtausch mit zwei Gegnern, bis er es schließlich schaffte, dem einen die Kehle mit einem Streich aufzuschlitzen, dass es dunkelrot hervor spritzte und der Mann röchelnd nach hinten sank. Im selben Augenblick wurde der andere von einem Speer getroffen, der sich mit Wucht in den Oberkörper bohrte, das der Sterbende nach hinten gehoben wurde und hart auf dem Steinboden aufschlug. Maku rollte sich über den Boden, in Erwartung eines weiteren Gegners, doch es war keiner mehr da. Blitzschnell sah er sich um, Kein Kampf mehr, die Felswände leer.

Tarek, Tama, der den Speer geworfen hatte, und er rannten zu den anderen zurück. Da war Hektik und Geschrei. Die anderen saßen in zwei Gruppen. Manta, der Heiler sprang dazwischen hin und her. Rechts lag Badur, mit drei Pfeilen im Oberkörper, hier war der Kampf wohl schon Vergebens. Trotzdem saß Benur und Oris daneben und versuchten alles. Benur flößte Badur einen Trank ein und Oris ging mit einer Zange vorsichtig daran einen Pfeil raus zu ziehen. Und Links lag Usmir, er war bei Bewusstsein, im rechten Oberschenkel steckte ein Pfeil und Manta hatte einen zweiten bereits aus seinem Hals gezogen. Wazir kniete neben ihm und drückte ihm Binden an den offenen Hals, neben ihm lagen schon viele, blutdurchtränkt. Usmir lag mit geöffneten Augen da, Schweiß auf der Stirn immer wieder würgte er Blut hervor, der Körper wurde immer wieder von Beben und Anfällen geschüttelt. Manta schmiss sich neben ihm. "Badur ist tot!" zischte er den anderen zu, während er Wazir wegdrückte: "Haltet ihn fest, haltet ihn gut fest." Wies er die anderen an, Wazir und Maku drückten die Arme des Verwundeten nieder, die andern seinen Torso und seine Beine. Manta hatte ein dünnes Röhrchen vorsichtig in den Mund genommen, drückte noch eine Binde auf die Wunde, warf die triefende Binde weg und ging mit einer Klemme an Arterie, verklemmte sie. Usmir begann zu zappeln, sie hatten Probleme ihn ruhig zu halten. "Haltet ihn!" schrie Manta erregt, er drückte das Röhrchen schnell und geübt in das Arterienstück welches in Usmirs Schädel führte. Dann packte er das andere Ende, riss die Klemme ab und ein Blutstrahl schoss druckvoll daraus hervor und spritzte in die Luft, Manta packte das Ende besser, es wäre ihm fast aus den Blutverschmierten Fingern gerutscht, jetzt steckte er es auf das freie Ende des Röhrchens. "Haltet seinen Kopf fest!" schrie er, Tarek und Tama hielten Usmir gemeinsam still. Manta war schon dabei, die beiden Enden über dem Röhrchen zusammenzudrücken und fing sofort an zu nähen, das war jetzt allerkleinste Konzentrationsarbeit, aber Manta hatte so eine Operation schon zwei Mal erfolgreich zu Ende geführt. Er merkte wie Usmir langsam ruhiger wurde, währenddessen hatten die anderen den Pfeil aus dem Oberschenkel entfernt und einen Druckverband angelegt, der weiteren Blutverlust an der Wunde verbat. "******e!" Wiederbeleben!" schrie Oris plötzlich und Maku pumpte sofort los, beatmen, pumpen, beatmen. Manta war fertig und drückte eine frische Binde auf die Stelle, die das Restblut aufsaugte. "Usmir, Usmir, komm wieder her, bleib Usmir, komm zur dir!" schrie er nun dem Bewusstlosen zu. "Komm schon! Komm schon!" schrie er in Rage. "Stirb jetzt nicht." Maku pumpte mit aller Kraft, Tarek hatte das Beamten übernommen, bald wurde auch Maku abgelöst, Benur drückte jetzt rhythmisch auf die Brust des Gefährten. "Komm schon!" flehte Manta den Sterbenden mit Tränen in den Augen an: "Mach jetzt nicht schlapp, es ist nicht dein Tag! Lebe!". Minuten lang versuchten sie weiter alles, was in ihrer Macht stand, aber schließlich mussten sie die bittere Erkenntnis annehmen. Auch Usmir war tot. Manta saß mit tränenverhangenen Blick neben dem Toten, die anderen saßen apathisch zwischen den beiden Toten am Boden, starrten ins Nichts, stille Tränen rannen dem ein oder anderen über die Wangen. Benur, Tarek und Wazir liefen mechanisch umher und holten die verbliebenen Tiere zusammen, die teilweise recht weit in der Schlucht verstreut worden waren. Sie fanden zwei Lastenesel tot vor.

Es dauerte eine ganze Weile bis sie wieder alle zusammen kamen. Sie standen in einem losen Kreis, in deren Mitte ihre beiden toten Kameraden lagen, noch genau so, wie sie verstorben waren. Sie sahen einander an, teilweise grimmig, andere traurig, ihre Blicke fielen immer wieder auf ihre beiden Gefährten, die tot zwischen ihnen lagen. Jetzt trat Benur einen Schritt in den Kreis hinein. "So," begann er mit fester Stimme. "Jetzt ist es also passiert." Er sah die anderen an, dann die beiden Toten. "Wir haben welche von uns an den Tot verloren. Wir haben es alle gewusst, wir haben es alle gewusst, als wir durch das Tor von Alics Hof geritten sind, wir wussten alle, dass wir nicht alle zurück kehren werden. Und so ist es gekommen, wir haben zwei Freunde verloren, zwei gute Freunde..." er machte eine Pause. "..die wir alle schon seit Jahren kennen...das ist schwer, für uns alle und nicht nur für uns, wenn ich nur an ihre Familien denke. Das sind die ersten beiden Opfer auf unserer Reise, zu der wir freiwillig angetreten sind. Aber das Blut meiner Freunde zwingt mich jetzt dazu weiter zu gehen. Weiter zu gehen und diese Reise zu einem guten Ende zu führen. Das und auch um Rache zu nehmen, Rache für meine Freunde, an jenen, die sich da in unseren Weg stehen. Kommt ihr mit, oder bleibt ihr hier?" die letzten Worte war seine Stimme immer lauter geworden. Er sah die anderen entschlossen an. Sah ihr Nicken, hörte ihre zustimmenden Worte, spürte die Entschlossenheit, wie sie von einem auf den anderen übersprang. "Also lasst uns unseren Freunden nun ihren letzten Wunsch erfüllen und dann weiter gehen, wir nehmen sie mit, wir tragen sie im Herzen, sie sind in unseren Gedanken, wenn wir einen Feind nieder strecken, wir vergessen sie nicht, wir versessen sie nicht. Los jetzt!" er sah Tarek an. Dieser las die beiden Briefe von Usmir und Badur durch, beide hatten den Wunsch geäußert, nach ihrem Ableben nach Hause geschickt zu werden. So taten es die Männer dann auch. Die beiden wurden frisch eingekleidet, die durchgebluteten Kleidungsstücke wurden beiseite geworfen, dann wurden ihre Reittiere, Usmirs Kamel und Badurs Pferd geholt. Während Tarek ein paar Zeilen an die Familien schreib und an Alic wurden den Tieren die Dinge, die für die Reise gedacht waren, genommen und die beiden Toten wurden auf die Sattel gesetzt und gut festgebunden, die wenigen persönlichen Dinge wurden in den Satteltaschen gesteckt und Tarek steckte den beiden Körpern die Nachrichten zu.


Alle sahen noch einmal gestorbenen Freunde an, dann wurden die Tiere los geschickt, sie würden jetzt zu ihrem Heimatstall zurück kehren und ihre ehemaligen Reiter mit nehmen. Die Männer standen im Halbkreis und sahen den beiden Tieren hinterher, wie sie die Schlucht entlang schritten und schließlich hinter einer Biegung verschwanden.
"Also los. Nehmt euch was ihr brauchen könnt, verbrennt die Toten, ladet auch die Lasttiere um, da haben wir auch zwei verloren und dann lasst uns hier verschwinden." wies Benur die anderen an. Sie fingen an die toten Feinde zusammen zu tragen, nahmen sich von ihnen, was sie brauchen konnten und beluden die verbliebenen Lasttiere neu. Das dauerte alles eine ganze Weile. Dann saßen sie auf und formierten sie sich langsam wieder in Kolonnenform Tarek hatte eine Fackel entzündet sah auf die Leichen der Männer, die sie überfallen hatten und warf schließlich die Fackel auf den Haufen. Das Feuer leckte an den Kleidern, an den Haaren der Toten. "Vorwärts!" sagte Benur hart und die Die Kolonne setzte sich langsam in Bewegung, während hinter ihr eine starke Rauchsäule aus der Schlucht empor stieg und noch weiter hinter ihnen, zwei Tiere mit ihrer traurigen Last westwärts ritten.
 
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Mit einem versteckt ungeduldigen Lächeln nickte Taimi der Wache zu, die die Wasserkaraffe auf den Tisch stellte. Sie beherrschte sich sehr, nicht wie eine Irre über das Wasser herzufallen - immerhin war sie ein Gast! Trotz dessen nahm sie ihr Glas Wasser und soff die Flüssigkeit wie ein Pferd, darauf achtend nichts des guten Wassers zu verschütten. Yoko lehnte staunend an der Karaffe und begutachtete die Elfe, die für einen kurzen Moment verwundernd wenig Eleganz an den Tag legte. "Mehr?", fragte sie als Taimi ausgetrunken hatte, stieß sich von der Karaffe weg und machte Platz, nur um sich dann Dorothy zuzuwenden. Die Eiselfe hingegen goß nach, trank noch einige Schlücke mehr und nahm dann zwei ihrer Finger, um sie in das Wasser zu tunken, und das getrocknete Blut an ihrer Stirn etwas zu beseitigen. Als Alexis seine Notizen hervorholte hielt Taimi inne und musterte die Geschehnisse am Tisch. War er etwa auch so etwas wie ein Autor? Ein Geschichtenerzähler, oder soetwas? Fragend sah sie jetzt zu Dot, die ziemlich versunken in jene Notizen war. Ihre Augen.. Es sah aus, als wäre sie an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit. Was folgte war ein Moment der Stille, der beinahe unheimlich geworden wäre, bis Dorothy schließlich aufkeuchte. Kaum merklich zuckte Taimi zusammen, als die riesige Menschenfrau den Stuhl umriss und einen hektischen Abgang machte. Die Prophezeihung? Welche verdammte Prophezeihung? Unzufrieden damit, dass niemand etwas genaueres erläuterte, dachte Taimi nochmals über die Geschehnisse in Port Raven nach. Wenn die Seraphen eine Ahnung hatten, was als nächstes geschehen würde, oder etwa, was es mit den Wesen auf sich hatte, dann taten sie besser daran, Taimi darüber aufzuklären. Ihre Gedanken wurden von den Worten Dorothys durchbrochen, die offensichtlich vor hatte, zu gehen. Zumindest ließ sie ihre Gastfreundschaft nicht versiegen, denn Taimi hatte all ihre Reserven aufgebraucht und konnte wirklich etwas zu Essen vertragen. Bankett? Was sie damit wohl gemeint hatte? Irgendwo hatte Taimi dieses Wort schon einmal gehört, wahrscheinlich von Arnlaug. Die Eiselfe versuchte sich zu erinnern, aber sie kam nicht darauf. Normalerweise hätte Taimi jetzt heimlich Yoko danach gefragt, die soetwas oftmals wusste, doch immerhin saßen sie alle noch in der Halle und mit dem Gehen Dorothys war eine fast schon peinliche Stille eingetreten. Oder kam es Taimi nur so peinlich vor, weil sie selbst so ahnungslos zurückgelassen wurde?

Um die Stille zu durchbrechen wollte Taimi etwas sagen, ganz gleich, wie banal es klang. "W-w-was ist ein Bankett?", fragte sie also mit entschuldigendem Blick, wobei sie sich über ihr eigenes, leichtes Echo erschrak. Yoko kicherte bei dem Anblick der verwirrten Elfe. "Und was ist das für eine Prophezeihung? Habt Ihr eine Ahnung, Alexis?", hakte Taimi dann nach. Sie blickte sich in der Halle um. Und jetzt? Sollten sie einfach darauf warten, dass irgendwer wiederkam? Taimi hatte keine Lust, einfach herumzusitzen und Ratespiele zu spielen. Also griff sie zu und begann möglichst langsam und anständig etwas zu essen, immerhin brauchte eine Eiselfe wie sie ziemlich viel Kraft und einen gesunden Kreislauf. Yoko flog um den Tisch herum, blieb dann aber bei Alexis und Mana schweben. Mit neugierigem Blick musterte der winzige Waldelf den Geisterwolf. "Willst du mit mir verstecken spielen?", fragte Yoko also zögerlich und war sich dessen bewusst, dass sie einen klaren Vorteil hatte, weil sie so winzig war. Kokett lächelte sie also, auf eine Antwort wartend.
 
