Hanfi war von den Ereignissen für einen Moment überwältigt.
Niemals hatte sie geglaubt, dass es Atlantis, geschweige denn seine Bewohner wirklich gab. Sie kannte die Sage von Atlantis und seinem Volk sehr gut, es gab sogar eine Geschichte in der "Shapeir-Saga", in der der Prinz von Shapeir Atlantis besuchte. Hanfi betrachtete das seltsame, durchsichtige, grüne Material. Sie sah wie Solitarius seine Hand hindurchstreckte, in das Wasser hinein. Das irriteirte Hanfi doch ein wenig. Ein solch mächtiges, magisches Material war bisher in keiner Sage erwähnt gewesen. Den Pferden gefiel die Unterwasserfahrt gar nicht. Sie waren unruhig und wurden von den grünen Wesen nur mit Mühe im Zaum gehalten.
Da wurde Hanfi von lauten Stimmen aus ihren Gedanken gerissen. Sie wandte sich rasch um. Ihr bot sich ein merkwürdiges, aber leider nur allzu eindeutiges Szenario.
Luxorian lag am Boden, offenbar war er wieder bewusstlos, sein Gesicht begann schon, braun anzulaufen. Garett stand vor ihm, den Dolch in der Hand und wiederum vor ihm stand der Silberhirsch von Arifess. Arifess hatte sich zwischen Garett und den Hirsch gestellt. Breitbeinig stand die kleine HAlbelfin da, die Fäuste in die Seiten gestemmt, bestrebt ihr geliebtes Reitteir bis um Tod zu verteidigen. Sie fluchte gerade it Garett um die Wette, als Hanfi sich entschloss, zwischen sie zu treten.
"Hey, ganz ruhig ihr zwei. Hört sofort auf, euch so ungewählt auszudrücken!"
Garett und Arifess verstummten kurz, doch dann rief Garett:
"Wir brauchen das Fleisch von dem Viech für Luxorians Leben!"
"Aber ich würde für meinen Rifassenar sterben!" ,kreischte Arifess.
"Nur die Ruhe, ich bin sicher, es lässt sich ein Kompromiss finden."
, meinte Hanfi vorsichtig.
"Was soll das für einer sein?" ,brüllte Arifess, sie war total in Rage.
"Nun, also die beste Möglichkeit wäre natürlich, dass wir ein anderes Heilmittel finden. Ich habe mal gehört, dass Seepflanzen auch heilende Wirkung haben sollen. Wie wäre es wenn wir die Leute von Atlantis um Hilfe bitten? Sie haben uns ja auch schon Hilfe zugesagt, dass einzige Problem hierbei ist die Frage, ob Luxorian es aushält bis wir da sind. Außer dieser sehe ich nur eine Möglichkeit, wie wir Luxorian retten könnten, ohne Rifassenar zu töten, aber diese Möglichkeit ist eklig, grausam und einfach nur widerlich. Dnekt nicht, dass ich irgendwelche tierquälerischen Phantasien habe, aber das ist der einzige Kompromiss, der mir sonst noch eingefallen ist. Aber ich werde jetzt erst einmal die Leute von Atlantis fragen."
Und so schritt Hanfi, auf eine der grünen Personen zu. Es war ein älterer Mann, der in ein prächtiges, wenn auch etwas verstaubtes gewand gehüllt war. Die Bewohner von Atlantis, mit ihrer blassgrünen Haut und den spitzen Ohren, erinnerten sie irgendwie an Dunkelelfen, weshalb sie sich zu ihnen ein wenig verbunden fühlte. Der Einzige Unterschied war, dass ihre Augen nicht rot, sondern Grellgrün waren. Das fliegende, stets feuchte Haar der Meeresbewohner war von sattgoldener Farbe und bildete einen harmonischen Kontrast zu den kühln Erdtönen des Meeresgrundes. Hanfi wandte sich an den Mann mit den Worten:
"Verzeihung, aber unser Freund Luxorian macht es nicht mehr lange, wenn er kein Gegengift bekommt. Habt ihr nicht irgendetwas um ihm zu helfen, bitte, er darf nicht sterben!"
Der Mann sah Hanfi ein paar Sekunden freundlich an, dann antwortete er mit langsamer und bedächtiger Stimme:
"WIr können das Gift nicht hier heilen, das ist unmöglich. Lass mich ihn mal ansehen..."
Und er schritt zu Luxorian, beugte sich kurz über ihn und fühlte seinen Puls. Dann wandte er sich wieder an Hanfi:
"Junge Frau, hast du noch niemals einen Erstehilfekurs besucht? Was tut man da bei Vergiftungen?"
"Keine Ahnung.." ,meinte Hanfi ratlos, in diesem Moment sprang Erik vor.
"Ich weiß es, man hat mich auf diese Weise oft genug vorm Alkoholvergiftungstod bewahrt!"
"Gut, auf diese Weise könnt ihr ihn am Leben erhalten, bis wir da sind. Also los, beeilt euch. Holt das Gift mit Brechmittel aus seinem Magen raus, dann macht weiter mit Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung! Aber verliert keine Zeit damit, das Gift hat sich schon viel zu sehr ausgebreitet!"
So begannen die Gefährten also mit vereinten Kräften, Luxorian wiederzuebeleben....