Es war schwer auszumachen, doch niemand der Gruppe wusste WER Arec wirklich war. "Ein Nachtläufer, von ehrenwertem Hause..." hatte er sich vorgestellt. Idril erfuhr später, dass er sogar der älteste Prinz war. Hatte sie es jemandem erzählt? Unwichtig! Es würde nichts ändern. Doch nicht mal sie ahnte, dass es Mächte gab, die verschleiern, flüstern und intrigieren, sogar mehr als bei den Drow üblich. Das Produkt war Arec. Eleasar kam dem langsam auf die Schliche, aber würde er begreifen, in was er dort seine untote Nase hineinsteckte? Wohl kaum. So ging ein in Gedanken versunkener Drow neben der Gruppe, oder zwischen ihr, und blieb sehr ruhig und zurückhaltend für seinen Stand. Es schien in Vergessenheit geraten zu sein, dass er kein Pferd hatte. Arec wurde nicht eingeladen bei jemandem mit zureiten und auch sonst war er fast ausschließlich zu Fuß unterwegs. So waren sie eben... die Nachtläufer.
"Was störst du mich jetzt? Ich habe zu tun. Siehst du das nicht Sklave?", fauchte die Mutter Oberin. Der Dwemer, ein für sein Volk sehr schmächtiger Zwerg der Unterwelt warf sich zu Boden. "Verzeiht tausendmal unsterbliche Herrin... aber ich wurde mit einer Botschaft geschickt..." Die Stolzeste der Drow drehte sich auf dem Absatz herum. "Botschaft?", keifte sie, "Was für eine Botschaft? Sprich geschwind, bevor ich mich an deinen heraus gerissenen Eingeweiden ergötze!" Ängstlich stotterte der Zwerg. "Ich... ich wurde von meinem Herren Taros geschickt..." - "Was will dieser Wurm! Komm auf den Punkt!" Verstört kroch der zu Boden geworfene auf Knien etwas zurück. "Er meint, dass ich euch sagen soll.... er,... er,... er ist bereit meine Göttin...." Augenblicklich verwandelten sich die ärgerlichen Züge der Mutter zu Gierigen. Sie lies ein Lächeln erblicken, was dem armen Zwerg noch mehr Angst gemacht hätte, wenn er sich getraut hätte sein Haupt zu heben, aber er traute sich nicht. Er war ein Sklave, ohne Rechte, nichts wert. Jede Sekunde konnte seine letzte sein. Der Erhaltungstrieb flüsterte ihm ins Ohr, dass er sich nun sehr schnell verziehen sollte. ".... darf ich ihm was ausrichten ... Herrin?" Langsam und grazil schritt die Drow auf den bebenden Klumpen Lumpen und Barthaare zu. Wie ein Raubtier, dass die völlige Überlegenheit gegenüber einem Jungen eines Beutetiers auskostete, sich an seiner Todesangst labte. Tödlich, gnadenlos, unberechenbar. "Du ..... " sie machte eine lange Pause. Die Augen des Dwemers erblickten die prächtigen Schuhe vor sich, die alleine mehr wert waren, als 1000 seiner Sorte. "... kannst ihm eine Nachricht bringen.... Sage dem Männchen, ..... das ich hocherfreut bin und er schon mit den Zutaten beginnen soll....STEH AUF!" Der Sklave rappelte sich hoch, so schnell es sein Körper zu lies. "Wenn er fragt welches Blut er nehmen soll...." Sie überwand ihr hochnäsiges Ego dem zitternden Klops in die Augen zu schauen. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen. Panisch zuckte der Zwerg zusammen, als er das Klingen von Metall hörte. Im nächsten Moment streifte ein Dolch sein Blickfeld. "...dann sag ihm....." Sie kämpfte mit der Gier. Der Zwerg bekam Angstschweiß auf dem schmutzigem Gesicht. Er hatte Todesangst. Langsam wurde die Spitze unter seine Nase gehalten, hin und her geschwenkt. Er wagte nicht sich zu bewegen, schreiend fort zulaufen. Er war nichts wert und just in diesem Moment war es ihm wieder bewusst.....
