Das Blut spritzte auf die umgebenden Felswände und gab den wild tanzenden Schatten eine neue Tönung. Zohani und Milianra standen Seite an Seite, ließen die Waffen in ausladenden Bögen durch die Luft zischen, und die Kultisten hatten Mühe, ihnen nahe genug zu kommen, um sie zur direkten Konfrontation zu zwingen. Die Flecken Boden wurden immer lichter, während Kultist um Kultist zu Boden ging. Mit ihrem plötzlichen Angriff hatten sie den Trupp überrascht und seine Bewegung unterbrochen. Die beiden Frauen mühten sich nun, keinen an sich vorbeizulassen, sodass er ihnen in den Rücken fallen könnte.
„Läuft doch ganz gut“, knurrte die Söldnerin und zog ihre Klinge mit einem schnellen Ruck aus dem Gesicht eines Gegners, bevor ein weiterer sich auf sie stürzen konnte. Milianra wollte zur Antwort ansetzen, doch stattdessen entwich ihr nur ein überraschter Ausruf. Zohani, die sich gerade unter einer heran wirbelnden Wurfaxt weggeduckt hatte, blockte einen darauf folgenden Schlag, der ihre Klinge schwer zum Zittern brachte und sah dabei zur Seite, zu ihrer Kameradin. Zwei Kultisten waren aus den Reihen der Angreifer hervorgebrochen und sprangen sie aggressiv an.
Die Elfe entkam einem auf den Hals gezielten, tödlichen Hieb mit knapper Not, dann war der Mann vorbei, bereitete sich auf einen weiteren Angriff von hinten vor. Der andere hingegen hatte kein Glück: er wurde noch im Sprung von der noch durch die Luft wirbelnden Klinge Milianras getroffen, und obwohl die Waffe nicht allzu groß war, so reichte der Schwung doch aus, um ihm mit knochenbrecherischer Wucht den Unterkiefer zu zerschmettern, was dazu führte, dass seine Zunge in voller Länge aus dem Gesicht hing und in der Luft flatterte, noch während sein Kopf sich grotesk verdrehte und ein widerliches Krachen von einem brechenden Genick zeugte. Der Körper fiel direkt auf die junge Frau und begrub sie unter sich. Von hinten stürmten neue Kultisten heran, und mit aufgeregtem Gebrüll hinter der nächsten Biegung kündigte sich ein weiterer Trupp an. Zohani fluchte lautstark und trat kräftig gegen den Leichnam, um Milianra das Aufstehen zu erleichtern, welche allem Anschein nach nicht verletzt worden war. Dabei ließ sie die Klinge ihres Gegenübers abgleiten und stieß sich kräftig vom Boden ab, um ihm explosionsartig die Schulter gegen den Brustkorb zu rammen. Ihre Schulterplatte schlug dumpf dröhnend gegen den massigen Oberkörper, und der Mann wankte in seiner Haltung. Sie zögerte keinen Moment und schlug ihm die Waffe mit dem Schild aus der Hand, gefolgt von einem Schwerthieb, der ihm sauber durch die Kehle fuhr.
Milianra war noch nicht wieder ganz auf den Beinen, als weitere Kultisten an sie herangekommen waren. Die Augen der Söldnerin weiteten sich, als der Tod ihrer Kameradin immer näher rückte, während einer der Angreifer bereits zum vernichtenden Schlag ausholte. Ohne auf die Kultisten zu achten, die auch sie selbst bedrängten, warf sie sich verzweifelt in jene Richtung. Sie spürte, wie eine Schwertklinge über ihren Rücken schrammte, jedoch nicht durch die Rüstung drang. Sie duckte sich hinter ihren Schild, dann krachte sie mit Wucht gegen Milianras Angreifer. Der Aufprall raubte ihr fast die Sinne, Panzerung krachte auf menschliche Knochen, gedämpftes Knacken ertönte, und Zohanis Schild hämmerte gegen ihren Helm, während ihr Arm zwischen Schild und Brustkorb gequetscht wurde. Der Mann, den sie angesprungen hatte, wurde zu Boden geschmettert, und irgendwie schaffte sie es, selbst auf den Beinen zu bleiben.
In ihrem Kopf hallte der Aufprall leer nach, und aus reinem Reflex hob sie den Schild erneut, um den Schlag eines weiteren Angreifers abzuwehren, der dem fallenden Kameraden ausgewichen war. Sie taumelte in die entgegengesetzte Richtung und fing sich nur langsam. Milianra, wieder auf den Beinen, stellte sich nun schützend vor sie und drängte besagten Angreifer ohne Gnade zurück.
„Milianra …“ stöhnte Zohani – ein weiterer Schlag verfehlte sie knapp, ihr Schwertknauf machte Bekanntschaft mit dem Gesicht des verantwortlichen Feindes.
