Während Miriams Barriere wankte, befand Shuhoku sich in einem wilden Kampf mit einem der Gardisten. Ein zweiter kam hinzu, und der Halbelf bekam Schwierigkeiten, den Schlägen zu entgehen. Zu seinem Glück kam Erik herbeigesprungen und rammte einen der beiden Gardisten heftig, sodass dieser durch die Luft flog. Sogleich entschwanden die beiden Shuhokus Blick, im Kampfgetümmel untergehend. Der Halbelf blockte Schlag um Schlag, die Klinge seines Schwerts erzitterte immer wieder aufs Neue. Ein mörderisch geführter Hieb hätte ihn um ein Haar geköpft, wäre er nicht instinktiv in die Knie gegangen, um sich darunter hinwegzuducken. Der Gardist trieb ihn immer vor sich her, während bei jedem Schlag Funken sprühten. Die Klinge von Shuhokus Kontrahent war gezackt und, was ihm während des Kampfes nicht auffiel, reflektierte kein Licht. Sie schien aus einem pechschwarzen Metall ihm unbekannter Art zu bestehen. Schließlich schaffte der Halbelf es, mit einem plötzlichen Ziehen seiner Parierklinge, ein Überraschungsmoment entstehen zu lassen. Der Gardist zögerte einen winzigen Augenblick, was der Halbelf ausnutzte, um mit beiden Klingen auf ihn loszugehen. Sie vertieften sich in einen unheimlichen Schlagabtausch, in welchem keine der Klingen je zum Stillstand kam, die des Gardisten zuckte so schnell in alle Richtungen, dass Shuhoku ihr kaum mit den Augen folgen konnte. Nach einer Weile wurde ihm die Parierklinge aus der Hand geschlagen. Er rollte sich zur Seite, was einen erneuten Hieb seines Kontrahenten ins Leere gehen ließ. Doch kaum war er wieder auf den Beinen, bedrängte der Gardist ihn erneut, heftiger als zuvor. Der Assassine schleuderte mit seiner freien Hand Wurfsterne auf seinen Gegner, doch dieser duckte sich unter jenen weg und trieb ihn weiter unbarmherzig zurück. Shuhoku bekam schließlich einen Treffer an der Schulter ab, kurz darauf streifte die Spitze der gezackten Klinge über seinen Brustkorb, was ihn herumriss und zu Boden schmetterte. Der Gardist setzte nach und stieß mit tödlicher Präzision nach seinem Herzen. Mit einem Aufschrei schlug Shuhoku die Klinge mit dem eigenen Schwert beiseite und rappelte sich mit Mühe und Not wieder auf. Er spürte seinen linken Arm nicht mehr, wodruch er auf keine sekundären Waffen mehr zurückgreifen konnte, ihm blieb nur noch sein Katana. Er spürte, wie das Blut aus seiner Wunde am Brustkorb unter sein Hemd sickerte, welches er unter dem leichten Lederkürass trug. Mit zusammengebissenen Zähnen schwang er die Waffe mit unverminderter Wildheit, den Schmerz ignorierend. Amra geriet in sein leicht verschwommenes Sichtfeld, ihre Klauen blitzten hier und dort durch die Luft, während sie gegen einen anderen der Gardisten kämpfte. Der Assassine hoffte, dass sie noch alle am Leben waren. In diesem Moment brach die Barriere. Mehrere der Gefährten stürzten sich in jene Richtung, um sich anschließend schützend vor dem onmächtigen Philippe aufzubauen und die Gegner abzuwehren. Mit einem Knurren sprang Shuhoku vorwärts und schmetterte seinem Gegner den Griff seines Katanas ins Gesicht, die Tsuba (Parierklinge) an der Stelle, an welcher eines der beiden Augen hätte sein müssen. Bevor sein Gegner sich wieder gefangen hatte, setzte er mit einem Tritt gegen dessen Waffe nach, was ihm einen Moment Zeit gab, um seine eigene Klinge noch einmal zu schwingen. Der Kopf des Gardisten segelte durch die Luft. Der Rumpf jedoch hielt sich weiterhin aufrecht. Sein Kontrahent schien geschwächt, doch noch lange nicht besiegt. Langsam machte der eigene Blutverlust Shuhoku zu schaffen.
"Das Risiko ist unnatürlich hoch. SOllten wir nicht eingreifen?" "Noch haben sie den Kampf nicht verloren. Außerdem ist es uns verboten, das weißt du wie ich. Lass uns noch eine Weile abwarten." Etwas nervös trommelte Eomer mit den Fingern auf seiner Sessellehne. Eigentlich wunderte es ihn selbst, dass er sich so viele Gedanken um jene Gefährten machte. Er schuldete Ryu nichts. Bei dem Gedanken daran durchzuckte ihn ein innerlicher Schmerz. Was war mit dem uralten Schwur? Jener Schwur, der zu mächtig war, um von Verrat zerbrochen zu werden. Gefährten bis in alle Ewigkeit ... Gedankenverloren starrte er ins Leere. Ja, das war wohl war ... in gewisser Weise. Und galt es da nicht, sich zu unterstützen, auf welche Art auch immer? "Was meinst du, Ilkum?"
Fluchend ging Shuhoku in die Knie, als ihm ein Streitkolben die Füße vom Boden fegte. "Nein!" Der Schrei stammte von Ryu, und die schwere Waffe wurde in ihrer Bewegung kurz vor Shuhokus Kopf gestoppt, als der Dunkelelf sein Katana zum Block hervorschnellen ließ. Währenddessen blockte er auf seiner Seite die Schläge seines eigenen Gegners. Shuhoku spürte, wie ihn die Kraft mit jedem Tropfen Blut, den er verlor, verließ. Eine unsichtbare Kraft schien ihn gen Boden zu drücken, und er schwankte stark, als er erneut auf die Füße kam. Sein Blick war verschleiert.
Zu allen Seiten ächzten die Gefährten, kaum einer war unversehrt geblieben. Und bisher war die Zahl ihrer Gegner nicht gesunken. Der Halbelf wusste nicht, wem es ähnlich ging wie ihm, doch es war ihm egal. Alles was er spürte war eine unnatürliche Kälte. Sie krabbelte durch seine Glieder, bereit, von seinem ganzen Körper Besitz zu nehmen. Während er krampfhaft versuchte, sich dagegen zu wehren, flammten die Schriftzüge seines Katanas auf, mit einer Intensität, dass es Shuhoku für kurze Zeit erblinden ließ. Von selbst blockte die Klinge die nächsten Schläge des Gardisten, der Shuhoku gegenüberstand. Mit furchterregender Wucht krachten die Waffen immer wieder aufs Neue gegeneinander, bis die Klinge des Halbelfen dem Gardisten in einer glatten Bewegung die Hand abschlug. Die Waffe des selbigen polterte zu Boden und das Katana verrichtete seine Arbeit. Shuhoku spürte, wie sein Arm hierhin und dorthin huschte, gelenkt von dem Schwert, nicht andersherum. Ryu, der einige Augenblicke zurvor überrascht aufgekeucht hatte, brüllte nun: "Haltet durch, Gefährten! Das Ende ist noch nicht gekommen!" Und während die zustimmenden Kampfesschreie der restlichen Gefährten an Shuhokus Ohren drangen, schwand langsam seine Sicht, machte einem immer dichter werdenden schwarzen Nebel platz.