<Haldamir möchte uns also in ein Dorf führen. Nun… wieso nicht. Es könnte passieren das dieser Haufen doch endlich mal zusammenrotten kann.> dachte Shara nach der Rede Haldamirs. Sie hatte mit den „neuen“ bisher kaum mehr als zwei oder drei Sätze gewechselt. Ob sich Gelegenheit dazu ergeben hatte? Nun… diese Frage erinnerte sie an ihren Ziehvater…
[In Sharas Kindheit]
Ein Raum. An den Wänden standen zu drei Seiten wuchtige Regale aus dunklem Holz, verziert mit stark verschnörkelten Intarsien, vollgepackt mit dicken Wälzern und Schriftrollen. Von der Decke hing ein zwölf armiger Kerzenleuchter, von dem noch 10 Kerzen brannten, doch es schien das auch diese bald erlöschen wollten. Unter dem Leuchter stand eine Klappleiter, deren Spitze knapp unter der Lampe endete, eine ideale Position um an die Kerzen zu gelangen. Auf dem Boden lag unter einer dicken Schickt auf Papieren und weiteren gestapelten Büchern ein herrliches Mosaik, welches wenn es ganz zu sehen gewesen wäre den gesamten Raum mit einem Bild einer Stadt in den Wolken und deren Bewohnern ausfüllen würde. Doch so war lediglich ein kleiner Streifen zu erkennen, ein Streifen freien Bodens, der von der Eingangstür bis zu einem überladenen dunkle Holztisch führte. Holztisch? Nein, wohl eher Holzklotz. Der Raum wirkte vollgestopft, nicht zuletzt durch die schiere Unordnung die herrschte, nein auch das Licht der langsam versiegenden Kerzenstummel tauchte den Raum in ein dunkles Licht. Hätte der Raum ein Fenster gehabt hätte man sehen können dass die Abenddämmerung kurz vor ihrem Ende stand.
Die Schriften die sich auf dem Tisch befanden waren über und über mit Runen überzogen, mit geheimnisvollen Zeichen und Zeichnungen, Bildern von entfernten Orten oder ungewöhnlichen Dingen. Einige Bücher summten leise vor sich hin, genau wie einige der im Raum verteilten leicht silbrig leuchtenden Gegenstände. Einer von ihnen stieß gerade ein kleines Rauchwölkchen aus.
Doch so mystisch und ungewöhnlich dieser Raum zu wirken schien, das wohl ungewöhnlichste war die Gestalt, welche sich hinter dem Holzkoloss niedergelassen hatte und seine Hakennase tief in den Schriften stecken hatte. Der Mann schien alt, er trug einen von der Zeit gezeichneten grauen Rauschebart und verfilzt-fettiges grau-schwarzes überschulterlanges Haar. Auf seiner krummen hakenförmigen Nase trug er ein eigenartiges brillenähnliches Instrument, das verhinderte dass man seine Augen sehen konnte, denn Gläser hatte diese Brille nicht. Doch schien er dennoch durch sie etwas sehen zu können, denn sein Kopf huschte unentwegt über die Seiten.
Der alte Mann trug einen weiten Umhang, der wäre er nicht schmutzig-Grau gewesen als ein Hochzeitskleid hätte durchgehen können.
Er blätterte eine Seite weiter.
„Nun… diese Rätzel muss doch zu lösen sein. Schon die siebente Erwähnung von Nered De’Troche aber noch keinen Zusammenhang.“
Aus einem Nebenraum und durch die offene Türe drang gepolter-
„Shara, du kommst zu spät.“ Sagte der alte Mann im ruhigen aber direkten Ton als das Mädchen gerade durch die Tür herein gelaufen kam. Etwas außer Atem bleib das Mädchen auf einer der freien Stellen in Raum stehen und stemmte Ihre Arme in gebeugter Position auf ihre Knie um so kurz zu verschnaufen. Sie trug seidenglattes schwarzes Haar in dem sich eine kleine silberne Spange wiederfand. Sie trug ein gelbes Kleid, mit braunen Schmutzflecken an den Knien.
„Verzeihung Vater.“ Sagte das junge Mädchen und blickte etwas beschämt auf den Boden.
