Taverne "Des Abenteurers Festung" -- RPG Light

"Ich hoffe nur, dass keine unschönen Überraschungen auf euch warten..." murmelte Iraé ein wenig geistesabwesend. "Irgendwoher müssen diese Goblins ja plötzlich gekommen sind. Früher waren sie zumindest nicht da. Hoffentlich steckt nicht wieder ein abtrünniger Magier dahinter, wie damals die Nekromanten unter der Taverne."
 
Cey zuckte mit den Schultern. "Es ist schwer, sich in die Psyche der Goblins hinein zu versetzten. Ich weiß, dass es eine Art Hierarchie gibt, mit einer Schamanin oder einem Häuptling an der Spitze, aber wieso sie hier auftauchen weiß ich nicht. Vielleicht sind aus ihrer alten Umgebung vertrieben worden. Oder jemand hat sie wirklich hierher geführt. Das erfahren wir erst, wenn wir die Höhle gefunden haben. Der Angriff auf dich und Ri'va war allerdings ungewöhnlich." Der Ayleid legte die Hände zusammen. "Sonst neigen die Goblins eigentlich nicht zu Hinterhalten."
 
"Hinterhalt..." wiederholte Iraé für sich. "Sie kamen aus dem Gebüsch zum angrenzenden Wald gesprungen. Wie Tiere. Vielleicht haben sie sich ja auch bedroht gefühlt?" Sie zuckte mit den Schultern. "Ri'va ist immerhin ein Tier-Mensch. Vielleicht dachten sie, er wäre ein Feindtier oder sowas..."
 
Mel´zee saß immer noch in der Ecke des Schankraumes und rezitierte immer noch die Naga beschwörungsformeln. Die ganze Nacht durch hatte er das jetzt schon gemacht und trotzdem hatte er noch keine Spur der Goblins finden können. Das Ritual zehrte sehr an seinen Kräften da es viel Energie brauchte. Die Kerzen verbrannten inzwischen schwarzen Dunst und in seiner Ecke war es so kühl wie auf einer Bergsptize in Skyrim, er hielt die Goblinklaue vor sich in der Hand und schlug sie dann auf den Boden. Plötzlich durchstömte ihn eine ungeahnte Vorstellung von Wissen und Macht, in seinem Kopf konnte er sehen wie sein Geist durch die Lüfte Cyrodiils flog, er überflog Flüsse, Bäche und Tiefe täler bis sein Geist schließlich tief im Wald hinter der Taverne vor einer Höhle ankam. Er wurde in die Höhle gesogen in den Schlund einer Bestie, vor ihm öffnete sich jetzt ein Goblinmaul vom Umfang eines kleinen Hügels. Dann öffnete Mel´zee wieder die Augen und die Kerzen erloschen, langsam erhob er sich vom Ritual etwas entkräftet aber das würde in ein par Stunden vergangen sein.
 
"Ich weiß es nicht." Vielleicht hatten sich die Goblins wirklich durch die Anwesenheit des Khajiit bedroht gefühlt. "Was auch immer der Grund für den Angriff war, sie werden damit nicht durchkommen. Ein Goblinstamm ist eine direkte Bedrohung für den Frieden der Region."
 
Iraé bekam ein paar Schuldgefühle. Sie hatte zwar furchtbare Angst vor den Goblins, gleichzeitig taten sie ihr auch Leid. Es handelte sich bei ihnen ja auch nur um Lebewesen, die überleben wollen. Sie musste daran denken, dass es audh Goblinkinder gab. Und Goblinmütter, die - genau wie Iraé - bald eines bekommen würden.
"Ist es denn wirklich nötig, alle abzuschlachten? I-ich meine... vielleicht kann man sie ja irgendwie vertreiben... und nicht gleich ausrotten."
 
Ein wenig überrascht sah Cey die Dunmerin an. Hatte sie etwa...Mitleid mit diesen Bestien? Am liebsten hätte er sie zurecht gewissen, dass es keinen Grund gab, diese Monster am Leben zu lassen. Aber er wusste, dass es einen andern Weg gab. "Nun, wenn wir ihren Anführer töten, dann zerschlägt sich der Stamm und ist keine Bedrohung mehr. Allerdings ist es nicht unbedingt ein Kinderspiel, an ihn heranzukommen. Der Goblinstammesführer ist bestimmt im tiefsten Teil der Höhle. Möglicherweise kommen wir nicht drumherum, vorher alle anderen Goblins zu töten."
 
Ein bisschen enttäuscht war Iraé wegen dieser Antwort schon. Sie musste sich zwangsläufig vorstellen, wie es für sie wäre: Eine Horde von Fremden würde in die Taverne kommen und sich ihren Weg zum Wirt frei metzeln. Unweigerlich musste sie schwer schlucken. Eine furchtbare Vorstellung.
Allein die Vorstellung ließ die Dunmer blass um die Nasenspitze werden. "Ver-verfallt nur bitte nicht in einen Blutrausch...."
 
Cey dachte an die Orks in Cheydinhall, die er abgeschlachtet hatte. Damals war er wirklich in einen Blutrausch verfallen, aber nur, weil er einen Grund dafür hatte. Dieses Mal sollte es nicht so enden. "Keine Sorge. Wir werden es kurz und schmerzlos für die Goblins machen."
 
