RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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Haldamir betrat nun das kleine Hinterzimmer, das sein alter bekannter Shegaz scheinbar immer noch als Arbeitszimmer nutzte, jedoch war es immer noch so unordentlich wie vor 200 Jahren. Auf dem Arbeitstisch aus dunklem Holz stapelten sich hohe Papierstapel, sowie ein gutes Duzend leere Tintegläser, unzählige zerbrochene Federkiele und nicht zuletzt leere Flaschen. Die Wände des Raums waren, von der wand hinter dem Arbeitstisch abgesehen, mit überladenen Bücherregalen voll gestopft. Shegaz mochte eine großes Interesse für das Sammeln diverser Schriften haben, jedoch beschäftigte er sich kaum noch mit ihnen, sobald sie in den Regalen standen, so das es kein Wunder war, das sie alle Verstaubten, einige von ihnen dürften, bei dem Versuch sie aus dem Regal zu befreien, zu Staub zerfallen. Haldamir hatte damals schon oft genug Witze darüber gemacht, dass die Regale nur deswegen noch standen, weil es niemand wagte sie zu berühren. Der Boden Des Raumes war jedoch sehr sauber, wenn man von den 7 abgestorbenen Topfpflanzen, die im Raum verteilt waren, absah.
Das merkwürdigste an diesem Raum war jedoch, das es recht dunkel war, obwohl es gerade mal früher Nachmittag war, selbst die Scheiben waren ganz normale Glasscheiben. Haldamir hatte Shegaz oft danach gefragt, warum dieser Raum so dunkel war und nicht einmal Kerzen ihn wirklich erhellten, aber er erhielt nie eine Relevante Antwort, weshalb Haldamir das Ganze als eine Zauber oder einen Fluch ansah. Jedenfalls war es für Menschen eine leicht Furchterhegende Atmosphäre, wenn man in diesem Raum alleine mit Shegaz saß.
Haldamir begann in Erinnerung an längst vergessene Zeiten zu versenken, als er zusammen mit Thelia und Razga hier auf deren beiden Vater Shegaz warten musste um wieder einmal wegen irgendwelchen Kindereien angeschrieen zu werden oder um Geschichten aus den vergangenen Zeitaltern zu hören. Er dachte gerne an diese zeit, als er noch ein Kind war und die Welt sicher und ruhig erschien, wie wünschte er sich diese kindliche Naivität doch zurück.
Jetzt befand er sich wieder mit Shegaz in diesem Raum und wartete, das dieser zu sprechen begann, auch damals stand er erst einige Minuten regungslos an den Fenstern und blickte auf den Hinterhof. Auch dieses Mal wurde er angewiesen auf einem der Stühle platz zu nehmen.
Für fremde mochte dieses Bild, wie Shegaz am Fenster stand, einen gewissen Respekt, wenn nicht gar Angst hervorrufen. Dies war aber nichts außergewöhnlich, selbst in dieser Stadt, in der „Dunkle Wesen“ willkommen waren, wechselten Menschen oft die Straßenseite, wen ihnen jemand wie Shegaz entgegen kam.
Lautlos drehte sich Shegaz zu Haldamir, begann aber immer noch nicht zu sprechen. Während dieser Zeit musterte Haldamir seinen alten Bekannten, er hatte sich kein Stück verändert. Sein Körperbau war trotz des Hohen alters von 1580 Jahren noch immer muskulöser, als der eines jeden jungen Mannes. An seinen Oberarmen waren genau, wie auf seinem Rücken und seinen Oberschenkeln Stacheln zu sehen, die wie eins bis fünf Zoll lange Widerhaken wirkten, dies war auch der Grund, warum Wesen, wie Shegaz, nur einen kurzen Rock, lange Stiefel und manchmal einen leichten Brustpanzer trugen. Auf seinem Schädel fehlte die Spur von jeglicher Haut, welche sich aber über den Rest des Körpers in einem Blutroten Ton zogen. Im Gegensatz zu den meisten Wesen bestand sein Gebiss nicht nur aus Ober- und Unterkiefer, sondern sein Unterkiefer spaltete sich in zwei separate Unterkiefer, welche sich schräg öffnete. Die Augenhöhlen waren Tief, so das sein blick recht eingeschränkt nach vorne verlief, die Augen erschienen in einem Roten Farbton, welche perfekt zur Haut passte, schwarze Pupillen, wie bei Menschen waren nicht vorhanden, jedoch war ihr Blick schärfer als der jedes Elfs. Die Stirn war Hoch und wurde von 4 Rippenartig wirkenden Kochen. Das Einziege, das der Schädel dieses Wesens mit einem Mensch gemein hatte, waren die langen schwarzen Haar, welche ihm etwa bis ins Kreuz reichten und offen getragen wurden. Der Handrücken von Shegaz war wiederum mit kleineren Stacheln versehen, welche fast schon, wie ein Schuppenpanzer wirkten, ansonsten waren sie denen eines Menschen ähnlich, wenn man von der Hautfarbe absah.
Als wieder einige Minuten der stille vergangen waren, setzte sich Shegaz, ein sicheres Zeichen dafür, das er nun zu sprechen begann, und begann in eine tiefen Stimmlage zu sprechen: „Haldamir, ich hätte nicht damit gerechnet, dich wieder zu sehen, wie lange ist es her? 100 Jahre, 150 Jahre?“
Haldamir setzte sich nun in eine etwas bequemere Position auf den Stuhl: „Es dürften jetzt 134 Jahre her sein, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben.“
„Ahja, die Jugend, hält es nicht mehr für nötig alte Freunde zu besuchen oder ihnen ein Lebenszeichen zu kommen zu lassen.“
“Findest du es nicht etwas merkwürdig, bei einem 246 Jahre alten Menschen von Jugend zu Sprechen? Für gewöhnlich sind angehörige meiner Rasse in diesem Alter schon lange Tot.“
„Nun, es kommt immer auf den Blickwinkel des Betrachters an. Aber was treibt dich wieder in diese Gegend und vor allem, was treibt dich wieder zu mir?“
„Darf man nun nicht einmal mehr alte Freunde besuchen kommen?“ Haldamir lachte kurz.
„Du weißt genau, wie ich das meine. Ich kenne dich zu gut um dir abzukaufen, das es nur ein Zufall ist, also warum bist du hier und wer sind diese Leute, mit denen du angereist bist? Priester werden es wohl kaum sein, sie verhaltne sich völlig falsch.“
„Ich befand mich mit zwei von ihnen auf dem Schattenpfad, wir wurden von unserer Gruppe getrennt und eine der beiden wollte uns zurück Teleportieren. Dies Ging jedoch schief und wir strandeten vor der Stadt, zusammen mit den anderen vier. Wer diese sind, wirst du wahrscheinlich besser wissen als ich. Und der Grund, warum ich gerade dich besuche ist, das ich etwas Geld benötige und dich darum bitten würde, uns für die nächsten zwei Nächte eine Unterkunft zu gewähren.“
„Dir ist klar, um was du mich bittest? Diese Wesen dort draußen sind völlig fremd, sie werden nicht mit der Gesellschaft dieser Stadt klar kommen, vor allem die fünfte Person, der Vampirjäger wird Ärger machen, wenn er seine Naivität, die er meine abgelegt zu haben, nicht sofort ablegt. Eure Zukunft wird nicht gerade Friedlich verlaufen, es wird viel Leid geben, aber ebenso, sehe ich Glanz und Freude, das Schicksal hat euch nicht grundlos zusammengefügt. Also gut, ich werde dir diesen gefallen tun. Aber nur, weil du für mich so etwas wie ein Sohn geworden bist. Aber nur unter der Bedingung, das du, wenn die Zeichen es dir sagen, sofort zu mir zurückkehrst. Das Schicksal will nicht, das du mehrere Jahre bei ihnen bleibst, so lange wird diese Gruppe keinen bestand haben. Jedoch werdet ihr einiges verändern, ich würde dir gerne sagen, worauf ihr achten solltet, aber ich kann es nicht, ich kann mich nicht wieder in den Lauf einmischen. Gehe nun zu deiner Gruppe, ihr solltet die Zeit nutzen euch zu verstehen, denn so lange dies nicht geschieht, seid ihr in großer Gefahr.“
Shegaz öffnete eine Schublade des Arbeitstisches, holte aus dieser einen mit Münzen gefüllten Beutel und warf ihn Haldamir zu, der Shegaz mit einem Nicken dankte und den Raum verließ.
Einige Sekunden Stand Haldamir nun im Hauptraum der Schenke, bevor er sich dazu entschloss sich wieder zu den anderen zu setzen.
 
Etyana musterte den Vampirjäger eindringlich.
Um sich etwas Zeit zum nachdenken zu verschaffen, fragte sie: ,,Wie war euer Name doch gleich ?" Sie musste sich gut überlegen, wie sie als nächstes vorging. Natürlich war es von Vorteil, einen weiteren Gefährten in der Gruppe aufzunehmen, doch würde dies auch für einen Jäger der Vampire
gelten ? ,,Eryneth". Der Mann klang freundlich. Natürlich tat er das.
Wie sonst sollte man nah genug an einen Vampir herantreten, um ihn zu töten ? Viele Vampire schätzten Höflichkeit und Komplimente, doch Etyana war klug genug, um listige Kommentare auszuwerten. Hatte Eryneth die Wahrheit gesagt ? ,,Wie ist euer Name ?" Diese Frage des Vampirjägers riss Etyana aus ihren Gedanken. Verärgert antwortete sie: ,,Etyana".
Würde der Mann ihr tatsächlich kein Haar krümmen ? Hatte er es wirklich nur auf Lerodan abgesehen ? Das wollte und konnte sie nicht glauben.
Ein Mann, der jahrelang Vampire jagte. Ein Mann, der Vampire als seine ergsten Feinde betrachtete. Ein Mann, der Vampire mehr als alles andere hasste. War ein solcher Mann dazu in der Lage, eine Vampirin verschont zu lassen ? Sie schaute zu Ashanti, der nach wie vor beunruhigt knurrte.
Doch plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie könnten Eryneth mit sich reisen lassen - vorerst.
Wenn er Ärger machte, würden sie ihn gnadenlos aus der Gruppe verstoßen.
Doch er würde keinen Ärger machen... Wenn es stimmte, was er sagte, dann brauchte er Etyana, um den Mörder seiner Schwester zu finden. Selbst wenn er es noch so sehr wollte, würde er Etyana nicht töten können. Sie selbst vermutete, der einzige Anhaltspunkt zu Lerodan zu sein, den Eryneth finden würde. Und wenn sie sterben würde, dann würde die Informationsquelle des
Vampirjägers einfach austrocknen. Und dies würde er sich niemals leisten können.
Etyana musste schmunzeln. Ein Vampirtöter und eine Vampirin zusammen in einer Gruppe. In Gedanken sagte sie sich selbst: ,,Das könnte vielleicht ganz amüsant werden !"
Sie schaute an den vielen Häusern vorbei zum Horizont. Die Sonne war untergegangen, lediglich ein blass violetter Schimmmer erinnerte an ihre Existenz.
Dann schaute sie den Vampirjäger an, der geduldig auf der Kiste saß, und sprach: ,,Ich schätze, ihr werdet uns eine Zeit lang begleiten können".
Eryneth's Gesicht nahm einen freudigen Ausdruck an. Schnell sagte Etyana:
,,Aber zuerst gehen wir zurück in das Gasthaus. Ich werde euch den anderen vorstellen".
Ohne ein weiteres Wort wandte Etyana sich um und ging, dicht gefolgt von Eryneth, zurück zur Tür des Gasthauses. Ashanti folgte ihm so nah, dass er ihm fast auf die Füße trat.
Als sie den Türgriff hinunterdrückte, spürte Etyana die angenehme Wärme des Raumes. Sie kehrte schnellen Schrittes zu dem Tisch zurück, an dem ihre Gefährten saßen, und konnte den überraschten Gesichtsausdruck der anderen sehen, als Eryneth ebenfalls an den Tisch trat.
,,Dies ist Eryneth. Wenn ihr nichts dagegen habt, wird er uns eine Zeit lang folgen. Dringende Geschäfte führen ihn an einen Ort, der außerhalb der Stadt liegt."
Offenbar waren Shara und Skye nicht sehr überzeugt, und Etyana wusste, dass sie mit den Gefährten allein sprechen musste.
Eryneth schien dies zu verstehen, denn er setzte sich an einen weiter entfernten Tisch und wies die Dunkelelfin an, ihm noch einen Humpen Bier zu bestellen. Etyana nahm platz und auch Ashanti ließ sich neben ihrem Stuhl nieder. ,,Seid ihr denn verrückt ?! Wir kennen ihn gar nicht!" stieß Shara hervor. Skye bestätigte ihre Meinung. ,,Wir können doch nicht einfach jeden fremden in unsere Gruppe aufnehmen ! Vielleicht sollten wir die ganze Stadt mit Pergamenten behängen, auf die wir schreiben: reisende Gruppe sucht Zuwachs !"
Einzig und allein Shalyrioth schien auf Etyanas Seite zu stehen. ,,Naja, vielleicht sollten wir den Mann erst einmal kennen lernen, bevor wir ein Urteil fällen".
Etyana fand die Kommentare ziemlich berechtigt, doch sie musste es schaffen, Eryneth in die Gruppe einzufügen.
Dann überdachte sie noch einmal die Worte, die der Vampirjäger ihr gesagt hatte. Sie dachte über jeden einzelnen Satz nach. War es wirklich klug, ihn aufzunehmen ? Bloß, weil er einen gewissen Lerodan suchte ?
Während dessen fragte sich Etyana, wieso sie sich eigentlich noch an Lerodan erinnern konnte. Hatte sie ihn wirklich nur ein paar mal gesehen ?
Sie versuchte, sich an sein Gesicht zu erinnern. Nach wie vor lag ein Schleier auf ihren Erinnerungen. Es war, als versuchte man vergeblich, eine Perle in einem nebelbedeckten Feld wiederzufinden. Man suchte und tastete, doch man fand sie einfach nicht.
Dennoch versuchte die Vampirin erneut, sich an das Gesicht dieses Mannes zu erinnern. Hatte er blonde Haare gehabt ? Nein, Etyana glaubte, sie waren schwarz gewesen. Groß war er, dass wusste sie noch. Er hatte eine muskulöse Statur, seine Vampirgestalt war nie sonderlich aufgefallen.
Doch dunkelrote Augen hatte er, daran konnte sie sich auch noch erinnern.
Sie hatte es fast geschafft, ein grobes Bild von Lerodan hatte sich in ihrem Kopf gebildet. Doch auf diesem Bild konnte sie seine schwarzen Haare nicht sehen, und auch sein Gesicht war nicht deutlich zu erkennen.
Und mit einem Mal wusste Etyana, wo sie Lerodan zum letzten Mal gesehen hatte, und es fühlte sich an, als ob ihr jemand einen Dolch in das Herz rammte.
Das Bild in ihrem Kopf verformte sich, und sie konnte es so deutlich erkennen, als würde der Vampir direkt vor ihr stehen. Er trug eine dunkle Kutte und einen fließenden Umhang, und er stand in einem Wald.
Hinter ihm hingen etliche Laternen, und neben ihm stand ein mit Speisen gedeckter Tisch.
Lerodan ging einige Schritte voran, und vor ihm stand ein großer Thron.
Er sprach: ,,Meine Gefährtin, wir müssen bald weiterreisen, und unserem Meister Bericht erstatten. Sicher schenkt er uns einige Sklaven, die wir aussaugen können. Haltet euch doch nicht mit solchen Tieren auf..."
Dann erkannte Etyana, wer sich auf dem Thron befand, und sie bekam fast keine Luft mehr.
Sie selbst war es, die Lerodan als Gefährtin angesprochen hatte. Sie stand tief über einem Wolf gebeugt, der den Kopf leblos an eine Lehne des Throns
gelehnt hatte. An seinem Hals befanden sich zwei klaffende Löcher, aus denen Blut tropfte.
Etyana konnte sehen, wie sie sich selbst vom Thron erhob und verärgert sagte: ,,Die Elfe ist mir entwischt. Ich wollte sie töten, und nicht den Wolf".
,,Bald wird uns der Meister so viele Elfen geben, wie wir zum Leben brauchen, meine Gefährtin".
Etyana konnte gerade noch beobachten, wie der Wolf von einem silbernen Schein umgeben wurde, als sie Shalyrioth aus ihren Gedanken riss.
,,Ist alles in Ordnung, Etyana ?"
Die Vampirin richtete sich auf, erschüttert über die Wiederkehr ihrer Gedanken.
,,Wir müssen ihn in die Gruppe aufnehmen. Ich werde ihm helfen, Lerodan zu vernichten". Die Gefährten tauschten skeptische Blicke, während Ashanti sich unter Etyanas Stuhl zu regen begann. Er wusste, dass er gerade in Etyanas Gedanken aufgetaucht war.
 