Es wurde nur offensichtlicher, dass Taimi aus einer sehr abgeschiedenen Region stammen musste. Die Elfe gab immer mehr Rätsel auf, doch faszinierte es ihn mehr, als dass es ihn beunruhigte. Abermals stellte er fest, dass sie für eine Elfe erstaunlich menschlich wirkte. Das machte sie irgendwie sympatisch.
Ein Bankett also. Er fragte sich, wie der Orden in den Besitz dieses Tempels, ja dieses Palastes gelangt war und woher all die Ressourcen stammten. Noch eine von vielen Fragen, die sich in einer schier endlosen Liste aneinanderfügten. Er fürchtete nicht genug Zeit zu haben sie alle Dot zu stellen. Andererseits, musste er das? Er verstand sich nach wie vor mit ihr ohne viele Worte verlieren zu müssen. Und Menschen großer Worte waren sie beide nie gewesen.
Alexis beschloss, auf Taimis Fragen einzugehen. So gut es eben ging, denn was die Prophezeihung anging, war er ebenso ratlos wie sie.
"Ein Bankett ist im Grunde ein Festessen in einer Halle wie dieser hier. Es werden alle nur erdenklichen Speisen gereicht und es sind für gewöhnlich viele Leute dazu eingeladen. Offensichtlich sind wir heute die glücklichen Gäste."
Alexis zuckte mit den Schultern und lächelte Taimi verschmitzt an. "Aber was es mit dieser Prophezeihung auf sich hat, das kann ich Euch auch nicht sagen. Eigentlich glaube ich an derartige Dinge garnicht."
Aber Dot wirkte so ernst bei der Sache. Es ging nicht anders. Er musste dem auf den Grund gehen. Außerdem... außerdem wollte er sie unbeding sehen. Einfach nur ansehen.
Alexis richtete sich auf und fühlte sich plötzlich wieder ziemlich müde.
"Ich werde dem auf den Grund gehen. Mana bleibt so lange bei Euch. Ich lasse es Euch wissen, wenn ich mehr herausgefunden habe.", meinte er und sah bestätigend zu Mana. Diese nickte und wandte sich wieder Yoko zu.
"Verstecken spielen, hm? Warum nicht! Du fängst an!"


Alexis hate beinahe Schwierigkeiten Dots Zimmer zu finden. Doch schließlich war er an der Tür angelangt, wo er von einer Wache aufgehalten wurde.
"Tut mir Leid, aber die Kommandantin will nicht...", setzte die Wache an, als die Tür aufging. Dot bedeutete Alexis ohne Worte rein zu kommen und schloß die Tür hinter sich, als er eingetreten war.
"Was war eben los? Und was soll das für eine Prophezeihung sein?"
Dot blickte zu Boden. "Ich habe eine Gabe. Als ich deine Notzien durchgesehen habe, hatte ich eine Vision. Ich konnte alles sehen. Deine Erlebnisse. Port Milan. Port Raven. Der Schlangenkult."
Sie nahm seine linke Hand und schob seinen Ärmel hoch. Die Narbe vom Blutritual war noch immer zu sehen. "Und deine geisterhaften Begleiterinnen."
Sie sah ihn ernst an. "Hector hatte unrecht. Er hat uns aus einem anderen Grund getrennt, als du dachtest. Er fürchtete sich vor dem, was aus dir werden könnte."
Alexis verstand nicht richtig. "Bitte was?"
Dot wirkte, als wüsste sie nicht richtig, wie sie es ihm sagen sollte.
"Hector war einst ein Mitglied des Schlangenkults. Das ist lange her. Er verließ den Kult, als er erfuhr, was sie wirklich im Schilde führten. Port Raven war ihr Werk. So viel steht fest. Aber es gibt noch etwas anderes. Dein Vater... Er ist ebenfalls Anhänger des Kultes. Hector fürchtete, dass er dich eines Tages finden und auf seine Seite ziehen könnte. Dass du so wirst wie er."
Alexis öffnete verdutzt den Mund, nur um ihn verärgert wieder zu schließen.
Dot lächelte ihn entschuldigend an.
"Aber er hat sich geirrt. Du siehst deinem Vater zwar ähnlich, aber du kommst eher nach deiner Mutter. Und ich habe gesehen, was du alles getan hast. Ich könnte nicht glücklicher darüber sein."
Sie hielt noch immer seine Hand und strich mit ihrem Daumen über seine Handfläche.
"Auf unseren Reisen hat Hector nach Möglichkeiten gesucht den Kult aufzuhalten und ist dabei auf eine Quelle uralten Wissens gestoßen. Es gibt alte Aufzeichnungen in Kemet, geschrieben von den ersten Sternenmagiern. Sie berichten von einer Prophezeihung. Sie wussten, dass so etwas wie Port Raven passieren würde. Es ist eine Prophezeihung vom Ende der Welt."
Alexis' Kopf drehte sich nur noch. Noch mehr Informationen, die er unmöglich verarbeiten konnte. Er fühlte sich, als hätte er ewig geschlafen und war nun in einer völlig anderen Welt erwacht, die sich ohne ihn einfach weiter gedreht hatte.
"Aber es gibt Hoffnung.", bestärkte Dot den jungen Hexenjäger. "Wir können dieses Unheil abwenden. Ich habe es in meiner Vision gesehen. Die Geister sind auf deiner Seite. Das müssen wir nutzen!"
Alexis schluckte. Sie hatte wahrscheinlich recht.
Ein Moment von unerträglicher Stille trat ein, in der Alexis nicht wusste, was er sagen sollte. Er fühlte sich wie von tausend Fäden gehalten, die allesamt in unterschiedliche Richtungen zerrten.
"Ich kann das nicht allein.", meinte er schließlich.
"Das musst du auch nicht. Ich werde dir helfen. Mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen."
Sie sah ihm eindringlich in die Augen und da war es wieder. Dieses Knistern in der Luft. Er fühlte sich plötzlich wieder, als wäre nichts unmöglich. Er könnte ewig hier stehen und ihr in die Augen sehen.
Doch dann löste sie ihren Blick von ihm.
"Aber wir sollten nichts überstürzen. Du hast eine Lange Reise hinter dir. Und eine ganze Menge Kämpfe. Du musst völlig erschöpft sein." Sie kräuselte ihre Augenbrauen. "Und du könntest ein Bad gebrauchen."
Alexis sah an sich herunter und zupfte an seiner goddarianischen Reiserobe. Er war seit Wochen in dieser Kleidung unterwegs und hatte all diese Kämpfe darin durchstanden. Er roch nach Schweiß, Asche und werweiß was.
"Du hast wahrscheinlich Recht.", musste er zugeben.
"Ich habe nebenan ein Bad. Du kannst dich gerne in Ruhe Waschen. Ich lasse ein paar Kleider kommen, und lasse die hier reinigen. In der Zwischenzeit kannst du dich etwas entspannen."
Das hörte sich nach einer fantastischen Idee an und Alexis nickte stumm.
Dot ging mit ihm zu der Nebentüre des Raumes und offenbarte dahinter das luxuriöseste Bad, das Alexis je gesehen hatte. In der Mitte des Raumes prangte eine riesge in den Stein gemeißelte Wanne, die durch ein Rinnsal aus der Wand stetig gespeist wurde. In der Wanne war locker für vier Personen Platz.
Alexis pfiff durch die Zähne.
"Was ich dich noch fragen wollte: Wie ist der Orden an diese Gemäuer gekommen?"
Dot schmunzelte.
"Das war eine glückliche Wendung des Schicksals. Ursprünglich war dies das Königshaus von Dujol. Ein Vorfahre des heutigen Königs fand diese Hallen nicht mehr seinen Ansprüchen genügend, also ließ er einen neuen Palast weiter unten in der Stadt errichten. Dummerweise nistete sich vor ein paar Generationen ein Dämon im neuen Palast ein. Wie er dort hingelangt war, ist mir noch heute ein Rätsel, aber wir waren gerade zufällig in der Stadt und haben das Königshaus von diesem alten Familienfluch befreit. Als Dank dafür ließ uns der König diese Gemäuer zukommen. Es ist jetzt unsere Operationsbasis."
Alexis staunte nicht schlecht. "Das war eine noble Geste!"
"Eine die wir sehr zu schätzen wissen. Es gibt nichts besseres, als sich nach einem langen Außeneinsatz hier zu entspannen." Sie klatschte in die Hände. "Also dann... Ich will dich nicht weiter stören. Entspann dich. Ich mus noch ein paar Dinge erledigen."


Alexis brachte einige Zeit in dem Bad zu. Das Wasser war wohltemperiert und seine Knochen schmerzten bereits nicht mehr so wie noch zu beginn des Tages. Er hatte dieses Bad dringend gebraucht.
Gedankenverloren räkelte er sich und döste leicht weg.

Das leise Knarren der Tür weckte ihn. Er brauchte einem Moment um zu realisieren, was geschah.
Dot schob sich durch die Tür und schloß sie gleich hinter sich, die Hände hinter dem Rücken. Sie trug nichts weiter als ein weißes Nachtgewand aus halbdurchsichtigem Stoff.
Alexis spannte sich an und gab sich alle Mühe seine Männlichkeit zu verbergen, während seine Gesichtsfarbe der einer Tomate nahe kam.
Dot grinste ihn an und holte hinter ihrem Rücken eine Weinflasche, sowie zwei Weingläser hervor. Sie stellte beides auf dem Rand der Wanne ab, während Alexis unbeholfen hin und her rutschte. Was passierte hier gerade? Dot griff an ihre Schultern, löste das Nachthemd und ließ es von ihrem Körper gleiten. Alexis konnte nicht anders, als mit offenem Mund zu starren. Dot grinste immer noch und stieg zu ihm in die Wanne. Als sie neben dem verklemmten Hexenjäger saß, griff sie zu der Weinflasche und füllte beide Gläser. Dann hielt sie ihm eines davon hin.
Zögerlich nahm er das Glas entgegen und Dot stieß mit ihm an. Amüsiert lehnte sie sich zurück, einen Arm auf den Rand der Wanne gelehnt und nippte an ihrem Wein. Die goldgelbe Flüssigkeit schmeckte süßer als der Wein, den Alexis sonst kannte. Er verschluckte sich fast daran, während Dot elegant näher an ihn heranrückte. Ihre Lippen waren immer noch gekräuselt.
"Was ist los?", fragte sie neckisch. "Als Kinder haben wir doch auch immer zusammen gebadet."
"Da waren wir auch noch Kinder!", würgte Alexis beinahe empört hervor.
Dot stieß mittlerweile sanft mit ihrer Schulter gegen die seine und sah ihm eindringlich in die Augen.
"Na und?", flüsterte sie beinahe.
"Was machen wir hier?", stotterte Alexis.
"Genau das richtige.", erwiderte Dot und küsste ihn.
Die Anspannung fiel von Alexis ab.
Er ließ es geschehen.
 
"Es geht mich ja nichts an..." dachte sich Oriak, aber er fragte trotzdem: "Wie heißt denn der besagte Adelsmann?". Sabia sah ihn an: "Umberto Alcantara heißt er." Oriak horchte in sich hinein, aber nein, den kannte er nicht. Marabell legte jetzt ihre Hand auf Sabias Hand: "Bleibt ein paar Tage hier, mindestens bis er sich erholt hat." bot sie ihr an, mit Blick auf den leise schnarchenden Etan. "Seid unbesorgt, hier seid ihr sicher." versicherte sie der jungen Frau. Sabia nickte dankend.

Nach dem Mahl wies Marabell Sabia und ihrem Sohn eines der Gästezimmer im ersten Stock zu und Sabia zog sich sogleich zurück um zu Ruhen. Danach trat Marabell hinaus auf den großen Balkon im Flur, von dem man einen weiten Blick über die Stadt hatte, die in der beginnenden Dämmerung dalag. Oriak stand auf den Balkon, die Hände auf die Brüstung gestützt und sah in die unbestimmte Ferne. Marabell zündete die beiden Papierlaternen an, die an der Wand hingen, dann trat sie neben den Mann aus der Wüste. "Schön, dass du wieder da bist." sagte sie und lehnte sich an seine Schulter. Oriaks Blick glitt ins hier und jetzt zurück, er lächelte: "Ja, schön hier." und sah sie an. "Schön bei dir." Ihre Gesichter kamen sich zu Nahe und dann fanden sich ihre Lippen und sie küssten sich. Oriak hielt sie im Arm und sie drückte ihn gegen die Brüstung und begann sein Oberteil zu öffnen. "Mh..." machte Oriak und löste seinen Mund von ihrem: "Wir haben Gäste, ha, lass uns rein gehn und..." Sie küsste ihn wieder, er zog seinen Kopf zurück und vollendete seinen Satz. "...leise sein." Er packte sie jetzt und nahm sie lachend hoch, dann trug er sie ihn ihr Zimmer und warf sie auf ihr Bett, mit einer Hand zog er die Tür zu, mit der anderen öffnete er seinen Gürtel, während sie sich auch entkleidete. Dann kam er ins Bett.

 
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Während des Rückwegs hatte Twiggy kein Wort gesagt. Wie sich Lea anstellte... das war doch einfach nur lächerlich. Hörte sich fast so an, als hätte sie überhaupt keine Ahnung gehabt, dass es in Höhlen gefährlich war. Selbst Schuld. Sowas passierte eben, wenn man einen planlosen Oberflächler mit unter die Erde schleifte. Ein Risikofaktor, mehr nicht. Und wie sie herumjammerte, dass sie nichts sehen konnte... stellten sich eigentlich alle Oberflächler so an? Kein Goblin, der seine Kindheit überlebt hatte, verließ sich einzig und allein auf seine Augen. Bei den Menschen war es anders herum. Nimm ihnen die Sicht, und sie waren völlig hilflos.
Twiggy schüttelte kaum merklich den Kopf.
Dass die Nahrungskette an der Oberfläche durchaus seltsame Formen annahm, war ihr ja schon aufgefallen. Langsam glaubte sie, dass es für gewisse Bewohner überhaupt keine gab. Warum wimmelte es hier oben sonst so von Menschen? Die fanden sich nicht mal allein im Dunkeln zurecht. Und wenn dann plötzlich doch irgendwo gefährliche Monster auftauchten, wie in der Ruinenstadt die sie vor kurzem verlassen hatten, dann konnte keiner mit der Situation umgehen.

Diese und ähnliche Gedankengänge wechselten sich während des weiteren Wegs mit Schwindel und Kopfschmerzen ab.

Wieder in dem Haus der Rosahäute angekommen wurde die Goblinhexe in ein Zimmer abgeschoben und vor einem, aus ihrer Sicht fast schon riesigen, gepolsterten Stuhl „abgestellt.“ Ehrlich ratlos blieb sie davor stehen. Was nützte ihr das Monstrum von einem Möbelstück jetzt? Erwarteten die, dass sie darauf schlafen sollte? Im SITZEN? Ihrem noch immer gegenwärtigen Schwindelgefühl half das jedenfalls nicht. Also was sollte das? Das war bestimmt so eine Art schlechter Scherz, über den nur Menschen lachen konnten... Mit ihr konnte man das ja machen. Sie war nur der dumme Goblin. Sein froh... das heißt du schauspielerst überzeugend genug.

