RPG Endless Travellers - Crossed Roads

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Sie sah ihn etwas überrascht an. Es kam unerwartet, sie hatte nicht damit gerechnet. Ihr Blick wanderte kurz zu dem Kellner, den sie mit einer Handbewegung wieder wegschickte, dann sah sie Raphael an. In einer schon fast anmutigen Bewegung strich sie sich die Haare hinzu. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

„Nun.“ Sagte sie und zögerte kurz. „Euer Angebot ehrt mich, vielleicht werde ich es irgendwann einmal annehmen, sofern ihr bewiesen habt meines Vertrauens würdig zu sein.“ Sie sah ihn durchdringend an.
„Versteht mich nicht falsch, es ist nicht so als würde ich euch nicht mögen, aber ich bin inmitten von politischen Spielchen aufgewachsen, vor allem der Rat neigte zu so etwas.“ Sie seufzte.
„Außerdem bin ich eine Elfe. Wir sind von Natur aus misstrauisch.“ Sie zwinkerte leicht und schob sich eine weitere Gabel ihres Essens in den Mund, grübelte über das was er gesagt hatte.

Fraß sie ihre Gefühle in sich hinein? Nun sie besaß die Mentalität einer Elfe, ihr Gesicht verriet nicht einen Gedanken, war eine steinerne Maske. In Gegenwart von anderen würde sie diese Maske niemals fallen lassen, das war schon immer so gewesen. Es lag nicht in ihrer Natur vor anderen Schwäche zu zeigen. Sie kannte ihre Schwächen, aber zulassen tat sie sie nur, wenn sie alleine war. Sonst wäre sie wohl schon längst wahnsinnig geworden. Natürlich hatte sie Angst, wie jeder Angst hatte. Ihre Angst um ihr Volk, war schon fast erdrückend schwer, wie die Last die sie trug. Das wusste sie. Aber sie konnte damit umgehen. Weil es ihre Pflicht war. Ein wahrer Anführer lernt aus seinen Schwächen und lässt sich nicht von falscher Stärke lenken, dass hatte ihr Vater ihr immer wieder bewiesen. Und sie hielt sich daran. Immer. Sie sah ruhig von ihrem Mal auf, legte die Gabel beiseite.

„Wisst ihr.“ Begann sie zögernd. „natürlich habe ich Angst, wie jedes Wesen Angst hat. Aber sich von dieser Angst erdrücken zu lassen, sich in ihr zu suhlen, ist der falsche Weg. Solange ich kämpfen kann, kämpfe ich.“ Sagte sie ruhig, wenn sie auch furchtbar aufgewühlt war.
„Und genau deswegen zeige ich meine Angst niemand anderem. In meinem Inneren habe ich furchtbare Angst, aber ich will niemanden damit belasten.“ Bemerkte sie, dann erhob sie sich. Es war keine Schwäche Angst zu haben, aber warum sollten sich andere damit befassen müssen?
„Und jetzt entschuldigt mich, aber ich sollte los, ehe Gisal sich noch Sorgen macht.“ Eine glatte Ausrede, aber sie brauchte jetzt frische Luft um ihre Gedanken zu ordnen.
 
Der Wirt kehrte an den Tisch, an dem sich Myrasia befand, zurück, mit einem Glas, gefüllt von einer Flüssigkeit, welche gelb-grünlich, aber klar schimmerte, genau wie das Getränk Erfehsa...unglaublich. Er stellte dieses Getränk auf den Tisch, mit einem freundlichen Lächeln sprach er "Lasst es euch schmecken, meine Dame. Hoffentlich schmeckt es so, wie ihr es euch gewohnt seid." Er schaute das Mädchen an, während sie das Glas nahm und leicht an der Flüssigkeit nippte...schmeckte genau so wie Erfehsa! Woher wusste er von dem Rezept? Und als ob der Mann diese Frage von Myrasias Augen ablesen konnte, setzte er sich zu ihr an den Tisch und begann zu plaudern: "Ich bin mir sicher, ihr fragt euch, woher ich dieses Rezept kenne, nicht wahr? Da ihr das Getränk kennt, habe ich den leichten Verdacht, mich gerade mit einer Senurerin zu unterhalten..." Der Wirt machte eine kurze Pause, als er den verlegenen Blick Myrasias sah, da er genau richtig lag. "Ich behalte es für mich, vertraut mir.", fuhr er fort. "Das ist keine sichere Stadt für Leute wie euch. Und ich glaube, ich habe vor wenigen Tagen ein paar Kopfgeldjäger am Rathaus gesehen. Ihr wisst schon, dass auf Senurer ein Kopfgeld ausgesetzt ist, oder?" Myrasia senkte den Kopf, denn auch in diesem Punkt hatte der Wirt vollkommen Recht. Doch er redete weiter "Wie gesagt, ich behalte eure Abstammung für mich. Ihr müsst wissen, ich bediene nicht nur meine Gäste hier, auch ich habe meine Freizeit. Und die verbringe ich darin, mich zu bilden, in allen möglichen Sachen, ihr könnt mich fragen, was ihr wollt, ich werde bestimmt eine Antwort darauf finden. Ich habe vor einiger Zeit ein Buch über eure Rasse von einem vermummten Händler abgekauft, eure Kultur ist recht interessant...wirklich schade, dass diese nicht toleriert wird. Ich weiß Einiges über die Senurer und ich habe mich für eure Kulturen interessiert, sodass ich mehrere Bücher über diese Rasse erwarb, darunter auch ein paar Rezeptbücher, wodurch ich dieses Getränk zubereiten kann. Die Zutaten bekommt man auf dem Markt leichter, als man denkt, hehe."