„Du hast dich wieder mit diesem Rumtreiber getroffen, habe ich nicht recht?“ Das Mädchen sagte nichts. Ein kurzes Schweigen, während dem der Alte das Mädchen durch seine eigenartige Brille fokussierte. Sie blickte kurz auf und gab ihre makellosen kräftig-grünen Augen preis.
„Ach Shara, habe ich dir nicht gesagt das er uns noch in Schwierigkeiten bringen wird?“
Trotzig schaute das Mädchen auf und wurde laut „Eric würde uns nie etwas antun! Er lief mir nur zufällig über den Weg, als er auf dem Weg nach Nerratos war! Ich wollte mit und habe die Gelegenheit genutzt!“
„Das sagst du jetzt, aber warte nur ab. Eine Gelegenheit zu haben heißt nicht diese auch zu nutzen. Das nächste Mal gehst du Ihm aus dem Weg. Sag hinterher nicht ich hätte nichts gesagt“ der alte Mann lächelte sie mit diesen Worten an. Das kleine Mädchen schaute ihn zornig mit schräg liegendem Kopf an. „Hast du wenigstens deine Lektionen gelernt?“ frage der alte sachlich.
„Ja ja, Vater“, antwortete Shara in einem rebellischen Ton, “du weißt genauso gut wie ich das ich das alles schon kann! Ich brauche nicht zu lernen“
„Nun dann lass es uns herausfinden!“, eine klitzekleine Handbewegung und aus dem Regal welches Shara am nächsten war flog aus der obersten Reihe ein dicker Wälzer genau auf sie herab. Ein zusammenzucken von Shara, die schützend ihre Arme über ihren Kopf hielt, bevor das Buch wenige Millimeter vor dem Aufprall zum Stillstand kam. „Und wieder hast du es nur knapp geschafft. Du musst dich beherrschen! Morgen wirst du zuhause bleiben und lernen! Keine Widerrede. Und nun geh zu Bett.“
Mit plötzlich trübblauen Augen drehte Shara sich um und lief wieder aus dem Raum hinaus. Das gepolter wurde langsam leiser und schloss mit einem Türknallen endgültig ab.
„Alter Narr. Du bist zu weit gegangen…“ seufzte der alte Mann. Er lehnte sich zurück und nahm seine Brille vom Kopf. In seinem stark eingefallenen Gesicht konnte man noch die braunen Punkte ausmachen die seine Augen darstellen sollten. Neben ihm auf einem etwas erhöhtem Bücherstapel lag ein pfeifenartiges Instrument, welches er ohne innezuhalten sich in den Mund steckte. Ohne dass er etwas dazu beigetragen hatte begann das Instrument zu qualmen als wäre gerade frischer Tabak angesteckt worden. Er paffte einige Minuten an der Pfeife. <Wenn sie doch nur nicht so aufsässig wäre. So ein unglaubliches Potenzial. So eine unglaubliche Ignoranz.>
[Gegenwart]
Auch wenn manche Zeiten ihrer Kindheit nicht so Glücklich waren (bei diesen Gedanken zuckte Shara unwillkürlich zusammen) erinnerte sie sich doch gerne an ihren Ziehvater.
„Dann lasst uns gehen“ stellte einer ihrer Weggefährten fest und machte sich auf den Weg. Ohne ein Wort ihrerseits setzte auch Shara sich in Bewegung und folgte dem Fremden und somit auch Haldamir.
[…]
Das Dorf war mehr ein zusammen gewürfelter Haufen von Holzhütten. Einige hatten außen Holzbretter angenagelt um einen besseren Schutz gegen die Widrigkeiten zu liefern, andere Häuser sahen aus wie verfallene Soldatenbaracken, dort waren aber wieder schön anzusehende Hütten mit Brennholz an den Seiten. Eines dieser Häuser, es war ziemlich zentral gelegen an einem Platz wo gerade ein kleiner Wanderzirkus halt machte und ein Jongleur seine Fähigkeiten preisgab, war etwas größer als die Anderen, scheinbar ein Gastaus oder soetwas, jedoch konnte man es nicht erkennen um was es sich jetzt genau handeln musste.
