Menschen und Tierrechte

wir fangen jetzt bald im Ethik-Unterreich mit dem Thema Menschen- und Tierrechte an, sobald ich da Material aus dem Unterricht haben werde ich posten was wir so behandeln.

PS: Schön das du wieder da bist Prog :)
 
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Reaktionen: TheProgrammer
Es steht dem Menschen völlig frei ob er Fleisch isst, dem Löwen nicht. Und da wir Vernunft haben und über unsere Handlungen reflektieren können, gilt "Fressen oder Gefressen werden" für uns so nicht.
1. "Fressen oder gefressen werden" ist mehr als Metapher anzusehen und lässt sich auf die gesamte "Stärker oder schwächer"-Situation beziehen.
2. Vernunft ist wie Moral, also kein Grundsatz für eine Diskussion. Für die einen ists vernünftig, sich die Zähne zu putzen, für die anderen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, um ja nicht in die Hölle zu kommen und für die dritten ist es vernünftig, ne Hexe zu verbrennen.
Es gibt kein physikalisches Gesetz für "Vernunft". Also auch keins, das sagt "Vernunft ist, dem Tiger seinen Penis in Ruhe zu lassen."
Die einzige Grunddefinition, die man für "Vernunft" nehmen könnte, wäre "Meinungen und Taten nicht ohne richtigen Grund zu tun/haben". Allerdings ist der bloße Spaß am Tigerjagen bereits ein solcher...
Zumal sich diejenigen, die vormals die Evolutionstheorie bemühten um Sozialdarwinismus zu begründen, widersprechen wenn sie sagen es gäbe kein "Recht". In ihrer Welt anscheinend ja doch: das des "Stärkeren" (übrigens eine völlig falsche Lesart von Darwins Theorie, der mit "the fittest" den "Bestangepassten" meinte).
Zum einen hat niemand etwas vom "Stärkeren" gesagt, zum anderen wird das auch nicht als "Recht" angesehen, da z.B. ein Reh, das durch Zufall von einem Stein verletzt wird und somit leichte Beute ist, nicht unberechtigterweise das nächste Abendessen für die Wölfe ist.
Juristisches Recht ist vom Menschen geschaffen.
Dagegen spricht auch keiner. Ich habe nur ein Problem damit, dass jemand etwas als "universelles" Recht sieht. Wenn der Staat seinen Bürgern das "Recht" gibt, als braver Bürger unbehelligt durch die Straßen zu laufen, dann soll ers tun, denn er ist in der Lage dazu. Das ist ein Vertrag zwischen Bürger und Staat, wenn der Bürger diesen Vertrag bricht, dann kann der Staat seinen Vertrag auch brechen und den Bürger einbuchten.
 
1. "Fressen oder gefressen werden" ist mehr als Metapher anzusehen und lässt sich auf die gesamte "Stärker oder schwächer"-Situation beziehen.
2. Vernunft ist wie Moral, also kein Grundsatz für eine Diskussion. Für die einen ists vernünftig, sich die Zähne zu putzen, für die anderen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, um ja nicht in die Hölle zu kommen und für die dritten ist es vernünftig, ne Hexe zu verbrennen.
Es gibt kein physikalisches Gesetz für "Vernunft". Also auch keins, das sagt "Vernunft ist, dem Tiger seinen Penis in Ruhe zu lassen."
Die einzige Grunddefinition, die man für "Vernunft" nehmen könnte, wäre "Meinungen und Taten nicht ohne richtigen Grund zu tun/haben". Allerdings ist der bloße Spaß am Tigerjagen bereits ein solcher...