Myrasia saß starr mit gesenktem Kopf auf dem Stuhl und lauschte den Worten, welche der Wirt voller Faszination sprach. Leise aber verständlich antwortete sie: "Ich kannte mal jemanden, der war genauso an diesen Kulturen interessiert, hat viel darüber gelesen, viel gefragt und viel erlebt. Leider musste ich fort und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört..." Eine Träne rollte über Myrasias Wange, Erinnerungen an alte Freunde brachte einige Emotionen bei ihr hoch, was sich fast immer so äußerte. Mitleidig sah sie der Wirt an, doch er wusste nicht, was er sagen sollte. Myrasia trank ihr Getränk aus und wischte sich die Träne weg. "Wieviel schulde ich euch?", fragte sie und versuchte dabei, halbwegs normal zu klingen. "Kein Problem, geht aufs Haus.", antwortete der Wirt. "Ich habe nur selten das Vergnügen, mich mit einer Person wie euch zu unterhalten, da will ich doch nicht geizig erscheinen." Der alte Mann lächelte wieder in seiner gewohnten Freundlichkeit und stand auf. Doch Myrasia hatte noch ein paar Fragen. "Habt ihr etwas von ungewöhnlichen Ereignissen in der Stadt gehört?", fragte sie. "Ich glaube, diese Gerüchte stimmen." Der Wirt schaute sie an, er schien eine Antwort zu überlegen. "Passt lieber auf euch auf, edle Dame. Es gibt Bereiche in der Stadt, da sollte man lieber keinen Fuß reinsetzen, besonders für euch ist es schwer. An eurer Stelle würde ich hier aufpassen, mit wem ich mich unterhalte, hier gibt es zwielichtige Gestalten."

Die Senurerin bedankte sich bei dem Wirt, sowohl für das kostenlose Getränk, als auch für diesen Rat, darüber wird sie allerdings noch einmal nachdenken müssen. Nach ein paar Sekunden stand auch sie auf und war auf dem Weg in ihr Zimmer, dabei fiel ihr auf, dass etwas fehlte...die Scherpe! Die Scherpe ihres Gewandes war verschwunden! Das konnte nicht sein...wo kann sie sie nur verloren haben? Myrasia dachte nach, vielleicht hat es etwas mit diesen Schatten zu tun. Möglich wäre es wohl, denn bevor sie dieses düstere Viertel betrat, trug sie die Scherpe, sofern sich sich daran erinnerte, noch bei sich. Doch jetzt danach zu suchen machte keinen Sinn. Das Mädchen stieg die Treppen herauf, um in ihr Zimmer zu gehen. Oben angekommen machte sie eine dunkle Beobachtung...am Ende des Ganges stand jemand. Doch es war keine normale Person. Myrasia schaute genauer hin und sie erkannte, was es war, wie es dieser Schatten vorausgesagt hat. Am anderen Ende des Ganges stand dieser Geist, dieses vermummte Wesen, nur der skelettierte Kopf war zu sehen, der leicht unter der Kapuze hervorschaute. Ein eiskalter Schauer fuhr durch Myrasias Gebeine, als sie zu allem Überfluss auch noch ihre Scherpe in den knochigen Händen dieses Wesens sah! Sie rannte auf das Wesen zu, um das zurückzuholen, was ihr gehörte, doch sie stolperte und fiel hin. Als sie sich wieder erhob und aufschaute, war dieser Geist bereits verschwunden...
 
Zuletzt bearbeitet:
Raphael schaute Larale etwas bedrückt hinterher. Ihr Verhalten war verständlich, er hatte ihr eben immerhin den Untergang ihrer Welt geschildert. Er würde ihr nicht Folgen, denn Raphael wusste, wie wichtig ein Moment für sich allein war. Angeblich verarbeitete der Mensch Ereignisse, egal von welcher Art zu großen Teilen in Träumen und bei diesen war man auch allein. Für einen Moment lächelte der Magier süffisant über die kleine Notlüge ihrerseits. Er bezweifelte stark, dass ihr Haustier sie wirklich so vermisste, zumindest nahm er an, dass Gisal ihr tierischer Begleiter war. Raphael lehnte sich zurück und rutschte auf dem Stuhl bis fast zur Kante vor. Er ließ seine Hand auf dem Tisch liegen und spielte mit einer Goldmünze herum, die er zum Zahlen herausgeholt hatte. Raphael ließ die so eben erlebten Dinge noch einmal Resümee passieren. Hatte er etwas Falsches gesagt? Sie verärgert? Nein. Alles war verlaufen, wie er es erhofft hatte. Sie war nicht völlig aufgelöst, wenn auch fast ein wenig zu gefasst für seinen Geschmack. Er hatte einiges über sie erfahren, wie Raphael das auch gehofft hatte. Und das ohne die wirklich düsteren Geheimnisse über seine Person zu offenbaren. Noch wusste sie nicht, alle Vor und Nachteile des Drachenblutes in ihm, noch wusste sie nichts über die eher dunkleren Abschnitte seines Lebens. Und darüber war er froh, niemand sollte dies je erfahren.

Dann schlug der Magier entschlossen mit der Faust auf den Tisch um sich selbst aus seiner Trance zu befreien, legte das zu zahlende Geld auf den Tisch und ging direkt zu ihrer Unterkunft zurück. Den unteren Raum schnell durchschritten, kletterte er schleunigst die Treppe zu dem Stock hinauf, auf dem sich sein Zimmer befand. Varim stand dort und starrte auf etwas auf dem Boden … oder jemand … ?

„Nyon!“, platzte es aus Raphael heraus, als er erkannte was oder eher wer dort lag. Raphael warf Varim empört einen todbringenden Blick zu, nahm die Frau unter Genick und Kniekehlen und trug sie so auf ihr Zimmer. Mit einem starren Blick auf die Tür fegte ein scheinbar unnötig starker Wind durch das offene Fenster und knallte die Tür vor Varims Nase mit einem unüberhörbaren Knall zu. Raphael legte die für ihn bisher undurchschaubare Frau sanft auf ihr Bett und prüfte, Puls und Atmung. Sie war am leben, doch ihr Herz raste, als wäre sie Meilen weit gerannt. Oder wäre der Angst ihres Lebens begegnet. Ungleichmäßig, fast sprunghaft pumpte es hysterisch unter ihrer Brust. Etwas besorgt musterte er sie mehrfach. Aufwärts. Abwärts. Er tastete ihre Stirn ab und stellte eine fast sengende Hitze fest, die seiner Sorge nicht gerade Grund zur Beruhigung vermittelte. Raphael riss schnell ein Stofftuch aus dem Bad des Zimmers von der Wand und mit einer ausholenden Bewegung seines Armgelenks sprang eine Handvoll Wasser aus einem der Eimer und verschwand in seiner nun geschlossenen Faust. Für einen Moment schien nichts zu gesehen, außer dass der Magier angestrengt und fast krampfhaft seine Hand zusammen drückte. Raphael verharrte einen weiteren Moment so, dann war das Kunststück vollbracht. Es war nicht länger Wasser in seiner Hand, sondern ein massives Stück Eis, das in der warmen Umgebung einen leichten Nebel aussendete. Er wickelte es schnell in den Stoff ein und legte es Nyon auf die Stirn. Für einen Moment verharrte er bei ihrem Anblick und war versucht, der Frau ihre Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, doch er beherrschte sich es nicht zu tun.

