RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Er hätte ihr für diese Bemerkung nur allzu gerne auch noch den anderen Arm in Fetzen geschlagen, oder angesichts der Aussicht auf einen würdigen Kampf ignorierte er diese Bemerkung. Nach wie vor mit dem Gesicht zu Twiggy musste er alle Muskeln anspannen um sich unter Kontrolle zu halten. Der Geist hätte sterben sollen und sobald ich einen Weg gefunden habe wieder in meine Heimat zurückkehren zu können werde ich dieses Klingenohr einen Kopf kürzer machen! Kein Versprechen wird mich dann noch binden.... Er schaute zu Oriaks Freunden wann es endlich losging. Er konnte es gar nicht mehr abwarten. Geduld war eben nicht seine Stärke.
 
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Lea dachte nur als sie das sinnlose Zeug von der Twiggy hörte. Du wirst auch noch viel zu lernen haben Twiggy das verspreche ich dir. Vor allem wenn du Martax und dich selbst mit Hilfe deines Illusionszauber vor anderen Rassen verstecken muss. Aber mehr wollte Lea sich nicht den Kopf darüber zerbrechen. Doch Lea wusste das sie sich mit ihren Äußerungen bei Martax gerade erst recht unbeliebt gemacht hatte. So wie der drauf war hätte er sie hier gleich an Ort und stelle getötet. Ihr glück war es allein Alexis zu verdanken das sie jetzt noch Lebte. Denn ihm schwor der Dämon keinen von der Gruppe anzugreifen. Wenn er wieder in seiner Welt ist, wird ihn keiner mehr daran hindern das er Fermar und sie töten wird. Dessen war sich Lea jetzt Bewusst geworden. Wieso konnte ich nicht einfach mal den Mund halten, als mich wieder von den ewigen Beleidigungen des Dämons mich wieder angesprochen zufühlen. Ich bereue es jetzt schon überhaupt was gesagt zu haben. Doch einer seits konnte ich es nun mal nicht auf mich sitzen lassen. Denn er ist Schuld das ich jetzt zusehen muss wie ich in der Momentanen Verfassung überhaupt kämpfen sollte. Am besten war es sich fürs erste sich nicht mehr in die nähe von Martax zu begeben. Und es zu vermeiden sich von Martax seinen Beleidigungen dazu verleiten zulassen wieder etwas darauf zu sagen. Denn Martax wird bestimmt jedesmal eine Gelegenheit finden, wo er sie nach strich und faden beleidigen wird. Sie konnte sich ja dann ihre Worte denken wenn er sie wieder Beleidigte. Lea war schlau genuch zu verstehen das sie mit Reden bei Twiggy und Martax nicht weiter kam. Denn Reden verursachte bei Twiggy und Martax nur das sich Zorn in ihnen sich breit machte. Das war Lea jetzt auf einmal völlig klar geworden. Höchs wahrscheinlich waren die Lebensstile von Twiggy und Martax sehr ähnlich gewesen. So das Twiggy eben auch nicht anders denken und handeln konnte. Die Gruppe war noch ziemlich neu und jeder musste versuchen sich an zupassen. Für Lea war es alle mal besser sich von Twiggy und Martax fürs erste sich fern von diesen beiden zuhalten. Doch in einem Punkt hatte Martax recht. Wir sollten uns ranhalten. Denn jetzt zählte jede Sekunde die sie weiter voran kamen.
 
Maku, der Lea still gefolgt war machte sie mit dem Kamel, auf dem sie saß bekannt: „Das ist Kalu, Kalu ist ein äußerst zuverlässiges Kuriertier gewesen, ein paar Jahre lang. Er kam schon in gefühlt alle Situationen, er regt sich heute kaum noch über was auf. Erschreckt sich vor nichts. Er ist ein nüchternes Tier, aber er kommt immer an.“ Maku tätschelte dem Kamel die Nase: „Er ist eine gute Wahl.“ Dann stieg er auf sein Pferd.


Benur, der immer noch neben dem Esel und Twiggy stand Hatte eigentlich vorgehabt, sie jetzt noch mal absitzen zu lassen, damit sie es lernen möge, wie sie richtig und vor allem alleine aufsteigen konnte. Aber sie wollten jetzt los, weswegen er sich jetzt vorerst darauf verlegte, ihr die Grundlagen zu zeigen, wie sie den Esel steuern konnte. Loslaufen, anhalten, Richtung ändern, er zeigte ihr, wie sie ihn mit den Zügeln leicht lenken konnte. „Seid unbesorgt, unterwegs werdet ihr schnell lernen.“ versicherte er ihr. Dann stieg er auf sein Kamel und lenkte es neben sie: „Außerdem reiten wir ja gemeinsam, ihr seid ja nicht allein.“


So langsam formte sich ein Bild. Die Leute fanden alle zu ihren Reittieren und wie zufällig gesellte sich auch immer einer von Oriaks alten Freunden dazu. Nach einer Weile standen nun zwei Reiterreihen und daneben der Dämon auf dem alten Galgenplatz. Tarek, der vorne neben Alexis gestanden hatte ließ sein Kamel nun ausscheren und es einen kleinen Halbkreis gehen, sodass er die ganze Gruppe im Blick hatte. „Wir sind nun also soweit, jeder hat zu einem Tier gefunden, alles ist verladen und es ist an der Zeit los zu reiten. Noch ein paar Dinge bevor es los geht. Wir sollten versuchen weitestgehend zusammen zu bleiben, es kann eigentlich während der Reise im normalen Reisebetrieb niemand verloren gehen und es gibt darüber hinaus auch meiner Meinung nach nur wenig Gründe, dass sich die Gruppe teilt. Aber in gewissen Situationen wird es schwerer werden, den Überblick zu behalten, wenn wir in extreme Witterungsverhältnisse geraten, in Kämpfen oder auch wenn wir lagern. Grade an die „Neuen“ unter uns, jeder, der die Gruppe verlässt, aus welchen Gründen auch immer sagt bitte jemanden wo er hingeht, nach Möglichkeit warum und wie lange der Aufenthalt dort dauern könnte. Meine Männer und ich, wir haben schon viele Reisen hinter uns gebracht, auch schon solche Begleitsituationen, wie diese hier eine zu sein scheint. Wie ihr bemerkt habt haben wir uns deshalb so sortiert, dass ihr alle, Martax jetzt mal ausgeklammert, von uns einen Nebenmann bekommen habt. Das soll euer Begleiter sein, sein Auftrag ist es das ihr heil am Ende eurer Reise ankommt. Seid euch dessen bewusst, dass wir alles daran setzen werden, damit das gelingt. Aber dafür müsst ihr auch etwas beitragen. Haltet euch an euern Begleiter, keine Alleingänge, bleibt in seiner Nähe, wo es geht, hört ihn an, wenn er Vorschläge und Empfehlungen macht, das sind alles kampferprobte, starke und erfahrene Männer, sie werden wissen wovon sie reden. Natürlich wird dieser Begleiter nicht immer bei euch sein können und wollen. Mannigafltige Situationen werden es erfordern dass wir unsre Fromation ändern, dass ich zum Beispiel einige meiner Leute abziehen muss um mit ihnen einen Umgehungmanöver einzuleiten oder sonst was. Wenn es dazu kommt, bleibt bitte trotzdem bei dem Rest der Gruppe, vor allem dann, wenn wir in Kemet selbst sind, in den ewigen Sanden der Ulhar-Wüste kann leicht eine ganze Armee verloren gehen, wie schnell können wir also einen einzelnen verlieren. Ständige Achtsamkeit und Aufmerksamkeit ist also das Geobt. Wenn wir nun reiten würde ich es mir so wünschen, das wir nach Möglichkeit diese Formation hier beibehalten, eine langgezogene Hauptgruppe plus einen im Vor- und einen im Rückraum. Wazir...“ redete er den Mann direkt an: „..du reitest voraus, mach dich auf den Weg.“ wies er ihn an. „Alles klar.“ Wazir streckte seinen Daumen nach oben, neigte sein Haupt leicht vor der Gruppe und ritt dann los, Richtung Osten. Saphir wurde als Nachhut eingeteilt, was dieser nickend zur Kenntnis nahm.“Also lasst uns nun reiten, lasst die Reise beginnen. Wir wünschen euch und uns viel Glück und eine gute Reise.“ endete Tarek seine kleine Ansprache und setzte sich wieder an die Spitze des Zuges. „Auf geht’s.“ murmelte er und gab seinem Kamel die Zügel. Damit setzte sich der Zug in Bewegung, in die selbe Richtung in die sich eben Wazir auf gemacht hatte.
Zurück blieb Saphir, der warten würde, bis alle weg sind und einen gewissen Vorsprung hatten, bevor er sich in Bewegung setzen würde.
 
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Drei Gestalten drängten sich wortlos durch die Menge. Überall knallte es, die hölzernen Unterkünfte dieser primitiven Menschen zerbarsten unter den Geschossen. Menschenleichen, aber auch die schmutzigen Leiber elfischer Sklaven pflasterten den Weg, den die stumm schweigenden Wesen beschritten. Diese Änderung hatte man ihnen nicht mitgeteilt, doch jetzt kümmerte es nicht mehr – der Auftrag war bereits bezahlt, und dem dunkel verhüllten Anführer der drei Boten des Unterganges gefiel es nicht, wenn er offene Schulden hatte.
Er war der Beste unter den Attentätern der Elite von Valos, und das Schlimmste war, er wusste es – ganz ohne überheblich zu werden. Nein, trotz der Umstände galt der Auftrag, egal was er jetzt noch brächte, in dieser stürmischen Zeit; Was der vollbrachte Auftrag gewiss bringen würde, wäre der endgültige Untergang der Dryaden.
Mit regungsloser Miene gingen sie vorbei an panischen Menschen und Elfen, die sie nur entsetzt anstarrten, als ob es noch einen Unterschied machte, ob es nun Menschen oder Elfen waren, die in den Palast eintraten. Nur kurz fragte sich der Jüngste und Unerfahrenste der drei Attentäter, ob ihm der Auftrag etwas ausgemacht hätte, wenn er selbst einen Waldgeist bekommen oder eine liebenswerte Familie auf ihn gewartet hätte, als er noch ein kleiner Elfenjunge war.
Der Gedanke brachte nichts, und der düstere Blick, den ihm der Anführer zur Seite auf ihn warf, schien ganz so, als würde er seine Gedanken gelesen haben.
In keinem Fall hätte es ihm etwas ausgemacht. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen Platz gehabt, an den er auch wirklich gehörte – er wusste noch ganz genau, wie Valos sein Potenzial entdeckt und ihn höchstpersönlich in Lothloriell aufgelesen hatte. „Du selbst entscheidest darüber, ob du ein Teil der Zukunft Chantrasams bist – nicht die Aufständischen, nicht deine Eltern, auch nicht dein Herrscher.“, hatte er gesagt. Ja, Valos war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, und selbst heute noch nahm ihm sein Anlitz den Atem: Er wollte genau so mächtig und eigenständig wie Valos werden.

