RPG Endless Travellers - Ramble to Aeon

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Etwas warmes strich ihr über den Rücken, Rhia grummelte wohlig und kuschelte sich noch enger an den Körper neben sich, den sie, nun im Halbschlaf, noch nicht richtig wahr nahm. An scheinend hatte ihr Köper gespührt, dass sich etwas verändert hatte und er lies sie nicht zurück in den süßen Schlaf sinken, sondern krazte an ihrem Bewusstsein.
Schließlich gab sie es auf und öffnete zögerlich die Augen. Und wurde sofort von einem anderen Augenpaar begrüßt. Sie erschreckte leicht, denn sie hatte damit gerechte, dass er immer noch bewusstlos war.
„Ryu…“ sagte sie nur und ein Lächeln stahl sich von ganz allein auf ihre Lippen. Seine Augen erwiederten den glücklichen Ausruck vollkommen und beide hielten einen Augenblick inne um sich die Gesichtszüge des anderen einzuprägen.
„Geht es dir besser?“ sie hob die Hand und streichelte wieder sein Gesicht, wobei sie seine Gesichtszüge sanft nachfuhr.
„Es geht, ich weile wieder unter den Sterblichen, mehr nicht.“ er schloss dabei die Augen und genoss die Berührung. Rhia stütze sich auf einen Arm und beugte sich über ihn, so dass die Haare wie ein Vorhang um sie vielen, um ihn besser betrachten zu können.
„Deine Drachenaugen…..?“
Er lächete gequält, „dir fällt die kleinste Veränderung auf oder?“
„Wenn du das eine kleine Veränderung nennst…“
Er öffnete wieder die Augen, „Ich bin zu schwach dafür, ich bin momentan nur ein Dunkelelf.“ Rhia erwiederte liebevoll seinen Blick und küsste ihn, „solange du lebst, ist es egal was du bist, hauptsache ich kann bei dir sein.“
Ryu schlag die Arme um ihren Körper zog sie näher an sich, so dass sie gezwungen war sich hinzulegen und sich wieder an ihn schmiegte.
Nach einer Pause, die beiden nicht unangenhem war, sondern tiefe Friedlichkeit ausstrahlte, murmelte Rhia, „ich hatte schreckliche Angst, dass dir etwas wirklich ernstes passiert ist und du wegen mir stirbst.“
„Ich wäre auch fast im Siegel eingeschlossen worden, ich habe sogar fest damit gerechnet.“
Er spührte wie sie sich bei den Worten versteifte, „ich bin doch hier und du bist nicht schuld!“
„Aber….“ „Nein, Rhianon, kein aber, ich hätte dich auch vor Levan gerettet, wenn ich es gewusst hätte! Hauptsache dir geht es gut.“ Er küsste ihr Haar.
„Ich weiß und das macht mir am meisten Angst.“
 
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Haldamir lehnte sich nach vorne und begann mit seinen Ausführungen: “Nun, eigentlich gibt es kein richtiges Gut oder Böse. Es ist für jeden etwas anderes, die gelehrten und Priester versuchen uns zwar zu erklären, dass gutes bedeutet nach den ihren Lehren zu leben und böse ist, dagegen zu verstoßen, doch ihre Lehre ist teilweise falsch, da Götter weder gut noch böse sind, sie sind neutral und für alles was hier geschieht verantwortlich auch Dämonen zählen zu ihren Schöpfungen, auf die die Götter durchaus mit Stolz blicken. Nur kaum ein sterblicher akzeptier die Götter der Dämonen als Götter an. Die Götter unterscheiden sich auch kaum von uns, nur dass sie in er Lage sind Dinge zu erschaffen und dadurch entstand ein Wettstreit, sie alle haben ihre Schöpfungen und die einzelnen Rassen und Völker erkennen jeweils die Götter als ihre an, von den sie erschaffen wurden.”
“Woher willst du das wissen? Warst du jemals bei den Göttern?” wollte Zarius wissen.
“Nein, niemand war je bei den Göttern, dies ist auch nicht nötig, da sie zu einem gewissen teil in uns stecken, aber die Götter sind jetzt nicht das Thema. Um auf die Definition von Gut und Böse zurück zu kommen. Es gibt keinen unterschied zwischen Gut und Böse, was für den einen Gut ist, ist für den anderen Böse. Dämonen zum Beispiel führen gegen uns Krieg, weil sie uns für die Bösen halten. Auch steckt in einem Menschen das gleiche Potential wie in einem Dämon, nur ist es für einen Menschen weitaus schwieriger zu erreichen. Wir müssen nicht drauf achten, was für uns gut oder Böse ist, wir müssen auf das Gleichgewicht achten. Stell dir mal eine Welt vor, in der alle auf die Weise Gut sind, wie es die blasphemischen Lehren der Priester vorgeben, dann wäre man bereits ein Unmensch, nur weil man jemanden nicht grüßt aber es gäbe auch keine Freiheiten mehr, da es nur einen guten Weg gibt, es wäre das Ende der Individualität. Auf der anderen Seite hingegen, wenn wir alle Böse wären, wäre niemand sicher, alle würden den anderen Schaden wollen um selbst den nutzen draus zu ziehen. Alle Lebewesen müssen darauf achten zu überleben, es gäbe keinen Platz mehr für Kultur oder Frieden. Deshalb müssen wir das Gleichgewicht waren, weder die Helle noch die Dunkle Seite darf zu stark sein.” Haldamir legte eine kurze Pause ein um einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen.
Asterian überlegte kurz und sagte dann: “Warum verwendest du jetzt die Wörter hell und Dunkel, läuft es nicht auf das selbe hinaus wie Gut und Böse?”
“Nein, überhaupt nicht. Hell und dunkel zeigt nur auf, auf welcher Seite der Götter man steht. Die einen, die auf der Hellen Seite stehen, sehen es als Vorteil emotional entscheiden zu können, das Intelligenz die Vorherrschaft sichern soll. Während die anderen, die auf der Dunklen Seite, sehen Instinkte als überlegen an und die Vorherrschaft soll durch stärke geregelt werden. Aber es gibt auch die reine, die neutralen, die die mit der Natur im Einklang stehen, diese Götter sind vor allem für Schöpfungen wie Tiere und Pflanzen verantwortlich unter ihnen gibt es einen perfekten Kreislauf. Jeder lebt durch einen anderen ohne diesem ernsthaft zu schaden. Sie sind einfach da und existieren. Jedenfalls waren das früher die Grenzen, heute verschwimmt dass alles, Früher wurden die einzelnen Völker noch durch ihre Schöpfer geleitet und wesen wie Drachen dienten als Vermittler um den Frieden zu wahren. Nur irgendwann wurden die meisten Drachen auf die Seite des Hellen gezogen. Später gab es einige Götter auf beiden Seiten, die eine neue Partei ins Leben riefen, dies neue Partei war aber keine neue Schöpfung, die die Drachen zu beginn, die neuen Vermittler kamen aus allen Völkern, sowohl von der Hellen als auch von der Dunklen Seite. Ich rede von den Belanmae, die Krieger der Götter, die dann einschreiten, wenn das gefügter der Macht ins wanken geriet, aber sie wurden fast alle vernichtet oder besitzen nicht mehr das Interesse oder die Macht um eingreifen zu können.”
 
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Als Idril erwachte, war sie allein. Das erste was sie erblickte, waren die gespannten Leinentücher über ihrem Kopf, dann spürte sie einen Mantel um sich geschlungen und das Strohlager auf dem sie ruhte unter sich. Sie fühlte sich körperlich wie erschlagen, doch auch gut.
Sie war noch sehr benommen, doch drang leises Wimmern nach einiger Zeit an ihr Ohr und das klägliche Stöhnen der Verletzten. Langsam neigte sie den Kopf zur linken Seite und realisierte so nach und nach was um sie herum und vor allem wo sie war. Sie schluckte und fühlte ihre trockene Kehle. Sie schloss wieder die Augen und öffnete sie nach einigen Sekunden wieder, nur um sicher zu gehen, das es real war.

Sie erblickte das überdachte Krankenlager um sich, Wesen mit Flügeln die sich um die Verletzten bemühten und nahm langsam den Geruch von Tod und Verderben wahr, der in Lunargenthum umherging - neben Rauch und Verbranntem, ohne es genau definieren zu können was es war.
Sie schluckte erneut und versuchte sich nach links seitwärts aufzurichten. Sich langsam aus dem Mantel befreiend, nahm sie wahr, dass sie darunter völlig nackt war und zog ihn sich wieder unter die Achseln. Ihre Haare waren zerzaust und hingen in wirren Locken um ihren Kopf, ließen sich teilweise auf ihre rechte Schulter nieder und zwei Strähnen hingen ihr quer über die Augen im Gesicht.

Sie musste Husten.
"IDRIL!!", der Ausruf von Ayla ließ sie zermürbt aufblicken und sie sah, wie die Kleine vor ihr niederkniete, mit einer Schale Wasser, die sie ihr sofort an die Lippen hielt und ihr vorsichtig einflößte. Das Wasser tat gut, als sie es schluckte und ihre Kehle hinunter rann.
Idril bemühte sich zu lächeln, doch gelang es ihr nicht so recht. "Danke", krächzte sie leise hervor.
"Bin ich... sind... wo sind...", noch völlig benommen, konnte Idril keinen klaren Satz zu stande kriegen.
"Keine Sorge, alle Leben, keiner ist tot."
Aufatmend nickte Idril und richtete sich weiter auf. Ayla hielt ihr ein einfaches weißes Leinenkleid hin und half Idril es überzustreifen. "Was ist...?", wollte diese wissen. "...hier passiert? Ich weiß nicht, ich war die ganze Zeit bei dir..."
"Bei... mir?" "Ja, draußen auf der Lichtung unter der Trauerweide. So lange bis die Drachen herkamen."
Idril schüttelte leicht irritiert den Kopf "Drachen??"
"Ja, siehst du sie denn nicht?", und die Kleine zeigte auf die geflügelten Wesen. Idril schluckte wieder und zog den Mantel von sich um das Kleid vollständig anziehen zu können. Dann stützte sie sich noch einmal auf den Boden, bevor sie wieder kraftlos zusammensacken würde und ruht eine Weile nach der Kraftanstrengung aus. Dabei blickte sie die Geflügelten an. "Nein, ich habe sie noch nicht gesehen...", sagte sie zu Ayla, die Maruks Mantel um Idrils Schultern legte. "So hab ich sie auch noch nicht gesehen...", sagte Ayla zu ihr und ergänzte "...ich denke der Freund von deinem Vater ist auch einer..."
Idril blickte auf "Mein V...Vater?" "Ja, er hat dich wieder zurückgeholt, nachdem sein Freund dich gerettet hat."
"Wo ist er?" "Er holt deine Sachen und sein Freund sucht Arab." und die Kleine zog den Mantel fürsorglich um Idril.

Idril bemühte sich nun auf die Beine zu kommen, sie war zwar unsicher, doch es ging. Die Kleine stützte sie die ersten Schritte, doch dann ging Idril alleine. Schritt für Schritt, wacklig, doch Schritt für Schritt.
Sie ging tapsend durch das Lazarett, an den Verletzten und Stöhnenden vorbei, vorbei an den Geflügelten, sie ging durch die Stadt, deren Verwüstung von den Aufräumarbeiten der Drachen nun Einhalt gebot.
Ayla schaute ihr noch hinterher, als sie durch das Stadttor trat. Idril ging stetig geradeaus über die nebeligen Wiesen wie in Trance, nur geleitet von einem Gedanken. Vater.
Maruk sah Idril wacklig auf ihren Vater zugehen und stoppte mit Arab. Er hatte nur ein Seil um den Hals des Pferdes geschlungen, mehr war nicht nötig und vernahm nun, wie Yêsahja Idrils Sachen zusammenpackte und sie noch nicht bemerkt hatte...

"Vater?"

Yêsahja sah auf als er ihre leise, zittrige Stimme hörte und drehte sich langsam zu ihr herum, erblickte ihre Augen, aus denen Tränen über die Wangen liefen und sah sie zittern.

"Idril..."

Eine unendliche Erleichterung durchfuhr ihn und er ließ ihre Sachen fallen und nahm sie einfach in den Arm. Sie schluchzte und weinte und zitterte einfach nur, unfähig ein weiteres Wort herauszubringen.
"Idril...", flüsterte er einfach nur immer wieder und streichelte ihr liebevoll über das Haar und hielt sie ganz fest in seinen Armen.
Ein Schnauben Arabs unterbrach die traute Zweisamkeit und ließ Idril sich in den Armen ihres Vaters umblicken.
Ein vertrauter Blick schlug ihr entgegen und sie löste sich aus den Armen ihres Vaters.
"Arab. Er lebt...", ging auf ihn zu und streichelte den Kopf des Pferdes. "Wo habt ihr ihn gefunden?"
Maruk zögerte einen Augenblick, und sein Blick wich den Augen Idrils aus, fasste sich dann allerdings sofort wieder und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen.
"Auf einer Weide nahe der Stadt. Ma... Mein Freund, fand ihn dort unversehrt." rettete der Seher die Situation.
"Ayla sagt, ihr hättet mich gerettet." und versuchte Maruk wieder in die Augen zu blicken. "Danke..." "MyLady...", und Maruk verneigte sich leicht, um ihrem Blick auszuweichen.
"Alyla meinte weiter, ihr wäret ein Drache... ihr kennt nicht zufälligerweise Maruk?"
Maruk schluckte, doch versuchte diesesmal nicht auszuweichen. "Ich... kenne Maruk. Soll ich ihm eine Botschaft von Euch überbringen?" und begegnete Idrils Blick. "Ich liebe dich." "Wie bitte?" "Sagt ihm, dass ich ihn liebe und sagt ihm, dass ich seinen Blick immer wieder erkennen würde."

Maruk schloss die Augen und ließ das Seil Arabs los. Fühlte Idrils Blick auf sich.
Yêsahja, ging wortlos an den beiden vorbei und führte Arab in Richtung Lunargenthum, so dass die beiden alleine auf der Lichtung zurückblieben.
Idril, in Maruks Mantel gehüllt, blickte ihn nur an. Wortlos, kraftlos und dennoch stark stand sie vor ihm. Als Maruk wieder ihrem Blick begegnete, waren keine Worte mehr nötig. Sie standen einfach nur da - körperlich, doch ihre Seelen waren schon lange vorher ineinander verschlungen, hielten sich, umarmten sich, wärmten sich, sanken ineinander auf das feuchte Gras unter ihnen, liebten sich...

...solange, bis weder sie noch Maruk weiter standhalten konnten und er einfach vor ihr ins Gras sackte. Idril ging auf ihn zu, streichelte über seinen Kopf, kniete ebenfalls nieder und fing ihn auf. Sie spürte seine Erschöpfung, seinen Atem, seinen Herzschlag, wie in sich selbst und beugte sich sanft über ihn ...
 
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Langsam kam der Wiedergänger wieder zu sich. Er wusste nicht, wo er war, eine Weile kostete es ihn sogar Mühe, sich zu erinnern, wer er überhaupt war und wie er hieß. Was angesichts des Zustandes, in dem er sich befand, nicht verwunderlich war. Seine Augen waren blutverklebt, all seine Glieder schmerzten enorm, und bis auf eine, aus schwarzer Seide bestehende Hose, war er völlig nackt. Ein Fluch ging über seine rissigen und ebenfalls blutverklebten Lippen, doch die Tatsache, dass er nicht bis an seine eigenen Ohren drang, erfüllte ihn mit einem gewissen Gefühl körperlicher Schwäche und mentaler Eingeengtheit.

