RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Oriak nahm von Zottel sein Schwert entgegen: „Danke.“ wisperte er und steckte es weg. Da kam Lea zu sich und sprach ihn gleich an, sie wolle ihn anweisen und er müsse ihr jetzt ganz genau beschreiben was für Verletzungen vorliegen. „Öhöhö,“ machte er überfordert. „Gute Frage.“ wand er sich, während ihren Beutel an sich nahm und öffnete. „Du hast zwei Brüche im Oberarm und einen im Unterarm. Das hab ich zumindest bemerkt. Und wie viel Blut, weiß der Geier, viel, viel würd ich sagen. Und es wäre besser, wenn hier jemand weiter macht, der weiß was er tut. Hey du da!“ rief er einen Wachmann der Seraphen an: „Bitte, hol einen Heiler.“ Der angerufene verschwand schnell. „So.“ Oriak, der noch immer neben Lea kniete klatschte sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel und sah auf sie herab: „Jetzt wird jemand kommen, der weiß, was er tut. Das wird besser sein. Ich habe sowas zwar schon mehrmals beobachtet, aber wir wollen mal lieber sicher gehen. Wir haben ja auch keinen schlimmen Zeitdruck, meine Behandlung hat uns die nötige Zeit dafür verschafft.“ Oriak erhob sich. „Und ich werd jetzt mal sehn, wo ich meine Hose wechseln kann.“ erklärte er mit abschätzenden Blick auf seine blutverschmierte Hose. „Fermar bleibt bei dir und bald kommt ein Heiler, bleib bitte solang ruhig liegen.“ bat er sie noch, dann drehte er sich um und machte sich auf die Suche, nach einem weiteren Ordensmann oder einer Ordensfrau, die ihm eine Umkleidemöglichkeit zeigen könnte



Zottel blickte Oriak nach. Dann sah er sich um. Er erinnerte sich daran, dass er vorgehabt hatte so schnell wie möglich dem Goblin zu folgen, weil er nur von der verführerisch duftenden Blutlache weg wollte. Oirak würde ihm vielleicht böse sein, wenn er jetzt anfangen würde das leckere Blut aufzulecken, wo noch andere da waren. Das gefiel denen nämlich meist nicht. Deshalb trottete er los. Draußen vor dem Bau der Zweibeiner blieb er stehen und ließ die Situation auf sich wirken. Er kanalisierte drei bekannte Gerüche heraus. Der weiße Zweibeiner, der vorhin unter lautem Gezeter gegangen war, der Echsenmensch und eben das Goblinweibchen. Dessen Fährte folgte er. So trieb es ihn durch die belebten Straßen. So viele Ablenkungen, so viel zu entdecken! Doch sein Jagdtrieb hielt ihn in der Spur und trieb ihn immer näher an das Ziel heran.
Dann sah er sie, ein Ohr stellte sich fragend auf. Sie sah ganz anders aus als davor? Aber sie war es auf jeden Fall! Das sagte seine Nase und die hatte fast immer Recht. Außerdem kannte er es von Oriak, dass der auch manchmal ganz anders aussah und trotzdem Oriak war.
Zottel umlief die Goblin jetzt, sodass er vor ihr erscheinen würde.
Jetzt stand er drei Meter vor ihr auf der Straße, setzte seinen Hinterleib ab und sah ihr abwartend entgegen.
 
Je weiter sie kam, desto mehr wich ihre Anspannung. Endlich! Freiheit! Die war sie los, diese Vollidioten. Völlig ausgeschlossen dass einer von ihnen... Twiggy stutze und erstarrte auf der Stelle. Wie gebannt folgte ihr Blick einer Bewegung, einem grauen Objekt, das sich von der Seite näherte und ihr gegenüber anhielt. Nein. Nein! NEIN! Vor hier hatte sich ein fetter grauer Fellhaufen niedergelassen. DER fette graue Fellhaufen, der ständige und unvermeidbare Anhang von Meister Bla-bla-blah. Nein! Sie starrte ihn an als wäre er ein Werkzeug des Jüngsten Gerichts. Am liebsten würde sie schreien, oder das Ding direkt mit einem Zauber in Brand setzen. Nur leider war sie dieser Art von Magie nicht mächtig.
„Weg mit dir!“ fauchte sie drohend. Wäre es nicht unter einer Menschenillusion verborgen, hätte Twiggy dem Vieh jetzt die Zähne gezeigt. Das durfte nicht sein. Warum musste es hier sein? Warum konnten die sie nicht einfach in Ruhe lassen? „Verschwinde!“ Wenn das Pelzvieh da war, folgte die Plaudertasche bestimmt in kurzem Abstand. Dieses blöde Ding vermasselte alles! Die Zweibeiner konnte sie täuschen, ohne Probleme, aber den... Hund (?) nicht. Der führte sie doch alle schnurstracks wieder auf ihre Fährte. Und Oriak war jetzt wirklich das Letzte, das sie sehen wollte. Dicht gefolgt von Lea vielleicht... „Hau ab! Husch! Ich hab weder Lust auf dich, noch auf deinen Anhang! Verschwinde!“

Twiggy machte Anstalten, um das Vieh herumzugehen und wieder zwischen den Menschen unterzutauchen.
 
Zottel hörte die Abneigung in der Stimme der Goblinfrau. Aber er wusste genau, dass ihm das jetzt egal sein musste. Manchmal musste man tagelang seiner Beute hinterher schleichen, bevor man zum entscheidenden Zug kam. Zottel öffnete das Maul und bleckte die Zähne, denn es lag nicht nur Abneigung sonderen auch eine gewisse Drohung dahinter. Aber Zottel hätte dem Goblinweibchen gerne klar gemacht, das es keinen Grund gab, ungehalten zu sein, er war ja schließlich nicht gekommen, um sie zu fressen. Goblinfleisch schmeckte immer furchtbar bitter. Zottel machte deshalb eine unterwürfige Geste, neigte den Kopf vor der kleinen Gegenüber und winselte leise. Als sie um ihn rum ging, drehte er seinen Körper langsam mit. Er würde ihr folgen, wohin sie auch gehen würde, er hatte irgendwie eine Ahnung das sie für Oriak noch wichtig war und er war sich sicher, Oriak würde sehr stolz sein, wenn er sie zurück bringen würde...irgendwie.
 
Trauerlied.

Stenian's Miene verzog sich zu einer angeekelten Fratze. Klar, was hatte Siviria ihm auch vorgesetzt? Die Pampe zu seinem Gesicht, in der er eher widerwillig löffelte, sah aus als hätte sie die Gedärme auf dem Schlachtfeld in und vor Lothloriell aufgesammelt, um sie mit Erbrochenem und dem Inhalt aller Latrinen sämtlicher Kriegslager zu kochen. Was.. Ja, was war das?
Siv stand in zwei Metern Entfernung zu dem großen Esstisch, an dessen einen Ende Stenian saß, um sein Mahl zu verspeisen. Ihre Hände waren ineinander gefaltet, und ihr Blick war eine einzige Entschuldigung. Natürlich tat es Siviria nicht im Ansatz Leid.
Die große Standuhr gab ihr „Tick-Tock-Tick-Tock“, während Siv eine gefühlte Ewigkeit dort stand und auf Beendigung des Mahls wartete. „Alles zu Eurer Zufriedenheit?“, fragte Siv schließlich süffisant, etwas zu schadenfroh – Stenian hob eine Augenbraue und nebenbei seine linke Hand. Mit ihr deutete er auf die Plätze links von ihm, und sah Siv erwartungsvoll an. „Nimm Platz.“, sagte Stenian, legte den Löffel ab und fuhr sich durch das halblange, dunkelbraune Haar. Wortlos tat Siv dies, nahm auf der langen Seite links Platz, etwas mittig, damit sie nicht allzu nah an der rechten Hand saß. Ihre Miene wurde ernster und Stenian schob die Mahlzeit kommentarlos von sich.
„Wir beide haben Geheimnisse.“, sagte er und Siviria fixierte ihn mit ihrem skeptischen Blick. Hatte jemand sie verraten? War sie aufgeflogen? Siv schluckte schwer, versuchte ihre Fassung zu bewahren und fing sich schnell wieder. Wenn sie sich jetzt auffällig benahm, war dies sowieso ein verlorener Posten.
„Haben wir die?“, hakte Siv also nur nach und ihr Blick wurde fragend. Nein, sie wusste von nichts, war niemand, hatte nichts gehört. Stenian lächelte nur und rieb sich die Schläfen. „Hast du erfahren, was du wissen wolltest?“, fragte er und sein Lächeln verblasste, ganz unerwartet. „Ich verstehe ni-“, wollte Siv entgegnen, doch Stenian kam ihr zuvor: „Natürlich verstehst du.“ Die rechte Hand ließ einige Sekunden der Stille zu, er sagte nichts.

Mittlerweile schien jedes „Tick-Tock“ der Standuhr eine stumme Anklage zu sein, und am liebsten wäre Siv aufgestanden und hätte sie gegriffen, um sie aus einem der mit Eisblumen besetzten Fenster zu manövrieren. Trotzdem blieb die Eiselfe dort sitzen wo sie war, stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und ballte ihre Fäuste ineinander.
„Wie?“, fragte Siv nur und sah Stenian eindringlich an. Wenn sowieso nichts mehr zu verbergen war, wollte die Meisterin der Infiltration wenigstens erfahren, weshalb sie sterben musste. Welchen dummen Fehler hatte sie bei ihrem Meisterstreich begangen?
„Du hast dich schon am ersten Tag verraten. Deine Arme, sie sind muskulöser als die eines einfachen Waschweibs. Dein gesamter Körper hat dich verraten.“, klärte die rechte Hand auf. „Deine Kleider waren kaum zerschlissen.“, zählte er weiter auf, „Wenn du geputzt hast, warst du viel langsamer als jedes andere Dienstmädchen, das ich je hatte. Ganz abgesehen davon, dass deine Kochkünste zum Kotzen sind.“, erzählte er ihr. Dabei musste er kurz lachen und sah auf die Pampe auf dem Tisch.
„Versteh mich nicht falsch. Du bist gut – aber das bin ich auch. Bei jedem anderen hätte es wohl hervorragend geklappt. Und ich will mir gar nicht ausmalen, wie spät der Herr Regent dahinter gekommen wäre, wenn überhaupt.“ Siv biss sich auf die Lippe. Der Mann vor ihr war achtsam und wusste ihre Spielchen zu durchschauen. Ob er wirklich alle Intentionen der jungen Eiselfe durchblickt hatte? Siviria glaubte es wohl kaum.
„Was geschieht jetzt?“, fragte Siv und ordnete sich die schulterlangen, fransigen Strähnen, als wäre es ihr wichtig, wenigstens schön zu sterben. Stenian machte die Situation noch verworrener, als er aufstand, langsam zu ihr hinübertrat und ihr die raue Hand reichte. Mit großen Augen blickte Siv zu Stenian hinauf. Sie hielt inne, seine Hand zu nehmen und aufzustehen. Sie war gut, aber er war besser – das realisierte Siviria im Angesicht seiner unerklärlichen Geste.
Zögernd ergriff Siv seine Hand und stand wenige Sekunden später auf.
„Das kommt ganz darauf an, wofür du dich entscheidest.“, antwortete Stenian und führte Siviria weg vom Tisch. Seine Hand hielt die ihre, als sei sie eine hochstehende Frau, die man wie eine Glasskulptur vorsichtig von A nach B bringen musste. Wieder einmal fiel es Siv auf, wie kalt sein Wohnraum wirkte, wie kalt das Schloss überhaupt war. Oder waren es seine Bewohner?
Die Schritte der rechten Hand geleiteten Siviria an das größte Fenster mittig des Esszimmers, welches von ihren Füßen bis zur Decke reichte und eine große Sicht auf ganz Trauerlied offenbarte. Stenian riss den schweren, roten Vorhang weiter zur Seite und entriss Siviria seine Hand, um sie sachte auf ihren nackten Rücken zu legen. Dabei klimperten wie so oft die teuren Perlenketten, die als Träger des wenigen Stoffes dienten, das die Eiselfe vor gänzlicher Blöße bewahrte.
„Als der Herr Regent und Agent Valos kamen, um mir die Kunde über das Angebot der Kriegerkaste Uthalia's zu bringen.. Für wen hast du uns belauscht? Du kannst es mir sagen – ich werde es sowieso herausfinden.“, raunte Stenian in Siviria's Ohr. Dabei lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Dann verlasse ich mich auf Euer Wissen und bin gespannt, wie lange es dauert.“, erwiderte Siviria. Ihr Blick fiel über Trauerlied und die Menschen und Elfen, die ihren Arbeiten nachgingen.
„Habt Ihr jemals zusehen müssen, wie die, die Ihr liebt kampflos aufgeben? Oder wie sie sich zur Wehr gegen ungerechte Mächte setzen, doch es ist immer wieder umsonst gewesen, und Ihr fühlt Euch nutzlos, während Ihr denen die Ihr liebt zusehen müsst, wie sie zerbrechen?“, stellte Siviria eine ernst gemeinte Frage. Ihr Blick wandte sich von Trauerlied ab und fixierte Stenian.
Er blinzelte wie benommen und schluckte schwer, als er ihrem Blick auswich und aus dem Fenster blickte. „Ja, das habe ich.“, war die unerwartete Antwort Stenians. Er räusperte sich, kratzte die Haut unter seinen Bartstoppeln und sah Siviria dann bittend an, beinahe.. Bemitleidenswert. Es war wieder einer dieser Situationen, wie am Vorabend, als er seine ungewöhnliche Bitte ausgebreitet hatte. „Du verstehst natürlich, dass das, was ich dir jetzt sage, diese Räumlichkeiten genausowenig verlassen darf, wie meine gestrige Bitte.“, kam er von selbst darauf zu sprechen. Siv musterte Stenian – vertraute er ihr ernsthaft? Der, die ihn belauschte, der Elfe, die offensichtlich eine ganz andere Herkunft hatte, als vorgegeben?
„Der Herr Regent hat meine Loyalität schon oft in Frage gestellt.“, gab Stenian zu. „Wir waren einst gute Freunde, als er noch in seine Rüstung passte und kein Herrscher war. Jetzt ist alles anders – anfangs hatte er nicht einmal Grund, an meiner Loyalität zu zweifeln. Er wurde der Regent und bekam die Stellung seines Vaters übertragen. Ich hielt ihn nicht für fähig, aber stand ihm immer mit Rat zur Seite und war von Anfang an seine rechte Hand.“, erzählte der Mann mit bedauerndem Blick nach draußen. Siviria sog die Erzählung auf wie ein Schwamm, immerhin erhielt sie gerade erstklassige Informationen. „Aber ein Herrscher muss Entscheidungen treffen. Und mit den Entscheidungen kann man nicht jeden zufrieden machen.“, ging die Erzählung weiter, „Ein paar Jahre gingen ins Land, und Extan musste sich Gedanken darüber machen, mit welchem Weib er sich vermählen konnte, das ihm würdige Nachfolger bescheren würde.
Sein Vater kam auf die Idee, Elisa, meine große Liebe, wäre eine würdige Gemahlin. Immerhin hatte sie unter den Hofmagiern hohes Ansehen. Extan.. Was soll ich sagen..“, sprach Stenian und Siv spürte, wie sich seine Hand hinter ihrem Rücken ballte, „Er war nicht mehr als eine Marionette. Tat wie ihm befohlen.. Und er entriss sie mir, ohne Reue, ohne Schamgefühl. Es war keine einvernehmliche Eheschließung. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass dieses Gefühl von Macht, sich nehmen zu können was man wollte und brauchte.. Dass es ihn angespornt hat. Er brachte Schande über die Frau die ich liebte. Und..“, erzählte er und hielt inne. Er schluckte schwer und löste in Siviria tatsächlich etwas wie Mitleid aus. Ihr Herz pochte, und allein die aufrichtige Verletztheit in den Worten der rechten Hand ließ sie unerklärlichen Schmerz verspüren. „Und was?“, fragte Siv nach und versuchte ihre kühle Maske zu bewahren. „Wir sahen uns weiter, und jedes Mal erzählte sie mir, was er Nacht für Nacht mit ihr anrichtete. Ihre Arme waren blau, ihr Gesicht war nicht mehr das Alte.“, sagte Stenian. „Auf einer Festlichkeit platzte es schließlich aus ihr hinaus. Sie sagte ihm, sie würde sich niemals von mir abwenden, sagte ihm, dass sie Schwanger war und dass es gewiss nicht sein Kind war, denn es löste Liebe in ihr aus, und sie wäre sicher, er würde Solches niemals auf die Welt bringen. Sie schrie es hinaus, vor allen Leuten.. Meine Güte, sie war so stark!“, erzählte Stenian. „Am nächsten Mittag ließ er sie öffentlich köpfen.“, brachte er kaum hervor.

