RPG Endless Travellers - Ways to go

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Diese Frage beschäftigte auch Etyana.
Wie gern säße sie jetzt in ihrer Villa am prasselnden Kamin, fernab von der gefährlichen Wildnis.
Doch sie war hier an diesem Ort, an dem alle zwei Minuten irgendein Gegner angewuselt kam und sie mit Waffen und Wörtern bedrohte. Zuerst kamen Larale und der Vampir, mit der freudigen Botschaft, sie alle in glühende Kohlen zu verwandeln, und nun saß in ihrer Mitte ein Zwerg, der mit einer Armbrust auf sie gezielt hatte. Gab es in dieser Welt keine Ruhe mehr ?
Normalerweise hätte sie Kämpfe bevorzugt, denn obwohl ihr Blutrausch der Vergangenheit angehörte, so war sie noch immer eine Vampirin. Doch der Kampf mit Lerodan benötigte eine Nacht Schlaf, um langsam in Vergessenheit zu geraten, und diesen Schlaf würde es so schnell nicht geben, dies befürchtete Etyana.
Also betrachtete sie den Zwerg, der vor ihr auf dem Boden saß. Er trug eine Kapuze, weshalb man sein braunes Haar nur vereinzelt sehen konnte. Dazu trug er eine Rüstung, die ziemlich robust wirkte.
Doch es war weder die Rüstung, noch die Haare, die Etyana verwunderten. Vielmehr war es die Größe. Der Zwerg war, für einen Angehörigen seiner Rasse, unglaublich groß. Er war fast genauso groß wie die Vampirin selbst, und diese Erkenntnis verwunderte sie zutiefst.
Bisher hatte sie nur Zwerge kennen gelernt, die ihr knapp bis zu den Hüften reichten, und oft hatten sie nicht lang genug gelebt, um ihre genaue Größe zu schildern. Leider hatte Etyana nach ihrem Blutrausch keinen dieser Wesen mehr gesehen, obwohl sie dies gern hätte.
Und nun saß einer vor ihr, der mit seiner Größe vielleicht alle Zwerge übertraf, die sie bisher gesehen hatte. Oder war es in seinem Stamm so üblich ?
Doch erst einmal wollte Etyana abwarten, was er auf die Frage antwortete.
Sie fragte sich, aus welchem Gebiet dieser Welt er wohl stammte.
 
"Mein Name ist Cagnerac, ich bin Angehöriger des Volkes der Dwemer, wie man erkennen dürfte.", sagte er nachdem er sich gesetzt hatte. Diese Leute hatten wirklich ein schönes feuerchen gemacht. Perfekt um sich die Hände zu wärmen. Auch wenn sie bereits in seiner Rüstung steckten. "Ich komme aus Stros M'Kai in Tamriel, einem Kontinent der Welt Nirn. Irgendwie bin ich hierher gelangt, obwohl ich immer noch nicht weiß, was dies für ein Kontinent ist. "

Die Mitglieder der Gruppe beobachteten ihn skeptisch. Eine starrte ihn verwundert an, und schien von seiner Größe überrascht zu sein. Immerhin ging das gerücht um, das Zwerge enorm klein waren. Auf dieser Welt. Da keiner der Umstehenden antwortete, steckte er die Bolzenschleuder in sein Schulterhalfter und begann, an einem Spinnenprojektil herumzuschrauben. Und wenn jetzt jemand von denen einen lächerlichen Kommentar abgab, würde das Projektil schneller in seinem Rücken stecken als er 'Verschwindet sofort!' rufen könnte.

Dann kam die Feuerelfe auf ihn zu und fragte mit fast gleichgültiger Stimme: " Wißt ihr, ob hier in der Nähe eine größere Stadt ist?" Eine überflüssige Frage, dachte Cagnerac. "Natürlich ist hier keine Stadt in der Nähe. Sonst wärt ihr alle schon dort, und die Vampire unter euch würden schon lange Gehängt worden sein. Hier ist man Vampiren gegenüber nicht besonders fröhlich gesinnt, wisst ihr." Damit war das Gespräch hoffentlich beendet.
 
Eryneth lachte wider Willens laut los. "Vampiren nicht freundlich gesinnt? Ihr irrt euch, und zwar gewaltig!" Er legte sein Kinn in seine Hand und sprach weiter: "Nun, es ist, wie ich dem Rest bereits gesagt habe sehr wohl eine größere Stadt in der Nähe, und wir waren kurz dort um uns auszurüsten. Vampiren steht man dort mit maximal ein wenig Misstrauen gegenüber, aber solange sie sich benehmen und die Leute in Ruhe lassen, werden sie auf jeden Fall nicht gehängt."
Etyana gab ihm Recht und fügte hinzu: "Ich bin der lebende Beweis, oder nicht? Wir waren dort, und doch lebe ich noch!" Larale schien weiterhin nicht besonders gesprächig zu sein, und so entschied sich Shalyrioth die Namen der Gruppe zu nennen. "Nun, damit ihr wisst, mit wem ihr redet: Ich bin Shalyrioth, ein Waldelf. Die Vampirin heißt Etyana, ihr männliches Gegenstück Azrael. Doch um keine Verwirrung zu erzeugen: Die beiden haben nichts miteinander zu tun! Dort sitzt Eryneth, ein Schattenelf, und dies ist Larale." Cagnerac antwortete gelassen mit einem schlichten "Aha". Dann gab er sich einen Ruck und fragte: "Seit ihr auf dem Weg zu jener Stadt?". Larale antwortete rasch: "Nun, ich und Azrael wollen auf jeden Fall in die Zivilisation. Vorerst zumindestens." Für die anderen drei sprach wieder einmal Shalyrioth: "Ja, ich denke auch wir wollen in die Stadt. Ihr scheinbar auch! Es wäre das sinnvollste, wenn wir zusammen reisen würden!" Eryneth streckte sich. "Wie ihr meint. Mir ist egal mit wem wir reisen, ich vertraue nur Etyana und Shalyrioth. Wer noch alles mitkommt ist mir schnuppe. Ich weiß, wer seine Dolche am schnellsten ziehen kann." Mit einem Seitenblick auf Ashanti, der ihn vorwurfsvoll anblickte fügte zwinkernd er hinzu: "Dir vertraue ich natürlich auch!" Etyana schmunzelte und strich Ashanti über den Kopf. "Da das geklärt ist, wie sollen wir vorgehen?" Cagnerac sagte leise: "Ähm, wie wäre es mit ein wenig Schlaf?" Die anderen stimmten ein, doch so einfach war es dann doch nicht; Azrael sagte: "Wer hat die Ehre aufzubleiben, und darauf zu achten, dass es keine weiteren unerwünschten Besuche mehr gibt?" Als sich niemand meldete fügte er hinzu: "Nun, dann bleibt es wohl an mir hängen. Gute Nacht zusammen." Es war vielleicht knapp vor Mitternacht, als die leisen Gespräche schließlich verstummten, und lediglich das Schwirren der Mücken über dem Lager noch zu vernehmen war. Azrael saß auf seinem Posten, doch was niemand ahnte war, dass ein weiterer Gast sich langsam aber stetig seinen Weg durch den Wald bahnte. Ein Kopfgeldjäger.
 