"Also ich fühle mich wirklich nicht wohl"
Das war so ziemlich das Einzige an was Shara immer und immer wieder denken musste. Irgendwie war schweigen und auf etwas zu warten was sie nicht mal selbst definieren konnte wirklich nicht angenehm. Wie konnte Haldamir sie nur im Unwissen lassen. Wie konnte er fortgehen ohne uns den genauen Plan zu erklären, der uns vielleicht die nötige Sicherheit und das nötige Verständnis verschafft hätte. Wie konnte er es zulassen das sie sich so unbehaglich fühlten mussten, aus angst vor dem unbekannten. Und wenn man sich das durch den Kopf gehen lies: Alles hier war unbekannt. Selbst die mächtigen Magischen Auren ihrer Heimat waren nicht mehr spürbar und wurden durch Andere ersetzt, ungewohnte Schwingungen der Magie.
Und warum blieb es ihre Aufgabe sich um die eingeschüchterte Skye zu kümmern? Es war keine Last für sie, dennoch schien es ihr nicht möglich zu sein Skye das Gefühl von Sicherheit zu übermitteln welches sie ausstrahlen wollte. Auch wenn sie es ihr nicht sagen konnte, sie waren Freundinnen geworden. Und Shara würde diese neu gewonnene Freundschaft um nichts in der Welt verlieren wollen, und wenn sie dafür ihre eigenen Gefühle nochmals unterdrücken musste, und sei es nur um Skye Mut zu schenken.

Und die neue Gefährtin stand auf und verlies den Raum durch eine weitere Tür.
Warum … ?“, doch Sharas Worte schienen auf Stein aufzuschlagen.
Eine grollende Wut staute sich. WARUM meine jeder hier in seiner eigenen Welt zu leben. Es ging hier schließlich um mehr als nur um sich selbst!
Ein Blick zu Skye verriet dass auch sie einer erneuten Woge der Verunsicherung ausgesetzt war.
Es war Zeit Klartext zu sprechen. Und wann es ihm nicht passen würde würde sie es passend machen.

Und dann endlich. Haldamir kam wieder aus dem Hinterzimmer heraus. Wie ein kleiner Stein, der von ihrer Seele fiel konnte ein kleiner Teil der Verzweiflung aus ihrem Körper weichen. Angespannt wartete sie darauf dass er wieder zu ihnen kam.
Waren wir nicht vorher mehr?
Ich weiß auch nicht aber sie ist dorthin gegangen“, sie wies auf die Tür, "Aber Haldamir“, begann sie mit einer verzweifelt zornigen Stimme, “wir müssen …“ und wieder wurde Shara unterbrochen. Wie sie das leiden konnte …
Dies ist Eryneth. Wenn ihr nichts dagegen habt, wird er uns eine Zeit lang folgen. Dringende Geschäfte führen ihn an einen Ort, der außerhalb der Stadt liegt.“ Anscheinend war sie wieder zurückgekehrt.
Aber was redete sie da? Noch ein Gefährte? Noch eine neue Gefahrenquelle? Noch jemand dem sie kein Vertrauen entgegenbringen konnte. Wieso musste sie an diesem Ort sein? Wieso musste sie mit unbekannten umgeben sein?
Seid ihr denn verrückt?! Wir kennen ihn gar nicht!“ stieß sie hervor, ehe sie ihre Worte aufgrund der Anwesenheit des Mannes überdenken konnte. Doch Glücklicherweise kam ihr Skye zu Hilfe
Wir können doch nicht einfach jeden fremden in unsere Gruppe aufnehmen! Vielleicht sollten wir die ganze Stadt mit Pergamenten behängen, auf die wir schreiben: reisende Gruppe sucht Zuwachs!
Naja, vielleicht sollten wir den Mann erst einmal kennen lernen, bevor wir ein Urteil fällen

Und Sharas Welt färbte sich langsam aber sicher rot. Dieses Rot! Wieso war plötzlich alles in einem starken Rotton? Doch es war nicht wichtig.
Und WANN bitteschön sollten sie die Zeit haben um diesen … diesem Mann kennenzulernen. Wie sollte sie genügen Kraft und vertrauen aufbringen, nachdem sie tausende von Meilen weit weg von Ihrer Heimat war? Wie konnte man das verlangen.
Doch das Einzige was geschah war das die Vampirin in eine Art Trance gefallen war. Doch nach wenigen Augenblicken hatte sie sich wieder gefangen.
Wir müssen ihn in die Gruppe aufnehmen. Ich werde ihm helfen, Lerodan zu vernichten
Und wer war Lerodan? Wieser ein solches Monster von dem sie lieber fernbleiben wollte? Sie fühlte keinerlei Verpflichtung gegenüber der Vampirin also warum sollte sie zustimmen.

Skye, Haldamir, wir müssen reden
kann das nicht wart…“ protestiere Haldamir.
NEIN. Sofort!
Shara bemerkte wie Skye kurz zusammenzuckte bei ihrem Lauten ausschrei. Und auch mindestens zwei der Gäste hatten sich zu ihr umgedreht und den Grund für den Aufschrei zu erfahren. Shara nahm Skye mit durch die Tür, durch welche auch die Vampirin verschwunden war, welche in einen kleinen Hof führte. Haldamir folgte in einem kleinen Abstand. Auch er hatte die magische Woge gespürt, und hatte nun die Befürchtung dass die Wachen aufmerksam werden würden.
Was ist denn los?“ er setzte an und wollte schon loslegen Shara zu belehren das es nicht klug sei Aufmerksamkeit zu erregen, doch schwieg bei dem Anblick, der sich ihm bot. Die Augen von Shara waren Purpur. Das natürliche Grün war verschwunden.
Haldamir es reicht! Es funktioniert nicht! Ich halte es nicht mehr aus. Was ist hier los? Was habt ihr gemacht! Ich will Aufklärung! Und zwar sofort! Wie kannst du es wagen uns so im Unklaren zu lassen, uns alleine zu lassen mit diesen… diesen Fremden! Ich denke wir haben genug erlebt um Geheimniskrämerei hinter uns zu lassen!
Ihr Atem war sehr unruhig. Sie schritt bei ihren Worten auf und ab. Unfähig das Gefühl der Sicherheit für Skye weiterhin aufrechtzuerhalten.
Und warum ist hier überhaupt alles so rot? Was sind das für Wetterverhältnisse hier?“ beendete sie schließlich, nichtwissend das das Rote Tuch über der Welt von ihr ausging.

Von ihrer Angst.
Von ihrer Unsicherheit.
Von ihrem Zorn.
 