Jeder Preis dafür war ihm recht.
Weiter stumm näherten sich die drei den Wachen am Eingang des längeren Ganges, der zu ihrem Ziel führte. Sie brauchten nichts zu sagen, damit die Wachen ihnen den Weg frei machten. Jeder Mensch hier wusste es: Valos' Elite bestand aus jenen, die die aufständischen Chantrasami Uthalia's mehr hassten, als die Menschen in Trauerlied selbst. Dazu gehörten vor allem die Ausgestoßenen, sowie die, die ihr Schicksal akzeptiert hatten. Elfen, die sich in den Augen der Aufständischen nicht mehr die „wahren Pflanzenelfen“ nennen durften. Der Feind unserer Feinde ist unser Freund, so sagte Valos – mit dieser Einstellung hatte er es weit gebracht. Und während er in die Schlacht zog, waren die Attentäter der Elite diejenigen, die im Verborgenen für den sicheren Sieg sorgten – und die Wachen, die Händler, selbst die Bettler wussten, wenn Valos Elite auftrat, waren sie bereit das Gleichgewicht in der Gesellschaft der Menschen wiederherzustellen.
Es hallte im Gang, die festen, ledernen Stiefel verteilten ihren Dreck auf dem blitzenden Boden.
„Ist sie das?“, fragte der Jüngste, und der Anführer nickte ruhig. Er legte argwöhnisch einen Finger auf seine Lippen. „Shhh.“, zischte er, „Habt Respekt vor dem, von dem Ihr jetzt Zeuge werdet.“
Der Junge nickte – er würde kein Wort sagen, die Stille war wie immer sein Freund.
Als die schwere Tür vor ihnen langsam geöffnet wurde, strahlte ihnen ein Licht entgegen. Es war undefinierbar, weder die Sonne, noch der Mond, oder eine Kerze oder Fackel würden solch ein Licht schaffen können. Mit den ersten Schritten auf das Licht zu nahmen die drei Elfen ihre Kapuzen ab, um Ascilla's Seelenkapsel den gebührenden Respekt ein allerletztes Mal zu erweisen. Während des Ganges auf das atemberaubende Licht zu, erfüllte es den Jüngsten von ihnen mit Demut, dass sie das, was von Ascilla übrig war, schließlich vernichten würden. Sie würden eine Macht in ihren Händen halten, die sie selbst nicht einmal verstanden.
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Hunderte sterbende Waldgeister und der Himmel glitzerte.
Niemand konnte seinen Blick noch abwenden – all das Blut und die Gedärme, die im Schnee strahlend rot den nahenden Sieg verkündeten, waren nichts mehr wert in diesem Moment.
Glitzernde Partikel fielen wie Schnee vom Himmel, tauchten das Schlachtfeld in einen Anblick, der dem Sternenhimmel glich. Wenn der Schmerz eines ganzen Volkes nicht diesen heiligen Anblick getrübt hätte, hätte man an diesem einmaligen, unvergesslichen Bild eine wunderschöne Melancholie entdeckt, in der jedes Wesen gerne für immer gelebt hätte.
Briefe an die Familien flogen zu Boden, Kazar's Brief an Erlendur war nichtig unter ihnen, denn heute würde nichts mehr Lothloriell oder Uthalia erreichen.
Sie starben. War es ein Zeichen dafür, dass die Schlacht geschlagen war? Oder ein Zeichen dafür, dass sie niemals siegen konnten? Noch immer keuchten Menschen auf dem Schlachtfeld, und steckten manches Mal ihre Klingen in die Elfen, die ohne Reaktion gen Himmel starrten.
Hätten die Chantrasami jemals noch reiner und schmerzhaft gütiger wirken können, als mit den schimmernden Überresten ihrer heiligen Beschützer im Gesicht, auf der Haut, ihren Rüstungen?
Zum ersten Mal seit langem war Kazar kalt – seine Haut strahlte keine Wärme mehr aus. Das Leder lag kühl auf seinem Körper, der Stahl seiner Dolche war unerträglich kalt. Sie versanken im Schnee, bis sie nicht mehr zu sehen waren, als Kazar sie losließ.
Nur das Schwert in seinem Oberkörper, das sich bis durch seinen Rücken hinaus bohrte, sorgte für eine Hitze in ihm. Heißes Blut tropfte an ihm herab, eine Wärme machte sich in Kazar breit, die zu schön war, um wahr zu sein. Er sah hinunter, wo das Werkzeug eines Verräters in ihm steckte, und erkannte das Gesicht eines Elfen, der mit kalten blauen Augen in Seine starrte – den Tod erwartend, den Tod des ersten Kastenhöchsten der Kriegerkaste. „Das ist erst der Anfang.“, sagte der Elf, und Kazar blickte ein letztes Mal gen Himmel, bevor er die Augen schloss, bereit zum Sterben. Er hatte Recht behalten – die Elfen Lothloriells waren keine Opfer, sie waren nicht dankbar für Befreiung. Sie hatten sich ihr Schicksal ausgesucht und die Aufständischen waren eine Bedrohung dafür. Ja, Kazar hatte Recht behalten – aber zu welchem Preis?
Alles stand jetzt auf Messers Schneide. Und.. wofür eigentlich?
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Die Tür hinter ihr wurde aufgerissen, und stumm ging Siv davon aus, dass es die Wachen waren, während sie in das Chaos hinaussah. Ihr weißes Antlitz schien besonders im Schein des Kronleuchters zu leuchten, als sie sich umdrehte. Sie kannte keine Scham, und gerade in diesem Moment war sie mit Unruhe und Stolz zugleich erfüllt. Rechtmäßig war sie die Regentin, jetzt, wo nur noch sie von ihnen beiden übrig war. Natürlich brachte ihr das nichts in diesem Chaos, außer das Chaos selbst..
Siviria spürte immer noch die Hitze auf ihrer Wange, die gerade noch von Stenian geohrfeigt wurde. Aber etwas anderes erfüllte sie mit Unruhe, neben all diesem Chaos, den Leichen die Trauerlied erfüllten, dem Blut das vergossen wurde. Etwas ging kaputt, ein Teil von ihr, doch sie konnte sich nicht helfen. Was geschah mit Chantrasam?
Die Chantrasami erblickte zwei unbekannte Gestalten – eine davon erinnerte sie sehr an Extan. Es war für Siviria unwichtig, was dieses Nervenbündel sagte. Er sah sowieso aus, als würde er bald an seinen eigenen Worten ersticken. So viel Zorn und Witz tobte in seiner fettigen Fratze, dass es Siv an das Mahl mit Extan erinnerte, bei dem er an dem Gift Stenian's starb.
Schweigend blickte Siv die Begleitung dieser einzigen Witzfigur an. Während er eine Hasstirade über ihren angeblichen Verrat, ihr Machtbestreben und das elfische Volk abhielt, stand die andere, verhüllte Gestalt einfach dort – Siv konnte nur raten, doch sie war sicher, dass nicht nur sie und ihre Untergebenen die Verachtung gegenüber des Mannes verspürten.
Der Vetter des Regenten Extans; Siviria lächelte nur leicht, als Kiefernstein seine Klinge gegen sie richtete. Stumm nahm sie sich vor, in Zukunft jeden Menschen zu töten, der Kiefernstein in seinem Hass und seiner primitiven Denkweise glich.
Corra und die zwei anderen Verbündeten spannten sich an, als die Klinge auf Siv zeigte. In Anwesenheit ihrer drei Kameraden spürte Siviria keine Sorge darüber, dass ihr jemand etwas antun konnte – selbst wenn sie ohne Waffen und völlig entblößt dastand. Sie konnten noch nicht einschätzen, inwiefern die Begleitung Kiefernsteins zur Bedrohung werden konnten, doch sie formierten sich zur dritt vor ihrer Kastenhöchsten, um zu töten, wenn nötig. Corra ergriff die Gelegenheit, als die maskierte Begleitung einen Dolch fallen ließ, doch schlug es sie mit der Wucht des Schildes auf den Boden. Verunsichert starrte sie Siviria an. Ihr Blick schien wie eine Bitte um Erlaubnis, sie alle beide zu töten. Regungslos hielt Siviria's Blick an dem bewaffneten Gegenüber fest. Corra rappelte sich, kaum merklich in ihrem Stolz beleidigt, wieder auf und wollte zum Angriff wechseln, doch kam es anders, als es jeder Anwesende erwartet hatte.
Vier Augenpaare sahen dabei zu, wie die Söldnerin ihren Auftraggeber ganz von allein beseitigte. Siviria gefiel es, dass diese Frau wusste, wann Blut vergossen werden musste. Sie machte sich die Hände schmutzig, vergaß wenn nötig ihr Versprechen und ihren Vertrag. Vielleicht waren wirklich nicht alle Menschen gierige, unmoralische Tiere. Oder.. Sie wollte einfach nicht sterben.
Corra lächelte schwach, als sie ihre Klinge auf die Söldnerin richtete – spätestens jetzt hatte sie ihren Stolz wieder zurück. Die Dolche blitzten, und eine Flucht war ausgeschlossen.
„Wen auch immer Ihr in diesem Dreckloch sucht, spätestens jetzt werdet Ihr nicht mehr findig.“, entgegnete Siv der Söldnerin. Sie blickte der Menschenfrau in die Augen, als sie ihre Maske abnahm. Menschen konnten bei weitem schöner sein, als jene wie Stenian und Extan. Nicht alle von ihnen hatten von Zorn durchtriebene Fratzen.
„Ich habe Frieden für Chantrasam ersucht. Was habe ich gefunden? Nur einen Haufen Dreck, ein Meer voll Gedärme, und eine Stadt die sich selbst niederbrennt.“, sagte sie, und abrupt nach jener Aussage bebte es. Wie konnte das sein? Ein paar wütende Menschen waren mit Fackeln nicht dazu imstande, einen Palast aus Stein zu erschüttern!
Siviria betrachtete die Zerstörung, die den Palast langsam in seinen Bestandteilen aufzulösen schien. Sie mussten schnell verschwinden, bevor es sie mit dem Gebäude fortriss. Doch was geschah jetzt mit Trauerlied? Warum musste alles vernichtet werden, was noch von der Ordnung in Chantrasam übrig war? Alles ging den Bach herunter. Es drohte Siv zu entgleiten..
Sie konnte sich an nichts festhalten und stürzte auf ihren Allerwertesten, als ein weiteres Beben den Palast erschütterte. Auf diese Weise wollte sie nicht sterben. Wortlos entwich sie in das offene Nebenzimmer, während die Söldnerin aus dem Fenster hinausblickte – Corra tat es der Menschenfrau gleich. „Was geht hier vor sich?“, fragte die Verbündete, während Siv sich bekleidete und die dickste Lederhose überzog, die sie in dem Schrank vorfand. Es war gar nicht so leicht sich anzuziehen, wo es doch immer wieder bebte, und man nie wusste, wann der Boden vielleicht nachgab. Siv verspürte plötzlich panische Angst, jegliche Kontrolle über ihre Mission zu verlieren. Hektisch verschloss sie die Knöpfe des engen Ledermantels und schlüpfte dann in ihre Lederstiefel. Sie hoffte, es wäre das letzte Mal, dass sie in diesem Anwesen stand.

Als sie auf der Schwelle zum Zimmer stand, sah sie nur noch die weit aufgerissenen Augen Corra's. Die tausenden Glassplitter, die sich in dem Zimmer streuten, aber auch die Möbel, einfach alles, was in dem Raum zerbarsten konnte, betäubten Siviria's Ohren, während Splitter sich in ihren Mantel bohrten, in die nackten Hände und ihre makellose Haut aufritzten. Wände gaben nach, Holzbretter, Steine und Splitter schienen nach der schnellsten Möglichkeit zu suchen, Siviria und ihre Begleiter zu beseitigen. Nichts war sicher, es gab nichts was blieb, keine Möglichkeit, sich festzukrallen.. An seinem Leben. Siviria spürte einen Stoß und dann, wie sie in Dunkelheit abglitt.. Sie lud sie ein, sanft, wollte ihr eine Hand reichen, an der sie sich festhalten konnte. Siv hatte kein Zeitgefühl, nichts war beständig oder vorhersehbar. Alles fühlte sich schwammig und irreal an. War das das jähe Ende?
Sie öffnete mit letzter Willenskraft ihre Augen, bevor sie sich endgültig der Dunkelheit hingegeben hätte. Ihr Hinterkopf blutete, und einige weiße Strähnen waren jetzt rot getränkt. Ihr Gesicht fühlte sich nass an, Siv war sich allerdings nicht sicher, ob sie nur ihr eigenes Blut auf der Haut trug. So kraftlos hatte sich die Kastenhöchste seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt. Ihre Augen suchten träge die Gegend ab, und erst als sie ihren Körper bewegte, spürte sie, dass sie direkt am Abgrund lag.
Ihr Herz machte einen Sprung, und beinahe wäre sie aus Schreck den Abgrund hinuntergestürzt, um auf dem Steinboden vor dem durchlöcherten Palast wie eine Melone zu zerplatzen. Erschrocken lehnte Siv ihren Körper in Richtung Sicherheit, um ganz langsam, ohne irgendetwas anzufassen, aufzustehen. Die Knie der Kastenhöchsten wurden weich, als sie die Tiefe sah, durch die sie hätte sterben können. Tief durchatmend versuchte die Elfe sich selbst davon zu überzeugen, dass der Boden unter ihren Füßen nicht nachgab, wenn sie sich bewegte. Der Palast musste mittlerweile aussehen wie ein löchriger Käse, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die nächste Ladung der schweren Geschosse das Gebäude niederriss.
Siv trat benommen Schritt für Schritt weiter. Von dem Eingangsbereich war nicht mehr viel übrig, und von ihren Verbündeten auch nicht. Siviria schloss ihre Augen, als sie Corra's von Glasscherben gespickten Körper entdeckte, ganz als würde sie einfach den Anblick wieder vergessen wollen und nicht wieder hinsehen. Die Kastenhöchste schluckte jegliche Trauer herunter, so gut es ging, um sich nicht weinend zusammenzukauern. Das Leben war aus Corra's Augen gewichen.
„Ich komme wieder, um dich neben den Dryaden zu bestatten, ich verspreche es.“, wimmerte sie nur in ihr Ohr, während sie die größten Scherben aus dem erschlafften Körper zog. Jetzt erst spürte sie neben dem schweren Herz die Schmerzen, die ihre eigenen Verletzungen verursachten. Es war keine Zeit für Schwäche.. Also schluckte die Weißhaarige schwer und erblickte dann ihre zwei übrigen Verbündeten. „Macht dass ihr hier weg kommt! Sammelt die Sklaven!“, keuchte Siv. Adrenalin durchströmte sie, als sie realisierte, dass die nächste Salve bestimmt schon auf sie wartete. Widerwillig machten sich die Kriegerinnen auf, um ihrem Befehl nachzukommen.
Das Söldnermädchen musste noch irgendwo sein – auch wenn sie ein Mensch war, war sie ganz gewiss noch zu jung um zu sterben. In Hoffnung dass es nicht schon zu spät war, wanderte Siv's Blick weiter.

Fast hätte sie das kleine Paket Mensch übersehen, das sich auf dem instabilen Boden eingerollt hatte. Siv fragte sich, wozu sie ihre Zeit für einen Menschen vergeudete, während sie einen Arm auf den nicht völlig regungslosen Körper legte. „Seid Ihr wach? Schlappmachen könnt Ihr, wenn wir das hinter uns haben!“, sagte sie und rüttelte beherzt an dem Leib.
„Ihr könnt jetzt nicht einfach liegen bleiben. Ihr müsst Euch für Chantrasam nützlich erweisen, Menschenmädchen, und ich verspreche, ich helfe dabei, zu finden was Ihr sucht!“, sagte sie laut, und packte ihr unter die Arme, um ihren Körper aufzustellen. Überall krachte es und Siviria's Angst, wegen eines Menschenlebens zu sterben, wuchs in diesem Moment.
Aber vielleicht war genau das, was sie von den Menschen unterschied?
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Sextana amüsierte sich über die Situation, in die sie den Janagi gebracht hatte, als er sich verunsichert vorstellte. Immerhin war sie mit diesem Unbehagen jetzt nicht mehr allein.
Die Gruppe, die sich in der Halle versammelt hatte, war noch größer als am Vorabend. Scheinbar hatte sie nicht alle Dazugehörigen kennengelernt, doch das würde sich jetzt ja noch ergeben können. Wortlos nahm Sextana neben Haj'ett Platz, als er zu ihr hinüber winkte – seine Gesellschaft war ihr lieb, und besser gelaunt als zuvor, begann sie mit dem Frühstück. Der Rotschopf hielt sich davon ab, dem Dämon bei seiner Speise zuzugucken – wahrscheinlich wäre ihr sonst noch der Appetit vergangen. Diese Gelegenheit, sich ein letztes Mal zu stärken, wollte sie sich nicht entgehen lassen, immerhin wusste sie nicht, wann es das nächste Mal in diesem Umfang möglich war. Auch Fräulein Karma bediente sich unverfroren, der Frühstückstisch bot auch einiges für Äffchen. Als Oriak sich vorstellte, bekam sie das Gefühl, sie müsste sich jetzt auch laut vorstellen – doch irgendwie sagte ihr diese Zurschaustellung ihrer Selbst nicht zu, und sie blieb einfach sitzen. Immerhin konnte sie sich ein zögerliches Lächeln abzwingen, das sie Oriak für seine freundliche Begrüßung zuwerfen konnte.

Nach ihrer Erzählung über Jadro passierte alles wieder etwas schneller – Sextana wünschte sich, sie hätte sich noch länger mit Haj'ett unterhalten können, doch sie war bereit zum Aufbruch und war immerhin auch ziemlich neugierig, was sie unterwegs erwarten würde. Lange stillzustehen war noch nie ihr Ding gewesen. Sextana griff ihre Tasche, die Geige und machte sich bereit, der Gruppe zur folgen. Sie war ein wenig gespannt, wie Jadro sich während der Reise verhielt, doch das würde sie mit der Zeit schon sehen – ganz sicher wusste sie, dass sie nicht seine Aufpasserin spielen wollte, und hoffte inständig, der Janagi könne sich selbstständig seinen Platz in der Gruppe schaffen. Zwar war er verwundet und brauchte Aufsicht, doch die hatte er hier gefunden.
Ob er sich wirklich nützlich machen konnte? Sextana zuckte mit den Schultern. Sie würden sehen.

