RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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Schon die ganze Zeit trottete Skye der Gruppe einfach hinter her. Hier hinten hatte sie alles im Blick und vor allem wurde sie nicht von den anderen gesehen. Manch einer hätte sich vielleicht nicht wohl gefühlt, wenn er von den anderen abgekapselt hätte marschieren müssen. Aber nicht Skye. Nein, ihr war es eigentlich ganz Recht dass sie niemand beachtete. Außerdem war sie es ja bereits gewohnt, allein zu sein. Und es war ihr auch ganz Recht! Jedenfalls redete sich Skye das regelmäßig ein….
Sie sah sich die anderen Gruppenmitglieder an. Ein bunter Haufen. Beinahe so bunt wie vor einigen Tagen am Schattenpfad. Nur hatte hier jeder mit sich selbst zu tun. Keiner kannte den anderen. Jeder war sich Fremd. Warum reisten sie eigentlich zusammen? Weil sie denselben Ort als Ziel hatten? War es das? Für Miril und Haldamir vielleicht. Aber nicht für Skye.
Kurz sah sie von ihren Füßen auf und betrachtete die beiden an der Spitze der Gruppe. Scheinbar gab es viel, was die beiden zu reden hatten. Sie waren die beiden einzigen, die sich mit einander beschäftigten.
Und was war mit Shara? Vorsichtig spähte Skye zu ihr vor. Seit Tagen war sie schon so ruhig und distanzierte sich von Skye und Haldamir.
Irgendwie fühlte sich Skye verlassen. Shara war, wie gesagt, wie verändert und Haldamir… Er hatte seine eigenen Probleme. Er war verletzt und hatte einen Auftrag bekommen. Da bleibt keine Zeit um sich mit unwichtigen Bastarden wie Skye abzugeben. Betrübt sah sie wieder zu Boden und lief weiter.

„Ihr seht traurig aus.“ Plötzlich stand Nyon neben Skye. Scheinbar hatte sie sich zurückfallen lassen. Warum wusste Skye nicht. Traurig…ja Skye war traurig. Sie fühlte sich zwischen diesen Leuten einfach fremd, überflüssig…einfach fehl am Platz. Die beiden einzigen Menschen, in deren Gegenwart sie sich relativ wohl fühlte distanzierten sich langsam. Wieder einmal hatte sich für Skye bestätigt, dass Zwischenmenschliche Gefühle, egal welcher Art, nur Kummer bringen.
Natürlich würde Skye Nyon das aber nicht erzählen. Sie würde sie nur für jämmerlich halten, für erbärmlich, schwach. Und wahrscheinlich würde sie damit Recht haben. Allein dass Skye nicht in der Lage war, ein normales Gespräch mit Haldamir zu führen nachdem sie mit ihm in Wasser gelandet war. Auch jetzt lastete die Beschämtheit darüber auf ihr. Skye hielt es also für das Beste, einfach zu Schweigen. Nyon war eine Frau und würde sicher verstehen, wenn sie schwieg.

Auch wenn Nyon keine Antwort bekam, lief sie weiter neben Skye. Ein ungewohntes Gefühl für Skye aber sie fand Nyons Gesellschaft nicht stören oder einschüchternd.
Dann sprach Nyon sie auf Haldamir und Shara an. Etwas überrascht sah Skye auf. Sie kannte die beiden nicht lange aber trotzdem kam es ihr seltsamerweise vor, als wäre sie schon seit mehr als einem Jahr zusammen unterwegs.
„Shara…“ begann Skye zu erklären. „...kenne ich genau so lange wie Haldamir. Ich habe ihn nur kurz vor ihr getroffen….“
Vor Skyes geistigen Auge ragten die Gipfel der schneebedeckten Berge in den Himmel und die Sonne war gerade aufgegangen. Die Dryade spürte wieder die eisige Kälte auf ihrer Haut und die Müdigkeit, die sie damals so belastete.
„Es war eher ein Zufall, dass ich auf die Beiden gestoßen bin… Ich war seit wenigen Jahren allein unterwegs und wollte nach Norden über die Berge…und habe mich dabei verlaufen. Nur zufällig habe ich eine Gruppe Reisender Entdeckt…“
„Und Ihr habt Euch ihr angeschlossen?“ fragte Nyon aber Syke schüttelte sacht den Kopf.
„Nein, ich habe sie beobachtet und bin ihnen kurz gefolgt um den Weg aus dem Gebirge zu finden….Niemals hätte ich mich ihnen freiwillig angeschlossen….“
Schüchtern warf Skye einen Blick zu Haldamir, der immer noch auf seinem Pferd saß und mit Miril sprach.
„Doch sie haben mich entdeckt…Ich bin geflohen aber meine Beine waren durchfroren und die Müdigkeit hatte mich übermannt. Doch Haldamir hat mir geholfen und mich bis zum Schattenpfad mitgenommen. Dort bin ich dann auch auf Shara gestoßen. Sie war zuvorkommend und freundlich. Wie lange die beiden sich schon kennen…Ich weiß es nicht. Ich habe nie gefragt und es geht mich auch nichts an…“
Skye entfuhr ein Seufzer und beübt sah sie in Nyons Gesicht.
„Haldamir hätte mich liegen und erfrieren lassen können aber er tat es nicht.“ Sie hatte kaum ausgesprochen, als ihr die Tränen kamen. „Ich wünschte er hätte es!“
 
Zaku war bislang schweigsam neben dem Rest dem Rest der Gruppe hergelaufen. Wobei dies nicht sonderlich auffiel, da lediglich Miril und Haldamir sich unterhielten. Normalerweise hätte Zaku wahrscheinlich zugehört. Doch nicht heute. Seid dem Kampf von haldamir und nach dem Gespräch am Lagerfeuer dachte er ununterbrochen nach. "Was mache ich hier eigentlich? Warum haben sie mich damals nicht endeckt und umgebracht?", dachte er niedergeschlagen. Der Goblin hatte kaum darüber nachgedacht. Er war traurig gewesen, ja, aber auch glücklich, nicht selbst getötet worden zu sein. Warum machte er sich also nun solche Gedanken? Er sah aus den Augenwinkeln zu den den Mitgliedern seiner Gruppe. Wohl jeder von ihnen hätte ihn ohne große Schwierigkeiten töten können, wenn jemand es vorgehabt hätte. Außer vieleicht Nyon oder Aias, allerdings war er sich da nicht allzu sicher, schließlich hatte er die beiden noch nie im Kampf gesehen. Eine plötzliche Erinnerung kam in ihm auf: "Moment, als Aias, Obscuro und ich Miril trafen, wurden wir doch von Banditen angegriffen!" Zaku überlegte, was Aias währendessen unternommen hatte und zu seiner Bestürzung stellte er fest, dass er es nicht wusste: Er war zu sehr mit seiner Furcht und dem panischen Einschlagen auf seinen Feind beschäfftigt gewesen. Missmutig lief er weiter.

Zaku steht hinter einem Felsen, beobachtet die Umgebung, versucht, sich zu beruhigen. Immer mehr wird er von der Panik ergriffen, weiß, dass der Feind da ist, weiß dass seine Freunde in diesem Moment abgeschlachtet werden. "Sie besiegen die blöden Dunmer, sie besiegen sie...", murmelt er mit zittriger Stimme. Eine Stunde vergeht, noch eine. Zaku kann diese Furcht nicht mher ertragen, er läuft los, zurück zur Haupthöhle. Er rennt so schnell er kann, rutscht dann jedoch aus, in etwas Nassem. Er schaut zu Boden und ihm wird übel: Er liegt in Goblinblut. Er steht wieder auf blickt sich um. Leichen, wohin er auch sieht. Kein Goblin macht dumme Witze, kein Goblingeschrei erfüllt die Luft. Stille...