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Etyana fühlte sich äußerst unwohl.
Nun waren Shara, Skye und Haldamir ebenfalls durch die Hintertür verschwunden. Angestrengt versuchte sie, das Gespräch draußen zu belauschen, doch die Tür wurde zugeschlagen, und die Gäste des Wirtshauses unterhielten sich angeregt.
Der Vampirin gefiel es nicht, dass die Gruppe etwas besprach, wovon sie nichts mitbekam. Wer wusste schon, worüber sich die drei dort draußen unterhielten ? Womöglich darüber, wie sie die Vampirin, ihren Wolf und den Waldelf Shalyrioth wieder loswerden konnten. Dieser Gedanke behagte ihr nicht. Und dann war da noch Eryneth, der nach wie vor erwartungsvoll an einen weiter entfernten Tisch saß und einen Krug Bier trank. Der Rest der Gruppe war entschieden dagegen, ihn aufzunehmen. Doch Etyana wusste, dass sein Schicksal wahrscheinlich auch ihr Schicksal sein würde. Sie konnte Eryneth nicht allein ziehen lassen. Niemals würde sie erfahren, ob es ihm gelungen war, Lerodan zu töten. Wenn der Vampirjäger ihn nicht tötete, dann musste sie es tun. Die Gedanken, die sich in ihren Körper zurückgeschlichen hatten, hatten einen Teil ihrer verloren geglaubten Vergangenheit wieder aufleben lassen. Sie mochte nicht weiter darüber nachdenken. Für sie war diese schreckliche Erkenntnis noch zu frisch, um verarbeitet zu werden. Doch eines war ihr klar: sie musste Eryneth's Schritte verfolgen, um über das Schicksal von Lerodan Bescheid zu wissen. Es reichte nicht aus, dass sie den Vampirjäger ziehen ließ, und sich erhoffte, er würde den Vampir töten. Lerodan musste sterben. Und sie musste sich seines Todes sicher sein.
Während Etyana tief in ihren Gedanken versunken war, bemerkte sie gar nicht, dass Shalyrioth ihr noch immer gegenüber saß. Sie bemerkte seine Anwesenheit erst, als er fragte: ,,Wer ist der Mann dort hinten ?" Er deutete auf Eryneth. Die Vampirin war ein wenig verwundert. Es war das erste Mal, dass Shalyrioth sich ernsthaft für seine Umgebung zu interessieren schien. Sie hatte ihn vorerst eher als neugierigen Eigenbrödler eingestuft, doch diese Frage stellte ihn in ein anderes Licht. Etyana wusste, dass sie dem Elf nicht die Wahrheit sagen konnte; gewiss würde er einen Vampirjäger als Geschöpf des Bösen erkennen, und ihn bekämpfen wollen. Doch sie wollte Shalyrioth ebenfalls nicht anlügen. So sagte sie lediglich: ,,Er ist auf der Suche nach einem Mann, den ich selbst schon seit vielen Jahren suche". Shalyrioth schien diese Antwort nicht zu genügen. ,,Und wieso hat er gerade dich angesprochen ?
In dieser Stadt gibt es doch viele junge Frauen". Der Elf war sogar ein wenig energisch. Eine Lüge war nun unausweichlich. ,,Wir kennen uns von früher". Sie merkte, wie Ashanti sich unter ihrem Stuhl zu regen begann.
Schnell fragte sie Shalyrioth: ,,Wärst du so freundlich, und würdest uns noch ein Bier bestellen ?" ,,Gern", Shalyrioth erhob sich und eilte zur Theke, an der die Dunkelelfin alle Hände voll zu tun hatte, um die vielen Bestellungen aufzunehmen. Als sie sich sicher war, dass der Elf sich voll und ganz auf die Bestellung konzentrierte, flüsterte sie: ,,Was willst du denn ?" Ashantis Kopf erschien zwischen den Schatten unter dem Tisch. Er sprang mit denVorderpfoten auf Etyanas Schoß, um mit ihr auf einer Höhe zu sein.
Dann sagte er: ,,Was machen wir, wenn die anderen uns nicht mehr in der Gruppe haben wollen ? Wir sollten sie doch eigentlich nur in die Stadt begleiten". ,,Darüber habe ich auch schon nachgedacht". Sagte die Vampirin.
,,Wenn dem so ist, dann werden wir uns entweder auf eigene Faust durchschlagen oder uns einem der anderen anschließen, die dann ebenfalls auf sich gestellt sind". Ashanti legte die Ohren an. Er wusste, worauf Etyana hinauswollte. ,,Du kannst dich wieder an ihn erinnern, stimmts ? Das habe ich schon vorhin bemerkt". Etyana schwieg. Der Wolf fuhr fort. ,,Auch ich habe diesen Tag noch in Erinnerung. Du weißt, dass fast mein ganzes Wissen aus den alten Tagen gelöscht ist, doch ich werde den Tag nie vergessen, an dem ich zu einem der Deinen wurde". Etyana fuhr hoch. ,,Du kannst dich erinnern ? Du kannst dich erinnern und hast es mir nie erzählt ?!" Sie senkte ihren Kopf und ihr Gesicht befand sich nun direkt vor Ashantis Schnauze. ,,Wieso hast du es mir verheimlicht ?!"
Der Wolf befreite sich aus ihrer Nähe und zog den Kopf ein wenig zurück. ,,Weil du sonst sofort aufgebrochen wärst, um Lerodan zu vernichten. Sicher, viele halten ihn für einen Vampir mit den Fähigkeiten eines Strauchdiebes, doch er ist gefährlich". Er machte eine kurze Pause. ,,Damals war Lerodan dein Gefährte, das weiß ich noch sehr genau. Die Elfen haben in jener Nacht, in der ihr zusammen ausgezogen seid, um unsere Hohepriesterin zu vernichten, ein großes Fest bereitet, um mir zu huldigen. Wie du weißt, war ich damals ein Götterwolf. Es gab reiche Speisen und Weine, und es wurde gelacht und getanzt.
Doch dann, als die Hohepriesterin mir zeremoniell einen Kranz aus Waldblüten auf den Kopf setzen wollte, da verdunkelte sich der Himmel. Obwohl es bereits Nacht war, färbte er sich schwärzer, als die Natur es jemals zulassen könnte. Man sah die eigene Hand vor Augen nicht. Lediglich du und Lerodan habt eure Umgebung noch wahrgenommen, dank eurer Vampirfähigkeiten. Ich hörte Lerodan schreien: ,,Töte die Priesterin! Töte die Priesterin!"
Ich hörte unsere Hohepriesterin dann schreien, doch ich spürte, dass sie in letzter Sekunde etwas ausgewichen war, indem sie zur Seite gesprungen war. Und dann spürte ich einen Stich an meinem Hals..."
Etyana sah den Wolf erschrocken an. Ihre Vermutung hatte sich bewahrheitet. Noch während sie vergeblich versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen, erschien Shalyrioth mit zwei gefüllten Bierhumpen. Gut gelaunt fragte er: ,,Was ist denn los, Etyana ?
Ist etwas geschehen ?"
 
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Stillschweigend betrachtete Haldamir den Park, welcher sich direkt hinter der Schenke befand. Er musste sich konzentrieren, um nicht wieder in alten Erinnerungen zu verfallen. Es war schon erstaunlich, wie viel er alleine mit dieser kleinen Schenke verband.
Er dachte noch einen Moment über das, was Shara sagte nach, bevor er zu sprechen begann: „Ihr wollt Aufklärung? Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, worüber ich euch aufklären sollte. Falls ihr aber eine Erklärung zu den gesamten Umständen haben wollt, Dann kann ich euch behilflich sein.“
Haldamir legte noch einmal eine kurze Pause ein, um darüber nachzudenken, wie er es am besten erklären könnte: „Die Verkleidung am Stadttor hat mehrere Gründe, zum einen konnten wir so einer Durchsuchung entgehen, zum anderen brauchten wir durch die Roben keinen Zoll zahlen.“
Ehe Haldamir fortfahren konnte, unterbrach Shara ihn: „Und welchen Grund hat es, das wir genau in diese Schenke kamen? Ich denke ihr seit Priester, wäre es da nicht besser gewesen in den Tempel zu gehen? Und was habt ihr vorhin mit dieser seltsamen gestalt im Hinterzimmer besprochen?“
„wir sind genau in diese Herberge gegangen, weil ich den Besitzer sehr gut kenne und er mir nahe steht, als wäre er ein Verwandter. Außerdem gewährt er uns für diese Nacht ein Quartier. Den Tempel habe ich nicht sofort aufsuchen wollen, da der Verhaltenskodex meines Ordens von mir verlangt Ausgeruht anzureisen und Gäste vorher anzukündigen, was ich bereits veranlasst habe.
Der Name dieses seltsamen Wesens ist Shegaz. Wie ich bereits gesagt hatte, wird er uns für diese Nacht ein Quartier geben, dazu noch etwas zu essen. Ich habe kurz mit ihm gesprochen, um mir etwas Geld zu leihen und da es die Höflichkeit verlangt mit alten Bekannten zu sprechen, wenn man sie nach langer zeit wieder sieht.
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, was ich euch noch erzählen soll.“
„Wie wäre es damit, wie es weitergehen soll und was mit den anderen ist?“
„Nun, da kann ich auch nicht mehr sagen, als ihr. Ich bin kein Anführer, ich scheine lediglich der einzige zu sein, der sich in dieser Gegend auskennt. Aber wenn ihr meine Meinung trotzdem hören wollt. Ich denke, es wäre am besten, wenn wir am morgigen Tag in den Tempel gehen und dort mit einem der Bibliothekare sprechen, damit wir herausfinden könne, ob es möglich wäre, das wir wieder auf den Schattenpfad kommen um zurück zu unserer Gruppe zu kommen. Natürlich ohne unnötige Gefahren einzugehen. Den Rest des Tages sollten wir allerdings hier verbringen um uns auszuruhen, ich denke, vor allem ihr Braucht ruhe, Shara, die Magie, die ihr vor kurzem genutzt habt, dürfte euch entkräftet haben. Dies können wir auch dazu nutzen, um die anderen etwas besser kennen zu lernen. Für den Fall, das es nicht lohnenswert ist, uns weiterhin mit ihnen zu beschäftigen, können wir sie immer noch fortschicken oder sie verlassen.“
Es verging ein Moment, in dem sich die drei anschwiegen, als wieder Haldamir das Wort ergriff: „Skye was sagt ihr zu der Situation?“
 
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„Was? …Ich?“ Skye war etwas verwirrt. Sie hätte nicht erwartet, dass man sie nach ihrer Meinung fragen würde.
Nachdenklich sah sie zu Boden und versuchte die richtigen Worte zu finden.
„Nun…Im Grunde hat Shara Recht. Es war nicht richtig, einfach mit diesem Wesen zu verschwinden und uns im Unklaren mit diesen Fremden zurück zu lassen…Wir kennen sie nicht.“ Ihr Blick wanderte vom Boden zu Haldamir, den sie verunsichert ansah. Doch nach wenigen Sekunden wendete sie sich an Shara.
„Aber genauso wenig kennen wir uns und deswegen solltet ihr nichts verlangen, was euch im Grunde nicht zusteht Shara…“
Eigentlich hatte Skye mit einer wütenden Reaktion Sharas gerechnet, doch das einzige was folgte war erneutes Schweigen, welches Skye noch mehr verunsicherte.
„Ich …ich denke wir sollten erstmal hier bleiben. Dank Haldamir haben wir einen Platz zum Ausruhen und wir sollten das auch nutzen. Trotzdem sollten wir so schnell wie möglich weiter reisen….Es ist nicht gut zu lange an einem Ort zu bleiben…“
Natürlich war Skye die ungewöhnliche Färbung von Sharas Augen aufgefallen. Ein Zeichen von Zorn, vermischt mit großer magischer Kraft. Sie hatte so was schon einmal gesehen…und gehofft es nie wieder erleben zu müssen.
„Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen Shara.“ Sagte Haldamir und wandte sich an die junge Magierin. „Solange wir in der Stadt sind, sind wir relativ sicher. Die Wachen sind überall und selbst wenn nicht glaube ich, dass ihr durchaus in der Lage seid euch selber gut zu verteidigen.“
Gerade holte Shara Luft um etwas zu erwidern, als sie und Haldamir von der Seite ein Grummeln hörten.
Doch da war nur Skye, die ihre Hände gegen ihren Bauch presste und rot wurde. „Tut mir Leid….“
Shara begann zu lachen und das rot in ihren Augen begann zu verblassen. „Ich glaube ihr solltet mal wieder etwas essen, oder?“
„ Keine schlechte Idee. Ich bekomm auch langsam Hunger.“ Meinte Haldamir und öffnete die Tür zur Schenke.
 
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Etyana schaute Shalyrioth an, der lächelnd vor ihr stand und zwei gefüllte Bierkrüge in den Händen hielt. Noch einmal wiederholte er die Frage, die er der Vampirin gestellt hatte: ,,Ist irgendetwas geschehen ?" Als diese nichts erwiderte, legte er schnell nach: ,,Du siehst ein wenig blass aus". Etyana griff unter ihren Stuhl, wo nach wie vor Ashanti kauerte. Sie wusste, dass der Wolf das selbe dachte wie sie: Eryneth durfte nicht einfach ohne sie gehen. Sie mussten wissen, ob Lerodan vernichtet worden war. Wenn sie später durch irgendeinen Wald streiften, und von einem einsamen Wanderer das Gerücht aufschnappten, dass Lerodan tot sei, dann würde Etyana es niemals auf sich beruhen lassen können. Gerüchte entsprachen meist nicht der Wahrheit; zu oft hatte die Vampirin miterlebt, wie Tatsachen verdreht und anderen Leuten mitgeteilt worden waren. Was sie brauchte waren echte Tatsachen. Wenn Eryneth den Vampir am Ende doch nicht töten konnte, so würde sie es tun. Ihre neu entdeckten Erinnerungen ließen es einfach nicht zu, dass er weiterhin lebte. Und genau aus diesem Grunde konnte sie den Vampirjäger nicht gehen lassen. Nicht ohne sie. Sie würde nicht von Haldamir, Shara und Skye erwarten können, dass sie ihr auf diese gefährliche Reise folgten, denn dafür waren sie einander nicht im Ansatz vertraut genug. Doch
sie wollte auch keinesfalls mit einem fremden Vampirjäger reisen. Sie dachte angestrengt nach. Etliche Minuten vergingen, in denen sie fast Shalyrioth vergaß, der sie ungläubig anschaute. Schnell wurde Etyana klar, dass sie sich Ashantis Meinung dazu anhören musste. Zu dem Waldelf sagte sie: ,,Shalyrioth, würdest du uns noch einen Krug Bier holen ?" Der Elf stöhnte auf. ,,Aber ich war doch gerade erst bei der Theke, und dein Krug ist doch auch noch voll". ,,Aber Ashanti hat Durst" entgegnete die Vampirin und versetzte dem Wolf einen leichten Tritt, damit er sich nicht dazu äußerte. Missgelaunt erhob sich Shalyrioth und trottete zur Theke. Sobald er außer Hörweite war, flüsterte Etyana: ,,Was sollen wir bloß tun ? Wir müssen zu Lerodan !" Ashantis Augen glühten in den Schatten unter den Tischen. Langsam sagte er: ,,Wir tun einfach das, was Shara, Haldamir und Skye von uns verlangt haben. Wir sagen Eryneth, dass wir uns alle viel zu unvertraut sind, um ihn auch noch in der Gruppe aufzunehmen". Etyana schaute den Wolf finster an. ,,Aber das geht nicht, wir müssen zu Lerodan, und wenn Eryneth ihn nicht tötet-" ,,Wir folgen Eryneth", sagte der Wolf mit fester Stimme. ,,Auch ich will nicht mit einem völlig Fremden reisen, und das werden wir auch nicht tun. Wir sagen ihm, dass in der Gruppe kein Platz für ihn ist, und dann wird er wahrscheinlich allein aufbrechen, um Lerodan zu suchen. Dabei folgen wir ihm. So kriegen wir mit, ob er ihn umbringt. Wenn er es aus beliebigen Gründen nicht tut, oder bei dem Versuch sterben sollte, dann können wir Lerodan aus dem Hinterhalt töten". Etyana dachte über diese Idee nach. Hatte Ashanti recht ? Konnte ein solcher Plan funktionieren ? ,,Und was ist mit der Gruppe ?" Es dauerte eine Weile, bis der Wolf antwortete: ,,Glaubst du wirklich, dass sie uns für alle Zeiten um sich haben wollen ? Sie wollten uns mit in die Stadt nehmen, weiter nichts. Es war niemals die Rede davon, dass wir sie weiterhin begleiten dürfen, und wenn ich in einer Gruppe von Vertrauten reisen würde, dann würde ich Fremde auch nicht für immer aufnehmen wollen". Er machte ein kurze Pause, in der er sich mit der Zunge über das Fell leckte. ,,Ich glaube, dies wird unser geringstes Problem werden". Etyana schaute zu dem Tisch, an dem Eryneth saß. Sie konnte sich nicht sicher sein, ob dieser Mann wirklich dazu in der Lage war, Lerodan allein zu vernichten. Sie würden ihm folgen müssen, so oder so.
Die Vampirin streichelte Ashanti behutsam über das weiche, schwarze Fell.
,,Dann beten wir zu allen Göttern, dass dein Plan funktioniert".
Etyana schaute zur Hintertür des Wirtshauses, die mit einem Ruck aufging.
Haldamir, Shara und Skye betraten das Wirtshaus, während von draußen die warme Morgenluft in den großen Raum wehte.
 