Während des Begrüßungskomitees am Galgenplatz hielt sich Sextana zurück. Sie wusste nicht einmal, wozu sie all diese Männer brauchten, noch, ob man ihnen trauen konnte. Stumm nahm sie sich vor, die ganze Zeit über mit gesunder Skepsis auf alles gefasst zu bleiben. Das war offensichtlich auch besser so, nicht nur den eingetroffenen Söldnern gegenüber, wie sich zeigen sollte.
Sextana beobachtete die sinnlosen Wortwechsel, die jetzt stattfanden, und schüttelte den Kopf. Sie hatte ernsthaft mal gedacht, sie wäre in Sachen Sozialkontakt plump und unnütz, doch wenn sie sich die Streithähne ansah, mit denen sie reiste, wusste sie, dass sie mit sich selbst nicht ganz so hart vor Gericht gehen brauchte. Wie stumpfsinnig konnte ein Wesen sein? Für den Rotschopf boten sich Szenen, die ein gutes Maßstab dafür waren. Weiterhin schweigend ging sie weitestmöglich auf Abstand und dachte sich ihren Teil dazu. Diese Wesen waren so sehr auf sich selbst fixiert.. Während sie eine Reise antraten, um eine Lösung für das aktuelle Leid der Welt zu finden.
Bei dem Gedanken lächelte sie verspottend und schüttelte abermals den Kopf. Lächerlich.
Ihr war es egal, wer oder was jemand war, solange er keine Untaten plante. Hauptsache war doch nur, dass sie das Wichtige im Auge behielten. Schweigend tat sich Sextana daran, ein Reittier auszusuchen und blendete jegliches Treiben hinter oder neben ihr aus. Fräulein Karma nahm Sextana die Entscheidung ab, als sie auf eine braune Stute zustürzte und ohne Zurückhaltung auf dem Rücken des Tieres Platz nahm. Die Stute schniefte laut, als würde sie es bedauern, dass das Äffchen ausgerechnet sie ausgewählt hatte, doch Sextana musste darüber nur lachen. „Mach dir nichts draus, mich verfolgt dieser Quälgeist schon seit geraumer Zeit.“, flüsterte sie dem Tier ins Ohr. Der Rotschopf machte sich gleich daran, aufzusteigen, und überlegte, ob sie nach dem Namen fragen sollte.
Nein, kein Interesse – die Magierin beschloss, dass sie dem Tier für die Reise einfach einen Leihnamen gab, sobald ihr einer einfiel. Sextana konnte es kaum erwarten, endlich aufzubrechen und möglichst nicht unnötig Zeugin dieser völlig lästigen Konversationen anderer zu werden.
 
Noch während des Banketts...

Noch während alle sich an dem Essen genüsslich taten und von dme reichlich gedeckten Tisch sich bedienten, musste der Janagi erst einmal alle genaustens betrachten, sich einen Eindruck von ihnen machen. Er selbst hatte es sich neben Sextana auf einem Stuhl gemütlich gemacht, direkt in der Nähe eines schuppigen Wesens das er als Echse einstufte. Nur eine der Art, die er noch zuvor erblickt hatte. Sie sprach, schien männlich und trug Kleidung. Nichts was man in den Landstrichen seiner Heimat so finden würde.
Zuerst waren die Worte dieses Echsenmannes an seine Retterin gerichtet, doch schnell wandte sich der schuppige Kopf ihm zu, wobei ihm eine Pfote entgegengestreckt wurde. "Es freut mich, Euch kennenzulernen. Wie mir scheint habt Ihr großes Glück gehabt." Verwundert über die Geste und Gepflogenheit dieses Wesen, betrachtete Jadro für einen kurzen Augenblick die Pfote und die Krallen die an den einzelnen Fingerspitzen hervorragten. Was sollte diese Geste sein? Argwöhnisch betrachtete er diese Reichung während er verzweifelt versuchte, dass irgendwie zuzuordnen. Dann fiel es ihm doch tatsächlich ein! Natürlich! Es war eine Begrüßung, zumindest eine Geste der Begrüßung mit der man in den Reichen der Menschen sich grüßte. Das ihm das nicht vorher eingefallen war, so oft wie er es zuvor bei seinen 'Besitzern' gesehen hatte. Dennoch ein seltsames Ritual das diese Kultur dort hervorbrachte. Die Janagi waren nicht so distanziert und umarmten sich, wenn sie selbst jemanden Fremdes ihres Volkes vor sich stehen hatten. Doch in dem Falle dürfte es wohl der gesellschaftlichen Norm entsprechend, wenn der Kater einfach mitmachte. Schließlich wollte er auch Sextana den Gefallen tun und nicht direkt negativ auffallen.
Also ergriff er die Pfote mit seiner eigenen und spürte diese Gefühl von Schuppen die er berührte. Seltsames Gefühl, als er die Hand des Echsenmannes schüttelte. Unruhig schlug sein Schweif aus, war es doch recht fremd für ihn und es verunsicherte ihn mehr, als erwartet hätte. Seine zögerliche Stimme antwortete schließlich: "Ja, Glück dürfte es am besten treffen. Ohne Sextana wäre ich in den Straßen verblutet ... ihr habt ... eine gute Verbündete für Eure große Gruppe gefunden." Damit schaute er unsicher, wie ein Jungkätzchen das vollkommen schüchtern war, wieder weg und richtete den Blick erst einmal wieder auf den Tisch. Hier waren die verschiedensten Köstlichkeiten aufgetischt, Dinge die er zuvor noch nie gesehen und erst recht nicht deren herrlichen Duft er wahrgenommen hatte. Seine feine Nase konnte die würzigen Gerüche, die wie sanfte Winde seinen Geruchssinn umgarnten, genaustens wahrnehmen. Der Geruch frischen Fleisches, Gemüse, Früchte. Ein wahrlich breites Angebot, von dem sich der Echsenmann bereits reichlich bedient hatte und er sich ordentlich den Bauch vollzuschlagen schien. Scheinbar war dieses Mahl für alle Anwesenden gedacht und somit griff Jadro auch, wenn auch beobachtend wie man darauf reagieren würde, nach den Speisen und tat sich davon etwas auf den Teller vor sich. Kaum hatte er etwas Fleisch in einer Pfote, schnellten seine Blicke um sich herum. Kein böser Blick? Kein Misstrauen? Langsam zog er seine Hand wieder zurück und legte das Fleisch auf seinem Teller ab. Noch immer keine Regung von einer anwesenden Person.
Offensichtlich machte es niemanden etwas aus, schließlich war jeder ja auch mit seinem eigenen Essen beschäftigt. Dementsprechend tat der Janagi es dem Echsenmann gleich und schaufelte eine nahezu riesige Menge an Essen auf seinen Teller, die kaum darauf gelegen, schon in seinen gierigen Schlund verschwanden. Diese Köstlichkeiten nach denen er sich so lang wieder gesehnt hatte, sie schienen seinen Gaumen und seine Geschmacksnerven richtig zu verwöhnen. Nur zu häufig musste er bei diesen herrlichen Geschmäckern seine Augen schließen und es einfach nur genießen, zu lang ist er mit irgendwelchem Brei 'gefüttert' worden. Es tat mehr als gut, wieder etwas anderes zwischen die Zähne zu bekommen. Allmählich füllte sich sein bisher immer leer geratener Magen, bis schließlich der Zeitpunkt für den Aufbruch der Gruppe gekommen war. Wirklich viel von ihnen hatte er nicht kennenlernen können, so war er doch zu sehr auf das Essen fixiert und viel zu eingeschüchtert von den sehr befremdlichen und teils sehr exotischen Wesen.

Am Galgenplatz...

Als nun der gesamte Trubel um des Aufbruches Willen stattfand, folgte der Janagi natürlich vertrauend und völlig unbeholfen Sextana. Ohne sie hätte er womöglich keine Chance, sich überhaupt in dieser Stadt und erst recht nicht in dieser Gruppe zurecht zu finden. Wenn er denn allein überlebt hätte, doch wollte er wirklich noch darüber nachdenken? Für ihn stand fest, dass es genau das Falsche ist. Er war endlich frei und jenes zählte, nichts anderes! Sie wandelten also durch die Straßen dieser Stadt, Dujol wie sie sie nannten, und versammelten sich schließlich auf einem Platz, in dessen Mitte ein seltsames Holzgerüst stand, dessen Bedeutung oder Sinn er nicht ganz verstanden hatte. Sie nannten ihn den Galgenplatz und dementsprechend müsste das Holzkonstrukt wohl der Galgen sein. Wofür es wohl da war?
Doch genau diese Frage konnte sich der Janagi auch noch später stellen, denn während er sich verwundert und mit schief gelegtem Kopf dieses Ding genauer ansah, traf eine große Gruppe von Reitern ein. Sie schienen Freunde von einem aus der Gruppe zu sein und trotzdessen dass sich Jadro im Hintergrund hielt, so hatte er durchaus mitbekommen, dass sie sie wohl irgendwo hinführen wollten. Im nächsten Moment überhaupt fragte sich der Janagi, warum er mit diesen Menschen reiste und ihr Ziel war, so weit er es wusste, nicht einmal seine Heimat Kagayame. Doch hatte er groß eine andere Wahl, als mit ihnen zu reisen? Er wusste ja nicht einmal selbst, wie er überhaupt zurück in seine Heimat kommen sollte, zudem hatte er Sextana auch ein Versprechen gegeben. Er bereute es aber auch nicht und würde es mit Sicherheit auch einhalten. Irgendwann, wenn die Zeit gekommen war, würde er in seine Heimat zurückkehren und seine Familie wiedersehen.
Jedoch galt es nun, sich in der Gruppe zurecht zu finden und das Schauspiel dass sich ihm sogleich bot, machte diese Sache noch wesentlich komplizierter. Einer der Reiter stellte sich als jemand vor, der halb Mensch und halb Dämon war, eine Frau mit spitzen Ohren und ein roter Riese keiften sich an, sie stritten sich. Das schien nichts für den jungen Kater zu sein und er hielt sich auch sehr bedeckt, was die Vorkommnisse zwischen den ganzen Leuten betraf. Wirklich einschätzen konnte er so oder so noch nicht und wer wusste auch, ob nicht jemanden bei seiner Einmischung der Sinn danach stand, ihm das Fell abzuziehen? Grausige Bilder schossen ihm durch den Kopf, als er plötzlich wieder an seine Mitgefangenen Janagi denken musste, die eben jenes Schicksal ereilt hatte. Ihre Schreie ... er würde sie wohl nie wieder aus seinen Ohren tilgen können.
Stattdessen dass er einer der aggressiveren Parts dieser Gruppe einen Anlass dazu gab, ihm genau dies anzutun, machte er sich lieber darauf, sich eines dieser Tiere auszusuchen, die man ihnen anbot. Was die Pferde sind wusste er, doch diese Dinger mit den zwei Buckeln ... nie vorher gesehen, geschweige denn von ihnen gehört. Um die Wahl und somit alles ein wenig abzukürzen, schnappte sich Jadro das erstbeste Pferd welches er finden konnte. Name, Geschlecht oder sonstige Dinge waren ihm vollkommen egal, Hauptsache war es doch, er konnte irgendwie mit dem Tier umgehen. Es musste wohl schon ein seltsamer Anblick sein. Ein menschenähnlicher Kater, der auf einem Pferd saß, mit fast keiner Bekleidung und einem doch schon eher gebraucht aussehenden Schwert an einem lädierten Gürtel. Unbedingt musste er daran denken, sich sehr bald neue Kleidung zu besorgen oder zumindest etwas angemesseneres als diesen Fetzen um seinen Lenden. Kaum noch Zeit verging, da setzte sich die Kolonne, bestehend aus Pferden, seltsamen Wüstentieren und ihren Reitern in Bewegung.

Unterwegs...

Nur einzig und allein fielen eine riesige, feuerrote Gestalt auf, die daneben herlief, sowie ein grauer Esel auf dem ein grünliches Wesen saß, dass in einer etwas anderen Form einem der Walddämonen gleichkam, die die Dörfer seines Volkes gern bedrohten. War sie auch eines dieser Wesen nur ... friedlich? Fragen konnte er sie schlecht, im Moment schien sie nicht erreichbar, so war doch der einzige Nebenmann einer dieser Söldner die gekommen waren, um sie abzuholen. Ansonsten ritten sie hintereinander und es blieb erst einmal Nichts anderes, als die gesamte Zeit stumm auf den Pferd zu sitzen und den Schweif baumeln zu lassen.
Da es im Moment eh keine wirkliche Notwendigkeit gab, das Tier in eine Richtung zu lenken oder es beschleunigen zu lassen, lehnte er sich einfach zurück, legte den Kopf in den Nacken und schaute hinauf in den Himmel. Es war noch hellichter Tag und die Sonne stand hoch oben am Himmel. Für einen Moment schloss er die Augen, atmete einmal tief ein und schließlich wieder aus. Aus seiner Kehle erdrang, wenn auch nicht unbedingt laut, ein Summen. Wenn man jedoch genauer hin hörte, erkannte man eine Melodie. Sie gleitete in einem sehr ruhigem Rhythmus vor sich, wirkte friedlich und beinahe betend. Die Wärme die darin lag schien unüberhörbar und man konnte sogar ein seichtes Lächeln auf seinen Lippen sehen.
Das Bild welches sich vor seinem inneren Augen abspielte jedoch, blieb für jeden anderen unsichtbar. Ein Bild das für ihn mehr als kostbar war. Seine Mutter, wie sie ihn immer abends, als er noch ein kleines Kätzchen war, diese Melodie vorsummte und er dabei immer schön schläfrig wurde. Diese schöne Zeit, vor seiner Ausbildung, seine Kindheit, man konnte sie ihm nicht rauben. Ein Kind Oijos, ja das bist du; unser ganzer Stolz, schlaf in Ruh; groß und stark wirst du im Nu. Die Stimme seiner Mutter machte sich in seinem Kopf breit, erklang sanft in seinen Ohren und die fließende Melodie begleitete sie.
Seine Augen öffneten sich, sein Summern erlang dennoch und mit einer Hand zeichnete er etwas in den Himmel, ein Sternbild. Ihm wurde gesagt, er wäre unter diesem Zeichen geboren worden. Es soll ein Tiger sein, zumindest im Verständnis des Volkes der Janagi. Dieses Tier sollte, er sollte, das Volk der Janagi beschützen. Wie oft hatte er Nachts auf einer Lichtung gelegen und in den Himmel geschaut, immer wieder dieses Zeichen mit seiner Kralle am Himmelszelt nachgezeichnet. Vollkommen gedankenversunken ruhte er auf seinem Pferd, seine Gedanken glitten in seine frühste Kindheit und sein Summen behielt die wunderschöne Melodie bei, ununterbrochen genoss er die Sonne die seine Nase kitzelte.
 