Der Magier schlenderte zum Fenster, stützte seine Arme auf das Fensterbrett und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. Der Abend war hereingebrochen und die Sonne nunmehr fast gänzlich hinter den Stadtmauern verschwunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als wäre sie von einer Krankheit befallen, kämpfte Nyon dagegen an. Sie wehrte sich und focht tapfer eine Schlacht um die nächste. Äußerlich war ihrem Körper vermutlich nichts davon anzumerken, abgesehen von ihrem schier panisch klopfenden Herzen und der Hitze. Doch in ihrem Inneren schlug das Kriegsglück rasant um und brachte mal die eine, mal die feindliche Seite näher an den Sieg. Wenn auch nur, um sofort vom nächsten Kraftakt des Gegners erneut auf dessen Seite gerissen zu werden.
Nyon war sich nicht sicher, wie lange sie bewusstlos war. Sie spürte nur, dass sie im Augenblick schwach war, körperlich und geistig. Aber dann nahm sie eine angenehme Kühle von außen wahr. Ein letztes Mal wechselte die Überhand, ehe sie siegreich emporstieg.

Mit einem röchelnden Atemzug fuhr sie hoch. Ängstlich, beinahe etwas panisch wirbelte der Blick ihrer weit aufgerissenen Augen durch den Raum.
Dann fiel ihr Blick auf Raphael, der sich von dem plötzlichen Geräusch alarmiert zu ihr gewandt hatte. Die Furcht wich aus ihren Augen, beruhigte sich etwas, aber ihre Augen weiteten sich noch ein Stück mehr. Langsam sank sie wieder nach hinten, bis sie sich nur noch auf ihre Ellbogen stützte. Ihr Mund öffnete sich ein Stück, als wollte sie etwas sagen, aber zuerst brachte sie nichts heraus. Erst nach ein paar Augenblicken flüsterte sie leise ein einziges Wort. »Geliebter?«
Einen kurzen Moment verharrte sie so, auf ihre Ellbogen gestützt, den Blick ihrer sanften Augen auf Raphael geheftet. Aber dann verließ sie die Kraft wieder und sie sackte wieder zurück.
Mit einem schwächlichen Ächzen verlor sie noch einmal das Bewusstsein.

Doch nur Sekunden später schlug sie ihre kristallinen Augen schon wieder auf. Diesmal war ihr Blick gefasst, den sie kurz durch den Raum schweifen ließ und der dann ein zweites Mal auf Raphael verweilte, der sie verwirrt ansah. Nyon stützte ab und setzte sich schließlich auf. »Was ist denn passiert?«, fragte sie den Magier dann mit gerunzelter Stirn. »Weshalb seht Ihr mich so an?«
 
War passierte hier? War dieser Geist wirklich da, oder nur ein Hirngespinst? Nein, es musste wahr sein, denn die Scherpe von Myrasias Gewand fehlte immernoch und diese schemenhafte Gestalt hielt sie doch in der Hand! Myrasia ahnte, dass dies noch lange nicht die letzte Begegnung mit diesem Wesen war. Das Mädchen richtete sich wieder auf und schaute den Gang zurück. Niemand da. Die Senurerin schüttelte heftig den Kopf und ging wieder zurück, irgendwie war ihr das nicht geheuer und erst recht nicht, wenn sie allein in einem Zimmer hockt. Ein kleiner Abendspaziergang kann vielleicht zu einem klaren Kopf verhelfen.

So stieg Myrasia die Treppen wieder hinunter und kam wieder im Untergeschoss an. Der Wirt sah das Mädchen wieder unglaublich freundlich an, als wäre sie der Schlüssel für unendlichen Reichtum. Myrasia lächelte leicht zurück, man konnte bestimmt erkennen, dass dieses Lächeln erzwungen war. Nun schritt sie weiter in Richtung Ausgang und verließ das Gasthaus. Ein paar Meter laufen schadet bestimmt nicht und diesmal hielt Myrasia auch die Augen offen, dass sie nicht noch in ein vollkommen verwahrlostes Viertel gelangt wie einige Momente zuvor. Sie hatte das Zentrum der Stadt angepeilt, es interessierte sie, ob der Markt am Abend noch immer so belebt ist wie am Nachmittag und vielleicht findet sie ja noch etwas Interessantes.

Die Senurerin ging nun in Richtung Markt, als ihr eine Hand voll Wachleute entgegenliefen. "Oh nein...", dachte sie. Hoffentlich schützt die leichte Dunkelheit ihre Identität, niemand sollte herausfinden, welcher Kultur sie entstammt, vor allem vor den Wachen sollte es geheimbleiben. Aber wie es der Zufall wollte, wurde sie von den Wachleuten in ein Gespräch verwickelt. "Was macht ihr denn allein um diese Zeit in der Stadt?", fragte einer der Wachen. Myrasia hatte nun keine richtig gute Ausrede parat, aber die Wahrheit ist ja auch nicht geheim. "I-ich wollte nur ein wenig spazieren gehen. Hatte gerade ziemlich Stress und ich brauche etwas frische Luft...", stammelte sie nur. Anscheinend glaubten ihr die Wachleute, doch sie starrten das Mädchen dennoch so eindringlich an. Haben sie herausgefunden, woher Myrasia kommt? "Warum schimmern eure Augen so komisch? Seid ihr eine Magierin?", fragte ein anderer Wachmann. Und genau das könnte Myrasia verraten. Die Augen der Senurer haben die lästige Angewohnheit, auch im Dunkeln noch zu sehen zu sein, deshalb schimmern sie da leicht, aber das wissen nur Leute, die sich mit dieser Rasse beschäftigen, hoffentlich gehörten diese Leute nicht dazu. "Ähm ja.", antwortete sie etwas unsicher. Im Prinzip war sie eine Magierin, also war an der Aussage nichts falsch, sofern man ein zittriges "ja" als Aussage kategorisieren konnte. Na wenn das nicht schiefgeht...

