Seit dem Vorfall mit den Holzfällern waren nun schon zwei Tage vergangen, immer weiter erstreckte sich der Wald, doch hätten die beiden sich die Mühe gemacht auf einen der Bäume zu klettern, hätten sie die Burg von Fürst Ramiel bereits gesehen. Es stand etwas erhöht auf einem Hügel und aus strategischen Gründen war dieser komplett gerodet worden. Vom Wald aus hätte man trotzdem nur die zwei stattlichen Türme der Feste aus dem Baummeer herausragen sehen. Doch die zwei Reisenden wussten wohin sie gehen mussten und heute Abend würden sie eintreffen, wenn der Weg sie nicht noch langsamer macht, als es im Wald an sich üblich war.
Ryu und Rhia ritten schweigend hinter einander und hingen ihren Gedanken nach. Plötzlich hob Rhia den Kopf und sprach aus, was sie schon die ganze Zeit beschäftigte.
„Was wollen wir denn tun um unsere Forderungen durch zu setzen? Warum sollte er sich von uns das Holz kaufen oder woanders her holen wenn er es sich einfach nehmen kann? Wir können nicht überall sein, der Wald ist groß und er kann uns sehr leicht wirklich schwer treffen, wenn er weiß, was er tun muss.“ Sie seufzte.
„Mach dir keine Sorgen, wir werden schon den rechten Ton treffen, du weißt doch selbst das Ramiel ein Feigling ist, der immer den Weg es geringsten Widerstandes gehen wird. Wir müssen nur wissen, was ihn so sehr auf Konfrontation mit dem Clan treibt. Wenn wir mehr Druck aufbauen wird er nachgeben und außerdem hast du ja ganz Recht gesagt, dass der Drachenclan euch helfen wird, genau wie viele andere, die mit euch in Handel und Freundschaft stehen. Unsere lange Reise damals hat sich doch gelohnt oder nicht?“
„Sicher, nur Handel und Krieg sind zwei sich fast ausschließende Systeme.“
„Du wirst sehen, dass wir es schaffen werden, ich bin ja auch noch da.“ er lächelte ihr aufmunternd zu.
Sie nickte und die beiden ritten wieder schweigend weiter.
Als die Dämmerung sich langsam herabzusenken begann, standen sie am Beginn der Rodungszone und nutzen nun eine etwas holperige Straße, um zum Tor zu gelangen. Normal hätte das Tor am Tag offen gestanden, um die Dorfbewohner der umliegenden sehr kleinen Dörfer in den Burghof und ihre Geschäfte erledigen zu lassen. Doch es war verschlossen und schien heute auch nicht geöffnet worden zu sein.
Das schien der Wölfin mehr als merkwürdig, zumal die Zinnen ausgebessert worden waren und überall mehr Bewaffnete an den Mauern standen, als unbedingt notwendig gewesen wäre.
Man hatte sie also schlage gesehen, als sie am Tor anlangten und anklopften. Eine kleine Luke wurde geöffnet und ein Mann mit einer großen Warze auf der Nase, der äußerst missmutig drein guckte fuhr sie an, was sie der wollten und wer sie glauben das sie wären und das sie am besten verschwänden bevor er heraus käme, um sie zu vertreiben.
„Wir sind Gesandte vom Wolfsclan und wir wollen mit Fürst Ramiel in wichtiger Angelegenheit sprechen.“ unterbrach die Meisterin der Wölfe ihn unsanft, „und wenn ihr weiter so herumpöbelt, werde ich dem Fürsten davon berichten, wenn ich mit ihm spreche und das werde ich!“ Ihre Augen funkelten bestimmt und ihre ganze Haltung zeigte deutlich, wer von ihnen höher im Rang stand.
„Aber wer seid ihr? Gesandte, dass kann ja jeder sagen!“ knickte der Wachposten schon halb ein.
„Ich werde mich von dir nicht weiter beleidigen lassen, lass uns endlich ein und hohle mir deinen Truppenführer her, der wird dir schon zeigen, wie du mit werten Gästen umzugehen hast!“
Das hat nun dem Mann etwas zu denken gegeben und eröffnete eine Pforte, durch die sie mit den Pferden am Zügel eintreten konnte. Nach wenigen Minuten war auch der Führer der Torwachen anwesend. „Nun wer seid ihr, das ihr so unverhohlen Einlass fordert?“
Rhia schob ihre Kapuze komplett nun in den Nacken, dass man ihre schönen Wolfssaugen ganz wahrnehmen konnte. „Mein Name ist Rhianon, Tochter der Ahkuna und des Palo Kann, Meisterin des Wolfsclans und ich wünsche Fürst Ramiel zu sprechen!“
Ryu trat nun neben sie und legte beruhigend die Hand auf ihren Rücken, so dass es keiner sah. „Und ich bin Ryu Kazuha, entschuldigt das späte Eindringen, wäret ihr so freundlich, dem Fürsten unsere Ankunft mit zu teilen? Und uns eine Möglichkeit zu geben, uns den Staub der Reise abzuwaschen?“
Der Führer der Torwachen war immer noch etwas verwirrt, doch es schienen ihm wirklich wichtige Gäste zu sein, auch wenn Wölfe gejagt wurden, so waren das ja nun ein Mensch und ein Dunmer und zumindest sie schien von höherem Rang zu sein.
„Ich werde es dem Fürsten melden, er wird entscheiden, ob er euch empfängt! Solange wird man euch eine Kammer zeigen, in der ihr euch umkleiden könnt.“