1. Wie gesagt, bei Darwin gehts nicht um "Stärker oder Schwächer", sondern um "Besser Angepasst und weniger gut angepasst", woraus sich aber keinerlei Recht ableitet. Der Löwe reißt die Antilope nicht, weil er der Stärkere ist, sondern weil er Nahrung benötigt, es also tun muss. Recht heißt immer etwas tun können. Jegliche Interpretation von "Weil er hungrig ist und es kann (Stärkere), hat er das Recht die Antilope (Schwächere) zu reißen." ist eine falsche Interpretation von Recht. Im Tierreich gibt es kein wie auch immer geartetes Recht. Ein Tier tut immer das, was es muss (Befriedigung von Bedürfnissen). Ein Mensch hat die Wahl (wegen Vernunft). Ich spreche hier nicht nur die Leute im Thread an, sondern allgemein die naturalistische Position.
2. Moral leitet sich aus Vernunft ab und der Mensch ist vernunftbegabt (wie ich oben schon schrieb ist Vernunft lediglich die Fähigkeit über sich und seine Handlungen zu reflektieren und diese in einem größeren Kontext zu sehen). Vernünftig bezeichnet lediglich die sozialisierten (oder selbstentwickelten) Ansichten, die man hat. Das sind zwei Paar Schuhe. Etwas als vernünftig anzusehen heißt lediglich, dass Du Dich Deiner Vernunft bedient hast, aber daraus kann keine Wertung der Vernunft an sich erfolgen. Ich frage mich immer wieder, warum Moral keine Grundlage für eine Diskussion darstellen soll. Moral tritt immer dann zwingend auf, wenn man interagiert. Moral besteht nicht aus leeren Phrasen, sondern ist jedem Handeln(den) immanent. Wir leben nun mal auch nicht nach rein physikalischen Gesetzen und sind rein logische Maschinen. Wobei Logik auch nur von Prämissen ausgeht, die (objektiv) falsch sein können. Es war logisch die "Hexe" zu verbrennen, da man annahm sie könne Schaden bringen und es wäre genauso logisch als Egomane durch die Welt zu gehen, wenn man als hauptsächliche Prämisse seinen materiellen Vorteil annimmt. Das kann aber von einer anderen Sichtweise wieder komplett anders aussehen. Es gibt beim Thema Recht weder Objektivität noch irgendein "Urrecht", von dem sich alles ableitet, weshalb man Vernunft und Moral auch nicht heraushalten muss, da Recht daraus hervorgeht.

Zum einen hat niemand etwas vom "Stärkeren" gesagt, zum anderen wird das auch nicht als "Recht" angesehen, da z.B. ein Reh, das durch Zufall von einem Stein verletzt wird und somit leichte Beute ist, nicht unberechtigterweise das nächste Abendessen für die Wölfe ist.

Was heißt unberechtigterweise? Da es im Tierreich kein Recht gibt, gibt es auch keine Berechtigung. Wenn sich ein Wolf verletzt und stirbt, wird er zur Nahrung von Maden, Käfern, Würmern und Mikroorganismen. Aber nicht berechtigt, das ist eine menschliche Intepretation.

Dagegen spricht auch keiner. Ich habe nur ein Problem damit, dass jemand etwas als "universelles" Recht sieht. Wenn der Staat seinen Bürgern das "Recht" gibt, als braver Bürger unbehelligt durch die Straßen zu laufen, dann soll ers tun, denn er ist in der Lage dazu. Das ist ein Vertrag zwischen Bürger und Staat, wenn der Bürger diesen Vertrag bricht, dann kann der Staat seinen Vertrag auch brechen und den Bürger einbuchten.

Das habe ich persönlich auch nirgendwo behauptet. Recht und Staat sind beides Erfindungen des Menschen. Nur weiß ich nicht, was die hier oft vorgebrachte naturalistische Position mit Menschen- und Tierrechten zu tun haben soll. Ich will meine Postion noch mal deutlich machen: Menschen sind vernunftbegabt. Dadurch können sie Konsequenzen ihrer Handlungen abschätzen. Kein geistig gesunder Mensch möchte Leid erfahren. Also muss er "den anderen" dies irgendwie untersagen. Da jeder diesen Wunsch hat, entwickelt sich eine Moral: Es ist unmoralisch jemandem ein Leid zuzufügen, da man selbst kein Leid erfahren möchte. Dies wurde später als Gesetz (Recht) niedergeschrieben und gilt/galt in so ziemlich allen menschlichen Gruppierungen der Erde. Komplizierter wird es natürlich, wenn man hinzunimmt, dass sich Gruppenidentitäten herausgebildet haben, Ideologien von "Über-" und "Untermenschen", wie auch immer gearteten Minderheiten etc, doch das würde hier zu weit führen. "Recht" in jedem Sinne ist eine menschliche Erfindung und kann garnicht rein naturwissenschaftlich erklärt werden. Man kann allerdings die Evolutionstheorie hinzunehmen: Jedes Lebewesen hat einen Überlebenstrieb und versucht diesen durchzusetzen. Da der Mensch sich als Primat in Gruppen organisiert, muss es dort Sicherheiten geben. Schimpansen haben einen Verhaltenskodex (kein Recht), der dafür sorgt in ihrem Lebensraum das Überleben der Gruppe zu sichern, Menschen entwickelten Sprache und Schrift. Wie gesagt, wir haben nun mal Vernunft und dadurch Moral (weiterhin Erfahrung). Das kann man aus so einer Diskussion nicht heraushalten, das wäre absurd. In diesem Sinne sind sich Menschen und andere Tiere auch nicht unähnlich, wobei dies Schimpansen (wahrscheinlich) angeboren ist und sie es nicht hinterfragen. Wir aber können dies.