„Tja Azrael.“ Sagte sie und setzte sich neben ihn
„anscheinend wissen wir immer noch nicht wo wir hier sind.“ Sie blickte in die Runde.
Sie alle hatten viel erlebt jeder seine eigene teils seltsame Geschichte.
Und doch waren sie alle hier saßen an einem Feuer, dabei hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.
War das Zufall oder Schicksal? Sie hörte ein leises Wiehern hinter sich und dann wie jemand sie mit der Nase an stupste.
Sie drehte sich um und sah in die Augen der beiden Pferde. Fast dankbar streichelte sie Seraphim und Ylea die Nüstern.
„Gut gemacht Gisal.“ Sagte sie lächelnd, ohne ihren Blick abzuwenden.
Im Schein des Feuers war Yleas Fell fast schwarz und nur noch wenig von der dunkelroten Färbung erkennbar.
Seraphim scharrte mit den Hufen und schnaubte.
„ja mein Freund ich weiß du hast noch immer keinen Seelenpartner.“ Das beschworene Pferd nickte mit dem Kopf.
„Bald mein Freund bald.“ Murmelte sie. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
Normalerweise hätte er zusammen mit Sperber sterben müssen und dennoch stand er vor ihr.
Er war mehr geworden, als der von Shara beschworene Hengst, ja fast schien es ihr als sei er lebendig geworden. Aus seinen Augen sprach eine Intelligenz, die sie schaudern ließ.
In gewisser Weise waren sie denen von Ylea ähnlich. Die Stute hatte ihren Kopf geneigt und hatte sich einige Schritte entfernt.
Ruhig und friedlich graste sie vor der Höhle, doch das war sie nicht.
Ylea war ein temperamentvolles aufbrausendes Pferd das im Kampf keinen Feind schonte.
„Na los geh zu ihr.“ Flüsterte sie Seraphim zu, der sich daraufhin abwandte und sich zu der Stute gesellte. Sie drehte sich wieder um und wühlte in ihrer kleinen Tasche bis sie gefunden hatte was sie suchte. Der Rest schien sich bereits zum Schlafen hingelegt zu haben.
„Ich kann ebenfalls wachen.“ Sagte sie an Azrael gewandt
„Mir scheint das ich sowieso keinen Schlaf finden werde.“ Dieser schaute sie etwas verwundert an.
„Ich bin halb Nymphe halb Feuerelfe, mir macht es nichts aus nicht zu schlafen.“ Sie machte eine kurze Pause, doch ehe sie wieder ansetzten konnte unterbrach der Vampir sie.
„Schlaft ihr ruhig.“ Sagte er.
„Wie ihr meint.“ Antwortete sie und blickte über die anderen.
„Irgendwie tut es mir schon fast Leid das ich sie angegriffen habe.“ Sagte sie. „Azrael..ich will nicht lange in dieser Stadt bleiben.“ Sie stoppte kurz. „Ich will nur Proviant und Sattelzeug für die Pferde kaufen, dann gedenke ich nach Westen zu ziehen.“, Dann lehnte sie sich an einen Baum und schloss die Augen. Kurz danach überrannte der Schlaf sie…
 
Ungläubig starrte Inocêncio auf die Gruppe. Ein einzelner Vampir, und dieses hübsche Mädchen, als einzige wach? Das musste eine Falle sein. Seine Verwunderung über den merkwürdigen Zufall, dass der Schattenelf Eryneth hieß, hatte er längst überwunden. Sein alter Freund war auf jeden Fall nicht hier, in diesem Land. Obwohl er sicherlich nicht zuhause war, konnte er gar nicht hier sein. Das war unmöglich.

Das Feuer war dabei auszugehen, den Vampiren schien das nicht zu stören. Alle schienen sie Ruhe gefunden haben. Vorerst. Er saß in einem Baum, unsichtbar verborgen zwischen den dichten Blättern und den Ästen. Seine Kleidung verbarg ihn wunderbar. Er hatte seine Dolche mit einer dunklen Paste bestrichen, damit sie im Schein des Feuers nicht reflektierten. Außerdem wirkte diese Paste wie ein Gift, das die Muskeln lähmte und das Herz aussetzen ließ. Gremmbein zu kaufen war ihm zu dieser Zeit nicht möglich, da er keineswegs ein reicher Mann war.

Es war Zeit. Leise stieg er von Baum hinab, der Vampir merkte nichts. Getarnt, durch Buschwerk und Kleidung, war er nahezu unsichtbar. Leise zog er einen Dolch, umrundetete den Lichtschein des Feuers, bis er hinter dem Vampir war. Er hatte ihn nicht gehört. Gut. Weiter gings. Er hatte nicht vor, den Vampir zu töten. Wozu auch. Es war doch viel beängstigender, wenn sie morgen aufwachten, und den Schattenelfen tot in ihrer Mitte auffanden.

Als er nun endlich hinter diesem stand, war er nicht da. Das hatte ihm grade noch gefehlt, dass er wegging. Obwohl ...

Da spürte er es. Eine Bewegung ging durch die Reihen der Schlafenden. Anscheinend zeigte sein Traum Wirkung. Er hatte einen beruhigenden, schönen Traum gesandt, abgestimmt auf die Gesinnung eines jeden. Es war so leicht, die Gedanken zu manipulieren.

Da! Hinter ihm war ein Geräusch zu hören gewesen. Mit unglaublicher Schnelligkeit wirbelte er herum und schlich hinein. Doch gegen das Messer, das sich nun an seine Kehle legte, war er machtlos.

"Fürchtest du den Tod, Attentäter?" Ohne Zweifel, er war es.
"Eryneth? Bist du das?"
 
"Inocêncio?", fragte Eryneth, kaum minder überrascht. "Ja! Eryneth, was zum Henker treibst du hier? Und es wäre sehr freundlich, wenn du mich loslassen könntest!" Eryneth lachte und ließ den Angreifer los.
"Sieht aus, als beherrscht du dein Handwerk noch!", fügte Inocêncio hinzu. Eryneth erwiderte grinsend: "Nun, einen Schattenelfen in er Nacht zu überraschen, und zu versuchen ihn mit einem Traum ausser Gefecht zu setzen...tsstsstss...du solltest es eigentlich besser wissen! Aber so nebenbei, der Traum war gut gewählt. Die zweite Frau hat mir am besten Gefallen!" Inocêncio und Eryneth lachten laut, doch die anderen schienen nicht besonders glücklich über die weitere Störung zu sein, Etyana fragte ungehalten: "Noch ein Besucher?" Azrael hingegen schloss weitere Schlüsse: "Wir sollten ihn töten! Dann haben wir Ruhe!" Eryneths Lachen verstummte: "Vampir, ich schneide dir eigenhändig die Kehle durch, wenn du das versuchst. Oder ich schneide dem, was Inocêncio von dir übrig lässt die Kehle durch!" Ausnahmsweise war Larale auf Frieden aus: "Lasst euch doch in Ruhe! Wenn Eryneth Inocêncio kennt, soll das für heute Abend reichen! Legen wir uns wieder hin!" Murmelnd gaben die anderen ihr Einverständnis, und Eryneth zog Inocêncio an den Rand der Lichtung.

