RPG Endless Travellers - Crossed Roads

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Karador war plötzlich mit einer Situation konfrontiert, mit der er so sicherlich nicht gerechnet hatte. Gewohnheitsmäßig hatte sich in ihm Spannung breitgemacht, die es ihm erlaubt hätte, sofort zuzuschlagen, um sich des ersten Angreifers zu entledigen. Doch die schlichte Tatsache, dass sich seine vermeintlichen Feinde einfach weigerten, einen Kampf zu beginnen und größtenteils ihren Dingen nachgingen, wirkte dergestalt entwaffnend auf ihn, dass er ein paar Sekunden lang gar nicht wusste, was er tun sollte.

Dann tat er etwas, was ihn selbst überraschte: Er senkte seine Waffe (was bedeutete: Seht, ich gebe meine Verteidigung auf), musterte seine Gegenüber mit einem kaum merklichen Bewegen des Kopfes und der Augen, und setzte mit der tiefsten ihm möglichen Stimmlage selbst zu einigen Worten an: "Es besteht kein Grund, an mir vorbeizublöken, Weichhäuter. Ich spreche und verstehe eure Sprache bestens."

Als er sah, dass sowohl Verwunderung als auch ein gewisses Maß an Entspannung seine Gegenüber erfasste, fügte er hinzu: "Ich habe genauso wenig vor, diese Höhle zu verlassen wie ihr. Arrangieren wir uns damit." Er hörte, wie die eine Weichhäuterin, die mit dem Bogen, aufhörte, mit den Zähnen zu knirschen, und das Äquivalent eines Lächelns erhellte Karadors Antlitz. "Erspart euch kaputte Zähne und mir unnötiges Blutvergießen."
 
>Interessant...Wie er sich ausdrücken kann...< Allein der äußeren Erscheinung des Orks nach hätte man, wenn er schon ihre Sprache beherrschte, eher eine sehr viel plumpere Ausdrucksweise erwartet.
Wie man sich täuschen konnte. >Aber, wie hat er uns genannt - Weichhäuter?< Den Unterschieden der Anatomie her schien diese Bezeichnung für Varim sogar einen Sinn zu ergeben.
Zögerlich steckte er seinen Rapier wieder weg, deponierte ihn jedoch so, dass er ihn jederzeit wieder schnell ziehen konnte. So war er gewappnet, falls der Ork doch angreifen sollte.
"Dann wäre das ja geklärt", stellte Varim trocken fest. "Da der Regen noch nicht aufzuhören scheint", er schielte zu Larale, "gehe ich mal nach hinten zurück.
Wenn ihr jetzt nicht wollt, könnt ihr uns ja später noch ausrauben...". Mit diesen Worten ging er Chaya nach. Er hatte nicht einmal bemerkt, wie er die Anrede plötzlich gewechselt hatte.
Die wenigen Worte, die der Ork gesprochen hatte, hatten sein Bild in Varims Kopf wohl von einer niederen, aggressiven Kreatur zu einem akzeptablen Gesprächspartner aufsteigen lassen.
Im hinteren Teil der Höhle setzte er sich möglichst gemütlich mit dem Rücken zur Wand auf den felsigen, durch Moos gepolsterten Boden. Zur Not eignete sich dieser Untergrund wohl auch als Schlafplatz.
Lustlos packte er einen kleinen Brotlaib aus, den er von den Dorfbewohnern als Proviant mitbekommen hatte. >Warum kann dieses Brot nicht mit Sirup gefüllt sein?<
Varim hätte in jedem Fall eine Süßspeise bevorzugt. Er konnte nur hoffen, dass es in Gepedi einen entsprechenden Laden gibt.
In diesem Moment fiel ihm jedoch etwas viel wichtigeres ein. Er hatte die Gruppe noch gar nicht zu der einzigen Person befragt, von der er glaubte, dass sie die unheilbringende Seelenkugel vernichten und die Seelen erlösen konnte.
Den berühmt-berüchtigten (wenn auch nicht sehr bekannten) Seelenschmied.
Da die anderen wohl noch mit dem Ork im vorderen Teil der Höhle beschäftigt waren, stand ihm momentan nur diese Elfe zur Verfügung. Wie war ihr Name noch gleich?
"Chaya? So hießt ihr doch, oder?"
"Ja? Gibt es irgendwelche Probleme mit diesem seltsamen Wesen?"
"Das war ein Ork, falls euch das interessiert...aber was ich eigentlich fragen will: Habt ihr schon einmal etwas von einem gewissen Seelenschmied gehört?"
 
Auch Etyana und Ashanti nahmen auf dem Boden platz.
Der Wolf und die Vampirin hatten schon sehr oft Orks gesehen, doch aus irgendeinem Grund erschien dieser ihr anders als viele der anderen.
Seraphim hatte sich neben Etyana auf den Boden gelegt und schaute sie aufmerksam an. Fast schien es ihr, als würde der Hengst etwas von ihr erwarten, doch sie konnte nicht deuten, was es war.
Dann teilte die Vampirin ihre Gedanken mit Ashanti, und fragte ihn: "Dieser Ork hier scheint mir anders zu sein als diejenigen, die wir bis jetzt kennen gelernt haben". Bei dem Wort "kennen gelernt" huschte ein Grinsen über ihr Gesicht. Die bisherigen Orks hatten Ashanti oftmals für einen besonderen Leckerbissen empfunden und die Begegnungen waren meist in Kampf ausgebrochen.
Der Wolf legte die Ohren an. "Wir sind weit von unserer Heimat entfernt, irgendwo müssen die Orks ja anders sein als wir sie kennen. Wenn du hier einen Vampir treffen würdest, vielleicht wäre er völlig anders als du es bist".
"Fast alle Vampire sind anders als ich es bin", bemerkte Etyana, und nun war es an Ashanti, ein Knurren ertönen zu lassen, welches ein Lachen darstellen sollte.
Dann warf sie nach: "Außerdem sagte ich nicht, dass dieser Ork mir freundlich gesinnt erscheint. Ich sagte nur, dass ich ihn auf irgendeine Art und Weise anders einschätze".
"Es wird sich zeigen", bemerkte der Wolf und sträubte sein schwarzrotes Fell, und Etyana fand, dass seine Worte absolut stimmten.
Sie hoffte nur, dass es nicht wieder zu einem Kampf kommen würde. Denn sie war müde, und ein weiterer Kampf würde ihr sehr zu schaffen machen.
Sie legte den Kopf an Seraphims weichen Rücken und nahm Ashanti in die Arme. Sie wollte nur noch schlafen, und schon bald taten dies alle drei.
 
Keinen Moment ließ Nyon den Ork aus den Augen. Sie hatte kein Wort gesprochen, seit dieses Ding aufgetaucht war und sie hatte es bislang auch nicht vor. Orks waren Wilde. Tiere. Nicht würdig, sie als ebenbürtige Gesprächspartner anzuerkennen. Und schon gar nicht würdig, seinem Wort Glauben zu schenken.
Sie hielt ihre Klinge drohend vor sich, auch als die anderen die ihren bereits senkten. Allmählich verließen immer mehr von ihnen den Eingang und gingen tiefer in diese Höhle hinein. Doch Nyon blieb noch und musterte den Ork mit einem abwertenden Blick. Schließlich entfernte auch sie sich jedoch langsam und zog sich zurück. Wie es aussah, würde der Regen doch noch eine Weile andauern, da könnte sie es genauso gut den anderen gleich tun und sich ausruhen.

Sie setzte sich aufrecht gegen die Wand der Höhle. Die Klinge legte sie neben sich und ihre eine Hand ruhte weiterhin auf dem Griff, um zu verhindern, dass diese Kreatur sie einfach stahl.
Dem Ork warf sie noch einmal einen Blick zu und sprach mit einer Stimme, die nur so strotzte vor innerer Abneigung gegen seine Art: »Ich warne Euch: Denkt Ihr auch nur daran, mir oder meinen …« sie zögerte kaum merklich für einen Moment. »… Gefährten ein Haar zu krümmen und es wird mir ein vergnügen sein, das Leben aus jedem einzelnen Glied Eures Körpers heraus zu schneiden.«
Vermutlich war es keinem aufgefallen, aber von Nyons Seite war es nicht bedeutungslos, die Leute um sie herum als Gefährten zu bezeichnen. Damit würdigte sie sie immerhin als ihr gleichwertig. Dass das passierte, war äußerst selten. Aber auch wenn sie das tat, eine Gruppe benötigte einen Anführer. Auch wenn dieser auf den Rat der anderen hörte, eine Führungspersönlichkeit war trotz allem vonnöten. Und wer wäre dazu wohl besser geeignet, als sie?