Der Raum, oder besser, der riesige Saal, in dem er sich befand, bot jedoch kaum Gelegenheit, sich eingeengt zu fühlen. Es war ein riesiger, mit allerlei seltsamen Symbolen und Statuen geschmückter Saal, jedoch waren ihm sowohl Symbole wie auch die Statuen völlig fremd, er konnte sie keinem ihm bekannten Kult zuordnen. Die Wände, in glatten, silbriggrauen Basalt gehauen, schimmerten im Schein blau leuchtender Fackeln.

Heras versuchte, sich in dieser völlig fremden Umgebung zurechtzufinden. Sein Zustand ließ darauf schließen, dass man ihn enorm lange und ausdauernd gefoltert und misshandelt hatte. Angesichts der Tatsache, dass er völlig orientierungslos war und sein Zeitgefühl ihn völlig verlassen hatte (er konnte nicht sagen, wieviele Tage, Wochen oder gar Monate seid seiner Gefangennahme vergangen waren), war sein Körper erstaunlich gut erhalten und er wunderte sich selbst über die hohe Widerstandsfähigkeit seiner Physis. Dennoch, seine mentalen Fähigkeiten waren angeschlagen, und momentan konnte er nichts weiter tun, als sich auszuruhen und zu warten. Er setzte sich auf den kalten, mit einem dünnen Teppich ausgelegten Boden, nahm eine Schneidersitzhaltung ein, verschränkte die Arme vor seiner Brust, schloss die Augen und konzentrierte sich allein auf seine Atmung. Ein meditativer Akt, der den Regenerationsprozess der Untoten beschleunigen soll.

"Ah, Dornröschen ist endlich erwacht." flüsterte eine Gestalt neckisch hinter ihm. Die Stimme hatte einen entfernt weiblichen Klang. Und obwohl weibliche Stimmen ihn normalerweise beruhigten (vor seiner Zeit als Gefangener hatte er zuviel mit den weiblichen Sterblichen verbracht), fühlte er sich nun noch nackter, zumal er völlig ohne Waffe war. Allein sein Körper und sein Geist waren ihm nun geblieben. Er stand auf und drehte sich um, zu einem ebenfalls silbriggrauen Thron, auf dem eine zweifellos weibliche Gestalt von außergewöhnlicher Anmut saß.

"Deine Waffen vermisst du wohl?" sagte das Wesen, erneut mit neckischem Tonfall. "Zu schade, dass sie den Dämonen anheim fielen. Nunja, auch egal. Jetzt bist du ja bei mir, da wird dir nichts passieren." Heras war sich nicht sicher, ob er dieser Versicherung trauen konnte. Er hasste es, auf die Worte anderer vertrauen zu müssen. "Was mich anbelangt, mein Name ist Tel'Aura." Gewandt und ebenso neckisch, wie ihre Sprache war, strich sie sich durch das schwarze Haar, dass einen extremen Kontrast zu ihrer völlig weißen Haut bildete. Heras versuchte, die Gestalt und den Namen zuzuordnen. Er hatte den Namen Tel'Aura einmal gehört, aber das konnte mindestens 500 Jahre her sein. "Der große, starke, untote Mann, zieht es vor, zu schweigen. Sehr schade, ich hatte mich schon gefreut, seine kräftige, tiefe Stimme zu hören." sagte Tel'Aura schließlich, und stieg von ihrem Thron, um einige Schritte an den Wiedergänger heranzutreten. "Dein Blick verrät mir, dass dich eine Menge Gedanken plagen. Aber was brauche ich deinen Blick? Ich kann auch so alle deine Gedanken lesen, zum Beispiel fragst du dich in diesem Augenblick, woher mein Name kommt, was er bedeutet, was ich von dir will, warum du hier bist, wo du überhaupt bist, und so weiter, und so fort. All die dummen Fragen mit dem kleinen Buchstaben w, die keinen Menschen interessieren, die du dir instinktiv aber stellst, weil es deiner Art als ausgebildeter Mörder entspricht."

Ich hasse es, so durchschaut zu werden. Und ich bin gleichzeitig völlig wehrlos. waren die Gedanken, die Heras als nächstes berührten. "Stimmt. Aber glaube nicht, dass ich das mache, um dich zu ärgern. Obwohl, jetzt, wo ich es so sage ... eigentlich mache ich es durchaus, um dich zu ärgern. Schade, dass du nicht sprechen magst." Die neckische Art und Koketterie der Frau verlieh ihrer seltsamen Anmut einen zusätzlichen Reiz, der Heras jedoch kein Stück berührte.

"Du kennst meine Fragen. Ein paar Antworten wären schön." brachte Heras hervor, seine gewohnt dunkle, tiefe Stimme erfuhr durch seinen Zustand eine weitere Verstärkung. "So ein starker Mann. Und so direkt. Das ist schade, ein wenig Ablenkung würde ihm bestimmt nicht schaden." flüsterte Tel'Aura geheimnisvoll. "Aber du sollst deine Antworten haben, Wiedergänger, ich bin ja kein Unmensch.", gab sie zu verstehen, wobei sie eine besondere Betonung auf letzteres Wort legte und damit zum Ausdruck brachte, dass sie alles andere als ein Mensch war. "Wie ich dir bereits sagte, mein Name ist Tel'Aura. Ich bin die Dämonenfürstin von Shlamm'Foos. Du bist hier, weil mir der Daedrafürst Slaneesh dich gab, weil er eine Wette verloren hatte." erklärte sie. "Und wieder sehe ich, dass dir das als Erklärung nicht reicht. Du bist unersättlich, was Informationen anbelangt, was? Nun, ich schlage dir einen Tausch vor. Erzähle mir etwas von dir, dann erzähle ich dir etwas von mir. Eine faire Sache, wie ich finde."

"Du kannst doch Gedanken lesen, warum willst du es dann von mir hören?" fragte der Wiedergänger barsch. "Pah, Männer. Selbst als Untote seid ihr völlig ohne jeden Sinn für Humor und für die Gefühle einer Frau. Ich finde so etwas widerlich. Deine Art beleidigt mich. Dabei möchte ich doch nur deine Stimme hören... deine starke, kräftige Stimme... verrate mir doch deinen Namen, mein untoter Gast." flüsterte sie süßholzraspelnd, und trat weitere Schritte auf ihn zu. Heras war sich nicht sicher, ob sie mit ihm spielte oder wirklich ein gewisses Maß weiblicher Gefühlsduselei an den Tag legte. "Mein Name ist Heras." sagte er schließlich, verzichtete aber aus Höflichkeit und Respekt für die Gefühle seines Gegenübers auf den Zusatz "... aber das weißt du sicher schon."

"Ah. Ich glaube, du hast doch so etwas wie Gefühl." Sie war ihm inzwischen auf Armeslänge nahe getreten. "Nun, du hast mir deinen Namen genannt, nun gebe ich dir auch ein Stück Wissen von mir. Siehe, ich bin eine Dämonenfürstin, welcher die Lust und die Liebe am meisten bedeuten. Was du, wenn du wirklich Gefühl hast, inzwischen auch bemerkt hast. Ich frage mich, wer von uns beiden mit dem anderen spielt." sagte sie und fing an zu kichern. In Heras' Augen verhielt sie sich alles andere als eine Dämonenfürstin von großer Macht, eher wie ein neugieriges Kind. "Beleidige mich nicht, mein untoter Freund. Ich bin mächtiger, als du glaubst. Aber ich glaube, das muss ich dir nicht demonstrieren." Sie trat noch einen Schritt näher, und legte ihre kalte Hand auf Heras' nackte Brust. "Ah, ich sehe, Slaneeshs Sklaven haben dir ordentlich zugesetzt. Widerlich, so etwas. Wie kann man sich derartig am Schmerze anderer weiden?" Diese Frage verwunderte Heras. Machte sie sich nicht auch gerade einen Spaß aus seiner offensichtlichen Notlage?

"Nun, ich versuche, dir deine bösen Gedanken zu verzeihen, so beleidigend sie auch sein mögen. Schließlich bist du ein Mann, und noch dazu tot. Wer könnte es dir verübeln? So ist die Natur halt zu euch." Plötzlich packte sie ihn an der Schulter, und drückte ihm die eine Hand tiefer in die Brust. Einen Augenblick lang schien sie vor Schmerzen zu stöhnen, und im gleichen Moment schlossen sich die zahlreichen Wunden, die Heras unter der Folter erlitten hatte, und Kraft kehrte in seinen Körper zurück. Einen Moment lang glaubte er, dass ihn mehr Kraft als je zuvor erfüllte, und als sie ihn wieder loslies, schloß er einen Augenblick lang die Augen, atmete tief durch und sammelte sich in seinem wiederhergestellten Körper. Er war tatsächlich vollkommen genesen, selbst jener Blutverlust, den er im Kampfe gegen den gefährlichen Dämonen erlitten hatte, war ausgeglichen. In seinen Adern pumpte kräftiges, schwarzes Blut, und das schnelle Wiederanwachsen seiner Muskeln ließ ihn glauben, ganze Wälder ausreißen zu können.

"Ich schätze, dies dürfte dir als Demonstration meiner Macht gereicht haben, mein untoter Freund. Sieh es als das Geschenk einer großzügigen Gastgeberin an." Einen Augenblick sah sie den Wiedergänger fasziniert an. "Und wie ich sehe, genießt und akzeptierst du das Geschenk sehr wohl. Ich hoffe, du bist mir dankbar dafür." sagte sie schließlich. "Und jetzt zum Geschäftlichen. Du bist mein Sklave, weil dich Slaneesh zu seinem Sklaven gemacht hat und dich an mich verloren hat. Aber ich lege nicht Wert auf einen Sklaven, wo ich vielmehr einen Freund und gleichgestellten Partner haben könnte. Ich weiß, dass du nach etwas suchst ..." sagte sie und stoppte einen Augenblick lang, wie, um die rechten Worte zu finden. "Ein Artefakt, mit dessen Hilfe du hoffst, dein wahres Ich ergründen zu können. Nun, ich möchte dir anbieten, dir zu helfen, aber auch im Gegenzug verlange ich deine Hilfe."

"Was verlangst du als Gegenleistung?" fragte Heras ungerührt, aber trotzdem mit einem Hauch Dankbarkeit in der Stimme, der von der Heilung herrührte.
"Ah, ganz der direkte, ich merks schon. Nun, es ist eine bestimmte Gegenleistung, die ich erwarte. Doch ich werde dir meine Bedingung erst nennen, wenn du gefunden hast, wonach du suchst. Du musst mir vertrauen."
"Warum sollte ich? Ich könnte auch einfach deine Hilfe in Anspruch nehmen, und dich danach verraten."
"Könntest du nicht, aus einem einfachen Grunde. Durch die Heilung bist du an meinen Willen gebunden. Du könntest mich nicht einmal verraten, wenn du es wolltest. Und ohne meine Hilfe wirst du auch dein Ziel niemals erreichen. Insofern hast du keine andere Wahl."
"Na schön." sagte Heras schließlich und seufzte.
"Aber ich werde dich nicht sofort losschicken. Vielmehr möchte ich erst herausfinden, wie tot du und dein grauer Körper wirklich sind." sprach sie, und ein finsteres Lächeln umspielte plötzlich ihre feinen Lippen. Heras hasste solche Momente, sie bedeuteten große körperliche Anstrengungen. Er ahnte noch nicht, WIE groß die körperliche Anstrengung, die ihn erwartete, war. Die Dämonenfürstin trat noch näher an ihn heran, packte ihn erneut, nur noch viel kräftiger, und drückte ihm einen heißen, leidenschaftlichen Kuss auf die grauen, kalten Lippen. Einen Augenblick später flüsterte sie ihm ein verheißungsvolles "Folge mir!" ins Ohr, und wandte sich zum Gehen ab.

Heras seufzte und kneifte die Augen zusammen. Er hasste derartige Momente mehr als alles andere. Aber wie sie schon sagte, er hatte keine andere Wahl, als ihr zu gehorchen, wollte er sein Ziel erreichen, und daher folgte er ihr lautlosen Schrittes ...
 
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Asterinian hatte Haldamirs Ausführungen mit der größten Aufmerksamkeit zugehört und alles niedergeschrieben. Jetzt war er damit beschäftigt, lustlos durch sein Buch zu blättern. Lustlos dem Anschein nach, aber er suchte womöglich etwas...
Zarius setzte hingegen zu einer Antwort an, um seine Sicht der Dinge zu schildern, wenn man hohe moralische Konzepte denn auf ein 'Ding' reduzieren konnte. "Ich..." "Ruhe." Das fast schon sanft ausgesprochene Wort klang nicht wie ein Befehl. Aber ohne Zweifel war es einer. Ohne aufzublicken, erklärte Asterinian: "Ich evaluiere die gewonnenen Informationen. Wenn ihr sprecht, stört ihr meine Konzentration." Ob Zarius sich darum kümmerte, oder nicht, würde man nie erfahren, denn die Bewertung dauerte gewiss nicht zu lange. "Ich entdecke hier mehrere kontrastierende Aussagen. Idril zufolge sind Gut und Böse feststehende Begriffe, Haldamir sagt, es gibt kein richtiges Gut und Böse. Offenbar sind hinsichtlich dieser Angelegenheit mehrere..." Er überlegte, wie er es nennen sollte. Ah ja, richtig, das waren... "... Meinungen möglich. Ich muss auch in Betracht ziehen, dass Ryu behauptet, Gut und Böse wären gleich, auch wenn er nicht bezeichnet hat, in welcher Hinsicht. Es stellt sich die Frage..."
Zarius wartete nicht auf die Frage und fand mehr Gefallen daran, Asterinians Haar in Unordnung zu bringen. "Hör mal, Wuschelkopf, warum bildest du dir nicht einfach deine eigene Meinung?" Asterinians Hand, gerade noch bestrebt, die Zarius' von seinem Kopf zu heben, fällt herab. Verwirrtes Blinzeln und dann: "Oh."
Man hatte ihm schon einmal diese Idee gegeben, aber unter welchen Kriterien sollte er sich diese Meinung bilden? "Zarius, unter welchen Kriterien soll ich mir diese eigene Meinung bilden?" "Überlege, womit du und dein Umfeld am besten leben können." Das schien den Jungen ruhigzustellen. Er versank in seine Gedanken. Womit konnten er und sein Umfeld am besten leben? Hm...

Richtig, sein Umfeld würde nicht wollen, dass er es umbrachte, es sei denn, es gehörte zu dieser Sorte von Sterblichen, der das Leben, ob eigenes oder fremdes, unwichtig war. Also, wahlloses Töten würde er ab jetzt als böse einstufen, ergo würde er ab jetzt auch Dämonen als böse ansehen müssen. Oder? Schließlich waren die Dämonen demzufolge, was Haldamir sagte, der Ansicht dass...
Ach, diese... Moral, wie man es nannte, war so furchtbar kompliziert! dachte er so frustriert, wie seine beschränkten Erfahrungen mit diesem Gefühl es zuließen. Aber die Leute schienen sie für sehr wichtig zu halten. Das bedeutete, er musste sich möglichst viel Wissen darüber aneignen. Und, so unfassbar das auch klingen mochte, Bücher vermochten so wenig davon zu liefern, wenn es um diese Sache ging. Er hatte vorhin kurz in einem Buch von einem Sterblichen namens Nietzschig Friede gelesen, der zwar wohlweißlich sehr gelehrt schien, aber Unmengen von anderen Begriffen verwandte, die Asterinian nicht kannte. In der Bibliothek - oder ihren Überresten, vielmehr - hatte er gesehen, dass viele der unbekannten Wörter eigene Bücher hatten, in denen es ganz allein um ihre Bedeutung ging. Schattenrose konnte ihm mit Sicherheit alles viel einfacher erklären, aber der Attentäter war verschwunden und würde wohl erst wieder erscheinen, wenn Ryu erwacht war.
Zarius war wohl gewillt, zu helfen, sprach aber in Rätseln. Während Asterinian sich Notizen machte und unentwegt nachdachte, wie er zwischen Gut und Böse unterscheiden sollte, sagte der Khajiit: "Asterinian, gewöhn' dich daran, dass nichts einfach ist." "Das Atmen fällt dir leicht." Das er selbst vielleicht auch ein schwieriger 'Schüler' war, kam Asterinian dabei nicht in den Sinn. Als Antwort bekam er nur: "Du findest schon noch heraus, wie's gemeint war."
 
