RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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Die nun etwas gewachsene Truppe wanderte weiter, nachdem der Schütze betäubt wurde. Sie liefen weiter durch den Wald, bis sie ein kleines Schimmern in der Ferne erkennen konnten, es waren mehrere Lichter, die anscheinend aus Fenster kommen. Das könnte der Gasthof sein, den Miril suchte.

Die Gruppe begab sich zu dem Haus, welches sich tatsächlich als das gesuchte Gasthaus entpuppte. Die vier betraten das Innere des Gebäudes und schauten sich etwas um, der Gasthof scheint nicht sehr groß zu sein, eher wie für reisende Händler. Miril, Aias und Zaku bezahlten drei Zimmer, Aias benötigte Schlaf, da sie bei der Übernachtung im Gasthof zuvor keine Ruhe fand und Miril war ebenfalls müde, doch Obscuro hatte wieder einmal nicht vor, zu schlafen, irgendwie konnte er nicht, doch er weiß selbst nicht, warum. Wie immer gab es viel zum Nachdenken.

Obscuro begab sich nach drausen. Tief atmete er die kühle Nachtluft ein, als er leise Schritte hinter sich hörte. Blitzschnell drehte sich Obscuro um, dunkle Energie strömte aus seiner rechten Hand, diese dunkle Energie war zu einer langen Klinge geformt, auf eine kleine Gestalt gerichtet.

Dann trat die Gestalt aus dem Schatten hervor, sie war nicht sonderlich groß und nun konnte Obscuro erkennen, dass es Zaku war. "Störe ich?" fragte er. "Ich konnte in Therasus so gut schlafen, dass ich jetzt gar nicht müde bin. Ich bin hellwach und möchte unbedingt gern von dir lernen. Deshalb wollte ich dich fragen, ob es dir etwas ausmacht, wenn du mir ein paar Zauber beibringen könntest?" Obscuro ließ die dunkle Klinge verschwinden. "Jetzt?" entgegnete er etwas verwundert."Hmmm...es ist noch Nacht und relativ dunkel. Ich denke, Aias und Miril wollen schlafen und viele dieser Zauber und Techniken machen nur zu viel Krach, wobei...schaden könnte es auf alle Fälle nicht. Wer weiß, was uns auf dem Weg zu Ruine lauert, da könntest du schon ein paar nützliche Zauber gebrauchen...Ich unterrichte dich...aber nur etwas..." Obscuro schmunzelte etwas. Schon lange hat ihn keiner mehr darum gebeten, etwas von ihm zu lernen, doch Obscuro wird Zaku unterrichten und deshalb freut er sich umso mehr, dass er jemanden von seinem Wissen teilhaben lassen kann.

"Es gibt Zauber, die vom eigenen Körper ausgehen können, aber auch welche, die man von einem andere Körper aus steuern kann, wie von einem Stab aus. Da ist es völlig egal, was für ein Stab es ist, das kann auch ein normaler Stock sein, wie man ihm im Wald findet, aber durch einen Stab, der eine gewisse Macht beherbergt, sind die Zauber effektiver und es ist mehr möglich. Dein Schamanenstab eignet sich gut für ein Training. Ich könnte dir beibringen, Magie durch dich oder duch deinen Stab wirken zu lassen, jedoch nehmen wir noch nicht allzu mächtige Zauber dran...die kann ich dir später zeigen und die werden dir dann auch gefallen. Ich schlage dir vor, du gehst in dein Zimmer und holst deinen Stab, damit wir dann mit einem kleinen Training beginnen können, denn auch kleinere Zauber können auf Dauer an deiner Kraft zehren. Danach solltest du dich ausruhen. Ich warte hier, solange du deinen Stab holst."

Zaku ging in den Gasthof und betrat sein Zimmer, wo er seinen Stab holte, den er schon sicher in einem Schrank in seinem Zimmer verstaut hatte. Währenddessen lehnte Obscuro an der Vorderwand des Gasthofes und wartete in aller Ruhe, bis Zaku mit seinem Stab zurückkehrt, doch dabei fühlt er sich etwas beobachtet...
 
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Grinsend eilte Zaku in sein Zimmer, um seinen Stab zu holen. Obscuro wollte ihm tatsächlich etwas beibringen! Der Goblin öffnete den Schrank, in dem der Stab lag, und holte seine Waffe heraus. Behutsam strich er über das Holz und bemerkte eine kleine Kerbe im Holz, die scheinbar vom vorherigen Kampf stammte. "Gut, dass das nur ein paar Banditen waren", dachte Zaku, "Aber der Überfall war schon genug Ärger für die gesamte Reise zu dieser Ruine gewesen."

Dann lief der Goblin wieder nach draußen. An den Zimmern von Aias und Miril schlich er vorbei, er wollte sie schließlich nicht wecken. Vor sich sah er bereits die Tür, hinter der Obscuro wartete und hinter der Zaku bald neue Künste lernen würde, vor sich. Wieder grinste er. Endlich neue Zauber! Plötzlich blieb er stehen. Hatten vorher nicht noch Lichter im Gang gebrannt? Der Goblin versuchte sich daran zu erinnern, doch es gelang ihm nicht. Er war zu sehr in Gedanken versunken gewesen! Unsicher ging Zaku weiter es waren schließlich nur wenige Meter bis zur Tür.

Draußen angekommen, wartete Obscuro bereits. "So, da bin ich", sagte Zaku und spähte in die Finsternis. Vieleicht hatte Obscuro die Lichter gelöscht? Nein, warum sollte er das tun? Der Magier musste bemerkt haben, dass Zaku sich unwohl fühlte, denn er sagte leise: "Scheinbar bin ich nicht der einzige, der etwas bemerkt hat..."
 
Endlich hatte die Gruppe die Herberge erreicht. Als sie eintraten, kam ihnen eine angenehme Wärme entgegen und Miril fühlte sich sofort wohler. Sie lies ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Dort saßen zwei Zwerge vor zwei Bierkrügen und unterhielten sich aufgeregt. An einem Tisch in der Ecke saß ein weißhaariger Mann. Er schien die Gruppe interessiert zu beobachten. An zwei weiteren Tischen saßen je zwei Personen und unterhielten sich. Wahrscheinlich Händler, so wie die aussehen, dachte sich Miril. Hinter der Theke stand der korpulente Wirt und unterhielt sich mit der weiblichen Bedienung. Ein Stück neben der Theke stand ein Kachelofen.

Aias, Zaku und Miril bezahlten je ein Zimmer. Obscuro meinte, er werde noch etwas nach draußen gehen um nachzudenken. „Aber nicht zu lange, wir haben morgen noch einen weiten Weg vor uns.“, warnte Aias. „Wie weit ist es denn noch bis zu der Ruine?“, wollte Zaku wissen. „Ich denke es sind noch ein paar Kilometer.“
Als das geklärt war, wünschten sich die vier gegenseitig eine gute Nacht und trennten sich. Miril begab sich gleich nach oben und suchte ihr Zimmer. Es war recht klein und spärlich eingerichtet. Dort stand ein altes Holzbett, eine Kommode und ein kleiner Kleiderschrank. Sie verstaute ihren Rucksack, legte ihr Kettenhemd ab und begab sich wieder nach unten in die Stube, da sie noch etwas durstig war. Zwei der Händler, die sie zuvor gesehen hatte, waren nicht mehr da. Sie hatten sich anscheinend zur Nachtruhe zurückgezogen. Miril setzte sich an einen Tisch in der Nähe des Kachelofens und bestellte sich einen Krug lauwarme Milch. Der weißhaarige Mann in der Ecke schien sie immer noch zu beobachten. Miril nippte etwas an ihrer Milch und dachte über ihre Gefährten nach. Es war zweifellos ein wild zusammen gewürfelter Haufen. Sie fragte sich, wie sie zueinander gefunden hatten. Dennoch hatten sie ein gemeinsames Ziel. Sie wollten zu einer Ruine, weit weg von den Städten, um dort ein wenig Ruhe zu finden. Vielleicht sollte ich mit ihnen dort hin gehen, ein wenig Ruhe würde mir auch gut tun. Sie beschloss die Gruppe morgen zu fragen, ob sie sie begleiten dürfe.

Durch ein lautes Geräusch wurde Miril aus ihren Gedanken gerissen. Die Bedienung hatte ein Tablett fallen lassen und zwei Teller waren dabei zerbrochen. Dadurch sah sie gerade noch, wie Zaku aus der Tür schlüpfte. Wahrscheinlich wollte er Obscuro ein wenig Gesellschaft leisten. Sie bemerkte, dass jetzt auch die zwei Zwerge auf ihre Zimmer gingen. Nun ist es wirklich Zeit, ins Bett zu gehen, dachte Miril. Ich sollte mich gut ausgeruht auf die Wanderung zu der Ruine machen. Als sie gerade aufstehen wollte, sah sie, dass der weißhaarige Mann auf sie zukam. Was er bloß von ihr wollte?
 
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Und Shara musste lachen. Es war keine wirkliche Freude dahinter sondern eher ein spöttisches grausames Lachen. Sie hatte sich in den letzten Stunden der Sticheleien gegen Haldamir in etwas hineingesteigert, auch wenn es ganz und gar nicht ihrer Gesinnung entsprach überhaupt ein solches Lachen von sich zu geben. In einem amüsierten Ton fuhr sie ihn an: „Ich habe mich schon gefragt wann es soweit sein würde das ihr mich zur Rede stellt. Und ich sage euch: Das ist MEINE Art mit Problemen umzugehen. Ich schweige das nicht tot und werde niemals darüber hinwegsehen können. Weshalb habt ihr mich nicht verteidigt vor dem Rat. Wieso nicht? Ihr der ihr mehr als alle Anderen eueres Volkes die Narretei ihres Handelns hättet erkennen müssen!“

Haldamir, der sich bei dem spöttischen Lachen abgewendet hatte fuhr herum und wurde lauter: „Wieso könnt ihr das nicht auf sich beruhen lassen? Ihr seid selber schuld an euerer Situation und ich konnte nur dafür sorgen das ihr bestmöglich da heraus kommt!“

„Wieso auf sich beruhen lassen? Nicht mal das kleinste Anzeichen von Mitgefühl gegenüber meiner Person habt ihr gezeigt. Es ist als ob ihr vollkommen leer wärt!

