RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Lea dachte ihre Kräfte würden bald schwinden, denn langsam liest die Wirkung nach. Als auf einmal eine Fremde Frau vor ihr auftauchte. War sie eine Heilerin auf die Lea so gehofft hatte das sie jetzt gleich kommen würde. Lea war zwar auch in den Künsten der Heilkunst bewandert, jedoch nicht in der Heilkunst der magischen ebene. Ihr wissen basierte auf die Wirkung der Heilkräuter und Heilpflanzen. Dessen Wirkung sie durch ihre magischen kräfte nur verstärkten konnte. Damit diese schneller wirken konnten. Als die Fremde Frau sich Sextana vorstellte. Lea vertraute ihr sofort, denn sie machte einen Freundlichen eindruck auf sie. Auch Fermar vertraute dieser Frau so das er sofort seine Hände von dem Arm von Lea nahm. Damit die Frau die sich als Sextana vorstellte ihre Heilungsmagie anwenden konnte. Lea liest sich ganz auf die Fähigkeiten der Frau ein. Sie Spürte wie langsam die Heilkünste der Frau auf ihren Arm ein wirkten. Ihre Stimme klang sehr aufrichtig. Lea hörte Sextana aufmerksam zu wären sie zu ihr sprach. Als Sextana Lea fragte woher sie diese Wunden hatte. Musste Lea schwer schlucken ehe sie Antwort darauf gab. "Mein Name ist Lea und das neben mir ist mein Schatz Fermar. Sextana Fermar liest sich auf einen übungskampf ein, wären ich zum Tisch ging um in meinem Rucksack zu schauen. Als ich zurück ging sah ich nur noch wie ein Schwert auf Fermar zu sauste. Weil ich dachte die Kämpfen richtig habe ich mich dazwischen gestellt um das Schwert abzufangen. Ich konnte es noch mit dem Dolch abwähren, doch das Schwert traf mit voller Wucht meinen Arm. Dann sah ich nur noch wie das Blut auf den Boden tropfte. Als es mir auf einmal plötzlich alles schwarz vor meinen Augen wurde. Etwas später bin ich wieder zu mir gekommen. Fermar sagte das ich großes glück hatte, das mir nicht noch mehr passiert ist. Dank unseren Anführer der in den Kampf ein geschritten ist. Und Oriak der mich notdürftig behandelt hat. Ich danke euch vielmals Sextana. Doch morgen brechen wir mit der Gruppe schon auf. Ich werde mir einen Heiltrank brauen lassen müssen der meine Knochen schneller zusammen wachsen lässt." Zwar erzählte sie Sextana von einem Kampf aber nicht wie es wirklich dazu gekommen ist. Was sollte sie von der Gruppe denken. Wenn sie gleich von Wutausbrüchen und Missverständnissen erzählte. So würde sich keiner mehr der Gruppe anschließen wollen. "Sextana glaub mir unser Anführer hat mir schon bevor ihr kam eine Standpauke gehalten." Lea schaute dann zu Fermar rüber. "Fermar und du sagt mir vorher bescheid wenn du dich wieder auf einen Übungskampf ein lässt. Ich dachte wirklich er wollte dich töten, als das schwert auf dich zu raste. Verdammt noch mal ich liebe dich doch. Dann vertraue mir doch auch, das ich nicht in einen Übungskampf ein greifen werde. Ich dachte du würdest eben sterben." Fermar schaute mit einem etwas schuldigen Blick zu Lea. "Das tut mir echt leid Lea, das wollte ich nicht. Ich konnte ja nicht voraussehen das du in den Übungskampf ein greifen tust. Ja ich verspreche dir vorher bescheid zu sagen." Fermar hoffe das auch er überzeugend genuch rüber kam. So sah das ganze für Sextana wie ein Unfall aus, der durch ein Missverständnis passierte. Fermar versuchte vorsichtig das Tuch um Lea ihren hals zu entfernen. Dann Band er das zu einer Schlaufe, so das er den Kopf hoch hob um Diese um den Hals zu legen. Darauf Legte Fermar Leas Arm in die Schlaufe. "Sextana und Fermar könnt ihr mir bitte hoch helfen?"
 
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Trauerlied.

Das mittellange, weiße Haar der Eiselfe war völlig wüst, als Siv aufwachte. Sie ordnete sich hektisch die Mähne und strich sich einige Strähnen hinter eines der Spitzohren, und hob in plötzlicher Eile, so als ob sie zu einem ungünstigen Moment eingeschlafen war, ihren Oberkörper. Die Seide fühlte sich befremdlich auf ihrer weichen, warmen Haut an. Der Stoff war kalt und durch das offene Fenster wehte eine kühle Brise.
War im Bett des Feindes überhaupt jemals der rechte Moment, um zu schlafen?
Siviria erhob sich langsam aus dem Bett, als hätte sie etwas ganz Furchtbares vollbracht.
Ein amüsiertes Auflachen ließ ihren Blick in die Ecke des Raumes wandern, wo Stenian gerade das Buch, das er gerade noch gelesen hatte, theatralisch zuklappte.
„Was?“, fragte Siv und fühlte sich verspottet.
„Du hast es noch immer nicht verstanden.“, sagte er und kratzte die raue Haut unter seinen Stoppeln. „Was habe ich nicht verstanden?“, fragte Siv nach. Sie konnte sich nicht helfen. Stenian war für sie ein Rätsel. War er Freund oder Feind, oder war er überhaupt eines vom Beiden?
„Wollte ich dich töten, hätte ich das längst getan – und schon gar nicht im Schlaf. Du bist mein Gast und kein Dienstmädchen mehr. Sieh dich als die Zukunft Trauerlieds an.“, sagte er lächelnd und schob das Buch in eines der Regale, wo noch mehr der für Siviria uninteressanten Bücher verstaubten. „Und jetzt gib mir den Dolch zurück.“, sagte er, trat ruhig und gelassen auf die junge Eiselfe zu und streckte ihr seine Hand aus. „Du brauchst ihn nur, wenn du die rote Gasse durchquerst.“, fügte er schelmisch grinsend hinzu. Siviria blickte bösartig zu Stenian hinauf. Wenn er ihr nichts tat, wieso vertraute er nicht darauf, dass sie den Dolch nicht gebrauchen würde?
Widerwillig rückte Siv den eisernen Dolch heraus, den sie eines Nachts aus seinem Schränkchen entwendet hatte und fortan unter ihrem Kopfkissen versteckte.
„Wenn ich die Zukunft Trauerlieds bin, wieso wird mir nicht einmal ein spitzes Stück Eisen anvertraut?“, erwiderte Siviria und schob die Decke über ihren Oberkörper.
„Wenn ich dein zukünftiger Gatte bin, wieso versteckst du dann dieses spitze Stück Eisen in unserem Ehebett?“, sagte Stenian und legte den Dolch auf den Garderobenschrank.
„Zieh dich an. Ich werde dir zeigen, worauf du so erpicht bist.“, waren seine letzten Worte, während er wahllos eines der Kleider aus dem Kleiderschrank riss, um es eilig auf dem Bett niederzulegen. Daraufhin verließ er das Schlafgemach und ließ Siv in dem kühlen Raum allein.

Siviria konnte sich denken, worauf Stenian hinaus wollte und bei dieser Erkenntnis fing ihr Herz an, schneller zu schlagen. Schlaftrunken rappelte sie sich auf, machte das Bett und wandte sich dann dem Kleid zu, das Stenian niedergelegt hatte. Immerhin musste sie jetzt nicht mehr dieses furchtbar hässliche Klimperzeug anziehen. Das große, schwere Kleid zog sie sich also an und kämmte sich zügig das weiße Haar. Als sie sich in dem großen Spiegel sah, der in der Ecke des Gemachs stand, schaute sie gleich zweimal hinein. Der Rock des schwarzen Kleides war weit, und die Dicke des mit Spitze verzierten Stoffes machte das Kleid beinahe so schwer wie eine Rüstung. Siviria ertappte sich dabei, sich in diesem Weiberkram wohl zu fühlen. Darüber verärgert schüttelte sie den Kopf, fragte sich dennoch, ob es Erlendur jemals gefallen hätte, ihr in diesem Aufzug zu begegnen.
Ihre Schritte führten sie in das Nebenzimmer, in dem Stenian in der Zwischenzeit mit irgendwelchen Papieren beschäftigt war. „Gehen wir?“, fragte Siv und Stenian stand sofort auf. „Aber natürlich.“, waren seine unheimlich freundlichen Worte. Er beugte seinen Arm und Siviria hakte sich mit ihrem darin ein, um mit ihrem Verbündeten aus den Wohnräumen der rechten Hand zu verschwinden. Was sie gleich sehen würde, konnte sich Siv nicht im Voraus ausmalen. Ihr Herz schlug noch immer wie wild und Stenian grinste Siv schräg an, als er ihre Aufregung mitbekam. „Begleitet uns.“, sagte er nur kurz, als sie im Gang stehen blieben. Die zwei Wachen aus seiner persönlichen Garde verschlossen die schwere Tür und regten sich, um Siviria und Stenian in einigen Metern Abstand zu folgen.
Die vielen Treppen, die sie hinter sich ließen, ließen die Zeit für Siv unerträglich lange erscheinen. Endlich würde sie von der Seelenkapsel erfahren. Nachdem Siviria mit Stenian darüber gesprochen hatte, dass sie von der geheimen Bibliothek gehört hatte, hatte Stenian kein Hehl mehr daraus gemacht, das genau diese auch der Schlüssel zu den Geheimnissen Ascilla's war. „Du solltest mit niemandem darüber sprechen, dass ich dich in die Bibliothek schleuse.“, sagte Stenian schließlich und durchbrach die Stille zwischen den Zweien. „Es würde unsere Pläne durchqueren. Ich weiß nicht, ob ich es dem Regenten erklären könnte, was ein Spitzohr in der Bibliothek zu suchen hat.“, erzählte er. „Ich konnte ihm versichern, dass du mein Gast bist und du dich wie unser Truppenführer Valos für Kooperation und Hilfe entschieden hast. Das war eine Kunst, doch ich stehe bereits jetzt auf wackelndem Posten.“, klärte Stenian auf. Siviria nickte, obwohl ihr dazu viele Fragen in den Kopf schossen. Unsere Pläne?
„Solange Extan lebt darf ich mir keine Patzer erlauben.“, murmelte Stenian und schließlich kamen die zwei im Erdgeschoss des Schlosses an. Es ging durch den Eingangsbereich und nach zwei Gängen blieb Stenian vor einer Türe stehen. Siviria hatte gedacht, die Tür zur Bibliothek wäre eine andere, bewachte. Doch diese hier stand unbewacht dort und löste doch furchtbare Angst in Siviria aus. „Ist.. Ist das..?“, brachte sie nur hervor. Stenian nickte und löste sich vom Arm der Elfe. Dann holte er etwas aus seinem schweren Mantel hervor und sah sich um, um zu vergewissern dass sie die einzigen in diesem Gang waren. Die Wachen standen nur stumm dort, Siv hätte sie für Statuen gehalten, wenn sie ihnen nicht gerade erst die Treppen hinunter gefolgt wären.
„Meint Ihr, Eurer Garde kann man vertrauen?“, sagte Siviria, während Stenian mit einem großen Schlüssel die schwere Tür öffnete. „Nein.“, sagte er nur.
Siv's erwartungsvoller Blick streifte die Wachen. Es regte sich bei dieser kalten Aussage scheinbar nichts in ihnen. „Aber..“, wollte Siv weiter reden, und wurde von Stenian unterbrochen: „Sie bekommen einen guten Sold für ihre Dienste. Selbst Extan ist geiziger als ich. Was bringt es, mich zu verraten?“, sagte Stenian und nickte den Wachen zu. „Lasst sie nicht alleine. Sie darf alles anfassen, doch nichts aus der Bibliothek entwenden.“, klärte er seine Garde auf. Danach drückte er Siv den Schlüssel zu der Tür in die Hand. „Wenn du kommst und gehst, achte immer darauf, dass niemand dich sieht.“, sagte Stenian. „Verschließe die Tür hinter euch.“, wies er sie des Weiteren an.
„Verstanden“, entgegnete Siv.
Der Mensch in seinem schweren Ledermantel wandte sich ab und ging den Gang herunter. Siviria war erst wie gelähmt, doch dann zog eine der Wachen die Tür auf und hielt sie so weit auf, das Siv als auch die zweite Garde eintreten konnten. Die zweite Wache entnahm direkt hinter der Tür eine Fackel aus der Halterung und sorgte für Licht.
Die Geste mit der Hand, die die Treppen hinunter deutete, nahm Siv nach dem Schließen der Türe an und ihre ersten Schritte führten sie tiefer. Am Ende des engen Ganges und der Steintreppe leuchtete ein Licht, es war bläulich. Das Herz schlug Siviria bis zum Hals.
Sie schluckte schwer und hoffte, dass das was sie dort unten fand, ihre Fragen beantwortete.

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Sextana verzog die Miene, beinahe schon zu einer Angewiderten, als sie die Liebesbekundungen der Elfe hörte. Schatz. Die Schätze von denen man zu See spricht sind weitaus.. prachtvoller. Schließlich fragte sich der Rotschopf, ob sie je jemanden geliebt hatte. Liebe. Ihre Eltern waren ihr ein schlechtes Beispiel dafür gewesen. Die Herren von Goddar, die sie einst mit Rosen und Schmuck ködern wollten, hatte sie eher für Witzfiguren gehalten, als so etwas wie Liebe zu empfinden. Ihre Mutter hatte stets gesagt, dass sie solche Geschenke annehmen sollte, und den Kerlen auch mal eine Chance geben sollte. Junge Damen würden das so tun, um später einmal einen Mann zu finden, mit dem sich eine Familie gründen ließ.
"Mach nicht denselben Fehler wie deine Mutter!", hatte sie getadelt. Sextana verstand aber bis zu diesem Tage nicht, warum junge Damen mit materialistischen, kleingeistigen Männern Familien gründen sollten, statt mit jenen, die gute Väter abgäben. Nie hatte sie verstanden, wieso Liebe so ein hässliches Gesicht haben sollte.
Bei diesen beiden war es anders. Der kritische Blick Sextana's traf Fermar und danach Lea. Vielleicht würde die Magierin eines Tages dahinter kommen, wie das Gefühl wohl war, das Leute wie Fermar und Lea füreinander hatten. Mit einem Kopfschütteln schlug sich die junge Frau diese Gedanken aus dem Kopf.
Danach ging sie das Gesagte durch, das, was Lea's Antwort auf Sextana's Frage gewesen war.
Es klang mehr als unglaubwürdig, fast war es für Sextana eine Beleidigung, dass Lea glaubte, sie würde diese Ausrede glauben. Sie runzelte die Stirn und half Lea schließlich beim Aufstehen. Wenn der Anführer in den Kampf einschreiten musste, damit nicht noch mehr passierte nachdem Lea verletzt wurde, konnte man dann noch von einem Übungskampf reden? Und wer war der Anführer, von dem Lea sprach? Sie hoffte, dass sie nicht gerade dabei war, sich einer Schar angeleinter, gehorchender Hunde anzuschließen.
Fräulein Karma unterbrach Sextana's Gedanken indem sie plötzlich anfing wüst ihre Nüsse zu schmeißen. Was.. Was sollte das?
Die Nüsse warf sie so stark sie nur konnte auf den glatten Hallenboden. Ihre Begleiterin konnte nur erahnen, was Karma damit bezwecken wollte. Höchst konzentriert versuche Fräulein Karma mit nur jeweils einem Wurf ihre Nüsschen an dem Boden aufzuknacken. Mit einem Kopfschütteln nahm Sextana Fräulein Karma ihre Nüsschen aus der Hand und legte sie zurück in ihre Umhängetasche. Die nächsten Augenblicke brachte Sextana damit zu, auf dem Boden nach den Nussschalen zu kriechen. Sie war nicht sicher, doch sie hatte das Gefühl, dass dies genau die Reaktion war, die Fräulein Karma damit hervorrufen wollte. Schadenfroh sah das Kapuzineräffchen dabei zu.
"Wenn wir uns ihnen wirklich anschließen wollen, solltest du nicht schon am ersten Tag dafür sorgen, dass uns jetzt auch noch die Seraphen aus ihren Hallen vertreiben!", zischte Sextana und grinste unkontrolliert. Als sie mit dem Prozedere fertig war, das jedem anderen wahrscheinlich peinlich gewesen wäre, stand sie wieder auf und legte eine ernste Miene auf.
Ihr Blick wanderte über alle Anwesenden. "Ein Bündnis sollte man nicht auf Lügen erbauen.", sagte sie nur. Sie wollte keine zweite Antwort auf ihre Frage, also beließ sie es dabei. Was interessierte es sie überhaupt? Solange niemand aus der Gruppe versuchte, ihren Kopf rollen zu lassen, sollte es ihr egal sein.
Damit landete Sextana wieder einmal in einer Situation, in der sie erst nach Worten suchen musste. Sie hatte stets so viele Gedanken zu allem, doch nie die richtigen Worte.
"Was denkt ihr, braucht eure Gruppe noch eine fähige Magierin.. mit weniger nützlichem Anhang?", fragte der Rotschopf schließlich an niemanden Genaues gerichtet und sah dann an sich hinab, wo Fräulein Karma an ihrem Bein klammerte wie ein Kind, das unbedingt Aufmerksamkeit brauchte.
 
Lea beschloss Sextana die Wahrheit zusagen. "Sextana ja ihr habt recht es gab hier einige Missverständnisse die zur einer Unruhe in der Gruppe geführt haben. Wodurch eine Unkontrollierbaren Situation mit einem unvorhersehbaren Ausgang entstanden war. Wenn man jedoch bedenkt das sich diese Gruppe sich erst vor kurzen aus der Not heraus gebildet hat. Zeigt es auch die Führungsqualitäten unseres Anführer wie schnell er es geschafft hat wieder ruhe rein zu bringen. Und ja wir können jeden in unserer Gruppe gebrauchen. Seit euch jedoch bewusst das nur wenig Chancen gibt wieder Lebend zurück zukehren." Dann überlegte Lea nochmals ehe sie wieder weiter sprach. "Sextana natürlich hoffen wir den Feind erfolgreich besiegt zu haben und wieder heil zurück zu kommen. Es mag für euch komisch klingen, aber ich und Fermar würden gerne noch schnell heiraten ehe wir morgen aufbrechen. Wisst ihr zufällig ob es einen Kapitän gibt der uns auf seinem schiff oder Boot heute noch verheiraten könnte? Wenn schon die Möglichkeit sehr gering ist das wir lebend zurück kehren, dann möchte ich wenigstens als ehe Frau von ihm sterben. Wir wollten vor dem Abend wieder hier zurück sein? Vorher müssen wir jedoch noch einige Heilgetränke so wie zwei Halsketten und zwei Ringe auf den Markt besorgen." Dann sah Lea zu Ha'jett sie dachte sich eh das Alexis viel zusehr beschäftigt war um sich mit solch einen Komischen Wunsch herum zu schlagen. Also dachte Lea sich eben einfach Ha'jett zufragen. "Ha'jett wollt ihr mein Trauzeuge sein?"
 
„Das war heute und doch bin ich noch da. Das ist auch immer zum Teil euer Verdienst. Habt Dank, dass ich am Ende eines solchen Tages mal wieder unversehrt und in einem Stück vor euch treten kann.“. Er machte eine kurze Pause. „Aber morgen.“, begann er wieder: „Morgen ist ein neuer Tag, ein neuer Tag in meinem Leben. Und was für einer. Alte Freunde treffen auf meine neuen Begleiter, hm, das wird mindestens Spannend. Richtig Spannend. Ich bin gespannt, wie das wird. Es wird schwer werden, das Zusammenwirken dieser beiden so unterschiedlichen Gruppen gut zu organisieren, aber es muss mir unbedingt gelingen. Hm..mal sehn, wer da kommt, hoffentlich kenn ich davon jemanden. Und dann geht die Reise los. Wieder eine Reise ins Ungewisse, in den Nebel des Schicksals, ist es die letzte? Komm ich irgendwann zurück? Wie wird es werden, wie werden wir werden, wie werden wir uns schlagen? Tausend Fragen, keine Antwort, so wie so oft.“ Oriak musste gähnen, schüttelte kurz heftig den Kopf. „Na ja, Zeit zur Ruh zu gehen, was auch immer morgen beginnt, es wird sicher lang und beschwerlich sein. Ihr Götter, gebt uns die Kraft, die wir brauchen um das Kommende zu bestehen, wenn wir es verdient haben.“ Er sah noch einen Moment in den Himmel hinauf und war tief in Gedanken versunken. Dann stand er auf. „Ha!“ machte er, als ihm etwas einfiel: „Ich bin ja mal gespannt, wenns hier morgen früh los geht, wie die Gruppe hier überhaupt dann aussieht, obs die bis morgen früh überhaupt noch alle gibt.“ Dann sah er noch mal aus dem Fenster: „Wo ist eigentlich Zottel dieser Rumtreiber?" fragte er sich mit einem Lächeln. „Hoffentlich muss ich den morgen nicht suchen.“ dachte er sich noch, dann schloss er das Fenster, verdunkelte und legte sich nieder.



Ein dunkler Schatten glitt zügig durch das Hafenwasser, Zottel tauchte der Stelle entgegen, wo er die letzten Tage verbracht hatte, das verlassene Lagerhaus. Es war damals für Oriak wie auch für Zottel eine gehörige Überraschung gewesen, als sie heraus gefunden hatten, das Zottel ein guter Schwimmer und sogar ein sehr guter Taucher war. Aber Zottel mochte es eigentlich nicht hier in diesem Wasser rum zu schwimmen, es war schmutzig, nicht zu vergleichen mit dem klaren und sauberen Oasenwasser, was er aus der Heimat kannte. Er hievte seinen triefenden Körper an der alten Treppe aus dem Wasser, schüttelte sich gründlich und verzog sich dann in das Lagerhaus. Hier würde er seine Ruhe haben und konnte erst einmal in Ruhe nachdenken, wie er Oriak klar machen konnte, das die blöde Goblin weg war, er würde zu gerne wissen, warum diese Leute auf ein mal so wichtig für seinen Freund waren. Versteh einer die Zweibeiner!

 
Die Situation schien sich wieder beruhigt zu haben. Oriak hatte sich um Lea gekümmert und Martax hatte es sich an der Wand gemütlich gemacht, nicht ohne vorher seinen Zweihänder zu sich zu holen. Erst jetzt musste Alexis sich wundern, wie er diese Situation einfach so hatte meistern können. Er war sich seiner eigenen Macht wohl weniger bewusst, als er zugeben mochte. Das war aber immer noch kein Garant dafür, dass alle Begegnungen dieser Art auch in Zukunft so glimpflich ausgehen würden.
"Alexis. Taimi ist fort. Ich glaube sie kommt nicht wieder. Es ist wegen Yoko. Sie ist... erloschen."
Tatsächlich hatte sich die Gruppe merklich gelichtet. Twiggy hatte sich aus dem Staub gemacht. Auch Haj'ett war nicht mehr hier und Oriak verflüchtigte sich ebenfalls um seinen Angelegenheiten nachzugehen.
Ratlos und etwas bestürzt ob der schlechten Nachricht, die Mana ihm hatte zukommen lassen, blickte er sich um und entdeckte Taimis Buch auf dem großen Tisch. Er zögerte einem Moment, gab dann aber seiner Neugier nach.
Auf der aufgeschlagenen Seite war eine wunderschöne Zeichnung dieses Ortes, gänzlich in eine Winterlandschaft gehüllt. Er begann darin zu blättern und entdeckte allerlei Notizen und Gedankengänge, wie sie zu einer Gelehrten passte, die die Kuriositäten dieser Welt zum ersten mal sah. Er erkannte etwas darin, das ihn ungemein fesselte. Leidenschaft. Es war für ihn ausgesprochen selten, gleichgesinnte anzutreffen. Es machte ihn traurig zu wissen, dass da jemand war, der die Welt mit dem gleichen, neugierigen Blick betrachtete und er diese Leidenschaft nun doch nicht mit ihr teilen konnte.
Überrascht klappte er das Buch zu, als schließlich Haj'ett mit einem Neuzugang die Halle betrat. Die ansehnliche Dame in Goddarianischer Kleidung und in Begleitung eines Kapuzineräffchens stellte sich als Sextana vor und verlor gleich darauf keine Zeit, sich um Leas Wunden zu kümmern.
Eine Heilerin!