Zaku schüttelte den Kopf, versuchte die Bilder von diesem Tag zu vergessen. "Dabei wollte Karem doch nur Kräuter sammeln!", murmelte er leise. Eine plötzliche Wut überkam ihn. "Karem! Er ist an allem Schuld! Ich sollte nicht hier sein, ich sollte ihn jagen, ich zur Strecke bringen!" Doch er wußte er konnte das niemals in die Tat umsetzen. Er bekam schließlich bei jeder Gelegenheit größere Angst, als Haldamir wohl vor einem schwierigen Kampf hatte. Eine neue Frage zwängte sich zwichen seine Gedanken: Bekam Haldamir überhaupt einmal Angst? Doch das war sowieso nicht wichtig für den Goblin. Er wußte nur eines: Karem konnte er nicht besiegen. Er hatte zu viel Angst, war ein schlechter Magier und ein noch schlechterer Kämpfer. Er erinnerte sich an Obscuro, an die ZAuber die er anwandte und an den Zauber den er ihm -Zaku- gelehrt hatte. Zaku KONNTE Zauber lernen, sie auch begreifen. Das wurde ihm nun klar. Er musste üben, lernen, dass stand außer Frage. Doch eines Tages würde er die Kraft besitzen, Karem zu überbieten und ihn zu bestrafen. Doch dieses Ziel konnte er nicht in dieser Gruppe erreichen. Nein, er würde keine Zeit haben und die anderen nur aufhalten. "Ich werde gehen.", fasste Zaku einen Entschluss.
Er blieb stehen. Die anderen merkten es nicht sofort, doch nach einem Moment blieben sie ebenfalls stehen und sahen ihn an. "Was ist denn los?". fragte Haldamir. "Ich danke euch dass ich mit euch reisen durfte. Ich weiß ich war euch ein Klotz am Bein und dies bedauere ich sehr. Vieleicht treffen wir uns irgendwann wieder, doch nun müssen sich unsere Wege trennen. Ich muss die Kraft haben, mein Volk zu rächen und die kann ich so nicht erhalten. Ich würde nicht richtig lernen können und euch aufhalten. Ich werde mit einen neuen Lehrmeister suchen und bei diesem die arkanen Mächte studieren. Lebt Wohl!" Er ließ seinen Blcik über die Gruppe schweifen. "Schade, dass Obscuro nicht hier ist", dachte der Goblin. "Seid ihr euch sicher, Zaku?", fragte Aias. "Ja, denn dies ist der einzige Weg." Damit machte er kehrt, bevor er es sich noch anderst überlegte. "Ich könnte auf dem Rückweg noch Therasus von einem Tier angegriffen werden, oder... ach lauf schon!" Damit rannte er los...
 
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Zaku hatte gerade die Gruppe verlassen. Miril sah ihm traurig nach. Sie kannte den kleinen Goblin zwar noch nicht lange, aber sie hatte sich gut mit ihm verstanden und ihn in ihr Herz geschlossen. Der kleine, tapfere Goblin wollte die Mörder seiner Familie suchen und sich an ihnen rächen. Das war an sich schon ein großes, gefährliches Unterfangen, aber für Zaku…
Miril konnte sich nicht vorstellen, dass er erfolgreich sein könnte. Klar, Zaku war ein guter Kämpfer, aber sein kompletter Clan wurde von diesen Fremden getötet. Miril hoffte, dass er irgendwann aufgeben und sich irgendwo eine friedliche Existenz aufbauen würde.

So schlenderte Miril den Weg entlang und dachte über Zakus Entscheidung nach. Endlich hatte sie mal wieder etwas anderes über das sie nachdenken konnte.
Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit verschlechtert. Nachdem es in der Frühe noch relativ warm war und nur einige Quellwolken den Himmel bedeckten, war es in den letzten Stunden etwas kälter geworden. Am Himmel hingen dicke, graue Wolken. Die Sonne hatte keine Chance mehr, sich an diesem Tag zu zeigen. Die Gruppe wanderte weiter nach Norden, wo die Wolken noch etwas finsterer aussahen und von einem unheilvollen Unwetter zu berichten wussten.
Miril hoffte, dass sie diesem Unwetter entgehen könnten, denn sie war nicht für solches Wetter geschaffen. Lichtalben waren für die Sonne geschaffen, bei Dunkelheit führ sich ihr Stoffwechsel stark zurück, was ihre Reflexe minderte. Das wurde schon einigen von ihnen zum Verhängnis.
Jede Faser in Mirils Körper wollte sie dazu bewegen, sich einen sicheren Unterschlupf zu suchen. Unter normalen Umständen würde sie sich nie einer solchen Gefahr aussetzen. Aber sie war in einer Gruppe, die immernoch ihre medizinischen Fähigkeiten brauchte und sie außerdem bei Gefahr schützen würde. Das nahm Miril zumindest an.
Die Gruppe marschierte unbeirrt weiter nach Norden, ihr Ziel fest vor Augen. Plötzlich spürte Miril eine enorm starke Energie. Ihre Blicke richteten sich nach Westen. Normalerweise konnte sie magische Energien nur über recht kurze Distanzen spüren. Diese Macht war aber wesentlich weiter weg und musste gigantisch sein. Irgendetwas Unheilvolles passiert dort. Wir müssen uns in Acht nehmen. Ob die Anderen auch etwas spüren?
 
Bestürzt richtete Nyon ihren Blick auf Skye. Dass sie seit Nyon sie kannte nicht einmal wirklich gelacht hatte, war eine Sache, aber solche depressiven Züge hätte sie auch wieder nicht erwartet. »Sagt so etwas nicht!«, rief Nyon fast schon etwas wütend. Es war ihr unbegreiflich, dass ein Mensch nicht den Willen hatte, zu leben. Für sie war dies immer eine Selbstverständlichkeit gewesen.
Skye in diesem Zustand zu sehen, wühlte sie mehr auf, als sie erwartet hätte. Und allein die Tatsache, dass das Leid eines Anderen ihr so nahe ging, verwunderte Nyon stark. Früher galt sie als herzlose und grausame Tyrannin, die jedwede Opposition unterdrückte und jeden, der auch nur im Hauch eines Verdachtes stand, einer Verschwörung oder dergleichen anzugehören, umgehend und ohne einen fairen Prozess exekutierte.
»Euer Leben ist wertvoll, ebenso wie Ihr wertvoll seid!«, fuhr sie fort. »Ohne Eure Hilfe wäre ich im Wald bei der Ruine hilflos gestorben.«
Dass ihr diese Worte als richtig erschienen, gab ihr noch mehr zu Denken. Sie schienen nicht einfach gesprochen, wie es oftmals öffentliche Reden, Bücher, ja ganze Bibliotheken waren, sondern auf irgendeine ihr fremde Art und Weise aus ihrem Inneren zu kommen. Als würde sich ein Teil einer anderen, Nyon einerseits völlig unbekannten, aber andererseits doch irgendwie vertrauten Seele in ihre Persönlichkeit schleichen und einen immer größeren Teil davon verdecken.

Doch hier ging es im Augenblick nicht um sie, sondern um Skye. So einfühlsam, wie sie sich selbst nicht kannte, legte sie ihren Arm um deren Schultern, um ihr zu verdeutlichen, dass sie es ernst meinte. Sie wusste nicht, wie Skye, es aufnehmen würde, doch sie hoffte, dass die Geste ihre Wirkung tat.
 
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Erneut verließ einer der Gefährten die noch recht junge Gruppe, doch was hatte Haldamir anderes erwartet? Kaum jemand hatte ein Motiv beim anderen zu bleiben. Haldamir blieb im Moment nur bei den anderen, weil er verletzt war und er Schutz brauchte, auch wenn er es nicht öffentlich zugeben würde. Lediglich Skye und Shara würde er begleiten ohne ein wirkliches Ziel zu haben.
Haldamir fuhr plötzlich mit dem Kopf hoch und bekam erneut diese Vorahnung, die er das letzte mal bei der Ruine und bei Skye hatte. Irgendwas war da draußen. Nicht weit entfernt Richtung Westen.
Haldamir ließ sein Pferd anhalten und stieg vorsichtig von diesem ab. Die meisten in der Gruppe wollten anhalten. Wahrscheinlich dachten sie, Haldamir konnte nicht mehr. „Die Wunden werden nie richtig heilen, wenn ich mich nicht bewege. Je früher sie sich daran gewöhnen, desto besser.“ Das mochte so zwar nicht stimmen, aber wie sollten sie Haldamir davon abhalten zu Fuß zu gehen?
Während das Pferd begann los zulaufen ließ Haldamir sich nach hinten zu Skye und Nyon fallen. „Habt ihr keine Angst, das ihr das Pferd nie wieder seht?“ erkundigte sich Nyon als der Gaul nicht mehr zu sehen war.
„Das Pferd ist Frei, er kommt und geht, wann er will. Nicht wann ich es will.“ kaum hatte er seine Worte beendet kam es auch schon wieder angelaufen und positionierte sich hinter Skye, die ziemlich deprimiert zu sein schien. Haldamir betrachtete sie kurz, wie sie noch immer von Nyon in den Arm genommen wurde. „Sieht so aus, als hättet ihr eine neue Freundin gefunden.“ gab Haldamir von sich. „Allmählich scheint ihr einen Grund zu finden in dieser Gruppe zu bleiben. Jedenfalls hoffe ich doch, das ihr bleibt.“
 
Vielleicht sollte ich mich daran gewöhnen... um mich herum ist so viel im Wandel aber nichts ist so starr und unflexibel wie die Einstellung zu anderen Menschen...

