Erik musste immer wieder schnell zur Seite springen, um dem wild mit seinem eigenen Hammer nach ihm schlagenden Untoten auszuweichen. Zwei andere Zombies wollten sich auf ihn stürzen, doch er machte schnell eine Rolle zwischen ihnen hindurch, die sie zwischen ihn und seinen hammerschwingenden Verfolger brachte. Eine Sekunde später wurden sie von eben diesem Hammer zur Seite gefegt, rappelten sich aber benommen und ihre Knochenbrüche ignorierend wieder auf und stürzten sich anderweitig wieder ins Kampfgeschehen.
Rückwärts gehend zog Erik sein Schwert aus der Scheide. Plötzlich spürte er die Holzvertäfelung im Rücken. Er stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Wieder wich er einem mächtigen Hieb des verzauberten Untoten aus, der ein großes Stück der Vertäfelung in handliche Splitter verwandelte, und rammte dem Wesen, da ihm so wie er stand nichts anderes möglich war, sein Obsidianschwert tief in das tote Fleisch seines Bauches. Dabei fiel ihm auf, dass der Untote sich verändert hatte - dort, wo vor kurzem noch das blanke Rückgrat zu sehen gewesen war, spannte sich nun löchrige Haut, die einen etwas blasseren Grauton als die übliche Haut hatte, und auf eine unheimliche Art zu fließen schien, wobei die noch vorhandenen Löcher anscheinend immer weiter geschlossen wurden. In diesem Moment knurrte der Untote wütend, und packte mit der Hand, die nicht den schweren Hammer hielt, die Klinge aus Obsidian. Erik merkte, dass sich auch das Gesicht des Zombies zu verändern begonnen hatte. Die vormals verrottete Haut hatte sich gestrafft, und teilweise auch die merkwürdige, blasse Färbung angenommen. Als der Untote kurz den Mund öffnete, blitzten scharfe, wie neu aussehende Zähne auf.
Das Wesen nutzte den kurzen Augenblick, in dem Erik abgelenkt war. Mit einem kurzen, aber umso heftigeren Ruck riss es sich das Schwert aus dem Fleisch und rammte Erik in der gleichen Bewegung seinen Griff in den Magen. Erik keuchte, wankte zurück, und stürzte über einen umgeworfenen Stuhl. Sofort war der Untote mit erhobenem Hammer über ihm, ein mörderisches Funkeln in den untoten Augen.
Erik rief in Gedanken seine fernen Götter an, er wusste, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Er hatte keine Möglichkeit, dem Hieb auszuweichen.
Gerade, als der Untote den Hammer herniedersausen lassen wollte, weiteten sich auf einmal seine Augen. Durch seinen Körper strömte ein Gefühl, das er in seinem untoten Zustand niemals gekannt hatte, und das der Großteil aller Zombies wohl auch nie kennen würde. Schmerz. Schmerz, der sein Zentrum in seinem Rücken hatte, und strahlenförmig seinen kompletten Körper durchschoss.
Mit einem wütenden Brüllen wirbelte er herum. Vor ihm stand Hanfi, das Messer, über das schwach leuchtende magische Ströme in ihren Arm und zurück flossen, fest in der Hand.
Der Nekromant prallte entsetzt zurück. Auch er hatte den Schmerz in seinem Rücken gespürt. Wie konnte das sein? Doch das war nicht, was ihn am meisten beunruhigte. Die Wunde, die das mit Magie aufgeladene Messer seinem Diener zugefügt hatte, verheilte zwar durch einen der Regenerationszauber, die er gesprochen hatte, aber dieser Vorgang entzog dem Untoten eine Menge Energie - und ihm selbst auch.
Konnte es sein, dass er mit einem der mächtigen Zauber, mit denen er seinen Diener belegt hatte, das Band, das sie beide verband, und das ihm die Kontrolle seiner Untergebenen ermöglichte, ungewollt verändert hatte?
Hanfi hielt währenddessen den Zombie mit ihrem Messer in Schach, und wich den immer wieder erfolgenden Hammerhieben geschickt aus. Nachdem Erik sich wieder aufgerappelt hatte, drangen sie zu zweit auf den Untoten ein, dem es nun, abgelenkt durch den zweiten Angreifer, immer schwerer fiel, der hierhin und dorthin huschenden Messerklinge auszuweichen. Schließlich landete Hanfi einen zweiten Treffer, der dem Untoten den rechten Arm aufschlitzte, mit dem er den Hammer hielt. Aufbrüllend ließ er den diesen fallen.
Der Totenbeschwörer schwankte, die Schmerzen in seinem Arm waren überwältigend. Das überlebe ich nicht, schoß es ihm durch den Kopf. Nicht, wenn ich die Verbindung aufrecht erhalte. Doch er hatte nur die Wahl, alle geistigen Verbindungen zu kappen, oder keine. Es war keine leichte Entscheidung, schließlich war dies seine Gefolgschaft, die er sich mühsam über Jahre erkämpft hatte. Doch schließlich siegte sein Verlangen, am Leben zu bleiben. Seufzend gab er die Kontrolle über seine Untoten auf, und kappte so auch die mutierte Verbindung, die sein Leben an das untote "Leben" seines Dieners geknüpft hatte. Jedoch nicht, ohne den Untoten noch einmal genau ihre Mission einzuprägen: töten.
Dann wandte er sich rasch um, und rannte geduckt in den verlassen daliegenden Geheimgang hinein. Torb, der sich gerade aller Zombies im näheren Umkreis erledigt hatte, bemerkte dies, und eilte dem Nekromanten hinterher, um ihn nicht entkommen zu lassen.
Der Untote, dessen Armwunde sich mittlerweile auf die gleiche mysteriöse Seite geschlossen hatte, wie die in seinem Rücken, nur deutlich langsamer, schwankte für einen Moment deutlich, einen Augenblick lang breitete sich etwas wie Verwirrung auf seinen Zügen aus. Erik, der mitlerweile seinen Hammer vom Boden aufgesammelt hatte, holte in einem mächtigen Bogen mit diesem aus. Dabei streifte er Hanfis Klinge, und der magische Schimmers schien auf den Hammer überzufließen, der daraufhin golden funkelte. Mit einem wütenden nordischen Kriegsschrei riss Erik den Hammer über seinen Kopf nach vorne, ohne dies zu bemerken, und ließ die Waffe krachend auf den Kopf des Untoten niedersausen.
Begleitet von einem hässlichen Knirschen glühten die Augen des Zombies für einen Moment im Licht von Ryus Magie auf, dann stürzte er wie ein nasser Sack in sich zusammen und regte sich nicht mehr.
Hanfi und Erik sahen sich an. Der Glanz von Hanfi, dem Messer und dem Hammer war verschwunden, die Magie aufgebraucht.
"Dem haben wir's gezeigt, was?!" lachte Erik. Hanfi grinste zurück. Doch da kamen schon wieder einige Zombies auf sie zugestürmt. Die Beiden wichen zum Rest der Gruppe zurück, die zusammen standen und sich gegenseitig den Rücken freihielten. Nur Torb schien aus irgendeinem Grund nicht dabei zu sein, aber bevor sie nach ihm suchen konnten, mussten sie sich erst einmal um diese Zombies kümmern. Ein knappes Dutzend der gruseligen Gestalten attackierte sie nach wie vor, einige mit abgetrennten Gliedmaßen, doch immer noch gefährlich.