RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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Haldamir überlegte einen Moment bevor er etwas sagte. „Wir werden uns danach erkundigen, wie wir es schaffen können, wieder zu den anderen auf den Schattenpfad zu kommen.“
Eigentlich glaubte er nicht mehr daran, das sie dorthin zurückkehren würden und selbst wenn sie es täten, die anderen dürften schon zu weit weg sein, als das sie die Gruppe finden würden.
„Sollten den Gelehrten des Ordens jedoch keine Möglichkeit einfallen, wie wir dies ohne eine umständliche Seereise machen können. Dann sollten wir morgen besprechen, wie es von da an weitergeht.“
Als Shara an einem neuen Stand stehen geblieben war und die dortigen Waren betrachtete fragte Skye: „und was genau gedenkt ihr zu tun, falls diese Gelehrten keine Lösung finden? Wenn wir das morgen besprechen sollen, müsst ihr doch zumindest eine Idee haben.“
Haldamir begann freudig zu lächeln, als er in den Himmel blickt: „Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn wir ein bisschen durch die Länder von Felagrund ziehen. Es würde euch sicherlich gefallen, dieser Kontinent ist schön, weite scheinbar nicht endende Ebenen, Wälder deren Fauna selbst den düstersten Kriegstreiber dazu verleitet eine Pause einzulegen, das Klima ist angenehm warm, selbst auf den Bergen liegt kaum Schnee, Wüsten gibt es keine.
Die Gastfreundliche Landbevölkerung, die in ihren kleinen verstreuten Siedlungen im Einklang mit der Natur lebt. Es gibt kaum bösartige Geschöpfe. Es erstrecken sich unvorstellbar große gebiete, die noch nie ein Mensch erkundet hat, geschweige den berührt.“
Obwohl Haldamir, trotz seiner langen Lebensdauer kaum gealtert war, fühlte er sich wieder wesentlich Jünger, er war plötzlich voller Tatendrank, voller Vorfreude. Er war fast schon so weit, aus der Stadt zu laufen um die Reise zu beginnen, als ihm wieder einfiel, das er nicht alleine war.
Auch Skye schien dieser Gedanke zu gefallen, jedenfalls sah sie jetzt wesentlich besser gelaunt aus, als noch vor wenigstens Sekunden.


Schnellen Schrittes eilte Haldamir über die Wiese, er wusste, das es nicht mehr allzu weit war, nur noch ein Hügel und er würde endlich bei dem kleinen Waldstück ankommen, wo er sich mit Brequa verabredet hatte.
Ihm war klar, das er etwas zu spät kam, aber die Priester haben ihn nicht früher gehen lassen, er sollte vorher noch eine Sequenz mit dem Schwert üben, er hasste es diese Sequenzen zu üben, er verbrachte seine Zeit viel lieber hier draußen, wo er frei war und das machen konnte, was er wollte. Im Tempel hingegen musste er ständig den Umgang mit dem Schwert üben oder alte Schriftrollen lesen. Seine anfängliche Freude auf die Priesterausbildung war dem monotonen Alltag gewichen. Er war jetzt 17 Jahre alt und hatte die letzten 5 Jahre immer wieder mit den gleichen Tagesabläufen verbracht. Es gab auch einige Sachen, die ihm spaß machten, zum Beispiel wenn mit Meister Naland Ritualabläufe besprach, aber diese Besprechungen wurden in letzter Zeit immer seltener.
Als Haldamir die Spitze des Hügels erklommen hatte, blieb er einen Moment stehen und bemerkte, das Bregua nicht alleine war, neben seiner besten Freundin standen Buthris und Dranas. Er hasste die beiden, sie waren nicht nur 2 Jahre älter als er, sie waren auch wesentlich größer als er, ganz davon zu schweigen, das sie auch stärker waren.
Immer wenn Haldamir auf die beiden traf bedeutete es Ärger, oft schon hatten ihn die beiden geschlagen und jedes mal zog Haldamir den kürzeren. Langsam ging er zu den Drei nach unten und fragte sich, warum die beiden gerade heute hier her kommen mussten. Warum nicht morgen oder an irgendeinem anderen Tag? Bregua wollte ihm heute irgendwas wichtiges erzählen und wenn die beiden Idioten da waren würde sie dies sicherlich nicht tun.
Als er die drei errecihte blickte er noch einmal zu den beiden Männern. Sie waren groß, mindestens 2 Meter vermutete Haldamir immer. Beide waren in einfache Baumwollkleidung gehüllt, sie war trist, billig und es war die Standart Kleidung der Rekruten der Stadtwache.
Sie waren schon gefährlich genug, weil sie Haldamir in einem fairen Zweikampf besiegen würden, aber die Tatsache, das sie bei der Stadtwache waren gab ihnen noch einen Vorteil, sie konnten seine Gedanken lesen. Es war schon erstaunlich wie ungerecht die Götter Fähigkeiten verliehen. Die beiden waren die talentiertesten ihres Jahrganges, der einzige Vorteil, den Haldamir hatte, das er den beiden im Intellekt und in der Reaktionszeit überlegen war, jedoch nützte ihm die Reaktionszeit kaum etwas, sie wussten schon, was er tun wird, bevor er reagieren konnte.
„was wollt ihr hier?“ fauchte Haldamir sie an.
„dürfen wir nicht einmal mehr spazieren gehen und mit einer guten Freundin sprechen, wenn wir sie zufällig treffen?“ sprach Buthris.
Haldamir sah zu Bregua, sie würde nicht den Mut haben sich den beiden entgegen zu stellen, sie war schüchtern und hatte genauso angst vor den beiden, wie Haldamir sie hasste: „Sie ist aber nicht mit euch befreundet und ihr seit bestimmt nicht zufällig hier, ihr seit ihr gefolgt um mich zu treffen.“
„Warum sollten wir dich treffen wollen? du bist unserer Aufmerksamkeit nicht würdig.“ Verhöhnte Dranas ihn.
„Weil es euch beiden Hohlköpfen spaß macht auf schwächeren rum zu hacken. Ihr wisst genau, das ich euch nicht das Wasser reichen kann und deswegen kommt ihr immer wieder zu mir, um mich zu verprügeln und daran freut ihr Maden euch dann.“ Haldamir wusste, das es keine gute Idee war das zu sagen, aber was sollte er schon tun, sie würden ihn so oder so schlagen.
Bithris stellte sich dicht vor Haldamir und sah ihn drohend an: „Was hast du gesagt, du dreckiger Hund? Du solltest etwas mehr Respekt vor der Stadtwache haben, wir könnten dich sonst einsperren lassen.“
„ihr wollt mich einsperren? Dazu seid ihr doch viel zu blöd, das einziege, das ihr könnt ist zu schlagen.“
Haldamir sah Bithris direkt ins Gesicht. Haldamir hatte es wieder einmal übertrieben, das Gesicht von Bithris schäumte nur so vor Wut, seine Atmung wurde immer schwerer und Haldamir konnte deutlich erkennen, wie sich seine Muskeln anspannten um zum schlag auszuholen.
 
Immer wieder warf Skye einen scheuen Blick zu Haldamir. Im Grunde wusste sie doch gar nichts über ihn. Seit er sie in den Bergen aufgesammelt hatte, hatte Skye nicht wesentlich mehr als seinen Namen erfahren.
Zu gerne hätte sie ihn gefragt wer er ist, wo er her kommt oder was ihn mit dieser Stadt verbindet. Doch sie traute sich nicht. Genauso wenig wie sie sich traute Shara darum zu beten sie nicht wie ein Kind zu behandeln. Jedoch fehlte ihr der Mut.
Obwohl sich Skye in der Anwesenheit von Shara und Haldamir so wohl wie seit langem nicht mehr fühlte, hatte sie Bedenken. Würden die Beiden ehrlich zu ihr sein? Gab es überhaupt einen Grund ihnen zu vertrauen? Skye seufzte.
Doch das riss Haldamir aus seinen Gedanken. Er sah etwas verwirrt aus, wahrscheinlich schwelgte er gerade in Erinnerungen.
Er sammelte sich einen Moment und sah sich nach Shara um. Diese hatte wohl noch immer mit den vielen Marktständen zu tun.
Irgendwann wendete er sich aber wieder an Skye.
„Ihr redet nicht viel…warum?“
Irritiert sah Skye Haldamir an. „Ich rede doch…“
Haldamir zuckte mit den Schultern „Ja, aber nur, wenn man euch dazu auffordert.“
Das war Skye noch nie aufgefallen.
„…Wirklich?“ Es stimmte, sie redete eigentlich nur wenn sie angesprochen wurde. Dass sie von sich aus etwas zum Thema beitrug war eher selten. Ob es nun daran lag, dass sie die meiste Zeit ihres Lebens allein verbracht hatte oder ob es an den Ereignissen in ihrer Jugend lag, war schwer zu sagen. Vielleicht war es auch einfach nur die vorsichtige Art, die jeder Dryade angeboren war.
Haldamir nickte.
„Was sollte ich denn auch erzählen...?“ fragte Skye zögerlich. Ihrer Meinung nach gab es an ihr nichts, was jemanden interessieren würde. Nur dass sie anders war. Ein Mischling, der von zwei unterschiedlichen Wesen abstammte und deswegen von den meisten verachtet wurde.
„Wo kommt ihr denn zum Beispiel her? Was habt ihr vorher gemacht?“
Nachdenklich kratzte sich Skye am Kopf. Sie wusste den Namen ihres Dorfes doch einmal aber im Moment konnte sie sich nicht erinnern. Es existierte nur noch die Erinnerung an den nahe gelegen Wald und dessen Bewohner.
Scheinbar bemerkte Haldamir dass Skye Probleme damit hatte auf den Namen zu kommen. „Wenn ihr euch nicht erinnern könnt, ist es wohl kein schöner Ort. Jedenfalls nicht so schön, dass er es Wert wäre in Erinnerung zu bleiben.“
Was Haldamir nicht wusste war, dass er nur zur Hälfte Recht hatte. Es stimmte, das Dorf an sich war kein Ort zum Wohlfühlen. Vorurteile, Neid und die starke Abneigung gegenüber nichtmenschlichen Wesen … kein Ort für eine Halbdryade.
Der nahe gelegene Wald hingehen, war ein wunderbarer Ort. Der Hain ihrer Mutter erfüllte Kilometerweit die Umgebung mit Leben und üppigen Pflanzenwuchs. In den warmen Monaten blühte es überall, während in den kalten Monaten buntes Laub oder glitzernde Schneeflocken die Landschaft verschönerten.
Doch nun war all das weg…
Fort, verschwunden, für immer verloren…
Skye wurde traurig. Sie hätte nicht gedacht, dass die Erinnerung nach so langer Zeit noch so wehtun würde.
„Ja…es ist nun wirklich kein schöner Ort mehr…“ betrübt sah Skye auf ihre Füße.