Ein dumpfes Gefühl durchfuhr Mark und Bein. Unter Anstrengung vor Angst seinen Kopf zu bewegen schaute er an sich herab... Der Dolch steckte tief in seinem Bauch. Die Mutter Oberin begann zu lachen. Sie lachte ihn aus. Dann flüsterte sie ihm zu. "...deins!" Der Sklave keuchte. Er drehte sich wankend um, wollte seinem Herren die Nachricht geben. Alles wurde verschwommen. "WURM! HABE ICH DIR ERLAUBT MIR DIEN RÜCKEN ZUZUWENDEN!?" Sie stieß ein schrilles Kreischen aus. Stieß erneut zu, auf seinen Rücken. Noch mal und noch mal. Sie begann wieder zu lachen. Es machte ihr Spaß. Sie labte sich an den hilflosen Bewegungen. "Mehr! VIEL MEHR!" Sie stieß wieder auf ihn ein. Der ganze Saal war von ihrem hysterischen Lachen erfüllt. Schließlich brach der Leib des Zwergs zusammen. Aus über 20 Stichen im Rücken floss sein Blut. Er weinte. Es wurde schwarz um ihn. "NEIN! DU WIRST NICHT STERBEN!" Sie machte eine bogenförmige Handbewegung und vollführte eine Zweite innerhalb dieses magischen Bogens. Eine kleine Kugel, die unförmige vor ihr schwebte, erschien. Dann drückte sie die Kugel in Richtung des blutenden Dwemers. Ohne Widerstand drang das magische Geschoss in ihn ein. Er spuckte Blut und wurde aus dem Übergang zum Tod gerissen. Zu allererst merkte er den unerträglichen Schmerz, dann die Atemnot, denn Blut war ihn sein Lungen gekommen. Er erstickte, wieder und wieder. Hundert mal... tausendmal... es war egal... und dazu immer dieser brennende Schmerz an seinem ganzen Leib. Er hörte wie die Mutter den Zwerg wieder auslachte. Kalt ohne Gnade. Auf dem Höhepunkt dieses Ausstoß von Schadenfreude rammte sie ihm den Dolch in den Hinterkopf. "Bring ihm den Ritualdolch gleich mit...." prustete sie zwischen dem Lachen hervor. Unter schier unmöglicher Qual schleppte sich der Zwerg, eine deutliche Blutspur hinter sich herziehend, zum Ausgang. Zwei andere Sklaven von den alten Wäldern kamen hastig angelaufen. Es waren jungen Menschen. Geschwister. Ein Junge und ein Mädchen. Sie gingen einem Menschenjäger auf ihrem dem Heimweg ins Netz und wurden an die Drow verkauft. “Macht meinen Fußboden sauber...“ Sie zerfetzte mit einem Streich ihrer Klauen die Kleidung der Beiden und riss sie ihnen vom Leib. "...mit euren Lumpen!" Nackt und entblößt standen sie da, versuchten die Scham zu überspielen, den Anderen nackt zu sehen. Stolzen Schrittes schritt die Herrscherin der Drow aus den Gemächern und ließ die Beiden so stehen.