Skye kletterte währenddessen auf einen nahe gelegenen Baum und beobachtete die Beiden von oben aus sicherer Entfernung. Mussten sie denn immer streiten?
Sophie entfernte sich auch vom Geschehen und flog zu Skye, der sie durch wildes rumgefuchtel und vielsagende Gesten signalisierte dass der Kontakt zu Shara verschlossen war.

„Wieso denn auch Mitgefühl? Seid ihr so Jung das ihr euch noch nach Mitgefühl sehnt? Kinder brauchen Mitgefühl. Ihr trefft euere eigenen Entscheidungen und müsst mit den Konsequenzen leben!“

„Was hat unsere Zusammenkunft dann überhaupt für einen Sinn, wenn nicht GEMEINSAM auf Reisen zu gehen und sich für die ANDEREN einzusetzen? WELCHEN?“

Sharas Augen wurden wieder rot. Sie verlor die Kontrolle un es war als ob ein böser Geist sich ihrer bemächtigt hatte.

„Ja wir reisen gemeinsam, aber wir sind doch nicht verantwortlich für euere dummen Taten!“

„Oha jetzt wird Haldamir auch noch beleidigend! Nicht nur das ihr den Schutz den wir brauchen nicht zur Verfügung stellt, NEIN, jetzt müssen wir uns auch noch als „dumm“ beschimpfen lassen! Wie einfallsreich!“

Skye und Sophie, die ja alles beobachteten, wunderten sich warum beide Seiten stetig das Wort „wir“ benutzten. Scheinbar glaubten beide Seiten Skye stände hinter ihnen…

„Ha da schaut ihr zeigt euere Schwäche …“, Haldamir blieb ruhig und analysierte, „ihr schafft es nicht objektiv zu bleiben.“

„Objektiv? OBJEKTIV? Sagt mal ihr habt es immer noch nicht verstanden was ich von euch haben möchte! Und ihr sagt ich wäre dumm! Das Kompliment gebe ich gerne zurück. Warum reise ich überhaupt noch mit euch!“

„Ja, wir reisen zusammen, aber ich weiß nicht ob es nicht doch ein großer Fehler war das ihr uns begleitet habt. Schließlich seid ihr daran schuld das wir hier gestrandet sind.“

Die Sekunden verstrichen. Nach Haldamirs letztem Satz war es still geworden. Shara atmete sehr tief ein, ihre Augen weiteten sich, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie schaute Starr auf den Boden. Sie begann in einem Ton zu sprechen, der mehr Angst verbreitete als Information die man aus den Worten hätte ziehen können. Sie sprach wie ein Vulkan der kurz vor dem explodieren war. Oder einer der bereits am ausbrechen war, den Ausbruch aber noch niemand bemerkt hatte.

„Wie könnt ihr es wagen … WIE KÖNNT IHR ES WAGEN! SPÜRT MEINEN ZORN!“

Ihr angriff kam unerwartet. Ihre rechte Hand schnellte in Richtung Haldamir während ihre Linke nach oben schnellte. Ein greller Blitz schoss aus dem Nichts auf Haldamir zu, dem er trotz seiner Überraschung geschickt auswich, in seiner Ausweichrolle seine Schwerter zog und auf Shara zustürmte. Ein weiter Blitz, nur diesmal auf der Hand Sharas genau auf Haldamir zu, der es abermals schaffte auszuweichen. Dieser Angriff hielt Haldamir kaum auf, er stürmte auf Shara zu, holte aus und schlug ins leere. Shara war verschwunden und unmittelbar hinter ihm wieder aufgetaucht. Sie streckte wiederum ihre Hand aus und traf diesmal. Doch der Schock hatte kaum eine Wirkung, Haldamir vernahm nur ein kleines Kitzeln, wohl eine seiner körperlichen Eigenschaften als Balanmae. Haldamir fuhr mit seinen Schwertern herum und traf wenige Zentimeter vor Shara auf eine unsichtbare Barriere, welche den Schlag wirkungslos machte, doch reichte die Kraft seines Schlages aus um Shara von ihren Füßen nach hinten weg auf den Boden zu stoßen.

„STOP, DAS REICHT“
 
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Plötzlich stand Skye neben den beiden Streitenden und sah beide abwechselnd fassungslos an. Sie zitterte vor Aufregung und ballte angespannt die Fäuste. „Seid Ihr denn noch bei Verstand??“ fragte sie und lief auf die beiden zu. „Seit wir hier angekommen sind, habt Ihr nichts Besseres zu tun als euch ständig anzugeifen! Hört verdammt noch mal endlich damit auf!“
Skye blieb zwischen den beiden stehen und versuchte auf diese Art zu verhindern, dass sie sich erneut angriffen.
„Aufhören? Sie ist es doch, die ständig etwas auszusetzen hat! Nur wegen ihr sind wir…“
„Wir?!“ unterbrach Skye Haldamir und sah ihn ungläubig ins Gesicht. „Es gibt hier kein ‚wir’. Ihr zieht mich in diese Sache zwischen euch mit hinein. Nehmt keine Rücksicht darauf, was ich denke. Ihr habt ein Problem mit Shara, nicht ich!“
In der Zwischenzeit konnte sich Shara wieder aufrichten und sah zu den anderen beiden herüber. Sie musste zwangsläufig schmunzeln als sie zu hörte wie Skye Haldamir zurechtwies. Mit was sie allerdings nicht gerechnet hatte war, dass Skye auch ihr etwas zu sagen hatte.
„Und Ihr? Was gibt euch das Recht dazu Vertrauen und Hilfe zu fordern, wenn ihr Haldamir selber bei jeder Gelegenheit kritisiert und anfahrt? Teilweise völlig ohne Grund??“
Der flehende Blick der jungen Dryade wechselte in den folgenden Sekunden immer wieder zwischen Shara und Haldamir hin und her. Dann machte sie einen Schritt auf Shara zu. „Es ist gut, wenn ihr Probleme ansprecht, jedoch nicht auf diese Weise…“ Skye stand direkt vor Shara und sah ihr bittend in die Augen. „Bitte Shara, kommt zur Vernunft… Ihr habt euch da in etwas reingesteigert und…“
„Euer Problem ist doch nur, dass ihr nicht damit zu Recht kommt wenn andere den Ton angeben!“ Haldamir unterbrach Skye und sprach Shara direkt an. „Oder wenn ihr zur Abwechslung nicht mehr wisst als alle anderen.“
„Niemand mag es im Unklaren gelassen zu werden…“ versuchte Skye Haldamir zu beruhigen und stellte sich direkt vor ihn auf um den Weg zu versperren. Doch scheinbar schien er sie überhören zu wollen. Er schob Skye einfach zur Seite.
„Wenigstens weihe ich meine Gefährten in Pläne ein und lasse sie nicht einfach in irgendeiner dreckigen Taverne zwischen Schnapsleichen zurück.“ War Sharas giftige Antwort darauf, völlig unbeeindruckt davon, wie Haldamir immer näher kam.
„Aber er ist wieder gekommen….Hört bitte auf…“ Skye versuchte schlichtende Worte dazwischen zu werfen doch keiner der Beiden schien sie auch nur Ansatz weise zu hören oder hören zu wollen.
„Oder verurteile sie zu Strafen, anstatt mich für sie einzusetzen.“
„Shara hört auf damit, ich bitte euch….“ Schon wieder begann Skye zu zittern. Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte, gleich würde es bestimmt wieder zu einem Kampf kommen. Besorgt sah Sophie, die auf ihrer Schulter saß zu ihr hoch.
„Nein, stattdessen schimpft ihr nur herum und meint mir Befehle geben zu dürfen.“
„Hört jetzt auf!“
„Wisst ihr was? Ihr seid einfach nur….“
„ICH SAGTE, HÖRT JETZT AUF!“
Skye schrie mit aller Kraft die sie mit ihrer Stimme aufbringen konnte. Einige Vögel flogen verschreckt aus den Kronen der Bäume und Spalanzani sah missbilligend zu seinen Begleitern herüber.
Sofort schossen aus dem Boden Ranken neben Shara und Haldamir empor und stürzten auf die beiden zu.
Während Shara am Bauch gepackt und nach hinten gezogen wurde, wunden sich gleichzeitig einige Ranken und Haldamirs Beine, sodass er sich nicht vom Fleck rühren konnte. Zwar versuchte er sich zu befreien, doch er rechnete nicht damit, dass hinter ihm erneut Ranken auftauchten und seine Arme hinter seinem Rücken festhielten. Auch Shara konnte ihre Hände nicht mehr nutzen. Einige Ausläufer der Ranke um ihren Bauch hatten sich bis zu ihren Händen vor gewunden.
Hinter den Beiden stand Skye, vor Aufregung nach Luft ringend. Sie wartete einen Moment um sich zu beruhigen, ehe sie sich leise wiederholte. „Jetzt…hört….endlich auf.“ Mit einer Handbewegung von ihr schob sich das Gestrüpp aus Ranken und Shara ein Stück auf Haldamir zu, sodass sie beiden gleichzeitig gegenüber stand. „Habt ihr nicht gesehen was passiert ist? Ihr wart bereit euch gegenseitig umzubringen! Ihr habt doch völlig den Verstand verloren!“
Skye drehte ihre Hand kurz im Kreis, als sich kurz darauf junge Triebe bildeten und sich um die Handgelenke der beiden wickelten.
„Wenn ihr nicht freiwillig dazu in der Lage seid, eine Weile ohne Streit auszukommen muss ich euch wohl dazu zwingen…Die Triebe die ihr da gerade wachsen seht sind extrem empfindlich. Erhöht sich bei einen von euch der Blutdruck weil er sich aufregt, drücken die Ranken bei euch beiden fester zu und bilden Dornen…. Also überlegt es euch gut…“ Mit diesen Worten wendete sich Skye schniefend ab. Für heute hatte sie genug von den Beiden und wollte nur noch ihre Ruhe. Sie drehte sich ruckartig um und verzog sich in Richtung Wald, gefolgt von Sophie.
„Ich verschwinde….“ Sagte sie als sie an Spalanzani vorbei ging.
„Verfluchte Menschen….“ Und damit war sie im Geäst der Bäume verschwunden.
 