Wieder folgte ein Moment in dem sich die beiden anschwiegen. Haldamir hatte wohl bemerkt, dass er ein empfindliches Thema angeschnitten hatte und wollte nicht noch mehr nachfragen.
Sicherlich hätte Skye im Moment auch nicht mehr erzählt. Später vielleicht aber nicht jetzt, wo sie von so vielen Leuten umgeben waren.
Auf einmal stellte jedoch Skye leise eine Frage „Und woher kommt ihr?...“
 
„Ich bin hier in dieser Stadt aufgewachsen, um genau zu sein in der Nähe des Tempels. Damals hat es mich immer gestört hier zu leben, ich wollte raus. Raus auf das Land, ich hab mich eingeengt gefühlt. Vielleicht nicht so schlimm wie ihr.“ Er lächelte Skye kurz an und fuhr dann fort: „Aber ich war, wann immer ich konnte außerhalb der Stadt, die meiste Zeit an einem kleinen Wald.“
Skye zögerte einen Moment. Haldamir wirkte nicht so, als würde ihn die Stadt bedrücken, eigentlich schien es ihm hier recht gut zu gehen. „Und das hat sich geändert?“
„ja, irgendwann hab ich akzeptiert, das ich hier wohne und mir wurde klar, das mir niemand etwas tun würde, wenn ich ihnen nichts tue. Vielleicht spielte auch die Tatsache, das ich Balanmae wurde eine Rolle, aber ich glaube, die Tatsache, das ich hier eine Familie gegründet habe, war entscheidender.“
„Ihr habt eine Familie? Warum seid ihr denn nicht bei ihnen?“
Die gute Laune, die Haldamir in den letzten Minuten entwickelt hatte, wich nun einer Trauer und er fuhr etwas leiser fort. „Sie sind vor etwa 200 Jahren bei einer schlacht ums Leben gekommen, genau wie ein Großteil der Bevölkerung dieser Stadt und auch ich.“
Es vergingen einige Minuten, bis Skye wieder etwas sagte. „Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht auf unangenehme Gedanken bringen.“
Haldamir schüttelte kurz den Kopf. „nein, es ist nicht so schlimm, ich trauere nicht mehr um sie. Ich habe ihren Tod akzeptiert. Der Tod ist nun mal genauso Bestandteil des Lebens wie die Geburt, als Dryade solltet ihr euch doch genau mit diesem Kreislauf auskennen.“
Erneut verging etwas zeit, bis Skye fort fuhr: „Ihr sagtet, ihr wäret gestorben, aber ihr steht doch vor mir. Wie ist das möglich?“
„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, wie es möglich ist, ich weiß nicht einmal, ob dieser Körper der gleiche ist, in dem ich geboren wurde oder nicht. Ich weiß nur, das ich zurückgeschickt wurde um etwas zu beenden, was von hoher Priorität war.“
Haldamir versank für einen Augenblick in Erinnerungen, er hatte es nach all der Zeit noch immer nicht geschafft Zarka zur Strecke zu bringen. Drei mal ist er gegen ihn angetreten, jedes mal konnte er entkommen. Aber Haldamir war sich sicher, das er ihn noch erwischen würde.
Haldamir ergriff erneut das Wort: „Was habt ihr eigentlich gemacht, nachdem ihr eure Heimat verlassen habt?“
 
„Weggelaufen…“ antwortete Skye schüchtern.
Haldamir war verwirrt. „Weggelaufen? Warum? Wurdet ihr Verfolgt?“
Skye schüttelte den Kopf. „Nein. Wurde ich nicht…“
„Warum dann?“
Betrübt sah Skye wieder zu Boden und begann mit ihrem Fuß einen Kieselstein weg zu schieben.
„Ich hatte Angst…Ich kann nicht lange an einen Ort bleiben….“ Bevor sie weiter sprechen konnte wurde sie von Haldamir unterbrochen.
„Aber ich denke, Dryaden verbringen ihr ganzes Leben lang nur an einem Ort…“
Skye nickte zustimmend und sagte: „Ja, in ihrem Hain. Aber ich bin nur zur Hälfte eine Dryade. Der andere Teil ist menschlich. Deswegen kann ich mich ja auch frei bewegen.“
„Konnte eure Mutter das nicht?“ fragte Haldamir, worauf Skye betrübt den Kopf schüttelte.
„Nein, sie war an ihren Hain gebunden…was ihr auch zum Verhängnis wurde…“
„Wie meint ihr das?“
Doch anstatt eine Antwort zu geben kniff Skye nur die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
„Es …das… ich meine…Ich will nicht darüber reden…“ Es war für Skye sehr schmerzhaft sich an das Ende ihrer Mutter zu erinnern. Nicht nur, weil es ihre Mutter war sondern auch, da die Art und die Umstände ihres Ablebens mehr als tragisch waren. Skye wusste, dass sie sich irgendwann damit auseinander setzen musste um ein für alle mal damit abzuschleißen. Doch im Moment war sie noch nicht soweit.
„Ich habe euch nicht nach den Umständen gefragt, also tut das bitte auch nicht bei mir.“ Sagte sie und sah Haldamir bittend an. „Ich denke nicht, dass ihr es verstehen würdet…“

Noch immer hatte Shara ihre Geschäfte an den Marktständen nicht abgeschlossen. Skye konnte nicht nachvollziehen, wie Shara sich so lange damit beschäftigen konnte. Sie musste doch wissen was sie suchte, warum sollte sie sonst einen Markt besuchen? Hauptsache sie würde bald fertig werden, damit sie und die anderen diesen Markt verlassen konnten. Skye wollte endlich von diesen vielen Menschen weg.
Eigentlich wollte Haldamir nicht weiter auf dieses Thema eingehen. Scheinbar ist in Skyes Vergangenheit irgendetwas passiert, dass der Grund dafür sein musste, dass sie so verstört war.
Doch irgendwann begann Skye von sich aus zu erzählen.
„Auch wenn ich durch meine Mutter zur Hälfte pflanzlich bin und deswegen von die meisten verachtet werde. Ich habe sie geliebt…sie war eine gute Mutter…“ Bei diesen Gedanken begann Skye unbewusst zu lächeln. „…und sie hatte einen schönen Namen.“
Natürlich stellte Haldamir darauf sofort die Frage, wie dieser lautete.
Skye atmete tief durch und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
„….Treeakle“
Plötzlich begannen sich die Wipfel der nahe gelegenen Bäume zu bewegen und ein leichter Windstoß kam auf, obwohl es bis eben noch völlig Windstill war.
Verwirt sah Haldamir sich um als der Wind Skye und sein Haar umher wehen ließ.
„Was war das denn? Wo kam der Wind auf einmal her?“
Skye zuckte zusammen.
„Es tut mir Leid…das sollte nicht passieren…“ flüsterte sie und begann erneut nervös an ihren Fingernägeln herum zu spielen.
Ungläubig sah Haldamir Skye an. „Soll das heißen, dass ihr das wart?“
„Ja…“ antwortete sie beschämt und sah wieder nach unten. „Das wollte ich nicht…ich hätte eigentlich wissen müssen dass das passiert….“
Ihre Mutter war eine Dryade, die eine sehr enge Bindung zur Natur hatte. Ein Teil dieser Bindung hatte auch Skye geerbt und so kam es ab und zu vor, dass sich ihr Gefühlszustand auf die Natur übertrug und unter anderem auch Wind hervorrufen konnte. Leider konnte Skye diese Fähigkeit nicht kontrollieren und es kam auch nur bei starken Gefühlsregungen, wie zum Beispiel der Gedanke an ihre Mutter, vor.
Skye versuchte gar nicht erst Haldamir das Wie und Warum zu erklären. Es würde reichen wenn er wusste, dass es so war.
 
Die Gruppe erwachte einige Stunden später.
Kaum jemand hatte geschlafen, am allerwenigsten Eryneth. Er hatte Wache gehalten, für den Fall, dass sich jemand in der Höhle aufhielt. Nur zu gern hätte Etyana den Vampirjäger zwischendurch abgelöst, doch sie war zu schnell eingeschlafen, als dass sie darüber hätte nachdenken können. Doch nun war sie auch die Erste, die sich aufrichtete und bereit für die Weiterreise war. Mit einem Klaps weckte sie Ashanti, der neben ihr auf dem Boden lag und herzhaft schnarchte, und auch Shalyrioth wurde von ihr geweckt. Hidetochi saß bereits auf und polierte eine seiner Klingen, die im dunklen Schein der Höhle düster glänzte. Die Höhle hatte sich abgekühlt, dessen war Etyana sich sicher. Düsteres Wasser tropfte von der steinernen Decke, und die Luft war von eisiger Kälte erfüllt. ,,Wie konnte Lerodan es nur so lange in diesem Loch aushalten ?" fragte die Vampirin, während sie die beiden Briefstücke sorgfältig unter ihrer Kleidung verbarg. ,,Es ist kalt, es ist nass, und übel riechen tut es auch noch". ,,Manchmal hat man keine andere Wahl" meinte Hidetochi. ,,Genau weil diese Höhle so ein unangenehmer Ort ist, hat der Mann, den ihr sucht, sich hier höchstwahrscheinlich in Sicherheit gewogen. Kein normaler Bürger würde über die Schwelle dieses verfluchten Ortes treten". ,,Na dann können wir ja froh sein, dass wir keine normalen Bürger sind". Die Vampirin ging schnellen Schrittes zum Ausgang der Höhle. Dort angekommen, stemmte sie den Fuß gegen eine Marmorsäule, und riss mit einem heftigen Ruck auch den zweiten Flügel der Tür aus den Angeln. Helles Licht durchflutete die Gänge der alten Ruine. Die Gefährten blinzelten vor Ungewohntheit an dieser Helligkeit. ,,Was sollte das denn ?" fragte Shalyrioth aufgebracht, der noch nicht richtig wach war.
Etyana kehrte zu den Anderen zurück und sagte mit einem feierlichen Lächeln auf den Lippen: ,,Der erste Türflügel wurde von Lerodan herausgerissen. Bestimmt wollte er uns provozieren, indem er uns zeigte, dass er hier war. Eine Tür fällt nicht einfach so aus den Angeln. Und nun habe ich den zweiten Türflügel aus den Angeln gerissen, und wenn er jemals zurück in diese Ruine kommt, dann wird er sehen, dass wir ihn beinahe geschnappt hätten. Und wenn er dann erst in der Ruine ist, dann gibt es für ihn keinen Ausweg mehr; dann können ihn töten, falls wir ihn in Hleriwon nicht erwischen. Das ist ein guter Plan! Wir werden ihm zeigen, dass dieser Türflügel-"
,,Etyana ?" flüsterte Eryneth zaghaft. ,,Was gibt es denn ?" entgegnete die Vampirin voller Euphorie.
Eryneth begann, mit einem Fuß über den Boden zu streifen. ,,Das mit dem Türflügel" begann er vorsichtig.
,,Ich habe den Türflügel aus den Angeln gerissen, als ich die Ruine betreten habe...." Das eben noch freudige Gesicht der Vampirin wandelte sich in eine verärgerte Maske um.
Um die Situation zu entschärfen, sprang Ashanti auf und rief: ,,Auf nach Hleriwon!" Eryneth einen vernichtenden Blick zuwerfend, begab Etyana sich erneut zum Eingang der Höhle, und trat in das gleißende Licht hinaus.
Ihre Gefährten folgten ihr.
 