"Ah Sklave, komm ... oh" Der untote Magier stockte ernüchtert. Blutend und als lebendes Wesen entblößt hielt sich der Zwerg an einem Pfosten fest. "... ich verstehe. Hast den Do...." Sein Diener kippte nach vorne um. Taros Blick fiel auf den diamantbesetzten Griff des Ritualdolch aus mysteriösem schwarzem Material. "Hm. Sehr gut." Ohne weitere Anstalten zu machen umschloss eine Hand den Schaft und zog ihn aus dem Kopf. Ein Stück Gehirngewebe an der Klinge wurde mit einer lässigen Handbewegung abgeschüttelt. "Nun denn..." sprach er mehr zu sich selbst. "Weiter im Text." Er ging zu einem alten Wälzer herüber, beachtete den Diener nicht weiter, der durch schwarze Magie immer noch starb, aber lebendig war. "M... M.... Mei.... Meister..." stammelte er. Sein Wimmern wurde ignoriert. Taros blätterte die alte Schrift um und vertiefte sich weiter in das Pergament. "Blut eines Opfers... so so..." - "Meister....." Er schaute den Zwerg an "Sie hat den Überblick, das muss man ihr lassen." Der Lich griff nach einer Ampulle und schritt zu dem Sklaven herüber, bückte sich und fühlte aus einem Einstich Blut hinein. Vorsichtshalber wiederholte er den Vorgang noch zwei mal. Besser etwas mehr haben als zu wenig. "Mei... ster...." stammelte der Zwerg wieder und reckte seine kurzen Arme erflehend dem Lich entgegen. Einen Augenblick betrachtete Taros das Häufchen Elend. "Ich glaube wir sind dann fertig... Du darfst dich entfernen!" Hilflos schaute sich der Diener, mit verschwommenen Blick um. Was sollte er, gehen? Aber wie? War er so wertlos, dass niemand Anteil an seinem Zustand nahm? Er konnte sich die Frage selbst beantworten. Der Wert eines Leben war von dem Wesen abhängig und sein Wesen war.... überflüssig. Taros zog die Nase hoch. Er murmelte etwas in der Sprache der Lichs und hielt dem Zwerg seine weiße Hand entgegen. Dieser spürte auf einmal .. Erleichterung. Der Schmerz ging. Er fühlte sich wohlig. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich in sein pausbäckiges Gesicht und eine einsame Freudenträne lief ihm über die Wange. Kurz darauf zerfiel er zu Staub und nur ein dunkler Fleck blieb übrig. Taros räusperte sich. "Sklave!" rief er. Ein Elf kam angelaufen. "Meister?" Er wurde auf den Staub auf dem Boden verwiesen. "Kehr hier mal durch. Diese alten Gerätschaften vertragen Staub nicht so gut." Eifrig eilte der Elf davon um einen Besen zu holen.
"Arec?" Zohani sah den Nachtläufer an. "Hm?" Er schaute zu ihr hoch. "Alles in Ordnung? Ihr wirkt so gedankenverlorenen." Der Krieger richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart. "Oh, es ist nichts... Ich habe nur nachgedacht." Sie machte ein etwas verwundertes Gesicht, was sich jedoch schnell in ein freundliches Lächeln umwandelte. "Über was denn?" Arec überlegte kurz. "Nichts besonders. Die Schiffsreise. Ich bin noch nie mit dem Schiff gefahren." Zohani hielt einen Moment inne. "So? Nun, es ist nichts besonders. Alles schaukelt etwas, aber wenn wir guten Wind haben, sind wir damit viel schneller unterwegs, als wenn wir im Eiltempo galoppieren würden." Arec nickte erstaunt. "So schnell? Hmmm..." Angesichts, dass es eine glatte Lüge war, klappte sein Schauspiel ganz gut. Er schämte sich nicht dafür.