Die Müdigkeit kroch ihr in die Glieder. Der Kampf und insbesondere ihr Magieausbruch hatten sie erschöpft. Mehr, als sie es eigentlich tun dürften. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sie schwächer wurde …
Sie hatte sich absichtlich in eine unbequeme Position begeben, damit sie nicht einschlief. So könnte sie die ganze Zeit ein Auge auf den Ork haben. Aber das wurde allmählich trotz ihrer nahenden Rückenschmerzen schwer.
Letztendlich dauerte es nur noch wenige Momente, bis ihr Blick verschwamm. Ein letztes Mal fiel ihr Blick noch zum Eingang. Draußen prasselte noch immer der Regen und auch dieser Falke schien nach wie vor dort draußen zu sitzen. >Was für ein seltsamer Vogel …<, dachte sie müde …
 
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Regen. Ein immer wiederkehrendes und absolut faszinierendes Naturschauspiel. Für Raphael glich es wie das Bad in Gold für einen geizigen Kaufmann. All das Wasser das auf seine Haut prasselte wurde von jener durstig aufgesogen und es schien als würde er kaum nass werden. Und in der Tat schimmerten unter seiner Rüstung überall dünne Muster aus hellblauen Fäden auf seiner Haut, die nun den Regen gierig verschlangen. Er regenerierte nach der langen trockenen Phase der letzten Wochen wieder all seine Kraft zu der er im Stande war. Für den Magier war es unglaublich wohltuend. Er gehörte mit seiner seltenen Gabe sicherlich auch zu den wenigen Menschen, die den Regen genossen. Und das Beste am Regen war, dass er nicht nur stärker sondern Feuer auch entschieden schwächer wurde. Idealbedingungen.

Der Wald und die Route die er ging schienen zwar frei doch war nicht vollkommen willkürlich gewählt worden. Er war auf dem Weg nach Gepedi und das nicht ohne Grund. Vor wenigen Wochen war eine Hexe auf ihn zu gekommen – und das auf einer äußert mysteriöse Weise. Raphael war aus heiterem Himmel von einem Banditen angegriffen worden, er von einem völlig undurchdringlichen magischen Schild umgeben war. Zum Verdruss des Angreifers hatte er den Fehler begannen einen Magier wie Raphael bei Regen anzugreifen. Er konnte ihn letztlich besiegen in dem er das Schild in eine Eiskugel hüllte und die Luft heraus sog. Denn selbst das beste Magieschild ersetzt das Atmen nicht. Zu seiner Überraschung stellte sich dieser Kampf als Prüfung heraus. Eine alte aber mächtige Hexe hatte ihn getestet um ihn als Schüler auf zunehmen. Begeistert jedoch ungläubig über seine Taten in Venetica wollte sie den Schützling aus Silbersee selbst begutachten und schickte ihm einen tierischen Boten.

Nun folgte der Magier einem Falken durch die Wälder Felagrunds der ihn auf einem möglichst schnellen Weg zu ihr nach Gepedi bringen sollte. Raphael war zwar nicht sonderlich begeistert und auch äußerst vorsichtig bei dem eher fadenscheinigen Angebot, doch die Aussicht auf mehr Wissen weckte wieder einen alten Trieb in ihm, den er seit seiner Zeit in Silbersee nicht mehr verspürt hatte. Wissensdurst. Er ließ den eigentlich vorsichtigen Magier sein Misstrauen dann doch meistens vergessen. Und er würde sich ohnehin zu verteidigen wissen. Bei solchem Regen ohnehin.

Raphael stand nunmehr vor einer Höhle in dessen Inneren er schlicht nichts sah. Zu wenig Licht schimmerte durch ihren Verlauf als das seine geschärften Augen etwas erkennen konnten. Er hatte auch nicht vor hinein zugehen, doch da der Falke rastete tat er es ihm gleich. Der Vogel fixierte immer wieder ihn und den Eingang der Höhle vor der er schon länger saß, flog er nun mal schneller als Raphael lief. Manchmal glaubte Raphael er würde in ihm einen Art Seelenverwandten sehen, so waren seine Rüstung und sein Schwert bereits diesem Tier nachempfunden.

Der Magier setzte sich nach einiger Zeit einfach auf einen Stein vor der Höhle und starrte den Vogel an. Der Regel prasselte immer weiter auf ihn und beruhigte ihn wie es kein Kraut der Welt konnte. Er fühlte sich sicher umgeben von Wasser.
 
Das Wetter machte keinerlei Anstalten sich endlich zu verbessern. In Gegenteil Blitze und Donner gesellten sich zu dem starken Regen. Eigentlich mochte Chaya ein solches Wetter nicht, aber da sie ein Dach, oder besser eine Höhlendecke, über dem Kopf hatte lies es sich aushalten. Und andererseits waren Gewitter ein schönes Naturschauspiel. Als ein besonders lauter Donner in der Höhle widerhallte wachte Chaya auf. Zunächst versuchte sie wieder einzuschlafen, da ihr dies aber nicht gelang beschloss sie sich das Gewitter anzusehen. Leise - sie wollte keinen ihrer Gefährten aufwecken - stand sie auf. Sie warf den schlafenden Ork einen misstrauischen Blick zu und schlich fast unhörbar zum Höhleneingang.

Am Höhleneingang angekommen traute sie ihren Augen zunächst nicht recht. Da saß doch tatsächlich ein Mensch in Regen und machte keinerlei Anstalten die Höhle zu betreten. Chaya griff reflexartig zu ihrem Schwert und merkte, dass sie es in der Höhle liegen lassen hatte. Etwas zweifelt ob sie nicht träumte kniff sie sich in den rechten Arm. Der Schmerz machte ihr deutlich, dass sie wirklich wach war und dass ein verrückter Mensch draußen in Regen vor der Höhle saß. Sie schüttelte ihren Kopf und wusste nicht so recht was sie davon halten sollte. Sie dachte kurz darüber nach die anderen zu wecken, aber irgendwie kam ihr der Mensch nicht wirklich gefährlich vor.

Eine Weile stand sie nur bewegungslos im Schatten hinter dem Menschen und überlegte was sie tun sollte. Schließlich entschied sie sich ihn anzusprechen. Sie murmelte ein paar Worte und beschwor damit einen einfachen, kaum sichtbaren Schild herauf, der den Regen von ihr fern hielt, herauf. Danach trat sie aus dem Trockenen der Höhle heraus und tippte dem Menschen grinsend und wohl wissend, dass sich dieser wahrscheinlich einen gehörig erschrecken würde, auf die Schulter - etwas Spaß musste sein. Wie erwartet sprang der Mensch erschrocken auf und zog sein Schwert. Chaya hatte sich inzwischen wieder in den Höhleneingang zurückgezogen, ihren Schild gegen gegen ein weißes Licht eingetauscht, welches neben ihr schwebte und lächelte den Menschen an.
 
Fasziniert von der unermesslichen Gewalt die der Himmel auf die Erde entlud, starrte Raphael gebannt gen Himmel. Die Blitze die immer wieder gen Boden rauschten ließen seine nun doch nassen Haare im Dunkeln der Nacht aufleuchten. Er vergaß im Angesicht des Naturschauspiels vor ihm seine Umgebung völlig und fuhr beim Spüren der nicht sonderlich zaghaften Annäherung der Frau ziemlich erschrocken auf. Unbemerkt wirbelte er mit ein wenig Hilfe des Windes blitzschnell in die Höhe und um die eigene Achse und riss Raffinity aus seiner Scheide. Warum er das immer wieder tat fragte er sich selbst manchmal. Irgendein alter Reflex dem er sich einfach nicht entziehen konnte. Die Gefahr die von ihm Ausging war sicherlich nicht an einem mehr oder weniger simplen Schwert festzumachen. Zu seinem Glück verbarg Handschuh, Oberteil und Dunkelheit recht erfolgreich die blauen Muster auf seiner Haut. Er gehörte zu der Sorte Mensch die ihre Fähigkeiten nur in Gefahr und mit Bedacht einsetzten.