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Maruk fühlte Idrils Wärme, als sie auf ihm lag und strich sanft mit den Fingern über ihren Rücken unter dem Mantel, erfühlte jede einzelne Falte ihres Kleidungsstückes und spürte wie sie leise atmete. Sie selbst hatte den Kopf zur Seite geneigt und blickte in den Wald. So lagen sie eine ganze Weile, jeder seinen Gedanken nachhängend, was nun werden möge. Normalerweise hörten die Bücher, die Idril im Laufe ihres Weges gelesen hatte immer dann auf, wenn der Märchenprinz die Geliebte endlich in seine Arme schließen durfte und mit ihr zu irgendeinem fernen Schloss reiste um Kinder zu kriegen und glücklich zu sein, oder wenn er für sie gestorben war. Doch die Bücher berichteten nie, was danach mit ihnen passierte, wenn sie überlebten oder heirateten. Doch hier war es irgendwie anders… das fühlte sie.
Maruk hingegen hang seinen Gedanken nach, Idril zu sagen, was der Kaiser verfügt hatte und schaute mit gestreckter Kehle kopfüber auf die Stadt Lunargenthum. Er wusste er würde dort gebraucht, doch wurde er auch hier gebraucht und das war ihm in dem Moment dringlicher. Er dachte Idril würde schlafen und sich ausruhen, doch dem war nicht so. Unvermittelt fragte sie „Was soll jetzt werden?“

Überhaupt nicht überrascht, begann Maruk ihr eine Geschichte zu erzählen:

„Es war einmal ein Vogel. Er besaß ein Paar vollkommener Flügel und glänzende, bunte wunderbare Federn und war dazu geschaffen frei am Himmel zu fliegen, denen zur Freude, die ihn sahen.

Eines Tages sah die Frau diesen Vogel und verliebte sich in ihn. Sie schaute mit vor Staunen offenem Mund seinem Flug zu, ihr Herz schlug schneller, ihre Augen leuchteten vor Aufregung. Er bat sie, ihn zu begleiten, und beide schwebten in vollkommener Harmonie am Himmel. Und sie bewunderte, verehrte, feierte den Vogel.
Aber dann dachte sie: Vielleicht möchte er ferne Gebirge kennenlernen! Und die Frau bekam Angst. Fürchtete, dass sie soetwas mit einem anderen Vogel nie wieder erleben könnte. Und sie wurde neidisch auf den Vogel, der aus eigener Kraft fliegen konnte.
Und sie fühlte sich allein.
Und dachte: >Ich werde dem Vogel eine Falle stellen. Wenn er zurückkommt, wird er nie wieder wegfliegen können.<
Der Vogel, der auch verliebt war, kam am nächsten Tag zurück, ging in die Falle und wurde in einen Käfig gesteckt.
Die Frau schaute täglich nach dem Vogel. Er war ihre ganze Leidenschaft, und sie zeigte ihn ihren Freundinnen, die meinten: >Du hast vielleicht ein Glück.<
Dennoch vollzog sich eine merkwürdige Veränderung:
Seit sie den Vogel besaß und ihn nicht mehr zu erobern brauchte, begann sie das Interesse an ihm zu verlieren. Der Vogel, der nicht mehr fliegen konnte, was den Sinn seines Lebens ausmachte, wurde schwach, glanzlos, häßlich. Die Frau beachtete ihn nicht mehr, fütterte ihn nur noch und reinigte seinen Käfig.
Eines Tages starb der Vogel.
Die Frau war tieftraurig und konnte ihn nicht vergessen. Aber sie erinnerte sich dabei nicht an den Käfig, nur an den Tag, an dem sie den Vogel zum ersten Mal gesehen hatte, wie er fröhlich zwischen den Wolken dahinflog.

Hätte sie genauer in sich hineingeschaut, so hätte sie bemerkt, dass das, was sie am Vogel so sehr begeisterte, seine Freiheit war, sein kräftiger Flügelschlag, nicht sein Körper.
Ohne den Vogel verlor auch für die Frau das Leben seinen Sinn, und der Tod klopfte an ihre Tür: >Wozu bist du gekommen?< fragte sie den Tod. >Damit du wieder mit dem Vogel zusammen am Himmel fliegen kannst<, gab der Tod zur Antwort.
>Wenn du ihn hättest fliegen und immer wiederkommen lassen, hättest du ihn geliebt und noch mehr bewundert; aber nun brauchst du mich, um ihn wiederzusehen.<“


Er sah Idril an, die ihr Kinn auf seine Brust gestützt hatte um seinen Ausführungen zu lauschen. Mit einem Schmunzler fügte Maruk hinzu… „Wir werden keine Zeit haben, Käfige zu bauen und außerdem bin ich ein Drache. Ich würde gar nicht in einen deiner Käfige passen.“

In dem Moment wurde Idril klar, dass sie weder Maruk besaß, noch ihm seine Freiheit nehmen konnte, sie genauso bedingungslos zu lieben wie sie ihn liebte. Maruk selbst hatte nie etwas Derartiges von Idril erhofft und dennoch alles erhalten, was er sich jemals erträumt hatte.
„Der Tod liebt nicht…“, sagte Idril und sah ihm in die Augen. „…er verspricht Freiheit, doch frei ist man nur, wenn man bedingungslos im Leben lieben kann.“

Der Drache rollte Idril über sich auf die andere Seite, so dass sie nun links neben ihm lag, und er sie besser betrachten konnte. Maruk sah, dass sie sich ihm in diesem Moment vollends hingegeben hätte. Alles lag offen vor ihm, ihr Körper, ihre Seele, ihre Liebe – einfach alles. Sie hätten sich lieben können, doch stattdessen, strich er ihr sacht über das Haar und sah sie nur an. Er hasste solche Momente, wo das Ende schwerer war, als der Anfang und sah zur Stadt hinüber.

„Der Kaiser hat verfügt, dass du bleiben sollst.“
„Der Kaiser?“ „Der Drachenkaiser Ryu Kazuha, mit seiner Gemahlin Rhianon.“
Idril zog sich das Herz zusammen und sie begriff, als sie Maruk in die Augen sah.
Dieser lächelte sie gutmütig an und half ihr aufzustehen. „Doch jetzt, wartet erst einmal dein Vater auf dich.“, verbeugte sich leicht und schwieg, als sie den Weg zur Stadt zurücklegten.
 
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Rhianons Worte zauberten ein ums andere mal ein mildes, liebevolles Lächeln auf die Lippen des Drachenkaisers. Er strich ihr eine Strähme aus der Stirn, während er den Sorgen lauschte, die er ihr nicht nehmen konnte. Wie auch? In der Art ihrer Liebe waren sie, obgleich gleich stark in dieser, ziemlich verschieden.
So liebte der Drache mit seiner ganzen Existenz und jeder Faser seines Seins. Er wäre bereit gewesen jede Welt und jedes Wesen zu Opfern, optional auch alles gleichzeitig, nur um Rhianon vor Schaden zu bewahren. Eine Haltung die die Wölfin kaum gutheißen konnte, denn sie hätte wohl sich selbst für den Drachen aufgegeben, aber nicht ihre Freunde, ihre Familie, vermutlich nichtmal einen Fremden. Und Ryu forderte das auch nicht. Wie hätte er gekonnt? Wie hätte er fordern können, das sie sich unglücklich machte damit er lebte? Nein. Das lag bei ihr.
Seine Lippen versiegelt ihre und der Kuss beruhigte beider Gedanken. Ryu begann seine Geliebte zu liebkosen und ihre Augen spiegelten sich in seinen. Ihr Wunsch war so stark, das er ihn beinahe hören konnte, ohne das sie ihn aussprach. Nun, er mochte noch schwach sein, aber ihre Nähe und nicht zuletzt ihr wundervoller Körper würdem ihm mehr als genug Kraft geben, um diese Art von Aktivität zu ermöglichen. Er streichelte ihre Wange, legte ihr den Finger auf die Lippen als sie sprechen wollte. Lächelte nur, freute sich an dem Ausdruck ihrer Augen, der Sehnsucht die darin spielte, und genoss es anschließend, diese Sehnsucht zu erfüllen.

Zohani und Milianra traten nacheinander durch die niedrige Tür des Schankhauses, ohne dabei einander los zu lassen. Nuramon war für ein paar Gulden bei einem Schreiner untergestellt worden, nachdem Ilkum den beiden, nicht ohne wissendes Grinsen, dargelegt hatte, das sie noch ein wenig Zeit in der Stadt verbringen würden müssen. Mindestens bis Heras gefunden sei, der scheinbar von Erdboden verschluckt wurde, höchstens bis sich Ryu soweit erholt hatte, das er nicht gleich vom nächsten Bauernjungen erschlagen werden konnte.
Der Elfenbogen lehnte immernoch an der Wand des Wirtshauses, an der Milianra ihn abgestellt hatte, bevor sie sich auf die Suche gemacht hatten. Eine weise Entscheidung im Nachhinein, denn unter den Kutlisten hätte es sicher den ein oder anderen Langfinger gegeben, dem ein Bogen dieser Machart das Risiko wert gewesen wäre. Interessant genug war es, das er überhaupt noch dort war.
Im Vorbeigehen wurde er mitgenommen und zu dem Tisch getragen, den Zohani durch ein Kopfnicken bestimmte. Abseits von den anderen Gefährten, die beide freundlich grüßten, duckte sich dieser Tisch in eine dunklere Ecke und war weiter von den anderen entfernt. Genau der richtig Ort für eine vertraute und vertrauliche Unterhaltung. Vorallem in Milianra brannte das Verlangen, ihre Freundin näher kennen zu lernen. Nicht körperlich, zumindest nicht primär, nein, sie wollte Zohanis Geschichte hören und ihr die eigene erzählen, wenn die andere danach Fragte.
 
„Vielleicht steckt in dir ja doch irgendeine Art von Potenzial.“ sagte Tel’Aura lachend, als sich die beiden, erschöpft vom innigen Liebesspiel, ins Bett fallen ließen. Sie wendeten einander die Gesichter zu, und blickten einander an. Heras versuchte, ihre Gedanken zu erraten, während sie keinerlei Schwierigkeiten damit hatte, seine zu lesen. Ein Umstand, der ihm nicht behagte. Aber andererseits konnte er nichts daran ändern. Momentan blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr Gehorsam zu leisten, denn ohne ihre Hilfe würde er schwerlich von hier weg kommen und seiner persönlichen Mission nachgehen können. So sah er sie, ausdruckslos wie immer, mit den schwarzen, wie Obsidian glänzenden Augen an, und genoss den Augenblick.

„Ein Mann, aber ein kluger Mann, wenngleich tot. Ich hoffe, du bist so lernbereit, wie du dich mir bis jetzt gezeigt hast.“ sagte sie und streichelte ihm mit der Hand sanft die Wange, die Konturen seines Gesichtes mit den Fingern nachzeichnend. „Einer meiner Diener wird dich mitnehmen, dich einkleiden, dich speisen und dir Anweisungen geben. Du musst eine Menge Dinge lernen. Vorher kannst du mir nicht helfen.“ Sie stand auf, suchte ihre Kleider zusammen, zog sich an, und wandte sich zum Gehen. Bevor sie aber den Raum verließ, wandte sie sich noch einmal zu dem Wiedergänger, der sie weiterhin anschaute. Sie lächelte ihn an und ging dann durch die Tür.

Es dauerte eine Weile, bis der angekündigte Diener kam, und diese Zeit nutzte das Hirn des Untoten, um den geplagten Geist mit einer Welle neuer Fragen zu überschwemmen. Ihm wollte nicht klar werden, worauf er sich hier eigentlich eingelassen hatte. Andererseits blieb ihm auch keine Wahl. Vor mentaler Qual stöhnend ließ sich Heras ins Kissen fallen und döste vor sich hin.

„Der Schläfer soll erwachen.“ rief schließlich eine Stimme, die eindrucksvoll und machtvoll war, die Heras aber, als er halb erschreckt aufwachte, nicht zuzuordnen wusste. Er blickte sich im Raum um, aber die einzige Gestalt, die er ausmachen konnte, war ein kleiner Kobold, der dem Wiedergänger, hätte er sich auf die Füße gestellt und gerade aufgerichtet, vielleicht bis zur Hüfte gereicht hätte. „Der Schläfer soll mir folgen.“ sagte die Stimme dann noch mal, die unglaublicherweise dem kleinen Kobold zu gehören schien. Dieser wandte sich zum Gehen, und Heras hatte Mühe, sich schnell die Hose anzuziehen und ihn nicht gleichzeitig zu verlieren.

Der Kobold führte den Wiedergänger durch eine Vielzahl verschlungener Korridore der seltsamen Palastanlage der Dämonenfürstin, bis er ihn schließlich in einen Raum führte, der an eine sehr kleine Ausgabe eines Speisesaals erinnerte. In der Mitte des Raumes war ein schmuckloser Esstisch aufgestellt, und ein einzelner Platz war hergerichtet worden. Der Kobold bedeutete dem Wiedergänger, Platz zu nehmen und zu warten, und dann verschwand er. Heras fragte sich, was die erwarteten. Er war untot, und er hatte seinen Verdauungstrakt schon lange nicht mehr gebraucht. Er war gespannt darauf, was sie ihm zu essen geben wollen, was er dann nicht verdauen könnte.

Eine Weile später kam der Kobold zurück, in Begleitung zweier Zwerge, die maskiert waren. Der eine Zwerg trug eine Terrine mit einer seltsamen, braunen, dickflüssigen Brühe auf, der andere brachte auf einem separaten Teller etwas, was den Wiedergänger entfernt an Brot und einige seltsame Gemüsesorten erinnerte. „Der Wiedergänger soll essen. Er wird es verdauen können, auch wenn er es nicht glaubt. Die Herrin versichert es.“ erklärte der Kobold. Heras war immer noch skeptisch, und starrte den Kobold an. „Essen! Verdammt!“ brüllte dieser dann, als er sah, dass Heras keinerlei Anstalten machte, dass Essen anzurühren. Der Tonfall des Kobolds war völlig atypisch für eine derart kleine Gestalt und wirkte selbst auf Heras bedrohlich. Daher leistete er lieber Folge, nahm den steinernen Löffel, der beigefügt war, zur Hand, und schlürfte aus der Terrine die seltsame Suppe, die zu seinem Überraschen nicht schlecht schmeckte, aber auch keineswegs gut.