Mit einer hochgezogenen Augenbraue verfolgte er schließlich die Szene zwischen Lea uns Sextana. Leas offensichtliche Notlüge war leicht zu durchschauen gewesen und das ließ Sextana auch durchblicken, wenngleich sie die Erkenntnis darüber elegant umschiffte. Natürlich kurz unterbrochen von dem Malheur, das ihr Äffchen anrichtete. Kurz wunderte Alexis sich jedoch über die Bezeichung "Anführer." Meine Lea ihn damit? Er konnte sich mit diesem Gedanken nicht sonderlich anfreunden.

Als Sextana ihre Frage an die Gruppe (oder was davon übrig war) richtete, erhob Alexis sich, richtete seine Goddarianische Reiserobe des Magierzirkels, die er aus Port Raven hatte und stellte sich zunächst vor.
"Ich bin Alexis Imarius. Hexenjäger." Die Sache mit dem Anführer ließ er geflissentlich weg. Er und ein Anführer... absurd. "Ich reise mit dieser Gruppe wohl schon seit dem es sie gibt. Nun, das heißt nicht nur ich. Haj'ett ist ebenso lange dabei wie ich. Wir haben einiges durchgestanden, Port Raven mit eingeschlossen. Viele Gefährten kamen und gingen, doch fehlte immer eine wichtige Position. Ein fähiger Heiler. Ich sehe, Ihr besitzt diese Gabe. Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir es sehr begrüßen würden, wenn Ihr uns begleitet."
 
Liebestaumel

Die Audienz bei Kiefernstein war genauso unerfreulich gewesen wie das letzte Mal - ein Umstand, der auch auf Kiefernstein selbst zugetroffen hatte. Wie üblich schmierig glänzend hatte er mit seinen fischigen Händen Fettflecken auf den Papieren auf seinem Schreibtisch hinterlassen und das kristalline Glas seines edlen Trinkpokals mit einer stumpfen Schicht getrübt. Sie hatte sich bemüht, interessiert zu wirken, während sie seinen Ausführungen lauschte, aber die Besprechung über die nächsten Schritte war viel mehr leeres Gerede gewesen. Tatsächlich stand sie jetzt auf dem Hof des Herrenhauses und war genauso klug, wie vorher. Im Moment schien ihr neuer Arbeitgeber keine besondere Piratenspur zu haben, die sich zu verfolgen lohnte. Im Nachhinein kam es ihr umso offensichtlicher vor, dass dieses Treffen bloß ein Vorwand von ihm gewesen war, um sie wiederzusehen. Ständig war er in Prahlerei zurückgefallen und seine kleinen schmuddeliggrünen Augen hatten ihren Blick gesucht. Sie hatte sich nicht anders zu helfen gewust, als sich von dem unglückseligen Elfenmädchen, das dem Hausherren ähnlich geringes Wohlwollen entgegenbrachte wie Helena selbst, wieder und wieder Wein nachschenken zu lassen. Entsprechend unsicher stand sie nun draußen in der nächtlichen Kälte und traute sich nicht recht, den Weg zu ihrer Unterkunft auf der rechten Seite des Hauses anzutreten. Der sirrende Effekt, mit dem ihre Sicht sich permanent auseinanderzuziehen schien, um dann kurz darauf hin und her zu springen wurde durch das dichte Schneegestöber nur noch verschlimmert. Und sie hatte keine Lust, auf dem glatt überfrorenem Kopfsteinpflaster auszurutschen und unrühmlich auf dem Hintern zu landen. Unschlüssig wippte sie nun leicht vor und zurück, die Arme um den Körper geschlungen und verfluchte Kälte, Wein und den Frosch, wie sie Kiefernstein in Gedanken zu nennen pflegte. Dennoch war sie froh, dass er seine Avancen bisher auf ein Mindestmaß beschränkt hatte. Er sag nicht so aus wie jemand, der gerne zurückgewiesen wurde. Aber Helena hatte sich bereits jemanden ausgesucht. Und dieser Mann musste sie bereits vor ihrem Gemach erwarten.
Entschlossen begann sie den zögerlichen Weg über die Eisschicht des Hofes, betend dass ihr Getorkel sie nicht doch noch zu Boden schicken würde. Der Mond hing doppelt am Himmel aber leuchtete ihr gnädig den Weg.

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Haj'ett musste zugeben, dasser sehr angetan von Sextana war. Obwohl er nur danebenstand, als die rothaarige Schönheit Leas Arm behandelte, durchfuhr ihn ein wohliger Schauer positiver magischer Eindrücke. Es war so, als würde man sein Lieblingsessen riechen und sofort vor Augen haben, wie man es verschlang. Nur auf einer unbeschreiblichen Art und Weise weitaus weniger konkret. Er freute sich, dass sie sich der Gruppe anschließen wollte. Beeindruckt stand er also herum und registrierte, dass sich die Lage ansonsten glücklicherweise beruhigt zu haben schien. Martax saß mit stoisch geschlossenen Augen auf dem Boden und schien zu Dösen. Lea erholte sich bereits deutlich von dem plötzlichen Handgemenge und von der Wunde, die sie dadurch davongetragen hatte und selbst Alexis sah wieder einigermaßen zufrieden aus, obwohl noch immer bedrückenden Gedanken nachhängend, deren Ursache Haj'ett unbekannt war.
Der Echsenmann nickte begeistert, als Sextana das Wort erhob, und sich erbot der Gruppe auf ihrer Reise Beistand zu leisten und wäre beinahe auf einer Nussschale ausgerutscht. Auf dem glatten Marmorboden bargen die kleinen Fragmente eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Gerade beim Gedanken an Nüsse wurde ihm bewusst, dass es längst Zeit für eine Mahlzeit war, doch Lea unterbrach seinen Tagtraum von gebratenem Fisch mit einer ungewöhnlichen Frage an Sextana. Es war ihm nicht neu, dass Kapitäne gelegtnlich Eheschließungen vornahmen, aber Haj'ett stellte sich die Hochzeit auf einem schwankenden Schiff inmitten des müffelnden Hafen Dujols nicht besonders feierlich vor. Ungewöhnlich kam ihm auch die Tatsache vor, dass die beiden überhaupt heiraten wollten. Tat man das nicht erst, wenn man sich schon eine Weile kannte? Es musste mehr zwischen Lea und Fermar geschehen sein, mehr Vergangenheit, von der er keine Ahnung hatte. Aber Haj'ett konnte die plötzliche EIle des Paares nachvollziehen. Sie würden morgen aufbrechen. Sicher würde es ihnen Kraft spenden, wenn sie diese Reise, vielleicht ohne Wiederkehr, als zwei Teile eines Ganzen antraten.
Doch der Spuk war noch nicht zu Ende, denn die Elfe war noch nicht fertig. Haj'ett sollte tatsächlich ein Trauzeuge sein. Gernedoch, wenn er bloß wüsste, was das war. Ob er dafür irgendwas tun musste? Buchstäblich sprach dieses Wort lediglich davon, dass er den beiden bei der Schließung des Bundes zusehen musste, aber machte das nicht automatisch sämtliche Anwesenden zu Trauzeugen, einschließlich des wildfremden Kapitäns, der die Zeremonie abhalten sollte? Tatsächlich fiel es ihm noch immer schwer, sich mit diesem Gedanken anzufreunden. Ein Kapitän? Wirklich? Bei Echsenmenschen war es in der Regel üblich, dass man den Schamanen kannte, der ein Paar vermählte. Den Schamanen...
Schlagartig wurde ihm etwas bewusst.
"Ähm, ich fühle mich zutiefst geehrt, obwohl ich mir nicht vollkommen über die Funktion und Pflichten eines Trauzeugen im Klaren bin. Aber wie mir scheint, ist die Suche nach einem geeigneten Priester noch nicht vollends geklärt und, nun..."
Er wagte es fast nicht auszusprechen, das alles war nun schon sehr viele Jahre her.
"... wenn ihr nichts gegen eine Zeremonie der Agamas habt, könnte ich dafür einspringen."
 
Lea dachte sie Träumte, als Ha'jett meinte er könnte sie trauen. Das ersparte wirklich einiges an Zeit. Lea schaute kurz an sich herunter als sie Ha'jett antwortete. "Oh Ha'jett ich danke euch vom ganzen Herzen. Natürlich dürft ihr uns Trauen. Das wäre für Fermar und mich eine Ehre wenn ihr uns trauen würde." Wären Lea zu Ha'jett sprach schaute Fermar und sah das der Beutel von Lea noch auf den Boden lag. Zum glück lag er auf dem Boden nicht im Blut. Der Beutel wurde nicht ganz geöffnet, aber man sah das einer darin rein geschaut hatte. Fermar ging langsam runter in die hocke und zog den Beutel wieder vorsichtig zu. Dann griff er danach um ihn auf zu heben. Als er ihn hatte steckte er ihn behutsam in seine Robe ein. Er erhob sich langsam wieder aus der hocke heraus. Nun stand er wieder neben Lea. "Danke Ha'jett für euer Angebot uns zu trauen. Damit habt ihr uns sehr geholfen. Da Lea euch vertraut, tue ich es hiermit auch. Es ist uns eine Ehre von Euch getraut zu werden." Dann zog Fermar wieder seine Kapuze über. Somit sah man nur eine Gestalt eines Elfen in einer Kapuzen Robe mit leuchten gelben Augen. An seiner Robe fielen diese Flecken nicht so auf. Doch bei Lea war der Soft am Arm Kaput. Aber das war egal er konnte ihr diesen Mantel nicht ausziehen, ohne dabei den Arm zu viel bewegen zu müssen.
 
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Trauerlied

In der Dunkelheit brachen sie auf. Valos' strammer Schritt führte ihn und seine Männer durch Trauerlied. Sein eiserner Griff hielt den Strafgefangenen, der seinem Volk eine letzte Ehre erweisen wollte, indem er seine Todesstrafe auf dem Schlachtfeld erlangte. Er war genauso dick wie Extan, genauso unfassbar hässlich und von abstoßender Persönlichkeit – Perfekt, wie Valos empfand. Sein Opfer wäre nicht umsonst und trotzdem würde niemand ihn vermissen. Die vielen Soldaten in ihren hellen Stahlrüstungen blitzten und blinkten im Mondlicht, und während sie in Formation ihrem Befehlshaber folgten, war die Truppenbewegung für fast niemanden in dieser Nacht zu überhören. Valos erkannte, dass viele der Bürger ihre Lichter in ihren Behausungen anzündeten und neugierig hinaus starrten. Wie es sich wohl anfühlte, das eigene Überleben in die Hände eines Heers zu legen, Däumchen drehend in seiner Hütte zu sitzen und von keinem nennbaren Wert für Trauerlied zu sein? Der blonde Eiself grinste bei dem Gedanken. Zum Glück tat er all das nicht für die armen, nichtsnutzigen Bürger Trauerlieds, sondern für sich. Für das Gefühl, das ihn überkam, wenn er seine Gegner aufspießte, seine ehemalige Familie, die ihn verraten und verstoßen hatte.
„Kommandant Valos, einige Männer sind desertiert.“, ertönte es von der Seite, wo einer der jüngeren Soldaten Bericht erstattete. „Sie sagten, -“, wollte er weiter reden. Valos machte eine abwertende Handbewegung und blieb stehen. Das Geräusch, das ertönte, als sämtliche Truppen hinter ihm plötzlich zum Stehen kamen, hatte etwas Mächtiges an sich. Plötzlich war es viel stiller, nur ein paar Stimmen tönten aus der Ferne. „Mich interessiert nicht wieso, mich interessiert nur, wie viele!“, raunte Valos. Natürlich wusste er, wieso Soldaten immer wieder desertierten – der Fakt, dass der Kommandant ein Spitzohr war, war für viele von ihnen eine Beleidigung.
„Bisher fünfundzwanzig, Kommandant!“, sagte der Soldat sichtbar eingeschüchtert. Valos schüttelte den Kopf und dachte nach. „Kein Schiff verlässt den Hafen, bis unsere Einheiten zurück sind.“, sagte er. Der Soldat nickte heftig und rappelte dabei laut mit seinem Helm. Eiligen Schrittes entfernte sich der Bursche und Valos drehte sich um zu seinem Heer. Die Straßen waren gefüllt mit Männern, die sich entweder freiwillig gemeldet hatten, oder zur festen Truppe aus der Kaserne zählten. Wenn sie die Mauern verlassen hatten, würde sich die Menge der Männer um ein Großes vervielfachen, denn noch zählten die Soldaten aus dem Kriegslager nicht dazu.
Der Einsatz wäre noch viel größer als ursprünglich geplant. Valos' Männer bildeten die Vorhut, während die andere Hälfte erst verspätet dazustoßen würde. Das Elfenpack durfte nicht zu früh erfahren, dass es sich um einen Hinterhalt handelte.
Schnee fiel vom Himmel und vervollständigte das Bild, das sich Valos bot. Alle Soldaten blickten erwartungsvoll ihrem Kommandanten entgegen, die sich jetzt langsam den Visirhelm aufsetzte und den weiteren Weg antrat. „Sie sind so furchtbar schlecht in der Kriegsführung.“, murmelte Valos und verließ die Mauern Trauerlieds. Unsere Männer haben zwar einen Nachteil wegen der Kälte, doch die Elfen kommen uns auf mehr als dem halben Weg entgegen, um den Handel zu vollziehen. Kopflos den eigenen Vorteil zu verwerfen. Dümmer könnten sie nicht sein.

Siviria blickte aus dem großen Fenster hinaus, von dem aus sie hervorragende Sicht auf die Männer hatte, die sich in den Mauern Trauerlieds tummelten. Die Eiselfe hoffte, das Erlendur ihre Bitte erhört hatte, und keine Truppen geschickt hatte. Zwar waren die Menschen in vielerlei Hinsicht benachteiligt, doch sie hatten viele Männer und Siv war sicher, dass sie ihre Qualitäten hatten. Langsam wandte sich Siv von dem Fenster ab und verschloss es, um den aufkommenden Lärm etwas abzudämpfen. In dem schweren Kleid, das in dieser Nacht purpurne Farbtöne trug, warf sich Siv auf das Bett und schloss ihre Augen. In was für eine Situation hatte sie sich bloß gebracht?
Als Siv Tage zuvor zum ersten Mal in der geheimen Bibliothek gewesen war, hatte sie überlegt, ob sie sie einfach an sich nahm. Die Seelenkapsel von Ascilla.
Doch Stenian hatte es ihr untersagt und die zwei Wachen hätte sie ohne eine gute Waffe niemals bekämpfen können. Siviria hatte sie in der Hand. Und diesen Anblick und das Gefühl, das sich ihr bot, würde sie nie wieder vergessen können.
Ascilla's Seelenkapsel. Sie hatte bläulich geschimmert, und Siv war sich vorgekommen, als blickte sie in tausende Sterne. Das Funkeln der Runden Glasskulptur hatte sich stets verändert und ihr Inhalt.. Siv hatte sich gefühlt, als würde sie Ascilla in die Augen sehen, und nichts anderes war es, was sie getan hatte. Ihre Seele, sie war noch auf dieser Welt und schrie nach Erlösung.. Oder nach Wiederkehr. Für Siv war die Seele Ascilla's als dicker Nebel in dieser Kapsel erschienen, aber Stenian sagte ihr, dass es für jeden anders aussähe. Ein dicker, schwerer Nebel, der sich durch das Innerste der Skulptur zog und ständig seine Formen änderte. Ob man Kontakt zu Ascilla herstellen konnte? Siviria glaubte, diese Möglichkeit würde ihr verwehrt bleiben, doch ihr Glaube war es, dass die Magierkaste in der Lage dazu gewesen wäre.
Als sie die Kapsel in ihrer Hand hielt, suchten sie verschiedenste Gefühle heim. Angst, Schrecken, Hass und Zerstörungswut, aber auch Liebe und Wärme hatte sie gespürt. Diese Gefühle.. Sie hatten alles um sie herum viel dunkler erscheinen lassen.

Aber sie nahm die Kapsel nicht an sich. Siv musste fieberhaft überlegen, wie sie die Kapsel an sich nehmen könnte. Immer wieder war sie in die Bibliothek eingekehrt und hatte mehr und mehr über die Kapsel in Erfahrung gebracht. Ascilla's Vertraute hatten ihre Körper nach dem mächtigen Zauber des ewigen Eislands zerfallen sehen, doch ihre Seele, die wollten sie festhalten. So erhielten sie sie mit vereinten Kräften, und daraus war die heutige Seelenkapsel Ascilla's geworden.
Siv hatte nicht geahnt, dass eine Skulptur die Lösung für den Fluch war. Als sie sie in den Händen hielt, hatte sie sogar kurz darüber nachgedacht, sie einfach zu zerstören, doch sie hatte Angst, dass das nicht die Lösung des Fluchs war. Was, wenn sie damit die einzige Möglichkeit zerstört hatte, den Fluch zu besiegen? Nein, wenn, dann würde die Magierkaste die Lösung für das Problem herausfinden. Siviria drehte sich gedanklich im Kreis.
Langsam erhob sie sich aus dem Bett und richtete das Kleid. Stenian war nicht dort, und langsam ging ihr die Standuhr mit dem immer gleichen Geräusch mächtig auf die Nerven. Erst riss Siv den Umhang vom Ständer, zog ihn sich um und dann, dann trat sie hektisch aus den Gemächern hinaus. Es zog sie in den Thronsaal, in dem Stenian und der Regent allerdings nicht waren. Gelächter, das die junge Elfe nicht verwechseln konnte, zog sie in den Festsaal, wo der große, lange Tisch gedeckt war. Extan lachte gerade, als würde er gleich daran ersticken, und die Chantrasami wünschte sich stumm, genau das würde gleich geschehen.
Stenian stand hektisch auf, als er Siv dastehen sah. Er machte keinen Hehl daraus, dass er Gefallen an ihr fand – selbst vor dem Regenten nicht, der ganz klar ein Problem mit Spitzohren hatte. „Setz dich“, sagte Stenian, als er ihr einen der schweren, prächtigen Stühle herauszog. Perplex tat Siv wie er wollte und nahm neben Stenian Platz. „Wir haben gerade darüber geredet, wie unfassbar komisch der Moment sein wird, wenn die Elfen realisieren, dass der Fettkloß nicht der richtige Extan ist.“, sagte Stenian und zwinkerte Siv unmerkbar zu. Sie grinste. „Oh, ja, gewiss, die Dryaden werden sich vor Lachen in ihren Gräbern drehen!“, rutschte es ihr heraus. Dafür, dass sie über die Dryaden sprach, traf sie ein vernichtender Blick Extan's. „Was macht das Spitzohr eigentlich noch hier? Ihr sagtet, es würde sich nur um einen kurzen Aufenthalt handeln!“, platzte es aus Extan heraus, und ganz abrupt endete sein ohrenbetäubendes Gelächter. Stenian räusperte sich und blickte erst Siv, dann Regent Extan an. „Gut, ich schätze, jetzt ist die Zeit gekommen, es zu verkünden.. Bevor es noch zu spät ist!“, sagte Stenian und klatschte in seine Hände. Dabei stand er auf und hob seinen Kelch theatralisch, während er Siv an ihrer Hand ebenso hochzog.
„Wisst Ihr, das ist Siviria, sie ist die Kriegerkastenhöchste der Chantrasami und wird mit mir einen diplomatischen Weg finden, die Menschen in Trauerlied zu bewahren.“, erzählte Stenian. Extan lief rot an, vor Wut, und er machte den Eindruck, als würde er gleich platzen und seine Gedärme im ganzen Saal verteilen.
„Genaugenommen planen wir dies mit unserer Vermählung. Siv und Ich, wir werden Herrscher sein.“, sagte er. Siv blickte Stenian ungläubig an, was dachte er, was er dort gerade tat? Extan hob seine Hand, wollte seinen Wachen befehlen, die Verräter vor ihm zu exekutieren, doch diese verkrampfte sich nur, und die zittrigen Hände wurden von heraustretenden Venen geziert. Seine Stimme brach weg, eher er etwas Ganzes hervorbringen konnte. „Ver-“.. war alles was seiner Kehle entwich und schließlich folgte darauf ein starker Hustenanfall. Extan keuchte nach Luft, sein Husten war genauso vergebens, und Siv sah dem Regenten schockiert dabei zu, wie er Blut hustete und langsam und erbärmlich zu Boden sank. Und dann.. Dann war alles still. Draußen war es mittlerweile auch etwas stiller, offensichtlich waren Valos' Männer abgezogen.

„Richtig.. Das warst du. Ein Verräter.“, murmelte Stenian und klatschte nochmals voll Tatendrang in die Hände. „WACHEN!“, schrie er und trat gegen den Leib Extan's, um sicher zu gehen, dass er sich nicht mehr regte. „Der Regent! Er ist zurückgetreten!“, rief er und zog Siv von dem Tisch fort. Seine Hand war mit Blut befleckt. Siviria spürte es, nicht an ihrer Hand die seine spürte, sondern in diesem Moment. Extan war tot, er war genau so ehrlos gestorben, wie er Stenian's Liebe ausgemerzt hatte. Der Saal füllte sich langsam mit Wachen, man redete wüst durcheinander. „Was ist Euer Befehl?“, fragte Stenian's eigene Garde. „Lasst den Medikus kommen. Vielleicht findet der Kauz etwas Beunruhigendes an dem alten Säufer.“, sprach Stenian. Siviria verstand alles noch nicht so recht, doch von Anfang an schien klar zu sein, wer jetzt der Regent war. „Schickt die Geiger durch die Straßen. Sie sollen ein Trauerlied auf den verstorbenen Regenten spielen, und die Kunde soll verbreitet werden.“, wies er die Garde an. Einige traten ab, der Strom von Leuten in dem Saal fand noch kein Ende, bis schließlich die Leiche fortgebracht wurde und Stenian, der neue Regent, mit seiner Zukünftigen hinaus in den Schnee verschwand.

Ein Geiger schloss sich neben der Garde den Zweien an, die stumm, schweigend durch die Straßen Trauerlieds streiften. Doch auch andere durchquerten ihre Wege, während in allen Ecken der Stadt eine traurige Geigenmelodie ertönte, die Menschen weckte, die durch den Trubel noch nicht geweckt worden waren.
Siviria fühlte sich unbehaglich, doch die Melodie klang herrlich melancholisch und unterstrich die Angst der Eiselfe auf perfekte Art und Weise.
Die Hand, die ihre hielt, war genau die Richtige.. Siv würde nicht sterben. Sie würde Überleben.
Bis sie hoffentlich in die Arme Erlendur's fallen konnte.