Siv starrte aus dem Fenster und sagte nichts. Der Schnee wurde vom Wind umhergewirbelt, und die erwartete Landung auf dem weißen Boden wurde lange hinausgezögert. Es sah wunderschön aus. Die Eiselfe fragte sich in dem Moment, ob ihre Gegner wirklich die Menschen waren, oder ob es Extan war, oder die gierigen Händler, die Sklaventreiber, die Zuhälter.. Siv blinzelte mehrmals und atmete dann tief durch. Die Menschen, sie waren die Feinde, das waren sie doch schon ewig..
Aber jetzt stellte sich ihr die Frage, im Angesicht der Verletzbarkeit eines bedeutenden Mannes, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatten, als sie die Menschen bedingungslos als Feinde abgestempelt hatten, so wie die Menschen es mit ihnen getan hatten. Sie wussten es doch besser! Schon ihre Vorfahren hatten stets danach gelebt, das Krieg und Hass nicht existierten! Die Meisterin der Infiltration bekam Schnappatmungen, als sie ihr Bild von Chantrasam hinterfragte.
„Du bist nicht die Einzige, die Kriminalität, Handel und Herrschaft hinterfragt.“, sagte Stenian als er wiederkam, und Siviria war komplett entgangen, dass er überhaupt im Nebenraum verschwunden war. Sie hielt sich an der kalten Steinwand fest und drehte sich nur langsam um, als sie die Gedankenflut die auf sie einwirkte endlich halbwegs unter Kontrolle gebracht hatte. „Ihr müsst Extan hassen. Wie schafft Ihr es, ihn zu beraten und seine Stadt vor der endgültigen Verwahrlosung zu bewahren?“, fragte Siviria. „Gut, du hast es erkannt!“, sprach Stenian und lächelte breit. Dabei legte er zwei weite, dunkle Kleider über einen der Essstühle und wandte sich dem Weingefäß auf dem Tisch zu. „Während Extan seinem Suff verfällt, nichts als Huren schwängert und tötet, regiere ich seine Stadt, sein Heer und seine Agenten.“, klärte Stenian auf. „Er ist nur ein Maskottchen, wenn man genau hinsieht, dann erkennt man das. Das Volk hat zwar Angst vor ihm, doch mir vergessen sie nicht, dass ich mich für ihr Überleben einsetze.“, erzählte er weiter und goss Wein in zwei Kelche. Den einen reichte er zu Siv hinüber, die ihn mit fragendem Blick annahm – den anderen nahm er selbst zur Hand. Siv begann sich zu fragen, warum er ihr all das erzählte – jemand der so viel wusste und ein Spion von der anderen Seite war, den würde ein kluger Herrscher beseitigen. Doch Stenian schien keine solche Absicht zu haben, sonst würde er nicht dort stehen, mit ihr Wein trinken und ihr seine größten Geheimnisse verraten.
Was waren also seine Absichten?
„Die einfachen Menschen haben von Anfang an ein falsches Bild von den Ureinwohnern gehabt. Die Chantrasami setzten sich zur Wehr, und das Volk ließ sich unter ihren Verlusten gegen wirklich jeden aufhetzen. Doch Ascilla befindet sich nicht mehr in der Position, in der sie die Menschen manipulieren kann.“, erzählte Stenian.
„Dafür habt ihr Menschen ja euren Herrn Regenten! Und wer ist dieser Elf, dieser Verräter? Eure Herrschaft besteht aus Lügen und Intrigen!“, erwiderte Siviria. „Du hast Recht.“, sprach Stenian und lächelte. Er prostete in die Höhe und nahm einen großzügigen Schluck vom Wein. Die rote Flüssigkeit roch penetrant und machte Siv doch ziemlich neugierig. Die Geste der rechten Hand erwiderte sie nicht, denn sie verstand ihren Sinn nicht, deshalb trank sie einfach drauflos.
„Ich weiß nicht welche Stellung du dort hast, woher du kommst. Doch ich halte dich für eine würdige Sprecherin. Überleg doch, was wäre, wenn der Herr Regent Extan nicht mehr wäre? Wenn wir ihn als auch den Verräter Valos los wären, was wäre dann?“, fragte Stenian und blickte Siv eindringlich in die Augen. Siviria wusste nicht ganz, was sie darauf antworten sollte, denn sie teilte die Gedanken Stenian's nicht im Ansatz – sie kam nicht ganz hinterher.
„Vielleicht solltet Ihr nicht um den heißen Brei herum sprechen.“, sagte Siv und hakte nach: „Wenn WIR ihn los wären?“ Ihr Blick war ungläubig und Siv trat näher an den Tisch. Sie trank den Kelch in Einem aus und erwartete Antwort.
„Ja, ich spreche von Uns. Lass uns Extan beseitigen. Schicken wir Valos in den Tod. Lass uns eine neue Ära des Bündnisses schaffen.“, sagte er und deutete auf die Kleider, die er über den Esszimmerstuhl gelegt hatte. „Zieh eines davon an, was für eine rechte Hand bin ich, wenn ich meine Dienstmagd halbnackt und wie eine einfache Dienerin herumlaufen lasse?“, fragte Stenian und trank seinen Wein ebenfalls aus. Siviria ersparte sich die Frage, ob es sich um Kleider seiner einstigen Liebe handelte. Sie nahm eines der Kleider an sich, es war schwarz und aus dickem Stoff mit feinen Verzierungen. Der Rock war weit geschnitten und in Allem sah das Kleid wie eines der feinen Damen Trauerlieds aus. Siv hielt inne und blickte wieder auf zu Stenian.
„Wieso traut Ihr mir?“, fragte Siviria, „Wieso verratet Ihr mir all das?“
„Ich vertraue niemandem. Ich kann dir sagen, was ich will, denn niemand glaubt einem Dienstmädchen, das ein Spitzohr noch obendrein ist. Und du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich jemals aus Trauerlied gehen lassen würde, oder?“, erwiderte Stenian. Seine Miene war nicht drohend, sie hatte keinerlei Boshaftigkeit in sich. Nein, er wusste nur wie er seinen Willen bekam, und Siviria dachte ernsthaft darüber nach, ob sie sich nicht mit einigen Kompromissen einig werden konnten. „Was ist mit den Plänen gegen mein Volk? Was ist mit der Falle? Wenn Ihr das zulasst, werde ich Euch ganz gewiss nicht geben, was Ihr wollt!“, erwiderte Siviria herrisch und sah zweifelnd drein. Stenian grinste breit und trat aus dem Zimmer. Wenige Augenblicke später nur kam er mit einigen Dingen in seinen Händen zurück, die er auf dem Esszimmer ausbreitete. Er zog bedacht einen der Stühle vor, um Siv wieder Platz nehmen zu lassen. Als sie der Geste Folge leistete erblickte sie Pergament, Tinte und Feder.

„Schreib deinen Verbündeten in Lothloriell. Sie werden sich inzwischen Sorgen machen und das wollen wir doch nicht, oder? Erwähne unser Bündnis, von mir aus auch, dass du keine Wahl hast. Vergiss weder meine Bedingungen für ein Bündnis und meine Hilfe, noch eine Warnung an den Kastenhöchsten Erlendur. Wenn Valos mit seinen Einheiten vorgibt Extan zu übergeben, darf kein Eiself ihn empfangen, sonst kann ich nicht für ihre Sicherheit garantieren. Schreib, dass ich dir kein Haar gekrümmt habe.“, zählte Stenian auf und lief hinter ihr auf und ab. „Ascilla's Seelenkapsel könntest du vielleicht auch erwähnen. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich den Zugang zu ihr nicht lieber als Absicherung behalte. Mal sehen.. Wie kooperativ du dich gibst.“, sagte die rechte Hand.
Siviria tat wie er es sagte. Auch wenn der Brief sehr zu Gunsten ihres Volkes ausfiel, erwartete sie einen mächtigen Haken an der Sache.
„Die Bedingungen? Ihr sagtet, ich soll sie niederschreiben. Aber was sind Eure Bedingungen eigentlich?“, fragte Siv, während Stenian ihr weiteren Wein einschenkte.
„Zuerst wirst du mir dabei helfen, einige Kriminelle aus Trauerlied zu schaffen. Wie, ist mir egal. Vielleicht fällt uns etwas Gutes ein.“, klärte Stenian auf, „Das musst du nicht unbedingt in den Brief schreiben. Was allerdings von großer Relevanz ist, ist, dass nach Beendigung des Krieges die Stadt Trauerlied mein sein wird. Ich werde die Menschen hier leiten, besser als Extan es je könnte. Niemand der Elfen kennt die Schattenseiten Trauerlieds, oder die Politik unter uns Menschen. Ich dagegen schon. Nach dem Krieg Trauerlied einfach nur zu zerstören wäre doch.. Eine Verschwendung, findest du nicht?“, sagte der Mann und blieb hinter Siv stehen.
„Wenn die Elfen aus der Versklavung freigesprochen werden, werden sie Euch unmöglich folgen. Niemand der Chantrasami wird Euch in Chantrasam dulden.“, sagte Siviria. Natürlich war Trauerlied kein großes Opfer, wenn man bedachte, dass es die Menschen waren, die die Stadt erbaut hatten. Und trotzdem wusste Siviria nicht, ob es kein zu großes Risiko war, Trauerlied mit seinem Hafen den Menschen zu überlassen.
„Du bist in deinen Reihen eine Frau von bedeutender Rolle, sehe ich das richtig?“, hakte Stenian nach, „Oder du wirst es nach dem Krieg sein, mit der Arbeit, die du hier verrichtest.“ Siviria nickte widerwillig und blickte Stenian aufmerksam an. Woran dachte er?

