Luke
Ehrbarer Bürger
Zähne zeigen
Das westliche Sumpfgebiet lag dunkel unter einem kaum sichtbaren Mond. Selbst hier oben auf dem kargen, feuchtkalten Gipfel des Tafelbergs, der wie ein großer Ziegelstein über der üppigen Vegetation des Sumpfes aufragte, konnte man die zahlreichen Nachtrufe der vielen Tiere dort unten hören. Und auch die Stadt Rakka vermochte es nicht, zu dieser späten Stunde gänzlich zu verstummen.
Huggin kniff die Augen zusammen, um vielleicht den Nebel durchdringen zu können, der den gegenüberliegenden Berg verschleierte, an dessen Flanke die Stadt sich schmiegte. Und tatsächlich, eine kleine Windbö zerriss für einen kurzen Moment die wirbelnden Schwaden und entblößte die Gebäude, deren Lichter umkränzt vom Nebel verschwommen flackerten.
Neben Huggin ragte die Gestalt von Balthasar auf, der vergnügt eine unbeholfene Melodie summte und der Ereignisse harrte. Balthasar hatte Rakka immer gehasst, seine Heimatstadt, die er hässlich, dreckig und von schwüler Luft unangenehm durchdrungen fand. Doch es war der Wille des Maestros gewesen, das Hauptquartier der Schlangenbruderschaft hier zu unterhalten und so hatte er oft hier verkehren müssen, obwohl er so oft es ging in der schönen Hafenstadt Port Milan residiert hatte.
Doch der Maestro war nichtmehr. Und ebensowenig die Schlangenbruderschaft. Balthasar hatte seine treuen Anhänger von damals um sich geschart und würde diesen scheußlichen Ort tilgen.
Hinter Balthasar hatten sich einige hunderte ehemaliger Schlangenkultisten versammelt, kapuzenverhüllt und finster anzusehen, allen voran Huggin, sein engster Vertrauter.
"Meister?"
Balthasar drehte sich um und seine lampenartigen Augen musterten Huggin.
"Was gibt es, mein treuer Diener?"
Huggin brannte die Frage auf dem Herzen, seit er seinen Meister wiedergefunden hatte, seit Balthasar ihn gefunden hatte. Dies war die erste Gelegenheit, sie zu stellen.
"Was ist mit Munin passiert?"
Huggin und Munin waren seit jeher Partner gewesen, Balthasar hatte sie beide in den Straßen Port Milans aufgelesen und gemeinsam ausgebildet. Wie ein Vater es getan hätte.
Die unheimlichen Gesichtszüge des veränderten Mannes zeugten zum ersten Mal von echten Gefühlen des Schmerzes und des Mitgefühls. Und des Zorns.
"Tot. Allem Anschein nach ist Feste dafür verantwortlich. Ich habe ihn vor eurer Heimatstadt begraben und den Mörder gerichtet. Vielleicht tröstet es dich ja."
Huggin blickte stumpf zu Boden. Er hatte sich die Antwort bereits denken können, doch die unumstößliche Gewissheit tat weh und er konnte sich ein wimmerndes Schluchzen nicht verkneifen. Väterlich ruhte Balthasars Hand auf Huggins Schulter.
"Bitte, Meister, es ist genug der Maskerade. Ihr Name war nicht Munin. Genausowenig, wie Huggin der meine ist."
Balthasar nahm die Hand weg und seufzte.
"Du hast recht, Helena, es tut mir Leid. Du bist alt genug, diese Verkleidung hinter dir zu lassen und meine Tochter zu sein."
Liebevoll beugte er sich herab und legte Helena, die nichtmehr Huggin hieß, einen Finger unters Kinn, um ihr Haupt wieder zu heben. Dann nahm er ihr die Maske ab, die sie seit 15 Jahren trug, um sich den neugierigen und lüsternen Blicken der anderen Kultisten zu entziehen.
Zum Schluss wickelte er ihr die Bandagen von den Händen und zog seine Adoptivtochter an sich. Helena erwiederte die Umarmung und dachte voller Schmerz an ihre verblichene Schwester, Mirabelle.
Balthasar hielt sie fest und blickte wieder hinab auf Rakka. So konnte Helena nicht zusehen, wie in der Stadt die ersten Funken zu glitzern begannen, sich ausbreiteten, wie die hölzernen Türme ächzend zu schwanken begannen, wie unbändige, unlöschbare Hitze alles ausdörrte und wie die Stadt schlussendlich von einem donnernden Inferno zerrissen wurde.
Doch es interessierte sie im Moment sowieso nicht.
