RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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„Gepedi sagt ihr?“ Miril war sehr erstaunt darüber. Genau dort hin hatte sie der Mann in der Herberge geschickt. „Zufälligerweise führt mich mein Weg auch nach Gepedi. Ich bin auf der Suche nach jemandem.“
„Gut, dann könnt ihr uns ja noch eine Weile begleiten.“ Antwortete Haldamir.
Anscheinend hatte niemand etwas gegen das neue Reiseziel einzuwenden und so begab sich die Gruppe auf ihre gemeinsame Reise.
Sie verließen den Wald und folgten dem Pfad nach Norden. Dieser führte sie an Feldern und kleinen Wäldern vorbei. In der Ferne waren manchmal Bauernhöfe zu sehen. Es war nicht so ein schöner Tag, wie die Tage zuvor. Die Sonne versteckte sich meistens hinter Wolken, dennoch war es angenehm warm.
Obscuro und Zaku waren dieses Mal bei der Gruppe geblieben und unterhielten sich. Anscheinend wollte Zaku wieder etwas über Obscuros Magie wissen.
Auch die meisten anderen waren in Gespräche vertieft. Miril unterhielt sich mit Nyon. Ihr Zustand hatte sich zusehends gebessert, von der Vergiftung war nichts mehr zu spüren. Dennoch riet Miril ihr dazu, sich ein, zwei Tage noch nicht zu verausgaben.
Miril fühlte sich wieder besser und hoffte, dass ihre weitere Reise friedlicher verlaufen würde. Sie wollte mehr über ihre neuen Gefährten wissen. Vor allem Spalanzanis Schicksal interessierte sie. Von ihm ging eine magische Aura aus, sie war sich sicher, dass er über magische Kräfte verfügte. Ebenso spürte sie magische Kräfte bei Skye, Shara und Nyon. Sie fühlte sich ein wenig, als würde sie einen Magierzirkel auf seiner Reise begleiten.
„Miril? Alles in Ordnung mit euch?“ Nyon hatte Miril aus ihren Gedanken gerissen. „Ja, ich war nur etwas in Gedanken.“
„Von welchem Elfenstamm kommt ihr?“, fragte Nyon.
„Ich bin eine Lichtalbin. Vermutlich habt ihr wenig über uns gehört, wir sind auf diesem Kontinent eher unbekannt. Woher stammt ihr?“
„Nun, zuletzt war ich im Besitz eines Sklavenhändlers. Als ich ihm entflohen war, schickte er mir einen Bogenschützen nach, der mich beinahe tötete. Dann fand mich Skye im Wald.“
„Es tut wir Leid das zu hören.“ Miril hatte durchaus gemerkt, dass Nyon versuchte, mit ihrer Vergangenheit hinter dem Berg zu halten, wollte jedoch im Moment nicht weiter nachbohren.

Etwas später hatte sich Miril zu Haldamir, an die Spitze der Gruppe, begeben.
„Wie geht es euch denn? Habt ihr große Schmerzen?“
„Nein, mir geht es schon wieder besser.“ Das war natürlich eine Lüge, aber Haldamir wollte keine Schwäche zeigen. Die Gruppe baute auf seine Führung.
„Haldamir, ihr scheint euch in dieser Gegend gut auszukennen.“
„Ja, ich stamme ursprünglich von diesem Kontinent.“
„Ich möchte euch bitten, mir etwas über das Königreich Gepedi zu erzählen. Ich bin dort auf der Suche nach jemanden, wie ich ja bereits sagte, und möchte mir gerne ein Bild davon machen, was mich erwarten könnte.“
 
Zuletzt bearbeitet:
„Also auf nach Gepedi.“ gab Haldamir gelassen von sich, als wäre es normal, das Pferde aus dem Nichts auftauchen. „Es hat doch niemand von euch ein Problem damit?“

das waren seine Worte. Und er lenkte keine Aufmerksamkeit auf seine Verletzung. Nicht mal ein Achselzucken oder ein schmerzerfüllter Blick. War Haldamir ... überhaupt in der Lage schmerz zu empfinden? Er sollte in einer Situation sein in der er, der große Balanmae, Hilfe von anderen benötigen würde. Aber dennoch führte er die Gruppe an. Keinen Schritt zurück.

In diesem Moment hatte Shara etwas Angst aber auch Respekt vor ihm. Wäre ihr diese Wunde zugeführt worden hätte nichts in der Welt sie vor dem Tot bewahren können. Nichts. Nicht mal ihre Magie, die sich sicher in einem Moment vor dem Tot zu gewaltigen Ausmaßen entfesselt hätte. Und selbst wenn sie es überlebt hätte so wäre zumindest gewiss: Sie hätte die Schmerzen nicht ertragen können. Sie hätte nicht weitermachen können wie bisher. Sie hätte es nicht geschafft auf ihr Pferd zu steigen.

Den ganzen Weg war sie in ihre Gedanken vertieft. Glücklicherweise hatte sie bisher niemand angesprochen, so konnte sie ihren Gedanken und den leisen Gesprächen der Anderen lauschen. Ihre Gedanken? Nein es waren immer Zwei. Sophie schenkte ihr Mut und sandt ihr Trost.

Ohne sie, so war Shara sich sicher, wäre sie schon längst verrückt geworden.

Sophie und Shara unterhielten sich lange und jedes mal lief alles darauf hinaus das sie mit Haldamir würde sprechen müssen.
"Noch nicht ..." flüsterte sie jedes mal wenn ein solcher Punkt erreicht wurde. "Jetzt nicht ... später ... will ihn nicht stören".

Spalanzani - der zwar nicht neben, allerdings sich während der Reise gelegentlich recht nah an Shara befand - bekam einige dieser geflüsterten Worte mit. Und er machte sich seine eigenen Gedanken...
 
Zwar machte Haldamir den Eindruck, als würden ihm die Verletzungen nichts ausmachen, aber innerlich schrie er auf. Am liebsten würde er einfach zu Miril rennen und sie um ein Schmerzmittel anbetteln, aber er fühlte sich dazu nicht in der Lage.
Ihm war noch immer nicht der Grund für sein Verhalten klar, aber er musste aus irgend einem unerfindlichen Grund den unbesiegbaren spielen. Eine Person die durch nichts gestört wurde. Innerlich kämpfte er nicht nur den Konflikt gegen die Schmerzen und die Verletzungen an, sondern er kämpfte gegen sich selbst. Diese Änderung seines Verhaltens war nicht typisch für ihn. Irgendwas passierte mit ihm und er wusste nicht was.
Gerade nachdem er eine weitere Welle des Schmerzes hinter sich gelassen hatte und den Schmerz so für kurze Zeit verdrängen konnte, sprach Miril ihn an? „Was ich euch über Gepedi erzählen kann? Nun eine Menge ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.“ Haldamir verfiel erneut in schweigen, das er aber wenige Momente später unterbrach. „Gepedi ist diesem Reich zwar ziemlich ähnlich, aber dennoch völlig ungleich. Im gesamten reich gibt es nur drei Städte: Komena, Heratu und Theres die Hauptstadt des Reiches und Sitz des Königs. Im Umland gibst es Hauptsächlich kleinere Siedlungen, die aus vier oder fünf Langhäusern bestehen.
Ihr seht also das die Bevölkerung des Landes fast nur aus Bauern besteht, die in ihren kleinen Welten Leben, aber sie sind Gast freudige Menschen auf dem Land. Sie nehmen jedes Wesen in ihrer Mitte auf und geben ihn Dach und Brot, jedoch werden diese Gäste dann nach allem möglichen ausgefragt, das es zu wissen gibt. Wenn ihr mich fragt, ist es das wert.
Aber das wichtigste über dieses Reich ist die Religion. Ihre Götter sind mit den meinen, mit den Göttern dieses Reiches verfeindet. In den Städten werde ich daher nicht auf Freunde stoßen und man wird euch anpöbeln, wenn man euch neben mir sieht. Am besten ich Wechsel so schnell wie möglich die Kleidung.
Wenn ihr etwas spezielles wissen wollt, dann müsst ihr mich allerdings fragen, es gibt einfach zu viel zu erzählen.“
 