„Schreibe des weiteren auf, dass unsere Ehe das Bündnis besiegeln wird, den Spalt zwischen Menschen und Elfen überbrückt und ein Zeichen für die gemeinsame Zukunft Chantrasam's setzen wird.“, sprach Stenian aus und klopfte mit seinen Fingern zufrieden lächelnd auf das Pergament.
Siviria sagte nichts und ihre Finger umklammerten zitternd die mit Tinte getränkte Feder in ihrer dürren Hand.
 
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Lea konnte es nicht glauben, das ihre einzige Hoffnung so eben gegangen war. Hatte Animar wirklich Oriak damit gemeint? Als sie meinte sie solle an ihr wissen über Heilpflanzen und Heilkräuter denken wenn sie wieder aufwachte. Fermar sah die Enttäuschung darüber in den Augen von Lea. Fermar schaute Lea genau in ihre wundervollen hellgrünen Augen. "Lea am liebsten würde ich dich Küssen." Fermar beute sich leicht zu ihren Kopf herunter und küsste Lea sanft auf ihre Stirn. Als Fermar danach wieder in die Augen von Lea blickte. Sah er darin ihre Angst die sie gerade hat. "Keine Sorge ich denke es wird bald ein Heiler kommen, der sich um dich kümmern wird." Lea schaute Fermar tief in seine leuchten Gelben Augen an "Ich dachte eben du wolltest mich schon auf den Mund küssen, danke das du es nicht gemacht hast." Fermar grinste darauf Lea an. "Wenn du geheilt bist Lea können wir das gerne machen, das ich dich auf den Mund küssen werde. Aber jetzt hätte ich eher große Sorgen, das du dich dadurch viel zu sehr bewegen würdest." Erleichtert darüber grinste auch Lea darauf Fermar an. "Da hast du wirklich recht Fermar, ich sollte weiterhin ruhig liegen bleiben. Das mit dem Kuss auf den Mund holen wir nach wenn ich wieder geheilt bin. Aber vor allem wenn wir zwei alleine sind." Fermar versuchte Lea damit auf andere Gedanken zu bringen. "Natürlich holen wir das nach. Zuerst muss du wieder geheilt sein. Danach suchen wir uns einen Ort auf, wo wir zwei ganz alleine sind. Das verspreche ich dir." Fermar war sehr erleichtert das Lea wieder grinsen konnte. Er war Oriak wirklich sehr Dankbar gewesen das er Lea notdürftig versorgt hatte. Somit war Lea fürs erste geholfen bis bald der Heiler eintreffen würde.
 
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Reaktionen: Oblivionlove und Luke
Blutrot, Feuerrot

Unschlüssig betrachtete Helena die kleine, stahlverstärkte Geldkasette, die einladend geöffnet vor ihr auf dem Schreibtisch aus teurem, blank poliertem Nussbaumholz ruhte. Den Münzen darin entstrahlte angregt durch die vielen Kerzen im Raum ein warmer goldener Schimmer, der jeden Geizhals vor Verlangen in selige Freude versetzt hätte. Sie war froh, dass sie ihre Maske trug, die ihre gerunzelte Stirn und den zweifelnden Glanz in ihren Augen verbarg. So konnte einzig ihr Zögern aufschluss über ihre innere Zerrissenheit geben.
Die Familie Kiefernstein war eine der ältesten in Trauerlied und zweifelsohne vor langer Zeit an der Gründung der rußschwarzen Stadt beteiligt gewesen. Dafür sprach ihr bekannter und hochgeschätzter Name, sowie ihr nicht unbeträchtlicher Reichtum. Ihr jüngster Spross, Erhval, saß ihr erwartungsvoll vergebeugt gegenüber, die Lippen zu einem breiten, elastischen Lächeln geformt, das selbst den eitelsten Blattfrosch Neid und Demut gelehrt hätte. Sie ekelte sich vor diesem Mann, vermutlich dreißig Winter alt, dessen dünne, platt auf dem Schädel klebenden Haare, fliehendes Kinn und vergebliche Versuche, einen Schnurrbart wachsen zu lassen, der mehr war als Borsten ihm das Aussehen eines Speichelleckers gaben. Das verkümmerte Ding, das auf seiner Oberlippe wuchs glich in seiner Trostlosigkeit dem halbtoten Gestrüpp, dass sein karges Dasein vor den Toren der Stadt fristete. Während Helena diesen Umstand noch als amüsant empfand stieß sie vor allem seine... Fettigkeit ab. Nicht dass er beleibt gewesen wäre, denn Ervhal Kiefernstein war genau so lang und schlacksig, wie der Baum in seinem Nachnamen es vermuten ließ. Es hing viel mehr mit seinen Waschgewohnheiten zusammen, dass sein Gesicht im Kerzenlicht fast mehr glänzte, als die Goldmünzen auf dem Tisch.
Sie bemerkte, dass sie mit ihrem stillen Insichgehens langsam seine Geduld strapazierte, denn der Winkel seines Froschmundes zuckten verräterisch als er abwechselnd das Gold taxierte und versuchte, in den dunklen Augenlöchern ihrer Maske zu lesen.
"Nun?", gurrte er gedehnt, als einige weitere Herzschläge verstrichen waren.
Sie seufzte und klappte den Deckel der Geldkasette zu, um ihm anschließend darüber hinweg die Hand zu reichen. Wieder dankte sie sich selbst für ihre Sorgfalt beim Ankleiden, denn die ihr erfreut zum Einschlagen entgegengestreckte Hand Ervhals war genauso besudelt wie sein spärlich bewachsenes Gesicht und ihre dünnen ledernen Handschuhe würden die abscheuliche Berührung sicher williger ertragen als die weiche weiße Haut von Helenas Handflächen. Schlaff wie ein Fisch lagen seine glitschigen Finger in ihren und sie vollführte den Handschlag doppelt energisch, was seinen ganzen schlaffen Arm zum schlackern brachte. Leicht brüskiert zog er den Arm zurück, gewann aber sehr schnell die Fassung wieder und klapste ein paarmal in die schmuddeligen Pfoten.
"Ich bin hocherfreut, dass wir uns einig werden!", jauchzte er überschwänglich, wofür Helena nur ein knappes Nicken übrig hatte, während sie sich fragte, was für ein kindischer Mann das sein musste, der seiner Freude in diesem Alter immer noch mit Händeklatschen Ausdruck verlieh. Doch als ein verhuschtes Elfenmädchen sich diskret an ihrem Stuhl vorbeischob, um eine Karaffe Wein und Gläser aufzutragen wusste sie, dass es kein Jubel, sondern ein Signal gewesen war. Ein Befehl.
Sie lehnte sich zurück und ließ sich Wein eingießen, während sie ihre Maske losband. Noch immer fragte sie sich, ob sie mit diesem Vertrag den richtigen Weg beschritt, doch entsprach es ihrem ursprünglichen Plan, sich in der höhren Gesellschaft Trauerlieds einzuschleichen. Und so hatte Erhval Kiefernstein sie soeben erfolgreich als Teil seiner Privatarmee angeheuert.
Doch obwohl es was den Plan anging regelrecht wie am Schnürchen lief - ihr Erfolg bei der Piratenhöhle und die beträchtlichen Reichtümer, auf die sie gestoßen waren hatten Helena und ihrem Gefolge einen nicht unerheblichen Ruf eingebracht - wollte der Zweifel sie nicht loslassen und klammerte sich weiterhin beharrlich an ihr fest, wie Efeu. Der Grund dafür war selbstverständlich Spillers Silberbarren, den sie bei den Piraten gefunden hatten. So etwas hätte sich ein so mächtiger Mann wie Balthasars Bruder nicht ohne weiteres wegnehmen lassen. Er musste ihn freiwillig herausgerückt haben. Doch gegen was hatte er ihn getauscht? Für eine einfache illegale Überfahrt oder ähnliches war der Barren doch ein zu großer Preis. Helena war sich längst nichtmehr sicher, ob sie seine Spur innerhalb der betuchten Kreise Trauerlieds finden würde. Der Wein allerdings war verzüglich, rot wie ihr Waffenrock und herrlich trocken. Zweifellos Importware. Ob es zu vermessen wäre, nach ein wenig Käse zu fragen?
"Nun, wenden wir uns ihren Aufgaben zu."
Sie war ein klein wenig überrascht, wie schnell der Kerl konkret wurde, doch sein Wille schien keineswegs so weich zu sein wie seine Körperhaltung.
"Immer raus damit, Herr.", bemühte sie sich um einen aufgesetzt lässigen Tonfall, wie sie ihn für eine echte Söldneranführerin angemessen hielt. Erhval fiel jedenfalls darauf herein und lachte großväterlich.
"Ihr gefallt mir, Lady Adriennen, und nach dieser bahnbrechenden Geschichte mit den Piraten wusste ich genau, dass Ihr und Eure Truppe die richtigen für mich sind."
Kurz nur unterbrach er sich, um gräuschvoll etwas teuren Weines hinabzukippen. Ein Glucksen entfuhr ihm, als er fortfuhr.
"Sensationell, müssen sie wissen, glauben sie bloß nicht, ich wäre der einzige, der erpicht darauf war, Eure Dienste in Anspruch zu nehmen. Und gebt es zu - bei der Stadtwache ist man furchtbar unterbezahlt."
Helena hätte fast die Augen verdreht. Als ob sie wegen des Geldes in dieser furchtbaren Stadt weilte. Doch sie zwang sich, den Schein der großspurigen Söldnerin aufrechtzuerhalten.
"Hört, Hört, Meister Erhval. Wenn ichs Euch sage, bei dem Sold kann selbst eine Elfenschlampe im Sündenviertel nur in Gelächter ausbrechen."
Betont lächerlich schlenkerte sie den Weinkelch. Sie wusste mittlerweile genau, woraufhin die noblen Damen und Gecken dieser Stadt so gut wie immer anbissen. Es war ekelhaft und traurig, doch es erfüllte seinen Zweck.
"Und ganz unter uns, Fichtenstein,..."
"Kiefernstein!"
"... wenn selbst eine Elfe mehr verdient als ich, dann habe ich den falschen Arbeitgeber. Ich denke mit dieser Übereinkunft können wir beide mehr als zufrieden sein."
Es wirkte. Dieser widerliche Putzlumpen war völlig überzeugt. Das würde ihr sicher noch nützlich sein.
"Wie recht Ihr doch habt!", strahlte er. "Lasst uns zu Euren Aufgaben zurückkehren."
Er beugte sich leicht vor und setzte eine geschäftliche Miene auf, die jedoch an seinem albernen Bartversagen scheiterte.
"Wie ihr wisst, befinden wir uns im Krieg mit diesem verrückten... Elfengezücht. Doch ich fürchte noch eine weitere Bedrohung. Meinen Informationen zufolge habt ihr nicht das einzige Piratenversteck dieser Küste ausgeräuchert."
Helena, die sich gerade einen weiteren Schluck genehmigt hatte, blickte mit großen Augen über den Becherrand hinweg.
"Erstaunlich, nicht wahr? Ich will, dass Ihr Euch dieser Vagabunden annehmt!"
Für einen Frosch besaß Kiefernstein eine erstaunliche weitsicht.
"Schließlich ist es anzunehmen, dass diese Piraten auch nicht vor meinen Handelsschiffen zurückschrecken!"
Und eine gewaltige Portion Selbstsucht.
Trotz ihrer erneut emporzüngelnden Abscheu musste Helena sich zwingen, ihrem Glück nicht freien Lauf zu lassen. Piraten und höhrere Kreise! Damit hatte sie die Gelegenheit beide Spuren Spillers zu erforschen. Der fettige Kaufmann war ein Volltreffer.

Als sie wenig später das einer Festung gleichenden Herrenhaus verließ, drückte sich auf dem Korridor das Elfendienstmädchen an ihr vorbei. Sie war hübsch und aufreizend gekleidet, doch ihre Augen waren leer wie die schneebedeckten EInöden Chantrasams und blickten verkrampft zu Boden, als würde sie Strafe dafür erwarten, einem Gast ungefragt in die Augen zu blicken. Helena bemerkte, wie sie diese Stadt zu hassen anfing und war nicht nur wegen der Spur Spillers froh, gegen Piraten antreten zu müssen. Dann musste sie wenigstens nicht den Krieg dieser Menschen gegen die Ureinwohner das Landes verfechten. Obwohl sie es in Kauf genommen hätte, gestand sie sich schaudernd und mit einem unangenehmen Stich von Scham ein.
Und sie fragte sich, wie tief sie ihre Hände noch in Blut baden musste, bevor sie Spiller endlich gefunden hätte.