Nach einer Viertelstunde hatte der Wiedergänger sein Mahl beendet, die Terrine ausgelöffelt und alles Brot und Gemüse verschlungen. Er selbst verstand nicht, warum ihm die Mahlzeit so gut bekam und warum sie ihm seltsamerweise schmeckte. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er schon seid vielen hundert Jahren nicht mehr wirklich gegessen hatte. Und auch die Magie, die es bewirken sollte, dass er verdauen konnte, hätte ihn interessiert. Aber der Kobold, der die Viertelstunde über geduldig und ohne sich zu rühren gewartet hatte, rief die Zwerge zum Abdecken des Tisches herein und forderte den Wiedergänger erneut auf, ihm zu folgen. Und erneut ging es, fast eine halbe Stunde lang, durch mehrere, halbdunkle, enge Korridore, bis sie schließlich einen Raum erreichten, der etwas von Kaserne oder einem Exerzierhof hatte.

„Der Wiedergänger soll sich einkleiden.“ sagte der Kobold, mit einem leicht militärkommandantischen Unterton und deutete auf ein sauber gefaltetes Bündel von Kleidungsstücken, das auf einer Holzbank lag. Heras gehorchte, und wenige Minuten später stand er aufrecht in einer Art von Kampfanzug, bestehend aus gekochtem und seltsam bearbeitetem, schwarzen Leder, etwas, was er noch nie gesehen hatte. Der Anzug verlieh eine Menge Bewegungsfreiheit, gleichzeitig aber garantierte er auch einen gewissen Schutz. Der Kobold nickte ihm zu und deutete dann auf eine Reihe von hölzernen, gehärteten Schlagstäben, die fein säuberlich an der Reihe aufgehängt waren. „Der Wiedergänger soll sich bewaffnen.“ Und wieder gehorchte er, nahm einen der Stäbe, befühlte ihn und kam zu dem Schluß, dass der Kampfstab sehr fest, stabil und gleichzeitig sehr flexibel sein dürfte. Erneut nickte der Kobold, ging in etwa in die Mitte des großen Raumes, und rief ihm zu.

„Und nun, greife er mich an.“ Heras verstand nicht ganz, wenngleich das Kommando eindeutig gewesen war. Sollte er das tatsächlich tun? Wusste der Kobold, was er tat? Er hatte schon wesentlich größere und kräftigere Gegner besiegt und regelrecht in Grund und Boden gerammt, und das ohne Bewaffnung. Er hatte nicht vor, dem Kobold das gleiche anzutun. „Greife er mich an, sagte ich.“ wiederholte der Kobold. Der Wiedergänger seufzte. Nunja, der Wicht wollte es ja so haben. Heras nahm eine ihm angemessen erscheinende Kampfhaltung ein, und begann dann seinen Angriff, der sehr schnell und fast lautlos war. Und das war sein erster Fehler. Er wollte gerade zuschlagen, als der Kobold ihm zuvorkam, und den Stab mit einer einfachen Bewegung seines kleinen Fingers ablenkte. Die Bewegung war einfach und nicht sehr schnell, aber die Wirkung war so enorm, dass Heras von der Wucht seines eigenen Schlages zur Seite gerissen wurde, und im Staub des Bodens landete.

Der Kobold schüttelte den Kopf und flüsterte, mit einem schelmischen Unterton in der Stimme: „Die Herrin hat Recht. Er muss noch eine ganze Menge lernen.“

 
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Schweiß übertröhm und ineinander verschlugen lagen sie im Bett. Die Wölfin hatte die Augen geschlossen und genoss das Echo von Ryus Liebkosungen auf ihrer Haut und die Wärme in ihrem Bauch. Wenn ihr Geliebter sich sacht regte und sein Atem warm über ihren Nacken bließ, hätte sie sich ihm am liebsten wieder hingegeben.
Statt dessen legte sie die Hand auf ihren Bauch und strich sacht darüber, ein Lächeln flog über ihre Gesichtszüge, fast konnte sie spühren, wie die nun befruchtete Eizelle den Weg in ihre Gebärmutter nahm um sich dort niederzulassen.
Sie freute sich darauf, bald das Kind treten und sich bewegen zu spühren und sein Gewicht wahrzunehmen. Es würde ein Sohn werden, das wusste sie bereits jetzt und er würde ein großes Schicksal besitzen. So wie alle Drachenkaiser.
Sie spührte wie auch Ryu seine Hand auf ihren Bauch legte.
„Geht es dir nicht gut?“ fragte er leicht besorgt.
„Ja, es ist alles in Ordnung. Die Göttin hat Wort gehalten. “ Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und er sah das warme Strahlen in ihren Augen.
Auch er musste lächeln und beugte sich hinab, um ihr einen Kuss auf den Bauch zu drücken. „Hast du es dir so sehr gewünscht?“
Sie sah ihn einen Augenblick liebevoll an und sagte dann ehrlich, „nein, es gibt Dinge, die ich mir mehr wünsche, aber man muss lernen, dass man nicht alles haben kann. Daher bin ich mit dem was ich jetzt bekommen habe, voll und ganz zufrieden.“
Sie kuschelte sich enger an seinen Körper, „du weißt doch, dass alles was ich begehre nur du bist.“ Der Drache lächelte wissend und schlang die Arme fester um den Schatz seines Lebens, der nun noch wertvoller geworden war.
 
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Als Maruk und Idril wieder in Lunargenthum ankamen, wurde der Drache angesprochen und überließ nach einer Entschuldigung Idril ihrem Vater. Er würde nun nach den Aufräumarbeiten sehen und organisieren, was noch zu organisieren war. Die Leute hier wollten versorgt werden und es sollte ihnen, wenn schon ihrer Stadt zerstört wurde, es so leicht wie möglich haben, zur Normalität zurückzukehren – sofern man das nach so einem Eingriff noch konnte.

Er betreute nach einiger Zeit die Nahrungsversorgung und half das Lager der Stadt wieder herzurichten und mit aufzubauen. Dazu wechselte er wieder in seine gewohnte Drachengestalt.

Yêsahja legte Idril seinen Arm um die Schultern und sie gingen zu dem Lagerplatz zurück. Sicherlich hatte sie viele Fragen, doch der Seher war gewillt und verpflichtet, ihr alles zu erklären und zu erläutern, bis in kleinste Detail. Endlich, endlich war seine Tochter befreit und ein Großteil des Kultes, der auch seinen Orden bedrohte, konnte durch den Schwarzmagier Levan aufgedeckt und geschwächt werden. Der Rest würde eine Kleinigkeit bedeuten. Yêsahja war so dankbar.

Idril jedoch sagte nicht ein Wort. Sie schaute sich das ganze Chaos an, sah die Scheiterhaufen brennen und das Krankenlager. Es war ein hoher Preis bezahlt worden, dafür, das Gleichgewicht zu halten und hatte viele Opfer gefordert. Doch Ayla sagte, es sei keiner ihrer Gefährten gestorben und wenn der Kaiser befehlen konnte, musste auch er noch leben.

Immer wieder fragte sich die Elfin warum. Warum, warum, warum. Warum das alles. Wofür? Wieso? Und was hatte sie damit zu tun. Warum sollte sie bleiben.

Ihr Vater spürte die Zweifel und ihre Angst, als er seine Tochter ansah. Sie waren wieder an dem Krankenlager angekommen und setzten sich an ein wohlig knackendes Feuer, als er anfing zu sprechen.

„Es ist ein hoher Preis bezahlt worden, das Gleichgewicht zu wahren – und ich sehe, dass du dich nach dem Grund fragst.“ Idril sah ihn verblüfft an, sie wusste so wenig von ihm und sollte jetzt seine Tochter sein? Einfach so, nach all der Zeit der Trennung. Sie schüttelte verbittert den Kopf und sah ihn wütend an. Doch ihre ganze Wut, ihr ganzes Ärgernis, richtete sich nur gegen sich selbst. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie sie gefallen war. Und zwar in diesem Gang, als Rhianon – die jetzige Kaiserin, wie man ihr mitteilte – mit ihr auf der Flucht war. Auf der Flucht vor diesen Kultisten. Und jetzt saß sie hier und ‚Alles’ hatte sich verändert. Ihr Vater war da, die Stadt lag in Trümmern, ihre Gefährten waren teilweise zu etwas anderem geworden und sie hatte plötzlich den mysteriösen Dunmer, als Drachenkaiser vor sich. Doch der einzige Ort, an dem sie sich jetzt noch wohl fühlte und sie auch beruhigte, war in Maruks Nähe gewesen. Sie weinte vor lauter Hilflosigkeit. Alles war so … anders geworden.
Yêsahja nahm Idril einfach nur in den Arm und sie weinte, weinte und weinte. Er versuchte sie nicht zu beruhigen oder ihr irgendetwas zu sagen, sie musst erst einmal leer werden, um wieder aufnahmefähig zu sein, für das, was noch kommen würde. Es war noch viel zu tun, um sie vorzubereiten und so wenig Zeit. Doch sie musste erst einmal das hier begreifen können. Obwohl es auch dieses Mal für ihn sehr schwer war, die Zusammenhänge zu begreifen.
 
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Wicket nahm einen Schlug Wasser aus einem Schlauch, der extra dafür präpariert wurde und sagte dann: “Desann, ich denke, wir sollten nun aufbrechen. Wir haben schon lange genug gewartet.”
“Ja endlich wieder in die Heimat, da gibt es wenigstens gutes Essen, das was die Menschen hier fabrizieren ist nicht wirklich das beste.”
“Ok, dann las uns los gehen.” Wicket nahm seine Sachen und verabschiedete sich noch einmal von den anderen. Als er und Desann fast durch die Tür waren sagte Haldamir: “Wartet, ich begleite euch noch bis zur Stadtmauer.” Er stand auf steckte seine Schwerte und seinen Bogen ein und die drei machten sich nun auf den Weg.
Sie gingen langsam durch die Stadt vorbei an den zerstörten Gebäuden, Menschen und einigen Drachen die den Menschen halfen. Haldamir musterte die Drachen misstrauisch, in der Vergangenheit hatte er keine gute Erfahrungen mit Drachen gemacht, meistens endete es in einem Kampf, einige konnte er sogar besiegen, doch waren es meist die schwächeren, bei den Starken zog er sich in der Regel zurück, da deren Tot ein zu großes Problem für das Mächtegleichgewicht darstellte und er nicht genau wusste ob er gegen die stärkeren ankam: “Das ist wieder so typisch für diese geflügelten Echsen, erst machen sie eine Stadt den Erdboden gleich und danach tun sie wieder so, als wären sie die guten und helfen ein bisschen beim Wiederaufbau.”
“Eigentlich haben die Drachen doch schlimmeres vermieden, immerhin stehen sie auf der guten Seite und kämpfen gegen das böse.” sagte Wicket.
“Wicket du musst noch viel lernen, genau die Tatsache, dass sie auf der guten Seite kämpfen ist falsch, sie sollen für ein Gleichgewicht sorgen und nicht das Böse schwächen.”
“ich dachte es gibt kein definierte gut und Böse Haldamir.” Warf Desann ein.
“Gibt es auch nicht, nur muss ich diese begriffe immer wieder nutzen um euch und anderen es besser erklären zu können. Ich habe euch schon oft genug versucht zu erklären, dass es kaum unterschiede zwischen Dämonen, Menschen, Elben, Zwergen und was es sonst noch so rumlauft gibt. Ich meine damit nicht diese rastlosen verdorbenen Biester, die nur auf Tot aus sind, übrigens gibt es die in allen Rassen und Völkern, nur dass solche Exemplare auf der hellen Seite weniger sind, da es dort weniger freie Entfaltung gibt, dort werden alle gezwungen den Weg der Gesellschaft zu folgen, bei den s´ dunklen Mächten hingegen, darf jeder so werden wie er es für richtig hält, aber auch unter ihnen gibt es unzählige gebildete, Philosophen, Künstler und Priester, nur zeigen sie sich den Menschen nicht, da sie Angst haben vor der Naivität der Menschen. Wenn ihr mal in der Lage seid wieder frei zu reisen, macht euch mal auf den Weg nach Ivorothronn, ich denke dort werdet ihr ein ganz neues Bild von Dämonen bekommen.”
“Ivorothronn, ich dachte diese Stadt ist nur ein Mythos, bisher hat sie doch noch niemand gefunden oder ist zurückgekehrt. Wenn es sie wirklich gibt, wo ist sie, wie kommt man dahin.”
Haldamir überlegte kurz und sagte dann: “Es gibt zwei Methoden dort hinzukommen, entweder man kennt den Weg oder man folgt einfach seinem Herzen, wenn man es wirklich will und ein reines Herz hat findet man die Stadt auch.”
Wicket wirkte verwundert: “Ein reines Herz um in eine Stadt voller Dämonen zu kommen, das verstehe ich nicht.”
“Wicket du musst noch sehr viel lernen, ich sagte doch, die Dämonen die du gesehen oder von denen du gehört hast sind eine Minderheit, ich denke viele Dämonen haben ein reineres herz als Dämonen oder Elben, aber bilde dir dein eigenes Urteil. Reise einfach dort hin und du wirst sehen.”
Wicket blieb vor einem Stallgebäude stehen: “Ich hole nur noch mein Pferd” und wenige Minuten Später kam er mit einem gesatteltem Pferd wieder raus und die drei gingen weiter in Richtung Stadttor. Es waren nur noch wenige Meter und sie lieben alle vor der Stadt stehen.
Desann sagte: “Sieht so aus, als käme jetzt der Abschied.”
“Wir sehen uns dann in einigen Jahren.” Haldamir ging auf das Stadttor zu und sagte nichts weiter. Wicket und Desann wirkten etwas verdutzt, da sie mit einer etwas längeren Verabschiedung gerechnet hatten. Haldamir blieb steh und ging doch noch einmal auf die beiden Ewok zu und kniete vor Wicket: Wicket, du bist ein aufrichtiger, mutiger und starker Ewok, du wirst einen guten Herrscher abgeben. Aber du musst noch sehr viel lernen. Er drückte Wicket kurz und gab ihm ein Amulett “Das ist das Siegel von Thersos dem großen, er war einer der größten Herrscher den die Welt je gesehen hat, er war gütig und Weise, folge seinem Beispiel und übertreffe es noch.”
Nun ging er auf Desann zu und kniete auch vor diesem: “Viele Jahre sind wir zusammen durch die Welt gezogen, Ich habe dir viel beigebracht, aber ich habe auch von dir sehr viel gelernt, du hast mir gezeigt, das es nicht falsch st Gefühle zu verbergen und dass es nichts gibt, das wichtiger ist als eine Freundschaft. Du bist stark, mutig und loyal du wirst Wicket ein guter Berater sein.” Auch ihn drückte und gab ihm einen Dolch “Der Dolch Nahamirs, einer der edelsten Krieger den ich je gesehen habe. Trainiere weiter und irgendwann werde ich kommen und ich deiner finalen Prüfung unterziehen.”
Desann sah ihn an und sagte: “Du verlangst doch jetzt nicht auch so eine Rede von uns?”
Haldamir lachte kurz und sagte: “Du kennst mich doch, ich halte nicht viel von solchen Phrasen. Ich wünsche euch beiden eine Glorreiche Zukunft und mögen euch eure Geister schützen.”
Desann und Wicket stiegen beide auf Wicket´s Pferd und ritten los. Haldamir stand noch eine weile vor dem Stadttor und dachte darüber nach was nun folgen würde, er hatte kein Ziel und er hatte auch keine Heimat in die er zurückkehren könnte.
 