"Nun erzähl doch mal, was dich hierhin verschlagen hat!", began Eryneth. Doch rasch fügte er hinzu: "Lass mich raten, du solltest mich töten, hab ich Recht?" Inocêncio nickte und antwortete: "Ja, du hast Recht! Ich erhielt den Auftrag erst vor wenigen Stunden, vielleicht zehn oder elf. Ich brach sofort auf, ich muss zugeben, den letzten Schattenelfen als Opfer zu haben, hatte etwas verlockendes!" Inocêncio seufzte. "Aber das du es seinen solltest, wusste ich damals noch nicht."
Eryneth schlug ihm locker auf die Schulter und sagte freundlich: "Macht nichts, ich freue mich dich wiederzusehen! Es ist lange her, mein Freund! Damals musste ich ja ziemlich schnell aufbrechen, du konntest nach unserem gemeinsamen Attentat ja einfach untertauchen, aber ich...nun, die Stadtwachen waren perfekt über mich informiert, es hingen Bilder von mir in allen Tavernen!" Sein Gegenüber ergänzte: "Ich weiß! Ich habe sie gesehen, und wo immer ich konnte entfernt, aber es gab wohl nichts, dass eurer Flucht eine Alternative geben konnte! Seid ihr immer noch auf der Suche nach Lerodan? Damals wolltet ihr ja auf diesem Kontinent weitersuchen, die Inseln hattet ihr ja bereits mit mir zusammen abgeklappert!"
Eryneth schmunzelte.
"Nun, ich habe ihn gesucht..und gefunden! Er liegt dort hinten in einer Höhle! Er fiel dem Gremmbein zum Opfer. Es war kein angenehmer Tod, aber den hatte er ganz sicher nicht verdient!" Inocêncio grinste. "Ich wusste, du würdest es schaffen! Meinen Glückwunsch. Haben die anderen dir geholfen?" "Oh, ich weiß nicht, wer wem geholfen hat. Vielleicht haben wir alle Etyana, das ist die Vampirin, geholfen, oder alle haben mir geholfen. Klar ist, dass Shalyrioth hier ist, weil er ein guter Freund von Etyana ist, und es war noch jemand bei uns. Ein Mensch, Hidetochi, ohne ihn hätten wir es wohl niemals geschafft!" Inocêncio runzelte die Stirn. "Wo ist er denn?" "Er hat es nicht überlebt. Ebenfalls Gremmbein." Der Kopfgeldjäger zuckte zurück. "Ihr habt euren Freund...?" Eryneth unterbrach ihn: "Nein, Lerodan benutzte Wurfmesser, die mit Gremmbein getränkt waren!" Beiläufig zog Eryneth ein kleines Fläschen Gremmbein aus seiner Tasche und drückte es Inocêncio in die Hand. "Ich habe noch mehr. Ich rieche, dass deine Waffen präpariert sind, aber ich weiß auch, dass es kein Gremmbein ist. Nimm ein wenig!" Inocêncio dankte Eryneth, dann begann er mit seiner Geschichte: "Ich zog durchs Land und hielt mich als Meuchelmörder über Wasser. Mehrfach sollte ich Vampire töten, doch ich traf nicht einen Vampir lebend an. Sie alle waren bereits getötet. Durch Gremmbein, wie ich an ihrer qualvoll zusammengekauerten Körperhaltung vermutete. Dein Werk, oder?" Eryneth nickte. "Wie dem auch sei,", fuhr Inocêncio fort. "schließlich kam ich hierher und erhielt den Auftrag, einen Schattenelfen namens Eryneth, dich, zu töten. Ich hielt es für unmöglich, dass du dich hier herumtreiben könntest, aber es passt alles zusammen! Die toten Vampire, deine Suche nach Lerodan. Nun habe ich dich gefunden, doch dennoch, eins weiß ich sicher: Den Auftrag werde ich nicht erfüllen!" Der Schattenelf lachte: "Das ist auch gut so! Wenn ich eines Tages sterbe, dann doch bitte durch Feindkontakt, und nicht durch die Klinge eines Freundes!" Beide schwiegen ein wenig, dann sagte Eryneth: "Auf jeden Fall ist es gut, zu wissen, dass du da bist. Weißt du noch früher? Wir waren wie der Tod! Niemand konnte uns widerstehen! Niemand!" Inocêncio antwortete: "Ja, das waren noch Zeiten! Meint ihr, ich dich eine Weile begleiten?" Eryneth bejahte nickend: "Natürlich! Es würde mich freuen, mit einem alten Freund durchs Land zu ziehen. Schließ dich uns an, ich weiß nicht was die anderen vorhaben, aber ich kann dir versichern, dass Etyana und Shalyrioth in Ordnung sind. Und der Wolf im übrigen auch! Die andern sind vor dir angekommen. Im 20-Minuten-Takt." Inocêncio lachte leise. Dann gingen die beiden wieder ins Lager und Inocêncio bereitete sein Nachtlager. Dann begann er sich auch der Gruppe noch einmal vorzustellen...
 
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Inocêncio blickte in die Runde. Eine seltsame Partie hatte sich da angereichert. Eryneth, der Schattenelf, Etyana und Azrael, die Vampire, ein kleiner Streichelzoo, eine Nymphe, ein Waldelf und ein Zwerg ... ein großer Zwerg.

"Nun, Inocêncio, ich denke, da Ihr uns so hinterhältig aufgeweckt habt, denke ich, Ihr erklärt Euch." Etyana klang noch etwas müde, aber aufmerksam.
"Sehr gerne, holde Dame" begann Inocêncio grinsend und erhob sich. "Mein Name ist Inocêncio, wie ihr sicherlich schon bemerkt habt. Ich bin Kopfgeldjäger, heißt, wenn jemand jemanden tot sehen will, ist er in kurzer Zeit tot." Eryneth grinste. Inocêncio sprach weiter. "Zuletzt hatte ich einen Auftrag angenommen, der erforderte, dass ich Eryneth, meinen alten Bekannten, Komplizen und besten Freund töte. Ich wollte es zuerst nicht glauben, aber als er mich so überrumpelt hat, wusste ich, dass es keinen Zweifel gab."
"Und ... wie lebt es sich so als Halsabschneider?" Das war die Nymphe Larale.
"Halsabschneider ist so ein hässliches Wort, schöne Frau. Nennen wir es Kopfgeldjäger. Also, man lebt recht ansehnlich, auch wenn ich nicht unbedingt reich bin. Mein Geld schmeiße ich für Gifte, Waffen und Sco'tar raus."
"Sco'tar? Was ist das?" Das war der Waldelf.
"Es ist eine sinneserweiternde und beruhigende Droge. Ich muss gestehen, ich bin süchtig danach. Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen?"
"Nein, nicht im geringsten" und ähnliche Sprüche erklangen.
 
Obwohl Etyana nur etwa zehn Minuten Schlaf gefunden hatte, merkte sie, dass es ihr nun wesentlich besser ging. Der Fremde namens Inocêncio machte ihr weniger zu schaffen als es Azrael, Larale und Cagnerac getan hatten.
Schmunzelnd blickte sie in die Runde. Tatsächlich waren sie eine außergewöhnliche Gruppe. Ein Vampir, der ihr ähnlich war, und mit dem sie doch kein Wort wechselte, eine Frau, die ständig alles und jeden in Brand setzen wollte, ein Zwerg, der so groß war wie ein normaler Mensch, und nun kam auch noch ein drogensüchtiger Kopfgeldjäger hinzu. Wo mochte das noch enden ?
Aber Eryneth schien ihm zu vertrauen. Dennoch war Etyana sich nicht sicher, wie viel Inocêncio für seine Berufung aufs Spiel setzen würde.
Was würde geschehen, wenn er den Auftrag bekam, einen von ihnen zu töten ? Gewiss würde er ihn ausführen, schließlich kannte er außer Eryneth niemanden in der Gruppe. Während sie darüber nachdachte nahm sie sich fest vor, mit Ashanti im Wechsel die nächsten Nächte wach zu bleiben. Zu viele Fremde waren ihr in der Gruppe, und es benötigte eine gewisse Zeit, um zu allen Vertrauen aufzubauen. Doch sie wollte niemandem außer dem Wolf von diesem Vorhaben erzählen, alle sollten sie für schlafend halten.
Und wenn einer von den Fremden es wagen würde, einen Hinterhalt zu planen, dann würde dieser jemand ihre Zähne an seiner Kehle spüren.
Und die Fänge von Ashanti noch dazu.
Während sie den Wolf zwischen den Ohren kraulte, dachte sie erneut über Inocêncio nach. Er hatte seinen Auftrag, Eryneth zu töten, nicht ausgeführt. Doch würde er tatsächlich auch vor den anderen Halt machen, jetzt, da er sie kannte ?
Dies war eine Frage, auf die sie eine Antwort haben wollte. Egal, ob von Inocêncio oder von Eryneth, denn sie wusste, dass Eryneth den Kopfgeldjäger gut zu kennen schien.
Sie sammelte sich einen Moment und fragte dann: ,,Was würdet ihr tun, wenn ihr einige Tage mit uns reisen würdet, und schließlich den Auftrag erhaltet, einen von uns zu töten ? Gewiss, Eryneth habt Ihr verschont, doch Ihr scheint ihn, im Gegensatz zu uns, seit Jahren zu kennen. Bestimmt würdet Ihr eure Berufung verlieren, wenn Ihr den Auftrag blocken würdet, oder würde man Euch lassen ? Was wäre Eure Entscheidung ?".
Nun schaute die gesamte Gruppe Inocêncio an. Sogar Azrael und Larale warteten gespannt auf eine Antwort.
 