Schließlich schlurfte sie ans andere Ende des Raumes, rollte sich in ihren Umhang und legte sich kurzerhand auf den harten, hölzernen Fußboden. Mit ihrem Rucksack als Kopfkissen war sie kurze Zeit später eingeschlafen.

Das ganze wiederholte sich über einen unbestimmten Zeitraum. Schlafen, Essen, nochmal schlafen. Irgendwann hatte sich mal jemand erbarmt, und Twiggy eine Decke sowie ein paar Kissen vorbeigebracht. Ihr war nicht entgangen, dass sich die Menschen von ihr fernhielten. Auch von den so genannten Wachen hatte sie noch keine zu Gesicht bekommen. Nur ab und zu öffnete jemand die Tür, vermutlich um festzustellen ob das neue „Haustier“ immernoch da war. Ihr sollte das Recht sein. Sie wollte gar keinen näheren Kontakt zu diesen Leuten herstellen – ihre letzten menschlichen Bekanntschaften hatten ihr ja schon wirklich genug Ärger eingebracht.


Entgegen ihrer Erwartungen schien sich die Geschichte mit dem angriffslustigen Zauberbuch in Wohlgefallen aufgelöst zu haben. Bis auf die Kopfschmerzen in den ersten Tagen war alles wie immer. Weder spürte sie eine große, neue Macht in sich, noch wusste sie in irgendeiner Hinsicht mehr als vorher. Plötzliche Erkenntnisse? Fehlanzeige. Ihre Magie tat das was Twiggy wollte und wann sie es wollte. Mehr nicht. Also genau wie sonst auch.
Was hatten die Menschen da für Unsinn erzählt? Alles nur eine dumme Geschichte, mit der man kleine Goblins erschreckte. Und du bist auch noch drauf reingefallen.


Einige Tage später – sie hatte schon längst den Überblick verloren, wie lange es jetzt noch bis zum Treffen mit den anderen Leuten vom Schiff war, kam auch Lea wieder vorbei. Was effektiv bedeutete, dass sich Twiggy nicht mehr auf Kosten der Hausbewohner durchfuttern konnte. Schade. Aber alles hatte irgendwann mal ein Ende. „Hallo“, begrüßte sie sie. „Sie weiß leider nicht welcher Tag ist. Sie hat völlig den Überblick verloren.“
 
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Schreie. Feuer. Asche. Blut. Überall Blut.
Er stand inmitten eines Schlachtfeldes. In der Ferne nahm er die brennenden Ruinen einer Stadt war. Der Boden um ihn herum war verbrannt und mit Leichen übersäht. Am Himmel klaffte ein Riss. Dämonen ergossen sich daraus.
Doch es herrschte Stille. Das knirschen von zerberstenden Schädelknochen unter Stiefeln ließ ihn herumfahren.
12 Gestalten, gehüllt in schwarze Gewänder hatten ihn eingekreist. Am Himmel kreisten sieben Drachen. Ihre Rufe klangen fern und dumpf.
Aus dem Boden erhoben sich Schattenwesen, am hellichten Tage. Unzählig viele. Unendlich viele.
Etwas griff nach seinem Bein.
Seine Gefährten lagen gefallen vor ihm im Staub. Es war Mana, die nach seinem Bein gegriffen hatte.
"Warum hast du uns nicht gerettet? Warum.."
Ein Schwert wurde in ihren Leib gerammt und Mana löste sich auf.
Die zwölf Gestalten hatten ihn vollends eingekreist und griffen nach ihm.
Es gab kein Entrinnen.

Alexis schreckte aus seinem Alptraum hoch.
"Was ist?", murmelte Dot und zog ihn enger an sich.
Erleichtert drehte er sich zu ihr und strich über ihren Arm.
"Nur ein schlechter Traum."
"Port Raven?", harkte sie nach, legte ihren Kopf auf seine Brust und sah ihm in die Augen. Sie war besorgt.
Alexis' Augen suchten im Raum umher, als er um eine Antwort Rang.
"Nicht ganz. Oder eher schlimmer als das."
"Erzähl's mir."
Alexis schilderte ihr, was er in seinem Traum gesehen hatte. Der Traum hatte ihn aufgewühlt, ja regelrecht aufgerüttelt. Während er hier mit dieser wundervollen Frau im Bett lag, starben derweil hunderte, wenn nicht sogar tausende. Er teilte ihr auch diese Sorgen mit.
"Es gibt Dinge, die wir nicht beeinflussen können.", entgegnete sie und küsste ihn.
Er wünschte sich, ewig in diesem Moment verharren zu können. Doch das war nicht möglich. Sie hatten eine Aufgabe zu erfüllen. Er sah ihr in die Augen. Er sah, wie sich seine eigene Entschlossenheit darin widerspiegelte. Zusammen würden sie es vielleicht schaffen.
Er seufzte, setzte sich auf und schwang seine Beine von der Bettkante. Die Unterarme auf seinen Oberschenkeln liegend blickte er auf den Boden.
"Wo sollen wir anfangen?" Auf dem Schiff waren alle voller Tatendrang gewesen. Doch letztenendes wusste Alexis nicht im geringsten, was sie jetzt am besten tun könnten. Armeen versammeln schön und gut. Sich der Finsternis stellen, auch alles toll. Aber was nutzte alle Macht der Welt, wenn sie sinnlos verdampfte?
"Kemet."
Alexis drehte sich verwundert zu Dot.
"Wir hatten damals nicht genug Zeit, um weitere Informationen zu sammeln. Wenn es Antworten gibt, dann vielleicht da. Du musst dich auf die Spuren der ältesten Kultur begeben. Nach allem was ich weiß wussten sie um die Problematik mit dem Schattenreich und wie man es bekämpft."
Alexis erinnerte sich an den Sockel der Kathedrale aus Port Raven. Die darin eingravierten Symbole. Und die Region um Port Raven, ja auch Dujol waren im erreichbaren Einflussbereich von Kemet. Das war ein Anfang.
"Ich brauche alle Informationen, die du hast."
Dot richtete sich auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich suche alles zusammen."

Alexis betrat in frischer Kleidung den Festsaal. Immer noch recht ratlos saßen dort Haj'ett und Taimi und blickten ihn erwartungsvoll an.
Er klärte sie über den Aktuellen Stand auf. Die Prophezeihung, Kemet. Die Spur, die er zu verfolgen beabsichtigte. Was zwischen ihm und Dot vorgefallen war verschwieg er geflissentlich.
"Das ist eine wichtige Angelegenheit.", schloß er ab und richtete seinen Blick auf Mana. Diese ließ von ihrem Spiel mit Yoko ab. "Such nach den anderen und bring sie hierher. Es gibt Neuigkeiten." Sein Magen knurrte. "Und hoffentlich bald was richtiges zu Essen."


Mana trottete durch die Stadt und folgte dem Gerucht der anderen. An einer Weggabelung fing sie speziell den Geruch von Oriak und Evan ein. Sie hatten sich hier vor nicht allzulanger Zeit getrennt. Oriak mochte noch mit seiner eigenen Mission beschäftigt gewesen sein, daher folgte sie der Spur von Evan.
Es dauerte nicht lange, bis sie vor einer Schneiderei angelangt war, vor dessen Ladentür Evan offensichtlich Ärger mit ein paar Schlägertypen hatte. Er wirkte jedoch keinesfalls eingeschüchtert. Das machte Mana neugierig und sie beschloß fürs erste nicht einzugreifen. Allerdings fiel ihr noch etwas anderes ins Auge, das ihr an dem jungen Qaraner schon früher aufgefallen war.
Sie nahm ihre humanoide Form an und lehnte sich eher beiläufig an einen Holzbalken und sah die Geisterscheinung neben sich an, die ganz offensichtlich einen genervten Gesichtsausdruck aufgelegt hatte.
"Sieht so aus, als würde dieser Evan des öfteren in Schwierigkeiten geraten, was?" Auf die verdutzte Reaktion Elaynes hin fügte Mana amüsiert hinzu: "Was. Hast du gedacht ich kann dich nicht sehen?"
 
An dem Tag wo sie Lea ins Zimmer brachten, um sich zu erholen. Eine Wache des Hauses nahm das Frettchen, als es an Gadila unbemerkt herunter geklettert ist. Dann setzte er es vor die Haustüre, da er es als Ungeziefer ansah. Dort nahm eine Fremde Gestallt in einer Robe mit einer Kapuze das Frettchen mit sich mit. Um sich liebevoll darum zu kümmern. Fermar brachte Geo zu einem schönen Haus mit Garten das Gadila gehörte, immer wenn er konnte schaute er nach Geo der liebevoll von Jada und Animar umsorgt wurde.

Endlich Lea konnte wieder weiter, auch sie wusste nicht wie viele Tage verstrichen waren. Da kam Miri auch schon zu Lea gelaufen. "Sag mal Miri wie viele Tage sind vergangen seit Twiggy und ich hier sind?" Miri lächelte Lea an ehe sie auf ihre Frage eine Antwort gab. "Naja müssten schon einige Tage verstrichen sein. Wenn du weiter deines Weges ziehen möchtest, kannst du dies jetzt jederzeit gerne tun. Ach ehe ich es vergesse hier ist dein neuer dein Rucksack. Habe nichts davon angerührt soll ich dir von Gadila geben. Hab dort nur all deine Sachen rein getan. Auch dein Geldbeutel und den Beutel mit all deinen Heilpflanzen und Heilkräutern hab ich hineingetan so wie eine neue Robe mit Kapuze." Lea ging zu Miri und umarmte sie danach zog sie den neuen Rucksack an. Endlich konnte sie all ihre Sachen mit nehmen und auch neue die sie finden oder kaufen wird. Sie hatte keine Zeit mehr dort rein zu sehen. Dann kam der Vater von Miri und auch Gadila dazu. Der Vater von Miri sagte nur zu Lea. " Du bist hier jederzeit gerne wieder herzlich willkommen." Danach Umarmte er auch Lea. Als dann Gadila zu Lea Sprach. " Lea ich habe hier ein neues Zuhause gefunden daher werde ich nicht mitkommen mit dir. Hoffe das es okay für dich ist. Also bis auf ein Baldiges Wiedersehen." Dann umarmte auch Gadila Lea, die nach der Umarmung von Gadila zu ihr sprach. " Du bist Frei um das zutun was du möchtest, keine sorge Gadila mir ist es lieber fühlst dich hier zuhause. Als mit mir ins Abenteuer zu ziehen, wer weiß wie lange es dauert wird. Es wird etwas dauern bis wir uns wiedersehen, doch hier bist du Glücklich und das alleine Zählt. Also mach dir keine Sorgen um mich. Bis Bald wir müssen los ich werde eure Liebe von euch allen im Herzen tragen." Sie zog den Rucksack nochmals aus den Gadila gab ihr einen neuen Mantel in den sie rein schlüpfte. Danach zog sie den Rucksack wieder an. " Also wir müssen los Tschüssi bis bald." dann sagte Gadila. "Tschüssi Twiggy auch du bist uns jederzeit wieder sehr willkommen." Danach riefen alle zusammen. "Tschüssi Twiggy bis bald mal wieder. " Dann machte Lea auch schon die Haustüre auf als sie mit Twiggy das Haus verlassen hatte.

Fermar kam nun wieder zu Geo um nach ihm zusehen und ihn wieder zurück zu Lea zu bringen. "Komm mit mir mit wir müssen wieder zu Lea" Dann kam Geo zu Fermar der ihn wieder mit sich nahm. Kurzen Augenblick Später standen sie in der Nähe des Hauses wo Miri wohnte. Als er Lea sah wie sie die Türe öffnete sagte er. "Laufe wieder zu Ihr sie hat dich bestimmt vermisst." Und schon lief Geo von Fermar der wieder zurück in seine Welt kehrte.

Da fiel ihr wieder Geo ein der auch schon ihr entgegen gelaufen kam. "Nach wo kommst du denn her, schön das du wieder da bist." Dann Kniete sich Lea zu ihm hin, damit er an ihr hoch klettern konnte. Als er wieder in die Kapuze platz genommen hatte. Stand Lea wieder langsam auf. Dann Ging sie wieder mit Twiggy weiter sie versuchte den weg zurück zu finden als sie sich von den anderen getrennt hatten. Sie wusste zwar nicht mehr genau wo das war.
 
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Die Sonne fiel durch die Fenster herein und tauchte den Raum in ein morgengoldenes Licht. Oriak drehte sich wohlig knurrend auf den Rücken, Marabell lag noch neben ihm. "Hallo." lächelte sie ihn an. Ihre Hand fuhr zärtlich über seinen blanken Oberkörper, fuhr über Muskeln und seine, im Vergleich zu anderen, wenigen Narben. "Hm," machte sie grübelnd: "Die ist neu, stimmts?" fragte sie und fuhr über eine mittellange Narbe, die sich links unterhalb des Bauchnabels leicht schräg nach oben über den Körper zog. "Ja, ein Sklavenhändler drüben in Benazir, der wollte mir dem andern Stahl zahlen, hat aber nicht mit Zottel gerechnet." Erklärte Oriak ihr. Sie küsste ihn, er erwiderte ihren Kuss, erst als sie das Baby schreien hörten lösten sie sich wieder. "Mach dich fertig, steh auf!" wieß Marabell ihn an und rollte aus dem Bett.

Sie verschwand ins Bad. Er stieg auf seiner Seite aus dem Bett, durchschritt den Raum schnell und trat auf den Balkon hinaus. Er schloss die Augen, breitete seine Arme aus und atmete tief durch. Er hörte die morgendliche Stadt, wie der Alltag langsam ins Rollen kam, hörte das Lachen, das Rufen. Jetzt lehnte er sich auf die Brüstung und sah über die umliegenden Gebäude hinweg, in Richtung Meer, in Richtung Zottel. "Ich hol dich später, heut gehn wir mal raus." dachte er, bevor er sich wieder umdrehte und den Balkon verließ.