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Eryneth betrachtete die Gruppe eingehend, diesmal aus der Nähe.
Eine wirklich interessante Mischung war das, in manchen Augen erkannte er Spuren magischer Energie, in wiederum anderen sah er den geschulten Blick eines Kriegers, der nach Waffen an ihm suchte. Aber eines hatten sie alle gemeinsam: Sie blickten ihn aus zusammengekniffenen Augen an, oder tuschelten leise miteinander. Eryneth wusste auch, worüber sie redeten: Über ihn, soviel war klar.
Nachdem er gesehen hatte, dass die Gruppe sich erst noch absprechen musste, hatte er an einem Tisch in der Nähe Platz genommen und wartete geduldig auf das Ergebnis der Besprechung. Während er mit seinem Stuhl an die Wand hinter ihm kippelte dachte er: >Die Vampirin will mich dabei haben, soviel ist klar, ich bin ein Verbündeter für sie; aber der Rest sieht eher abgeneigt aus...< Schließlich erhob Etyana sich von ihrem Stuhl und ging zu ihm herüber. Er hob die Augenbrauen und ließ die Vorderbeine seines Stuhls wieder auf den Boden sinken. "Nun, wie habt ihr euch entschieden?", fragte er sie und trank einen Schluck aus seinem Humpen, während sie Luft hohlte um zu antworten. "Ich selbst habe mich dafür eingesetzt, euch mitzunehemn, Vampirjäger! Die anderen aber sind der Meinung, dass ihr nicht vertrauenswürdig seid. Ich kann nicht behaupten euch zu vertrauen, aber ich halte euch für ein notwendiges Übel! Wie gesagt, die anderen haben sich geschlossen gegen eure Aufnahme in die Gruppe gestellt. Es tut mir Leid. Ich hoffe ich habe euch mit meinen Informationen helfen können." Sie hob eine Augenbraue und blickte nachdenklich auf ihn hinab. "Da lässt sich wohl nichts machen. Wie schade, da wir doch den gleichen Vampir verfolgen, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Nun, wenn ich ihn vor euch finde, bestelle ich ihm schöne Grüße. Lebt wohl!" Eryneth stand auf nickte der Wirtin zu und verließ die Taverne forschen Schrittes.

Er war sauer, aber es war nicht seine Art Gefühle offen zu zeigen. Obwohl er auf der einen Seite sauer, vielleicht auch niedergeschlagen war, so dachte er positiv. >Schade! Die Vampirin wäre eine gute Kampfpartnerin gewesen, und ihr Wolf sicherlich auch! Aber immerhin habe ich herausgefunden was ich wissen wollte. Auch wenn es nicht perfekt gelaufen ist, so schlecht war es dann doch nicht.< Er ging langsam durch die Straßen der Stadt und dachte weiter nach. >Ich bin mir sicher, diese Etyana ist mir nicht das letzte Mal über den Weg gelaufen. Sie wird sicherlich auch in der Ruine nach Lerodan suchen.<
Eryneth folgte dem Verlauf der Straße, bis er an eines der großen Stadttore gelangte. >Wie komme ich da durch, ohne das die Wachen mich belästigen? ... ... Vielleicht.. Das könnte funktionieren! Aber nur vielleicht. Mal sehen!< Er begann sich zu konzentrieren, wie wenn er verschwinden wollte, aber natürlich konnte das nicht gelingen, denn er stand in der prallen Sonne. Dennoch fokussierte er seine Gedanken auf die Gabe und ging langsam durch das Stadttor. Er nahm seine Umgebung kaum war, so stark war er darauf konzentriert seine Gedanken zu binden. Plötzlich kribbelte sein Kopf. Er hatte das Tor bereits im Rücken, dennoch verlor das Kribbeln in seinem Kopf nicht an Intensität. Er konzentrierte sich stärker auf seine Gabe und gerade als er dachte es nicht mehr aushalten zu können verschwand das Kribbeln und damit auch die Wachen aus seinem Verstand. >Hat es geklappt? Oder haben sie mich einfach für ungefährlich eingestuft? Egal, immerhin bin ich draußen!<
 
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Seufzend ließ sich Etyana wieder auf ihrem Stuhl nieder. Nun war also der erste Schritt ihrer Reise vollbracht. Sie hatte Eryneth fortgeschickt. Nun galt es, schnellstens die Stadt zu verlassen, um den Vampirjäger nicht aus den Augen zu verlieren. Sie konnte es sich nicht leisten, erst irgendwo nachfragen zu müssen, um die Spur des Vampirjägers wieder aufnehmen zu müssen. Eryneth könnte bis dahin Lerodan getötet haben oder bei diesem Versuch gescheitert sein. Doch sie wusste auch, dass sie die anderen nicht ohne weiteres verlassen konnte. Sie würde eine Erklärung benötigen. So holte sie tief Luft, schaute zu Haldamir, Shara, Skye und Shalyrioth und sprach: ,,Ich werde die Gruppe verlassen". Eine Zeit lang folgte Schweigen. Dann schauten sich Shara und Skye skeptisch an. Etyana konnte sich denken, was sie dachten: wieso wollte diese Vampirin die Gruppe nun verlassen, obwohl sie doch erst so froh gewesen war, vorzeitig ein Teil von ihr zu sein ? In Haldamirs Augen konnte die Vampirin keine Gefühlsregung erkennen. Wahrscheinlich war er eher erleichtert darüber, einen Fremden losgeworden zu sein. Lediglich Shalyrioth blickte trübsinnig auf seinen Bierkrug, und dann schaute er zu Haldamir, Shara und Skye. Der Elf schien sich seiner Zukunft äußerst ungewiss. Etyana wollte sich die Zukunft des Elfen nicht ausmalen. Er wollte nicht zurück in die Wälder, soviel war ihr klar, doch ebenso wenig wollte
er weiterhin die Gruppe belasten, da diese doch nun endlich alle Fremden losgeworden war. Zuerst war Woran gegangen, nun ging Etyana. Doch die Vampirin musste an ihre eigene Zukunft denken. Sie durfte sich nicht mit den Gefühlen eines Elfs herumschlagen, sonst würde sie Eryneth aus den Augen
verlieren. Also fuhr sie fort. ,,Ich muss eine dringende Angelegenheit jenseits der Stadt ausführen. Ich danke euch sehr dafür, dass ich mit euch in die Stadt reisen durfte. Allein wäre der Weg vielleicht gefährlich geworden. Doch ich schätze, auch ihr hattet nicht vor, mich ewig um euch zu haben". Sie erhob sich und spürte, wie Ashanti unter dem Tisch hervorkam. Die Dunkelelfin an der Theke schaute missmutig zu dem Wolf, der nun in dem großen Raum umherstreifte. ,,Ich danke euch nochmals für die nette Gesellschaft" fuhr Etyana fort. ,,Aber nun muss ich gehen, die Zeit drängt. Vielleicht werden sich unsere Pfade ja noch einmal kreuzen". Sie durchquerte den Raum und machte an der Tür halt. Sie sah noch einmal zu Haldamir, Shara, Skye und Shalyrioth zurück. Shalyrioth blickte zu Boden, Shara schaute der Vampirin nach, Skye warf unsicher einen Blick auf Haldamir.
Der Krieger war der einzige, der das Wort ergriff. Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch Etyana konnte sie dank ihrer scharfen Sinne ausgezeichnet hören: ,,Lebt wohl. Und gebt auf euch acht". Die Vampirin lächelte in Richtung der Gruppe und öffnete langsam die Tür. Die warme Luft des späten Mittags wehte ihr entgegen. Anmutig lief Ashanti aus der geöffneten Tür. Er lief einige Runden auf dem kleinen Hof herum, und vollbrachte tollkühne Sprünge. ,,Da drinnen ist es so beklemmend wie in einem Käfig !" meinte er. ,,Ich werde niemals verstehen, wie die Menschen sich lange in solch einer Spilunke aufhalten können". ,,Es ist ein Gasthaus", warf
Etyana lächelnd ein, und kraulte den Wolf zwischen den Ohren, als dieser an ihre Seite trat. Zusammen traten sie auf die sonnenbeschienene Straße, auf der um diese Zeit fleißig gehandelt wurde. Einige Händler hatten vor den Häuserreihen ihre Stände errichtet. Bei ihrer Ankunft war die Stadt eher verlassen gewesen, doch nun sah Etyana viele Leute an den Ständen. Sie wies Ashanti an, kurz auf sie zu warten, und verschwand in der Menge, die sich um die Händlerwaren gebildet hatte. Einige Minuten später kehrte sie zurück. Sie hatte einige Äpfel gekauft, für den Fall, dass sie in der Wildnis nichts zu essen finden würden. Schnell verstaute sie diese unter ihrem Gewand. Dann schritten sie und der Wolf in die Richtung des Stadttores. Als
die Wachen schon fast in Sicht kamen, besprach sie sich noch einmal mit Ashanti. ,,Und wie sollen wir wieder herauskommen ? Die Wachen hüten doch das Tor. Ohne Grund werden sie uns nicht gehen lassen".

Es war ein verdammt warmer Tag. Wärmer als die letzten Tage. Der Sommer
war angebrochen, und die Sonne brannte erbarmungslos in den Nacken der Stadtwachen. Jeder Bürger verließ bei solch einem Wetter nur das Haus, um zur Feldarbeit anzutreten oder Einkäufe zu erledigen, doch für die Wachen würde dies ein verdammt langer Tag werden. Thromir, einer der Torwachen,versuchte vergeblich, mit seinem Leidensgenossen Ralhron ein Gespräch zu führen, dass die Männer die Hitze vergessen ließ, doch da sie ihre schweren
Eisenrüstungen trugen, war dies vergeblich. ,,Wenn man uns doch wenigstens erlauben würde, leichtere Rüstungen zu tragen", raunte Thromir, während er sich bemühte, die Umgebung im Blickfeld zu behalten. ,,Man könnte auch gleich eine Pause zulassen. Heute wollten nur wenige Leute die Stadt betreten. Unsere Dienste werden an diesem sonnigen Tag gewiss nicht sonderlich gebraucht", meinte Ralhron. Stöhnend griff er neben sich in eine
Halterung in der Wand. Dort war eine kleine Wasserflasche befestigt. Ralhron nahm sie rasch in die Hand und öffnete sie. Er setzte am Mund an und wollte einen kräftigen Schluck zu sich nehmen, als er enttäuscht feststellte, dass sich nur noch wenige Tropfen in der Flasche befanden. Hastig legte er sie zurück in die Halterung. ,,Der Torwachen-Dienst ist manchmal die reinste Hölle ! Ich wette mit dir, unsere Kameraden sitzen im Wirtshaus und erfrischen sich an einem Krug Bier. Ich möchte-" ,,Es kommt jemand", unterbrach Thromir. Er betonte die Worte weder mit Spannung noch mit Ungewissheit. Hundertemale führte er Kontrollen an den Toren durch. Es war Gewohnheit. Er richtete seinen Blick die Straße entlang, und konnte nun ebenfalls die Person sehen, die mit kapuzenverdecktem Haupt auf sie zu schritt. Ralhron erinnerte sich an ihre Robe. Vor kurzem erst war eine Gruppe in die Stadt gekommen, die die selben Roben getragen hatte. ,,Ob sie wohl zu der Gruppe gehört, die in die Stadt gekommen ist ?" fragte er Thromir. Dieser entgegnete: ,,Bestimmt. Sie werden sich wohl kaum ewig in unserer Stadt aufhalten wollen. Vielleicht trennen sich hier ihre Wege, und sie gehen einzeln wieder hinaus". Sie warteten, bis die kapuzenvermummte Gestalt direkt vor ihnen stand. Sie trug einen großen und schweren Leinenbeutel bei sich, den sie wie einen Säugling in den Armen hielt. Ralhron überlegte kurz, ob sich in dem Beutel etwas gefährliches befinden konnte, doch er kam zu dem Entschluss, dass es Waren aus der Stadt waren. Etwas gefährliches wäre ihm schon bei dem Eintreten der Gruppe aufgefallen. Kurz suchte er in den Gedanken der Gestalt nach einer bösartigen Gefühlsregung, doch er konnte nichts erkennen. ,,Ihr dürft passieren" sprach Thromir. Die Gestalt nickte und schritt hastig davon.