Seine trotz Nacht strahlend hellen Augen funkelten durch den Schauer und musterten nach dem Vergehen der Schrecksekunde die hübsche Frau die da selbstsicher und grinsend im Höhleneingang stand. Sonderlich alt war sie wohl nicht, dazu schien sie zu zart und zu verspielt. Trotzdem drängte sich die Frage auf, was sie hier machte – mitten im Nirgendwo. Raphael stufte sie nicht als ernst zu nehmenden Gegner ein, sollte sie ihm letztlich doch nicht freundlich gesinnt sein. Er musste schmunzeln – warum griff er auf solche augenscheinlichen Einschätzungen immer wieder zurück? Sie waren ohnehin inakkurat. Er steckte sein Schwert wieder weg.

„Hallo hübsche Dame“, grüßte er die Frau, machte einen Schritt auf sie zu und streckte ihr die Hand von unten hin. So wie es selbst auf den edelsten Höfen noch praktiziert wurde. Etwas zögerlich, ließ sie ihre schmalen Finger auf seine Hand fallen und Raphael hauchte ihr einen Handkuss zu. Nichts Persönliches. Reine Etikette. Doch genug um ihr eine leichte Röte ins Gesicht zu treiben. „Raphael Michelangelo Ferella, mit wem habe ich die Ehre?“ Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel und enthüllte seine ganze Statur, sowie seine äußerst kunstvoll gearbeitete Kleidung, die in der Lichtkugel der Magierin ihm gegenüber nur matt geleuchtet hatte.
 
Positiv überrascht lächelte Chaya leicht errötet den Menschen an. Mit so viel Höflichkeit hatte sie hier in der Wildnis absolut nicht gerechnet, viel mehr mit Misstrauen. Ohne das sie es bemerkt hatte war die Kugel aus weißem Licht unterdessen gewachsen und hatte ebenso wie Chaya einen rötlichen Ton angenommen und strahlte warm in die Nacht hinaus. Als Chaya das bemerkte, änderte sie die Farbe schnell in ein Orange, so dass es so schien als ob eine kleine Sonne neben ihr schweben würde. Kurz darauf versetzte sie der Kugel einen Stoß und ließ sie damit nach draußen schweben. Dort, ein Stückchen von dem Menschen entfernt, explodierte die Kugel und sandte eine Schockwelle aus magischem Licht aus, die die Umgebung kurz aufhellte. Einen Moment später ließ der Regen nach bis er schließlich ganz aufhörte. Langsam machten die schwarzen Wolken den Sternen Platz. "Schon besser!" murmelte sie etwas überrascht über das Stück Magie was ihr gerade gelungen war. Noch nie zu vor hatte sie so etwas gemacht.

Sie grinste den Menschen weiter an und hätte fast vergessen, dass er sie nach ihrem Namen gefragt hatte. "Ich bin Chaya, edler Herr." Kurz zögerte sie, um dann zu fragen. "Und was bei den Göttern, macht Ihr hier draußen in der Wildnis?" Chaya grinste und fügte frech hinzu: "Außer im Regen sitzen, natürlich." Sie beschloss ihre Gefährten erst einmal weiter schlafen zu lassen, sie konnten Raphael auch noch kennen lernen, wenn der neue Tag beginnen würde.

Ohne eine Antwort abzuwarten redete sie weiter: "Ich mache mal ein kleines Feuer - ein bisschen Licht wäre schön." Chaya merkte jedoch Raphael der Gedanke an ein Feuer warum auch immer nicht sonderlich gefiel. "Na gut, dann eben nicht." murmelte sie und beschwor stattdessen wieder eine Kugel aus Licht und hoffte nun etwas mehr über Raphael zu erfahren.
 
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Blaue Blitze zuckten über den eben noch klaren, hellen Himmel. Verwundert sah Nyon nach oben. Von einem Moment auf den nächsten hatte sich das friedliche Säuselnd es Windes in einen grollenden Donner verwandelt. Das Spiel der Sonne auf der kristallinen Oberfläche des Turms, auf dessen Balkon sie stand, war verblasst. Ein zweiter Blitz jagte aus den Wolken hervor, schlug mit einem ohrenbetäubenden Krach in die Spitze des Palastes ein. Ein Ruck durchfuhr das gesamte Gebäude, Risse taten sich auf der eben noch makellosen Fassade auf und der Balkon mit Nyon stürzte unter dem Donner in die Tiefe.

Schlagartig fuhr Nyon hoch und riss ihre Augen auf. Der Donner von draußen hallte gleichermaßen in der Höhle wider, wie er auch von ihr gedämpft wurde. Einen Moment brauchte Nyon, um sich zu Recht zu finden. Sie befand sich nach wie vor in der Höhle, die sie zum Schutz vor dem Regen aufgesucht hatten. Etwas verstreut lagen da noch die anderen der Gruppe, mit der sie hergekommen war, wie auch der Ork. Doch Chaya konnte Nyon nirgendwo entdecken.
Vielleicht machte sie einen Spaziergang oder so … Gemächlich sank Nyon wieder in ihre Schlafposition zurück. Schwer zu sagen, wie lange sie bisher geschlafen hatte. Vielleicht waren es einige Minuten, vielleicht auch mehrere Stunden. Möglicherweise war auch schon kurz vor Sonnenaufgang.
Aber das war im Moment egal. Die Müdigkeit, die das jähe Erwachen für kurze Zeit aus ihren Gliedern getrieben hatte, eroberte ihren Körper nun wieder zurück. Sie schloss ihre Augen.
Aber halt! Da waren doch Stimmen. Leise und kaum wahrzunehmen durch den Regen, solange man nicht wusste, worauf man zu achten hatte. Nyon schlug ihre Augen wieder auf und erhob sich leise. Wenn sie sich nicht irrte, gehörte die eine zu Chaya. Aber die andere?
Sie nahm ihre Klingen und schlich langsam in die Richtung des Höhleneingangs. Sie war sich ziemlich sicher, dass die Schatten der Felsen sie verbargen, aber sie konnte zumindest grob erkennen, was vor sich ging. Chaya vollführte ein beeindruckendes magisches Kunststück und trat schließlich aus der Höhle.
Nyon trat weiter vor, so weit es ihr der Schutz der Höhle erlaubte. Es war ganz offensichtlich ein Mann, mit dem Chaya da sprach, aber mehr konnte sie auch nicht sehen.
Eine neue Lichtkugel erschien aus dem Nichts und Nyon drückte sich an die Felswand, um nicht von dem Fremden gesehen zu werden. Worauf wartete sie eigentlich?

So schnell es ihr in diesem Zustand möglich war, schnellten ihre beiden Klingen aus dem Eingang auf den Fremden zu und kreuzten sich unmittelbar vor der Stelle, an der sich sein Hals befinden müsste. Erst dann trat sie offenkundig in das Licht der Sterne und Chayas Leuchtkugel. »Wer seid Ihr?«, rief sie mit fester Stimme und schritt mit grimmigem Blick auf ihn zu. »Und was wollt …« Sie stockte.
Der Schein der Kugel war auf sein Gesicht gefallen. Irgendetwas in ihr reagiert darauf ganz und gar nicht so, wie sie es gewohnt war. Ihr Körper verlor die Spannung, ja sogar ihre Klingen senkten sich ein gutes Stück, während sie um Worte zu ringen schien. Diese Gesichtszüge, die durchdringenden Augen …
Schließlich schloss sie für eine Sekunde ihre Augen und verbannte diesen Teil von ihr. »Was wollt Ihr hier?«, fragte sie dann, aber ihre Stimme klang bei weitem nicht mehr so fordernd und selbstsicher, wie zuvor. Auch ihr Gesichtsausdruck war etwas freundlicher geworden, auch wenn die Klingen sich wieder leicht nach oben bewegten.
Dennoch war sie innerlich aufgewühlt. Es war nicht zu leugnen, er sah keineswegs schlecht aus, aber das bewegte nur den einen Teil in ihr. Der andere Teil war vielmehr davon betroffen, dass der eine Teil für einen Moment so an die Oberfläche gebrochen war. Das war noch nie passiert … und es durfte auch nicht mehr passieren. Die zunehmende Schwäche, die sie seit dem verlassen ihrer Heimat spürte – und die Müdigkeit in ihr. Das war es, was diesen Moment ermöglicht hatte. Doch es musste das erste und letzte Mal bleiben, sollte ihr Geheimnis ein solches bleiben …
 