„Was wollt ihr dafür?“ fragte der Händler anscheinend aufgeregt. Ein schlechter Feilscher, der seine Gefühle nicht unterdrücken konnte.
Im ersten Moment hatte Shara geglaubt das er die wahre Natur ihres Anhängers erkannt hatte, doch nach ein paar Sekunden des Shocks und der ungeschickten Frage des Händlers war ihr klar das wohl eher niemand von der Geschichte des Sonnenankhs wusste. Das die Vergangenheit mit der sie abgeschlossen hatte sie eingeholt hatte. Doch es war noch Zeit.
Hochnäsig trat Shara wieder vor. „Sehe ich etwa so aus als hätte ich es nötig meinen Schmuck zu verkaufen?“ Sie setzte ihren einschüchternden Blick auf, und tatsächlich wich der Händler etwas kleinlaut zurück. „Es tut mir Leid Madame.“


Ohne den Händler weiter zu beachten ging sie weiter und lies ihn zurück. Sie schlenderte noch ein wenig weiter und fand einen Stand der wunderschöne Schuhe im Angebot hatte. Schnell hatte sie sich für die schwarz grünen Schuhe entschieden die eine trittfeste Sohle aufwiesen. Wunderschönes Stück. Selbst die Sohlen wiesen kleine runenartige Symbole auf, vielleicht konnte sie daraus etwas machen. Die fast neongrüne Schnürung ergänzten die grünen Stickereien auf dem schwarzen Wildleder perfekt.
„Ein schönes Stück haben sie dort.“ Sprach sie zum Händler, der sich durch einen sehr dichten Rauschebart auszeichnete und eher fett als stattlich wirkte. „
Rechan hat nur die beste Ware für seine Kunden“
„Für wie viel denken sie möchten sie dieses Paar verkaufen?“
„Oho, die werte Dame hat ein Auge für besondere Stücke. 20 Denare und keiner weniger.“
„Euer Geschäft scheint nicht gut zu laufen“
„Wieso meint ihr?“
„Ganz einfach weil ihr anscheinend all euren Gewinn aus einem einzigen Verkauf schlagen wollt.“
„Diese Schuhe sind es wert. Schaut euch die Handgearbeitete Sohle an, robust für tausend Märsche“
„Ich gebe euch 15. Keinen Denar mehr“ Shara war bewusst dass auch 15 überzogen war und dass der Händler jetzt den „gutmütigen-nach-langer-Überlegung“ spielen würde, dennoch hatte sie selten ein so schönes Stück gesehen.
„Ihr wollt mich um mein letztes Hemd bringen! 17!“
„Wie ihr wollt, ich gehe dann“
„Halt!“
Shara, bereits im Gehen, drehte sich um, sagte jedoch nichts.
„Hmmm“, er strich mit seiner rechten Hand über den Bart und schaute Shara nachdenklich an,“ also gut. Für euch 15 Denare.“
So war es recht. Shara hatte nur zu oft Händler wie ihn gesehen und hatte auch nur zu oft ihre Tricks und Taktiken durchschaut. Sie kramte wortlos ihren unsichtbaren Münzbeutel hervor, griff hinein und holte 15 Münzen hervor, reichte sie dem Händler, und griff sich die Schuhe.
„Vielen Dank werte Dame“
„Auf Wiedersehen“


Shara wandte sich um und blickte umher. Sie war jetzt auf der Suche nach Skye und Haldamir. Hatte sie die Beiden etwa verloren? Zumindest wusste sie wo sie war. Dort! Sie sah die Beiden, etwas abseits am umherschlendern und sich am unterhalten. Sie hob die Hand und wank den beiden zu.
„Huhu! Ich bin fertig.“ Sie ging im Laufschritt auf die Beiden zu. „Puh bin ich fertig… ich denke es wird Zeit zurückzukehren, was meint Ihr?“
Scheinbar etwas überrascht und irritiert von dem plötzlichen auftauchen Sharas kam die etwas zurückhaltende Antwort: „Äh … ja … äh … warum nicht …“ Sie gingen zurück, Shara lies ihre Einkäufe im inneren ihres Mantels verschwinden.


Shara bewunderte die Stadt mit ihren Eigenheiten. Exotisch, bekannt und doch anders. Wahrlich ein Ort um ihn im Gedächtnis zu behalten. Ihn ihrer Tasche bewegte sich Sophie, scheinbar schien sie ausgeschlafen zu haben.
„Haldamir, denkt ihr es ist in Ordnung wenn Sophie sich frei bewegen kann?“
„Ich denke das ist in Ordnung, nur passt auf sie auf, man weiß nie…“
Voller Freude schaute Sophie aus der Tasche heraus, wie ein Kind welches von der anderen Seite einer Mauer über diese Blickte. Es war ein so niedlicher Anblick, als sie ihren Kopf aus der Tasche hob. Dann zog sie sich heraus, purzelte aus der Tasche heraus, fing ihren Sturz mit den Flügeln ab und schwebte auf Sharas Schulter, wo sie sich genüsslich streckte. Sie schaute sich um, nicht etwa um zu erfahren wo sie war, denn das wusste sie ja bereits, sondern um den Eindruck den sie von Sharas Gefühlen erhalten hatte zu bestätigen. Danach drehte sie sich zu Shara um und kniff freudig die Augen zusammen, bevor sie wieder um ihrer Herrin herum zu fliegen begann. Diese Freude übertrug sich auch auf Shara, die so glücklich wie sie selten gewesen war wurde.


Wieder in der Taverne angelangt bewegte Shara sich gleich zu ihrem Zimmer, wünschte den Anderen noch eine gute Nacht, schloss sich in das Zimmer ein und schaute sich erstmals ihre neu erworbenen Gegenstände an.
Dort war der neue Reiseumhang, ein Gegenstand der mehr Nutzen als aussehen hatte. Shara war es noch gut in Erinnerung wie sie fast erfroren von Haldamir und seinen Gefährten entdeckt wurde. Und hier war ihr neuer Ring, wunderschön, Silber glänzend mit schwarzen Adern durchzogen. Und ihre neuen Schuhe, die zu iher Robe passte und wirklich außergewöhnlich gut passten. Sophie kletterte in einen Schuh hinein und entdeckte so ein neues Versteck. Shara sammelte alle Sachen zusammen und stopfte sie in ihre nun abgelegte Robe hinein, die seltsamerweise nichts von dem Inhalt verlauten lies, legte sie auf den Stuhl im Zimmer und legte sich in ihr Nachtquartier. Das Sonnenankh allerdings trug sie weiterhin und das letzte was sie bei dem Blick auf ihr Amulett sah war ein Elf mit weißem Haar. Schnell war sie eingeschlafen, währen Sophie über sie wachte und das Zimmer inspizierte.


Ein Raum vollständig aus Holz, zumindest schien es so. Sauber war es hier drinnen, scheinbar war noch kurz vor ihrer Ankunft geputzt worden. An sich war das Zimmer aber nichts besonderes, keine Bilder oder sonstige Ausschmückungen, Lediglich eine hellbraune Gardine hing über dem Fenster hinab und bis auf einen Kleiderschrank, dem Bett und einem hölzernen Stuhl war das Zimmer leer.


Träumen tat Shara nichts. Zumindest nichts an das sie sich erinnern konnte, nur zusammenhanglose Schemen und Gewebe tummelten sich in ihren Gedanken, bis es endlich morgen war und es an ihrer Tür kopfte.
 
Er zischte den Zauber, als wäre er eine Schlange, die den Moment des Angriffs abgewartet hatte und empfand dass dies der richtige Zeitpunkt war zuzustoßen. 2 der Dîhenad gingen unter schrecklichem, von den Höhlenwenden verstärktem Geschrei in weiße Flammen auf. Die anderen versuchten zu fliehen, aber es gab kein Entkommen.
Ein Wort der Macht, und sie kamen rücklings zurückgeflogen und krachten gegen die Felswand. Dort wurden sie wie von Geisterhand festgehalten. Zu denen würde er noch kommen. Ein Leises Flüstern, und einer nach dem anderen starb ohne das man auch nur eine Verletzung sah.
Nun ging er langsam zu den zweien welche er am leben gelassen hatte.

„Wo sind meine Waffen?“ fragte er in einem Geflüster, welches dennoch deutlich zu hören war. Er war keineswegs wider in seinen normalen Zustand zurückverfallen.
„Sie liegen beim Feuer“
„Geh und hol sie mir“. Sofort viel der Zauber von einem der beiden ab.
Jener eilte zum Feuer und holte die Waffen. Dies alles sah Duriel nicht. So glaubte es zumindest der Dîhenad. Leise, kaum hörbar zog er das Schwert aus der Scheide, und ging dann damit ohne auch nur einen Laut zu verursachen auf Duriel zu. In einem weiten Bogen kreiste die Klinge und blieb kaum einen Fingerbreit hinter Duriels Hals stehen, denn dort wo der Dîhenad seinen Oberkörper gehabt hatte gab es nur noch rauch und eine sätige Blutfontäne. Das Schwert viel klappernd zu Boden. Duriel hob es und die Anderen Waffen sowie seine Rüstung auf und legte alles an, danach wand er sich wieder seinem Gefangenen zu.

„Warum habt ihr das getan? Was dachtet ihr wer ihr seid euch einem Devanthar entgegenzustellen? Und dann dachtet ihr auch noch lebend davon zukommen?
Was für Narren ihr doch seid. Die letzten einer Rasse, und ihr seid nicht klug genug mir aus dem weg zu gehen. Aber jetzt bist du alleine. Der letzter einer Rasse die verdammt ist zu sterben. Es mag noch andere von euch geben, andere die du nie zu Gesicht bekommen wirst. Ich werde dich nicht töten, denn das wäre zu nett von mir. Ich vergelte alles. Und dein Los ist es für die Dummheit deiner Freunde zu leiden. Als letzter deinesgleichen auf ewig blind und rastlos herumzuirren bis das eine gnädige Klinge dein Leben beendet.“
Er fing an den Zauber zu weben. Es war wohl der grausamste den er je verwendet hatte denn schließlich hatte er die Kinder in diesem Dorf ja nur getötet...
Er kannte nur die Worte die er sagen musste, aber angewendet hatte er ihn noch nie. Er zweifelte nicht daran das er gelingen würde, denn schließlich konnte er in seinem jetzigen Zustand großartige Dinge bewerkstelligen, grausame jedoch großartige, welche ihm in seinem Normalen Dasein nicht gelungen wären.
Es war ein Zauber der den Körper des Jenigen auf den er gerichtet wurde unsterblich macht. Das abtrennen der Wirbelsäule, oder das verursachen eines starken Gehirnschadens konnte den unglücklichen töten, aber nicht Hunger oder Durst.
Dabei blieb der Körper keinesfalls jung, sondern er verfaulte mit der Zeit, ab dem Punkt an wo derjenige eigentlich hätte tot sein müssen. Das hieß das er die Seele des Dîhenad an den Körper band.
Es war eine der stärksten Waffen des Devanthar, aber wenn ihm auch nur der kleinste Fehler unterlief, dann würde der Fluch ihn treffen.
Weiter nicht schlimm, denn die Devanthar konnten nicht von der Zeit hingerafft werden, aber wenn er einen Schwertstich ins Herz bekäme, dann wäre er dem gleichen Schicksal ausgeliefert wie das Verkümmerte Stück Elend vor ihm.
Er sprach und konzentrierte sich dabei nur auf den Fluss der Magie und der Zauber gelang. Der Dîhenad vor ihm war immer noch gefesselt, doch bewegte er sich nicht mehr. Hatte er was falsch gemacht?
Seine Augen hörten auf zu glühen, und fanden wieder zu ihrer ursprünglichen Farbe zurück.
Langsam verlor Duriel an Kraft bis er zusammensackte. Die Magie die er in der vergangenen Stunde verwendet hat von der er nicht merkte das sie ihm die Kraft raubte, forderte nun ihren Tribut. Ihm wurde schwarz vor Augen und er viel in Ohnmacht.