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Letztlich sprach Lea doch die Wahrheit aus, etwas, mit dem Sextana sich zufrieden geben konnte. Zwar sagte Lea nicht, wer sie wie genau so zugerichtet hatte, doch es schien nicht wichtig. Sextana verstand die Situation der Gruppe. Bestimmt waren sie sich alle so fremd, wie sie es jetzt für den Rotschopf waren.
Die Elfe verstand nicht fiel davon, optimistisch für Motivation zu sorgen. Nicht lebend zurückzukehren war stets eine Gefahr, wenn man zu neuen Wegen aufbrach.
Wissend nickte die Magierin also und hörte die nächsten Worte Lea's. Hochzeit, heiraten, um wenigstens verheiratet zu sterben? Sextana musste zugeben, es klang romantisch, doch es klang genauso grau und furchterregend. Es klang, als würde Lea fest davon ausgehen, dass sie sterben würden. Für Sextana nur ein Rätsel, da sie die nächsten Pläne der Gruppe noch nicht kannte. Sie wusste nur, dass Lea etwas von morgigem Aufbruch gesagt hatte. Wohin denn eigentlich aufbrechen? Bei dem Gedanken fiel ihr nur ein, dass sie froh sein konnte, heute Haj'ett getroffen zu haben. Wie sonst hätte sie jemals die Gruppe finden sollen? Ein dankbarer Blick traf die Echse, ehe sich Sextana Gedanken über die Kapitäne in Dujol machte.
Bestimmt kannte sie einen oder mehrere von denen, die gerade anlegten, vom Sehen. Man würde Sextana wahrscheinlich dafür auslachen, dass sie eine Hochzeit für Lea erbat, doch es wäre möglich. Fräulein Karma hing an der Hüfte Sextana's und wurde trotz des Aufstands den sie aufgeführt hatte sanft von ihr gestreichelt.
Die Gedanken über die Hochzeit verwarf der Rotschopf, als sich Alexis ihr vorstellte. "Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.", sagte Sextana und trat etwas hinüber zu dem Mann. Er schien ebenso kein großer Krieger zu sein, nein, Sextana ging von einem weiteren Magier aus. "Nun.. Ich hoffe, meine Dienste werden nicht enttäuschen.", murmelte sie dann etwas verunsicherter und drehte sich wieder um zu Lea. Sie wollte ihr eine Antwort auf ihre Frage geben, aber Haj'ett kam ihr mit einem guten Vorschlag zuvor.
Eine Zeremonie der Agamas? Sextana lächelte und freute sich auf eine neue Erfahrung, die ihr die Kultur Haj'etts näher brachte. Man lernte nie aus.
Vorfreudig lächelnd trat Sextana gen Ausgang der großen Halle. Sie würde aus dieser unbekannten Umgebung schnell wieder zurück in eine Vertrautere kehren können. Es konnte besser nicht laufen. Sie rieb sich die Hände und blickte Haj'ett, Fermar und Lea ungeduldig und energiegeladen an. "Na, dann ist ja alles klar!", sagte sie mit erhöhter Stimmlage. "Lasst uns keine Zeit verlieren! Ich führe euch zurück zu dem Markt und zu den wohl besten Händlern, die ich bisher in Dujol kennenlernen durfte.", sprach sie. Ihre Vorfreude steckte an, denn Fräulein Karma rannte ungeduldig voraus, natürlich noch dazu laut schreiend. Während Sextana ohne lange Umschweife hinterlief, fragte sie sich, wie die Trauung wohl aussehen würde.
Was Haj'ett wohl für ein Leben geführt hatte, dass er eine solche Zeremonie leiten konnte? Die Neugier der Magierin zog sie voran, und die kleine Gruppe folgte ihr dicht.
"Ich bin ja so aufgeregt! Kaum zu erahnen, wie es euch beiden ergeht!", sagte sie für sie untypisch euphorisch. Den weiteren Weg schwieg sie allerdings zufrieden, da sie keinerlei Ahnung hatte, was sie sonst sagen sollte. Ein Geist und eine Elfe, die sich vermählen wollten. Auch wenn Sextana noch nie in einer solchen Situation war, so konnte sie Freude für das empfinden, was sie taten. Zumal es vielmehr ihre Neugier auf die Trauung selbst war, die sie so vorfreudig machte.
Die Sonne stand nicht mehr so stark am Himmel wie zuvor, doch sie war noch dort und schenkte angenehme Wärme auf dem Weg zum Markt.
Sextana atmete tief ein, als sie unter all den Leuten verschwanden, und sie bei einem nach ihrer Meinung sehr aktzeptablen Händler mit guten Preisen inne hielt.
Diese Gerüche.. Sie waren unverwechselbar.
"Es gibt nichts, was es auf dem Markt nicht zu kaufen gibt!", übertrieb Sextana und lächelte. Daraufhin nahm sie einen großen Schluck aus der Feldflasche Rum, die sie auf dem Markt vor nicht allzu langer Zeit erstanden hatte. Endlich einmal nicht allein mit Fräulein Karma umherzustreifen hatte etwas Schönes für Sextana an sich, doch genauso etwas Überforderndes und Verängstigendes. Wie lange sie wohl gemeinsam reisen würden? Sextana genoß die Gesellschaft tatsächlich, und sie hoffte, so würde es bleiben.
 
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"Na, dann ist ja alles klar!", Erklang Sextana ihre stimme mit erhöhter Stimmlage. "Lasst uns keine Zeit verlieren! Ich führe euch zurück zu dem Markt und zu den wohl besten Händlern, die ich bisher in Dujol kennenlernen durfte." Schur Strak gingen sie aus dem Tempel heraus Lea und Fermar waren echt froh mit Sextana und Ha'jett zusammen endlich wieder an der Frischen Luft zu sein. Fermar fand es gut auf dem Markt zu gehen. Das war die Gelegenheit endlich die Kugel mit der er Lea beobachten konnte zu zerstören. Da hörte er und Lea von Sextana. "Ich bin ja so aufgeregt! Kaum zu erahnen, wie es euch beiden ergeht!" Das war die Perfekte Situation die Fermar gut ausnutzen konnte. Um die Kugel glaubwürdig fallen zu lassen. Sextana führte die kleine Gruppe an. Diese ganzen Gerüche und Stände. Von überall wurden Leute angelockt mit den ganzen angeboten der Händler. Fermar liest sie vorlaufen. Schon hörten Fermar Sextana von weiter hinten nur sagen. "Es gibt nichts, was es auf dem Markt nicht zu kaufen gibt!" Da holte er die Kugel wären des Laufen aus der Robe hervor diese liest er mitten im Gedränge unbemerkt auf den harten Boden fallen. Sofort zersprang die Kugel in lauter kleine Einzelteile. So war eine Reparatur völlig unmöglich. Natürlich bekamen die anderen das Geräusch mit, was die Kugel als sie Kaput ging von sich gab. Doch Fermar war mit Absicht weit hinter als die anderen, so war keiner auch nicht Fräulein Karma in der nähe der Kugel gewesen. Außer einem Geräusch von der Kugel wurde auch keiner der Leute die im Gewusel vorbei gingen dadurch verletzt. Lea sah Fermar völlig verdutz an als er sie und die anderen wieder aufholte, doch ihr viel auf das Fermar nicht einmal besorgt aussah als die Kugel nun Komplet zu Bruch ging. Lea ging etwas durch den Kopf weshalb sie Fermar nur Fragte. "Fermar wie kannst du jetzt noch deine Schwestern herbei rufen?" Fermar wusste das er noch eine Kugel besaß mit der er in der Lage war seine Schwestern herbei zu rufen. Diese Kugel war deutlich kleiner und damit viel besser in der Hand zuhalten. Darum Trug er die Kugel im Beutel mit sich, womit diese viel Sicherer war. Durch den Bund den er mit Lea eingegangen ist, war er für seine Schwestern auch ohne die Kugel ab jetzt immer auffindbar. Doch für Lea hatte die Kugel eine Fusion gehabt, weswegen er ihren Besorgten Blick erkennen konnte. Weshalb Fermar Lea anlächelte. "Keine Sorge Lea durch die Bindung die Du mit mir eingegangen bist, können meine Schwestern dich jeder Zeit auffinden. Weswegen sie mich jetzt jederzeit bei dir finden können, da ich ja die meiste Zeit über bei dir sein werde. Aber zur Not habe ich immer eine ersatz Kugel dabei. Diese ist viel kleiner und nur zum herbei rufen gedacht. Verzeih mir bitte das ich dich erschenkt habe, aber ich war so in Gedanken das ich die Leute um mich herum völlig vergessen habe als ich die Kugel hervor geholt hatte. Und sie mir dann aus den Händen gefallen ist, da ich nicht mehr an den ganzen Trubel um mich herum gedacht habe." Doch den wahren Grund weswegen die Kugel heruntergefallen ist verschwieg er Lea. Somit war es besser gewesen und Lea würde es nicht mehr heraus finden können wozu diese Kugel noch da gewesen war. Außer er erzählt es ihr irgendwann einmal, was er bestimmt mal machen wird. Doch jetzt würde er eher seine Liebe zu Lea mit der Wahrheit über diese Kugel gefährden. Das wolle Fermar auf keinen fall damit riskieren, da er ja zu Anfang von der Mutter von Lea nur auf Lea aufpassen sollte. Keiner konnte zu dieser Zeit erahnen das sich Fermar einmal in Lea verlieben würde. Als das Missgeschick mit der Kugel von Fermar für Lea damit geklärt war. Widmete sich Lea den Stand von dem Händler vor dem die Vier nun davor standen. Lea schaute genau nach was sie suchte. Da waren zwei schöne Silberketten auf die Lea sofort zeigte damit der Händler sie extra legte. Dann waren einige schöne Silberne einfache Ringe. Sie überliest Fermar die Auswahl der Ringe. Beide probierten einige Ringe an, so das sie für sich zwei Passende Ringe gefunden haben. Diese Legte der Händler auch zu den beiden Ketten dazu. Dort fand sie auch Heilgetränke. Sextana zeigte Lea auf einen Trank der die Brüche in Ihrem Arm schneller zusammen wachsen lassen könnte. Dann zeigte Lea dem Händler auf die drei Heilgetränke von dieser Sorte und noch zwei andere. Fermar fand auch eine schöne Robe und einen Mantel für Lea und auch eine Kapuzen Robe für sich die der dazu legte. Dann legte Fermar noch eine Umhängetasche dazu. Lea zeigte Fermar das er ihren Beutel mit dem Geld von ihrem Gürtel abmachen sollte. Darauf Bezahlte Fermar mit dem Geld von Lea alles und machte den Beutel wieder zu. Worauf er ihn an den Gürtel von Lea wieder dran band. Lea nahm gleich einen dieser Heiltränke zu sich. Darauf liest Fermar sich alles in die Umhänge Tasche einpacken, diese Hängte sich Fermar dann um.
 
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Eine Hochzeit und ein Todesfall

Noch immer etwas unsicher auf den Beinen stand Helena an einen Balken gelehnt am Fenster ihres Dachzimmers und blickte hinaus. Das Anwesen der Kiefernsteins schmiegte sich im Norden Trauerlieds an die Felswand und bot von seiner erhöhten Lage aus einen Guten Blick auf die nie schlafende Stadt. Während auf der linken Seite die zahlreichen Lichter hunderter Kerzen und Fackeln aus den Fenstern des Palastes schimmerten, brachen sich die Strahlen der Uferbeleuchtung an den Kais unwirklich im Wasser des Hafens zur rechten Seite. Kein Alptraum hatte sie diese Nacht verfolgt, mochte es an den Nachwirkungen des schweren Weins liegen, oder daran, dass Anthred immer noch die Schlafstatt wärmte, als sie erwacht war. Nein, heute Nacht hatte der wehmütige Klang einer Geige sie geweckt, der im böigen Wind unstet ans Fenster getragen wurde und ihren Schlaf sachte mit sich hinfortgetragen hatte. Nun beobachtete sie am geöffneten Fenster, wie ein einzelner hüpfender Lichtpunkt den spärlich beleuchteten Weg zum Anwesen hinaufwanderte, umschwirrt von unverständlichen Wortfetzen und jener geisterhaften, traurigen Melodie. Sie hatte aus vergangenen Fehlern gelernt und so hatte das Nachthemd griffbereit neben ihrem Bett gelegen, als sie aufgestanden und zum Fenster getorkelt war. So bekleidet und mit einem Schal um den Schultern lauschte sie angestrengt in die von Stadtlichtern gesprenkelte Dunkelheit, die dem Sternenhimmel darüber glich.
"...tot!...", trug der Wind plötzlich an ihr Ohr und von faszinierter Neugierde gepackt lehnte sie sie ein Stück weiter über den vereisten Sims hinweg, nunmehr auf Zehenspitzen aus dem Fenster ragend. Eine weitere Bö fegte den Rest der Worte hinweg und ließ das Licht des Geigenspielers gefährlich flackern, als würde es erlöschen wollen. Bibbernd zog sie sich den Schal enger um den Hals, und warf einen sehnsüchtigen Blick zurück ins Zimmer, wo im Kamin die letzten Scheite glühend in sich zusammenzufallen drohten, doch noch immer angenehme Wärme in der unmittelbaren Nähe verströmten. Sie würde ein oder zwei Scheite nachlegen und sich dann wieder ins Bett kuscheln, zweifellos der wärmste Ort im Raum - in zweierlei Hinsicht. Vielleicht, wenn sie Anthred noch einmal wecken würde...
"Der Regent ist tot!"
Ertappt wirbelte Helena herum und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das, was draußen vorm Fenster geschah. Auf dem Boden im Hof erstrahlten einige goldene Rechtecke, als im inneren des Hauses Lampen entzündet wurden und ihren Schein durch die Fenster des Herrenhauses warfen. Der Geiger hatte nun nach seinem beschwerlichen Weg durch die Kälte herauf das schwarze, gusseiserne Gittertor erreicht und klopfte mit seinem Geigenbogen gegen die Metallstreben. Dann setzte er erneut an und das schwermütige Klagelied entfolg den Seiten seines hölzernen Instruments.
"Neigt Eure Häupter in Trauer, liebe Mitbürger! Der Regent ist tot! Stimmet mit mir in die Klage ein, auf dass ein jeder die traurigste aller Botschaften vernehmen möge!"
Die Wärme, die sich in Helenas Gedanken beim Blick ins Zimmer gesammelt hatte verfolg wieder, als sie diese Neuigkeit hörte.
"Sagt es jedem Manne, jedem Weibe, ob Krieger oder Handwerker, ob Edelmann oder Bettler! Jedes Kind soll sich an den großartigen Namen des Mannes erinnern, den das Schicksal uns heute Nacht entrissen hat! Der Regent ist tot, so trauert mit mir!"
Helena hatte von Extan gehört, der dort unten beklagt und verherrlicht wurde, doch hatte sie ihn nie getroffen. Glücklicherweise, so schien ihr, denn soweit sie gehört hatte, war der Regent ein widerliches, fettes Schwein gewesen, der auf einem Thron aus selbst abgenagten Tierkadavern huldvoll hinabgewunken hatte, während in Ketten geschmiedete Elfenmädchen seinen Wünschen nachkamen. Im Flüsterton hatte man sich gelegentlich sogar zugezischt, dass der Regent nichts weiter war als das und weder effektiv herrschen wollte, noch die Fähigkeit dazu besaß, also nur die Vorzüge seines Status genoss und andere die Zügel in der Hand halten ließ, sei es nun bewusst oder - was noch besser passen würde - ohne den geringsten Hauch einer Ahnung. Sie weinte dem Verblichenen also keine einzige Träne nach, zumal sie ihr am schneeumtobten Dachfenster vermutlich bereit im Augenwinkel festgefroren wäre. Doch würde sie sich hüten, diesen Gedanken zu äußern.
Der Geigenspieler wollte soeben ein weiteres Mal zu seiner Litanei anheben, als ein fluchender Schatten über den Hof geschlurft kam, auf dem vereisten Boden immer wieder ausgleitend und notdürftig in einen flauschigen, unglaublich teuer aussehenden Mantel gehüllt. Es war Kiefernstein, der sich dort unten die Blöße gab, nicht perfekt herausgeputzt zum Tor zu eilen, mit einer Laterne in der dürren Hand, anstatt eine Dienerin zu schicken. Entsprechend wichtig mussten ihm die Neuigkeiten und insbesondere die Einzelheiten des besagten tragischen Vorfalls sein.
Sie konnte die Worte, die nun gewechselt wurden nicht verstehen, zu hastig und leise wurden sie gewechselt. Doch Kiefernstein schien noch immer sichtlich aufgebracht, ja, es schien als würde sich seine Laune mit jedem krampfhaften Atemzug verschlechtern. Dann machte der Geigenspieler kehrt und echote noch viele Male seinen Tragegesang, bis er die Stadt wieder erreichte. Unterdessen wandte sich Kiefernstein wieder dem Haus zu und ertappte Helena, wie sie sich als dunkler Umriss vor dem spärlich beleuchteten Fenster dahinter abhob. Sie schnappte nach Luft, als sich plötzlich ihre Blicke kreuzten und es war nichtmehr daran zu denken, sich heimlich wegzuducken. So blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Schal notdürftig um die Schultern zu schlingen, als sie der Strahl der Laterne traf und sie in rötlich gelbes Licht kleidete. Dennoch konnte dem fischigen Unhold nicht entgangen sein, dass sie unter ihrem seidenen Nachthemd mächtig fror. Wütend verfluchte sie die Kälte, die ihr diese Peinlichkeit aufgebürdet hatte und bemühte sich ein niedergeschmettertes Gesicht zu machen, während Kiefernstein im Hof versuchte, seiner Entrüstung über das Ableben des Regenten eine würdevolle Note hinzuzufügen. Wenigstens hatten sie sich beide lächerlich gemacht.
"Schrecklich, Lord Kiefernstein, welch erbarmungsloser Schicksalsschlag!" ereiferte sie sich mit gespielter Untröstlichkeit.
"Wie recht ihr doch habt, Lady Adriennen!" kam die Antwort von unten, in der wesentlich mehr ernst mitschwang als in Helenas Worten. "Macht euch bereit, in zwei Stunden werdet ihr mich zum Palast begleiten!"

Seufzend heizte Helena den Kamin an, nachdem sie das Fenster wieder geschlossen hatte. Ernüchtert sammelte sie dann ihre Rüstungsteile zusammen, um sich als Kiefernsteins Leibwächterin repräsentabel zu kleiden. Bevor sie sich die Maske vor das bleiche Gesicht schnürte, warf sie einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das Bett.


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Haj'ett befand sich in prächtiger Stimmung, als er mit Sextana, Lea und Fermar durch die Gassen von Dujol schritt, mit einem gegrillten Oktopuss am Spieß in der Hand und ohne sich über den Weg, den sie zu beschreiten hatten Gedanken machen zu müssen. Beiläufig registrierte er, dass dem zukünftigen Bräutigam etwas aus der Hand glitt und klirrend am Boden zerschellte, doch der letzte Tentakel seines kleinen Imbisses und der Gedanke daran, was er sich wohl als nächstes gönnen würde überlagerten das kleine Malheur. Es schien auch nichts besonders wichtiges zu sein, denn Lea und Fermar hatten die Sache nach einem kurzen intensiven Wortwechsel abgehandelt und wandten sich wieder den Angeboten der vielen Händler zu. Indes hatte Haj'ett einen kleinen Stand entdeckt, wo unter einer rot und gelb gestreiften Markise ein kleiner Ofen fast unerträgliche Hitze ausstrahlte. Der schwitzende, gut beleibte Besitzer hatte ein rotes, freundliches Gesicht und zwinkerte Haj'ett zu, als dem Echsenmann der geruch von geschmolzenem Käse in die Nase stieg. Wenig später hatten einige Münzen den Besitzer gewechselt und er knabberte am Rand eines Brotfladens herum, auf dem herrlich flüssiger Käse Blasen schlug. Im Sumpf gab es keinen Käse. Ein weiterer Grund, die Welt zu bereisen.
Gleichermaßen gerührt und kauend beobachtete er das verlobte Paar nun beim Beschauen, Bestaunen, Auswählen und Bezahlen einiger hübscher silberner Schmuckstücke, die ihren Bund schließlich weltlich besiegeln sollten.
Dies lenkte seine Gedanken wieder auf die Zeremonie, die er in Kürze ausrichten würde. Natürlich würde er einige wesentliche Bestandteile der klassichen agamischen Trauung abändern müssen, in Ermangelung einiger herkömmlicher Hilfsmittel wie Reliquien des Loo, Handfesseln und einer ausgewachsenen Sumpfschildkröte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass dem Brautpaar auch einer Verehelichung durch einen Kapitän ausreichen würde und dass eine agamische Hochzeit in ihren Grundzügen doch teilweise von einer etwas ungleichen Rollenverteilung geprägt war, empfand Haj'ett diese "Mängel" als vertretbar. Er würde den Traditionen, die er als wertvoll erachtete, einen eigenen Anstrich verpassen und auf das eingehen, was er über weit verbreitete Eheriten wusste.

Die Sonne tauchte die Stadt Dujol in rotes Licht, als sich der Tag langsam aber sicher seinem friedvollen Ende entgegenneigte und das große, feurige Himmelsgestirn zum wohlverdienten Schlaf bettete. Haj'ett warf zufrieden einen Blick über die Stadt, aus deren länger werdenen Schatten bereits die ersten Lichter emporfunkelten. Es hatte ihn einige Zeit gekostet, bis er einen Ort gefunden hatte, der ihm für das bevorstehende Ereignis als passend erschienen war. Die Seraphen hatten sich glücklicherweise zuvorkommend gezeigt und ihm sogar erlaubt, ein Feuer zu entfachen, dass in einer eisernen Schale vor ihm lustig brannte und mit seinem unregelmäßigen Schein mit dem schwächer werdenden Tageslicht ergänzte. Denn immer wieder trug der ferne Horizont einen sachten Windhauch heran, der an den Flammen zerrte, als würde er das Feuer mit sich tragen wollen und doch nur rasch erlöschende Funken ergreifen konnte. Ein letztes Mal stocherte er in der Glut herum und legte die brennenden Scheite zurecht, damit sie nicht mitten in der Zeremonie zusammenfielen und die Anwesenden in einen unwillkommenen Funkenschauer hüllten. Dann ließ er den Blick über die Dächer der Stadt schweifen und legte sich die Worte zurecht, die er gleich sprechen würde. Hier, vom Dach des Tempels aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Häuser, die See und das Land, dass sich jenseits Dujols erstrecke.
Er nickte den Dienern zu, die ihm geholfen hatten, diesen kleinen Tempel auf dem Tempel herzurichten. Die Feuerschale, vor der er stehen würde, der kleine storchenbeinige Holztisch mit dem Kissen darauf, das Brennholz - all das hatten sie gemeinsam heraufgeschafft. Aus seiner Manteltasche förderte er nun die beiden Silberketten zutage, die dort in ein Tuch geschlagen gewartet hatten. Er prüfte erneut, ob sie makellos glänzten, denn er hatte sie am vergangen Nachmittag lange poliert. Zufrieden bettete er die Schmuckstücke auf das Kissen, wo sie im Schein des munteren Feuers golden glänzten. Ihm gefiel der Gedanke, das Brautpaar mit diesen Intarsien zu schmücken. Tatsächlich gab es dafür eine Entsprechung in der Kultur der Agamas. Allerdings erhielt der Echsenmann ein ledernes Halsband, dass als Zeichen seiner Zugehörigkeit mit den Familienfarben der Ehefrau bestickt war. Und die Braut bekam eine Waffe, die von der Familie des Mannes hergestellt wurde und auf der dessen Name stand. Der Tradition nach durfte die Echsendame ihren Ehemann damit richten, sollte er sich eines Verrats schuldig machen. Die meisten Eidechsenfrauen besaßen ein ganzes Regal mit solchen Ritualwaffen - eine Waffe für jeden Ehemann. Mit Grausen schoss es Haj'ett durch den Kopf, dass irgendwo in Tep'fel auch eine Axt mit seinem Namen nach seinem Blut dürstete.
Er schüttelte diesen Gedanken von sich und erfreute sich an dem, was er mithilfe der Silberketten aus dieser Echsentradition gemacht hatte. Zwei Kleinode, die die Partner als einander zugehörig auszeichneten, aber auf einer gleichgestellten Ebene. So, wie es seiner Meinung nach sein sollte.
Die Sonne war nun fast hinter dem Horizont verschwunden und segnete die aufziehende Dämmerung mit ihren letzten warmen Strahlen, die von einem vergangenen Tag und einer bald folgenden Nacht erzählten. Dies war ein weiteres Element, dass er aus den Bräuchen der Agamas übernommen hatte. Der Wechsel zwischen Tag und Nacht würde auch den Übergang des Brautpaares von einem früheren getrennten Lebens in ein neues als Einheit markieren. Und somit war es soweit. Haj'ett stellte sich zwischen den Tisch und die Feuerschale und wandte den Blick der Treppe zu, die ins innere des Tempels führte und aus der die beiden emporschreiten würden.
Und so kamen sie hervor, Lea und Fermar, Seite an Seite.
Ihre Gewandung war schlicht und doch hübsch anzusehen, fast weiß, doch mit einer Verfremdung des Farbtons, die von einem bereits erfahrenen Leben voller Veränderungen sprach und durch den Feuerschein mal rot, durch die nächtliche Athmosphäre mal blau zu sein schien. Lea in Robe und Mantel trug den verletzten Arm in einer Schlinge, die freie Hand schien vor aufkeimender Aufregung zu Zittern. Neben ihr, die Kapuze zurückgeschlagen ging Fermar gemessenen Schrittes und seine gelben Augen funkelten. Auf Haj'etts Bitte hin waren auch beide bewaffnet, die gegürteten Dolche sollten sinnbildlich für die Reise stehen, die sie gemeinsam antreten würden.
Den beiden folgte Sextana, die eine kleine Kiste mit sich trug. Zurückhaltend stand sie außerhalb des Feuerscheins und harrte der Ereignisse. Ihre Anwesenheit untermauerte die Fremdartigkeit der Situation, waren sie alle sich doch noch verhältnismäßig unbekannt und wurden doch schon bald Zeugen eines intimen Momentes, der die zwei Verliebten aneinander binden sollte.
Haj'ett nickte den beiden zu, als sie ihn erreicht hatten und blickte ihnen nacheinander in die so unterschiedlichen Augen.
"Liebe Freunde..." begann er. Kurz entglitten ihm die Gedanken und er hielt inne. Schon fürchtete er, die aufbegehrende Nervosität würde ihm die Zunge an den Gaumen kleben, doch nach einigen tiefen Atemzügen erhielt er seine Konzentation zurück. Bisher hatte er erst einmal an dieser Stelle gestanden und die Worte gesprochen, die ein Paar vermählen sollte. Doch er stärkte sich mit dem Wissen, dass diese beiden hier wirklich zusammengehörten.
"Ich stehe heute hier vor Euch, über den Dächern Dujols und die ganze Stadt um Euch herum soll Zeuge der Worte sein, die ich nun spreche."
Über das samtige Kissen hinweg, auf dem die Halsketten ruhten ergriff er die Hände der beiden.
"Heute, im Lichte der Dämmerung sollt ihr einander gegeben werden, wie ihr es euch versprochen habt. Eure alten Leben werden wie der schwindende Tag verblassen und Platz machen für etwas Neues. Doch vergesst nicht den vergangenen Tag, denn er hat euch hierher geführt."
Er ließ die Hände wieder los und wies auf die Ketten.
"Tragt diese Kleinode an euren Herzen, damit sie euch immer an diesen Abend erinnern werden. Denn heute werdet ihr beide, Lea und Fermar, mit dem Silber aus dem sie gemacht sind verwoben, um eine Einheit zu bilden, damit ihr einander Halt, Vertrauen und Schutz bieten könnt, solange wie ihr beide bereit seit, sie zu tragen. Denn eine Bindung von Herz und Seele werdet ihr eingehen, keine Fessel wird euch halten."
Dieser letzte Zusatz war ihm persönlich wichtig. Haj'ett wollte sich damit vom Gedankengut der Agamas distanzieren, die den einen Partner in die Gefangenschaft des anderen vereidigte. Er wollte ausdrücken, dass die beiden den Bund sich im vollkommenen Bewusstsein ihrer Handlung eingingen und es auch wollten. Es war nicht so, dass es unter Agamas keine Liebe gäbe... doch die Verhältnisse waren einfach anders.
"So bezeuge ich hiermit, dass ihr einander Liebe..."
Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um Lea die erste Kette um den Hals zu legen.
"...mit Treue vergelten wollt."
Fermar, noch größer als Lea beugte sich hinab, um die zweite Kette zu empfangen und lächelte verständnisvoll.
Nun gab Haj'ett Sextana einen Wink und gebot ihr schweigend, die kleine Kiste zu öffnen, die sie bei sich trug. Darin, auf Samt gebettet lagen die silbernen Ringe. Wies auf die kleinen Schmuckstücke, die die Strahlen von Feuer und Sonne einfingen und widerspiegelten, als wären sie selbst von Flammen erfüllt, Flammen der Zuneigung, wie sie auch in den Herzen der beiden Verlobten brannten.
"Und so wie die Ketten an euren Herzen euch an den Bund erinnern sollen, so werden diese Ringe die Botschaft eurer Vermählung bei jeder eurer Handlungen nach außen tragen, auf dass ein jeder Zeuge sein möge, der sie erblickt."
Er hob die Ringe auf und reichte sie Lea und Fermar.
"Und nun, beschmückt und versprecht euch einander, denn den letzten Schritt müsst ihr selbst gehen."
Feierlich trat er einen Schritt zurück und blickt erwartungsvoll zu Lea und Fermar auf, die einen tiefen Blick wechselten, in stummen Einverständnis, wie im Moment gefangen und doch freier als je zuvor.
Schließlich durchbrach Fermar die Stille, die nur vom Knistern des Feuers begleitet worden war.
"Ich werde der Deine sein", flüsterte er, während er Lea den Ring auf den Finger schob, ohne den Blick von ihren Augen zu wenden.
"Und ich die Deine", hauchte Lea. Sie steckte Fermar den Ring an, der sie nur einen Atemzug darauf in seine Arme zog. Ein Kuss. Die Zeit schien erneut stillzustehen, als sich die Lippen der beiden trafen und mehr als alles andere von dem gemeinsamen Leben zeugten, dass die verbringen würden.
Die Sonne war untergegangen und die Sterne schimmerten im tiefen Blau des nächtlichen Himmels.
 
