RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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Das war ja eigentlich zu erwarten gewesen. Klar, wenn er ihr seine Lebensgeschichte erzählte, konnte er natürlich auch erwarten, dass sie dasselbe mit der ihren tat.
Nur was sollte sie ihm erzählen? Die volle Wahrheit kam nicht in Frage. Eine Lüge … der avedanische Kodex sprach nicht ausdrücklich dagegen, jemanden anzulügen, dem gegenüber sie nicht schuldig war. Aber sie wollte es nicht.
»Meine Heimat wird Aveda genannt«, begann sie nach einigen Momenten. »Ein Inselreich irgendwo im Westen.« Sie seufzte. Wenn sie doch nur wüsste, wie genau sie dort hin kam … Würde sie dann zurück wollen? Eigentlich fühlte sie sich hier in der Gesellschaft der Anderen zum ersten Mal seit langer Zeit einmal wirklich wohl.
»Ich lebte dort in der Hauptstadt, Ascejidin«, fuhr sie dann fort. »Eine wirklich schöne Stadt … Ich habe nie einen Ort gesehen, der auch nur annähernd vergleichbar gewesen wäre.« Ihr Gesicht nahm einen träumerischen Ausdruck an. »Im Zentrum der Stadt steht eine Festung mit einem gewaltigen Turm. Der Kristallpalast. Die komplette Fassade besteht aus demselben kristallinen Material, wie meine beiden Klingen. Normalerweise residiert dort … der Herrscher … aber im Augenblick steht er leer. Ich sage Euch, es war ein unbeschreiblicher Anblick, wenn sich die aufgehende Sonne dort in dem Kristall spiegelte … als würde das Licht jeden Morgen ein neues Lied singen, um den neuen Tag zu begrüßen.« Sie legte eine Pause ein und reflektierte kurz, was sie gesagt hatte. Bisher hatte alles der Wahrheit entsprochen.
Sie seufzte noch einmal. »Na ja, vor einigen Tagen ist es dann geschehen. Ich weiß nicht genau, wer es war oder warum sie es getan haben …« Sie schalt sich innerlich. Dieser Teil war nicht ganz wahr. Eigentlich konnte sie sich sehr gut vorstellen, was der Grund dafür gewesen war. »… aber ich wurde in einen Hinterhalt gelockt. Sie haben mich bewusstlos geschlagen und an einen Sklavenhändler verkauft.« Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und eine Mischung aus Wut und Hass bemächtigte sich ihres Gesichts. »Der Kerl hat mich in irgendeine kleine Stadt hier in der Nähe verkauft.« Sie schnaubte verächtlich. »Aber ich konnte fliehen und bin auf Skye, Miril und die anderen getroffen. Na ja, von da an bin ich mit ihnen gereist.«

Sie begann zu schweigen. Ihre Geschichte war vorerst zu Ende. Auch Varim schwieg. Zumindest für einige Momente. »Wie war es, bevor Ihr verkauft wurdet? Hattet Ihr Familie?«
Nyon sah ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Entgeisterung an. Dann richtete sie ihren Blick mit einem etwas traurigen Ausdruck zu Boden. »Familie … das ist etwas … kompliziert. Ich will jedenfalls noch nicht darüber sprechen … irgendwann vielleicht, aber nicht heute.«
Familie … ja, sie hatte einst eine Familie. Aber wie lange war es nun schon her, seit sie das letzte Mal an so etwas gedacht hatte?
 
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Varim hatte ihre Augen genau beobachtet. An den Augen selber konnte man recht wenig ablesen, aber das Gegenüber musste schon ein sehr geübter Lügner sein, damit man nicht an der Häufigkeit des Blinzeln erkennen konnte, ob derjenige die Wahrheit sagte. Und Nyon hatte zwischenzeitlich überdurchschnittlich oft geblinzelt, wie Varim beobachtet hatte. Entweder sie erzählte ihm Unwahrheiten, oder sie verschwieg ihm etwas Elementares, was ihre Geschichte in ein ganz neues Licht rücken würde.
Immernoch hatte er den Verdacht, dass Nyon selber ebenjene Herrscherin war, von der sie sprach. Und dieser Gedanke ließ ihm einfach keine Ruhe. Ob er sie frontal zur Rede stellen sollte? Sicherlich könnte dies unangenehme Konsequenzen tragen, aber Varim war einfach zu neugierig, was sie antworten würde. Und vielleicht käme in nächster Zeit kein geeigneterer Moment...
>Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.<
"Ich...will nicht anmaßend wirken, aber ihr klingt manchmal, als wärt ihr es gewohnt, Befehle zu erteilen. Hattet ihr in Aveda irgendeine Art von...äh...Führerposition inne?"
Er musterte wieder genauestens ihre Mimik, und auch ihre Gestik und ob sie anfing, langsamer zu laufen. Ihre Reaktion sollte ihm recht genau verraten, ob er ins Schwarze getroffen hatte.
 
Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung. Zumindest äußerlich. Ihre kalten Augen blickten stur geradeaus und sie ging unbeirrt weiter. Lediglich ihre Mundwinkel zuckten, doch selbst das war kaum wahrzunehmen.
Dieser Junge war klug, das ließ sich nicht leugnen. Aber was sollte sie ihm jetzt sagen? Er hatte sie genauestens beobachtet, darin war sie sich sicher. Sonst wäre er schließlich nie auf so einen Gedanken gekommen. Es war also anzunehmen, dass er anhand ihrer Körpersprache auch erkennen würde, wenn sie jetzt log. Eigentlich hatte sie wohl ohnehin keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit.
»So könnte man es nennen, ja«, antwortete sie ihm schließlich. Und weiter? So wie er seine Frage gestellt hatte, hatte er ohnehin schon einen konkreten Verdacht. Vermutlich war es also das Beste, wenn sie zumindest in dieser Hinsicht offen zu ihm war. »Ich war es, die im Kristallpalast über das Reich geherrscht hat.«
Sie entspannte sich etwas und schielte mit einem leichten Grinsen zu Varim. »Das wolltet Ihr doch wissen, oder?«

Allmählich veränderte sich die Landschaft um sie herum. Die Bäume, die seit ihrem Aufbruch noch relativ dicht rechts und links des Weges standen, wurden seltener. Der Nebel war inzwischen völlig verflogen und auch der Tau verschwand zunehmend. Die Sonne wurde von Minute zu Minute kräftiger und ihr zuerst noch zögerliches, klägliches Strahlen ging langsam aber sicher in eine selbstbewusste, angenehme Wärme über, während sie immer höher über den Himmel kletterte. Eine leichte Brise trieb sanfte Wellen über das beinahe kniehohe Gras, das nun die Ebene beidseitig des Weges dominierte.
 