Als Duriel aufwachte tat ihm alles weh. Er wusste wie leichtsinnig es von ihm war was er getan hatte. Wäre auch nur ein einiger Zauberkundiger unter seinen Feinden gewesen, so wäre er nicht mehr am Leben. Jeder seiner Zauber war so schwächlich geschützt dass ihn ein nicht sehr begabter Zauberer mit Leichtigkeit hätte umkehren können. Die Magie der Devanthar war anders. Sie war auf Zerstörung ausgerichtet und nicht auf den Schutz des eigenen Lebens.
Hätte er mit seinem Schwert gekämpft wäre er sicherer gewesen. Mit wackeligen Beinen stand er auf und dachte sich „ Verdammt ich brauch was zum essen bevor ich endgültig schlafe und nicht mehr aufwache“. Da erinnerte er sich daran was er dem letzten überlebenden angetan hatte. Er sah sich nach ihm um, und erblickte ihn dort wo er schon gestern lag. Duriel ging zu ihm hin und kniete vor ihm nieder. Der Dîhenad war tot.
„Das ist nicht möglich“, dachte er und begann fieberhaft nachzudenken. Wenn der Mistkerl tot war, dann hatte er einen Fehler gemacht, was bedeuten könnte sich selbst mit dem Fluch getroffen zu haben.
„Aber dann wäre der Dîhenad nicht gestorben. Er wäre unbeschadet geblieben....
Könnte es sein dass seine Rasse immun gegen solcherlei Zauber war? Aber davon hätte er gewusst... Er musste herausfinden was geschehen war und ob der Zauber nun auf ihm lastete. Aber wie? Es war ja nicht so das jeder ihm helfen könnte. Er brauchte einen magiekundigen. Einen meister seines Faches. Einen der sich mit Seelen auskannte.
Bis dahin musste er besonders acht geben. Ein kleiner Fehler und er wäre dazu verdammt als stinkender, gammliger Untoter herumzugeistern...oder sich das leben selbst nehmen zu müssen. Und da er an seinem Leben hing andererseits auch kein Untoter sein wollte sollte er sich ab dem jetzigen Zeitpunkt aus Auseinandersetzungen heraushalten.

Er setzte sich nahe zum Feuer, und briet das vor kurzem von ihm erlegte Reh. Er hatte in seinem schwächlichen zustand mehrere Stunden gebraucht bis er etwas erlegt hatte.
Doch jetzt füllte ein behaglich Duft die Luft in der höhle die er nicht weit von seinem letzten Aufenthaltsort gefunden hatte. Der Vorteil an dieser war, dass sie nicht mit Leichen überfüllt war was unmissverständlich dazu beitrug seinen Appetit weiterhin zu fördern..
Eine Weitere Stunde später verschlang Duriel schon die erste Keule und kaute genüsslich jedoch nicht lange an dem Fleisch denn er war mehr als nur hungrig.
 
Hinter ihr zerbrach ein Zweig unter dem Gewicht eines Fußes, doch sie drehte sich nicht um. Sie wusste wer diesen Ort betrat und sie wusste, dass dieser Besuch unerwünscht war.
„Was willst du hier?“ fragte sie wütend und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser.
„Das weißt du genau…“ Er kam zwischen den Büschen hervor. An seiner Stirn lief der Schweiß herunter, er war die gesamte Strecke vom Dorf bis hier her gerannt so schnell er konnte und war erschöpft. Das Atmen fiel ihm schwer.
„Nein das weiß ich nicht…“ knurrte sie zornig und drehte sich zu ihm um. „Ich habe gesagt, ich töte dich wenn du noch einmal diesen Ort betrittst!“ Auf ihrer Stirn zeichneten sich tiefe Zornesfalten ab. „Du weißt, dass du hier nicht erwünscht bist. Also verschwinde!“
Doch er blieb stur vor ihr stehen und rang nach Luft. „Das weiß ich aber es geht nicht um mich oder dich.“
Sie ließ ihren Blick einmal von unten nach oben an ihm entlang wandern. Er sah müde und verschwitzt aus und stand völlig außer Atem vor ihr. Mit seinen braunen Augen sah er sie durchdringend an und wartete auf eine Reaktion.
Ihr Gesichtsausdruck wurde gleichgültig
„Ich weiß was du willst…“ sagte sie schließlich und hob ihre Hand „Doch ich muss dich enttäuschen, sie ist nicht hier.“
Er schluckte. „Was soll das heißen…? Wo ist sie? Sie muss weg von hier….Sie ist in Gefahr!“
Doch sie schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Hältst du mich für dumm? Ich weiß was du hier willst…du versuchst mich von deinen Leuten abzulenken, die seit Tagen den Rand des Waldes mit ihrer Anwesenheit beschmutzen. Doch das brauchst du nicht. Wie du siehst weiß ich von ihnen…doch ich kann nichts mehr tun. War es das was du wolltest?“ sie wendete sich wieder dem Wasser zu und betrachtete, wie die Sonne sich darin spiegelte.
Er schüttelte den Kopf. „Du redest wirr. Ich bin hier um meine Tochter zu retten!“
Auf einmal drehte sie sich ruckartig um und richtete ihren Arm auf ihn. Von allen Seiten wurde er von heran fliegenden Ranken gepackt und festgehalten. Langsam ging sie auf ihn zu.
„Deine Tochter? Sie ist auch MEINE Tochter und du hast sie verraten indem du mich verraten hast!“
Die Ranken schnürten sich um seinen Hals und es fiel ihm schwer etwas zu sagen. „Das stimmt nicht, du weißt genau, dass ich die letzen Jahre verhindern wollte, dass man den Wald rodet.“
„Du lügst!“ Ihre sonst grün leuchtenden Augen begannen rot auf zu leuchten und in ihrer sanften Stimme bildete sich ein Wiederhall.
Wieder hob sie ihre Hand und deutete auf ihn. Die Ranken begannen sich fester um seinen Hals zu schnüren. Er war unfähig noch etwas zu sagen.
„Ich weiß wie deine Rasse ist. Die Gier nach Geld und das Streben nach Immer mehr Platz für eure verdreckten Siedlungen….Ihr habt keinerlei Respekt vor der Natur und ich schäme mich dafür, dass ich mich auf einen von euch eingelassen habe.“
Er wollte etwas sagen. Sagen, dass das nicht Stimme, das nicht jeder Mensch so war. Doch er konnte nicht. Sie hätte ihm wahrscheinlich auch nicht zugehört.
Sie machte eine kurze Pause und sah ihn an. „Aber was rede ich. Es hat sowieso keinen Sinn mehr…“ deprimiert sah sie zu Boden. Ihre Stimme wurde wieder normal. „Es ist alles vorbei…“
Langsam lockerten sich die Ranken um seinen Hals, sodass er wieder sprechen konnte.
„Es tut mir Leid und ich wünschte ich könnte es ändern…“ hilflos stand er da. An seinen Armen, den Beinen und seinem Hals wendeten sich die Ranken und verhinderten dass er sich bewegen konnte.
„Verschwinde…“ sagte sie und drehte sich ab. „Ich will das du gehst…sofort.“
„ Ich gehe nicht ohne meine Tochter.“ Er war wirklich entschlossen.
„Ich sagte doch, sie ist nicht hier. Ich weiß nicht wo sie ist.“ Sie lief langsam los.
„Dann komm du mit. Wir müssen sie finden. Und dich können wir so vielleicht auch noch retten!“
„Mich kann man nicht mehr retten…Meine Zeit ist vorüber.“ „Doch, wir müssen es nur versuchen! Komm mit!“
„Du weißt, dass das nicht geht…“
„Versuch wenigstens noch zu retten, was zu retten ist!“
„Halt den Mund…“ sie wurde wütend, lief aber trotzdem weiter
„Wenn du dich selber jetzt aufgibst, wird alles andere mit dir sterben!“
„Halt den MUND!!!“ schrie sie und blieb stehen. Ihre Stimme bekam wieder diesen Wiederhall.
„Jetzt komm mit! Treea…!“
„ICH SAGTE, HALT DEN MUND!“ Hasserfüllt ließ sie ihren Arm hervorschnellen und drehte sich zu ihm um. Von allen Seiten schossen Ranken, übersäht mit Dornen, auf ihn zu… und trafen.
Er brach zusammen.

Skye schreckte hoch und schnappte nach Luft. Schon wieder dieser Traum der sie seit Jahren verfolgte. Beinahe jede Nacht wachte sie schweißgebaden auf um sich dann bewusst zu werden, dass es wieder einmal nur dieser Traum war. Ein Traum, der leider Realität war.
Skye rieb sich die Schläfen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Sie setzte die Füße auf den Boden und stand auf.
Auf dem Stuhl neben ihrem Bett lag die Robe, die sie von Haldamir bekommen hatte, und ihr Gürtel samt Stab. Sie hatte beides abgelegt, um besser schlafen zu können.
Sie sah zum Fenster hinaus und betrachtete traurig den Mond, der hell genug schien um ihr Zimmer auszuleuchten. Wann würden diese träume endlich aufhören? Reichten die letzen 10 Jahre denn nicht?
Langsam wendete Skye sich vom Fenster ab und betrachte ihren Schatten, der sich hinter ihr ausbreitete.
Dann ging sie zur Tür und öffnete diese leise. Auch der Flur wurde durch den Mond erhellt, sodass Skye genug sehen konnte.
Da drüben war die Treppe zum Erdgeschoss. Dort, wo die ganzen Tische und Stühle standen.
Auf der anderen Seite war die Tür zu Sharas Zimmer und gleich daneben hatte Haldamir seine Unterkunft. Die Beiden würden wohl tief und fest schlafen.
Barfuss schlich Skye über den Flur, sie wollte niemanden aufwecken. Sie sah zur Treppe hinab, scheinbar war auch dort unten niemand mehr wach. Leise ging sie zurück.

Sie war müde und konnte ihre Augen kaum aufhalten. Erschöpft setze sie sich wieder auf ihr Bett.
Ein Bett…seit vielen Jahren hatte Skye nicht mehr in einem solchen geschlafen. Für die meisten wäre dieses unbequeme Holzbett eher ein Grund die Nase zu rümpfen doch für Skye war das purer Luxus.
Vielleicht würde sie wieder einschlafen können. Wenigstens für ein paar Stunden bis die Sonne aufgehen würde.
Skye legte sich hin und schloss die Augen.
 