Doch ihr Blick wurde wieder von dem Jongleur gefesselt, der gerade mit brennenden Fackeln um sich warf und dabei stetig ein warnendes Wort für die staunenden Kinder auf den Lippen trug. Ach Nyon stand neben ihr, doch ihr schenkte Shara keine Beachtung. Shara kniff ihre Augen etwas zusammen – ein verblassender Strahl Licht wurde in die Luft gemalt und lag etwas Magisches auf die Szenerie. Doch weniger das brennende Spektakel fesselte sie…
Kopfschüttelnd, aber mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht wendete sie sich ab und begabt sich wieder den Anderen hinterher zum großen Haus. Vor diesem winkte ihnen auch ein schon etwas untersetzter Mann herüber.
Eine Traube von Menschen umgab die Gruppe. Es war faszinierend das das kleine Dorf doch so viele Menschen beherbergten. Ein Sturm von Fragen begann auf die Gefährten einzuwirken und kannte keinen Stillstand. Aufgeschreckt durch den plötzlichen Anstieg der Lautstärke kletterte Sophie aus Sharas Tasche, flog in ihrem Schreck hoch hinauf zu einem der Dachbalken und versteckte sich in einer dunklen Ecke. Ein kurzer Aufschrei einer Frau, mehrere Finger wiesen in Sophies Richtung und ein lautstarkes „oooohhhhhh“ füllte für einen kleinen Moment den Raum. Sophie reckte ihren kleinen Kopf über den Abgrund und starrte in die Menge. „Och wie niedlich“ rief eine etwas korpulentere Frau mit glänzenden Augen in Sophies Richtung.
<Sophie, ich glaube wir haben hier nichts zu befürchten. Du kannst ruhig wieder runter kommen, ich beschütze dich schon>. Menschenmassen machten dem Pixie immer angst, es war schließlich so leicht zwischen ihnen als so kleines Wesen einfach zerquetscht zu werden. Langsam stand sie auf und hüpfte hinunter, fiel einen Meter und fing gekonnt ihren Sturz mit ihren Flügeln ab. Sie schwebte vorsichtig in Sharas Hand, die danach ihr Zweite schützend über Sophie legte und sich endlich zum Tisch begeben konnte. Durch den Trubel um Sophie fiel Shara nicht auf, dass auch Ihr viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Jemand so gekleidetes war so auffällig und ungewöhnlich in diesem Dorf wie ein schwarzer Drache der über ein Schneefeld flog. Doch die meisten von ihnen konnten ihren Blick nicht von Sharas Augen abwenden, wie sie smaragdgrün durch den Raum leuchteten.
Als Shara sich zu den anderen setzte nahm sie die Hand von Sophie herunter und legte die Andere auf den Tisch sodass die Pixie herunterhüpfen konnte. Sofort beugten sich zwei Dorfbewohner weit über den Tisch um sich das Wesen näher zu anzuschauen. Sophie, der diese Aufmerksamkeit nicht wirklich gefiel streckte ihre Hand aus und berührte einen der Dorfbewohner im Gesicht. Ein lauter Knall, gleißendes Licht und der Dorfbewohner kippte nach hinten vom Stuhl herunter und lag auf dem Boden. Eine kurze Stille erfüllte den Raum bis der Mann grölend aus voller Kehle anfing zu lachen. Viele stimmten mit ein in dieses Lachen, hatte doch die winzige Fee es geschafft den großen Mann umzuhauen. Auch wenn die Stimmung darunter nicht litt hielten die Dorfbewohner jetzt zumindest einen respektablen Abstand zu Sophie, die wieder herumflatterte um sich alles anzuschauen. Durch das magische Band zwischen ihr und Shara war beiden etwas unbehaglich zumute doch beide waren auch sehr neugierig.
„Erzählt uns von euren Reisen!“ „Ja, erzählt uns was ihr erlebt habt!“ Die Menschen um die Gruppe herum waren wie ein Meißel, der mit einem schweren Hammer die Gruppe immer tiefer in ihren Erinnerungen forschen lies um eine um die Andere gute Geschichte zu erzählen. Shara beließ es mit Beschreibungen rund um das Abenteuerleben, und gab den Menschen einen guten Rat: „Nehmt immer wärmende Decken im Winter mit! Sorgt dafür das es euch nicht so wie mir ergehen wird, denn hätten mich meine Gefährten“, und damit deutete sie auf Haldamir und von ihm aus reihum auf weitere Gruppenmitglieder, „nicht gerettet so wäre ich heute sicher nicht mehr am Leben.“ Shara gefiel es im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn die Gesellschaft nicht ganz das Niveau erreichte das sie sich wünschte. Dieses Gefühl übertrug sich auf Sophie, die nun wesentlich mutiger um staunende Kinder und verträumt dreinblickende Frauen umherschwirrte.