Also doch. Varim hatte richtig gelegen. Triumphierend grinste er zurück. Er hatte erreicht, was er wollte. Dann änderte sich das Grinsen in ein aufrichtiges Lächeln.
Er hatte nicht erwartet, dass sie es ihm so offen sagen würde, und das Vertrauen, dass sie ihm damit schenkte, erfreute ihn auf sehr angenehme Weise.
Besonders, weil sie ihren Adelstitel anscheinend um jeden Preis geheim halten wollte, fühlte sich Varim auf besondere Weise geehrt.
Plötzlich hörte er hinter sich ein Rumpeln und Nyon und er drehten sich um. Sie sahen Chaya am Boden liegen, augenscheinlich war sie gestolpert und nun lagen einige ihrer Habseligkeiten auf dem Boden verstreut.
Darunter auch ein Objekt welches Varims Aufmerksamkeit sofort auf sich zog.
>Ist das wirklich ein...?< "Ein...ein Drachenei?". Er dachte gar nicht daran Chaya aufzuhelfen oder ihr beim Aufsammeln ihrer Sachen zu helfen, er hatte nur noch Augen für das Ei.
Er hatte es schon vorher bei ihr gesehen, ihm aber nie weitere Beachtung geschenkt. Als er es aber jetzt von Nahem sah, die Form, Größe und Färbung genau begutachten konnte, war für ihn klar, dass das ein Drachenei sein musste. Hätte es in der Bibliothek der Akademie bessere Bücher über Drachen gegeben, könnte er sogar die Art bestimmen.
Vorsichtig streckte er die Finger nach dem seltenen Gegenstand aus, um ihn noch näher zu betrachten...
 
Chaya lief fröhlich hinter Nyon und Varim her und hörte dabei dem Gespräch der beiden zu. Plötzlich stolperte sie über eine Unebenheit und landete unsanft auf dem Boden, wobei sich gut die Hälfte ihrer Sachen auf dem Weg verteilten. Etwas verdutzt saß grinsend sie da und schaute in die Gesichter der anderen, die sich zu ihr umdrehten. Als sie bemerkte, dass Varim nach dem Drachenei fasste warf sie ihm einen Blick zu und rief ihn zu: "Pfoten weg!" Dann zog das Drachenei zu sich und schaute nach ob das Ei den Sturz auch unbeschadet überstanden hatte. Danach lies sie es in ihrem Rucksack verschwinden und begann ihre übrigen Sachen wieder aufzuheben.

Als sie wieder aufstand bemerkte sie, dass Varim und die anderen sie immer noch anstarrten. Chaya versuchte so zu tun als ob nichts passiert wäre - was ihr allerdings misslang - und fragte grinsend: "Was?" Als sie bemerke, dass das die geweckte Neugier nicht verschwinden lies fragte sie etwas ernster: "Habt ihr noch nie ein Drachenei gesehen? " Fragend sah sie die anderen an. An Varim gewandt fügte sie hinzu: "Entschuldige bitte meine Reaktion. Jeder, der das Ei bisher zu Gesicht bekommen hat wollte es mir danach klauen."
Etwas zögerlich holte sie das Drachenei wieder hervor und zeigte es Varim und den anderen.
 
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Etwas beruhigt war sie wieder in die Höhle gegangen um wenigstens noch ein wenig Schlaf zu finden. Innerhalb der Höhle war es kalt und sie fröstelte, aber wenigstens war das Geräusch des Donners endlich fort. Sie gähnte und rieb sich müde die Augen, dann ließ sie sich wieder auf dem Boden nieder, lehnte sich an Yleas Rücken und schloss die Augen. Gisal hatte seinen Kopf in ihren Schoss gelegt und sie fuhr mit der Hand durch das weiße Fell. Irgendwann schlief sie ein…

Der nächste Morgen kam früher als erwartet und sie schlug immer noch ein wenig müde die Augen auf. Bald darauf waren alle bereits zum Aufbruch bereit – sie hatte nur kurz etwas getrunken und gegessen. Ylea lief neben ihr her, ungezwungen und ohne jegliche Zügel. Sie würde nicht wegrennen. Sie war ein wenig verwundert, als sie den Mann von gestern Abend sah, wie er auf sie zukam. Ruhig hörte sie sich seine Entschuldigung an und nickte.
„Dann sei euch hiermit verziehen. Mein Name ist Larale Theris, vom Stamm der Feuerelfen.“ Sie knickste leicht und sah dann wieder auf.

„Ich nehme also an, dass ihr mit uns kommt?“ es war eher eine Feststellung als eine Frage, sie wusste schließlich, dass er mit ziemlicher Sicherheit mit ihnen kommen würde. Die zunehmende Sonne war angenehm auf ihrer Haut, wärmte sie. Es war angenehm für jemanden der aus einem Land stammte in dem es schon fast unerträglich heiß war. Gisal hatte es sich als Marder auf ihrer Schulter gemütlich gemacht und sah immer wieder zum Himmel auf, wo ein Falke seine Kreise zog.

Mit einem Mal sprang er von ihrer Schulter und verwandelte sich noch im Sprung in eine Form die er selten annahm – die eines schwarzen Falken. Kräftig schlug er mit den Flügeln und flog höher und höher…
 
"Ihr tragt also schon die ganze Zeit ein Drachenei mit euch rum?!"
Varim war noch immer ganz baff. Drachen gehörten zu den mächtigsten bekannten Wesen, und Chaya hielt ihren Nachwuchs in Händen - die Mutter musste tot sein, sonst würde sie Chaya verfolgen.
Und in dem Fall hätte die ganze Gruppe ein großes Problem...
"Und was tut ihr, wenn es schlüpft...?", fragte Varim skeptisch. "Nun ja, ich werde den Drachen dann wohl aufziehen müssen..."
"Aha. Ihr werdet ihm dann wohl ein Fläschchen mit Milch geben, ihn herumtollen lassen, und ihn in den Schlaf singen, wie ein Menschenkind...aber stellt euch mal vor: Wenn er später einmal böse wird, Dorf um Dorf niederbrennt, ganze Städte ausradiert und für den Tod von Tausenden verantwortlich ist - dann ist eure falsche Erziehung schuld! Und ihr habt gar keine Ahnung, wie man einen Drachen richtig erzieht!"
Varim machte ersteinmal eine Pause. Chaya schwieg nur mit offenem Mund.
"Wo bei allen Dämonen dieser Welt habt ihr das Ding überhaupt her?!"
Er stellte sich vor, wie sie bei einer Bergwanderung den Hort eines Drachen entdeckt und das Ei einfach gedankenlos herausnimmt.
Sollte der Drache tatsächlich noch leben, könnte er wohl jeden Moment hinter ihnen auftauchen und lebende Grillfackeln aus ihnen zaubern...
 