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Ibrahim jagte auf die zerstörte Stadt zu, irgendetwas schreckliches musste sie heimgesucht haben. Das Fell seines Pferdes war Schweißgetränkt und ein normales Pferd wäre schon lange vor Erschöpfung gestorben. Dennoch gaben die Beine nach, ein dicker Knochen ragte aus dem rechten Vorderlauf des Pferdes. Laut wieherend kippte der massige Pferdeleib um, Ibrahim versuchte noch rechtzeitig vom Rücken des Tieres zu springen doch da wurde er bereits schmerzhaft auf den Boden geschleudert. Tier und Mensch überschlugen sich mehrfach und rissen dabei große Stücke aus dem weichen Boden. Wie durch ein Wunder überstand Ibraihm das alles ohne großer Verletzung und das Pferd hingegen war kaum mehr als ein solches zu erkennen. Mehrere Knochensplitter ragten auf der größtenteils aufgerissen Haut und der Hals war grotesk verrenkt. Ungläubig bickte Ibrahim immer wieder auf den Pferdeleib und dann an seinen eigenem Körper hinunter, "I´Scharah, sei dank". Ibrahim kümmerte sich nicht weiter um das tote Tier und rannte zu Fuß weiter auf die Stadt zu, er hatte was zu erledigen. Auch wenn er sich erhoffte das sowas nicht passieren würde musste er zugeben das Talór bei dem Pferd gute Arbeit geleistet hat, es ritt die ganze Strecke von seiner Heimat bis hier her ohne eine Pause.
Eine Wache blickt ihm verduzt entgegen und versuchte den Unbekannten zum stoppen zu bewegen, aber Ibrahim zügelte seine geschwindigkeit nicht und rannte weiter auf die Wach zu die ihm nun die Spitze seiner Hellbarde entgegenestreckte. Geschickt duckte Ibrahim sich unter der Waffe hindurch. Bevor die Wache überhaupst reagieren konnte war er bereits verschwunden. In der Stadt herrschten rege Arbeiten um die Stadt wieder aufzubauen. Immernoch rannte er ohne daran zu denken etwas langsamer zu werden und die wenigen die in seine Bahn gerieten wurden von ihm einfach niedergerissen. Plötzlich blieb er abrupt stehn und ließ sich auf die Kniee fallen. "Meister Xarxes"
Xarxes drehte sich um, vor seinen Füßen befand sich eine Gestallt die die selbe Kleidung wie er trug wobei diese deutlich dunkler waren... und das nicht nur durch den vielen Dreck der sich darauf befand. "Ibrahim, wie ich sehe immer noch ein niederer Assassine... was willst du hier?", "Meister Talór schickt mich. Er will das ich euch eine Weile begleite", Xarxes lachte, "Und warum will er das?", "Er will das ihr mich ausbildet", Ibrahim dachte schon Xarxes hätte erkannt das er ihn anlog, da er plötzlich ernst wurde und ihn hochzog "Sag Talór das ich weder einen Begleiter noch einen Schüler wünsche", "Meister Talór wusste das ihr so reagieren würdet... ich soll trotz alledam was ihr sagt bei euch bleiben", Ibrahim würde nervös... er kannte die Wutausbrüche von Xarxes noch zu gut aus seiner Jugend. "Dieser sture alte Trottel", er zog den Mundschutz etwas herunter so dass die Reißzähne sichtbar wurden ,"du kannst bleiben ,aber einen Fehler deinerseits und ich reiß dir jedes Glied einzeln aus, verstanden?" Ibrahim nickte eifrig und Xarxes wirkte von einem Moment zum anderen freundlicher. Ibrahim war verwundert, Xarxes war mit seiner wandlung schon viel weiter vortgeschritten als Talór annahm, er muss ihm möglichst schnell davon berichten.
Erst jetz nahm sich Ibrahim die Zeit um sich umzublicken. Sein blick blieb an einer Frau hängen. Er zog sein Schwert und wollte bereits auf sie zurennen doch er wurde von Xarxes zurückgehalten. "Was soll das? Ihr seht doch das dieses Weib bewaffnet ist!", Xarxes wirkte immer noch freundlich und nicht so animalisch wie noch vor wenigen Sekunden "Ibrahim... du hast wirklich noch viel zu lernen, in diesen Ländern ist das normal" Ibrahim konnte den Blick nicht von ihr wenden, ihre spitzen Ohren wießen darauf ihn das diese irgend einer Elfanrasse angehört, "nicht nur das es ein Weib ist, eine Unreine ist es noch dazu". Xarxes presste schmerzhaft Ibrahims Schulter zusammen ,"Ich wiederhole mich ungern, hier ist das normal... du warst noch nicht oft weit von unserem Stamm entfernt, sieh die Frauen hier einfach als eine unserer Pristerinnen an", "Ihr wisst das, dass Gotteslästerung ist, die Pristerinnen wurden von unseren Göttern persönlich ausgewählt! Sie sind tausend mal mehr wert als eine normale Frau!", Xarxes Augen wurden grellgelb, alle Gesichtszüge wirkten unmenschlich und die Eckzähne nahmen an länge zu. Mit einem Ruck Riss er Ibrahim zu sich hin, "Hör mir zu! Du wirst dich nur an das halten was ich dir sage, du wirst nimanden töten ohne das ich dir es sage, du wirst nichteinmal jemanden anfassen ohne das ich dir es sage, egal wer es ist, was es ist, und was es getan hat!", Er ließ Ibrahim einfach fallen, "Und jetzt folg mir wenn du noch lange Leben möchtest..."
 
Das Feuer knackte wohlig und Idril konnte nur noch lautlos schluchzen. Schon lange rannen keine Tränen mehr über ihre Wangen, sie war einfach leergeweint. Sie lag einfach in den Armen ihres gerade wiedergewonnenen Vaters und es fühlte sich gut an. Vertraut, nah. Ihre Wut war verraucht, doch ihre Fragen blieben. Sie zitterte, doch nicht vor Kälte, sondern vor Anspannung. Sie ahnte, dass irgendetwas mit ihr passiert war, sie wusste nur nicht was. Zögerlich wollte sie leise sprechen, wusste jedoch nicht wo sie anfangen sollte und blickte ihn nur fragend an.
Yêsahja, strich ihr über den Kopf, sachte und zart, so als berühre er ein Rosenblatt, hätte Angst, seine Tochter könnte vor ihm zerbrechen.
„Es ist eine ... lange Geschichte. Doch das hast du nun alles überstanden. Du bist angekommen, dort wo du sein solltest. Damals, konnten wir dich nicht anders schützen und mussten dich ...“, er schluckte „...deinem Schicksal überlassen,... es sollte deine ... Bestimmung sein.“

„...meine Bestimmung...“, flüsterte sie erschöpft und dachte an ihre Sklavenhaltung zurück. An die erste Vergewaltigung durch den Sklavenhändler nach dem ‚Tod ihres Vaters’, an die Demütigungen, an die Drogen die sie gefügig machten, die sie betäubten, um die Widerlichkeit dort überhaupt ertragen zu können. An die immer wieder mit ihr durchgeführten Rituale, die sie über sich ergehen lassen musste, an die Todesangst, die sie dabei hatte. So lange bis sie immer das Bewusstsein verlor, um wieder in ihrer abgeschlossenen Kammer aufzuwachen. Einsam, beschämt und meist blutüberströmt.
Sie schluckte und schloss die Augen. Dann erinnerte sie sich an die anderen Sklaven, die mit ihr dort gehalten wurden. Einige verschwanden immer... einfach so. Sie konnte es sich nie erklären.

Sie löste sich aus seinen Armen und starrte ins Feuer. Sie war entkommen und lebte noch. „Wie?“, fragte sie nur, ohne ihn dabei anzublicken.

Yêsahja wand sich ebenfalls dem Feuer zu und schloss die Augen. „Ich bin gestorben, für die Unwissenden. Aus den Reichen des Todes zurückgekehrt, so wie du...“
„Maruk?“ „Ja.“, der Seher nickte.
„Ich kann mich nicht erinnern, an das, was geschehen ist... ich bin gefallen und dann hatte ich ... geträumt?“, krampfhaft versuchte sich die Elfe das Geschehene wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, doch gelang es ihr nicht. „Wenn es dein Wunsch ist, das Geschehene zu sehen, kann ich dir helfen.“, und der Seher blickte seine Tochter an.
Sie sah ihm in die Augen und nickte nur stumm.

Ihr Vater drehte sanft Idril zu sich, und nahm ihren Kopf in seine Hände, so dass seine Handflächen an Idrils Schläfen gepresst wurden. Er beobachtete sie genau und würde sofort abbrechen, wenn sie es nicht mehr ertragen könne. Dann schloss er kurz die Augen und murmelte einige alte Worte, in einer für Idril fremden Sprache und augenblicklich verstärkte sich ihr Kopfdruck und drohte zu platzen. Doch in dem Moment wurde sie geistig zurückgeschleudert, zu jenem Punkt, wo sie ins Wasser gefallen war.

Sie sah sich aus dem Wasser ziehen, sah sich die Wand hinaufklettern, durch den Gang in die Tropfsteinhöhle, das Gefecht mit den Skelettkriegern, das Versprechen, das Dunkle Wesen, die Rückkehr zum Bodenpentagramm, die Anrufung, das Tor, die Glyphe, ihr Sturz, die Klaue die sich um sie schloss, seine Nähe, die Bäume, Licht und Schatten, die geistige Verbindung zu Rhianon – welche zerbrach, ihren Tod, den Ruf, den sie vernahm, diesen Körper, Thanatos, ihre Angst in den Katakomben, Asterinian, Millianra, die Sphären des Siegels, und.... dieses Gefühl...

Als Yesahja seine Hände von Idrils Schläfen nahm, war sie schweißgebadet und starrte atemlos ihren Vater an. Sie begriff.... was geschehen war... sie begriff.

„Nein...“, flüsterte sie ihm nur leicht kopfschüttelnd ungläubig zu...
In seinen Augen sah sie jedoch, dass es die Wahrheit war.
 
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In den Straßen Lunarghentums war es nun ruhig. Dicke Schichten Staub lagen zwischen den einzelnen Häuserreihen und nur gelegentlich war ein unterdrücktes Jammern oder fernes Wehklagen der Verletzten und Zurückgebliebenen zu hören. Grausames Schlachten und ohrenbetäubende Erosionen und Explosionen in allen Stadtteilen waren fast genauso verstörender Leere und Leblosigkeit gewichen.
Zohani fand sich in einer Ecke des Schankraumes am Tisch sitzend, Milianra grinste ihr fröhlich entgegen.
Die ganze Schlacht über hatte Zohanis Wange geschmerzt, und auch jetzt war er noch nicht ganz verblasst. Es schien ganz offensichtlich, als ob die – zumindest mentale - Verbindung, die zwischen ihr und dem sonderbaren Mann namens Shuhoku bestand, sie körperlich nicht unberührt ließ. Gedankenverloren strich sie sich über die Wange und das nicht direkt spürbare Zeichen darauf. Milianra schien ihre Gedanken zu lesen. „Es nimmt einen rötlichen Stich an“, wisperte sie. „Ah“, war alles, was Zohani auf die Schnelle daraufhin einfiel. Die Sache war schon unheimlich genug, da wunderte sie so etwas auch nicht mehr sehr.
Sie zuckte also mit den Schultern und winkte dem Wirt, ihnen Bier zu bringen.
Die beiden sprachen schon bald über dies und das, doch Zohanis Gedanken schweiften ständig ab. Sie stellte fest, dass ihr das in letzter Zeit häufiger passierte. War sie irgendwie verwirrt? Setzte ihr das ganze Schlachten auf Dauer zu? Sie musste innerlich lächeln, obgleich es ein freudloses Lächeln war. Oh, das Schlachten … das war doch schon vor langer zur Gewohnheit geworden. Sei es der Kampf ums schiere Überleben oder das wilde Piratenleben mit zahllosen Überfällen auf unschuldige Handelsschiffe. Ihr Schwert hatte sie in den letzten Jahren durch so viele Kämpfe begleitet, dass sie sie nicht mehr zählen konnte. Und der Panzer, den sie sich geschaffen hatte, würde mit jedem Kampf nur noch dicker werden, würde seine unzähligen Kerben überdauern, was sie von keinem anderen Soldaten einer echten Armee unterschied. Das war die ganze letzte Zeit ihr Weg gewesen. Nun war Milianra hier. Eine Person, für die sie bereits gekämpft hatte, und auch noch kämpfen würde, ja, für die sie vermutlich ihr Leben geben würde. Doch würde es etwas ändern? Würde es ihren Weg verändern? Ein Stich, wohlgemerkt, an die entsprechende Stelle, würde ihren Panzer jedenfalls brechen, ihn aufklappen wie eine Muschel, und ihr verschlossenes Inneres zerreißen. Würde sie Milianra verlieren, das war ihr bewusst, würde sie auch den Glauben an sich selbst verlieren. Aus diesem Grund war sie bisher Einzelgängerin gewesen. Sie hatte sich mit ihren Piratenkameraden betrunken und Abenteuer erlebt, aber letzten Endes waren sie weiterhin Verbrecher geblieben. Verrat war nie undenkbar gewesen, und die Zusammenarbeit diente mehr dem Zweck als der Freundschaft. Und die Armee ... tja, das war ebenfalls Kameradschaft, aber für sie immer noch nichts weiter als die Armee. Und nach ein paar Jahren des Dienstes war sie auch dort abgemustert.
Sie wusste, dass diese Bindung ihren Pfad verengte, jeden ihrer Schritte auf dem gefährlichen Weg der Gefährten zum möglichen Verhängnis machte. Bereitete ihr das die letzten Tage, oder besser, die letzten Stunden, so viele Gedanken? Oh, eine Stimme in ihrem Kopf. Eine Bestätigung für ihre Zweifel, einen verborgenen Wahn? Oder doch nur dieser Fremde, welcher so plötzlich mit ihr in Verbindung stand?
“Bingo. Es tut mir Leid, Schätzchen, dass ich dich so belästigen muss. Ich fürchte, ich trage zu einem Großteil die Schuld daran, solltest du dich zeitweilig ein wenig unkonzentriert fühlen.“
Das soll ja wohl ein Witz sein.
„Ich durchstöbere dein Gedächtnis auf der Suche nach Informationen über dein Vergangenheit. Keine Sorge, das wird bald wieder aufhören. Dich interessiert es aber möglicherweise, dass du für jemanden eine sehr wichtige Rolle spielst.“
Was fällt Euch eigentlich ein?

Ja, Zohani war angemessen aufgebracht.
… ich möchte jetzt wissen, wer ihr seid und was ihr von mir wollt. Ich lasse mich nicht kontrollieren oder benutzen.
„Es tut mir Leid, diese … Entschlossenheit von dir zu hören, denn sie wird dir leider nicht viel nützen. In manchen Bereichen ist dein Wille … nicht von Bedeutung. Doch ich kann deine Forderung nach einer Erklärung verstehen. Du wirst sie bekommen, bald. Dein Schicksal wandelt sich, in gerade diesem Moment. Neue, zuvor gänzlich unbekannte Gesichter werden bald auf dich herabblicken, deine Taten genau beobachten. Man hat sich dazu entschieden-„
Ich will jetzt Erklärungen, keine Prophezeiungen. Ihr, geheimnisvoller Mann, werdet mir nun sagen, was ihr mit mir vorhabt und worum es hierbei geht.
„Schön, so sei es. Erschrick nicht, ich werde dich mitnehmen. Bist du bereit, einem Gott gegenüberzutreten?“

Was?