Doch die Wachen nickten nur und gingen weiter, nichtmal einen schönen Tag haben sie dem Mädchen gewünscht, wie unhöflich, aber Myrasia wollte so oder so nicht länger aufgehalten werden. Weiter ging es zum Markt, doch Myrasia traute ihren Augen nicht. Auf der selben Straße, doch viele Meter von Myrasia entfernt, stand er wieder...dieser Geist. Der Umhang flatterte leicht in einer milden Abendbrise, doch das empfand Myrasia nicht wirklich als angenehm. Doch sie wollte die Scherpe wiederhaben! Sie zog ihren Kampfstab, stieß sich vom Boden ab und stürzte, wenige Zentimeter über dem Boden schwebend, auf diese Gestalt zu, doch als sie an der Stelle ankam, war der Geist weg, wie durch...Geisterhand. Myrasia fiel auf die Knie und hielt sich den Kopf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die kühle Luft einer angehenden Nacht schlug ihr ins Gesicht, als sie das Gasthaus verließ. Die Welt wäre getaucht in das zauberhafte Blau des Zwielichts, wären nicht die vielen Straßenlaternen da, die die Atmosphäre beeinträchtigten. Jedenfalls empfand sie es so. Sie wandte sich nach Westen und marschierte ziellos durch die Straßen.

Hatte sie zu viel gesagt? Nein das was sie gesagt hatte war die Geschichte ihres Volkes, nicht mehr und nicht weniger. Und Geschichte, Legenden waren dazu da erzählt zu werden um nicht vergessen zu werden. Sie waren das Erbe eines Volkes. Und wer immer diesen Geschichten lauschen wollte, hatte ein Recht sie zu erfahren. Sicher sie hatte viel gesagt, aber all das war nichts, was ihrem Volk schaden konnte. Und über sie, wusste er immer noch so gut wie nichts. Das sie eine Verbannte war und Kronprinzessin, sowie auf der Suche nach dem Stein, war kein Geheimnis. Und mehr hatte er nicht über sie erfahren und das war auch gut so. Sie überlegte, ging ihr Gespräch im Geiste durch. Nein sie hatte sich nicht geirrt, er wusste nichts mit dem er ihr schaden konnte. Und nichts was zu tief in ihre Gefühle ging. Sie nickte zufrieden. Er würde ihr nicht schaden können, selbst wenn er sich als unwürdig erweisen würde.

Immerhin wusste er immer noch so gut wie nichts über die Barriere, sie im Gegenzug hatte aber eine Menge hilfreicher Dinge erfahren, die sich zu einem Bild zusammenpuzzelten. Aber etwas an ihm beunruhigte sie immer noch. Es musste mehr sein, als das Wasser, dass ihre Kraft so aufwühlte, sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie seufzte und nahm ihre Umgebung erst jetzt wieder war.

Ihre Beine hatten sie in einen kleinen Park getrieben. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht. Wie eine Motte zum Licht, so fühlte sie sich zu den Wäldern hingezogen. Sie ließ sich auf dem Gras nieder. Es waren keine Wachen weit und breit zu sehen und darüber war sie froh. Jetzt erst gestattete sie sich ihre Trauer. In Form einer einzelnen Träne, die über ihr makelloses Gesicht glitt.

Sie blieb eine ganze Weile dort sitzen, Stunden wer wusste es schon, aber es musste weit nach Mitternacht sein, als sie sich auf den Rückweg machte. Dafür, dass sie nicht auf ihn geachtet hatte, fand sie den Weg ziemlich zielsicher und stand bald wieder vor dem Gasthaus. Die Gerüche schlugen ihr entgegen, der Raum war im Gegensatz zu draußen um einiges heißer. Sie zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht, verdeckte das Kupferhaar und ihr Gesicht, bis sie oben angelangt war. In ihrem Zimmer schüttelte sie ihre Haare und setzte sich auf ihr Bett. Wo Chaya war wusste sie nicht. Gisal sprang zu ihr und räkelte sich auf ihrem Schoss, lauschte aufmerksam den Erinnerungen, die sie ihm zeigte. Dann knurrte er.

„Ich traue ihm nicht.“ Murrte er, sah sie aus seinen klugen Augen an.

„Ich weiß.“ Sagte sie lächelnd und legte sich auf den Rücken hin, schloss die Augen. Sie wusste das Gisal sich wieder verwandeln würde. Um als Wolf neben ihrem Bett zu wachen. Weil es seine Aufgabe war sie zu beschützen.
 
Raphael war versucht seine Kinnlade herunter klappen zu lassen und Nyon mit einem extrem verwirrten Blick anzustarren, nur um zu zeigen wie irritiert er war. Doch er blieb ruhig und schaute mit einem festen Blick in die leblosen Augen. „Ich glaube ihr habt Fieber“, meinte der Magier nur trocken und schritt ein Stück auf Nyon zu. Er legte seine Hand vorsichtig auf ihre Stirn und prüfte die Temperatur die von dieser ausging. „Ihr kocht förmlich, ihr hattet schon Fieberträume“, Ohne einen weiteren Kommentar legte er ihr wieder das Stück Eis auf die Stirn und schritt zum Fenster zurück. Nach einiger Zeit der Stille begann er wieder zu reden.

„Wisst ihr, eigentlich frage ich mich was uns wohl zusammengebracht hat. Ich meine, warum helfe ich euch gerade? Welchen Grund hätte ich, so etwas zu tun? Nicht das ich ein unfreundlicher Mensch wäre oder das mein Charakter vor allem durch mangelnde Courage geprägt wäre. Aber ich hätte schon längst gehen können oder euch hier liegen lassen in der Hoffnung es würde euch bald besser gehen. Und doch habe ich hier gewartet. Ich kenne euch nicht.“

Raphael drehte sich herum und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Jetzt konnte er ihr direkt in die Augen schauen und sie beim Antworten studieren. „Wer seit ihr Nyon? Und woher kennt ihr mich?“
 
