1. "Fressen oder gefressen werden" ist mehr als Metapher anzusehen und lässt sich auf die gesamte "Stärker oder schwächer"-Situation beziehen.
2. Vernunft ist wie Moral, also kein Grundsatz für eine Diskussion. Für die einen ists vernünftig, sich die Zähne zu putzen, für die anderen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, um ja nicht in die Hölle zu kommen und für die dritten ist es vernünftig, ne Hexe zu verbrennen.
Es gibt kein physikalisches Gesetz für "Vernunft". Also auch keins, das sagt "Vernunft ist, dem Tiger seinen Penis in Ruhe zu lassen."
Die einzige Grunddefinition, die man für "Vernunft" nehmen könnte, wäre "Meinungen und Taten nicht ohne richtigen Grund zu tun/haben". Allerdings ist der bloße Spaß am Tigerjagen bereits ein solcher...
1. Wie gesagt, bei Darwin gehts nicht um "Stärker oder Schwächer", sondern um "Besser Angepasst und weniger gut angepasst", woraus sich aber keinerlei Recht ableitet. Der Löwe reißt die Antilope nicht, weil er der Stärkere ist, sondern weil er Nahrung benötigt, es also tun muss. Recht heißt immer etwas tun können. Jegliche Interpretation von "Weil er hungrig ist und es kann (Stärkere), hat er das Recht die Antilope (Schwächere) zu reißen." ist eine falsche Interpretation von Recht. Im Tierreich gibt es kein wie auch immer geartetes Recht. Ein Tier tut immer das, was es muss (Befriedigung von Bedürfnissen). Ein Mensch hat die Wahl (wegen Vernunft). Ich spreche hier nicht nur die Leute im Thread an, sondern allgemein die naturalistische Position.
2. Moral leitet sich aus Vernunft ab und der Mensch ist vernunftbegabt (wie ich oben schon schrieb ist Vernunft lediglich die Fähigkeit über sich und seine Handlungen zu reflektieren und diese in einem größeren Kontext zu sehen). Vernünftig bezeichnet lediglich die sozialisierten (oder selbstentwickelten) Ansichten, die man hat. Das sind zwei Paar Schuhe. Etwas als vernünftig anzusehen heißt lediglich, dass Du Dich Deiner Vernunft bedient hast, aber daraus kann keine Wertung der Vernunft an sich erfolgen. Ich frage mich immer wieder, warum Moral keine Grundlage für eine Diskussion darstellen soll. Moral tritt immer dann zwingend auf, wenn man interagiert. Moral besteht nicht aus leeren Phrasen, sondern ist jedem Handeln(den) immanent. Wir leben nun mal auch nicht nach rein physikalischen Gesetzen und sind rein logische Maschinen. Wobei Logik auch nur von Prämissen ausgeht, die (objektiv) falsch sein können. Es war logisch die "Hexe" zu verbrennen, da man annahm sie könne Schaden bringen und es wäre genauso logisch als Egomane durch die Welt zu gehen, wenn man als hauptsächliche Prämisse seinen materiellen Vorteil annimmt. Das kann aber von einer anderen Sichtweise wieder komplett anders aussehen. Es gibt beim Thema Recht weder Objektivität noch irgendein "Urrecht", von dem sich alles ableitet, weshalb man Vernunft und Moral auch nicht heraushalten muss, da Recht daraus hervorgeht.
Zum einen hat niemand etwas vom "Stärkeren" gesagt, zum anderen wird das auch nicht als "Recht" angesehen, da z.B. ein Reh, das durch Zufall von einem Stein verletzt wird und somit leichte Beute ist, nicht unberechtigterweise das nächste Abendessen für die Wölfe ist.
Was heißt unberechtigterweise? Da es im Tierreich kein Recht gibt, gibt es auch keine Berechtigung. Wenn sich ein Wolf verletzt und stirbt, wird er zur Nahrung von Maden, Käfern, Würmern und Mikroorganismen. Aber nicht berechtigt, das ist eine menschliche Intepretation.
Dagegen spricht auch keiner. Ich habe nur ein Problem damit, dass jemand etwas als "universelles" Recht sieht. Wenn der Staat seinen Bürgern das "Recht" gibt, als braver Bürger unbehelligt durch die Straßen zu laufen, dann soll ers tun, denn er ist in der Lage dazu. Das ist ein Vertrag zwischen Bürger und Staat, wenn der Bürger diesen Vertrag bricht, dann kann der Staat seinen Vertrag auch brechen und den Bürger einbuchten.
Das habe ich persönlich auch nirgendwo behauptet. Recht und Staat sind beides Erfindungen des Menschen. Nur weiß ich nicht, was die hier oft vorgebrachte naturalistische Position mit Menschen- und Tierrechten zu tun haben soll. Ich will meine Postion noch mal deutlich machen: Menschen sind vernunftbegabt. Dadurch können sie Konsequenzen ihrer Handlungen abschätzen. Kein geistig gesunder Mensch möchte Leid erfahren. Also muss er "den anderen" dies irgendwie untersagen. Da jeder diesen Wunsch hat, entwickelt sich eine Moral: Es ist unmoralisch jemandem ein Leid zuzufügen, da man selbst kein Leid erfahren möchte. Dies wurde später als Gesetz (Recht) niedergeschrieben und gilt/galt in so ziemlich allen menschlichen Gruppierungen der Erde. Komplizierter wird es natürlich, wenn man hinzunimmt, dass sich Gruppenidentitäten herausgebildet haben, Ideologien von "Über-" und "Untermenschen", wie auch immer gearteten Minderheiten etc, doch das würde hier zu weit führen. "Recht" in jedem Sinne ist eine menschliche Erfindung und kann garnicht rein naturwissenschaftlich erklärt werden. Man kann allerdings die Evolutionstheorie hinzunehmen: Jedes Lebewesen hat einen Überlebenstrieb und versucht diesen durchzusetzen. Da der Mensch sich als Primat in Gruppen organisiert, muss es dort Sicherheiten geben. Schimpansen haben einen Verhaltenskodex (kein Recht), der dafür sorgt in ihrem Lebensraum das Überleben der Gruppe zu sichern, Menschen entwickelten Sprache und Schrift. Wie gesagt, wir haben nun mal Vernunft und dadurch Moral (weiterhin Erfahrung). Das kann man aus so einer Diskussion nicht heraushalten, das wäre absurd. In diesem Sinne sind sich Menschen und andere Tiere auch nicht unähnlich, wobei dies Schimpansen (wahrscheinlich) angeboren ist und sie es nicht hinterfragen. Wir aber können dies.
Die Erklärung der Menschenrechte ist lediglich die rein logische und ideologiebefreite Zurückführung des Gebots, niemandem ein Leid anzutun auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Egal welcher Hautfarbe, Ethnie etc. es sind Menschen. Die Forderung nach Tierrechten geht lediglich einen Schritt weiter, da man hier vor allem das Kriterium "Fähigkeit Leid zu empfinden" anführt um die nichtmenschlichen Tiere mit ins Recht aufzunehmen.