Obscuro und Zaku schauten sich um, es kann nur jemand da sein, der sie beobachtet, beide spüren das! Sie hörten das Geflatter einer Schar von Vögeln. Irgend etwas schien sie aufgeschreckt zu haben, das auch für die Truppe eine Gefahr darstellen könnte.

Obscuro wendete sich nun Zaku zu und sprach: " Ich denke, wir sollten wirklich etwas leise sein, denn ich habe das Gefühl, hier gehe es nicht mit rechten Dingen zu! Schon während du deinen Stab holtest, habe ich aus weiter Entfernung etwas Sonderbares vernommen." Obscuro schaute zum Himmel. "Sieh nur, wie klar der Nachthimmel ist, wie gut man jeden einzelnen Stern sehen kann. Und doch konnte ich aus der Ferne ein Grollen hören und einige Lichtblitze zuckten. Kurz darauf flogen einige Vögel davon."

Beide wunderten sich und überlegten, was es wohl gewesen sein könnte. Doch nach kurzer Zeit schaute Obscuro wieder zu Zaku und war entschlossen, ihm ein paar schwächere Zauber zu zeigen. Mit den Worten "Später zeige ich dir dann mächtigere Zauber, die dir wirklich etwas nützen" begann das Training.

Obscuro zeigte Zaku ein paar kleine Zauber der dunklen Magie, wie man den Gegner durch Schatten verwirren kann, die urplötzlich aus dem Nichts erscheinen und Obscuro brachte Zaku auch ein paar sichere Haltungen und Techniken mit dem Stab bei, die Zaku eifrig imitierte. Nach einer Weile wurde Zaku schon etwas müde. Er ging in den Gasthof, begab sich in sein Zimmer und warf sich erschöpft ins Bett. Obscuro lehnte sich draußen wieder an die Wand. Endlich konnte er sein Wissen über die dunkle Magie einem wissbegierigen Schüler weitergeben! Obscuro lauschte dem Wind, der durch die Bäume wehte und dem Zirpen der Grillen. Doch diese Lichtblitze ließen Obscuro keine Ruhe, er musste wissen, was es war! Doch davon war nun keine Spur, aber so langsam verlor Obscuro auch das Interesse daran, er setzte sich auf den Boden und lehnte weiter an der Wand. Im Gasthof schien auch alles ruhig zu sein. Nach ein paar Momenten der Ruhe stand Obscuro auf und ging in den Gasthof, da sah er, dass Miril mit einem weißhaarigem Mann sprach...
 
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Der weißhaarige Mann stand jetzt vor ihr. „Ihr seid eine Lichtalbin nicht wahr? Darf ich mich kurz zu euch setzen?“ Miril war neugierig. Der Mann hatte ihre Rasse erkannt. Vielleicht weiß er was über den anderen Lichtalben, den es hier geben soll. „Natürlich setzt euch. Mein Name ist Miril. Wie heißt ihr und was habt ihr mir zu sagen?“
Der Mann setzte sich auf einen Stuhl gegenüber Miril. „Mein Name ist Brilat Edgarson. Ich vermutete gleich als ihr hier hereinkamt, dass ihr eine Lichtalbin seid. Als ich euch aus der Nähe sah, war ich mir ganz sicher. Die Augen eurer Rasse sind einfach unverwechselbar.“
Miril war erstaunt. Dieser unscheinbare Mann musste schon einmal einen Lichtalben gesehn haben, oder er war nicht so unscheinbar, wie er aussah. „Habt ihr schon einmal einen meiner Rasse gesehn, oder woher wisst ihr so genau Bescheid?“
„Ihr müsst wissen, als ich noch jünger war, war ich ein bekannter Händler auf Felagrund. Ich bereiste viele Länder und habe dementsprechend viele Leute kennen gelernt.“ Er machte eine kurze Pause und schaute Miril tief in die Augen. „Darunter war auch ein Lichtalb. Ich interessierte mich schon immer für fremde Völker und er war so nett, mir die Geschichte der Lichtalben zu erzählen.“
In Miril keimte Hoffnung. Hatte sie endlich eine Spur gefunden? „Wo habt ihr diesen Lichtalben getroffen und was wisst ihr über ihn?“ Sie war jetzt sehr angespannt und hoffte, dass der Mann sie nicht täuschen wollte.
„Ich traf ihn vor 8 Jahren im nördlichen Königreich Gepedi. Ich war dort auf einer Handelsmission unterwegs und traf ihn in der Stadt Asbon im Süden des Reiches. Damals hatte er dort eine Schmiede. Ich weiß nicht, ob er heute immer noch dort ist. Ich kann verstehen, dass ihr auf die Suche nach ihm gehen wollt, deswegen habe ich euch angesprochen.“
Miril war zufrieden. Immerhin hatte sie etwas erfahren. Es war ihre erste Spur auf ihrer Suche und sie wollte ihr folgen. „Ich danke euch. Ich muss also nach Norden reisen. Könnt ihr mir sonst noch etwas sagen?“
„Ja das kann ich. Sein Name ist Thodlas. Wie gesagt, er hatte dort eine kleine Schmiede, in der er alleine arbeitete und eigentlich ein gutes Geschäft machte. In Gepedi sind Waffen schon immer gefragt gewesen. Ansonsten kann ich euch leider nichts mehr sagen, außer das, was ihr selbst schon wisst.“
„Ich danke euch, dass ihr mit mir geredet habt. Ich werde mich in der Tat auf die Suche nach Thodlas machen. Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich habe eine lange Reise vor mir und möchte noch ein wenig schlafen.“ Mit diesen Worten stand Miril auf und ließ Brilat zurück.

Sie ging direkt in ihr Zimmer und bereitete sich für die Nacht. Nachdem sie sich in das Bett gelegt hatte, dachte sie nach. Der Mann konnte ihr einiges über den anderen Lichtalben sagen. Konnte sie ihm vertrauen? Aber welchen Grund hätte er, sie anzulügen? Wollte er sie vielleicht in einen Hinterhalt locken? Miril beschloss, den Informationen zu vertrauen und sich nach Asbon zu begeben.
Die andere Frage war, ob sie ihre Gefährten trotzdem zu der Ruine begleiten sollte. Sie war lange genug alleine gereist und sehnte sich nach Gesellschaft. Außerdem war sie nicht nur hier, um ihren Artgenossen zu suchen, sondern auch, um den Kontinent zu besichtigen und etwas über seine Geschichte zu lernen. Aus diesem Grund beschloss sie, die Gruppe morgen trotz allem zu fragen, ob sie sie begleiten dürfe.
Jetzt war es Zeit für sie zu schlafen. Sie hatte viel zu verarbeiten und musste morgen fit sein.
Erst nachdem sie mehrere Minuten wach gelegen hatte, schaffte sie es, ihren Geist zu leeren und einzuschlafen.
 