Dunkelheit. Schatten. Blendendes Licht. Sie spürte ihre Seele, frei im Raum schwebend, körperlos. Eine andere schwebte ganz in der Nähe. Bläuliches Schimmern umgab sie, rotierte in wilden, konturlosen Spiralen um sie herum. Bruchstücke von Erdboden rasten über ihnen, seitlich von ihnen und unter ihnen vorbei, einzelne Häuser verschiedener Zivilisationen, Städte, Flüsse. Es formten sich vereinzelte Wolken über ihnen, verpufften wieder, rasten hin und her, ohne Ziel.
Das Wirbeln verblasste und um sie herum entstand langsam ein Raum. Zohani sah bald wieder ihre eigenen Hände vor Augen. Sie befanden sich in einem altmodisch eingerichteten Flur. Der Mann namens Shuhoku manifestierte sich links von ihr, machte eine unscheinbare Geste mit der rechten Hand, und sie sah kurz sich selbst in der Taverne sitzen, scheinbar über ihrem Teller zusammengesunken, von Milianra vorsichtig angestupst. Der Flur, welcher sich vor und hinter ihnen erstreckte, zog sich weit in die Länge, bis er irgendwo vorne einen scharfen Knick machte, sodass man ein Fenster mit Blumen auf dem Sims erkennen konnte. Ein roter Teppich zog sich über den Boden, links und rechts standen Büsten Zohani unbekannter Krieger und Kriegerinnen, vereinzelter Magier und scheinbar wichtiger Persönlichkeiten. Gemälde hingen links und rechts an den Wänden, hauptsächlich Landschaftsbilder. Zwischen den Büsten standen verschiedene Pflanzen, viele von ihnen Zohani ebenfalls unbekannt.
„Komm bitte mit.“ Shuhoku ging los und führte sie eine Weile den Flur entlang, bis die beiden einige Meter weiter vor einer schlichten, nicht weiter verzierten Tür Halt machten. Zohani fiel auf, dass der Mann seine Kleidung gewechselt hatte. Er trug einen unscheinbaren Kimono und hatte die langen Haare zum Zopf gebunden. Er klopfte kurz an. Es erklang kein „Herein“, doch wie auf ein unbekanntes Zeichen hin zuckte seine Hand einen Moment später zur Türklinke und öffnete sie behutsam. Leises Knistern von Feuer schlug ihnen entgegen. Shuhoku lächelte. „Ach, diesen Raum hat er sich ausgesucht.“ Zohani sah den Mann unverständlich an. Seltsamerweise machte sie sich nicht allzu viele Gedanken darüber, wie sie hierher gekommen und wo sie überhaupt waren. Sie akzeptierte es einfach. „Die Räume in diesem Anwesen wechseln ihre Plätze immer wieder. Ich versuche schon seit langer Zeit, das System dahinter zu erkennen, sollte es eines geben, aber bisher ohne Erfolg. Naja, sie sehen sowieso sehr ähnlich aus, in jedem dritten steht ein großer Kamin.“ Er brach ab und zuckte die Schultern. „Komm doch bitte herein“, kam es nun von drinnen. Zohani betrat den Raum, und sie spürte, dass Shuhoku bei der Tür stehen blieb, gegen den Rahmen gelehnt. Der Raum war nicht besonders groß, ein Teil seiner Fläche wurde von einem großen Steinkamin und davor aufgestellten Ohrensesseln eingenommen. An der Seite gab es mehrere kleine Fenster, direkt in die Steinmauer eingelassen, welche den Blick auf einen Innenhof freigaben. Die Decke war nicht besonders hoch, doch es stellte sich keinen Falls irgendein Gefühl von Platzmangel ein, eher im Gegenteil. Etwas Unbekanntes haftete dem Ort an, was ihn räumlich weiter erscheinen ließ. Zohanis Blick endete bei dem runden Tisch hinter den Sesseln, an welchem ein Mann saß. Sie versuchte, sich auf ihn zu konzentrieren, doch seine Gestalt entzog sich immer ihrem Blick, und es blieb zunächst bei den Umrissen, welche sie erkennen konnte. Er saß ein wenig gebückt da, was sie auf zunehmendes Alter schließen ließ, doch hatte einen mächtigen Rücken, der davon zeugte, dass er einmal von gewaltiger Statur gewesen sein musste, und Arme von nicht zu verachtender Größe, welche entspannt auf der Tischplatte ruhten. Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Der Mann schien sich seiner äußerlichen Erscheinung bewusst zu werden und zuckte kurz zusammen. „Verzeihe mir die Unhöflichkeit, mich dir so unkenntlich vorzustellen.“ Er schien schärfere Konturen anzunehmen und sie machte schnell ein Gesicht aus, Haare, Kleidung. Der Mann war tatsächlich schon älter, zumindest, was sein Aussehen betraf. Die Haare waren ergraut und um seine Augen lagen viele kleine Fältchen. Seine Haut hatte einen gesunden Ton und seine Augen strahlten eine verborgene, in Zaum gehaltene Intelligenz aus. Er hätte als freundlicher Großvater durchgehen können, wäre da nicht seine ungewöhnliche Statur.
Der Mann trug ein fein gesticktes Oberteil in dezent gehaltenen, ruhigen Farben, wie es viele der Bürger der oberen Schicht der Südländer trugen. Davon abgesehen trug er keinerlei Schmuck.
„Du kommst früher als ich es erwartet habe.“ Du siehst aber überhaupt nicht überrascht aus.
Er schien ihre Gedanken zu lesen. „Ich beobachte dich schon länger, Zohani, Tochter von Jirash Kha von den Jao Thin Bea. Um genau zu sein, seit du deiner Gruppe von Gefährten beigetreten bist, was jedoch nicht ausschließlich der einzige Grund für meine Aufmerksamkeit ist.“
„Wer seid ihr also? Und was wollt ihr von mir?“
„Die beiden am meisten berechtigten Fragen, die du mir stellen kannst, und die ich dir mit Sicherheit schuldig bin.“ Der Alte lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete seine Hände. „Man hat mir inzwischen verschiedene Namen gegeben. Ich nenne mich selbst Eomer.“ Zohani spitzte die Ohren. „Bei dir, oder besser gesagt, bei deinem Volk werde ich Ymar genannt, der Kriegsgott der Jao Thin Bea.“ Sie öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Ihre Wut war verraucht. Derjenige, der seine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet hatte, war niemand anderes als ihr Gott. „Ymar, mein Wille, mein Gott.“ Sie sprang vom Stuhl auf und machte Anstalten, niederzuknien. Ymar hob eine Hand und ließ sie in der Bewegung verharren. „Das ist nicht nötig. Obgleich ich dein Gott sein mag, lege ich immer noch Wert darauf, mir den Respekt, der mir entgegengebracht wird, auch zu verdienen. Und bisher habe ich mir davon noch nicht allzu viel verdient, auch wenn es nicht meine Schuld sein mag.“ Zohani schüttelte den Kopf. „Deinen Namen trage ich in der Schlacht auf den Lippen, und für deinen Namen gebe ich auch mein Leben, denn du bist mein Gebieter, Höherer.“
Ymar lächelte sie beinahe freundlich an. „Damit dienst du nicht nur deinem Gott, sondern auch dir selbst. Denn dein Gott ist es, der dir im Gegenzug deine Bürden nimmt.“ Zohani nickte wissend, denn das wurde ihr schon von Kindesalter an beigebracht.
„Ich möchte dir nun also sagen, warum du hier bist. Letzten Endes wandelst du dich zu einer Figur, die das Gleichgewicht bewahren soll. So, wie es auch viele deiner Gefährten betrifft. Denn das Gleichgewicht wird immer wieder gestört, und sollte es gestört werden, wird zwangsläufig irgendwann eine Reaktion darauf stattfinden.“
„Ihr redet von einem Gleichgewicht. Worauf bezieht ihr euch?“
„Es mag weit hergeholt klingen, doch im Grunde kommt das Wesen der Menschen, und nicht nur der Menschen, sondern auch sämtlicher anderer Rassen in den verschiedensten Sphären, Dimensionen, Universen, … einer Wagschale zwischen Gut und Böse gleich. Gutes kann sich mit Bösem vermischen, Böses kann gut erscheinen, Gutes böse, doch wenn eines von beidem in seiner tatsächlichen Form das andere überwiegt, muss die andere Seite dem entgegenwirken. Ein gewisses, mächtiges Wesen hat vor einiger, nicht bestimmbarer Zeit gegen dieses Gesetz der Gleichheit verstoßen, und das hat unweigerlich zur Folge, dass als Reaktion darauf ein Gegenpol entstehen muss. Auch du hast hierbei deinen Platz in einem Spiel, das sich über mehr als nur ein paar Nationen erstreckt. Meine Aufgabe ist es, dich zu leiten, als dein Gott deine Position in diesem Spiel klarzustellen.“
Zohani runzelte die Stirn. „Ich soll jetzt die Weltenretterin markieren?“ „Unterschätze deine und die Rolle deiner Gefährten in eurer Welt nicht, meine Liebe. Hinter den Schlachten, die ihr schlagt, steckt mehr, als Vereinzelte vielleicht denken, und manche von euch wissen das bereits. Trotz allem erscheinen beispielsweise deine und meine Position in Anbetracht derjenigen, die über uns stehen und über unsere Wege bestimmten, nicht besonders wichtig.“
Zohani hatte Mühe, seinen Erklärungen zu folgen. „Und was genau ist nun meine Aufgabe?“ Ymar seufzte. Zohani glaubte, ein kurzes Aufflackern in seinen Augen zu sehen, doch sie schien sich getäuscht zu haben, zumindest sprach er normal weiter: "Euer Weg führt deine Gefährten und dich in die Berge. Dort wird sich auch dein eigener Weg fortführen, der Weg, den du im Namen deines Volkes einschlägst.“
„Was ist das für ein Weg?“ „Du musst lernen, dich in Geduld zu üben. Ich kann dir noch nicht alles Weitere enthüllen … jede Seele braucht Zeit, um aufzunehmen, und diese Bürde würde dich, übertrüge ich sie dir jetzt, fürchte ich, zerbrechen. Du wirst dich weiterentwickeln.
In den Bergen wirst du eine Waffe finden, die deiner Rolle zugeteilt wurde. Bis dahin … wirst du gestärkt werden für das, was kommt. Meiner Meinung nach wäre es langsamer geschehen, als es bis jetzt der Fall war, doch vielleicht habe ich in meiner Abwesenheit ein wenig das Taktgefühl verloren. Also hat Shuhoku dich hierher gebracht, damit du Antworten auf deine Fragen erhältst. Du hast sicherlich das Zeichen auf deiner Wange bemerkt … ein Vorzeichen für das, was kommen wird, und ein Zeichen der künftigen und auch jetzt schon bestehenden, wenn auch noch unbekannten Bürde, die dir auferlegt wurde. Shuhoku wird in nächster Zeit öfter mit dir in Kontakt treten, um dich über verschiedene Dinge aufzuklären.“
„Wo werde ich das Schwert in den Bergen finden?“ „Du wirst es finden, mache dir um den Ort und den Zeitpunkt keine Gedanken.“ Der Gott wirkte plötzlich … müde. „Wenn du es erlaubst, ich hatte einen langen Tag. Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn wir unser Gespräch an dieser Stelle beenden.“ Damit stand er auf, kraftvoll und mit eleganter Bewegung, sein scheinbares Alter Lügen strafend. Zohani überlegte, was sie ihren Gott fragen könnte, doch tatsächlich hatte sie keine weiteren Fragen mehr. Obwohl …
„Wenn Shuhoku das nächste Mal mit mir in Kontakt tritt, können wir es dann bitte ein wenig … schmerzloser gestalten?“ Ymar schaute kurz überrascht, doch nickte dann in Richtung Shuhoku. „Wir haben einen Weg gefunden, und wir sind dabei, ihn zu verfeinern, damit er auch Shuhoku keiner Gefahr aussetzt. Sobald ihr die Berge durchquert habt, wird dieses Problem sowieso nicht mehr existieren.“
Zohani fragte nicht weiter nach, nickte erleichtert und schwieg. „Nun, Schätzchen, Shuhoku wird dich nun zurückbringen. Und halte dich immer an die, die dir am nächsten sind.“ Bei den letzten Worten hatte er ihr fest in die Augen gesehen, und sein plötzlich sehr energischer Tonfall beunruhigte sie. Dann löste sich alles vor ihr auf, und sie wurde von klingendem Bierglas geweckt, das durch den Schankraum herbei getragen wurde.


„Du hast ihr nicht viel gesagt – nicht viel Wichtiges über sie.“ „Ich weiß … wie ich auch gesagt habe, denke ich nicht, dass die Zeit schon reif ist. Bereite sie gut darauf vor, Shuhoku.“ „Das werde ich. Die Hochelfe Milianra wird sie ebenfalls stärken.“ Eomer nickte, Shuhoku hatte Recht. Er musste Recht haben. Sie konnten es sich nicht leisten, mit Zohani letzten Endes zu versagen. Ihre Entschlossenheit machte sie für die ihr zugedachte Rolle geeignet. Doch zu viel von ihrem Feuer würde sie verbrennen – sie brauchte Freunde an ihrer Seite, die sie stützen würden, sollte sie taumeln. Vielleicht hatte die Elfe namens Milianra kürzlich doch ein Schicksal bekommen?
Er unterbrach seine Gedanken und nickte Shuhoku zu, der kurzweilig verschwunden war, um Zohani zurück zu bringen. „Ich werde mich ein wenig hinlegen.“
„Natürlich.“
„Du kannst ja schon mal nach dem Abendessen sehen.“
Shuhoku nickte. Er hatte sich bereits ein paar neue Rezepte einfallen lassen.
Die beiden verließen den Raum.