Etwas war ihr aufgefallen als sie ihren Blick über die Menge schweifen lies: Skye war nicht mit ihnen in das Haus gekommen. In der Ahnung von welchen Gefühlen sie bei diesem Gedanken wieder ergriffen werden würde stieß sie den Gedanken beiseite und konzentrierte sich darauf die Fragen der neugierigen Dörfler zu beantworten.
[In Sharas Kindheit]
Wieder dieser Raum, wieder diese Ordnung. Es war als hätte der alte Mann sich nicht vom Fleck bewegt. Der einzige Hinweis auf verstrichene Zeit zeigte das Mädchen, das inzwischen zu einer jungen Frau herangewachsen war. Heute trug sie ein purpurfarbenes Gewand, das was sie zu ihrem letzten Geburtstag von ihrem Vater erhalten hatte. Sie saß inmitten von Pergamenten und Büchern und las.
„Diesen Feuerzauber bekomme ich einfach nicht hin“, sie machte eine Handbewegung, bei der die Handfläche nach oben zeigte und die Hand sich schnell öffnete. Ein Wölkchen Qualm stieg auf.
„Üben üben üben Shara.“
„ja aber Vater, ich versuche es schon seid Stunden! Kein anderer Zauber hat jemals so lange gedauert!“
„Shara, du darfst nicht so schnell aufgeben… ich...“ doch die letzten Worte gingen in Geräuschen von lauten und schnell aufeinanderfolgenden Fußtritten aus der Halle unter. Jemand war Hals über Kopf in ihr Haus gekommen. Sekunden später erschien fast atemlos ein junger Bursche etwa in Sharas alter
„Eric!“ Shara sprang auf
Der alte Mann erhob sich. Es war doch erstaunlich welche Macht eine solch simple Bewegung ausstrahlte. Seine laute und grollend erhobene Stimme hallte durch den Raum: „Eric Druidans Sohn! Habe ich dir nicht verboten herzukommen! Wie kannst du es wagen…“
„Halt hört euch an was ich zu sagen habe“, und tatsächlich er hatte es geschafft den Alten zum Schweigen zu bringen, denn seine Worte stoppten abrupt, „Das Dorf wird angegriffen! Wir brauchen eure Hilfe! Ich weiß nicht was es für Wesen sind! Kommt schnell, den Kampf werden wir ohne euch nicht überleben!“
Für einige Sekunden war es still. Shara hob ihre Hand vor Entsetzen an ihren Mund. Der alte Mann bewegte seine Hand zu seiner Brille und drehte am rechten in einem etwa 45° Winkel.
„Er hat Recht. Shara, geh nach oben und bereite dich vor.“
„Vater, meine Freunde brauchen Hilfe!“
„HAST du nicht gehört was ich gesagt habe? Bereite dich vor! Ich glaube wir haben es heute mit einem Gegner zu tun dem wir unterlegen sein könnten.“
Der alte Mann hob sein Kleid, wirbelte einmal um sich selber und war verschwunden. Shara durfte keine Zeit verlieren und setzte sich sofort in Bewegung. Sie ergriff Erics Hand, eine Bewegung die sie in letzter Zeit bei ihren Geheimen Treffen des Öfteren durchgeführt hatte, und lief mit ihm schnurstracks durch die mit Ornamenten verzierte große Halle in den ersten Stock, wo ihr Zimmer im linken Flur zu finden war.
„Shara was meint Lector mit <bereite dich vor>?“ Sie drehte sich bei diesen Worten schnell zu ihm um und gab ihm in einer liebevollen und zärtlichen Umarmung einen Kuss. „Du musst uns jetzt vertrauen. Wir haben keine Zeit für Erklärungen… warte hier“, und sie löste sich von ihm und verschwand in ihrem Zimmer. Nach etwa zwei Minuten kam sie wieder heraus mit einer grün-schwarzen Robe, ein paar alten Stiefeln und zwei Amuletten, eines welches Eric ihr selber geschenkt hatte und das Sonnenkreutz darstellte, eines in Form einer Schneeflocke.