Die Erklärung der Menschenrechte ist lediglich die rein logische und ideologiebefreite Zurückführung des Gebots, niemandem ein Leid anzutun auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Egal welcher Hautfarbe, Ethnie etc. es sind Menschen. Die Forderung nach Tierrechten geht lediglich einen Schritt weiter, da man hier vor allem das Kriterium "Fähigkeit Leid zu empfinden" anführt um die nichtmenschlichen Tiere mit ins Recht aufzunehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe ihn gelesen und auch einige seiner Essays und Interviews zu dem Thema. Dawkins ersetzt (in meinen Augen) einfach den (in seinen Augen) fundamentalistischen Theismus mit einem fundamentalistischen Atheismus. Fundamentalistisch muss nicht heißen, dass man soweit geht seinen "Gegner" zu töten. Fundamentalistisch heißt für mich absolut in der Ideologie "gefangen" zu sein und anders Gedachtes rundweg abzulehnen, im schlimmsten Falle eben "dagegen vorzugehen". Man kann es Verblendung nennen, allerdings enthält das Wort nicht alles. Dawkins Statement, er möchte eine "Bewusstseinserweiterung" herbeiführen als solches kann schon als alles andere als objektiv interpretiert werden. Man könnte sagen er ist verblendet, da er, ohne einen endgültigen objektiven Beweis vorbringen zu können, impliziert, er kenne "die Objektivität". Es gibt aber keinen endgültigen objektiven Beweis für oder wider eine Entität "Gott". Das ist auch das fundamentale Problem des Disputs. Sein Buch "Der Gotteswahn" kann man auf ganz verschiedene Arten lesen. Aber für mich persönlich ist es ein Pamphlet, nicht mehr. Ähnlich geschrieben wie manch fundamentalreligiöse Schrift. Beide "Lager" kämpfen da mit denselben Mitteln. Es ist aber recht amüsant danach "Der Atheismuswahn" von Alister McGrath u.a. zu lesen. Was das Thema Religion angeht bin ich ein schwacher Agnostiker.

McGrath zu lesen, hatte ich mir für die Zeit nach dem Abi und vor dem Bund vorgenommen, allein schon wegen dieses "Spaßfaktors". Ich stimme dir wohl aber nun nach einigem Nachdenken zu, dass Dawkins in mancher Hinsicht wirklich nicht ganz sauber ist. Aber kann man wirklich erwarten, dass jemand sauber darüber spricht, wo gegensätzliche "Ideologien" aufeinanderprallen? Andererseits sehe ich Dawkins' "Fundamentalismus" längst nicht die Gefahr, die von strenggläubigen christlichen und muslimischen Fanatikern ausgeht.
 
Wegen der Moral:

Moral ist nunmal sehr subjektiv. Nur mal ein Beispiel: Thema Killerspiele

Deu: So viel Gewalt, Grausamkeiten und Blut kann man moralisch nicht vertreten!
USA: Was gibt es denn für Probleme mit Gewalt in Spielen? Da sehen die Spieler wenisgtens wie die Welt ist und bekommen ein bisschen Allgemeinbildung was Waffen angeht.
Dafür ist bei denen dann halt "Desperate Housewifes" ab 16, weil man da Eva Longoria im Minni-Rock sieht.

Außerdem wird einem die Moral nunmal aufgedrängt! Ohne das man sich wirklich Gedanken über diese Moral macht, kommt man sowieso gar nicht davon weg! Man wurde eben so erzogen.
Und gewisse ethische Vorstellungen hat ja jeder Mensch, weswegen meiner Meinung nach höchstens ethische Grundsätze was in einer Diskussion zu suchen haben.

mfg. Anton
 
McGrath zu lesen, hatte ich mir für die Zeit nach dem Abi und vor dem Bund vorgenommen, allein schon wegen dieses "Spaßfaktors". Ich stimme dir wohl aber nun nach einigem Nachdenken zu, dass Dawkins in mancher Hinsicht wirklich nicht ganz sauber ist. Aber kann man wirklich erwarten, dass jemand sauber darüber spricht, wo gegensätzliche "Ideologien" aufeinanderprallen? Andererseits sehe ich Dawkins' "Fundamentalismus" längst nicht die Gefahr, die von strenggläubigen christlichen und muslimischen Fanatikern ausgeht.