Chaya schaute Varim beleidigt an und fauchte: "Ein Drache ist nicht von Geburt an böse! Außerdem glaube ich nicht, dass du viel mehr über Drachen weist wie ich. Und es ist auch keine Lösung den Drachen nicht zu erziehen. Im übrigen gibt es auch Drachen die kein Feuer speien" Immer noch beleidigt packte sie das Drachenei wieder weg, ließ sie Varim stehen und folgte dem Weg weiter in Richtung ihres Zieles. In der Ferne - ungefähr zwei Tagesmärsche weit weg - sah man die Türme von Gepedi.

Als die Sonne langsam dabei war am Himmel herabzusinken beschloss die Gruppe sich einen Ort zum Rasten zu suchen. Gut eine Meile weiter lief der Weg an einem tiefen See mit klarem Wasser vorbei. An seinen Ufern wuchsen einige größere Büsche. Auf der anderen Seite des See, etwas abseits des Weges, schlug die Gruppe ihr Lager für die kommende Nacht auf. Chaya kam gerade mit beiden Armen voll Holz für das Lagerfeuer als Varim seine Frage wiederholte: "Wo habt ihr das Ei überhaupt her?" Seufzend setzte sich Chaya auf ihren Platz und sagte lächelnd: "Also gut. Wenn ich dir das nicht erzählen würde nur riskieren immer wieder mit der gleichen Frage genervt zu werden." Sie machte es sich gemütlich und begann zu erzählen: "Wo ich das her habe? Also das war vor ungefähr einem Jahr... Oder eher vor anderthalben Jahren..."

[Anderthalb Jahre früher]

Leise fiel der Schnee Flocke für Flocke vom Himmel, der mit grauen Wolken bedeckt war, herab. Selbst in den Ausläufern des Gebirges war der Winter hart und Eis und Schnee schnitten die Siedlungen oftmals von der Umwelt ab. Über das Gebirge, welches Chaya überqueren wollte führten nur wenige Pfade, die nur von jenen benutzt wurden, die keine Angst vor den Erzählungen, die sich um das Gebirge rankten und von dunklen, bösen Wesen erzählten, welche das Gebirge bewohnten. Tatsächlich war schon seit Jahren kein Reisender über die Bergpfade gekommen. Und dann gab es natürlich noch die Drachen, welche immer wieder Vieh raubten. Die Menschen hassten die mächtigen Wesen und und jagten sie so oft es ihnen möglich war.

Auf ihrer Reise war Chaya in ein größeres Dorf gekommen um neue Vorräte für ihre Reise zu kaufen. In einem heruntergekommenen Gasthaus, das einem mürrischen Gastwirt gehörte, der sie genauso misstrauisch anstarrte wie die Einwohner und sie fragte: "Wo kommt Ihr den her? Und was ist euer Ziel? Dieser Weg führt nur ins nichts. Hier gibt es nichts außer Drachen und anderen Untieren. Wenn die Berge überqueren wollt, dann tut es dort wo eine der großen Straßen lang führt." Grinsend fügte er hinzu: "Vorausgesetzt natürlich Ihr hängt an eurem Leben."
Chaya saß mit einen Krug schlechten Bier und einem Teller gerade so essbarer Suppe alleine an einem Tisch. >Irgendwie wird das Wetter und auch das Essen immer schlechter... Vielleicht hat es schon seinen Grund warum niemand hier über die Berge will.< überlegte sie. >Eventuell sollte ich mir doch einen anderen Weg suchen.<
Auf einmal schnappte ein Gespräches von ein paar Dorfbewohnern auf, die in einer Ecke des Gasthauses saßen. "Habt ihr schon davon gehört? Nicht weit von hier ist eine Höhle entdeckt worden - behaust von einem Drachen. Es heißt der hohe Priester hat eine Belohnung für alle ausgesprochen, die bei der Jagt mithelfen."

Schockiert wandte Chaya sich an den Wirt, welcher gerade an ihr vorbei ging: "Hier werden Drachen gejagt? Aber... Aber warum?" Drachen kannte sie nur von den Bannern ihrer Heimatstadt. Verärgert erwiderte der Wirt: "Man braucht keinen Grund um Untiere zu jagen. Falls Ihr Geld verdienen dann wäre das eine Gelegenheit. Ansonsten lasst uns in Ruhe."

Am nächsten Morgen, Chaya hatte schlecht geschlafen und das Frühstück war nicht genießbar gewesen, hatte sie sich mit neue Vorräte erworben und beschlossen umzukehren und einen anderen Weg zu suchen als eine Gruppe von gut fünfzig bewaffneten Männern. Chaya fragte eine Dorfbewohnerin was diese tun würden. "Drachen jagen, was sonst?" bekam sie als Antwort. Sie erinnerte sich wieder an das was der Wirt gesagt hatte und entschloss sich ihnen unauffällig zu folgen - einen Drachen bekam man schließlich nicht jeden Tag zu sehen.

[...]

Der Lärm des Kampfes hatte sich gelegt. Die Dorfbewohner hatten den Drachen schließlich überwältigt und getötet. Nun schleiften sie das tote Tier mühevoll in Richtung ihres Dorfes. Chaya stand regungslos und schockiert im Schatten zwischen zwei Felsen. Und beobachtete wie die Menschen verschwanden.
Einige Zeit später trat Chaya aus ihrem Versteck hervor und musterte den Höhleneingang vor dem der Kampf stattgefunden hatte. Unentschlossen betrat sie Höhle...

[Heute]

Chaya sah Varim an: "Naja, und dann habe ich das Ei gefunden und habe es mitgenommen. Ich konnte es ja nicht einfach da liegen lassen. Ich habe dann später einen Gelehrten gefragt wie lange es dauern würde bis der Drache schlüpfen wird. Mir wurde gesagt, dass mehrere Jahre dauern würde, wenn das Drachenei nicht ausgebrütet wird. Nun, zufrieden?"
 
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Eine Feuerelfe. Faszinierend und doch zu gleich mehr als abstoßend. Wenn Raphael etwas gerne vergessen würde, dann war es seine Irrfahrt durch die Gefilde der Feuerelfen. Nicht das das Volk ein unfreundliches wäre, doch soviel Hitze und Feuer an einem Ort hatte er noch nie gesehen und dem entsprechend schmerzhaft waren seine Erinnerungen daran. Hinzu kam dass dieses Volk, in der Verzweiflung in der er sie aufgefunden hatte, ihn gleich als Dämon ansah. Mit all den blauen Streifen auf seiner Haut, war es ihnen vielleicht auch nicht zu verübeln und auch seine trockene Haut sah nicht sonderlich gut aus. Als sie von seinen Fähigkeiten erfuhren, waren die schon nicht ganz so freundlichen zwei Wochen seines Aufenthalts schlagartig in Tortur umgeschlagen. Der Bannring der Elfen zierte noch immer seine linke Schulterplatte, tätowiert um bis in alle Ewigkeit dort zu verweilen.