"Wollt ihr mit mir kommen?" fragte Oriak Sabia nach dem Essen. Marabell nickte: "Frische Luft und Bewegung tut euch gut. Und ich kann hier ein bisschen meinen Geschäften nach gehen." Sabia nickte und so gingen sie wenig später los, Richtung Hafen.

Zottel beschnüffelte die beiden Fremden, mit denen Oriak da angekommen war misstrauisch. Dabei zwickte ihn Etan vergnügt quietschend in die Nase. Zottel schüttelte und wich knurrend zurück. "Es ist gut, Zottel." beruhigte Oriak seinen Begleiter. Sie gingen vor die Stadt. Vor dem Osttor erstreckte sich das Land weit und offen, von einigen Felsgruppen und Tothölzern unterbrochen.

"Sei unbesorgt Sabia, hier passiert uns nichts." Sagte Oriak zu ihr, als er merkte, wie sie sich unsicher umsah. Zottel begann nun zu laufen, seine Bewegungen begannen wieder zu fließen, endlich war er nicht mehr eingeengt, endlich durfte er seine ganze Energie, seine ganze Kraft entfalten. Er jagte los. Sabia und Oriak setzten sich an ein paar Felsen, in den Schatten. Sabia entblößte ihre Brust und begann Etan zu stillen. Oriak saß neben ihr, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und einen Stein zwischen seinen Händen hin und her werfend. "Hast du dir schon überlegt, wie es für euch weiter gehen soll?" fragte er nach einer Weile.

 
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"Das Essen wird noch etwas warten müssen."
Alexis drehte sich verwundert zu Meena um, die sich in der Nähe des Eingangs zur Festhalle mit ihrem schweren Hammer aufgebaut hatte und in die Runde blickte.
"Zunächst habe ich ein persönlichen Anliegen an Euch. Ich möchte Eure Fähigkeiten beurteilen."
Alexis runzelte die Stirn. "Das ist ein seltsamer Zeitpunkt für Trainingseinheiten.", musste er zugeben.
"Aber immer noch besser, als das zu späten Stunde mit vollem Magen zu machen.", entgegnete die Norne und winkte die Gruppe zu sich. "Folgt mir, das sollte nicht allzulange dauern."
Alexis sah die anderen an, zuckte mit den Schultern und folgte Meena.
Es dauerte eine Weile und ging durch mehrere Gänge und etliche Stufen abwärts, bis sie schließlich in einer art Kampfarena angelangt waren, in der bereits einige Seraphen an ihren Kampffähigkeiten feilten. Sie unterbrachen ihr Treiben, als Meena sich in der Mitte des Raumes aufstellte und das Wort ergriff, sodass es jeder hören konnte.
"Yamu, Yuki, würdet ihr mal herkommen?"
Aus dem Hintergrund gesellten sich zwei Gestalten zu Meena, die kaum größer als einsechzig gewesen sein musten und neben der Norne regelrecht winzig wirkten. Davon abgesehen waren sie nahezu identisch. Es waren Zwillinge, gehüllt in eine eng anliegende schwarze Lederkluft, die wohl als mittlere Rüstung mit hoher Bewegungsfreiheit ausgelegt waren. Die ausladenden schwarzen Kapuzen warfen tiefe Schatten in deren Gesichter, doch erkannte Alexis in ihren Gesichtszügen, dass sie Landsleute einer früheren Weggefärtin der Gruppe sein mussten. Die mandelförmigen gelben Augen glitzerten aus dem Schatten der Kapuzen hervor. Wie hatte die Ronin noch geheißen? Mai... Li Mai Lin. Alexis bedauerte, dass sie, wie viele andere auch, nicht mehr Teil der Gruppe waren.
"Ich möchte sehen, was ihr so drauf habt. Yamu und Yuki werden mich dabei unterstützen. Wählt euren Sparringspartner aus und zeigt eure Kampfkünste." Meena wandte sich zu einer der beiden Zwillinge und legte einen silbrig blauen Zauber auf sie. "Ihr braucht Euch nicht zurückzuhalten. Meine Schutzzauber werden sie schützen. Wenn Ihr sie trefft, ist das Training vorbei. Noch fragen?"
Alexis sah an sich herunter, während Meena den selben Zauber auf den anderen Zwilling anwandte.
"Was ist mit uns?"
Meena wirkte belustigt, als würde sie mit einem kleinen Kind reden. "Keine Sorge, wir wissen was wir tun. Euch wird nichts geschehen."
"Außerdem motiviert es Euch vielleicht Euch etwas mehr anzustrengen.", fügte eine der Zwillinge süffisant hinzu.
Alexis gefiel die Sache garnicht. Meena legte ihren Hammer beiseite, griff nach ihrem Flügelschild und zog ihr Schwert.
"Also dann, wählt Euren Sparringspartner!"
 
Taimi hatte einige Zeit mit tiefgründigen Gedanken herumgebracht, in der Alexis verschwunden war und Yoko mit Mana ein paar Versteckspiele gemacht hatte. Die Elfe hatte sich gefragt, was sie hier eigentlich wollte, wenn sie keine Antworten sondern nur wunderliche Mienen und Wörter in Rätseln bekam. Wenige Stunden später war es allerdings endlich soweit, Alexis tauchte wieder auf und in der Zwischenzeit hatte Taimi mit der Nahrungsaufnahme nicht gespart - die dargebotenen Speisen waren mittlerweile komplett verspeist worden. Eiselfen mussten nun einmal viel zu sich nehmen und Taimi hatte die ganze Schiffsfahrt nicht einen Happen gegessen. Ihre Stirn zeichnete mittlerweile nur noch eine Platzwunde, die nun aber endlich halbwegs gereinigt war und nur noch halb so schmerzhaft aussah.

Die Informationen, die Alexis den Wartenden entgegenbrachte, waren zwar nicht viel, aber so hatten sie wenigstens einen weiteren Anhaltspunkt, einen Ziel. Taimi war ziemlich froh darüber, dass sie nicht mehr allzu lange bei den Seraphen bleiben mussten, denn die Halle erinnerte sie an Lothloriell - zu groß, zu leer und irgendwie.. Unbequem. Und durch die Emotionen, die sich bei dem Gedanken an Lothloriell entwickelten, war diese Halle sogar ein wenig.. traurig behaftet. Die blonde Elfe stellte sich schließlich auf und blickte zunächst Alexis fragend an, dann Ha'jett, nur um dann ein paar Schritte auf und ab zu gehen, während ihre Gedanken um Kemet kreisten. Hoffentlich war es ein mehr kalter Ort, als ein warmer. Schon hier merkte Taimi, dass sie nicht gut aufgehoben war. Bis sie sich an die Hitze gewöhnt hätte, würde wohl noch einige Zeit vergehen. "Kemet ist also unser nächstes Ziel.", murmelte sie und schrieb es in ihr Notizbuch, dass sie längst gedankenabwesend gezückt hatte. Als sie sich wieder umdrehte und beschloss, ihre Fragen über jenen Ort zu sparen, trat Meena hinter Alexis auf und stützte sich mit Blick in die Runde auf ihren schweren Hammer. Diese Frau beeindruckte Taimi nach wie vor. Sie erwähnte, dass sie die Fähigkeiten der Gruppe beurteilen wollte, was Taimi gerade ganz recht kam. Jede Gelegenheit, ihr Schwert zu nutzen, war für die Blondine etwas Besonderes - selbst in Port Raven, auch wenn es Negativ behaftet war. So folgte sie Alexis und Meena, um dann in einer Art Kampfarena anzukommen.

In der Wahl ihres Gegners war für Taimi ganz klar, dass Meena wohl am geeignetesten dafür sein würde. Meena würde mit Schild und Schwert kämpfen und hatte zwar einen größeren und breiteren Körperbau als die Elfe, jedoch war es von den dreien wohl die beste Wahl, um ihre Körperkraft und Schwertkünste zu nutzen. Auch die Zwillinge hätten sich wohl als geeignet herausgestellt, grade weil sie leichte Rüstungen trugen. Trotzdem nickte sie Meena zu und zog ihr Schwert langsam aus der Scheide, was ein ihr willkommenes Geräusch erzeugte. Meena wäre wohl eine gleichgestellte Gegnerin oder gar eine Herausfordernde. "Ich bin ebenso gespannt, was Ihr drauf habt.", entgegnete die Eiselfe und nahm zunächst ihre Tasche ab und zog dann mit einem eleganten Ruck ihren roten Schal von ihrem Hals, der nach einigen Sekunden flatternd auf dem Boden landete.
 
"Das weiß ich nicht." Gab sie zu. "Ich hab noch nie gewusst, wie es weiter geht. Wisst ihr, mein Leben war stets so, dass ich nicht wusste ob ich in drei Tagen noch sein würde. Wozu also soll ich wissen, wie es weiter gehen soll?" Er warf einen kurzen Seitenblick auf sie und sagte:"Du musst mich nicht in der hohen Form ansprechen, ich stehe auch unten, nur ein Penner, ein Rumtreiber, hier zumindest...". "Wo kommst du her?" fragte sie ihn direkt. "Aus Melakim, aus dem Westen." Sie fragte weiter nach seiner Vergangenheit und er erzählte ihr ein paar Dinge, das Leben bei seinen Eltern und wie er zu Alic und Alyra gekommen war. Wie sich sein Leben dort geändert hatte. Zottel kam wieder zurück zu ihnen, einen Hasen im Maul, ließ sich nieder und begann zu fressen, während Oriak einige Details aus ihrer Reise, seit sie Alics Hof verlassen hatten, erzählte. "Und wenn ich mit euch käme?" fragte sie ihn. Er sah sie kurz an, dann schweifte sein Blick in die Ferne: "Das wäre vermutlich keine gute Idee. Ich begebe mich mit anderen auf einem Weg von dem es keine Widerkehr geben wird, wahrscheinlich."."Warum geht ihr ihn dann?" wollte sie wissen. Er lachte kurz: "Das wenn ich wüsste. Ich weiß es glaub ich nicht. Vielleicht sehe ich einen Sinn darin. Vielleicht rechne ich mir trotzdem eine Chance aus zu überleben. Vielleicht ist es aber auch nicht so schlimm, wenn ich nicht mehr zurück komme, weil auf mich niemand wartet, im Vergleich zu anderen. Vielleicht glaube ich nichts an das Scheitern. Ich kann es nicht wirklich erklären." Sie sah ihn lange an, schweigend. Anschließend kam das Gespräch wieder auf sie. Oriak fragte sie, ob es sich nicht lohnen würde, jetzt für Etan einen Plan zu haben, für Etan weiter als ein paar Tage voraus zu schauen und zu planen. Sie machten sich dann auf den Weg, die war sehr in sich zurück gezogen, sie dachte nach, so verlief der Rückweg ziemlich schweigsam.

 
Der rote Schal



Der rote Schal flatterte im eisigen Wind, als wollte er sich mit aller Kraft von dem schlanken Hals der Eiselfe befreien und stünde kurz davor. Schneeflocken schmolzen in verblüffender Geschwindigkeit, wenn sie auf der nackten, rosa schimmernden Haut landeten. Taimi lugte aus den Tannen eines Vorsprungs heraus, in der Hoffnung zu finden was sie eigentlich erwartete. Das üble Bauchgefühl der Eiselfe meldete sich erst nur unterschwellig, bis es nicht mehr zu ignorieren war – es konnte einerseits damit zu tun haben, dass die angekündigte Truppe der Kriegerkasten nicht eingetroffen war, oder damit, dass die Eiselfe langsam Zweifel an der Glaubwürdigkeit ihres Vaters hatte, der sie auf eine höchst wichtige Befreiungsaktion geschickt hatte, die wohl nicht mehr stattfinden würde. Warum schickte er sie bis nach Lothloriell und ließ keine Taube Kunde über einen Abbruch bringen? Zweifelnd zog sich Taimi zurück in die Tannen und richtete ihren dünnen Seidenschal, wartend auf Yoko, die sich auf genauere Inspektion begeben hatte. Einige Augenblicke vergingen, in denen Taimi einem kränklichen Hasen dabei zusah, wie er hilflos durch den hohen Schnee kroch. „Keine Männer in Sicht.“, riss Yoko ihre Gefährtin aus den Gedanken, gar aus dem leichten Anflug von Mitleid für das kranke Tier. „Was hat sich Reynir dabei gedacht?“, fragte sich die Eiselfe daraufhin mit ruhiger Stimme. „Glaubst du, er will dich wieder einmal ausgrenzen? Es ist nicht das erste Mal, dass er dich fortschickt und im Nachhinein von nichts mehr wissen will.“, hakte Yoko nach und fasste sich theatralisch überlegend an ihr spitzes Kinn.

„Ich denke.. ausgrenzen ist nicht das richtige Wort.“, murmelte Taimi und schluckte schwer. Der Verdacht der sich ihr auftat war mehr als drastisch. „Was, wenn Xyris uns verraten hat?“, sprach sie kaum aus, sondern verschluckte es halb. Yoko schien aber zu verstehen, was für unaussprechliche Gedanken Taimi nun plagten und setzte zum Weiterflug an. „Ich fliege vor, ich werde tun was ich kann, um deinen Vater von Dummheiten abzuhalten, wenn nötig.“, sagte sie energisch und summte davon, bis sie zwischen den Tannen verschwand. Taimi rieb sich die Zornestränen aus den Augen, denn auch wenn sie nicht wusste, was wirklich geschehen war, so hatte sie allein der Gedanke in Fahrt gebracht. Reynir würde Arnlaug suchen und umbringen, wenn Xyris die beiden verraten hatte. Nicht viel länger blieb Taimi an Ort und Stelle stehen, nein, sie stieg auf ihr Ross und schoss so schnell sie nur konnte über Stock und Stein, querfeldein. Hier und dort peitschten ihr Äste mit der Kraft ihrer Geschwindigkeit ins Gesicht und hinterließen ein anspornendes Brennen, doch das war nicht so schlimm wie der misslungene Sprung, der das Ross zu Boden riss. Das Pferd wieherte erschrocken und entsetzt auf, als es mit dem ganzen Gewicht zusammen knickte. Taimi gelang es nicht rechtzeitig, sich von dem Pferd abzudrücken und landete unkontrolliert auf dem Boden. Vor Schreck hielt die Eiselfe einige Momente inne, bis sie sich ihrer besann und das Blut, das ihr Kleid durchtränkte, entdeckte. Etwas Spitzes hatte für eine klaffende Wunde an ihrem Arm gesorgt – ihr rechter Arm ließ sich kaum heben, bis Taimi dann aber einen spitzen Stein unter sich erblickte. Angestachelt, sich zu beeilen und weiterzueilen, erhob sich die Elfe und ignorierte den Sturz, als auch ihr Ross, dass sich leidvoll auf dem Boden wandte.