„Wir können los.“ Sie bewegte sich auf Eric zu und umarmte ihn nochmal.
„Moment du willst springen?!“ sagte Eric mit weit aufgerissenen Augen.
„ich kann es nun viel besser, ich habe viel geübt. Vertrau mir bitte, davon wird unser beides Überleben abhängen.“
„Nun gut…“ Shara begann sich zu konzentrieren und bekam einen Gesichtsausdruck als würde sie angestrengt gegen ihren eigenen Geist ankämpfen.
„Bevor wir gehen Shara“, unterbrach Eric sie, „ich will dir noch sagen das ich dich liebe… ich liebe dich über alles in der Welt und es gibt nichts was Lector machen kann um diese Liebe wieder zu zerstreuen. Es ist mir wichtig das du dieses Wissen immer fest in deinem Herzen trägst“
Shara brachte unter Anstrengung und der der Konzentrationserhaltung gerade noch die Worte „Ich liebe dich auch“ hervor, als der Zauber begann zu wirken. Was hätte sie gesagt wenn Sie gewusst hätte das dies die letzten Worte sein würden die sie Eric hatte sagen können.
Sie wurden in einen wirbelnden Strudel gezogen, der sie nahezu unmittelbar an ihren Zielort, ein abgelegener Platz im Dorf, brauchte. Etwas erschöpft von der Konzentration sackte sie kurz nach ihrem Erscheinen zusammen. Das rettete ihr das Leben, denn ein Roter Lichtblitz schoss geradewegs über ihren Kopf und traf Eric mitten in die Brust, der wie in Zeitlupe zu Boden stürzte und in einer abstrakten Position wie tot liegen blieb. Ein furchterregender Schreck durchfuhr Shara und in ihr wurde eine Barriere durchstoßen vor der ihr Vater sie all die Jahre gewarnt hatte.
„Ach mit jetzt habe ich doch tatsächlich diesen kleinen Jungen getroffen…“, eine schmierige Stimme, hoch und kalt, kam aus einer der dunklen Häusergassen, der Richtung aus der der Lichtblitz gekommen war, „schade, denn jetzt bleibt mir nichts Anderes mehr übrig als die Kleine zu töten… wo doch nun mein einziger Lähm zauber für diesen Wicht verschwendet wurde“, sagte die Stimme belustigt, „mein Meister wird nicht erfreut sein…“
Doch Shara konnte ihn kaum hören. Sie verstand nicht was er sagte. Das einzige an was sie dachte war der leblose Körper unter ihr. Die Welt um sie herum färbte sich rot. Eine ungeheuerliche Kraft übernahm die Kontrolle über sie. Ihr Zorn und ihre Trauer schienen in diesem Moment keine Grenzen zu kennen und in dem Moment wo sie glauben musste er würde sie zerreißen entlud sich all ihr Zorn und all ihre Trauer in einer gewaltigen Explosion, die sich Kreisförmig mit unglaublicher Geschwindigkeit von ihr weg bewegte. Die Welle überflog das gesamte Dorf. Die Zerstörung walzte alles nieder. Und in ihrem Zorn bemerkte sie nicht dass der gelähmte Eric am Boden das meiste davon abbekam. Kurz nachdem sie den Zauberer in der Gasse erreicht hatte, der schon tot war bevor er überhaut den Boden erreicht hatte, hörte sie einen lauten Schrei in ihrem Kopf „Neeeeiiiiinnnn Sharaaaa! Was hast du getan!“.
[Gegenwart]
Shara war wohlauf und sehr vergnügt, wie schon lange nicht mehr. Die Aufmerksamkeit, die gute Suppe und der Wein taten ihre Arbeit. Sie war schon leicht angetrunken als die Dörfler verkündeten dass das Fest angerichtet sei. Und tatsächlich: Draußen auf dem geräumigen Dorfplatz waren Tische und Bänke aufgestellt worden, die Tische überladen mit vielen Köstlichkeiten. Es hatten sich schon einige an die Tische gesetzt. So ging sie hinüber zu ihren anderen Gefährten und nahm Platz und direkt auch ein großes saftiges Stück Fleisch. Während Sie so aß war sie sich ihrer Umgebung immer weniger bewusst. Sie stieg beim Essen lieber auf etwas Wasser um denn mit Alkohol hatte sie wohl wissend schon ihre Erfahrungen gemacht.