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Ein halb vergessener Ort

In dem Moment wo die Sonne hinter dem Horizont von Dujol verschwand, betrachteten zwei Wachen einige Tagesreisen weiter Landeinwärts ebenfalls den Sonnenuntergang inmitten des Panzergebirges. Ein Höhleneingang umgeben von Schluchten und schroffen Felsküsten spiegeln die rauen Hänge des Gebirges wieder und zeichnen lange Schatten in die Umgebung. Die Höhle war gut versteckt und nur ein kleiner Pfad führte zu diesem halb vergessenen Ort. Für gewöhnlich gingen ihn nur die Bergschafe der Gegend, deren Blöcken schon von weitem gehört werden konnte. Unweit des Höhleneingangs durchschnitten Stahlstangen und Naturfelssteine, die zu einer massiven Mauer mit Stahlstacheln aufgetürmt wurden, diesen ursprünglichen und stillen Ort. Ein flüchtiger Betrachter mochte meinen, dass sich hier hin niemals ein Wanderer verirrte und es einer der Orte war, die ganz der Natur gehörten. Tatsächlich waren die Wachen dieses Ortes selten dabei neue Gesichter zu erblicken. So blieb viel Zeit für Dinge welche die Bewohner der großen Metropolen fast niemals taten, insbesondere das Nachdenken über sich und das Leben wurde hier ausgiebig getan trotz des Sinns dieses düsteren Flecken. An einer Feuerstelle wurde das Abendessen gekocht. Daneben steckten lange Spieße mit Fleischbrocken darauf. Die Verpflegung war hier ebenfalls so spartanisch und selten wie die Ankunft eines 'Besuchers'. Neben der Mauer gab es weitere Indizien für den Zweck dieses Ortes. Allein einen der Wachen zu betrachten gab Aufschluss. Das waren keine frischen Soldaten, oder Wachleute die gerade die ersten Schritte in diesem Beruf taten, sondern allesamt gestandene Männer und Frauen die wussten was die Bedeutung von Aufmerksamkeit, Disziplin und Bereitschaft waren. Auf einem Fass wurde Karten gespielt. Während weitere Wachen stoisch die Bewegungen der Umgebung beobachteten. Hin und wieder hörte man ein Schlüsselbund aus der Dunkelheit rasseln, begleitet vom charakteristischen Quietschen einer alten schweren Eisentür, welche die vielen Gänge, einer Miene gleich, voneinander trennten. Es war eindeutig. Diese Höhle war ein Gefängnis und dazu nicht nur ein einfaches in welche man Strauchdiebe und Schürzenjäger steckte. Dieser Knast war für all jene unglücklichen Seelen gedacht die auf nimmer wiedersehen verschwinden sollten. Dabei war weniger entscheidend ob diejenigen wirklich schuldig waren, oder wie schwer ihr Verbrechen wog, sondern mehr wen sie verärgert hatten. Sicher gab es auch den einen oder anderen Schwerverbrecher darunter mit deren Aufbewahrung normale Haftanstalten schlichtweg überfordert waren, die aber aus bestimmten Gründen zu wertvoll waren um sie einfach zum Henker zu führen. Die Gefangenen beeinflussten jedoch ihre Wärter mehr als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Natürlich gab es ein besonderes Augenmerk darauf für das Wachbataillon nur Leute auszuwählen die dem seelischen Druck standhalten konnten hier stationiert zu sein. Abgeschieden, fern von jedem Körnchen normalem Leben, von Familien falls diese überhaupt vorhanden waren. Es gab wenige Wachen hier die Frau oder Mann und Kinder hatten. So war der Sonnenuntergang hinter den Gipfeln des Panzergebirges eines der Lichtblicke an diesem Ort wo Freude und Hoffnung schneller starben als die Konstitution, die ein Gefangener brauchte, wenn er den beschwerlichen Bergpfad hierherauf nehmen musste.

"Zwei Asse! Das muss mein Glückstag sein!" freute sich einer der kartenspielenden Wachleute und schlug zur Unterstreichung seines Sieganspruchs für diese Runde mit der Faust auf seine dargebotenen Karten. die anderen beiden Wachleute schmissen verärgert ihre Karten auf das Fass. "Schon wieder! Wie machst du das Jory? Immer wenn viel im Pott ist zauberst du ein paar Bildkarten aus dem Ärmel!" Jory, der gerade noch das wohlklingende Geräusch von Münzen vernahm die er mit beiden Händen von der Fassmitte zu sich zog, hielt in seiner Bewegung inne und sah zu dem Nörgler auf. "Willst du etwa andeuten, dass ich betrüge?" Der Dritte in der Runde, ein Elf, hakte hier ein. "Das hat niemand gesagt. Du hast rechtmäßig gewonnen. Wir wundern uns nur über so viel Glück." Jory nickte dem Elfen zu, der nur durch seine spitzen Ohren zu erkennen war. Die Rüstung der Wachen war allesamt mit Wams und Kettenhemden ausgestattet. Dazu ein passendes Paar Hosen, Stiefel und Armschoner. Der Kettenhelm, deren Ketten fast wie Eisenhaare von der harten Helmplatte in den Nacken fielen, wurde fast nie abgesetzt. Einige Wachen schliefen sogar auf ihren Pritschen aus Holz und Stroh mit Helm. So mag es Außenstehenden seltsam vorkommen, dass sich die Wachen untereinander mit Namen ansprechen konnten, sahen sie doch alle fast absolut gleich aus. Dieser Effekt war bei den Insassen beabsichtigt, damit sich keine Orientierungen zu Patrouillenrouten oder möglichen Fluchtbemühungen aufbauen konnten. Doch die Wachen schafften es irgendwie untereinander kleinste Unterscheidungsmerkmale unter sich auszumachen und so recht schnell einem Wachmann einen Namen zuordnen zu können. Manchmal fiel es leichter wie bei dem Elf, anhand der Ohren. Doch da er nicht der Einzige Elf hier war, half das nur auf den ersten Blick. "Darean hat Recht", nickte der Nörgler. "Das war keine Unterstellung. Wir gönnen's dir! Es ist nur so, dass der Versorgungszug für diesen Monat sehr spät kommt. Er sollte schon gestern da sein und mir geht langsam das Geld aus." Jory lachte auf. Ein erfrischend helles Lachen für einen Mann seiner großen bulligen Statur. "Das glaub ich dir gern Wilbur. Bei so vielen Spielrunden würde ich auch Angst um mein Geld haben, wenn ich so schlecht spielen würde." Wilbur grunzte und Jory sammelte die Karten ein. Er war mit Geben dran.

Ein Klappern nährte sich von Seiten des Höhlenausgangs. Die beiden Wachen, die am Eingang standen und bis eben noch dem Sonnenuntergang zugeschaut haben, drehten sich in Richtung des kleinen Pfades. Dort schlängelten sich mehrere Maultiere und Ochsen schwer bepackt den Berg hinauf. Drei menschliche Begleiter, ganz in weite Gewänder gehüllt, trieben die Tiere an. "Der Versorgungszug ist da!", schallte es vom einen der Wachen in die Höhle hinein. Die Drei Kartenspieler sahen auf. "Das wurde aber auch Zeit, wie aufs Stichwort!", grinste Wilbur. Darean erhob sich von seinem Schemel. "Hoffentlich haben sie dieses Mal etwas Fawhambrot mitgeschickt. Das trockene Zeug aus Tulox kann ich nicht mehr sehen." Er putzte sich die Rüstung sauber als würde er zum Hauptmann gerufen werden. "Pah! Die Gaumenfreuden von Spitzohren habe ich noch nie verstanden! Das heimische Brot ist doch toll. Derb und sättigend, so wie ein echter Südmann braucht!" Wilbur klopfte sich auf die Brust, bevor auch er sich erhob um den Versorgungstrack in Empfang zu nehmen. Es gab aus Sicherheitsgründen kein großes Tor, sondern nur eine gewaltiges Gitter, welches den ganzen Eingang verbarrikadierte und durch eine kleine Tür betreten, oder verlassen werden konnte. Vier schwere Riegel waren stets vor die Tür geschoben und abgeschlossen. Diese wurden gerade von einem der Wachen geöffnet, die den Track zuerst bemerkt hatten. "Stichwort ist ein gutes Wort!" bemerkte Jory, der noch immer mit Mischen beschäftigt war. "Was meinst du?" wollte Wilbur wissen. Jory sah auf und zog ohne hinzusehen die oberste Karte vom Stapel und zeigte sie Wilbur. Es war ein Joker. "Hey, was soll das? Hast du etwa doch betrogen!?" Wilbur war entrüstet über diese Karte, die in einem Pokerblatt überhaupt nichts verloren hatte. Jory seufzte. "Das kommt auf den Blickwinkel an..." Ohne einen Muskel seines Arms zu bewegen warf der bullige Wachmann die Karte Wilbur entgegen, die wie ein Geschoss die kurze Distanz überbrückte und sich mit der Kante tief in die Kehle des Wächters schnitt. Dieser gab ein Röcheln von sich, konnte aber nicht um Hilfe schreien, weil der Joker ihm die Stimmbänder durchschnitten hatte. Gerade als er zusammensacken drohte stand Jory auf und stützte ihn um ihn langsam zurück auf den Schemel zu setzen. Mit nach vorne geneigtem Körper drapierte ihn Jory so, dass es aussah als würde er schlafen. "HEY! WAS IST DENN MIT WILBUR LOS?", rief Darean durch die Höhle. Jory ließ vom Toten ab und ging auf den Elf und die beiden anderen Wachleute am Tor zu. "Der hat sich wohl mehr verausgabt als er dachte... Die letzte Niederlage hat ihn wohl doch mitgenommen." Der Elf winkte ab. "Riinier..." Er wandte sich wieder dem Tor zu als Jory hinter dem Rücken die zweite Karte vom Stapel zog. Es war wieder ein Joker.
 
Es war alles wie ein Traum für die beiden frisch vermählten. Wie Ha'jett zu den beiden wären der Trauung sprach begann ab jetzt für Lea und Fermar der gemeinsame weg der Beiden in ein Neues Leben. Sie taten es aus reiner Liebe zu einander, was man bei den beiden auch wären der Trauung sehr gut erkennen konnte. Als Fermar heute zum ersten mal im laufe des Tages in der Halle des Tempels aufgetaucht ist. Musste es zuerst für die anderen vielleicht wie eine art Zweckbündnis ausgesehen haben. Als Lea seiner bitte nachgegangen ist und mit ihm sein ritual vor allen in der Halle des Tempels durchgezogen hatte. Doch jetzt erkannten die anderen vielleicht das durch die Trauung der beiden viel mehr dahinter steckte als es zu anfangs den Anschein hatte.
 
Alexis bleib allein mit Martax zurück, als die Truppe sich aufmachte, um alles für die Trauung zu arrangieren. Zugegeben, es mochte überraschend kommen, dass Lea und ihr plötzlich auftauchender Geistergefährte sich mit einem Mal trauen wollten, doch was wusste er schon über die beiden? Sie kannten sich wohl schon länger und ihre Gründe ergaben Sinn.
Als die anderen weg waren, setzte Alexis sich wieder und blickte kurz zu Martax, der noch immer in seiner meditativen Haltung verharrte. Es war nicht allzu lange her, dass er selbst auf ähnliche Weise in der Kathedrale von Port Raven ein wenig Schlaf und Erholung suchte. Meistens mit minderem Erfolg. So waren die letzten Tage auf mehrere Weise erholsam gewesen. Auch wenn die Welt etliche Seemeilen entfernt in Flammen stand. Zermürbt mochte sich niemand lange einem Heer von Dämonen stellen.
Ein Heer... Das würden auch sie brauchen, wenn sie ihrgendwann Erfolg haben wollten. Kurz kniff er mit nachdenklichem Blick die AUgen zusammen, als er erneut zu Martax herüber blickte. Er war ein Dämomengraf. Vielleicht, wenn man irgendwie an sein Dämonenheer kommen würde, wenn er überhaupt willens war auf diese Weise zu helfen... Sonderbare Zeiten erforderten sonderbare Verbündete. Und so sehr es ihn wurmte, so hatte Magna vielleicht garnicht so unrecht. Sie hatten immerhin das gleiche Ziel, wenngleich aus unterschiedlichen beweggründen. Und Martax hatte deutlich durchblicken lassen, dass er kaum interesse an dieser Welt hatte. Er spielte einige Möglichkeiten in seinen gedanken durch, bis er schließlich von der Anwesenheit einer bekannten Präsenz darin unterbrochen wurde. Noch ehe Dot in die Halle trat, vernahm er den polternden Gang der Norne. Meena betrat die Halle, ihren schweren Hammer geschultert und hielt inne, als sie die Hinterlassenschaften der vorangegangenen Ereignisse erblickte. Auch DOt hielt inne und sah das Blut.
"Was bei den Geistern der Wildnis ist hier vorgefallen?", donnerte die Hühnin und richtete ihren verärgerten Blick auf Martax. Dieser zeigte jedoch keine Regung, oder schein sich zumindest nichts anmerken zu lassen.
"Ein Missverständnis. Unterschiedliche kulturen und Auffassungen. Man kennt das ja. Wir konnten die SItuation wieder entschärfen."
Misstrauisch hob Meena eine Augenbraue, ließ den Blick aber nicht von dem Roten Grafen ab. Sie ließ ihren Hammer auf den Boden donnern, bevor sie sich neben Alexis setzte und ihre Füße auf der großen Tafel überschlug, die im Verhältnis zu ihrer Körpergröße mit einem Mal nicht mehr so groß wirkte.
Alexis wandte seinen Blick Dot zu. Sie trug einen schwarzen, ausladenden Reisemantel, dessen Kapuze einen großteil des Gesichts zu verdecken mochte.
"Ich war bei einer Heilkundigen und habe mir etwas Rat eingeholt.", meinte sie entschuldigend, um ihre Abwesenheit zu erklären und setzte sich zu Alexis' anderer Seite.
Er nahm ihre Hand, die sie auf die Tischplatte gelegt hatte und sah ihr forschend in die Augen. Ihre Unsicherheit war verschwunden. Es gab keine Geheimnisse mehr. Vielleicht wäre es besser gewesen, nichts von ihrer Schwangerschaft zu erfahren, doch es gab kein Zurück mehr. Und andererseits hätte er sich unnötig Sorgen gemacht. Sein Weg lag nun klar vor ihm. Es war ihm nie wirklich bewusst gewesen, doch im Grunde war er auf Reisen gegangen, um wiederzuerlangen, was er verloren hatte. Er hatte sich nie irgendwo heimisch gefühlt, seitdem Dot damals fort gehen musste. Wenn er jemals seinen Großvater fand, würde er ihn zur Rede stellen. Nur mit ihr war er vollständig. Und er hatte dieser Gleichung noch etwas hinzugefügt.
Sein Weg vor ihm war so klar wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er wollte diese Welt zu einem Ort machen, in dem er unbesorgt seine Kinder aufwachsen sehen konnte.
Dot nahm ihre Hand hastig von der seinen, als jemand anderes in die Halle kam. Es war Yamu, die eine Nachricht überbrachte.
"Auf dem Dach des Tempels findet eine Trauung statt. Wollt ihr euch das ansehen?"
Meena winkte ab. "Trauungen werden in meinem Volk nicht abgehalten. Geht ihr ruhig. Ich behalte den da im Auge.", meinte sie nur und zeigte mit dem Daumen dabei auf Martax.
Ein kurzer Blick zu Dot reichte und sie und Alexis erhoben sich, um der Feierlichkeit beizuwohnen.

Oben angekommen wartete Yuki bereits auf die drei. Die Zeremonie war wundervoll hergerichtet und Haj'ett glänzte als Zeremonienmeister überraschend gut. Auch wenn Alexis noch immer mit dem Brautpaar fremdelte, so war es doch eine schöne Zeremonie. Der Echsenmensch wusste Alexis immer wieder aufs neue zu überraschen.
Alexis, Dot und die Zwillinge standen etwas abseits, um nicht zu stören. Dieser Moment gehörte dem Brautpaar. Eher beiläufig und versteckt suchte ihre Hand die seine und ihre Finger verhakten sich ineinander, während sie in stiller Einigkeit der Trauung folgten.
"Dieser Haj'ett ist garnicht so übel.", raunte Yuki und erntete einen verwunderten Blick von ihrer Zwillingsschwester.
Und Alexis musste ihr recht geben. Eines Tages vielleicht, wenn sie noch am Leben waren, wenn all das vorüber war, würde er ihn darum bitten auch seine Heirat abzuhalten. Aber jetzt galt es, diesesn Moment des Friedens zu genießen. Diesen letzten Abend, bevor sie aufbrachen um ihr Zeichen in dieser Welt zu hinterlassen.
 
Was kostet die Freiheit?

Der Wachmann atmete schwerfällig, ehe ihn ein Hustenanfall überkam und er rasselnd zusammenbrach. Sein Rücken war gespickt von Karten unter denen sich ein kaum sichtbarer Fluss des roten Lebenssaftes über die Riemen und Ketten der Rüstung den Weg zum kalten Steinboden der Höhlengänge suchte. Es war der letzte Wachmann den Jory auf diese Weise ausschaltete. Der Eingang gehörte ihm. Niemand hatte laut um Hilfe gerufen. Der Versorgungstrack war schon nahe. Er hatte nicht mehr viel Zeit. So sammelte er schnell die noch fehlenden Karten von den Leichen ein und nahm beiläufig ein große Schlüsselbund an sich, welches eine Vielzahl von verschiedenen Schlüsseln beherbergte. Manche waren verschnörkelt, andere schlicht, aber dafür mit unzählbar vielen Kerben an den Stiften. Es war verständlich, dass die Schlösser in diesem Kerker nicht in zwei Minuten geknackt werden sollten. Entsprechen kompliziert waren die Schlüssel zu den Schlössern. Karten und Schlüsselbund fanden ihren Platz in bzw. an der Rüstung. Die Totenstille in der großen Höhle hatte etwas Gespenstisches an sich, besonders jetzt wo der letzte wärmende Sonnenstrahl hinter den Gipfeln verschwunden war und die Kälte immer mehr um sich griff. Hier oben wurde es deutlich schneller kühl als im Tiefland. Jory stiefelte los in die Höhle. Er brauchte für einen hier stationierten Wächter ungewöhnlich lange den passenden Schlüssel zu finden, wenn er vor einer verschlossenen Tür stand. Um nicht sonderlich viel Verdacht zu hegen achtete er daher darauf möglichst immer allein zu sein, wenn er etwas aufschließen musste. Hin und wieder traf er eine Patrouille in den Gängen. Doch er hatte gute Arbeit geleistet und niemanden in den Gängen alarmiert. Bis auf ein knappes, respektiertes Nicken nahmen die Anderen keine Kenntnis von ihm. Im spärlichen Fackellicht der Stollen waren die Zellentüren kaum auszumachen. Sie waren allesamt aus massivem Stahl und nur ein kleiner Guckschlitz auf Kopfhöhe und ein größerer Schieber für die spärlichen Essenausabgaben zum Boden hin war die einzige Möglichkeit mit dem Gefangenen Kontakt aufzunehmen. Die meisten der Wachleute hier hatten keinen Schlüssel zu den Zellen. Auch das war Absicht. Jory vernahm hin und wieder verstörende Geräusche hinter den Zentimeter dicken Türen. Da sang eine brummige Stimme ein Lied von einem kleinen Vogel, der einfach durch die schmalen Schlitze eines Gitters in die Freiheit entfliehen konnte. Doch dann brach er sich einen Flügel und wurde, flugunfähig und angreifbar von einem Wolf zerfleischt. "Was kostet die Freiheit...", sang die Stimme. Jory hielt kurz inne und musste darüber nachdenken.