Eryneth stampfte hinter Etyana den Pfad hinunter. Er war bei bester Laune, schließlich war es sehr wahrscheinlich, dass sie nun bald Lerodan finden, und töten, würden.
"Seid ihr wütend?", fragte Eryneth.
Etyana antwortete: "Wenn ich wütend werde sieht das anders aus."
Damit drehte sie sich um und ging weiter. >Merkwürdig ist sie ja schon.< Er blickte sich um; Hidetochi und Shalyrioth folgten ihm auf den Fersen.

Nach etwa zehn Minuten erreichten sie die Straße, nun ging es deutlich schneller. Sie trabten den Weg entlang, doch die schnelle Geschwindigkeit machte ihnen auch auf Dauer nichts aus; sie alle waren gut durchtrainiert und obwohl Eryneth die ganze Nacht nicht geschlafen hatte war er fit.
"Weiß jemand, wie lange wir überhaupt unterwegs seien werden?", fragte Hidetochi. "Ich glaube, wir werden etwa morgen Mittag ankommen. Allerdings weiß ich nicht wie lange es dauern wird, bis wir an der Höhle sind.", antwortete Shalyrioth.
"Ich denke, wir sollten zuerst in die Stadt gehen, oder? Neue Ausrüstung kaufen. Und Hidetochi kann seinen Auftrag erfüllen!", warf Etyana ein.
Eryneth dachte kurz nach und sagte: "Ja, ich glaube auch das das gut wäre."
"Jap.", stimmte auch Shalyrioth ein.
Hidetochi nickte und ging weiter.
Shalyrioth sprang leicht abseits des Weges durch das Unterholz, als Waldelf fühlte er sich in jedem Wald zuhause. "Spart eure Kräfte, Waldelf! Es wird eine anstrengender Marsch werden, und ich werde bestimmt nicht auf euch warten!", wies Eryneth ihn zurecht.
>Warum kann ich ihn eigentlich einfach nicht leiden?<
"Ich mache halt nicht so schnell schlapp wie ihr, Schattenelf! Mehr als aus dem Hinterhalt angreifen kann eure Sippe ja nicht!"
Eryneth seufzte. >Der alte Streit zwischen den Elfenvölkern.<
"Seht euch vor, Elf. Nur weil ihr reinrassig seid, heißt das nicht das ihr euch alles erlauben könnt." Shalyrioth sprang zurück auf die Straße.
In seinen Augen konnte man puren Hass ablesen.
Etyana sah seinen Gesichtsausdruck und sagte: "Shal, ruhig Blut! Was lässt dich so einen Hass auf die Schattenelfen haben?" Shalyrioth blickte von Eryneth zu Etyana und zurück.
"Das werde ich euch ein andermal erzählen." Er blickte wieder auf Eryneth. "Wir werden uns aussprechen, wenn Lerodan Tod ist."

Eryneth sah ihn verächtlich an. "Ich freue mich darauf."
 
"Ich freue mich darauf." Der verächtliche Blick von Eryneth entging Hidetochi keinesfalls. Er seufzte innerlich auf. Dass die beiden Elfen sich an die Gurgel gingen, fehlte der Gruppe gerade noch ...
Er hatte schon vom Hass der Elfenvölker auf dieses eine, das Volk der Schattenelfen gehört. Ich sorge mich nur um Shalyrioth ... ich glaube nicht, dass er sich gegen Eryneth verteidigen kann ... er wirkt so schmächtig.

Hidetochi wusste nicht, wie lange sie wanderten. Er wandte einen alten Trick aus seiner Heimat an, mit dem das Laufen ganz angenehm wurde. Man musste sich nur fest auf eine Erinnerung konzentrieren ... sobald der Geist vollständig fixiert war, machte der Körper alleine weiter.

Nützlich, aber nur in ungefährlichen Gebieten. Man stelle sich vor, eine ganze Armee liefe gedankenverloren durch die Welt! Das Massaker bei einem Überfall wäre nicht auszudenken.

"Müsst ihr euch jetzt streiten?" Etyanas Stimme klang müde.
"Wir waren ja auch gerade gerade fertig ..." Shalyrioth's Stimme klang eindeutig so, als hätte er den Streit liebend gerne noch weitergeführt.
"Sagt wer, Elflein?" Eryneth klang herausfordernd.

Seufzend wandte sich Hidetochi wieder seinen Erinnerungen zu ...
 
"Sagt wer, Elflein?", sagte Eryneth mit unverborgener Verachtung in der Stimme.
"ES REICHT!", rief Etyana ihm zu. "Lasst euch in Ruhe! Ich weiß nicht, warum ihr Elfen euch so hasst, aber es ist das letzte was wir jetzt gebrauchen können!"
Hidetochi blickte von einem zum anderen und dachte sich seinen Teil. Eryneth zog seinen Umhang auf eine Weise zurecht, dass seine beiden messerscharfen Klingen deutlich zu sehen waren, dann zog er an Shalyrioth vorbei und setzte sich an die Spitze des Zugs.

Eisernes Schweigen legte sich über die Gruppe, während jeder sich mental bereits auf den Kampf mit Lerodan vorbereitete. Eryneth blickte zum Himmel, ein dunkler Schatten war soeben über sie hinweggezogen. Aus den Blicken der anderen sah er, dass keiner wusste was es war. "*******!", murmelte er, woraufhin Etyana sofort in seine Richtung schaute, er hatte vergessen, dass sie ebenso gut hören konnte wie er. "Wisst ihr was das ist?", fragte Etyana laut.
In etwa dreihundert Meter Höhe raste eine Art Riesenfledermaus über ihnen vorbei. "Ein Zesec. Normalerweise sieht man sie erst, wenn sie einem das Blut aus dem Hals saugen, mitten in der Nacht. Damit habt ihr einiges gemeinsam!", sagte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, um zu zeigen, dass die Aussage nicht so feindlich gemeint war, wie sie klang. "Zesecs sind ziemlich genau das, wonach sie aussehen. Riesige Fledermäuse. Es gibt nicht mehr viele von ihnen, aber sie sind sehr gefährlich, vor allem in der Nacht. Ich habe seit Jahren keinen mehr gesehen; sie werden von mächtigen Vampiren als Reittiere und Wachen eingesetzt. Niemand entgeht ihren Augen, und sie können sogar Stahl durchbeißen. Sie sind flink, aber eigentlich sehr lichtscheu.", klärte er die anderen auf. Die Gruppe blickte zu dem Schatten hinauf, der unablässig über ihnen kreiste. "Ich würde wetten, unser bleicher Freund hat ihn auf uns angesetzt." Eryneth sah zu Shalyrioth. "Auch wenn ich euch nicht ab kann, dass da oben ist ein Fall für euch und euren Bogen. Wenn er uns angreifen sollte, dann ist es an euch." Shalyrioth war nervös, aber er sagte tapfer: "Ich werde tun was ich kann, Schattenelf!" Hidetochi verdrehte die Augen, jetzt ging das wieder los. "Bevor ihr wieder aufeinander losgeht, unser pelziger Freund ist weg.", wurden sie plötzlich von Ashanti unterbrochen, der hinter Shalyrioth aufgetaucht war. Tatsächlich war die Fledermaus verschwunden; niemand hatte es bemerkt. "Um so besser!", sagte Hidetochi. "Leise!", erwiederte Eryneth mit gedämpfter Stimme. Er blickte in den Himmel und konzentrierte sich. Wie als würde er durch eine Lupe schauen zoomte die Umgebung heran, bis er das Gefühl hatte, die entfernte Kuppe eines Hügels wäre nur wenige Meter entfernt. Und dann sah er den Zesec wieder. Er flog nun dicht über den Boden und entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit von der Gruppe. Plötzlich schob sich eine gewaltige Pupille in sein Blickfeld und er zuckte zusammen. Kaum hatte er seine normale Sicht wiedererlangt sah er, wovon er erschreckt worden war: Shalyrioth stand vor ihm und redete auf ihn ein. "...noch lange so da stehen? Nutzloser Schattenelf. Schläft eure Sippe immer im stehen ein?" Eryneths Pupillen zuckten kurz, dann hatte er Shalyrioth am Kragen gepackt und schleuderte ihn im hohen Bogen von sich weg. "Stellt euch nie wieder vor mich, wenn ich versuche einen Feind zu verfolgen. Beim nächsten Mal werdet ihr meine Klingen im Wanst haben und einen Kopf kürzer werden." Er atmete einmal durch und sah, dass die ganze Gruppe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrte. "Ähm, Eryneth? Es stimmt, ihr habt dort drei Minuten bewegungslos gestanden. Ihr habt nichtmal mehr geatmet!", versuchte Hidetochi Shalyrioth zu erklären. "Shalyrioth sollte wissen was ich getan habe, er ist doch selbst ein Elf. Oder haben Waldelfen die alten Gaben der Elfen, ihre Augen, schon verlernt?" Etyana wurde ungeduldig. "Eryneth, jetzt erklärt einfach was ihr gesehen habt." "Der Zesac fliegt unserem Ziel entgegen. Er wird Lerodan warnen, wenn ich mich nicht irre." Shalyrioth rappelte sich auf und blickte auf Eryneth der bereits weitergegangen war.

Die anderen drei Wanderer gingen ihm hinterher, Ashanti war bereits wieder im Wald verschwunden, wahrscheinlich war er an irgendeinem Bach und trank etwas. "Shalyrioth, wusstet ihr, was Eryneth da tat?", begann Etyana ein Gespräch. "Ich hätte es wissen müssen, aber ich hatte schon wieder verdrängt, dass diese.. Linie von Verrätern .. auch zum großen Stamm der Elfen gehört." "Linie von Verrätern? Was meint ihr damit?", fragte Hidetochi ihn interessiert? "Das tut jetzt nichts zur Sache. Tut mir Leid, aber ich möchte nicht darüber sprechen. Das ist ein Geheimniss der Elfen!"
 