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„Was ich hier mache?“, entgegnete Raphael der Frau als hätte er sie nicht verstanden, „nun ich warte darauf, dass es wieder Tag wird. Ich“, er zögerte kurz, „mag Regen.“ Chaya glotze ihn ungläubig an. Welcher verrückte saß freiwillig im strömenden Regen? Doch Raphael setzte einen sicheren Blick aus um seinen Worten Rückhalt und Bestand zu geben. Bevor die Frau oder er jedoch noch etwas sagen konnte surrten in einem unwirklichen Tempo zwei Klingen an seinen Hals. Raphael erschrak nicht. Trotz ihrer Bemühungen hatte er die Frau in dem Tunnel bereits erspäht. Seine drachengeweihten Augen durchsetzten die nun aufgehellte Dunkelheit als wäre soeben erst die Sonne am versinken gewesen. Da sie offensichtlich zu Chaya gehörte war er sich sicher, dass sie ihn nicht grundlos verletzten oder gar töten würde. Und als die perfekt geformten Kristalle auf ihn zu flogen war es bereits zu spät für Defensive. Der Regen hatte zu seinem Verdruss ohnehin aufgehört.

Gerade als der Magier sich vorstellen wollte, gerade als er den Mund öffnete und einige erklärende Worte sagen wollte, schien es jedoch der neu aufgetauchten Kriegerin wie ein Blitz ins Rückenmark zu fahren. Er kannte den Ausdruck wenn Menschen ihn erkannten, seit Venetica genoss er immerhin einen gewissen Ruhm, aber das war es nicht. Für ihn wirkte es eher so als hätte er die Frau vor ihm in einem früheren Leben einmal ermordet. In dem Moment des Schocks sanken auch ihre Klingen und sie gaben dem Magier genug Zeit sich etwas davon zu entfernen. Auch der Wind vor der Höhle nahm unmerklich an Geschwindigkeit zu während sich Raphael sich seiner bemächtigte. Eine rein defensive Maßnahme, er hatte nicht vor irgendwen anzugreifen. Er gab der Dame noch einige Zeit der Erholung bevor er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen wollte. Klingen an seinem Hals waren definitiv nicht bedrohlich genug, so geschickt sie auch mit einem Zauber in der Luft flogen, um den Elementaristen in die Bredouille zu bringen. Doch sie hatte sich wieder gefasst. Der fanatische Blick war gewichen und ein eher freundliches Gesicht schaute ihn wieder an.

„Nun was ich hier will? Dasselbe könnte ich euch fragen, nicht war? Ich schätze ich will etwas ganz ähnliches wie ihr. Einen Platz um die Nacht an meinem Geist vorüber ziehen zu lassen. Und warum ich das genau hier getan habe“, innerlich dachte er kurz an den Falken, verdrängte diesen Gedanken jedoch wieder, „nun das war wohl Zufall. Oder Schicksal wenn ihr es so wollt.“ Er legte eine kleine Pause ein und drückte dann mit dem Handrücken die Schwerter aus ihrer bedrohlichen Position. Beziehungsweise bat mit dieser Geste Nyon darum dies zu tun. Misstrauisch und langsam sanken die Kristallklingen herab und Raphael setzte erneut zum Reden an. „Was ich euch jedoch eindeutig beantworten kann ist die Frage nach meiner Person. Raphael Michelangelo Ferella, in diesem Moment Reisender“, er lächelte sein Gegenüber höflich an und reichte ihr die Hand auf die selbe Art und Weise wie er es bereits bei Chaya getan hatte. „Mit wem habe ich die Ehre?“

Raphael war sich durchaus bewusst, dass die fast schon amazonisch wirkende Dame etwas Geheimnisvolles umgab, doch schien ihm jetzt der definitiv falsche Augenblick zu sein um in dieser Sache nachzuhaken.
 
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Geschlafen hatte Varim noch nicht sehr viel. Er hatte es sich auf dem moosigen Boden gemütlich gemacht, längs hatte er sich parallel zur Felswand hingelegt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und seine Habseligkeiten, die ihn beim Schlafen gestört hätten, hätte er sie in der Gewandtasche gelassen, zwischen sich und die Felswand gelegt.
Er lauschte dem Gewitter, dass ihn wach hielt, und dachte noch etwas nach.
>Kein Wunder, dass sie nichts über ihn weiß. So jung wie sie ist, scheint sie auch noch nicht viel rumgekommen zu sein...< An dem Aussehen eines Elfs oder einer Elfe konnte man sein/ihr Alter natürlich nicht festmachen (abgesehen von Chayas noch eher menschlich statt elfisch aussehenden Ohren, auf die Varim jetzt aber nicht achtete). Fast alle sahen aus wie 19 oder 20. Bei Chaya hatte Varim jedoch das Fehlen dieser...Unantastbarkeit, dieser fast emotionslosen Reinheit bemerkt.
Und dass sie nicht wusste, was ein Ork ist, hatte sie ohnehin schon verraten.

Über den Seelenschmied wusste Varim selbst nur, dass er die Fähigkeit hat, die Form einer Waffe und die der daran gebundenen Seele anzugleichen, sodass sie harmonisieren und so noch viel mehr Kraft aus der Waffe geholt werden kann. Er kannte sich also gut mit (an Waffen gebundenen) Seelen aus, und wie man sie manipuliert. >Er wird die gewaltige Seelenenergie wohl aus der Kugel lösen können, womit sie vermutlich zerstört wird. Aber wenn mein Großonkel sich jetzt die Kugel krallt, den Schmied findet und sich daraus eine Waffe schmieden lässt...< Varim wurde fast schlecht bei dem Gedanken, was man mit solch einer Macht alles anrichten könnte. Zum Glück wusste sein verhasster Verwandter ebensowenig wie er selber, wo sich der Seelenschmied befand. Das nahm Varim jedenfalls an. Offiziell schien nämlich schwindend wenig über ihn bekannt zu sein, und sein Aufenthaltsort muss sehr schwer herauszufinden sein...

Genug gegrübelt, dachte Varim, drehte sich in eine halbwegs bequeme Position und versuchte einzuschlafen. Das klappte aber nicht so wie es sollte.
An den Gewitterlärm hatte er sich schon gewöhnt, doch nun hörte er wie jemand aufstand und Richtung Ausgang schlich. Er versuchte, es zu ignorieren.
Dies funktionierte aber nicht mit dem darauffolgendem, offensichtlich magischen, bis in die Höhle hineinleuchtenden Lichtspektakel, dass ihn durch die Lider der zusammengekniffenen Augen hindurch wach hielt. Zudem waren leise Stimmen zu hören. Genervt richtete sich Varim auf. Er beobachtete, wie Nyon aufstand, die wohl auch von dem Radau geweckt wurde. Sie nahm ihre Kristallklingen mit. Wenn es ein Fremder war, wusste Varim schon, was Nyon mit ihren Klingen machen würde...
Im nächsten Moment hörte er schon das Surren der Klingen in der Luft und Nyons laute Stimme.
Da war das Maß voll. Unter solchen Umständen konnte er niemals einschlafen.
Verärgert stand er auf und verließ die Höhle, um die wahre Ursache des Lärms ausfindig zu machen.
Er erblickte einen Fremden, der gerade dabei war, Nyon auf höfische (Varims Meinung nach sehr lackaffige) Weise zu begrüßen.
Daneben bemerkte er noch Chaya, die die Person gewesen sein musste, die er aufstehen gehört hatte.
"Entschuldigung, wenn ich euch störe, bei was auch immer, aber könntet ihr bitte so liebenswürdig sein und mit dem Radau hier aufhören?", fing Varim mit zuckersüßer Stimme an, was seinem Ärger nur noch mehr Ausdruck verlieh.
Er wandte sich an den Fremden: "Es ist mir momentan ziemlich egal wer oder was ihr seid, aber solltet ihr Lärm machen, dann geht woanders hin!".
Dann wandte er sich zu Nyon: "Und wenn ihr unbedingt irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen wollt, dann tut es bitte leiser!".
Schließlich drehte er sich zu Chaya: "Ich weiß nicht, ob ihr für dieses Feuerwerk verantwortlich wart, aber ich vermute es stark. Wiederholt das nicht noch einmal, wenigstens nicht heute Nacht. Ich bin jetzt an keiner Vorstellung interessiert, nein Danke. ...verdammt, es gibt hier auch Leute, die wollen schlafen.", zischte der stark gereizte Varim und stapfte wieder zurück in die Höhle. Er hatte extra versucht, nicht übermäßig laut zu werden, um niemand anders noch zu wecken. Aber garantieren konnte er das nicht.
 