Doch das war nicht der Punkt, der ihn gerade an ihr faszinierte. Es war einerseits ihr außergewöhnlicher Teint, ihre Augen, ihre gesamte Optik … und ihr Nachname. Er war sich zwar nicht sicher, doch er meinte mit Überzeugung, das alte Herrschaftsgeschlecht ihres Volkes hieße so. Und warum sollte eine Königin oder Prinzessin eines Volkes, dem es sichtlich nicht sonderlich gut ging, auf Reisen gehen und scheinbar unbeschwert mit dieser kleinen Gruppe umherziehen? Er wiegte immer wieder ab ob er Larale nicht einfach direkt ansprechen sollte, doch es schien ihm besser sich vorerst etwas zurück zu halten. Vor allem wollte er zunächst Gewissheit über ihre Abstammung.

Raphael hatte gerade seinen Mund geöffnet um sie dezent danach zu fragen, als sich all der Trubel um das Drachenei bildete. Er sah nicht, warum er sich einmischen sollte, auch wenn er wohl am meisten Erfahrung mit Drachen hatte. Das war sicher nicht sein Problem und ein Kampf gegen einen Ausgewachsenen dieser Sorte war ihm wahrlich genug. Wenn dieses Mädchen es schaffen würde, ihn aufzuziehen, Raphael würde ihn sicher nicht einfangen. Doch vielleicht sollte er mit ihr mal darüber reden.
 
Varim kratzte sich am Kopf und sagte: "Hmm...ja, ich denke schon. Danke...". Während sie erzählt hatte, war ihm ein ganz neuer Gedanke im Bezug zu der Erziehung eines Drachens gekommen.
Wenn man ihn durch falsche Erziehung zu einer verdorbenden Bestie machen konnte, wäre das Gleiche auch in jede andere Richtung möglich. So könnte man sich eine mächtige Kampfmaschine halten und ganze Städte für sich beanspruchen.
Ein Glück, das Varim nicht größenwahnsinnig war. Und Chaya sicher auch nicht. Daher erzählte er ihr nichts von seinen Überlegungen.
"Jedenfalls solltet ihr in Gepedi nach einem passenden Buch suchen oder einen Experten fragen, nur um gewappnet zu sein, falls er schlüpft". Chaya nickte nur. Sie war damit beschäftigt, das Holz zu stapeln und einen kleinen Ring aus Steinen darum zu legen, damit das Feuer schön an Ort und Stelle bleibt. Sie blickte zu Larale, die darauf kurz ihren Finger erhob, um mit einem gezielten Feuerstrahl den Holzstapel zu entzünden. Wenige Sekunden später hatten sie ein prasselndes Feuer.
Varim hatte jetzt Lust auf ein deftiges Abendmahl, aber seine Vorräte waren bereits aufgebraucht. Wälder gab es keine in der Nähe, also fiel die Wildjagd schonmal weg. Aber an den Ringen auf der ansonsten ziemlich stillen Oberfläche des Sees konnte man erkennen, dass es dort nur so vor Fischen wimmeln musste. Aber wie sollte man die Fische aus dem Wasser bekommen, ganz ohne Angel, Speer oder Netz? Varim hatte die Lösung bereits. Wasser war nämlich ein wunderbarer Leiter für manche Arten von Magie, eingeschloßen der, die der junge Hexer verwendete.
Er trat an das Ufer des Sees, kniete sich hin und hielt einen Finger ins Wasser. Erst geschah nichts, aber dann fing das Wasser langsam an, hellrot zu leuchten. Im nächsten Moment zuckten schon kleine Blitze aus Varims Finger und bewegten sich scheinbar zufällig durch das Wasser. Er ließ noch etwas mehr Magie strömen, und der Radius der Blize vergrößerte sich. Von außen hörte man nichts, man sah nur das rote Glühen. Und die Fische, die mit dem Bauch voran aufstiegen. Sieben an der Zahl. Varim suchte sich eine schöne, große Forelle aus, nahm sie sich einfach aus dem Wasser und begann sie auszunehmen, um sie danach über dem Feuer braten zu können. >Was für ein Pech, dass ich keine Gewürze dabei habe.<
 
Nyon setzte sich etwas abseits der Anderen im Schneidersitz auf den Boden. Während der restlichen Zeit bis zum Abend hatte sie kaum mehr etwas gesprochen. Seit Varim die Sache mit dem Drachenei aufgefallen war, hatte sie wieder damit begonnen, nachzudenken. Und jedes Mal, wenn sie nachdenklich war, war sie abgelenkt. Es wäre wohl jedem Stümper von einem Banditen möglich gewesen, sie zu überwältigen, wenn er sich nicht wirklich extrem dämlich anstellte. Das musste aufhören!
Aber sie konnte es nicht einfach unterdrücken. Sie musste die Ursache dafür ausschalten. Die Frage war nur, wie könnte sie das tun, wenn sie lediglich wusste, dass es mit Raphael zu tun hatte? Eines stand also fest: Sie musste herausfinden, was der Grund für diese Verwirrung war …
Sie atmete einmal tief ein und schloss die Augen. Manche Menschen hielten Meditation für eine Möglichkeit, mit dem Unterbewusstsein in Einklang zu kommen. Was schadete es schon, wenn sie es versuchte?
Sie öffnete ihre Augen wieder und fixierte damit das Feuer. Wie es züngelte und durch die Luft leckte, gleichsam wild und gierig danach, etwas zu verschlingen, aber dennoch auf irgendeine Art beruhigend und schön. Sie konzentrierte sich nur auf diesen zweiten Aspekt, sah nicht die Gefahr, sondern nur das bunte Spiel des Lichts …
Bis ihre Atmung vollkommen ruhig und gleichmäßig geworden war. Sich ihre Lunge bei jedem Zug aus dem Bauch mit neuer Luft füllte, um sich anschließend wieder zu entleeren und dabei einen Teil ihrer Bindung an das Hier und Jetzt fort zu wehen.
Ihr Blick ruhte weiterhin auf dem Feuer, aber eigentlich sah sie es nicht mehr. Sie versuchte nicht, ihre Gedanken zu einem bestimmten Ziel zu lenken, wohl wissend, dass dies der falsche Weg wäre. Schließlich mussten sie doch irgendwann zu Raphael gelangen, so sehr, wie er sie aufwühlte. Und das taten sie auch.
Nyon sah deutlich sein Gesicht vor sich. Und es veränderte sich. Nur ein wenig. Es sah ihm nach wie vor ähnlich, aber trotzdem wusste sie, dass es nicht er war. Diesen Mann hatte sie einst einmal gekannt. Es schien ihr, als wäre das in einem früheren Leben gewesen, aber in gewisser Hinsicht war es das ja auch wirklich. Sie erinnerte sich sogar an seinen Namen …