Als Etyana sich sicher war, außer Sichtweite der Stadtwachen zu sein, ließ sie den Leinenbeutel auf den Boden fallen. Eine Zeit lang bewegte sich der schwere Beutel wie von Geisterhand, doch dann schaute Ashantis Kopf gut gelaunt hinaus. ,,Du bist ganz schön schwer geworden" neckte die Vampirin ihn. ,,Wir haben es geschafft ! Wir sind draußen !" Der Wolf wedelte freudig mit dem Schwanz. Gerade, als Etyana das Leinentuch in einem Busch am Rande einer Weide verstecken wollte, bekam sie einen furchtbaren Schreck.
Eine Gestalt sprang hinter dem Busch hervor. Sie trug dieselbe Robe wie sie. Sofort zückte die Vampirin ihr Schwert und hielt es der Gestalt an die Kehle, als sie ein leises Lachen vernahm. Die Gestalt nahm die Kapuze ab, und unter ihr verbarg sich - das Gesicht des Waldelfen Shalyrioth.
Etyana ließ ihr Schwert fallen. ,,Shalyrioth, wie hast du -" ,,Das", entgegnete der Elf ,,ist ein Geheimnis meines Volkes. Ich lasse dich nicht allein gehen. Diese Städte engen mich ein. Ich bin die weiten Wälder gewöhnt. Wenn du dich auf eine Reise begibst, so will ich mit dir kommen".
Etyana sah in die weite Ferne. Sie erkannte weit vor sich eine winzige, einsame Gestalt. ,,Eryneth" flüsterte sie. ,,Kommt, Ashanti und Shalyrioth, wir haben einen Vampirjäger zu verfolgen". ,,Wirst du mir deinen Plan offenbaren ?", fragte der Elf. Etyana ging schnellen Schrittes voran, ihre Gedanken waren nur darauf gerichtet, Eryneth nicht aus den Augen zu verlieren. Ashanti trottete an ihrer Seite, während Shalyrioth ihr hinterher lief.
Beiläufig sagte die Vampirin: ,,Du sollst alles erfahren".
 
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Hidetochi war höchst erfreut. Soeben war eine Waffenlieferung von höchster Priorität eingetroffen, und sie kam von einem hohen Gerichtsdiener einer fernen Stadt. Dass die Kunde meiner Künste so weit vordringt, hätte ich nicht erwartet. Doch sein Herz war erfreut. Endlich konnte er wieder auf Reisen gehen. Die Bestellung lautete auf einen Bihänder. Ein Bihänder war eine gefährliche Waffe, perfekt geeignet, um mehrere Gegner zu beschäftigen oder einen einzelnen Gegner zu zerstückeln. Hidetochi hatte einige Bihänder auf Lager, weshalb es kein Problem darstellte, so schnell wie möglich loszureisen. Seinen Laden würde er in die Obhut seines Nachbarn geben, der nur aufpassen sollte, dass niemand einbrach oder anderweitig Schaden verursachen versuchte.
Es ist soweit.
Der Nachbar klopfte an, das war das Zeichen. Hidetochi öffnete die Tür, grüßte ihn und ging an ihm vorbei. Er warf keinen Blick zurück. Wozu auch? In wenigen Tagen würde er wieder zurück sein.
Den Bihänder hatte er in einer Kiste, die mit Seide und Samt ausgepolstert war, auf den Rücken geschnallt. Sein eigenes Schwert, KroTèng, war ebenfalls am Rücken befestigt, verhüllt durch schwarze Seide, passend zu seinem Kimono. Hidetochi war in einen Kimono gewandet, darunter trug er eine Rüstung aus hartem Leder, sein Fächer war unter dem Kimono. Einen kleinen Sack mit Proviant hatte er auch dabei. Für alle Fälle.

Raschen Schrittes durchquerte er die Stadt, bis zum Stadttor. Heute war ein außergewöhnlich heißer Tag. Die Stadtwachen taten ihm Leid. Doch wer so grausam sein konnte, der musste auch etwas aushalten. Außerdem waren die meisten von ihnen sowieso paranoid, weshalb ihnen die Hitze nicht viel ausmachen würde. Am Stadttor war, außer den Wachen, nur eine vermummte Frau mit einem Bündel, die soeben durch das Tor schritt. Hidetochi ging weiter und blieb vor den Wachen stehen. Eine der Wachen ging auf ihn zu. "Zieht Ihr in den Krieg?"
"Werter Herr, natürlich nicht. Ich bin der Waffenhändler Hidetochi Shunsen, und ich bin unterwegs, ein Schwert zu liefern."
"Natürlich. Ihr habt eine Lizenz? Bei Waffen müssen wir vorsichtig sein."
"Eine Lizenz? Wenn Ihr die zum Handeln mit Waffen meint, dann habe ich die hier."
"Sehr schön. Wenn ich sie haben ..."
"Hier"
"Mal sehen ... Hidetochi Shunsen ... Waffenhändler ... berechtigt zum Verkauf von ... . Das scheint in Ordnung zu sein. Ihr dürft passieren."
"Ich danke Euch"

Rasch durchschritt er das Tor. Da bemerkte er die vermummte Frau. Ihr Bündel war weg, stattdessen "packte" sie eben einen Wolf aus. Was zum ...? Sie lief einige Schritte mit dem Wolf und sprach mit ihm. Da schreckte sie zurück. Vor ihr war aus einem Gebüsch eine Gestalt gesprungen. Hidetochi wollte ihr schon zu Hilfe eilen, doch die Frau lachte. Sie wechselten einige Worte. Dann gingen sie weiter. Ein seltsames Gespann.
Hidetochi folgte ihnen und holte sie letztendlich ein. Die Frau hatte inzwischen ihre Kutte abgelegt, und an ihrem Gürtel konnte er ein prächtiges Schwert erkennen.
"Werte Dame ..."
Sie wirbelte herum und zog ihr Schwert.
"Was wollt Ihr?"
Ruhig sagte Hidetochi: "Mir ist Euer Schwert aufgefallen. Dürfte ich es wohl ansehen?"
"Nunja ... ähm ... nun ... warum nicht."
"Ich danke euch."
Sie drehte ihm den Griff zu und reichte ihm die Klinge. Sie war wirklich prachtvoll. Gravuren und Runen waren in das Klingenblatt eingearbeitet, jedoch vermochte er sie nicht zu lesen. Die Spitze verfüngte sich anmutig zu einer scharfen Spitze.
"Wenn Ihr mir die Frage erlaubt, aber wohin reist Ihr?"
"Wir reisen ... irgendwo hin" Die Frau blickte hierbei nervös zurück.
"Ich reise in die Stadt Hleriwon ... vielleicht wollt Ihr mich begleiten? Wir könnten zusammen reisen. Natürlich nur bis zur nächsten Stadt."
 
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Etyana sah den Fremden genauer an. Normalerweise würde sie niemals einem dahergelaufenen Mann ihr Schwert reichen, doch dieser Mann schien etwas von Schwertern zu verstehen. Hoffentlich verstand er auch, dass diese Klinge schnell wie ein Blitz zurück in die Hand der Vampirin gelangen konnte, dachte Etyana grimmig. Der Mann reichte ihr das Schwert zurück. Sofort steckte Etyana es wieder in die Schwertscheide, wobei sie ihn nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. ,,Wie ist euer Name ?" fragte sie schließlich. ,,Mein Name ist Hidetochi Shunsen" sagte der Mann ruhig. ,,Ich bin Waffenhändler". ,,Ich bin Etyana. Aber was führt einen Waffenhändler aus den Stadtmauern ? Läuft euer Geschäft nicht gut ?" Etyana befürchtete, dass in ihrer Stimme eine gewisse Belüstigung gelegen hatte, und sie hoffte, das der Mann namens Hidetochi dies nicht bemerkt hatte. Sie wollte sich nicht über ihn lustig machen. Anscheinend war es ihm nicht aufgefallen, denn er antwortete genau so ruhig wie zuvor: ,,Ich eskortiere eine Lieferung. Deshalb muss ich mich auch in die Stadt Hleriwon begeben. Ich liefere ein Schwert an einen alten Bekannten". Etyana fand den Gedanken nicht gerade anziehend, einen Fremden aufzunehmen. Doch dann überlegte sie sich, wieso sie eigentlich gegenüber jedem Fremden böse Gedanken hegte. Ständig fürchtete sie, man könnte sie angreifen oder ausrauben. Doch Shalyrioth und Ashanti waren ja auch noch da. Solange sie auf der Fährte von Eryneth blieben, konnte es der Vampirin egal sein, mit wem sie reiste. ,,Shalyrioth, was sagst du dazu ?" fragte sie den Waldelf. Dieser trat gut gelaunt einen Schritt nach vorn und reichte Hidetochi die Hand. ,,Es wäre mir eine Ehre, mit euch reisen zu dürfen". Der Waffenhändler nahm die Geste freundschaftlich auf und schüttelte dem Elf die Hand. Dann trat Hidetochi zu Etyana und fragte: ,,Und wie sieht es mit euch aus ? Wollt ihr mich auch begleiten ?" Die Vampirin blickte kurz zu Shalyrioth, der aufgeregt nickte, und dann zu Ashanti, der den Waffenhändler forschend anschaute. ,,Auch ich werde euch begleiten" sagte sie schließlich. Sie schaute in die Ferne, wo sie erschrocken feststellte, dass die winzige Gestalt von Eryneth in der weiten Landschaft fast nicht mehr zu sehen war. ,,Wir müssen los" sagte die Vampirin entschieden und eilte den Weg entlang, vorbei an den vielen Weiden, auf denen einige Kühe grasten. Shalyrioth und Hidetochi eilten hinterher, während sich Ashanti an Etyanas Seite hielt. ,,Etyana, du wolltest mir doch noch sagen, wieso wir Eryneth verfolgen!" rief Shalyrioth. Die Vampirin verfluchte den Elf innerlich dafür, dass er Hidetochi ihr Unternehmen verriet, doch sie wusste, dass er es sowieso irgendwann mitbekommen würde. Erleichtert stellte sie fest, dass sie Eryneth dank ihrer schnellen Schritte langsam einholte. Als der Elf und der Waffenhändler beide neben ihr gingen, begann sie
zu erzählen: ,,Eryneth will den Vampir Lerodan vernichten". Sie deutete mit dem Zeigefinger auf die entfernte Gestalt, damit Hidetochi wusste, wer Eryneth war. ,,Ich muss wissen, ob Lerodan tatsächlich getötet wird, denn falls Eryneth bei dem Versuch scheitert, werde ich Lerodan töten müssen".
Sie erklärte Hidetochi kurz, dass Eryneth ein Vampirjäger war. Der Waffenhändler schien sichtlich verwirrt, weil Etyana ihm ihre gesamten Zukunftspläne verriet, doch dennoch gab er sich zurückhaltend und konzentriert. Da fragte Shalyrioth: ,,Aber wieso musst du ihn töten ?" Etyana wurde langsamer; Eryneth kam langsam deutlich in Sicht. ,,Das" sie blickte zu
Boden, ,,erzählt Ashanti euch besser". Der Wolf lief nun zwischen dem Waldelfen und Hidetochi, und sprach: ,,Lerodan war einst Etyanas Gefährte.
Obwohl Gefährte eigentlich das falsche Wort dafür ist. Er nannte sie seine Gefährtin, doch in Wirklichkeit war er ihr Meister. Sie musste Taten vollbringen, die Lerodan verlangte, sonst hätten ihr schlimmere Strafen als der Tod gedroht". Er machte eine kurze Pause. ,,Und so zogen die beiden aus. In die Welt der Elfen. Es galt, eine Hohepriesterin zu töten. Natürlich musste Etyana auch diesen Befehl ohne Widerworte ausführen. Doch es lief anders, als Lerodan sich vorgestellt hatte. Die Hohepriesterin befand sich auf einem Fest der Elfen. Und dieses Fest - galt mir". Er schloss für einen Herzschlag die Augen. ,,Ich war damals ein Elfenwolf, ein Gott der Elfen. Man hat mir in jener Nacht gehuldigt. Die Hohepriesterin wollte mir einen Kranz aus Beeren und Blättern auf den Kopf setzen, als sich der Himmel dunkel färbte.
Und im nächsten Augenblick", sein Gesicht wurde ernst, ,,spürte ich die Zähne einer Vampirin an meinem Hals - Etyana". Shalyrioth wurde blass, Hidetochi wirkte verblüfft. Etyana wusste, dass sich der Waffenhändler nun darüber klar wurde, dass er mit einer Vampirin reiste. Ashanti fuhr fort: ,,Ich verlor durch diesen Biss mein Leben. Allein das Amulett an Etyanas Hals bringt
mein Herz dazu, zu schlagen. Ich bin lange nicht mehr der Götterwolf, der ich einst war. Ich bin verflucht, ein dunkler Wolf. Daran ist Lerodan schuld. Die Elfen waren für mich wie eine Familie, und nun ist all das Geschichte. Lerodan hat mich meiner Sippe entrissen und Etyana geknechtet. Wir wollen unsere Rache. Lerodan darf nicht länger leben. Etyana hat einen Teil der Erinnerungen, die damals verloren gegangen sind, wiedererlangt, und kann sich nun an ihren früheren Meister erinnern". Er wirkte amüsiert. ,,Schon bald trinken wir auf Lerodans Gebeine!" Hidetochi fragte ungläubig: ,,Ich hörte, Vampire wären seelenlos. Wie soll ein seelenloses Wesen solche Mordgedanken hegen ?" ,,Der Biss in Ashantis Hals verlieh mir eine neue Seele. Gefestigt an dieses Amulett", sie holte es unter ihrer Robe hervor. Die Sonne umspielte die zahlreichen Verzierungen. ,,Und wie ist das Amulett entstanden ?" fragte Shalyrioth. ,,Wir hoffen" sagte Ashanti ,,dass uns dies Lerodan sagen kann".
Die Gefährten schritten schweigend die Straße entlang.
 