„Zohani? Alles in Ordnung?“
„Äh … ja … ich bin wohl kurz neben mir gewesen.“
„Du bist ganz plötzlich auf der Tischplatte zusammengesackt.“ Milianra stand die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben.
Zohani murmelte ein „Entschuldigung“ und schob es auf die kräftezehrende Schlacht. Ihre Freundin betrachtete sie eingehend. „Hast du irgendwas auf dem Herzen?“
Sie ließ den Blick kurz schweifen. „Ich fühle mich nur so … haltlos. Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend.“ Sie wusste, dass es nur die halbe Wahrheit war, und sie würde Milianra später noch von dem Treffen mit ihrem Gott erzählen.
Die Elfe langte über den Tisch und erfasste ihre Hände, lächelte sie liebevoll an. „Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass wir uns die nächsten Tage richtig entspannen, nicht wahr?“ Sie machte eine kurze Pause, wartete, bis Zonanis Bestätigung kam und fuhr danach fort.
„Wir haben uns eigentlich noch so viel zu erzählen, findest du nicht auch? Ich weiß ja gar nicht genau, wo deine Heimat liegt, wer deine Eltern waren, was du bisher in deinem Leben gemacht hast, von der Zeit als Söldnerin einmal abgesehen. Ich würde es gerne von dir erzählt bekommen.“
Zohani nickte und fing an: „Ich erzähle dir gerne aus meinem Leben. Das meiste habe ich einfach an mir vorbeigehen lassen und mich daher nicht um meine Vergangenheit gekümmert. Deshalb spreche ich auch nicht viel darüber …
Ich war ein kleines Kind, als ich noch mit meinen Eltern zusammen im Dorf meines Stammes wohnte. Die Jao Thin Bea hatten zu dem Zeitpunkt mehrere Stämme, welche untereinander zwar nicht miteinander in Konflikt standen, jedoch keine einheitliche Nation bildeten, sondern jeder für sich lebten und nur manchmal auf einander zu sprechen kamen, beispielsweise bei Fragen wie der, welchem Stamm welches Jagdgebiet zugeteilt wurde. Als ich elf war, bin ich auf See gegangen, dabei bin ich heimlich bei Piraten untergetaucht. Ich wäre beinahe getötet worden, als man mich entdeckte, aber dann hat man mich in die Mannschaft aufgenommen.“
„Und sie haben dir nichts getan?“
„Ich war zwar die einzige Frau an Bord, doch der Käptn war freundlicher als erwartet und hat keine Übeltaten zugelassen. Ich glaube, der hatte einfach nur Abenteuer im Sinn …“
„Das war ein junger Mann?“
„Ja, der Großteil der Mannschaft war so alt wie wir es jetzt sind. Aber wie auch immer … der Kapitän wurde später in einem Kampf gegen Seesoldaten der Südländer getötet. Und ich bin … übergelaufen.“ Milianra sah, wie ein Schatten über das Gesicht ihrer Freundin huschte. „Du hast die Mannschaft gemocht, oder?“ „Es war sicherlich falsch, was wir gemacht haben. Handelsschiffe überfallen - und meistens versenkt, da wir auf sie verzichtet haben -, Männer getötet, keine Gefangene gemacht. Trotzdem hatte ich mich an meine Kameraden gewöhnt. Ich war dann vielleicht fünfzehn, als wir von drei Schiffen der Armee angegriffen wurden. Die Jungs haben tapfer gekämpft.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Eine Handvoll Überlebende ergab sich schließlich und wurde gefangen genommen, ich gehörte dazu. Man hat mir Straferlass gewährt, weil man dachte, ich wäre Gefangene der Piraten gewesen und man hätte mich zum Kämpfen gezwungen.“ Sie schnaubte. „Ich hab vier Soldaten getötet.“ Milianra hörte ihr aufmerksam zu.
„Naja, dann war ich also ab sofort eine Seesoldatin. Da war das Leben nicht ganz so wild wie bei den Piraten, aber immer noch aufregend genug. Es gab den ein oder anderen harten Kampf, und wir waren fast pausenlos auf See, haben nur ab und zu Zwischenstopps gemacht, um Vorräte aufzufüllen oder anderen Schiffen zugeteilt zu werden .
Und es ist nicht lange her, seit ich dann die Armee verlassen und mein Geld als Söldnerin verdient habe. Dabei bin ich dann auch bei einem Eskortier-Auftrag nach Scho’Kolad gekommen.“
„Ich finde die Geschichte ziemlich spannend.“ Zohani lächelte ihre Freundin an. Plötzlich brannten unzählige Fragen in ihr. Sie wollte an vorderster Stelle wissen, wie denn Milianras Vergangenheit aussah.
Diese fragte: „Warum hast du deine Familie eigentlich verlassen?“
Zohani ließ kurz die Gedanken schweifen und ließ sich Zeit mit der Antwort. „Ich glaube, ich wollte einfach was Neues sehen. Sicher, wir hatten unser Land, unsere Berge, Täler, Flüsse, unser Vieh und unsere Traditionen, aber alles schien so eingeschlafen. Du musst wissen, dass unsere Zivilisation nicht sehr weit fortgeschritten war. Wir waren immerhin in verschiedene Stämme unterteilt. Manchmal denke ich an meine Familie … was wohl aus ihnen geworden ist. Wahrscheinlich werde ich sie nie wieder sehen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber sie werden verstehen, warum ich sie verlassen habe. Wie sieht es denn bei dir aus?“
Damit endete sie und wartete gespannt, ob Milianra etwas über sich erzählen würde.
 
Zarius lächelte in sich hinein. Die Fragen von Asterinian das das Gemüt des sonst so ruhigen Khajiites doch recht in Bedrängnis gebracht. Und so tat er was er immer tat um sich zu beruhigen und weil er es als seine Aufgabe ansah, er schrieb die Geschehnisse der letzen Tage auf.
Was ihm nicht auffiel war, das ein von Fragen gequälter Junge ihn dabei immernoch ansah.
"Zarius?" Der Khajiit blickte von der Schriftrolle in seinen Händen auf.
"Was ist Asterinian?", und er erwartete wiedereinmal eine Frage die nicht einfach zu beantworten war.
"Was schreibt Ihr auf?" Zarius hatte Schwierigkeiten seine Erleichterung zu verstecken.
"Ich notiere die Ereignisse der letzten Tage, wenn du es so willst könnte man sagen ich schreibe unsere Geschichte, wie es sich für einen Chronist wie mmich gehört."
"Aber sagte dieser Freund von Wicket nicht Ihr seit ein Assassine?"
"In gewissem Maße hat er damit auch recht..." Asterinian hob eine Braue, der Junge wurde anscheinend besser mit menschlicher Mimik.
"Ich war ein Assassine und für uns ist es unmöglich die Vergangenheit ungeschehen zu machen, so bleiben immer noch die Spuren von damals, wie zum Beispiel meine Art des Kämpfen."
"Gut das verstehe ich." Der Junge machte sich eine Gedankliche Notiz über das Gefüge der Zeit nachzudenken.
"Aber warum schreibt Ihr dann über die Vergangenheit?" Die Fragen Asterinians schienen wieder ihre alte Komplexität zu erreichen.
"Ein Sterblicher durchlebt seine Vergangenheit, ein Narr vergisst sie darauf. Die die sie nicht vergessen und für ihre Zukunft nutzen, das sind die die das Schicksal zu ändern vermögen. So pflegte es mein Mentor immer zu sagen."

"Lasst mich kurz darüber nachdenken..." Asterinian legte die Stirn in Falten. Er wurde wirklich in punkto Mimik gut.
"Ihr sagt man soll Nutzen aus seinen Erfahrungen ziehen und nicht Fehler wiederholen?"
"So könnte man es ausdrücken. Und in der Zeit des Ungleichgewichts ist dies besonders wichtig." Zarius bemerkte was er gesagt hatte und hätte sich dafür selbst geohrfeigt wenn dies nicht aufsehen erregt hätte. Nun hatte er einige Fragen mehr zu beantworten.

"Was für ein Ungleichgewicht?"
"Du erinnerst dich an unser Gespräch mit Haldamir?"
"Ja, er sagte das es Gut und Böse nicht existiert, nur dunkel und hell."
"Und genau dort liegt das Ungleichgewicht, zwischen dunkel und hell."
"Wie kam es zu diesen Ungleichgewicht und was bedeutet es?"
Zarius seufte. "Ich erkläre dir dies ein anderes mal, sonst werde ich nie mit meinen Schriften fertig."
Wenn Asterinian enttäuscht war zeigte er es nicht.
"Ich mache mir eine Notiz in mein Buch damit ich es nicht vergesse euch darüber zu fragen."

Ein weiterer Seufzen und Zarius lehnte sich in seinen Sessel zurück. "Was habe ich mir nur da wieder eingebrockt. Nichteinmal ein Kampf mit Ryu und Eomer zusammen wäre so anstrengend gewesen."
 
Idris Augen füllten sich mit Tränen... als ihr bewusst wurde, was geschehen war. Sie war nun erst recht aufgewühlt, irritiert, ja... sogar richtig konfus. Immer noch mit diesem starren angsterfülltem Blick, sah sie ihren Vater an. Ungläubig, zweifelnd.

Yêsahja nahm seinen Nasenrücken zwischen zwei Finger und kniff, den Kopf gesenkt, seine Augen zusammen. Er dachte einen Augenblick nach, ob es gut oder schlecht war, Idril mit sich und dem Geschehenen so hart zu konfrontieren.

Er hatte sie immer mental begleitet, auf all ihren Reisen und dennoch, jetzt wo sie vor ihm saß, gestaltete sich alles so... schwierig. Er seufzte und rieb sich immer noch mit zusammengekniffenen Augen über die Stirn.

Er wollte gerade wieder zum Sprechen ansetzten, da stand Idril mit einem Satz auf und ihr Vater blickte sie von unten an, ohne Anstalten zu machen ebenfalls aufzustehen. Sichtlich irritiert, suchte sie ihr Pferd. Yêsahja, nun doch aufgestanden, blickte ihr noch nach und seufzte. Leicht den Kopf schüttelnd, machte er sich auf den Weg und suchte Maruk.

Idril fand Arab nahe den provisorischen Ställen und zäumte ihn. Ohne Sattel mühte sie sich auf ihn und trabte aus der Stadt.

Ayla, die es sah, rannte so schnell es ging rufend hinterher, doch holte sie ihre Freundin nicht mehr ein und so blieb ihr nichts weiter übrig, als ihr nachzusehen.

Yêsahja seufzte wieder, als er seine Ausführungen schloss und Maruk, der gerade ein Trümmerteil weiterreichte, hörte aufmerksam zu. „Sie braucht Zeit für sich... sie ist gerade erst wiedergeboren worden. Wie hast du dich damals gefühlt?“ „Damals warst du bei mir Maruk. Damals hatten wir Zeit.“ „Wenn sie bis heute Abend nicht zurück ist, suche ich nach ihr.“, und Maruk nickte ihm zu. Doch der Blick des Sehers ließ ihn weich werden und er seufzte. Der Seher verstand, entfernte sich und setzte sich wieder ans Lagerfeuer und starrte sorgenvoll hinein. „Was machst du nur... mein Kind...“, seufzte er und übergab jeden seiner Gedanken den einzelnen Flammen.


Als Idril durch das Stadttor ritt, gab sie Arab Zügelfreiheit und dieser galoppierte los. Tränen nahmen ihr die Sicht, doch es war egal... Hauptsache weg. Weder lenkte sie Arab noch trieb sie ihn an. Sie war einfach nur eins mit ihm, spürte den Wind in ihren Haaren und seinen Rhythmus, doch auch das beruhigte sie nicht, als sie den Weideländern dem Horizont entgegen ritt.
Das Tier spürte ihr Ungleichgewicht und stoppte langsam in den Weiden und grummelte kurz auffordernd. Die Weiten der Graslandschaft die sich vor ihr ausbreitete war fast unendlich bis zum Horizont. Idril glitt vom Pferd. Sie fühlte sich matt und kraftlos, so... als hätte alles seinen Sinn verloren und stand nun neben dem Kopf Arab’s. Doch letztendlich versagte dir Kraft ihrer Beine und sie fiel zuerst auf die Knie und dann der Länge nach vornüber. So blieb sie liegen. Mit starrem Blick, den Kopf seitwärts gelegt und vollends zerrüttet. Niedergeschmettert von den Erinnerungen – ohne Zukunft und fern jeglicher Heimat. Ruhelos und aufgewühlt.

Arab senkte den Kopf und schnupperte an ihrer Wange, wollte sie ermuntern wieder aufzustehen, doch seine Reiterin rührte sich nicht und so blieb er einfach neben ihr stehen.

Idril fühlte ihren Herzschlag und den Wind, der über sie strich... Was hatte ihr Vater erzählt...
Ich bin gestorben, für die Unwissenden. Aus den Reichen des Todes zurückgekehrt, so wie du...

Es war so dumm von ihr nach Scho’Kolad zu gehen... so dumm. Ihr Vater lebte putzmunter vor sich hin, während sie sich ständig auf der Flucht vor diesem Sklavenhändler befand und ständig seinen Handlangern auswich. Es war so enttäuschend... und dann hatte er ihr nichts besseres zu sagen als
Ich bin gestorben, für die Unwissenden. Aus den Reichen des Todes zurückgekehrt, so wie du...
Sie war nur ein Werkzeug gewesen, ein Werkzeug dieser ... ‚Mächte des Gleichgewichts’ ... und sie erinnerte sich daran, wie euphorisch sie damals noch in Scho’Kolad war... und wie töricht. Jetzt verstand sie, warum dieser Dunmer... dieser Kaiser... Maruk kannte. Sie fragte sich ernsthaft, ob das alles wirklich zu einem höheren Plan gehörte und ob die Guten wirklich gut waren oder die Bösen gut und die Guten böse. Oder war im Endeffekt alles Gut und alles Böse – doch müsste es grau sein, wenn ....

Ihr wurde schwindelig bei den ganzen Gedanken in denen sie sich zu verlieren schien. Ihr Vater... warum war er hier? Warum jetzt?

Maruk landete nicht unweit in seiner Drachengestalt bei der Dunkelelfin und wurde wieder zum Mondelf. Idril schreckte auf und sah ihn auf sich zu kommen. Sie erhob sich plötzlich wie kraftgeladen, genährt von ihrer plötzlich aufkeimenden Wut und gab Arab einen Klapps, der darauf hin gemütlich wegtrottete. Sie stand nun Maruk gegenüber, der in einiger Entfernung stehen geblieben war. Er streckte ihr die Hand entgegen, doch sie funkelte ihn nur wütend an. „LÜGNER!“, schrie sie ihn an. „...ihr seid alles Lügner... Betrüger... Scharlatane... ihr gaukelt einem nur was vor... nichts davon ist echt, bleibend, wahrhaft... ich HASSE euch ...“ und Idril rannen Tränen übers Gesicht. Maruk ging auf Idril zu, immer noch die Hand ausgestreckt, als er vor ihr stehen blieb... ohrfeigte sie ihn, so dass sein Gesicht zur Seite wich und dort verharrte.
Völlig über ihre Affekthandlung perplex, weitete Idril die Augen, doch im nächsten Moment wand sie sich auch schon hasserfüllt dem Gehen zu.

„BLEIB!“, befahl ihr Maruk hart und Idril verharrte augenblicklich erschrocken und drehte sich mit fürchterlichem Blick zu ihm um.
Maruk stand immer noch da und begegnete ihrem Blick mit funkelnden Augen, die leicht aufblitzten.
„Denkst du wirklich es ist so einfach??? ...“ „DU hast ja keine Aaahnung, wie das ist, vergewaltigt zu werden, geschändet zu werden und dem Tod nahe zu sein...“, fauchte sie ihn wutentbrannt an und fing an auf Maruk einzuschlagen. Sie beschimpfte ihn maß- und haltlos, prügelte auf ihn ein und versuchte ihn ihn durch die Gegend zu schubsen – was ihr nicht gelang. Nur ab und zu blockte Maruk einige ihrer Schläge gegen das Gesicht, ansonsten ließ er sie gewähren. Solange bis sie völlig ausgepowert und still vor ihm stand, weil sie im Grunde genommen nichts von dem selbst glaubte, was sie ihm vorwarf. Es war ihre natürliche Reaktion auf ihre Verzweiflung und Wut.
Den letzten Schlag ihrerseits, blockte Maruk und hielt ihren Arm fest. Als er feststellte, das kein Widerstand mehr geleistet wurde, zog er sie in seine Arme und hielt sie einfach nur fest. Er zog Idril hinunter ins Gras und Idril schluchzte weder noch weinte sie, als sie knieend in seinen Armen eingeschlossen, am Boden hockte.
Es fühlte sich für eine Lüge verdammt echt an...
„Dieses Gefüge ist mehr als ein simples Gleichgewicht Idril.“, sie löste sich aus den Armen und sah ihm aufmerksam in die Augen, als er begann zu sprechen. „Es ist ein Weg...und jeder hat auf diesem Weg seinen Teil dazu beizutragen, eben nur diesen Teil. Nicht mehr und nicht weniger. Jede Handlung zieht eine Gegenhandlung nach sich, dessen Konsequenzen, sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Dein Vater und ich sind die Hüter dieser Handlungen, die auch dein Handeln nicht ausgeschlossen haben. Wir haben auf den Weg jedoch keinerlei Einfluss.“
Er versuchte es für die Elfe so verständlich wie möglich zu formulieren, obwohl er mit dieser Erklärung, nur einen ganz geringen Teil des ganzen Gefüges beschrieb.
„Also war alles ein Teil dieses Weges und jede Handlung darüber entschied, ob ich am Leben bleib oder nicht?“
Maruk nickte wohlwollend. „So könnte man es ausdrücken ... ja. Doch nun bist du am Ende eines Abschnittes angekommen und wirst Teil eines anderen Weges.“
Idril erinnerte sich an die Aussage ihres Vaters über das Wiedergeboren werden.
„Ist das meine Bestimmung gewesen? Wiedergeboren zu werden?“
„Es war deine letzte Prüfung, um weitergehen zu können.“
Idril schluckte. „Das Leben hat dich bis dato gelehrt, doch nun sollst du eine andere Art der Lehre erfahren. Eine Art, wie es einer Tochter des Ordens von Yuridion würdig ist.“

„Orden von Yuridion?“, doch Maruk nickte ihr nur schweigend zu und Idril verstand, dass nicht jetzt der richtig Zeitpunkt für Fragen war.
„Ich werde dich auf deinem Weg weiterhin begleiten, als denn es erforderlich und gewünscht wird. Doch obliegt es nicht meiner Entscheidung allein und jetzt komm!“ Maruk stand auf und zog Idril hoch. Sie blickte ihn nur unwissend an, als er sich die Zügel Arabs schnappte und ihn zu ihr führte. Er setzte die Elfin auf’s Pferd und schwang sich selbst dahinter – wohl eher aus Sorge, diese könnte wieder ausbüchsen und lenkte Arab auf Lunargenthum zu.