Da stimme ich Dir auch zu. Man kann versuchen sich in in einer Situation, wo "gegensätzliche Ideologien" aufeinanderprallen, "sauber" zu verhalten. Doch wir sind alle "sozialisierte Tiere", die eigene Ansichten haben, uns dann am Wohlsten fühlen, wenn diese unangetastet bleiben, gern Recht haben und eben nicht alles wissen können. Dawkins ist ein naturwissenschaftlicher Professor*, dem die Evolutionstheorie in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wie schon gesagt kann man sein Buch auf ganz unterschiedliche Arten lesen. The Programmer sieht da lediglich eine gute Argumentation, Kreationisten das Buch des Teufels. In der Wissenschaft selbst ist es doch nicht anders. Da gibt/gab es teilweise haarsträubende Gefechte. Es war auch von mir nicht beabsichtigt das Dawkinsthema so anzustoßen.

Ein strenggläubiger Christ oder Muslim tut per se nicht schlechtes. Man bedenke immer, dass sowohl in der Bibel als auch im Koran zu Toleranz Andersgläubiger und zum gewaltfreien Leben aufgerufen wird (Jaja, es stehen auch andere Dinge drin, DAS will ich garnicht bestreiten). Die Glaubenswerke sind in sich voller Widersprüche und auch die Deutungen Geistlicher gehen weit auseinander. Ich persönlich mache einen großen Unterschied zwischen Religion und der Institutionalisierung davon (Kirche). Oftmals (und momentan insbesondere im Islam) legen die Institutionen vor allem die negativen Aspekte der Religion stringent für sich aus. Das macht die Religion an sich aber nicht zum Bösen schlechthin.

Dazu mal was anderes polemisch Provokatives (das nicht meine Meinung widerspiegelt): Warum hacken alle auf der Religion rum? Warum verbieten wir nicht die Idee der Freiheit? Wieviele Kriege wurden auf Kosten Millionen Unschuldiger deshalb geführt, Leid gebracht und Ausbeutung betrieben?

*zudem ein Amerikaner. Das ist keine Pauschalverurteilung, aber gerade aus den USA kommen doch sehr stringente Positionen in vielen Bereichen.
 
Wegen der Moral:

Moral ist nunmal sehr subjektiv. Nur mal ein Beispiel: Thema Killerspiele

Deu: So viel Gewalt, Grausamkeiten und Blut kann man moralisch nicht vertreten!
USA: Was gibt es denn für Probleme mit Gewalt in Spielen? Da sehen die Spieler wenisgtens wie die Welt ist und bekommen ein bisschen Allgemeinbildung was Waffen angeht.
Dafür ist bei denen dann halt "Desperate Housewifes" ab 16, weil man da Eva Longoria im Minni-Rock sieht.

Außerdem wird einem die Moral nunmal aufgedrängt! Ohne das man sich wirklich Gedanken über diese Moral macht, kommt man sowieso gar nicht davon weg! Man wurde eben so erzogen.
Und gewisse ethische Vorstellungen hat ja jeder Mensch, weswegen meiner Meinung nach höchstens ethische Grundsätze was in einer Diskussion zu suchen haben.

mfg. Anton

Warum trifft das, nach Deinem Beispiel, nicht auch auf die Logik zu?

Fanatischer Tierrechtler: Wir bringen alle Menschen um, dann kann den Tieren keiner mehr was. Außerdem gibts keine Umweltverschmutzung mehr und es herrscht das Paradies auf Erden.

Logik und Moral schließen sich doch nicht aus, sind beide per se wertneutral und beide vorrangig subjektiv (zudem ist doch jede Moral logisch geschlussfolgert). Aber beide sind unabdingbar für das Finden von Regeln für das Zusammenleben. Man spricht doch miteinander um diese zu finden. Die USA sind nunmal ein anderer Kulturkreis mit anderen Vorstellung, die aber nicht auf Ewig festgesetzt sind. Bei den von Dir gennanten Beispielen geht es doch darum, dass ein Großteil der Bevölkerung diese Standpunkte (noch) vertritt. Die Amis halten uns in einigen Belangen doch auch für bekloppt ("Oh my god! These streets are so small!" hörte ich mal einen rufen, der zum ersten Mal in Europa war). Das Problem ist doch lediglich, dass die jeweiligen "Gegner" immer der Ansicht sind ihre Logik und Moral wären die "Besseren".
 
Ein strenggläubiger Christ oder Muslim tut per se nicht schlechtes. Man bedenke immer, dass sowohl in der Bibel als auch im Koran zu Toleranz Andersgläubiger und zum gewaltfreien Leben aufgerufen wird (Jaja, es stehen auch andere Dinge drin, DAS will ich garnicht bestreiten). Die Glaubenswerke sind in sich voller Widersprüche und auch die Deutungen Geistlicher gehen weit auseinander. Ich persönlich mache einen großen Unterschied zwischen Religion und der Institutionalisierung davon (Kirche). Oftmals (und momentan insbesondere im Islam) legen die Institutionen vor allem die negativen Aspekte der Religion stringent für sich aus. Das macht die Religion an sich aber nicht zum Bösen schlechthin.

