Taverne "Des Abenteurers Festung" -- RPG Light

"Geht ruhig vor. Ich bleibe noch ein wenig hier." Cey erhob seine Hand zum Gruß. Die Kapelle war wirklich ein beeindruckenes Bauwerk. So etwas gewaltiges und doch zugleich wunderschönes. Nur die alten Ayleiden hatten prächtigere Bauwerke geschaffen. Wenn ich nur wüsste, wo dieses Artefakt ist. Wenn es wissen über mein Volk enthält, wäre vieles einfacher. Wir könnten unsere Identität zurückerlangen. Uns wieder in die Gesellschaft einbringen. Es wäre einfach wunderbar. Cey gab wieder einen Seufzer von sich, um sich im nächsten Moment voll und ganz auf seine Skizze zu konzentrieren.
 
"Cey, wir gehen. Kommt dann halt..." Er schien Ri'va gar nicht wirklich zuzuhören, so vertieft war er in seine Zeichnung. Der Khajiit nahm Iraé an der Hand und sie gingen im Laufschritt auf die Schenke zu. Es war schon dunkel, doch aus dem Gasthaus drangen noch laute Geräusche.
Ri'va legte dem Wirten ein paar Goldstücke hin und nahm sich einen Schlüssel für ihr Zimmer. Sie gingen die Treppen hinauf und betraten die Unterkunft. Sie war schlicht, aber hübsch eingerichtet, nicht unbedingt etwas besonderes. Ri'va schmiss seinen Rucksack in eine Ecke und ließ sich aufs Bett sinken.
"Also, was wolltest du mir vorher sagen?"
 
Diese Worte kamen Iraé nur schwer über die Lippen. Sie setzte sich auf das Bett und musste sich erstmal sammeln, während sie den Zettel zwischen den Fingern knitterte. "Also was ich vorhin sagen wollte... Ich muss das Kind... vorrausgesetzt es ist da.... nicht zwangsläufig austragen..." Sie traute sich nicht, ihn anzusehen.
 
Ri'va schluckte, er hatte so etwas schon erwartet, Doch es war allein ihre Entscheidung, seine Meinung wusste sie schon.
"Das musst du wissen. Ich werde deine Entscheidung auf jeden Fall akzeptieren, egal was du wählst. Du musst es austragen, es gebären...Ich überlasse es dir. Ich würde ein Kind großziehen, auch wenn es nicht leicht werden würde. Aber ich glaube, dass wir das schaffen würden."
 
Um ehrlich zu sein hätte sich Iraé eine andere Antwort gewünscht. Ein entschlossenes "Nein!" oder ein "Das halte ich für eine gute Idee." wäre ihr viel lieber gewesen. Dass Purpurklaue ihr die Wahl ließ... Es brachte Iraé einfach nicht weiter. Sie stand genau dort, wo sie auch vorher war.
Die ganze Zeit über hielt sie das Papier in ihren Händen. Einerseits wollte sie unbedingt reinsehen, andererseits hatte sie Angst davor. Wieso konnte ihr niemand diese Entscheidung abnehmen?
 
Ri'va bekam keine Antwort und als die Dunmer nur das gefaltete Blatt Papier anstarrte, wollte er auch wissen, was darauf stand.
"Was ist eigentlich mit diesem Schriftstück? Das hat euch der Priester gegeben, also, was steht darauf? Schau es dir endlich an!" Er zog sie zu sich her und nahm sie in die Arme. Sanft legte er ihren Kopf an seine Brust, so dass er dann auch mitlesen konnte.
 
Das arme kleine Herz der Dunmer schlug wie wild, als sie den Zettel zwischen ihren Fingern hielt und langsam ausbreitete. Sie hatte jetzt schon das Gefühl vor Aufregung zu sterben. Wie sollte es erst sein, wenn sie wirklich wusste, was los war?
Iraé spürte Purpurklaues Arme um ihren Körper, was so ungefähr das einzige war, was sie daran hinderte, zusammen zu sacken. Sie versuchte tief einzuatmen und sich zu beruhigen. Irgendwann musste sie ja einen Blick hineinwerfen.
Mit einer blitzschnellen Handbewegung öffnete Iraé den Brief. Doch genau so schnell, wie sie ihn auseinander gefaltet hatte, knüllte sie ihn wieder zusammen. Allein die ersten Buchstaben reichten ihr aus, um den Inhalt zu wissen. Purpurklaue hatte also keine richtige Chance, zu lesen. Iraé hingegen zitterte noch mehr und hielt sich den Kopf. Sollte sie nun froh sein, oder nicht?
 
So schnell konnte Ri'va gar nicht schauen, da hatte Iraé den Zettel schon wieder zusammengeknüllt. Er wusste gar nicht, ob sie ihn nun gelesen hatte, oder sich nicht getraut hatte, auf jeden Fall zitterte sie.
"Was ist los, hast du ihn gelesen? Was steht dort geschrieben`"
 
Als Cey mit seiner Zeichnung fertig war, verließ er pfeifend wieder die Kathedrale. Er war heute allerbester Laune. Das Leben meinte es gut mit ihm. Er hatte eine Aufgabe gefunden und auch so etwas wie Freunde. Überall, wo er sonst hinkam, wurde er angegafft und gefragt, was er denn für ein Mer sei. Wenn er es ihnen sagte, wurde er meist gemieden. Doch in der Taverne war es anders. Keiner verurteilte ihn für seine Vergangenheit, nein, sie untestützen ihn sogar darin, sich nicht die Schuld zu geben. Es war einfach großartig. Und er wollte es den Tavernlern damit vergelten, dass er ihnen bei diesem Abenteuer und bei jedem weitern, half so gut es ihm möglich war.
 