---
Analytisch beäugte der Echsenmann die Anwesenden und versuchte aus ihnen schlau zu werden. Er hatte sich zunächst bewusst im Hintergrund gehalten, bis ihm Alexis völlig unvermittelt auf die Schulter geklopft hatte. In Verlegenheit gebracht war er kurz getaumelt, doch die Aufmerksamkeit war bald wieder von ihm abgefallen. Interessante Leute waren das, ein saufender Krieger, ein Mann aus der Wüste, der keineswegs auf den Mund gefallen war, ein Goblin von scheinbar eher schlichtem Gemüt, eine junge Frau, die ihnen mit ihrem Schiff allen den Hals gerettet hatte, sowie eine Elfendame, deren Liebreiz, scheinbar selbst Alexis die Knie weich werden ließ. Jedenfalls war Haj'ett die Reaktion des Magiers nicht entgangen. Zum Glück schritt Mana ein, um die Situation wieder ein wenig aufzulockern.
Er beschloss, dass es nun an der Zeit für ihn war, sich vorzustellen. Ihm gefiel dieses Grüppchen. Vor allem Oriak schien ein richtiger Macher zu sein, da er bereits einige Pläne vorgebracht hatte.
"Mein Name ist Haj'ett. Eigentlich ist er länger, aber ich habe selbst Schwierigkeiten, mir meinen vollen Namen zu merken, also dürfte das kaum von belang sein. Ich bin schon einige Zeit mit Alexis unterwegs und bin..."
Ja, was war er eigentlich? Die anderen dürften sehen, dass er eine Armbrust trug. Ein echter Krieger war er trotzdem nicht. Naja...
"Schmied. Ich bin Schmied. Ja."
Nun wandte er sich an Oriak, den Wüstensohn.
"Ich möchte nicht anmaßend klingen, aber ich dürfte außerdem der beste Schwimmer sein. Aber da es aussieht, als ob meine Schnauze unerwünscht sein könnte, werde ich mich Alexis und der werten Dame hier anschließen."
Letzteres hatte vielleicht etwas schärfer geklungen, als es gemeint war, doch er hoffte, mit einem Lächeln verdeutlichen zu können, dass seine Anspielung auf Rassendiskriminierung nur bedingt ernst gemeint war.
Als er seinen Mund zu einem freundlichen Ausdruck verzog, fiel ihm ein, dass seine Lächelversuche bisher eher wie aggressives Zähnefletschen ausgesehen hatten und meist nicht ganz den gewünschten Effekt erzielten.
Verdammt!
PS: Bin am Handy, Dialogfarbe will nicht so recht klappen. Ich werde das demnächst korrigieren.
Das westliche Sumpfgebiet lag dunkel unter einem kaum sichtbaren Mond. Selbst hier oben auf dem kargen, feuchtkalten Gipfel des Tafelbergs, der wie ein großer Ziegelstein über der üppigen Vegetation des Sumpfes aufragte, konnte man die zahlreichen Nachtrufe der vielen Tiere dort unten hören. Und auch die Stadt Rakka vermochte es nicht, zu dieser späten Stunde gänzlich zu verstummen.
Huggin kniff die Augen zusammen, um vielleicht den Nebel durchdringen zu können, der den gegenüberliegenden Berg verschleierte, an dessen Flanke die Stadt sich schmiegte. Und tatsächlich, eine kleine Windbö zerriss für einen kurzen Moment die wirbelnden Schwaden und entblößte die Gebäude, deren Lichter umkränzt vom Nebel verschwommen flackerten.
Neben Huggin ragte die Gestalt von Balthasar auf, der vergnügt eine unbeholfene Melodie summte und der Ereignisse harrte. Balthasar hatte Rakka immer gehasst, seine Heimatstadt, die er hässlich, dreckig und von schwüler Luft unangenehm durchdrungen fand. Doch es war der Wille des Maestros gewesen, das Hauptquartier der Schlangenbruderschaft hier zu unterhalten und so hatte er oft hier verkehren müssen, obwohl er so oft es ging in der schönen Hafenstadt Port Milan residiert hatte.
Doch der Maestro war nichtmehr. Und ebensowenig die Schlangenbruderschaft. Balthasar hatte seine treuen Anhänger von damals um sich geschart und würde diesen scheußlichen Ort tilgen.
Hinter Balthasar hatten sich einige hunderte ehemaliger Schlangenkultisten versammelt, kapuzenverhüllt und finster anzusehen, allen voran Huggin, sein engster Vertrauter.
"Meister?"
Balthasar drehte sich um und seine lampenartigen Augen musterten Huggin.
"Was gibt es, mein treuer Diener?"
Huggin brannte die Frage auf dem Herzen, seit er seinen Meister wiedergefunden hatte, seit Balthasar ihn gefunden hatte. Dies war die erste Gelegenheit, sie zu stellen.
"Was ist mit Munin passiert?"
Huggin und Munin waren seit jeher Partner gewesen, Balthasar hatte sie beide in den Straßen Port Milans aufgelesen und gemeinsam ausgebildet. Wie ein Vater es getan hätte.