Der Weg zu diesem Ort, der man Gepedi nannte, war weit. Die Gruppe, der sich Nyon angeschlossen hatte, schien auf dem Weg dorthin zu sein, auch wenn der jungen Frau nicht ganz klar war, ob sie nun direkt dorthin wanderte, oder das zweite Artefakt suchte, von dem der entstellte Mann namens Spanalzani gesprochen hatte. Im Prinzip wäre ihr das auch egal, denn sie wusste ohnehin weder den Weg, noch den Grund, aus dem sie dort hin wollten.

Jedoch hatte Nyon Zeit. Zeit, in der ihre Wunde langsam verheilte; Zeit, in der sie nachdenken konnte.

Denn auch, wenn ihre körperliche Verwundung zurückging, so blieb doch etwas zurück. Wie ein kleiner Sprung in einer Glasscheibe, zu Beginn kaum größer als ein Haar und mit dem Auge fast nicht zu erkennen, der sich jedoch rasch ausbreitete, sobald die Scheibe unter Druck stand.
Nyon spürte eine Veränderung, die langsam in die Fugen ihrer Seele kroch. Zuerst hatte sie sich dieser Gruppe angeschlossen, um ihre Schuld zu begleichen, die sie nach den Lehren der Avedaner hatte, doch schon nach der kurzen zeit, die sie mit Skye, Miril und den anderen unterwegs war, spürte sie, dass es mehr war, als das. Wenn es so etwas wie Schicksal gab, dann war es hier deutlich zu erkennen. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas passierte, doch sie fühlte sich tatsächlich an die Gruppe gebunden. Nicht, weil ihr irgendeine Regel das gebot, sondern weil sie hier zum ersten Mal seit sehr langer Zeit als Mensch gesehen wurde. Nicht als Herrscherin, die die Macht hatte, das Leben ihres Gegenübers mit einem Fingerzeig zu beenden, sondern einfach als gleichwertigen Mensch. Dass Skye ihr ihre persönlichen Gedanken anvertraut hatte, bestätigte das nur.
Auf der einen Seite erfüllte sie das mit einer Freude, die sie so lange nicht mehr gespürt hatte. Auf der anderen Seite jedoch wusste sie, dass das nicht lange andauern konnte … früher oder später würden sie es erfahren.

Doch bis dahin, so hoffte sie, würde noch viel Zeit verstreichen. Zeit, in der ihre Wunde langsam verheilte; Zeit, die sie nutzen wollte.
 
Kurz nachdem die Gruppe losgegangen war, kam ihnen ein Dreiergespann aus zwei Waldläufern und einer Priesterin. Offenbar erkannten einige die 3 wieder.
„ Ihr…Ihr…wart doch an“ doch bevor die Erstaunten weiter reden konnten, sagte Spalanzani mit dem Versuch eines Grinsens auf dem Gesicht: „ die gehören zu mir.“ Sie kamen auf ihn zu und verwandelten sich wieder in die Murmeln, die sie vorher waren. Und Spalanzani bekam wieder einen Hauch von Farbei in sein totenblasses Gesicht „ Die Drei haben die Soldaten eine Weile verfolgt um zu sehen ob sie uns wirklich nicht verfolgen. Wir sind in Sicherheit,vorerst, sonst hätte ich schon Alarm geschlagen. Am besten gewöhnt ihr euch schon mal daran. Ich werde nicht mit in Städte oder Dörfer kommen. Eine meiner Marionetten wird das für mich übernehmen. Menschen, die aussehen als würden sie jeden anstecken sind nicht grade beliebt. Aber lasst uns erst einmal weiterziehen. Der Einsatz der Marionetten kostet zu viel Kraft als dass ich sie jetzt schon nutzen wollte.“
Für einen Moment hielt er inne „Lasst uns weiter ziehen. Das zweite Artefakt, die Runenkrone RaidoKhrô soll in einer uralten Zwergenstadt liegen.“
 
"Wenn ihr etwas spezielles wissen wollt, dann müsst ihr mich allerdings fragen, es gibt einfach zu viel zu erzählen." Sagte Haldamir.
"Ja, es gibt tatsächlich etwas, was ich gerne erfahren würde. Man sagte mir, ich würde den anderen Lichtalben in der Stadt Asbon finden. Als ihr über Gepedi erzählt habt, erwähntet ihr jedoch diese Stadt nicht. Gibt es sie womöglich gar nicht?"
"Ich kenne diesen Ort. Vor vielen Jahrzehnten war Asbon noch eine eigenständige Stadt. Doch sie wuchs im Laufe der Jahre mit Theres zusammen und verlor ihren Status als eigenständige Stadt. Der damalige König hatte Theres extra Richtung Asbon ausbauen lassen, um der Stadt den Stadtstatus nehmen zu können. Denn Städte können sich in Gepedi selbst verwalten und zahlen weniger Steuern. So sparte sich der König viel Geld. Die Bewohner Asbons bezeichnen den Ort gerne heute noch als Stadt. Sie sind sehr stolz und auf den König nicht gut zu sprechen."
Miril antortete: "Ich dachte schon, man hätte mich hinters Licht geführt. Ich danke euch Haldamir."
Etwas später erfuhr Miril, über welche Art von Magie Spalanzani gebot. Eine Dreiergruppe war zu ihnen gestoßen. Die drei Personen verwandelten sich vor Mirils Augen in Murmeln und Spalanzani wirkte daraufhin nicht mehr so angeschlagen. Er konnte also auf Kosten seiner Körperkraft Diener erschaffen.
 
Es dauerte noch eine ganze weile in der die kleine Gruppe durch die Landschaft zog. Vereinzelt fanden kürzere Gespräche statt. Die einzelnen Wesen der Gruppe schienen gut miteinander klar zu kommen. Nur Skye hielt sich etwas zurück. Hin und wieder verschwand sie jedoch und tauchte später wieder auf. Es war deutlich zu merken, das sich die Halbdryade noch daran gewöhnen musste in einer Gruppe zu reisen.
In regelmäßigen Abständen machten sie kurze Pausen, Hauptsächlich um Früchte zu sammeln oder weil jemand der Meinung war die verletzten müssten sich ausruhen, auch wenn beide versuchten die Gruppe nicht aufzuhalten.