Die Elfe blickte nur kurz auf die Stelle, auf der sie gelandet war. Ein tiefes Rot tränkte den Schnee an dieser Stelle und würde womöglich sogar die tierischen Bewohner des Waldes anlocken. Dennoch hatte Taimi keine Zeit, sich um das verletzte Ross zu kümmern, und stürmte los. Ihre Beine schienen nicht ihr zu gehören, sie flogen so elegant wie möglich über Stock und Stein, um ihre Reise fortzusetzen. Es war nicht viel Zeit und die Dryaden hätten ihre Finger im Spiel, wenn Taimi es wirklich noch rechtzeitig schaffen würde. Die Eleganz der Elfe hatte jedoch seine Grenzen, hinterließ sie doch eine Blutspur auf ihrem Weg und verlor mit dem Blut auch ihre Kraft. Im Adrenalinstoß riss es die Eiselfe weiter in Richtung Uthalia, taumelnd und stolpernd, mehr schlecht als recht. Aus den Tannen getreten – oder vielmehr gefallen – machte die Blondine das Licht aus, das von einer Gruppe grölender Fackelträger ausging. Es war bereits dunkel und im Angesicht des Blutverlusts und der unfassbaren Kälte Chantrasams fror sogar Taimi, ein Gefühl dass sie lange nicht mehr gehabt hatte. „Nein.. Nein, es darf nicht zu spät sein.“, murmelte sie und zog sich an einem Baumstamm hinauf. Ihre Beine waren weich und fühlten sich an, als würden sie jeden Moment nachgeben, als sie auf die Lichter in der Ferne zuging. „Nein!“, brachte sie nur verzweifelt hervor. Eine Weile trugen ihre Beine sie noch, ab und an landete die Chantrasami jedoch im kalten Schnee und musste sich neu aufrichten. Als sie endlich nah genug war erkannte sie es: Holzscheite, nicht wenige, gepaart mit leicht entzündlichen Ästen und Blättern und errichtet zu einem Scheiterhaufen, auf den niemand anderes gebunden war, als.. Arnlaug. Taimi stockte der Atem, als sie ihn erblickte. Er konnte sie noch nicht sehen, sie war zu weit entfernt! Verzweifelt taumelte Taimi auf die Eiselfen zu, die sich um das Spektakel versammelt hatten, um sie an den Schultern wegzudrücken und sich ihre Weg nach vorne zu reihen. „NEIN!“, schrie sie aus trockener Kehle, „HÖRT SOFORT AUF!“, tönte es aus der Menge, die langsam ihre Augen auf die Eiselfe richteten. „Ihr Monster!“, schrie Taimi kraftlos und kam in der dritten Reihe an, als sie Arnlaugs Blick erreichte. Er sah müde aus, entkräftet, und Taimi wollte sich nicht vorstellen, was man bis zu diesem Zeitpunkt schon alles mit ihm getan hatte. „Er wird sterben, wie es ihm würdig ist: Durch Feuer. Diese Menschenbrut hat das Grab bei den Heiligen nicht verdient! Die Dryaden mit dem faulenden Menschenfleisch versiffen? Nein, du wirst BRENNEN.“, verkündete Reynir auf seinem hochgelegenen Sitz und erlangte damit die Gunst der Versammelten. Klatschen, Schreien und Schweigen vermischt machte Kunde davon, was die Eiselfen von dieser Hinrichtung hielten. Entsetzt und aufgebracht starrte Taimi die Elfen um sich herum an. „Wer seid ihr? Ihr seid nicht besser als die Menschen Trauerlieds!“, schrie sie und rempelte sich weiter hervor, bis sie das lodernde Feuer einer Fackel erblickte – die Fackel Reynirs, die ihren Platz im Scheiterhaufen fand, und langsam Äste und Scheite in Brand setzte. Einige der Versammelten taten es dem Kastenhöchsten gleich. „NEIN.“, schrie Taimi und japste nach Luft. Das Geräusch des Schwertes, das sie schließlich aus der Schwertscheide zog, brachte die Eiselfen um sie herum zum Schweigen. „Holt ihn da herunter!“, schrie die Blondine und holte mit ihrem Schwert zum ersten Schlag aus, um einen der Krieger auszuschalten, der sich zwischen sie und das Feuer stellte. „Es tut mir Leid, Taimi.“, sagte die ihr bekannte Stimme. „Ich darf dich nicht gewähren lassen.“, sagte der Kollege der Eiselfe. „Verräter! Ihr seid Verräter!“, klagte Taimi entsetzt und ihre Tränen kullerten über die rosa Haut. Arnlaug schrie nicht, als die Flammen ihn langsam erreichten. Taimi tat es für ihn.



Taimi zog ihren roten Schal vom Hals und als er langsam, wie in Zeitlupe, zu Boden flatterte, wusste sie, dass sie kämpfen musste. Sie ließ das große Schwert niedersausen und zerschmetterte damit die Rüstung des Kriegers vor ihr, der mit Schmerz verzehrtem Gesicht versuchte, das Schwert aus seiner Platte zu drücken. Als ihm das gelang hatte er längst den Dolch der Elfe tief in seiner Halsschlagader und ging mit erbärmlichem Gurgeln zu Boden. Taimi blieb keine Zeit zum verschnaufen, sondern zog das Schwert zurück und stach blind nach hinten, an ihrer eigenen Hüfte vorbei, von wo ein weiterer Kämpfer der Kriegerkaste geschlichen kam, um ihre Rebellion gegen die Hinrichtung schnell zu beenden. Seine leichte Rüstung war mit einem Stich dieser Kraft sofort durchschlagen. Ohne Zögern holte Taimi die Klinge zurück nach vorn, wandte sich nach Rechts und wehrte einen Schwerthieb ab. Die Menge um sie herum war verstummt und blickte sich den Kampf neugierig und nichts tuend an. Arnlaugs Körper stand kurz vorm Erschlaffen und Reynir kommandierte erzürnt einige Mitglieder der Kriegerkaste herum. Yoko war weit und breit nicht mehr zu sehen, ob sie ihr geschadet hatten? Taimi war wortlos vor Zorn und nutze die Sekunde, um ihrem Angreifer einen Tritt zu verpassen und dem nächsten, dem hinter ihr, mit dem Dolch die Seite aufzuschneiden. Damit erschuf Taimi weitere Zeit, stürmte wieder zu dem Taumelnden und ließ ihren Dolch rechtzeitig fallen, um mit ihrem Schwert zweihändig den Oberkörper des Gegners durch zu spießen. Die Gegner gingen mit großem Blutverlust zu Boden, doch auch Taimi's Kräfte schwinden und mit der Beseitigung ihrer Widersacher hatte sie so viel Zeit verloren, dass die Haut ihres Geliebten bereits in grausamem Anblick verbrannte. „Nein..“, wimmerte sie und fiel kraftlos auf ihre Knie, während sie Arnlaug in die Augen blickte. Sie spürte furchtbaren Schmerz, als die Krieger in Überzahl ihre Arme nach hinten verschränkten und ihren Rücken mit einem groben Tritt zu Boden drückten. „NEIN!“, ertönte ein letzter markerschütternder Schrei – er hallte durch die Wälder, in die tiefen Uthalias und blieb jedem der Anwesenden im Gedächtnis. Taimi's letzter Blick war auf Arnlaug gerichtet, und als sein Körper erschlaffte, glitt Taimi in eine tiefe Schwärze. Ihre große Liebe hatte für den Krieg bezahlen müssen, für den Hass und das Leid ihres Vaters, für nichts und wieder nichts.



Die Zelle, in der Taimi erwachte, war genauso trostlos wie ihr Leben. Alles, wofür sie gelebt hatte, war fort. Taimi wollte sterben, sie wollte wiedervereint mit Arnlaug sein. Sie aß und trank lange nicht, auch konnte sie nicht mehr reden. Alles was Taimi hinter den kalten Gitterstäben blieb, war Zeit zum Trauern.. Und zum Leiden.
 
Mit staunender Miene verfolgte Alexis den Beginn des Übungskampfes zwischen Meena und Taimi. Alexis war überrascht, wie anmutig Taimi mit dem Schwert umzugehen vermochte, doch Meena war nicht minder begabt, wie er feststellen musste. Trotz ihrer Größe und Statur war Meena nicht minder elegant mit Schwert und Schild zuwege. Der Schutzzauber auf ihrem Flügelschild sprühte jedes Mal Funken, wenn sie damit parierte.
"Wenn du mit dem Gaffen fertig bist, würde ich gerne beginnen."
Eine der Zwillinge hatte sich Alexis genähert und Bereitschaft signalisiert. Es war offenkundig, dass es letzenendes egal schien, wen von den beiden Zwillingen Alexis auswählte.
"Wie gut ist der Schutzzauber?", wollte Alexis wissen. Er zögerte, gleich in die vollen zu gehen. "Um Ehrlich zu sein weiß ich nur, wie man damit tötet.", fügte er hinzu und ließ seine Magiefäden in einer Kugel über seiner Handfläche wirbeln.
Sein Gegenüber zückte grinsend ihre Krummdolche und begab sich in Kampfposition. "Gut genug. Keine Sorge."
Zögerlich zog Alexis sein Schwert und machte sich bereit. So bereit er eben sein konnte, denn schnell musste er feststellen, dass die zierliche Dame nicht zu unterschätzen war. Alexis war viel mehr damit beschäftigt, ihren Angriffen auszuweichen, als dass er sich darauf hätte konzentrieren können in irgend einer Form Gegenwehr zu leisten. Was aber viel schlimmer war: Mit der Zeit hatte der junge Hexenjäger das bohrende Gefühl, dass die Dame nur mit ihm spielte.
Alexis setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf. Er hatte schon oft genug mit dem Rücken zur Wand gekämpft. Er hatte so vieles überlebt. Und dabei hatte er selten darüber nachgedacht, was oder wie er es tat. Er hatte es einfach gemacht.
Einfach machen.
Der Zauber brachte den Zwilling aus dem Konzept und langsam verschaffte Alexis sich Platz zum atmen. Er blieb stationär, während sie um ihn herumturnte und seinen Geisterfäden auswich. Dennoch hielt Alexis sein Schwert zurück. Darüber hatte er noch nicht so viel Kontrolle wie erhofft, als er mit diesem Kampfstil anfing. Aber er konnte gelegentlich damit parieren.
Es half jedoch alles nichts. Rasch hatte sie seinen Kampfstil durchschaut und sich darauf eingestellt. Mit atemberaubender Geschwindigkeit hatte sie sich schließlich durch seine Verteidigung hindurchmanövriert, ihn rücklings zu Fall gebracht und saß nun auf ihm, die Dolche an seiner Kehle gekreuzt.
"Du bist leicht zu durchschauen."
"Ist mir auch schon aufgefallen.", ächzte Alexis auf die süffisante Siegesbekundung.
"Wenn du selbst ein paar Schutzzauber beherrschen würdest, könntest du dich mehr auf den Kampf konzentrieren." Dot hatte schon eine ganze Weile im Türrahmen angelehnt gestanden und die Kämpfe beobachtet.
"Kommandant.", erwiderte der Zwilling, stieg von Alexis ab und nahm Haltung an.
"Rühren, Yamu. Ich habe Dienstfrei. Ich bin auch nur hier um zum Bankett zu rufen. Es ist angerichtet."

Zurück im Festsaal fand Alexis das großartigste Festmahl vor, das er je gesehen hatte. Allerlei Speisen, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er konnte unmöglich von allem kosten, ohne zu platzen.
Dot hakte bei ihm ein und geleitete ihn zur Tafel. Etliche Seraphen waren ebenfalls anwesend. Weniger Wachen, als vielmehr die unterschiedlichsten Leute von unterschiedlichen Völkern. Das hier sah aus wie etwas, das sein Großvater durchaus hätte ins Leben rufen können. Hector hatte ihm alles beigebracht. Auch die Offenheit gegenüber anderen Rassen, Kulturen und Sichtweisen. Alexis hatte das schon immer als erfrischend empfunden und so war es kein Wunder, dass er sich hier sofort heimisch fühlte.

Als alle Saßen, hob Dot ihr Glas. "Meine Freunde, es ist schön Euch alle heute hier versammelt zu sehen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit unsere Gäste willkommen heißen. Auf einen schönen Abend und eine bessere Zukunft."
 
Besorgt schaute Deena den vier Männern, wie sie das kleine Geschäft verließen. Von der Tür wanderte ihr Blick dann einerseits zum Mantel vor ihr, aber auch zu den Lederriemen samt Schwert, welche noch am Tresen angelehnt waren. Somit war Evan also nicht nur halbnackt, sondern auch noch unbewaffnet – im Gegensatz zu diesen Unholden. Sie fühlte sich schuldig, ihn da irgendwie mit hineingezogen zu haben … doch jetzt war es zu spät. Eine gefühlte Ewigkeit stand sie noch unschlüssig da, ehe sie hastig nach dem Schwert griff und sich ebenfalls zur Tür begab. Ein Kampf war mittlerweile unvermeidbar, aber sie konnte immerhin dafür sorgen, dass der Richtige ihn gewinnen würde.

