Rakatan, Anwesen De Rio, in der Nähe von Manukar:
"Jetzt ganz langsam." sagte Carmella sanft. "Deine Bewegung muss Respekt ausdrücken, aber sie muss auch deinen Willen klar machen, du musst dem Pferd zeigen, ich will dich jetzt streicheln, ja." Der Junge neben ihr nickte. Sie standen im großräumigen Hof von Carmella De Rios Anwesen, zwei, drei Rittstunden von Manukar entfernt und die Stadträtin befasste sich grade mit dem, was ihr oft am meisten Spaß bereitete. Kindern das reiten beizubringen. So stand sie mit Hekor, ihrem Pferd im Hof und hielt die Zügel, während Juno, ein Junge aus der Nachbarschaft heute das erste Mal ein Pferd streicheln würde, waren seine Eltern doch viel zu arm, als das sie sich auch nur eine Kuh leisten konnten. Die kleine Kinderhand bewegte sich langsam auf den großen Perdekopf zu. Hekor schnaubte leicht, die großen Pferdeaugen rollten herum und sahen den kleinen Jungen an. Die anderen Kinder, die in einem Halbkreis hinter ihnen standen waren muksmäusenstill, auch sie waren den Umgang mit Perden nicht gewohnt. "Jetzt nicht aufhören du hast es gleich geschafft, leg ihm die Hand auf die Nase." ermunterte Carmella den Jungen und der legte jetzt seine Hand leicht zittrig auf die große Nase des Pferdes. Hekor schnaubte leicht, doch Carmella zog an seinen Zügeln und bedeutete ihm damit, das er jetzt ruhig bleiben möge. Und Hekor, der diese Kinderschulstunden schon kannte, blieb still. Junos kleine Kinderhand lag noch immer etwas verloren auf der großen Nase des Pferdes. "Jetzt streichel ihn. Leg die Hand auf die Strin und fahr dann runter zu den Nüstern, ruhig mit Kraft, das gefällt ihm.". Und Juno ließ seine Hand mehrmals von der Stirn bis zur Nase runter gleiten. "Haha." lachte er: "Ich kanns doch!" freute er sich und drehte sich überschwänglich zu den anderen Kindern um: "Seht mal wie ichs kann!" queitschte er laut und vergnügt. Jetzt schüttelte sich aber Hekor und wieherte laut. Juno sprang erschreckt zurück und Hekor bockte kurz. Carmella fang den taumelnden Jungen auf und drehte sich mit ihm vom Pferd weg, das sich schon wieder beruhigt hatte. Sie hielt ihn an den Schultern fest. "Ja, du kannst es. Aber nicht zu viel, du darfst das Pferd nicht erschrecken ja. Aber du hast es gut gemacht. Sehr gut!". "Ein Reiter kommt! Ein Meldereiter aus Sodu!". Schallte plötzlich ein Ruf vom Tor herüber. "Öffent das Tor!". Während das Tor knirschend zu arbeiten begann winkte Carmella Octan, ihren Berater herbei. "Bring die Kinder weg.". Octan, der groß gewachsene kahlköpfige Mann nickte und klatschte in die Hände: "Wer mag alles Süßkuchen?" rief er in die Runde. "Ich!", "Ich!", "Ich!" schallte es vielstimmig in der Kinderschar, denn welches Kind mag keine Süßkuchen. "Wohlandenn! Auf zur Küche!" rief Octan und zeigte mit dem Finger auf den Wirtschaftsflügel des Hauses, breitbeinig, ein wenig so als würde er eine Expedition in den Dschungel oder ein Schiff durch einen Sturm leiten und nicht eine Kinderschar zum nächsten Naschwerk. "Wer vor mir da ist bekommt zwei!" versprach er noch, dann begann das rennen und er hetzte der johlenden Kinderschar hinterher.
