Shuhoku schlenderte gemächlich in der Stadt herum, auf der Suche nach einem guten Schmied. Die Nacht zuvor hatte er die Zahl bestimmter Aushänge in der Stadt deutlich reduziert, und das Gewicht seines Geldbeutels machte sich nun stark bemerkbar.
Als er ihn gerade in der Hand wog, stellte er fest, dass Blut seinen Arm hinunter rann. Er zog den Verband an der rechten Schulter enger. ´Du bist aus der Übung gekommen, mein Lieber´, sprach er zu sich selbst und ging dann weiter. Nach Oblivion sollte es also gehen, soso. Nun, ihre Reise schien sich ja prächtig zu entwickeln. Shuhoku kam zu einem Halt, als er ein großes Schild vor sich sah, von Witterung gezeichnet. "Marboks Waffen aller Art - hochqualitative Ware für den gewissenhaften Träger". Klang gut.
Er betrat das Geschäft. Der Raum schien von seltsamem Qualm durchdrungen, und ein unbekannter Geruch stieg Shuhoku in die Nase.
"Willkommen in Marboks Waffenladen! Willkommen! Endlich mal wieder Kundschaft." Ein untersetzter Mann mit kräftigen Armen trat ihm entgegen. "Nach was seid ihr auf der Suche? Wir führen alle möglichen Arten von Waffen, seien es Schusswaffen, Wurfwaffen, Stich-, Stoß- oder Hiebwaffen, Stumpfwaffen ... für alle Arten von Kriegern ein willko-" Shuhoku unterbrach den Redeschwall des Ladenbesitzers. "Danke, ich würde mich zunächst gern ein wenig umsehen." Er lächelte sein Gegenüber mit leichtem Nachdruck in den Zügen an und dieser verstummte. "Ähm, gerne, seht Euch nur um ..."
Der Geruch wollte ihm nicht aus der Nase gehen. Er sah sich nach der Quelle um, und bald entdeckter er, woher er stammte. An der Wand lehnte ein großer Streitkolben, eine kleine wabernde Nebelwolke umhüllte das obere Ende. Ab und zu schienen sie kleine Blitze zu durchzucken. Von der Nebelwolke ausgehend verbreitete sich der Qualm im ganzen Raum. Der Ladenbesitzer kam wieder herbei. Shuhoku sah ihn kurz an. "Sie führen also auch exotische Waffen?" "Sicher, sicher. Manche Leute meiden aus diesem Grunde meinen Laden, und ich muss zugeben, eine Waffen würde ich kaum jemandem anvertrauen, manche tragen möglicherweise düstere Geheimnisse mit sich." Shuhoku fragte nicht weiter. Er schritt zwischen den Waffenständern hindurch und blieb dann vor einem unscheinbaren Regal stehen. Auf einer Reihe lag ein langes Katana. Shuhoku sah es sich an, und sein Blick schien sich in den Details zu verlieren. Es schien aus daedrischem Material zu sein, oder zumindest etwas vergleichbarem. Rote Inschriften zogen sich über die flache Seite der Klinge. Shuhoku beugte sich näher heran. Ein kleiner Luftzug stieß ihm plötzlich entgegen, wie ein Schwall abgeschwächter, einst stärkerer Energie. Die Schriftzüge glühten matt.
Fragend sah Shuhoku zu seinem Gesprächspartner. "Ich führe dieses Schwert schon seit längerem. Es ist unbekannten Ursprungs, doch man erzählte mir, es habe einmal einem großen Krieger gehört." - "Aha." - "Manche sehen es als gefährlich an. Es wurde mir in einer großen Kiste übergeben, ich habe bis jetzt nicht gewagt es direkt anzufassen. Leider ist es nicht leicht verkäuflich, da es scheinbar einer bestimmten Person gehörte, welche als einzige im Stande war, es zu tragen. Um es exakter auszudrücken, scheint die Klinge nur einer bestimmten Blutlinie zugänglich zu sein, andere sind nicht in der Lage, es zu nutzen. Doch welche Macht auch immer dies bewirkt, sie scheint abgeschwächt zu sein, das seht ihr an dem matten Glühen. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass diese Inschriften vor einigen Jahrzehten oder gar Jahrhunderten sicherlich heftiger geglüht haben als heute. Der Besitzer dieser Waffe wandelt womöglich schon sehr lange Zeit nicht mehr auf dieser Welt." Shuhoku betrachtete das Schwert argwöhnisch. Wohin er auch sah, es sah in seinen Augen so elegant aus, so vollkommen. Das Alter schien sein Erscheinungsbild nicht verändert zu haben. Er konnte nicht anders und streckte die Hand langsam danach aus.