Als die Gruppe sich endlich dazu entschieden hatte ein Nachtlager aufzuschlagen, war die Sonne bereits zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden. Haldamir war erstaunt darüber wie Schön dieser Ort war. Sie kampierten auf der Spitze eines Hügels, von dem aus man etliche Kilometer über den Wald sehen konnte. Durch die Lichtschimmer in den Kronen der Bäume bot sich ein fast schon romantischer Anblick.
Es dauerte nicht allzu lange, bis das Feuer entzündet war und sich alle um das Feuer versammelt hatten um eine Mahlzeit einzunehmen. Bis Haldamir das Schweigen durch eine Frage beendete. „Was genau hat euch eigentlich in diese Gegend verschlagen?“
 
Ein paar peinliche Sekunden vergingen, in denen alle entweder ihre Umgebung oder den Boden vor sich betrachteten. Keiner wollte so recht den Anfang machen.
»Nun, meine Geschichte kennen die meisten von euch ja bereits«, brach Nyon das eisige Schweigen. Sie war sich jedoch nicht ganz sicher, ob alle der Anwesenden bescheid wussten, weswegen sie es trotzdem noch einmal wiederholte. »Eine Gruppen von Verbrechern ist mir aufgelauert und hat mich von hinten niedergeschlagen. Ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos war, aber es muss mindestens ein Tag gewesen sein, denn als gefesselt auf einem Planwagen aufgewacht bin, waren wir bereits außerhalb des Landes. Irgendwann hat mich ein anderer Mann gekauft. Wahrscheinlich ein Sklavenhändler, denn er hat mich zu einem Markt gebracht und dort ausgestellt.
Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort war, aber irgendwann wurde ich dann an einen Mann verkauft, der aus der Siedlung in der Nähe der Ruine kam, bei der ich Euch begegnet bin. Von dort konnte ich fliehen, aber ein Bogenschütze hat mich getroffen und … naja, ohne Miril und Skye wäre ich wohl nicht mehr am Leben.« Sie warf ein Lächeln in die Richtungen ihrer Retterinnen, bevor sie ihren Blick durch die Runde schweifen ließ.

Die meisten hatten mehr oder weniger ausdruckslose Gesichtsausdrücke, bis auf Miril und Skye, die bescheiden zurücklächelten, und Haldamir, dessen Stirn leicht in Falten lag. »Ihr sagtet „Verbrecher“ … das heißt wohl, Sklaverei ist in Eurem Land nicht erlaubt. Ist Eure Regierung denn so unfähig, dass sie nichts gegen solche Verbrecherbanden tun kann, die willkürlich ihre Bürger verschleppen?«

»Meine ehemalige Regierung war sogar überaus fähig!« Etwas zu entrüstet gab Nyon diese Antwort, war sie doch eigentlich selbst die gemeinte Regierung. »Doch es war unmöglich dagegen vorzugehen. Soweit ich gehört habe, ist mein Schicksal der einzige Fall einer solchen Verschleppung.«

Einen Augenblick schien Haldamir mit dieser Antwort zufrieden. »Habt Ihr dann vielleicht eine Idee, warum man ausgerechnet Euch gewählt hat? Immerhin würde sich ein Mann zumindest augenscheinlich besser für harte körperliche Arbeiten eignen.«

Verdammt! Nyon hatte genau das herbeigeführt, was sie eigentlich verhindern wollte. Sie hatte ihre Geschichte eigentlich nur deshalb erzählt, weil sie dadurch ihre Vergangenheit möglichst wenig nebulös darstellen und somit Fragen verhindern wollte. Doch durch eine einzige, unklar formulierte Aussage hatte sie ihren Fehler begangen und Fragen aufgeworfen anstatt zu verhindern. Ohne den avedanischen Kodex würde jetzt einn einfaches „nein“ ausreichen, um die Situation zu klären, doch solange Skye und Miril mithörten, war es Nyon verboten, eine Lüge auszusprechen. Sie musste der Frage aus dem Weg gehen …

Fast etwas zu plötzlich, aber dennoch noch authentisch wirkend, verzerrte die junge Frau das Gesicht, als ob sie Schmerzen hätte, und rieb sich die Schläfen. »Geht es Euch nicht gut?«, fragte Miril, die Nyon besorgt musterte.

»Es geht schon … ich denke, ich muss einfach ein paar Schritte gehen und mich wieder Sammeln …«, antwortete Nyon und hoffte, Miril würde es als psychische Folge ihrer Entführung werten.
Betont langsam nahm die junge Frau ihre beiden Kristallklingen und erhob sich. Sie spürte immer noch Mirils Sorge, doch davon unbeirrt ging Nyon gemächlich von der Gruppe weg, die da an dem Feuer saß.

Sie ging ein paar Minuten und überquerte eine Wiese, bis sie schließlich vor einem kleinen Teich stand, auf dem einige Wasserpflanzen trieben, die sich nur durch den fehlenden Glanz von dem dunklen, still da liegenden Wasser unterschieden, welches nur von einem leichten Luftzug hin und wieder etwas in Unruhe versetzt wurde.. Das Licht des Mondes war zu schwach, um sie deutlicher zu kennzeichnen, doch erkannte Nyon ihr Spiegelbild, das leicht verschwommen vor ihr lag.
Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Es war klar erkennbar, sie blickte in ihr Gesicht, sah ihren Körper da im Wasser liegen, von den leichten Wellen sanft verwischt. Aber dennoch blickte ihr aus dem Wasser nicht sie selbst zurück. Konnte es denn möglich sein, dass …
Wütend griff Nyon nach einem Stein und schleuderte ihn so kräftig sie konnte auf die fast glatte Wasseroberfläche. Das Bildnis verschwand und die junge Frau rauschte zornig weg. Zornig über sich selbst.
 
Es war eine trügerische Stille, die das Knistern des Feuers in dieser kühlen Nacht umspielte. Eine Stille die nur zu gut wiederspiegelte was gerade zwischen den Anwesenden passierte. Keiner wusste doch wirklich was er hier machte, warum er hier mit den Anderen mitlief oder warum er in die nächste Stadt aufbrechen sollte. Es war eine eigenartige Zusammenkunft die in ihrer Art so einzigartig konstruiert war, dass nur die Fäden der Götter hier die Marionetten ihrer Körper gelenkt hatten.

Das warme Pulsieren der weichen Erde auf der sie saß, lies Aias eine Gänsehaut am Körper entlang fahren. Ihre Augen starrten leer, wie immer, in die Einsamkeit der Flammen, die mit all ihrer Kraft versuchten die Stille der Nacht mit ihrem Knistern zu entzünden. Die Unbekannte Frau, die nach einer kleinen Erzählung ihrer Vergangenheit gegangen war, wirkte sonderbar auf die Manipulatorin. Ihre Stimme klang weich und schmiegte sich immer so elegant an die gesagten Worte, und doch zitterte sie eben so unsicher. Hatte sie gelogen, oder einfach nur einen heiklen Sachverhalt verleumdet? Mit einem leisen Stöhnen stand Aias auf und lief auf einer der vielen Adern der Erde, die hier zusammenflossen in die Nacht hinaus. Sie war sich nicht sicher, ob jemand von ihr erwartet hatte ihre Geschichte zu erzählen. Es war etwas das sie nicht mochte, denn es erinnerte sie nur stets an die Sinnlosigkeit ihrer Existenz.