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Sie hasste Gewitter. Sie hasste es abgrundtief. Genauso wie Regen oder alles andere das im entferntesten Nass war. Aber mit Gewitter war das etwas anderes. Das hasste sie, weil es so furchtbar laut war. Sie hatte ihren Kopf auf Yleas Hals gebetet, die neben ihr ruhig und gleichmäßig atmete. Im Gegensatz zu Larale konnte die Stute schlafen. Larale hingegen hatte lediglich die Augen geschlossen, dämmerte in den weiten ihrer Seele herum, glitt hinab bis zum Punkt der Lebenslinien und tauchte dann wieder auf. Durch reißende Ströme ihrer Erinnerungen, die wie ein Orkan herum jagten. Schlafen konnte sie dennoch nicht, ihre feinen Ohren vernahmen den Klang des Donners und es kam ihr vor als würde jemand ihre Ohren schlagen. Genervt schlug sie die Augen auf und setzte sich auf. Gisal neben ihr musterte sie aus den eisblauen Augen und gähnte dann herzhaft. Sie hörte leise Stimmen, dann eine lautere und schließlich kam ein ziemlich entnervter Varim zurück in die Höhle.

„Wenigstens einer konnte bis eben anscheinend schlafen.“ Bemerkte sie trocken, ehe sie aufstand. Sie kannte die eine Stimme nicht.
„Gisal lauf voraus.“ Befahl sie leise und der Marder verschwand in der Dunkelheit. Sie schloss die Augen, versetzte sich in seinen Geist und verfolgte die Welt mit seinen Augen. Sie sah Chaya, dann Nyon und einen Mann den sie nicht kannte. Anscheinend wollte irgendwer verhindern, dass sie überhaupt schlafen konnten. Genervt fuhr sie sich durch das kupferfarbene Haar, die blauen Augen zu Schlitzen verengt. Dann machte sie sich auf den Weg.

Gisal hatte sich verwandelt und nahm seinen Platz an ihrer Seite an. Der große weiße Wolf sah ebenso genervt wie sie aus, das Nackenfell hatte er gesträubt. Larale ließ eine kleine Flamme um sie tanzen, in der Form eines Schmetterlings, der ihr den Weg beleuchtete. Ihr eigentlich so

wunderschönes Gesicht war müde und ihre Haut – eigentlich leicht golden – war wesentlich bleicher als sonst.

„Was zum Teufel macht ihr hier?“ fragte sie – an Chaya und Nyon gewandt. „Und wer ist DAS?“ fragte sie leicht säuerlich und deutete auf Raphael. Sie war bemüht darum, wenigstens ihr Gesicht so ausdruckslos wie immer erscheinen zu lassen, aber ihre Augen sprachen Bände darüber, dass sie so gar nicht glücklich damit war, das mitten in der Nacht irgendein Mann hier auftauchte. Unbewusst veränderte sie das Flämmchen, das nun größer und als Drache um sie herum tanzte.

Gisal stimmte ihr brummend zu, sagte aber ansonsten kein Wort. Der Donner hatte mittlerweile aufgehört – sehr zu Larales Freude, dann würde sie endlich schlafen können – und sie bemerkte mit einem innerlichen Aufschrei, dass der Mann ganz nass war. Ihr Gesicht zeigte nicht eine Regung, es war ausdruckslos wie eh und je.

„Nicht mal schlafen kann man heutzutage noch.“ Bemerkte sie trocken. Varim hatte wahrscheinlich etwas ähnliches von sich gegeben. Zu dem einen Flämmchen gesellte sich ein zweiter Drache und beide tanzten und jagten sich um ihren Kopf herum. Dann sah sie von Chaya zu Nyon und dann zu dem Fremden.
„Wisst ihr eigentlich, dass es ziemlich unhöflich ist jemanden vom Schlafen abzuhalten, der einen schlechten Tag hatte?“ fragte sie. >Vor allem weil ich jetzt endlich schlafen könnte, wo es aufgehört hat zu donnern< fügte sie gedanklich hinzu.
 
Chaya senkte etwas traurig den Kopf. Erst hatte sie Nyon aufgeweckt, dann Varim und jetzt auch noch Larale. So viel Unruhe wollte sie nicht verbreiten und schon gar nicht sie wollte jemanden aufwecken. "Bitte verzeih uns, Larale. Wir wollten niemanden aufwecken." sagte sie leise. In Gedanken fügte sie hinzu: >Auch wenn uns das gründlich misslungen ist.<

Sie warf einen Blick zum sternenbedeckten Himmel, bemerkte wie müde sie eigentlich war und sagte leise: "Lasst uns wieder schlafen gehen ehe wir noch mehr Schlafende aufwecken. Bis zum Morgen sind es noch ein paar Stunden." Interessiert starrte sie die beiden kleinen Drachen aus Feuer an und beobachtete wie sie sich gegenseitig jagten. "Ach ja und er da ist Raphael Michelangelo Ferella. Und er mag Regen." sagte sie kopfschüttelnd zu Larale. "Genaueres kann er uns ja erzählen, wenn der nächste Tag angebrochen ist."

Zu Raphael gewandt sagte sie leise: "Ihr bleibt hier! Ihr würdet nur noch alle anderen aufwecken, wenn euch da drinnen jetzt einen Schlafplatz einrichten würdet. Ihr versteht, oder?." Grinsend fügte sie hinzu: "Und außerdem mögt ihr es ja nass."

Langsam verging die Nacht und die Sonne nahm ihren Platz am Himmel ein, während die Sterne einer nach dem anderen verschwanden. Das Licht ließ das nasse Gras und die Bäume in allen Farben funkeln. Langsam ließ die Sonne das Wasser verdunsten und dünne Nebelschwaden zogen zwischen den Bäumen umher. Es würde ein schöner Tag werden. In der Höhle wachte einer nach dem anderen auf.
 
Einige Momente stand Nyon schweigend und unbewegt da. Varim kam, sprach und ging wieder. Jemandem, der nicht zu ihren Gefährten gehörte, wäre sie nach einer Äußerung dieser Art vermutlich mit den Klingen an den Hals gesprungen. Und auch bei ihren Gefährten würde sie sich das nicht einfach so ohne Erwiderung bieten lassen. Aber im Augenblick war sie viel zu sehr mit sich selbst – mehr oder weniger – beschäftigt, um sich darum zu kümmern. Der Teil von ihr, den sie achtlos in eine Ecke ihres Bewusstseins zu drängen versucht hatte, wehrte sich vehement.
Als nächstes kam Larale aus der Höhle und bat ebenfalls um Ruhe. Nyon sah Larale an und lächelte kurz. Wären ihre kalten, kristallinen Augen überhaupt dazu in der Lage, einen Ausdruck zu vermitteln, so wären sie jetzt trotzdem glasig. »Keine Sorge, Larale, wir werden uns von jetzt an bemühen, leise zu sein«, murmelte sie und betonte damit nur, was Chaya bereits gesagt hatte. »Allerdings … werde ich vorerst hier draußen bleiben und ein Auge auf Raphael haben. Sicher ist sicher«, fügte sie noch hinzu und gab sie Mühe, nichts von ihrem inneren Kampf nach Außen dringen zu lassen.
Chaya und Larale wirkten zwar im ersten Moment etwas überrascht davon, aber schließlich gingen sie wieder in die Höhle.