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Eryneth war seit zwei Stunden zügig die Straße entlang gewandert, die Sonne brannte noch immer vom Himmel, auch wenn die Mittagsstunde bereits vorbei war.
Nachdem er eine weitere Biegung in der Straße passiert hatte, erblickte er auf der rechten Seite die gesuchte Ruine. Von der Zeit zerfressen, standen nur noch wenige Mauern, der ehemals mächtige Hauptturm war eingestürzt; nur eine Seite des Turms ragte nach wie vor in den Himmel.
Doch all das musste lange vor Lerodans Aufenthalt hier geschehen sein, denn die gesamte Ruine war beinahe eins mit dem umliegenden Wald geworden; überwuchtert von Schlingpflanzen und anderem Grünzeug hatte Eryneth sie nur entdeckt, weil sie auf der Kuppe eines Hügels errichtet war.

Suchend musterte er das umliegende Gestrüpp; er wusste, dass ihm mindestens zwei Leute folgten; vor wenigen Minuten hatte die Straße einen Hügel überquert, von dort oben hatte er sie gesehen: Eine Person war auf der Straße gegangen, eine weitere war dicht bei der Straße im Unterholz gewandert, grade so weit von der Straße entfernt, dass sie keine Probleme mit Geäst und Sträuchern bekam. >Wahrscheinlich die Vampirfrau! Sie wird mir folgen, wenn ich an Lerodan scheitern sollte, will sie es ausnutzen und ihm den Rest geben.< Verächtlich hatte Eryneth die Frau gemustert, er selbst griff auch gerne aus dem Hinterhalt an, aber wenn er jemanden umbrachte, dann hatte er niemals jemand anderes die Vorarbeit geleistet. Es war eine Sache der Ehre!
Eryneth riss sich aus seinen Gedanken und schlüpfte ins Unterholz; den restlichen Weg zur Ruine würde er sich selbst bahnen müssen, der alte Pfad war längst nicht mehr begehbar!
Nach wenigen Minuten stand Eryneth vor dem, halb zerfallenen, Torbogen und starrte hindurch. >Sieht nicht sehr wohnlich aus, hier drin!< Er ging langsam hinein und wanderte in dem kleinen Innenhof umher und besah sich die möglichen Wege genauer. Eine kleine Tür führte zu einer zusammengebrochenen Treppe; ein Teil des ehemaligen Wehrgangs, wie Eryneth schätzte. >Ich muss wissen, wie dicht sie mir auf den Fersen sind.< Er sprang gewandt die Treppe hoch, bis zu der Stelle, an der sie zusammengebrochen war, rannte los und sprang mit Anlauf über die Lücke. Dann hielt er sich mit den Händen an einem Vorsprung fest und hangelte sich weiter hinauf, bis er schließlich am höchsten Punkt der Turmruine stand.

Von hier aus konnte er das umliegende Land so gut überblicken, als sei es eine Landkarte, die vor ihm ausgerollt war. Er verfolgte seinen Weg zurück und entdeckte die Straße, der er gefolgt war. Er wanderte mit seinem Blick die Straße entlang und schließlich nahm er eine Bewegung in der Entfernung war. Drei Gestalten. Genauers konnten auch seine Elfenaugen nicht warnehmen, nur das es drei Leute waren, die zügig den Weg entlangliefen.
Er hatte gesehen, was er sehen wollte. Schätzungsweise 20 Minuten, dann waren sie hier; genug Zeit für das, was er vorhatte. Er drehte sich um und sprang von Vorsprung zu Vorsprung in die Tiefe. Dann ging er den zweiten, linken Weg entlang, der ebenfalls in eine steinerne Treppe mündete; aber nach unten! Am unteren Ende war eine alte, morsche Eichenholztür, die mindestens vierhundert Jahre alt war, angebracht; sie hing nur noch an einer Angel, als Eryneth an ihr zog, brach auch die zweite Angel ab; die Tür krachte zu Boden.
Vor ihm tat sich ein schwarzes Loch in die Finsterniss auf.

Eryneth ging vorwärts, und Dunkelheit umwob ihn wie ein schwarzes Leichentuch. Er war wieder in seinem Element. Zügig schritt er voran, seine Schattenelfenaugen sahen im Dunklen ebensogut wie im Hellen...
 
Etyana, Shalyrioth, Ashanti und Hidetochi folgten weiterhin der Straße. Die Luft war nach wie vor warm und angenehm, und am Himmel kreisten einige Vögel. Die umliegenden Weiden versprühten einen süßlichen Duft, und die Vampirin konnte sich vorstellen, dass unter der dichten Grasschicht etliche Blumen wuchsen. In der Ferne konnte Etyana einen Wald entdecken, in den Eryneth erst vor kurzem gegangen war. Sie machte sich keine Gedanken darum, dass sie den Vampirjäger zwischen den Bäumen verlieren konnte, denn Lerodan mochte Wälder nicht. Er hatte schon damals dunkle Gassen und finstere Ruinen bevorzugt, und wo er war, da war auch Eryneth. Sie wusste,
dass der Vampirjäger ihrem Rat folgen würde, und zuerst nach Ruinen suchte.
Außerdem hatte sie Shalyrioth als ihren Gefährten. Ein Waldelf fand sich in Wäldern schnell zurecht. Er würde ihr den Weg zu einer Ruine zeigen können, falls sie diese nicht selber fand. Als Shalyrioth vor einer Stunde zu ihnen gestoßen war, hatte sie sich zutiefst gewundert, wieso er sie begleitete. Die Stadt war sicher, man konnte eine Arbeit finden und er würde eine neue Bleibe bekommen, da er ja nicht zurück in seine Heimat konnte. Doch je länger sie hier draußen auf dem weiten Land war, umso mehr verstand sie, dass es das größte Glück für einen Waldelf sein musste, einfach in der Wildniss umherstreifen zu können. Langsam fragte sie sich, wie sie selbst es solange in der Finsternis ausgehalten hatte. Ashanti riss sie aus ihren Gedanken. ,,Hast du dir eigentlich überlegt, was wir machen, wenn wir beide tot vorfinden ? Lerodan und Eryneth ?" Sie erreichten die Spitze eines
kleinen Hügels, und Etyana überblickte kurz die umliegende Gegend. Sie waren dem Wald schon näher gekommen. ,,Eryneth ist keine schlechte oder bösartige Person, aber wenn dem so ist, dann war es eben sein Schicksal. Wir können ihn sowieso nicht davon abhalten, Lerodan aufzusuchen. Er will ihn aus Rache töten. Und auch ich will Lerodan aus Rache töten. Davon kann mich ebenfalls keiner abbringen". ,,Aber vielleicht hätten wir uns ihm gleich anschließen sollen", gab der Wolf zu bedenken. ,,Dann wäre die Wahrscheinlichkeit höher gewesen, dass er überlebt". Etyana trat wütend
einen kleinen Stein aus dem Weg. ,,Ich kann mir nicht über das Schicksal eines Vampirjägers den Kopf zerbrechen. Auch, wenn er vorerst freundlich zu uns war, er ist und bleibt ein Vampirjäger. Er jagt meine Rasse. Wenn er stirbt, dann werden vielleicht dutzende andere Vampire ihr Leben behalten".
,,Aber das ist nicht das was du willst, oder ?" Es war eher eine Feststellung als eine Frage. ,,Du bist doch nicht gern eine Vampirin". ,,Aber dennoch bin ich es. Dagegen kann ich nichts tun. Du könntest dich genauso gut fragen, ob du gern ein Wolf bist. Was spielt das für eine Rollen ? Sich diese Frage zu stellen ist reine Zeitverschwendung". Ashanti lief ein wenig voraus, wobei er elegant Shalyrioth auswich. ,,Also ich bin gern ein Wolf", sagte er gut gelaunt, und Etyana wusste, dass er den Satz "du könntest dich genauso gut fragen, ob du gern ein Wolf bist" komplett wörtlich genommen hatte. Und natürlich musste er diese Frage nun auch detailreich beantworten. ,,Ich würde zwar auch gern auf zwei Beinen laufen können, aber auf vier Beinen ist man schneller. Mein Schwanz stört mich manchmal, weil er überall gegenschlägt oder hängen bleibt, aber daran gewöhnt man sich. Nur die Flöhe sind ein Übel. Aber wenn man sich öfters mal ein Bad gönnt, dann stellen die eigentlich auch kein Problem dar. Nur kann ich keine Schwerter führen. Das finde ich schade, denn ich kann nur mit Zähnen oder Klauen angreifen. Aber vielleicht würde ich, wenn ich Hände hätte, ja auch lieber mit einer Axt kämpfen. Oder ich würde mit einem Bogen -" Etyana nutzte die Selbstgespräche Ashantis, um sich mit Hidetochi zu unterhalten. Shalyrioth hingegen lauschte den Worten des Wolfes, und fand seinen Vortrag über das Leben auf vier Beinen anscheinend recht interessant. Etyana sagte zu dem Waffenhändler: ,,Ihr werdet unseren Plan an niemandem verraten, in Ordnung ?" ,,Natürlich nicht" sagte dieser ruhig. ,,In welche Stadt müsst ihr eure Ware noch mal bringen ?" ,,Nach Hleriwon. Habt ihr den Namen der Stadt noch nie gehört ? Sie ist berühmt dafür, mit allen Ecken des Landes zu handeln. Und diesmal muss ich ein Schwert in die Stadt liefern". Etyanan wollte antworten, doch sie bemerkte, dass die den Wald erreicht hatten. Vor den Gefährten, auf einem kleinen Hügel gelegen, ragte ein fast gänzlich zerstörter Ruinenturm gen Himmel. Rostige Eisenstangen, die vor Jahrhunderten einmal Fenster gewesen waren, leuchteten rotbraun im Licht der Sonne. Ein großer Torbogen, bei dem ganze Steinblöcke fehlten oder zerstört worden waren, ließ Etyana auf den Innenhof der Ruine spähen. An diesem Ort würde sich wahrlich nur Lerodan aufhalten.
Langsam schritt Etyana etwas näher an die Ruine heran, doch sie stand noch immer außerhalb des Waldes. Von weitem konnte sie ein dunkles Loch erkennen, dass den Eingang zur Ruine darstellte. Davor lag eine herausgerissene Tür - doch zu Etyanas größter Verwunderung war nur eine Angel rostig und brüchig. Die andere sah aus, als hätte man sie vor kurzem erst rausgerissen. War dies Eryneth gewesen ? Aus Versehen ? Oder hatte Lerodan die Tür mit Absicht herausgerissen, um zu zeigen, dass er sich hier aufhielt ? Wollte er sie anlocken ? Oder war Eryneth schon tot, und Lerodan hatte die Angel herausgerissen, um seine Leiche besser in die Ruine schleifen zu können ? Dieser Gedanke behagt Etyana nicht. Nervös sagte sie: ,,Ich werde jetzt hineingehen !"
 