Sie lebte um als Knospe im großen Blumenfeld zu verdorren. Zwar war sie anderst wie die vielen kleinen Blumen und Tulpen, doch war es ihr auch nicht vergönnt sich zu entfalten. Sie fühlte sich von ihrem Stamm, von ihrem Glauben, auf eine seltsame Weise betrogen. Ein blinder Solus-Geist war in etwa so nützlich wie Baum, der tot neben seinem Stamm die letzten Stunden seiner Existenz fristete. Seine Früchte würden ungenutzt verderben und seine Blätter niemandem mehr Schatten spenden. Nichts, gar nichts brachte er noch. Manchmal wünschte sie sich, es wäre nie dazu gekommen, dass sie nun auf dieser Odyssee war. Lieber wäre sie als normales, wohl aber blindes, Mädchen aufgewachsen, als nun alleine in dieser Welt herum zu irren.

Mit jedem leisen Schritt den sie tat, sammelte sich mehr Wut und Emotion in ihrem Körper. Noch waren sie in Ketten gelegt und wohl bewacht, doch jeder weitere Gedanke, vergiftete ihre Wachen mehr und lies das Gefängnis mehr rosten. „WARUM ICH“, brüllte Aias aus ihrem tiefsten Inneren, und trieb damit jedes Quantum Wut in ihr zusammen um es in geballter Kraft in ihrer Faust zu sammeln. Mit einem Mal brach all ihr Inneres heraus und schmetterte geballt gegen einen Findling von mindestens zwei Meter Durchmesser. Doch anstatt, starr zu bleiben und die nackte zarte Faust Aias zu bremsen wich er davor zurück und staute all die Masse in eine andere Ecke. Als seine Poren in seiner Dichte jedoch das Gewicht nicht mehr verschieben konnte zerberstete er in einer gewaltigen Staubwolke zu mehreren kleinen Bruchstücken, die mehrere Meter weit flogen.

Doch mit der Wut, die die Frau damit entlassen hatte, wich auch ihre Kraft. Eine solche Bändigung, egal ob unkontrolliert oder beherrscht, kostete einem Solus die reinste Kraftform in jedem Körper. Die Lebenskraft selbst. Ihr ganzer Arm war von stark pulsierenden Adern bedeckt, die der glatten Oberfläche fast etwas Monströses verleiten. Was im Arm fehlte, wich nun aus den Beinen und Aias klappte mit einem Stummen Japsen zusammen.

Es vergingen einige Minuten, bis der brennende Schmerz erträglich wurde. Ihre Augen heulten schweigende Tränen des Schmerzes und ihr Körper blieb verharrt nach dem Schock den er erlitten hatte. Irgendeine Kraft richtete sie dann wieder auf. Fast geisterhaft stieg sie aus der Staubwolke empor, die in der Dunkelheit, wie sie innig hoffte, ungesehen bleiben würde und trieb sich weiter, bis ihre Füße Wasser spürten. Ihre nackten Fersen genossen den leicht stechenden Schmerz der undankbaren Kälte. Sie legte sich einfach auf den Boden und lies ihre Beine weiterhin im kühlen Nass tümpeln. Langsam vergas sie den Schmerz in ihrer Hand und blieb stumm weinend liegend.
 
Nachdem auch Aias gegangen war blieb es zuerst still. Niemand sagte etwas, vieleicht in der Annahme, zu viele Informationen einem Fremden mitzuteilen oder gar seine Schwächen unabsichtlich zu verraten. Zaku wußte es nicht. Es vergingen weitere Minuten. Schließlich brach der Goblin das Wort.

"Ich stamme aus Morrowind, wo ich mit anderen Goblins in einem Höhlensystem lebte. Schöne Höhlen waren das, ja schön waren sie wirklich..." Er starrte geistesabwesend in die Flammen, wie sie züngeld das Holz fraßen. Dann fuhr er fort: " Dort lernte ich den Umgang mit Waffen und etwas Magie, die Magie von einem der wenigen Goblin-Schamanen." Er biss sich auf die Unterlippe, als die schmerzlichen Erinnerungen an seinen ehemaligen Lehrmeisters Karem hoch kamen. "Doch eines Tages wurde der Frieden meines Volkes gebrochen. Mein >guter Lehrmeister< [In diesen Worten steckte unbeabsichtigt mehr Sarkasmus und Abscheu, als Zaku es vohatte.] verriet die Goblins für elendes Gold an die Oberwelt, an die Dunmer. Diese hassten uns! Gut, wir hassten sie auch, bis vieleicht auf so `nen Helseth, der uns und anderen Stämmen Kwama-Eier und andere wertvolle Produkte gab. Als Gegenleistung stellten die Stämme einige Truppen bereit, die ihm als kleine Armee dienen sollten, bis irgendein dahergelaufener Fremdländer den Großteil davon Auslöschte. Soll angeblich eine Wiedergeburt von sonem Dunmer-Helden gewesen sein. Letzendlich hassten wir wohl ebenfalls Helsth... Naja, ich weiche vom Thema ab."

Zaku schwieg kurz, doch dann erzählte er weiter:

Die Dunmer kamen mit einem Trupp, der uns chancenlos niedermetzelte. Auch die Schwächeren wurden getötet, die einzige Ausnahme, war der Verräter, der den Angreifern alle Geheimnisse der Höhlen erklärte, wärend unter ihm die Leichen seiner Freunde lagen. Ich trieb mich noch einige Zeit in Dwemerruinen rum, die übrigens interessante Maschienen hatten, dann zog ich durch Morrowind und kam letztendlich hier her."

"Ihr müsst ein guter Kämpfer sein, wenn ihr lebend aus dem Kampfe zurückkehren konntet," meinte Haldamir.
Zaku wurde nervös: "Ähm, jaja... hehe, das bin ich wohl, öhm..." Dann schwieg er. Hielt ihn Haldamir WIRKLICH für einen guten Kämpfer?! Er hatte den Goblin zwar noch nicht im Kampf gesehen, doch die Geschichte ließ ihm dass anscheinend glauben. Oder er hatte es ironisch gemeint. Oder er hatte laut gedacht, ein Anzweifeln an ihm. Zaku zuckte unwilkürlich die Schultern. Man konnte anhand der Geschichte tatsächlich glauben, der Goblin wäre der stärkste seines Volkes gewesen. Bitter gestand sich Zaku ein, dass er nicht ehrlich gewesen war: Als die Dunmer-Krieger kamen, hatte er sich angsterfüllt versteckt, bis der Angriff vorüber war, bis er zwichen den Leichen seiner Freunde und Verwandten gestande hatte, allein...
 