Mein ganzes Leben, wo ich unter Bibel- und Koranwissen "zu leiden" hatte, habe ich mich gefragt, an welcher Stelle der Bibel oder in welcher Koransure das so explizit steht. Mein Problem ist, dass vor allem viele Extremgläubige "gut" aus "ihren" Büchern zitieren können, die Liberalen dem jedoch manchmal entgegen stehen. Aber ist vielleicht nicht umgekehrt gerade das wieder das Wichtigste, nämlich den Glauben nicht allein mit dem Buch zu begründen?
 
Mein ganzes Leben, wo ich unter Bibel- und Koranwissen "zu leiden" hatte, habe ich mich gefragt, an welcher Stelle der Bibel oder in welcher Koransure das so explizit steht. Mein Problem ist, dass vor allem viele Extremgläubige "gut" aus "ihren" Büchern zitieren können, die Liberalen dem jedoch manchmal entgegen stehen. Aber ist vielleicht nicht umgekehrt gerade das wieder das Wichtigste, nämlich den Glauben nicht allein mit dem Buch zu begründen?

Sure 109 Al-Kafirun, der letzte Satz. Das "Oh, ihr Ungläubigen" kann man als "Nicht an Allah-Glaubenden" interpretieren. So habe ich es von einem recht liberalen Imam gehört. Es gibt eben solche und solche, mal ganz vereinfacht gesagt.

Ich will vorsichtig sein, doch Gläubige, die nur aus Büchern zitieren haben, denke ich, den Glauben nicht so recht verinnerlicht. Wie gesagt, in den Werken sind etliche Widersprüche drin, weil sie auch einfach über einen sehr langen Zeitraum entstanden sind und vielfach von den Machthabenden in den Institutionen gefiltert wurden. Die Bibel würde vermutlich viel mehr "freundlichere" Stellen enthalten, wenn die Beiträge so noch erhalten wären.

Edit: Hier mal ein Dawkins-Zitat, das ich noch gefunden hatte:

Frage: Sind sie wirklich ein Atheist?
- "Wenn es um Zeus, Apollo, Ra, Wotan, das Goldene Kalb oder das Fliegende Spaghettimonster geht, sind Sie doch auch ein Atheist. Ich setze eben nur einen weiteren Gott auf die Liste." SPIEGEL #22 vom 26.05.07, S. 58.

Dies sagte er einige Monate nach Veröffentlichung seines Buches. Scheint, er hätte die 100% Sicherheit erreicht ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Dies sagte er einige Monate nach Veröffentlichung seines Buches. Scheint, er hätte die 100% Sicherheit erreicht

Er sagt aus, dass er nicht dran glaubt. Du würdest dich ja auch als Atheist in Bezug auf das fliegende Nudelmonster bezeichnen obwohl du die 100% sicherheit eigentlich nicht haben kannst!
In diesem Punkt hat er doch Recht. Oder hast du jemals einen Gedanken daran verschwendet dass es das fliegende Spaghettimonster wirklich geben könnte? Ich nehme jetzt einfach nein an. Es ist genau dasselbe.
Außerdem was bedeutet Atheismus denn?
Dass jemand nicht an ein höheres Wesen glaubt. Was ja schon zeigt, dass jemand sich nicht 100% sicher ist. Dawkins hat soweit ich weiß nie gesagt: "Es gibt keinen Gott", höchstens "Ich glaube nicht an Gott und bin mir da auch sehr sicher". Während unter Christen Aussagen wie: "Es gibt nur einen Gott" o.ä. doch weitverbreitet sind!
Natürlich gibt es auch viele Atheisten die sagen, dass es keinen Gott gibt. Aber Dawkins zählt nicht zu denen!
 
Ja, aber wenn man sich das "fliegende Nudelmonster" als eine Art "Überwesen" darstellt; ist man da immer noch "Atheist"?

Und darauf basiert doch der Glaube. Glauben heißt doch, dass man sich ein hohes Wesen so stark vorstellt, dass man als "Individuum" von seiner Existenz überzeugt ist. Nur beim Atheismus hat das Wesen die "gleiche Stufe".

Okay. Was ist aber dann dieser Dawkins dann? Etwa ein Agnostiker? Er sieht nämlich Gott nicht als "höheres Wesen", sondern als ein "Gedanke an etwas Besserem".


Und was hat das Ganze jetzt mit dem ursprünglichen Thema zu tun?