Und als nächstes geschah etwas, mit dem Nyon niemals gerechnet hätte. »Mein Name ist – Nyon«, antwortete sie verspätet auf seine Frage und lächelte. Sie ergriff auch seine Hand und antwortete mit einem angedeuteten Neigen ihres Hauptes auf den Handkuss.
Sie sträubte sich dagegen, dies zu tun. Das war einfach nicht richtig! Wie konnte sie wissen, ob sie ihm trauen konnte?
Aber aus irgendeinem Grund war sie sich sicher, dass von ihm keine Gefahr ausging. Das heißt nicht, dass er nicht eine Gefahr hätte darstellen können, wenn er wollte, aber sie war sich entgegen ihrem natürlichen Missrauen sicher, dass er freundlich gesinnt war.
Ihre Klingen, die längst unelegant neben Raphael zu Boden gefallen waren, ließ sie einfach liegen, wo sie waren und sie setzte sich in den Spalt in der Felswand. So war sie vor einem eventuellen neuen Regenschauer geschützt, aber sie könnte dennoch den Fremden im Auge behalten.
Und das tat sie auch buchstäblich. Keinen Moment ließ sie ihren Blick von ihm. Irgendetwas war an ihm, das einen Teil von Nyon so aufwühlte. War es die schlichte Tatsache, dass er gut aussah? Nein, das allein war es nicht. Hatte sie ihn vielleicht schon einmal irgendwo gesehen? Nein – oder vielleicht doch? Es war schwer zu sagen. Raphael hatte Nyon offenbar nicht erkannt, es war also recht unwahrscheinlich. Aber dennoch … irgendetwas war da.

Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten ihr angenehm das Gesicht und sie erwachte. Ihr Körper war seitlich weggerutscht und lag in einer unbequem aussehenden Haltung an der Felswand. Wie es aussah, hatte ihre körperliche Erschöpfung letztendlich über ihre innere Aufgewühltheit gesiegt und war im Triumphzug ins Land der Träume gezogen.
Mit einem Gähnen richtete sie sich auf. Entgegen ihrer letzten Erinnerung lagen ihre Kristallklingen direkt neben ihr. Hatte sie sie in der Nacht doch noch geholt und erinnerte sich nur wegen der Müdigkeit nicht mehr daran? Oder hatte gar der Fremde sie zu ihr gelegt?
Sie erhob sich mühsam, was ihren Knochen von der ungewöhnlichen Schlafhaltung ein leises Knacken entlockte. Nach und nach erwachten auch die anderen und kamen aus der Höhle. Irgendjemand brachte etwas von dem Proviant der Dorfbewohner mit heraus und sie begannen zu frühstücken.
In Nyon herrschte immer noch die Unruhe. Sie musste irgendwie herausfinden, was es mit Raphael auf sich hatte, was sie so beunruhigte. Entweder das oder ihre Wege mussten sich trennen. Denn dieser Konflikt schwächte sie.
»Wenn Ihr in dieselbe Richtung reist wie wir, wieso begleitet Ihr uns nicht einfach so weit es geht?«, wandte sie sich irgendwann unvermittelt an Raphael. Sie konnte nicht einmal sagen, wieso sie ihm das anbot, es war ein plötzlicher Drang, das zu tun. War es schon so weit? …
 
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Wo war er hier bloß hinein geraten? In einem heidnischen Club von Nymphomaninnen die wie die Sirenen ihn jetzt gleich aufessen würden? Im Minutentakt kamen hier Frauen aus unscheinbaren Erdhöhlen. Eine schöner als die andere, eine wütender als die andere. Raphael schien in diesem Moment am besten dran in dem er einfach gar nichts sagte. Und so wich er ein kleinen Schritt zurück und wartete bis die Dame die so effektvoll mit Feuer spielte, wieder in der Dunkelheit verschwand. Er war um mehr Abstand zu den Drachen ohnehin froh. Nicht die Form, mehr ihre Konsistent ließ ihn zurückweichen. Zu seinem Glück waren die anwesenden Damen und Herren müde genug um sich ohne größere Fragen an ihn, vorgestellt war er nun ohnehin, wieder in ihr nächtliches Quartier zurück zu ziehen. Einzig eine der Damen blieb und ausgerechnet die, die so seltsam auf ihn reagiert hatte.

Nyon. Tatsache war: sie hatte ihn erkannt, oder zumindest etwas in ihm, er aber sie nicht und auch ihren Namen hatte er noch nie gehört. Er brachte seine Begrüßung zu Ende und die Frau setzte sich unweit von ihm hin. Er war sich nicht sicher ob sie ihn die ganze Zeit beobachtete, ging aber davon aus. Raphael selbst hatte sich wieder auf den Stein gesetzt und starrte in die Dunkelheit der Nacht. Er war nicht müde, kein bisschen, warum wusste er selbst nicht sicher. Er wusste nicht wie lange er dort saß als der helle Schrei des Falken seine Aufmerksamkeit stahl. Er war für einige Zeit in größerer Höhe über den Köpfen der Anwesenden gekreist und nun nach einem Sturzflug auf der Schulter seines Schützlings gelandet. Raphael streckte seinen Arm aus und der Vogel stolzierte stolz zu seinen fingerlosen Handschuhen und guckte ihn an. Raphael kippte seinen Kopf langsam zur Seite und folgte damit auch den Bewegungen des Vogels, als würde er so besser verstehen was dieser von ihm wollte. Für einen Außenstehenden würde dies wohl ziemlich bescheuert aussehen, aber in solchen Dingen war der Magier manchmal sehr eigen.

Es vergingen einige Minuten in dem sich die beiden anstarrten, dann flatterte der Falke davon und setzte sich fast trotzig wieder auf seinen Ast, als wäre er beleidigt. Raphael stand auf und begutachtete die Frau die sich als Nyon vorgestellt hatte. Sie hing dort, halb liegend, halb sitzend noch immer in der Felsspalte. Die Wut war offensichtlich vergangen, so auch die Verwirrung. Was blieb war eine gewisse Mattigkeit und ihr sanfter Teint. Der Magier ging einige Schritte auf sie zu und trat dabei fast auf die Schwerter die noch immer auf dem Boden lagen. Schnell hob er eines davon aus und Schwang es durch die Luft. Es war unglaublich leicht für ein Schwert, lag unglaublich gut in der Hand und Schnitt selbst Luft so sauber, dass man es immer gleichmäßig surren hörte, wenn es durch die Winde seiner Umgebung rauschte. Erneut wirbelte er die Klinge durch die Luft und lies sie dann mit ihrer stumpfen Seite auf sein Handgelenk der noch freien Hand fallen. Fasziniert von der Beschaffenheit des Schwertes spiegelte sich in der transparent violetten Farbe bevor er beide zwillingsgleichen Klingen wieder zu seiner Besitzerin legte. Er könnte schwären die Farbe bereits einmal an ihr gesehen zu haben. In ihren Augen?

Der Morgen kam schneller als erwartet und Raphael erwachte aus seine Starre, die er auf dem Stein vor der Höhle wieder eingenommen hatte rasch. Der Falke kreiste wieder über ihren Köpfen und so blieb ihm nichts als warten. Er bewegte sich nicht und sagte nichts. Die Gruppe war etwas abseits von ihm beim Essen (und er hatte dabei festgestellt, dass noch eine Frau heraus kam und warum auch immer ein Ork) mehr hatte er aus den Augenwinkel nicht gesehen. Es war erneut Nyon die auf ihn zukam. Etwa irritiert stand er auf und ging einen Schritt auf sie zu. Nach einem kurzen Schrei fand der Falke wieder auf seiner Schulter Platz. Raphael begutachtete ihn kurz argwöhnisch, wohlwissend wer sich letztlich hinter ihm verbarg und meinte dann, zu der Frau: „Nun genau genommen weiß ich nicht in welche Richtung ihr unterwegs seid. Ich für meinen Teil“, er schaute erneut in die rabenschwarzen Augen des Tieres auf seiner Schulter, als sollte es ihn korrigieren sollte er falsch liegen, „bin wohl in grober Richtung auf dem Weg nach Gepedi.“ Keine Reaktion des Tieres. Er hatte wohl Recht. Nach einer kleinen Pause setzte er noch hinzu: „Nun wenn ihr es wünscht begleite ich euch noch ein Stück.“
 
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Nyon wusste nicht wirklich, ob sie dabei die Wahrheit sprach oder log, aber ein ungezwungen klingendes »Es wäre mir eine Freude, wenn Ihr das tätet.« kam über ihre lächelnden Lippen, zusammen mit einer leichten Verneigung. Damit hatte sie sich wohl entschieden. Und es würde ihr wohl auch keine Ruhe lassen, ehe sie es erfahren hatte. Wenn man nur einfach fragen könnte … »Wir reisen übrigens ebenfalls nach Gepedi«, fügte sie hinzu und meinte, ein Lächeln auch auf Raphaels Gesicht erkennen zu können.