Noch während Skye sprach, versuchte Haldamir sich aus den Ranken zu befreien, mit aller Kraft versuchte er seine Schwerter, welche er noch immer in den Händen hielt, dazu zu benutzen sich frei zuschneiden. Jedoch hatten sich die Ranken so kräftig um seine Handgelenke gewickelt, das er seine Hände nicht bewegen konnte, wahrscheinlich würde es ihn auch einiges an Kraft kosten die Schwerter fallen zu lassen. Auch der Versuch die Ranken abzuschütteln ergab keinen Erfolg, es sei denn man würde es als Erfolg verzeichnen, das sich die Ranken noch enger zogen.
Es dauerte einen Moment, bis Haldamir den Kampf aufgab. Ihm war klar, das nur Skye sie wieder aus den Ranken befreien konnten und diese würde es nicht eher tun, ehe sich beide wieder zusammen gerissen hatten. Zwar versuchte Haldamir sich wieder zu beruhigen, jedoch war seine Wut auf Shara zu groß. Ihm war nicht klar, ob dies wirklich an Shara lag oder ob er in den letzten Monaten zu viel Wut angesammelt hatte die jetzt nach außen wich, aber diese Wut schien die Kontrolle über seinen Verstand zu übernehmen und dies durfte auf keinen Fall passieren. Der Balanmae fürchtete nicht, das er in einem Wutanfall etwas dummes Tat oder gar ein fühlendes Wesen tötete. Er hatte vielmehr vor etwas angst, das schon lange in ihm schlummerte, jedoch erst einmal das Licht der Welt erblickte.
Er warf nun einen Blick auf Shara, auch sie wirkte so, als hätte sie den Kampf gerade eben aufgegeben. Ebenso wie Haldamir waren Schweißperlen auf ihrer Stirn zu sehen. Haldamir wunderte sich nur, warum sie nicht ihre so hochgelobte Magie einsetzte und sich dadurch befreite. Er vermutete das die Ranken entweder ein Art anti magisches Feld aufbauten oder das die Ranken zu dicht am Körper lagen und Zauber ihre eigene Gesundheit in Gefahr brachten.
Es vergingen einige Momente, in denen beide Nachdachten und sich für kürzere Augen blicke anstarrten, Haldamir war sich sicher, wenn er empfänglich für Magie wäre, würde sie versuchen ihm telepathisch etwas zu vermitteln, aber ihr Gesichtsausdruck sagte ihm mehr als genug und auch sie würde aus seiner Mimik genug lesen können.
„Wisst ihr, das ihr ein absoluter Kontroll...“ unterbrach Haldamir das Schweigen wurde jedoch gestoppt, als er merkte, wie die Ranken sich enger zogen. Der Balanmae verzog das Gesicht wegen dem Schmerz, der durch die Ranken verursacht wurde. Zwar waren die meisten Ranken noch ertragbar, aber die Reibung während sich die Ranken enger zogen verursachten einen höllischen Schmerz. „Wisst ihr, selbst wenn man ein Schwert durch den halben Körper gerammt bekommt, tut das weniger Weh. Ich spreche aus Erfahrung.“
„Haldamir, jetzt ist nicht die Zeit für dumme Scherze.“ Fauchte Shara ihn an, worauf sich die Ranken erneut enger zogen.
„Achja? Da fange ich mal an zu erzählen, ihr kritisiert die ganze zeit, ich sage nie was. Ich versuche die Stimmung etwas zu lockern und ihr fahrt mich sofort an.“ erneut verzogen beide die Gesichter als sich die Ranken enger zogen.
In Sharas Blick war der Ausdruck von Ungläubigkeit zu spüren, erneut versuchte Haldamir ihr die alleinige4 Schuld zuzuschieben, doch dies war nicht der richtige Moment um sich darauf einzulassen. „Ihr habt recht, wir sollten versuchen uns zu beruhigen.“
Vergebens versucht Haldamir seinem Gesicht einen beruhigten Ton aufzusetzen, doch dies stellte sich als wesentlich schwieriger heraus als Haldamir sich denken konnte.„Ich weiß nicht, wie es bei euch aussieht, aber da ich die nächste Zeit nichts vorhabe, könnten wir versuchen das ganze zu klären.“
„Wo sollte ich schon hingehen mit dem Grünzeug an meinem Körper?“ Spottete die Magierin. „Also gut, es ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.“
Haldamir überlegte einen Moment, wie er am besten anfangen sollte. „Um noch einmal auf die Situation im Tempel zu erläutern. Ihr befandet euch mitten in einer Tempelanlage, euch hätte klar sein müssen, das ihr dort nicht einfach in einen See steigen dürft.“
„Woher soll ich so was denn wissen? Es gibt Religionen auf diesem Planeten, in denen Baden nicht als Sünde angesehen wird.“
„Dieser See ist geheiligt, wie die gesamte Tempelanlage auch. Wenn ihr baden wolltet, hättet ihr einfach einen Priester fragen können und er hätte euch den Weg zu den Bädern gezeigt. Ich bin in dieser Religionsgemeinschaft aufgewachsen, es ist mein Glaube. Ihr behauptet, ich hätte euch nicht verteidigt, doch ich habe euch verteidigt. Hätte ich nichts gesagt, hätte euch auf jeden Fall eine schlimmere Strafe getroffen, man hätte euch wahrscheinlich geopfert oder hingerichtet. Ihr seid ohne einen Kratzer davon gekommen. Ihr solltet euch darüber freuen.“
„Und was war das mit dieser schrecklichen Schenke in die ihr uns geschliffen habt? Der Wirt sah aus wie ein Monster, die Zimmer waren nicht wirklich sauber ...“
Erneut kochte die Wut in Haldamir auf, er begann wesentlich stärker und unregelmäßiger zu atmen, während sich sein Blick auf Shara versteifte. Dennoch begann Haldamir zu sprechen oder besser gesagt er schrie fast schon und unterbrach Shara: „Ich Habe euch für die Nacht ein Kostenfreies Zimmer verschafft. In einer Schenke die Sicher vor Überfällen ist. Ihr hattet ein relativ weiches Bett, ein geschlossenes Dach über den Kopf und Wände die die Kälte abhielten, ich besorgte euch kostenfreies Essen und was macht ihr? Ihr wagt es alles zu kritisieren, was ich für euch mache und das obwohl ihr weder mich, noch Shegaz kennt und ich euch helfe, obwohl ich euch nicht einmal kenne. Ihr beschimpft einen Freund, der für mich fast schon ein Vater ist als Monster, obwohl ihr euch nicht dazu herab gewürdigt habt ein Wort mit ihm zu sprechen. Ich weiß echt nicht, warum ich euch noch eines Blickes würdige.“ Haldamir hätte noch weiter ausgeholt. Jedoch zeigten erneut die Ranken ihre Wirkung und schnürten sich wesentlich straffer, als sie es vorher waren und die Dornen begannen zu wachsen, zwar schnitten diese noch nicht in die Haut ein, jedoch würde nicht mehr allzu viel fehlen.
Es vergingen wieder einige Augenblicke des Schweigens in denen beide versuchten sich an den Schmerz zu gewöhnen, den die Ranken ihnen zufügten. Haldamir musste sich zusammen reißen um den Schmerz nicht durch die Grimasse, die er zog nach außen dringen zu lassen, aber nach einigen Minuten gelang es ihm ein Gesicht aufzusetzen, das zwar noch den Ausdruck von Qual inne hatte, jedoch nicht so Schmerz verzehrt war. „So können wir nicht weitermachen. Wir müssen versuchen diesen Streit endlich beizulegen und so wie jetzt, sind wir auf dem falschem weg.“
 
Shara war geblendet von der Wut. Dafür konnte sie nichts, es war ihre Art, ihre Eigenschaft als Hassadeurhexe, die ihr die Kontrolle ständig entgleiten lies. Über 70 Jahre hatte sie versucht ihre Gefühle endlich in den Griff zu bekommen, doch der Erfolg blieb ihr verwährt wie es einem Menschen verwährt bleiben würde einen Wasserfall hinauf schwimmen zu können.
Wenn sie nur ihre Hände bewegen könnte, dann könnte sie ein stärkeres Schild erschaffen. Sie hatte unglaubliche Kopfschmerzen, es war als ob jemand von außen auf ihren Schädel hämmern würde. Die Stelle an der Haldamir sie getroffen hatte fühlte sich taub an, aber das war normal, der Schutzzauber hatte seine Wirkung nicht verfehlt, wurde aber zum großen Teil aufgebraucht. Zum Glück wirkte der Schutz noch nach denn, so war Shara sich sicher, die Dornen würden ihr sicher stark zusetzen - sie war weitaus zorniger als Haldamir.
Die Kopfschmerzen wurden schlimmer und kratzten an ihrer Konzentration. Ihre mentalen Barrieren konnten das nicht länger aushalten und sie lies die Schutzwälle um ihren Geist fallen. Jetzt war klar woher die Kopfschmerzen kamen. Sophie hatte die ganze Zeit versucht die Verbindung zwischen ihnen neu aufzubauen und tat dies unentwegt ohne Rücksicht auf Verluste. Shara drehte ihren Kopf soweit sie konnte und sah aus den Augenwinkeln Sophie noch immer oben auf dem Baum sitzen. Und es überkam Shara ein unglaublich großes Gefühl der Scham… ja, sie schämte sich im Moment hier zu sein. „Es tut mir leid Sophie“, übermittelte sie ihrem Gefährten. Ihre Augen änderten wieder ihre Farbe, diesmal zu einem traurigen intensiven Blau, das Rot war vollends verschwunden. Sie konnte es nicht ertragen hier gefangen zu sein und gezwungen zu werden sich dem Problem zu stellen. Am liebsten wäre sie weggelaufen. Stumme tränen rannten ihr Gesicht herunter. Jetzt spürte sie Mitleid, Mitleid, welches Sophie gerade für sie empfand. Sie schwirrte herunter und setzte sich neben Shara auf eine der noch nicht mit Dornen bespickten Ranken.
Auch Haldamir schien dieser Wandel der Sinne von Shara aufzufallen. Er blickte sie direkt an, hatte die langsame Änderung der Augenfarbe mitverfolgt und er sah auch wie Shara lautlose Tränen weinte.
Sie sprach leise vor sich hin, so leise das Haldamir große Mühe hatte sie zu verstehen, „Fällt es euch denn so schwer euch auch mal in mich hineinzuversetzen?“
„Warum sollte ich? Wir kennen uns nicht. Gerade mal eine Woche sind wir zusammen unterwegs.“
„Na und? Mehr als enttäuscht zu werden bei dem in eine fremde Person gesetztes Vertrauen kann man ja sowieso nicht. Und ich kann ohne Vertrauen nicht leben. Seid ihr jeder Person gegenüber misstrauisch oder liegt es daran das ich kein Vertrauen ausstrahle oder gar verdiene?“
Haldamir starrte Shara mit versteinerter Miene an. Nicht das er wirklich eine Wahl hatte woanders hinzuschauen, doch im Moment tat er es aus freien Stücken. Doch sein Blick warf mehr Fragen auf als das er sie sie beantwortete. Was dachte Haldamir im Moment?
Shara ergriff erneut das Wort: „Ich weiß ich verlange viel und es obliegt mir nicht euch zu etwas zu zwingen, doch versucht euch in mich hineinzuversetzen und zu verstehen.“
Hätte Shara den Druck der Ranken gespürt, der bis vor kurzen noch stetig angewachsen war, so hätte sie auch festgestellt das der Druck etwas nachgelassen hatte. Offenbar war dies der erste Schritt in die Richtige Richtung gewesen.
 
Seufzend saß Skye auf einen Ast weit oben auf einem Baum und sah auf ihre beiden Begleiter herab. Sie konnte es gar nicht fassen, dass die beiden sie so in Rage gebracht hatten. Noch nie ist Skye so laut geworden oder war bereits zu solchen Maßnahmen zu greifen. Sie schämte sich sogar etwas dafür, dass sie so die Kontrolle über sich verloren hatte.
„Sieh sie dir an…“ flüsterte Skye zu Sophie, die betroffen um ihr Gesicht herumschwirrte. „Selbst wenn sie da hängen….Sie müssten sich nur mal zuhören….“ Seufzend stand sie auf und kletterte einige Äste weiter hoch während Sophie sich schweigend an die Stelle setze, auf der bis eben noch Skye saß.