Draußen auf der Straße, die erstaunlich leer war, hatte sich der überhebliche Jungspund vor Evan positioniert.
„Na schön, du Großmaul. Eine Lektion willst du haben, und du sollst eine bekommen. Und niemand geringerer als ich, Kalid Salem, Sohn des gefürchteten Najeeb Salem, Kopf eines der größten Verbrecherringe wird sie dir erteilen! Ich muss dich warnen – mein Vater hat mir die besten Lehrmeister für Faust- und Stabkampf organisiert und -“
Weiter kam er mit seinem Monolog nicht, denn Evan hatte bereits die Geduld verloren. Da Kalid so dicht an ihm dranstand, hatte er ihm kurzerhand einen Tritt zwischen die Beine verpasst. Noch während er sich deshalb nach vorn beugte, ließ Evan daraufhin das Knie hochschießen, was seinen Gegner letztendlich nach hinten stürzen ließ. Naja, gelassen hätte, wenn Evan ihn davor nicht noch am Kragen gepackt hätte.
„Dein Vater hat besch*ssene Lehrer angeheuert. Merk dir das: Halt Abstand zu deinem Gegner, solange du ihn nicht angreifen willst.“ Damit löste er seinen Griff und ließ Kalid auf die staubige Straße stürzen, wo er sich vor Schmerzen zusammenkrümmte. Anschließend sah er zu seinen Begleitern.
„Hört auf Löcher in die Luft zu starren, ihr Affen! Schnappt euch den Bastard!“
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Unter ihren Umhängen holten sie Holzknüppel hervor, deren Köpfe mit genopptem Eisen umhüllt waren.

Elayne konnte nicht anders als seufzend die Stirn auf Daumen und Zeigefinder abzustützen, während sie etwas abseits stand und dem Spektakel beiwohnte. Es war ja nichts Neues für sie – eigentlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Evan einen Kampf vom Zaun brechen würde.
Sie war schon dabei, sich gedanklich ihre Worte für die nächste Standpauke zurechtzulegen, als sie plötzlich eine Stimme neben sich vernahm. An sich nichts Ungewöhnliches, doch es war die Tatsache, dass die Stimme mit ihr redete, was Elayne schreckhaft zusammenzucken ließ. Völlig verdutzt schaute sie Mana an und begann, nervös an ihrem Kleid herum zu zupfen.
„Wa-was?! Natürlich nicht!“, meinte sie und wandte ihren Blick ab. „Mir war schon klar, dass andere Geistwesen mich höchstwahrscheinlich auch so wahrnehmen können …“

Just in diesem Moment wurde die Tür aufgeschlagen. Deena achtete kaum auf die Situation und bemerkte somit auch nicht Mana, sondern wandte sich direkt an Evan.
„Hier, dein Schwert!“
Sie warf es ihm entgegen, und er fing es mit der rechten Hand auf. Mit seinem typischen Grinsen schaute er kurz zu ihr rüber, nickte und schenkte seine Aufmerksamkeit dann wieder den übrigen beiden Halunken. Diese hatten jedoch die Gunst der Stunde bereits ergriffen und zu ihm aufgeschlossen. Der eine holte weit mit seiner Schlagwaffe aus und verpasste Evan einen kräftigen Schlag in die Magengegend, sodass dieser prustete und zurückgestoßen wurde. Ein Folgeangriff kam, doch Evan hob sein Schwert schräg und mit beiden Händen über den Kopf. Der Knüppel prallte darauf und wurde zur Seite weggelenkt, während Evan bereits einen weiteren Schritt an seinen Angreifer herangetreten war. Mit dem Heft seines Schwertes verpasste er diesem einen schnellen Hieb gegen die Schläfe, und benommen taumelte er zurück.

Elaynes Aufmerksamkeit war nun wieder auf Evan und seine Prügelei gerichtet.
„Ja, da liegst du absolut richtig“, ging sie auf Manas Feststellung bezüglich Evans Talent, Ärger magisch anzuziehen ein. „So war er schon immer … mit dem Kopf durch die Wand, ohne Rücksicht auf Verluste. Immer den direkten Weg gehen.“ Sie seufzte. „Er versucht ja nicht einmal, Konflikte zu vermeiden … stattdessen provoziert er sie sogar. Man kann ihn echt nicht allein lassen.“

Nummer Zwei kam in diesem Moment von der Seite herangerannt und wollte mit einem vertikalen, kraftvollen Schlag dem ganzen wohl ein schnelles Ende bereiten. Evan sah ihn nicht mehr rechtzeitig genug und konnte nur schützend seinen freien Arm hochhalten. Ein fieser Schmerz durchdrang seinen linken Unterarm, als der Knüppel draufschlug, doch es kam noch mehr. Während seine Verteidigung oben konzentriert war, verpasste sein Angreifer ihm einen Tritt, erneut in den Magen. Evan klappte zusammen und wurde mit einem Seitwärtshieb zurückgeschlagen. Beinahe wäre er zu Boden gegangen, doch nach mehreren taumelnden Schritten fand er seine Balance wieder, wenngleich er ob der Schmerzen etwas gekrümmt und mit gesenktem Kopf zum Stehen kam. In dem Glauben, ihn mit dem Nächsten Schlag besiegen zu können, setzte der Angreifer direkt nach. Nun, das wollte er zumindest.
„Dämonen sollte man nicht reizen …“, murmelte Evan mit leiser, aber fester Stimme. Als er aufsah, ließ dies den Söldner vor ihm zögern – das linke Auge pechschwarz, von ebenso schwarzen Äderchen umgeben. Der angriffslustige Blick und das leicht wahnsinnige Grinsen taten ihr Übriges.
Den Schwertgriff mit beiden Händen fest umklammert stürmte er nun mit beachtlichem Tempo auf seinen Gegner zu, der sich ebenfalls wieder in Bewegung setzte. Dessen Angriff wurde von Evan abgewehrt, doch es folgte ein fester Faustschlag direkt ins Gesicht. Der Qaraner zeigte trotz blutender Nase keine Reaktion darauf, sondern nutzte den Moment und stieß den Angreifer zunächst mit einem kraftvollen Schulterstoß zurück. Anschließend folgte ein erster Schlag mit der Schwertscheide direkt gegen den Schädel, gefolgt von einem zweiten Hieb, der zwischen Schulter und Nacken traf und ihn in die Knie zwang. Währenddessen war der andere Kerl wieder zu Bewusstsein gekommen und stürmte auf Evan zu. Dieser hielt dessen Knüppel zunächst mit der bloßen Hand auf, riss ihn damit näher an sich heran, rammte ihm sein Knie in den Magen und beendete es mit einer Kopfnuss. Der zweite Halsabschneider richtete sich indes auf, doch ehe er wirklich etwas machen konnte, war Evan bereits bei ihm und zahlte ihm den Schlag ins Gesicht mit doppelter Kraft heim, was ihn sogar wenige Meter nach hinten durch die Luft segeln ließ, ehe er im Staub aufschlug.

„Dass er immer so übertreiben muss … wenn er im Kampf denn zumindest Rücksicht auf sich selbst nehmen würde. Ich frag mich wirklich, wo er reingeraten würde, wenn ich nicht wäre …“


Mit Entsetzen in den Augen kam Kalid zitternd und stöhnend auf die Beine. Sein Versuch, den Ort des Geschehens möglichst schnell zu verlassen, war nicht wirklich von Erfolg gekrönt – Evan packte ihn am Kragen, hob ihn hoch wie ein Sack Kartoffeln und stieß ihn unsanft gegen die Wand.
„So, und jetzt zu dir, du Ratte. Weißt du, ich würde dich wirklich, wirklich gerne umlegen. Geht ganz einfach! Ein Griff an den Hals, fest zudrücken, das wars. Aber … ich bin heute mal nett. Verkriech dich einfach im nächstbesten Loch, wie es sich für eine Ratte gehört. Und bleib fern von Deena – wie du sehen kannst, ist sie auf deinen Schutz nicht mehr angewiesen.“
Er ließ den jungen Kerl zu Boden fallen, welcher sofort einige Meter von Evan wegkroch. „Lauf mir ja nicht noch einmal über den Weg, sonst zerreiße ich dich in der Luft. Und nimm das lieber ernst. Mit Dämonen spaßt man nicht.“
Panisch nickte Kalid, ehe er stolpernd in die nächstbeste Gasse rannte. Auch seine beiden Gefolgsleute humpelten ihm wenig später hinterher.

Während Evans Auge wieder eine normale Färbung annahm, sah er den fliehenden Gestalten hinterher, ehe sie außer Sichtweite waren. Er atmete einmal tief ein und wieder aus …
„Oh Mann, wie ich es hasse.“
Und fiel einem toten Baum gleich hinten über und lag auf seinem Rücken auf der staubigen Straße. Beim genauen Hinsehen erkannte man sogar einen dezenten Dampf, der von seinem verschwitzten Körper aufstieg. Deena hielt sich noch schockiert die Hände vor den Mund, ehe sie zu ihm eilte.

„Rücksichtsloser Idiot. Irgendwann wird ihn diese Einstellung noch umbringen, ich sag es dir.“ Elaynes Aufmerksamkeit galt nun wieder Mana, die nach wie vor neben ihr verweilte. „Gibt es eigentlich einen Grund weshalb du hier bist? Und wo hast du den jungen Magier gelassen?“

„Was ist mit euch? Habt ihr was abbekommen?“ Die Schneiderin kniete neben Evan nieder, und fasste ihm an die Schulter. Nur kurz jedoch, denn sie zog die Hand unmittelbar wieder zurück und legte sie stattdessen auf seine Stirn. „Ihr glüht ja regelrecht! Seid ihr etwa krank? In so einer Verfassung kämpft man doch nicht …“
„Kein Grund, gleich den Leichenbestatter zu rufen. Glaub mir, es geht mir gut“, meinte Evan. „Der Körper läuft halt ziemlich heiß, wenn konstant Magie durch die Muskeln gepumpt wird … lass mich ein oder zwei Stunden schlafen, dann bin ich wieder fit.“
Deena schaute ihn etwas verdutzt an, während sie ihm mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht wischte. Sie verstand nicht ganz, was genau Evan gerade getan hatte und war natürlich neugierig, mehr darüber zu erfahren … doch später. Jetzt brauchte er wohl tatsächlich Ruhe.
„Könnt ihr aufstehen?“
„Natürlich kann ich aufstehen … wobei ich nichts gegen eine Stütze einzuwenden hätte“, grinste er zurück.
 
Oriak war auf dem Weg zum tanzenden Holzbein. Es war kurz nach Mittag, die beiden Frauen waren zusammen auf den Markt gegangen, Zottel lag im Haus und schlief und er war nun unterwegs um einen alten Freund zu treffen. Jetzt stand er auch schon vor der Tür. Das faulige Holzbein, das neben der Tür hing baumelte im leichten Wind hin und her.

Oriak stieß die Tür auf. Ein Schwall verbrauchter Luft kam ihm entgegen, er trat ein. Gelächter, Klingen von Gläsern und Krügen, und Qualm lag in der Luft. Die Tische waren alle voll belegt, Oriak sah sich schnell und unauffällig um. Erkannte ein paar der Visagen. Dann trat er auf einen Tisch zu, im hinteren Bereich zu, an dem drei Männer und ein Schlangenmensch saßen. Er und einer der Männer saßen sich gegenüber und ließen ihre Messer über die gespreizte Hand des anderen tanzen, mal langsamer, dann wieder schneller. Oriak klopfte dem dritten auf die Schulter. „Hey Manni, gut dich zu sehn.“ Der Mann sah auf, sein einziges Auge fixierte ihn: „Ohara! Du hier?“ Oriak setzte sich hin. „Ja ich bin wieder hier. Wie stehts um euch?“ Der andere spuckte verächtlich auf den Boden, deutete mit der Hand auf die beiden anderen: „Du siehst doch, nischt zu tun, nischt zu fressen, es ist eine Schande...Was willst du hier?“. Fragte der Mann direkt. „Hm,“ machte Oriak: „Mal sehn, ich weiß noch nicht, erst mal mit Loche reden, denk ich.“ Der Blick des anderen veränderte sich: „Mit Loche, weißt du es noch nicht?“ er sah sich rasch um, dann flüsterte er: „Loche ist tot. Hingerichtet. Vor Wochen schon.“ „WAAASS!“ entfuhr es Oriak überrascht und entsetzt. „Sssschnauze halten! Nicht sssso laut!“ fuhr ihm der Schlangenmensch tadelnd an. „Aber Loche...“ entgegnete Oriak wütend und fassungslos, doch wurde unterbrochen: „Sie ham ihn erwischt.“ erklärte jetzt der dritte Mann, der sein Messer wegsteckte: „Und gehängt, das war vor etwa zwei Wochen.“. Oriak stützte seinen Kopf mit beiden Händen, die Oberlippe zitterte. „Nicht Loche!“ brachte er bebend hervor. Manni legte ihm die Hand auf die Schulter: „Doch Loche.“ flüsterte er tonlos. Oriak haute mit den Fäusten auf den Tisch: „Wer!?“ wollte er wissen. „Ein Kleinadel, wohnt in der oberen Stadt, Umberto Alcantara, handelt mit Gewürzen, Gewürzen und mit Ölen und einigen anderen Rohstoffen.“. „Ich hab diesen Namen schon mal gehört.“ bemerkte Oriak sinnierend. „Wo hab ich...Sabia!“ fiel ihm ein. „So, ich werd ihn holen. Ganz klar. Niemand nimmt uns ungestraft einen aus unsren Reihen. Was könnt ihr mir über ihn noch sagen?“ Die Männer rückten näher zusammen und begannen zu reden.