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Die letzten Anweisungen von Tarek stärkten wieder den Wunsch ihn Martax lautstark herauszubrüllen, dass er sein Reittier endlich antreiben sollte. Diese Anweisungen und Gebete waren dermaßen überflüssig, dass es ihm dingend nach einer Beschäftigung verlangte, die sein aufgepeitschten Geist beruhigte. Zufällig richtete sich die Stimme des Echsenmannes vorhin an ihn. Eine Pfeife wurde ihm angeboten, dessen erinnerte sich der Gehörnte gerade. Er hatte bisher noch nicht darauf reagiert. Seine Erinnerung an den gestrigen Tag und dem wohl wabernden Duft aus Schwefel und Kräutern kamen wieder hoch. Die Gruppe setzte sich in Bewegung. "Haj'ett!" Er marschierte zur Echse auf dem Huckelpferd "Ich nehme eine Pfeife. Steckt sie mir an und tut auch etwas von diesem Tabak rein." Martax wusste nach wie vor nicht viel über Pfeifen und würde den Teufel tun das zuzugeben. "Ich werde mir so bald es geht auch eine Pfeife besorgen und ... diesen Tabak und die Glimmhölzer mit denen Ihr die Pfeife anzündet, oder sind das Steine?" die große Pranke streckte sich nach dem dünnen Pfeifenhals aus, die von der kleinen Echsenhand gehalten wurde. Sie passte fast zweimal in die klauenbesetzte Hand des Dämonen. Martax nahm noch an Ort und Stelle den ersten Zug. Das wohltuende Gefühl von Rauch versetzte ihn regelrecht schlagartig in einen Zustand der Beruhigung. "Ich bringe sie Euch wieder, wenn sie alle ist!" Dieser Gedanke war im Grunde gegen seine Natur. Viel eher hätte Martax die Pfeife einfach behalten. Was sollte die Echse schon großartig tun? Ihn beißen? Allerdings wusste er nicht wie sie zu bedienen war und außerdem war sie für ihn etwas zu klein. Beides konnte nur verbessert werden, wenn er den Geschuppten bei Laune hielt. Diese Überlegung brauchte nur wenige Augenblicke in seinem Kopf. Wie klar er denken konnte ohne den ständigen Jähzorn im Bauch war .. überraschend. So versicherte er Haj'ett die Rückgabe bei Gebrauchsbeendigung. Der Dämon lief eine Weile paffend neben dem Treck her und war so entspannt wie gestern Nacht vor dem Trainingskampf gegen Meena. Ein wohliges Grollen einer großen Bestie entfleuchte seiner Kehle neben Kräuterdüften und einem Hauch Schwefelaroma. Dieser Anteil würde bei seinen Pfeifen noch deutlich erhöht werden. Martax war dicke Luft aus Asche, sengender Hitze und Schwefel gewohnt und hoffte diese Luft mit einer Pfeife erzeugen zu können. In seiner Entspannung war er regelrecht handzahm. Neben ihm ritten Twiggy und Benur vorbei. Martax schaute zu ihr und passte sein Tempo dem kleinen, grauen Pferd an. Für einen Moment beobachtete er die Goblin bei ihrem Versuchen im Sattel zu bleiben. Schließlich richtete er völlig unverhofft das Wort an sie. "Euer Volk, diese Goblins... die reiten nicht viel oder? Wie bewegt ihr euch gewöhnlich fort? Müsst ihr euch überhaupt über große Strecken bewegen? Habt ihr so etwas wie ein Reich oder ist jede dunkle Ecke in der Welt euer Reich, wenn sie nicht gerade von etwas Anderem beansprucht wird?" Er zog wieder an der Pfeife und pustete die Wolke zu Esel und grünem Gnom.
 
Alexis konnte sich die Wahl des Reittieres sparen. Der Rest der Truppe war bereits bestens versorgt und so blieb für ihn nur ein schwarzer Rappe übrig. Er hatte sich auf seinen Reisen mal zeigen lassen, wie man ein Pferd ritt. Nun ja, wie man sich auf einem hielt, ohne herunterzufallen. Sein Reitlehrer bezeichnete seine Haltung dabei als "Affe auf einem Schleifstein". Das hatte ihn dazu veranlasst seine weiteren Reisen zu Fuß oder mit anderen Hilfsmitteln zu bestreiten. Er hätte sich ohnehin kein Pferd leisten können.
Der Rappe schnaubte, als Alexis näher kam und schnupperte an ihm, nicht ohne an seinen Taschen zu nesteln. Vermutlich erwartete er ein Leckerli, doch Alexis hatte nichts dergleichen bei sich.
Er schwang sich auf das Pferd und ergriff die Zügel. Dann warf er einen Blick zurück auf Dujol. Vielleicht hätte er das besser nicht getan. Ein Schmerz durchzuckte seine Brust, als er den Tempel über der Stadt aufragen sah. Es gab so vieles, das er ihr noch sagen wollte, so vieles, das er noch hätte sagen können. Aber nichts davon hätte gereicht. Nicht in dieser kurzen Zeit. Die Tage waren wie im Fluge vergangen. Und jetzt würde es eine gefühlte Ewigkeit dauern, bis er sie wiedersehen würde. Er verzog sein Gesicht. Wenn er sie wiedersehen würde.
Er war dankbar darüber, dass die Gruppe nun aufbrach. Er gab seinem Pferd die Sporen und sie verließen die Stadt in Richtung Osten.
Auf nach Kemet. Auf ins Ungewisse.
 
Begleitet von einer Mischung aus Skepsis und Ungläubigkeit hatte Twiggy die kurze Lehrstunde hinter sich gebracht. War ja alles ganz nett und so, aber viel sicherer war sie sich nicht bei dem, was sie da tat. Lenken mit Gewichtsverlagerung – und nebenbei runterrutschen. Toll. Dem Esel die Fersen in die Seite drücken, damit er loslief? Bitte? Lebende Dinge zu treten, die größer waren als man selbst, war noch nie eine gute Idee gewesen.
Glücklicherweise war der Esel schlau genug um der restlichen Karawane aus eigenem Antrieb zu folgen. Twiggy hatte sich deshalb entschieden, sich erst mal nicht einzumischen und ihm die Wegfindung allein zu überlassen. Sie würden zwangsweise noch eine Weile miteinander verbringen müssen, also warum sich jetzt schon bei dem Huftier unbeliebt machen?

Ihr war es sowieso ein Rätsel, wie man das längere Zeit aushalten konnte. Oder wollte. Sie rutschte auf dem blöden Sattel immer ein bisschen hin und her, wenn sich der Esel bewegte, was ja die ganze Zeit der Fall war. Und richtig festhalten konnte man sich da oben auch nicht. Twiggy kam es so vor, als wären sie schon seit Tagen unterwegs, es wollte überhaupt kein Ende nehmen. Wie hielten die Menschen das aus? Der eine auf dem Buckelpferd neben ihr zum Beispiel. Nicht nur hatte es eine geradezu astronomische Höhe, auch stimmte irgendwas mit seinen Beinen nicht... oder warum lief es so komisch, indem es immer gleichzeitig beide Beine auf einer Seite bewegte? Twiggy würde schon beim hinschauen schlecht.

Nach einer Weile lief plötzlich Martax neben ihr. Ihm war auch aufgefallen, dass Twiggy hier komplett fehl am Platz war, und jetzt kam er bestimmt um sich darüber lustig zu machen.
Oder auch nicht. Das martialische Monstrum war schon fast... friedlich, während es einfach nur nebenher lief und ein paar Fragen stellte. Hatte sie irgendwas verpasst?
Hatte das was mit der Qualmwolke zu tun, die er ihr da entgegen pustete? Twiggy spürte dabei nur ein fieses Kratzen im Hals, keine Ahnung was der Dämon daran fand.

„Normalerweise... gehen wir zu Fuß.“ Überraschend, nicht? Was für eine glorreiche Antwort. „Und auch über größere Strecken. Weder hätten wir Platz dazu, noch gibt es bei uns etwas, das man reiten könnte.“ Oder sollte. In diesem Moment fragte sie sich, ob das tatsächlich schon mal irgendein Goblin mit einer Kreatur aus der Tiefe versucht hatte. Durchaus möglich. Selbstmordgefährdete Idioten und den Hauch von Wahnsinn gab es ja überall, sowohl über als auch unter der Erde. Und ohne Wahnsinn käme man doch gar nicht auf die Idee, sich dem guten Willen einer größeren und stärkeren Kreatur anzuvertrauen, nur um von einem Ort zum anderen zu gelangen, obwohl man selber zwei gesunde, zum Laufen geeignete Beine sein Eigen nannte.
Mit einem Kopfschütteln widmete sich der nächsten Frage.
„Unser Reich, wenn du es so nennen willst, ist der Untergrund. Tunnel, Höhlen, solche Orte. Meistens in Gegenden, die so abgelegen oder ungemütlich sind, dass sich niemand die Mühe macht, uns wieder davonzujagen.
Und du liegst mit „wenn es nicht von etwas anderem beansprucht wird“, auch gar nicht so falsch. Auch wenn wir dort leben, gehört er uns nicht... nicht allein. Im Untergrund gilt ein einziges Gesetz: je tiefer du kommst, desto gefährlicher werden die Kreaturen die sich dort herumtreiben. Die zeigen uns“, und auch Abenteurern, Höhlenforschern und sonstigen Eindringlingen, „recht schnell, wie weit wir uns runter wagen können. Und dass wir gut daran tun, gewisse Gebiete zu meiden.“ Wenn man die Möglichkeit dazu hatte. Ihr eigener Stamm war aus den sicheren Tunneln im oberen Teil des Untergrunds vertrieben worden, wodurch ihnen nichts anderes übrig geblieben war, als sich viel zu oft mit diesen Kreaturen auseinanderzusetzen.
Es war sinnlos darüber nachzudenken. So war eben der Lauf der Welt. Wenn stärkere kommen, müssen Schwächere weichen. Daran würde sich nie etwas ändern.

Hatte sie vorher in vorsichtiger Zurückhaltung vor allem nach unten auf ihren Esel gestarrt, blieb ihr Blick jetzt an Martax hängen. Es gab durchaus ein paar Dinge, die sie interessieren würden, doch war sie sich nicht sicher, ob sie sich dazu erdreisten durfte, das Wort an ihn zu richten. Auch wenn er grade friedlich aussah, hatte sie doch gesehen wie schnell er explodieren konnte. Ein bisschen Neugier war ihr dieses Risiko nicht wert... oder?
 
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"Ich verstehe." Das war nicht mal geheucheltes Interesse. Martax hatte durchaus Interesse an den Erzählungen der Goblin. Einerseits weil er ziemlich wenig über dieses Volk wusste und andererseits, weil er hier eine Aufgabe hatte die leichter wurde je mehr er wusste was er den Gefährten zumuten konnte und was nicht. Dazu blieb ihm leider nichts anderes übrig als sich durch die verschiedenen Dinge durchzufragen. Seine persönliche Abneigung gegen einige Völker hier würde das umso schwerer machen. Vielleicht ließ er es in diesem Fall auch ganz bleiben und wartete einfach darauf bis entsprechende Personen um Hilfe riefen, oder sie wirklich buchstäblich jeden Moment den Kopf verlieren würden. Es gäbe auch noch die Option eines Übungskampfes, aber bisher konnte er sich nicht ausmalen was er daraus lernen sollte bei diesen mickrigen Übungspartnern. Es würde wohl lehrreicher für sein Gegenüber werden als für ihn. Martax verwarf die Idee für's Erste und fuhr mit seinen Fragen fort. Bei Twiggy kam er damit ganz gut klar, fand er. Immerhin hatte er ihre Aufmerksamkeit. Sie schaute ihn immer so komisch an. "Höhlen sind wohl ein geeignetes Gebiet dort zu leben, wenn man klein ist - so wie Ihr." Er zog erneut an der Pfeife, aber pustete den Rauch dieses mal nach vorne aus. Irgendwie schien Twiggy der Qualm nicht so zu gefallen. Viel entscheidender dafür war jedoch für ihn, dass er viel weniger von der Rauchwolke abbekam, wenn er sie zur Seite ausatmete. Dieses Genuss wollte er sich nicht nehmen lassen. "Wie kommt Ihr eigentlich hierher? Warum seid Ihr hier? Ich vermute mal es gab nicht so etwas wie eine Auswahl, oder? Wo wir auch schon dabei sind: Welche Fähigkeiten haben Goblins - außer klein zu sein? Könnt Ihr kämpfen?" Er schaute sich abschätzig die dünnen Ärmchen an. Tatsächlich kannte er keine Kreatur die so klein und schwach wirkte wie ein Goblin, doch wer weiß. Er hat schon einige Kämpfe mit mehr Schweiß und manchmal auch Blut gewinnen müssen als er sich gedacht hatte. Taktisch ist es ihm daher immer lieber den Feind einschätzen zu können, als einfach so eine Schlacht beginnen zu müssen - vor allem wenn es sich wirklich um eine Schlacht handelte. Je größer die Heere desto komplexer die Möglichkeiten. Das galt sowohl für das eigene Herr als auch für den Feind. Martax fragte sich ob es so etwas wie Kriege zwischen Goblins gab. Menschen und Elfen scheinen den Krieg schon fast kultiviert zu haben. Dabei ging es noch immer sehr harmlos zu für seine Vorstellungen. Die meisten Krieger von Menschen und Elfen würden wohl wahnsinnig werden, wenn sie einen Krieg zwischen Dämonenheeren miterleben würden. Dementsprechend hatte Martax schon mehr erlebt und dies auch teilweise am eignen Leib als ein Menschenhirn fasste konnte. Menschen halten sich nach wie vor für das Maß aller Dinge, wenn sie wüssten wie unbedeutend sie im gänzlichen Sein sind. Er musste Ausspucken bei diesem Gedanken. Dann widmete er sich wieder Twiggy und stellte die Frage die ihm unlängst in den Sinn kam: "Gibt es auch Kriege bei den Goblins? So wie Ihr von eurer Heimat sprecht kann ich mir vorstellen wird es mehr um Grundlegende Dinge gehen wie Nahrung und das Überleben als wirklich um Macht, oder?"
 
Wazir stand mit seinem ewig wider kauenden Kamel auf einer Anhöhe einige hundert Meter vor dem Rest der Gruppe, kaute auf seinem Kautabak herum und sah auf das umliegende Land. Weit und breit nichts zu sehen. Ruhig, sehr ruhig, dachte er sich, während seine Augen an den scheinbar grenzenlosen Horizonten entlang huschten, immer zu erhaschen wo die nächste Bewegung sei. Doch es tat sich nichts. Bis auf die Kolone, die sich langsam näherte, war nichts zu erkennen. Das wird nicht mehr lange so sein, wer mit solch einem Zirkus durch das Land zog würde bald ungebetene Besucher anlocken wie ein Stück Aas die Geier, dachte er sich. „Los komm schon.“ sprach er zu seinem Tier, wendete das widerspenstig brummende Tier und führte es weiter der Gruppe voraus, in Richtung des Flusses.

Manta ritt an der Kolone vorbei. Als Heilkundiger hatte er sich entschieden, sich niemanden der neuen Gruppe speziell aufzuhalsen. Er wollte lieber einen Überblick behalten und für alle da sein, wie es eben ging. „Wir können heute Mittag den Rodex überqueren.“ schätzte er und blickte zu Oriak rüber, der grade neben Maku und Lea ritt. „Wenn wir unvermindert voran kommen, stimmt das wohl.“ erwiderte er und Maku nickte. „Hoffen wirs mal.“ schob Manta hinterher. Oriak zuckte mit den Schultern und nickte zu Lea rüber: „Ihr haltet euch gut. Sieht gut aus, seid ihr schon mal auf einem Kamel geritten? Wie geht es euerm Arm?“ sprach er sie an, während Manta sein Pferd weiter antrieb und weiter ritt.
 