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Haldamir legte sich sofort in sein bett, als er das Zimmer erreichte, er hatte schon wochenlang kein richtiges Bett mehr genutzt und war mehr als nur froh über diese Gelegenheit.
ER lag etwa 10 Minuten wach im Bett, als er wieder aufstand, nur in seiner Hose bekleidet warf er einen Blick auf die Strasse, es war niemand mehr zu sehen. Haldamir zog sein Hemd über, nahm seine beiden Waffen und verließ sein Zimmer um noch ein wenig an der freien Luft zu trainieren.
Als er unten im Schankraum angelangt war, sah er Shegaz, wie dieser die Theke reinigte. „Ah, Haldamir, wie sieht es aus? Noch einen kleinen schluck auf den weg?“
Als Haldamir am unteren Ende der Treppe ankam entgegnete er:. „gegen ein Glas ist nichts einzuwenden.“
Shegaz nahm eine Flasche Rum aus dem Regal hinter der Theke, zwei Becher und setzte sich an einen der Tische. Haldamir folgte ihm und setzte sich neben ihn: „Wie kommt es eigentlich, das du mit einer Dryade reist? Ich wusste gar nicht, das du Kontakt zu dieser Spezies hast.“
„Haldamir warf einen Blick auf die Flasche: „Wie sieht es nun aus, bekomme ich noch was zu trinken oder muss ich mich selbst bedienen?“
Shegaz lachte kurz, goss den beiden dann aber etwas ein und schob Haldamir einen der Becher rüber. „Wie kommt das nun, das du mir ihr reist?“
Haldamir nahm einen kräftigen Schlug und verzog für einen Moment das Gesicht. „Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Wir sind hier nur zufällig gelandet und sie ist erst wenige stunden vorher zu meiner Gruppe gestoßen.“
Auch Shegaz nahm einen Schlug aus seinem Becher, jedoch verzog er dabei keine Miene. „Mh, ich finde es trotzdem seltsam. Willst du sie weiterhin begleiten? Und wie sieht es mit der Menschenfrau aus?“
„Ich denke, ich werde beide noch eine weile begleiten. Im Moment gibt es so oder so nichts anderes zu tun.“

Es vergingen weitere stunden, in denen beide viel redeten und drei Flaschen Rum leerten, ehe beide auf dem Tisch einschliefen.

Etwa zum morgengrauen begann die erste Person von Oben in die Schenke zu kommen, sie würde die beiden schlafend vorfinden.
 
Als Reen in seiner Hütte erwachte wusste er gleich das heute ein besonderer Tag war. Nicht nur sein Auftraggeber würde ihm haute den Lohn auszahlen sondern auch noch einen neuen Auftrag beschaffen. Normalerweise kamen die Aufträge eher selten rein aber diesmal ging es um viel Geld.
Er stand auf und zog sich an. Er steckte den Dolch ein und machte sich auf den Weg. Sein Auftraggeber hatte gesagt er würde seine Belohnung bei einem Baum in einem der Parks der Stadt finden. Reen wussste wo der besagte Park lag. Direkt neben einer Herberge gab es einen Baum mit einem Hohlraum. Dort sollte seine Belohnung und der nächste Auftrag warten.
Der Weg durch die Stadt war wie immer ein wenig umständlich. Seine Hütte lag in den äuserßten Teilen der Stadt und es war ein weiter Weg von seiner Hütte aus zum Baum. Auserdem war diese Stelle nicht unbedingt sicher, da einfach zu viele Leute den Platz schon kannten. Sein Auftraggeber war nicht gerade ein Profie...
Es dauerte eine Weile bis er am Baum ankam. Es war noch früh genug so das er ungesehen von den wenigen Passanten zum Baum gelangen konnte.
Mit wenigen schnellen Handgriffen nahm er den Beutel der in dem Loch im Baum und hängte ihn an seinen Gürtel.
<Ich glaube darauf könnte ich mir schon was leisten> dachte er und betrat die Schenke.
Trotz der frühen Stunde waren bereits ein paar Leute anwesend. Zwei davon lagen an der Theke und ein Gast kam gerade die Treppe herunter. Reen setzte sich an einen der Tische und nahm den Beutel von seinem Gürtel. Er öffnete ihn und sah hinein.
Darin waren... Kieselsteine! Alles voller Kieselsteine und kein Gold! Auserdem war da noch ein kleiner Zettel auf dem stand: "Wenn ihr eure Belohnung wollt müsst ihr schon die richtige Ware bringen!"
Aber soweit Reen das wuste gab es den Gegenstand den er beschaffen musste nur einmal. Was der Auftraggeber wohl mit 'richtige Ware' meinte.
Er dachte eine Weile nach und plötzlich fiel ihm der Hinweis des Auftraggebers ein den er Reen gegeben hatte. "Achtet darauf das ihr kein Duplikat erwischt! Die Magier sind gewieft!"
Er musste eines der falschen Artefakte erwischt haben. <So ein blöder Anfängerfehler!> dachte er und ärgerte sich über sich selbst. <Wann wird mich mal irgendjemand nicht reinlegen?!> dachte er und versank in seinen Gedanken wie es jetzt weitergehen sollte...
 
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Es klopfte an ihrer Tür. Shara schreckte hoch und wusste sogleich das sie sich das Klopfen nur eingebildet hatte, denn Sophie wachte immer noch über dem Türbalken und beobachtete Shara, wohingegen ein Türklopfen sie in Alarmbereitschaft versetzt hätte.
Zur Begrüßung flog Sophie zu ihrer Herrin, die wieder zurück auf ihr eher unbequemes Kopfkissen fiel. Sophie kuschelte sich an Shara und beide dösten etwas im Sonnenlicht das durch das Fenster herein strahlte. Letztendlich wurde ihr das Bett nun doch zu unbequem und stand auf. Es war zwar besser als das meiste in der freien Wildbahn, wenn es mal nicht geklappt hatte sich ein gutes Bett oder ähnliches herbei zu beschwören, doch zufrieden war sie wirklich nicht. Sie streckte sich und zog ihre Glieder gerade. Daraufhin ging sie zur Waschschale und begann sich zu säubern. Was würde sie nur für ein Bad hergeben. Es musste bestimmt schon eine Woche her sein seid ihres letzten Besuches in einer Badeanstalt. Sie musste unbedingt Haldamir nach einer solchen Einrichtung fragen. Sie zog aus ihrem unsichtbaren Beutel am Gürtel einen kleinen Kamm heraus, setzte sich aufs Bett in die Sonne und begann ihr Haar zu glätten, das von der Nacht etwas mitgenommen aussah. Sophie schaute ihr die ganze Zeit dabei zu und amüsierte sich über irgendetwas, was Shara nicht genauer verstand, jedoch war sie ihr nicht böse in dem Wissen das es etwas mit ihr zu tun haben musste, sondern es hob eher ihre Stimmung. Als ihr Haar in dem gewünschten Zustand gekommen war begann sie sich ihrer Kleidung anzunehmen und steckte den Kamm wieder in den nun sichtbaren Beutel, der nur an ihrem Gürtel unsichtbar sein konnte. Die Robe schien etwas verschmutzt und so versuchte sich Shara an einem kleinen Zauber um sie zumindest etwas zu säubern. Sie konzentrierte sich auf das Gefühl wenn man saubere Kleidung trug und leitete die Magie auf ihre Kleidung, die unerwartet gut von den Flecken befreit wurde. Einer jedoch, ein kleiner roter Fleck an ihrem untersten Saum, würde nicht herausgehen, selbst wenn sie es wollte. Dieser Fleck erinnerte an Blut, jedoch war dieser bisher niemandem aufgefallen und würde es wohl auch nie, denn er hatte die glückliche Angewohnheit immer in einer Falte zu verschwinden.
Nach dieser Arbeit zog sie sich an und streifte sich anschließend die Robe über und wehte ihr geglättetes Haar darüber, was sie daraufhin zu einem Knoten zusammenband, mit Hilfe von Sophie versteht sich. Zuletzt zog sie noch ihre neuen Schuhe über und den neuen Ring über ihren linken Ringfinger und beschloss das Zimmer zu verlassen, nachdem sie ihren Beutel wieder an die Stelle gebunden hatte, wo er für alle unsichtbar war, und im Schankraum ein Morgenwasser zu sich zu nehmen.



So verlies sie das Zimmer, schloss die Türe hinter sich nachdem Sophie ihr gefolgt war und ging herunter in den Schankraum. Tatsächlich schienen schon einige Gäste ihre Quartiere verlassen zu haben, doch nach einem zweiten Blick wurde ihr bewusst dass es sich um den schlafenden Haldamir und ihm gegenüber den schlafenden Wirt des Gasthauses handelte. Einer der anderen Gäste saß noch schlaftrunken an einem anderen Tisch, und ein Kind, was gerade an aus einem beutel Kieselsteine herauszog. Vielleicht betrachtete er ja seine Sammlung besonders geformter Steine?
Wie auch immer, das Kind war nicht wirklich interessant genug und sie beschloss die beiden Thekenfüller leise aufzuwecken.


„Haldamir…“ murmelte sie nah an seinem Ohr „Haldamir aufstehen…“
Shara hatte keine Ahnung wie der Wirt mit Namen hieß und deshalb versuchte sie es bei ihm auch nicht, in der Hoffnung dass ihr Reisegefährte das übernehmen würde. Doch zu ihrer Verwunderung wachte nicht Haldamir, sondern der Wirt auf.
„W..was? S is doch noch früh…“
„Die Sonne steht schon ziemlich weit oben am Himmel, also ist es nichtmehr so früh. Wie lange habt ihr denn gestern her noch gesessen?“
„Des…sss..keine Ahnung…“, er streckte sich bei diesen Worten, haute Haldamir kurz an der Schulter an als Zeichen das es Zeit wäre aufzustehen und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
„Ich hätte auch gerne eins wenn sie schon dabei sind.“, sagte Shara lächelnd und vergnügt in die Richtung des Wirtes.


Haldamirs Lebensgeister schienen auch wiederzukehren. Der Weckruf des Wirtes jedoch schien ihn kalt gelassen zu haben, aber es regte sich etwas.
 
