Hanfi schreckte Celham aus seinen Gedanken. Seit seiner Unterhaltung mit Garret konnte er sich an nichts erinnern, das er getan oder gedacht hatte. Für einen Augenblick fühlte er sich, als würde er aus einer Trance erwachen. Aber möglicherweise lag das an der merkwürdigen Atmosphäre dieses Ortes. Er hatte so ein Gefühl, als würde diese Luft ihm beständig etwas zuflüstern, das gerade außerhalb seiner Hörweite lag.
Als er Hanfi hinterherblickte, die anscheinend gerade einen Morgenspaziergang machte, fiel ihm auf, dass er etwas in der Hand hielt. Richtig, er hatte heute Nacht geschnitzt. Aber als er das Gebilde betrachtete, dass da in seiner Hand lag, fragte er sich doch ernsthaft, woran er heute Nacht gedacht haben mochte... Es war ein Totenkäfer... Als kleiner Junge hatte er sich einmal in die Nähe eines Friedhofes geschlichen und dort eines der kinderfaustgroßen Insekten gefangen. Er hätte gerne eine Katze gehabt, aber seine Eltern erlaubten ihm keine. Natürlich bekam er auch mächtig Ärger wegen des Käfers, aber das war ihm egal gewesen, er wollte wenigstens für ein paar Stunden das Gefühl haben, ein echtes Haustier zu haben.
Celham atmete schwer. Wieder war eine Erinnerung aus seiner Vergangenheit aufgetaucht - und sogar aus seiner Kindheit! Doch so sehr er sich auch anstrengte, weitere Einzelheiten wollten ihm nicht einfallen. Wo der Friedhof gelegen hatte, warum genau seine Eltern ihm die Katze nicht erlaubt hatten, wer und wie seine Eltern ansonsten gewesen waren - es lag nach wie vor hinter dem grauen Schleier der Amnesie verborgen.
Doch er würde auch diese Erinnerungen wieder zurückerlangen, da war er sich nun sicher. Entschlossen betrachtete er den hölzernen Totenkäfer. Er würde ihn als Talisman behalten. Die Schnitzerei hatte ihm einen Teil seiner Erinnerung wiedergegeben, und sie würde sein Gehirn vielleicht noch mehr anregen, wenn er sie von nun an bei sich trug. Und sowieso - ein Totenkäfer war doch ein passender Talisman für einen Untoten.
Nach kurzem Suchen fand er ein passendes Lederband, das er durch ein Loch im Hinterteil des Käfers fädelte. Zufrieden betrachtete er seinen neuen Glücksbringer, bevor er ihn sich um den Hals legte. Er überlegte noch kurz, ob er ihn über oder unter der Rüstung tragen sollte, und entschied sich schließlich dazu, ihn im Inneren der schimmernden Panzerung unterzubringen, da er nicht sonderlich störend war und so besser geschützt war.