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Haj'ett, der sich aufgrund des Schals auf seinem Gesicht und des dadurch verwehrten Augenlichts unrühmlich auf dem schmuddeligen Boden gewunden hatte gebot der Zappelei einhalt, als kleine Hände ihn von seiner misslichen, erblindeten Lage befreiten. Es dauerte einen Moment, bis er die Orientierung wiedergewonnen hatte und bis dahin hatte bereits eine weiche, schmale Hand die seine ergriffen und ihm aufgeholfen. Flüchtig warf er einen Blick auf die Person, mit der er zusammengestoßen war. Dann reckte er den Hals in alle Richtungen, um ein letztes Mal nach Taimi Ausschau zu halten. Doch er machte sich keine großen Hoffnungen. Er musste sie verloren geben. Erst danach fiel ihm peinlich auf, wie unhöflich er sich verhielt. Und so wandte er sich wieder der Fremden mit auffälligen roten Haaren zu, die sich in der Gesellschaft einer wesentlich kleineren Fremden befand, die sich um die Taille der flammenhaarigen Frau geklammert hatte. Fast so rot wie Taimis Schal, kam es ihm in den Sinn, doch schob er diesen Gedanken schnell von sich. Sie war hübsch, mit ihrer blassen Haut und den blauen Augen, die ihn verunsichert musterten.
Endlich gelang ihm ein verlegenes Räuspern, das eine Spur zu kratzig klang. Dann deutete er eine kleine hölzerne Verbeugung an, denn er hatte beobachtet, dass diese Geste meist als recht respektvoll aufgefasst wurde.
"Verzeiht meine Unhöflichkeit und den Rempler..." Hilflos kratzte er sich am Hinterkopf.
"Ich habe nur gerade eine Freundin gesucht. Aber wie es aussieht, wird sie wohl nicht zurückkommen..."
Fahrig hob er den Schal auf und wickelte ihn sich gedankenverloren um die Pfoten. Dann schüttelte er den Kopf entschlossen.
"Mein Name ist Haj'ett, freut mich Eure Bekanntschaft zu machen, äh, Sextana, richtig?", riss er sich endgültig zusammen.
"Ich muss leider gestehen, dass ich Euch noch nie gesehen habe, der Anblick Eurer Haarpracht wäre mir sicher in Erinnerung geblieben."
Soweit er wusste, mochten Menschenfrauen Komplimente und er hoffte, damit ein wenig der Peinlichkeit wettzumachen.
"Aber mit Port Raven liegt Ihr richtig. Ich weiß nur von einem Echsenmann, der in letzter Zeit von dort hierher aufbrach."
Beiläufig warf er einige Blicke auf das Wesen hinab, dass Sextana als "Fräulein Karma" vorgestellt hatte. Ein Sonderbarer Name für eine Sonderbare Kreatur. Ein wenig erinnerte sie ihn an eine bestimmte Koboldart aus Tep'Fel, denn aus dem Gebahren Fräulein Karmas sprach der Schabernack. Und doch blickten aus dem kleinen Gesicht dunkle, kluge AUgen hervor.
"Und wenn ihr tatsächlich mich Gesucht habt... ähm, dann freue ich mich für Euch, dass Ihr mich gefunden habt." Ohgott, wie bescheuert!
Zum Glück ließ die Wirkung des Krautes langsam nach, sonst würde sein dummes Gefasel noch zusammenhangsloser aus ihm hervorplätschern. Er fragte sich, was er wohl für einen Eindruck auf die Dame machen musste. Ob sie enttäuscht war, dass ihre Suche mit jemandem wie ihm beenden zu müssen? Oh, hallo Selbstmitleid.
Er beschloss, sich seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. Immerhin war er selbst mit Martax klargekommen. Allerdings auch erst nach einer Pfeife. Und er würde jetzt sicher nicht noch mehr davon qualmen, vor allem nicht auf diesem Marktplatz, wo sie wie er nun feststellte, immernoch von Menschenmassen umspühlt wurden.
Er gab Sextana einen Wink und führte sie etwas abseits an eine Hauswand, wo sie nicht riskierten, vom nächsten Ochsenkarren plattgefahren zu werden. Dann blickte er ihr wieder in die Augen, in denen sich noch immer diese Verunsicherung spiegelte. Vielleicht ging ihr es ja ähnlich wie ihm.
"Wenn ich ehrlich sein soll," nahm er den Faden mit gesenkter Stimme wieder auf, "dann muss ich gestehen, dass wohl keiner von uns in seiner Gänze fassen kann, was in Port Raven passierte und warum. Aber wir wollen es herausfinden und nach Möglichkeit wieder rückgängig machen."
Ihm kam in den Sinn, dass er vielleicht langsam mal packen sollte.
"Wenn es Euch wirklich ernst damit ist, dann solltet Ihr mich am besten auf meinem Weg zurück zu den Seraphen begleiten.
Er verschwieg ihr, dass sie gut daran Täte, sich von der Sache fernzuhalten. Das versprach keine angenehme Reise zu werden. Aber er wollte ihre Motive nicht in Frage stellen. Vielleicht wusste sie ja einfach nur nicht, was sie sonst tun sollte. So wie ich.
Stattdessen deutete er in die grobe Richtung des Tempels und blickte fragend zu ihr auf.
"Es ist nicht weit."
 
Weder das Winseln, noch der gesenkte Kopf oder der berühmte Hundeblick änderten etwas an Twiggys Einschätzung. Genauso ein scheinheiliger Schauspieler wie sein Mensch. Und ehe du dich versiehst, hast du die Zähne im Genick. Twiggy wandte den Kopf halb zur Seite, um Zottel während des Laufens im Auge zu behalten. Er drehte sich mit ihr mit und als sie weiterging, folgte er ihr wie ein Schatten. Ein großer, pelziger Schatten mit Zähnen. Na super, du hast Anhang. Auch wenn sie sich zwischen den Fußgängern durchquetschte, dauerte es nicht lange bis das Vieh wieder hinter ihr auftauchte. Blieb sie stehen, tat er es ihr gleich.
„Pass doch auf du kleine Göre!“ „He! Pass auf wo du hinläufst!“ Die Leute waren jedenfalls nicht begeistert, dass Twiggy sie als Schutzschilde missbrauchte. Mehrmals schnauzte man sie an und einer wagte es sogar nach ihr zu treten. Blöde Menschen.
Blöder Hund.
Twiggy wich an den Straßenrand aus. Ihr unliebsamer Schatten folgte auf dem Fuße. Wie lange würde ihr das Vieh hinterherlaufen? So lang bis er sie endlich angreifen konnte, was sonnst. Um sie dann wie eine erlegte Ratte zu seinem Herrschen zu schleifen. Sieht so aus als müsste ich ihn töten, wenn ich ihn loswerden will. Sie starrte ihn an. Eine ziemlich dumme Idee. Also Plan B? Aber auch nicht dümmer als diese hier. Dieses Vieh war einfach nur die pelzige Oberflächenvariante einer Tunnelechse. Groß, gefährlich und genauso dumm. Zu dumm um Worte zu verstehen, ohne dass sie ein wenig nachhalf. Also gut. Twiggy knurrte genervt, streckte sich so weit sie konnte und stapfte ein paar Schritte auf Zottel zu. Sie blieb aber weit genug entfernt stehen um mit einem Zauber reagieren zu können, sollte das doch so schieflaufen wie befürchtet. Wär ja schon hilfreich, wenn das blöde Ding nicht fast so groß wäre wie ich. Naja, sie war ja immer die Kleine, nicht? Auch gegenüber den Haustieren.

„Also ich kann dich nicht loswerden, hmm?“ knurrte sie und verschränkte die Arme. Sie gab sich Mühe, so böse wie möglich in seine Hundefratze zu starren – soweit das mit einem Kindergesicht wie diesem hier eben möglich war. „Du“, sie zeigte mit einem Finger auf ihn und bewegte die Hand mit dem ausgestreckten Finger langsam zur Straße, in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Weg. Da lang.“ Sie starrte ihn noch einige Sekunden lang an und machte dann eine scheuchende Handbewegung. “Jetzt! Weg mit dir!“ Langsam wurde sie laut.
 
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Lea grinste Fermar an: "Sagt mal Fermar würdest du mich Heiraten?" Fermar kannte diese Bräuche der Sterblichen. Sie hat seinem Brauch durchgezogen, dann wird er auch ihren Brauch durchziehen. Ihm war jede Ablenkung eben recht, die Lea auf andere Gedanken brachte. "Klar würde ich dich Heiraten Lea. Ich weist aber nicht ob es ein Priester geben würde der uns verheiraten würde. Dann sollten wir es aber jetzt machen. Vielleicht gibt es hier in dem Orden der Seraphen einen Priester? Oder der Orden der Seraphen weist einen Priester der uns trauen würde. Eine von meinen Schwester könnte Trauzeugin machen. Wüstet du welchen Trauzeugen du nehmen würdest Lea?" Lea überlegte kurz, dann viel ihr einer ein. "Ja ich würde Alexis der unser Anführer der Gruppe ist nehmen als Trauzeuge. Aber nur wenn er das auch möchte?" Dann schaute Lea etwas skeptisch zu Fermar. "Aber wenn der Heiler da war, brauche in neue Klamotten. In diesen Klamotten werde ich darin nicht heiraten können." Fermar war genau der selben Meinung. "Naja Lea ich müsste mich auch erstmal umziehen gehen, damit ich auch gut aussehen wenn wir Heiraten." Lea musste grinsen bei dem Anblick wenn der Priester Fermar das erste mal sehen würde. " Dann hoffe ich doch mal Fermar das der Heiler bald kommen wird? Ich kann es kaum erwarten dich zu heiraten." Fermar grinste zu Lea. Natürlich würde er sie auch Heiraten, wenn sie jetzt nicht verwundet gewesen wäre.
 
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[FONT=Verdana, serif]Zottel kniff ein Augen zusammen und legte den Kopf schief. Scheinbar wollte die Goblinfrau, die wie ein kleiner Mensch aussah, ihn vertreiben. Das war aber gar nicht in seinem Sinn. Sie blies sich auf, aus wollte sie ihn drohen und ihr Anliegen durch ihre Präsens zu untermauern. So etwas kannte er von Oriak, wenn er mit anderen redete, er hatte Zottel mal erzählt, das man auch immer sehr viel mit seinem Körper redet, bei Zweibeinern war das offenbar so, denn diese hier versuchte es auch. Er konnte sich aber kaum vorstellen, dass es hier und jetzt zum Kampf kommen würde. So entschloss er sich, ebenfalls eine kleine Gebärde zu zeigen und ihr dann erneut zu zeigen, dass er keine bösen Absichten hatte. Er fletschte die Zähne, knurrte leicht und versuchte sich an etwas, was die Zweibeiner ein Kopfschütteln nannten. Danach lies er sich wieder nieder, diesmal lag er ganz am Boden, wedelte mit dem Schwanz, was, wie Oriak im beigebracht hatte, gern gesehen war unter Zweibeinern, hechelte leicht, seine Zunge hang aus dem Maul und er sah der Goblin gelassen entgegen.[/FONT]
 
Er verschwand nicht. Twiggy knurrte und verdrehte die Augen. “Sei ein braver... Hund und verschwinde!“ Normalerweise verstanden Tiere Gesten und Körpersprache besser als Worte. Nur war der Hund natürlich anderer Meinung. Das passiert wenn man sich zu viel mit Menschen abgibt. Es weicht einem das Gehirn auf.
Kopfschüttelnd starrte sie ihn an. Diesmal lag der Hund ganz auf dem Boden, glotzte sie an und streckte ihr seine schlabberige Zunge entgegen, während seine Rute wie verrückt hin und her wackelte. Was sollte das jetzt werden? Ein streichel-mich-bitte? Eher gäbe sie dem Vieh einen Tritt, nur würde ihr das wahrscheinlich den Fuß kosten. Sie schüttelte wieder den Kopf und drehte sich ein wenig zur Seite. Schön. Du kannst mich mal. Ihr Blick ging zu den Menschen auf dem Marktplatz. Dann eben damit. Twiggy flitzte los. „Hilfe!“ quietschte sie panisch, wobei sie ihre Stimme etwas höher klingen ließ, um sich noch mehr nach einem verzweifelten kleinen Kind anzuhören. „Hilfe!“ Aufgeregt rannte sie ein Stück, huschte dann um eine Menschenfrau mit einem auffallend roten Fellbüschel auf dem Kopf herum und duckte sich schüchtern hinter sie, und zwar so dass die Frau genau zwischen ihr und Zottel stand. Gegebenenfalls würde Twiggy sie noch ein wenig umkreisen.
„Da“, sie schniefte und guckte so mitleiderregend wie möglich zu der Frau hoch. Dabei blieb sie ganz kurz an einem - was war das? eine Mischung aus Ratte und Katze? - hängen, das sich an der Rosahaut festklammerte. Komisches Ding, aber nicht weiter ablenken lassen...
“Bitte gute Frau. Der böse Hund verfolgt mich die ganze Zeit!“ wimmerte Twiggy weiter und streckte einen Finger zu Zottel aus – ihre Hände waren natürlich ebenfalls mit Magie getarnt und sahen genauso aus wie die eines Menschen. „Er macht mir Angst!“ Sie wich noch ein Stück hinter die Frau zurück. „H...hilfe!“ Das letzte Wort blieb ihr beinah im Halse stecken, weil sie erst jetzt genauer auf die nähere Umgebung schaute. Wer stand da, gleich neben ihr und ihrem neuen Schutzschild? Die Eidechse.
Toll.
Die hatte sie ja schon fast wieder vergessen.
 