Der leichte Hauch Energie, der ihm anfangs entgegengeschlagen war, machte sich plötzlich ein wenig stärker bemerkbar. Ein Flackern schien durch die Schriftzeichen zu laufen. Shuhoku streckte die Hand weiter aus, er spürte, wie er zitterte. Zunächst geschah nichts. Er kam dem Schwert immer näher, neben ihm schluckte der Ladenbesitzer. "Ihr solltet besser aufhören." Doch Shuhoku ignorierte ihn. Als er es beinahe berührte, wallte die verborgene Energie plötzlich auf und ein heftiger Luftstoß ließ Shuhokus Umhang flattern. Mit wehenden Haaren berührte er das Schwert. Ein weiteres Flackern durchlief die Klinge und die Schriftzeichen begannen mit einem Male, stärker zu glühen. Noch ein Flackern. Dann spürte Shuhoku, wie der Schwertgriff unsagbar heiß wurde. Er wollte loslassen, doch die Waffe schien an seiner Hand zu kleben. Der Schmerz wurde größer. Schließlich ging der Halbelf keuchend in die Knie. Eine unbekannte Macht schien nach seinem Herz zu greifen, wollte es zerfetzen. Dann spürte er, wie etwas in seinen Gedanken rumorte, seinen Geist durchstöberte. Er spürte es am ganzen Körper. Zitternd hockte er da, von Schmerz durchströmt, dann hörte alles auf. Die Waffe lag noch immer in Shuhokus Hand. Die Schriftzeichen glühten nun beständig und er fühlte, wie sich etwas durch seine Gefühle bahnte. Er fühlte Trauer, er fühlte Freude. Er fühlte Hass und Brüderlichkeit, Anspannung, Ruhe. Irgendetwas schien auf seiner Suche durch seinen Geist auf einen Hinweise gestoßen zu sein. Die fremde Macht welche ihn ergriffen hatte, quälte ihn nicht weiter.
Noch unregelmäßig schnaufend, stand der Halbelf auf. Die Waffe in seiner Hand vibrierte leicht.
Er sah sich nach dem Ladenbesitzer um. Dieser hatte sich nicht von der Stelle gerührt und starrte ihn fassungslos an. "Was - wie - das - hm? .... Das ist nicht möglich!" Shuhoku sah ihn unsicher an. Der Ladenbesitzer fuhr sich nervös mit den Fingern durch die Haare. "Die Waffe hätte wohl jeden anderen bewusstlos gemacht oder gar getötet. Ich ... weiß nicht wie ihr das überstanden habt. Ist das möglich? Das Schwert gehört Euch womöglich. Vielleicht einem eurer Vorfahren. Jedenfalls hat es Euch als Träger akzeptiert." Mit langem Blick sah Shuhoku auf die Waffe in seiner Hand hinab. Es bestand kein Zweifel, er wollte sie unbedingt kaufen. Er wusste nicht, ob sie tatsächlich jemandem aus seiner Familie gehört haben könnte, aber er hatte das Gefühl, dass er nun, wo er es einmal in der Hand gehabt hatte, nicht mehr da lassen könne. "Sagt, wie viel kostet das Schwert?"
"Ihr ... ihr fragt nach dem Preis? Es ließ sich bis jetzt nie verkaufen, und ihr scheint ein rechtmäßiger Träger zu sein. Ich glaube ... ich glaube, ihr könnt es direkt behalten. Wartet, ich hole Euch die dazugehörige Schwertscheide."
Diese sah nicht minder elegant aus. Nachdem Shuhoku die Waffe an seinen Gürtel montiert hatte, kaufte er noch einige andere Waffen, den Großteil stellen Wurfsterne und -messer dar, außerdem mehrere Dolche und verschiedene Werkzeuge, welche er führ seinen Beruf gut gebrauchen konnte.
Bis an die Zähne bewaffnet trat er schließlich wieder aus dem Laden, einen verwirrten Verkäufer und eine Menge Geld zurücklassend. Die meisten seiner Waffen waren nicht auf den ersten Blick zu sehen und gut verborgen, nur sein neues Schwert hing an der Seite seines Gürtels. Er hatte sich ein weiteres Katana zugelegt, welches unter seinem Umhang verborgen auf dem Rücken montiert war. Er bevorzugte eben den Kampf mit zwei Klingen.
Auf seinem weiteren Weg durch die Stadt begegnete er Erik, Gundula und Mordred, direkt hinter ihnen lief eine Dunkelelfe. Sie alle schienen einen mächtigen Kater zu haben, jedenfalls ihrer Gangart nach zu urteilen. Shuhoku verstand immer noch nicht, wie man so viel Spaß am Trinken haben konnte dass man eine ganze Nacht durchmachte. Er war wohl einfach nicht der Typ für sowas.
Shuhoku kehrte zu der Taverne zurück, in welcher die Gefährten genächtigt hatten (zumindest ein Großteil von ihnen). Gerade wollte er die Treppe hinaufsteigen, um seine restlichen Sachen für die Reise nach Oblivion bereit zu machen, da bemerkte er Ryu, der etwas abwesend in einem großen Sessel saß. Plötzlich blickte er Shuhoku direkt in die Augen, der Halbelf fühlte sich wie an Ort und Stelle genagelt. Er spürt in Ryus Blick, wie irritiert dieser war. "Shuhoku ... was ist das für ein Schwert das du da mit dir trägst?"