Die unheimlichen Gesichtszüge des veränderten Mannes zeugten zum ersten Mal von echten Gefühlen des Schmerzes und des Mitgefühls. Und des Zorns.
"Tot. Allem Anschein nach ist Feste dafür verantwortlich. Ich habe ihn vor eurer Heimatstadt begraben und den Mörder gerichtet. Vielleicht tröstet es dich ja."
Huggin blickte stumpf zu Boden. Er hatte sich die Antwort bereits denken können, doch die unumstößliche Gewissheit tat weh und er konnte sich ein wimmerndes Schluchzen nicht verkneifen. Väterlich ruhte Balthasars Hand auf Huggins Schulter.
"Bitte, Meister, es ist genug der Maskerade. Ihr Name war nicht Munin. Genausowenig, wie Huggin der meine ist."
Balthasar nahm die Hand weg und seufzte.
"Du hast recht, Helena, es tut mir Leid. Du bist alt genug, diese Verkleidung hinter dir zu lassen und meine Tochter zu sein."
Liebevoll beugte er sich herab und legte Helena, die nichtmehr Huggin hieß, einen Finger unters Kinn, um ihr Haupt wieder zu heben. Dann nahm er ihr die Maske ab, die sie seit 15 Jahren trug, um sich den neugierigen und lüsternen Blicken der anderen Kultisten zu entziehen.
Zum Schluss wickelte er ihr die Bandagen von den Händen und zog seine Adoptivtochter an sich. Helena erwiederte die Umarmung und dachte voller Schmerz an ihre verblichene Schwester, Mirabelle.
Balthasar hielt sie fest und blickte wieder hinab auf Rakka. So konnte Helena nicht zusehen, wie in der Stadt die ersten Funken zu glitzern begannen, sich ausbreiteten, wie die hölzernen Türme ächzend zu schwanken begannen, wie unbändige, unlöschbare Hitze alles ausdörrte und wie die Stadt schlussendlich von einem donnernden Inferno zerrissen wurde.
Doch es interessierte sie im Moment sowieso nicht.
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Analytisch beäugte der Echsenmann die Anwesenden und versuchte aus ihnen schlau zu werden. Er hatte sich zunächst bewusst im Hintergrund gehalten, bis ihm Alexis völlig unvermittelt auf die Schulter geklopft hatte. In Verlegenheit gebracht war er kurz getaumelt, doch die Aufmerksamkeit war bald wieder von ihm abgefallen. Interessante Leute waren das, ein saufender Krieger, ein Mann aus der Wüste, der keineswegs auf den Mund gefallen war, ein Goblin von scheinbar eher schlichtem Gemüt, eine junge Frau, die ihnen mit ihrem Schiff allen den Hals gerettet hatte, sowie eine Elfendame, deren Liebreiz, scheinbar selbst Alexis die Knie weich werden ließ. Jedenfalls war Haj'ett die Reaktion des Magiers nicht entgangen. Zum Glück schritt Mana ein, um die Situation wieder ein wenig aufzulockern.
Er beschloss, dass es nun an der Zeit für ihn war, sich vorzustellen. Ihm gefiel dieses Grüppchen. Vor allem Oriak schien ein richtiger Macher zu sein, da er bereits einige Pläne vorgebracht hatte.
"Mein Name ist Haj'ett. Eigentlich ist er länger, aber ich habe selbst Schwierigkeiten, mir meinen vollen Namen zu merken, also dürfte das kaum von belang sein. Ich bin schon einige Zeit mit Alexis unterwegs und bin..."
Ja, was war er eigentlich? Die anderen dürften sehen, dass er eine Armbrust trug. Ein echter Krieger war er trotzdem nicht. Naja...
"Schmied. Ich bin Schmied. Ja."
Nun wandte er sich an Oriak, den Wüstensohn.
"Ich möchte nicht anmaßend klingen, aber ich dürfte außerdem der beste Schwimmer sein. Aber da es aussieht, als ob meine Schnauze unerwünscht sein könnte, werde ich mich Alexis und der werten Dame hier anschließen."
Letzteres hatte vielleicht etwas schärfer geklungen, als es gemeint war, doch er hoffte, mit einem Lächeln verdeutlichen zu können, dass seine Anspielung auf Rassendiskriminierung nur bedingt ernst gemeint war.
Als er seinen Mund zu einem freundlichen Ausdruck verzog, fiel ihm ein, dass seine Lächelversuche bisher eher wie aggressives Zähnefletschen ausgesehen hatten und meist nicht ganz den gewünschten Effekt erzielten.
Verdammt!
PS: Bin am Handy, Dialogfarbe will nicht so recht klappen. Ich werde das demnächst korrigieren.