Das dachte Shara so bei sich während sie weiter dahin trottete auf ihrem neuen beschworenen Pferd Olidamma. Eigentlich war sich froh darüber dass niemand mit ihr sprechen wollte, doch es stimmte sie auch recht unglücklich, denn es zeigte ihr wie wenig die Anderen mit ihr Zutun haben wollten.
Wie sehr sie diese Gefühle die auf sie eindrangen belasteten. Sie war schon so lange auf den Welten gewandelt, seitdem sie mit den Gnomen am Dimensionsportal auf dem Mond das erste mal gereist war, aber so schlimm wie zu diesen Tagen war es noch nie.

Ihr wurde klar dass etwas geschehen musste, doch ihr wollte nichts einfallen. Glücklicherweise lenkten diese Gedanken sie von ihrer Depression ab und ihr Gemüt verbesserte sich etwas.

Sophie kroch aus Sharas Tasche und begann lebhaft und fidel herumzuflattern. Nyon, die Sophie noch nie gesehen erschrak für einen kleinen Moment.
"Was ist das?", diese etwas unpersönliche Frage richtete sie an alle mit einem Fingerzeig auf Sophie, die kurz in der Luft mit Blick auf Nyon stehen blieb, einen bösen Blick auf sie warf und dann weiterschwebte.
"DAS ist meine liebe Gefährtin Sophie. Ein Pixie.", sprach Shara in die Runde.
"Ein Pixie?", fragte Nyon etwas ungläubig.
"Ja ... streck deine Hand aus" sagte Shara sanft und Nyon tat wie geheißen. Sophie landete auf der offenen Handfläche, machte einen kleinen Knix und flatterte wieder davor.
"Niedlich", sagte Nyon, "wie kommt es das ihr mit einem Pixie unterwegs seid?"
"ich weiß es selber nicht... sie war plötzlich da, nachdem ... nachdem..." Shara hörte auf zu reden. Nyon war geistesgegenwärtig genug um nicht weiter auf sie einzudringen.

Da kam Shara der Geistesblitz! Es war lange her nachdem sie es das letzte Mal versucht hatte. Ihr Vater hatte ihr vor ihrem Tot verraten wie sie die Kontrolle über ihre Gefühle erlangen konnte. Leider hatte er damals nicht erklärt wie genau sie vorgehen musste, doch die Grundprinzipien hatte er ihr erläutern können.
Sie musste in ihr inneres reisen und die Ursache ihrer ... ihrer unbändigen Gefühle finden und - so glaubte sie - beseitigen.
Doch beim ersten und letzten Versuch hatte sie sich fast in sich selbst verloren als sie den Kampf gegen sich selber fast verloren hatte... doch wie sollte sie es anstellen? Sie hatte genug Zeit um darüber nachzudenken. Eine Ewigkeit... und diesmal würde sie sich nicht ablenken lassen.

Mit einem Blick zu Skye und Haldamir dachte sie bei sich "für meine Gefährten... für mich selbst"
 
Auch wenn Nyons Worte nur wenig bei Skye auszurichten vermochten, war es er Wille dahinter, der ihr etwas Mut machte. Nyon hatte Recht, Skye hatte ihr sozusagen das Leben gerettet, das war eine wirklich edle Tat von ihr aber….
Eigentlich hätte Skye in dem Moment ein Gefühl von Wärme bekommen müssen. Besonders als Nyon sie nach ihren Worten noch in den Arm nahm. Aber da war lediglich Aufmunterung. Nichts weiter. Skye wusste nicht woran das lag, ob sie Nyon nicht traute oder was sonst der Grund war… Innerlich hoffte sie, dass sich das aber bald ändern würde. Vielleicht lag es nur daran, dass sich erst mit den Gedanken anfreunden zu müssen, dass sie nun nicht länger alleine reiste. Jedenfalls vorerst.

Als wäre es abgesprochen gewesen, trat Haldamir in dem Moment an die beiden Frauen ran. Ihn kannte Skye von der Gruppe am längsten, auch, wenn es nur etwas mehr als eine Woche war. Aber auch gegenüber ihn war sie vorsichtig, unabhängig davon, dass sie ihm immer noch am meisten aus der Gruppe traute.
„Sieht so aus, als hättet ihr eine neue Freundin gefunden.“ Sagte er, woraufhin Skye kurz einen Blick zu Nyon warf. War das etwa abwertend gemeint? Machte er sich schon wieder über sie lustig? Sie zog die Augenbrauen zweifelnd zusammen und drehte ihren Kopf so zu Haldamir, dass sie ihn gerade aus den Augenwinkeln ins Gesicht sehen konnte. Erstaunlich, dass sie es in dem Moment überhaupt konnte.
„Allmählich scheint ihr einen Grund zu finden in dieser Gruppe zu bleiben. Jedenfalls hoffe ich doch, das ihr bleibt.“
„Es dauert mehr als einen Tag…oder eine Woche um jemanden seinen Freund nennen zu können…“ sagte sie und sah Haldamir noch einen Moment lang an. „…Und nicht jeder, den man mag kann man auch als Freund bezeichnen…“ Skye seufzte und lief weiter.
„Außerdem glaube ich nicht, dass es etwas ausmacht wenn ich gehe. Shara würde es vielleicht etwas ausmachen, weiterhin allein mit Euch zu reisen aber die anderen? Ich meine, was wäre wenn ich weg wäre? Nichts. Ich störe nicht, nütze aber auch nichts. Ich bin halt einfach nur da. Euch wäre es sicher auch lieber, wenn ihr nicht immer eine Klette wie mich an Euch heften hättet.“

Nyon hatte ihren Arm schon seit einiger Zeit wieder weggezogen, wodurch Skye sich wieder frei bewegen konnte.
„Diese Gruppe ist nicht einmal eine Zweckgemeinschaft.“ Ergriff Sie das Wort. „Keiner der hier Anwesenden hat auch nur Ansatzweise einen akzeptablen Grund bei der Gruppe zu sein. Der Goblin machte es vor und andere werden folgen…“
Skye und Haldamir nickten nur. „Die Albin will nach Gepedi aber die anderen…“ Er machte eine kurze Pause um nachzudenken aber als er weiter reden wollte beendete Skye seinen Satz: „…die anderen sind wie die Vögel am Himmel…Sie sind da und begleiten uns. Doch trotzdem halten sie sich von uns entfernt. Auf sicherem Abstand, ohne zu singen und so etwas von sich preiszugeben….“
 
Aias war verwundert über Zakus plötzliches Verschwinden und in ihrem tiefen Inneren traurig darüber. Der kleine Goblin war ihr so sympathisch gewesen, er hatte in diese Welt der Seltsamkeit einen Hauch Menschlichkeit gebracht, den sie so nur sehr selten mitbekommen hatte. Er hatte eine so angenehme Fehlbarkeit ausgedrückt und seine dreiste Neugierigkeit ließ ihn fast kindlich erscheinen. Seine Augen waren bestimmt groß. Doch im selben Moment wurde der Solus klar, dass sie gar nicht wusste, wie Augen aussahen. Sie stöhnte leicht und rieb sich ihre Lieder. Die pupillenlose Iris weitete sich in der Dunkelheit weit und lies beim Öffnen kaum etwas vom Weiß in den Augen zurück.

Als das Licht erneut auf ihr Gesicht fiel zogen sich die kräftigen Pigmente erneut zusammen, ein überflüssiger Reflex, den ihr Körper nie abgelegt hatte. Doch Aias merkte es ohnehin nicht. Sie merkte in diesem Moment ohnehin kaum etwas. Nicht einmal wie sie immer weiter vom Weg abdriftete und über das weiche Moos am Wegrand in den Wald schlenderte. Parallel zu der Gruppe ließ sie sich ganz von den Eindrücken ihrer Umgebung beeinflussen. Der immer anwesende Impuls der Erde durchdrang die Frau an diesem Ort so stark wie schon lange nicht mehr. Der Schmerz in ihrem Arm war völlig verschwunden, und jede Zelle ihres Körpers war den Reizen ihrer Umgebung gewidmet. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie jede kleinste Bewegung spüren, jedes kleine Krabbeln der Ameisen einige Meter entfernt, das zaghafte Kratzen eines Eichhörnchen an einem Baum und die kräftige Schläge eines Spechtes, der tüchtig an einem Loch arbeitete.

Mit einem leisen Knirschen zerbrach die Magie des Ortes dann jedoch und hinterließ nur eine stumpfe Stille durchtrieben vom Pochen der Erde um sie herum. Ernüchterung durchzuckte den geschundenen Körper der Solus und lies sie enttäuscht zu Boden fahren. Sie kniete auf dem Boden, ihre Arme hingen Schlapp von ihrem Körper herunter und ihr Verstand kochte aus der Enttäuschung eine tödlich Dosis Wut.

