Noch bevor Idril erschien, von Thanatos dargebracht, hatte Asterinian sich geduldig Eleasars Ausführungen angehört. Feldstörung? Antimafia? Contra-Contra-Canthus? Und wie der Magier seine eigene Magie in Asterinians Konstrukt hineinwob...
Die Fäden waren für ihn vom blauen Licht, aber als er sie sich anders vorstellte, nahmen sie den grünen Glanz eines bösartigen magischen Geschwürs an, das er sorgfältig tilgte. Er würde Eleasar über die Feinheiten der Magie befragen müssen, um seine eigene Effizienz zu maximieren, aber jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, zog er es vor, seine erste eigene neue Magie ohne jedweden fremden Einfluss zu gestalten. Dieses Mal würde er noch in die Richtung gehen, die sein Instinkt ihm vorgab.
Er begann, den Zauber zu wirken.
Alles vergaß er über diesen langen, unermesslich komplizierten und ritualgleichen Prozess hinweg. Idrils Erscheinen entging seiner Aufmerksamkeit, so überwältigend es auch durch Thanatos' Schatten war. Von Schnee und Mauern merkte er ebenfalls nichts, schon wie zuvor, als der Zauber nur in seinen Gedanken existiert hatte. Jetzt wurde diese Magie real. Er zog mehr und mehr Energie an und füllte das Konstrukt, das sich langsam, aber sicher in der Form entfaltete, die er ihm zugedacht hatte.
Noch mehr, mehr und mehr und immer mehr! Derart viel Magie auf einmal zu lenken hätte jeden sterblichen Magier, der nicht über die Macht und Erfahrung von Jahrhunderten verfügte, getötet, aber selbst, als bereits manch ein Lich an der Last zerbrochen wäre, zog Asterinian weiter und weiter magische Energie zu sich und ließ mit ihr das Konstrukt wachsen.
Vor seinen und nur seinen Augen toste die ganze Höhle in einem Sturm arkaner Macht und stürzte dennoch nicht ein. Ein Wirbel aus blauem Licht umgab Asterinian und sein Werk und er wuchs stetig, bis die Grenzen der Höhle verschwanden und einem endlosen Meer dieses blauen Lichtes wichen. Mehr, mehr, MEHR! Das Licht stieg zum Himmel hoch, Wellen türmten sich auf und brachen über Asterinian zusammen. Und siehe, da war es! Ein silbriges Glänzen mischte sich in dieses blendende Tosen und Wüten. Es wuchs und behauptete sich gegen den schier unglaublichen Ansturm magischer Energie. Bald war sogar eine richtige Kugel feinen Silbers zu sehen, klein, aber noch nicht vollendet, noch nicht das ganze Ausmaß seiner selbst erreicht habend.
Alsbald verkehrte sich alles ins Gegenteil. Das blaue Licht verging, der silberne Schimmer bestand fort. Nur Minuten vergingen, doch Äonen schienen es zu sein. Es kamen keine Wellen mehr. Das Meer verdunstete. Der Sturm beruhigte sich und erstarb. Die letzten Fäden wanden sich um das Silber, bevor auch sie erloschen. Und da lagen sie: seltsam gewundene, schmucklose Bögen und Amulette aus Silber, für jedes Mitglied dieser Gruppe, selbst für Idril und Thanatos, deren Ankunft er doch gar nicht bemerkt hatte!
In Asterinians Innerem breitete sich ein neues Gefühl aus und wie von einer göttlichen Eingebung ergriffen nannte er es Stolz. Nach außen reglos wie so oft, nahm er einen der Bögen. Eine silbrige Sehne spannte sich von selbst auf den Bogen und er zog sie an, bemerkte, wie wenig Kraft ihn das Kostete. Ein Pfeil desselben Silbers erschien, materialisierte sich und Asterinian ergriff ihn. Des Pfeils Spitze war weniger wie der Silber seines übrigen Körpers, sondern mehr wie weißes Feuer. Unbekümmert stach er sie sich in den rechten Arm.
Es schien nichts geschehen zu sein, doch Asterinian schien dies nicht zu sorgen, nicht einmal im Verborgenen. Eine Sekunde verging, zwei, drei. Dann glitt der rechte Arm in seiner Gänze aus dem weiten Gewand der Anomalie und fiel zu Boden, wo er in einem weißen Dunst verging. Es dauerte nicht lange und ein neuer Arm hatte ihn ersetzt. Auch in diesen stach Asterinian, doch erst, als keine Blicke auf ihm ruhten. Zufrieden sah er zu, wie der Pfeil plötzlich keine Wirkung mehr zeitigte und er lächelte sogar.
Erst in diesem Moment wurde er Idrils, Thanatos' und der verschneiten Mauerdiskussionen gewahr. Ihm wurde bewusst, das plötzlich kein Bedarf mehr für Bögen und Amulette bestand. Oder doch? Enttäuschung und Hoffnung waren die beiden Emotionen, die ihn nun ereilten und mit einer dritten, Freude, registrierte er, wie schnell und natürlich sie ihn überkamen.