Langsam kehrte ihr Bewusstsein wieder zurück. Das Gesicht verschwand zwar aus ihrem Blickfeld, aber es schien ihr, als könnte sie es immer noch aus ihrem Gedächtnis abrufen, als wäre es bloß nicht mehr im Vordergrund. Diesen Platz nahm jetzt wieder das Feuer ein.
Nyon atmete noch ein paar Züge normal durch. Dann erhob sie sich.
Ihr Blick glitt über die anderen der Gruppe. Sie entdeckte noch Larale, Chaya, Varim, wie er sich einige Fische aus dem Wasser fing, ehe sie wirklich fand, wen sie suchte.
Ein weiterer tiefer Atemzug, dann ging sie auf Raphael zu. »Ich möchte Euch etwas fragen«, richtete sie das Wort an ihn.
Es schien, als wäre er bis eben noch in Gedanken gewesen, denn anscheinend hatte er sie gar nicht wirklich wahrgenommen, bis er sie ansprach. Nun schreckte er jedoch gleichsam hoch und sah sie etwas überrascht an. »Sprecht«, sagte er.
»Ich würde gerne wissen … habt ihr einen Bruder?«
 
Letztlich waren die abendlichen Stunden schneller gekommen als gehofft. Raphael war nun mehr fast einen ganzen Tag auf den Beinen und Müdigkeit beanspruchte in der Zwischenzeit immer weitere Teile seines Körpers. Seine Beine waren schwer und auch sein Geist schien langsamer zu werden. Der Magier hatte beschlossen Larale erst später auf ihre Herkunft anzusprechen, hielt er diesen Moment nicht für günstig um ein eventuell makaberes oder schwieriges Thema anzusprechen. Abwesend stand er etwas abseits der Gruppe, seine Augen blickten fasziniert doch abwesend auf den roten Haarschopf der Elfe. Wirklich wahr nahm er sie nicht und doch schien ein Teil seines Geistes glücklich mit den Bildern zu sein, die seine Augen erfassten.

Eigentlich dachte er in diesem Moment über nichts Bestimmtes nach und beschloss so früh wie möglich zu schlafen um sich einen frühen Aufbruch zu ermöglichen. Er war an diese Leute nicht gebunden und da der Falke im Moment nicht in Sicht war konnte er ohnehin nichts tun. Zwar würde er von hier aus nach Gepedi finden, waren die Türme der stolzen Stadt ja schon in Sicht, doch bezweifelte er, dass eine Hexe wie diese so einfach zu finden wäre. Er ließ seinen Blick über den Horizont schweifen und suchte nach dem Vogel, doch er konnte ihn nicht entdecken. Nichts als die letzten kraftlosen Strahlen der Sonne, die mühevoll über die entfernten Berge krochen, fiel ihm ins Auge. Man erkannte bei genauerem Betrachten des Himmels sogar schon erste Sterne und eine gehauchte Silhouette des Sichelmondes, der sich malerisch hinter den glitzernden Dächern der Stadt in Szene setzte.

„Ich möchte euch etwas fragen.“ Gegenwart. Raphaels Gedankengänge brachen zusammen und er brauchte einen Moment um die Fragmente seines Geistes wieder zu einer sinnvollen Daseinsform zusammenzusetzen. Man könnte auch einfach sagen, er war überrascht. Nach dem Nyon geendigt hatte schaute er etwas verdutzt. Ausgerechnet hier Fragen nach seiner Familie gestellt zu bekommen war sicherlich das letzte, das er erwartet hatte. Zudem hatte er kaum noch etwas mit ihr zu tun. Nachdem sie sein Studium in Silbersee bezahlt hatten, war er auf sich allein gestellt gewesen und eben jener Bruder hatte den Betrieb übernommen. Oder war zumindest dafür vorgesehen, Raphael wusste nicht einmal ob sein Vater noch am Leben war. „Das habe ich in der Tat“, fing er langsam an, doch schon ehe er sich näher erklären konnte, platze die wohl eigentliche Frage aus Nyon heraus: „Wie heißt er?“ „Donatello Ferella.“
 
Auch Etyana setzte sich auf den Boden, um das Festbinden Seraphims brauchte sie sich nicht zu kümmern. Sie hatte das Gefühl, dass der Hengst nie mehr als einige Meter von seinem Besitzer entfernt verweilte, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, wie es dazu kam.
Die Türme der Stadt Gepedi färbten sich bronze in der untergehenden Sonne und ein orangeroter Wolkenstreifen war weit entfernt am Himmel zu sehen.
Diese Gegend war völlig anders als ihre Heimat, wo sich ihre Villa befand, obgleich dort dieselben Bäume wuchsen und dieselben Vögel zwitscherten.
Diese Region wirkte rauer, doch auf eine seltsame Art und Weise wirkte sie auch eleganter. Und diese Mischung verwirrte die Vampirin.
Dann nahm sie ein Stück weiter neben den anderen Platz und bemerkte, wie Seraphim sich ebenfalls erhob und seinen Sitzplatz um einige Meter verlegte.
Ashanti legte sich neben sie und ließ den Kopf auf den Vorderbeinen ruhen.
Dann lauschte sie einem Gespräch zwischen Varim und Chaya, die sich über Drachen unterhielten.
Aus einem ihr nicht bekannten Grund konnte sie sich Drachen in dieser Gegend erstaunlich gut vorstellen.
Sie schaute wieder zum Horizont und damit auch nach Gepedi, und in Gedanken sah sie einen riesigen Drachen, der auf den Türmen Platz nahm und Feuer zum Himmel spie.
Dann wandte sie sich wieder den anderen zu und hoffte, dass ihr diese Begegnung erspart blieb.
 
»Donatello …«, wiederholte sie. Nyon hatte Recht gehabt, dessen war sie sich jetzt sicher. Und es war wohl verständlich, dass ein Teil von ihr so aufgewühlt gewesen ist, seit sie Raphael begegnet war. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Bruder war aber auch erstaunlich. »Ich danke Euch, Raphael«, sagte Nyon noch zu ebenjenem und wandte sich dann ab.
Sie setzte sich zurück ans Feuer. Nach einer Weile fiel ihr Blick wieder auf Varim, der gerade einen toten Fisch aus dem Wasser zog. >Eine gute Idee eigentlich<, dachte sie und legte ihre Hand auf den bauch. Sie hatte seit dem doch sehr mageren Frühstück nichts mehr gegessen und seit dem hatte sich ein ausgeprägter Hunger entwickelt. Außerdem schienen sowieso noch mehr tote Fische an der Oberfläche zu treiben, sie musste sich also nur bedienen.
Mit einer kleinen, Bewegung ihrer Finger, die aussah, als würde sie jemanden anweisen, näher zu kommen, ließ sie einen der toten Fische mit einem platschenden Geräusch aus dem Wasser und in ihre Hand schnellen. Zwar nicht ganz so groß wie Varims Forelle, aber dennoch ein ansehnlicher Fang – wenn man es überhaupt einen Fang nennen konnte, eigentlich hatte sie ihn ja nur eingesammelt …
Jedenfalls legte sie den Fisch neben sich auf einen Stein und nahm eine ihrer Klingen vom Rücken. Telekinetisch schlitzte sie damit den Bauch des Fisches auf und nahm ihn mit ein paar Bewegungen ihrer Hand auf ebenso magische Weise aus.