Der Echsenmensch vor Sextana stand schließlich mit ihrer Hilfe langsam auf und sah sich in der Gegend um, als hoffte er, etwas Bestimmtes zu sehen. Der Rotschopf ignorierte dies vorerst und stellte keine unhöflichen Fragen, die sie nichts angingen. Zögernd stand Sextana da und tat nichts. Ihr Blick wanderte zwar über die Echse, die eine höfliche Verbeugung machte, doch sie selbst stand wie angewurzelt dort und versäumte ihren Einsatz. Was tat eine Dame, wenn ein Mann sich vor ihr verbeugte? In Goddar hatten die Frauen oft einen eigenartigen Knicks vollführt, den Sextana ihrer Mutter nie erfolgreich nachgemacht hatte. Es sah sowieso aus, als hätte jemand den Leuten einen langen Holzstock in den Allerwertesten geschoben. Also stand sie nur da, bevorzugte es unhöflich zu wirken statt wie die letzte Idiotin, und lächelte verlegen, als die Echse mit der eigenartigen, doch bestimmt gut gemeinten Verbeugung fertig war.
Eine Freundin hatte er wohl gesucht - das erklärte die Frage, die sich Sextana bei seinen konfusen Blicken gestellt hatte. Sextana nickte, als er sagte, er habe sie noch nie gesehen. Dabei sah sie gekonnt über das Kompliment hinweg - Sextana konnte man mit Komplimenten über ihr Äußerliches wohl kaum schmeicheln, doch sie verstand die Intention des Echsenmenschen und ging nicht weiter darauf ein, um die Peinlichkeit des Moments abschwirren zu lassen. Es war kein Wunder, dass Haj'ett sie nicht gesehen hatte. Nachdem sie die Menschen auf dem Schiff mit einigen Musikstücken mehr oder weniger erfolgreich beruhigt hatten, hatte sich Sextana von den Menschen zurückgezogen und angefangen, ihr Leben Revue passieren zu lassen. Sie erinnerte sich nochmals daran zurück, wie sie eingeschlafen war und das Schiff plötzlich in Dujol anlegte, so als ob sie viele Tage durchgeschlafen hätte. Da sie ganz offensichtlich nicht die einzige gewesen war, der es so erging, war sie nicht ganz so beunruhigt deswegen - das was sie in Port Raven gesehen hatte, hat sie glauben lassen, dass nichts unmöglich war. Dadurch dass an dem Tag alles so plötzlich passiert war, hatte Sextana auch die Gruppe und somit den Echsenmenschen verpasst - seitdem suchte sie die Gruppe, um sich ihr anzuschließen.
Ja, sie hatte sie scheinbar gefunden. Es musste sich um einfache Leute handeln, wie sie es war, denn die Echse, die sich als Haj'ett vorgestellt hatte, war offensichtlich mindestens unbeholfen, wie sie.
Mit einem Wink nahm sie noch etwas Abstand zu dem Trubel des Marktes und blickte Haj'ett aufmerksam und zugleich unsicher in die Augen. Auf jeden Fall war sie bei keinem überheblichen Weltretter gelandet.
"Ich möchte es genauso herausfinden wie deine Gruppe, und das ist mein voller Ernst. Zwar bin ich keine große Kriegerin, oder kenne die Lösung, doch vielleicht bin ich mit meinen Heilkünsten und Schutzmagie eine Hilfe.", sagte Sextana und nickte energisch, als Haj'ett auf den unübersehbaren Tempel der Seraphen deutete. Fräulein Karma hing dabei an ihrem Rücken über der Geige und blickte theatralisch, nur mit ihren Augen über die eine Schulter Sextana's und verzog sich dann wieder aufgeregt an ihre Taille.
Ihr Blick wandte sich erst von dem Echsenmenschen ab, als sie aus der Ferne ein "Hilfe" vernahm. Zunächst erkannte Sextana nichts - wahrscheinlich raubte ein Taschendieb wieder einmal jemanden auf dem Marktplatz aus. Es war nicht ihr Problem, also grinste Sextana Haj'ett schräg an, darauf wartend dass er vielleicht den ersten Schritt Richtung Tempel machte. Doch leider wurde der Hilfeschrei schnell zu ihrem Problem gemacht, denn das "Hilfe" kam näher und mit ihm ein junges, braunhaariges Mädchen, das sich hinter Sextana duckte. "Was zum..!", brachte Sextana nur hervor und sah sich genervt um. Sie verstand erst nicht, wovor sich das Gör, das sie wie selbstverständlich als Schutzbarrikade nutzen wollte, eigentlich versteckte. Es dauerte aber nicht lang, da klärte sich die sonderbare Situation auf. Sextana vermochte den schwächelnden, flehenden Blick des Mädchens nicht zu deuten. Zwischen dem Gör und dem Tier, das sich näherte, stand jetzt Sextana mit Fräulein Karma. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, das sei ganz und gar keine gute Position für ihr eigenes Wohl.
Sextana fixierte den großen, massigen Wolf vor ihr, der für einen Augenblick tatsächlich so etwas wie Angst auslöste. Ihre spärlichen Muskeln spannten sich an, nicht etwa um das Gör, das sich ungefragt hinter ihr verbarg zu beschützen, sondern in Angst um Fräulein Karma und sich selbst. "Shhh. Shhh.", machte sie nur und streckte die Hand mit einer beruhigenden Geste aus. Der Wolf stand dort, doch Sextana sah nicht ein Zeichen dafür, dass er angriffslustig oder aggressiv handeln würde. "Ich sehe.. Du bist gar kein böser Hund, nicht?", hauchte Sextana verunsichert lächelnd. Und ich bin keine gute Frau.
Der Rotschopf hielt die Geste ihrer Hand inne, um dem Tier anzubieten, sie zu beschnuppern und sich ein Urteil zu fällen. Gleichzeitig jedoch blickte sie das junge Mädchen an und musterte ihre Augen eindringlich. Sextana spürte es, sie spürte Falschheit. Der Körper des Mädchens selbst strahlte etwas ganz anderes aus, als es ihr Äußerliches versuchte - die Aura, die die Braunhaarige umgab, widersprach ihrem verängstigten Aussehen. Die Magierin hob eine Augenbraue und sah mit Skepsis auf das Mädchen hinab. "Ich wäre erleichtert, wenn mich in Dujol immerhin jemand ohne böse Absichten verfolgt, statt dass man mich ausraubt oder misshandelt!", sagte sie und hielt dem mächtigen Tier weiter ihre Hand hin. Fräulein Karma schien sich köstlich zu amüsieren und hangelte an dem ausgestreckten Arm Sextana's entlang, um vor dem Wolf zum Landen zu kommen. Mit offensichtlich gemischten Gefühlen bot das Äffchen dem in der Tierwelt klar überlegenen Wolf eines seiner Nüsschen an. Man sah Fräulein Karma dabei an, dass sie ungeduldig wurde, denn sie hasste es, auf dem Boden zu sitzen.
"Stell dich nicht an und steh wieder auf.", sagte Sextana, "Der Wolf tut dir nichts wenn du ihn nicht herausforderst, du brauchst also keine Angst haben und ich habe andere Pläne als fremde Mädchen zu bemuttern." Wenn an jemandem hier etwas faul war, dann nicht an dem Wolf, sondern an dem Mädchen. Sextana wollte nicht schroff klingen, und sie war sich auch nicht sicher, ob ihr Gefühl nicht in die Irre führte, aber sie hatte ebenso keine Verpflichtungen gegenüber Fremden und fand sich damit ab, wenn sie jemanden vor den Kopf gestoßen hatte.
"Womit wir wieder beim jüngsten Plan ankommen würden.", sagte Sextana und blickte Haj'ett wieder etwas freundlicher an. "Wenn du vorgehen würdest und mich deinen Leuten vorstellst, wäre ich dir sehr dankbar.", sprach Sextana und trat einige Schritte von dem Mädchen und dem Wolf weg. Fräulein Karma blickte dabei zwischen Wolf und Begleiterin hin und her, und entschloss sich, mehrere Nüsse vor der Nase des Wolfes abzulegen - ganz egal, ob Wölfe soetwas überhaupt aßen. Dann sprang das Kapuzineräffchen widerwillig in Richtung Sextana's und nahm Platz auf ihrer Schulter. Die Hitze schlug der jungen Frau langsam etwas aufs Gemüt, und sie hoffte, bald im Schatten des Tempels stehen zu können.
 
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Überrascht schlug er die Augen auf. Das hatte er nicht kommen sehen. Verflixt! Als die Goblin schreiend davon rannte, sprang er auf, die Muskeln angespannt. Ein wütendes Fauchen entwich seiner Kehle, denn das war schon mal passiert. Zu gut noch hatte er in Erinnerung, wie er damals plötzlich von allen gehetzt und gejagt wurde, an die Nächte im Zwinger, die Schläge und Tritte. Er schüttelte seinen Kopf. Diesmal nicht! Doch diesmal war es anders, die Menschen nahmen keinerlei außergewöhnliche Notiz von ihm. Das entspannte ihn etwas. Sein Blick suchte die verlogene Goblin. Als er sie erblickte, wie sie sich hinter einer Frau versteckte und immer noch heulend auf sie zeigte, blitzte es in seinen Augen und verzog verächtlich die Lefzen. Jetzt widmete er seine Aufmerksamkeit der Menschin, die zwischen ihnen stand. Die steckte ihre Hand aus und übte sich in beruhigenden Gesten und Tönen. Zottel blieb angespannt, vielleicht war das nur ein neuer Trick. Sein Blick ruhte auf der Frau, die sich nun der kleinen Lügnerin zu wand und mit ihr redete, die Hand ihm immer noch ausgestreckt. Dort hangelte sich nun ein anderes Wesen entlang und kam auf Zottel zu. Er stand weiter da, gespannt und jederzeit bereit zu reagieren, wenn es nötig sein würde. Die Menschin klang nicht feindselig, aber was bedeutete das schon, wenn die andere da drüben so eine räudige Schlangenzunge war, warum dann nicht auch die dort? Er musterte das Tier vor ihm, wie er jedes Tier anfangs musterte. Er suchte sich an dem anderen Tier immer Stellen, die zu beißen sich lohnen würden und entschied in diesem Fall, dass es wohl relativ egal wäre, wo sein Kiefer zuschnappen würde. Das Tier indes legte Dinge vor ihm nieder, fressen, was Oriak oftmals zu sich nahm, aber nichts für ihn. Aber er erkannte es als eine Geste des guten Willens der kleinen Kreatur und schenkte ihr dafür einen anerkennenden Blick.
Dann drehte er sich um und trottete durch die Leute davon, er hatte für den Moment genug.
 
"Mein ... Versprechen gilt weiterhin und ich werde versuchen meinen Jähzorn im Zaum zu halten, wenn ihr mir sagt, was ich tun soll, wenn diese beiden Quälgeister erneut meine Kreise stören?"

Alexis hob den Bannzauber auf. Es war vielmehr eine Geste des Vertrauens, als eine Notwendigkeit, denn der Zauber hätte wohl kaum die nächsten Sekunden durchgehalten. Er überlegte kurz und versuchte sich in Martax' Situation hineinzuversetzen, um eine passende Antwort geben zu können.
"Es ist offensichtlich, dass wir unterschiedlicher Auffassung über die Bedeutung von Worten haben. In Eurer Welt mag man die Dinge einfacher Regeln und Worte scheinen deutlich mehr Gewicht zu haben. In dieser Welt verhält es sich etwas anders, wie Ihr vielleicht festgestellt habt. Worte haben hier nicht so viel Gewicht, wenngleich sie trotzdem bedeutsam sein können. Können, aber nicht müssen. Wenn Ihr also glaubt, jemand wolle Euch beleidigen, dann seht darüber hinweg."
Er musste über das gesagte etwas grübeln. Wahrscheinlich war es wenig hilfreich, aber was sollte er schon sagen? Stell dich nicht so an? Wäre vielleicht die bessere Idee gewesen.
"Ihr habt es nicht nötig, jedem gleich den Kopf abzuhacken, der was falsches sagt. Das ist Eure Zeit nicht wert."

Mana war Yokos Schicksal nicht entgangen. Sie war sich meistens der Anwesenheit anderer Geister bewusst. Das bezog sich aber auch auf deren plötzliches verschwinden. Oder erlöschen.
Sie konnte nicht ausdrücken, wie traurig sie darüber war, wie sehr es ihr weh tat Taimi so zu sehen. Für einen Moment hatte sie ihr hinterher rennen und sie vom Gehen abbringen wollen. Doch was hätte sie sagen können? Sie kannte Taimi und Yoko kaum und sie konnte sich nur ansatzweise vorstellen, was die beiden Verband. Deshalb ließ sie die Eiselfe ziehen. Eines Tages vielleicht, wenn all das hier vorüber war, würde Mana sie besuchen.

Gedankenverloren tapste sie durch Dujol. Es war ihr auch ganz recht. Die Situation in der Halle hatte ihr nicht behagt. Verdammt die Ganze Situation behagte ihr nicht. Dieser... Dämon. Magna hatte ihn hierhergebracht? Reichte es nicht, dass sie ständig ungefragt auftauchte und anfing zu nerven? Mana schnaubte verächtlich. Doch die kommende Szenerie riss sie aus ihren Gedanken. Da waren Haj'ett, Oriaks komischer Wolf und - dem Geruch nach zu urteilen - Twiggy. Und sie waren in Begleitung einer Rothaarigen, die sich als Heilkundige zu erkennen gab, noch bevor Twiggy sich vor Zottel hinter die Dame geflüchtet hatte. Es schien, als wollte sie zu den Seraphen. Und sie brauchten einen Heiler dringender denn je.
Verwundert fiel ihr auf, dass sie Alexis' Denkweise übernommen haben musste. Sie hörte ihn öfters so reden und manchmal auch denken.
Sie entschied sich, noch etwas Abstand zu halten. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
 
Als Lea grade mit Fermar vom Heiraten gesprochen hatte. Viel ihr ein wie sie das erste mal Fermar begegnet ist. Da wohnte sie noch bei ihren beiden Lehrmeistern und dem Knecht.