Mit einem lauten Knall schlug die Tür zu, der Luftzug wirbelte die Haare im Gesicht des Jungen noch für einen Augenblick durcheinander. "Äh..." Seine Blick schweifte im Raum umher, als würde dort jemand stehen, der ihm beipflichten und sich mit ihm wunderte. Als er Raphael herrennen sah, hatte er eigentlich fragen wollen, ob er ihm half, Nyon in ihr Zimmer zu tragen. Aber das hatte sich jetzt wohl erledigt. Eigentlich nur gut...das bedeutete weniger Arbeit für ihn.
Und was jetzt? Es war schon später Abend, und Varim fühlte sich zu müde, um noch einmal fortzugehen, um eventuell nach Informationen bezüglich des Seelenschmieds zu suchen. Er würde wohl den Rest des Abends und vielleicht auch die Nacht die schwarzen Künste studieren, mit seinem neu erworbenen Buch. Ja, das klang sinnvoll. Er musste sich besser wappnen, wenn es zu weiteren Konfrontationen mit irgendwelchen Söldnern oder gar selbst kam. Außerdem war er auch ein wenig neugierig, was sich hinter diesen mächtigen Zaubern verbirgt, vor denen ihn der Verkäufer gewarnt hatte.
Er begab sich in sein Zimmer. Nachdem er überprüft hatte, ob die Kugel und all seine anderen Sachen noch an Ort und Stelle waren, zündete er eine Kerze an und setzte sich mit dem Buch an den Tisch, der neben dem Bett und einem kleinen Regal und einer Truhe das einzige Möbelstück des Zimmers war. Viel mehr hätte auch nicht hineingepasst. Es brauchte nicht lange, da war er schon tief in seine Lektüre vertieft...
>...womit die Effizienz erhöht werden kann, was aber den Anwender selbst ebenfalls schädigen kann, da diese Art von magischer Kettenreaktion nur sehr schwer in einem bestimmten Bereich zu halten ist. Es ist vor allem höchste Vorsicht geboten, wenn der Zauber auf einen Radius um den Anwender herum zielt, wodurch dieser sich selbst einkreist. In diesem Fall hilft nur noch Levitation oder der passende Gegenspruch, der vergleichsweise simpel ist und den man sich UNBEDINGT merken sol-< "-elfe ich euch gerade?..Grund hätte ich, so etwas zu tun?...unfreundlicher Mensch wäre..." Varim starrte die Wand links von ihm an, die sein Zimmer von Nyons trennte, als hätte die Wand gesprochen. Aber das einzige, was sie sich zu Schulden kommen lassen hatte, war, dass sie viel zu dünn ist...
"...euch bald besser gehen...doch habe ich gewartet..."
Nachdem er beschlossen hatte, das sich die Ohren zuzuhalten einfach zu passiv war, spielte er schon mit dem Gedanken, an die Wand zu klopfen und um Ruhe zu 'bitten'. Da hörte das Gerede aber schon wieder auf. Erleichtert setzte er seine Studien fort.
>...den man sich UNBEDINGT merken sollte! Wobei Gegenspruch kaum eine treffende Bezeichnung ist. Man wirkt lediglich den gleichen Zauber mit der gleichen Intensität noch einmal, von sich selbst weg und gegen die Kettenreaktion des ersten Zaubers. Eine Neutralisation findet statt. Dieser Effekt ist unter eine andere Art von - ups, in der Zeile verrutscht...unter Vernichtungszaubern ausgesprochen selten...<

Schritte. Irgendjemand war zurückgekehrt. Varim schreckte aus dem Schlaf hoch und stieß dabei fast die Kerze um. Er war also doch eingeschlafen, obwohl der Schreibstil des Autors so unglaublich einfach gestrickt (und deswegen auch wunderbar funktionell, ohne unnötig verschnörkelte Sätze und Wortschöpfungen) war. >Was solls, so kann ich mich eh nicht mehr konzentrieren...<, dachte Varim, blies die Kerze aus und ließ sich in das Bett fallen, dessen Bequemlichkeit er überhaupt nicht mehr wahrnahm, da er einschlief bevor er auf der Matratze aufkam.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Tränen in den Augen stand sie wieder auf und murmelte nur vor sich hin "Ich werde langsam verrückt...was geht hier nur vor??? Erst diese Schattenwesen, die mich warnen wollten, dann dieses Gerippe, das MEINE Scherpe hat. Meine Scherpe...von meinem Gewand...was kommt denn als Nächstes?" Eines stand fest, Myrasia wollte unbedingt die Scherpe wiederhaben, sonst ist ihr Gewand nicht komplett und das kann sie keinesfalls zulassen. "Soll sich diese Gestalt stellen, ich bin bereit." Sie wischte sich die Tränen von den Augen und ging weiter, ohne sich anmerken zu lassen, was gerade passiert ist. Auf andere Gedanken zu kommen, wäre jetzt eine gute Lösung, Ablenkung ist immer gut...irgendwie.

Sie ging weiter Richtung Markt, ohne große Hoffnung, dass noch viele Stände geöffnet haben, aber der abendliche Spaziergang diente mehr Forschungszwecken und der Befriedigung der Neugierde, welche Myrasia immerzu plagt, wenn sie nicht gleich etwas erkundet, was sie sich zu erkunden vorgenommen hat. Am Marktplatz angekommen, bestätigte sich auch ihre Vermutung, nur noch wenige Stände waren offen, aber auch diese Händler machten schon Andeutungen, Feierabend zu machen. Nur noch wenige Bewohner wanderten durch den großen Platz und erledigten schnell ein paar Einkäufe von Lebensmitteln. Es war bereits dunkel und viel konnte man nicht mehr sehen, Myrasia sollte auch nicht mehr so weit weggehen, wer weiß, was sich hier Nachts abspielen könnte...

Es war eigenartig...auch, wenn sie es künftig meiden wollte, dieses dunkle Viertel, wo sie diese Schatten sah...dort musste sie noch einmal hin, irgendetwas zog Myrasia dort hin! Und sie kannte sich. Wenn sie etwas anzog, dann sofort, also schlug sie den Weg ein, den sie vor einigen Stunden schon betreten hatte, in diesem Stadtteil ging es nicht mit rechten Dingen zu, aber das merkte sie schon von Anfang an. Sie wusste noch ein wenig, wohin sie gehen musste, so schwer war der Weg auch nicht, aber es machte sich ein unangenehmes Gefühl breit...war es wirklich eine gute Idee, dort nocheinmal hinzugehen? Natürlich...zumal Myrasia eh nicht ruhig schlafen kann, wenn sie das jetzt nicht machen würde.