Cherubion
 
Er sagt aus, dass er nicht dran glaubt. Du würdest dich ja auch als Atheist in Bezug auf das fliegende Nudelmonster bezeichnen obwohl du die 100% sicherheit eigentlich nicht haben kannst!
In diesem Punkt hat er doch Recht. Oder hast du jemals einen Gedanken daran verschwendet dass es das fliegende Spaghettimonster wirklich geben könnte? Ich nehme jetzt einfach nein an. Es ist genau dasselbe.
Außerdem was bedeutet Atheismus denn?
Dass jemand nicht an ein höheres Wesen glaubt. Was ja schon zeigt, dass jemand sich nicht 100% sicher ist. Dawkins hat soweit ich weiß nie gesagt: "Es gibt keinen Gott", höchstens "Ich glaube nicht an Gott und bin mir da auch sehr sicher". Während unter Christen Aussagen wie: "Es gibt nur einen Gott" o.ä. doch weitverbreitet sind!
Natürlich gibt es auch viele Atheisten die sagen, dass es keinen Gott gibt. Aber Dawkins zählt nicht zu denen!

Nun, ich kenne ihn nicht persönlich. Ich habe lediglich interpretiert aus dem, was ich von ihm gelesen habe (und das ist ja ganz subjektiv). Es gibt ja zwei Arten von Atheismus: Atheismus im weiteren Sinne (Abwesenheit des Glaubens an göttliche Wesen) und im engeren Sinne (Glaube, dass es keine göttlichen Wesen gibt). Wissenschaftlich gesehen sind immer alles nur Wahrscheinlichkeiten, man kann also nur glauben, nie absolut wissen. Ich sage ja lediglich, dass ich persönlich glaube, er sei ein Atheist im engeren Sinne.

Ich denke aber ebenfalls, dass er im von Dir beschriebenen Falle besser als "schwacher" Atheist bezeichnet werden sollte ;)

Das Dawkinsthema könnte man ja in einen extra Thread basteln. Da könnte man ja auch inhaltlich besser diskutieren (muss mir das Buch doch mal selbst zulegen).
 
Warum trifft das, nach Deinem Beispiel, nicht auch auf die Logik zu?

Fanatischer Tierrechtler: Wir bringen alle Menschen um, dann kann den Tieren keiner mehr was. Außerdem gibts keine Umweltverschmutzung mehr und es herrscht das Paradies auf Erden.

Logik und Moral schließen sich doch nicht aus, sind beide per se wertneutral und beide vorrangig subjektiv (zudem ist doch jede Moral logisch geschlussfolgert).

Was ist bitte logisch daran, dass ein unverheiratetes Paar nicht zusammenleben darf? (50er Jahre)
 
Was ist bitte logisch daran, dass ein unverheiratetes Paar nicht zusammenleben darf? (50er Jahre)

Naja, zuerst einmal gilt das in der Form ja nur für die damalige BRD. In der DDR sah das ein wenig anders aus (von anderen Ländern mal ganz zu schweigen). Ich denke Grund dafür waren die vorherrschenden Systeme. In der DDR sollte die Frau arbeiten und es war völlig normal, dass die Kinder in Kinderkrippen und -tagesstätten gingen (das war ja auch gewollt, um Einfluss auf sie nehmen zu können, zumindest war so die Theorie). Im Westen hatte die Kirche noch enormen gesellschaftlichen Einfluss und dort galt die Ehe immernoch als das Nonplusultra. Man wollte nach dem Krieg gutbürgerliche Menschen, weil die einfach weniger Probleme machen und Fragen stellen. Es galt schließlich ein Land aufzubauen. Ich weiß es nicht genau, aber ich denke, dass auch die vorherrschende Meinung in den Sozialwissenschaften dahin gingen, dass es einfach das beste System sei, wenn die Frau den Haushalt macht und sich um die Kinder kümmert und der Mann arbeiten geht und das Geld nach hause bringt. So hatte ja praktisch "jeder seinen Platz". Pragmatisch gesehen also durchaus logisch.

Es gibt doch auch aktuell einen großen Streit ob man Kitaplätze ausbauen soll oder ob das die Hölle auf Erden ist. Hier haben die Kitagegner Argumente, wie: "Wenn man sie (die Kinder) zu früh von der Familie trennt, riskiert man, dass sie Aliens werden, die nicht wissen, wo ihr Platz ist. Dort (in den Kitas) herrscht das Gesetz des Dschungels. Die schwächeren Kinder haben keine Chance." - Anna Wahlgren
Klingt in meinen Ohren absolut absurd, doch die meinen das ernst und können es Dir ganz "logisch" erklären, weil sie von ganz anderen Prämissen ausgehen als die Gegenseite.
 