Eryneth gab keinen Mucks von sich, als er einen Fackelschein am Ende des Ganges sah. Er saß auf einer etwa fünf Meter hohen Balustrade, die sich links und rechts des Ganges erhob; von hier oben konnten die ehemaligen Verteidiger Steine und Pfeile auf Angreifer, die in die Festung vordrangen, schleudern; folglich konnte Eryneth den Gang gut überblicken, etwa vier Meter breit und um die acht Meter hoch, kein schlechtes Bauwerk; dennoch kein Vergleich zu elfischer Baukunst. >Da kommen sie!< Er blickte auf den Fackelschein, und tatsächlich: Drei Personen und ein Wolf kamen soeben um eine Ecke im Gang, sie blieben stehen und blickten zu dem mächtigen Fallgatter, dessen Metall den Lichtschein vom anderen Ende des Ganges reflektierte. Eryneth grinste; er legte eine Hand um den Auslöser des Tors. >Mal sehen; so wie ich Etyana einschätze wird sie vorgehen. Zumindestens hoffe ich das; ansonsten muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.< Er sorgte sich umsonst, denn Etyana gab ihren Gefährten zu verstehen, das sie erstmal mit Ashanti das Gatter untersuchen wollte; mit ihren Vampiraugen konnte sie viel besser als der Mensch und auch besser als der Waldelf sehen. „Wartet hier. Ich gehe ein paar Meter vor und suche nach Fallen; oder Spuren von Lerodan!“, hörte er sie sagen.
Etyana ging raschen Schrittes durch den Gang, kam unter Eryneth vorbei und schritt zügig unter dem Tor durch, das immer noch fest an der Decke hing. >Nur noch der Wolf durch!< „Komm Ashanti!“, rief Etyana dem Wolf, der scheinbar Ashanti hieß zu. „Hier ist nichts. Aber schnupper doch mal ein wenig rum, du bemerkst sicher mehr als ich es könnte!“ Ashanti machte einige zögerliche Schritte auf das Tor zu und spähte misstrauisch nach oben. >Nicht ohne Grund!< Eryneth schmunzelte. Wieviel klüger war doch der Wolf. Etyana war nicht einmal auf den Gedanken einer Falle in dem Tor gekommen. Kaum war Ashanti unter dem Eisengatter durch, da stemmte Eryneth den Torhebel zur Seite; mit einem lauten Knacken lösten sich jahrhunderte alte Ketten von ihren Ruheplätzen; das Tor knirschte kurz und wäre fast verkantet, dann raste es mit unglaublicher Geschwindigkeit hinab, die Zacken des Tores versenkten sich in ihren passenden Bodenkerben; das Tor war zu! >Und es wird solange zu bleiben, wie ich will!< „Etyana! Hörst du mich?“, rief der Waldelf durch die Stäbe des Tors. „Ja, ich bin hier. Es ist alles in Ordnung, das Tor hat uns nicht getroffen.“ „Was machen wir jetzt? Das Ding ist zu schwer, als das wir es öffnen könnten, du musst die Mechanik finden!“
Etyana dachte kurz nach. „Wenn das hier eine Falle ist, dann müsst ihr machen, das ihr hier rauskommt. Wir haben nicht genug Zeit, um das Tor zu öffnen; ihr wartet hier; ich gehe Eryneth oder Lerodan suchen. Wenn ich gewinne, öffne ich das Tor; wenn nicht…“, sie stockte. „…Gebt mir bis heute Abend Zeit.“ „Das kannst du nicht machen!“, rief der Mensch erschrocken aus. „Ich habe Ashanti dabei!“, rief Etyana über ihre Schulter, bevor sie von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Nach wenigen Biegungen betrat Etyana einen Raum, vielleicht vier Meter Deckenhöhe, zwölf Meter im Durchmesser; der Raum war Rund, in der Mitte des Raumes stand ein großer, runder Tisch; einige Papiere lagen verstreut auf dem Tisch. Es sah durchwühlt aus. Ratten? Oder Eryneth? Selbiger beobachtete jeden ihrer Schritte aus dem Schatten der Tür, er hatte den Raum kurz nach Etyana betreten und verweilte nun in seiner Schattengestalt an der Tür.
„Ashanti, such nach etwas, das wie Lerodan aussieht, oder uns zeigt wo er ist.“, sagte Etyana zu Ashant, der sich sofort den Papieren zuwandte und nur wenige Sekunden später hatte er eine halbe Pergamentseite im Maul. „Gib mir das, Ashanti. Ich kann es lesen!“, Ashanti gab reichte ihr das Papierstück hinauf; Eryneth wäre fast zusammengezuckt als der Wolf plötzlich: „Hier.“ sagte. >Der Wolf kann sprechen!< Etyana überflog das Papier und sagte dann: „Lerodan ist nicht hier.“ Ashanti knurrte enttäuscht. „Aber hier steht, wo er hingegangen ist. Zumindestens wollte er es grade sagen; aber da endet die Seite, der Brief wurde durchgerissen!“ Ashanti jaulte wütend. „Suchen wir das andere Stück.“, ertönte die Stimme des Wolfes.
Eryneth blickte zu Boden; direkt vor seinen Füßen lag ein Blatt Papier. Als niemand hinsah, hob er blitzschnell das Blatt auf und betrachtete es. >Sieht wie mein Glückstag aus. Die zweite Hälfte. Jetzt muss ich handeln.< Eryneth trat einen Schritt vor und wurde somit sichtbar, riechbar und überhaupt wahrnehmbar. Sofort schnellte Ashanti herum und knurrte ihn an. Etyana war etwas langsamer, dafür hielt sie ihr Schwert bereits gezogen in der Hand. „Sucht ihr vielleicht das hier?“, Eryneth hielt die andere Hälfte des Briefes hoch.
 
Hidetoshi war, gelinde gesagt, überrascht. Sobald Etyana und der Wolf durch das Tor geschritten waren, war es zugeschnappt.

"Eine Falle? Was denkt Ihr, Shalyrioth?"
"Ich bin ganz Eurer Meinung, Hidetoshi. Ich frage mich nur, ob sie jemals wieder rauskommen ... "
"Das will ich doch hoffen."
"Warum begleitet Ihr uns eigentlich?"
"Nun, eigentlich begleite ich euch nur bis nach Hleriwon. Danach werden sich unsere Wege warscheinlich trennen ..."
"Das ist schade. Ich beginne gerade, Euch zu mögen."
"Mir geht es genauso. Wie lange reist Ihr bereits mit Etyana?"
"Das ist noch nicht lange her ... ein paar Tage vielleicht. Höchstens eine Woche. Es war auch ein anderer Vampir bei uns, vor etwa einem Tag ist er gegangen ..."
"Ein anderer Vampir? War er denn wie Etyana?"
"Nein, er war ... anders. Irgendwie böse. Ganz anders als Etyana."
"Nun, wenn ich ehrlich sein soll, für mich verkörpern Vampire das Böse. Ich hatte noch nie mit Vampiren zu tun, deshalb irritiert es mich, gelinde gesagt."
"Ich verstehe euch. Ich war eigentlich auf der Suche nach Ashanti. Meine Schwester und ich ... wir kannten ihn in unserer Kindheit. Aber meine Schwester ... sie ist gestorben."
"Das tut mir sehr Leid für Euch. Möchtet Ihr darüber sprechen?"
"Ich möchte eigentlich nicht darüber reden. Es ist zu lange her, um alte Wunden aufzureißen. Sagt Hidetoshi, warum wurdet Ihr Waffenhändler? Ein gefährliches Gewerbe, könnte ich mir denken."
"Nun, in der Vergangenheit war ich ein Krieger. Ein Heerführer. Aber ich habe dem Kriegsdienst entsagt. Meine Waffen trage ich nur mehr pro forma. Benutzt habe ich seit Jahren kein Schwert mehr. Und wenn mich die Umstände nicht dazu zwingen, werde ich es auch nicht tun. Jedenfalls nicht, um zu töten. Ich trainiere jedoch wöchentlich, um nicht einzurosten."
Plötzlich erklang ein Knacken neben ihnen! Hidetoshi wirbelte herum und zog seine Waffe.
Doch es war nur ein Reh.
 
Etyana senkte langsam ihr Schwert. Sie hatte sich noch nicht mal von dem Schreck erholt, der ihr beim Runterfallen des Tores wiederfahren war, und nun stand Eryneth vor ihr, den sie tief in ihrem Inneren schon für tot befunden hatte. Mit der einen Hand steckte sie ihr Schwert in die Scheide, in der anderen hielt sie noch immer den zerissenen Brief. Der Brief sah weder uralt noch verwest aus; der Verfasser musste ihn vor kurzem erst geschrieben haben. Die Vampirin vermutete, dass der Verfasser niemand anderes war als Lerodan, denn nur er könnte sich in dieser Ruine aufgehalten haben. Den Vampirjäger ignorierend, setzte sie sich an den runden Tisch und betrachtete den Brief genauer, indem sie ihn in den Händen hielt und ihn von allen Seiten musterte. Ashanti legte die Vorderpfoten auf den Tisch, um mit Etyana auf Augenhöhe zu sein und den Brief verfolgen zu können, auch wenn er ihn nicht lesen konnte. Die Vampirin wies Eryneth dann mit einer Geste an, sich ebenfalls zu setzen. Dann wischte sie mit der Handfläche einige Mottenkugeln und Spinnenweben von der rauen Oberfläche des Tisches, und breitete den Brief darauf aus. Eryneth legte die zweite Hälfte vorsichtig unter die erste, sodass es wieder ein vollständiger Brief war. Etyana begann, den Inhalt vorzulesen:

Sei gegrüßt Valyrio,
ich habe deinen Brief erhalten. Der Bote, den du geschickt hast, hat eine hervorragende Arbeit geleistet. Er brachte mir dein Schreiben noch vor Einbruch der Dunkelheit. Doch nun zum wichtigeren Teil. Ich werde deine Großzügigkeit nutzen, und mich sofort auf den Weg zu dir begeben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei dir bedanken, dass du mir fürs Erste einen neuen Unterschlupf bietest. Auch, wenn die Höhle normalerweise nur als Unterstand für dein Vieh dient, so bin ich doch froh, dass sie weit entfernt von meinem jetzigen Standpunkt ist. Mach dir keine Sorgen darüber, dass ich die Höhle nicht finden könnte; du sagtest ja, dass es in der Nähe der Stadt Hleriwon nicht mehr als eine Höhle geben würde. Meine Vampirkräfte lassen mich finstere Orte schneller aufsuchen, als es den meisten Leuten lieb ist...
"

Etyana stoppte kurz, da der erste Teil des Briefes nun zu Ende war. Nun fuhr sie mit dem zweiten Teil fort:

Ich werde natürlich auch dein Geschäft in Hleriwon aufsuchen, denn ich hörte, du hättest neue Waren anzubieten. Ich führe nur wenig Geld mit mir, aber vielleicht kannst du mir fürs Erste ein Schwert leihen, dass Spitz genug ist, um in die Rümpfe meiner Feinde einzudringen. Außerdem musst du dafür sorgen, dass es in der Höhle Nahrung gibt. Ich werde voraussichtlich länger dort bleiben, als ich es geplant hatte. Den Grund dafür sollst du natülich auch erfahren:

Etyana las weiter, und bei jedem Wort, dass sie aussprach, fühlte es sich an, als würden tausende spitze Nadeln in ihre Seele stechen.

Etyana ist mir auf den Fersen. Erinnerst du dich an sie ? Sie war viele jahrzehnte lang meine Gefährtin. Doch nach der Nacht im Reich der Elfen ist aus ihr ein mickriger Wurm geworden. Sie hat sich dem Guten verschrieben. Nun will sie wahrscheinlich dafür Sühne leisten, damals den Götterwolf getötet zu haben. Ich habe auch ihn bei ihr gesehen, sie waren auf dem Weg zu der Ruine, in der ich mich derzeitig aufhalte. Doch der Wolf hat sich verändert. Früher war er ein Gott, der nur Gutes und den Frieden im Kopf hatte, doch nun spühre ich, dass sich in seiner Seele ein schwarzes Band gebildet hat. Er ist bereit, zu töten. Das muss an dem Biss von damals liegen.
Er ist gefährlich, und sie ebenfalls. Außerdem reisen mit den beiden noch zwei weitere Personen. Und noch eine weitere Person wird gleich mein Versteck erreicht haben. Ich würde nur zu gern hinaus gehen, und jeden von ihnen töten, doch ich muss zuerst wissen, ob Etyana noch ihre Vampirkräfte besitzt. Und der Fremde, der ihr vorausgeeilt ist, gibt mir auch zu bedenken. Sein Gesicht... Es kommt mir bekannt vor. Das ist seltsam, ich bin mir eigentlich sicher, ihn noch nie gesehen zu haben. Dein Bote hat versprochen,
noch einmal wiederzukommen und meinen Brief mitzunehmen, für den Fall, dass ich fliehen muss. Valyrio, ich kann nicht weiterschreiben. Ich höre Schritte. Ich weiß nicht, ob es dein Bote oder der Fremde ist. Wir sehen uns in Hleriwon.
Gruß Lerodan


Etyana sah auf. Sie schaute Ashanti an und sagte: ,,Lerodan weiß von uns. Er wusste die ganze Zeit von uns. Und er hat bemerkt, dass du in die Ruine gekommen bist" sie deutete auf Eryneth. ,,Woher willst du das wissen ? Es könnte genau so gut der Bote gewesen sein, vielleicht hat er vor mir die Ruine betreten" meinte der Vampirjäger. ,,Aber dann wäre der Brief jetzt nicht mehr da" gab Ashanti zu bedenken.
Etyana sah Eryneth verzweifelt an. ,,Und was machen wir jetzt ?"
,,Wir reisen nach Hleriwon", sagte dieser gut gelaunt. ,,Aber zuerst werde ich Shalyrioth und Hidetochi zu uns holen". Mit diesen Worten erhob er sich und schritt einen Gang entlang, der mit einer Wand endete, an der ein großer Hebel angebracht war.
 
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Etyana betätigte den leicht rostigen Hebel mit einem geringen Kraftaufwand und ''befreite'' somit Shalyrioth und Hidetochi, welche noch sehr in das Gespräch über ihre Vergangenheit waren. Als Shalyrioth Etyanas Gestalt in dem, durch das heraufgehende Tor, aufgewühlten Nebel sah, rannte er zu ihr und umarmte sie, voll Freude, dass sie noch am Leben war.
>Ähm... was soll das?<, fragte die Vampirin etwas verlegen.

>Ich dachte, ihr seid ums Leben gekommen, aber da dem anscheinend nicht so ist... Ich freu mich so, dass wir alle noch glücklich zusammen und am Leben sind<, erwiederte Shalyrioth fröhlich schmunzelnd.

>Wie soll es jetzt weiter gehen?<, fragte nun Hidetochi, der sich grinsend in das Gespräch einmischte.

>Das sollten wir alle noch einmal ausführlich besprechen... Uns steht noch ein weiter Weg bevor.<, sprach die Vampirin, die sich gerade aus dem ''Klammergriff'' Schalyrioth's befreien konnte, voller Elan.