Die Stimmung in der Gruppe war noch weiter gesunken, beinahe niemand sagte etwas. Eigentlich sagte wirklich niemand etwas.
Nicht nur, dass Eryneth und Shalyrioth sich andauernd in die Haare kriegten, der kurze Besuch des Zesacs hatte sämtliche Sorgen auf den Höhepunkt getrieben. Etyana blickte sich andauernd hektisch nach Feinden um, dem Rest der Gruppe ging es kaum besser. Niemand hatte noch die Nerven dazu, ein Gespräch zu führen, sodass es nicht verwunderlich war, dass die Spannungen zwischen Eryneth und Shalyrioth immer heftiger wurden. Die Gruppe marschierte einen Hügel herunter, als auf der rechten Seite ein kleiner Morast auftauchte. Eryneth überblickte die Sumpffläche prüfend und rümpfte die Nase. Faule Eier. "Da fühlt ihr euch sicher gleich zuhause, oder nicht?", feixte Shalyrioth. Etyana hohlte Luft und sah genervt zu dem Waldelf hinüber. "Wie kleine Kinder, lasst euch in Ruhe!" Eryneth spie auf den Boden. "Ja Waldelf, große Reden schwingen, dass konnte euer Volk schon immer! Wieso traut ihr euch nicht und jagt mir einen Pfeil in die Brust?" Er hob eine Augenbraue und fügte hinzu: "Vielleicht weil ihr wisst, dass ihr bei dem Versuch sterben würdet?" Eryneth grinste hämisch. Shalyrioth stand kurz davor, einen Wutanfall zu kriegen, seine Hände zitterten, aber als sie das feine Holz seines Bogens spürten wurden sie schlagartig ruhig. "Schattenelf. Ihr seid Verräter an eurer eigenen Rasse! Niemand wird euch die Taten eureres Volkes verzeihen! Ihr habt den Tod verdient. Ihr und eure Sippe. Ihr seid alle gleich!" Shalyrioth war einige Schritte zurückgetreten um Abstand zu gewinnen und zog seinen Bogen. In wenigen Sekunden hatte er einen Pfeil auf der Sehne, aber bevor er spannen konnte, war Eryneth ebenfalls zurückgetreten, in den Schatten und verschwunden. Shalyrioth schrie fast vor Wut laut auf. "KOMMT RAUS! FEIGLING!" Sowohl Etyana, als auch Hidetochi versuchten den Waldelf zu beruhigen, aber er war vollkommen in Rage. Wie aus dem Nichts trat Eryneth wieder aus dem Schatten und glitt geschmeidig an dem tobenden Elf vorbei, der von Hidetochi und Etyana festgehalten wurde. Er sah jegliche Konturen schärfer, spürte die Griffe seiner Dolche in der geschlossenen Faust. Er bewegte sich zu schnell, als das ein menschliches Auge hätte folgen können und blitzartig war er hinter den ringenden Gefährten aufgetaucht. Der Waldelf hatte keine Chance, durch Etyana und Hidetochi behindert, die nichts von Eryneths Vorhaben ahnten, war er wehrlos gegenüber den Klingen, die in Eryneths Hand ruhten. Eryneths Körper spannte sich zum Stoß an, er wollte zustechen, als plötzlich ein mageres, weißes Gesicht mit hohlen Augenhöhlen vor seinem inneren Auge erschien. Das Gesicht lachte, eine furchtbare Lache, die selbst Eryneth einen Schauder über den Rücken jagte. "Lerodan", murmelte er. Er kämpfte mit der Stimme in seinem Kopf, das Gesicht des Vampirs wollte nicht weichen, seine Klingen rutschten aus den Händen und bohrten sich eine Handbreit neben seinen Füßen links und rechts in den weichen Untergrund. Die anderen waren wie erstarrt und blickten zu ihm hinüber. Eryneth war auf die Knie gesunken und schrie. Die Stimme in seinem Kopf sagte mit einer seltsam unlebendigen Stimme einige Sätze: "...schrei nur... bald wirst du viel, viel lauter schreien ... ich werde dich kriegen ... komm zu mir!" Dann wieder das grausame Lachen. Eryneth wälzte sich über den Boden, sein Körper brannte, jede Faser sendete Schmerzenssignale an sein Gehirn. "Lerodan...Stimme...Argh", stammelte er, bevor eine weitere Schmerzwelle ihn verstummen ließ. Hidetochi drückte ihn an den Boden, während Etyana ihm zurief, dass er wieder zu sich kommen solle. Nur Shalyrioth stand in einiger Entfernung und blickte auf den schreienden Widersacher. Langsam ließen die Schmerzattacken nach, doch er fühlte sich an, als ob er zwischen zwei Walzen hindurchgezogen worden wäre. Hidetochi zog ihn an einen Baum und lehnte ihn dagegen. Schweiß lief ihm in Sturzbächen hinab und er zitterte. "Was ist los mit euch? Was ist passiert?", fragte Hidetochi besorgt. Etyana ergänzte: "Ihr seid einfach umgekippt. Und habt Geschrien!" Eryneth atmete tief durch und sagte dann: "Lerodan." Etyana und Hidetochi sahen sich besorgt an, sogar Shalyrioth runzelte die Stirn. "Lerodan?". "Er war in meinem Kopf, er hat mir Schmerzen zubereitet. Ich wusste nicht das er das kann. Das ist Magie, die ihn um einiges überragt. Er drohte mir, prophezeite mir meinen Tod. Er weiß, dass wir kommen." Etyana sog die Luft erschrocken ein. "Das ist nicht gut! Gar nicht gut!". Erstaunlicherweise sagte Eryneth: "Bitte lasst mir nur zehn Minuten Zeit, dann müssen wir weiter. Bei Anbruch der Dunkelheit werden sie hier sein." "WER wird hier sein?", fragte Hidetochi. Doch Eryneth war schon in Trance verfallen. Shalyrioth sah Eryneths Dolche im Schlamm stecken und grinste. Er wollte sie soeben aufheben, doch kaum berührte er den Griff schreckte er zurück. Ein schmerzvoller, magischer Schlag traf ihn. "Schattenelfenmagie." Er spuckte aus und ging.
 
Skye hob die Schüssel mit einer schnellen Bewegung über ihren Kopf und goss das kalte Wasser über sich aus. Es war wirklich nicht die angenehmste Art sauber zu werden, doch im Moment hatte sie keine andere Möglichkeit.
Sie strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und zog sich wieder an. Erst einmal nur ihre normale Kleidung. Die Robe konnte sie wieder anziehen, sobald sie die Schenke verlassen würden. Aber wie sie noch hier waren, mochte Skye sie einfach nicht tragen.
< Unten werden hoffentlich kaum Gäste sein….> hoffte sie und steckte ihren Stab an ihren Gürtel.

Als Skye die Tür hinter sich schloss und den Flur betrat hörte sie Gemurmel von unten kommen.
Entweder waren Shara und Haldamir schon wach oder unten waren schon einige Gäste eingetroffen…oder beides.
Für einen kurzen Moment spielte Skye mit dem Gedanken doch lieber die Robe anzuziehen doch dann kam ihr das Bild von gestern in den Sinn. Der Zwerg, der betrunken vom Stuhl fiel und der angetrunkene Typ, der Etyana angesprochen hatte. Skye zweifelte daran, dass die Situation heute anders wäre. Sie glaubte nicht, dass sie irgendjemand wahrnehmen würde und lief vorsichtig die Treppe hinunter.

Shara stand gerade am Tresen und schien sich vom Wirt ein Getränk geben zu lassen. Freudig sah sie Skye an als sie sie bemerkte.
„Guten Morgen!“ sagte Shara und nahm dankend das Glas entgegen. „Gut geschlafen?“
Für Skye war diese Frage wie ein schlechter Scherz. Aber woher sollte Shara das wissen?
Sie nickt einfach. Wenn sie etwas anderes getan hätte, hätte man nur Fragen gestellt.
„Das hört man doch gern.“ Shara ging an Skye vorbei und wollte sich an Haldamirs Tisch setzen. Die leer getrunkenen Rumflaschen brachten sie allerdings dazu ihre Meinung zu ändern und sich an den Tisch direkt daneben zu setzen.
Skye stand noch immer auf der untersten Stufe und stütze sich an einem Balken ab.
„Willst du auch was?“ fragte Shegaz und rieb sich müde die Schläfen.
„….Ich glaube nicht, dass noch etwas da sein wird….“ Sagte Skye leise und richtete ihren Blick auf die leeren Flaschen auf Haldamirs Tisch.
„Was ist mit ihm?“ fragte Skye Shara und deutete auf Haldamir. Doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Er schläft noch.“ Meinte sie und beobachtete amüsiert, wie Sophie bei dem Versuch etwas aus ihrem Glas zu trinken beinahe hinein gefallen wäre.
„Und wie ich ihn kenne wird er so schnell auch nicht wieder wach sein.“ Shegaz begann zu lachen und räumte die Flaschen vom Tisch.
Skye setzte sich zu Shara und beobachtete das Ganze. Wollten sie heute nicht eigentlich diesen Tempel aufsuchen?

Die beiden Frauen unterhielten sich eine Weile, während Haldamir immer noch keine Anstalten machte aufzuwachen.
„Haldamir, jetzt wacht endlich auf! Wir wollen weiter!“ Skye setzte sich neben Haldamir auf einen Stuhl und ruckelte zaghaft an seiner Schulter. Doch als Antwort kam nur ein leises Grummeln von ihm. „Aufwachen…he!“
Fragend sah Skye Shara an, doch diese schüttelte nur den Kopf.
Shara stand entschlossen auf, ging an Skye vorüber und nahm eine Flasche vom Tresen.
„Würdest du bitte zur Seite gehen?“ fragte sie und deutete Skye mit einer Handbewegung an, dass sie weg rutschen sollte.
Plötzlich zog sie den Korken aus der Flasche und goss den Inhalt der Flasche über Haldamirs Nacken aus.
Haldamir zuckte darauf hin sofort zusammen und richtete sich erschrocken auf.
„Es war nur Wasser“ beruhigte Shara Skye schulterzuckend als diese sie verwirrt ansah. „Und waschen müsste er sich sowieso mal.“
„Wie… Was…?“ Haldamir war sichtlich verwirrt und hatte noch nicht ganz realisiert, wo und wer er war. Skye begann zu schmunzeln.
 
Noch immer erschrocken so plötzliche und vor allem so feucht aus dem Schlaf gerissen zu werden, sah sich Haldamir im Schankraum ein, er war tatsächlich hier eingeschlafen. Es war zwar nicht das erste mal, aber es ärgerte ihn, das er die erste Nacht, die er seit Ewigkeiten in einem Weichen Bett verbringen konnte, auf einem Tisch verbrachte.
Haldamir setzte sich langsam auf während er sich streckte, als ihn ein schmerz im Hals durchfuhr. <Ich muss wohl falsch gelegen haben.> dachte er sich, als er seine Hände in den Nacken legte und den Kopf herumdrehte.
Auch, wenn er unsanft geweckt wurde, war er froh ohne Kopfschmerzen aufzuwachen, bei der Menge an Rum, die er in der letzten Nacht vernichtet hatte, war dies ein Wunder, wahrscheinlich hatte Shegaz den teuren Rum spendiert, dieser verursachte aus unerfindlichen Gründen keinen Kater.
Nachdem Haldamir gähnte stand er auf und verließ ohne einen weiteren Kommentar die Taverne durch den Hinterausgang um etwas frische Luft zu schnappen. Er genoss die frische Morgenluft, als ihm auffiel, das Shara recht hatte, er musste sich wirklich waschen, jedenfalls roch es danach, als er die Arme erneut nach oben Zog, um sich erneut zu strecken.
Da die Taverne, die Shegaz führte, nicht den Luxus eines Bades vorweisen konnte, musste er wohl erst einmal mit einer Regentonne vorlieb nehmen, auf die er sich zu bewegte, während er sein Hemd auszog und es neben die Regentonne warf. Bei dem alten Holzfass angekommen, lehnte er sich mit beiden Händen auf dessen Rand und steckte seinen Oberkörper, soweit es nur möglich war, in das Kalte Wasser. Auch wenn dies bei weitem keine ausreichende Wäsche war, so war er jetzt komplett wach und roch nicht mehr nach schweiß. Etwa eine Halbe Minute hielt er seinen Kopf unter Wasser, ehe er ihn wieder herauszog und das Hemd als provisorisches Handtuch missbrauchte, um es sich anschließend über die Schulter zu werfen.
Er betrat die Taverne, verließ den Schankraum erneut ohne einen Kommentar und ging die Treppe nach Oben in sein Zimmer, um sich die Robe anzuziehen, da diese, im Gegensatz zu seiner jetzigen Kleidung, sauber war.
Nach wenigen Minuten betrat er den Schankraum wieder und stellte sich an den Tisch, an dem er eben noch geschlafen hatte, um nach seinen Waffengurt zu greifen und ihn umzubinden. Anschließend lies er sich auf einen freien Platz fallen und wandte sich den beiden Frauen zu: „Wenn ihr bereit seit, dann können wir uns auf den Weg zum Tempel machen.“
 
Reen horchte auf. Einer der Gäste in der Taverne hatte gerade etwas vom Tempel gesagt. Anscheinend wollte er mit seiner Gruppe dorthin gehen. Er sah auf und erkannte das der Mann eine Robe trug. Er war anscheinend eine wichtige Person in der Stadt. Seltsam das er ihn noch nie in der Stadt gesehn hatte. Aber vielleicht war er ja noch nicht lange da.
Die Aussicht darauf in den Tempel zu kommen war verlockend. Bekanntlich gab es in dem Tempel Schätze zu finden. Zumindest erzählten sich das die Diebe. Obwohl jeder der das behauptete noch nie in diesem Tempel gewesen war, sind sie felsenfest davon überzeugt das es dort Schätze gibt. Reen wusste wie wenig man diesen einfachen Dieben galuben durfte. Der Großteil ihres Wissens bezog sich meistens auf das Viertel in dem sie tätig waren.