Der Reiter preschte auf den Hof, während Hekor von einem Stalljungen in den Stall gebracht wurde. Der Reiter schwang sich vom Pferd, an das gleich zwei Burschen ran gingen um es zu Wasser und Futter zu führen. "Carmella De Rio, Stadträtin aus Manukar." begann der Meldereiter das Übergabeprotokoll: "Ich bringe eilige Meldung von Markus Monrah, Statdrat von Sodu." Er reichte ein gerolltes und gesiegeltes Pergament. Carmella unterzeichnete den Empfang des Schreibens und fragte den Mann: "Wünscht ihr einen Aufenthalt?". Der Mann schüttelte den Kopf: "Gerne, hier lässt es sich ja aushalten, wie es scheint, aber es warten noch viele Aufträge." er hob seine schwere Tasche an, die er umhängen hatte. "Aber etwas für Unterwegs wäre nicht schlecht." Carmella nickte und zahlte ihm einen kleinen Obolus für seine Dienste, während der Küchenjunge, der heran gekommen war um eine eventuelle Bestellung des Gastes aufzunehmen davon huschte um ein Proviantpaket fertig zu machen. "Dauert einen Moment. Setzt euch nieder in der Zeit und trinkt einen Schluck." Carmella wieß auf einen Halbkreis aus steinernen Bänken, die sich im Schatten einiger Kastanienbäume um einen Trinkbrunnen gruppierten. Der Mann setzte sich und trank vom Brunnen. Während dessen hatte Carmella sich umgedreht und das Siegel gebrochen. Sie überflog die Zeilen, ihre Strin legte sich kurz in Falten. Dann drehte sich um und verabschiedete sich von dem Meldereiter und eilte ins Haus. Sie ließ Octan rufen und ging dann in den Büchersaal. Dort setzte sie sich in den großen braunen Sessel der an den großen Fenstern stand, hier, wo sie immer hin kam, wenn sie nachdenken musste. Hier, wo sie über das weite Land blicken konnte, welches ihren Namen trug, hier konnte sie etwas Ruhe finden und die nötige Klarheit um Entscheidungen zu fällen. Gedankenverloren saß sie dort, der Blick in der Ferne versunken, die eine Hand spielte mit dem langen blonden Haar. "Carmella." sagte sich Octan an und schloss die Tür hinter sich. Sie drehte sich zu ihm: "Sind die Kinder weg." fragte sie mit einem lächeln: "Sie werden heim gebracht. Was ist passiert?". Carmella deutete auf den schweren Kartentisch: "Lest selbst, es gab einen weiteren Angriff.". Octan griff nach dem Briff und laß ihn schweigend. "Das war wohl leider zu erwarten." befand er. Er stützte sich auf den schweren Tisch auf und sah seine Gebieterin an: "Was tun wir nun? Wir müssen etwas tun?" fragte er sie fordernd. "Ich weiß doch, ich weiß es doch." gab sie besorgt zurück: "Aber wieder genau wie die vorherigen. Keine Warnung, keine Überlebenen, keine Botschaft.". "Oder man wirft einen anderen Blick drauf und man erkennt eine deutliche Botschaft." hielt er dagegen. "Jemand will einen Krieg. Deshalb zieht er umher und vernichtet, mordet und zerstört was er finden kann. So sollen die Parteien in einen Krieg gegeneinander gezogen werden. Für mich völlig klar.". Sie nickte: "Die unangenehme Wahrheit, aber so wird es sein. Das dürfen wir nicht geschehen lassen. Soweit darf es niemals kommen!" sie haute mit der Faust auf den Tisch. "Trefft euch erneut mit Markus." riet der Berater. "Daran hab ich auch schon gedacht. Ich habe so ein Gefühl, wir werden uns in nächster Zukunft öfter treffen.", sie schüttelte kurz den Kopf: "Arrangiert alles, aber ein anderer Ort diesmal, ihr wisst worum es geht, niemand darf davon wissen.". "Es wird immer schwerer, aber noch lange nicht unmöglich. Ich bereite sofort alles vor, ich melde mich, wenn ich mehr weiß.". "Beeilt euch, die Zeit läuft uns davon." Octan nickte und verließ den Raum.
-----
"Das gefällt mir nicht." maulte Wazir. "Ja, ich weiß. Mein Freund, ich weiß." gab Oriak zurück, "Aber ich hab irgendwie so ein Gefühl als wäre das grade...ja..notwendig vielleicht.". Wazir zuckte mit den Schultern: "Am End musst du es wissen, wir wollen alle das machen, woran wir glauben, zumindest manchmal.". Sein Freund nickte. Sie saßen im Schatten unter ein paar Palme, Zottel bei ihnen und redeten über die bevorstehende Trennung. Wazir verstand nicht Oriaks Beweggründe mit einem Elfen zu ziehen statt mit ihnen. "Aber ihr wartet gefälligst auf uns bei diesem Sternenteil. ja." stellte er klar. Oriak lachte: "Klar. So machen wirs.". "Und pass auf. Er ist nur ein Elf, vergiss das nie." warnte Wazir seinen Freund. "Wie könnte ich. Aber keine Sorge. Ich hab ja noch jemanden der auf mich aufpasst." beruhigte er seinen Freund und klopfte Zottel auf die Schulter.