Gähnend stand der Matrose an der Reling und schnaubte dem weiten Meer seinen stinkenden Atem entgegen. Müde streckte er sich und zog seine Klinge aus dem Hosenbund. Langsam fuhr einer seiner dreckigen Finger für die Schneide. Sie war scharf genug. Selbst wenn würde eine stumpfe Klinge nur mehr Schmerz verursachen. Solange er und die anderen ihre Aufgabe erfüllten und die Reisenden an ihrer Überfahrt hinderten und sie zugleich zu den Fischen brachten war die Schärfe des Metalls nicht essentiell. Der Maat, ein seltsamer Dunkelelf, rief vom Steuerdeck herunter. Ihr Spitzel am Stadtor hatte die Zielpersonen gesehen, sie waren angekommen. Endlich konnte es los gehen. Schon lange sehnte sich die Mannschaft mal wieder nach etwas Abwechselung, und der fremde Auftraggeber hatte gut bezahlt. Er lachte innerlich. Zu laut wohl, dass er das Auge nicht hörte.Es beobachtete ihn schon die ganze Zeit. Es war allgegenwärtig, die ganzen letzten Tage. Wieder und wieder hatte es sich alles eingeprägt, kannte jeden Winkel, jeden Mann an Bord. Doch es war verhaart, hatte geruht. Jetzt aber, waren die Reisenden nahe, jetzt schrie eine innere Stimme aus dem Auge heraus und weckte es. Jahrhunderte alte Instinkte reagierten auf diesen Ruf und manifestierten das Auge in einer dunklen Gestalt, finstere als die Nacht selbst. Schemen formten sich zu einer Hand, eine Klinge haltend. Das Metall gierte und schrie als es das warme Blut auf seiner Oberfläche spürte, das Wesen in seinem Innern labte sich daran, es wollte mehr.
Gurgeld glitt der Matrose zu Boden und besudelte das alte dreckige Holz mit groben Spritzern aus seinem kopflosen Körper. Das Haupt, noch immer grinsend, rollte über das Deck und blieb vor dem
Maat liegen. Schrecken durchfuhr den Drow und ließ ihn aufblicken. Das Auge präsentierte sich ihm in seinem ganzen neuen schrecklichen
Glanz. Das kreidige Gesicht des Drows spiegelte sich in der Maske und verzerrte sich zu absurden Formen. Es war als offenbarte die Maske ihm seine innerstes Übel, seinen Hass, seine Sünden, ein Spiegel all seiner Abgründe. Galle stieg in dem Maat auf und er erbrach sie über dem Blutbeschmiertem Boden. Der mit Stacheln bewehrte Handschuh des Auges krachte in den Brustkorb und ließ dunkles Blut auf Galle folgen. Wieder schrie eine innere dämonische Stimme auf, diesmal aus der Rüstung selbst. Auch sie gierte nach weiterem Blut. Weitere Matrosen, angelockt durch das dumpfe zu Boden Krachen der leblosen Körper ,stürmten auf das Deck. Viele verloren den Halt, rutschten sie doch auf dem Boden aus, der nass und schmierig von all dem fließenden Leben war. Die Dunkelheit nahm sich ihrer an, liebkoste sie mit einer Umarmung.
Ihre Seelen schrieen vor Schmerz als sie hinab gezogen wurden.
Ruhe kehrte ein. Der Wind strich sanft durch die Segel. Die Möwen zogen ihre Bahnen und die einzigen Geräusche erzeugten sie vielen Leute, die sich weiterhin am Hafen tummelten.
Ebenso gelassen erreichten die Reisenden das Schiff. Wohlwissend das es zu ruhig war und über die gesamte Reise hin vorsichtig geworden, zogen sie ihre Waffen. Zwei Drow betraten als erste die lange Planke hinauf zum Deck. Eng beieinander, mit gezückten Klingen. Ruhe, mehr hatte das Schiff nicht für sie übrig. Ein Lich gesellte sich zu ihnen, dicht gefolgt von einer seltsamen Gestalt mit gewaltiger Sense. Sie fuhren herum als sie die Bewegung am Steuerdeck wahrnahmen.
Umrahmt vom gleißenden Licht der Sonne, warf das Auge einen langen Schatten die Treppe hinab.
Der Lich bemerkte schnell, dass der Schatten sich unabhängig von seinem Träger bewegte und sich immer wieder in mehre Teile spaltete und gänzlich seine Form änderte.
„Wir haben uns lange nicht gesehen“, sagte das Auge und erfuhr zugleich das er von den anderen Leonar genannt werden würde. Leonar Shelsar, Bote der Schatten, treuer Diener des Blashko, Deluculi des Hypnos.