Es galt schließlich ein Land aufzubauen. Ich weiß es nicht genau, aber ich denke, dass auch die vorherrschende Meinung in den Sozialwissenschaften dahin gingen, dass es einfach das beste System sei, wenn die Frau den Haushalt macht und sich um die Kinder kümmert und der Mann arbeiten geht und das Geld nach hause bringt. So hatte ja praktisch "jeder seinen Platz". Pragmatisch gesehen also durchaus logisch.

Imho ist es sozialwissenschaftlich tatsächlich so. Wenngleich man nicht zwischen Männlein und Weiblein unterscheidet. Nach derzeitigem Erkenntnisstand kann diese Rolle genauso gut vom Mann als "Hausmann" ausgefüllt werden. Elterliche Aufmerksamkeit ist extrem wichtig für die Kinder, vor allem, damit sie nicht beispielsweise dauerhaft vorm Fernseher hängen und verblöden (was auch hier mal wieder nicht polemisch gemeint ist, sondern, in übertriebener Form, durchaus zutrifft).

Es gibt doch auch aktuell einen großen Streit ob man Kitaplätze ausbauen soll oder ob das die Hölle auf Erden ist. Hier haben die Kitagegner Argumente, wie: "Wenn man sie (die Kinder) zu früh von der Familie trennt, riskiert man, dass sie Aliens werden, die nicht wissen, wo ihr Platz ist. Dort (in den Kitas) herrscht das Gesetz des Dschungels. Die schwächeren Kinder haben keine Chance." - Anna Wahlgren
Klingt in meinen Ohren absolut absurd, doch die meinen das ernst und können es Dir ganz "logisch" erklären, weil sie von ganz anderen Prämissen ausgehen als die Gegenseite.

Das Problem ist ganz einfach die Gesellschaft. Zunehmende Verwirtschaftlichung und steigende Preise machen es für das Überleben einer Familie fast schon zwingend erforderlich, dass beide Elternteile arbeiten, um einigermaßen ausreichend Geld heranzuschaffen (was wiederum zu Teilen ein Trugschluss ist, da viele dieses Geld für zum Teil völlig nutzlosen Luxus ausgegeben wird). So müssen die Kinder irgendwo anders untergebracht werden. Entweder werden sie (ganz dem Klischee entsprechend) vor den elektronischen Babysitter Fernseher gesetzt, oder sie werden richtiggehend in KiTa-Stätten abgeschoben, wo sie zwar Sozialkontakte zu anderen Kindern haben dürften, aber halt kaum eine vernünftige Beziehung zu ihren eigenen Eltern, welche in der Sozialpsychologie und in der Kindererziehung nach wie vor für eine einigermaßen vernünftige Charakterbildung nötig ist. Sehr viele Problemkinder stammen aus Familien, in denen die Eltern entweder zu wenig Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern; ihre Kinder einfach "abschieben"; es zu viele Kinder sind und die Eltern (oder noch "schlimmer", der allein erziehende Elternteil) überfordert sind; oder die Eltern schlicht und ergreifend kein Interesse an ihren Kindern zeigen.
 
Imho ist es sozialwissenschaftlich tatsächlich so. Wenngleich man nicht zwischen Männlein und Weiblein unterscheidet. Nach derzeitigem Erkenntnisstand kann diese Rolle genauso gut vom Mann als "Hausmann" ausgefüllt werden. Elterliche Aufmerksamkeit ist extrem wichtig für die Kinder, vor allem, damit sie nicht beispielsweise dauerhaft vorm Fernseher hängen und verblöden (was auch hier mal wieder nicht polemisch gemeint ist, sondern, in übertriebener Form, durchaus zutrifft).

Da stimme ich zu. Der Erkenntnisstand in den 50ern war, dass das Kind unbedingt die Mutter brauche und Frauen für feste Arbeit als "schwaches Geschlecht" einfach nicht gemacht sind, deswegen auch das Rollenbild. Dass immermehr Kinder nicht genügend elterliche Aufmerksamkeit bekommen und zur Berieselung durchaus der "Medienverblödung" ausgesetzt werden stimmt leider. Hier würde eine qualitativ hochwertige Kita-Betreuung helfen, die die Kinder sinnvoll beschäftigt und fördert. Man lernt Sozialkompetenz und bekommt ein besseres Verständnis für sich selbst und andere. Ständiges Betuddeln ist aber auch schädlich für das Kind, da es so extreme Abhängigkeit aufbauen könnte und garnicht mehr allein gelassen werden kann.