Doch rasch schüttelte er den Kopf. Er hatte keine Zeit über die Gedanken der Verlorenen nachzudenken. Einige Gänge weiter hörte er jemanden vergnügt über die Ereignisse der letzten Woche erzählen. Es war eindeutig die Stimme einer Frau. Sie schien sich zu unterhalten: fragte ob noch jemand Tee wollte, oder wie die Plätzchen schmeckten, die sie heute gebacken hatte. Das Rezept habe ihr die Nachbarin verraten und es sei wirklich mal was Neues. Jory konnte von draußen niemanden Antworten hören, aber die Frau im Kerker schon. Denn sofort plapperte sie wieder los wie toll es sei, dass die unhörbare Gesprächspartnerin nun schwanger sei und sie sich schon lange Kinder gewünscht hätte. Offenbar verrückt., war Jorys knappe Diagnose der Situation. Es reizte ihn kurz einen Blick hineinzuwerfen, doch dann war er sich nicht mehr so sicher, ob er wirklich sehen wollte, was sich dort drinnen abspielte. Außerdem trieb ihn die Zeit. Der Versorgungstrack würde noch misstrauisch werden. Schließlich erreichte er einige Gänge und mittlerweile tief im Berg sein Ziel: Zelle 634. Er schaute sich um, ob jemand der anderen Wachen in der Nähe war. Doch niemand war im Dämmerlicht auszumachen, oder zu hören. Nur die Fackeln brannten unruhig in dem Gang. Jory schob den Schieber vom Sehschlitz zur Seite und spähte hinein. Sofort stieg im der Geruch von verrottendem Stroh in die Nase. Darauf lag etwas, bzw. jemand und rührte sich nicht. Der Wachmann konnte nur einen Haufen Lumpen sehen. Trotzdem schien er sich sicher zu sein, dass es die Person war die er suchte. Die Tür war mit zwei Schlössern gesichert. Beide Schlüssel musste er an dem Bund suchen und fast alle durchprobieren bis er sie fand. Es waren auch noch zwei verschiedene Schlüssel. Die Schlösser sprangen nur mit Widerwillen auf. Sie wurden wirklich einige Zeit nicht bewegt und die Feuchtigkeit des Berges tat ihr Übriges. Noch schwerer war es die massive Tür aufzustoßen. Die quietschte und schliff über den Boden, aber Jory bekam sie auf. Er betrat vorsichtig die Zelle. Noch immer bewegte sich der Lumpensack nicht. "Hey! Aufstehen. Wir müssen los!" Keine Regung. Er stieß mit seiner Stiefelspitze in die Lumpen und rüttelte am Körper. "Los, Bewegung! Du hattest lange genug Zeit zu schlafen." Endlich bewegte die Gestalt und zwischen den Lumpen kam ein hübscher Kopf empor. Jory ging beiseite um mehr Licht in die Zelle zulassen und das Gesicht genauer betrachten zu können. Es war das Gesicht einer Frau, sehr ansehnlich, oder mal gewesen. Überall waren Blessuren zu erkennen. Ihre Augen strahlten Hoffnungslosigkeit aus. Sie versuchte zu sprechen, doch es kam nur ein Krächzen heraus. Sie strengte sich an. Jory seufzte "Keine Hast lass dir ruhig Zeit. Ich kann meine Termine verschieben." Die Frau stützte sich auf, konnte sich aber kaum halten. Ihre Kleidung gab keine Informationen über ihre Statur. Doch das mussten sie auch nicht. Der Wachmann wusste wie sie aussah. "W...Wer...Wer bist... du...?" Er schüttelte den Kopf. "Was denn, erkennst du mich nicht? Deinen alten Freund und Kumpel? Deinen Erretter in der Not? Für Kurzweil und schlechte Witze immer zu haben?" Die Frau schaute apathisch den Wachmann an. Ihre Arme zitterten ob der ungewöhnlichen Belastung sich so lange zu stützen. "Also wirklich Soir du solltest einen Narren erkennen, wenn du ihn vor dir hast." Jory nahm den Kettenhelm ab. Schon beim Abstreifen war das Klingeln von kleinen Glöckchen zu hören. Kurz darauf kam eine weiße Maske zum Vorschein, welche die gesamte rechte Gesichtshälfte bedeckte. Die Linke war mit dicker Schminke schwarz gefärbt. Auf dem Kopf thronte eine Narrenmütze mit drei Zotteln an deren Spitze jeweils ein Glöckchen aus Messing hing und bei jeder Kopfbewegung klingelte. "F... F... Feste...?" Der Narr schüttelte überspitzt enttäuscht den Kopf. "Dein Großvater bin ich jedenfalls nicht." Jory bzw. Feste hielt Soir eine Hand hin. "Los kommt, wir müssen vor dem Versorgungstrack am Höhleneingang sein. Ich habe ein ganz besonderes Paket hierher schicken lassen und es wäre ungünstig, wenn die guten Viehtreiber es abladen, bevor ich da bin." Soir hatte nur Fragezeichen über den Kopf. Sie blickte nun zum ersten Mal zur Tür. Diese stand wahrlich offen. Sie konnte gehen. Sie kam wahrhaftig hier raus. Langsam dämmerte diese Erkenntnis bis in ihr Bewusstsein. Die Gefühle übermannten sie und dicke Tränen wären ihr die schmutzigen Wangen herabgerollt, aber sie war viel zu dehydriert um Weinen zu können. Sie hatte weder die Kraft noch Tränen für Freude übrig. Feste erkannte, dass sie ihm keine Hand reichen konnte, ohne vorne überzukippen. Er ging auf sie zu und griff ihr buchstäblich unter die Arme. Mit wackligen Beinen stützte sie sich an Feste ab und sie gingen zur Tür. Es war wirklich höchste Zeit, dass sie hier verschwanden.


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Martax wurde durch eine dröhnende Stimme in seinem Schlummer geweckt. Er hatte wirklich lange geschlafen und war darüber erstaunt. Schlaf kannte er zwar ebenfalls als Ruhephase, aber bei Weitem nicht so lange. Wer schläft kann sich nicht verteidigen. Darum wunderte sich ebenfalls, dass er trotz der langen Ruhephase noch am Leben war. Noch ein entscheidender Unterschied zum Schattenreich. Hier trachtete nicht jede Sekunde einem jeder nach dem Leben. Es war mittlerweile dunkel geworden. die Fenster des Tempels verrieten ihm das und die doch recht zahlreiche Gruppe war verschwunden. Dafür saß ihm unweit seines Platzes eine Hünin von einer Frau mit großem Hammer gegenüber und starrte ihn mit mürrischem Blick an. Ein unerwarteter Anblick. Der Dämon war sich sicher, dass diese Person nicht zur Gruppe gehörte und hatte er sie nicht schon mal bei seiner Ankunft gesehen. "Bin ich jetzt doch ein Gefangener dieses Ortes? Ihr schaut mich an, als würdet Ihr mich bewachen. Kennen wir uns nicht? Ihr gehört zu diesen Dämonenjägern, diesen Seraphen, hm?" Martax wurde nicht so ganz schlau aus der großen Frau, aber das wurde er selten aus Menschen. "Habt Ihr einen Namen, oder soll ich mir einen für Euch ausdenken?" Martax erwiderte den starren Blick. Es lag weder Sorge in seinem Blick, noch Unbehagen. Nur ein ernster starrer Blick der Meena zeigen sollte, dass er jede Herausforderung annehmen würde die sie bereithalten würde.
 
Auf dem Markt war Sextana die meiste Zeit damit beschäftigt, ein Auge auf Fräulein Karma zu haben, und sich mit etwas Rum auf das folgende Ereignis einzustimmen. Etwas ungeduldig und gelangweilt beobachtete die Magierin das zukünftige Ehepaar dabei, wie sie die Erledigungen für die Trauung machten. Sie wollte endlich sehen, wie die Zeremonie Haj'etts aussehen würde. Euphorisch verfolgte Sextana Haj'ett auf der Suche nach dem richtigen Platz für die Ehe, als es bereits dunkler wurde. Für die Heilerin ein Segen, denn sie hatte sich an diesem Tag schon viel zu lange der Sonne ausgesetzt. Haj'ett hatte ein gutes Auge für Dinge wie diese, und Sextana fragte sich eher beiläufig, woher das kam. Sie genoß den Ausblick, den sie vom Tempel aus hatte. Doch dann begann die Zeremonie und Sextana folgte Lea und Fermar, um sie später mit etwas Abstand die Treppen hoch zu folgen. Als es soweit war folgte Sextana den Beiden, die ihr eigentlich so unfassbar fremd waren, mit der Kiste, die Haj'ett ihr mitgegeben hatte.
Umso mehr Dank empfand sie dafür, dass sie dabei sein konnte. Als sie am improvisierten Tempel Haj'etts ankamen, stellte sich Sextana stumm in den Hintergrund. Versunken starrte sie in das Feuer, das in der Schale wild flackerte, und wartete darauf, dass Haj'ett das Wort ergriff. Es war ein packender Moment für Sextana, obwohl sie noch keinerlei Verständnis und Erfahrung über jene Gefühle gesammelt hatte, die die beiden zukünftigen Eheleute verbanden. Die Magierin fand es unheimlich entzückend, dass Haj'ett sich auf die Zehenspitzen stellte, um Lea die Kette umzulegen, doch ehrfürchtig schwieg Sextana und sah aufmerksam zu, wie die Zeremonie von statten ging, bis Haj'ett sie heranwinkte und sie die Kiste für Lea und Fermar öffnen ließ.
Als der Echsenmensch die Ringe an sich genommen hatte, stellte sich Sextana abermals zur Seite und schwieg. Sie genoß es, sich diesen Beweis der Liebe dieser Beiden anzusehen, doch gleichzeitig fragte sie sich, wieso sie noch nie in der Lage dazu gewesen war, sich einem anderen Wesen gegenüber derart zu öffnen.
Vielleicht lag es nicht an ihr, vielleicht aber war sie bisher mit verschlossenen Augen vor allem weggerannt, das Vertrauen als Anlage brauchte.
Sextana schüttelte den Kopf und versuchte sich auf die Zeremonie zu konzentrieren, die Haj'ett so vollkommen und gekonnt leitete.
Es war verrückt, doch die Magierin empfand etwas wie Glückseligkeit, allein bei der Freude für das Ehepaar, das sie gar nicht kannte. Und trotzdem fühlte sich Sextana eigenartig dabei, ihnen zuzusehen, und als sie sich küssten, sah Sextana weg und starrte auf die Kiste zu ihren Händen, in der Hoffnung dass es nicht auffiel. Dann war es vorbei, und sie atmete auf.

Eine gewisse Anspannung ließ Sextana jetzt los, und sie stellte eilig das Kistchen ab, als Fräulein Karma auf sie zu stürmte. "Ich bin stolz auf dich, du hast dich wirklich gut benommen.", sagte Sextana ihrem Kapuzineräffchen, das jetzt die Arme um ihren Hals schlang, als wären sie für Jahre getrennt gewesen. "Du brauchst dich nicht zu fürchten, ohne dich geh ich nirgendwo hin, siehst du?", murmelte sie und strich Fräulein Karma über den Rücken. Zufrieden löste sich das Äffchen wieder und nahm die Gegend um sie herum unter die Lupe. So etwas war nicht nur neu für Sextana, sondern ebenso für ihre tierische Begleitung.
Mittlerweile war es ziemlich dunkel und Sextana fragte sich, ob die Gruppe bei den Seraphen hauste. Und die nächste Anspannung machte sich in der Magierin bereit, als sie an den nächsten Tag dachte. Wohin brachen sie überhaupt auf? Tatsächlich holte sie jetzt die Angst ein, die sie vorhin noch unterdrückt hatte, als Lea ihr sagte, dass sie wahrscheinlich am Ende nicht lebend zurückkamen. Sextana zupfte nervös an ihrem Unterbrustkorsett und ihre Augen suchten fragend nach nichts Bestimmten.
"Uhmm..", fing sie an, als die Stille ihr langsam unangenehm wurde, "Vielleicht möchte jemand von euch mir ja erzählen, wohin wir morgen aufbrechen und wieso, wenn ich doch nun zu euch gehöre...", sagte sie verunsichert und suchte nach einem Gesicht, das sie Willkommen hieß. "Außerdem stellt sich mir die Frage.. Ob wir hier die Nacht verbringen."

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Trauerlied

Als Siviria inne hielt, um den Schnee auf ihrem weißen Gesicht zu spüren, wurde ihr bewusst, dass sie sich nie wieder zuhause fühlen würde, wenn sie erst einmal an Stenian gebunden war. Seine Hand zog sie weiter, als ihre Füße im weißen, kalten Mantel Chantrasams versanken. Die Magie des Augenblicks wich sofort wieder, noch ehe sich die Eiselfe daran laben konnte.
Wie eine Liebhaberin, die sich von ihrem Liebsten trennen musste, starrte sie gen Himmel und genoss die Schneeflocken, die auf ihrem Gesicht sofort schmolzen.
Den zukünftigen Herrschern folgten jetzt nicht nur Geiger und Garde auf dem Rückweg, sondern eine große Schar Bürger folgten ihnen, die tuschelten und neugierige Fragen in die Runde warfen. Siv fühlte es, wie Blicke ihren Rücken durchbohrten, jeder von ihnen ein Stück Abscheu dafür, dass sie eine Eiselfe war. Manche klangen wütend, manche voll Sorge, und manche euphorisch, denn die Verkündung eines neuen Regenten brachte angeblich stets ein großes Fest mit sich.
„Stenian?“, fragte Siv, tatsächlich empfand sie Angst. Sie fühlte sich nicht sicher, nein, sie fühlte sich plötzlich schwach und erschöpft. Die Maske die sie trug, forderte die Meisterin der Infiltration mehr denn je, denn statt unentdeckt zu bleiben, stand sie jetzt im Mittelpunkt.
Sie durfte nicht versagen, die Anstrengung zeigen, die diese Maske mit sich brachte -
Jeder sah sie an, jeder suchte nach dem ersten Stück von ihr, das sie bis aufs Kleinste zerreißen konnten. Siviria war sich trotz der Garde nicht einmal sicher, ob man ihr nicht jeden Moment dieses Weges eine Klinge durch den Leib drücken könnte. Niemand war dort, dem sie vertrauen konnte.. Außer..
„Ja?“, erwiderte Stenian und blickte erst das Schloss vor ihnen an, dann Siv in die Augen.
„Wenn es schon bekannt gemacht wird.. Könntet Ihr..“, fing sie an und blickte dem Menschen tief in seine Augen. „Könntest du veranlassen, dass meine Begleiterinnen aus ihrem Umfeld befreit werden, um mir besser beistehen zu können?“, fragte Siviria schließlich.
Viel zu lange spielten sie mit, und mehr denn je konnte Siv ihre Untergebenen gebrauchen.
„Wenn es dir so wichtig ist.. Von mir aus. Ich hoffe, du weißt sie unter Kontrolle zu behalten.“, entgegnete der neue Regent Trauerlieds.
Siv nickte und hielt sich fester an dem Arm ihrer letzten Hoffnung fest.
In der Morgendämmerung traten sie durch das schwere Tor des Schlosses, indem nun völlig eiliges Treiben herrschte. Dienerinnen trugen Dinge von A nach B, offensichtlich wurde ein Bankett zur Verkündung des neuen Regenten vorbereitet. Stenian war scheinbar auch längst mit den Gedanken bei diesem wichtigen Ereignis. Es konnte ihm nicht schnell genug gehen, denn auch wenn er sowieso schon rechtmäßiger Regent über Trauerlied war, dadurch, dass Extan keine Kinder gezeugt hatte, so hatte er schon Tage zuvor über einige Änderungen geredet, die er vornehmen würde, wenn er ein Regent wurde.
Bei dem Gedanken daran fuhr Siv ein kalter Schauer über den Rücken, denn diese Änderungen waren so rapide, dass viele Menschen Trauerlieds in Probleme geraten konnten, und ohne wütenden Mob könnte dies nicht von Statten gehen. Und das Bankett? Eine weitere unnütze Vorbereitung, denn wenn Stenian erst einmal verkündet hatte, was er eben zu verkünden hatte, dann würde jenes nicht mehr möglich sein. Schließlich wandte sich Stenian auf ihrem Weg zuerst an einen der Männer seiner Garde, und besprach mit ihm irgendetwas, was Siv nicht verstehen konnte. Dann war er endlich fertig, und Siv konnte Abstand zu den neugierigen Leuten gewinnen.

Ihre Schritte führten sie die zwei die mächtigen, breiten Treppen hoch, eine ganz andere Richtung als die, in die sie sonst zu Stenian's Gemach gingen. „Wir werden Herrscher sein. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich noch eine weitere Nacht in diesen heruntergekommenen Wohnräumen schlafen lasse?“, fragte Stenian als er Siv's fragenden Gesichtsausdruck sah und räusperte sich. Siviria fragte sich, wieso Stenian es so eilig hatte, in allem was er tat der Regent zu werden. Befürchtete er, dass ihm jemand wegnehmen konnte, was er erlangt hatte? Oder... Oder hatte es mit Valos zu tun?
Auf dem Weg in das neue Gemach sah Siv einige Diener, die davon huschten. Offensichtlich hatten sie während ihrer Abwesenheit unter Zeitdruck das Gemach hergerichtet und mit Stenian's Besitztümern gefüllt. Schweigend erreichten sie die Räume des Regenten und Stenian deutete zufrieden auf die Türklinke einer massiven Tür, sodass Siviria die Freiheit blieb, als erstes einen Blick zu erspähen. Siv hielt inne und atmete tief ein. Dann öffnete sie die Tür, trat ein paar zögerliche Schritte in die Räumlichkeiten und sagte nichts.
Es war viel heller als das düstere Gemach Stenians. Die Fenster beleuchteten jeden Winkel, und die weißen Vorhänge flatterten, weil ein paar von ihnen offen standen. Auch der Boden hatte einen hellen Teppich und nur die Möbel bestanden aus dunkleren, teuren Hölzern. Siviria mochte es, denn die Helligkeit und der hervorragende Ausblick auf die Schneelandschaft hinter den Mauern, hinter dem Schloss, die erinnerte sie an ihr Zuhause. Es löste Sehnsucht in ihr aus.
Rechts und links gingen die Wohnräume weiter, und Siv betrachtete jeden von ihnen. Ein Esszimmer, das für bis zu zehn Leute gereicht hätte, dazu ein großes Zimmer zur Wäsche und das Schlafzimmer.. Es sah gemütlich aus. Stenian interessierte sich vorerst nur für sein Büro, doch es war nicht viel Zeit um hier zu verharren.
Während Siv auf dem gemütlichen Bett saß, und sich fragte, ob sie sich jemals an diesen Schnickschnack gewöhnen würde, trat auch Stenian in das Schlafgemach und warf seinen Mantel über einen Schrank. „Wir haben keine Zeit. Man erwartet uns bald im Thronsaal.“, sagte Stenian. Dann ging er zu ihr herüber, nahm ihre Hand unerwartet sanft und kniete sich vor ihr auf den Boden. „Ich weiß, dass du dir nicht ausgesucht hast, dass es so laufen würde.“, sagte er. Siviria tat es sich schwer, dem Menschen nicht mit Hingabe zuzuhören. Er klang so anders, so fürsorglich, dass sie ihm schwer nachtragen konnte, wer er war, in was für eine Situation er sie gebracht hatte, und dass sie ihn nicht heiraten wollte.
„Doch ich verspreche dir, dass ich Trauerlied zu einem Ort machen werde, an dem Elfen als Bewohner geduldet werden.“, sagte er. Siviria schüttelte den Kopf. Etwas in ihr kochte hoch, was sie schon ihr Leben lang, das sie der Kriegerkaste gewidmet hatte, gefühlt hatte.
„Geduldet!“, sagte sie und lachte laut. Daraufhin wurde ihr Blick wieder ernster, er wandte sich auf den Mann, der vor ihr kniete. Wenn sie ihn in der Nacht einfach getötet hatte, als er sie bat, neben ihm zu schlafen, dann hätte sie das alles unterbunden. Doch wäre das richtig gewesen? Wo stünde sie dann jetzt? Ihr Volk?
Und wenn sie jetzt ihre Hände um seine Kehle geschlossen hätte, und ihn dort unten auf dem Boden erwürgt, was wäre dann geschehen? Alles wäre zusammengebrochen, alles. Was wäre aus ihr geworden? Vielleicht hätte man sie sofort umgebracht, einfach, weil sie keinen Nutzen gehabt hätte.
„Unser Volk zu dulden, in seinem eigenen Land, in seiner Heimat, das ist wirklich wenig verlangt.“, sagte Siviria. „Es sollte selbstverständlich sein. Dein Volk.. Es kam, als wir friedlich im Einklang mit der Natur lebten. Ihr wart Gäste, nichts weiter. Wir duldeten euch alle.. Bis ihr uns versklaven wolltet, ausrotten wolltet, uns unsere Natur wegnahmt. Wenn eines Gerecht wäre, dann, dass wir Elfen die Freiheit unseres Landes zurückerlangen. Wenn es nur eines Gäbe, was hier noch Gerecht sein könnte, so wäre es, dass die Seelenkapsel unserer Magierkaste übergeben wird.
Ich kenne Chantrasam als das ewige Eisland. Es ist mein Zuhause, und wenn der Fluch gebrochen wird.. Dann wird mein Zuhause für immer in seine Ursprungsform zurückkehren. Doch.. obwohl es dann anders wäre, so wäre es mein Zuhause. Und wenn die Natur niemals Erlösung bekommt, so wird eines Tages vielleicht jeder hier dafür bezahlen. Dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Menschen und Elfen, denn jeder wird leiden. Unsägliche Qualen. Niemand wird jemals wieder glücklich werden, oder Hoffnung sehen, oder Mut empfinden.
Vielleicht.. Vielleicht werden wir die Freiheit unseres Landes nicht mehr herbeiführen..
Doch wir haben doch zumindest mehr verdient, als nur GEDULDET ZU WERDEN!“, sprach Siv und wurde dabei unkontrolliert laut. Es kam Siv vor.. Als würde das Geräusch der Ohrfeige, die Stenian beinahe zur Seite geworfen hätte, nachhallen.
Stille.
Stenian rieb sich die Wange und blieb auf Knien. Etwas Undefinierbares regte sich in seinen Augen. Er stand dennoch nicht auf, er blieb wo er war. Selbst jetzt ergriff er wieder die Hand, die ihn gerade noch geohrfeigt hatte. „Das wirst du nie wieder tun.“, sagte er. Seine Stimme war ruhig, doch Siviria wusste, dass sich etwas anderes in ihm regte.
„Wenn du mich betrügst, werde ich noch viel Schlimmeres tun.“, sagte Siv und stand vom Bett auf, um Stenian dort einfach stehen zu lassen. „Ich werde mich jetzt umziehen. Ich hoffe, ich finde etwas Würdiges für eine Feier der Menschen“, sagte sie und verschwand in dem Zimmer, dass sich als Umkleideraum herausgestellt hatte.