„Jeder Mann und jede Frau die eine Schlacht lebend verlassen in der sie auch wirklich gekämpft haben sind gute Kämpfer.“ Fuhr Haldamir fort. „Jedoch müsst ihr zwischen guten Kämpfern und richtigen Kämpfern unterscheiden. Der gute mag die Schlachten überleben und vielleicht auch gewinnen, aber der richtige Kämpfer weiß es eine Schlacht aufzuhalten, ehe sie stattfindet. Er wird den Sieg im Vorfeld entscheiden.“ Haldamir suchte nach seiner Wasserflasche und stellte fest, das bereits alle drei leer waren. Am nächsten tag müsste er nach neuem Wasser suchen. „ich denke, ich werde mich schlafen legen, es war ein anstrengender Tag.“
Nachdem er das Gespräch beendet hatte, legte er sich einige Meter vom Feuer entfernt hin und schlief ein.

Der nächste Morgen begann ruhig und der Rest der Gruppe schlief noch. Haldamir brauchte eine Weile um sich zu fangen und richtig wach zu werden. Nun entdeckte er auch, dass er nicht die einzige wache Person war. Skye stand etwas abseits der Gruppe und blickte zum Horizont.
Der Krieger suchte seine Wasserflaschen und die einiger anderer zusammen und ging auf die Dryade zu. Nachdem er sie erreicht hatte, stellte er sich neben sie und wartete bis sie ihn bemerkt hatte, um sie nicht ganz so zu erschrecken. „Ich möchte diese Flaschen mit frischem Wasser befüllen. Kommt ihr mit? Die ganze Zeit so alleine zu sitzen kann doch nicht so schön sein.“
Skye warte kurz bis sie antwortete sagte dann aber zu und folgte Haldamir. Die beiden gingen etwa zwanzig Minuten bis sie einen kleinen verlassenen See erreichten.
Kommentarlos hockten sich Skye und Haldamir hin um die Flaschen zu befüllen. Haldamir nahm seinen Mantel ab und legte ihn, genau wie die Schwerter, an der Seite ab. Kurze Zeit nachdem sie fertig waren, nahm Haldamir ein Glitzern in der Nähe wahr. Interessiert und irgendwie gebannt betrachtete Haldamir dieses Objekt, bis er sich letztendlich dazu entschied es genauer unter die Lupe zu nehmen.
Er erhob sich von seinem Platz und ging einige Meter am See entlang, gefolgt von Skye, die scheinbar nach sehen wollte wohin der Krieger ging. Nach wenigen Metern blieb Haldamir stehen und beugte sich leicht vor damit er das Objekt besser sehen konnte. Jedoch reichte es immer noch nicht ganze und er beugte sich noch weiter über das Wasser. Weit genug um den Halt zu verlieren. In seinem letzten Versuch sich zu halten griff er wild durch die Luft und schaffte es tatsächlich etwas zum Greifen zu finden. Allerdings schien dieses Objekt nicht standhaft genug zu sein.
 
„Haldamir, passt auf!“ rief Skye als er ausrutschte und ins Wasser zu fallen drohte. Reflexartig versuchte sie ihm an Arm zu halten doch im gleichen Moment griff auch Haldamir nach der Dryade. Er packte ihr Handgelenk und versuchte den Halt nicht zu verlieren. Aber im Gegensatz zu ihm, besaß Skye einfach nicht die Kraft, und vor allem nicht das Gewicht, um einen ausgewachsenen Mann vor dem Abrutschen zu bewahren.
Wie auch immer, er ergriff also ihr Handgelenk und es geschah, was geschehen musste. Die junge Frau rutschte auf dem nassen, glatten Steinen aus und verlor ebenfalls das Gleichgewicht. Da half auch das wilde Gefuchtel mit der freien Hand nach etwas greifbaren nichts und Skye fiel Haldamir hinterher.
Es platsche ein erstes Mal, kurz danach ein zweites. Das Wasser war nicht sonderlich tief maximal Hüfthöhe. Trotzdem reichte es, dass Syke von oben bis unten durchnässt war. Ihre Kleidung triefte vor Nässe und ihre Haare hangen platt und pitschnass herunter. Skye musste sich die Haare aus dem Gesicht wischen um wieder etwas sehen zu können. Zum Glück war das Wasser sauber und nicht vom Unrat verschmutzt, sowie es das Schicksal einiger siedlungsnahen Seen und Flüsse war.
Gerade hatte sich Skye wieder gefasst und sah sich nach Haldamir um, als dieser aus dem Wasser auftauchte und Wasser spuckte. Er schnappte erst nach Luft, dann verzog er kurz schmerzerfüllt das Gesicht. Wahrscheinlich taten durch den Aufprall seine Verletzungen wieder weh. Dazu kam, dass er sich den Bauch hielt.
„A…Alles in Ordnung?“ fragte Skye besorgt. Doch plötzlich fing Haldamir an zu lachen. Wahrscheinlich darüber, dass sie so dusslig gewesen waren und wie Kinder ins Wasser gefallen waren. Erst war Skye darüber irritiert. Machte er sich gerade über sie lustig? Er hatte doch Schuld, dass die beiden nun nass waren. Warum lachte er?
Eingeschüchtert und enttäuscht kauerte sie sich zusammen bis Haldamir sie schließlich aufklärte.
„Findet Ihr es nicht auch witzig, wie zwei erwachsene Menschen….“ Er stockte kurz. „….Naja Ihr wisst was ich meine. Jedenfalls, wie zwei erwachsene Menschen so unbeholfen ins Wasser fallen?“
Da musste auch Skye schließlich schmunzeln. Sie lachte zwar nicht herzhaft los aber dafür dass sie sonst so schüchtern war, ging sie in dem Moment sehr aus sich heraus.
„Wonach habt Ihr Euch nun ausgestreckt, dass ihr ins Wasser gefallen seid?“


Haldamir zog sich an den Steinen hoch und half dann Skye heraus. Die Kleidung der beiden war völlig durchnässt. Skye fing sogar schon an zu zittern.
 