Ihre Hand griff nach dem Ast, der über ihr hang und Skye zog sich ohne große Mühe daran hoch.
Die Bäume in diesem Wald waren hoch und strahlten Ihr gegenüber eine gewisse Würde und Weisheit aus.
Sie suchte sich einen Platz auf einer Astgabelung, die in die entgegengesetze Richtung zeigte. Skye hatte keine Lust mehr auf die beiden Streitenden und versuchte sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Während sie auf den Ästen hockte, die Beine frierend an sich gezogen hatte und in die Nacht starrte, bemerkte sie, wie viel Kraft sie diese Ranken gekostet hatte. Ihre Augenlider wurden immer schwerer und ihr Hals tat vom Schreien weh. Ihre Stimme war einfach zu schwach für so was. Irgendwann gab Skye der immer stärker werdenden Müdigkeit nach, schloss die Augen und ließ sich nach hinten fallen bis…

...Skye auf den Boden landete und das Laub aufwirbelte. Ruckartig wirbelte Treeakle herum um die Ursache des Lärms herauszufinden. Ihre noch immer rot glühenden Augen weiteten sich entsetzt, als sie ihre Tochter zwischen den Bäumen im Laub sitzen sah. Sie sah sie voller Furcht an und hatte Tränen in den Augen.
„Sk…Skye…“ stotterte die Dryade und versuchte sich behutsam dem Mädchen zu nähern. Doch als Treeakle ihre langen, grünen Finger nach Skye ausstreckte, wich diese zurück. Das Mädchen zitterte und traute sich nicht ein Wort zusagen. „Warst du…die ganze Zeit hier?...“ Es kam keine Antwort. Die einzige Reaktion von Skye war ein ängstliches Wimmern und ein starrer Blick auf den toten Körper ihres Vaters.
„Tochter…..“ Treeakle wollte die Hand ihres Kindes nehmen doch Skye kroch nur ängstlich weg.
Betrübt biss sich die Dryade auf ihre Lippe, als sich ihre Augen wieder grün färbten und der Widerhall in ihrer Stimme verschwunden war. An ihren Wangen rollten Tränen herab, doch nicht wegen des Todes von Skyes Vater, oder der Furcht ihrer Tochter ihr gegenüber. Skye war die ganze Zeit anwesend und sie hatte es nicht bemerkt…warum hatte sie sie nicht gespürt, wie das sonst der Fall war? Das Band zwischen Mutter und Tochter war gerissen, war es also soweit?
Treeakle hockte sich vor Skye auf den Boden und streckte erneut ihre Hände nach ihrem Gesicht aus. Wieder versuchte Skye nach hinten zu flüchten doch in dem Moment fühlte sie, wie sich einige Ranken an ihrem Rücken entlang wunden. Zitternd ertrug sie, wie ihre Mutter ihr über die nassen Wangen strich.

Plötzlich zuckte ein Blitz vor Treeakles innerem Auge auf und sie richtete ihren Blick ruckartig zur Seite. Genau in diesem Moment sprang ein Mann zwischen den Büschen hervor und stieß die Dryade von Skye weg.
„Lass sie in Ruhe!“ schrie er und baute sich wütend vor der Dryade auf.
Erschrocken hielt Skye sich die Augen zu und traute sich nicht hin zu sehen, doch als sie diese Stimme wieder erkannte tat sie es doch.
Ihr Blick wanderte an dem jungen Mann hoch und blieb an seinem Gesicht hängen. Er sah beinahe genauso aus wie ihr Vater, nur einige Jahre jünger. Die gleichen braunen Harre und die gleichen Augen. Nur war dieser Mann vor ihr nicht so muskulös wie ihr Vater.
Ächzend richtete Treeakle sich zu voller Größe auf. „Du….“ Sagte sie wütend und ballte die Fäuste zusammen. „Wie kannst du es wagen….“
„Wie ich es wagen kann?!?“ Der Mann zog hasserfüllt die Augenbrauen zusammen. „WIE ICH ES WAGEN KANN???“ wütend schleuderte er seinen Arm zur Seite und deutete auf den leblosen Körper neben sich. „Wie kannst du es wagen?? Den Vater deiner Tochter zu töten! Meinen BRUDER“
„Ich habe ihm gesagt, was passieren wird wenn er hier noch einmal auftaucht. Es war sein eigener Fehler.“
„Fehler? FEHLER??“ fragte der Mann fassungslos und griff sich an den Kopf. „Er wollte seine Tochter retten! Ist das für dich ein Fehler??“
Langsam wurde auch Treeakles Stirn von Zornesfalten durchzogen. Wie konnte dieser Mensch es wagen? „Sie ist auch meine Tochter. Ich bin ihre Mutter, vergiss das bloß nicht…Menschenabschaum.“
„Ihre Mutter?! Was für eine Mutter tötet den Vater kaltblütig vor den Augen des Kindes?!? Das verstehst du darunter ihre Mutter zu sein??“
Er sah besorgt zu Skye rüber, die noch immer eingeschüchtert zwischen den Bäumen hockte und sich nicht traute, sich zu rühren.
„Ich habe nicht gewusst, dass sie hier ist.“ Langsam ging die Dryade auf das Mädchen zu. In ihrer Stimme schwang Trauer mit als sie sagte: „Es scheint soweit zu sein. Es geht zu Ende. Die Leute deines Bruders scheinen ganze Arbeit geleistet zu haben.“ In dem Moment hörte Skye aus naher Ferne die Rufe von Arbeitern, die warnten dass ein Baum gefällt sei. Auch ihr Onkel sah erschrocken auf.
„Bald sind sie hier und dann ist alles zu Ende…Doch das ist egal. Es ist zu spät….das Einzige was mir bleibt ist meine Tochter…“ mit diesen Worten strich sie Skye über den Kopf, worauf hin diese ängstlich zusammenzuckte und Treeakle ihre Hand wieder wegzog.
„Was?...Soll das heißen…? NEIN, das kannst du nicht tun!“ Entsetzen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Doch das kann ich…Skye wird mit mir sterben.“
Das Herz des Mädchens begann zu rasen. Wie konnte sie ihr das antun wollen? Sie wollte wegrennen doch ihr Körper tat nicht das, was ihr Geist wollte. Es war so, als wäre sie nur geistig sie selbst.
„Das lasse ich nicht zu!“ Plötzlich riss der Mann unter seiner Weste einen Stock hervor und rannte auf die Dryade zu. Diese setze gerade an um ihren Gegner mit Ranken festzuhalten, als er plötzlich seinen Stock in die Luft warf. Er drehte sich in der Luft und schien immer länger zu werden und als er wieder in den Händen des Mannes landete, vernahm man das Klicken von Verbindungen, die in einander einrasteten. Der Stab war plötzlich ein Vielfaches Länger.

Zwischen den beiden entbrannte ein erbitterter Kampf. Seltsamerweise hatte Skye das Gefühl, als hätte sie jede Bewegung, jeden Sprung und jeden Tritt, den ihr Onkel machte, schon selbst einige Male ausgeführt. Doch sie wusste nicht warum.
Der Kampf dauerte allerdings nicht lang. Unverhofft bracht Treeakle ihren geplanten Angriff ab und hielt sich schmerzerfüllt den Bauch. Sie ging immer mehr in die Knie bis sie letztendlich zusammen sackte.
Skye konnte sich nicht erklären, was plötzlich los war, doch in diesem Moment griff schon ihr Onkel nach ihrer Hand.
„Skye?! Skye jetzt komm schon!...Skye!“ Aber plötzlich wurde alles dunkel.
 
Langsam schritt Lorthasil durch die Schwelle und für einen Augenblick blendete ihn die Sonne. Doch etwas stimmte nicht, durchbrach das Gefüge des friedlichen Waldes. Waffenfett! Der ranzige Geruch lag schwer in der Luft und sofort spannte der Elb sich an. Eine Mauer aus glänzenden Speeren hatte sich aufgebaut und etliche Armbrustschützen zielten auf ihn. Scheinbar gelassen zog er sein Schwert und betrachtete die Gegner. Sie trugen keine Rüstung, waren nur in Lumpen gehüllt, aber die Entschlossenheit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. „Was ist nur mit eurer Gastfreundschaft?“, verhöhnte er die Truppe. „Ist es hier bei euch Sitte die Reisenden zu töten?“
„Schweig unseliger Bastard, wir dulden das böse nicht. Versuch uns nicht mit den Worten zu verführen Dämon!“ herrschte der Bärtige ihn an. Was war nur in ihn die Dorfbewohner gefahren? Hätte sein Bruder ein Unheil angerichtet und sich irgendwie einen Fluch aufgeladen? Es gab nur eine Chance das ganze zu überleben und die Wahrheit aus den Schatten der Umnachtung zu befreien. Lorthasil musste es irgendwie schaffen die Speerträger zwischen sich und die Armbrustschützen zu bringen. Es wäre unmöglich dem Geschosshagel auszuweichen. Plötzlich vernahm er das Klirren von gezogenen Waffen und lauernde Schritte hinter sich, die Männer in der Taverne versuchten ihn zu überrumpeln. Ein Rabe stieß seinen kratzigen Ruf aus und im selben Moment stürmte er mit einem markerschütterndem Kriegsschrei gegen die Speere an. Sofort schossen die Schützen. Plötzlich ließ sich der Elb fallen. Die Schreie der von den eigenen Leuten getroffenen Männer klangen wie Musik in seinem Ohr. Mit einem Sprung war er wieder auf den Beinen. Die Speerträger stürmten nun auf ihn zu. Für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar tauchte er unter ihren Stößen ab, und wich ihnen aus. Nun war er zu nah als das die Krieger in der Lage wären ihre Waffen effektiv einzusetzen. Wie der Schnitter persönlich wütete er unter ihnen, spaltete einem die Brust und brach einem mit dem Schwertknauf den Schädel. So schnell wie er ihre Linie durchbrochen hatte war er auch schon verschwunden. Wie auf Kommando kam in diesem Moment sein Pferd zwischen zwei Häusern hervor und Lorthasil schwang sich rasch herauf. Mittlerweile hatten die Armbrustschützen ihre Waffen wieder geladen, doch die Chance den Reiter zu treffen war verschwindend gering. Die Flucht war gelungen, so ... der Elb stöhnte auf und sein Gesicht wurde zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Zwei Armbrustbolzen hatten sich in seinen Leib gebohrt. Sein eigenes Blut vermischte sich mit dem Blut seiner Feinde und sein Geist drohte zu versinken, zu versinken in den Tiefen des Vergessens. Die typisch Elbische Reithaltung, die geprägt ist von einer Körperspannung die nicht mit Anspannung verwechselt werden darf und dem Reiter eine ans unmögliche grenzende Kontrolle über das Reittier verleiht, fiel von ihm ab. Jede Kraft schien aus seinem Körper gewichen zu sein und er sackte gleich einem gleich einem gebrochenem Wesen in sich zusammen. Schwärze umgab ihn und bald auch sein Pferd das mit ihm im dunklen Wald verschwand, als wären die beiden nie da gewesen. Als wäre dieser Ort ein Ort des Friedens, der nie Blut sah.
 