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"Nun, was denkt ihr, was ich machen würde. Der einzige, der den Träumen widerstanden hat, ist Eryneth, und das auch nur, weil er ein Schattenelf ist. Meine Rasse bringt nach den Schattenelfen die begnadetsten Jäger und Meuchelmörder hervor. Klar, in einer Schlacht sind wir nicht von Nutzen, jedenfalls nicht von Mann gegen Mann. Ihr seid weder gesuchte Verbrecher, sonst würde ich eure Gesichter kennen, noch irgendwelche Berühmtheiten hier. Entschuldigt, aber das ist so. Also besteht kein Grund, dass jemand euch tot sehen möchte. Außerdem muss ich den Auftrag nicht annehmen. Ich diene in keiner Gilde, oder keinem Hohen Haus einer Stadt. Ich bin nicht den Königen oder den Göttern unterstellt. Ich diene mir selbst." Damit schien alles geklärt zu sein.
"Aber ..."
"Nein, werte Etyana. Ich werde Eure Frage nicht beantworten. Ich entscheide, wenn es so weit ist."
"Wenn das so ist, dann hoffe ich, Ihr entscheidet richtig."
"Das werde ich."

Nachdem sie sich noch eine Weile ausgeruht hatte, begann Eryneth plötzlich zu fragen: "Inocêncio, was ist eigentlich nach unserem Attentat geschehen?"
"Welches Attentat?" Etyana klang überrascht.
"Nun, damals haben Eryneth und ich noch zusammengearbeitet. Wir hatten den Auftrag bekommen, den Herrscher einer Stadt, wie hieß sie noch gleich, zu ermorden. Es war Nacht, wir waren bereit. Wir sind in das Haus eingestiegen, Eryneth hat sich unsichtbar gemacht, ich hab die Diener getötet und bin dann in den Keller gelaufen, um den Wasserkessel umzustoßen. Eryneth ist dann raufgegangen, hat alle, bis auf den Hausherren umgebracht, und gewartet, bis ich oben war. Dann haben wir den Hausherren mit Blut beschmiert, die Messer, mit denen die Leute getötet worden waren, in sein Nachthemd getan, eine ordentliche Portion Drogen auf den Nachttisch gelegt und wollten verschwinden. Doch die Wachen sind uns auf die Schliche gekommen. Ich habe den Hausherren enthauptet und flüchtete. Anscheinend wussten sie nur über Eryneth Bescheid, denn sie jagten nur ihn. Steckbriefe, Mörder, das ganze Paket eben. Ich konnte untertauchen, und ich glaubte, dass sie ihn erwischt hatten, und getötet. Das Aufgebot der Wachen war unglaublich."
 
Noch etwas müde rieb sie sich die Augen. Sie gähnte.
Auch wenn diese Erzählungen warhlich interessant waren hatte sie gerade andere Sorgen. Sie wühlte sie in ihrer Tasche, eigentlich auf der Suche nach etwas zu trinken. Ihre Hände berührten etwas ledriges und leicht verwundert zog sie den viereckigen Gegenstand aus ihrer Tasche.
Leicht verwundert betrachtete sie das schwarze vergilbte Buch, dass sie in der Hand hielt, bis ihr langsam wieder einfiel was es war.
<Das Tagebuch aus der Villa> schoss es ihr durch den Kopf.
Sie blickte zu Etyana. Vorsichtig erhob sie sich und ging einmal um das Feuer bis sie sich neben der Vampirin niederließ.
Diese schaute sie mit einem doch recht seltsamen Ausdruck in den Augen an. „Ja ich weiß, dass mein Verhalten nicht richtig war.“ Sagte sie sanft, aber bestimmt.
„Ich weiß selbst nicht was in mich gefahren ist.“ Murmelte sie.
Die Vampirin sagte noch immer nichts.
„Die Villa am Schattenpfad gehörte euch oder?“ fragte sie.
„Ja sie gehörte mir.“ Antwortete die Vampirin knapp.
„Ich glaube das gehört euch.“ Sagte Larale und streckte ihr das kleine Buch hin.
„Ich hielt es fälschlicherweise für einen Roman und habe ein wenig darin gelesen bis ich bemerkte das es ein Tagebuch ist. Verzeiht.“ Sagte sie leise und starrte in die Flammen.
„Wolltet ihr uns wirklich töten?“ fragte die Vampirin nach einer Weile.
„Nein ich verabscheue es zu töten. Genauso wie ich es verabscheue grundlos jemanden sterben zu sehen.“ Murmelte Larale leise.
„Ihr habt einen Freund verloren oder?“ fragte sie leise.
„Ja.“ Antwortete die Vampirin.
„Das tut mir Leid, auch ich sah einen Kameraden fallen getötet durch die Hand eines Freundes.“ Sagte sie leise und starrte weiter in die Flammen. Eine einzige Träne glänzte in ihrem Auge.
„Sagt die Verbindung zu dem Wolf…“ setzte sie an wurde aber von eben jenem unterbrochen.
„Ich heiße Ashanti.“ Sagte der.
„Entschuldigung Ashanti.“ Sagte sie und lächelte. „Welcher Art ist die? Ist sie wie Gisal und mir magischer Art? Oder verbindet etwas anderes euch?“ fragte sie neugierig…
 
Eine Weile lang wusste Etyana nicht, was sie antworten sollte. War es klug, einer relativ fremden Person von der Verbindung zu Ashanti zu erzählen ?
Aber früher oder später würde garantiert die Geschichte mit Lerodan ans Licht kommen, also sagte die Vampirin: ,,Ich weiß nicht, welche Verbindung genau ihr zu eurem Begleiter Gisal habt, aber sie ist gewiss anderer Herkunft als die von Ashanti und mir. Schließlich seht ihr nicht aus wie eine Untote".
Larale schien etwas verdutzt zu gucken, deshalb erklärte Etyana : ,,Ich lebe bereits seit vielen Jahrhunderten, auch wenn man mir dies nicht ansieht. Mit knapp über zwanzig Jahren wurde ich von einem Vampir gebissen. Dieser Vampir war Lerodan, den wir in der Höhle bekämpft haben". Sie machte eine flüchtige Handbewegung in Richtung des Waldes, aus dem sie vor wenigen Stunden gekommen waren. ,,Nachdem er mich gebissen hatte, habe ich für viele Jahrhunderte meine Seele verloren. Ich tötete ohne mein eigenes Wissen viele unschuldige Menschen, und schließlich verlangte Lerodan von mir, dass ich eine junge Elfin beißen sollte". Etyana merkte, wie Larale kurz mit dem Kopf zuckte. Natürlich, denn schließlich war auch sie eine Elfe.
,,Aber ich habe sie nicht erwischt" setzte die Vampirin rasch nach. ,,Ich wollte gerade meine Zähne in ihre Kehle graben, als ein Wolf mir in die Quere kam". Sie lächelte zu Ashanti, der sie mit seinen roten, glühenden Augen anschaute. ,,Und dieser Wolf war Ashanti. Er war damals, in der Welt der Elfen, ein Gott. Die Elfen haben ihn verehrt und ihm gehuldigt. Und als sich meine Zähne in seine Haut gegraben haben, müssen andere Götter dies gesehen haben. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass sich aus dem Blut, dass aus Ashantis Körper floss, ein Amulett bildete, welches mir erlaubt, in das Licht der Sonne zu treten. Seit jenem Tag habe ich wieder eine Seele, und muss nicht mehr in einem elendigen Blutrausch durch die Länder streifen. Und das habe ich letztendlich Ashanti zu verdanken".
,,Immer wieder gern" sagte der Wolf, und legte den Kopf auf die Vorderpfoten.
,,Aber nun sagt: Was genau verbindet euch mit eurem Begleiter ? Ist er schon immer bei euch ?"
 