Aufbruch

Das Dröhnen wollte und wollte nicht nachlassen, denn der ganze Palast bebte nun, nach dem letzten schicksalhaften Volltreffer, der vom baldigen Kollabieren des Flügels kündete, in dem sie sich befand. Der helle Klang einer Stimme jedoch brachte Helena zurück ins Hier und Jetzt, als sie beherzt gepackt und auf die Füße gezogen wurde. Wie ein unbeteiligter Zuschauer war sie erstaunt über die Kraft der Elfe, die Helenas Körper trotz Kettenhemd und Panzerung in eine aufrechte Haltung brachte.
Schwankend schaffte sie es nun, ohne fremde Hilfe stehenzubleiben, während ihr Bewusstsein langsam zurück in ihren Geist tropfte, wie Kerzenwachs und die frischgebackene Regentin des Chaos von ihr abließ. Mit dem Bewusstsein kam der Schmerz, der dumpf in ihrer Schulter zu pochen begann und ihren rechten Arm schwach hinabhängend zur Nutzlosigkeit verdammte. Vorsichtig ergriff sie mit der Linken das Handgelenk des zerschmetterten Armes, um es anzuheben und oberhalb ihres Gürtels in den Waffenrock zu schieben. Eine bessere Schlinge würde sie auf die Schnelle nicht herbeizaubern können, sprach doch die glasgespickte Leiche der Elfe, die eben noch die Klinge gegen sie erhoben hatte von der brenzligen Gefahr, die sie noch immer bedrohte. Die leeren Augen der halb vom Schutt bedeckten Frau führten Helena vor Augen, wie knapp sie ihrem endgültigen Schicksal entronnen war.
“Also gut, lasst uns von hier verschwinden!“
Helenas Stimme entsprang ihrer Kehle brüchig, von den Schmerzen verzerrt und vom kalkigen Staub gepeinigt. Hand in Hand enteilten sie dem vernichteten Zimmer und folgten dem prunkvollen Korridor, der zum Thronsaal führte. Die Elfe schien den Weg zu kennen und selbst Helena glaubte, aus dieser Hölle hinauszufinden im Stande zu sein, jetzt, wo sie nichtmehr auf die verwinkelten Pfade der Dienstboten angewiesen war. Dennoch verspürte sie unermesslichen Dank dafür, dass die weißhaarige Regentin den Weg wies und sie nicht im bald zu bersten drohenden Zimmer zurückgelassen hatte. Sie hatte ohne Zweifel ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt und irgendwann würde Helena ihr dafür Dank aussprechen. Aber nicht jetzt. Sie waren der bombardierten Todesfalle noch nicht entronnen, zuviel Eile war geboten und zu viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf, zu viele Fragen, als Helena rannte, ja sie rannte wie sie es in ihrem Leben noch nie getan hatte.
Fieberhaft versuchte sie, ihren wirren Geist zu ordnen. Was war der Grund für diesen Angriff? Ein Racheakt für die ausgelöschte Piratenbasis? Wie würde sie ihre Garde wiederfinden? Bei den Geistern, wie war es Anthred ergangen? Ob er wohlauf war? Ihre kurze Zeit des Beisammenseins, ihre schmerzhaft kurzen Momente der Zweisamkeit... Helena wünschte sich, sie hätten einander unter anderen Umständen gefunden und verfluchte die Mission, die sie in diese unselige Stadt geführt hatte.
Ihre eilenden Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein weiterer Keulenschlag den Palast mit unbarmherziger Macht erschütterte und die beiden Flüchtenden beinahe von den Füßen riss. Im vollen Lauf wichen sie nun herabfallenden Kronleuchtern aus, die wie sterbende Glühwürrmchen alle fünfzehn Fuß von der Decke brachen. Ein dumpfes Grollen kündete von der nun vollständigen Vernichtung des Prunkzimmers, in dem Kiefernstein, die Elfenkriegerin und der Regent ihr Leben gelassen hatten, doch weder Helena noch ihre kühne Retterin wagte den Blick zurück. Stolpernd erreichten sie schließlich den Thronsaal.
Alle Wachen waren geflüchtet und auch die vor kurzem noch so tobende Menge hatte den erfurchtgebietenden Ort verlassen. Er bot einen widerwärtigen Anblick. Verkrümmte Leichen pflasterten ihren Weg, als sie eilig auf das noch immer achtlos geöffnete Tor zuschritten. Dort waren die Früchte des Gemetzels am grausamsten gereift, stellte Helena fest, da sie vorsichtig zwischen den teils erschlagenen, teils zertrampelten Toten einen Platz zum Auftreten suchte. Die Kälte schlug ihr nun entgegen und einige Gefallene waren bereits vom böig hereinwehenden Schnee gekrönt.
Als sie über die Schwelle traten, brauchte sie erst einen kurzen Moment, um sich zu orientieren. Die zwei überlebenden Gefährtinnen hatten eine düstere Gruppe blutbeschmierter Elfen um sich geschart, ehemalige Sklaven, wie Helena vermutete, und blickten erwartungsvoll zu ihrer Anführerin hinauf.
Peinlich berührt ließ Helena die Hand der Elfe los, die sie während der gesamten Flucht umklammert gehalten hatte.

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Hoch oben thronte Haj'ett auf dem schwankenden Rücken des Kamels und fühlte sich wie der König der Wüste selbst, wie er so auf die Häupter der anderen hinabblickte. Mit leicht zusammengekniffenen Augen warf er einen Blick auf Martax, der an Twiggys Seite einherschritt und die Pfeife des Echsenmannes qualmte. In der Kultur der Agamas war es überaus unhöflich, die Pfeife eines anderen derart in Beschlag zu nehmen, aber der Dämon wusste es natürlich nicht besser. Er würde es ihm noch erklären müssen, obwohl er sich nicht sicher war, ob der rote Grobian dieser Belehrung tatsächlich Folge leisten würde.
Sicher, es gab keine Tradition, die dem Rauchen ohne Gesellschaft widersprach, doch solange Martax keine eigene Pfeife hatte, würde er wohl von Haj'etts gebrauch machen wollen und der Echsenmann fühlte sich nicht berufen, dem Dämon diesen Genuss zu verweigern. Vor allem, weil der gehörnte Riese ihm die Pfeife auch ohne große Probleme hätte wegnehmen können.
So beschränkte er sich darauf, ein wenig in sich hineinzugrummeln und beschloss, so bald wie möglich eine weitere Pfeife zu fertigen, die den Ansprüchen des Dämons genügte. Vielleicht würde dieses Geschenk ja sogar so etwas wie eine Freundschaft in die Wege leiten können, sofern Martax zu Gefühlen dieser Art im stande war. Dennoch, hatte Haj'ett nicht auch zu Tan'or freundschaftliche Gefühle gehegt? Der gefühllose Berserker war kaum jemand gewesen, den man als Wesen besonderer Sympathie hatte bezeichnen können, aber der Echsenmann hatte ihn gemocht und sich immer eingebildet, dass dieses Gefühl zu einem winzigen Bruchteil auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Martax hingegen schien tatsächlich Emotionen zu besitzen. Nur schien ihm das Konzept der Freundschaft gänzlich fremd zu sein. Er würde sehen, was die Zeit brächte.
Zunächst aber wies er Amanta, ein wenig den Schritt zu beschleunigen, um zu Alexis aufzuschließen. Haj'ett war nach Plaudern zumute.
 
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Als Oriak zu Lea sprach. „Ihr haltet euch gut. Sieht gut aus, seid ihr schon mal auf einem Kamel geritten? Wie geht es euerm Arm?“ Bisher achtete Lea nur darauf von dem Kamel nicht herunter zufallen. Deswegen musste sie doch nicht schon mal geritten gewesen sein. Das war aber auch alles gewesen. Es gab für sie bisher keinen Grund jemals auf dem Rücken eines Tieres zu reiten. Es war viel besser zu laufen, so viel sie weniger auf und konnte sich im Notfall besser verstecken. "Nein Oriak ich bin bisher noch nicht auf einem Tier geritten. Wo ich herkomme brauchte ich das bislang auch nicht. Bin nur öfters mit Kutschen und bis jetzt einmal mit einem dieser Schiffe gereist. Das war das Schiff auf dem wo wir uns das erste mal Begegnet sind Oriak." Dann schwieg Lea kurz denn der Gedanke an ihrem Arm liest sie wieder etwas traurig werden. "Naja den Arm werde ich wohl kaum zum Kämpfen wieder benutzen können, da die Brüche erstmal richtig wieder zusammen wachsen müssen. Sie konnte nur alles wieder zusammen an Ort und stelle verschieben. Hatte mir Sextana gesagt. Darum benutze ich den Arm sehr wenig. Wenn es geht lasse ich ihn noch in der Schlaufe drin. Das verursacht kaum strake Schmerzen." Lea versuchte weithin zu lächeln, dabei musste Sie an Fermar denken. Als sie zusammen mal wieder gemeinem auf Heilkräuter und Heilpflanzen suche gingen. Da verkratzte sich Lea ihre beiden Beine in einem stacheligen Gebüsch beim pflücken von Beeren. Da gestand ihr Fermar, das er sich nicht mit der Heilkunst auskannte. Darum half Fermar dem Heiler beim verarzteten von ihren beiden Beinen. Lea musste etwas innerlich grinsen wenn sie daran dachte wie unbeholfen sich Fermar dabei angestellt hatte. Doch unter den wachsamen Augen der beiden Lehrmeistern von Lea, bekam es selbst Fermar mit den Anweisungen des Heilers gut hin. Lea konnte jetzt wieder besser Lächeln.
 
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"Wie kommt Ihr eigentlich hierher? Warum seid Ihr hier? Ich vermute mal es gab nicht so etwas wie eine Auswahl, oder?“ Twiggy zuckte die Schultern. Berechtigte Frage, dumm nur dass sie darauf auch keine Antwort wusste. „Ist blöd gelaufen, glaube ich. Ich habe meinen Stamm verlassen und bin irgendwann in einer Menschenstadt hängengeblieben. Und genau über dieser Stadt hat sich dann das Loch am Himmel geöffnet, was das ganze hier in Gang gesetzt hat... Während der Flucht bin ich dann mit denen hier“, eine ausladende Handbewegung zur restlichen Gruppe, „zusammengestoßen und irgendwie nicht mehr weggekommen.“ Sie zuckte ein weiteres Mal in einem Ausdruck von Ratlosigkeit die Schultern. „Ich frage mich auch, warum ich noch hier bin. Ich habe keine Ahnung. Anders als du habe ich kein Ziel vor Augen, das ich damit erreichen könnte.“
„Wo wir auch schon dabei sind: Welche Fähigkeiten haben Goblins - außer klein zu sein? Könnt Ihr kämpfen?"
„Nicht wirklich... wenn du Goblins mit den üblichen Oberflächlern vergleichst. Wenn es darum geht, eine Waffe zu schwingen, sind wir meistens unterlegen. Und das wissen wir auch.
Wir greifen nicht offen an, wenn wir es vermeiden können. Wir sind flink, wir sind leise und wir verstehen uns darauf, Fallen zu stellen. Wir können das Vorhandene nutzen, auch wenn es nur einfache Dinge sind. Und wir lassen uns nicht von moralischen Zimperlichkeiten oder einem Ehrgefühl aufhalten, wie es gewisse andere Völker tun.“ Dabei drehte sie kurz den Kopf in Richtung der menschlichen Gruppenmitglieder, die vor ihnen ritten. „Oh, und wir setzen auch gern Gift ein, weil wir dagegen recht widerstandsfähig sind.
Und ich selber... bin ein Sonderfall.“ Dabei stahl sich ein leichtes Grinsen auf ihr Gesicht, welches nach wenigen Sekunden aber schon wieder verschwunden war. „Ich kann zaubern.“

Martax schien wohl nicht mit der Antwort zufrieden zu sein, so abfällig wie er ausspuckte und so finster wie er dreinblickte. Goblins waren also nicht das, was er sich unter Kriegern vorstellte. Und von Zauberern hielt er wohl auch nichts. Völlig unerwartet, nicht? Innerlich zuckte Twiggy die Schultern. Dann war es eben so. Ändern konnte sie daran sowieso nichts.
Martax schickte gleich die nächsten Fragen hinterher.
"Gibt es auch Kriege bei den Goblins? So wie Ihr von eurer Heimat sprecht kann ich mir vorstellen wird es mehr um Grundlegende Dinge gehen wie Nahrung und das Überleben als wirklich um Macht, oder?"
Twiggy musste erst mal überlegen, was er mit Krieg meinte. So wie das, was die Menschen manchmal erzählten, dass da hunderte von ihren Leuten in Rüstung und mit vernünftigen Waffen einander gegenübertraten und... gegeneinander kämpften? Meinte Martax das so? Twiggy ging einfach mal davon aus. Also nein, so sah das bei ihrem Volk nicht aus, bei weitem nicht.
„Ja und nein. Krieg im Sinne dessen was die Oberflächler so treiben... nein. Eher nicht. Aber Kämpfen tun wir, oh ja. Sehr oft. Wir sind kein Volk großer Worte. Wenn sich zwei Goblins nicht einig werden, tauschen sie Beleidigungen aus und prügeln sich, solang bis einer von beiden aufgibt. Wer gewinnt, ist im Recht, ganz einfach.“
Vielleicht nicht das beste System, aber es sparte Zeit und Nerven. Und war für Twiggy viel besser nachvollziehbar als die endlosen Diskussionen, in die sich andere Völker so gern stürzten.
„Und sonst... Ich kann dir sagen, wie es bei meinem Stamm war. Es gibt sicher andere, bei denen es nicht ganz so... hart zugeht wie bei uns, aber ich kenne nur das, was ich jetzt erzählen werde...“ Twiggy räusperte sich. Es überraschte sie, dass ausgerechnet Martax gerade die Geduld aufbrachte, ihr zuzuhören, und dabei sogar noch so etwas wie Interesse zu vermitteln. Da stimmte doch was nicht...
„Anders als die, die hier auf der Oberfläche in den Städten leben und es gewohnt sind, dass ihnen alles hinterher getragen wird, müssen wir um alles kämpfen was wir haben oder haben wollen. Wir müssen uns jeden Tag gegen Unterweltsbestien verteidigen, oder gegen die Tunnelräuber der Oberfläche, die uns noch mehr von unserem Gebiet streitig machen wollen.
Danach gibt es die alltäglichen Dinge innerhalb des Lagers. Für die kleinen, wie mich auch, geht es wirklich vor allem ums Überleben und Nahrungsbeschaffung.
Bei den Großen ist das anders. Wenn die es zu etwas bringen wollen, müssen sie darum kämpfen, wobei es nicht um Ehre oder so einen Unfug geht, sondern um Einschüchterung und darum die eigene Stärke zu zeigen.
Also... Ganz oben im Stamm steht ein Häuptling. Das ist unser Anführer, wenn du so sagen willst. Normalerweise ist das der Goblin der am besten kämpfen kann, oder auf andere Art und Weise geschafft hat, den Rest des Stammes so einzuschüchtern, dass sie ihn nicht herausfordern wollen. Will ein anderer diesen Posten haben, ist es üblich den Vorgänger zu töten. Das macht man wahlweise so öffentlich und so beeindruckend wie möglich, damit die übrigen Konkurrenten wissen wo ihr Platz ist und sich nicht mehr mit ihm anlegen wollen.