>Etyana wisst ihr was?... Ihr seid mein erster richtiger Freund...<, flüsterte Shalyrioth mit leicht zittriger Stimme.

Er klang so ernst wie nie, als er dieses Thema ansprach.

>In meinem Dorf im Wald, war ich schon als Kind ein Außenseiter. Die Anderen hackten ständig auf mir herum... Die einzige Person, der ich je vertrauen konnte, war Valeria, meine Schwester, sie hielt immer zu mir... Doch seitdem sie weg ist... seid ihr die enzige, mit der ich über dieses Thema sprechen kann...<, sagte er nun mit einem leisen Schluchtzen...

>Und dafür danke ich euch.... dafür, dass ihr mir zuhört und mich versteht und ihr mich mögt so wie ich bin und nicht anders...<

>Aber wir kennen uns doch noch garnicht so lange, als dass ihr so ein Vertrauen zu mir-<, erwiederte Etyana, doch Shalyrioth fiel ihr ins Wort

>Ich weiß ja auch nicht... Aber ich fühle fast so etwas wie eine spezielle Verbindung zwischen uns... Als ob sich eine starke Freundschaft bilden könnte, in der man sich gegenseitig vertrauen und aufeinander bauen kann. Fühlt ihr das nicht?<

Shalyrioth wandte sich ab, in der Hoffnung, dass die Vampirin ihm mit einem Ja, oder so etwas änlichem antworten würde.
Sie überlegte einige Augenblicke und sprach zu sich selbst

>Was sage ich?<
 
Eryneth kam mit ein wenig Abstand hinter Etyana her, er hielt immer noch die Augen offen; vielleicht war jener Bote auch ein Vampir, und somit eine Gefahrenquelle, und wenn er hergeschickt wurde, dann könnte er jeden Augenblick eintreffen. Er trat unter dem Fallgatter durch, Etyana war ihm schon vorrangeeilt und umarmte grade den Waldelf, als Eryneth dazutrat. Die Gefährten, die sich bereits über weitere Pläne unterhielten, verstummten als er bei ihnen stand und musterten ihn; bis auf Etyana, diese kannte ihn ja schließlich schon.
Eryneth hob die Hand kurz zum Gruß und sagte dann: "Ich bin Eryneth. Von Beruf Vampirjäger." Er blickte zu Etyana hinüber. "Aber eigentlich ist das vorbei. Es wird nur noch ein Vampir durch mich sterben. Und das ist Lerodan." Eryneth musterte die anderen noch einmal. Sein Blick blieb an dem schönen Schwert von Hidetochi; ein typisches Katana, wahrscheinlich dreimal so stabil wie einer seiner Dolche, dennoch zog Eryneth seine Klingen einem Katana vor, weil er mit ihnen auch werfen konnte.
"Werdet ihr mir auch eure Namen nennen?", sagte er.
Der Mensch schien die wenigsten Bedenken zu haben, er sagte geradeheraus: "Ich bin Hidetochi Shunsen. Waffenhändler. Zur Zeit aber eher ein Bote. Ich begleite euch bis Hleriwon." Hidetochi reichte ihm die Hand. Eryneth schüttelte sie kurz und blickte dann auffordernd zu Shalyrioth hinüber. "Ich bin Shalyrioth. Waldelf, wie man unschwer erkennen kann. Ich begleite die Gruppe, solange ich kann. Das wird wahrscheinlich bis zu Lerodan und darüber hinaus sein." Der Elf gab Eryneth nicht die Hand, Schattenelfen waren bei den anderen Elfenstämmen nicht gern gesehen. In Eryneths Augen blitzte kurz ein wenig Wut über die alten Vorurteile auf, diese unterdrückte er jedoch rasch wieder. Dann begann plötzlich Ashanti zu reden: "Wir kennen uns zwar vom sehen, aber um es offiziell zu machen: Ich bin Ashanti, mehr als ein Wolf, weniger als ein Gott. Und ich werde Etyana dahin folgen wo immer sie hingeht. Und wenn sie direkt in die Hölle läuft, dann komme ich mit." Eryneth neigte den Kopf und berührte die Pfote, die Ashanti ihm darbot.

"Ich denke, wir sollten uns einen Platz zum übernachten suchen. Die Sonne wird bald untergehen, und wir sollten ausgeruht auf die Reise gehen.", schlug Hidetochi vor. "Einverstanden", sagte Eryneth. "Wenn ihr wollt, kann ich Wache halten. Ich brauche kaum Schlaf. Ausserdem kann nur Etyana im Dunkeln so gut sehen wie ich." Er warf einen Blick zur erschöpften Vampirin hinüber. "Ich denke es wäre wirklich am besten, wenn du die Wache übernimmst.", stimmte Etyana zu. Nach kurzem Suchen hatten sie einen geeigneten Platz unter einem großen, dichten Baum gefunden. Eryneth hockte sich auf einen der unteren Äste und blickte durch das Geäst in den Wald. >Eine wirklich erstaunliche Gruppe. Ich kann es nur wiederhohlen.<

Bald schon ging die Sonne unter, und die Gruppe schlief, unter Eryneths wachsamen Augen, ein.
 
Wäre sie nicht durch die Worte Skyes so erschreckt worden, hätte sie mit vollem Herzen lächeln können, als Skyes Magen anfing zu knurren. Doch die Wahrhaftigkeit ihrer Worte wurden Shara innerhalb der ersten Millisekunden so klar als ob sie es schon immer gewusst hatte aber doch nie wirklich wissen wollte. „Aber genauso wenig kennen wir uns und deswegen solltet ihr nichts verlangen, was euch im Grunde nicht zusteht Shara…“ ... das hatte sie gesagt. Und das hatte Shara klar gemacht das sie sich so alleine wie noch nie fühlte. Weit weg von zuhause und von ihren Freunden ... nein, Freunde lies sie keine zurück. Ihre Freunde hatten sie zurückgelassen. Etwas regte sich in ihrer Tasche. Doch sie ignorierte die Bewegungen und schottete sich ab. Ihr stiegen winzige Tränen in die Augen, doch sie war sich sicher dass niemand sie bemerken konnte.
Ein aufgesetztes und eher trauriges als fröhliches Lächeln später:
„Nun dann lasst uns gehen. Ich fühle mich auch als hätte ich seid Jahren nicht gegessen.“
Uns mit diesem Wort drehte sie sich um und marschierte zurück in die Schänke. Sie setzte sich auf den Platz, den sie vorhin verlassen hatte und wartete auf die Beiden. Sie betraten nach ihr die Schänke. Wahrscheinlich hatten sie noch ein, zwei Worte gewechselt, bevor sie Shara gefolgt waren.
Der Wirt kam zu dem Tisch.
„Was kann ich ihnen bringen?“
Haldamir bestellte ihnen etwas zu essen, was sich als eine Breiartige Masse herausstellte.
„Was ist das?“ fragte Shara in einem etwas ungläubigen Ton.
„Probiert es“ sprach Haldamir und wies auf Sharas Schale. Zögernd nahm Shara einen winzig kleinen Bissen zu sich. Und es war ekelhaft. Oder glaubte sie das nur? Jedenfalls war das was sie da zu sich nahm für sie ungenießbar, während Haldamir vor ihm munter sein Essen zu sich nahm. Shara schaute zu Skye, die etwas missmutig in ihrem Essen herumstocherte, wohl allerdings nicht ihre Abneigung teilte. Haldamir schaute auf und lächelte Shara zu. Scheinbar wäre es beleidigend wenn sie etwas verschmähen würde das ihm so gut schmeckte.
So sprach sie den Zauber in Gedanken aus, er sie laut ausgesprochen verraten hätte. Es passierte nichts. Dennoch nachdem sie einen weiteren Bissen zu sich genommen hatte schmeckte die Mahlzeit wesentlich besser. Und traurig begann auch sie ihre Mahlzeit zu sich zu nehmen.
„Sagt Haldamir, gibt es hier so etwas wie einen Markt? Ich würde wirklich gerne die Wunder sehen die euer Volk zu bieten hat.“
„Ich kann euch nach dem Essen zu dem Markt führen. Skye, möchtet ihr mitkommen?“
Skye wirkte erschrocken, was wohl darahn lag das sie sich auf Ihr essen konzentrierte und nicht erwartet hatte angesprochen zu werden. „ähm … j …ja“ Und sie wandte sich wieder ihrem Essen zu in dem sie nach wie vor herumstocherte.
Als sie alle aufgegessen hatten machten sie sich auf den Weg. Der Weg war nicht weit, bis die ersten Stände in Sicht kamen. Auf dem Markt wurde eifrig gehandelt und Sharas Augen begannen zu leuchten, ihr Herz begann zu hüpfen. Hätte sie im Hinterkopf Augen gehabt hätte sie allerdings gesehen das die Menschenmenge für Skye einschüchternd und erdrückend ängstigend war. Das hätte Shara einen Stich versetzt. Doch sie blickte nicht zurück und konnte sie nicht sehen.
Marktschreier versuchten die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ihre Waren an die fließende Menge zu verkaufen, Gruppen von Menschen (waren es Menschen?) standen dicht beieinander und unterhielten sich.
An einem Stand für Schmuck fand sie ein Atemberaubendes Stück. Ein silberner Ring, durchzogen von vielen schwarzen Strängen aus einem atemberaubend schönen unbekannten Material. Eine wahre Meisterarbeit. Shara langte an ihre Schärpe und brauchte einen unsichtbaren Beutel zum Vorschein, der offenbar Münzen beherbergte. Sie nahm eine große Anzahl heraus, bezahlte den Händler und steckte den Ring zurück in den Beutel anstatt ihn anzulegen. Dieser wurde bei einer weiteren Berührung ihres Fingers wieder unsichtbar.
An einem weiteren vielversprechenden Stand angelangt beugte sie sich tief über die ausgestellten Waren, eine Ansammlung eigenartiger Gegenstände die merkwürdig summten. Und da rutschte Ihr Amulett auf ihrer Robe heraus und schwebte unter ihr in der Luft.
„Das ist… das ist ein Amulett des Nami! WO habt ihr das her?“
Shara zog das Amulett zurück und starrte mit großen angsterfüllten Augen den Händler an.
 
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Skye trottete hinterher. Sie fühlte sich von der gewaltigen Ansammlung von Menschen und der anderen Rassen eingeschüchtert und eingeengt.
Von allen Seiten kam das Geschrei der Händler die sich gegenseitig übertönen wollten und das unverständliche, laute Gerede zwischen den Besuchern des Marktplatzes.
Die vielen Leute, der Krach, die vielen anderen Einflüsse die im Moment auf Skye einwirkten… Skye verlor die Orientierung. Es war nicht so dass sie Angst hatte, sie war es einfach nur nicht gewohnt, dass so viele Menschen um sie herum waren. Eigentlich versuchte die Halbdryade immer Siedlungen oder Menschenansammlungen zu meiden.
Die Angst, aufgrund ihrer Herkunft und wegen dem was sie ist, ausgestoßen zu werden saß sehr tief. So tief sogar, dass Skye im Moment nicht einmal erkannte, dass nicht jeder sie verachtete.

Shara lief voran und sah sich neugierig die Marktstände an. Sie schien sich hier wohl zu fühlen und redete interessiert mit einem Schmuckhändler. Scheinbar war sie gerade dabei einen Handel abzuschließen.
Hinter ihr lief Haldamir. Skye versuchte immer in seiner Nähe zu bleiben, da er sich hier anscheinend sehr gut auskannte und Skye keine Lust hatte plötzlich alleine da zu stehen.

Skye trug ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen und drängte sich durch die Massen. Anscheinend hatte Haldamir mit dem Recht, was er vor den Stadttoren gesagt hatte. Niemand, weder Mann noch Frau, wagten es Syke auch nur anzusehen. Nicht einmal die Kinder, von denen Skye aus Versehen angerempelt wurde, trauten sich zu ihr rauf zu sehen. Doch trotzdem fühlte sie sich nicht wohl dabei, sich für eine Priesterin einer Naturgöttin auszugeben an die sie nicht einmal glaubte. Schließlich wusste Skye am besten, dass nicht irgendwelche Götter für das verantwortlich waren für das, was in der Natur vorgeht…
Plötzlich wurde Skye aus ihren Gedanken gerissen.
„Ihr habt vorhin so in eurem Essen herum gestochert. Hat es euch nicht geschmeckt?“ Haldamir wartete vor einem der Stände, den sich Shara einmal genauer ansah, und versuchte in der Zwischenzeit ein eher banales Gespräch mit Skye zu beginnen.
Die junge Frau sah Haldamir für einen Moment verwirrt an und schob ihre Kapuze dann ein Stückchen zurück damit sie ihren Gegenüber richtig sehen konnte.
„Ähm…doch, doch…Es war lecker…Es ist nur so, dass ich nicht genau wusste was das war und…na ja…“ sie machte eine kurze Pause und spielte unsicher mit ihren Fingern. „Ich esse nun mal nicht alles…“
Haldamir nickte und sah wieder zu Shara, die wohl gerade Probleme mit einem Händler hatte, und schwieg.
„Wenn wir morgen den Tempel besuchen…“ vorsichtig ergriff Skye das Wort „Was werden wir denn dort ganz genau tun?“
 
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