„Ja, wir müssen uns zurückziehen“, keuchte die Elfe, und kam auch sogleich rückwärts an ihr vorbeigeschritten, weitere Hiebe abwehrend. „Das sind zu viele.“
Die Tunnel erbebten, als Ryu durch die Stockwerke brach. Steine rieselten überall herab. Ein vielstimmiges Aufschreien, kaum einer der Kämpfenden konnte das Gleichgewicht halten. Milianra und Zohani stolperten übereinander, fielen zu Boden. Genau im richtigen Augenblick – ein wildes Knistern rauschte über sie hinweg, gefolgt von einem Schwall enormer Hitze. Die Magiewoge brandete gegen die nächste Felswand und sprengte Steinsplitter heraus. Der hinzugestoßene Trupp musste einen Magier mitgebracht haben.
„Nix wie weg hier – Ryu scheint Rhia gerettet zu haben, ich hab Flügelschwingen gehört.“ Die beiden Frauen rappelten sich auf und rannten los. Weit kamen sie nicht - herabfallende Steine versperrten ihnen den Weg, und aus Seitengängen kamen weitere Gegner angerannt. Sie würden einen Ausweg finden müssen …
„Zohani, Milianra!“ Der Ruf ließ sie in der Bewegung verharren, ungeachtet der zur Verfolgung ansetzenden Kultisten. Aus einem der Seitengänge kam Zarius herangeschossen, links und rechts von sich Reihen anstürmender Kultisten durchbrechend und einige von ihnen im Vorbeisprinten niederstechend. Er kam außer Atem neben ihnen zum Stehen.
„Die Drachen werden bald da sein. Bis dahin müssen wir mit denen hier alleine zurechtkommen. Macht euch bereit.“ Sie hoben entschlossen erneut die Waffen. Zohani blickte in die verschlossenen Gesichter der Angreifer. Ich werde ihrer langsam satt … und mögen es noch so viele sein – die letzten Stunden sind für uns noch fern … Zeit, ihnen zu zeigen, dass sie hier am falschen Ort sind.
Und plötzlich …
Schmerzen.
Sie stöhnte auf und begann zu zittern, in dem verbissenen Kampf, bei Bewusstsein zu bleiben. Sie musste sich dazu zwingen, nicht auf die Knie zu fallen.
Die Unannehmlichkeiten tun mir wirklich leid. Ich bin bereits dabei, einen angenehmeren Weg des Übergangs zu entwickeln … Wie? Was?
Ihre Wange brannte wie Feuer, ihr Magen zog sich in Krämpfen zusammen, und dann erschien jener seltsame Schatten vor ihr – diesmal erkannte sie ihn klar und deutlich. Jener Assassine, der ihr kurz an jenem Abend am Lagerfeuer erschienen war, den sie für bloße Einbildung gehalten hatte. Die selbe Erscheinung also, die schon zuvor aus ihrem Körper herausgebrochen war, was mit so viel Schmerz verbunden war.
Ich fürchte, ich werde mich dir schon sehr bald vorstellen müssen. Doch zunächst einmal wollen wir diesen so aufgeweckten Besuch gebührend empfangen …
Sie brachte kein Wort heraus, und von Zarius vernahm sie ein überraschtes Zischen, während Milianra einfach nur zuschaute. „Eomer, Eomer … schön dich zu sehen, Shuhoku. Richte dem alten Kauz mal schöne Grüße aus …“
Der schattenhafte Assassine nickte feierlich. „Das tue ich gerne. Aber jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt für einen Plausch.“
Zohanis Aufmerksam lenkte sich augenblicklich wieder auf die derzeitige Situation. Die wütenden Kultanhänger hatten sie nun fast wieder erreicht. Zarius brummte noch ein: „War mir doch klar, dass ich nochmal was von ihm hören würde“, dann waren die Angreifer unter ihnen.
Halte dich in meiner Nähe.
Zohani schenkte den Worten wenig Beachtung, verärgert über das in ihren Augen viel zu selbstgefällige Verhalten dieses Mannes … jemand, der sich ihres Körpers bediente, würde das zu rechtfertigen haben. Mit diesem Kerl würde sie noch ein paar ernste Worte wechseln müssen.
Und dann wurde das Blutvergießen fortgesetzt. Es gab schließlich noch genug zu tun ...
.
Eomer.
Ja?
Sollte Zufall doch nicht so gut gelaunt sein, wie er auf dich gewirkt hat, dann können wir diesen Faktor vorerst unbeachtet lassen.
Ich weiß - ich kann mich auf dich verlassen.
Schöne Grüße von Zarius.
Danke, gleichfalls.
Willst du da unten ein bisschen mitmischen?
Das ganze entwickelt sich zu einer Machtkonvergenz ... wenn Ilkum es als nötig erachtet, ja.
Schön. Ich melde mich später wieder.
Nun ... ich kann mir denken, dass du zu tun hast.