Ist auch bei anderen Fällen so. Beispiel: Du willst ein Kommando über eine eigene Truppe? Werde deinen Vorgänger los, soll heißen, kämpfe mit ihm und gewinne, und schinde dabei möglichst viel Eindruck im Lager und innerhalb der Truppe. Ob der Verlierer da am Leben bleibt, ist ganz allein dir überlassen.

Und ja, wir werden wohl auch gegen andere Goblinstämme kämpfen, wenn in einem Gebiet nicht genug Platz und Nahrung für beide ist. Habe ich aber selbst noch nicht erlebt, weil mein Stamm bis jetzt nur rosahäutige Gegner hatte.“

Nachdem sie fertig erzählt hatte, hüllte sie sich wieder in Schweigen und starrte nach unten auf ihren Esel. Bis jetzt war Martax geradezu friedfertig. Er hatte sie noch nicht einmal beleidigt. Könnte sie es riskieren, ihm eine Frage zu stellen?
Schüchtern sah zu dem Dämon hoch.
„Du, Martax?“ Twiggy gab sich einen Ruck. Bitte nicht hauen, ja? Da war etwas, das sie schon die ganze Zeit über wissen wollte, weil es nicht zu dem passte was sie vor sich sah. „Was ist das da? Ist das auch eine Trophäe?“ dabei deutete sie auf das Siegel, das an Martax Schwertgurt befestigt war. Natürlich hatte sie keine Ahnung was es war und wozu es gut sein sollte, in ihren Augen sah es einfach wie einer der Gegenstände aus, mit denen sich manche Menschen zu schmücken pflegten.
Das war auch, was das Bild störte. Ihr kam es höchst seltsam vor, dass dieser cholerische Dämon so etwas wie Schmuck tragen würde.
 
Der Dämon hörte zu. Der Dämon lernte. Jedes Detail war wichtig, jede neue Erkenntnis und die Schlussfolgerungen die sich daraus ergaben machten Twiggy und auch ihr Volk einschätzbarer für ihn. Dabei war es durchaus überraschend wie ähnlich sich doch die Goblins und die Dämonen waren. Man könnte sogar fast meinen, dass die Goblins eine intelligente Art der Niederen Dämonen waren. Vermutlich würde Twiggy mit diesem Lebensstil und ihrem Umgang durchaus im Schattenreich zurechtkommen. Dabei ging es Martax gar nicht so sehr darum sie als unwürdiges Wesen anzusehen was mit Kabalhunden und all den anderen Viechern im Dreck wühlte, sondern dass sie durchaus eine reelle Chance hatte als Außenstehende in seiner Dimension zu überleben. Er fühlte sich der Goblinhexe gleich ein Stück näher. Doch bevor er seine Meinung kundtun konnte, schien sie inzwischen auch Interesse an ihm zu haben, genauer gesagt das Siegel. Die Klaue des roten Hünen griff auf das Artefakt und löste es aus der Halterung, wodurch es kurz bläulich aufleuchtete und dann sofort wieder in die Ursprungsform zurückglitt. Einen kurzen Moment ruhte diese Scheibe in seiner Pranke, die durchaus mit einer großen Münze verwechselt werden konnte. Martax fiel jetzt erst auf, wo er das Siegel betrachtete, wie lange er es nicht mehr angesehen hatte. Es müssen Jahre gewesen sein... oder Jahrzehnte? Allein dass er es Magna vorgestern einfach so gab, war schon äußerst ungewöhnlich, aber sich die Zeit zu nehmen es zu betrachten...

Das Siegel zeigte in einem perfekten Kreis einen Schriftzug unter dem Rand in der Sprache der Dämonen. Darin stand im oberen Halbkreis: 'Trage mich um zu schützen' und im Unteren 'Benutze mich um zu siegen'. Darin eingefasst war eine stilistische Form seines Kopfes, wobei die beiden Hörner nach außen hin als Mosaik mit dem Hintergrund verschmolzen der ebenfalls aus Mosaiken bestand. Das ganze Sigel war wie auch alle Halterungen an Martax Ausrüstung in silbern gefärbt. Allerdings konnte sich selbst der einfachste Laie ausmalen, dass es kein Silber war. Schriftzug und Konturen waren in einem dunklen Grau, fast Schwarz gefärbt, sodass das Siegel also zweifarbig erschien. "Silesh fra' garuss's. Medrox ta'ha tac." zischte er mit einem Lächeln. "Es bedeutet in der Sprache des Diesseits übersetzt 'Trage mich um zu schützen. Benutze mich um zu siegen!'" Er hielt das Siegel hoch, so dass Twiggy einen ausführlichen Blick darauf geben konnte. Es glänzte regelrecht in der Sonne."Als Dämon ist mir manches möglich was Sterblichen nicht möglich ist. Andere Dinge wiederum sind mir nicht erlaubt. Es ist ein Gesetzt an welches sich meine Art halten muss. Dazu gehören zum Beispiel die Anrufungen. Kennt ihr Anrufungen von Dämonen? Als Zauberin würdet ihr vielleicht auch 'Beschwörung' sagen. Eine andere Regel lässt mich nicht an alle Orte gehen. Alexis hat mich zum Beispiel gestern in so einen Bannkreis geschlossen als ich im Zorn das Klingenohr am Arm verletzt hatte und eigentlich den abscheulichen Geist köpfen wollte. Zugegeben, es war kein besonders starker Bannkreis, aber der Kahlkopf hat Potenzial. Mit Training und einigen Hinweisen aus dem inneren Kreis der Dämonen", er zeigte mit dem freien Daumen auf sich, "also z.B. mir, könnte er durchaus mächtige Bannkreise erschaffen, wenn er genügend Vorbereitungszeit hätte. Es gibt jedoch auch Bannkreise die stetig aktiv sind, oder andere Gesetzte denen ich mich beugen müsste. Für solche Fälle hat meine Art schon vor Äonen nach einer Art Hintertür gesucht. Wege diese Regeln zu umgehen, oder gar zu brechen. Dieses Siegel hier ist eines davon. Ich vermag meine gesamte Existenz in dieses Siegel fließen zu lassen, wie unheilbringenden Rauch vielleicht. Geistwesen tun so etwas andauern. In Behältnisse, oder Runensteine, oder noch so einige andere Dinge wie z.B. Dryaden in Bäume. Kennt ihr Dryaden Twiggy?" Die Frage war mehr rhetorisch. "Jedenfalls könnte mich z.B. ein Sterblicher wie Ihr so über so einen Bannkreis tragen, ohne dass ich zurückgehalten werde. Ein Bannkreis erkennt im Normalfall nicht die Präsenz eines Dämonen in diesem Siegel. So kam ich z.B. auch nach Dujol, obwohl die Stadt durch die Seraphen von einen Bannkreis umgeben war." Er steckte das Siegel wieder zurück in die Halterung. "Weiterhin vermag das Siegel einen Schutz gegen den betroffenen Dämon zu geben. Würdet ihr also z.B. mein Siegel tragen, hätte ich keine Chance Euch mit all meiner Macht Schaden zuzufügen. Den Sinn dahinter habe ich noch nicht verstanden, vermute aber dass der Ursprung dieser Siegel nicht allein im Schattenreich liegt und so verhindert werden soll, dass die Siegelträger als Sklaven der Dämonen missbraucht werden könnten." Er lächelte wieder diabolisch. "Man kann also durchaus sagen, dass ich auch so etwas wie ein Zauberer bin, auch wenn ich fast meine gesamte Magie verloren habe. Die Verbannung raubte mir fast meine ganze Macht." Bei diesem Gedanken musste er eine Faust vor der Brust ballen bis das schwarzrote Blut aus seiner Hand quoll. "Doch ich werde mir meine ganze Macht wieder zurückholen und dann werden alle bezahlen, die mir das angetan haben oder mir im Weg stehen!" Martax fing sich wieder und nach einem kurzen Räuspern. "Euer Volk ist meinem sehr ähnlich. Konfliktlösungen, Strukturen, Bedürfnisse. All diese Dinge sind denen der Dämonen sehr ähnlich, wenn vielleicht auch nicht so weit gedacht, aber so wie es klingt ist es Euch durchaus möglich in meiner Heimat zu überleben, vor allem wenn Ihr Zauber wirken könnt. Das scheint unter Goblins auch etwas besonderes zu sein? Welche Zauber könnt Ihr denn wirken? Könnt ihr die Elemente beherrschen, oder Beschwörungen vollführen? Vielleicht sogar Dämonen selbst? Mich habt Ihr auf jedenfalls noch nicht beschworen." Er musste lautstark lachen. "Das wüsste ich!"
 
„Du warst auf einem Schiff?“ fragte Maku mit fragenden Blick in Richtung Oriak, so als könne er sich das gar nicht vorstellen, als er das von Lea gehört hatte. „Ja,“ antwortete dieser lächelnd: „Mit Wasser außen rum, so viel wie Sand in der Wüste.“ beschrieb er es dem Freund mit einer weit ausholenden Geste. „Wahrhaft Wahnsinn...Wo kommt ihr denn her?“ fragte Maku jetzt Lea. „Ja, sagt uns wo ihr herkommt. Und sagt uns doch gleich, wer ihr dort wart. Was war euer Leben, was habt ihr getan?“ schloss sich Oriak an. „Und vielleicht sagt ihr uns auch, wo euer Ehegeist ist?“ wollte er außerdem wissen.

Saphir folgte den Spuren der Kolonne. Er hatte den Eindruck, sie würden gut voran kommen. Bald würden sie den Fluss erreichen. Sein Blick fiel immer wieder über die Schulter. Doch nichts regte sich. Keine Verfolger, keine Bewegung. Von der Gruppe her kam ihm jetzt Manta entgegen geritten. „Na, alles klar?“ rief er. Saphir nickte: „Hier ist alles ruhig. Und bei euch?“. „Da scheints auch so.“ entgegnete der Andere, während er sein Pferd neben Saphirs Kamel lenkte. „Gute Reise bis hier her.“ sprach er weiter. Saphir lächelte schief: „Kein Wunder, wir sind ja nicht lange unterwegs.“ Und nach kurzem Zögern sprach er weiter: „Aber das wird anders werden, bald schon wird es anders werden, der Feind wird bald von uns wissen.“. „Simmt.“ gab Manta trocken zurück. „Dann werden wir sehen, wozu all das hier gut ist.“ murmelte er gedankenverloren und mehr zu sich selbst. „Na gut, Saphir...“ begann er und klopfte dem Mann auf die Schulter: „Machs gut, ich reite wieder vor, halt dich gut, alles Gute.“. „Wie du warst, dir auch.“. Verabschiedete Saphir den Mann, der jetzt wieder zur Gruppe aufschloss.
 
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Lea wusste nicht so recht was sie überhaupt über sich und ihr ganzes Leben Oriak und Maku erzählen sollte. Also fing sie einfach an. "Einiges kennt ihr ja schon Oriak, da ich es schon mal erwähnt habe aber Maku weist davon noch nichts darum erzähle ich einfach mal. Wo ich herkomme ist es sehr kalt gewesen, glaube nicht das meine Eltern dort her kamen. Seit ich hier bin fühle ich mich viel wohler, sie müssen aus einer sehr warmen Gegend gekommen sein. Von daher kann ich euch nicht erzählen woher ich wirklich komme. Leider kann ich mich nicht mehr daran Erinnern wie es war als meine Mutter noch lebte. Ich kann mich leider nur noch an dem Tag erinnern wo meine Mutter ums leben kam. Sie kam ums Leben weil sie von meinem Vater aus Essen klauen gehen sollte. Ich war ihr heimlich gefolgt und hatte mich im Gebüsch versteckt. Naja dabei sah ich wie sie von dem Jäger erwischt worden ist. Dieser hat darauf gleich seinen Bogen gegriffen und mit seinen Pfeilen auf sie geschossen. Als meine Mutter in den Wald gerannt ist, sah ich nur noch ihre traurigen Augen als sie mich erblickte. Es ging alles so schnell, danach nahm ich all meinen Mut zusammen und zeigte mich dem Jäger. Der Jäger ist mit mir zusammen zu meinem Vater gegangen. Wir wohnten in einem Schuppen von dem Bauern wo meine Mutter arbeitete. Als der Bauer erfuhr das meine Mutter tot war, hatte er uns sagt das wir eine Stunde zeit haben um zu gehen. danach hetzt er seine Arbeiter auf uns um uns von seinem Grundstück zu jagen. Darauf nahm uns der Jäger alle mit. Wir übernachten alle bei ihm. Mein Vater und meine Brüder unten im Wohnzimmer, damit mir nichts passierte sollte ich bei dem Jäger in der Schlafstube übernachten. Was dann mitten in der früh passierte muss ich nicht erzählen. Doch es tat dem Jäger so Leid was er mit mir gemacht hatte. Das er nachdem ich mich gewaschen hatte, gleich mit mir darauf alle in der früh aufweckte. Wir sind gleich nach dem Frühstück mit ihm los in eine andere Stadt gegangen, dort hat er uns eine Hütte gekauft. Seit dem musste ich mich um den Haushalt kümmern. Als Halbelfe wurde ich geboren weder als ein ganzer Mensch noch als ein ganzer Elf angesehen. Für alle war ich nur Dreck auf dem man spucken durfte. Es war nicht einfach gewesen und doch gab ich nie die Hoffnung auf das es sich mal ändert. Weil mich meine Brüder geärgert haben, ist mir dabei das Essen angebrannt. Darauf musste ich von meinem Vater aus leicht begleitet in die eisige Kälte raus um zu betteln. Die meisten blieben in ihren warmen Häusern oder ihren Vorübergehenden Unterkünften. Als Er wieder zu mir kam hatte ich natürlich nichts gehabt. Mein Vater schimpfte mit mir. Er rief ganz laut du tauchst zu nichts nicht einmal zum verkaufen würdest du was tauchen. Da kam ein Mann dazu. Als er zu meinem Vater sagte: Wie viel wollt ihr für sie haben? Und darauf holte er ein Säckchen hervor und hielt es vor meinem Vater in der Hand. Mein Vater nahm es und rannte schnell davon. Dann stand ich mit dem Fremden Mann ganz alleine."