Sie merkte bereits, dass es nicht mehr weit war, diese ungewöhnliche Dunkelheit und dieses...schaurige Gefühl nahmen wieder ihren Platz ein und die Häuser an den Seiten wurden immer schäbiger, verwahrloster und dreckiger, wie die Straße. Nun waren auch keine Stimmen mehr zu hören, welche einst vom Markt kamen, nur noch das leise Flüstern des Windes, der um die Häuserecken schwirrte. Das unbehagliche Gefühl wurde stärker und aller paar Schritte drehte sich Myrasia um, in der Hoffnung, von niemandem verfolgt zu werden, wovon auch immer...so langsam zweifelte sie daran, ob diese Idee wirklich so gut war...aber vielleicht befand sich genau hier die Lösung für ihr Problem? Irgendwo hoffte sie schon, diesem Geist zu begegnen, sie wollte Antworten...und ihre Scherpe natürlich. Doch bis jetzt war nichts zu sehen, nur Dunkelheit. Aber etwas war ungewöhnlich...es wurde immer kälter, je mehr sich Myrasia in dieses Viertel hineinwagte. Hat das etwas zu bedeuten? Oder lag es daran, dass hier niemals die Sonne scheint? Einige Meter vor Myrasia war ein Umriss zu erkennen...hoffentlich war es das, was sie suchte. Sie ging weiter und es wurde immer deutlicher, was vor ihr stand, es war etwas Lebendiges, in ein Gewand gehüllt, wie der Geist! Die Schritte von Myrasia wurden schneller und die Entfernung wurde immer geringer, bis sie endlich davorstand...Irrtum. Kein Geist, aber es war jemand anders, was sie ebenfalls für äußerst interessant empfand, immerhin trifft man hier wirklich nicht viele Leute an.

"Ent...entschuldige?", stammelte sie leise. Sie hatte keine Ahnung, wer es war, aber vielleicht konnte ihr die Person weiterhelfen? Anscheinend wurde sie erhört und diese Person drehte sich um, sie war etwas größer als Myrasia, aber nicht riesig. Als Myrasia das Gesicht der Person sah, riss sie die Augen weit auf, das war unmöglich!
"Staarven???", fragte sie voller Verwunderung. "Was machst du hier?"
"Freust du dich etwa nicht, mich zu sehen?", antwortete er verdutzt. "Aber die gleiche Frage könnte ich dir stellen, es wundert mich ebenfalls, dich hier anzutreffen!"
Tränen der Freude rollten über Myrasias Wangen und sie fiel Staarven um den Hals, es war eine unglaubliche Überraschung für sie, hier ein bekanntes Gesicht zu sehen!
"Ich dachte, du wolltest die Truppen der falschen Magier ausschalten, wo sind deine Männer?", fragte sie erstaunt. Doch Staarven gab kein Wort von sich. "S-Staarven?" Irgendetwas stimmte hier nicht. Myrasia ging einige Schritte zurück. "Du bist nicht Staarven." Plötzlich fiel etwas aus Staarvens Gewand, es war Myrasias Scherpe! "Wer bist du??? Antworte!", rief sie der ihr nun völlig unbekannten Person entgegen. Doch diese begann nur zu lachen. "Ich bin es doch, dein Freund Staarven! Haha!" Er ging auf Myrasia zu, währenddessen färbte sich sein neongrünes Gewand in ein tiefes Schwarz, es bekam Risse und Blutflecken bildeten sich, die an die Oberfläche des Gewandes drangen. Und anstatt dem Gesicht von Myrasias gutem Freund war ein Totenkopf, es war der Geist, der Myrasia Kummer bereitete.

Sie brach in Tränen aus und stürzte auf diese Gestalt zu, welche direkt vor Myrasia verschwand und hinter ihr wieder auftauchte. "Du mieses Stück!", rief sie und hob ihre Scherpe auf, welche sie auch gleich um ihr Gewand band. "Was hast du mit Staarven gemacht???" Doch der Geist war einfach nur da, er schwebte wenige Zentimeter über dem Boden und starrte das Mädchen an. Man konnte soetwas wie ein Hauchen vernehmen, welches von diesem Wesen kam "Nur eine Halluzination...vermisst du ihn?" Myrasia hielt sich die Hand vor dem Mund und weitere Tränen kullerten über ihre Wangen. Doch der Geist sprach weiter "Du wirst hier ein Ende finden...so wurde es vorausbestimmt..."
"Niemals!", schrie Myrasia entgegen. "Du dummes Ding, was fällt dir ein, soetwas mit mir zu machen???"
Sie zog ihre Waffe und stellte sich in Kampfposition hin, um diesem Geist ein Ende zu setzen.
Wieder hauchte der Geist etwas, und das schockierte Myrasia "Du wirst tot sein...wie alle deine Freunde..."
 
Nyon zitterte. Raphael hatte Recht, das Fieber machte ihr schwer zu schaffen. Doch war es nicht so stark, dass sie phantasierte. Doch was sollte sie ihm nun antworten? Sie war ihm etwas schuldig, keine Frage. Aber konnte ihr Verstand ihm wirklich genug trauen, um ihm die Wahrheit zu sagen? Die Antwort auf diese Frage fiel ihr einfach: Nein. Sie hatte Raphael vor sehr kurzer Zeit erst kennen gelernt, seitdem kaum Nennenswertes mit ihm erlebt. Letztlich hatte sie doch keine Ahnung, ob sie auf Raphael zählen konnte, wenn es darauf ankam. Überhaupt, seit wann war sie überhaupt so weit, irgendwem vertrauen zu können? Sie war schließlich für sehr lange Zeit auch gut alleine zurechtgekommen.
Na ja, zumindest hatte sie das bisher immer gedacht. Aber seit sie auf diese sonderbare Reisegruppe getroffen war, hatte sich ja vieles verändert. Erst seit kurzem war ihr klar, wie leer die meiste Zeit ihres Lebens davor eigentlich gewesen war.
Ihr Verstand sagte ihr also, sie sollte Raphael auf keinen Fall vertrauen. Ihr Herz allerdings beschwor sie dazu.
Nyon schloss einen Moment die Augen und wägte ab. Ihr Verstand, der sie lange Zeit gut geführt hatte, ihr vermutlich viele Male das Leben gerettet hatte oder ihr Herz, das sie so lange ignoriert hatte, das jedoch das einzige war, was ihr versprechen konnte, jemals wirklich glücklich zu sein? Sie fällte die Entscheidung.
»Bevor ich Euch antworte«, setzte sie etwas zögernd an, den Blick auf ihr Bett gerichtet. »Muss ich Euch eine Frage stellen und ich bitte Euch, sie ehrlich zu beantworten.« Sie pausierte einen Moment. Dann sah sie Raphael direkt in die Augen. »Wenn Ihr die Wahr hättet zwischen dem Tod und dem Leben, allerdings dem Leben als Sklaven Eurer selbst, Gefangener Eures eigenen Körpers, unfähig, eigenmächtig zu handeln und zum Zuschauen verdammt, doch dafür mächtig und einflussreich … Wie würde Eure Wahl ausfallen?« Sie sah ihn ernst an. Zugegeben, nicht gerade eine Frage, die man in eine ungezwungene Unterhaltung einwarf.
 