Doch als sie sich, satt wie sie war umschaute bemerkte sie zum ersten Mal den Blick des Mannes gegenüber von ihr. Er saß direkt neben Skye und schaute sofort wieder weg als ihre Blicke sich trafen. Ungewöhnlich, er wich ihrem Blick aus.
<Sophie? Schau auf diesen Mann dort>, sie sendete ein Bild zu ihr hinaus, <und zeige mir was er vorhat>
So drehte sich Shara wieder weg nur um gleich von den Bildern Sophies sehen zu können wie der Mann leicht verlegen in ihre Richtung schaute… nein förmlich starrte. Was hatte es damit auf sich? In diese Gedanken übertrug Sophie eine mächtige Freude auf ihre Herrin und flatterte davon. <Sophie, wo…?>, doch ein kleiner Stups brachte sie zum schweigen. Verwirrt schaute Shara ihrem kleinen Freund hinterher, der sich etwas unweit von dem Geschehen auf einem Baum niederließ.
Auch Shara interessierte sich für diesen Mann. Es ergab sich das neben ihr ein Platz frei wurde, der es ihr ermöglichte direkt gegenüber des Mannes zu sitzen. Er war groß… selbst im sitzen überragte er die meisten Anderen. Sein muskulöser Körperbau unterschied ihn sehr stark von Skye, die die ganze Zeit über zwar eher wirkte als wäre sie in einem lebendigen Albtraum gefangen, doch neben diesem Mann stärker wirkte als hätte er nicht dort gesessen. Den Falten in seinem Gesicht nach zu urteilen musste er um die 30 Jahre alt sein. Doch das Gesicht wirkte deshalb nicht alt, besonders die Narbe an seinem linken Auge machte etwas Besonderes aus ihm. Seine Kleidung war abgenutzt doch die fiel Shara nicht mal auf.
„Hallo die Dame, mein Name ist Harras. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
<Der Kerl hat Manieren> „Shara ist mein Name. Ich kenne euch nicht. Kommt ihr hier aus diesem Dorf?“, fragte Shara, obwohl sie mit 99%iger Sicherheit sagen konnte das er es sicher nicht war.
„Nein… ich komme aus dem Norden… […]“ und er begann zu erzählen. Bald waren sie so tief in einem Gespräch vertieft das beide unter der Zuhilfenahme des nun wohl konsumierten Alkoholes nichts anderes mehr sehen konnten als sich selbst. Harras hatte entgegen zu seinem Aussehen einen geschmackvollen Humor, war gut aufgelegt und sah überdies auch noch gut aus! Ein Lachen durchbrach die Nacht, Shara und Harras bekamen sich nicht ein vor Lachen als er ihr eine Geschichte von einem Gobelin namens Seidenblume vortrug, der von einem Missgeschick in das nächste stolperte und diese mit dem grandiosen Finale beendete als der Gobelin seiner Frau den Hof machte, jedoch herausfinden musste das seine Frau überhaupt keine Frau gewesen war. Die Beiden hätte sich noch Stunden unterhalten können. Shara fühlte dich unheimlich wohl, wie schon seid langem nicht mehr, wären da nicht diese vermaledeiten Reiter aufgetaucht, die den schönen Moment der Zweisamkeit beendeten. Erschrocken wischen die Beiden die Reitern aus als diese die Tische umkippten und die freudige Menge sich in die Himmelsrichtungen verstreute, bis auf wenige Ausnahmen.
Als Shara in der Gefahr wandelte von einem der Reiter nieder geritten zu werden sprangen der Elb und Harras an ihre Seite und konnten es gemeinsam bewerkstelligen den Reiter umzureißen.
„Aber aber… wer wird seine Gäste denn gleich so behandeln?“
Eigentlich sollte sie sich nun ihrer innewohnenden Fähigkeiten bedienen, doch sie konnte nicht. Erstaunt gerade knapp vielen Schmerzen entkommen zu sein und noch erstaunter von Harras gerettet worden zu sein stand sie da wie gelähmt.