Trauerlied.
Stenian's Miene verzog sich zu einer angeekelten Fratze. Klar, was hatte Siviria ihm auch vorgesetzt? Die Pampe zu seinem Gesicht, in der er eher widerwillig löffelte, sah aus als hätte sie die Gedärme auf dem Schlachtfeld in und vor Lothloriell aufgesammelt, um sie mit Erbrochenem und dem Inhalt aller Latrinen sämtlicher Kriegslager zu kochen. Was.. Ja, was war das?
Siv stand in zwei Metern Entfernung zu dem großen Esstisch, an dessen einen Ende Stenian saß, um sein Mahl zu verspeisen. Ihre Hände waren ineinander gefaltet, und ihr Blick war eine einzige Entschuldigung. Natürlich tat es Siviria nicht im Ansatz Leid.
Die große Standuhr gab ihr „Tick-Tock-Tick-Tock“, während Siv eine gefühlte Ewigkeit dort stand und auf Beendigung des Mahls wartete. „Alles zu Eurer Zufriedenheit?“, fragte Siv schließlich süffisant, etwas zu schadenfroh – Stenian hob eine Augenbraue und nebenbei seine linke Hand. Mit ihr deutete er auf die Plätze links von ihm, und sah Siv erwartungsvoll an. „Nimm Platz.“, sagte Stenian, legte den Löffel ab und fuhr sich durch das halblange, dunkelbraune Haar. Wortlos tat Siv dies, nahm auf der langen Seite links Platz, etwas mittig, damit sie nicht allzu nah an der rechten Hand saß. Ihre Miene wurde ernster und Stenian schob die Mahlzeit kommentarlos von sich.
„Wir beide haben Geheimnisse.“, sagte er und Siviria fixierte ihn mit ihrem skeptischen Blick. Hatte jemand sie verraten? War sie aufgeflogen? Siv schluckte schwer, versuchte ihre Fassung zu bewahren und fing sich schnell wieder. Wenn sie sich jetzt auffällig benahm, war dies sowieso ein verlorener Posten.
„Haben wir die?“, hakte Siv also nur nach und ihr Blick wurde fragend. Nein, sie wusste von nichts, war niemand, hatte nichts gehört. Stenian lächelte nur und rieb sich die Schläfen. „Hast du erfahren, was du wissen wolltest?“, fragte er und sein Lächeln verblasste, ganz unerwartet. „Ich verstehe ni-“, wollte Siv entgegnen, doch Stenian kam ihr zuvor: „Natürlich verstehst du.“ Die rechte Hand ließ einige Sekunden der Stille zu, er sagte nichts.
Mittlerweile schien jedes „Tick-Tock“ der Standuhr eine stumme Anklage zu sein, und am liebsten wäre Siv aufgestanden und hätte sie gegriffen, um sie aus einem der mit Eisblumen besetzten Fenster zu manövrieren. Trotzdem blieb die Eiselfe dort sitzen wo sie war, stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und ballte ihre Fäuste ineinander.
„Wie?“, fragte Siv nur und sah Stenian eindringlich an. Wenn sowieso nichts mehr zu verbergen war, wollte die Meisterin der Infiltration wenigstens erfahren, weshalb sie sterben musste. Welchen dummen Fehler hatte sie bei ihrem Meisterstreich begangen?
„Du hast dich schon am ersten Tag verraten. Deine Arme, sie sind muskulöser als die eines einfachen Waschweibs. Dein gesamter Körper hat dich verraten.“, klärte die rechte Hand auf. „Deine Kleider waren kaum zerschlissen.“, zählte er weiter auf, „Wenn du geputzt hast, warst du viel langsamer als jedes andere Dienstmädchen, das ich je hatte. Ganz abgesehen davon, dass deine Kochkünste zum Kotzen sind.“, erzählte er ihr. Dabei musste er kurz lachen und sah auf die Pampe auf dem Tisch.
„Versteh mich nicht falsch. Du bist gut – aber das bin ich auch. Bei jedem anderen hätte es wohl hervorragend geklappt. Und ich will mir gar nicht ausmalen, wie spät der Herr Regent dahinter gekommen wäre, wenn überhaupt.“ Siv biss sich auf die Lippe. Der Mann vor ihr war achtsam und wusste ihre Spielchen zu durchschauen. Ob er wirklich alle Intentionen der jungen Eiselfe durchblickt hatte? Siviria glaubte es wohl kaum.