Schlagartig hielt Raphael inne. Was für eine Frage. So präzise sie gestellt war, so wenig verstand der Magier sie. Weniger vom eigentlichen Inhalt, als den Gedankengang welcher zur Stellung dieser Frage geführt haben musste. Irritiert erwiderte er den Blick Nyons und zögerte zu antworten. „Nun“, setzte er dann an und fixierte die Schulter der Kranken. Er konnte ihrem Blick für den Moment nicht standhalten, „lebt man denn wirklich sein Leben, wenn man es nicht kontrolliert? Wenn man wirklich nur zum ewigen Beobachter verdammt ist, unfähig, diese Position zu verlassen, woher weiß man dann, dass man sich selbst beobachtet und nicht jemanden Fremdes, an den man per Zufall geheftet ist?“

Raphael legte eine Pause ein und änderte seinen Sitz in eine bequemere Haltung. Er nahm den Augenkontakt wieder auf und dachte einen kurzen Moment über das nach, was er nun sagen würde. Oder überhaupt könnte. Er hatte sich selbst eigentlich immer als Mensch gesehen, der auf alles eine Antwort fand, doch hier schien ihm das nicht so leicht zu gelingen wie der Magier es gewöhnt war. „Ich glaube diese Frage kann man nicht beantworten, ohne das Problem erlebt zu haben. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr das schon einmal getan habt. Doch was ich euch sagen kann, ist, dass der menschliche Wille zu leben endlose Ausmaße annehmen kann. Egal was der Seele oder dem Körper eines Lebewesens angetan wird, es würde versuchen weiter zu leben. Mit allen Mitteln. Und das ist gut so. Der Freitod löst die Probleme nicht die der Mensch in seiner Welt hatte. Im Gegenteil, es zeigt eigentlich Boshaftigkeit in seinem Charakter. Denn mit Selbstmord schiebt er doch nur seine Probleme auf seine Umwelt. Schafft Leiden und Unmut und hinterlässt ein nicht zu flickendes Loch im Wohlbefinden seiner Freunde.“

„Ich würde mich wohl für das Leben entscheiden“, fügte er nach einer kleinen Pause an, „für mein besonderes Problem würde man vielleicht eine Lösung finden. Der Tod jedoch ist irreversibel.“
 
»Aus Euren Worten spricht Weisheit«, kommentierte Nyon ruhig und respektvoll. Eine solche Antwort hatte sie, wenn sie ehrlich war, nicht erwartet. »Die meisten hätten auf eine solche Frage wohl übereilter geantwortet. Aber doch denke ich, dass Ihr mich missversteht.« Sie seufzte ausgiebig. Es war schwierig zu erklären. »Seht, es geht nicht um die Frage des Freitods. Oder um ein bestimmtes, scheinbar unlösbares Problem. Ich spreche von …« Sie stockte. Ja, wovon eigentlich? Eigentlich passte Raphaels Antwort doch perfekt auf ihre Situation. Wenn auch vermutlich auf eine andere Weise, wie er es beabsichtigt hatte. Und gleichzeitig tat er ihr die Sicht auf eine Möglichkeit auf, die sie bislang gar nicht in Betracht gezogen hatte.
»Wie dem auch sei.« Sie beendete ihre Bedenken. Stattdessen widmete sie sich wieder Raphaels Antwort in Hinsicht auf das, was sie ursprünglich hatte sagen wollen. »Wisst Ihr, Ihr habt Recht, wenn Ihr den Lebenswillen als etwas Gutes dahin stellt. Zum Problem wird er nur, wenn ein Leben zu große Opfer einfordern muss, um sich an diese Welt klammern zu können. Vielleicht wäre es dann besser, wenn es einfach los lassen könnte. Zumal sich die Frage nach den Freunden für lange Zeit gar nicht erst hätte stellen können.«
Sie senkte ihren Blick. Für einige Momente herrschte wieder Stille. Sowohl zwischen Raphael und Nyon, als auch in ihrem Innern. Kein Kampf um die Vorherrschaft, kein Aufruhr, kein Chaos. Stille, in der sie nachdenken konnte.
Sie schuldete Raphael mehr als diese kryptische Antwort, das war ihr klar. Doch eigentlich schuldete sie diese klare Antwort ebenso auch allen anderen, mit denen sie reiste. Varim, Larale, Chaya, Etyana – auch wenn sie mit ihr bislang kaum mehrere Worte gewechselt hatte – … ihnen allen.
Nyon seufzte ein weiteres mal. »Verzeiht mir, Raphael, aber ich kann es Euch nicht sagen. Nicht jetzt, nicht nur Euch allein. Die anderen sollten es ebenso erfahren. Ich gebe Euch mein Wort, dass Ihr morgen die Antwort bekommt, die Ihr wollt.« Sie schwieg und hoffte, dass das Gespräch damit vorläufig zu Ende war – bis morgen eben.
 