„Ich würde euch ja gerne ein Stück entgegen kommen, aber ihr fahrt immer so schnell hoch. Vielleicht erwischen wir uns nur auf dem falschen Fuß, weil wir uns nicht kennen, aber ihr müsst aufhören zu verlangen und anfangen einen Kompromiss zu schließen, genauso wie ich dies tun muss.“ antwortete Haldamir. „Ständig redet ihr von Vertrauen und dass ich mich in euch hinein versetzen soll, aber ihr selbst macht keine Anstrengungen in diese Richtung. Ich bin euch schon entgegengekommen, nun müsst ihr den nächsten Schritt machen.“
Haldamir musterte immer noch Shara und versuchte aus ihren Mimiken ihre Gedanken zu lesen so gut er konnte. Sie Waren schon eine relativ lange Zeit in diesen Ranken gefangen und es schien nicht so, als würden sie allzu schnell befreit werden. >Wenn ich doch nur meine Hand lockern könnte um meine Schwerter zu bewegen, es wäre ein Leichtes mich zu befreien.<
Es folgte eine lange Zeit des Schweigens, in der Haldamir alle möglichen Dinge durch den Kopf schossen. Was sollte er zum Beispiel machen, wenn sie angegriffen werden würden? Lediglich Skye und der Fremde Puppenspieler waren Frei und Skye hatte sich entfernt, wer weiß, wo sie steckte, sie konnte schon lange auf dem Weg woanders hin sein.
„Also gut, wir müssen uns irgendwie einigen.“ Unterbrach Haldamir das Schweigen. „Ihr müsst anfangen mir zu vertrauen, vor allem, wenn ich euch helfe und ich werde meine Pläne anfangen früher zu erläutern, aber ihr müsst verstehen, das ich lange Zeit alleine gereist bin, ich bin es einfach nicht mehr gewöhnt jemand meine Pläne zu verraten. Wenn mir was in den Sinn kommt, dann tue ich es und erkläre es nicht allzu lange.“

Es vergingen etliche Stunden, in denen beide weiter diskutierten. Sie bemerkten nicht einmal, dass die Sonne schon aufgegangen war. Erst als die Sonne wenige Stunden vor dem Zenit Stand erkannten sie dies. „Allmählich könnte Skye uns aber wieder hier raus lassen.“ Beendete Haldamir die Diskussion.
„Davon wäre ich sehr angetan, diese Position ist alles andere als bequem.“ antwortete Shara.
Haldamir versuchte Skye zu finden, jedoch schien sie nirgends zu sein, der fremde hingegen schien selig zu schlafen. Nach einiger Zeit begann Haldamir Skyes Namen zu rufen.
 
Die Stimme ihres Onkels wurde immer leiser bis sie schließlich völlig verstummte. Stattdessen vernahm sie das Geflüster der Bäume, die sie bei ihren Namen riefen und sie sanft zu wecken versuchten.
Langsam öffnete sie ihre Augen. Ihr Blick war leicht verschwommen und alles drehte sich.
Zwischen dem Laub des Baumes schien Sonnenlicht durch und ein leichter Wind brachte die Blätter zum Rauschen. Doch auf einmal vermischte sich das Geflüster der Bäume mit einer anderen Stimme, die ebenfalls nach Skye rief.
In diesem Moment klärte sich ihre Sicht und sie wurde sich bewusst, dass es wieder nur ein Alptraum war….

„Skye!“
Skye erkannte Haldamirs Stimme und richtete sich vorsichtig auf. Sie rieb sich müde die Augen und erinnerte sich daran, dass die beiden immer noch von den Ranken gefangen gehalten wurden.
Ein Sprung und Skye landete mit beiden Beinen auf den Boden. Seltsamerweise saß sie die ganze Zeit immer noch auf dieser Astgabelung, obwohl sie sich genau daran erinnern konnte gefallen zu sein.
Leicht verwirrt wendete sich Skye ab und lief zu der Lichtung auf der sie die anderen hatte zurück gelassen, als der Baum hinter ihr langsam und knarrend die Position seiner Äste änderte.

„Das ist sie ja!“ rief Shara als Skye schweigend zwischen den Bäumen auftauchte. Sie lief an dem schlafenden Spalanzani vorbei, den Blick nach unten gerichtet auf Shara und Haldamir zu.
„Ihr könnt uns jetzt wieder runter lasen.“ Versuchte Shara Skye zu überreden. „Wir haben geredet also löst doch bitte diese Ranken.“
Nachdenklich sah Skye Shara und Haldamir abwechselnd an. Sie hatten geredet, toll. Sie sollten aber nicht reden, sie sollten das klären. Aber Skye konnte sie einfach nicht länger dort hängen lassen.

Plötzlich und ohne Vorwarnung begannen die Ranken sich zu bewegen und lösten mit einmal ihren Griff. Shara fiel unsanft auf den Bauch während Haldamir das Gleichgewicht verlor und rückwärts umkippte.
Skye schwieg die ganze Zeit, während sich die Ranken zurück ins Erdreich zogen.
 
Die Sonne war vor kurzer Zeit aufgegangen. Die Anhöhe wurde in ein goldenes Leuchten getaucht und die Vögel begrüßten zwitschernd den Tag. Miril war schon vor einiger Zeit aufgewacht und hatte sich Gedanken zu den Geschehnissen des Vorabends gemacht. Sie war jetzt fest entschlossen, den Hinweisen von Brilat Edgarson nachzugehen. Falls sie ihn heute noch einmal sehen sollte, wollte sie ihn noch einige Dinge fragen.
In der Gaststube der Herberge herrschte schon reger Betrieb. Die meisten der Gäste frühstückten gerade, als Miril die Treppe herunterkam. Brilat war allerdings nicht zu sehen. Dafür erspähte sie Aias und Obscuro an einem Tisch. Die beiden unterhielten sich gerade als Miril an ihren Tisch trat. „Guten Morgen, darf ich mich zu euch setzen?“ „Natürlich, nehmt bitte Platz.“, antwortete Aias.
„Über was habt ihr euch gerade unterhalten?“
„Ach, nur darüber, was wir machen werden, nachdem wir diese Ruine erreicht haben. Wir können ja nicht ewig dort bleiben. Aber das hat ja noch Zeit.“, antwortete Obscuro und wandte sich wieder seinem Frühstück zu.
Aias sagte zu ihr, sie hoffe, dass dort ihre Suche ein Ende haben wird und sie nicht genau wisse, was sie danach machen werde.
„Wollt ihr etwas bestellen?“ Die Bedienung vom Vortag hatte ihre Unterhaltung unterbrochen.
„Oh ja, bitte bringt mir ein wenig Weißbrot und dazu Honig und Früchtetee.“, antwortete Miril.
„Sehr wohl, danke für die Bestellung.“ Ein paar Minuten später brachte die Bedienung die Bestellung. Miril hatte großen Hunger und das Brot schmeckte ihr sogar.

Miril sah gerade Zaku die Treppe herunterkommen und winkte ihm zu, damit er sie sah. Zaku schien gut aufgelegt zu sein, denn er sprang freudig die letzten Stufen herunter und lief zu dem Tisch herüber. „Guten Morgen alle miteinander. Ein schöner Tag heute, nicht wahr? Ich freue mich schon auf unsere Wanderung. Aber jetzt brauche ich erstmal was Ordentliches zu essen. Bedienung!“
Sogleich eilte die junge Dame heran und nahm Zakus Bestellung auf.
Nachdem alle gegessen hatten, wandte sich Miril an die ganze Gruppe.
„Einige von euch haben mich gestern bestimmt mit einem Mann an einem Tisch sitzen gesehen. Er hat mir Informationen zukommen lassen, die für mich von großer Wichtigkeit sind. Es geht dabei um einen Angehörigen meiner Rasse, den ich auf diesem Kontinent suche. Ich würde euch gerne zu der Ruine begleiten, denn ich bin nicht nur hier, um diesen Lichtalben zu suchen, ich will diesen Kontinent auch erforschen und einiges über seine Geschichte lernen. Außerdem kann ich euch auch nützlich sein, sollte es wieder zu Kämpfen kommen. Diese Gegend scheint nicht gerade sehr sicher zu sein. Was haltet ihr davon, darf ich euch begleiten?“
 
Völlig überraschend und unsanft landete Haldamir auf dem Rücken nachdem sich die Ranken gelöst hatten. Als er auf dem Boden aufschlug machten sich die Verspannungen, die er sich während der langen Nacht zuzog um einiges stärker bemerkbar als zuvor.
Langsam erhob sich Haldamir und massierte sich kurz den Nacken, ehe er seine Schwerter aufhob und sie in die Schwertscheiden fahren ließ. Anschließend stellt er sich vor Shara und streckte den rechten arm nach ihr aus: „Darf ich euch auf die Beine helfen.“
Leicht perplex, Haldamir sah keine Sinn darin darüber nachzudenken, ob es wegen des Plötzlichen Sturzes war oder weil er ihr sofort seine Hilfe anbot, antwortet Shara: „Natürlich.“
Shara hob ihren arm, so dass es Haldamir ein Leichtes war ihr auf die Beine zu helfen. „Ich denke, wir sollten uns zum nächsten See begeben um dort Trinkwasser zu finden und zu Kräften zu kommen.“ gab Haldamir von sich.
„Hört sich vernünftig an.“ gab Shara von sich, als sie etwas Dreck von ihrer Kleidung abklopfte. „Skye? Spalanzani? Was haltet ihr von diesem Vorschlag?“
Während Spalanzani nur kurz nickte antwortete antwortete Sky: „Es ist auf jeden Fall besser als sofort los zu marschieren.“

Es dauerte nicht allzu Lange, bis alle ihre Sachen zusammengepackt hatten und abreise bereit waren. Währenddessen erklärte Haldamir die Vor und Nachteile einiger Seen, die sich in der Nähe befanden. Letztendlich einigten sie sich auf einen kleineren See, der zwar am weitesten Entfernt, aber die besten Voraussetzungen lieferte.