Es dauerte nicht lange, da trat Siv in einem weißen Kleid mit goldener Spitze aus der massiven Tür heraus, um sich neben Stenian in seinen Arm einzuhaken. Eher simpel geschnitten, war es immerhin besser als diese furchtbar breiten, pompösen Kleider, mit denen man durch kaum eine Tür gepasst hätte. Siv wollte sich in keinen unnötigen Schnickschnack zwängen, denn niemand wusste was sie bei der Versammlung erwarten würde. Den Dolch, den Siv sich sofort wieder zurückgeholt hatte, als Stenian ihn ihr einst abnahm, trug sie unter ihrem Kleid, eng an ihren Oberschenkel geschnürt, sodass man ihn möglichst wenig unter ihrem Kleid sehen konnte.
Sie verschwanden in den Gängen, und Siv atmete wieder voll Aufregung ein und aus. Ihre Brust bebte und Siviria fühlte sich gänzlich unwohl, bei dem Gedanken, wie viele Bürger Trauerlieds sich an diesem Tag im Schloss tummeln würden. In genauerer Überlegung fand Siv es klüger, hätte man die Bürger vor dem Schloss versammelt, denn ihnen die Tür zu öffnen damit sie im Schloss über die Entscheidungen des Regenten urteilen konnten, war keine sehr gute Idee. Doch die Tradition wollte es scheinbar so, und es blieb Siviria keine andere Wahl, als jene vorerst zu respektieren.
Bevor sie die Treppen erreichten hielt Siv inne, denn dort standen drei Gestalten, deren Gesichter zur Hälfte mit dunklem Stoff verdeckt wurden. Ihre Rüstungen blitzten nicht auf, wie die Stahlrüstungen der Wachen, sondern waren schwarz wie die Nacht. Das Leder war dick und lag so eng an, dass man drei weibliche Personen ausmachen konnte, die mit jeweils zwei dunklen Dolchen ausgestattet waren. Gab es bereits jetzt Abtrünnige, die Siv tot sehen wollten? Oder gar den neuen Herrn Regenten? Siv weigerte sich einen Moment weiterzugehen, und als wäre nichts, schaute Stenian Siv fragend an. „Oh, ich vergaß.“, sagte Stenian und zog Siv an der Hand auf die drei Gestalten zu. „Man hat sich sofort darum gekümmert, deinen Wunsch zu erfüllen.“, ergänzte er. Seine offene Geste deutete Siv, sich die Gestalten anzusehen.
„Ihr habt uns Sorgen bereitet, Kastenhöchste Siviria!“, tönte es unter einer der Masken hervor.
Die drei Wesen zogen ihre Kapuzen von den Köpfen und die Masken vor ihrem Mund weg, um Siv zu zeigen, wer sie waren. Siviria lächelte erleichtert, als sie sich als ihre drei Vertrauten entpuppten. Tatsächlich empfand sie so eine intensive Freude darüber, dass sie alle drei in ihre Arme schloss, als seien es ihre Kinder, die lange verschollen waren und plötzlich wieder zurück zu ihrer Mutter kehrten. Als sie sich wieder löste, blickte sie die drei eindringlich an. „Von jetzt an dürfen wir uns nicht voneinander trennen.“, sagte sie. „Es gibt so vieles, was ich Euch sagen muss, doch begleitet mich erst einmal, und sorgt dafür, dass keiner von den Menschen mein Vorhaben verhindert.“, sagte Siv und hakte sich wieder bei Stenian ein. Dann traten sie langsam die breiten Treppen hinab.
Es schlossen sich ihnen einige Männer aus Stenian's Garde dem Ganzen an, um sich gleichmäßíg um sie zu formatieren. Die Seite Siviria's wurde besonders geschützt, dadurch, dass ihre drei Vertrauen ihr nicht von der Seite wichen.
Und als die Eiselfe das andere Ende der Treppe betrachtete, wurde ihr klar, dass dieser Schutz auch nötig war. Zig neugierige Menschen tummelten sich dort, und als sie unten ankamen, musste die Garde erst Platz durch die Versammlung schaffen, damit Siv und Stenian ihr Ziel erreichten. Fragen wurden so durcheinander geworfen, dass man sich niemals einer Einzelnen hätte annehmen können. Mit roher Gewalt stießen die Männer der Garde die Leute weg, die sich selbst nach einer Zurechtweisung weigerten, aus dem Weg zu gehen. Es führte sie in den Durchgang zum Thronsaal, wo die Versammlung stattfinden sollte. Siv spürte, wie sie die Angst packte.
Eine Schlacht zu führen, war für sie nicht so gefährlich, wie ohne Rüstung und ohne Soldaten durch eine Meute zu treten, deren Absichten man nicht einmal kannte.
In der Angst griff ihre Hand die Hand einer ihrer Vertrauten, Corra, die sie eindringlich ansah, als sie die unverhoffte Berührung vernahm. Ihr Lächeln war wie Balsam für Siv. Obwohl sie ihre Kastenhöchste war, schämte sich Siv nicht für den Moment der Schwäche. Kein Eiself Chantrasams tat jemals das, was sie gerade vollbringen musste. Corra drückte sanft zurück, während Siv ihren Griff um den Arm Stenian's lockerte. Plötzlich konnte sie sich geborgener fühlen, jetzt, wo ihre Artgenossen ihr zur Seite standen. Ein dummer Plan, wie der Stenian's, hätte sie niemals so retten können, wie der Handdruck einer Eiselfe wie Corra. „Vertraut uns. Nochmals werden wir Euch nicht aus den Augen lassen.“, sagte Corra. Langsam lächelte Siviria auch, doch nicht weil ihre Maske für die Mehrheit es verlangte, sondern weil sie eine Sorge weniger hatte.

Die Musik, die im Thronsaal gespielt wurde, stoppte, als immer mehr Menschen hineinströmten, mit Siv und Stenian voraus. Erst, als der Regent Platz nahm und Siviria es ihm neben ihm gleich tat, wurde es plötzlich ganz still. Keiner rief mehr Fragen durcheinander, und Menschen von unterschiedlichsten Schichten blickten Neugierig auf die Personen, die jetzt die Thronplätze füllten, die dort oben gut sichtbar waren. Das Gefühl, das Siv erfüllte, als sie auf die Menschenmenge blickte, konnte sie kaum in Gedanken fassen. Adrenalin sorgte dafür, dass Siv nicht einen Muskel entspannen konnte.
Die Garde sorgte dafür, dass die Menschen von den Rednern abgeschnitten wurden. Niemand kam an Stenian oder Siviria heran, dafür wurde Sorge getragen. Und offensichtlich hatte der neue Regent schon vorab veranlasst, die doppelt und dreifache Menge von Wachen zu positionieren.
Ein Zug, den Siv jetzt wirklich zu schätzen wusste.

Nachdem Stenian einen Moment zum Verschnaufen hatte, erhob er sich und stellte sich vor dem Mob auf. „Eine traurige Nachricht hat uns erst vor wenigen Stunden erreicht. Gerade noch füllte die Lebensfreude unseres Regenten Extan Denimius die Hallen des Schlosses mit Lachen, und jetzt, jetzt sprechen wir von seinem Tode, davon, dass er leider, oder vielleicht zum Glück, keine Familie hatte, die ihn jetzt betrauern müsste.“, sprach Stenian. Alles war still, niemand sagte für diesen Moment etwas.
„Doch trotz dieser traurigen Kunde muss sich das Volk der Zukunft widmen, viel zu lange standen wir still. Unsere Einstellungen sind veraltet, unsere Lebensweise ist verwerflich.“, redete er weiter. Dabei begann er nach den richtigen Worten zu fischen und lief auf und ab. Langsam kam die Versammlung wieder ins leise Tuscheln zurück – dass man die Schwachpunkte einer Gesellschaft ansprach, kam natürlich nicht immer gut an. Lieber steckten sie ihre Köpfe in ihre Geschäfte und taten das, was sie am Besten konnten: Alles was mit Selbstkritik zu tun hatte zu ignorieren.

„Wie ihr alle wisst tritt sofort mein Amt als Regent Trauerlieds in Kraft.
Da ich dem Volk schon lange im Verborgenen diene, weiß ich was diese Stadt braucht. Die Komplikationen mit den Einheimischen sind bereits so weit, dass unser Heer sich versammelt hat um sie in die Knie zu zwingen. Jetzt gerade, in diesem Moment, schreiten sie für uns durch das uns so fremde Land, statt ihnen die Hand zu reichen und unser Volk zusammen mit den Chantrasami zu einer großen Macht zu verbünden.“, sprach Stenian. Leute fingen an in Frage zu stellen, sie murmelten immer aufgeregter durcheinander und schließlich klatschte Stenian in seine Hände, um für Stille zu sorgen.
„Niemand hat je die Möglichkeit in Betracht gezogen, in Frieden zu leben. Menschen und Elfen starben und das ohne einen nennenswerten Grund -
Elfen wurden versklavt und nie wurde in Frage gestellt, wieso es die Elfen waren, wieso sie zu unserem Vorteil ausgenutzt werden mussten. Scham und Einsicht, so etwas gibt es hier nicht! Das ist der Grund warum unsere Männer im aktuellen Krieg fallen werden.
Frauen werden ihre Kinder ohne Väter großziehen, früher oder später überrennen uns die Elfen und nichts, nicht was wir uns aufgebaut haben, wird jemals bestehen.“, hielt Stenian seine Rede an das Volk. Man spürte zunehmend, dass der Mob Dinge hörte, vor dem er Augen und Ohren verschlossen hatte und genauso weiter verschließen wollte.
Der Mob wurde zu einem Wütenden. Der Regent Trauerlieds, oder wie die Menschen ihn seit hunderten Jahren auch nannten, der Regent ganz Chantrasams, ließ sich von dieser Wut nicht ausbremsen.

„Fortan ist jeder Mensch, ob Bürger oder Besucher Trauerlieds, ein vogelfreier Mensch, wenn er sich noch einmal einen Sklaven nimmt. Wer es sich anmaßt, einen Menschen oder Elfen zu versklaven, und ohne den freien Willen und Bezahlung für sich arbeiten zu lassen, wird von den Wachen bei eindeutigen Anzeichen ohne Umschweife zum Tode verurteilt.“, sprach Stenian seine allererste Amtshandlung aus.
„Demnach ernenne ich jeden Sklaven, der sich in Trauerlied befindet, zu einem freien Wesen Chantrasams, welches denselben Schutz unserer Wachen erhält, wie es ein Mensch seit jeher tut!“, verkündete er. Die Meute brach in einer kaum zu übertünchenden Lautstärke in großen Diskussionen aus. Händler, hart arbeitende Bürger und Sklaven selbst redeten kreuz und quer durcheinander. Man konnte der Menge ansehen, dass sie sich fragten wie das Ganze klappen würde – für sie war es eine Beleidigung, plötzlich mit dem „Abschaum“ zusammenleben zu müssen. Die Menschen die sich auf ihre Arbeitskraft in Form von Sklaven verließen, würden jetzt definitiv eine andere, menschlichere Lösung finden müssen. Die größeren Händler könnten vielleicht sogar so aufgeschmissen sein, dass sie von ganz unten anfangen mussten.
Eine Stadt erbaut auf den Rücken der einheimischen Versklavten.
Ein Kartenhaus: Die unterste Karte wurde hinausgezogen.

Der Mob wurde immer unruhiger und bald versuchten die Ersten, sich durch die aufgestellte Garde zu drängen. Siv stand zügig auf und riss Stenian an seinem Arm in ihre Richtung. „Hast du dir auch überlegt, wie du die Bürger besänftigst?“, zischte sie ihn an, „Denn solch eine Nachricht in die Runde zu werfen und zu erwarten, dass hier kein Mord und Totschlag stattfindet, ist einfach nur naiv!“, schrie sie ihn an. Es war ihr egal, dass man sie dabei gut hören konnte, denn alle Anwesenden waren sowieso erpicht darauf, die Köpfe der Beiden rollen zu sehen.
„Beruhigt euch!“, rief Stenian ihnen entgegen – seine Hände machten beschwichtigende Bewegungen. Die Eiselfe schüttelte den Kopf. Sie waren außer Kontrolle und Stenian hatte offensichtlich nicht überlegt, was er tun würde, wenn die Bürger nicht mehr zuhörten.
„Du denkst nicht wirklich, dass sie noch irgendetwas von dir hören wollen! Komm jetzt!“, schrie Siviria ihn an und gab ihm eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Der neue Regent hielt inne, wollte etwas erwidern, doch auch er realisierte schließlich, dass er gegen eine Wand anredete. Während der Mob sich anfing gegen den Regenten zu stellen, aber auch gegen sich selbst und alles in totalem Chaos versank, versammelte Siviria die Garde enger um Stenian, sich selbst und ihre Vertrauten. Der Zorn der verschiedensten Anwesenden wurde damit bestraft, dass die Garde des Regenten ohne Warnung anfing, jeden zu verletzen, der nicht Platz für den Herrn Regenten schuf. Blut tränkte den Boden und Siviria sah bei ihrem Rückzug in die hasserfüllten Gesichter der Menschen. Auch Elfen waren unter ihnen, teilweise jene, die nach Rache an ihren Meistern dursteten. So etwas konnte nur durch Menschenhand erschaffen werden.
Nie und nimmer wären die Chantrasami zu solchen Monstern geworden,
nie hätten sie wehrlose Bürger ermordet, und niemals hätte jemals ein Krieg geführt werden müssen.

Siv hielt sich an ihre Vertrauten, während Stenian unsicher im Kreis, den die Garde bildete, herumirrte. Hier und dort taumelte er und manchmal erwischte ihn eine Hand aus dem Mob. So hatte die junge Eiselfe ihn noch nie gesehen. Seine Diplomatie hatte ihn ins Messer laufen lassen, und jetzt war er nichts anderes, als ein Mann der sein eigenes Spiel verlor.
Die Garde tat trotzdem ihre Aufgabe und geleitete die zwei zurück zu den Gemächern. Jeglicher Zugang weiter in das Schloss wurde von den Wachen und persönlicher Garde abgeschnitten, und als Siviria die Türe hinter ihnen schloss, lehnte sich Stenian im Eingangsbereich erschöpft gegen das große Fenster. „Was ist, hast du ernsthaft gedacht, du solltest direkt mit solch einem Gesetz anfangen? Vielleicht verstehst du etwas von Trauerlied selbst, doch wie du mit den Leuten umgehen musst, das weißt du nicht. Selbst ich verstehe mehr davon, und ich bin kein Mensch!“, prangerte Siviria den Regenten an. „Wenn ich wollte, wärst du schon lange tot, also erspare mir diese Belehrungen, oder ich überlege es mir anders!“, schrie Stenian und drehte sich um. Völlig entgeistert starrte er Siv an. Sie wusste, dass er seine Nerven verloren hatte.
„Geht es dir wirklich darum, Chantrasam und damit auch Trauerlied zu einem friedlicheren Ort zu machen? Oder willst du die Elfen zu deinen Schoßhündchen machen?
Vielleicht dachtest du auch einfach nur, dass du mit Rache und mir an deiner Seite dein altes Leben imitieren könntest, so, wie es war bevor man dir deine Elisa entriss! Doch ich sage dir eines: Ich will nicht deine Marionette sein, ich werde dich nie lieben wie deine Elisa es tat, und niemals werde ich ihre Rolle einnehmen! Lieber würde ich sterben!“, spuckte Siv ihre Worte aus. Durch die Hallen hörte man noch immer lautes Geschrei, es wurde allerdings immer ruhiger, denn die Wachen blieben standhaft. Wenn nicht, dann wären Stenian und Siviria ganz sicher Opfer der wütenden Meute geworden.
„Halt dein elendes Maul! Ich will nichts hören!“, schrie Stenian Siv an. Seine Adern traten hervor und erzählten von seiner unfassbaren Wut. Ganz sicher, Siv hatte einen wunden Punkt getroffen. „Das wäre dir wohl lieb, wenn ich nichts sagen würde, was dir nicht gefällt, richtig? Du redest von der Freiheit der Elfen, doch mich, mich willst du versklaven!“, schrie sie ihn an – seine Zurückhaltung endete damit. Die große, raue Hand donnerte unvorhersehbar schnell auf ihr Gesicht zu, und der Schlag riss sie mit und von den Fußen. Nach dem Aufprall auf dem Boden sammelte Siv ihre Kräfte nur langsam. Blut lief ihr aus dem Mundwinkel und auch aus der Nase trat die dicke, rote Flüssigkeit. Just in dem Moment, in dem Siv realisierte was Stenian gerade getan hatte, rissen ihre Vertrauten die Türe auf und blickten hasserfüllt auf ihr Opfer. Stenian schluckte schwer, als er realisierte, dass die zwei Männer seiner Garde gerade hinter ihnen an ihrem eigenen Blut erstickten.
Ich habe mich gefragt, was geschehen würde, wenn ich Stenian meine Hände um den Hals lege und es einfach.. beende. Ja, alles würde zusammenbrechen. Aber.. Ist es das nicht schon? Gäbe es jemals wieder einen so perfekten Moment dafür, wie jetzt? Nein.. Das ist der Moment, in dem ich mich entscheiden muss.
Als Siv am Boden lag, dachte sie an Erlendur. Sie hatte sein Gesicht vor Augen, doch sie stellte sich vor, wie enttäuscht er von ihr wäre, wenn sie mit Stenian die Kontrolle über Trauerlied hatte. Wenn sie seine Ehefrau wäre.. Aus rein diplomatischen Gründen. Nein.
Siv riss mit aller Kraft das Bein des neuen Regenten weg, um ihn zu sich auf den Boden zu befördern. „Viel zu lange habe ich darauf gewartet, dass sich mir eine Möglichkeit bietet, alles zu meinen Gunsten zu drehen, diese Stadt zu Unserer zu machen, aber manchmal.. manchmal lässt sich etwas nur mit roher Gewalt lösen!“, schrie Siv und stieg über den Leib des Regenten. Stenian versuchte sie von ihm herunter zu drücken, doch Siv's Griff blieb eisern, sie klammerte sich an ihm fest, mit Beinen und Armen, bis ihre Hände an seine ungeschützte Kehle gerieten. „Du hast es mit Ordnung versucht, jetzt versuche ich es mit Chaos.“, zischte Siv. Ihr Kleid riss bei der Spannung, die ihre Beine aufbauten, und ihre Vertrauten standen dort, bereit ihr zu helfen, doch Siviria interessierte nichts von dem, sie blickte Stenian nur tief in seine Augen, während das Leben aus seinen Augen wich. „Grüß Elisa von mir.“, flüsterte Siv und stand auf. Sie riss das Kleid von ihrem Leib, sie warf die Schuhe in eine Ecke und löste sich von der Maske, die sie für die Außenwelt aufgesetzt hatte. Diese Rolle war eine, in der sie schon viel zu lange steckte.

Jetzt gab es keinen Regenten mehr. Es herrschte Chaos.
Siviria hatte jetzt nur noch ihre Vertrauten.. Doch da war etwas, eine Idee, die Siviria helfen konnte die Lage unter ihre ganz eigene Kontrolle zu bringen. Während sie aus dem Fenster starrte verteilten sich die Bürger und ehemaligen Sklaven Trauerlieds wüst in der Stadt. Die einfachen hölzernen Häuser innerhalb der Stadt brannten zum Teil, zum Teil mordeten Elfen und Bürger alles, was nicht zu ihrer Meinung passte.
Manchmal musste etwas auseinanderbrechen und bis auf das Letzte heruntergebrannt werden, damit man Platz für etwas Neues, Besseres hatte.
 
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Alles woran Lea eben noch dachte war endlich mit Fermar alleine zu sein. Ihr Magen fing an zu knurren. Das ging jedoch unter als Sextana auf einmal "Uhmm..", sagte und nach kurzen schweigen. "Vielleicht möchte jemand von euch mir ja erzählen, wohin wir morgen aufbrechen und wieso, wenn ich doch nun zu euch gehöre...", dabei klang ihre Stimme etwas verunsichert. Darauf schauten Lea und Fermar zu Sextana. Es sah so aus für sie, als ob Sextana nach einer bestimmten Person suchte. Von der sie ausging das diese Person ihr weiter helfen konnte. "Außerdem stellt sich mir die Frage.. Ob wir hier die Nacht verbringen."

Man sah die Anstrengung des Tages im Gesicht von Lea an, auch wenn sie lächelte das sie sich eben etwas erschöpft fühlte. "Soviel ich Alexis verstanden habe war die Kathedrale auf einer alten Ruine von einem Tempel erbaut worden. Diese wurde durch etwas Geschütz, das eine art Schutz vor diesen Kreaturen bietet. Darum konnte diese nur vom Fein zum einsturz gebracht werden. Alexis hat auf der Karte, die ich von dem Kapitän bekommen habe einen Tempel gefunden der in Kemet liegt. Ich konnte auf der Karte auch einen Tempel drauf sehen wo die Kathedrale gestanden hatte. Alexis erzählte aber auch das dort in Kemet die Sternenmagier Leben. Sie verfügen über uraltes Wissen. Wenn ich Alexis richtig verstanden habe, wurde der Zirkel gegründet, noch ehe die Schrift erfunden war. Und selbst wenn uns die Sternenmagier nicht selbst weiter helfen können, so werden sie sicher wissen, wo wir dieses Wissen finden können. Sie haben eine Uralte Prophezeiung ausgesprochen, die diese Ereignisse dieser Tage vorhergesagt hat. Am besten aber ihr fragt bei Alexis nach, da ich das ganze nicht richtig verstanden habe. Doch wenn es nicht von großer Bedeutung wäre würde Alexis und auch der Orden der Seraphen der uns hilft nicht diese Informationen uns mitteilen.

Deshalb hat Oriak Kontakt zu seinen Leuten auf genommen. Die uns einige Männer zur Unterstützung sicken. Mit denen wir die Wüste lebend überqueren werden. Als ich heute mit Twiggy eingetroffen bin sagte Talmi das sich der Orden prächtig um seine Gäste kümmert. Von daher glaube ich schon das wir hier die Nacht verbringen dürfen. Wenn der Orden hier nicht so Gastfreundlich wäre, glaube ich kaum das Fermar und ich hier heute von Ha'jett auf dem Dach des Tempels getraut worden wären. Sextana ich Hoffe das ich euch damit einige eurer Fragen gut Beantwortet habe. Am besten wenn ihr noch fragen habt, fragt ihr morgen wenn wir alle ausgeschlafen haben. Dann wird es wenn ich Talmi glauben durfte, und ja ich glaube ihr noch etwas zu essen geben. Bevor wir alle aufbrechen werden."

Da sah Fermar Lea an das sie etwas erschöpft war. Er holte aus der Seitentasche von der Robe ein Beutel hervor, den er etwas vorsichtig öffnete. Diesen Hielt er Lea entgegen, so brauchte sie nur das heraus zuholen was sie brauchte. Sie holte sich zwei verschieden aussehende Beeren mit der freien Hand heraus. Diese steckte sie sich in den Mund. "Danke Fermar das du an meinen Beutel mit den Heilpflanzen und Heilkräutern gedacht hast. Du kannst den Beutel wieder zu machen. Stecke ihn bitte wieder bei dir ein." Daraufhin machte Fermar den Beutel wieder zu, denn er gleich wieder in die Seitentasche seine Robe einsteckte. Als er Lea geholfen hatte sich wieder etwas besser zu fühlen. "Hier mit möchte ich mich in Namen von Lea und mir bei allen herzlich bedanken die diese Trauung erst möglich gemacht haben. Besonders beim Orden der Seraphen der uns gestattet hatte auf den Dach des Tempels vermählt zu werden, auch bei Ha'jett der uns getraut hat und zu letzt bei Sextana die uns unterstütz hatte. Seit uns bitte nicht Böse wenn wir uns jetzt zurück ziehen. Es ist schon recht spät geworden, wir werden etwas Erholung bis morgen gut brauchen können."

Dann nahm er Lea bei der Hand zusammen gingen sie die Treppenstufen von Dach des Tempels wieder in das Gebäude herunter. Als sie Unten angekommen sind, kam einer von dem Orden ihnen entgegen. Er begleite die beide in die Halle wo sie eine Große Frau bei der Tafel sahen. Lea nahm ihre Hand von Fermar seiner Hand weg. Dort holten sie ihre Restlichen Sachen. Der Mann vom Orden nahm Lea ihren Rucksack. Fermar entdeckte nicht weit von der großen Dame das Geo der auf einen Stuhl lag. Zuerst holte er die Umhänge Tasche, die Er sich gleich umhängte. Dann ging Fermar zum Stuhl und nahm mit beiden Händen ganz vorsichtig Geo hoch. Der kurz seine Augen dabei öffnete, dann sah er verschlafen Fermar an. Anschließend machte Geo seine Augen wieder zu. Nach dem Fermar Ihn sicher trug. Dann führte der Mann vom Orden die beiden zu dem Raum in dem sich die beiden um gezogen hatten. Die Beiden einzel Betten wurden zusammen geschoben. Dann Stellte der Mann den Rucksack auf dem Stuhl ab. Fermar legte Geo vorsichtig auf den anderen Stuhl ab. Der sich daraufhin einrollte, um wieder weiter zu Schlafen. Dann Bedankten sich Fermar und Lea bei dem Mann von dem Orden für seine Hilfe. Der sich bei den Beiden verabschiedete, danach verliest er den Raum um die beiden alleine zulassen. Fermar zog die Umhänge Tasche aus, diese hängte der an dem Stuhl wo der Rucksack drauf lag.