Nein, Iraé brachte kein Wort heraus. In ihrem Hals steckte ein dicker Kloß fest, der sich mit jedem Ansatz etwas zu sagen, noch fester setzte. Also drückte Iraé Purpurklaue einfach nur den Zettel in die Hand. Sie selbst legte sich auf das Bett und hielt sich die Stirn. Ihr war so heiß. Wie viel Zeit ihr wohl noch blieb, bis sie sich umstellen und sich darauf vorbereiten zu musste, bald eine Person mehr zu sein?
 
Ri'va überflog die paar Worte, welche auf dem Papier standen und legte es dann auf den Nachttisch. Er wusste nicht, wie es jetzt weitergehen solle, doch es war ihm schon lange klar, dass Iraé schwanger sei. Alles wies darauf hin, wie es Cey schon prophezeit hatte. Sanft legte er seinen Arm um die Dunmer und begann sie zärtlich zu streicheln.
"Willst du es? Oder nicht. Ich wäre dafür. Ja, ich bin dafür. Es würde sicher wunderschön werden und stell dir vor, dein Kind in den Armen zu halten. Was willst du Iraé?"
 
Iraé kämpfte mit sich, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie fühlte sich mit der gesamten Situation überfordert. "Ich weiß nicht..." flüsterte sie deshalb und kauerte sich zusammen. "Wirklich nicht. Ich...ich liebe Kinder. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass ich das einfach nicht schaffe..."
 
Er konnte ihre Tränen nicht mit ansehen und zog Iraé zu sich her. Ri'va ließ sie einige Zeit weinen, sie sollte sich einmal beruhigen. Auch für ihn war die Situation nicht leicht, aber er mochte sich gar nicht vorstellen, wie es wohl für die Dunmer war. Ganz leise flüsterte er ihr ins Ohr, dass alles gut werden wird. Er zog ihr die Decke bis zu den Schultern und deckte Iraé und ihn zu.
"Du schaffst das. Ich bin doch bei dir. Gemeinsam werden wir das durchstehen, egal was passiert." Dann wischte er ihr die Tränen aus dem Gesicht und küsste sie, aufmunternd und zuversichtlich.
 
Purpurklaues tröstende Worte fanden bei Iraé Wirkung. Sie fühlte sich immer noch elend, aber beruhigte sich zumindest langsam. Eine ganze Weile schluchzte sie noch, doch irgendwann taten ihre Augen so weh, dass sie einschlief. Seltsame Träume würde sie diese Nacht heimsuchen.
 
Ri'va bemerkte wie Iraé langsam aber sicher einschlief und kuschelte sich ebenfalls in die Decke. Eine wohlige Wärme umgab ihn und ob diese von der Decke oder von der Dunmer stammte, konnte der Khajiit nicht sagen. Nach kurzer Zeit fielen ihm ebenfalls die Augen zu und er begann gleichmäßig zu atmen.
 
Als Iraé am nächsten Morgen erwachte, war sie bereits etwas gefasster. Das lag wohl daran, dass sie ausgeruht und nicht mehr von der Reise erschöpft war. Ganz leise, um Purpurklaue nicht zu wekcne, stand sie auf, zog sich an und ging hinab. Noch niemand sonst war munter; lediglich der Wirt hing verschlafen an seiner Theke. Mit einem freundlichen Lächeln stellte sie sich vor ihn: "Guten Morgen." Nur müde sah er auf. "Könntet Ihr mir bitte erklären, wie ich zur Poststelle komme?"
 
Munter und gut gelaunt wachte Cey an diesem schönen Morgen auf. Er hatte gestern noch ein wenig seine Skizze verfeinert und dann ein neues Werk begonne, bevor er zu Bett ging. Jetzt meldete sich sein Magen lautstark, es war Zeit für ein Frühstück. Im Schankraum der Herberge angekommen, sah Cey, wie sich Iraé mit dem Wirt unterhielt. Neugierig trat er hinzu und grüßte die Dunmerin: "Guten Morgen, Frau Mutter. Habt Ihr gut genächtigt? Ich hoffe, Euer Umstand lässt es heute zu, dass Ihr etwas essbares zu Euch nehmt. Ich würde Euch gerne auf ein Frühstück einladen."
 
Die Lippen der Dunmer kräuselten sich. "Bitte nennt mich nicht so. Das macht es nicht unbedingt leichter für mich. Ich hatte eine nicht sonderlich erholsame Nacht...." kurz wandte sie sich an den Wirt, der ihr eine Wegbeschreibung notiert hatte und den Zettel Iraé nun mitgab. "Und um ehrlich zu sein, ist mir nach allem, nur nicht nach essen zu mute. Allerdings weiß ich, dass ich es zumindest versuchen sollte. Deswegen nehme ich Eure Einladung gern an..."
 
"Wunderbar!" Cey schlug die Hände zusammen und bot Iraé seinen Arm an. "Wir gehen aber woanders zum Essen hin. Ich habe in Cheydinhall einen Bekannten, Seran. Er ist Dunmer und hat einen kleinen Delikatessen-Laden gleich um die Ecke. Die besten Speißen aus ganz Tamriel bietet er zum Verkauf an. Außerdem beliefert er noch den Hof des Grafen. Ein feiner Mann, sag ich Euch. Wollen wir?" Cey zeigte zu Tür und wartete, dass Iraé seinen Vorschlag annahm.