Am liebsten hätte Haldamir sich die Seele aus dem Leib geschrien, die Wunden fügtem ihm unsägliche Schmerzen zu. Wenn schon ein so leichter Sturz ihm solch immense Schmerzen verursachte, was würde den erst bei einem Kampf geschehen. Konnte er Überhaupt noch kämpfen? Nein, er war Hilfslos, Hilfslos wie ein kleines Kind...
Nachdem Haldamir es geschafft hatte aus dem See zu klettern packte er Skyes Arme und half ihr aus dem Wasser. Der Krieger versuchte sich wieder zu sammeln und die schmerzen bei Seite zu schieben, doch es gelang ihm nicht ganz. Jedoch waren sie bei weitem nicht mehr so schlimm und er konnte sich auf andere Dinge konzentrieren, wie zum Beispiel seine Nasse Kleidung.
„Versteht mich nicht falsch.“ begann Haldamir. „aber wir sollten uns von unserer Kleidung entledigen. Bei diesen Temperaturen holen wir uns sonst noch den Tot.“ Haldamir viel sofort Skyes schockiertes Gesicht auf, aber das war auch kein Wunder. Ein Fremder Mann hatte sie dazu aufgefordert sich zu entkleiden. Sicherlich nicht das schönste das man einer jungen Frau sagen konnte.
Ehe Skye etwas entgegnen konnte wandte sich Haldamir ab und marschierte auf seine Sachen zu. Wenig später hob er seinen Mantel an. „Ihr könnt den hier anziehen. Er hält euch war und ... nunja, ihr müsst nicht nackt rum sitzen.“ nun war auch in Haldamirs Gesicht eine gewisse Röte zu erkennen.
Einige Zeit Später hatte sich Haldamir von seinen Nassen Kleidern befreit und saß nur noch in seiner Hose da. Diese war zwar auch nass, aber er hatte keinerlei Interesse daran nackt hier zu sitzen. Da aber kein weiterer Mantel da war. Musste es eben so gehen. Skye hingegen hatte sich den Mantel übergeworfen und ihre Kleidung zum trocknen auf die Wiese gelegt. Beide saßen nun auf der Wiese vor dem Seee und starrten diese an bis Haldamir das Schweigen unterbrach. „irgendwie ist das ganze witzig.“
 
Ein zaghaftes Streicheln an ihren Beinen trieb Aias sachte aus der Traumwelt und führte sie zurück in die Realität. Langsam begann das Kitzeln sie immer weiter in Unruhe zu stürzen bis sie schließlich mit einem ruckhaften Aufsitzen das Schlafen gänzlich beendete. Ihre Füße fühlten sich nass an und was da streichelte waren wohl Algen, die dem trostlosen See, unweit von der Ruhestädte der anderen, den Hauch Einöde einflößte, den er brauchte um einsam zu wirken. Das Wasser lag ruhig und nur die wenigen, kleinen Wellen um ihre Beine brachen den perfekten Spiegel. Jeder Solus würde spätestens hier sein Ziel erkennen, spätestens jetzt seine Existenz als sinnvoll erachten und spätestens jetzt Hoffnung auf eine Heimreise in sich spüren. Doch nicht Aias.

Unbeeindruckt von dem Naturschauspiel erhob sie sich und trotte auf den Erdströmen zum Lager zurück. Das Feuer war erloschen und mit dem Weichen der Flammen war die Wärme verschwunden. Erst jetzt bemerkte der müde Körper der Solus wie kalt er doch eigentlich war. Für einen kurzen Moment beneidete sie Chandra – den aktuellen Ignis-Solus – die kurz vor ihrer Abreise zurück gekehrt war. Sie würde wohl nie frieren, war doch das Feuer ihr williger Untertan.

Ihre Füße wanderten zwar sicher über den Boden, was aber nicht hieß, dass manche stille und ruhige Objekte, wie die Beine einer Person, nicht mal im Weg sein konnten. Etwas unbeholfen stolperte Aias über eben jene einer Person und fiel verhältnismäßig schmerzhaft auf den Boden. „Tut mir Leid“, flüsterte sie etwas zurückhaltend, hasste sie es doch wegen ihrer Blindheit anders behandelt zu werden. Nyons Stimme erklang etwas überrascht und entschuldigend: „Macht euch keine Gedanken, mir geht es gut, ich hatte euch lediglich nicht kommen hören. Wie hießt ihr doch gleich?“ „Ich weiß nicht“, antwortete sie etwas zaghaft, „es steht mir nicht zu, mir einen festen Namen zu geben. Aber die Leute die ich bisher in meinem Leben traf nannten mich Aias.“
 
Miril fühlte sich an diesem Ort wohl, trotzdem hatte sie mal wieder eine unruhige Nacht. Sie fand es beruhigend, andere Personen um sich herum zu haben. Den meisten Anderen schien es nicht so zu gehen, denn immer wieder entfernten sich Einzelne von dem Nachtlager. Gerade war die geheimnisvolle Aias zurückgekehrt und hatte Nyon aufgeweckt. Die geheimnisvolle Aias. Miril musste sich eingestehen, dass sie keinen in der Gruppe richtig einschätzen konnte. Auf ihre Weise waren sie alle geheimnisvoll. Vor allem traf das auf die Magier zu. Die meisten von ihnen konnte Miril überhaupt nicht einschätzen. Was wenn einer sich nur verstellt, in Wirklichkeit böse Absichten hat? Am bedrohlichsten, vor allem wegen seines Aussehens und weil sie nichts über ihn wusste, erschien Miril der Marionettenmann. Er schien über eine starke Form der Magie zu verfügen. Miril fragte sich, ob er seine Marionetten auch wie Gruppenmitglieder aussehen lassen könnte. Dazu kam, dass er nicht sehr gesprächig war und sich meist Abseits der Gruppe aufhielt. Besonders vor ihm wollte sie sich in Acht nehmen. Zumindest Haldamir schien ihm zu vertrauen. Anscheinend suchten die beiden gemeinsam nach etwas und Haldamir wiederum vertraute sie. Auch Obscuro war jemand, vor dem man sich in Acht nehmen sollte. Er sprach ebenfalls nicht viel und schien eine dunkle Vergangenheit zu haben. Seit einiger Zeit hatte Miril ihn nicht mehr gesehen. Anscheinend wollte auch er alleine sein.
Miril überlegte sich, wie lange sie bei dieser Gruppe bleiben wollte, denn es gab nur wenige, denen sie zu diesem Zeitpunkt vertrauen konnte. Zumindest würde sie mit ihnen zur Hauptstadt Gepedis reisen. Was danach kommen würde, war sowieso unsicher.
Jetzt wollte sie nicht mehr weiter darüber nachdenken. Der Horizont war im Osten schon leicht erhellt, in wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen. Zumindest solange wollte Miril noch schlafen.

Eine Blumenwiese, umringt von Bäumen. Es ist früher Morgen, leichter Nebel liegt über dem Land. In der Mitte der Wiese stehen zwei Personen. Es sind zwei Lichtalben, ein Mann und eine Frau. „Ich habe mich entschlossen. Ich verlasse die Insel.“
Stille.
„Es ist deine Entscheidung, doch verlange nicht von mir sie zu verstehen.“
„Ich will, dass du zumindest meine Gründe verstehst. Ich bin jung, habe immer nur diese Insel gesehen. Mich verlangt es danach, Abenteuer zu erleben, die Welt zu sehen...“
„Hah, die Welt. Die Welt ist böse, voller Neid, Hass und Gier. Hier hast du alles was du brauchst. Eine Familie, ein Zuhause und wahrscheinlich das schönste Land in der bekannten Welt. Wir sind naturverbunden, leben in Eintracht und Frieden. Was will man mehr?“
„Du verstehst es nicht. Warum verstehst du es nicht?“ Tränen kullern über ihre Wangen. Sie rennt weg, in Richtung des kleinen Hafens am Ostufer. Von ihrer Familie hat sie sich schon verabschiedet, nichts hält sie mehr hier.
Kurze Zeit später sticht sie mit einem kleinen Segelboot in See. Sie sollte ihre Heimat nie wieder sehen.