Einen kurzen Augenblick schwieg Lea ehe sie wieder weiter erzählte. "Er ging mit mir zum Schneider und dort probierte ich Klamotten an. Danach fuhr er mit mir in einer Kutsche davon. Als Er mit mir bei sich Zuhause ankam stellte er sich mir vor und stellte er noch seinen Bruder. vor der gerade dazu kam. So bin ich zu meinen Beiden Lehrmeistern gekommen einem Heiler und einem Beschwörer. Außer der Lichtkugel kann ich nichts beschwören dazu reichten meine bisherigen Magischen Kräfte nicht aus. Ich besitze zwar das Wissen über Heilpflanzen und Heilkräuter, jedoch kann ich keine Krankheiten deuten. Daher bin ich auf das angewiesen was mir die Personen erzählen. Da diese Symptome oft auch auf anderen Krankheiten zutreffen. Habe ich mich darauf spezialisiert nach Heilpflanzen und Heilkräuter zu suchen. Als ich mal wieder Medizin für eine Frau vorbei bringen sollte, bin ich dabei zum ersten mal Fermar begegnet. So habe ich Fermar kennen gelernt. Meine Beiden Lehrmeister sind sehr wohlhabend, aber dennoch stehst Freundlich und Hilfsbereit geblieben. Selbst wenn mal keiner für ihre Dienste mit Münzen zahlen konnte, so konnte er etwas anders dafür eintauschen. Bevor ich sie verließt bekam ich auch ausreichen Gold und noch einiges mehr mit. Sie haben mich die ganze Zeit über behandelt, als wenn ich ihr eigenes Kind gewesen wäre. Ich habe das Schiff mit Kapitän und seiner Mannschaft gekauft. Ihr hab mich an getroffen Oriak als ich in Port Raven mit dem Schiff einen Zwischenstopp im Hafen machte. Dort wollte ich den Proviant auffüllen um meine große Reise anzutreten. So und nun reise ich mit euch und euren Männern und unserer Gruppe um gegen den Feind zu kämpfen, den wir nur knapp mit unserem Leben in Port Raven entkommen sind. Als ich dann hier vor ein paar Tagen zusammen mit Twiggy in eine Höhle gegangen bin. Wurde ich sehr schwer verletzt, so das Fermar mich nur durch eine Verwandlung in eine richtige Elfen Frau vor dem Tode bewahren konnte. Seit dem Tag an gehöre ich zu dem Volk der Elfen an. Hoffe das ist genügen Information über mich."

Dann viel Lea ja noch ein das Oriak ja noch wissen wollte wo ihr Ehemann steckte.
"Oh Oriak ich habe ganz vergessen das ihr wissen wolltet wo mein Ehemann steckt. Es ist besser wenn ihr mich ab jetzt nur noch nach meinem Ehemann fragt. Denn wie Maku schon sagte: Sehen die Meisten Völker und Rassen das Unbekannte als eine Art Gefahr und Bedrohung an. Sie verstehen es nicht das wir diese Verbindung mit dem Schwur nur aus reiner Liebe zueinander eingegangen sind. Sie würden die Liebe die mich und Fermar verbindet nicht wirklich verstehen. Würden uns nicht schwere Zeiten bevorstehen, so hätten wir uns damit noch Zeit gelassen. Doch wir wollten jetzt die Bindung für einander eingehen, ehe es dann zu spät geworden wäre. Darum sind wir den Schwur für einander und die Trauung jetzt eingegangen. Und ich weist genau das es Vor und Nachteile mit sich bringt mit einem Geist verbunden zu sein. Das sollte jeder wissen der solche einer Bindung mit einem Geist eingeht." Lea überlegte kurz ehe sie weiter sprach. "Mein Ehemann musste sich wieder den Aufgaben seines Auftragsgebers widmen. Was das für Aufgaben sind ist mir nicht bekannt. Denn wir erzählen nicht untereinander welchen Aufgaben wir nach gehen. Wenn wir nicht zusammen sind. Darüber sprechen wir nicht, denn es würde uns beide nur in Gefahr bringen. Um so weniger wir beide von den Aufträgen des anderen Wissen, um so eher bringen wir uns beide nicht damit in Gefahr. Darum nutzen wir unsere gemeinsame Zeit die wir zusammen sind für uns." Damit hatte Lea alles Beantwortet und hoffte in geheim die Neugierde der beiden soweit zufrieden gestellt zu haben.
 
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Oriak hörte in Gedanken versunken und doch aufmerksam zu. Er erkannte gewisse Parallelen zu seiner eigenen Biografie. „Euch ist viel Leid widerfahren. Das ist schlimm. Aber das Glück hat euch zuletzt dennoch gefunden. Möge es euch auch auf dieser Reise hier ein treuer Begleiter sein.“ entgegne er ihr mitfühlend und ermunternd, als sie geendet hatte. Er glaubte gemerkt zu haben, dass sie grade nicht darauf aus war, diese Konversation weiterzuführen, weshalb er es nicht erzwingen wollte. Er warf Maku einen entsprechenden Blick zu und redete dann weiter: „Wie dem auch sei, ich muss mal weiter, wir kommen bald am Fluss an.“, damit trieb er sein Kamel weiter, nach vorne. „Wo ist eigentlich Zottel?“ fragte er sich. Hier war er nirgends, er war sich sicher, das der Hyänenwolf wieder irgendwo herum schlich.



Und damit lag er richtig, Zottel trieb sich durch das karge Ödland, etwa zwei Kilometer von Rest der Gruppe entfernt. Er rannte über den harten, staubigen Boden und jagte kleinen und wahrhaft blitzschnellen Eidechsen hinterher, die aber immer wieder in kleinen Löchern verschwanden, bevor er sie zu packen bekam. Aber selbst wenn er sie fangen würde, würde es ihm nichts nutzen, sie waren viel zu klein und zu dürr, um davon satt zu werden, dazu würde es etwas Größeres brauchen. Aber er jagte die kleinen und flinken Echsen trotzdem mit einiger Hingabe, weil es das Erste mal seit Langem war, dass er sich wieder richtig bewegen konnte, frei bewegen konnte. Dass er seine Muskeln wieder richtig reizen konnte und auch das Erste mal seit langem, dass er wieder jagte, dass er wieder seinem nächsten Mahl nachstellte, auch wenn es hier zu keinem Verzehr kommen würde. Plötzlich hatte er doch eine Eidechse erwischt, eine grüne, die plötzlich wild zischend und fauchend an seiner Pranke hing, kopfüber. Er ließ sie überrascht wieder fallen und sie verschwand sofort unter einem Stein.
 
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Fasziniert betrachtete Twiggy das Siegel und hörte sich Martax Erklärungen an. Die Dämonen waren ein Volk von Kriegern, ja, das Kämpfen war ihre Lebenseinstellung, und doch waren sie in der Lage, auch etwas Schönes zu erschaffen wie das hier. Hübsch... und nützlich. Und das funktioniert? Er passt da rein? Kriegt er dann eigentlich mit was draußen passiert, während er da drin steckt?
Gleichsam versuchte sie sich vorzustellen wie das wohl aussehen würde, sollte sie dieses Siegel tragen und Martax würde dann versuchen sie anzugreifen. Wäre es ihm einfach nicht möglich? Würde seine Waffe auf wundersame Weise von ihr abprallen? Und würde es Twiggy auch davor schützen, zermatscht zu werden, sollte Martax einfach auf sie drauftreten? Eigentlich interessante Fragen, doch die Goblinhexe hütete sich davor, sie zu stellen. Am Ende käme Martax noch auf die Idee, das in einem praktischen Versuch auszuprobieren...

Martax wurde wieder wütend. So wütend, dass er sich sogar selbst verletzte.
Twiggy sank schüchtern ein bisschen in sich zusammen, doch glücklicherweise beruhigte er sich recht schnell wieder. Während sie krampfhaft versuchte, nicht auf das – faszinierenderweise schwarze – Dämonenblut zu starren, dass von Martax' Hand gen Erdboden tropfte, versuchte sie sich vorzustellen wie es ihr wohl ergangen wäre, hätte man sie nicht nur an einen völlig fremden Ort geworfen, sondern ihr auch noch nebenbei ihre magischen Fähigkeiten geraubt. Im Nu verwandelte sich ihr Dasein in eine Horrorvorstellung. Nicht nur dass sie dann wirklich so klein, schwach und jämmerlich und hilflos wäre, wie sie es prinzipiell eigentlich sein müsste. Es wäre dann auch so, als würde ihr ein Teil ihrer Selbst fehlen, der einfach fest zu ihr gehörte. Vielleicht konnte man es mit einem fehlenden Körperteil vergleichen, oder mit Blind- oder Taubheit.
Soweit konnte sie durchaus verstehen, warum Martax die ganze Zeit über innerlich so brodelte wie das Erdfeuer (die Goblinbezeichnung für Lava) unten im Felsgestein.

Als nächstes wollte Martax mehr über Goblinmagier und Twiggys eigene Fähigkeiten wissen. „Scheint so. Ich habe noch keinen anderen Goblinmagier getroffen.“ Etwas verlegen kratzte sich Twiggy am Hinterkopf. „Ehm... nein. Ich glaube nicht dass ich das kann.“ Sie hätte sowieso keine Ahnung, wie man eine Beschwörung überhaupt bewerkstelligte, oder was es damit genau auf sich hatte. Ihr fehlte jegliches Hintergrundwissen dazu. Also wusste sie auch nicht, ob sie theoretisch dazu in der Lage wäre, vermutlich aber eher nicht. „Ich erschaffe Trugbilder. Illusionen. Ich bin dabei nicht auf bestimmte Zauber eingeschränkt. Was ich mir vorstellen kann, kann ich auch erschaffen... einfach gesagt. Klingt nicht sehr beeindruckend, ich weiß, aber ich kann damit eine Menge Unheil anrichten." Ein Grinsen stahl sich in ihr Gesicht. "Vor allem wenn der andere nicht darauf gefasst ist.“
 
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Martax betrachtete die kleinen Schnitte in seiner Handfläche. Noch immer quollen einige Tropfen Dämonenblut heraus. "Das ist... faszinierend." Als würde er von seinem eigenen Blut hypnotisiert werden starrte er weiter auf seine Hand. Sie kann Illusionen erschaffen. Ein äußerst nützlicher Magier. "Sagt mal, könnt Ihr auch Andere in Trugbilder hüllen? Etwa mich… z.B. ... in eine Goblin? Wäre das möglich? Würde ich dann tatsächlich schrumpfen, oder nur illusorisch? Ich denke mal es ist keine wirkliche Verwandlung, oder? Was würde dann mit dem Arc geschehen? Würde es einfach verschwinden, so dass ich es nicht mehr benutzen kann?" Der Dämon streckte seine lange Zunge heraus und leckte sich in einem Zug das Blut von der Handfläche und ließ es genüsslich durch seinen Mund wandern, bevor er es lautstark herunterschluckte. Daraufhin sah er Twiggy wieder an. "Ihr schaut mich immer so komisch an. Schüchtert Euch meine Gestalt so sehr ein, oder ist es mein Verhalten?" Er wollte sie zuerst knuffen, hielt jedoch kurz davor inne, weil er zu dem Schluss kam, die zierliche Hexe vermutlich vom Esel zu schubsen. Sie hatte auch so schon Probleme sich darauf zu halten. Stattdessen knuffte er das Reittier, was kurz den eseltypischen Schrei ausstieß und kurz einen Schritt zur Seite tun musste um nicht umzufallen. Martax musste wieder lautstark lachen. "Wenn Ihr Fragen habt, dann fragt! Ich beiße nicht... zumindest meistens." Er griente sie mit stechendem Blick an.
 
Sextana ließ ihre Seele baumeln und atmete ruhig, als sie endlich aufbrachen. Es war faszinierend, dass sich Sextana auf eine Reise begab, ohne dabei noch jemanden anders zu haben, der ihr so vertraut war wie Fräulein Karma. Und doch fühlte es sich gut an, wenn auch ungewohnt - den Rotschopf erreichte das Gefühl, schließlich eine verantwortungsbewusste Frau geworden zu sein, die nicht an ihrer Familie festhielt, wie ein kleines Mädchen. Es erfreute sie zutiefst, dass sie endlich sie selbst sein konnte, und zwar in allem was sie tat.
Ihre Mutter würde in Goddar verbleiben, mit den gackernden Weibern aus der Schneiderei, um die Freiheit zu genießen, die sie sich ganz alleine erkämpft hatte. In diesem Moment blickte Sextana gen Himmel und schloss danach ihre Augen. Bitte bleibe gesund, Mutter, auch wenn ich dich nicht mehr begleiten werde.
Nurganz kurz sah sich Sextana an, wie sich ihre Begleiter machten. Zumindest gab es kein Gezanke mehr - die Magierin hatte Angst, dass ihre eigens gewählte Begleitung vielleicht doch zur Last werden konnte. Doch was bedeutete das schon? Das, wofür sie diesen Weg auf sich nahmen, war bei weitem Größer, als sie selbst. Wen kümmerte es da schon noch, wenn das Miteinander seine Hürden mit sich brachte? Sextana atmete sehr tief ein und dann wieder aus. Sie würde diese unbekannte Situation meistern.
Nicht fern von ihr hörte die Magierin ein Summen. Es beruhigte sie gerade bei den Gedanken, die sie jetzt hatte, ungemein. Sie spürte die Ruhe und Freiheit und schloss wieder kurz die Augen. Fräulein Karma hing auf dem Hals des Pferdes und holte den Schlaf nach, den sie scheinbar Nachts nicht bekommen hatte - wahrscheinlich machte ihr auch die Wärme der Sonne zu schaffen. Einige Momente später öffnete Sextana die Augen, um das Gefühl das sie erreichte bildlich zu erfassen. Dort saß der Janagi, auf seinem Pferd. Zurückgelehnt schien er die Sonne zu genießen.. Und noch etwas, irgendetwas in ihm, das ihm Frieden zu schenken schien. Diese Melodie.. Woher sie wohl kam? Sie steckte Sextana an. Stumm hob Sextana erst das eine, dann das andere Bein, um ihre Schuhe von den zarten Füßen zu streifen. In den Steibügeln hatte sie kaum einen Halt, wenn sie diese hochhackigen Weiberschuhe trug. Barfuß legte sie die Füße wieder in die Steigbügel und verwahrte ihre Schuhe in der Ledertasche. Ganz leise, kaum hörbar, versuchte Sextana der Melodie, die der Janagi summte, nachzufolgen und gab sich die Mühe, dass niemand sie dabei ertappen konnte. Unfreiwillig fragte sich Sextana wieder, woran Jadro dachte, während er die Melodie summte. Sextana zog die Zügel an und reihte sich neben dem Janagi ein, um ihm ein bemüht freundliches Lächeln entgegen zu bringen. Wie es wohl war, plötzlich frei zu sein? Sie hatte ihn noch gar nicht gefragt, was die Sklavenhändler mit ihm getrieben hatten, und wie lange er schon in ihren Fängen gewesen sein musste, wollte sie sich gar nicht vorstellen.
Die Geige, die auf ihrem Rücken ruhte, holte Sextana jetzt hervor und griff den Bogen, um ihn sanft auf die Saiten zu legen. In der nächstbesten Stelle setzte Sextana zunächst leise an, um der Melodie eine zweite Stimme zu bieten. Die Magierin hoffte, den Janagi damit nicht zu beleidigen. Langsam wurde die Melodie lauter, und Sextana versuchte sie mit dem Streichinstrument ein wenig lebhafter zu gestalten, Stück für Stück, schneller und schneller. Sie sollte ein Gefühl ausdrücken, dass Worte nicht erläutern konnten.
Vielleicht das Gefühl von endloser Freiheit, Lebendigkeit, aber auch Ehrfurcht vor der Zukunft.
Der Rotschopf konnte sich mit Worten nie erklären, doch das gefühlvolle Stück, dass sie zum Summen des Janagi einsetzte, sollte Verbundenheit und unaussprechliche Spannung bedeuten. Vielleicht würde die Melodie, laut wie sie jetzt war, auch die Lebensgeister der anderen Wecken.

