Vorgeschichte von Shuhoku
Die Wiedergeburt des Eomer Sorus und seine Kindheit unter neuem Namen
Damals, als an einem rauen Wintermorgen ein Schneesturm über die Gipfel des Blutstein-Gebirges zog, wurde ein Junge geboren. In der kleinen Hütte gab es nur den Kamin als Wärmequelle, und das Holz war rare. Dennoch, für die Eltern des Neugeborenen war es einer der glücklichsten Momente ihres einfachen Lebens.
Schnell erkannte man, dass das Neugeborene das Kind zweier verschiedener Rassen war - eines Menschen und Kaiservolkers und einer Dunmerin. Selten passierte es, dass Elfen und Menschen sich anfreundeten und verliebten, und umso seltener geschah es, dass aus einer solchen Liebe ein Kind entstand. Der Vater des Jungen war ein Jäger, der zwar in der Kaiserstadt aufgewachsen war, aber keinen Gefallen an den Legionen gefunden hatte und auf eigene Faust in die Welt hinausgezogen war. Die Mutter war eine Kampfmagierin und Heilerin, welche während eines Sturmes von ihren Begleitern getrennt worden war. An jenem Tage hatten sich die Wege der beiden gekreuzt.
Das Kind schien allerdings noch über seine Elternmerkmale hinaus ganz besonders zu sein. Seit seiner Geburt vergingen lediglich zwei Monate, bis es die Sprache beider Völker tadellos beherrschte. Die Eltern wussten nicht, wie dies sein konnte, doch wie sollten sie auch. Niemand war sich darüber im Klaren, dass in dem Kind die Seele eines Kriegers aus den alten Zeiten wohnte, welcher sein Leben für einen Kameraden geopfert hatte und seinen Geist vor seinem Tode freigelassen hatte, sodass er wiedergeboren werden konnte. Seine Erinnerungen würden nur langsam zurückkehren, und obwohl er besondere Begabungen in Form seiner alten Fähigkeiten an den Tag legen würde, so war es ihm doch nicht möglich, diese vollständig zu behalten.
Der Junge wuchs, und bald schon waren sich die Eltern sicher, dass sie kein gewöhnliches Kind gezeugt hatten. Sie gaben ihm den elfischen Namen Shuhoku, was so viel bedeutete wie "Der Einzelne". Damit wollten sie seine Besonderheit definieren. Seine Mutter entdeckte rasch die Magiebegabung des Kindes, und lehrte es in der Kunst des Zauberns. Würde sich der Junge später einmal dazu entscheiden, dem Weg der Magie zu folgen, er würde ein mächtiger Magier werden, dessen war sich die Mutter sicher. Auch der Vater war stolz auf seinen Sohn, welcher sich geschickt im Umgang mit dem Bogen und dem Schwert herausstellte. Bereits mit sechs Jahren durfte Shuhoku seinen Vater bei der Jagd begleiten.
In Shuhokus achtem Lebensjahr geschah etwas, das sich für ihn als eine scharfe Wende in seinem Lebensweg herausstellte. Eines Nachts wachten er und seine Eltern auf, als sie draußen Gebrüll hörten. Die Minuten darauf wurden zu den schlimmsten in Shuhokus bisherigem Leben. Eine Räuberbande aus den niedrig gelegenen Wäldern traf während ihren Raubzügen auf die kleine Hütte und überfiel sie. Shuhokus Eltern kämpften tapfer, doch wurden letztendlich dennoch umgebracht. Dies geschah durch die Hand des Banditenanführers Mataku persönlich. Shuhoku hatte während diesem Kampf unter dem Bett seiner Eltern gelegen, die ihm verboten hatten, wegzulaufen, ganz egal, was geschehen würde. Lieber hätte er sich ebenso den Banditen gestellt und mit seinen Eltern gekämpft. Die Banditen bemerkten ihn nicht, legten Feuer und zogen von dannen. Knapp konnte Shuhoku dem Flammenmeer entkommen. Als er im zu Wasser geschmolzenen Schnee kniete und in die Flammen blickte, schwor er Rache. Sein Elternhaus hatte in der Nähe einer großen Stadt des Kaiserreichs gelegen, sodass er dort schnell bemerkt wurde, und nachdem man gesehen hatte, wie begabt der Junge im Kampf war, bildete man ihn weiter aus. Drei Jahre zog er danach zwischen den umliegenden Dörfern hin und her, immer auf der Suche nach Mataku. Mit elf Jahren fand er ihn. Und er erfüllte seine Rache - in einem schrecklichen Blutbad streckte er die Räuberbande nieder und tötete Mataku. Ein Betrachter hätte seinen Augen nicht trauen können, hätte er das elf-jährige Kind gesehen, wie es eine gesamte Banditenbande tötete.