Miril schreckte hoch. Diesen Traum hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Die Aussicht wieder einen ihrer Art zu sehen, beschäftigte sie jetzt schon in ihren Träumen. Sie wollte sich nicht zu viele Hoffnungen machen, doch ihr Trieb war stärker. Sie wollte so schnell wie möglich nach Gepedi, wollte ihn finden. Das ist alles, was noch zählt. Sie fing wild an, ihre Habseligkeiten zusammenzukramen und schmiss sie in den Rucksack.
Doch dann versuchte sie, sich wieder zu sammeln. Sie konnte jetzt nicht einfach aufbrechen und die anderen zurücklassen, ohne ihnen etwas zu sagen. Sie musste bei ihnen bleiben. Mit Haldamir als Führer waren ihre Chancen größer. Sie ging in den Wald. Jetzt wollte sie allein sein.
 
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Achtsam faltete Skye den Stoff der Robe in ihren Händen. Sie war weicher als sie aussah. Trotzdem war es ihr seltsam zu mute, dass sie sie trug. Eigenlicht gehörte diese Robe Haldamir und sollte auch von ihm getragen werden aber....Skye sah aus den Augenwinkeln zu Haldamir herüber, der neben ihr im Gras saß und auf das Wasser starrte. Eigentlich kam ihr das Schweigen ganz Recht. Skye mochte es nicht, reden zu müssen oder ausgefragt zu werden. Außerdem wusste dieser Mann schon mehr über sie, als Shara oder einer der anderen. Kurz: zu viel. Jedenfalls dafür, dass die beiden sich erst seit etwa einer Woche kannten.
Doch das war eigentlich nicht der Hauptgrund, warum Skye nicht mit Haldamir reden mochte. Ausschlaggebend war wohl eher, dass Haldamit mit entblößten Oberkörper neben ihr saß....nein, das war es auch nicht. Klar, das war Skye auch etwas unangenehm, war aber trotzdem kein unschöner Anblick. Immerhin warf sie immer wieder unbewusst einen Blick zu Haldamir herüber.
Nein, Skye hatte Haldamirs Aufforderung, sich ihrer Kleidung zu entledigen, nur sehr stak irritiert. Was war sie erleichtert als sich herausstellte, dass es nur darum ging sich nicht zu erkälten. Trotzdem stieg ihr bei dem Gedanken erneut eine leichte Schamesröte ins Gesicht. Das hatte sie so sehr verwirrt.

An ihrer Stirn floss ein Tropfen von ihrem Kopftuch über das Gesicht und bis zum Kinn, um von dort auf ihrem Schoss zu landen. Haldamirs Robe war ihr viel zu groß aber wenigstens hielt sie Skye relativ warm. Das Wasser war sehr kalt und Skye dementsprechend abgekühlt. Ein leichtes Niesen entwich ihr, als sie in Gedanken versank.

Skye? Was machst du denn schon wieder da? Du sollst nicht so nahe ans Wasser gehen, dafür bist du noch zu klein! Jetzt komm schon Skye! Und lehn dich nicht so weit vor! Du fällst noch hinein! Brom, so halte sie doch wenigstens fest. Halte deine Tochter fest, sonst tut sie sich noch weh. Oh je, ich sehe euch beide schon fallen! Albere doch nicht so herum Brom. Am Ende landet ihr wirklich noch...Oh Nein! Was habe ich gesagt?! Jetzt liegt ihr beide wirklich im Wasser! Und wie ihr ausseht! Hahaha! Ein Herrliches Bild! Doch nun kommt raus aus dem Wasser. Skyes Lippen sind ja schon leicht blau! Ach ihr seid mir zwei!

„Irgendwie ist das ganze witzig.“ Skye schreckte aus ihrer Erinnerung alter, glücklicher Familientage auf, als Haldamir das Schweigen beenden wollte.
„Wa...was ist witzig?“ stotterte Skye leicht eingeschüchtert.
 
„Was witzig ist?“ fragte Haldamir wiederholend. „die ganze Situation an sich ist lustig. Finde ich jedenfalls. Zwar sind wir jetzt nass, aber das war die Sache wert.“ plötzlich zog ein wind auf und Haldamir zitterte kurz. „Trotzdem wäre es gut, wenn die Klamotten wieder trocken werden.“

wieder begann das schweigen und keiner von beiden wagte es zu beenden. Haldamir viel nun wieder ein, das er etwas aus dem Wasser gefischt hatte und begann es zu untersuchen. Es handelte sich um ein altes Amulett. Ein schlichtes Amulett in der Form eines Sechseckes auf dem ein Baum eingraviert war. Das Material aus dem das Amulett war, musste nach Haldamirs Ansicht ein Edelmetall sein das es im Wasser nicht gerostet war, es aber nichts organisches war. Irgendwie kam es dem Krieger bekannt vor, ihm war so, als hätte er selbst einmal ein solches besessen.
„Was habt ihr da?“ erkundigte sich Skye, nachdem sie gemerkt hatte, das er etwas in der Hand hatte.
„Oh das.“ begann der Balanmae. „Das ist ein Amulett. Es ist übrigens auch der Grund dafür das wir im Wasser gelandet sind.“ Haldamir hob das Amulett hoch und warf es zu Skye rüber.
Sie fing das Amulett ohne große mühe und begann es genau zu untersuchen. „Hat es irgend eine Bedeutung? Ich glaube ich habe so ähnliche Symbole in dem Temepl gesehen, in den ihr uns geführt hattet.“
Der Priester zögerte einen Moment. „Ja es hat eine Bedeutung. Es ist ein Symbol für Fruchtbarkeit und für die Familie. Für gewöhnlich schenkt ein Vater seinem Sohn ein solches Amulett wenn dieser den gleichen Weg einschlägt wie auch er. Es soll sagen, das die Ahnen ihn überwachen werden.“ Skye warf das Amulett wieder zurück und Haldamir steckte es in eine seiner Taschen. „Ich denke unsere Kleidung ist trocken genug um sie wieder anzuziehen“ Der Krieger erhob sich und zog sich wieder sein Hemd über. Die Tunika, die er vorher getragen hatte, warf er nur über seine Schulter.
Wenig später hatten sich beide wieder angezogen und gingen zurück zum Lager.
 
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Ein recht unsanfter Druck an ihrem linken Bein riss Nyon aus ihren Gedanken. Reflexartig schnellte ihre Hand in Richtung der Griffe ihrer Schwerter, die ebenfalls leicht zuckten. Sie erkannte jedoch schnell, dass es sich nicht um einen Angriff handelte, und ließ von der Waffe ab.
Dennoch etwas verdutzt setzte sie sich auf. »Tut mir Leid«, entschuldigte sich die Frau, die offenbar über Nyons Beine gestolpert war. Jedenfalls lag sie noch auf dem Boden und war gerade dabei, sich wieder aufzurappeln.
»Macht euch keine Gedanken, mir geht es gut, ich hatte euch lediglich nicht kommen hören«, sagte Nyon entschuldigend. Schließlich war es ihre Schuld, dass ihre Beine mitten im Weg herum lagen. Eigentlich woltle sie jetzt noch nach dem befinden der Frau fragen, doch sie erinnerte sich nicht mehr an den Namen. »Wie hießt ihr doch gleich?«, fragte sie deshalb noch und legte die Stirn etwas in Falten. Erstaunt hörte sie ihrem kurzen Vortrag zu. Keinen wirklichen Namen zu tragen schien der jungen Frau äußerst sonderbar. »Aias«, wiederholte sie und erhob sich rasch, um ihr die hand hin zu strecken.
Aias ergriff sie und stand nun mit Nyons Hilfe ebenfalls wieder auf. »Tut mir wirklich Leid …«, setzte die an, doch Nyon schüttelte leicht den kopf und winkte ab.