Die Färbung der fernen Stadt wurde von Minute zu Minute intensiver, während sich die Sonne immer weiter an den Horizont schmiegte. Varim und Nyon brieten ihre Fische über dem Feuer und es gab ein kleines Abendessen. Und schließlich dauerte es nicht lange, bis Nyon eingeschlafen war.

Der nächste Morgen kam mit einem kühlen Wind. Der Himmel war zum Teil bedeckt, aber im Großen und Ganzen war die Temperatur angenehm.
Es war der Schrei eines Vogels, der Nyon aus ihrem Schlaf riss. Der Schrei eines Falken.
 
Raphael hatte letztlich nichts mehr als einen Apfel gegessen und war dann in der Nähe des Feuers eingeschlafen. Sein Magen rebellierte schon in einer solch frühen Stunde, dass er vor lauter Protestmusik aufwachte. Die Sonne war noch nicht aufgegangen lediglich ein paar müde Strahlen krochen am Horizont durch die Wolken und tauchten die Umwelt in ein helles schummriges Licht. Tau lag über dem Gras und der bodennahe Nebel erfüllte Raphael mit einem angenehmen Wonnegefühl. Die Feuchtigkeit in seiner Umgebung sog er auf wie manche Menschen Sonne. Die leichte Nässe ersetzte in diesem Fall die sanfte Wärme des Sternes. Er war kaum zwei Schritte gegangen, seine Glieder waren noch immer steif und müde, als ihn ein Stoß auf seine Schulter aus der tranceähnlichen Haltung hievte und reflexartig schleuderte er sein Kopf herum. Leicht dämlich drein schauend glotze er in die zwei schwarzen Augen des Falken, der ihn nun schon länger begleitete. Es ging eine Weile in der die beiden nichts taten als sich anzustarren. Raphael war zu müde um jetzt etwas Sinnvolles zu sagen und der Vogel hatte schlicht nichts Besseres zu tun. Dann hämmerte letztere seinen Schnabel gegen den Kopf des Magiers und erhob sich mit einem schier ohrenbetäubenden Schrei in die Lüfte. Irritiert rieb Raphael sich die Stirn und schaute den eleganten Schwingen des Luftbewohners nach: „Für was war das?“

Die Reise wurde schnell wieder aufgenommen und darum war Raphael froh. Doch während die meisten still vor sich hin spazierten war der Magier damit beschäftigt insgesamt zehn von den Äpfeln zu essen, die er am Vorabend gefunden hatte. Als er merkte, dass das kalte saure Obst seinen Magen mit einer gewissen Übelkeit versehrten, war es bereits zu spät und Raphael ging für die nächste Stunde etwas gequält durch die Landschaft. Erneut fiel sein Blick auf die Feuerelfe und er beschloss sie nun auf das anzusprechen, dass er sie ohnehin fragen wollte. „Miss Theris?“, sprach er sie an, nachdem Raphael mit einigen schnellen Schritte zu ihr aufgeschlossen hatte, „ich würde sie gerne etwas fragen. Etwas das meine Aufmerksamkeit bereits gestern geweckt hatte ich aber es jetzt gewagt habe sie danach zu fragen. Nun es mag völlig falsch sein, doch sind sie als geborene Theris nicht Anwärterin auf den Thron der Feuerelfen?“
 
Mit halbem Ohr lauschte sie Varim und Chaya. Sie selbst hatte Drachen gesehen, war sie nicht wegen eines Drachen hier? Sie war auf diese Reise gegangen um den Wächter und Hüter der Feuerelfen zu retten und damit das einzige, dass ihr Volk vor den Stämmen hinter der Barriere schützte. Ihr wurde übel bei dem Gedanken. Sie hatte keine Ahnung ob ihre Heimat nicht längst Schutt und Asche war.

Die Feuerelfen waren ein mächtiges Volk, aber das waren die Feinde hinter den Grenzen auch. Selbst mit Hilfe der Nymphen die den alten Wald bewohnten, wäre es nur eine Frage der Zeit bevor sie endgültig untergehen. Sie starrte in die Flammen – zum Essen war ihr nicht zumute und beobachtete Gisal, der den fremden Falken misstrauisch beäugte. Der Vogel beunruhigte ihn und Larale fühlte das. Sie schwieg die ganze Zeit und starrte nur vor sich hin, im Schlaf träumte sie von den Bergen ihrer Heimat. Von den Türmen von Theris, die sie vielleicht nie wieder sehen würde. Früh wurde sie wach, aufgewühlt angesichts ihres Traumes. Es war lange her, seid sie das letzte Mal von ihrer Heimat geträumt hatte.

Sie zog aus ihrer Tasche eine kleine rote Frucht – eine ihrer letzten Feuerfrüchte – und aß sie schnell, Gisal fütterte sie mit einem kleinen Stück Fleisch. Die Frucht sättigte zwar und vertrieb den Hunger, war aber dennoch mehr oder weniger eine Illusion. Der Hunger und Durst wurde vertrieben, man fühlte sich satt und erfrischt, auch wenn es eigentlich nicht so war. Gisals Ohren zuckten, als Raphael auf sie zuhielt. Auch Ylea schnaubte kurz, machte sonst aber nichts. Ihre Augen wurden groß als er sie auf ihre Herkunft ansprach.

>Woher weiß er das?< war die Frage die in ihrem Kopf umherschwirrte. Die wenigsten wussten überhaupt wo das Land ihres Volkes lag, aber sie war nie jemandem begegnet, der das Königsgeschlecht kannte. Sie musterte ihn kurz misstrauisch, dann seufzte sie. Es würde nichts bringen zu lügen oder es abzustreiten. Sie hielt ihm die Hand mit dem schwarzen Mal entgegen.