Wazirs Traum




Oriak lehnte sich leicht vor und spähte um die Ecke, dann holte er aus und warf das Wurfmesser, dass sich kreisend auf den Wachposten zudrehte und sich in flirrend in den Hals bohrte. "Los!" zischte Oriak, während die Wache röchelnd nach vorne kippte. Die Männer rannten los, geduckt über den in Dunkelheit liegenden Vorplatz, auf die Mauer zu. Benur kam um die Ecke, legte die automatische Armbrust an und verschoss in einem Augenblick 4 feine Stahlbolzen auf die beiden Wachposten, die auf der Mauer standen, einer sank schweigend zurück, der andere fiel nach vorne über die Zinnen, von der Mauer und schlug hart unten auf. Schon waren die Männer heran. Zwei stellten sich mit dem Rücken zur Mauer und hoben die anderen, die kamen, hoch, Benur und Oriak als letztes, dann wurden die beiden selbst hoch gezogen. Oben huschten sechs nach links, sechs nach rechts. Wazir legte einen Pfeil an und schoss die Wache im Innenhof lautlos ab. Die andere Gruppe hatte das linke Ecktürmchen erreicht und säbelte die beiden Wachmänner, die darin geruht hatten, geräuschlos nieder. Oriak trat die Tür des rechten Türmchens ein, zog sein Kurzschwert, trat an das eine Bett, Wazir an das andere, Sie holten aus und trieben ihre Klingen in die Schlafenden. Wazir öffnete die Tür zum nächsten Mauerabschnitt einen Spalt breit, Oriak zielte und schoss einen Pfeil auf den Wachmann, der ahnungslos ihn ihre Richtung ging, der schwarze Pfeil bohrte sich dem Mann in die Brust und "Haaaa..." machte er leise, drehte sich nach links und fiel tot von der Mauer in den Innenhof. Oriak erschoss nun den, der sich von ihnen weg bewegte. "Weiter!" wisperte er, trat die Tür auf und rannte geduckt den Wehrgang entlang.

"ALARM!!!" gellte et plötzlich über den Hof."******e, wir sind entdeckt!" zischte Erad, der hinter Oriak lief. Eine Glocke wurde geschlagen und im Herrenhaus gingen Lichter an. Vor ihnen auf dem Wehrgang flog nun die Tür des nächsten Türmchens auf, die beiden Wachen wollten raus stürmen, doch der erste rannte in zwei Pfeile und flog gegen seinen Waffenbruder, der jetzt auch getroffen wurde. Unten im Hof ging nun das Tor des Herrenhauses auf, Licht flutete den Innenhof, fiel anklagend auf die toten Wachmänner. Schreiend rannten Wachen aus der Tür hervor. Oriak und die Seinen schossen von den beiden Mauern auf die Männer, mehrere fielen gleich zu Boden. "Jetzt!" rief Benur von der linken Mauer. Die Männer zogen ihre Schwerter und schwangen sich von der Mauer, rollten sich im Hof ab und rannten schreiend auf die Wachmänner zu. Oriak warf einem sein zweites Wurfmesser entgegen, was der Feind aber mit einem überragendem Reflex abwehren konnte, allerdings hatte er nun keine Möglichkeit mehr Oriaks Klinge abzuwehren, welche sich jetzt in seinen rechten Arm fraß. Oriak trat den schreienden Mann zur Seite und stürzte dem nächsten entgegen. "Wazir!" rief eine Stimme und plötzlich explodierte an Wazir´s linker Wange der Schmerz. Er öffnete die Augen. Tarek stand über ihm: "Wir müssen weiter. Auf gehts!" "Ooohr..." machte Wazir und rieb sich die schmerzende Wange: "Das kann man doch netter sagen." Tarek spuckte vor Wazir in den Sand, dann reichte er ihm lächelnd die Hand: "Los jetzt." Wazir packte Tarek´s Hand und dieser zog ihn hoch. "Wir reiten gleich weiter.". "Hm." machte Wazir. Er hatte nur geträumt, dachte er sich, während er seine Sachen zusammen raffte. Es war nur ein Traum aus jener Nacht, als sie den Herrn des schwarzen Mondes stellten. Wazir sah es noch ganz deutlich vor sich, als der Herr des schwarzen Mondes den Innenhof betrat. "HALTET EIN!!!" hatte er mit mächtiger Stimme über das Gemetzel hinweg gebüllt. "Hört auf mit dem sinnlosen Blutvergießen!" Und tatsächlich, Wazir und die Seinen waren etwas zurück gewichen, genau wie die Wachmänner des schwarzen Mondes. Der Herr des schwarzen Mondes breitete seine Arme aus: "Nun habt ihr uns gefunden. Eine gute Leistung." er klatschte zweimal in die Hände. "Gut gemacht. Ich habe es voraus gesehen, dass dieser Zeitpunkt kommt. Es ist nicht nötig, dass noch mehr sterben. Vor allem nicht diese Männer, sie sind mir nur gefolgt." erklärte er mit einem Fingerzeig auf seine Anhänger. "Nein, heute Nacht stirbt keiner mehr. Ich kämpfe, ich kämpfe gegen euren Besten, der Sieger bestimmt was geschieht, ein Kampf bis zur Aufgabe, nicht bis zum Tod!" Er sah die schwarz gewandeten Männer an, die heimlich, still, und leise, mit Tod im Gepäck, in seinen Hof eingedrungen waren. "Nehmt ihr an?" Die Männer um Wazir sahen sich an. Kurze Blicke, angedeutetes Nicken. "Ja, wir nehmen an!" sagte Benur. "Es sei!" rief der Herr des schwarzen Mondes: "Ein Kampf, Mann gegen....mich. Ich werde in meiner Menschenform bleiben, ihr habt mein Wort. bereitet nun euren Kämpfer vor.". "Maku, mach dich bereit!" sagte Benur, Maku war schon dabei seine Rüstung abzulegen. Darunter kam sein braunes Kampfgewand hervor. Er zog die braunen Handschuhe an und tauschte den schwarzen gegen seinen braunen Truban. Dann nahm er sein Katana zur Hand. Die Männer bildeten ein weites Rund im Hof, die Wachen zogen die Körper der Gefallenen aus dem Kreis hinaus. "Ahhh!" machte der Herr des schwarzen Mondes und seine Augen blitzten grün auf: "Eine gute Wahl!" Jetzt hielt er seine linke Hand auf murmelte ein paar Worte und aus schwarzgrünen Schatten bildete sich ebenfalls ein Katana. Er nahm es in beide Hände. "Also dann, lass uns kämpfen, lass uns messen. Tanz, tanz Mensch, zeig mir, was du alles kannst!" Sie begannen sich zu umkreisen. Schritten vorsichtig und elegant durch den weißen Sand. Die Augen hingen nur an dem Gesicht des anderen. Und dann begann ein Kampf, wie Wazir nie einen sah, zwei absolute Meister trafen hier auf einander. Es war wirklich ein Tanz, sie um glitten sich, blitzschnell, leichtfüßig elegant, ihre Klingen trafen in schneller Reihenfolge und doch kontrolliert aufeinander und trennten sich wieder. Ein ums andre Mal. Funken sprühten und die Schwerter sangen ihre gnadenlose Weise, während sie durch die Lüfte schnitten. Maku ließ sich fallen, rollte sich zu Seite ab, trat dem Gegner gegen das Schienbein, sprang in einer Schraube wieder auf und führte einen schnellen seitlichen Hieb aus, welchen der Feind meisterhaft parierte. Schon hatte er sich um Maku gedreht und ließ die Klinge ebenfalls von der Seite anfliegen. Wazir traute seinen Augen kaum, als er sah wie Maku über der gegnerischen Klinge hinweg sprang. Jetzt gingen sie in einen schnellen Schlagabtausch über und bewegten sich beim kämpfen immer wieder, Staub aufwirbelnd vor und zurück durch den Kreis. Die Leute, die zusahen waren gebannt von dem Schauspiel, keiner hatte sowas je gesehen. Wazir auch nicht. Sicher, er hatte Maku eine Reihe guter und sehr guter Kämpfe machen sehen, aber hier übertraf er alles. Maku trat jetzt in den Sand vor ihn, dass dieser aufwirbelte und nutzte den Moment um sich durch die Beine des Feindes durch zu rollen, aber der Herr des schwarzen Mondes war übermenschlich schnell, schon hatte er die Klinge hinter sich gebracht um abermals zu parieren. Maku legte jetzt seinen freien Arm um die Schultern des Gegners und riss ihn mit aller Macht zu Boden, während er mit der anderen Hand sein Schwert zum Mund führte und in den Griff biss. "Was um alles in der Welt...?" fragte sich Wazir verwundert. Maku schlug ein Rad um hinter dem am Boden liegenden Gegner her zu kommen, dann kam er auf die Knie, hatte seine Klinge wieder in der Hand und lies sie auf den Widersacher nieder sausen, doch dieser brachte seine Klinge Funken sprühend dazwischen. Knurrend hob er seine Beine, nahm Maku in eine Kopfschere und riss ihn damit um. Der rollte sich geschickt raus und kam mit einem Rückwärtssalto wieder auf dem Sand auf. Er tänzelte um den Herren des schwarzen Mondes rum, während dieser wieder aufstand: "Du bist einer nach meinem Geschmack, wahrlich meisterhaft." merkte dieser erregt an. Seine grünen Augen leuchteten vor Erregung. Dann knallten sie wieder aufeinander. Schlag, Parade, Gegenschlag, Ausweichen, Antäuschen, Konter in blitzschnellen Reihenfolgen perfekt ausgeführt. Maku packte jetzt den freien Arm des Anderen und riss ihn an sich, doch der Gegner, brachte seinen Fuß nach oben und stieß sich von der Brust Makus ab und flog in einem krummen Salto nach hinten, duckte sich auch noch unter Makus Klinge weg, die knapp über ihn weg glitt. Wazir fragte sich, wie die beiden, bei solch riskanten Manövern und Aktionen, auch noch darauf achten wollten, dass sie den anderen nicht töteten, wie es ausgemacht worden war. Aus einer Seitwärtsstüz heraus fuhr der Herr des schwarzen Mondes einen harten Schlag von unten gegen seinen Widersacher, den Maku mit einem Tritt gegen die Klinge ablenken konnte. Er schlug nach unten, doch der Feind rollte beiseite. Mit einer Reihenfolge akrobatischer Sprünge folgte ihm Maku und als der Gegner sich vom Boden hoch stemmte, kam Maku seitlich angeflogen und seine Klinge traf hart auf die seines Widersachers, wo sie funkensprühend abglitt. Der Herr des schwarzen Mondes führte eine kurze Handbewegung mit der Schwerthand aus, welche bewirkte, dass beide Waffen weg geschleudert wurden. "Genug!" zischte er, schwer atmend in einem lockeren Ausfallschritt vor Maku stehend und machte eine beschwichtigende Handbewegung. "Es ist genug.". Maku stand vor ihm, ein Bein seitlich gestellt, das andere grade unter dem Körper. Er führte beide Hände langsam in den Nacken, blickte leicht nach oben und atmete tief ein und aus: "Wie ihr wünscht, wie ihr wünscht." gab er zurück. "Ein meisterhafter Kampf, ich seid ein wahrer Gegner." fuhr der Andere fort. "Ich beuge mich euren Fähigkeiten, eurer Kreativität, eurer Geschwindigkeit. Seht mich als besiegt an. Ihr seid ein wahrer Schwertmeister." erklärte er mit einer Verbeugung. Maku hatte beide Schwerter aufgelesen, warf dem Anderen das seine zu, welches in der Hand des Wesens gleich zu schwarzgrünen Schatten zerfiel und verschwand: "Auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut, nach außen hin zumindest, was ich kann, ist wenig, aber das kann ich gut." gab Maku zurück. Benur schritt jetzt klatschend ein: "Bravo, ein wahrhaft meisterlicher Kampf, bravo!" freute er sich und alle umstehenden fielen in den Applaus mit ein.

Wazir´s Blick irrte gedankenverloren über die Umgebung, sie durchritten jetzt das Riinsche Ödland, Dujol war nun nicht mehr weit, bis morgen früh könnten sie da sein. Er dachte weiter daran, wie sich der Herr des schwarzen Mondes schließlich gefügt hatte, wie er mit ihnen mit gegangen war. Wie ihm dann die Ausbildung der Schattenwandler übertragen wurde und wie er ihnen einen Einblick gab, was es noch alles zu lernen gab, nicht nur Körper konnten gewandelt werden, nein, das war erst der Anfang dessen gewesen, was die Kreatur ihnen gezeigt hatte.
 
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Taimi setzte zum ersten Schlag an, als der rote Schal auf den Boden geglitten war. Meena hatte durch die anfängliche Distanz natürlich längst gesehen, dass die Eiselfe zum Schlag ausholte, also hob sie mit eilender Geschwindigkeit das Schild, das bei dem Treffer einige Funken verstoß. Auch wenn Taimi in ihrer Geschwindigkeit dadurch gebremst wurde, war ihr Schlag sanft genug gewesen, um den Arm samt Schwert rechtzeitig vor Meena's Schwert zurückzuziehen. Laute Geräusche wurden erzeugt, als ihre Schwerter immer und immer wieder aufeinandertrafen. Die Eiselfe ging nicht sofort in die Vollen, sondern machte zunächst mögliche Schwachstellen aus, um das Training gegen Meena zu gewinnen. Meena war keine schwache Gegnerin, doch nach einiger Zeit des Schlagabtausches entdeckte Taimi eine Bewegungsfolge bei der großen Menschenfrau, in der es eine winzige Sicherheitslücke gab. Für einen Moment ließ Meena ihre Deckung mit dem Schild fallen, und würde Taimi zuerst ihren Schlag mit einem schwachen Hieb abwehren, so könnte sie die offenliegende Stelle treffen und den Kampf gewinnen. Die Eiselfe konzentrierte sich - der Moment in dem sie zuschlagen konnte war sehr kurz, doch es war nicht unschaffbar. Grade als Taimi den nächsten Schwerthieb Meena's abgewehrt hatte, zog die Elfe elegant und schnell ihren Arm zurück, preschte genauso schnell wieder hervor und brach durch die Verteidigung der riesigen Menschenfrau - die scharfe Schwertspitze machte nur kurz vor dem Leib Meena's Halt. "Das wars. Tot.", keuchte Taimi lächelnd und zog ihr Schwert wieder zurück. Meena war genau wie die Eiselfe sichtlich aus der Puste und wollte zum Sprechen ansetzen, als Dorothy schließlich in die Halle trat. Meena stellte sich aufrecht hin und auch Taimi drehte sich um, um zu hören was die Kommandantin zu sagen hatte. Das Bankett war angerichtet, also blieb keine Zeit um lange zu verschnaufen. Nachdenklich hob Taimi ihren Schal vom Boden und grub ihre Finger tief in das wertvolle Stoff. Manchmal kam es Taimi vor, als würde der Schal noch immer nach Arnlaug riechen und sie fühlte sich zurückversetzt an den Tag, an dem er ihn ihr geschenkt hatte. Ein Andenken an ihren besten Freund und ihre einstige große Liebe. Taimi lächelte, wickelte sich den Schal um und folgte den anderen.