Der Verursacher des Geräusches war schnell gefunden. Ein schäbig bekleideter Banditenspäher, der die Straße zwischen den Städten auf Händler absuchte. Ungeahnt, was ihn erwarten würde drehte er sich langsam um, um nachzuprüfen was das leise Rascheln hinter ihm verursacht hatte, und erlebte den größten Schock seines Lebens. Er schaute in die Wiedergeburt seiner Ängste, eine gewaltige, monströs wirkende Frau, starrte ihn mit dem wütendsten Blick an, den er in seinem Leben jemals sehen sollte. Ihr Körper war zur Hälfte der einer haarigen Spinne und zur Hälfte der einer untoten Nekromantin, die in ihren Augen ein so grelles, rotes Licht scheinen lies, dass es den Banditen blendete. Ihr ganzer Körper brannte in hellen Zeichen und der Wind um sie herum schien dem Banditen mit geheimnisvollem Geflüster noch mehr Angst in die Glieder zu treiben. Der Daedalus war aus den Ketten in Aias Geist gebrochen und hatte seine ganze erschreckende Wirkung entfacht. Aias hatte für einen Moment die Idylle der Natur genossen, für einen Moment ihre Trübsinnigkeit vergessen und die arme Seele vor ihr hatte sie zerstört. Seine bloße Anwesenheit erfüllte den Solus mit solchem Zorn wie nicht einmal die Götter zu regeln vermochten.

Warum? Keiner weiß es. Es waren in den Geschichten der Soli schon immer die seltsamsten Dinge gewesen, die ihren Zorn weckten und ihren Hass schürten. Schon die alten Höhlenmalereien aus den Urzeiten der Phi überlieferten, wie der Hass der Geister ganze Stämme ausrottete nur weil diese ein Feuer entzündet hatten.

Doch solche Geschichten waren im Moment die kleinste Sorge des armen Mannes. Er war vor Angst so starr, dass er nicht einmal seine Füße bewegen konnte, selbst wenn er gewollt hatte. Auch seine Blase versagte ihrer Funktion und lies ihn in Lächerlichkeit einfach rücklings auf den Boden fallen. Schluchzend und völlig verschwitzt wich er mit letzter Kraft vor dem Monstrum vor ihm zurück.

Ohne es zu merken, endete der kleine Hügel auf dem die beiden standen und der nun wieder zurück auf die Straße führte. Aias war der Gruppe um einige Meter voraus und diese konnten so nur sehen wie ein völlig bis ins Mark erschütterte Bandit auf die Straße fiel und sich verzweifelt aufzurappeln versuchte. Gerade als er einen Schritt machte und jegliche Aufmerksamkeit der Gruppe auf dem Mann lag, geschah dann etwas noch unerwarteteres. Aias riss unter gewaltigem Schmerz ihren Arm in die Höhe und ohne große Staubwolken schoss eine massive Spitze aus blankem Stein aus dem Boden und durchlöcherte den Banditen eiskalt mitten im Bauch. Die Säule riss ihn bis in eine Höhe von knapp fünf Metern, bis sie aufhörte zu wachsen.

Schlagartig verpufften die Wut, der Daedalus und die Lebenskraft aus der Frau. Und wieder im selben blauen Kleid fiel sie erneut auf ihre Knie. Auch ihre Reisegefährten hatten nun den Schauplatz erreicht. Alles was sie sehen war die Frau, wie sie emotions- und tonlos heulte und ihren Arm hielt, der blutüberströmt, doch ohne einen Kratzer schlapp an ihrem Körper hinab hing.
 
„Ihr habt recht, keiner Hier hat einen Grund den anderen zu folgen. Es hat aber auch niemand hier einen Grund den anderen zu misstrauen. Es spricht nichts dagegen, wenn wir weiter zusammen umherziehen.“ Antwortete Haldamir. „Ihr irrt euch übrigens in einem weiteren Punkt. Wenn ihr fort gehen würdet, wäre Shara nicht die einzige der es etwas ausmachen würde.“ der Priester legte eine kurze Pause ein und überlegte wie er fortfahren würde. „Mir wäre es auch lieber, wenn ihr bleiben würdet.“
Skye sah Haldamir misstrauisch an und wollte gerade reagieren, wurde jedoch durch das Ereignis um den Banditen abgelenkt.
Haldamir schaffte es seine Verletzungen sofort zu ignorieren und ging in die Hocke während er seinen Bogen in einer schnellen Bewegung spannte und Schussbereit hielt. Er legte einen Pfeil ein und visierte die Frau an. ER würde den Pfeil sofort abschießen, sobald diese Frau ihm den Grudn dazu geben würde.
 
Ruckartig wendete Skye ihren Blick von Haldamir ab und auf Aias. Angesichts des grauenhaften Geschehens, welches sich da vor ihren Augen abspielte, vergas Skye sämtliche Gedanken die sie gerade hatte. Die Gedanken darüber, warum sie bei dieser Gruppe war; darüber, wohin sie gehen würden und über die Bedeutung Haldamirs Worte. Dieser Bandit, wo auch immer er herkam, - aufgespießt von etwas, was so plötzlich wieder verschwunden war, wie es auch erschienen ist. Haldamir hatte sich sofort in Verteidigungsposition begeben und spannt den Bogen an. Sein Ziel: Aias, die auf dem Boden kniete.
Skye hatte in dem Moment nicht mitbekommen was genau passiert ist oder was Aias damit zu tun hatte, dass Haldamir in ihr eine solche Gefahr sah. Andererseits hatte er auch schon einmal auf Skye selbst mit seinem Bogen gezielt.
Wie auch immer, Skye wurde nicht ersichtlich, was Aias getan haben könnte. Eine blinde Frau, die bisher eher schweigsam war sollte das getan haben? Für Skye nicht nachvollziehbar aber vielleicht war es nur die Vorsicht, die Haldamir zum Anlegen bewegte…oder er hatte etwas gesehen, was den anderen verborgen geblieben war.
Genau wie Shara und die anderen, lief Skye auf Aias zu, allerdings vorsichtiger als ihre Begleiter. Zu groß war die Angst davor, den leblosen Körper am Boden liegen zu sehen, verstümmelt, aufgespießt, tot.
Man sah ihr an, dass sie am liebsten weggerannt wäre. Sie zitterte und spielte ängstlich an ihren Fingern herum. Je näher sie Aias kam, desto lauter schlug ihr Herz und desto enger schien sich der imaginäre Strick um ihren Hals zuzuziehen und ihr die Luft ab zu schneiden.

Mit entsetzen stand die Gruppe, mit Ausnahme von Skye, um Aias herum und betrachteten einerseits die verzweifelte Frau und andererseits den Leichnam des Banditen. Skye hingegen stand etwas hinter den anderen, starrte verstört auf den Boden vor ihr und hoffte dass sie nicht aufsehen musste. Doch als Shara ein entsetztes „Oh Gott….“ Entfuhr sah Skye unbewusst auf und direkt auf den Banditen.

Ihr Gesichtsausdruck war fassungslos, ihre Augenbrauen zogen sich mit der Zeit immer mehr zusammen bis… In Skyes Erinnerung blitze es auf. „Halt den Mund…“ „Wenn du dich selber jetzt aufgibst, wird alles andere mit dir sterben!“ „Halt den MUND!!!“ „Jetzt komm mit! Treea…!“ „ICH SAGTE, HALT DEN MUND!“ hallte es und im nächsten Moment sah Skye ihren Vater zusammenbrechen. Attackiert von den Ranken ihrer Mutter, getötet von den spitzen Dornen derer.
Nun konnte Skye sich nicht länger beherrschen. Ihr flossen die Tränen über die Wangen, ohne dass sie auch nur einen Ton von sich gab. Verzweifelnd und mit nassen Augen verzog sie das Gesicht und sah kurz auf.
Danach fingen ihre Beine wie selbst an rückwärts zu gehen, sich zu drehen, zu laufen, zu rennen…zurück in den Wald, wo sie niemand finden könnte.
 