Lea nahm vorsichtig ihren arm aus der Schlinge. Fermar brachte den Teller mit etwas geschnittenes Obst von dem Tisch an den die beiden Stühle standen zu Lea die auf dem Bett saß. Er fütterte Lea damit. Damit sie etwas im Magen hatte. Lea musste wirklich Hunger gehabt haben. Denn sie hatte das geschnittene Obst leer gegessen. Mit dem leeren Teller ging Fermar wieder zum Tisch zurück, diesen stellte dort wieder ab. Dann lief er zu Lea zurück die noch auf dem Bett saß. Dann half Fermar dabei Lea sich aus zu ziehen. Nach dem er Lea geholfen hatte half er ihr noch vorsichtig ins Bett rein zu legen. Dann deckte er sie mit der Bettdecke zu. Anschließend zog auch er sich aus und legte sich zu Lea der dazu. Dabei passte er auf ihren Arm auf, danach achte er das Sie beide in der Bettdecke ein gekuschelt waren. Dann kuschelten Beide sich eng zusammen. Anschließend küssten sich die beiden ganz zärtlich. Danach Schliefen die beiden zufrieden ein.
 
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"Habt Ihr einen Namen, oder soll ich mir einen für Euch ausdenken?"
Meena richtete sich auf, schulterte ihren Hammer und trat auf Martax zu. Sie schlug bei geballter Faust mit dem gepanzerten Unterarm gegen ihre Brust und stellte sich vor:
"Ich bin Meena Skjöllsdottir, oberste Wächterin des Ordens der Seraphen. Kriegsmeisterin der Nornen, Erstgeborene von Skjöll."
Sie legte den Kopf schief und musterte interessiert den Dämonengrafen. Dabei überragte sie ihn um eine Kopfeslänge.
"Es ist wahr. Ich bin hier, um ein Auge auf Euch zu haben. Aber hier zu sitzen und Euch anzustarren langweilt mich. Was haltet Ihr von einem Übungskampf, unten in unserer Arena? Ich habe nie einen Dämon wie Euch angetroffen. Ich bin neugierig, welche Kampftechniken Ihr vorzuweisen habt."

Alexis richtete als nächstes das Wort an Sextana. Er war näher gekommen, als er seinen Namen mehrmals gehört hatte und musste feststellen, dass Sextana berechtigterweise ein paar Fragen hatte, die bisher unbeantwortet geblieben waren. Jedoch war lea so freundlich gewesen das meiste davon zu beantworten.
"Lea hat Recht. Wir brechen morgen Früh nach Kemet auf. Einer unserer Begleiter hat eine Reisegruppe organisiert, die sich auf Wüstenreisen versteht." Er legte eine kurze Gedankenpause ein. "Fürwahr, es ist eine Reise ins Ungewisse, doch es ist unser einziger Anhaltspunkt und zugegeben die beste Spur, die wir seit Port Raven haben. Ihr solltet Euch von daher gut vorbereiten. Desto eher wir aufbrechen, desto eher kriegen wir ein paar Antworten." Er drehte sich um und wollte gerade gehen, hielt dann aber inne und blickte über seine Schulter zurück. "Und hoffentlich einen Weg diesen verdammten Riss zu schließen."
 
Ein weiterer verdammter Tag auf diesem elenden, wie nannten sie es noch gleich, Schiff? Konnte Jadro überhaupt noch wirklich abschätzen wie lange er mit diesen Menschen reiste, die ihn eher wie einen Gegenstand sahen, als ein Lebewesen? Nein, dazu war er schlichtweg nicht mehr in der Lage. Zu viel Zeit war vergangen, die er größtenteils damit zugebracht hatte, auf diesem schaukelnden Stück Holz das durch die Meere schwamm sein Dasein zu fristen.
Seine müden Augen öffneten sich, als er die gewohnten Gitterstäbe vor sich erblickte. Sein Blick war müde, leer und zeugte von reiner Zweckmäßigkeit. Wenn er die Augen nicht aufhalten würde, dann hätten sie ihn so weit und genau das durfte nicht passieren! Es war sehr schwer über die ganze Zeit stark zu bleiben, ein stolzer Janagi zu sein und sich nicht von diesen Menschen brechen zu lassen. Auch wenn die Fesseln an seinen Handgelenken und das stählerne Halsband von ihm als ‚Besitztum‘ sprachen, so konnte er jedoch mit den letzten Resten seines Selbst vor sich behaupten, nicht ihnen zu gehören. Sie hielten ihn einfach nur gefangen.
Aufmerksam richteten sich seine Ohren auf, eine Zelle weiter hatte einer der menschlichen Sklaven gehustet, schon die ganzen Tage schien ihn eine Krankheit zu plagen. Niemand kümmerte es, wenn er starb dann war es so. Zu Jadros Glück hatte er sich noch nie eine Krankheit eingefangen, nichts was ihn wirklich hätte töten können. Darum überlebte er noch und schon bald, da würde sich das Blatt wenden. Ganz schnell.
Seine einzige Option hatte er in seinen am Körper hängenden Fetzen versteckt, das Knochenmesser, welches ihm seine Freiheit schenken sollte. Vorsichtig setzte er sich auf, seine Hände waren noch immer mit den Ketten zusammen gefesselt, allerdings vor seinem Körper. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Seine müden Augen streiften durch das Sklavendeck, das nur mit ‚Handelsware‘ voll war, die vor sich hin vegetierten und gerade so am Leben gehalten wurden. Die anderen Janagi sind schon alle von ihm gegangen, entweder wurden sie verkauft oder sind durch die Umstände verstorben.
Es roch dort unten nach Exkrementen, dem Gestank ungewaschener Leiber und meist auch Blut von übel zugerichteten Sklaven. Nur durch einige Ritzen schien Licht durch die Planken des Schiffes, das er seit den letzten zwei Jahren sein Zuhause nannte. Ein merkwürdiger Begriff für solch einen Ort, aber letztendlich hatte er dort gelebt. Deswegen robbte er auch zu seinem Fenster, ein Riss in den Holzplanken, und schaute hinaus auf das Meer. Schwaches Licht drang hinein und sein linkes Auge wurde anfangs geblendet, schließlich sahen sie nichts als Dunkelheit, jeden Tag.
Doch was er schließlich erblickte, damit hatte er nicht gerechnet. Statt den Weiten des Meeres erstreckten sich Häuser, von Menschenhand erbaut. Eine große Stadt! Im Schaukeln des Schiffes konnte er nicht so viel erkennen wie er es gehofft hatte, doch eines war sicher. Definitiv war es eine große Stadt! Oijo war ihm seit langem wieder gut gesonnen! Wenn er jetzt noch die passende Möglichkeit gehabt hätte…
Welche dann in Form eines anfänglichen Lampenscheines, gefolgt von einem dreckig-grinsenden Sklavenhändler tatsächlich zu ihm kam. Die tägliche Besichtung der Ware, für einen von denen waren sie nur schwaches Fleisch. Zu dumm um zu realisieren, dass sie sie erst zu diesem schwachen Fleisch gemacht hatten. Der Mann in ledernen Rüstung betrat die erste Zelle, zerrte den Gefangenen an seinem Halsband nach oben und besah sich ihn, überprüfte ihn grob auf Mängel, ehe er ihn mit einem kräftigen Stoß mit Gesicht voraus wieder auf den Boden warf. Das dreckige Lachen dabei war nicht zu überhören.
So ging der schmierige Typ Zelle für Zelle ab, inspizierte jede einzelne Person. An seinem Muster änderte sich erst etwas, als er die kränkliche Person sah. Angewidert hatte er sie angeblickt und bevor der geschundene Mann überhaupt nur reagieren konnte, stach der Sklavenjäger sein Schwert durch den Hals des Menschen. Ein entsetzliches Geräusch, ein Röcheln, gefolgt von dem dumpfen Aufprall auf den Boden war hörbar, dazu der Anblick. „Wir wollen ja nicht, dass deine kleinen Bazillchen auf unsere anderen Mistviecher überspringen, meinst du nicht auch?“ Ein gehässiges Lachen drang aus der Kehle des widerwärtigen Kerles, der zu allem Überfluss auch noch einen Stiefel auf den Schädel des Sklaven presste, bis das Röcheln schließlich erstarb und der Mann an seinem eigenen Blut erstickt war. Nun hatte sich auch noch der Geruch von frischem Blut in Jadros Nase eingenistet. Zudem dieser grausame Anblick, etwas was dort allerdings an der Tagesordnung stand. „Muss später noch den Stiefel sauber machen und den Mistkerl entsorgen. Muss ich wohl auf offener See machen.“ Jadro schaute ihn nur verächtlich an, legte seinen Hass in seinen Blick, doch der Typ bekam es gar nicht mit. Noch nicht.
Schließlich kam auch der Janagi dran, seine Inspektion war fällig. Der Schlüssel fuhr ins Schloss und ein Klicken verriet, dass dieses nun durch eine Drehbewegung geöffnet wurde. Im nächsten Augenblick öffnete sich auch schon quietschend die Gittertür und schwere Stiefel traten in die Zelle Jadros. Der Mann hatte sich groß aufgebaut, war etwas größer als Jadro im Stand. Doch zu seiner völligen Überraschung ging der Janagi auf die Knie und beugte sich vor, ergab sich augenscheinlich dem Mann. Dieser blieb zuerst vollkommen perplex stehen, schaute auf ihn hinab. „Ha! Ich wusste es doch! Du kleine Flohschleuder würdest irgendwann lernen, wo du hingehörst! Dann schauen wir mal, wie es um dich steht…“, beinahe siegessicher machte er einen Schritt auf den Janagi zu, griff in den Nacken um das Halsband. Rabiat zog er seinen Oberkörper nach oben, machte freie Sicht auf den von Narben übersäten Körper, der zu allem Überfluss stark abgemagert und schmutzig war. Nichts war mehr von dem einst stolzen Krieger übrig – zumindest physisch.
Der Blick wanderte grob prüfend an dem Janagi auf und ab, ein stummes Nicken erfolgte doch was dann geschah, davon hatte der Mann nicht einmal zu träumen gewagt. Der Janagi spannte mit plötzlicher Kraft seinen gesamten Körper an, schnellte nach oben und versenkte dabei sein Knie in das Gemächt seines Gegenübers. So schnell konnte dieser nicht einmal reagieren, da entwich seinem entsetzen Gesicht ein gequältes Stöhnen, doch noch in der Fließenden Bewegung hatte Jadro das Knochenmesser aus seinen Fetzen gezogen, ließ die Hände nach oben schnellen und versenkte die improvisierte Waffe durch den Kehlkopf des Sklavenjägers. Stumm tauschten sie ihre Blicke aus und jetzt war der Hass des Janagis ersichtlich. Ein lautes Röcheln und weit aufgerissene, braune Augen starrten ihm entgegen. Für einige Sekunden versuchte der Mann diesen aussichtlosen Kampf um sein Überleben noch zu gewinnen, doch hatte er keinerlei Gelegenheit mehr dazu, beinahe schlagartig verschwanden seine Bewegungen, danach erstarb langsam seine Atmung und im nächsten Moment verloren die Augen des Sklavenjägers ihren Glanz. Das war der Moment an dem Jadro losließ, die Sklaven um ihn herum blickten ihn alle vollkommen entsetzt an, sie schienen sich nicht einmal zu freuen, nein, in ihren Blicken war Abscheu zu sehen. Warum?
Doch darüber konnte der Janagi nicht nachdenken, jetzt musste alles schnell gehen. Kaum nachdem der leblose Körper des Menschen auf den Boden gefallen war, machte er sich daran den Leichnam zu plündern. Das Wichtigste waren die Schlüssel am Gürtel des Wärters, die seine Hand- und Fußfesseln öffneten, welche auch schon im darauf folgenden Moment wie totes Gewicht endlich von ihm abfielen. Noch nie hatte er sich so lebendig gefühlt! Ein zufriedenes Lachen entglitt seiner Kehle, gefolgt von den Worten: „Endlich! Endlich frei … Schritt Nummer eins …“ Was ihn wohl draußen erwartete? Doch zuerst musste er für die nötigsten Dinge sorgen und vor allem auch die anderen Gefangenen befreien. Ihre Münder standen immer noch weit offen, doch noch immer schienen sie sich nicht zu freuen. Bevor er sich ihnen allerdings zuwandte, nahm er den Gürtel samt Schwertscheide und Schwert vom Toten, band dieses sich selbst um. Inspizierend zog er die Klinge, nicht unbedingt gut ausgearbeitet oder balanciert, aber um sich zu wehren sollte es reichen. Darauf nahm er den Schlüsselbund an sich und schritt hinaus aus seinem trauten Heim, direkt in seine Freiheit. Euphorie kochte in ihm hoch, als er die Schlüssel nahm und die anderen Zellen aufschloss, eine nach der anderen.
Doch … niemand erhob sich oder traute sich aufzustehen. Was war mit ihnen los? „Was ist los? Wollt ihr denn nicht eure Freiheit, euren Stolz?“, sprach er in den Raum hinein, doch niemand reagierte, niemand sagte etwas. Ehe eine demütige und devote Stimme aus einer der Zellen sprach: „U-Unsere Herren würden uns das niemals verzeihen!“ „ Sie werden uns abschlachten!“, kam aus einer anderen Ecke. „Verschwinde du elender Mistkerl, du hast uns allen genug Schwierigkeiten mit deiner kleinen Nummer eingebracht!“ Aus dem Gesicht des Janagi verschwand die Euphorie und pure Verwunderung machte sich in seinen Zügen breit. Seine kätzischen Augen blicken jeden Gefangenen an. „Ihr seid frei … was … warum … ?“ Doch schon im nächsten Moment sollte er es bereuen, seine Gutmütigkeit und vor allem gute Seite vollkommen bereuen. „EINER IST AUSGEBROCHEN! HERREN! DIE KATZE IST AUSGEBROCHEN!“ Erschrocken fuhr Jadro zu dem Gefangenen herum, konnte nicht fassen was hier gerade passierte. Es war sehr laut und mit Sicherheit hatte es jemand hören können, doch wieso verriet man ihn, wieso konnte man die dargebotenen Freiheit nicht annehmen? Vollkommen enttäuscht seufzte der Janagi auf, was sollte er letztendlich groß machen? Verdammte Menschen … hatten sie überhaupt einen Sinn für Ehre oder Stolz?
Das war ja jetzt vollkommen egal, der Rest der Gefangenen schien die Aktion des Einen auch noch gut zu heißen, vollkommen verblendet waren sie von ihrer Versklavung. Ihr Wille war gebrochen und unwiderruflich zerstört. Eine traurige Wendung. Ihre Abhängigkeit, ihr eigenes Unvermögen schien ihnen nun im Wege zu stehen, ihre eigene Freiheit schien ihnen nichts mehr wert zu sein. Wenn das so sein sollte, konnte auch Jadro nichts mehr ausrichten. Missmutig zog er sein Schwert, denn er hörte schon die Schritte zweier Männer herannahen, die sicherlich kamen um ihn aufzuhalten. Doch das würde er nicht zulassen. Freiheit oder Tod, etwas Anderes kam für ihn nicht mehr in Frage.
Mehr Licht erhellte das Gefangenendeck, getragen von zwei Peinigern dieser Menschen. Bedrohlich stellte sich Jadro auf, während die beiden Männer schon ihre Waffen gezogen hatten und sich zum Kampf bereit machten. Sie erkannten, dass es hier einen Kampf um Leben und Tod gehen würde, man sah es eindeutig in ihren Augen. Ein Funkeln in ihnen zeigte ihren Überlebenswillen, doch auch hämische Schadenfreude, sie wanden sich in ihrer Siegessicherheit. „Koooomm Kätzchen, machst schon wieder Ärger, hm? Geh brav zurück in deinen Käfig und du bekommst deine warme Milch.“ Diese Worte waren so gesprochen, dass sie den Kater demütigen sollten, zu etwas degradieren sollten, dass er nicht war. Einer Jadros Mundwinkel verzog sich nach oben, die beiden versuchten ihn zu umkreisen, doch ehe sie noch zu weit auseinander waren, griff der Janagi ohne Vorwarnung an. Mit hoher Geschwindigkeit preschte er auf einen der beiden zu, beide jedoch setzten zum Schlag an, so wie erwartet. Eine Schwachstelle. Kurz bevor er in die Klinge des einen und den stumpfen Schlag des anderen lief, lehnte er sich rasch nach hinten zurück, rutschte unter ihren Schlägen, zwischen den beiden hindurch. Dabei griff seine freie, linke Hand das Bein des Kämpfers mit der Keule, vergrub die Klauen in sein Fleisch was ihn heftig aufschreien ließ und mit der plötzlichen Wucht zu Boden riss. „******e!“, ertönte es von dem anderen, da hatte sich Jadro wieder in einer Drehbewegung aufgerichtet. Schon im nächsten Moment sprang der Janagi mit der Klinge voran auf den Liegenden zu, durchstieß seinen unteren Rücken, die Wirbelsäule und vermutlich seinen Magen, spießte ihn vollkommen auf. Die Klinge vergrub sich sogar noch in das Holz unter ihm. Dass sein Mitstreiter allerdings so schnell reagieren würde, damit hatte Jadro nicht gerechnet. Gerade noch konnte er sich zurück ziehen, um einen fatalen Treffer zu vermeiden, dennoch stieß die Klinge durch seine Schulter hindurch.
Ein lautes Brüllen entwich seiner Kehle, als er den plötzlichen Schmerz vernahm, doch er riss sich zusammen. Mit aller Kraft kämpfte er gegen die Neigung an, einfach zu Boden zu fallen, hielt gegen das Schwert und mit einer schnelle Seitwärtsbewegung riss er sich die Klinge aus seiner Schulter. Der Schmerz durchflutete seinen Körper, wurde jedoch gleich vom Adrenalin ertränkt, während warmes Blut aus der frischen Wunde floss und das nicht gerade wenig. In diesem Moment hatte Jadro auch den Überraschungseffekt auf seiner Seite, stieß nach vorn, direkt durch die Brust und das Herz seines Gegenübers. Nur ein vollkommen schockiertes Gesicht bekam er noch zu sehen, ehe der leblose Körper seines Gegners zu Boden fiel.
Jetzt nur nicht nachlassen, komm schon. Mit seinen Gedanken trieb er sich an, beachtete gar nicht weiter die Leichen zu seinen Füßen. Er war sich sicher, dass definitiv mehr von ihnen auf den Weg waren, schon allein der Geräusche wegen. Seine Pfoten stapften durch das sich ausbreitende Blut auf dem Deck, hinterließen somit bei jedem Schritt einen blutigen Pfotenabdruck. Ein Beweis für seinen Widerstand. Mit neugewonnenem Mut, aber auch schwächer werdendem Körper schritt er voran, die Treppen zum nächsten Deck hinauf. Das Deck für Fracht und Proviant, hier trieb sich so weit niemand herum. Nur einen Haufen Kisten, Fässer und Waffenständer, sowie Werkzeuge. Nur noch eine Treppe, dann wäre er auf dem obersten Deck, auf dem die meiste Arbeit passierte. Den gefährlichsten Part galt es noch zu bewältigen und zu schaffen. Dann konnte er seine Freiheit wieder sein Eigen nennen. Niemand käme ihm mehr dazwischen, doch auch er selbst wusste, dass gegen alle zu kämpfen reiner Selbstmord wäre, zumal er sich wunderte, warum ihm noch niemand entgegengekommen war.
Waren sie taub? Offensichtlich, der Krach durfte doch gar nicht zu überhören gewesen sein. Allgemein schien es in diesem Moment auf dem Schiff recht ruhig, waren sie etwa in der Stadt um sich Vorräte zu beschaffen? Es schien zumindest so. Mit weiteren, aber vorsichtigeren Schritten lief er der Treppe nach oben entgegen. Doch auf halbem Wege knickte er für einen Moment weg, stützte sich an einer der zahlreichen Kisten ab, die dort umherstanden. Sein Blick wurde für einen Moment vollkommen schwammig, ein Brennen machte sich in seiner Schulter breit und als er an sich hinab blickte, war seine komplette Schulter vom Blut durchtränkt. Mist… Er wusste dass er sich ganz schnell verbinden musste, wenn er vom Schiff herunter war. Auf dem Schiff hatte er nicht die Möglichkeit dazu, auch wenn sein Körper schwerer wurde, das schwer abnehmbare Halsband um seinen Hals zog ihn mit seinem Gewicht allmählich nach unten.
Jetzt hieß es mehr denn je nach vorn zu preschen und endlich von dort zu entkommen. Für einen Moment musste er sich fangen, doch dann ging es weiter und er stürmte die Treppe hinauf. Vollkommen durch das Sonnenlicht geblendet wusste er gar nicht erst, wie ihm geschah, schließlich hörte er nur mechanisches Klicken und sein erster Reflex schmiss ihn zu Boden. Zu seinem Glück. Denn knapp über seinen Körper sausten mehrere Armbrustbolzen durch die Luft, vergruben ihre stählernen Spitzen in das Holz des Schiffes. Durch das Adrenalin bestärkt und dem Überlebenswillen beflügelt, gewöhnten sich seine Augen schnell an das Tageslicht. Vor ihm bot sich ein Dutzend von den Sklavenhändlern, bewaffnet mit Armbrüsten, Hellebarden und Schwertern. Zwei von ihnen schwangen bereits ihre Bolas und für Jadro war klar, dass der einzige Weg dem zu entkommen ein Sprung vom Deck auf den Hafen sein würde. „Holt ihn euch Jungs! Wer ihn kriegt, darf sein Fell als Trophäe behalten!“, hieß es, offensichtlich der Anführer der Truppe, doch das kümmerte den Janagi herzlich wenig. Nein, er sprintete vorwärts, sammelte seine komplette Kraft zusammen. Die Armbrustschützen luden nach, die Nahkämpfer bewegten sich schnell auf ihn zu. „Er darf nicht vom Schiff kommen!“, wurde noch gebrüllt, doch dies bekam er nur noch beiläufig mit, als er mit atemberaubender Geschwindigkeit nach vorn preschte, seinen Puls spürte, seine Atmung. Beinahe nahm er alles in Zeitlupe war, hatte direkt ein Ziel vor Augen. Ein weiter Sprung auf die Docks. Mit einem Rutschen über das Deck entging er den ersten Schwerthieben, mit dem Schwert in seiner Rechten parierte er den Schlag einer Hellebarde, die seitlich auf ihn zugerast kam. Ohne zu zögern lief er einfach weiter, entging mit einer Hechtrolle einer Bola und schon war er auch am Rande des Schiffes. Sogleich nutzte er seine aufgebaute Geschwindigkeit und sprang. Noch im Flug sausten zwei Bolzen an ihm vorbei, irgendwo in Richtung Stadt, doch dass er es vom Schiff schaffte, spürte er sogleich.
Denn sein Sieg wurde von einem dumpfen Geräusch, einem heftigen Schmerz in seinen Gelenken, seine Beine, sowie einem Sturz zu Boden gezeichnet. Schon breit grinsend wollte er sich aufrappeln, nach vorn weg laufen, doch bereits in dem Moment schlug ein Bolzen neben ihm in den Stein ein, Glück gehabt, doch zu früh gefreut. Denn schon im nächsten Moment warf ihn ein Einschlag in seinem Rücken zu Boden, brachte ihn zu Fall. Ein scharfer Schmerz bohrte sich durch seinen Rücken, knapp vorbei an der Wirbelsäule und am oberen Rücken in seinen Körper hinein. Für ihn kam das Aufgeben oder gar Sterben jedoch nicht in Frage, niemals würde er es hinnehmen so weit gekommen zu sein, nur um jetzt drauf zu gehen.
Gerade als sich der Janagi wieder erhob, die Sklavenjäger nicht schlecht staunten und einer schon dem Befehl gab hinter zu laufen, bekam Jadro überhaupt mit, wie belebt der Hafen eigentlich war. Diese Mistkerle scheuten sich nicht einmal davor! Da musste doch jemand sein der ihm helfen wollte, jemand der bereit war einzugreifen. Die meisten unbewaffneten Menschen schienen sich schnell zu verziehen, liefen aus dem Weg, einige schrien, andere schauten vollkommen perplex zu. Das durfte doch nicht sein! Einen Blick über seine Schulter verriet ihm schnell, dass die Typen ungeniert hinter ihm her waren! Mit einem humpelnden Sprinten, seine rechte Pfote tat furchtbar weh, der Blutverlust und dem Bolzen im Rücken würde er das nicht lang durchstehen! Doch er rannte so schnell er konnte, ohne Chance auf eine Pause weiter in die Stadt hinein, vollkommen planlos und langsam ausblutend. Das Schwert hatte er in die Schwertscheide zurückgeschoben, um besser laufen zu können, weitere Bolzen schossen knapp an ihm vorbei. Sein Weg führte ihn durch eine Hauptstraße, die Menschen wichen ihm panisch aus, bis schließlich mehrere bewaffnete und mit Rüstung versehene Männer auftauchten, die nach dem Rechten schauten. Sie zogen augenblicklich ihre Schwerter als sie den Janagi sahen, zuerst dachte er sie würden ihn auch töten wollen, doch stattdessen liefen sie an ihm vorbei, vier Stück von ihnen, während Jadro in eine Gasse abbog, aus der er noch mitbekam, wie Kampfgeräusche von der Straße dort hinein hallten. Er hatte nicht einmal genug Zeit um seine Umgebung zu begutachten, wusste nicht wo er war und seine Sinneseindrücke verschwammen langsam aber sicher ins Unermessliche. Immer langsamer wurde er, als er bemerkte, dass er nicht mehr verfolgt wurde. Zu seinem Glück, die Männer schienen ihn als Sklaven erkannt zu haben, sie schienen ihm zu helfen. Woran genau es gelegen hatte, wusste er nicht, doch im nächsten Moment kam der Janagi schon zum Stillstand, das Gewicht seines Halsbandes zog ihn nach unten, alles gab nun seinen Geist auf und er fiel zu Boden. Der Stein auf dem er lag wurde mit seinem Blut getränkt, mühsam drehte er sich auf eine Seite, versuchte weiter zu kommen, doch verließ ihn seine Kraft nun vollkommen. Schwer keuchend lag er da, ohne eine Chance sich noch weiter fortzubewegen, er verlor nicht das Bewusstsein, aber fast vollständig die Fähigkeit, sich zu bewegen. Noch hielt er sich, doch wusste er ganz genau, dass es eine Frage der Zeit wäre, bis er in dieser Seitengasse elendig ausbluten würde. Hoffentlich würde man auch nach ihm sehen, doch so konnte er nur keuchend auf dem Boden liegen, auf die Gnade Oijo hoffen…
 