„Was geschieht jetzt?“, fragte Siv und ordnete sich die schulterlangen, fransigen Strähnen, als wäre es ihr wichtig, wenigstens schön zu sterben. Stenian machte die Situation noch verworrener, als er aufstand, langsam zu ihr hinübertrat und ihr die raue Hand reichte. Mit großen Augen blickte Siv zu Stenian hinauf. Sie hielt inne, seine Hand zu nehmen und aufzustehen. Sie war gut, aber er war besser – das realisierte Siviria im Angesicht seiner unerklärlichen Geste.
Zögernd ergriff Siv seine Hand und stand wenige Sekunden später auf.
„Das kommt ganz darauf an, wofür du dich entscheidest.“, antwortete Stenian und führte Siviria weg vom Tisch. Seine Hand hielt die ihre, als sei sie eine hochstehende Frau, die man wie eine Glasskulptur vorsichtig von A nach B bringen musste. Wieder einmal fiel es Siv auf, wie kalt sein Wohnraum wirkte, wie kalt das Schloss überhaupt war. Oder waren es seine Bewohner?
Die Schritte der rechten Hand geleiteten Siviria an das größte Fenster mittig des Esszimmers, welches von ihren Füßen bis zur Decke reichte und eine große Sicht auf ganz Trauerlied offenbarte. Stenian riss den schweren, roten Vorhang weiter zur Seite und entriss Siviria seine Hand, um sie sachte auf ihren nackten Rücken zu legen. Dabei klimperten wie so oft die teuren Perlenketten, die als Träger des wenigen Stoffes dienten, das die Eiselfe vor gänzlicher Blöße bewahrte.
„Als der Herr Regent und Agent Valos kamen, um mir die Kunde über das Angebot der Kriegerkaste Uthalia's zu bringen.. Für wen hast du uns belauscht? Du kannst es mir sagen – ich werde es sowieso herausfinden.“, raunte Stenian in Siviria's Ohr. Dabei lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Dann verlasse ich mich auf Euer Wissen und bin gespannt, wie lange es dauert.“, erwiderte Siviria. Ihr Blick fiel über Trauerlied und die Menschen und Elfen, die ihren Arbeiten nachgingen.
„Habt Ihr jemals zusehen müssen, wie die, die Ihr liebt kampflos aufgeben? Oder wie sie sich zur Wehr gegen ungerechte Mächte setzen, doch es ist immer wieder umsonst gewesen, und Ihr fühlt Euch nutzlos, während Ihr denen die Ihr liebt zusehen müsst, wie sie zerbrechen?“, stellte Siviria eine ernst gemeinte Frage. Ihr Blick wandte sich von Trauerlied ab und fixierte Stenian.
Er blinzelte wie benommen und schluckte schwer, als er ihrem Blick auswich und aus dem Fenster blickte. „Ja, das habe ich.“, war die unerwartete Antwort Stenians. Er räusperte sich, kratzte die Haut unter seinen Bartstoppeln und sah Siviria dann bittend an, beinahe.. Bemitleidenswert. Es war wieder einer dieser Situationen, wie am Vorabend, als er seine ungewöhnliche Bitte ausgebreitet hatte. „Du verstehst natürlich, dass das, was ich dir jetzt sage, diese Räumlichkeiten genausowenig verlassen darf, wie meine gestrige Bitte.“, kam er von selbst darauf zu sprechen. Siv musterte Stenian – vertraute er ihr ernsthaft? Der, die ihn belauschte, der Elfe, die offensichtlich eine ganz andere Herkunft hatte, als vorgegeben?