Das Bankett war prächtig und es gab für die Eiselfe und ihren Waldgeist sehr Vieles zu sehen. Beeindruckt nahm auch Taimi schließlich Platz und beäugte das große Buffet. Endlich ein Ort, an dem es wohl nicht auffallen würde, wie viel eine Eiselfe wie sie doch essen musste, um sich wirklich Satt zu fühlen. Dass sich die Elfe erst vor wenigen Stunden schon den Magen vollgeschlagen hatte, änderte nichts daran, dass Taimi sich bereits auf die nächsten Speisen freute. Dorothy hielt ihre kurze Ansprache und als alle Anwesenden ihre Kelche und Gläser erhoben, was eine Art Brauch sein musste, tat es Taimi ihnen gleich und schaute sich einmal genauer um. Hier gab es wirklich viele unterschiedliche Wesen, nicht nur Menschen - etwas, was der Blondine dabei verhalf, sich etwas wohler zu fühlen. Yoko war längst verschwunden und fiel wie ein freudiges Kleinkind über das Fest und die Anwesenden her. Der Blick der Eiselfe allerdings wanderte in den Kelch, der mit einer tiefroten Flüssigkeit gefüllt war. Ihre Nase sagte ihr, dass sie den Fusel lieber nicht anrühren sollte - ihre Neugier sagte, dass sie sich unbedingt den Stock aus ihrem Gesäß ziehen sollte - woher sollte sie auch Erfahrungen sammeln, wenn sie keine Risiken einging?
Mit gerümpfter Nase nahm Taimi einen Schluck von dem Gesöff und schluckte schnell herunter. Ein paar Schlücke später stellte die Elfe fest, dass die Flüssigkeit eine wohlige Wärme in ihr auslöste, eine, die der Elfe noch wärmer werden ließ, als es einer Eiselfe sowieso schon war. "Puh..", stöhnte Taimi und fechelte sich Luft zu. Es war angenehm, aber viel zu warm für sie, grade an diesem Ort. Sie stellte ihr Schwert ab und legte ihren Schal zu ihrem Platz, um noch weitere alkoholische Getränke auszutesten. Bis das viele Gesöff ihre Sinne benebelte, dauerte es einige Stunden des Abends, und sich langsam die Halle leerte, saß Taimi angeschwippst und vollgefressen am Tisch. "Du bist selbst Schuld! Wieso hast du auch gesoffen wie ein Pferd!?", fragte Yoko mit verschränkten Armen, als sie sich ebenfalls wieder am Tisch eingefunden hatte. "Stell dich nicht so an.", entgegnete Taimi, "Wozu ist dieses Bankett denn da? Bestimmt nicht, um zu langweilen.", sagte sie mit breitem Grinsen. Jetzt konnte sie verstehen, wie die Menschen in Chantrasam diesem Gesöff so verfallen konnten. Zumindest hatte die Eiselfe es nun ausprobiert und für gar nicht allzu schlecht befunden.
Der Abend wendete sich dem Ende zu und alle Anwesenden schienen sich köstlich amüsiert zu haben. Einer der Anwesenden, mit dem Taimi sich beim Trinken und Essen unterhalten hatte, hatte Taimi darauf hingewiesen, dass man von dem Fusel auch hervorragend schlafen konnte - davon wollte sich die Eiselfe selbst überzeugen, als den Gästen die Schlafkammern gezeigt wurden und die Blondine völlig entkräftet in dem Bett landete, das für die nächsten Tage ihres sein sollte. So viele neue und unbekannte Dinge an einem Tag, das würde ihren Schlaf wohl um viele Stunden verlängern.

Der Mann am Bankett sollte mit seinem Hinweis Recht behalten, denn als Taimi am nächsten Tag erwachte, war es bereits später Nachmittag. Die nächsten Tage würde Taimi wohl solch einen Fusel nicht wieder anrühren, beschloss sie. Lieber würde sie sich in der ihr unbekannten Stadt umsehen und trainieren, um ihren Körper stark zu halten. Bis die restlichen Verbündeten eintrafen, konnten sie sowieso nichts Weiteres planen. Und so vergingen mehrere Tage, in denen Taimi, Ha'jett und Alexis die Gäste der Seraphen waren.

Früh morgens erhob sich schließlich Taimi wieder und überlegte, was an diesem Tag alles anliegen würde. Sicherlich trafen bald die Verbündeten bei den Seraphen ein, sofern Mana sie alle gefunden und eingesammelt hatte. Ihre Notizen zu den Geschehnissen der letzten zwei vergangenen Wochen hatte Taimi fast fertig gestellt, und nachdem die Eiselfe sich gewaschen und angezogen hatte begab sie sich in die große Halle, wo sie auf das Erwachen der anderen warten würde. Mit Notizbuch und Waldgeist beschäftigte sich Taimi an dem massiven Tisch und wurde bald mit ihren Aufzeichnungen fertig. "Was heute wohl geschehen mag? Vielleicht brechen wir ja schon heute auf, wenn alle zurück sind.", murmelte Taimi nachdenklich und musterte Yoko, die eifrig ihre Haare ordnete.
 
[FONT=Verdana, serif][/FONT][FONT=Verdana, serif]Die Wache war grade um die Ecke verschwunden, da blickte Oriak aus der Gasse hervor und rannte über die Straße. Hinter ein paar Körben ging er in die Hocke, sah sich aufmerksam um, dann huschte er weiter, durch die dunkle Gasse, jetzt rechts die Treppe rauf, dort über die schmale Straße, wieder in die Gasse eintauchen, so bewegte er sich durch die nächtliche Stadt. Immer näher kam er der oberen Stadt und dem Anwesen Alcantaras, welches sein Ziel war. Es waren mehr Wachen als sonst in der Stadt unterwegs und weniger Bürger als sonst, was sicherlich an der Krise, die dort drohend in der Ferne hing, lag. So brauchte Oriak länger als gedacht. Aber schließlich war er doch angekommen. Im fahlen Schein des Vollmondes, der stumm und treu wachend über ihm hing, erhob sich auf der anderen Straßenseite das Anwesen, in dem der ahnungslose Adelsmann lebte. Oriak spähte die Straße rauf und runter, dann rannte über die Straße und drückte sich links des Anwesens in den Schatten. Seine Augen suchten schnell und gründlich die Mauerkrone ab, es war niemand zu sehen. Er packte sein Seil und schon war ein leises Schwingen zu hören, bis er es warf und es sich zwischen den Zinnen verhakte, geübt kletterte er die Mauer hoch. Der Wehrgang war leer. Oriak wetzte in geduckter Haltung zu einer Treppe. Im Hof standen zwei Wachen, an einem Brunnen und unterhielten sich leise. Sie schienen nicht sehr aufmerksam. Oriak blickte zum Haus hinüber, er konnte es schaffen an ihnen vorbei zu kommen. Er drehte sich um und kroch über den Wehrgang weiter. Vorsichtig, leise aber zügig kam er voran. Jetzt machte der Wehrgang eine Biegung und lief auf das Haus zu. Er kam ohne Vorkommnisse an der Hauswand an. Zum nächsten Fenster mochten es sechs Ellen sein, er musste mit dem Seil hinkommen. Dabei war es wichtig, dass der erste Wurf direkt ins Fenster traf, dass nicht etwa der Haken gegen die Wand schepperte, dann wäre er auf jeden Fall entdeckt. Es war kein einfacher Wurf, aber er hatte ihn schon ein paar mal gemacht. Er begann den Haken am ausgestreckten Arm leicht pendeln zu lassen, hielt dabei die beiden Wachen unten weiter im Blick. In die kam jetzt Bewegung, einer ging zum Tor, der andere auf die Treppe zu. Oriak schwang den Haken nun stärker hin und her. Der Wachposten kam die Treppe rauf, er könnte Oriak jetzt leicht sehen, wenn er sich umdrehte. Oriak warf. Der Haken glitt lautlos durch die Luft und verschwand direkt durch der Fensterloch. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Jaaa!“[/FONT][FONT=Verdana, serif] machte Oriak innerlich und schwang sich schnell rüber und kletterte geschickt durch das Fensterloch hinein in den Raum. Drinnen rollte er sich ab, rollte das Seil ein, sondierte gleichzeitig die Umgebung, hier war aber offensichtlich niemand. Er zog sein Schwert. Er war in einer Art Abstellkammer gelandet. Viele Kisten, Regale an den Wänden. Er schlich zur Tür, öffnete sie vorsichtig, linste dahinter und erkannte einen spärlich erleuchteten Flur. Er griff in eine Gürteltasche und holte Timmi hervor, er flitzte sofort los. Schon huschte er in die andere Richtung den Flur entlang. Dann kam er zurück, Oriak nahm ihn auf, wurde nicht gezwickt, die Luft war also rein. Er öffnete die Tür und schlich zügig los. Er horchte an verschiedenen Türen. An der dritten hörte er eine Frauenstimme die offensichtlich mit Umberto redete. Nach den Erzählungen der Männer aus der Kneipe, von denen zwei schon mal erfolgreich hier eingebrochen waren, musste sich hier das Schlafgemach Umbertos befinden. Es war in zwei Räume unterteilt, einen vorderen und einen hinteren, in dem sich das Bett befand und an dem sich ein Balkon anschloss. Von dem vorderen Raum zweigen links und rechts ein Bad und ein Ankleideraum ab. Oriak schob die Tür vorsichtig einen Spalt auf. Der vordere Bereich war leer, gut, dass erleichterte die Sache ungemein. Der hintere Bereich war mit einem geschlossenen Vorhang vom vorderen abgetrennt. Die Tür zum Ankleideraum stand einen Spalt offen, eine Bewegung! Oriak war mit einem schnellen Satz an der Tür und schon hindurch. Eine Frau stand von ihm, mit dem Rücken zu ihm, obenrum nackt und wühlte in einem Schrank. Oriak legte ihr von hinten eine Hand über dem Mund und haute ihr mit der anderen gleichzeitig hart von unten gegen das Kinn. Den bewusstlosen Körper schob er hastig in den Schrank, den er verschloss. Jetzt verließ er das Ankleidezimmer, sprang mit zwei schnellen Schritten rasch durch den vorderen Raum, rollte durch den Vorhang hindurch, kam blitzschnell direkt von dem Adelsmann hoch und hielt dem verdutzen Mann die Klinge an den Hals. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Einen Laut und ich töte dich!“[/FONT][FONT=Verdana, serif] zischte er. Umberto starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, nickte leicht, seine Hände zitterten. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Du bist Umberto Alcantara.“[/FONT][FONT=Verdana, serif] flüsterte Oriak weiter. Wieder nickte der Mann, der ebenfalls nur in Hosen gekleidet vor Oriak stand. „W..willst du Geld? Ich kann.. ich kann dir Geld geben?“ stammelte er tonlos. Ein leichtes Lächeln umspielte Oriaks Mund, was der andere aufgrund des Turbans natürlich nicht sah. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Asnak et uru, maro et otu.“ [/FONT][FONT=Verdana, serif]dachte er die alten Worte und stellte sich Loche vor. Dann begann es. Er veränderte sich, wurde einen halben Kopf größer, seine Kleidung änderte sich in braune Reisetracht und sein vermummtes Haupt wurde durch Loches wettergegerbtes Gesicht ersetzt, welches von seinen braunen Locken eingerahmt wurde. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Hallo Alcantara.“[/FONT][FONT=Verdana, serif] sagte Oriak lächelnd mit Loches Stimme. Die Augen seines Gegenübers waren nun groß wie Teller. „Das ist doch nicht möglich, du bist tot! Ich habe dich...“ Oriak drückte mit seiner Klinge zu: [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Du hast mich hängen lassen, du Hund!“. [/FONT][FONT=Verdana, serif]Zischte er wütend: [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Doch jeder kriegt was er verdient, Alcantara Menschenfeind. Heute ist es an dir zu gehen, dort wo du hingehst, da warten schon einige auf dich, um mit dir abzurechnen!“. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„NEIN!“ schrie Umberto jetzt und schubste Oriak. [/FONT][FONT=Verdana, serif]„Stirb!“[/FONT][FONT=Verdana, serif] zischte dieser und wischte mit der Klinge über den Hals des Mannes, während er nach hinten sprang. Die Kehle öffnete sich und das Blut spitzte dunkelrot hervor. „Wuuur!“ röchelte Umberto und fiel auf die Knie, presste die Hände an die Kehle, an den Oberarmen lief das Blut hinunter, Oriak lies sein Schwert noch ein mal in einer kreisenden Bewegung heran sausen und schlitzte dem Sterbenden den Oberkörper auf, Blut und Organe entflohen diesem platschend. [/FONT]

[FONT=Verdana, serif]In dem Moment flog hinter ihnen die Tür auf, Wachen stürmten rein. „ALARM!!!“ schrie jemand. Oriak, immer noch in Loches Gestalt gewandelt, sprang über den nach vorne sinkenden Toten hinweg und schwang sich schnell über den Balkon auf die Straße herab, ein Speer flog knapp über ihm über die Brüstung. [/FONT]

[FONT=Verdana, serif]Er rannte glücklich in die Nacht. [/FONT]
 
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