Nach vielleicht 30 Minuten erreichten sie Endlich ihr Ziel. Vor ihnen lag ein kleiner See, der etwa 20 Meter an seiner breitesten Stelle und 10 Meter an seine längsten Seite maß, da das Umfeld des Sees stark von Büschen und Bäumen bewachsen war konnte man nicht den gesamten See überblicken, außerdem schien dies eine natürliche Aufteilung in verschiedene Bereiche zu sein. Zwar war der See außerhalb des Wasser gut bewachsen, aber im Wasser selbst waren kaum Pflanzen zu sehen. Dennoch war dieser See klar und man könnte fast schon meinen, es sähe so aus, wie an der Küste eines Meeres.
 
„Obscuro, ich glaube nicht, dass euch bewusst ist, was ich eigentlich suche. Es ist nicht so einfach, wie das simple Finden eines Gegenstandes, oder einer Stadt. Mein Lebensinhalt, der Grundsatz eines jeden Soi, ist zu finden. Doch ich kann es nicht sehen. Und wie soll ich etwas finden, dass ich nicht sehen kann? Und so verfliegt jeglicher Ansporn in die Suche, alles was mich antreibt ist der letzte Rest Selbsterhaltung der in meiner Seele gegen die Depression rebelliert. Mein Leben ist sinnlos, und darüber hinaus ausweglos in jeglichen Belangen. Ich reise über diesen Kontinent, in dem Wissen, dass ich nie wieder in meine Heimat zurückkehren kann. Ich lebe, mit dem Wissen, dass allein der Tod mich von meinem elendigen Dasein erlösen kann. Ich …“, Aias lies ihren Kopf sinken und schloss ihre Augen. Als die müden Lieder zufielen und die tiefblauen ozeanfarbene Iris verdeckte, schien es gar, dass sie einen Teil des Glanzes in diesem Raum schluckten.

Aias, wusste nicht ob es jetzt noch sinnvoll wäre, weiter Obscuro, einen Fremden und auf sie nicht wirklich vertrauensvollen Magier, mit ihren Ansichten zu beschäftigen. Seine Stimme wies sie grundsätzlich von ihm ab. Sie hatte etwas unglaublich kaltes und unberührtes, kaum Emotionen waren darin. Es war wie Sand unter den Füßen. Sand hatte keine Vibration, jeglicher Druck oder Gewalt schluckte er und Aias war wieder blind. Nichts konnte sie sehen, alles war weg. Nicht die geringste Orientierung gab es noch, nichts. Und so fühlte sich die Stimme ihres Gegenübers an.

Als schließlich Miril und Zaku sich zu den beiden gesellten, erübrigte sich aber zumindest einmal, wie das Gespräch weiter gehen sollte. Die Fröhlichkeit, die von der Albin und dem Goblin ausging, schlug gegen Aias Gemüt und sie wollte sich aus der Unterhaltung ausklinken und das Restaurant verlassen. Doch Miril war schneller mit ihrer Frage. „Ich kann euch nur dasselbe sagen, wie den anderen beiden auch. Ob ihr mich begleitet, oder nicht, ist eure Entscheidung. Ihr könnt es aber gerne tun, solltet euch aber bewusst sein, dass ich diesen Ort aufsuche um Ruhe zu finden und das solltet ihr respektieren.“ Mit diesen Worten erhob sie sich und verlies den Raum.
 
Endlich lösten sich die Fesseln und Shara konnte die Magische Barriere lösen. Es hatte sie eine menge Kraft verbraucht und konnte sich deshalb nicht auf den Beinen halten, obwohl sie sanfter als Haldamir gelandet war. Ihre Knochen taten ihr weh. Sophie landete auf ihrem Bauch, auch an ihr schienen die letzten Stunden nicht spurlos vorüber gegangen zu sein, wieder ein Indiz für ihre übernatürliche Verbindung. Bewegungslos, außer das Heben und Senken der Brust durch die etwas schwerere und erleichterte Atmung, lagen die beiden da.
Haldamir erhob sich als erster. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen dass auch er mit Verspannungen zu kämpfen hatte. Nachdem er seine Schwerter an Ort und Stelle verstaut hatte schlurfte er herüber und tat etwas womit Shara nicht gerechnet hätte. „Darf ich euch auf die Beine helfen.“ … überrumpelt – ja, sogar noch überrumpelter als sie es ohnehin schon war – starrte sie ihn überrascht an und sagte „natürlich“. Sie streckte ihren Arm aus, der durch Haldamirs ergriffen wurde und wurde auf die Beine gezogen. Sophie purzelte herunter und fing sich mit ihren Flügeln auf, stieg um einen Meter und landete wieder elegant auf Sharas Schulter.
Die nächsten Sekunden kamen Shara wirklich lang vor. Sie schaute Haldamir von der Seite an, der sich halb abgewendet hatte und hatte das Bedürfnis etwas sagen zu müssen, doch ihr Mund wollte sich nicht öffnen. So war es wieder Haldamir, der als erstes sprach.
„Ich denke, wir sollten uns zum nächsten See begeben um dort Trinkwasser zu finden und zu Kräften zu kommen.“ Bestärkt durch diese Worte wollte sie das Geschehene nicht mehr ansprechen und lies es auf sich beruhen …
„Hört sich vernünftig an.“ Sharas Stimme war heiser, sehr heiser, sie hatte jetzt seid stunden in einem Windzug gehangen und viel ihrer Kraft verbraucht. Um die Aufmerksamkeit davon abzulenken klopfte sie etwas Schmutz von ihrer Kleidung und lies sich weiterhin nichts anmerken. „Skye? Spalanzani? Was haltet ihr von diesem Vorschlag?“
Während Spalanzani nur kurz nickte antwortete Sky: „Es ist auf jeden Fall besser als sofort los zu marschieren.“
Shara packte ihre Sachen zusammen und verstaute vieles in ihrer Robe. Sophie war schon in einer ihrer Taschen gesunken und machte es sich gerade bequem. Sie war sehr müde…
Erst wollte Shara ihren Ohren nicht trauen… aber Haldamir erläuterte tatsächlich die Vor- und Nachteile einiger Seen im Umkreis und zeigte somit Entscheidungsgrundlagen auf. Bisher hatte er entschieden und was blieb war die Hoffnung dass er Recht behalten würde. Jetzt schien es so dass nicht er mehr entscheiden wollte sondern das er demokratisch vorging. Und auch wenn ihre Wahrnehmung erlahmt war, so konnte sie dennoch spüren dass ihr diese Neuerung nicht unangenehm war.
Schließlich wanderten sie das kurze Stück zu einem kleinen See. Der Anblick war Atemberaubend schön. Die frisch aufgehende Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und tauchte alles in ein angenehmes weißes Licht. Die Schatten der Bäume ließen das Licht durchschimmern, der Waldboden schimmerte wie magisch berührt leise vor sich hin. Der Morgentau brauch das Licht in seine Farben und war ein wirklich bezaubernder Anblick.
„Dies hier ist die Stelle?“ fragte Shara. „Ja, hier sind wir richtig. Hier sollten wir sicher sein.“, antwortete Haldamir.
Ohne Zeit zu verlieren (nicht das sie keine gehabt hätte), packte Shara ihre Sachen aus, breitete mehr schlecht als recht ihr Schlafgepäck aus, und schwebte recht schnell in einen traumlosen Schlaf hinüber, doch nicht ohne noch vorher noch den wunderschönen See noch einmal zu betrachten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Während Shara den verpassten Schlaf nachholte, half Skye Haldamir dabei die Wasservorräte aufzufüllen. Egal wie lange der Marsch dauern würde, Trinkwasser war sehr wichtig.
Skye ließ ihren Blick über das Wasser, zu der schlafenden Shara und Spalanzani wandern und fragte sich, ob diese Gruppe lang bestehen könnte.
In Gedanken versunken kniete sie sich neben Haldamir an den Rand des Sees und sah ins Wasser. Durch die Sonne begann es interessant zu glitzern und Skyes Gesicht spiegelte sich im Wasser. Für einen Moment verharrte sie in dieser Position. Doch auf einmal kniff sie traurig die Augen zusammen und schlug mit der Hand Wellen in ihr Spiegelbild, sodass dieses nicht mehr zu erkennen war.
„Haldamir?“ fragte sie zurückhaltend. „Wie lange glaubt ihr denn, werden wir unterwegs sein?“
Haldamir unterbrach seine Tätigkeit und sah Skye überlegend an.
„So genau kann ich das nicht sagen. Wenn, müsste Spalanzani mehr wissen.“ Meinte er und deutete auf Spalanzani. „Aber ich denke schon, dass es einige Tage dauern wird.“
Skye nickte und betrachtete wieder das Wasser vor ihr, wie die Wellen langsam nachließen und sich ihr Spiegelbild neu zu formen schien.
„Sobald Shara wieder wach ist, laufen wir los.“

Als bald setze sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Spalanzani wies mit Haldamirs Hilfe den anderen den Weg und sie kamen relativ schnell voran. Des Nachts suchten sie sich einen geeigneten Rastplatz und hielten Abwechselnd Wache, sodass jeder genug Schlaf bekam. Am Morgen darauf wurden Shara und Spalanzani schon sehr früh von Haldamir geweckt, während Skye schon längst die ersten Sonnenstrahlen genoss.
Sie hatten noch einen weiten Weg vor sich.