Innerlich seufzte er ... es gab wirklich noch viel zu tun bei ihr, und gab Arab Zügel, als sie mit dem Wind der Stadt im leichten Galopp entgegen ritten.
 
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Milianra rettete sich zunächst in einen Schluck Bier, um Zeit zu gewinnen und ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Leben war nie leicht gewesen, doch immer ... einfach. Für juedes Problem gab es eine Lösung, und sie glaubte sie alle gefunden zu haben. Doch nun...
Das Treffen mit dem Dunmer und vor allem die kurze Zeit, die sie an Zohanis Seite verbracht hatte, hatten ihr Leben verändert. Alles war kompliziert geworden, plötzlich halste sie sich anderer Leute Probleme auf. Nichtmal um Geld zu verdien, sondern aus Gutherzigkeit. Das kannte sie von sich nicht, auch wenn sie nie kaltherzig gewesen war. Wenn man sie bat, hatte sie stets geholfen. Sie hatte es aber vermieden, gefragt zu werden.Nun aber fragte sie und wurde gefragt. Zohani hatte das gleiche Anrecht über sie zu hören.
"Meine Eltern gehörten zu einer besonderen Gruppe von Hochelfen, die den Sonnengott auf eine ganz eigene Weise verehrten. Die meisten dieser ... Sekte ... waren Kampfmagier und Paladine, sind es noch. Vielerorts nennt man sie Blutelfen, sie selbst bezeichnen sich als "Boten der Läuterung". Aber ich..." Milianra vergrub ihr Gesicht im Bierkrug und nahm einen übertrieben großen Schluck, der wieder Zeit schinden musste. "Ich bin ehrlich gesagt kein besönders religiöser Geist. Nicht das ich nicht an die Götter glaube, aber ich huldige ihnen nicht. Ich vertraue einfach darauf, das sie mir helfen, wenn ich es selbst nicht kann. Mehr will und kann ich nicht." Sie seufzte. Nicht wenige Menschen hatten sie schon als gottlose Hure bezeichnet und sogar ein wenig recht gehabt. Doch es war ihr tausendmal lieber, als eine Gotteshure in den Reihen der Blutelfen geworden zu sein.
"Ich habe mich schon sehr früh von meinen Eltern abgewandt und bin vor ihren Lehrstunden in die Wälder geflohen. Ich umgab mich mit denen, die mich und meinen Geist verstanden. Tiere, Pflanzen. Sie haben Seelen wie wir, aber reiner, nicht so falsch. Ohne all die Winkel und Sickergruben, in denen sie ihre Makel zu verstecken suchen." Wie oft hatte sie versucht, rein wie die Tiere zu werden. So treu und hingebungsvoll wie Myrta und Zer es sein konnten.
"Naja, dann bin ich durchs Land gezogen. Haben von diesem und jenem gelebt. Jäger, Söldner, Handwerker, machnmal auch als Hure. Mir war es egal, wem ich meinen Körper verkaufe und zu welchen Konditionen. Es war mir kein Unterschied, mich für einen Beutel Gold ****** zu lassen, oder dafür in den Tod geschickt zu werden." Milianras Ton teilte subtil, teilweise deutlich mit, wie sehr sie diese Zeit heute verabscheute, obwohl sie genau genommen erst vor Stunden zu Ende gegangen war. Ihr Blick bohrte sich in Zohanis Augen. "Ich möchte nie wieder jemand anderem gehören, als dir." brachte sie hervor und bremste die Tränen nicht. Sie wusste nciht, ob es Freude war, über die Begegnung mit dieser Frau, oder Reue für ihr altes Leben. Vielleicht war es beides. Vielleicht konnten ihre Tränen die alten Fehler hinweg waschen.



Ryu hatte sich im Bett aufgerichtet, natürlich gegend die Proteste seiner Bettgefährtin. Doch er konnte kaum den ganzen Tag damit verbringen, nur bei ihr zu liegen. Er wollte es, konnte es aber nicht. Ein innerer Zwang trieb ihn dazu, dem Müßiggang nun ein vorläufiges Ende zu bereiten. "Es tut mir Leid Rhianon, das ich dir nicht noch ein paar Stunden einfach eine zweite Hälfte sein kann." beteurte er liebevoll. "Tust du mir den Gefallen, Zarius herauf zu rufen? Sein Rat ist mir teur geworden, in den letzten Jahren."
 
Je mehr sie sich der Stadt Lunargenthum näherten, um so mehr verstärkte sich wieder Idrils Angst. Ja es war Angst, Angst die sie panisch aufzufressen drohte. Angst, die sich bis ins tiefste ihrer Seele hineingefressen hatte. Und wieder wurde sie zurückgebracht. Keinem war es bislang gelungen, sie zu beruhigen. Immer wieder kamen ihr die Erinnerungen an das Geschehene und verflüchtigten sich an das Kommende. Arab ging nun im Schritt und bis zur Stadt war es nicht mehr weit. Sie konnte es nicht mehr leugnen, wollte es allerdings auch nicht zulassen. Alles was ihr gesagt wurde prallte an ihr ab, denn sie erfüllte nur noch ein Gedanke. Er war so schmerzvoll, das es sie zu zerreißen drohte und dennoch so verlockend, das sie sich ihm nicht zu entziehen vermochte. Der einzige der sie verstand, war wohl Maruk und selbst er vermochte nicht an sie heranzutreten, um sie auch nur für einen Augenblick beruhigen zu können.
Dabei konnte doch nur ein Wort, ein Satz, eine Geste, ein Blick sie beruhigen und das wusste sie. Sie sträubte sich so dagegen, wollte es nicht wahrhaben, es nicht sehen und obwohl es so offensichtlich war, wünschte sie sich weit fort von hier. Wünschte sich alles ungeschehen, denn sie wollte ihm nicht mehr begegnen. Nein, sie wollte ihm nie wieder begegnen. Nie wieder.

Maruk umschloss ihren Leib, drückte sie liebevoll an sich, als er vernahm, wie Idril mit sich rang. Er verstand sie gut und auch er wusste, um was für einen Kampf es sich bei ihr handelte. Doch sie musste sie besiegen, ihre Angst und ihm begegnen. Maruk wusste, dass es unausweichlich war und Maruk wusste um die Konsequenz daraus. Für beide. Ja, er würde es sehen, es war so offensichtlich und doch so gut geschützt, wie das innerste einer geschlossenen Rose.
Sie ritten durch das Stadttor, wieder vorbei an den Scheiterhaufen, zu den provisorischen Ställen. Arab stoppte, Maruk stieg ab und half Idril vom Pferd. Sie blickte ihn verzweifelt, beschämt und völlig ängstlich an. Für einen Augenblick. Er küsste sie auf die Stirn und machte Arab fest. Danach hob er sie wieder auf seine Arme und brache sie an das Feuer zurück. Legte sie wortlos auf die Matte, strich ihr noch einmal über den Körper und nickte Yêsahja zu, als er sie verließ. Yêsahja kniete sich verständigend doch schweigend zu Idril. Die Blicke die sie wechselten, sagten mehr, als Worte jemals ausdrücken konnten und Idril rann eine Träne die Wange hinunter, die von ihrem Vater liebevoll aufgefangen wurde. Er strich ihr nur noch wortlos über das Haar und blickte ihr die ganze Zeit in die Augen. Seine Augen erzählten Idril ihre Kindheit, als ihre Mutter noch lebte. Und Idril verlor sich für einen Augenblick in seinen Augen. Doch ihre Angst blieb.

„Herr, sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund!“, flüsterte der Seher in ihre Richtung.

Noch nie hatte er seine Tochter so verstört gesehen. Noch nie in ihrer ganzen Entwicklung.
Idril schloss ihre Augen und horchte in sich hinein. Das einzige was sie fühlte war die Klaue, die sich um sie schloss und aus ihren geschlossenen Augen liefen die Tränen in kleinen Rinnsalen hinab zur Erde, während sie nicht eine weitere Regung von sich gab.
 
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"Endlich." Zarius und Asterinian wandten sich Schattenrose zu, der plötzlich die Tür aufstieß und in das arg gebeutelte Gasthaus eintrat. "Er ist fertig damit... noch so eine widerliche Monstrosität in die Welt zu setzen. Wenn er sich jetzt noch dazu bequemt, herunterzukommen, könnte ich mich endlich mit dem Grund meines Hierseins widmen. Oder soll ich einfach einen Teil dieser kläglichen Absteige etwas umdekorieren, sagen wir, mit einem Feuerball?" Er sah Asterinian an. "Was meinst du, mein junger Freund?" "Freund...? Diesen Begriff hast du schon einmal auf Ryu angewandt. Was..." "Jemand anderes wird es dir erklären." "Oh." Dieser Laut war nicht einmal annähernd so apathisch, wie man es von dem Jungen gewohnt war. Er klang ehrlich überrascht, dass Schattenrose, der mit solcher Geduld all seine Fragen beantwortete, ihn jetzt so grob abfertigte. Doch anhand seiner neuen Erfahrungen machte er sich bewusst, dass er den Mann erst seit einiger Zeit kannte. Obwohl dessen Geduld nun doch begrenzt zu sein schien, musste Asterinian zugeben, dass da irgendetwas war...
Etwas, das ihn zu Schattenrose hinzog. Wollte der Attentäter nicht gehen, sobald seine Angelegenheiten hier erledigt waren? "Schattenrose, was tust du, sobald du mit Ryu gesprochen hast?" Der Angesprochene, schon auf der Treppe, nicht willens, zu warten, hält inne. Ohne sich umzudrehen, verkündet er mit verschwörerischer Stimme: "Ich werde euch begleiten. Auf eine sehr spezielle Weise..." Dann nimmt er die nächste Stufe.

Unter Schattenroses Füßen erzeugt die sonst knarzende Treppe keinen Laut. Die einzigen anderen Anwesenden im Schankraum, außer dem Wirt, sehen ihm nach. "Es ist bedauerlich, dass er mir diesen Begriff, 'Freund', nicht erklären will." Ob Asterinian tatsächlich Bedauern verspürt, ist fraglich. "Dieses Wort hat einen sehr wichtigen Klang. So, als müsste ich um jeden Preis seine Bedeutung kennen. In meinem Geist sehe ich etwas... Vage Bilder, zu verschwommen, um wirklich etwas erkennen zu können." Pause. "Ich vermute, dieser Begriff ist sehr kompliziert." "Das ist er", bemerkte Zarius beiläufig. "Wie lange würdest du brauchen, ihn mir zu erklären." "Das kann ich nicht", stellte der Khajiit trocken fest. "'Freund' ist ein Wort, dessen Sinn du nicht einfach über so banale Wege wie eine simple Erklärung erlernen kannst." "Nichts ist einfach." "Nichts ist einfach", stimmte Zarius zu.

Nun, für Asterinian war sein Gebrauch dieser Phrase, 'Nichts ist einfach', auch etwas wert. Doch wäre es sogar noch zufriedenstellender, träfe sie nicht zu. 'Freude, Angst, Verwirrung, Frustration, Zufriedenheit, Verzweiflung... Aber sie sind so schwach in mir! Ich brauche wirklich starke Erfahrungen dieser Gefühle. Wenn meine Studienobjekte sich in meiner Gegenwart nur nicht so sehr beherrschen würden. Dann könnte ich herausfinden, unter welchen Bedingungen ein bestimmtes Gefühl besonders hervorgerufen wird.' Ein Gedanke, den er weiterverfolgte.
 
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„Natürlich tue ich das.“ Sie lächlte ihn liebevoll an und beugte sich zu ihm, um ihm noch einmal auf den Mund zu küssen.
Als sie auf den Dielen stand und auf den Haufen ihrer Rüstung blickte, wurde ihr klar, dass sie ihre Kleidung in den Katakomben des Kultes verlohren hatte. Die Rüstung war immer noch blutverkrustet und sie verspührte keine Lust, diese wieder anzusziehen. Sie klaute sich daher ein Laken vom Bett, was Ryu ihr mit einem wohlwollenden Blick auf ihren nackten Körper gewährte. Mit diesem bedeckte sie notdürftig ihre Blöße und ging zur Tür.
Sie blickte sich noch einmal um, „über anstreng dich nicht, ich werde später nochmal nach dir sehen, wenn ich mir im Krankenlager einen Überblick verschafft habe.“
„Sicher nicht, wenn habe ich es bereits getan und nun geh bevor ich es mir wieder anders überlege.“
Sie tauschten noch einen innigen Blick und Rhia schlüpfte aus dem Zimmer.
Nach ein paar Metern den Gang entlang, kam sie wieder bei ihrem ehemaligen Zimmer an, welches sie mit Idril und Ayla geteilt hatte. Da sie Schattenrose auf der Treppe nicht hören konnte, schloss sie hinter sich die Tür ohne ihn wahrzunehmen.
Wenige Augenblicke später hatte sich die Wölfin in ihre reserve Kleidung gehüllt, nur die Weste aus Wolfsfell fehlte. Sie beschloss in die unterirdischen Gänge zurück zu kehren, um ihre wichtiges und heiliges Kelidungsstück zurück zu holen.
Sie wühlte noche twas herum bis sie auch ihen Medizinbeutel gefunden hatte. Sie würde momentan niemanden durch Magie heilen können, aber ihr Wissen um Pflanzen und deren heilwirkung würde so manchen Verletzten sein Los erleichtern.
Schließlich öffnete sie wieder die Tür und ging zur Treppe, um den Schankraum zu betreten, Schattenrose war längst leise in Ryus Zimmer verschwunden.

Bei den Anderen angebkommen wurde sie freundlich und besorgt begrüßt.
„Wie geht es ihm? Ist alles in Ordnung?“
„Ja, er ist aufgewacht und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Zarius? Ich soll dich zu ihm hinauf schicken, er möchte mit dir reden.“
„Aber Schattenrose ist doch bei ihm!“
„Wer? Ich habe ihn nicht an mir vorbei gehen sehen.“ Rhia ging ein Schauer über den Rücken.
„Was wollte dieser Schattenrose von Ryu?“ sie sah Zarius alarmiert an.
„Es klang jedenfalls nicht gut, ich gehe sofort und schaue nach ihm!“ er ging eilig an ihr vorbei und nahm die Treppe mit großen Schritten.
Verunsichert entschied die Gestaltenwandlerin zu bleiben und auf den Ausgang dieser Episode zu warten, statt gleich zu dem mit Sicherheit irgendwo errichteten Krankenlager zu gehen. Ihr schien es, dass Ryu sie immer noch dringender brauchte und die Kranken waren bis jetzt auch ohne sie zurecht gekommen.
 
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