Haldamir hielt noch immer den Bogen gespannt als die Gruppe nach vorne eilte und sein Schussfeld blockierte. Einen Augenblick Später entschied er, das es unnötig war seinen Bogen zu spannen und nahm die Sehne ab um festzustellen, das Skye in den Wald rannte. Dicht gefolgt von Shara.
Haldamir brauchte nicht lange überlegen und ließ den Bogen fallen um den beiden Frauen zu folgen. Er schulg einen Diagonalen Kurs zu ihren ein, so das er sie bald aufholen konnte, aber skye war schnell, verdammt schnell und kurze Zeit später war sie aus seinem Sichtfeld verschwunden.
Zumindestens konnte er mit Shara aufschließen. Jedoch stießen sie nach nicht einmal einer Minute auf das ende des Waldes und standen vor einer weiten Ebene. „Da kann sie unmöglich lang gelaufen sein. Wir würden sie sehen.“ sagte Shara und versucht wieder zu Atem zu kommen. „Wir sollten uns aufteilen, ihr lauft nach rechts und ich nach links. Vielleicht kann sie einer von uns einholen.“
„Bei diesem Tempo? Ich kenne Pferde die könnten es nicht einmal annähernd mit ihr aufnehmen und die gelten schon als schnell.“ entgenete Haldamir und rieb sie seine Wunde am Bein.
„Ihr habt. Wir werden sie nie erwischen, bleibt nur zu hoffen, das sie zurück kehrt.“ Shara drehte sich um und wollte zur Gruppe zurück.
Haldamir ging eine weile neben ihr und blieb dann stehen. „Ich glaube nicht, das sie so weit weg ist. Sie kann sich in Wäldern tarnen, sie kann mit der Umgebung verschmelzen und Unsichtbar werden. Warum sollte sie sichtbar laufen, wenn sie auch stehen bleiben kann und sich tarnt, nachdem ihre Verfolger an ihr vorbei sind, würde sie zurück laufen. Das wäre wesentlich sinnvoller.“
Der Priester versuchte ein Anzeichen von der Dryade zu finden, aber wie konnte er auch nur denken, das er was finden würde? Sie war eine Dryade, sie waren im Wald. Es war unmöglich. „Skye“ Haldamir rief so laut er konnte. „Ich weiß das ihr mich hört.“ er legte erneut eine kurze Pause ein um zu gucken, obsie ein Anzeichen von sich preis gab. „Bitte kehrt zurück, ich bitte euch inständig.“
Es gab noch immer keine Antwort und auch kein Zeichen der Dryade. „Shara und ich werden uns hier hin hocken und auf euch warten.“ Haldamir lies sich auf den Boden sinken. „Und wenn es die ganze Nacht dauert.“
„Meint ihr sie kommt wieder?“ wollte Shara wissen, als sie sich neben Haldamir setzte.
„Ich hoffe es.“
 
Skye bemerkte noch wie Shara ihr nach lief, was sie aber nicht davon abhielt weiter zu rennen. Wie von alleine führten ihre Beine sie mitten ins Dickicht und wurden dabei immer schneller. Schonlange ist Skye nicht mehr so schnell gelaufen. Doch was es noch längst nicht so schnell, wie sie werden konnte wenn sie wirklich panikartig floh. Im Moment floh sie zwar auch aber mehr aus Trauer. Sie hatte keine Angst in dem Sinne. Weder vor Aias noch vor dem, was sie getan hatte. Die Angst, vor der Skye floh war die Angst mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. Die Angst, die Bilder wieder vor sich sehen zu müssen. Die Angst, dasselbe schmerzliche Gefühl zu spüren, dass sie so werden ließ wie sie ist.

Die Bäume und Büsche zogen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit an Skye vorbei. Unter ihren Füßen knackten Zweige und das Laub und das Moos raschelte. Sie schreckte Vögel auf die mit Krach aus den Baumkronen aufstiegen und sich einen neuen Platz suchten. Herausragende Wurzeln die in den Weg reinragten überwand sie mit einem einfachen Satz. Auch wenn sie noch nie vorher in diesem Wald war, schien sie jeden Ast, jede Wurzel, jeden Zweig sowie jede Unebenheit des Bodens intuitiv zu spüren. Der Weg, der sie von Shara trennte wurde immer weiter. Warum Skye vor ihr floh, wusste sie nicht. Vielleicht aus Scham, weil Skye schon wieder schwach und ängstlich war. Vielleicht aber auch, damit sie von Shara nicht wieder für schutzbedürftig hielt und sie wie ein Kind behandelte.
Plötzlich bemerkte Skye, wie sich aus einer anderen Richtung Haldamir näherte. So wie sein momentaner Lauf war, würde er direkt auf Skye treffen. Allerdings war das das Letzte, was sie im Moment wollte.

Ein summen erklang und die Blätter eines Baumes raschelten. Shara lief an einem Busch vorbei als Haldamir sie einholte. Die Beiden rannten zusammen weiter und erreichten bald den Waldrand.
Währendessen saß Skye, natürlich unsichtbar, auf einen Ast in der Krone einer Buche, und betrachtete wie die beiden unter ihr lang rannten. Warum rannten sie ihr überhaupt nach? Waren sie der Meinung, Skye würde etwas passieren? Oder was war der Grund, warum die beiden meinten sich ständig in Skyes Nähe aufhalten zu müssen. Nicht, dass es ihr nicht gefiel. Eigentlich fühlte sie sich in Anwesenheit von Shara und Haldamir recht wohl, auch wenn sie noch nicht wusste damit umzugehen.

Lautlos hockte Skye die ganze Zeit, in der sich Haldamir und Shara berieten, direkt über den beiden ohne dass sie es mitbekamen. Skyes Augen waren immer noch nass und leicht errötet. In ihrem Kopf spukten immer noch die Gedanken an das Erlebte und Gesehene herum und lösten in Skye ein heftiges Gefühl von Furcht in ihr aus. Erst als unverhofft Haldamir nach Skye rief, verdrängt sie ihre Gedanken.
„Ich weiß das ihr mich hört.“
Und wie Recht er hatte. Schließlich hätte Skye taub sein müssen um ihn nicht hören zu können, saß sie doch genau über ihm.
„Bitte kehrt zurück, ich bitte euch inständig.“
Nachdenklich kauerte sich Skye noch mehr zusammen, zog ihre Knie noch enger an sich heran und sah nach unten. Es war keine direkt Aufforderung, was Haldamir da aussprach sondern ein Bitte. Keine Befehl, kein Auftrag oder ein Vorwurf. Eine Bitte.

Mir Argwohn beobachtete Skye das weitere Geschehen unter ihr. Sie wollte noch nicht runter, sie hatte immer noch diese Bilder vor ihren Augen. Immer wieder biss sie sich auf die Lippen um Tränen zu unterdrücken, was ihr aber nicht gelang.
Doch während sie oben mit sich selbst rang, entging ihr nicht die Sturheit, mit der Haldamir unten auf sie wartete. Auch Shara hatte sich nicht vom Fleck gerührt.
In gewisser Weise freute sich Skye darüber aber andererseits wusste sie wieder nicht damit umzugehen. Nur langsam beruhigte sie sich.

„Was die anderen wohl machen?“ ergriff Shara auf einmal das Wort und zog damit nicht nur Haldamirs Aufmerksamkeit auf sich. „Wohl kaum nach uns suchen.“ War Haldamirs Antwort. „Jedenfalls glaube ich kaum, dass sie sich Gedanken um unseren Verbleib, geschweige denn den von Skye, machen werden.“
„Vielleicht sollte einer zurückgehen um bescheid zu sagen und sicher zu gehen, dass sie nicht einfach abhauen?“
Mit einem Nicken stimmte Haldamir Shara zu worauf die Magierin loslief. Ihre eiligen Schritte drangen noch eine Zeit an Haldamirs Ohr bis sie letztendlich vollends ausklangen. Haldamir jedoch blieb sitzen und wartete noch einige Zeit weiter. 15 Minuten um genau zu sein.
Solange brauchte es nämlich, bis Skye meinte die Bilder aus ihren Kopf verdrängt zu haben, wenn auch nicht aus ihrer Erinnerung.
Haldamir hörte ein Rascheln und das Geräusch einer Peson, die auf dem Boden aufkam vor sich und stand vorsichtshalber auf. Seine Hände lagen auf den Griffen seiner Schwerter als er versuchte auszumachen, woher die Geräusche kamen. Zweifelsfrei waren sie sehr nahe und vor ihm doch da war nichts. Vielleicht war es Skye, die die Geräusche verursachte. Immerhin hatte sie schon einmal bewiesen, wie sie mit den Bäumen eins werden konnte.
Gerade hatte sich Haldamir auf die aufgewirbelte Stelle vor ihm konzentriert, als er hinter sich auf einmal ein kurzes Summen hörte. Reflexartig drehte er sich um doch auch da war wieder nichts. Erst als er sich erneut umdrehte und sich wegen Skye, die lautlos hinter ihm stand und ihn schweigend ansah, erschrak wusste er woher das Geräusch kam.
 