Azrael erhob sich, er saß immer noch am Baum, den er in der Nacht zuvor als Schlafplatz erwählt hatte. Nachdem der Kopfgelgjäger sich in die Gruppe geschlichen hatte, konnte er zuerst nicht schlafen, später war er aber zu erschöpft. Als er wieder erwachte und die Augen öffnete, blendete ihm die Sonne unangenehm in die Augen und er rollte sich instinktiv in den Schatten des Baumes. Langsam erhob er sich und blickte in die Runde. Die Sonne kam langsam über den Horizont, die Gruppe hatte sich in kleinen Gruppen rund um das Lagerfeuer zur Ruhe begeben. Das Feuer selbst war erloschen, Larale, die am gestrigen Abend erstmals freundliche worte mit ihm gewechselt hatte, lag bei Etyana, der Kopfgeldjäger lag bei Eryneth und Shalyrioth. Der Zwerg schlief als einziger etwas weiter Abseits und so ging Azrael zu ihm und stieß ihn unsaft mit dem Fuß an. "Eh, Zwerg, aufwachen, die Sonne scheint schon!" Der Zwerg drehte sich zur Seite und grunzte etwas von weiterschlafen, doch Azrael lies nicht locker und schließlich setzte sich der Zwerg auf. "Gibt es einen Grund, weshalb ihr mich weckt, Vampir?", fragte er. "Nun, mein Freund, der Tag ist angebrochen, vielleicht ziehen wir bald weiter, mit leerem Magen zu wandern ist nicht gerade schön, oder ? Ich dachte mir, wir könnten für ein Frühstück sorgen, die anderen werden es bestimmt nicht ablehen. Also, wollt ihr mich begeiten?" Der Zwerg willigte ein, immer noch etwas mürrisch, holte jedoch seine Armbrust und fragte: "Habt ihr hier schon Wild entdecken können?" fragte er. "Oh, mein Freund es ist vorzüglich, jedenfalls das Blut." Azrael musste über den schrägen Blick des Zwergen schmunzeln. "Wartet, ich werden den anderen Bescheid geben, vielleicht könnten sie ein weiteres Feuer anzünden." Azrael ging zu Larale, er wollte sie nur kurz behelligen, eine Feuerelfe im Schlaf zu stören war bestimmt keine besonders kluge Idee. "Larale, hättet ihr die Güte und würdet für ein kleines Feuer sorgen, während ich und Cagnerac etwas jagen gehen?" Larale schien missmutig, hatte Azrael sie doch gerade aus ihren Träumen erweckt, jedoch willigte sie ein und Azrael sowie Cagnerac machren sich auf in den Wald. Schon nach kurzer Zeit hatten die beiden eine Rehgruppe ausfindig gemacht. "Ihr wartet hier, während ich die Rehe umkreise. Dann, auf mein Zeichen schiesst ihr auf eines der Tiere und ich versuche ebenfalls eines zu erwischen, nur ist mein Bogen nicht ganz so treffsicher wie eure Armbrust." Der Zwerg willigte ein und konzentrierte sich auf ein Ziel. Der Vampir umrundete die Rehe und war fast genau hinter ihnen. Er nam den Bogen aus dem Köcher und hielt einen Pfeil in die Luft, so das das Licht der Sonne in ihm reflektiert wurde. Cagnerac schoss sofort eines der Tiere nieder, Azrael traff ebenfalls, doch hatte der Zwerg schon nachgeladen und traf ein weiteres Reh. Als die verbleibenden Rehe sich verzogen hatten traten beide an die toten Tiere heran. Azrael kniete vor einem der Tiere und versengte seine Zähne in dessen Hals. Der Zwerg wannte sich ab, offenbar hatte er noch nicht vielen Vampiren beim trinken zugeschaut. Als Azrael satt war, stand er auf und füllte einen Teil des Blutes ein kleine Flaschen. Danach band er mit dem Zwerg die Beine der Tiere zusammen. Cagnerac brach einen Baumast ab und legte die zusammengeschnürten Beine der Rehe über ihn. Danach trugen sie ihr Gepäck zurück zum Lager. Das Feuer prasselte schon und Cagnerac, Eryneth, Inocêncio und Shalyrioth machten sich sogleich daran den Tieren die Felle abzuziehen und sie auszuweiden. Azrael nam sich zwei der mit Blut gefüllten Fläschchen und ging zu Etyana. Sie sah immer noch etwas geschwächt aus. Ihr Wolf war nicht mehr zu entdecken, desahlb setzte Azrael sich neben sie und sagte: "Hier, kann ich euch auf eine Flasche Rehblut einladen? Es ist nicht mit Menschenblut zu vergleichen, jedoch löscht es den Durst." Etyana nam eine Flasche, sah sie jedoch etwas misstrauisch an. "Trinkt ruhig, es ist kein Gift enthalten, wenn ihr das denkt. Oh und erzählt es nicht unbedingt Larale",fügte er grinsend hinzu, "sie wird immer so feindsehlig wenn sie Vampire beim trinken sieht..."
 
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„Er begleitet mich schon seid ich klein bin.“ Antwortete sie.
„Gisal und ich werden durch etwas verbunden das mächtiger ist als Magie. Ja man könnte fast sagen dass es so stark wie Blutsbande ist.
Eine Feuergeborene und ihr Begleiter sind nur zusammen vollkommen könnte man sagen. Wenn Gisal oder ich sterben würden würde das in dem andern eine Leere auslösen eine tiefe Trauer, aber sterben würde keiner von uns.“ Sie machte eine Pause und gähnte. „Ich bin etwas müde ich glaube wir sollten uns langsam zur Ruhe legen.“ Etyana nickte zustimmend und allmählich begannen die Gespräche zu verstummen und die Anwesenden legten sich zur Ruhe.

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Sie erwachte wenige Stunden später, als jemand sie an stupste. Müde sah sie sich um und dann zum Himmel.
„Morgendämmerung.“ Knurrte sie leise. Gisal der neben ihr lag nickte zustimmend. Müde rappelte sie sich hoch. Ihr erster Blick galt den beiden Pferden die jedoch friedlich grasten.
Ihr zweiter Blick fiel auf die Anwesenden. Azrael hatte irgendwas von wegen „mach Feuer.“ Gesagt. Und war dann mit dem Zwerg im Wald verschwunden. Sie klaubte hastig ein par Stöcke auf und legte sie auf den Aschehaufen vom letzten Abend.
Das Flämmchen schoss erst in ihrer Hand empor dann legte sie es behutsam in das Holz, wie eine Mutter ihr Kind in eine Wiege legte.
Gierig fraßen die kleinen Flammen das Holz und doch leicht belustigt betrachtete sie das ganz, als sie jemanden hinter sich wahrnahm.
Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht des Waldelfen.
„Guten morgen.“ Sagte dieser und setzte sich ans Feuer.
Eher schweigend saßen sie da, als Azrael und der Zwerg zurückkamen.
Larale entging der angewiderte Blick in den Augen Shalyrioths nicht, als er die Rehe erblickte.
„Ihr seid Vegetarier nehme ich an?“ fragte Larale und der Waldelf nickte. „Dann dürfte das eher was für euch sein.“ Sagte sie und kramte Brot und Käse aus ihrer Tasche hervor.
„Danke.“ Sagte Shalyrioth und riss sich ein Stück Brot ab.
Larale entging Azraels Bemerkung an die Vampirin natürlich nicht immerhin stand er direkt hinter ihr.
Sie nahm es zur Kenntnis kümmerte sich aber auch nicht weiter darum. Stattdessen starrte sie in die Flammen und kraulte Gisal gedankenverloren den Pelz…
 
Dankend nahm Etyana die Flasche an.
Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihr das Trinken von Blut gefehlt hatte. Wegen Hidetochis Tod hatte sie nicht einmal daran gedacht, Lerodan auszusaugen. Doch das Blut anderer Vampire war nicht sehr nahrhaft. Es schmeckte so alt, wie es war, und war dickflüssiger und klumpiger als frisches Menschenblut.
Hastig öffnete sie die Flasche und verschlang den Inhalt. Ob Larale sie dabei bemerkte, kümmerte sie momentan nicht, doch anscheinend hatte die Feuerelfe andere Dinge zu tun.
Lediglich Ashanti sah ihr aufgeweckt zu, doch er war diesen Anblick ja gewohnt und kannte ihn teilweise sogar von sich selbst.
Dann sah Etyana, wie der Rest der Gruppe die Rehe ausweidete und sie mit einer seltsamen Flüssigkeit bestrich. Offenbar sollte dies die Tiere schmackhafter machen.
Etyana machte sich nicht viel aus Nahrung, denn obwohl sie durch Waffen absolut verwundbar war, und man sie selbst mit einem kleinen Messer genauso verletzen konnte wie einen Menschen, war sie ja immer noch Untot. Sie benötigte zwar ab und zu Nahrung, damit ihr Körper nicht allzu geschwächt war, doch trotzdem konnte sie auch viele Tage ohne Nahrung aushalten, wenn es sein musste. Dennoch überkam sie ein leichtes Hungergefühl, und sie freute sich darauf, wenn das Wild fertig gebraten war.
Dann bemerkte die Vampirin, dass Azrael noch immer bei ihr stand, und um sich die Wartezeit zu verkürzen, sprach sie zu ihm: ,,Verzeiht, wenn Ihr diese Frage als zu persönlich empfindet, doch mich würde interessieren, wie Ihr ein Vampir geworden seid".
Sie war auf die Antwort mehr als gespannt, denn nicht oft traf sie andere Vampire.
 