Dann erstarb ihr freundliches Gesicht. Als wäre ihr jetzt erst klar geworden, was sie hier gerade tat, wandte sie sich ab und ging zurück zu den Anderen. »Wir sollten so bald wie möglich wieder aufbrechen«, sagte sie zu ihnen. Eigentlich hatten sie gerade erst mit der Mahlzeit angefangen und es war bisher nur sehr spärlich ausgefallen, aber Nyon wollte jetzt weiter gehen. Dann könnte sie sich vielleicht besser von diesem seltsamen Eindruck von Raphael ablenken. »Wir haben noch ein ganzes Stück Weg vor uns bis nach Gepedi. Aber wenn wir zügig reisen, können wir vielleicht morgen früh oder sogar noch heute Abend dort ankommen.« Das war zwar eigentlich eine freudige Nachricht, aber sie verkündete es ohne eine Regung.
Um ihr Anliegen zu unterstreichen, begann sie damit, die Nahrungsmittel wieder einzupacken. Wie es aussah fruchtete dies, denn bald taten es ihr die anderen gleich.

Es dauerte schließlich nur eine Viertelstunde, bis alles Gepäck wieder gepackt war und sie tatsächlich aufbrachen. Nyon hatte ihre Position als Führerin wieder eingenommen und lief an der Spitze der Gruppe.
Sie richtete ihren Blick kurz nach oben, um das Wetter zu überprüfen. Seit dem Gewitter in der Nacht war es wohl ruhig geblieben. Die Sonne stand noch recht tief am Himmel, in Begleitung einiger ungefährlichen, weißen Wolken. Unter diesen zog ein Falke seine Kreise.
Halt! War das nicht derselbe, der am Vortag vor dem Höhleneingang gesessen war? Und hatte Raphael ihn nicht vorhin erst noch auf dem Arm gehabt? Schwer zu sagen. Sie hatte während ihrem Gespräch vielmehr sein Gesicht fokussiert und versucht, etwas herauszufinden. Aber dennoch, dieser Falke war kein ganz normales Tier, dessen war sie sich sicher.
 
Die Gruppe saß zusammen im taubenetzten Gras vor der Höhle und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Vögel zwitscherten aufdringlich in den versetzt in der Graslandschaft stehenden Bäumen. Wunderbares Wetter, scheinbar ein gutes Omen.
Angewidert betrachtete Varim sein Frühstück.
Das Brot war durch die Feuchtigkeit komplett aufgeweicht, und dem Aussehen nach sollte der unförmige Klumpen jeden Augenblick zerfließen. So unglaublich wählerisch war Varim beim Essen zwar sonst nicht (auch wenn er sich immer etwas besseres wünschte), aber Lebensmittel unter einem gewissen Standard traute er seinem Gaumen nicht zu. Und dieses feuchte Etwas war deutlich darunter.
Er hörte seinen Magen knurren. Verzweifelt sah er sich um. Er hatte keine große Lust, sich auf das Niveau herabzulassen bei den anderen betteln zu müssen.
Das war auch gar nicht nötig, denn die Lösung für sein Essensproblem wurde von Mutter Natur bereitgestellt: Die ganze Wiese war voller Apfelbäume, vollbesetzt mit saftigen Äpfeln, reif zur Ernte. Man musste sich nur noch bedienen.
Varim stand auf. Er schätzte die Entfernung des nächstgelegenen Baums ab und holte eines seiner Wurfmesser raus. Er zielte, und - "Wir sollten so bald wie möglich wieder aufbrechen",
unterbrach Nyon ihn bei der Apfelernte. >Was zur - und sie darf das einfach so bestimmen?!<
Er steckte das Messer wieder weg und sah in die Runde. Niemand schien Widerstand zu leisten. Als wäre Nyons Wort Gesetz. Er beschloss, erst einmal nichts zu sagen, was zu Scherereien führen könnte. Am Ende hätte er wieder ihre Klingen am Hals. Und mit diesen Gedanken etablierte sich in Varim das Bild Nyons als arrogante...>...Herrscherin?<
Er stellte sie sich in einer goldbestickten Königinnentracht und mit einem Diadem und einem Zepter vor. Es schien zu passen. Und zwar viel zu gut. Er änderte sie in eine Kriegerkönigin mit einer knapp geschnittenen Rüstung um (für den pubertierenden Varim eine recht angeneheme Vorstellung...) und stellte sich vor, wie sie ihre Diener herumkommandierte. >Sie passt perfekt in das Bild...ihre Ausstrahlung...ihre...Arroganz...ihr Auftreten...< >Ihr...Ausschnitt...?!<
Sein (allwissendes) Bauchgefühl ließ Varim nicht an einen Zufall glauben. >Vielleicht bin ich ja irgendetwas auf der Spur...ich behalte sie mal im Auge...<
Als die Gruppe aufbrach, drängte sich Nyon sofort an die Spitze, was Varim wenig überraschte. Genausowenig wie dieser Falke, der ihnen folgte, den er erst am Höhleneingang und danach auf der Schulter dieses Fremden gesehen hatte - bei Gelegenheit würde er ihn nach dem Namen fragen, wenn nötig. Das war augenscheinlich kein einfacher Vogel.
Die plausibelste und wahrscheinlichste Erklärung war, dass jemand dieses Tier kontrollierte und durch es sehen konnte. Magier taten so etwas oft, und nicht selten geleitet durch niedere Gelüste.
Jetzt wollte er aber endlich die Anderen nach dem Seelenschmied fragen. Gerade Nyon schien ihm eine geeignete Anlaufstelle, da sie immerhin schon ein wenig über seinen ehemaligen Hexerclan Bescheid wusste.
"Hey, Nyon!", machte er sie auf sich aufmerksam, während er zu ihr aufschloss um während dem Reden neben ihr laufen zu können. Sie wandte sich zu ihm um. "Was?" "Das Artefakt, das ich mit mir rumschleppe...ich hab mir schon Gedanken über eine Möglichkeit gemacht, es loszuwerden. Kennt ihr eine Person die "der Seelenschmied" genannt wird?" Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Er sollte fähig sein, die Kugel zu zerstören, beziehungsweise sie mindestens zu entschärfen."
 
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Nun Raphael war zugegebener Maße etwas skeptisch gegenüber dieser Gruppe. Er hatte ja nun wirklich nichts gegen Reisebegleitung bis nach Gepedi. Laut Nyon war es ohnehin nicht mehr sonderlich weit zumindest verglichen mit dem Weg, den Raphael schon hinter sich gelegt hatte. Der Magier hatte auch nichts gegen die Leute an sich. Doch es wirkte auf ihn nun mal mehr als seltsam wie er hier aufgefasst wurde. Entweder mit seltsamer überschwänglicher Freude oder gleich mit Zorn. Gut, er wäre wohl mitten in der Nacht geweckt auch nicht so sonderlich freundlich, aber trotzdem schauten ihn hier die meisten Gesichter mit Argwohn an. Raphael ließ seinen Blick grübelnd von einem Hinterkopf zum anderen wandern, war er schließlich mit etwas Abstand hinter der Gruppe. Letztlich blieb er an einem rotbraunen Haarschopf hängen. Mit einigen beschleunigenden Schritten hatte er die Elfe eingeholt. Ihm fielen erst jetzt die Spitzen Ohren auf, gestern Nacht war nun auch nicht der Moment gewesen um jemanden ausgiebig zu mustern. Er tat dies weil er sich verpflichtet fühlte sich wegen der Unannehmlichkeiten entschuldigen zu müssen und außerdem würde kein Mann wirklich zögern auf eine Frau wie diese zuzugehen.