"Ein schwarzer Strom teilte das hohe Gras der Steppe von Parakem. Das Gras war seit Monaten nicht mehr von frischem Nass getränkt worden und hatte daher sämtliches Grün verloren. Zurück blieb ein breiter Pfad niedergetrampelter, sterbender Pflanzen, die im staubigen Boden zu Selbigem wurden. Die Armee der Drow nährte sich einem weiteren Dorf. Einer der vielen Stopps die sie einlegen musste, um ihre Krieger/inen zu versorgen. Plötzlich hob die General, die auf einem sehr edlen Schlachtross an der Spitze ritt, ihre Hand. Die Gruppenführer brüllten nach und nach das Kommando zu halten. Einer kam zu ihr. "Was ist los Herrin?" Sie sah weiter nach vorne. "Iz'nar!" Der Drow riss den Kopf in ihre Blickrichtung. Er erblickte ein einzelnes Wesen, ganz allein in dieser gottverlassenen Ebene. Es war in dunkle Rüstungsteile gehüllt und hatte weiße Haare und dunkle Haut. Eindeutig ein Drow. Ein Griff eines großen Schwertes lugte hinter einer Schulter hervor, an der das rote Band der Blutjäger im Wind flatterte. Der Gruppenführer schmunzelte. "Iz'nar!" Er gab per Zeichensprache den Drow den Befehl einer Gruppenbildung von zehn Mann hinter ihm, die folgen sollte und zog seine Klinge. "Lass ihn am Leben. Er soll sagen, was er will!" - "Jawohl Gebieterin."
Auch als der Anführer der Assassinenkaste der Drow den Trupp auf sich zu kommen sah, bis an die Zähne bewaffnet und mit blutdurstigem Blick, bewegte er keinen Finger. Er stand einfach da. "Hat sie dir gesagt, dass ihr mich am Leben lassen sollt?" Der Gruppenführer stutze. "Mir ist zwar schleierhaft woher du das weißt, aber ich habe nicht den Befehl dich unversehrt zu lassen Hundsfott!" Der Jäger lachte. "Ich habe viele Augen und Ohren." - "Dann brauchst du ja deine eigenen nicht mehr! GREIFT IHN EUCH!" Die Krieger der 1000 Klingen stürmten auf Iz'nar zu, der es immer noch nicht für notwendig hielt sich zu rühren. Kurz davor stieß er aus: "Ich weiß wo es ist!" - "HALT! Wartet noch... wo was ist?" - "Das Artefakt." Der Gruppenführer machte ein böses Gesicht und spielte den Ahnungslosen. "Ich weiß nicht wovon du redest." Iz'nar seufzte übertrieben und rollte mit den Augen. "Das letzte Teil des Schlüssels: Ein kleiner Stein, der als innerer Ring der drei Teile dient von unscheinbarer Gestalt, aber großer Bedeutung, ist." Der Gruppenführer schnaubte. "Du weißt mir viel zu viel! Sag schon, wo ist er? Aber verlass dich nicht drauf, dass wir dich dadurch unversehrt lassen." Der Blutjäger lachte wieder. "Denk an deine Befehle...." Er erntete ein böses Augenfunkeln. "Der Stein ist bald hier: Auf einem Wellengefährt kommt er daher und erscheint ohne Wissen seiner Gäste. Sie ziehen gen Westen über das Meer, um mit euch zu feiern das blutige Feste." Die Soldaten sahen sich verdutzt an während der Gruppenführer innerlich kochte. "Hör auf zu reimen hinterhältiger Schleicher! Also... ein Schiff und der Träger kommt wegen des Krieges...Hmmm... welcher Hafen?" - "Jintai." - "Woher weiß ich, dass du uns nicht in die Irre führst?" Die Soldaten wurden bei diesem Wortlaut unruhig und hielten zum Schlag bereit ihre Schwerter fest. "Kannst du nicht... aber ER reißt mit dem Stein. Das sollte Grund genug sein Jintai aufzusuchen!" - "Wer? .... WAS? ER kommt hier her?" Iz'nar lachte über das Gesicht des Gruppenführers. "Mannen, wir müssen uns beeilen", sie schauten ihn an, "Schnell, ihr beide sagt berichtet der General was er uns gerade gesagt hat, und sagt ihr ALLES! Du, du, du und du geben den anderen Gruppenführern die weiteren Befehlen von ihr weiter. Der Rest bleibt mit mir hier und behält diesen Windhund im Au..." Er sah sich um. "Wo ist er? Iz'nar!" Der Trupp schaute sich suchend um, doch nur der trockene Wind war noch zu sehen.