Nachdem diejenigen der gruppe, die nicht mit Bluttrinken beschäftigt waren, aufgegessen hatten, ging jeder seiner eigenen Beschäftigung nach.
Cagnerac kümmerte es eigentlich nicht, was die anderen taten, solange keiner auf den anderen losging. Er kramte einen ausgehöhlten Eisenzylinder , eine zange und eine kleine Säge aus seiner Tasche und fing an, die Röhre an einem Ende spitz zusammenzubiegen.
Da das Eisen nicht sehr dick war, ging es ohne große Anstrengungen vorüber. Dann schnitt er eine Scharte in den Zylinder, und glättete sie. Jetzt holte er aus seiner Tasche fünf hohle Glasrohre, jedes von ihnen winzig klein. Er wandte sich zu Lararle um und rief:"He, Feuerelfe! Könnt ihr mir kurz helfen?" Sie kam lansam auf ihn zu und betrachtete die Gerätschaften in seinen Händen. "Könnt ihr Feuer in diese Glasröhrchen leiten?"
 
Sie sah zu dem Zwerg. „Natürlich.“
Sagte sie und ließ die Flammen aus ihren Fingern in die Glasröchen gleiten. Wie Spinnenfäden kamen sie aus ihren Fingern und erhitzten sanft das Glas. „Habt Dank.“ Sagte der Zwerg freundlich. „Gern geschehen.“ Antwortete sie und setzte sich neben ihn.
„Ihr sagtet ihr stammt nicht von hier, aber wie kommt ihr dann hierher?“ fragte sie nach einer Weile.
„Ich weiß es nicht.“ Sagte der Zwerg und aus seiner Stimme hörte sie das es die Wahrheit war.
„Woher kommt ihr?“ fragte er. „Ich komme aus einem Land, das von einer magischen Kuppel beschützt wird. Ein Land in dem die Magie nicht zahm ist sondern wild und unberechenbar. All die Wesen die hier längst ausgestorben sind leben dort noch. Bäume haben dort noch eine Seele und einen Willen.“ Sagte sie fröhlich aber ein wenig Bitterkeit schwamm in ihrer Stimme mit. „Warum seid ihr nicht mehr dort?“ fragte Cagnerac neugierig.
„Deswegen.“ Sagte sie und zog einen Handschuh aus.
Eine schwarze Flamme die sich um einen Totenkopf wand kam zum Vorschein. „Was ist das?“ fragte der Zwerg. „Das Zeichen der Verbannten.“
Antwortete sie leise und stand auf.
Dann drehte sie sich um und ging zu ihren beiden Pferden.
Sie hörte den spitzten Schrei eines Falken und blickte nach oben. Hoch über ihnen zog Gisal seine Kreise.
Sie wandte sich von den Pferden ab und ging zurück zum Feuer. Sie wandte sich an Eryneth. Sie wollte ihm eine Frage stellen die seid längerer Zeit beschäftigte.
„Ich hätte eine Frage an euch, wenn sie nicht zu persönlich ist heißt das.“ Der Schattenelf blickte sie misstrauisch an.
„Ihr seid ein Schattenelf nicht wahr? Heißt das, dass es noch andere gibt? Denn so wie ich hörte soll eure Rasse über Nacht verschwunden sein.“ Sie selbst hatte einmal in ihrem Leben einen Schattenelfen gesehen.
Auf ihrer 5 jährigen Reise. Begegnet war sie ihm auf einem Schlachtfeld, damals war er fast tot gewesen. Sie hatte Mitleid gehabt und ihm einen Heiltrank gegeben.
Was danach geschah daran konnte sie sich nicht erinnern. Ihre Erinnerungen an diesen Tag waren vernebelt, es war dunkel gewesen. Sie hatte damals den Geschichten eines Sterbenden gelauscht.
„Wisst ihr ich bin ein einziges Mal einem der euren begegnet auf einem Schlachtfeld vor 3 Jahren. Allerdings lag dieser Schattenelf damals im Sterben, deswegen war ich nicht sicher ob seine Geschichten über euer Volk nur Fieberträume waren. Ob er allerdings wirklich gestorben ist weiß ich nicht.“
Larale senkte den Blick und wartete neugierig wie sie war auf eine Antwort….
 
Während Etyana sehen konnte, dass Larale und Eryneth in ein Gespräch vertieft waren, sprach sie zu Ashanti : ,,Was meinst du, sollen wir mit in den Westen ziehen, so wie Larale und die anderen ?"
Der Wolf spreizte die Krallen und gähnte herzhaft. Dann sagte er mit großer Ernsthaftigkeit : ,,Naja, wir wissen nicht, wohin uns dieser Weg führen wird. Wenn wir mit in den Osten ziehen, entfernen wir uns so weit von der Stadt Hleriwon, dass wir nicht wissen, ob wir jemals wieder eine Stadt zu Gesicht bekommen werden".
Etyana überlegte eine Weile. ,,Und wir haben unseren ehemaligen Gefährten in der Stadt versprochen, wiederzukommen, und außerdem -".
,,Meine Aussage wandte sich nicht gegen die Entscheidung, nach Westen zu gehen", unterbrach sie der Wolf. ,,Ich wette mit dir, dass Haldamir und die anderen Hleriwon längst verlassen haben. Wozu sollten sie auf uns warten ? Haldamir hatte feste Pläne, was er in der Stadt machen möchte, und er wusste genau, wo er hingehen will. Ich glaube kaum, dass sie auf uns warten würden, schließlich kannten sie uns noch nicht lange. Womöglich denken sie, dass wir den Kampf nicht überlebt hätten, denn schließlich sind wir schon recht lange fort von ihnen". Der Wolf hielt kurz inne, dann fuhr er fort. ,,Wenn wir zurück nach Hleriwon gehen, dann nur, um uns alleine einen Weg freizukämpfen. Egal ob zurück zu unserer düsteren Villa, oder in eine andere Stadt. Da können wir auch gleich mit den anderen mitgehen. Es ist sicherer, und falls uns unser Weg in eine gefährliche Region führt, dann haben wir Gefährten, auf die wir uns im Notfall verlassen können".
Die Vampirin machte keine Anstalten, Ashanti zu widersprechen. Schon oft hatte er bei seinen Aussagen Recht behalten, und nicht nur einmal hatten seine Ratschläge sie aus gefahrvollen Situationen gerettet. ,,Also schließen wir uns wahrscheinlich an", meinte sie schließlich.
Einige Augenblicke verstrichen, in denen sie beide sehen konnten, wie Larales Gefährte Gisal elegant auf einem kleinen Fels landete, und sich schließlich wieder zu einem Marder verwandelte. Dann sagte Ashanti zu Etyana: ,,Wie wäre es, wenn ich Gisal frage, was uns im Westen erwartet ? Er hat aus der Luft bestimmt schon Einiges gesehen. Vielleicht erkennt er die nächste Stadt".
,,Eine gute Idee !" stimmte Etyana zu, und während sich der Wolf auf den Weg zum Felsen machte, machte es sich die Vampirin neben der Feuerstelle bequem. Zumindest konnte sie sich nun ein wenig ausruhen, nach all den Ereignissen der letzten Tage.