„Madame?“ richtete er sich an sie knapp auf ihrer Höhe, „nun da unsere erste Begegnung unter so widrigen Bedingungen stattfand hielt ich es für angebracht, mich für diese wohl durch mich verursachten Lappalien zu entschuldigen und mich richtig vorzustellen. Raphael Michelangelo Ferella und in diesem Sinne frage ich sie, ob sie meine Entschuldigung guten Gewissens annehmen können.“
 
Nyon antwortete nicht sofort. Sie richtete ihren Blick auf den Boden und dachte nach. »Ja«, begann sie schließlich. »Ich habe schon von ihm gehört.« Das stimmte. Irgendwo in ihrem Gedächtnis war da etwas. Aber in welchem Zusammenhang?
Eine weitere Pause trat ein. »Er soll fähig sein, Seelen an seine Waffen und Rüstungen zu schmieden«, sagte sie dann, allerdings recht zögerlich. Wirklich sicher war sie sich nämlich nicht. »Die Meisten bezweifeln zwar, dass diese Gerüchte wahr sind, weil sie es sich nicht vorstellen könne, aber ich habe da bereits … Erfahrungen gemacht.«
Ihre Gedanken kamen für einen Moment zu ihrer Heimat. Zu ihrer Vergangenheit … Bis sie sich wieder daraus löste und sich auf die Gegenwart konzentrierte. Dass ein Teil in ihr aufgewühlt war wie schon lange nicht mehr schwächte sie bereits genug. Jetzt durfte sie nicht auch noch in der Vergangenheit hängen und träumen!

Sie richtete ihren Blick zur Seite auf Varim. Auch wenn es kein besonders sensibles oder privates Geheimnis gewesen war, sie rechnete es ihm hoch an, dass er es ihnen offenbart hatte. Vermutlich hauptsächlich, weil sie ja ebenfalls eines mit sich herum trug.
Nur war es bei ihr etwas komplizierter. Bei ihm war es eine Frage der Offenheit gewesen. Bei ihr war es … tja … Ehrlichkeit? Gewissen? Schuld?
Einige Momente schwieg sie. Aber das tat ihr nicht wirklich gut. Dann begannen ihre Gedanken nämlich zu kreisen und sie kreisten von ihrer Schuld zu ihrer Verwirrung gegenüber Raphael und wieder zurück …
»Erzähl mir von deiner Heimat, Varim«, meinte sie dann schließlich, um sich etwas abzulenken. »Wie war es dort früher, bevor das alles passiert ist?«
 
Varim war überrascht, das sich jetzt wirklich jemand für seine Vergangenheit interessierte, versuchte aber, es nicht zu zeigen. Es gefiel ihm irgendwie, mal mit jemandem über seine Vergangenheit zu reden, es hatte für hin etwas erleichterndes, auch wenn er sich nicht sicher war, ob das Interesse ehrlich war.
Er entschied sich, ehrlich und detailliert darauf zu antworten:
"Bevor das alles passiert ist...ich kann nicht sagen, dass es eine friedliche Idylle war. Immerhin war es eine Hexerakademie. Die Kinder wurden schon von Anfang an dazu erzogen, böse und machtgierig, und nur ihren Meistern loyal zu sein.
Sie sollten lernen, dass unser Hexergeschlecht über allem anderen stehe, sich niemand uns entgegenstellen dürfe und andere Gefühle als Hass, Rachsucht und Habgier unseren Feinden gegenüber - fast alle sind Feinde - nicht angebracht seien. Dementsprechend war die Atmosphäre der gesamten Stadt...die hohen, spitz zu laufenden Türme der Akademie und ein Großteil des Stadtzentrums bestandt, oder besteht immernoch, wer weiß ob er alles niedergerissen hat, hauptsächlich aus Obsidian. Der Rest der Stadt war zumindest Schwarz und Rot gefärbt. Das Farbschema enthiehlt jedenfalls keine einzige helle, freundliche Farbe. In dieser Umgebung konnte man sich den Persönlichkeitsvorgaben der Autoritäten, den sieben großen Hexenmeistern, kaum entziehen.

Mein Vater war einer dieser sieben, mein Großvater der "größte" von allen, zumindest in Wissen und magischen Kapazitäten gesehen...und natürlich mein Großonkel, Sorgriel al Fathir der Dritte...oder Vierte? Keine Ahnung, diese Titel kotzen mich an...ich habe ihn schon gehasst, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Er ist genauso verachtenswert wie sein Name grässlich klingt. Insgesamt bestanden die sieben Großen nur aus arroganten, machtgeilen, häßlichen, verachtenswerten und durch Magie leider fast nicht mehr durch das Alter totzukriegenden Fettsäcken!".
Varims Augen, seine Mimik und wie er seine Hände zu Fäusten ballte, alles an ihm schien zu schreien: "Oh, wie habe ich sie gehasst!!!", so dass es überflüssig wurde, es tatsächlich zu sagen.
Dann entspannte er sich wieder. "Der einzige der anders war, war mein Vater. Nicht nur, dass er weder fett noch durch Macht verdorben war, er stellte sich auch gegen viele Regeln und Beschlüsse. Zum Beispiel die penetrante Frauenfeindlichkeit. Neugeborene Mädchen wurden sehr oft sofort umgebracht, da grundsätzlich nur Jungen zu Hexern ausgebildet wurden. Frauen und Mädchen, wenn sie nicht gerade zu einem der adligen Geschlechter gehörten, wurden in eigenen Vierteln getrennt von den Männern untergebracht. Wenn ein Hexer viel geleistet, d. h. viele Dörfer niedergebrannt oder einen Krieg gewonnen hat, durfte er sich eine Frau oder auch mehrere aussuchen, sich mehr oder weniger zur Ruhe setzen und für eine nächste Generation sorgen. Mein Vater war gegen die ganze Sache, weil er meinte, dass wir so irgendwann noch aussterben würden. Obwohl er als zweiter Vertreter des Gründergeschlechts viel zu sagen hatte, könnte er nur wenig bewegen, da mein Großvater, der sich an alte Traditionen klammerte, prinzipiell dagegen war. Die Hexenmeister übrigens hatten je einen ganzen Harem voll Frauen, mit denen sie machen durften, was sie wollten...und die Obsidiantürme sind nicht schalldicht......"

Varim konnte sich denken, dass Nyon nicht wirklich mehr von diesem Thema hören wollte, wohl aus diesem Grund stellte sie eine andere Frage in den Raum:
"Und wie steht es mit euren Geschwistern? Ihr erzähltet bereits von einem großen Bruder und zwei kleinen...". Die Hand schnellte vor ihren Mund. Sie hatte nicht recht nachgedacht, was sie sagte. Die Worte waren jedoch schon ausgesprochen. "Schwestern. Ja. Die Zwillinge waren erst 10, aber man konnte schon erahnen, wie schön sie später werden würden. Sie wurden wie mein Bruder und ich mit viel weniger Hass und Disziplin aufgezogen als üblich. Ich glaube, sie waren die einzigen wirklich glücklichen Kinder in der ganzen Stadt..." Er machte eine längere Pause, sein Blick wirkte nun glasig und entrückt. "Ich habe ihre Leichen gesehen."
Schnell lenkte Nyon das Gespräch auf ein weniger gefährliches Thema: "Und...was gab man euch so zu essen?" Diese triviale Frage holte Varim wieder in das Hier und Jetzt zurück. "Nun, äh, ...eine große Auswahl gab es nicht. Brot, Wasser, Rindfleisch, etwas Fisch, ein wenig Grünzeug, und eine dunkelgüne Pampe die wir "Squast" genannt haben, fragt mich nicht, wie wir darauf gekommen sind. Da waren die meisten Nährstoffe drin, die noch gefehlt haben. Wir strichen es aufs Brot. Es schmeckte gräßlich.
Man konnte sich niemals daran gewöhnen." Er seufzte. "Insgesamt bin ich eigentlich sogar froh, da raus zu sein. Jetzt muss ich 'nur noch' Sorgriel und dieses verfluchte Ding loswerden, dann muss ich mir um fast nichts mehr Sorgen machen." Er warf sich mit einer ruckartigen Kopfdrehung die Haare aus dem Gesicht und sah Nyon mit beiden Augen eindringlich an.
"Ich habe euch das meiste über mich erzählt. Aber was ist mit euch? Warum seid ihr auf Reisen? Woher kommt ihr ursprünglich?"
 
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