Soweit er wusste hatte noch keiner der Diebe versucht den Tempel auszurauben. Allerdings, so dachte er, war er ja einer der begabtesten Diebe der Gilde gewesen. In seiner Verzweiflung kam er nicht einmal auf den Gedanken das es eventuell Gründe gab warum selbst die Gildemeister es nie versucht hatten. Sein alter Lehrmeister hatte ihm einmal irgendetwas dazu erklärt aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern was es war. Es hatte etwas mit den Wertsachen und den Priestern zu tun aber er wusste nicht mehr was.
Die Gruppe setzte sich in Bewegung und verließ die Taverne. Der Mann in der Robe verabschiedete sich noch vom Wirt und ging dann auf die Straße hinaus. Reen stand auf und folgte ihnen langsam. Seinen Sack voller Steine ließ er liegen. Ohne ein Wort verließ er die Taverne und trat auf die Straße.
Die Gruppe schritt noch Norden auf die Tempelanlage zu und Reen verfoltgte sie mit einigem Abstand. Damit sie ihn nicht gleich entdeckten wenn sich einer von ihnen umdrehen sollte, versuchte er erst gar nicht irgendwie zu schleichen oder besonders Unauffällig zu sein, sondern ging einfach normal hinter ihnen her. Da schon einige Leute auf den Straßen waren würden sie ihn wahrscheinlich nicht bemerken.
<Wie soll ich eigentlich in den Tempel hineinkommen?> fragte er sich während er ging. <Ich glaube nicht das die Wächter einfach so einen gewöhnlichen Jungen in den Tempel lassen... Ich muss mir schnell was einfallen lassen!> Während er die Gruppe verfolgte dachte er fieberhaft nach wie er in den Tempel kommen sollte. Er war sosehr mit dieser Frage beschäftigt das er für einen Moment nicht sah wohin er ging und rannte sogleich einen Passanten um. "Kannst du nicht aufpassen!?" fuhr ihn der Mann an. Reen war noch etwas verwirrt über den plötzlichen Anprall das er nur schnell eine Entschuldigung murmelte und schleunigst weiterging. <Ich muss mich auf diese Typen aus der Taverne konzentrieren. Wo sind sie überhaupt hin? A! Da sind sie! Ein Glück das ich sie nicht verloren habe! Ich bin zu unachtsam. Wenn ich so weitermache bemerken sie mich noch!> dachte er und verfluchte sie weiter im Gedanken über seine Unachtsamkeit.
Inzwischen waren die drei die er verfolgt hatte am Tempel angelangt. Er blieb stehen und beobachtete sie. Hoffend, das sie nicht Verdacht schöpfen würden. Ihm war es so vorgekommen als ob einer der Drei kurz zu ihm nach hinten gesehen hatte als er mit dem Passanten zusammestieß. <Ich hoffe mal das mir bald was einfällt wie ich in den Tempel komme. Der eine da siht aus als ob er Ahnung vom Tempel hätte. Vielleicht zeigt er seinen Freunden ja die Schätze des Tempels von denen die Diebe reden. Ich muss mir was einfallen lassen!>
 
„Haldamir, lasst uns zum Tempel gehen. Aber was ich heute oder morgen auch unbedingt noch machen wollte ist ein Bad aufzusuchen. Es ist schon eine Weile her das ich mal richtig komfortabel baden konnte.“ Fidel schwirrte Sophie herum, freudig den Sonnigen Tag genießen zu können. So machten die Drei sich auf den Weg durch die Stadt in den großen Tempel. Auf dem Weg dorthin waren trotz der eher frühen Morgenstunde schon viele Menschen auf den Beinen. Die unterschiedlichsten Stände konnten Shara und Sophie ausmachen, seien es einfache Bauern, über Händler, Kaufmannskinder, Bettler, zwei Adelige, Shara meine sogar einen Graf ausfindig machen zu können. Mit diesem kleinen Spiel vertrieben Sophie und ihre Herrin sich die Zeit bis zur Ankunft. Aufgrund ihrer viel besseren Wendigkeit und nicht zuletzt wegen ihrer Fähigkeit zu fliegen konnte Sophie ein viel größeres Spektrum von Personenklassen abdecken als Shara, was die kleine unglaublich fröhlich machte und dadurch bestärkt noch wilder umherflatterte. Leider fiel den Beiden auch auf das Skye, die anscheinend betrübt auf den Boden starrte während sie durch die Straßen und Gassen wanderten. Das versetzte den Beiden dann doch einen kleinen Dämpfer. Doch was hätte man gegen Skyes Stimmung tun können? Skye selber hatte gesagt das Shara nichts erzwingen sollte oder etwas erwarten sollte was ihr im Grunde genommen nicht zustehen würde. Bei der Erinnerung an diese Worte, die Shara obwohl sie es niemals zugeben würde doch verletzt hatten da sie entgegen ihrer eigenen Wahrnehmung stand, stand Sophie ihr mit ihrer Freude zur Seite und half den Zeitpunkt, an dem Skyes Worte verarbeitet werden mussten zu verschieben.

Sharas kleine Freundin spielte noch ein klein wenig umher, bevor sie sich blitzschnell auf Sharas Schulter niederließ und intensiv Gedankenbilder übermittelte. Die Bilder waren leicht zuzuordnen, es waren Bilder die Shara eben erst noch gesehen hatte, doch aus der Perspektive Sophies. Zuerst hatte Shara geglaubt Sophie wollte nur ihre Freude mit ihrer Herrin teilen, doch langsam sah Shara den Zusammenhang zwischen den vielen Bildern. Der kleine Junge aus der Gaststätte, der kleine Junge mit den Steinen, folgte ihnen. Und das tat er nicht grade unauffällig. Shara drehte sich langsam um um in seine Richtung zu schauen. Der Junge stieß gerade mit einem Bürger zusammen. Shara fuhr wieder herum. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt das sie ihn bemerkt hatte.

Sie lies sich etwas zurückfallen zu Haldamir und Skye und flüsterte den Beiden zu:
„Geht normal weiter. Wir werden verfolgt. Sophie hat gesehen wie der Junge aus der Gaststätte uns gefolgt ist.“
 
Die Gefährten setzten ihren Weg nun schneller als je zuvor fort. Die Zeit drängte. Nicht nur der Zesec, dessen Wiederkehr sie befürchteten, sondern auch der Anfall von Eryneth belasteten die Gruppe. Etyana und Hidetochi stützten den Vampirjäger, damit ihm das Laufen leichter fiel. Auch wenn er eigentlich von recht stabiler Statur war, hatte ihm der Zauber Lerodans schwer zugesetzt. Eine Weile lang hatte Etyana protestiert, ihre Reise bereits nach zehn Minuten fortzusetzen; sie wollte Eryneth noch ein wenig Ruhe gönnen. Doch der Schattenelf hatte darauf bestanden, weiter zu gehen. Sie mussten Lerodan schnellstens erreichen, ehe er sich noch einmal die Gedanken eines anderen zu Nutze machte.
Shalyrioth ging beleidigt hinter den anderen her. Ihm schien die geistige Verwundung des Vampirjägers nichts auszumachen, doch auch er suchte den Himmel stets nach dem Zesec um. Doch Etyana vermutete, dass die riesige Fledermaus längst zu Lerodan geflogen war und ihn über die Reise der Gruppe informiert hatte. Wenn diese Theorie der Wahrheit entsprechen würde, dann würde Lerodan vorbereitet sein, wenn sie kamen. Und das wäre für alle gleichermaßen eine tödliche Tatsache.
Sogar Ashanti hatte an seiner üblichen lebensfrohen Art verloren. Er fletschte die Zähne und seine Krallen bohrten sich bei jedem Schritt in den Boden, als wäre sein Gegner die Erde. Etyana, die durch das Stützen Eryneth's beim Gehen behindert wurde, sprach zu ihren Gefährten: ,,Wenn wir Lerodan erreichen, und er durch den Zesec schon von unserer Ankunft weiß, dann wird es ein harter Kampf. Wir wissen jetzt, dass er wahrscheinlich über eine mächtige Magie verfügt, und wir haben nicht einen einzigen Zauberkundigen in der Gruppe". Sie machte ein kurze Pause als sie sah, wie sich der Gesichtsausdruck ihrer Gefährten zunehmend verdüsterte. Sicher, alle waren sich über diese Tatsachen schon längst bewusst gewesen, doch wenn man sie dann noch einmal aus dem Mund eines anderen hörte, erschienen sie einem noch schlimmer.
Die Vampirin fuhr fort: ,,Und gerade weil wir keinen einzigen Zauberkundigen haben, sehen die Siegeschancen für uns nicht gut aus. Auch wenn wir uns deutlich in der Überzahl vermuten, so wissen wir dennoch nicht, ob Lerodan in seiner Höhle wirklich allein ist. Und selbst wenn er allein ist: gegen Magie können wir mit unseren Waffen nicht viel ausrichten, selbst wenn sie verzaubert sind. Was ich damit eigentlich sagen will". Wieder machte sie eine kurze Pause, bis sie sich sicher war, dass jeder ihr zuhörte. ,,Ich weiß einfach nicht, wo Lerodan uns erwarten wird. Vielleicht hat er die Höhle längst verlassen, und erwartet uns schon vor der Stadt. Dann sind wir alle gnadenlos in diesen Kampf verwickelt, auch ihr beiden, Hidetochi und Shalyrioth. Und das, obwohl ihr Lerodan nicht einmal kennt. Deshalb will ich euch fragen, ob ihr wirklich bereit seit, euer Leben zu riskieren". Diese Frage musste sie stellen, denn sie konnte von niemanden erwarten, für sie zu sterben. Was wäre, wenn Hidetochi oder Shalyrioth wirklich ihr Leben dabei verlieren würden ? Obwohl Lerodan sie nie zuvor gesehen hatte ! Während sie auf die Antwort der beiden wartete, blickte sie zum Himmel. Am Horizont bildete sich ein schwarzer Fleck, der langsam größer wurde. ,,Der Zesec kommt zurück" keuchte Eryneth.
,,Nein" sagte Etyana, als sie sah, wie sich der schwarze Fleck teilte, sodass am Himmel viele kleinere Flecken entstanden. ,,Es sind dutzende".
 
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