„Da vorne“ meinte Spalanzani und schob einen im Weg hängenden Ast zur Seite. „Wir sind da.“
Nach fünf Tagen der Wanderung, hatten sie nun endlich den Tempel erreicht. Es war ein beeindruckendes Gebäude, von Pflanzen überwuchert und leicht zerfallen doch immer noch wunderschön anzusehen. Die Erbauer dieses Gebäudes verstanden etwas von ihrem Handwerk.
„Und hier finden wir diese Artefakte?“ fragte Shara und trat zwischen den Bäumen und Büschen auf den Vorplatz des Tempels hervor.
„Nicht ganz.“ Meinte Haldamir und trat ebenfalls vor.
„Hier finden wir das Erste…“Spalanzani sah am Tempel hinauf und nickte zufrieden. „…das Erste…“
Für einen kurzen Moment ließ Shara ihren Blick über die Gruppe streifen. Wo war Skye hin?

„Ich glaube sie sind dort entlang…“ Unter Skyes Füßen schlich diese Gruppe durch das Geäst.
Sie konnten Skye nicht sehen, zum einen saß sie weit oben auf den Ästen und zum anderen war sie gerade wieder unsichtbar. Kritisch begutachtete sie die seltsame Gruppe. Dieser seltsam aussehende Mann und …war das ein Goblin? Leise, damit man sie ja nicht hören konnte richtete Skye sich auf und kletterte an den Ästen der Bäume entlang. Sie musste den anderen Bescheid sagen.
 
Haldamir betrachtete das Bauwerk genauestens. Obwohl es nur der Vorhof war und auch schon ziemlich verfallen war, strahlte er immer noch einen majestätischen Eindruck aus. Es War deutlich zu erkennen, das dies ein Tempel des frühen Balantine Ordens war, auf dem Vorhof waren 20 Größere und eine unzahl kleinerer Schreine zu erkennen. Wahrscheinlich zog sich das ganze noch weit in den Wald hinein, nur das es schon vom Wald zurück erobert wurde. Selbst die kleineren Schreine, die dicht an den größeren standen waren kaum noch als solche zu erkennen. Haldamir ekrannte sie wahrscheinlich nur daher, das er ein Priester des Balantine Kultes war und daher einige Tempel kannte, die nach diesem Muster aufgebaut waren.
Die kleineren Schreine waren eigentlich nichts weiter als 2 Meter große Felsen, mit einer Polierten Seite, auf der verschiedene Texte eingraviert waren. In der Regel waren es Beschwörungsformeln für die Götter, denen die Schreine geweiht waren. In ihrer Glanzzeit wurden die Steine noch durch Zierranken gesäumt, jetzt übernahm dies jedoch Unkraut.
Die größeren Schreine setzten sich auch aus diesen Steinen zusammen, jedoch waren diese fast doppelt so hoch und um diese Steine war ein 7 eckiges Podest gebaut, das man über ebenfalls sieben Stufen betrat. In jeder Ecke des Podests befand sich außerdem eine Säule, die über einen 12 eckigen Querschnitt verfügte.
Langsam schritt Haldamir durch die verschiedene Schreine, zwischen denen mittlerweile einige Büsche gewachsen waren und las die Namen der jeweiligen Götter. Viele von ihnen waren bereits gestorben oder wurden schlichtweg vergessen. Haldamir würde sie sicherlich auch nicht kennen, aber er hatte genug Zeit damit verbracht antike Schriften zu lesen. Es war der Fluch der Unsterblichkeit, man war Länger im Tempel, als das man sich durch Schriften beschäftigen konnte. 60 Jahre hatte er gebraucht um alle Schriften in seinem Tempel zu lesen, der einzige Trost bestand darin, das es nicht die größte Bibliothek war, sondern eine kleinere und das im Haupttempel des Kultes. Irgendwie konnte man es als lächerlich ansehen, das die größten Bibliotheken in solch alten und verlassenen Tempeln wie diesem zu finden waren.
Haldamir war bereits einmal hier gewesen, 10 Jahre hatte er in diesem Tempel verbracht, ehe er weiter zog. Es war bestimmt schon 80 Jahre her, das er hier war. Aber damals war der Tempel noch nicht so grün, dennoch hatte er den Tempel nie erforscht. Er hatte nur die Bibliothek und den Vorhof aufgesucht, in dem er sein Lager aufgeschlagen hatte.
„Findet ihr es nicht auch seltsam?“ sagte Spalanzani als er hinter einem der Schreine auftauchte und die Ranken von einem Schrein zog.
„Was sollte ich seltsam finden?“ fragte Haldamir überrascht über das plötzliche auftauchen des Fremden.
„Es hat lediglich 120 Jahre gedauert diesen Tempel zu bauen, aber die Natur versucht seit 3.000 ihn zu erobern. Wenn es stimmt, das die Natur durch die Götter kontrolliert wird, dann sollte man doch annehmen, das sie diesen Tempel schneller der Natur zuführen könnten.“
„Vielleicht soll der Tempel gar nicht schneller zur Natur zurück führen. Vielleicht sollte etwas passieren,das durch die Götter bestimmt wurde. Vielleicht wussten sie bereits, das jemand kommen würde ehe der Tempel in der Natur versinken würde.“
„Oder es ist ein Test.“ gab der Puppenspieler von sich.
„ein Test?“ Haldamir überlegt einen Moment. „Ihr habt Recht, es wäre durchaus denkbar, das die Götter sehen wollen, wie wichtig ihre Weihe für uns ist.“
„Es ist zumindest wahrscheinlicher als dieser Test.“ Spalanzani schwieg einen Moment und murmelte leise die Inschrift des Schreins vor sich her, ehe er fort fuhr. „Wenn sie auf etwas warten würden, hieße das sie wären mächtig genug um den Lauf der Zeit tausende Jahre im voraus zu planen, aber wenn sie so mächtig sind, warum sterben sie dann?“
Haldamir schritt an Spalanzani vorbei und warf einen Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, er hatte den Eindruck, das etwas auf sie zu kam, auch wenn er nicht wusste, was dies war. Ihm war nur klar, es waren mehr als ein Wesen. „die Götter befinden sich seit der Urzeit im Konflikt zu einander, glaubt man den Schriften des Heramon, so wird es am Ende nur noch einen Gott geben, einen Gott, gegen den, die jetzigen Götter wie sterbliche erscheinen.“
 
Die Gruppe stimmte mit Mirils Argumenten überein und beschloss von nun an zu viert weiter zu reisen. Daraufhin gingen alle auf ihre Zimmer um sich reisefertig zu machen. Miril packte ihren Besitz zusammen, zog sich das Kettenhemd an und schnallte den Rücksack über. Danach warf sie noch einmal einen letzten Blick auf das Zimmer. Sie hatte nichts liegen gelassen und schritt zufrieden die Treppe hinab. Dort standen die anderen schon und warteten auf sie. Nachdem alle ihre Schlüssel abgegeben und sich vom Besitzer verabschiedet hatten machten sie sich auf die Reise zu der Ruine.

Es war ein schöner Tag, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und es war angenehm warm. Miril hatte gute Laune und vertiefte sich in einem Gespräch mit Aias und Zaku, während Obscuro der Gruppe vorauseilte und den Weg erkundete. Dieser führte sie vorbei an kleinen Wäldern, einigen Gemüse- und Getreidefeldern und schönen, naturbelassenen Wiesen. Sie trafen unterwegs auf einige Wanderer und fahrende Händler. Ein Händler wollte der Gruppe Schmuck aufschwatzen und verfolgte sie über mehrere hundert Meter. Aber als er erkannte, dass er hier kein Geschäft machen würde, ließ er von ihnen ab. Der weitere Tag verlief ereignislos und so suchten sie in einem nahen Wald ein Nachtlager. Miril wäre wohler dabei gewesen, hätten sie in einer Herberge übernachtet, aber sie hatten keine ausmachen können. In geselliger Runde am Feuer erzählte sich die Gruppe gegenseitig von vergangenen Abenteuern. Nach einigen Stunden am Feuer gingen Miril, Aias und Zaku schafen und Obscuro hielt Nachtwache.

Die Nacht verlief ereignislos, ebenso wie die nächsten beiden Tage. Am vierten Tag ihrer Reise hatten sie endlich die Tempelruine erreicht. Zaku hatte ihren Weg erkundet und kam jetzt zurück um zu berichten.
„Die Ruine scheint doch nicht so verlassen zu sein. Ich habe drei Personen dort ausmachen können. Einer scheint ein geübter Krieger zu sein. Er hat zwei Schwerter und einen Bogen umgeschnallt. Dann ist dort eine Frau, die mit einem Stab bewaffnet ist. Außerdem habe ich einen Mann gesehen, der wie ein Pestkranker aussieht. Die anderen scheinen aber keine Angst zu haben, sich anzustecken, also muss es irgendein Fluch oder Ähnliches sein, das ihn verunstaltet hat.“
„Ich spüre jetzt auch die Anwesenheit von magisch Begabten. Wir sollten vorsichtig sein.“, antwortete Miril.
„Was tun wir jetzt?“, fragte Aias.
„Ich schlage vor, wir gehen offen auf sie zu. Wir werden dann schon sehen, ob sie Grabräuber oder ähnliches sind, oder friedliche Reisende so wie wir.“, antwortete Miril.
Obscuro meinte: „Nein, wir sollten uns an sie heranschleichen und sie beobachten. Wenn sie sich verdächtig verhalten, greifen wir sie an. Wir sind zahlenmäßig überlegen.“
„Obscuro, ihr solltet nicht alles immer mit Gewalt lösen. Ich schlage auch vor, dass wir auf sie zugehen. Aber Zaku und Obscuro sollten sich versteckt halten. Im Falle eines Kampfes haben wir so eine Überraschung für sie parat.“
Auf diesen Vorschlag von Aias ging die Gruppe ein, auch wenn Obscuro seine Bedenken dabei hatte. So näherten sich Aias und Miril der Ruine auf dem Pfad, während Zaku und Obscuro sich im Dickicht an die Ruine heranschlichen.
 
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