Die Söldnerin rieb sich fahrig über die Augen, gab sich dann einen Ruck und verdängte plötzlich aufkommende Übelkeit. Die Hunde im Regen müssen sich besser fühlen ... Sie gab sich einen Ruck, streifte ihre Haare zurück und klopfte ihre Kleidung ab. Langsam, ganz langsam, kehrte Leben in ihre Bewegungen zurück.
Die Dunmer näherte sich dem Feuer. Zohani spürte, dass ihre gesamte Umgebung, also die Gefährten, in Bewegung war.
"Guten Morgen Idril..." Die Frau schien aus tiefer Gedankenversunkenheit aufzufahren und blickte sie dann erfreut an.
"Guten Morgen, Zohani... der Morgen graut. Ich habe Hunger. Hast du gut geschlafen?"
Erneut stieg diese unangenehme Übelkeit in ihr hoch. Jetzt erst merkte sie, was der Grund war. Der Schmerz war so allgegenwärtig geworden, dass sie ihn beim Aufwachen gar nicht bemerkt hatte. Nun holte er sie wieder ein. Mach einfach den Mund auf, das geht wieder weg. Sie zwang sich zur Ruhe. „Wir ... haben schon Morgen? Das freut mich ... zu hören.“ Natürlich, was sonst sollte die Gruppe derart in Bewegung setzen. Am Morgen wollten sie aufbrechen. Ihre Gefährtin runzelte die Stirn. „Stimmt etwas nicht?“ Meine Gefühle scheine ich nun wohl wirklich gut zu beherrschen.
„Naja, ich kann dir zumindest leider nicht weismachen, angenehm geschlafen zu haben.“ Idril bot ihr die Hand, und so kam sie mit ihrer Hilfe auf die Beine. Zohani schloss kurz die Augen, um sich zu konzentrieren. Der meditative Augenblick beruhigte die Stürme in ihrem Innern vorerst. Die Dunmer betrachtete sie von der Seite. „Zohani ... wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, du hast dich verändert, ich merke es immer wieder, wenn ich dich sehe. Es ist zwar erst wenig Zeit vergangen, seit ich wieder zu euch gestoßen bin, aber ich kann mich noch gut an unsere Reise nach Lunarghentum erinnern.“ Die junge Frau war sich unsicher, was sie darauf erwidern sollte. Sie seufzte. „Du vermisst wohl mein Gefluche, was?“ Dabei versuchte sie sich an einem Lächeln. Idril grinste sie bei den Worten an, wurde dann aber wieder ernst. Nach einem kurzen Moment der Stille setzte Zohani wieder an. „Ich habe das Gefühl, dass unsere Reise kaum einen von uns unverändert lässt. Aber ich wünschte mir nur manchmal ...“ sie stoppte kurz, „... zu wissen, was von mir verlangt wird. Nicht so ... allein gelassen zu sein mit diesem unbekannten Schicksal.“ Trauer huschte einen Moment über ihre sonst so entschlossenen Züge. Idril blickte sie einen langen Moment an, und Zohani spürte ihren Blick, senkte dabei den eigenen und schämte sich beinahe für ihre Worte. Sie hätte nicht gedacht, einmal so etwas von sich behaupten zu müssen. Doch als sie den Blick hob, sah sie, dass der Idrils mitfühlend war und in keiner Weise bewertend. Das ließ sie sich sogleich viel besser fühlen.
„Ich fürchte, es ist etwas passiert. Ich ... wurde in den letzten Wochen einem Lehrmeister zugeteilt, im Namen meines Gottes, Ymar.“ Idril sah sie interessiert an. „Ymar? Welcher Gott ist das?“ – „Ich komme wie du weißt von einem Kontinent jenseits der großen Wasser, und mein Volk, die Jao Thin Bea, verehren Ymar als ihre Kriegsgott. Er hat uns in vielen Schlachten zum Sieg verholfen und unser Volk gestärkt.“ Sie schloss bei diesen Worten andächtig die Augen. „In seinem Auftrag soll ich nun reisen, doch ich weiß nichts über die Gründe. Ählich scheint es mir mit dem Rest unserer Gemeinschaft ... hier geht es wie es aussieht um eine Gefahr nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere Götter, der wir entgegentreten sollen ...“ Die Dunmer nicke bedächtig bei ihren Worten. „Ich glaube, du hast Recht. Ich halte nichts von der Vermutung, dass unsere Götter an uns ihre Kräfte messen wollen. Doch was beschäftigt dich so? Das kann es nicht alleine sein.“ Zohani blickte sie lange an, unterdrückte dabei den Schmerz, der durch ihren Körper pulsierte wie Gift. Wie eine Schlange, die ihre Fänge in mein Fleisch schlug ... Ihr fielen Bruchstücke des Traumes wieder ein.
„Diese Verlassenheit ... sie kommt tief aus meinem Innern, das kann ich fühlen. Es ist ein Teil von mir, der sie so sehr verspürt. Und dieser Teil ist allein mit seiner Trauer, denn ich kann nicht mit meinem Lehrmeister darüber sprechen.“ Die Dunmer kniff die Augen zusammen. „Er ist ... nicht da?“ – „Ich erreiche ihn nicht.“ Sie atmete lange und ungleichmäßig aus. „Deshalb habe ich Angst. Ich muss meinen nächsten Auftrag zuende bringen, um zu erfahren, was geschehen ist.“ – „Ja, ich verstehe. Ich schätze, du siehst es gerne, dass der Morgen angebrochen ist.“ – „Und sei es nur des Schlafes wegen. Ich habe mich wohl noch nie so schlimm gefühlt.“ Ihre Gefährtin berührte freundschaftlich ihre Schulter. Zohani war davon im ersten Moment überrascht. „Nun, wir brechen auf. Vielleicht wäre es nicht verkehrt, wenn du Nuramon bereitmachst.“ Zohani nickte. „Und ... wenn der Zeitpunkt gekommen ist ... sei dir bewusst, dass du dich auf deine Gefährtin verlassen kannst. Ich wäre gerne deine Freundin.“ Diese Klarstellung kam nun doch etwas überraschend, auch wenn Idril schon zuvor eine gute Weggefährtin gewesen war, denn Zohani wusste, dass ein solches Bekenntnis von einer Dunmer sehr viel mehr bedeutete, als es vielleicht den Anschein machte. Sie blickte ihr einen langen Moment in die Augen. „Ich danke dir, Idril. Ich freue mich über deine Freundschaft.“ Ihr Blick unterstützte diese Worte noch.
Die Eiswand begann unter der grellen Sonne nass zu werden, Wasser lief an ihr herab. „Nun denn, wir sollten aufbrechen.“
Zohani begab sich zu Nuramon, welcher ungeduldig auf sie wartete. Das Pferd merkte, dass die Gruppe kurz vorm Aufbruch stand. „Na, mein Dicker.“ Ein kurzes Schnauben. „War nicht so gemeint, ich weiß noch gut genug, wie du bei unserer ersten Begegnung ausgebrochen bist.“ Sie tätschelte ihm den Hals und zurrte das Geschirr fest. Dann rollte sie ihr Bärenfell von der Feuerstelle zusammen und verstaute es mit dem restlichen Proviant in den Satteltaschen.
Als letztes kleidete sie sich in ihre Rüstung und legte den Waffengurt an.
Noch einen letzten Ort zu passieren, bis dieses kalte Weiß hinter uns liegt. Ich werde den anderen noch darüber bescheid geben müssen.
... und dann werde ich es erfahren.