Der Zusammenstoß / Oder auch der beginn einer Freundschaft.
(Vergangenheit.)

Lea war traurig das ihre Freundin Miri gestern weggezogen ist, nun hatte sie keinen mehr außer ihre beiden Lehrmeister und den Knecht. Sie war sehr traurig und kam die Treppe herunter gelaufen. Sie sollte noch etwas bei einer Frau vorbei bringen. Der Korb stand im Haus auf der Kommode. Lea ging vorher noch in die Küche wuchte die Tränen aus dem Gesicht. Denn sie hatte die halbe Nacht geweint gehabt. Dann nahm sie den Korb von der Kommode und verließt das Haus. Das Häuschen der älteren Frau war vor der Stadtmauer wo ein schöner Wald an grenzte. Als Lea so den weg zu dem Häuschen lief, war sie so in Gedanken vertief. Das sie mit jemanden zusammen gestoßen ist. Zum Glück ist nichts aus dem Korb dabei gefallen. Sie sah nur noch wie dem Mann seine Kugel aus seinen Händen mitten ins Grass fiel. Lea stellt sofort den Korb ab und schaute nach der Kugel. Die sie auch gleich fand. Zum glück war diese heil geblieben. Sie hob die Kugel auf und lief zu dem Mann wieder zurück. Dort hatte Lea den Korb stehen gelassen. Als Lea die gestallt des Mannes näher betrachtete. Sah sie nur eine Kapuzen gestallt mit gelben leuchteten Augen die von der Erscheinung her ein Elf gewesen war. Lea hoffte nur ihr Tuch ist nicht beim Zusammenstoß verrutscht. "Entschuldigung mein Herr das ich nicht besser aufgepasst habe wohin ich gehe. Ist euch etwas Passier? Und hier ist eure Kugel wieder." Lea gab dem Mann dann seine Kugel wieder zurück. Der Mann nahm darauf seine Kugel von der jungen Dame entgegen. "Keine sorge mir nicht nichts passiert, und wie geht es ihnen junge Dame? Mein Name ist Fermar wie ist euer Name junge Dame?" Lea gab den Mann der sich Fermar nannte dann seine Kugel wieder zurück. "Dankeschön mir geht es gut Fermar. Mein Name ist Lea. Entschuldigung das ich euch nicht gesehen habe. Da ich gerade in Gedanken gewesen war." Fermar sah die junge Dame genauer an, es war die Tochter die von der Elfen Frau die vor ihm stand. Auf die Er von ihrer Mutter gebeten wurde aufzupassen. "Nicht schlimm ist ja nichts Kaput gegangen. Lea wisst ihr wo ich einen Alchemisten finde der mit einem Beschwörer zusammen wohnt? Ich wollt etwas vorbei bringen." Lea überlegte kurz nach. "Ihr meint den Heiler der mit einem Beschwörer zusammen wohnt. Wenn ihr wollt Fermar kann ich euch zu den beiden hin beringen. Aber zuvor muss ich noch zu einer Frau etwas vorbei bringen. Fermar wenn ihr wollt könnt ihr mit mir kommen?" Fermar dachte kurz darüber nach. "So gerne ich euch begleiten würde Lea. Leider kann ich aber nicht mit euch kommen. Da ich noch etwas anderes zu erledigen habe. Aber wenn Ihr wollt könnten wir uns gerne Morgen wieder hier vor dem Tor treffen. Da ich für einige Tage hier in der Stadt Geschäftlich unterwegs bin. Und zusammen einen Spaziergang machen?" Lea hatte kein Problem damit, da der Mann sehr nett war. "Doch vorher muss ich meine beiden Lehrmeister um Erlaubnis fragen. Das ist der Heiler und der Beschwörer zu dem ihr gerade hin wollt Fermar." Fermar war sehr froh das Lea mit ihm spazieren gehen wollte. "Frage die beiden nur, wenn ihr möchtest hole ich euch dort Morgen ab Lea?" Lea freute sich morgen darauf. "Gut ist abgemacht also bis morgen. Jetzt muss ich aber los Fermar. Also Tschüss bis Morgen." Dann griff Lea zum Korb er auf den Boden Stand. Winkte noch mal kurz zu Fermar zum Abschied. Danach ging sie weiter den Weg entlang zu dem Häuschen der Frau.
 
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Wie langweilig. Das war nicht so gelaufen wie Twiggy sich das vorgestellt hatte. Schweigend verfolgte sie das Geschehen. Die Rosahaut hielt dem Fellball nur die Hand hin und ging dann wieder weiter. Ihr seid so hilfreich wie Ratten in der Vorratskammer. Natürlich nicht ohne Twiggy vorher noch anzuschnauzen. Wie sonst auch wich Twiggy dem Blick aus, schwieg und starrte schüchtern Richtung Boden. Der Hund hätte ihrer Meinung nach wenigstens ein paar Tritte verdient. Aber er machte sich vom Acker, was genau das Ziel dieser Aktion gewesen war. Mission erfüllt.
Die Goblinhexe sah keinen Grund, sich noch weiter mit den Leuten hier abzugeben. Die Nähe zum Seraphentempel und damit zu der Gruppe aus Nervensägen war ihr auch nicht geheuer. Oh nein... Da kam doch auch schon wieder die nächste an. Alexis Hund. Bitte nicht nochmal. Wehe der verfolgte sie jetzt auch durch die halbe Stadt.

Twiggy wandte sich ab und mischte sich wieder unter die Menschenmenge. Dabei hoffte sie inständig, dass sich die vierbeinigen Vertreter der Gruppe nicht wieder an ihre Fersen hefteten.
 
Trotz der Schwäche des Bannzaubers überkam Martax ein Gefühl der Erleichterung als Alexis Selbigen aufhob. Es war mehr eine Geste guten Willens, die durchaus anerkennend vermerkt werden würde, aber dennoch fühlte sich der Rote immer sehr unwohl solche Magie in seiner Nähe zu haben, egal ob sie ihn selbst betraf oder nicht. Die Worte des Kahlköpfigen waren für Martax durchaus sinnvoll. Hatte er wirklich die Zeit jeden Schwächling dieser Welt einen Kopf kürzer zu machen? Nein, allerdings war es etwas besonders Quälendes dieses unwürdige Individuum von einem Wurm in seiner Nähe zu haben und nicht nur dass, so wie sich die Dinge überhastig entwickelten, wollte der Narr wahrlich das Spitzohr ehelichen. Das war auch eine Art Bund wie Martax schon zu Ohren gekommen war, allerdings mehr aus gegenseitigem Vorteil, als aus Zwang oder Bestimmung. Verschwendung. Der Dämon schnaubte kurz in Fermars Richtung. Dann gab er dem Magier mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass er auf seinen Vorschlag einging und wandte sich von ihm ab. Er machte sich zu dem Platz auf wo er vorhin noch gesessen hatte. Beilläufig streckte er seinen Arm Richtung Peinbringer aus. Der Zweihänder steckte noch immer in der Wand der Halle einen guten Spurt vom Dämon entfernt. Martax sah nicht mal hin als er seine Hand zur Kralle formte und eine knappe Zugbewegung machte, als würde er unmittelbar neben der Waffe stehen. Das Viriac'Arc zitterte kurz und schnellte dann rückwärts aus der Wand, als würde eine unsichtbare Kraft die Flugbahn von vorhin rückwärts ausführen. Nicht mal eine Sekunde später hatte der Dämon seinen Zweihänder wieder in der Hand und steckte es sogleich mit einer fließenden Bewegung aus der Flugbahn zurück in die Halterung auf dem Rücken. Es war Zeit, dass er sich ausruhte. Der Tag hatte viele neue Erkenntnisse gebracht - einige Positive, aber vor allem Negative. Seine Stimmbänder waren gereizt. Er hatte wohl noch nie so viel im Diesseits gesprochen wie heute.

Der Gehörnte erwartete nicht, dass er hier irgendwo einen Platz zum Ausruhen gezeigt bekam. Daher ließ er sich einfach wieder an der Wand zu Boden gleiten und verharrte dort. In gewisser Weise konnte man sehen wie er zur Ruhe kam. Seine Atmung wurde langsamer. Seine Augen waren geschlossen. Er hatte beide Beine angewinkelt und die Arme auf den Knien abgelegt. Für den Moment wollte er einfach vergessen wo er war und wie lange der Weg zu seiner Rache noch werden würde.
 
Lea wurde auf einmal nachdenklich. Klar würde sie Fermar sofort heiraten wollen. Doch sie musste zugeben das Fermar recht hatte. So schnell würden sie keinen Priester finden der sie beide trauen würde. Auch selbst wenn sie genügen Personen für ihr vorhaben schnell zusammen finden würden. Musste es einen wirklichen Grund dafür geben, warum der Priester sie beide jetzt sofort verheiraten sollte. Das würde zuviel Aufmerksamkeit auf sie beide lenken. Damit würden sie auch die ganze Aufmerksamkeit auf die gesamte Gruppe lenken. Die ganze Mission der Gruppe wäre dadurch von vorne rein gefährdet. "Fermar da hast recht es wird sich so schnell kein Preister finden lassen. Auch müssten wir es begründen warum wir so schnell Heiraten wollen. Ich denke das würde die ganze Mission der Gruppe von vorne rein schon zum Scheitern verurteilen. Da wir dadurch zuviel Aufmerksamkeit auf uns und die gesamte Gruppe lenken würden. Wenn wir auf einem Schiff heiraten würden. Bräuchten wir nur ein Kapitän und der uns traut. Bei den Seeleuten ist das gang und gebe. Diese Stellen keine fragen, Hauptsache der Kapitän bekommen sein Geld dafür. Das könnten wir bei der nächsten fahrt mit einem Schiff machen. Was hältst du davon Fermar?" Lea hatte recht gehabt mit dem was sie gerade sagte. Das wusste auch Fermar. "Lea ich gebe dir in allen Punkten recht. Da könnten wir gleich jedem erzählen was wir vorhaben. Von daher werden wir das bei der nächsten fahrt mit einem Schiff machen. Da würde eine Gestallt in einer Kapuzen Robe mehr auch nicht auffallen." Lea war sehr erleichtert darüber das Fermar es genauso gesehen hatte wie sie selber. "Gut dann machen wir das so Fermar. Jetzt ist erst mal wichtig das ein Heiler bald eintrift. Damit ich morgen wieder Gesund bin, wenn wir mit der ganzen Gruppe und den Leuten von Oriak aufbrechen werden." Fermar und Lea waren sich darüber einige gewesen das mit der Heirat fürs erste zu verschieben. Für Lea mussten schon einige stunden vergangen sein. seit Sie hier ein getroffen war. Den sie bekam langsam hunger.
 
Der gleiche Zweifel

Helena betrachtete mit verschränkten Armen und wie gewohnt verdecktem Gesicht, wie ihre nach Serths Verrat verbliebenen elf Gefährten in dem großen Raum Quartier bezogen. Kiefernstein hatte ihnen spärliche Kost und Logis gewährt, im Austausch gegen Sold und Dienste. Wortkarg und methodisch verteilten die Krieger ihre wenigen Besitztümer um ihre Schlafstätten, seien es Ausrüstungsgegenstände oder Talismane, deren Bedeutung ihre Anführerin nur erahnen konnte. Vals schien besonders bekümmert, war doch der, den er bisher als seinen engsten Gefährten betrachtet hatte erst vor kurzem fahnenflüchtig geworden und von ihm gegangen. Betrübt folgte Helena seinem Handeln. Es war auch für sie selbst ein Schock, wie jemand ein solch hinterhältiges Spiel treiben konnte. Gab es noch weitere Verräter? Den gleichen Zweifel schien nun auch Vals zu plagen.
Ganz am hinteren Ende der Behausung, in denen die Betten der Schlangengardisten geradeso Platz fanden bereitete Anthred seine Schlafstatt. Auch er sah missmutig aus, auch wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Die Art seiner Bewegungen sprach für sich. Ihr war klar, dass sie ihn nach dem Vorfall mit Serth nicht besonders freundlich behandelt hatte und spürte, wie sich Schuld in ihr regte. Eisig hatte sie ihn davongeschickt, mit einem abgehauenen Kopf anstatt eines Kusses als Abschied. Verlegen schritt sie den Gang zwischen den Betten hinab, nach außen hin immernoch die unnahbare Anführerin mimend. Anthred hatte sein Gesicht abgewandt, als sie ihn erreichte, irgendetwelche Papiere sortierend.
Als sie ihm auf die Schulter tippte, fuhr er erschrocken herum und verbarg die Zettel hinter seinem Rücken. Erleichtert atmete er aus, als er sie erblickte. Helena lächelte, als sich ihre Blicke trafen, obwohl ihr kurz darauf bewusst wurde, dass er ihren Gesichtsausdruck natürlich nicht sehen konnte. Doch Anthred ließ entspannter die Schultern sinken, als ob er ihre freundlichen, ja vielleicht verliebten Absichten erkannte.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Sie würde sich für die Schrofftheit der besagten Nacht angemessen entschuldigen.
Alleine mit ihm.