Ashanti erreichte den Felsen, während ihn Gisal bereits eindringlich musterte. Der Wolf wusste, dass der Marder ihm gegenüber vermutlich ein wenig skeptisch war, und genau aus diesem Grund stellte er seine Fragen direkt, um seine Absichten erst gar nicht zu verbergen.
,,Kennst du dich in dieser Gegen aus ? Etyana und ich sind uns noch nicht ganz sicher, ob wir euch folgen werden".
Der Marder schien diese Frage als berechtigt zu befinden, denn schon lockerte sich sein Blick, und er sagte: ,,Larale und ich sind das erste Mal hier in dieser Region. Wir kennen viele Länder, aber dieses ist uns unbekannt. Ich habe gerade vom Himmel aus die Umgebung abgesucht, aber eine Stadt kann ich nur östlich von hier erkennen, nicht westlich".
,,Die Stadt im Westen trägt den Namen Hleriwon", gab Ashanti zurück. ,,Dort waren Etyana und ich, bevor wir uns auf den Weg zu der Höhle gemacht haben. Jetzt überlegen wir, ob wir mit euch weiter nach Westen gehen, denn Etyana befürchtet, dass sich nirgendwo eine Stadt befindet. Und die ist notwendig für unsere Ausrüstung, denn im Kampf in der Höhle haben wir einige Schäden davongetragen".
Eine Zeit lang folgte Schweigen, dann fragte Gisal vorsichtig: ,,Stimmt es, dass einer eurer Gefährten in dem Kampf ums Leben gekommen ist ?"
Ashanti holte tief Luft. ,,Ja, Hidetochi Shunsen ist gestorben. Er war ein Waffenhändler aus der Stadt Hleriwon. Obwohl er ein erfahrener Krieger war, waren die Fähigkeiten des Vampirs, den wir bekämpfen wollten, übermächtig".
,,Was hatte er mit dem Kampf zu tun ? Wieso wollte er den Vampir vernichten ?" fragte der Marder neugierig.
Der Wolf warf einen Blick zu Etyana, die bereits eingeschlafen war.
,,Er hatte nichts mit dem Kampf zu tun. Er wollte uns begleiten und unterstützen, und dafür musste er sein Leben lasssen. Dies ist es, was uns belastet".
Obwohl sie sich eben erst kennen gelernt hatten, schien Gisal den Wolf zu verstehen. Mit mitfühlender Stimme sagte er: ,,Ich kann mir wahrscheinlich nicht vorstellen, wie es ist, sich für den Tod eines Freundes verantwortlich zu fühlen, aber ich stelle es mir sehr schrecklich vor. Aber in Zukunft wird euch so etwas sicher nicht mehr passieren, zumindest nicht bei uns. Denn diesmal sind Larale und ich diejenigen, die in den Westen wollen. Wenn sich jemand für etwas verantwortlich machen muss, dann sind wir es diesmal. Doch natürlich hoffe ich nicht, dass jemandem etwas zustößt". Er hielt kurz inne, dann sagte er aufgeregt: ,,Ach ja, bevor ich es vergesse ! Die Vampirin Etyana scheint doch sehr verwundert über die Farbe ihres Amulettes zu sein, oder ?" ,,Das ist richtig", entgegnete Ashanti verdutzt.
,,Ich hörte, dass sich im Westen in einer entfernten Stadt jemand befindet, der sich mit allen Kreaturen des Landes auskennt, und viele Details über sie weiß. Vielleicht kann er euch helfen ! Allerdings muss ich dir sagen, dass sich diese Stadt wirklich ein wenig entfernt befindet. Sie liegt dort, wo Larale und ich uns wieder ein bisschen auskennen, und das kann man von dieser Region hier nicht behaupten. Keine Ahnung, ob wir auf unserem Weg noch an anderen Städten vorbeikommen, aber wenn wir die westliche Stadt erreichen, dann findet ihr vielleicht eine Antwort auf eure Fragen. Die Stadt, nach der ihr suchen solltet, trägt den Namen Nevaya".
,,Eine elfische Stadt ?!" fragte Ashanti aufgebracht.
,,Ja, enttäuscht dich das ?"
,,Äh, nein nein. Hab vielen Dank für deine Auskunft, vielleicht können wir uns bei Gelegenheit noch einmal unterhalten", sprach der Wolf freundlich.
,,Das werden wir bestimmt", gab Gisal zurück.
Ashanti machte sich auf den Rückweg zu Etyana.
Während er ging, dachte er nach.
Eine elfische Stadt. Eine Stadt von der Rasse, von der er einst verehrt worden war. Und nun galt er als Ausgestoßener. Als schwarzer Gott, der sich gegen die Kinder seines Volkes gewehrt hatte.
Und in dieser Stadt sollte er nach Antworten suchen ? Das war unmöglich !
Unmöglich !
Doch tief in seinem Inneren ahnte der Wolf, dass dies die einzige Antwort auf alle Fragen sein konnte. Aber was waren ihm diese Antworten wert ?
 
Als Azrael von Etyana nach seiner Geschichte gefragt wurde, war er etwas überrrascht. Niemand hatte ihn je nach seiner Vergangenheit gefragt, nicht dass er sie überhaupt gern erzählte. "Wisst ihr", sagte er zur Vampirin," ich spreche nicht gern über meine Vergangenheit und, naja, da ich euch kaum kenne... nehmt es mir nicht übel, aber ich halte es nicht für das beste so viel über mich preiszugeben." Es klang so, als ob Azrael hinter allem eine Falle vermutete, doch war ihm, in seinen 350 Jahren auf dieser Welt, so viel wiederfahren, dass er aus Prinzip kaum jemandem vertraute. Etyana gab ihm daraufhin die Flasche zurück und bedankte sich kurz angebunden für die Mahlzeit. Azrael ging zum Baum zurück, steckte die beiden leeren Flaschen in seine Tasche und setzte sich in den Schatten. Er erwischte sich dabei, wie er an die vergangenen Zeiten dachte, in denen er zum Vampir wurde. Doch schob er diese beiseite und versuchte, an etwas anderes zu denken..
 
Eryneth dachte nach, Larale fragte nach Geheimnissen, die lange Zeit niemandem anvertraut worden waren, der kein Schattenelf waren. Doch schließlich entschied er, einfach zu erzählen was er wusste, denn ihm war bewusst, dass es niemanden mehr gab, der von diesen Dingen wusst, ausser ihm!
"Ihr fragt nach Dingen, die Jahrzehnte keinem Nicht-Schattenelfen mehr erzählt wurden! Dennoch antworte ich euch, da die alten Traditionen und Werte meines Volkes keinen Wert mehr besitzen. Früher hätte euch niemand aus unserem Volk von solchen Dingen berichtet! Doch ich will der Reihe nach erzählen.