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Leas Traum
Als es noch recht dunkel war wurde sie von Ihm aufgeweckt. Lea lag auf mehreren Fellen in der Schlafstube von dem Jägersmann. Er forderte Sie zuerst auf sich auszuziehen, dann sollte sie sich nackig in sein Bett legen. Sie sah an ihren nackten Körper herunter, dabei erkannte sie das sie noch ein Mädchen war. Lea lag wie gelähmt in dem Bett, sie hatte große angst. Dieser Jägersmann kam immer näher an sie ran. Seine Hände berührten ihren Körper, Lea wollte schreien doch konnte sie nicht. Auf einmal tauchte ein Mann neben dem Bett in einer Kapuzen Robe auf. Diesen Mann erkannte Lea sofort, Er stieß den Jägersmann vom Bett runter. Mit einem schlag waren all ihre ängste verflogen. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, sondern eine erwachsene Frau. Die all diese Schrecklichen Erfahrungen endlich hinter sich gelassen hatte. Mit einem Schlag verwandelte sich die ganze Umgebung. Als Lea sich um schaute saß sie auf einer Leinendecke vor einem Baum, Fermar stand immer noch vor ihr der sich dann zu ihr hinsetzte. Als Lea an sich hinab schaute sah sie das sie in ihrem sicken Gewand das sie bei der Trauung anhatte auf der Leinendecke neben Fermar saß. Sie sah wie Fermar seine Kapuze herunter genommen hatte und sie anlächelte. Lea legte sich auf die Leinendecke dabei lies sie ihre blicke nicht von Fermar. Dann legte sich Fermar neben ihr anschließend küssten sich die beiden ganz zärtlich. Darauf zogen sich beide aus dann ließen sie ihren ganzen Gefühlen für einander freien Lauf. Der Liebesakt der beiden dauerte einige Stunden. Bis Fermar merkte das Lea etwas aus der puste war. Glücklich grinsen lagen beide neben einander.

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Am Frühen Morgen
Langsam machte Lea die Augen auf und drehte sich um. Da sah Sie das Fermar dadurch wach geworden ist. Er sah Lea in ihre Augen dabei streichelte Er Lea Zärtlich mit seiner Hand über ihren Rücken. Sie sah wie Fermar sie anlächelte. Dann küssten sich beide darauf. Doch Fermar machte sich große sorgen um Lea. Auch wenn er ab jetzt mit Lea zusammen war, musste Sie selber weiterhin entscheiden was für sie das Richtige war. Diese Gruppe zu unterstützen war auf jeden fall das richtige was Lea tat. Diese Meinung war auch Fermar und er konnte ja nicht immer bei ihr sein. Zu wissen das Lea nicht alleine war musste ihm völlig ausreichen. Vor allem dann wenn er mal wieder nicht bei ihr sein konnte, da seine Aufgaben als Bote im Rat der Geister schon einmal Länger dauern konnten. So das es auch gut Möglich sein konnte, das er Lea für eine Weile nicht sehen konnte. Langsam stand Fermar auf der sich als erstes anzog. Dann half er Lea aus dem Bett. Er ging mit ihr zum Waschbecken das in diesem Zimmer war. Dort und neben dran lag ein Waschlappen und ein Handtuch auf eine Kommode. Er half ihr mit beim waschen. Danach half er Lea beim anziehen und Legte ihre Armschlinge um ihren Hals. Dann legte Lea ihren Arm wieder behutsam rein. Schon klopfte es an die Türe. Fermar Zog seine Kapuze über. Es kamen zwei Männer rein, sie brachten die Sachen die sie gewaschen hatten. Zum glück gingen alle Blutflecken heraus. Diese Hängten sie auf dem Stuhl wo die Umhängetasche hing. Dann gingen sie beide wieder aus dem Zimmer. Fermar ging zum Stuhl zu erst packte Er Lea ihre Sachen in den Rucksack ein. Danach nahm er seine Robe und ging dann mit Lea zusammen raus aus dem Tempel.

Kaum war er draußen sah er auch schon seine beiden Schwestern stehen. Lea konnte die beiden Schwestern auch sehen, aber nicht die ganzen Leute die an ihnen vorbei gingen. Fermar wusste was das wieder zu bedeuten hatte. "Es tut mir sehr leid Lea aber ich kann dich wohl nicht auf der Reise begleiten. Meine beiden Schwestern sind wohl beauftragt worden mich ab zu holen. Da es viele Aufgaben gibt, die ich noch für den Rat der Geister erledigen muss." Er verschwieg Lea das er selbst als Bote im Rat der Geister tätig ist und das seine Schwestern beauftragt wurden eine Nachricht vom Rat der Geister für ihren Bruder zu überbringen, weil Rat der Geister einen neuen Auftrag für ihren Bruder Fermar hat. Dann ging er rüber zu seinen Schwestern mit Lea zusammen. Diese übergaben beide noch zwei Geschenke an sie. Es waren Zwei kleine Beutel die Fermar in die Seitentasche ihres Mantels steckte. Dabei fiel ihm noch ein das er den Beutel von Lea noch bei sich hatte. Dann gab Fermar Animar seine Robe die er um den einen Arm trug. Anschließen holte der aus seiner Seitentasche von der Kapuzen Robe den Beutel von Lea heraus und steckte ihn ebenfalls in die Seitentasche ihres Mantels. Dann gab er Lea noch einen Kuss. "Ich liebe dich Lea aber ich kann nicht immer bei dir sein. Ich hoffe du verstehst das." Lea schaute nochmals Fermar an. "Natürlich verstehe ich es sehr gut. Es gibt nun mal Aufgaben bei denen wir nicht zusammen sein können. Ich liebe dich auch bis bald." Dann Küssten sie sich noch einmal ehe er mit seinen beiden Schwestern Jada und Animar in der Menge verschwand. Lea ging alleine zum Tempel zurück.
 
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Mit der Angst, die Sextana's Gedanken plötzlich in ihr entfacht hatten, lauschte sie den Antworten von Lea und Alexis.
Es war unmöglich, dass diese Neuigkeiten die Angst in ihr nicht geschürt hätten, und der Rotschopf schluckte schwer, um das unschöne Gefühl in ihr zu besiegen. Nur eines half gegen die Angst, die die junge Heilerin erfüllte: Ihre unbändige Neugier auf die Welt und ferne Länder, die sie noch nie oder selten gesehen hatte. Tief in Kemet war Sextana noch nie gewesen, deshalb verspürte sie in diesem Fall besonders große Neugier. Also lächelte sie schwach als Bedankung für die Worte der Beiden und blieb wie angewurzelt noch einen Moment stehen, als sie jenen hinterher blickte, die wieder die Treppen hinab gingen und bald darauf im Tempel verschwanden.
Einige Namen, die Sextana wohl nicht kennen konnten, hatte die Magierin vernommen. Wer waren Oriak, Twiggy und Taimi? Vielleicht würde Sextana diese Personen am folgenden Tag kennenlernen, doch nun galt es, jemanden ausfindig zu machen, der ihr ein Nachtlager anbieten konnte. Das feine Gasthaus war etwas entfernt und in der Nacht wollte Sextana wenn möglich selten durch Dujol spazieren. Zwar war die Stadt in der Nacht wunderbar still und man versank oft in Gedanken während man den Sternenhimmel betrachtete, doch Dujol konnte gefährlicher sein, als man zuerst dachte. Außerdem würde man sie im Gasthaus nicht mehr willkommen heißen, wie es der Wirt der Herberge am Mittag gesagt hatte.

Um Sextana herum huschten noch einige Seraphen, die den Zeremonientempel abbauten, doch sie starrte konzentriert in den Himmel. Die Sterne waren wunderschön, und als Sextana tief einatmete, genoß sie die noch immer etwas warme Luft, die selbst jetzt noch den Geruch des längst leergeräumten Markts etwas mit sich trug.
Bevor der letzte Seraph verschwand besinnte sich der Rotschopf aber schnell wieder, denn sie brauchte jemanden, der ihr ein Zimmer zum Nächtigen zeigte.
"Hey, du dort drüben!", rief sie also ungehoben, noch bevor die Person ebenso vom Dach verschwinden konnte, "Kannst du mir vielleicht ein Zimmer zeigen? Ich muss zu Kräften kommen, bevor morgen die Reise beginnt.", sprach sie. Der Seraph blickte verwundert drein, wahrscheinlich war es unüblich, dass jemand nicht im höflichen Ton sprach, doch er nickte und machte eine hektische Handbewegung, um ihr ohne ein Wort zu verlieren zu signalisieren, sie sollte ihm folgen.
Nach vielen schnellen Schritten erreichten Fräulein Karma und Sextana das Gemach, vor dem der Seraph stehen blieb und schüchtern lächelte. War er etwa stumm?
Als Sextana ihm eine angenehme Nacht wünschte, nickte er nur dankbar und deutete eine Verbeugung an. Dann verschwand er eilig wieder.
Im Zimmer angekommen machte Sextana keine großen Umwege, sie setzte Karma nur ab und warf ihre Tasche zu Boden. Nachdem sie ihre Kleider, die nach diesem Tag irgendwie schwer geworden waren, ablegte, und sich in das Bett fallen ließ, beschäftigten sie noch die Informationen, die Lea ihr gegeben hatte, eine Weile.

Schließlich kehrte Ruhe in den Gängen und Hallen der Seraphen ein, viele Lichter erloschen und die Dunkelheit umarmte den mächtigen Tempel.
Jedem, der ein Bett benötigte, wurde eines geboten. Jeder, der Ruhe brauchte, hatte schließlich nach einem langen Tag mit vielen neuen Begegnungen die Gelegenheit, seine Kräfte zu sammeln. Und nach einigen Stunden der Nachtruhe machte sich die Sonne am Horizont bereit, Dujol in Licht zu tränken und die Bewohner der wunderschönen Stadt wachzuküssen.

Es war noch immer sehr still, als Sextana ihre Augen öffnete. Es schien sehr früh zu sein und die Stille ließ darauf deuten, dass noch nicht viel Treiben im Tempel der Seraphen herrschte. Eigentlich wäre deshalb Sextana's erste Handlung gewesen, sich ausgiebig auf dem gemütlichen Bett zu räkeln, doch ihre Pläne wurden durchkreuzt.
Neugierige Augen starrten ihr entgegen, als Sextana den Oberkörper hob und entsetzt auf ihr Gegenüber starrte. Der Blick der sie traf wechselte von Neugierig zu Erschrocken - man hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Sextana so früh erwachte. Der Körper ihres Gegenübers war nur kurz wie angewurzelt, so als wäre der junge Mann vor ihr in einer Schockstarre.
Die Magierin war ebenso angewurzelt und stellte durch ihre hektischen Überlegungen fest, dass es sich um den jungen Seraphen handelte, der am Vorabend auf dem Tempel aufgeräumt hatte und sie daraufhin zu ihrem Gemach begleitete.
"Was? Wieso..", sagte Sextana nur, und zog sich hektisch die Decke über ihren Leib. Fräulein Karma brach in lautem Affengeschrei aus, als sie den jungen Kerl am Bettende ihrer Begleiterin ausmachte. Ein Stein sauste mit einer Wucht auf den Jungen zu, die für Karma beachtenswert war. Er traf den Kerl auch, der gerade noch eine entschuldigende Miene aufgelegt hatte, sodass er sich seinen Umständen besann und umdrehte. Hektisch riss er die Tür auf, während Sextana aus dem Bett stolperte und den Rock über ihre Beine streifte. Sie riss die Bluse vom Boden und zog sie sich über, während sie Karma planlos anstarrte.. "Ach Mist!", rief sie, "Tu mir diesen einen Gefallen und bleib hier - niemand soll hier herein!", keifte sie. Karma schien dieses mal wirklich zu gehorchen, und während Sextana im Gang verschwand, sich erst noch die Bluse zuknöpfend, konnte Sextana das Gegenteil nicht vernehmen.
Barfuss patschte sie den Gang entlang hinter dem jungen Seraphen her, der sie in diesem verletzlichen und bloßen Zustand beobachtet hatte.
Was hatte er sich dabei gedacht! Sextana rang mit ihrer Wut, die durch ihre Scham und das Entsetzen ausgelöst wurde. Sie musste unbedingt ihre Nerven bewahren!
Wenn jetzt jemand sah, was in ihr steckte, dann würde bestimmt niemand mehr wollen, dass sie mit nach Kemet reiste.

Somit atmete Sextana konzentriert, während sie dem Seraphen hinterher eilte, und sie dachte daran, sich nicht in Wut zu verlieren, sondern sich Fragen zurechtzulegen, die sie ihm stellen würde, wenn sie ihn doch wirklich erwischen konnte. Wieso hatte er ihr nachgestellt? Wieso hatte er ihr nicht gesagt, was er von ihr wollte? Wieso das alles überhaupt?
Außerdem würde sie ihm eine wischen, dass seine Wange noch mehrere Tage brennen sollte.
Der Rotschopf rannte, so langsam sie leider war, eilig hinter dem jungen, agilen Kerl her und bändigte ihre Wut vorerst. Doch ablassen würde sie nicht von ihm, solange sie ihn sehen konnte!
Wenn das Schauspiel von jemandem, der ebenfalls die Gänge entlang ging, beobachtet wurde, so starrten diejenigen meist nur verwundert drein und verstanden gar nicht, wieso Sextana spärlich bekleidet hinter einem jungen Anhänger der Seraphen her war. Und als er den Tempel zu verlassen drohte, hielten die Wachen ihn draußen nicht auf, wahrscheinlich weil man den Jungen kannte. Sextana begann sich plötzlich wieder ohnmächtig vor Scham und Wut zu fühlen. So etwas konnte man doch nicht einfach mit ihr machen!
Draußen erschlug Sextana die plötzliche Hitze, denn am Abend zuvor war die Wärme so schön abgeschwächt gewesen.
Auf den Treppen, die hinunter vom Tempel in Richtung Markt führten, konnte der Rotschopf den Seraphen hervorragend sehen. Noch war es also nicht so schlimm, dass die Magierin nicht sehr schnell rennen konnte - wenn er aber auf dem Markt abtauchen konnte, würde sie keine Antworten auf ihre Fragen bekommen. Erst überlegte Sextana, ihm mit ihren Kräften den weiteren Weg nach unten zu erschweren, doch er war bereits zu weit entfernt, als dass sie hätte Nutzen dafür haben können.
Sie rannte. Es waren große Mühen, die die tollpatschige Magierin auf sich nahm, um die Treppen nicht herunterzustürzen, doch sie schaffte es, ein wenig mitzuhalten.
"Haltet ihn auf!" schrie sie, "Er dort drüben!", als sie das Ende der Treppe erreichte. Doch der Junge verschwand in der Menge und er musste die Gegend genauso gut wie Sextana kennen, wenn er zu den Seraphen gehörte. Trotzdem hielt Sextana mit. So einfach wollte sie sich nicht abschütteln lassen! Und immer wenn sie den brünetten Kerl zwischen den Leuten entdeckte, wusste sie, dass sie ihn noch nicht gänzlich verloren hatte. Irgendwann aber blieb die Sicht auf ihn aus und Sextana begab sich völlig erschöpft an den Rand des Marktes.
Ihre Brust bebte vor Anstrengung und ihre Füße schmerzten bereits. Die nackten Füße waren Wund von dem ungleichmäßigen Steinboden, und nicht selten war in der Menge jemand auf ihre zarten Füße getreten. Sextana atmete tief ein und aus, blickte sich um und stellte fest, dass sie doch weiter von dem Tempel entfernt war, als sie zuerst angenommen hatte.
Nun, da zu dem Zeitpunkt ihres Erwachens noch nicht viel Leben im Tempel geherrscht hatte, ging Sextana davon aus, dass sie nichts verpasste, vor allem weil Lea von einem Essen vor der Abreise geredet hatte, auf das die Magierin zur Not auch verzichten konnte. Also würde sie bei der Abreise bestimmt schon zurück sein.

So bekam Sextana die Atmung in Griff, doch sie stolperte ins nächste Chaos hinein. Wachen der Stadt bekämpften in einiger Entfernung irgendjemanden, und Sextana konnte nur einen flüchtigen Blick erhaschen, doch sie war sich sicher, dass sie dieses äußerliche Erscheinungsbild der Gegner, in Zusammenhang mit ihren Bewaffnungen, schon irgendwo gesehen hatte. Ja, sie war sich sicher, dass es sich um den Abschaum des Meeres und der Seefahrt handelte: Sklavenhändler! Kein Wunder, dass sich die Wachen formierten und alles daran setzten, diesen Abschaum aufzuhalten - Sklaventreiber waren in Dujol nicht erwünscht und der Besitz und der Handel von Sklaven war nicht erlaubt!
Sextana blickte sich genauer um.. Doch in der Ferne machte die Frau schon wieder eine Entdeckung! Da war er wieder! Der brünette Schädel des Schmutzfinks, der sie eben noch beinahe schamlos beglotzt hatte. Er verschwand um die Ecke in einer Gasse, und Sextana atmete tief ein, bevor sie wieder beschleunigte und auf die Gasse zueilte.
Wenn sie Glück hatte, würde der Bursche in der Gasse annehmen, er hätte sie abgehängt, und eine Pause einlegen.
Sie rannte so schnell sie konnte, doch als sie in die Gasse einbog, sah sie nur noch, wie der junge Kerl in die Nächste abbog. Es war vergebens. Sextana konnte den Kerl nicht einholen, viel zu schnell war er für sie. Außerdem schmerzten ihre Füße - verärgert stützte sich Sextana auf ihre Knie und regulierte ihre Atmung. "Ausdauerübungen am frühen Morgen.", keuchte sie, und kam langsam zur Ruhe. Dabei wanderte ihr Blick zu Boden, doch wieder riss etwas ihre Aufmerksamkeit mit. Sextana fand, dass der Tag wirklich aufregender begann, als es gesund sein konnte.

Eigenartige Spuren waren auf dem steinernden Boden zu sehen. Sie konnten nicht von dem Burschen sein, denn sie hatten nicht die Form normaler Fußspuren, und noch dazu hatte der Seraph nicht geblutet, während diese Spuren tiefrot waren. Sextana folgte mit dem Blick diesen Spuren und dann sah sie es: Ein Wesen, das sie so noch nie gesehen hatte, mit einer Blutlache unter sich, die sich ausweitete, und es keuchte bemitleidenswert. Nicht etwa vor Anstrengung, so wie Sextana es zuvor getan hatte, sondern es war das Keuchen eines Wesens, dessen letzte Lebenskraft zu schwinden drohte. Sextana atmete wiedermals tief ein, um sich selbst ruhig zu hallten, während sie zögerlich auf das keuchende Wesen zutrat. In dem Rücken, der zu ihr gedreht war, steckte ein Bolzen fest. Schon allein die Kraftlosigkeit dieses Wesens löste etwas seltenes in Sextana aus: Einen Hauch von Mitleid.
Perplex kniete sich die junge Frau in die Blutlache, was unverhinderlich schien. Manchmal hasste Sextana es, sich allem verpflichtet zu fühlen, was verletzt oder gar dem Tode nahe war. Es war nicht einmal so, dass der Rotschopf ein Gutmensch war, nein, sie konnte nur nicht akzeptieren, dass sie aus purem Desinteresse zulassen würde, dass ein Wesen ohne Hilfe blieb, vielleicht sogar sein Leben ließ - und für sie war es ihre magische Kraft, die sie mit jemandem teilen würde, während der Andere viel mehr aufgab, wenn Sextana zu diesem Opfer nicht bereit war. So überlegte Sextana, ob sie einfach loslegen sollte, und ob das Wesen, das die Magierin als Janagi identifizierte, die direkte Prozedur der Heilung überhaupt mitgestalten konnte. Wenn er bewusstlos wurde, so würde sie kaum auf ihn zugreifen können, also entschied sie sich kurzerhand, mit ihm den magischen Pakt einzugehen. Zunächst aber zog sie den Bolzen mit einem kräftigen, möglichst geraden Ruck aus dem Rücken des Janagi. Es beschämte sie, ihm damit Schmerzen zu bereiten, einem so selten gesehenen Wesen, das so hilflos und wortlos herumlag. Blut quoll aus der Verletzung und Sextana drehte den Janagi dennoch zügig auf den Rücken - dabei fiel ihr erst das Halsband auf, das man dem Wesen wahrscheinlich gegen seinen Willen angelegt hatte. Jetzt erst erklärte sich ihr das Szenario auf dem Markt etwas.. Zum Glück war er noch wach, das erleichterte ihren Eingriff erheblich.
"Du musst wach bleiben und mir jetzt gut zuhören, hörst du!?", sagte sie und sah dem völlig blutgetränkten Janagi ins Gesicht. "Ich hoffe, du verstehst mich überhaupt..", murmelte sie. Sie wusste vieles über die Janagi, zwar hatte sie noch nie einen gesehen, doch durch ihre vielen Reisen hatte sie über verschiedenste Lebensformen gehört und es war für sie schade, den ersten Janagi in ihrem Leben in solch einem Zustand zu sehen.
"Ich bin Sextana. Ich möchte dir gerne helfen, weil du sonst stirbst.", sagte sie eindringlich. "Du musst deine Augen offen halten, sonst machst du es mir sehr schwer."
Der Rotschopf griff zügig nach dem Arm des Janagi, und nahm den rechten Arm, weil in der linken Schulter eine tiefe Stichwunde blutete und die Schmerzen unermesslich gewesen wären, und dann nahm sie die Hand, deren Krallen eingezogen waren, und drückte sie sanft. "Ich werde dir zu neuer Lebenskraft verhelfen, die dich das hier überstehen lässt.", sagte sie gefasst.
"Dafür musst du meine Hilfe annehmen.", sprach sie weiter, "Und du wirst wach bleiben, sehe mir einfach in die Augen, und drücke meine Hand, wenn du das Geschenk der Lebenskraft annimmst, das ich dir mache." Ihre Stimme war ruhig, doch sie blickte dem Janagi so intensiv in die Augen und konzentrierte sich dabei so sehr auf die Auren, die sie um sich spürte, dass auch er ihr Wesen intensiv spüren konnte, wenn er wollte.
"Also, bist du bereit dazu, mich in dein Innerstes eintreten zu lassen?", fragte sie. Ihre Hand wartete auf eine Antwort, und ihr Blick, der nicht nur seinem Äußerlichen, sondern seinem Innersten gewidmet war, ließ den Janagi nicht los.
 
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