„Ich bin in der Tat Tochter des Königs meines Volkes und damit die Prinzessin der Feuerelfen.“ Sie sammelte sich kurz.
„Allerdings bin ich nur zur Hälfte eine Feuerelfe und auch wenn der Thron eigentlich an mich gehen sollte…passte es einigen wohl nicht.“ Ein bedauerndes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
„In den Reihen der hohen Familien gab es viele, die insgeheim nach dem Thron trachteten. Sie dachten sie könnten ihn erreichen, indem sie mich heiraten würden. Da ich jedoch kein Interesse an ihnen hatte, wurden sie wütend. Auch wenn ich die Kräfte einer Feuergeborenen hatte, so war ich doch nur halb. Diese Umstand nutzten sie aus, als mein Vater an die Grenze ging und einem der hohen die Kontrolle übergab. Er verhängte die Verbannung über mich und vertrieb mich aus meiner Heimat.“

Das war etwas, was sie sagen konnte, da sie so oder so gegangen wäre. Um den Feuerkristall zu finden, hätte sie ihr Volk früher oder später verlassen müssen. Und wenn sie ihn finden sollte, würde sie zurückkehren können. Wieder viel ihr auf, dass seine Nähe auf eine gewisse Weise beunruhigend war. Sie ließ sie schaudern. Irgendetwas war an ihm, dass ihre Kraft zum zucken brachte. Das war ihr bisher noch nie passiert.
„Ihr seid doch ein Magier, oder?“ fragte sie. „Welche Kraft benutzt ihr?“ fragte sie höflich. Vielleicht würde ihr das eine Antwort geben…
 
Theris – hatte er also doch recht gehabt! Doch ehe sich Raphael in dem Triumph seiner Erinnerung baden konnte, war seine Aufmerksamkeit erneut gebannt. Das schwarze Tattoo, dass sich so kunstvoll an ihre Handfläche schmiegte, handwerklich in einer schier einzigartigen Perfektion gefertigt, war das selbe wie er es auf dem Rück trug. Auf die letzte geometrische Figur genau. Sie war gebannt. Wie er. Nur war es für eine Thronanwärterin doch eine völlig andere Situation. Sie war aus ihrer Heimat verstoßen worden und das wohl mit List und Betrug der hinterhältigsten Sorte. Er sah wie das Aussprechen dieser ernüchternden Wahrheit ihr Bedauern in die Mimik trieb und so entschied Raphael Larale vorerst nicht auf die Situation in ihrem Heimatland anzusprechen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt. Oder gerade jetzt? Er hörte ihr weiter zu, begann zu verstehen wie es zu ihrer Situation gekommen war und konnte sogar ein Stück weit mitfühlen.

„Ihr seid doch ein Magier, oder? Welche Kraft benutzt ihr?“ Es kam unerwartet und brachte den Magier erst einmal ins Wanken. Er hatte sich nicht als Magier vorgestellt, hatte nicht gezaubert und doch war sich diese Frau so sicher, dass er einer war. Irgendetwas musste sie zu dieser Annahme bewegt haben, was, blieb ihm jedoch verschlossen. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich etwas sagen sollte, ihr die Wahrheit zu Erzählen, ihr, einer Feuerelfe, weckte in ihm erneut die Erinnerungen an die Zeit in ihrer Heimat. Und diese waren nicht gerade welche von der Sorte die man auf Postkarten malte. Er wusste wie allergisch dieses Volk auf Wasser reagierte und Raphael wusste natürlich wie eng er inzwischen mit diesem Element verbunden war und so entschied er sich für eine Teilwahrheit.

„Nun, ich bin kein wirklicher Magier“, okay das war eine Lüge, doch für ihn eher notgezwungen um seiner weiteren Geschichte mehr Sinn zu geben, „ich bin nur ein Wanderer, der sich etwas auf Magier versteht“, starke Untertreibung, aber nicht Gelogen, „Nun es ist der Wind, den ich zu kontrollieren versuche. Er bietet in seinen Formen so viel Kraft und Energie, dass ich noch weit davon bin, mich als wirklicher Magier oder gar Meister zu bezeichnen.“ Dreiste Lüge, sehr dreist. Doch seine Angst, was Larale mit ihm anstellen könnte, überwiegte in ihm und er glaubte sogar in diesem Moment das Bannwappen auf seinem Rücken mahnend pochen zu fühlen.
 
Es war ein frischer Morgen, ein leichter Nebel schwirrte über die Felder und Tropfen des Morgentaus kullerten das feuchte Gras hinab. Nur mit Mühen scheinten wenige Strahlen der Sonne durch die Wolken und kitzelten Myrasias Gesicht. Langsam und widerwillig öffnete Myrasia ihre Augen, mit Erinnerung dieser grausigen Nacht, sie fand kaum Schlaf und würde nun am liebsten weiter liegen bleiben, anstatt sich mühsam aufzurappeln und weiterzuwandern, kein Wunder, sie ließ sich vor Erschöpfung einfach ins Gras fallen. Der Schlaf fiel dementsprechend aus, unruhig und störend, kein Schlaf, aus dem man Kräfte sammeln konnte.

Letztendlich stand Myrasia doch auf, alle Knochen taten ihr weh, die ganze Wanderei schlug ihr aufs Gemüt, sie war solche langen Märsche einfach nicht gewohnt. Ansonsten nutzte sie einfach die Levitation und zischte nur so über die Wege, doch es wäre unklug, so aufzufallen, immerhin kann Myrasia nicht ohne Bedenken von Ort zu Ort wandern, wegen ihrer Abstammung wird sie verfolgt. Wegen ihrer Abstammung...wie sinnlos. Zwar glauben ihre Völker an ihre eigene Religion, doch sie selbst nicht, dennoch wird sie gesucht, für sie ergibt es einfach keinen Sinn, aber was würde es bringen, weiter über solche Dinge zu philosophieren, sie ist einfach froh, dass sie die Nacht auf so einer freien Fläche überlebt hat. Sie wusste trotzdem nicht, warum sie vorher nicht ihre Decke ausgebreitet hat, sie erinnert sich nicht einmal, wann sie eingeschlafen ist, muss an der Erschöpfung liegen.

Noch etwas verschlafen schaute sie zum Horizont und sah die Türme von Gepedi, trotzdem bedarf es noch langer Wanderung, um diese Stadt zu erreichen. Dann wird es mal höchste Zeit, weiterzuwandern. Langsam schritt sie voran, ohne Motivation, weiterzugehen, aber ans Ziel will sie ja trotzdem kommen, "Zusammenreißen!" heißt die Devise. Eine leichte Brise kam Myrasia entgegen, fuhr durch ihr langes Haar und bringte ihre beiden Zöpfe leicht zum Flattern. Sie spürte, wie es langsam kühler wurde und einige Meter von ihr entfernt glitzerte etwas, ein See vielleicht? Der Durst quälte Myrasias Körper, doch soweit sie noch von ihren Beinen getragen werden konnte, rannte sie an den See, von diesem scheinbar unbändigen Durst angetrieben.