„Der Herr Regent hat meine Loyalität schon oft in Frage gestellt.“, gab Stenian zu. „Wir waren einst gute Freunde, als er noch in seine Rüstung passte und kein Herrscher war. Jetzt ist alles anders – anfangs hatte er nicht einmal Grund, an meiner Loyalität zu zweifeln. Er wurde der Regent und bekam die Stellung seines Vaters übertragen. Ich hielt ihn nicht für fähig, aber stand ihm immer mit Rat zur Seite und war von Anfang an seine rechte Hand.“, erzählte der Mann mit bedauerndem Blick nach draußen. Siviria sog die Erzählung auf wie ein Schwamm, immerhin erhielt sie gerade erstklassige Informationen. „Aber ein Herrscher muss Entscheidungen treffen. Und mit den Entscheidungen kann man nicht jeden zufrieden machen.“, ging die Erzählung weiter, „Ein paar Jahre gingen ins Land, und Extan musste sich Gedanken darüber machen, mit welchem Weib er sich vermählen konnte, das ihm würdige Nachfolger bescheren würde.
Sein Vater kam auf die Idee, Elisa, meine große Liebe, wäre eine würdige Gemahlin. Immerhin hatte sie unter den Hofmagiern hohes Ansehen. Extan.. Was soll ich sagen..“, sprach Stenian und Siv spürte, wie sich seine Hand hinter ihrem Rücken ballte, „Er war nicht mehr als eine Marionette. Tat wie ihm befohlen.. Und er entriss sie mir, ohne Reue, ohne Schamgefühl. Es war keine einvernehmliche Eheschließung. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass dieses Gefühl von Macht, sich nehmen zu können was man wollte und brauchte.. Dass es ihn angespornt hat. Er brachte Schande über die Frau die ich liebte. Und..“, erzählte er und hielt inne. Er schluckte schwer und löste in Siviria tatsächlich etwas wie Mitleid aus. Ihr Herz pochte, und allein die aufrichtige Verletztheit in den Worten der rechten Hand ließ sie unerklärlichen Schmerz verspüren. „Und was?“, fragte Siv nach und versuchte ihre kühle Maske zu bewahren. „Wir sahen uns weiter, und jedes Mal erzählte sie mir, was er Nacht für Nacht mit ihr anrichtete. Ihre Arme waren blau, ihr Gesicht war nicht mehr das Alte.“, sagte Stenian. „Auf einer Festlichkeit platzte es schließlich aus ihr hinaus. Sie sagte ihm, sie würde sich niemals von mir abwenden, sagte ihm, dass sie Schwanger war und dass es gewiss nicht sein Kind war, denn es löste Liebe in ihr aus, und sie wäre sicher, er würde Solches niemals auf die Welt bringen. Sie schrie es hinaus, vor allen Leuten.. Meine Güte, sie war so stark!“, erzählte Stenian. „Am nächsten Mittag ließ er sie öffentlich köpfen.“, brachte er kaum hervor.
Siv starrte aus dem Fenster und sagte nichts. Der Schnee wurde vom Wind umhergewirbelt, und die erwartete Landung auf dem weißen Boden wurde lange hinausgezögert. Es sah wunderschön aus. Die Eiselfe fragte sich in dem Moment, ob ihre Gegner wirklich die Menschen waren, oder ob es Extan war, oder die gierigen Händler, die Sklaventreiber, die Zuhälter.. Siv blinzelte mehrmals und atmete dann tief durch. Die Menschen, sie waren die Feinde, das waren sie doch schon ewig..
Aber jetzt stellte sich ihr die Frage, im Angesicht der Verletzbarkeit eines bedeutenden Mannes, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatten, als sie die Menschen bedingungslos als Feinde abgestempelt hatten, so wie die Menschen es mit ihnen getan hatten. Sie wussten es doch besser! Schon ihre Vorfahren hatten stets danach gelebt, das Krieg und Hass nicht existierten! Die Meisterin der Infiltration bekam Schnappatmungen, als sie ihr Bild von Chantrasam hinterfragte.
