Hanfi war zutiefst gerührt und auch erfreut über die Geschenke von Garett und Luxorian. Allerdings war sie auch ein wenig traurig über Raistlins Tod. Außerdem konnte sie sich seine Erscheinung am letzten Abend überhaupt nicht erklären. War die Erscheinung ein Geist gewesen? Oder nur eine bizarre Illusion?Aber wie hatte er dann ihre Verletzungen heilen können?
Hanfi wollte vor der Abreise noch einmal so richtig über alles nachdenken und so ging sie in das Badezimmer des Gasthauses und bereitete sich ein schönes heißes Bad. Sie kippte so viel Bademittel hinein, dass die ganze Wanne mit rosanem Schaum gefüllt war. So gefiel es Hanfi eben am Besten. Da fiel ihr ein, dass ihre Gefährten ja alle männliche Wesen waren und sie verriegelte die Türe, bevor sie sich entkleidete und in die Wanne stieg. Das warme Wasser und der starke Parfümduft waren zwar betäubend, aber auch entspannend. Hanfi hatte gerade fünf Minuten geplanscht, als es plötlzich laut an der Türe.
„Ich kann jetzt nicht!“ ,riefHanfi, verärgert über die Störung. Von der anderen Seite der Tür klang die Stimme des mal wieder betrunkenen Raudorn:
„Hallo, ich bin der Hannes. Ich hab vier Kinder und ne Frau und ich arbeite in eim Büro. Eines Tages kam der Chef und sagte: Hannes, hast du Zeit? Und ich sag: jo.“
„Hä?“ ,Hanfi hatte keine Ahnung was Raudorn da schwallte. Einen Moment war es hinter der Türe still, dann begann Raudorn wieder von neuem:
„Hallo, ich bin der Hannes. Ich hab vier Kinder und ne Frau und ich arbeite in eim Büro. Eines Tages kam der Chef und sagte: Hannes, hast du Zeit? Und ich sag: jo.“
„Was um alles in der Welt soll das?“ ,rief Hanfi laut, denn sie hatte keine Ahnung was das sollte. Aber Raudorn antwortete nicht auf ihre Frage, sondern begann wieder von vorne:
„Hallo, ich bin der Hannes.....“
„Aber Hallo, willst du mich hier verarschen? Wenn ja, dann wird dir das nicht gelingen!“ ,schrie Hanfi aufgebracht, denn dieses Gelaber ging ihr auf die Nerven. Doch Raudorn schien nicht mitzubekommen was sie sagte, denn er sagte wieder:
„Hallo, ich bin der Hannes.....“
„Hör sofort mit diesem Mist auf! Ich will hier in Ruje baden!“ ,kreischte Hanfi, doch Raudorn machte unbeirrbar weiter. So ging es eine Weile hin und her.
Als Raudorn aber zum elften Mal sein „Hallo ich bin der Hannes“ wiederholte, riss Hanfi endgültig der Geduldsfaden. Sie sprang aus der Badewanne, dass der Schaum in alle Richtungen flog und riss die Tür auf.
Als Hanfi splitternackt und voller Schaum in der Badezimmertür stand hörte Raudorn blitzschnell mit seinem Gelaber auf. Da er ein ungezogener Waldelf war, schaute er auch nicht weg, sondern starrte Hanfi begierig an.
Hanfi ließ sich sowas nicht bieten. Sie rief:
„Oh, du unzüchtiger, frivoler, besoffener, kleiner, Blattfresser!“ Sie verpasste ihm ein paar saftige Ohrfeigen, bevor sie wieder ins Badezimmer stürmte und die Tür hinter sich zuwarf. Dann sprang sie wieder in dieBadewanne und tauchte erst einmal mit dem Kopf unter, um wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Als ihr die Luft ausging, tauchte sie wieder auf und schüttelte sich die nassen, feuerroten Haarstränen aus dem Gesicht. Dann lehnte sie sich zurück und konnte sich ednlcih in aller Ruhe entspannen.