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Warum?
Siv atmete hektisch und ließ die Hand der Menschenfrau nicht los, die sich kühl im Vergleich ihrer eigenen glühenden Hand anfühlte. Vielleicht sagte die Vernunft der Menschenfrau genau das aus, was Siv zu bezweifeln begonnen hatte, als sie Stenian kennenlernte – dass es möglich war, dass die Menschen ihre Gerissenheit und das Machtbestreben für eine Gemeinschaft nutzen würden, die über ihr eigenes Überleben und die Gier hinaus stiegen. Wenn die Söldnerin jene Weitsicht besaß, war dort Hoffnung? War das die Antwort darauf, warum Siv festhielt an einem einst verlorenen Glauben? Es war der Meisterin der Infiltration egal, ob sie als die naive Weltverbesserin in die Geschichte von Chantrasam eingehen würde. Alles was zählte.. War festzuhalten, festzuhalten an den Wurzeln der Chantrasami, die bewiesen, dass der Frieden möglich war, ohne Kompromisse. Nichts konnte Siviria von ihrer ganz eigenen Mission mehr abhalten. Die Weißhaarige war sich sicher, dass Erlendur stolz auf sie wäre. Jedem Hindernis wichen Helena und Siv aus, wie ein Hürdenlauf brachten sie es so weit, dass sie völlig außer Atem hinaus aus dem Schloss platzten – beäugt von einer blutbeschmierten Menge. Siv brauchte einige Momente, um zu realisieren was gerade geschah. Corra war tot, einfach fort. Diesen Gedanken hatte sie so sehr unterdrückt, dass es sie wie einen Schlag traf, dass dort draußen nur zwei ihrer Vertrauten standen. Wieso ausgerechnet sie? Siv blinzelte hektisch und sog – die Panik unterdrückend – die kalte Luft ein, als Helena ihre Hand los ließ. Wie in Trance blickte Siv erst die Söldnerin, dann die versammelten Elfen an. Erlendur war weit weg von hier. Wer würde in Zukunft ihre Hand halten?
„Danke, dass Ihr Euch hier versammelt habt.“, stieß Siviria schließlich aus. „Eure Ketten wurden Euch abgenommen.“, sagte die Kastenhöchste, „Und jetzt kommen die Nächsten, um sie uns allen wieder anzulegen!“, wurde sie lauter. „Ich weiß nicht wer sie sind und was sie wollen. Aber ich weiß, dass wir bereits mit den ersten Menschen Chantrasams zu gütig gewesen sind!“, keuchte sie, schrie sie. Die Blutbeschmierten hatten leuchtende Augen, als sie Siv entgegen blickten. „Viel zu lange musstet Ihr auf uns warten, doch jetzt, jetzt können wir zurückschlagen. Der Tag ist gekommen! Der Schlange wurde ihr Kopf abgeschlagen!“, schrie sie. Einen Dolch hielt sie fest umgriffen und hob ihn empor. Die Elfen, die sich versammelt hatten, hielten ihre Waffen ebenso empor – wahrscheinlich war die Kaserne gepflastert von Wachen, die ihr Waffenlager bis zum Tode verteidigt hatten. „Während die Armee der Menschen dort draußen ist, sind wir hier. Wollen wir tatenlos dastehen, und die Gelegenheit verstreichen lassen? Chantrasam ist UNSER!“, schrie sie. „Tötet alles, was Euch im Wege steht! Verschont die, die sich uns anschließen.“ Siv trat mitten in die Menge der Sklaven. „Wer noch nicht bewaffnet ist, begleitet Hiromi zur Kaserne.“, klärte Siv auf und zeigte auf eine ihrer Vertrauten.
„Die anderen sammeln sich um Drawynia und mich! Wenn alle zusammen sind, schlagen wir am Anlegeplatz zurück“, sprach sie laut.
Noch während Siv einige der bewaffneten Sklaven direkt um sich scharrte, erkannte sie eine Ansammlung düsterer Menschen, die sich den Sklaven direkt näherte. Siv schluckte schwer und bildete die Spitze der Versammlung. Waren diese Menschen etwa auch den angreifenden hölzernen Schiffen entsprungen? Die Sonne stieg mittlerweile hoch an den Himmel und bahnte sich ihren Platz zwischen dicken Wolken, der Tag nahm seinen Lauf.
„Halt, nicht angreifen!“, rief Siv laut, als sie den Kopf der Ansammlung erkannte. Er trug neben der Rüstung auch eine Maske, die ihn als möglichen Verbündeten der Söldnerin entpuppte. Siv warf Helena einen flüchtigen Blick zu, und erkannte jene Sehnsucht in ihren Augen, die auch Erlendur in seinen getragen hatte, als er sich von Siv verabschiedete.
Sklaven brachen in Geflüster und Verschwörung aus, doch machten noch keine Anstalten, die Söldner anzugreifen. Der Respekt, den die Sklaven der Kastenhöchsten entgegen brachte, wurde scheinbar zumindest in dieser Stadt bisher nicht geschmälert. Sie hielten sich an jene Befehle, doch genauso hielten sie sich für den Zweifelsfall bereit. Die Kastenhöchste wollte zur Söldnerin herüber gehen, als diese den Kopf der Menschenansammlung begrüßte – auf eine Art, die keiner hätte unterbrechen wollen.
Siv kratzte sich an ihrem Kopf. Sie wünschte sich, auch einmal dieser Art von Zuneigung einen Ausdruck verleihen zu können. Wenn nur Erlendur wüsste, was gerade in Trauerlied geschah. Ob er wohl aufgebrochen wäre, um Siv in dieser Schlacht zu unterstützen? Die Eiselfe hatte plötzlich wieder Angst, Angst davor, Erlendur niemals wieder zu begrüßen, wie die Söldnerin es mit dem Maskierten machte. Könnte sie mit unausgesprochener Liebe im Herzen sterben?
Den Kopf schüttelnd steckte Siv den Dolch weg und ging schließlich auf die junge Söldnerin zu. „Ich.. ich möchte Euch nur ungern unterbrechen.“, sagte die Kastenhöchste und blickte der Söldnerin tief in die Augen. „Ich muss Euch nur an das Angebot erinnern, welches ich Euch dort drinnen gemacht habe.“, sprach sie. „Wenn Ihr Euch uns anschließt, werde ich mich dafür erkenntlich zeigen.“, sagte sie. Eigentlich hätte sie das gerne genauer ausgeführt, doch die Blicke der Menschenansammlung, als auch der Elfen hafteten an ihr und aus der Ferne ertönten Geräusche, die von der Ankunft der Angreifer auf dem Festland zeugten.
Stumm drehte sich Siv nach einem weiteren Blick um und wandte sich ihren Rekruten zu.
„Lasst nicht zu, dass sich diese Tiere unser Land einverleiben!“, schrie sie, ihre Dolche ziehend. Sie drehte sich um und spürte die Macht und das pure Leben, als sie endlich ihrer Bestimmung folgen konnte, und die Elfen gen Hafen lenkte, um zu zeigen, dass die Zeit der Chantrasami angebrochen war.

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Das Gesicht in den Händen vergraben ließ Erlendur seine Gedanken kreisen.
Reges Treiben herrschte in Lothloriell, um ihn herum wurden Leichen aus dem Saal heraus geschliffen, Elfen nahmen Platz und flüsterten Stoßgebete für ihre toten Begleiter und drei Elfen aus Lothloriell's Arbeiterklasse schrubbten apathisch den Boden, der trotz aller Arbeit rot getränkt bleiben sollte.
Erlendur war jetzt achtundsiebzig Jahre alt, hatte noch viele Jahre als Kastenhöchster vor sich und war bereits jetzt mit seinem Rat am Ende angelangt. Es war ein Fehler, Kazar losziehen zu lassen, das spürte er jetzt mehr denn je. Weder von ihm, noch von der Magierkaste in Uthalia hatte er gehört. Vielleicht sollte er einfach aufbrechen zum Schlachtfeld, um das Ergebnis zu sehen? Keira als auch Gaia waren tot - die Waldgeister, die Siviria und Erlendur miteinander kommunizieren ließen, würden nie wieder eine Botschaft überbringen. Wie sollte er Siv jemals erklären, dass er versagt hatte? Dass er nicht der Kastenhöchste war, zu dem man hinaufblicken sollte? Es gab so vieles, was er ihr sagen wollte.. Doch wenn er ritt, um sie zu erreichen, was würde aus Lothloriell werden? Erlendur konnte sich nicht helfen. Er konnte doch nicht die ganze Zukunft der Aufständischen auf eine Karte setzen!

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Criaz lachte verschmitzt. Das wellige, ungewöhnlich blaue Haar fiel ihr über das gesamte Dekolleté und mit der vollen Länge auf den Tisch, auf den sich die Magierin lehnte. „Wenn auch zu spät - das ist der Beweis, den wir wirklich mal gebraucht haben!“, sagte sie euphorisch und schlug auf die ausgebreitete Karte.
„Die Kriegerkaste hat die Situation nicht unter Kontrolle.“, stimmte Pirijo zu. Die schweigsame Magierin der Flammen war allgemein oft Criaz' Meinung – zu ihrem Glück, wahrscheinlich hätte sie es sonst niemals zu einer der Kastenhöchsten der Magierkaste gebracht. „Du sagst es!“, erwiderte Criaz und klatschte in ihre Hände. Das kürzlich aufgebaute Zelt flatterte unter dem Druck des Windes, der das Lager heimsuchte – Criaz liebte dieses Geräusch, das laute Ziehen, den Sturm. „Sie haben keinen Überblick mehr und ihre Einheiten wurden durch die Unterwürfigen verstärkt. Unsere Würde derart zu treten, wäre der Magierkaste niemals in den Sinn gekommen.“, murmelte Criaz. „Es ist zu spät. Was getan ist, ist getan. Die Dryaden mögen uns beistehen, wenn wir die Scherben der Kriegerkaste auffegen. Es werden andere Wege eingeschlagen – wir machen keine Kompromisse!“, stellte die Illusionistin klar. Pirijo nickte nur heftig und warf einen Blick auf die Karte. Sie waren Trauerlied nicht mehr fern. Als Criaz den betrübten Blick Pirijo's bemerkte, ging sie um den Tisch herum und blieb vor ihr stehen. „Mach dir nichts draus, dass dein geflügelter Freund tot ist!“, sagte sie schelmisch grinsend. „Ganz Chantrasam fühlt mit dir!“, sagte sie und klopfte auf Pirijo's Schulter. Wenn sie sie so anfasste, hatte sie manchmal das Gefühl, Pirijo direkt einen Knochen zu brechen. Schweigend sah die grünäugige Criaz der Magierin in die kalten, blauen Augen. Dann strich sie langsam eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht, hinter das spitze Ohr ihrer Partnerin. „Außer mir natürlich.“, sagte sie, lächelte wieder und verschwand aus dem Zelt.
Pirijo schwieg. Bis jetzt hatte es keine klare Antwort darauf gegeben, warum die Kastenhöchste Criaz niemals einen Waldgeist als Begleiter bekommen hatte. Manche sagten, dass die Illusionistin etwas Böses in ihrem Herzen trug, und dies der Grund dafür war – es stimmte zwar, dass Criaz eindeutig nicht die Güte vieler Aufständischen besaß, doch ob das der Grund war?
Criaz machte sich darum wenig Gedanken, so schien es zumindest. Sie versank mit ihren engen, weißen Stiefeln in dem hohen Schnee, aber auch im Schlachtfeld, in dem der Kastenhöchste Kazar sein Leben gelassen hatte. Zwischen den Zelten häuften sich Leichen. Einstige Soldaten, deren Namen nur wenige kannten, deren Taten nach Criaz' Einsatz schnell vergessen sein würden. Doch das war doch nicht schlimm. Ja, Criaz hatte die Einheiten der Magierkaste direkt auf das Schlachtfeld beordert, und sie dazu gezwungen, ihre Lager darauf aufzubauen. Leichen von Menschen und Elfen, als auch verstorbene Pferde wurden beiseite geschafft, um Platz für Zelte zu schaffen. Mit frischem Blut durchtränkte Schneepampe hatte man überall unter seinen Füßen. Die Magierin streckte sich ausgiebig und knackte mit ihren Fingern. Sie wusste nicht, ob Einheiten der Kriegerkaste zurück nach Lothloriell marschierten, oder ob sich einige sogar bis nach Trauerlied durchschlagen würden. Zweiteres glaubte Criaz kaum, denn ohne Befehle in Unterzahl gen Trauerlied zu marschieren wäre zu riskant. Die Stimmung im Lager war schlecht. Criaz spürte negative Schwingungen. „Woher die wohl kommen?“, fragte sie ironisch und laut. Es sollte ihnen ein Beispiel sein. Einem jungen, unerfahrenen Kavalleristen in den Tod zu folgen, der nicht einmal genügend Erfahrungen in der Kriegsführung gesammelt hatte, das würde ihren Einheiten nicht passieren.
Nun, Kazar und seine Männer waren das notwendige Opfer gewesen – immerhin hatte er das Menschenpack mit sich in den Tod gezerrt. Criaz stapfte durch den Schnee, trat Leichen beiseite und kontrollierte die allgemeine Lage. Die Einheiten der Versorgerkaste taten wie sie sollten und plünderten eher widerwillig die gefallenen Soldaten beider Seiten, die noch nützliche Waffen und Ausrüstung dabei trugen. Ab und an musste Criaz stehen bleiben, um keuchenden, dem Tode nahen Elfen die Kehle sanft, aber bestimmt aufzuschneiden. Den Menschen, die noch schwer atmend im Schnee lagen und ihre letzten Atemzüge machten, sah sie lieber beim Sterben zu.
Man konnte wirklich sagen, dass die Stimmung der Eiselfen bis ins Tiefste, Dunkelste gesunken war. Doch vielleicht würde der Tiefpunkt ihnen die Augen öffnen und klar machen, dass die Chantrasami nichts mehr zu verlieren, sondern nur noch zu gewinnen hatten. Sie sollten sich durch den tiefsten Dreck wühlen, Schmerz erfahren und diesen zu unermesslicher Wut umwandeln – Wut, die bei einer Eroberung eine bessere Waffe als jede Klinge oder Magie war. Criaz starrte bestätigt und zufrieden gen Himmel. Wenn hier alles getan wäre, würden sie das Lager abbrechen und weitermarschieren. Noch vor dem Aufbruch würde Criaz Kazar's Leichnam nach Lothloriell losschicken, um Erlendur die Botschaft zu überbringen, dass die Angelegenheit jetzt in die Hände der Magierkaste gefallen war.
 
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