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Bestürzt betrachtete Haj'ett die Szene, die sich vor ihm entwickelte. Ein junges Mädchen wurde von einem Hund verfolgt, den er ganz eindeutig als Zottel identifizieren konnte. Er würde Oriak auf die Umtriebe seines Haustieres ansprechen müssen, der riesige Hund schien ein wenig zu verspielt unterwegs zu sein. Glücklicherweise hatte seine neue Freundin die beiden innerhalb kürzester Zeit abgewimmelt. Haj'ett beließ es dabei und erwähnte nicht, dass er den Übeltäter erkannt hatte. Was sollte Sextana auch mit dieser Information noch anfangen?
Er warf dem abziehenden Mädchen einen Blick hinterher und fragte sich, was Zottel sich davon versprochen hatte, ihr nachzustellen. Kurz rüttelte das verhalten der Kleinen eine Erinnerung, nein, ein Gefühl der Vertrautheit in ihm hervor, als hätte er sie schon einmal gesehen und es bloß vergessen. Doch dann war sie in den Menschenmassen verschwunden und mit ihr der Eindruck. Seltsam.
Sextana stand immernoch neben ihm und ermutigte ihn, den Weg zu weisen. Sie hatte bereits vor dem Hundevorfall eindeutiges Interesse geäußert, den Tempel zu besuchen und sie schien es wirklich ernst zu meinen, was die Geschehnisse in Port Raven anging. Schon überlegte er, ob aus dieser vornehm blassen Schönheit vielleicht eine neue Reisegefährtin werden würde. Je öfter der Echsenmann attraktiveren Vertreterinnen der menschlichen Herkunft begegnete, desto mehr öffnete er sich für die ihm zuerst vollkommenen Fremdartigkeit ihrer Reize. Ihm wurde klar, dass er sich den weiblichen Vertretern seiner Art immer mehr entfremdete. Jenen drei Meter großen, stolzen Kriegerinnen, die sich seit jeher über die Bedürfnisse der Männern überlegen gezeigt hatten. Erst außerhalb des Sumpfes hatte er begriffen, dass auch den scheinbar schwächlicheren "Weibchen" anderer Rassen eine angeborene Anmut inneruhte. Die Gesellschaft seiner Kampfpartnerin bei den Seraphen hatte er sehr genossen. Er überlegte, ob er ein solch unbekanntes Geschöpf jemals lieben könnte. Schmerzhaft wurde ihm klar, dass der gleiche Zweifel auch für die Frauen anderer Arten gelten konnte. Würde ein Mensch oder gar eine Elfe für ein... Reptil wie ihn je mehr als bloß Kameradschaft empfinden können?
Plötzlich wurde Haj'ett bewusst, dass er schon seit einigen Augenblicken gedankenverloren herumstand und es jeglicher Reaktion auf Sextanas anfrage mangeln ließ. Energisch setzte er seiner verkopften Grübelei ein Ende.
"Schön, dass ihr Euch nicht entmutigen lasst. Folgt mir."
Schon schritt er voran, sich mühsam den Weg zusammenreimend, den er auf der Suche nach Taimi gekommen war. Er hoffte, seine schwache Orientierung an diesem Ort, den er erst seit wenigen Tagen kannte würde ihr nicht auffallen. Tatsächlich war er erst ein einziges Mal in Dujol unterwegs gewesen. Nämlich auf ihrem Weg vom Hafen zum Tempel. Aber der Tempel war nun wirklich das deutlichste Mahnmal in der Architektur dieser Stadt, selbst ohne Ortskenntnis würde man früher oder später vor seinen Toren landen. "Viele Wege führen nach Obitun" war ein Sprichwort, dass er während seiner Lehrzeit aufgeschnappt hatte. Es brauchte also wenig mehr als gesunden Echsenverstand, um voranzukommen.

"Die Gesellschaft einer Heilerin begrüße ich, müsst Ihr wissen. Erst vor einigen Wochen habe ich mir den Arm gebrochen. Das ist zum Glück schnell verheilt... Ah, da sind wir."
Geschafft! Ohne sich die Blamage leisten zu müssen, in einer Sackgasse zu laden hatte Haj'ett es fertiggebracht, ihn und seine neue Begleiterin ohne größere Verzögerungen zum Fuße der großen Treppe zu führen, deren Ende der imposante Tempel der Seraphen bildete. Taimis roten Schal hatte er sich mittlerweile zusätzlich zu seinem eigenen gestreiften Exepmlar um den Hals geschlungen. Es war nicht leicht, ihren Weggang ganz ohne Abschiedsworte hinzunehmen, aber er würde das Kleidungsstück als Erinnerung für ihre kurze Bekanntschaft behalten. Es musste nun Mittag vorbei sein, denn die Sonne wurde von den hoch aufragenden Bauten der Seraphen verdeckt. Sextana schien den Schatten zu genießen und atmete sichtlich entspannt aus. Fräulein Karma, blickte dem Bauwerk scheinbar erwartungsvoll entgegen. Haj'ett hatte nach vorsichtigem Nachfragen unterwegs erfahren, dass es sich bei ihr um ein Kapuzineräffchen handelte. Affen waren dem Echsenmann bisher fremd gewesen, doch schienen es liebenswerte Geschöpfe zu sein.
 
„Habt Dank! Habt Dank! Vielen Dank!“ bedankte sich Oriak überschwänglich bei dem Ordensmann, der ihn zu einer kleinen Kammer geleitet hatte. Hier konnte er sich umkleiden und danach auch Quartier bis morgen beziehen, hatte der Mann gesagt. Oriak schloss die Tür und sank innen erst mal dagegen. „Puuuh!“ seufzte er. Er sank an der Tür entlang nach unten, bis er auf dem Boden saß. Die chaotischen Bilder der letzten Stunden schossen ihn wild durch den Kopf und er hielt ihn fest, wartete darauf, dass es wieder ruhiger wurde zwischen den Ohren. „Was für ein Chaos.“ dachte er. Dann stand er auf und wechselte jetzt endlich seine Hose, jetzt stand er da, mit der versifften Hose in der Hand und wusste nicht wohin. Er packte sie in einen leeren Korb, der hinter dem schmalen Bett stand. Er ging ein bisschen in der kleinen Kammer auf und ab und genoss das Gefühl der neuen, trockenen Hose. Dann trat er ans Fenster. Sah über die Stadt hinweg. Es würde bald zu dunkeln beginnen und Oriak hatte nicht vor jetzt noch mal zur Gruppe zurück zu kehren. „Genug Krach für einen Tag gehabt.“ dachte er. Darüber hinaus stand wohl eine lange Reise bevor, da konnte es nicht schaden, davor etwas ausführlicher zu Ruhen. Er streifte seine Ausrüstung ab und ließ Timmi aus seiner Tasche. Er huschte durch den Raum, verschwand unter dem Bett und kam gleich wieder zum Vorschein, einen größeren Brotkrümel im Maul. Oriak sah ihm eine Weile zu, dann zog er sein Obergewand und sein Hemd aus. Die Stiefel stellte er ordentlich neben das Bett. Nur noch in die Hose gekleidet trat er wieder ans Fenster. Er ließ sich in den Schneidersitz nieder und blickte in den Himmel. Dann begann er sein Gebet. Es war wie immer eher ein Gespräch, mit denen, die sich Götter nannten, doch ebenfalls wie immer wusste Oriak nicht einmal zu wem er genau sprach. Ob ihn jemand zuhörte? Ob es jemanden dort oben gab, der ihn erhörte? Das wusste er nicht. Aber er wusste, dass diese Gespräche oder Gebete ihm halfen. Sie brachten Ordnung in seine Gedanken, hatten manchmal eine regelrecht reinigende Wirkung auf seinen Geist, so kam es ihm vor. Und so schloss er die Augen und begann: „Zuallererst. So kann es nicht weiter gehen. Das hier eben war gar nicht gut. Das hab ich schon gemerkt, ihr Götter. Und ich weiß, ich bin zu einem ordentlichen Anteil mit Schuld an dieser Eskalation, dessen bin ich mir bewusst.“. Er öffnete die Augen, sah ein paar Vögel kreischend über den Himmel ziehen. „Ich habe meinen Vorteilen freien Lauf gelassen, wie ich es manchmal tue. Habe den Gegenüber wider besseren Wissens womöglich provoziert, das hab ich getan.“ er massierte sich mit einer Hand den Nacken, die andere lag weiterhin ruhig auf seinem Schoß. „Alle anderen sind Prüfungen für mich, ich weiß. Die, die meine Wege kreuzen sind dazu da um mich zu prüfen, ich weiß es, ich weiß es verdammt noch mal. Und doch ist es so, dass das Wissen darum nicht immer genügt, davor gefreit zu sein den Einflüsterungen der inneren Schatten zu erliegen. Es ist schwer und ich bin kein Heiliger, das wisst ihr ganz genau. Ich schwebte auch heute wieder im Spannungsfeld zwischen Stolz und Vorurteil auf der einen und Besonnenheit und Achtsamkeit auf der anderen Seite. Und heute hat die erste Seite den Sieg errungen und mein Handeln, mein Tun wie auch mein Lassen, aber auch meine Zunge geführt.“ Er dachte nach, schwieg wenige Sekunden. „Ich möchte euch Danke sagen, danke dafür das sein Streich letzten Endes nicht mir galt, trotz allem. Habt Dank ihr Götter, danke für diese Lektion. Sie wird mir helfen, wenn das nächste Mal wilde Stürme durch mich gehen und die guten Eigenschaften mit den bösen Eigenschaften ringen. Ein weiser Schüler sucht so viele Lektionen zu finden, wie er nur kann.“ er zeigte kurz mit dem Zeigefinger in den Himmel: „Ich weiß, ich bin nicht weise. Da ists lange hin. Aber vielleicht bin ich irgendwann auf dem Weg dahin, wer weiß.“ sprach er mit einem Schulterzucken weiter. „Heute war auf jeden Fall nichts, was diesem Ziel zuträglich gewesen wäre.“ er schüttelte leicht mit dem Kopf.

Zottel ließ sich durch die Stadt treiben, grollte immer noch innerlich vor Wut auf die kleine Goblin. Er bog schließlich ab und war schließlich in einer stillen und leeren Seitengasse angekommen. Er roch das Meer, und hielt darauf zu. Mit einem wütenden Prankenhieb zerschlug er ein Fass, welches ihm im Weg stand. Da war die Kaimauer. Mit einem Kraftvollen Satz sprang er auf die breite Mauer, gegen die das Meer mit mittleren Wellengang schlug. Ich habe versagt! Rügte er sich innerlich. Ich wollte Oriak helfen und wollte sie zurück bringen, doch jetzt ist sie weg! Ich hab sie verscheucht! Knurrend sprang er elegant ins Wasser und sank dort erst mal drei Meter in die Tiefe. Das kalte Wasser tat gut, hier wurde er gebremst, die Wut fortgespült. Er begann zu paddeln und tauchte japsend wieder auf. Er paddelte einen kleinen Kreis, schüttelte das triefende Haupt, sah gar nichts mehr und tauchte wieder ab.
 