„Du bist nicht die Einzige, die Kriminalität, Handel und Herrschaft hinterfragt.“, sagte Stenian als er wiederkam, und Siviria war komplett entgangen, dass er überhaupt im Nebenraum verschwunden war. Sie hielt sich an der kalten Steinwand fest und drehte sich nur langsam um, als sie die Gedankenflut die auf sie einwirkte endlich halbwegs unter Kontrolle gebracht hatte. „Ihr müsst Extan hassen. Wie schafft Ihr es, ihn zu beraten und seine Stadt vor der endgültigen Verwahrlosung zu bewahren?“, fragte Siviria. „Gut, du hast es erkannt!“, sprach Stenian und lächelte breit. Dabei legte er zwei weite, dunkle Kleider über einen der Essstühle und wandte sich dem Weingefäß auf dem Tisch zu. „Während Extan seinem Suff verfällt, nichts als Huren schwängert und tötet, regiere ich seine Stadt, sein Heer und seine Agenten.“, klärte Stenian auf. „Er ist nur ein Maskottchen, wenn man genau hinsieht, dann erkennt man das. Das Volk hat zwar Angst vor ihm, doch mir vergessen sie nicht, dass ich mich für ihr Überleben einsetze.“, erzählte er weiter und goss Wein in zwei Kelche. Den einen reichte er zu Siv hinüber, die ihn mit fragendem Blick annahm – den anderen nahm er selbst zur Hand. Siv begann sich zu fragen, warum er ihr all das erzählte – jemand der so viel wusste und ein Spion von der anderen Seite war, den würde ein kluger Herrscher beseitigen. Doch Stenian schien keine solche Absicht zu haben, sonst würde er nicht dort stehen, mit ihr Wein trinken und ihr seine größten Geheimnisse verraten.
Was waren also seine Absichten?
„Die einfachen Menschen haben von Anfang an ein falsches Bild von den Ureinwohnern gehabt. Die Chantrasami setzten sich zur Wehr, und das Volk ließ sich unter ihren Verlusten gegen wirklich jeden aufhetzen. Doch Ascilla befindet sich nicht mehr in der Position, in der sie die Menschen manipulieren kann.“, erzählte Stenian.
„Dafür habt ihr Menschen ja euren Herrn Regenten! Und wer ist dieser Elf, dieser Verräter? Eure Herrschaft besteht aus Lügen und Intrigen!“, erwiderte Siviria. „Du hast Recht.“, sprach Stenian und lächelte. Er prostete in die Höhe und nahm einen großzügigen Schluck vom Wein. Die rote Flüssigkeit roch penetrant und machte Siv doch ziemlich neugierig. Die Geste der rechten Hand erwiderte sie nicht, denn sie verstand ihren Sinn nicht, deshalb trank sie einfach drauflos.
„Ich weiß nicht welche Stellung du dort hast, woher du kommst. Doch ich halte dich für eine würdige Sprecherin. Überleg doch, was wäre, wenn der Herr Regent Extan nicht mehr wäre? Wenn wir ihn als auch den Verräter Valos los wären, was wäre dann?“, fragte Stenian und blickte Siv eindringlich in die Augen. Siviria wusste nicht ganz, was sie darauf antworten sollte, denn sie teilte die Gedanken Stenian's nicht im Ansatz – sie kam nicht ganz hinterher.
„Vielleicht solltet Ihr nicht um den heißen Brei herum sprechen.“, sagte Siv und hakte nach: „Wenn WIR ihn los wären?“ Ihr Blick war ungläubig und Siv trat näher an den Tisch. Sie trank den Kelch in Einem aus und erwartete Antwort.
„Ja, ich spreche von Uns. Lass uns Extan beseitigen. Schicken wir Valos in den Tod. Lass uns eine neue Ära des Bündnisses schaffen.“, sagte er und deutete auf die Kleider, die er über den Esszimmerstuhl gelegt hatte. „Zieh eines davon an, was für eine rechte Hand bin ich, wenn ich meine Dienstmagd halbnackt und wie eine einfache Dienerin herumlaufen lasse?“, fragte Stenian und trank seinen Wein ebenfalls aus. Siviria ersparte sich die Frage, ob es sich um Kleider seiner einstigen Liebe handelte. Sie nahm eines der Kleider an sich, es war schwarz und aus dickem Stoff mit feinen Verzierungen. Der Rock war weit geschnitten und in Allem sah das Kleid wie eines der feinen Damen Trauerlieds aus. Siv hielt inne und blickte wieder auf zu Stenian.