Vor einigen Jahren brach ein Bruderkrieg zwischen den Schattenelfen aus. Wir besaßen einige Artefakte von unglaublicher Macht, und während die eine Hälfte diese Artefakte zu schützen versuchte, wollte ein anderer Teil meines Volkes die Macht nutzen, um sich über die anderen Völker dieser Welt zu stellen. Als der Streit zwischen den Fraktionen schließlich eskalierte griffen griff jeder Schattenelf zu den Waffen, für die eine, oder die andere Partei." Larale überlegte kurz und fragte nach: "Was denn für Artefakte?" Eryneth hohlte den vor wenigen Stunden von Lerodan zurückeroberten Dolch hervor. "Waffen wie diese Klinge. Sie ist eins der weniger mächtigen Exemplare, eine kleine Schnittwunde ist tödlich, doch dazu ist direkter Feindkontakt nötig. Ein Hieb, ein Stich! Wir besaßen Gegenstände, die über tausende Kilometer Land in glühende Lava verwandeln konnte. Oder Gebäude innerhalb von Sekunden zerstören konnten.", erwiderte Eryneth. Larale sagte vorsichtig: "Aber ihr habt sie nie eingesetzt?" Eryneth hob den Kopf und sah ihr in die Augen: "Doch, haben wir." Larale kniff die Augen leicht zusammen. Dann sagte sie: "Gegen wen?" "Gegen uns selbst." Verwundert schüttelte Larale den Kopf. "Der Bruderkrieg?" Eryneth bejahte, bevor er mit seiner Erklärung fortfuhr: "Vier Jahre lang wurde das Thema um die Macht im Ratssaal besprochen. Von allen Seiten betrachtet. Doch keiner gab seine Stellung auf, schließlich, es ist gerade einmal drei Jahre her, entschlossen sich die Schattenelfen, die für den Einsatz der Artefakte waren, zu einer drastischen Maßnahme: Sie stürmten den Ratssaal während einer Sitzung und töteten viele der Ratsmitglieder, die die Artefakte nur bewahren und verteidigen wollten. Einige wenige konnten fliehen, als die Ratswachen gegen die Eindringlinge vordringen. Ich kann nicht genau sagen, wieviele von uns in diesem Kampf ums Leben gekommen sind, aber es waren viele. Und es war nur der erste von vielen, vielen Kämpfen. Wir kämpften zwei Jahre lang gegen unsere Landsleute. Verblendet von ihrem Wahn, ihrer Sucht nach Macht, wollten sie um jeden Preis jene Macht, die wir unter Verschluss hielten. Wenn ich sage "Wir" meine ich die Schattenelfen, die sich den Aggressoren entgegenstellten, und versuchten die Zerstörung, die durch die Artefakte hervorgerufen worden wäre zu verhindern. Nun, es kam jedenfalls, dass die Kämpfe immer heftiger worden, und der Ausgang immer vorhersehbarer wurde. Wir waren bei weitem in der Unterzahl! Die meisten Schattenelfen hatten sich der Idee, sich selbst über andere Völker zu stellen gleich zugestimmt, und nur wenige hatten den Mut, sich ihnen entgegenzustellen. Uns blieb keine Wahl, wir hatten ein letztes Bollwerk in der bereits damals verwüsteten Stadt Anu'tasan errichtet. Die Feinde kamen zu hunderten herbei um die letzten drei dutzend Verteidiger zu überrennen. Ich war damals nicht besonders gern gesehen, denn ich verdingte mich als Assassine, dennoch war meine Klinge gefürchtet. Ich stand mit unseren besten Kämpfern am Tor zum Tempel, in dem die Artefakte aufbewahrt wurden, als die Feinde kamen. Wir kämpften tapfer, doch vielen unsere Männer in Scharen. Als das Ende nahte, und wir die Feinde noch vielleicht fünf Minuten zurückhalten konnten, rief mich einer der Hohepriester in den Tempel, und obwohl ich meine Brüder an der Front nur ungern verließ, leistete ich seinem Befehl folge und ging mit ihm in den Artefaktraum. Er erläuterte mir die Macht der Artefakte ein weiteres Mal, nur um mich von der Gefahr zu überzeugen, er hatte einen Plan. Ich erinnere mich nur daran, dass auf einmal alles vor meinen Augen verschwamm und ich mich an der Küste dieses Kontinets wiederfand. Eine Stimme erklang in meinem Kopf, die Stimme jenes Hohepriesters, er erläuterte mir, dass er den Dolch, den ich hier in Händen halte, ebenfalls hierher geschickt habe, und dies notwendig sei, um eine uralte Magie heraufzubeschwören.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, was diese Magie war; er setzte die Macht der Artefakte frei, und band sie an das Volk der Schattenelfen. Er spielte die verschiedenen Artefakte gegeneinander aus, um mich zu schützen, doch jeder andere Schattenelf wurde von ihrer Kraft erfasst und zerstört. Es muss sie zerissen haben, ihre Seelen wurden verbrannt und ihre Körper... ich vermag mir nicht vorzustellen was mit ihren Körpern geschah.

Auf jeden Fall kann ich somit eure Frage beantworten. Ja, ich bin der letzte Schattenelf. Das ist Tatsache! Denn weder meine Seele ist verbrannt, noch mein Körper deformiert und gleichmäßig auf die umliegende Umgebung verteilt."

Larale dachte nach und stellte sich verschiedene Teile der Erzählung noch einmal vor. "Ihr tragt eine schwere Bürde, nicht wahr? Der letzte Schattenelf zu sein, ist bestimmt kein schönes Gefühl!" Eryneth seufzte, bevor er antwortete: "Darüber bin ich bereits hinaus. Zuerst war ich erschrocken und ratlos, doch dann machte ich mich auf den Weg. Ich entschied, dass das der Artefakt-Dolch verschollen war, und ich keine Anhaltspunkte hatte, um ihn zu finden. So widmete ich mich zuerst meiner alten Rache, die ich wegen der Vorfälle in meiner Heimat zurückgeschoben hatte, meiner Jagt nach Lerodan. Und seltsamerweise trug Lerodan den alten Dolch. Ich weiß es nicht, aber vielleicht wusste der Hohepriester, dass ich irgendwann einmal Lerodan aufsuchen würde und somit an den Dolch kommen würde. Doch das ist nur Spekulation!"
Larale nickte, während sie sagte: "Dann war jener Schattenelf, den ich einst traf zur Zeit des Bruderkriegs auf Reisen gewesen sein. Und wer weiß, vielleicht war es nicht die Schlacht, die ihn umbrachte, sonder sein Blut! Und mit ihm der Fluch, den die Artefakte über ihn brachten. Ich danke euch, dass ihr mir die Frage beantwortet habt. Einiges fügt sich nun zusammen!" Eryneth neigte den Kopf und murmelte: "Ich freue mich, dass ich euch helfen konnte, ein wenig Ordnung in euer Wissen über Schattenelfen zu bringen. Vielleicht habe ich auch Unordnung verursacht, wer weiß das schon..."
 
Cagnerac steckte die mit Feuer gefüllten Röhrchen in den Zylinder und erhitzte das Metall mit dem bisschen Magie, dass ihm geblieben war. Das Metall schloss sich um die Röhre wie die Klaue eines Raubtiers um die Beute. Dann suchte er sich einen Stein, und als er einen halbwegs runden gefunden hatte, befestigte er ihn an der hinteren Öffnung des Zylinders.
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Nachdem die anderen ihre Gespräche beendet hatten, und viele sich einfach irgendwo hinsetzten und ins Nichts starrten, ging er auf Azrael zu und sagte: "Würdet ihr mich begleiten, wenn ich mein neues Projektil teste?" Der Vampir dachte kurz nach, und antwortete: "Gut, ich komme mit, obwohl wir bereits am Morgen zur Jagd waren." Cagnerac ging gemächlich zu der Stelle, wo sie die Rehe geschossen hatten, und hielt nach einem geeigneten Ziel Ausschau. Hinter ihm kam Azrael aus dem Gebüsch gestapft. "Verfluchte Dornen!", schimpfte er vor sich hin. Nach kurzer Zeit hatten sie einen Hirsch ausgemacht, der auf einer etwas tiefergelegenen Lichtung stand. Cagnerac schlich sich langsam näher heran, und Azrael folgte ihm. Sie versteckten sich in einem Busch am Rand der Lichtung. Er legte das projektil in den Schaft seiner Armbrust ein, und zielte. Das Projektil flog mit unglaublicher Geschwindigkeit auf das Tier zu, und traf es genau in der Mitte seines Körpers. Es blieb im Fleisch stecken, und die Röhre zerbarst. Das bereits tote Tier fing an zu brennen, bis die Flammen vom Waldboden erstickt wurden. "Na also, frisch gefangen und schon gegrillt.", scherzte Cagnerac, als er auf das tote Tier zuging.

Er brach zwei größere Äste von den umstehenden Bäumen ab und befestigte das Tier daran. Zusammen trugen sie es zu den anderen, die gelangweilt herumsaßen und in die gegend schauten. "Wir haben etwas mitgebracht!", rief Cagnerac, als sie vor den anderen standen. Nun drehten sich alle zu den beiden um, die das Reh bereits auf den Boden gelegt hatten.
Azrael entfernte sich und setzte sich ebenfalls hin. "Was machen wir damit? Wir haben doch schon gegessen.", fragte die Feuerelfe, nachdem sie das Tier beäugt hatte. "Wir könnten es in Stücke reißen und aufbewahren, und wenn wir das nächste Mal Hunger haben, müssen wir nicht erst jagen." Diesmal war es der Schattenelf, der sprach. "Meinetwegen." der Vorschlag fand allerseits Zustimmung, und kurze Zeit später hatte jeder der Anwesenden ein Stück Fleisch in der Tasche, mit Ausnahme des Waldelfen.

"Wie wäre es, wenn wir etwas Spannendes tun? Gibt es in dieser Gottverlassenen Welt denn keine Zwischendimension, aus der regelmäßig Horden von Ungeheuern in unsere Dimension kommen und Dörfer überfallen? So etwas wie Oblivion, die Dimension der Vergessenen?" Stille.
 
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