Einen Augenblick später kamen auch Skye und Haldamir zurück. Nyon entging nicht, dass ihre Haare noch recht feucht wirkten. Wie es schien kamen die beiden von einem Teich oder dergleichen. »Wir sollten weiter«, sagte Nyon schließlich, als alle Gefährten einmal in Hörweite waren und begann, ihre Schwerter wieder auf ihrem Rücken fest zu schnallen.
Es dauerte ein paar Minuten, bis alle ihr Gepäck wieder beisammen hatten und die Gruppe aufbrechen konnte.
 
Miril ging ziellos durch den Wald. Sie war emotional sehr aufgewühlt. Schließlich setzte sie sich auf einen Stein und versuchte ihren Geist zu leeren. Komm zur Ruhe. Verdränge alle Gedanken. Leere deinen Geist.
So saß sie einige Minuten wie in Trance auf dem Stein. Nachdem sie endlich wieder zu sich gefunden hatte, blieb sie noch einige Minuten sitzen und sog die Schönheit des Waldes auf. Als sie der Meinung war ihren Geist wieder gefestigt zu haben kehrte sie zu dem Nachtlager der Gruppe zurück.
Als sie dort angekommen war schlug Nyon vor weiterzureisen. Da niemand Einwände hatte begannen alle ihre Habseligkeiten zusammenzupacken.
Eine halbe Stunde später brach die Gruppe auf. Ihr Ziel war unverändert das Königreich Gepedi. Haldamir saß wieder auf seinem Pferd, der Rest marschierte neben- oder hinterher. Shara fragte wie lange denn die Reise noch dauern würde. Je nachdem wie schnell sie vorankommen würden, wären sie in circa zwei Tagen an der Grenze, erklärte Haldamir.
Miril schritt eine Zeitlang neben Nyon. Sie schien sich sehr gut erholt zu haben und merkte nichts mehr von dem Gift. Auch ihre Wunde war schon gut verheilt. Trotzdem wollte Miril sie weiter im Auge behalten, denn auch am Vortag hatte sie einen Rückfall gehabt.
Als sich die Beiden noch etwas unterhalten hatten, ging Miril zu Haldamir. Seine Wunden schmerzten noch immer. Kaum verwunderlich, waren sie doch sehr tief gewesen. Er würde bestimmt noch einige Tage brauchen, bis er sich wieder komplett ohne Schmerzen bewegen könnte. Als Miril sich über Haldamirs Gesundheitszustand erkundigt hatte, versuchte sie von ihm noch mehr über ihre neuen Gefährten zu erfahren. „Haldamir, tut mir Leid wenn ich euch mit meinen Fragen belästige. Aber ich möchte gerne noch etwas mehr erfahren.“
„Ihr belästigt mich nicht. Ich werde euch gerne antworten so gut ich kann.“, antwortete Haldamir.
„Ich danke euch. Zuerst möchte ich gerne wissen, was euch nach Gepedi führt.“
„Ich habe vor, mich mit dem König Gepedis zu treffen. Er hält einmal wöchentlich eine öffentliche Audienz ab. Das muss euch vorerst genügen.“
Das stellte Miril zwar nicht zufrieden, da sie immer noch nicht wusste, was die Anderen vorhatten, doch Haldamir hatte klar gemacht, dass sie sich damit zufrieden geben musste.
„Wie lange kennt ihr Shara, Skye und Spalanzani schon? Ihr scheint zu Shara und Skye ein ganz gutes Verhältnis zu haben.“
„Ja das stimmt. Obwohl wir uns erst circa eine Woche kennen, haben wir trotz einiger Startschwierigkeiten ein relativ gutes Verhältnis. Die Beiden begleiteten mich auf dem Weg zu meinem Orden in Therasus. Dort trafen wir dann auf Spalanzani.“
Auch hier schien Haldamir Informationen zurückzuhalten, aber Miril konnte auch nicht mehr erwarten. Sie hatten sich erst vor kurzem kennen gelernt und, abgesehen davon, dass Miril Haldamir verarztet hatte, gab es für ihn keinen Grund, ihr zu vertrauen.
 
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Nyon blickte zum Himmel, um den Stand der Sonne zu bestimmen. Doch eine unbarmherzig kalte Wolkenschicht hatte sich gebildet, die sämtlichen Sonnenstrahlen den Weg zum Boden erheblich erschwerte. Es dauerte nicht lange, bis sich ein Teil der Wolkendecke absenkte und einen seichten Nebel bildete. Nyon konnte es sich bildlich vorstellen, wie die Landschaft von einem der Hügel aussehen musste, an denen sie immer wieder vorbei kamen. Ein weites, weißes Meer, aus dem lediglich die Wipfel der höheren Bäume und die Gipfel der vereinzelten Hügel und Anhöhen herausragten.
Ein paar Augenblicke schwelgte sie in dieser Vorstellung, wobei sich immer wieder Elemente ihrer Vergangenheit mit einschlichen. So wurde aus der Anhöhe, auf der sie stand, plötzlich ein Balkon ihres einstigen Palastes und die Baumwipfel, die sie betrachtete, waren die Spitzen der anderen Häuser der Stadt.

Dann besann sie sich wieder und zog ihre Aufmerksamkeit zurück in das Hier und Jetzt. Die Gruppe, mit der sie reiste war wahrlich sonderbar. Alle schienen sich zumindest ansatzweise zu kennen, doch eine Geselligkeit, wie man sie normalerweise erwarten könnte, blieb aus. Wenn eine Gefahr drohen würde, wäre es ja durchaus verständlich, aber auch das schien nicht wirklich der Fall zu sein …
Nyon ließ ihren Blick über die anderen Wanderer schweifen. Die meisten gingen mehr oder weniger still ihres Weges, wenn man mal von Miril absah, die sich anscheinend mit Haldamir unterhielt. Doch es war Skye, die Nyon mehr auffiel. Sie lief hinter den anderen und blickte schweigend zu Boden.

Nyon verlangsamte ihre Schritte und ließ sich zu ihr zurückfallen. »Ihr seht traurig aus.«
Skye schwieg. Scheinbar wollte sie nicht darüber reden.
»Ihr scheint Haldamir uns Shara besser zu kennen als die anderen«, fuhr Nyon schließlich nach einem Augenblick des Schweigens fort. »Wie habt Ihr die beiden getroffen?«
 
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