In seinen weiteren Lebensjahren tauchte Shuhoku in die Unterwelt der Kaiserstadt ab. Als Assassine und dunkler Kampfmagier arbeitete er sich in deren Rängen hinauf und war bald eine geachtete und gefürchtete Persönlichkeit. Vermögende Untergrundbosse boten ihm große Mengen an Geld an, um bestimmte Personen zu beseitigen, sodass ihre Macht nicht ins Schwanken geriet. Als er auf Reisen ging, war Shuhoku dreiundzwanzig Jahre alt. Er war ein geschickter Kämpfer im Umgang mit zwei Schwertern geworden, außerdem hatte er immer einen Kurzbogen bei sich, mit welchem er treffsicher umzugehen verstand. Dazu führte er die für Assassinen gewöhnlichen Waffen, wie zum Beispiel Wurfsterne und Würgedrähte, mit sich. Im Bereich der Magie war er lediglich mit Luftmagie vertraut, den anderen Magiearten hatte er sich abgewandt. Er nutze seine Mächte dazu, unsichtbare Barrieren heraufzubeschwören und Feinde zu würgen oder durch die Luft zu schleudern. Seine Fähigkeiten hatte er in der unverfälschten Wildnis auch bitter nötig. Mehrere Male passierte es, dass er sich nur mit Mühe aus tödlichen Situationen herauswinden konnte, wenn er zum Beispiel auf einen Bergtroll stieß, der ihn mit Felsbrocken bombardierte. Im Laufe der Zeit hatte er sich in einen Überlebenskünstler verwandelt. Nichts desto trotz gab es gewiss Gefahren, denen er nicht gewachsen war, dessen war er sich bewusst. Mit dreiundzwanzig Jahren hatte er einen durchtrainierten, muskulösen und akrobatischen Körper und seine Fähigkeiten verbesserte er stetig. Dennoch, die Erfahrung eines großen Kriegers und Helden hatte er noch lange nicht, und somit würde er gegen einen solchen wohl kaum bestehen können. In jedem Fall allerdings half ihm seine Eigenschaft, immer einen klaren Kopf zu behalten, enorm.
In seinem gleichen Lebensjahr wendete er schließlich einen Zauber an, als er auf der Suche nach einem kräftigen Pferd und treuen Begleiter war. Die Einsamkeit machte ihm nichts aus, jedoch würde er mit einem Reittier deutlich schneller vorankommen. Der Zauber wies ihn zu einem besonderen Pferd, welches den Hengst eines einstmals großen Assassinen als Vater hatte. Der Vater des Pferdes hatte Tornado geheißen und war das Pferd von Eomer Sorus gewesen, dessen Seele in Shuhoku wohnte. Als Shuhoku also jenes Pferd fand, gab er ihm den Namen Nuramon. Es war ein echtes Vollblut. Bewundernd hatte Shuhoku bei ihrer ersten Begegnung den Körperbau des Hengstes betrachtet. Kräftige Muskelstränge zogen sich überall deutlich erkennbar unter dem Fleisch des Tieres entlang, es war vollkommen durchtrainiert. Die Haut war tiefschwarz, nur direkt über den Nüstern befand sich ein weißer Fleck. "Wie ein wirbelnder Schatten", hatte Shuhoku gedacht, wobei ihm die Beschreibung besonders gefallen hatte. Seit jenem Tag zogen der Assassine und sein Hengst gemeinsam durch die Welt, bis sie schließlich auf einen drei Meter hohen Manneber trafen. In einem furiosen Kampf hatte Shuhoku seine erste Narbe bekommen, welche sich knapp über seinem linken Augenlid quer nach unten bis zur Wange zog. In dem Moment, in welchem er dann schließlich das Fleisch der Kreatur mit einem seiner beiden Schwerter durchdrang und das Blut über sein Gesicht spritzte, begann er in die Luft gehoben zu werden, während die Welt um ihn herum verschwamm. Sein Pferd wieherte unruhig, als die beiden sich in der Schwebe befanden, dann bekamen sie mit einem Mal wieder Boden unter den Füßen. Mit gewohntem ruhigen, durchdringenden Blick seiner dunklen Augen betrachtete Shuhoku die Umgebung und stellte fest, dass sich die Umgebung komplett verändert hatte. Es war Frühling, und während ihn der Duft von Blumen aller möglichen Sorten verwöhnte, sah er Schmetterlinge über eine große Wiese fliegen. Es war Frühling... doch wie konnte das sein? Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie Shuhoku bewusst wurde. Entweder war er mit der Zeit gereist, oder.... er hatte soeben eine andere Welt betreten!
......
Schon bald machte sich Shuhoku auf die Suche nach Zivilisation. Er musste Informationen darüber bekommen, wo er hier war. Vielleicht würde er auch eine Gruppe von Kriegern finden, die bereit waren, ihn bei sich aufzunehmen, sodass er sich in dieser Gegend zurecht finden konnte...