Das Problem ist ganz einfach die Gesellschaft. Zunehmende Verwirtschaftlichung und steigende Preise machen es für das Überleben einer Familie fast schon zwingend erforderlich, dass beide Elternteile arbeiten, um einigermaßen ausreichend Geld heranzuschaffen (was wiederum zu Teilen ein Trugschluss ist, da viele dieses Geld für zum Teil völlig nutzlosen Luxus ausgegeben wird). So müssen die Kinder irgendwo anders untergebracht werden. Entweder werden sie (ganz dem Klischee entsprechend) vor den elektronischen Babysitter Fernseher gesetzt, oder sie werden richtiggehend in KiTa-Stätten abgeschoben, wo sie zwar Sozialkontakte zu anderen Kindern haben dürften, aber halt kaum eine vernünftige Beziehung zu ihren eigenen Eltern, welche in der Sozialpsychologie und in der Kindererziehung nach wie vor für eine einigermaßen vernünftige Charakterbildung nötig ist. Sehr viele Problemkinder stammen aus Familien, in denen die Eltern entweder zu wenig Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern; ihre Kinder einfach "abschieben"; es zu viele Kinder sind und die Eltern (oder noch "schlimmer", der allein erziehende Elternteil) überfordert sind; oder die Eltern schlicht und ergreifend kein Interesse an ihren Kindern zeigen.

Stimmt auch. Allerdings können die Kinder dennoch sehr wohl vernünftige Beziehungen zu ihren Eltern aufbauen (wenn die denn dies wollen, was eigentlich natürlich sein sollte). Die sind ja nicht 24/7 in der Kita. In Dänemark ist es Standard seine Kinder morgens in die Kita zu bringen und nachmittags/abends wieder abzuholen. (In meinen Augen) gute Eltern beschäftigen sich dann auch noch mit ihnen und das Wochenende ist sowieso Familienzeit. Bei schlechten Eltern werden sie dann wieder sich selbst oder den Medien überlassen. Aber zumindest hätten sie dann am Tage eine vernünftige Betreuung und Förderung. In diesem Falle ist, meiner Meinung nach, die Kita extrem sinnvoll, da die Kinder so wenigstens noch eine Chance auf Fortkommen und dem Entrinnen aus ihrer häuslichen Situation haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Richtig. Aber dieses Rollenbild existiert immer noch. Wenn auch nicht so stark. Und es stimmt auch, dass heute und "morgen" die Kinder durch Medienberieselung "ausgesetzt" sind bzw. sein werden. Also durch elektronische Medien wie Fernsehen oder Computer.
Also ich finde auch, dass man ein Kita ein Kind fördern sollte. Vor allem in Sachen "Selbstbewusstsein" und "Sozialkompetenz". Denn "Betüdeln" soll man ein Kind, wie du es schon sagst, Bomret, nicht. Das Kind soll lernen auf "eigenen Beinen" zu stehen. Das gilt besonders im späteren Berufsleben.

Ja gut. In manchen Fällen ist eine KITA schon sinnvoll. Aber nur dann, wenn die Kinder allerhöchstens (von 2-4) für 1/3 der gesamten Zeit drin sind.



Cherubion
 
Richtig. Aber dieses Rollenbild existiert immer noch. Wenn auch nicht so stark. Und es stimmt auch, dass heute und "morgen" die Kinder durch Medienberieselung "ausgesetzt" sind bzw. sein werden. Also durch elektronische Medien wie Fernsehen oder Computer.
Also ich finde auch, dass man ein Kita ein Kind fördern sollte. Vor allem in Sachen "Selbstbewusstsein" und "Sozialkompetenz". Denn "Betüdeln" soll man ein Kind, wie du es schon sagst, Bomret, nicht. Das Kind soll lernen auf "eigenen Beinen" zu stehen. Das gilt besonders im späteren Berufsleben.

Ja gut. In manchen Fällen ist eine KITA schon sinnvoll. Aber nur dann, wenn die Kinder allerhöchstens (von 2-4) für 1/3 der gesamten Zeit drin sind.



Cherubion

Hmm, also ich als DDR-Kind war in der Kinderkrippe, im Kindergarten und später in der Grundschule gings nachmittags in den Hort. Dort wurde zu Mittag gegessen, Hausaufgaben gemacht und gespielt. War ne tolle Zeit. Zu hause haben wir immer zusammen gegessen und Zeit miteinander verbracht. Hat keinen von den Eltern entfernt. Aber ich kann da nur für mich und diejenigen sprechen, mit denen ich auch später noch Kontakt hatte. Heutzutage würde ich mir eine Kita allerdings sehr genau anschauen, denn die Gelder sind knapp und über 50% der dort arbeitenden haben keinen fachbezogenen Abschluss. Da hinken wir anderen Ländern in der Tat hinterher.