Iraé wollte sich weiß Gott nicht vorstellen, wie dieses 'kurz und schmerzlos' aussehen sollte. Jede Art zu sterben konnte sie sich nur als einen leidvollen Weg vorstellen. Entweder hatte man furchtbare Schmerzen, war zu schwach um irgendwas zu tun, oder man wurde vor Angst panisch. Alle drei Varianten flößten Iraé Furcht ein. "Es sind doch auch nur Wesen...." meinte sie.
 
Cey seufzte. Iraé war einfach zu gut und nett für diese Welt. "Fein. Ich werde mit Tristan sprechen. Wenn es möglich ist, töten wir nur den Stammesführer und vertreiben die restlichen Goblins aus der Gegend. Aber du solltest bedenken, dass diese Bestien den Frieden erheblich stören. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, müssen wir sie töten."
 
Das wusste Iraé und sie musste sich auch schmerzlich mit dieser Tatsache abfinden. Sie war allerdings trotzdem der Meinung, dass der Tod eines Wesens nur das allerletzte Mittel sein sollte, zu welchem man griff. "D-danke..." sagte sie dann und versuchte an etwas anderes zu denken.
 
Der Ayleid sah, dass Iraé das Thema mehr und mehr unangenehm wurde. Er konnte es ihr nicht verübeln. Welche Dame spricht schon über Tod und die drohende Schlacht. Aus diesem Grund wollte Cey das Thema wechseln. "Sag mir, wie bist du eintlich hier in die Taverne gekommen? Und wieso bist du geblieben? Eine Frau wie du könnte doch am Hofe jedes Fürsten in Cyrodiil tanzen, oder?"
 
Dass sie in diese Taverne gekommen war, lag inzwischen so lange zurück, dass Iraé sich erst einmal erinnern musste. "Ich war mit einigen Freunden unterwegs zu einem Fest. Doch wir wurden unterwegs getrennt und ich irrte allein umher. Es war wohl Zufall und auch eine ordentliche Portion Glück, dass ich mitten in der Nacht diese Taverne fand. Erst blieb ich, weil ich kein Geld hatte um weiter zu reisen. Ich musste mir erst Geld verdienen. Ri'va war es, der mir freiwillig ein Zimmer bezahlt hat. Und später gab es dann keinen Grund mehr für mich, von hier wegzugehen."
 
Cey nickte bedächtig. Ein wenig musste er auch schmunzeln, als Iraé sagte, Ri'va hätte ihr ein Zimmer bezahlt. Sie muss ja gleich eine Menge Eindruck gemacht haben. "Und deine Freunde? Hast du seitdem von ihnen gehört? Und haben sie dich nicht vermisst und dich gesucht?" Diesen Part verstand Cey nicht so recht.
 
Iraé schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe nichts von ihnen gehört. Wir wurden überfallen und jeder ist in eine andere Richtung gelaufen. Wahrscheinlich wissen sie nicht einmal, dass ich noch lebe, geschweige denn, wohin es mich verschlagen hat."
 
"Das ist...schrecklich", sagte Cey mit betroffener Miene. Er konnte sich gut vorstellen, wie das war, wenn man einen guten Freund für tot hielt. "Zum Glück ist dir nichts passiert. Da waren die Götter wirklich auf deiner Seite, wenn du zur Taverne gefunden hast. Du hättest ja auch irgendwelchen Schurken in die Arme laufen können."
 
"Das ist richtig. Irgendwer da oben muss mich sehr mögen, sonst hätte ich ja auch nicht die anderen Abenteuer alle so glimpflich überstanden. Tristans und Dorans Streit zum Beispiel oder als der alte Wirt uns in die Katakomben geführt hat. Von Cheydinhall und der Kaiststadt gar nicht erst zu schweigen."
 
Cey horchte auf. Ein Streit? Zwischen Tristan und einem gewissen Doran? War das nicht der Dunmer, auf dessen Beerdigung die Tavernler vor Ceys Ankunft waren. Darüber wollte der Ayleid jetzt mehr erfahren. "Du erwähntest einen Streit zwischen Tristan und Doran. Dürfte ich fragen, wieso sich die beiden stritten? Und hat es etwas mit dem...naja...Dahinscheiden des letztern zu tun? Du musst mir natürlich nichts darüber erzählen, wenn die Erinnerung daran zu schmerzhaft für dich ist." Freundschaftlich legete Cey seine Hände auf die Iraés.
 
Langsam war Iraé in dem Zustand, in dem sie Dorans Tod fast vollständig verarbeitet hatte und in der Lage war, sich darüber zu unterhalten. "Worüber die beiden sich genau gestritten haben, weiß ich nicht. Sicher weiß ich aber, dass Tristan einer Magiergilde oder irgendsoetwas angehörte und Doran ein Agent aus Morrowind war. Wie ich bereits sagte: den Grund für ihren Streit kenne ich nicht. Doch erst griffen sie sich gegenseitig im Keller an und brachten sich fast um, dann kam es in den katakomben zu einer erneuten Auseinandersetzung, in der Doran schließlich fiel.