Wie aus einem Traum aufgeweckt sah Shara Skye mit ihrer übermenschlichen Geschwindigkeit fortrennen. Ohne wirklich zu überlegen spurtete die Magierin ihr hinterher, dicht gefolgt von Haldamir, der sie auch kurze Zeit später einholte. Doch Skye war nicht zu finden. <Sie WILL nicht gefunden werden. Das muss einer ihrer Zauber sein.>
Ihrer Rufe gingen im Eco des Waldes unter.
„Ich weiß das ihr mich hört.“ Rief Haldamir schließlich
Shara war beeindruckt. Konnte er sie spüren?
„Bitte kehrt zurück, ich bitte euch inständig.“
Die Sekunden verstrichen… nichts rührte sich. Warum blieb sie versteckt? Was hatte sie so erschreckt? Schlagartig wurde es Shara klar… und sofort begann sie zu handeln.
„Was die anderen wohl machen?“ sie wartete Haldamirs Antwort ab, der ihr jetzt Aufmerksamkeit schenkte.
„Wohl kaum nach uns suchen. Jedenfalls glaube ich kaum, dass sie sich Gedanken um unseren Verbleib, geschweige denn den von Skye, machen werden.“, antwortete Haldamir
„Vielleicht sollte einer zurückgehen um bescheid zu sagen und sicher zu gehen, dass sie nicht einfach abhauen?“
Haldamir nickte ihr zu und Shara lief davon…

Auf halben Weg zur Gruppe blieb sie stehen und setzte ihren Weg nur noch im Gehen fort.
... Skye... Warum war sie weggelaufen? Hat auch sie mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen? In der wenigen Zeit in der Skye und Shara zusammen unterwegs waren hatte die Magierin oft versucht sich der Dryade zu nähern … und das aus einem angeborenen Zwang heraus der ihr das ganze bisherige Leben schwer zu schaffen gemacht hatte, Zunächst hatte Shara geglaubt Skye wäre noch jung und unerfahren. Doch mit verstreichender Zeit musste sie sich eingestehen das sie wohl falsch gelegen hatte. Scheinbar vertraute die Dryade ihr nicht. Haldamir dafür aber umso mehr. Hatte sie Skye so sehr geängstigt? Einen solchen Druck auf sie ausgeübt?

<Ich sollte mich von Skye fernhalten... wenn sie alleine sein will dann sei es so. Auch wenn es mich betrübt - wahrscheinlich kann sie mich nichtmal leiden - aber Abgrenzung ist meines Erachtens der einzige Weg. Ich glaube wenn ich den Menschen ... oder besser Wesenheiten um mich herum zu viel Druck mache nehme ich mir jegliche Hoffnung darauf jemals gemocht zu werden> Endlich hatte Shara ein Ergebnis aus ihren langen Grübeleien, die sie von den Geschehnissen um sie herum abgelenkt hatten.
Sie blieb kurz stehen... und ihre aktuellen Gedanken ordneten sich zu einer Gestalt – Nein, eher zu einer ganzen zusammenhangvollen Welt - und zauberten ein unscheinbares Lächeln auf ihr Gesicht. Mit einem kurzen Blick und Gedankenschub zu Sophie lief sie wieder los zur rechtlichen Gruppe. <Dann lass uns mal herausfinden was alles so passiert um uns herum>
Warum Skye versteckt blieb war ihr nun klar. Was ihr jetzt noch fehlte war warum die Dryade überhaupt weggelaufen war.

Sie rannte noch ein wenig bis sie wieder die Gruppe erreichte.
„Was ist hier passiert? Skye ist verschwunden… was hat sie so erschreckt. Haldamir sucht sie noch immer...“, rief Shara als sie aus dem Wald herausgestürmt kam, und nachdem sie sich kurz auf ihre Knie herabgebeugt hatte und kurz zu verschnaufen.
Doch mit einem Blick auf eine Frau, die mit einem Blutüberströmten leblosen Arm auf dem Boden kniete, aber keinerlei Verletzungen aufwies, verstummte sie. Sofort sandte sie ihre magischen Fühler um sie herum aus um magische Auren wahrzunehmen… das sie das konnte war Shara vorher nicht bewusst doch darüber machte sie sich keine Gedanken. Doch außer den der bekannten magiebegabten Gefährten und eines hier allgegenwärtigem magischen Flimmerns konnte sie nichts erkennen. So atmete sie kurz erleichtert auf und wartete bis sie jemand aufklären konnte.
 
Eine Zeit lang saß Haldamir fast regungslos auf dem Boden des Waldes und sah in die Richtung in die Shara verschwunden war und beobachtete dabei den Wald. Er unterschied sich kaum von den anderen Wäldern dieses Kontinents. Die meisten Bäume waren Laubbäume, trugen grüne Blätter und hatten starkes Geäst. anscheinend waren die meisten von ihnen älter als es Haldamir oder irgend jemand anderes aus der Gruppe war. Auf dem Boden des Waldes waren wenige Sträucher zu sehen, da die Baumkronen einen Großteil des Lichts schluckten und daher nicht mehr viel für andere Pflanzen übrig blieb.
Plötzlich vernahm der Krieger ein rascheln und er erhob sich. Unter normalen Umständen wäre er aufgesprungen, aber die Wunden ließen dies nicht zu, er war noch immer zu stark geschwächt um solch akrobatische Kunststücke zu vollführen. Kaum hatte er sich erhoben legte er seine Hände auf die Griffe seiner Schwerter. Als stehen konnte man diese Haltung wahrlich nicht bezeichnen, er stand halb geduckt und machte einen weiten Ausfallschritt, der es ihm ermöglichen sollte schnell auszuweichen.
Trotz aller Vorsicht die er walten ließ konnte er nichts erkennen, nicht das geringste. Dem Geräusch zu urteilen konnte es eine Frau sein, die auf dem Waldboden gelandet war, es konnte Skye sein. Die Tatsache, das Skye als Dryade mit dem Wald verschmelzen konnte und der Ursprung des Geräusches direkt vor ihm lag macht es ihm klar, das es Skye sein musste.
Doch nun war hinter dem Priester eine Summen zu hören und Haldamir fuhr herum um in die Leere des Waldes zu Blicken. Erneut drehte sich Haldamir um und endlich konnte er Skye sein, sie stand direkt vor ihm. Sofort ließ er die Hände von seinen Waffen und richtete sich auf. In seinem Gesicht spiegelte sich pure Freude wieder und die Abgespanntheit verschwand aus seinem Körper. „Ich bin froh, das ihr euch gezeigt habt Skye. Es bedeutet mir viel das ihr nicht einfach davon gelaufen seid.“
Haldamir legte eine kurze Pause ein und dachte nach was er nun sagen sollte, sollte er sie fragen ob sie wieder zurück zu den anderen kam? Nein, das wäre im Moment sicherlich eine Frage die Skye eher verschrecken würde. „Skey, gibt es etwas worüber ihr sprechen wollt?“ erneut legte er euine Pause ein und klang nun weniger fröhlich, sondern eher so als würde Skyes verhalten ihm sorgen bereiten. „Natürlich nur wenn ihr das auch wollt.“
 
Die Ereignisse hatten sich überschlagen. Da war dieser Bandit, der übel zugerichtet vor ihnen auf dem Weg lag. Skye war aus Panik in den Wald gerannt und Haldamir und Shara hatten ohne ein Wort die Verfolgung aufgenommen. Die Anderen wurden mit verdutzen oder erschrockenen Blicken zurückgelassen.
Als sie den Banditen erblickt hatte, war Miril zusammengezuckt und dachte nur, welche Bestie so etwas anrichten könnte. Dann sah sie Aias am Wegesrand hocken, zusammengesackt, den Kopf nach unten gerichtet. Eine unheimliche Aura ging von der Solus aus. Als Miril den blutüberströmten Arm sah, konnte sie sich denken, was hier passiert war, doch sie mochte es sich nicht vorstellen.
Miril blickte hinüber zu Nyon und Obscuro. Sie schienen relativ gefasst, doch auch sie blickten nur schweigend zu Aias hinüber. Minutenlang standen alle wie angewurzelt da und trauten sich nicht von der Stelle. Miril wusste nicht, wie sie mit dem was sie sah umgehen sollte. War Aias angegriffen worden? Hatte sie der Bandit überrascht? Warum hatte sie ihn so zugerichtet? Und was war mit Skye los? Sie schien in jeder ihr unbekannten oder unangenehmen Situation die Flucht zu ergreifen.
Dann gab sich Miril einen Ruck. Obwohl sie nicht wusste, was Aias dazu gebracht hatte, diesen Mann so zuzurichten und ob sie sie möglicherweise angreifen würde, ging sie langsam auf Aias zu. „Aias?“
Die Solus reagierte nicht. Miril kniete sich neben sie. „Lasst mich euren Arm sehen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, griff Miril nach dem blutüberströmten Arm der Solus. Dann holte sie ihre Wasserflasche aus dem Rucksack und fing an, das Blut langsam vom Arm zu spülen. Danach untersuchte sie den Arm auf Verletzungen, konnte jedoch keine feststellen. Das alles passierte ohne irgendeine Reaktion von Aias.
Als sie fertig war fragte sie: „Aias, was ist hier passiert?“
In diesem Moment kam Shara aus dem Wald gelaufen...
 