Wieder schweiften Hanfis Gedaken zu Raistlin. Sie fragte sich, warum sie ihn einfach nicht vergessen konnte. Er war nicht besonders nett gewesen, immer so mysteriös und irgendwie überheblich. Aber Hanfi erinnerte sich noch genau an alle Begegnungen mit ihm. Sie wusste noch genau, wie seltsam es gewesen war, als er plötlzich aufgetaucht war un ihr neue Kleider geschenkt hatte: Einfach so! Außerdem dachte sie daran, wie sie ihn so traurig und deprimiert im Gasthaus hatte sitzen sehen. Immer war er alleine gewesen. Hanfi dachte:
„Vielleicht ist er ein Wesen, dass noch niemals mit anderen verkehrt hat. Vielleicht hatte er nie Freunde und Leute die ich helfen! Wie traurig und verbittert muss er doch gewesen sein. Und jetzt ist er tot. Er ist gestorben, ohne ein einziges Mal erlebt zu haben, wie wunderbar es ist, von jemandem geliebt zu werden....“ Diese melancholischen Gedanken bewegten Hanfi zutiefst und sie fühlte sich auf einmal tottraurig. Sie spürte eine Träne über ihr Gesicht rinnen, und hörte sie leise ins Badewasser tropfen. Da riss sie sich zusammen. Sie hatte diesen raistlin ja noch nicht einmal gekannt und außerdem konnte es ja sein, dass er aus einem ganz anderen Grund so menschenscheu war. Deswegen verdrängte sie vorersteinmal die Gedanken an ihn. Sie dachte an ihre Gefährten. Sie kannte sie zwar noch nicht lang, aber sie waren ihr zu richtigen Freunden geworden.
Da war zum Einen Garett. Den kannte sie von allen schon am längsten. Außerdem stand er in ihrer Schuld und wollte sie immer beschützen.
„Was für ein liebenswerter und freundlicher Khajiit er doch ist.“ ,dachte Hanfi. „Außerdem hat er mir schon so schöne Dinge geschenkt. Er war das erste Wesen, dass mir je etwas geschenkt hat.“
Zum Anderen kam ihr da Luxorian in den Sinn. Er war durchaus eine anziehende Person. Mal ganz abgesehen davon, dass er unglaublich hübsch und anziehend aussah, hatte er auch den edlen Charakter eines echten Adeligen. Er hatte ihr einen teuren Mantel geschenkt und Hanfi war sich sicher, dass sie gute Freunde werden konnten. Allerdings war sie sich nicht ganz über seine Kräfte und Fähigkeiten im Klaren. Auf jeden Fall besaß er seltsame magische Kampftechniken, von denen sie nichts ahnte.
Im Gegensatz dazu fel ihr Erik der Nord ein. Er war ein alter, erfahrener Kämpfer. Abgesehen davon, dass er den Alkohol etwas zu sehr liebte, fand Hanfi ihn jedoch absolut liebenswert. Er hatte ein gutes Herz und sehr viel Mut. So wie ihn hatte sich Hanfi als kleines Kind immer ihren Vater vorgestellt.
Weiterhin gehörten da auch noch Raudorn und Philippe zu ihren Gefährten. Hanfi hatte Raudorn und seine neue Liebe zum Alkohol anfangs ja noch lustig gefunden, aber jetzt war ein für alle Mal genug, Diesem Gartenzwerg würde sie es schon noch geben, das war sicher. Den kleinen Philippe fand sie irgendwie süß. Außerdem redete er seit neuem Erik mit „Papa“ an, was Hanfi wahrhaftig zum Lächeln brachte. Der Kleine war noch so jung und unschuldig. Außerdem brauchte ein kleines Kind doch eine Familie.
Da schreckte Hanfi aus ihren Gedanken auf und stellte fest, dass bereits drei Stunden in der Badewanne gesessen hatte. Schnell stieg sie aus der Wanne, trocknete sich ab und zog sich an. Da die vornhemen Kleider, die Raistlin ihr geschenkt hatte, ziemlich schmutzig und entsprechend zerissen waren, nahm sie ihre Reisekleider aus dem Rucksack. Es waren zwar einfache und nicht gerade elegante Männerkleider, aber sowas kümmerte Hanfi wenig. Sie machte sich für gewöhnlich insgesamt nicht so viel aus unzüchtigen, anziehenden Kleidungsstücken.
Da sie Luxor und Garett allerdings eine Freude machen wollte, zog sie auch noch Luxors Mantel und Garetts Ring an. Da sie malwieder das Glück hatte, vor einem Spiegel zu stehen, zog sie auch noch den Samragdschmuck an, den Garett ihr einmal geschenkt hatte.Dann betrachtete sie kurz und freute sich zum ersten Mal über ihr Aussehen. Nicht dass sie fsich selbst schön fand, aber irgendwie stellte sie fest, dass sie einen glücklichen Gesichtsausdruck hatte und das freute sie.
Dann verließ sie das Bedzimmer und trat in das Zimmer zu ihren Gefährten. Sie bekam gerade mit, wie Philippe zu Erik sagte:
„Du, Papa, darf ich mal deine Axt anfassen? Ist die echt scharf?“
Da musste Hanfi herzlichst lachen.