„Wieso traut Ihr mir?“, fragte Siviria, „Wieso verratet Ihr mir all das?“
„Ich vertraue niemandem. Ich kann dir sagen, was ich will, denn niemand glaubt einem Dienstmädchen, das ein Spitzohr noch obendrein ist. Und du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich jemals aus Trauerlied gehen lassen würde, oder?“, erwiderte Stenian. Seine Miene war nicht drohend, sie hatte keinerlei Boshaftigkeit in sich. Nein, er wusste nur wie er seinen Willen bekam, und Siviria dachte ernsthaft darüber nach, ob sie sich nicht mit einigen Kompromissen einig werden konnten. „Was ist mit den Plänen gegen mein Volk? Was ist mit der Falle? Wenn Ihr das zulasst, werde ich Euch ganz gewiss nicht geben, was Ihr wollt!“, erwiderte Siviria herrisch und sah zweifelnd drein. Stenian grinste breit und trat aus dem Zimmer. Wenige Augenblicke später nur kam er mit einigen Dingen in seinen Händen zurück, die er auf dem Esszimmer ausbreitete. Er zog bedacht einen der Stühle vor, um Siv wieder Platz nehmen zu lassen. Als sie der Geste Folge leistete erblickte sie Pergament, Tinte und Feder.
„Schreib deinen Verbündeten in Lothloriell. Sie werden sich inzwischen Sorgen machen und das wollen wir doch nicht, oder? Erwähne unser Bündnis, von mir aus auch, dass du keine Wahl hast. Vergiss weder meine Bedingungen für ein Bündnis und meine Hilfe, noch eine Warnung an den Kastenhöchsten Erlendur. Wenn Valos mit seinen Einheiten vorgibt Extan zu übergeben, darf kein Eiself ihn empfangen, sonst kann ich nicht für ihre Sicherheit garantieren. Schreib, dass ich dir kein Haar gekrümmt habe.“, zählte Stenian auf und lief hinter ihr auf und ab. „Ascilla's Seelenkapsel könntest du vielleicht auch erwähnen. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich den Zugang zu ihr nicht lieber als Absicherung behalte. Mal sehen.. Wie kooperativ du dich gibst.“, sagte die rechte Hand.
Siviria tat wie er es sagte. Auch wenn der Brief sehr zu Gunsten ihres Volkes ausfiel, erwartete sie einen mächtigen Haken an der Sache.
„Die Bedingungen? Ihr sagtet, ich soll sie niederschreiben. Aber was sind Eure Bedingungen eigentlich?“, fragte Siv, während Stenian ihr weiteren Wein einschenkte.
„Zuerst wirst du mir dabei helfen, einige Kriminelle aus Trauerlied zu schaffen. Wie, ist mir egal. Vielleicht fällt uns etwas Gutes ein.“, klärte Stenian auf, „Das musst du nicht unbedingt in den Brief schreiben. Was allerdings von großer Relevanz ist, ist, dass nach Beendigung des Krieges die Stadt Trauerlied mein sein wird. Ich werde die Menschen hier leiten, besser als Extan es je könnte. Niemand der Elfen kennt die Schattenseiten Trauerlieds, oder die Politik unter uns Menschen. Ich dagegen schon. Nach dem Krieg Trauerlied einfach nur zu zerstören wäre doch.. Eine Verschwendung, findest du nicht?“, sagte der Mann und blieb hinter Siv stehen.
„Wenn die Elfen aus der Versklavung freigesprochen werden, werden sie Euch unmöglich folgen. Niemand der Chantrasami wird Euch in Chantrasam dulden.“, sagte Siviria. Natürlich war Trauerlied kein großes Opfer, wenn man bedachte, dass es die Menschen waren, die die Stadt erbaut hatten. Und trotzdem wusste Siviria nicht, ob es kein zu großes Risiko war, Trauerlied mit seinem Hafen den Menschen zu überlassen.
„Du bist in deinen Reihen eine Frau von bedeutender Rolle, sehe ich das richtig?“, hakte Stenian nach, „Oder du wirst es nach dem Krieg sein, mit der Arbeit, die du hier verrichtest.“ Siviria nickte widerwillig und blickte Stenian aufmerksam an. Woran dachte er?
„Schreibe des weiteren auf, dass unsere Ehe das Bündnis besiegeln wird, den Spalt zwischen Menschen und Elfen überbrückt und ein Zeichen für die gemeinsame Zukunft Chantrasam's setzen wird.“, sprach Stenian aus und klopfte mit seinen Fingern zufrieden lächelnd auf das Pergament.
Siviria sagte nichts und ihre Finger umklammerten zitternd die mit Tinte getränkte Feder in ihrer dürren Hand.