Skye stand vor Haldamir und sah etwas eingeschüchtert zu ihm hoch. Zwar deuteten seine Gestiken darauf hin, dass er es nur gut meinte aber trotzdem war Skye etwas befangen. Sie grübelte ob sie ihm wirklich über die Geschehnisse in ihrer Familie aufklären sollte oder nicht. Würde er es überhaupt glauben? Würde er Skye vielleicht als verrückt oder geisteskrank halten? Wenn er es vielleicht doch glauben würde, würde er ihre Situation verstehen? Würde er verstehen warum sie so fluchtartig in den Wald gerannt ist? Oder würde er Skye für ängstlich und schreckhaft halten; für ein kleines Kind, das in seiner Vergangenheit lebt?

Äußerlich wirkte Haldamir vielleicht freundlich und aufgeschlossen aber was er innerlich dachte, konnte Skye nicht sehen. Wahrscheinlich interessierte es ihn nicht wirklich sondern er fragte nur aus Höflichkeit.
Aber falls nicht…
Skye erwischte sich dabei wie sie jemanden schon wieder etwas unterstellte. Sie wollte es eigentlich gar nicht, tat es aber immer wieder. Sie war es einfach gewohnt, dass man sie abweisend behandelte, falls man sie überhaupt behandelte. Wieso sollte Haldamir ihr nur was vorspielen?
Innerlich schüttelte Skye ihre Gedanken ab und nickte schüchtern. Wieso sollte es denn nicht Leute geben, die nett zu Skye sein könnten? In dem Moment kamen ihr Shara und Nyon, sowie ihr Onkel in den Sinn. Wie konnte sie diese Leute verdrängen? Skye hätte sich selbst ohrfeigen können.

Haldamir lächelte Skye an und setze sich hin. „Nun?“ fragte er und sah zu Skye hoch.
Diese lief ein paar Schritte im Kreis und überlegte, was sie sagen könnte. Natürlich hätte sie Haldamir nicht ihre Vergangenheit erzählt, das wäre zu weit gegangen. Nein, sie würde wenigstens versuchen zu erklären, was mit ihr los war. Vielleicht auch etwas mehr, doch nur vielleicht…

„Ihr müsst wissen das…“ begann sie „…dass ich nichts dafür kann, dass ich so ängstlich und nutzlos bin…Vor vielen Jahren trug sich ein …tragisches Ereignis in meiner Familie zu…Ich entkam nur knapp, dank der Hilfe eines Verwandten…“
Skye seufzte und setze sich, mit genügend Abstand, neben Haldamir. Wie sie die Ereignisse schilderte war recht grob und allgemein gehalten, würde aber trotzdem seinen Sinn erfüllen. Jedenfalls hoffte Skye das.
„Das, was ich gesehen, gehört und erlebt habe, hat einen enormen Einfluss auf mich und…meine Seele genommen. Die Ereignisse wiederholen sich ständig vor meinen Augen. Ich habe Alpträume davon und Gegebenheiten, wie das Ereignis mit Aias eben, rufen Bilder hervor die mich traurig machen oder mich verängstigen.“
Aus den Baumkronen über ihnen, hörte Skye den Gesang einiger Vögel. Von allen Seiten hörte Skye das Geflüster der Pflanzen und wie sie mit ihr sprachen. Doch sie ignorierte es vorerst.
„Ihr müsst mich für krank oder für einen Feigling halten…Nun, das bin ich vielleicht auch. Schließlich bin ich nicht in der Lage mit der Vergangenheit abzuschleißen…geschweige denn mich überhaupt mich mit ihr befassen…“ Sie führte ihre Hand an ihren Kopf und schob die Haare leicht nach hinten. Allerdings fielen sie gleich wieder zurück, die Perlensträhne vor ihren Augen pendelte leicht hin und her.
„…Doch Ihr sollt nicht denken, ich wäre verrückt. Das ist es nämlich nicht…. Ich…ich hoffe Ihr versteht was ich sagen will…“
 
Skye redete die ganze Zeit davon, dass sie nutzlos, feige und verrückt wäre, doch Haldamir wollte ihr nicht glauben, dass sie das wirklich ernst meinte.
Haldamir hatte während seiner Ausbildung zum Priester gelernt, das jedes Wesen, sei es noch so klein einen nutzen in der Welt erfüllte. In Skye floss das Blut einer Dryade. Nach den Maßstäben in Haldamirs Kultur ist sie alles andere als nutzlos. Der Priester mochte zwar nicht, wie einige andere, jede Dryade als Halbgott verehren, doch auch er konnte das Potential sehen, das in einer Dryade steckte. Es machte in seinen Augen auch keinen Unterschied ob Skye nur zur Hälfte eine Dryade war. Er hatte in seinem leben eine Menge Halblinge kennen gelernt und alle haben mit der zeit gelernt zu akzeptieren was sie waren und sie alle schöpften die Vorteile daraus.
Der Krieger sah sie kurz an und überlegte was er sagen sollte. „Ich halte euch nicht für verrückt. Warum sollte ich das auch? Viele Wesen, die eine traurige Vergangenheit haben, können nicht damit abschließen. Nicht wenn sie noch so jung sind.“
Er legte eine kurze Pause ein und überlegte wie alt Skye sein mochte. Wenn man sie dem Aussehen nach beurteilte war sie Anfang zwanzig. „Ihr seid noch jung und ihr braucht eure Zeit um mit solchen Ereignissen um zugehen. Ich habe vor rund 200 Jahren meine Frau und meine Kinder verloren, ich habe meine Eltern verloren, meine Freunde, meine Bekannten. Ich habe meinen Orden verloren. Ich habe meine gesamte Stadt verloren. Ich brauchte 20 Jahre, bis ich dachte dass ich es überwunden hatte. Selbst jetzt Mache ich mir noch Vorwürfe, das ich es hätte verhindern müssen.
Viele gelehrte behaupten dass die Zeit Wunden heilt. Aber sie haben nur zum Teil Recht. Solche Erinnerungen sind keine Wunden, sie sind ein Teil von uns. Wir dürfen es nicht vergessen. Wir müssen nur akzeptieren, dass es zu unserem Leben gehört. Nehmt euch die zeit die ihr braucht, es steht euch zu. Niemand wird euch als schwach bezeichnen nur weil ihr kein emotionsloser Klotz seid. Euer Menschlicher Anteil ist groß und ein Mensch neigt zu starken Emotionen. Mein alter Meister neigte dazu zu sagen. ’nicht derjenige der nach einem Mord fünf Jahre trauert ist verrückt, sondern derjenige, der nicht um den Verlust eines Menschen weinen kann, der ist es.’
Um darauf zurück zu kommen, ob ich euch verstehe. Nein ich verstehe euch nicht, ich kenne euch nicht annähernd gut genug um euch zu verstehen, aber ich hoffe doch, das ich es irgendwann werde. Aber ich kann es nachvollziehen.“
 
„Euer Schicksal dauert mich“ sagte Skye und stand auf. Sie strich sich den Rock glatt, ließ ihren Blick durch das Blätterdach über ihr streifen und kniff nachdenklich die Augen zusammen. „Noch jung…“ wiederholte sie leise Haldamirs Worte, die einen unerklärlichen Schmerz in ihre Auslösten. Jung….jung wie ein Kind? Jung wie unreif? Nicht erwachsen?
Wie auch immer er es gemeint haben könnte, Skye fühlte sich aus einem unerklärlichen Grund schlecht.

„…Ihr sagt Ich versteht mich nicht…aber könnt meine Gefühle nachvollziehen…Was soll ich davon halten?“ sagte Skye plötzlich, mit einem leicht enttäuschten Unterton. „Ihr erzählt mir Eure Geschichte, was passiert ist. Das respektiere ich als eine Art von Vertrauen aber… „ Skye hockte sich schlagartig wieder auf den Boden, zog die Beine heran und legte die Arme auf diese. „ … aber andererseits sagt ihr, ihr würdet mich nicht kennen. Was auch stimmt.“
Für einen lang andauernden Moment saß Skye einfach nur da und starrte ins Leere. Sie lauschte dem Flüstern der Bäume, was sie zu erzählen hatten, was es zu erzählen gab.
Haldamirs Worte, so verwirrend sie für Skye eigentlich waren, erzeugten für sie eine Art Distanz. Er verglich sich und Skye zwar indirekt mit einander, zerstörte ihn aber sofort wieder mit der, mehr oder weniger, gleichgültigen Weise, wie er seine Geschichte wiedergab.