Lothloriell

Die Falten vertieften sich zwischen den Augen Erlendurs, während er noch immer auf dem Hengst sitzend die Papiere las, die ihm eilig in die Hand gedrückt worden waren. Zorn flackerte in seinen Augen auf, als er den Brief wieder zusammenfaltete und in seinen schweren Mantel schob. Wenn er Siv jetzt noch aus Trauerlied zurückholen konnte, er hätte es sofort getan. Der Gedanke, dass irgendein schmieriger Mensch seine Hände auf eine der Kastenhöchsten legte ekelte Erlendur zutiefst an. Er rieb sich die Augen und stieg schließlich ab, um das Pferd an den Zügeln zu den Stallungen zu ziehen. Der Umfang Lothloriells hatte sich in der Zwischenzeit um ein Vielfaches vergrößert – überall außerhalb der Mauern waren Zelte aufgestellt, überall bereiteten sich mordlustige Krieger darauf vor, ihre Heimat zurückzuerlangen. Am ungeduldigsten hatten sich dabei die Kavalleristen herausgestellt – was kein Wunder war, wenn man sich Kazar als deren Anführer ausmalte.
Auf dem Weg in die Stallungen begegnete Erlendur zu seinem Leidwesen eben diesen, der an den schweren Balken des Eingangs lehnte und verschmitzt grinste. „Unerfreuliche Nachrichten?“, fragte er und musterte Erlendur. Der Kavallerist verschränkte seine Arme und signalisierte, dass der Weg ohne eine gescheite Antwort nicht frei gemacht wurde. „Der Handel wurde abgebrochen. Es ist eine Falle – sie werden uns den Regenten nicht aushändigen, sondern unsere Truppen angreifen.“, antwortete Erlendur also. Sein Pferd zog langsam ungeduldig an den Zügeln und Kazar machte den Weg frei, lief Erlendur allerdings nach. Natürlich war diese Nachricht ein gefundenes Fressen für den Kastenhöchsten, der von Anfang an gegen das gnädige Angebot für das menschliche Volk gewesen war. Die Menschen würden ihre Gelegenheit nicht am Schopfe packen, der Regent würde in einem guten Kampf fallen und Kazar könnte den Boden mit Menschenblut tränken. Erlendur nahm die große Gefahr wahr, die von dem Kavalleristen ausging. Wenn Erlendur nicht aufpasste, würde Kazar zu einer unkontrollierbaren Kriegswaffe werden, dessen Wirksamkeit man nicht unterschätzen dürfte. Doch ein Krieg brauchte mehr als nur fähige Krieger, ein Krieg brauchte Diplomatie und Strategie.
„Also ist der Handel hinfällig und wir werden unseren nächsten Schachzug durchführen?“, sagte Kazar zufrieden und sah dabei zu, wie Erlendur dem Pferd den Sattel ablegte. „Der Handel ist hinfällig, doch ein großer Angriff muss vorerst warten.“, sagte Erlendur. „Wieso? Meine Männer lassen sich nicht ewig hinhalten!“, sagte Kazar und wurde sichtbar angespannt. „Weil sie noch immer davon ausgehen, dass wir den Regenten entgegen nehmen wollen. Sie werden eine große Truppe schicken, und sie würden uns angreifen, wenn wir unsere Truppen schicken.“, sagte Erlendur und rieb sich die Schläfen. „Dann schicken wir mehr Truppen!“, entgegnete Kazar. „Ich werde sie zermalmen und wenn jedes Herz aufgehört hat zu schlagen und jedes Glied erschlafft ist, dann werde ich mir den Kopf des Regenten holen!“, sagte Kazar und blickte energisch und eindringlich in Erlendur's Augen. „Es könnte so schnell vorbei sein... Wenn es nicht dich gäbe, wenn du uns nicht ausbremsen würdest! Die geballte Macht unserer Leute würde Trauerlied überrollen und nichts von ihnen würde mehr übrig sein.“, sagte Kazar und seine Hände ballten sich und dehnten das Leder seiner Handschuhe. „Gib mir nur das Zeichen zum Aufbrechen, und ich werde dir den Kopf des Truppenführers bringen. Meine Männer haben schon lange kein Blut mehr gesehen. Sie müssen spüren, wie gut es sich anfühlt, die Gegner zu zerstampfen, damit sie mit Herz bei diesem Krieg bleiben!“, sprach er weiter. Erlendur schüttelte den Kopf, denn Kazar hatte nicht überlegt, was das für Risiken mitbrachte. „Ich hatte vielmehr die Idee, dass wir niemanden schicken. Die Truppen der Menschen würden viel Zeit verschwenden, ein wenig aussitzen in Hoffnung unsere Truppen würden baldigst eintreffen. Diese Zeit könnte Siv gut gebrauchen!“, war Erlendurs Antwort. „Glaub mir, diese Zeit wird sie bekommen – niemand wird zurückkehren! Und unser Heer wird sie restlos ausrotten. Ich habe keine Zweifel, wieso also zweifelst du? Wenn du nur einmal zulassen würdest, dass ich unsere Macht nutze, dann würdest du es nicht bereuen, darin bin ich mir sicher.“, sagte Kazar und blickte Erlendur in die Augen. „Ich weiß, für dich bin ich nur ein junger Tölpel, viel zu jung für einen Kastenhöchsten. Lass mich dir endlich das Gegenteil beweisen!“, sprach er weiter und in seinen Augen passierte etwas, was Erlendur nicht auch nur ein bisschen definieren konnte. „Was sagst du?“, fragte der dunkelblonde Kavallerist.

„Ich sage ja, schicke alle Männer, die sich für diesen Kriegszug melden. Wenn es vollbracht ist, dann wartet dein Trupp trotz alledem auf weitere Anweisungen von der Magierkaste und mir.“, sagte Erlendur. „Enttäusche mich nicht.“, raunte er dann noch, klopfte Kazar auf die Schulter und trat weg. Wenn er dem Kastenhöchsten jetzt von dem menschlichen Verbündeten erzählte, und von dem Plan, Siv mit ihm zu vermählen, dann wäre wahrscheinlich ein Krieg innerhalb der Mauern Lothloriells ausgebrochen, den Erlendur nicht gebrauchen konnte.
Er hoffte, er würde die Entscheidung, die Männer loszuschicken, nicht bereuen.

----

Sextana stand dort und.. Und was taten sie eigentlich? Haj'ett schien geistesabwesend zu sein, und Sextana fummelte etwas verunsichert, ob sie noch etwas sagen sollte, an ihrem Korsett herum. Stimmte etwas nicht? An ihr vielleicht? Sie blickte einmal an sich herab und stellte fest, dass sie ganz gut aussah, so wie sie da stand - oder doch nicht?
Ihr Blick wandte sich wieder auf den Echsenmenschen vor ihr. Vielleicht hatte er sich nur abrupt an etwas wichtiges erinnert, oder er bekam Zweifel daran, dass er die junge Dame mitnehmen sollte. Langsam wandelte sich der Blick der Frau in einen Fragenden, der Haj'ett von Kopf bis Fuß musterte. Sie selbst begann nun auch noch langsam, in ihren eigenen Gedanken zu versinken, und zuckte etwas zusammen, als der Echsenmensch doch wieder das Wort ergriff. "Aber natürlich", erwiderte Sextana also und folgte Haj'ett, wobei sie etwas den Eindruck bekam, dass es hätte anders herum sein sollen. Sie kannte viele Wege durch Dujol, der Echsenmensch allerdings wirkte auf dem Weg zurück zu den Seraphen nicht sehr sicher.
Schließlich kamen sie im Schatten des Tempels an und Sextana fuhr sich aufatmend durch das rote Haar. Fräulein Karma war mittlerweile nicht mehr ganz so aufgedreht, denn sie schien vielmehr große Ehrfurcht vor dem Gebäude zu haben. So nah waren Sextana und Fräulein Karma dem Tempel bisher nie gewesen. "Ich hoffe doch, dass meine Künste für alle von großem Nutzen sein werden.", antwortete Sextana Haj'ett lächelnd. Der Schatten war wie Balsam für ihr angekratztes Gemüt, und ihr Schritte zogen sie weiter in diesen - genaugenommen in den Tempel hinein. Etwas zögernd trat der Rotschopf an den beiden Seraphen vorbei, die den Eingang bewachten. Sie sagte dabei nichts und war froh, mit Haj'ett dort zu sein. Wenn sie alleine gekommen wäre, dann hätten die Seraphen sie vielleicht nicht eintreten lassen - immerhin kannte sie die Gruppe noch nicht und hatte sie nur auf dem Schiff gesehen.
Sextana war tatsächlich etwas aufgeregt. Unter vielen Leuten zu sein war bereits sehr aufreibend für sie, doch wenn sie sich ihnen jetzt vorstellte, dann würde ihr Herzschlag vielleicht durch den gesamten Tempel zu hören sein. Die Magierin vertraute auf Fräulein Karma, die in peinlichen Situationen meistens das Ruder übernahm. Auch wenn das Kapuzineräffchen oft Ärger machte, so war Karma trotzdem die beste Begleiterin, die sich Sextana für sich vorstellen konnte.
Der Weg führte sie in eine Art Halle - sie war so groß, hatte eine so hohe Decke und war so wunderschön kühl und leer, dass es Sextana beinahe erschlug.
Sie atmete tief ein und aus und sagte nichts, als ihre Blicke die anderen Anwesenden trafen. Für einen Augenblick sogar glaubte die junge Frau, ihr würde die Luft wegbleiben.
Was sagte man Fremden, denen man sich anschließen wollte, die man allerdings nicht auch nur ein bisschen einschätzen konnte?
"Hallo.", sagte Sextana nur in den Raum. Sie war nicht sicher, ob man sie überhaupt wahrnahm. "Ich.. habe euren Freund hier getroffen.", sagte sie schließlich, "Ich war einige Tage auf der Suche nach eurer Gruppe. Ihr sucht nach denselben Antworten, wie ich es tue.. Über Port Raven.", klärte sie auf. Ihre Stimme klang dabei dünn und brüchig. Hatte sie etwa Angst? Nein, ganz sicher nicht.. Es war nur die Verunsicherung, die sie so schwächlich wirken ließ. Außerdem war sie mit den Anwesenden auf eine ziemlich bunte Truppe getroffen. Sogar.. Sogar Wesen, die sie noch nie gesehen hatte - und sie war viel herumgekommen - und Wesen, denen sie eigentlich aus dem Weg gehen würde. Bei dem Gedanken blickte sie den Gehörnten an, der weiter entfernt an der Wand saß. Ihr Blick wanderte verunsichert weiter und blieb an einer Elfe hängen, die dort zu Boden lag. Bei ihr befand sich ein Wesen, dessen Herkunft sie nicht feststellen konnte - war das.. Ein Geist?
Sextana schüttelte den Kopf. Es war unwichtig, denn die Elfe schien in keinem guten Zustand zu sein. Die Vorstellungsrunde brach die Magierin damit abrupt ab, trat einige Schritte vor und bedankte sich bei der höheren Macht, die sie vor einer weiteren peinlichen Minute des Herumstehens bewahrt hatte. Nun, es war zwar offensichtlich zu dem Leidwesen der Elfe, doch Sextana war trotzdem dankbar. Somit nahm sie diese Möglichkeit an, trat hinüber zu der Elfe und achtete beim Platznehmen darauf, dass ihr Rock sich nicht mit dem Blut tränkte, das auf dem Hallenboden verteilt war. Schließlich kniete Sextana neben der Elfe, die noch - oder wieder? - bei Bewusstsein war. Die Magierin blickte auf das provisorische Konstrukt, einem Dolch mit Verband zum Schienen, und schüttelte den Kopf. Wenn sie das Konstrukt abnahm, konnte sie sich die Verletzungen genauer ansehen und eine zuverlässigere Heilung gewährleisten. "Mein Name ist Sextana.", sagte sie lächelnd zu der Elfe. "Ich werde das hier jetzt abnehmen, aber mir kann man ruhig vertrauen.", sagte Sextana. Dabei fragte sich die junge Magierin, ob man das wirklich konnte. Mit einem Kopfschütteln machte sich der Rotschopf daran, das Konstrukt abzunehmen. Dabei assistierte Fräulein Karma, die den Dolch als auch das Verband entgegen nahm und angestrengt festhielt, bis sie wusste, wem der Dolch gehörte. Sextana fragte nicht weiter, ob eine fremde Heilerin überhaupt erwünscht war, nein, sie machte sich ans Werk. Die Schnittwunde, die die Elfe - woher auch immer - davongetragen hatte, blutete stark. Außer dem fließenden Blut wirkte der Arm allerdings erstaunlich schlaff und leblos. Sextana hob ihn vorsichtig, was bestimmt schmerzte, und besah sich der Funktion des Arms genauer. Die Brüche, die sie ausmachte, betrafen den Ober- als auch Unterarm. "Wenn du dich darauf einlässt, kann ich dich mit dem Wichtigsten versorgen.", sagte Sextana. Sie legte ihre Hände um Unter- und Oberarm der Elfe. Ihr Griff war stählernd, so fest es ging.
Sextana schloss ihre Augen und vertiefte sich in ihre Kräfte. Ihre Energie floß und wirkte langsam auf die Aura der Elfe ein. Für Außenstehende musste es eigenartig aussehen, doch die Elfe musste die intensive Energiezufuhr wahrnehmen, so wie sich auch Sextana auf den Strom magischer Kraft konzentrierte, der sie durchlief und schließlich verließ, um die Verletzungen der Elfe zu verschließen und betroffene Körperteile in die bestmögliche Position für eine weitere Genesung zu bringen. Für diesen Vorgang machte sich eine angenehme Benommenheit in den Betroffenen breit, doch Sextana fühlte sich wieder klar und konzentriert, als sie ihre Augen wieder öffnete und die Hände zurückzog. Ihr erwartungsvoller Blick musterte die Elfe. Es hatte geklappt. Ihre Schmerzen hatte Sextana nicht genommen, doch ihre Knochen konnten wieder so zusammenwachsen, wie sie ursprünglich dem Körper innewohnten. Die Schnittwunde der Elfe war zu einer eigenartigen Narbe geworden. Unter ihr musste sicherlich noch die Entzündung pochen, doch die goldiggelb-matte Narbe zeugte von einer erfolgreichen Heilung durch magischen Eingriff des Rotschopfes. Man konnte sie als eine Art Handschrift der Heilerin ansehen. Sextana war zufrieden und hoffte, dass es der Elfe somit bald besser gehen würde.
"Wenn du dich ausruhst und in den nächsten Wochen keine furchtbar anstrengenden Dinge tust, dann werden deine Knochen von ganz allein zusammenwachsen - den Arm kannst du voerst nicht mehr bewegen. Das dauert seine Weile, doch besser als eine Amputation, nicht?", sagte Sextana und rieb ihre blutgetränkten Hände. Sie lächelte zufrieden und stand von dem Boden auf. Zum Glück hatte ihr Rock nichts von dem Blut abbekommen, und einzig und allein ihre Hände leuchteten rot.
"Ich habe trotzdem eine Frage. Diese Verletzungen sind frisch. Woher kommen sie?", fragte Sextana schließlich in die Runde und nahm Fräulein Karma beiläufig den Dolch als auch Verband aus den Händen. Sie waren bei den Seraphen und Sextana glaubte nicht, dass sie hier in Gefahr waren. Deswegen zog sie fragend ihre Augenbraue hoch und erwartete eine ehrliche Antwort.
 
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