Dort angekommen, tauchte sie ihr Gesicht in das kalte Wasser des Sees. Wie gut das tat. Myrasia trank etwas von dem Wasser und füllte sich etwas davon in Flaschen ab, welche sie bei sich trug, immerhin hat sie noch einen weiten Weg nach Gepedi. Dabei beobachtete sie die Fische im Wasser umherschwirren und auch wenige tote Fische an der Oberfläche des Sees fielen ihr auf und Myrasia verzog das Gesicht. Wie kann man nur so gewissenlos das Leben anderer Wesen auslöschen? Aber tot ist tot. Myrasia sah sich weiter um und entdeckte etwas verbranntes Holz, anscheinend hatte ihr jemand ein Lager aufgeschlagen.

Nach dieser Erfrischung wird es Zeit, weiter zu gehen. Etwas gestärkt durch das Wasser des Sees lief Myrasia weiter, vielleicht trifft sie ja diesen Wanderer, der das Lager hier aufgeschlagen hatte? Die Feuerstelle war noch frisch, daher konnte er nicht weit weg sein. Sie verließ den See, dabei sah sie einen Falken, der sie neugierig musterte.
 
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Zu den Türmen, die sie schon am vorigen Tag gesehen hatten, gesellten sich mit jedem Schritt weitere, und schon bald konnte man die Dächer der ersten Häußer zu den Füßen der riesigen Türme erkennen. Seit der Rast am See war die Gruppe fast sieben Stunden lang am Stück durchgelaufen, mit nur zwei kurzen Verschnauf-und Trinkpausen. Und jetzt würden sie die Metropole endlich erreichen.

Als das Stadttor schon fast in Sicht kam, fiel Varim gerade noch rechtzeitig ein, dass er so nicht in die Stadt gehen konnte. 'Gezackte Schulterplatte, blutrotes Gewand? Verbrennt den Hexer!' würde es sofort heißen. Varim wusste nicht, wie gut es um die Religions-und Meinungsfreiheit der Stadt bestellt war, aber das gemeine Volk hatte schon seit vielen Generationen einen Hass gegen seinesgleichen entwickelt, der nicht nur auf Märchen und Aberglauben beruhte, sondern auch auf handfesten Erfahrungen. Sie würden bestimmt nicht darauf achten, dass er nicht wie die anderen, böswilligen Hexer war. Es war also empfehlenswert, dass er so wenig wie möglich als Hexer auffiel, auch weil immernoch Sorgriel hinter ihm her war. Wenn er ihn schon vorher aufspüren konnte, würde er sicherlich auch seine Schergen in Gepedi stationiert haben.
Noch im Laufen schnallte Varim die Schulterplatte ab, aber wo sollte er sie verstauen? Sie war einfach zu sperrig - wo würde es am Wenigsten auffallen? Auf dem Rücken? Nein, das würde eher so aussehen als hätte er einen unschönen Buckel. Mit 14...
Aber bei den Beinen war noch Platz. Also schnallte er sie sich seitlich an das linke Bein, so, dass sie ihn nicht beim Laufen störte.
>So, jetzt falle ich doch nur halb so stark auf...<
Zügig liefen sie weiter, das Stadttor war schon in Sicht. Die Türme, die sie schon bei ihrer Rast am See erblicken konnten, wuchsen stetig in die Höhe. Es waren wirklich, wirklich hohe Türme, eine architektonische Meisterleistung, vielleicht war auch Magie im Spiel gewesen. Varim war sich sicher, dass sie soetwas wie das Wahrzeichen der Stadt waren. Wer weiß, möglicherweise blieb sogar Zeit für eine kleine Führung?
>Die ganzen Treppen den Turm rauf möchte ich aber nicht steigen müssen....<
Das Stadtbild war beherrscht von etlichen kleineren Türmen, von den größeren Häusern hatte fast jedes einen oder mehrere eigene. Da die vielen Türme die Sicht versperrten, konnte man nur erahnen, wie groß die Stadt war. Sie musste gigantisch sein.
 
Nachdem sie noch einmal einen Blick auf den See zurückwarf, lief Myrasia zum Wanderweg und von dort aus weiter in Richtung Gepedi. Ein paar Sorgen machte sie sich schon und sie wurde auch etwas unsicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, eine solch große Stadt zu besuchen, in der sich alle möglichen Leute herumtreiben und einige sogar zu den Truppen gehören, die an dieser Senurer-Hatz teilnehmen?

>Kann ich mich verstecken? Vielleicht falle ich nicht einmal auf? Ich sehe nicht genauso aus wie ein typischer Senurer, vielleicht habe ich Chancen, unbemerkt durch die Stadt zu kommen, wenn es dort keine Kenner gibt.<

Myrasia hatte zwar ihre Bedenken, dass man sie auf einer der offenen Straßen Gepedis angreifen und vielleicht töten könnte, doch der Drang, diese Stadt zu erkunden und zu erforschen, war zu groß, um sich von dem großen Ziel abzuwenden, für das sie schon etliche Wandertage auf sich genommen hat.

>Außerdem kann ich mich ja zur Wehr setzen, meine Fähigkeiten in dem Gebiet der Telekinese sind fast unübertreffbar! Was soll schon passieren, ich werde so oder so schon gesucht...<

Warum dann auch auf die Levitation verzichten? Langsam wurde es Myrasia egal, ob sie durch ihr Handeln Aufmerksamkeit auf sich zieht, sie hat ein Ziel und dass will sie so schnell wie möglich erreichen. Sie sah sich um, dass sie auch keiner beobachtet, dann überließ sich Myrasia ihren Kräften. Sie konzentrierte sich mit ihrer mentalen Kraft auf ihren Körper, um ihn so wenige Zentimeter über den Boden zu heben. Sie beugte sich nach vorn und bewegte sich so immer schneller in die Richtung, die sie anstrebte. Ein wunderbares Gefühl. Die Türme Gepedis kamen auf auf Myrasia zu, sie war erstaunt über die Höhe, die diese Türme erreichten, jedoch empfand sie die senurische Baukunst imposanter, was Verziehrungen und den Baustil angeht.

Bald kamen auch die größeren Häuser und kleineren Türme zum Vorschein und während sich Myrasia über ihren Aufenthalt in der Stadt Gedanken machte, merkte sie nicht, dass sie auf eine Gruppe zusteuerte! Noch rechtzeitig nahm sie ihre Gedanken zusammen und konnte so einen Zusammenstoß verhindern. Sie setzte sich wieder auf dem Boden ab und musterte die Gruppe, die Myrasia anscheinend noch nicht bemerkt hat. Es hatte den Anschein, dass sich diese Leute zufällig gefunden haben, immerhin schien es ein bunter Haufen zu sein. Myrasia folgte dieser Gruppe und war dabei auch etwas verwundert, denn solche Personen hatte sie in ihrem Leben noch nicht gesehen.
 
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