Wie Haldamir richtig gesagt hatte: Er kannte Skye nicht und Skye kannte ihn nicht. Warum er sich überhaupt um ihr Ergehen kümmerte, wusste Skye nicht. Jedenfalls sah Skye keinen Grund darin, ihm weiter ihre Bedenken zu schildern.
„Vielleicht sollten wir jetzt wieder zu den anderen. Shara macht sich sicher bereits Gedanken…“ dann lief Skye los, blindlinks in der Hoffnung, den richtigen Weg zu finden.
 
Auf ihren Ohren lag ein kreischendes Quietschen und Pfeifen, in der ewigen Dunkelheit die sie umgab hämmerten Blitze im Takt ihres rasenden Herzens. Der Schmerz in ihrem Arm kam dem gleich, als wäre er ihr mit einer Axt abgeschlagen worden.

In den alten Geschichten über die Phi war oft von den wütenden Daedalaren die Rede. Sie wären es, die Besitz über die Solus-Geister ergriffen und sie die Kontrolle verlieren lassen. Doch es war keines Weges so. Schon Aang, einer der größten Auris-Soli der je gelebt haben soll, schrieb in seinem Buch „Tempore“ [Von der Zeit], dass das Verhältnis zwischen Daedalus und Solus völlig anderst ist, als die allgemeine geschichtliche Auffassung. Es ist mehr eine Aura, als eine eigene Seele, ein Daedalus hat keinen eigenen Willen. „Es ist wie ein Schleier der sich über dich legt. Es ist das Aussehen, des Daedalus, aber es ist die Wut des Solus“ Tempore, Aang Auris-Solus.

Auch Aias war sich dessen bewusst. Die Elementar-Geister waren zu Gefühlen möglich, Gefühle in der reinsten Form ihres Ausdrucks, wie es sonst nur wenigen Geschöpfen möglich war. Wut, Hass, Liebe, Zuneigung, für eine Solus waren diese Werte völlig anders definiert als für andere Geschöpfe.

Langsam fiel der unmenschliche Ton von ihren Ohren ab und sie nahm mit jedem Atemzug ihren Herzschlag weniger wahr. Der Schmerz reduzierte sich langsam zu einem Brennen und Glühen, was ihr erträglicher vorkam als das was zuvor den Arm durchzogen hatte. Sie bemerkte unter all dem Getöse, der in ihrem Kopf durch die mentale und physische Verletzung erzeugt worden war, kaum wie Miril ihren Arm zu heilen versuchte. Doch sie fand nichts. Keinen Kratzer, keinen Schnitt nur reines, intensives, rotes Blut. Aias nahm auch den leicht verwirrten Blick war und ihre Ohren meinten in Entfernung eine Frage zu hören: „Aias, was ist hier passiert?“

Ja, was war hier eigentlich geschehen? Eine wirkliche Antwort darauf gab es nicht, doch genau genommen, hatte Aias nichts anderes getan als ihre Gefühle gezeigt und sich ihnen hingegeben. Etwas irritiert und unsicher auf den Beinen erhob sie sich. Aias hörte den Keuchenden Atem einer der Gefährten mit denen diese Gruppe umherwanderte. Schlussendlich schüttelte sie leicht den Kopf um das Schwindelgefühl zu unterdrücken und antwortete dann recht leise: „Im Grunde, nichts.“Sie wischte sich die Tränen nicht aus dem Gesicht, die leise geheult worden waren. Sie stand einfach gefühlsleer da.
 
Sollte er ihr nachlaufen? Sollte er ihr wirklich noch einmal nachlaufen? Nein, es wäre jetzt das falsche gewesen, wenn er versucht hätte mir ihr Schritt zu halten. Sie mochte jetzt war nicht so schnell laufen. Da sie nicht auf der Flucht war, aber Haldamir war noch immer verwundet und die Schmerzen machten es mehr als deutlich. Würde er jetzt wieder rennen, würden sie wahrscheinlich erneut aufreißen und er war zu weit von den anderen weg um das zu riskieren.
Der Priester ging also im gemäßigten Tempo und dachte nach. Darüber was er gesagt hatte und darüber was Skye gesagt hatte. Er kannte niemanden aus der Gruppe länger als ein paar Tage. Warum reiste er also mit ihnen? Warum sollte er ihnen vertrauen? Wer sagte ihm, dass sagte ihn nicht sofort verraten würden, wenn es zu ihrem Vorteil war?
Es schien so viele Fragen zu geben, aber die Antworten waren fern. Was würde Haldamir dafür geben, wenn sein alter Meister hier wäre. Trotz seines hohen Alters besaß der Priester einfach nicht die nötige Weisheit um mit dieser Situation umgehen zu können. Er war ein Priester des Tiwaz. Er war ein Krieger, ein Mann, der dazu erzogen wurde im Namen seines Glaubens zu kämpfen. Wäre er doch nur ein Priester des Wafthrudnir. Besäße er doch die nötige Ausbildung und er würde aus diesem Haufen eine Gruppe formen, die noch lange in den Geschichten alter Männer auftauchen würden.
Aber er war kein Gelehrter, er war ein Krieger, aber auch Krieger konnten Gruppen formen und zusammenhalten. Im Moment konnte er so oder so nicht kämpfen. Sein Entschluss stand fest, er wird einen Weg finden, wie er diese kleine Gruppe formte.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit in der Haldamir nachdachte und die Gruppe endlich erreichte. Zumindest schien sich die Situation um Aias beruhigt zu haben. Jedenfalls standen die wenigen Anwesenden relativ dicht bei ihr, auch Skye war mittlerweile wieder bei der Gruppe. Der Priester warf einen Blick durch die Gruppe und versuchte sie alle einzuschätzen.
Da war zum einen Shara. Eine Magierin, die dazu neigte sehr emotional zu reagieren, die aber auf keinen Fall zu unterschätzen war. Ihre Magie schien über ein großes Potential zu verfügen.
Neben ihr Stand Skye, die Halbdryade. Sie wirkte im Gegensatz zu Shara nicht so selbst bewusst, eher zurückgezogen. Aber sowohl Menschen, als auch Dryadenhatten einen starken Kampfgeist und in Skyes Adern floss das Blut Beider Spezies.
Miril schien eine gute Heilerin zu sein. Sie wäre äußerst wichtig für das Wohlergehen der Gruppe. Vor allem Haldamir und Nyon wären in nächster Zeit auf sie angewiesen.
Zu Nyaon und Aias konnte er nicht viel sagen, er kannte die beiden Frauen nicht und konnte sie nicht im geringsten Einschätzen.
Etwas Abseits von der Gruppe stand Spelanzani, der Puppenspieler, eine seltsame Gestalt, aber er passte zur Gruppe.
Sie alle waren in gewisser Weise Einzelgänger die von ihren Leuten verlassen wurden. Zumindest schien es so. Sie waren einsame Seelen, die sich hier zu einer Gruppe vereinten. Vielleicht war es ihr Schicksal, der Wille der Götter oder wie immer man es ausdrücken wollte.
„Könnte ich euch auf ein Wort Sprechen? Euch alle?“ begann Haldamir und wartete einen Moment bis er die Aufmerksamkeit der Gruppe hatte. „Ich weiß, wir alle sind Fremde. Fremde die aus unerklärlichen Gründen zusammen ziehen. Aber hat einer von euch einen Grund beim anderen zu bleiben?“ Der Priester legte eine kurze Pause ein um die anderen Nachdenken zu lassen. „Nein, keiner hat einen wirklichen Grund. Ich muss nach Gepedi, Miril eben so. die anderen aber nicht. Ich will nicht sagen, das jeder seiner Wege gehen soll. Nein. Ganz im Gegenteil. Ich würde mir Wünschen, das wir zusammen weiter ziehen. Ich kann nicht erklären warum ich diesen Wunsch verspüre, aber es scheint mir das richtige zu sein.“
Erneut passierte der Priester und überlegte wie er fort fahren würde. „Bevor wir uns aber dazu entschließen eine Gemeinschaft zu bilden ... oder uns zu trennen möchte ich euch folgendes Angebot machen. Am Ende des Waldes, vielleicht einen halben Tagesmarsch entfernt, müsste ein kleines Dorf liegen. Dort leben einige Bauern und Jäger, aber sie sind sehr Gastfreundlich, wenn man ihnen die neuesten Geschichten erzählt, die sich in der weiten Welt zutragen. Wir könnten uns dort für einen oder zwei Tage ausruhen und unsere Vorräte auffüllen. Während wir dies tun, könnten wir die Zeit nutzen und uns kennen lernen. Dann .... Dann können wir entscheiden wie es weiter geht. Ich weiß, ich bin kein Mann der großen Worte, aber ich würde euch dennoch bitten auf meinen Vorschlag einzugehen. Was habt ihr schon zu verlieren? Zwei Tage eures Lebens?“
 
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