Instinktiv hatte die Vampirin die Waffe gezogen und wirbelte herum, nur um in das Gesicht eines äußerst hässlichen, buckligen Mannes zu starren.
Er wirkte keinesfalls erschrocken bei dem Anblick ihrer Waffe, sondern schob seine Lippen zu einem fast hämischen Grinsen auseinander, dass seine gelbschwarzen Zahnstummel entblößte.
Die Vampirin riss sich aus seinem Griff los und musterte ihn. Dabei steckte sie ihre Waffe zurück in die Schwertscheide und fragte, als ob sich dieser Vorfall nie ereignet hätte: "Gehört Euch dieser Laden ?"
Der bucklige Mann wandte sich um, wobei er sein Grinsen jedoch nicht ablegte. Stattdessen rieb er sich die Hände und zählte anschließend einige dreckige Münzen auf einer kleinen Komode.
"Ja, dieser Laden ist Familienbesitz. Schon seit sehr langer Zeit".
Etyana wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie wohl der Vater des Mannes aussah, obwohl sie es normalerweise verabscheute, Wesen nach ihrem Äußeren zu beurteilen.
Auch Ashanti schien der Mann und der Laden nicht zu gefallen, und er mochte sich noch nicht einmal auf den Boden setzen, weil dieser dem Wolf scheinbar zu verdreckt schien. Stattdessen warf er Etyana einen sehnsüchtigen Blick zu, der ihr zeigen sollte, dass sie schnell die Kleidung kaufen sollte damit sie diesen Ort wieder verlassen konnten.
"Ihre interessiere mich für Eure Kleidung dort im Schaufenster".
Der Mann wandte sich ihr nicht wieder zu, sondern hinkte zu einem der schweren Kleiderschränke und schien etwas zu suchen.
"Wir haben diese Kleidung in mehreren Ausführungen, ich möchte Euch die Variante zeigen, die meiner Meinung nach am besten zu Euch passen dürfte".
Zum großen Erstaunen der Vampirin zog der bucklige Mann kein hässliches Kleidungsstück aus dem Schrank, sondern eine ebenso schwarze Hose wie diese, die im Schaufenster hing, bloß mit einigen Silberrunen verziert. Dazu ein schwarzes Oberteil, dass zwar trägerlos war, doch welches eine kunstvolle Schnalle sowie Rückenschnürung besaß, sodass es trotzdem problemlos halten würde.
Etyana war verwundert darüber, dass der Mann tatsächlich etwas so Passendes für sie gefunden hatte.
"Wenn Ihr möchtet könnt ihr es anprobieren", sagte er mit seinem üblichen hämischen Grinsen.
Etyana nahm das Angebot an und durchschritt den Laden bis sie vor einer kleinen Kammer zum umziehen stehen blieb. Wegen des hämischen Grinsens des Verkäufers ließ sie Ashanti vor der Tür warten, nicht dass der bucklige Alte auf dumme Gedanken kam...
Nach kurzer Zeit kam Etyana wieder heraus und begutachtete sich in einem verschmierten Spiegel. Der Verkäufer hatte Recht gehabt, es stand ihr tadellos.
Sie ließ sich noch einen Beutel für ihre Rüstung geben, in dem sie diese verstaute und verließ schließlich, mit einer kurzen Verabschiedung des Verkäufers, das Geschäft.
Draußen atmete Ashanti tief aus.
"Bin ich froh, dass wir das hinter uns haben. Aber immerhin hast du gefunden,wonach du suchst".
"Lass uns hoffen, dass wir das Gasthaus auch wieder finden werden", entgegnete die Vampirin und machte sich, gemeinsam mit dem Wolf, auf den Weg die Straße hinunter.
 
In Myrasias Innerem mischte sich Wut und Trauer...eine gefährliche Kombination, die bei einem Senurer ebenso gefährliche Kräfte entfachen kann. "Was hast du mit meinen Freunden gemacht!?", schrie sie weiter, ohne darüber nachzudenken, dass sie vielleicht jemand hören könnte, aber...wer sollte sie hier schon bemerken. Nur diese sekelettierte Fratze starrte Myrasia entgegen, mit leeren Augenhöhlen..."Sprich endlich!!!", schrie sie noch einmal. Noch nie zuvor hatte sie solche Angst um ihre Freunde gehabt...wenn sie nur bei ihr sein könnten.

Doch dieses Geisterwesen regte sich nicht, es schaute sie nur an. Myrasias Augen begannen, in ihrer blauen Farbe zu leuchten, wie es der Fall ist, wenn ein Senurer der Raserei verfällt. Sie wollte Antworten, bekam aber nur Schweigen vorgesetzt, als würde man sie nicht beachten. "Du sagst mir jetzt, was hier vorgeht, andernfalls passiert hier ein Unglück!" Myrasia erzeugte eine violette Flamme über ihrer rechten Hand, bereit, daraus einen Angriff zu formen, der diesem Wesen ein Ende bereiten könnte. Doch sie griff nicht an, stattdessen musterte sie diese Gestalt, es war eindeutig ein Todesgeist. Ein Geist eines Verstorbenen, der Myrasia kannte und Böses von ihr wollte, aber...wer könnte ihr etwas Böses wollen? Vielleicht lag ein Missverst...nein. Geister können nicht irren. "Erklärt Euch. Sofort.", sagte Myrasia, versuchte dabei, ruhig zu bleiben, aber man konnte ihr wohl anhören, dass sie gereizt war.

Plötzlich begann dieses Wesen, wieder etwas von sich zu Hauchen, es war schwer, es zu hören, auch wenn man sich konzentrierte. "Du bist zurückgekehrt...brauche deine Hilfe." Myrasia schaute den Geist ungläubig an. Hilfe? Erst klaute er ihr die Scherpe und dann sollte sie diesem Wesen noch helfen? Vermutlich hat es die Scherpe geklaut, um Myrasia anzulocken, eben dass sie helfen konnte. Die Flamme über ihrer Hand verschwand und Myrasia steckte die Waffe weg. "Wobei soll ich Euch helfen..." Sie schaute misstrauisch, aber der Geist machte keine Anstalten, sie anzugreifen.
"....Erlösung...." war das Einzige, was man vernehmen konnte. Doch es flüsterte weiter. "Hier gestorben...hier erlösen...du wirst belohnt werden..." Sie verstand nicht ganz, aber sie konnte sich etwas zusammenreimen. "N-na gut, aber keine faulen Tricks! Selbst Geister sind für mich keine schwere Angelegenheit." Vielleicht fand sie dadurch auch das Geheimnis heraus, warum dieser Stadtteil so...verflucht erschien? Dennoch, eins wunderte sie...sie hatte einen guten Freund gesehen. Hatte der Geist etwas mit ihm zu tun?
 
Keuchen. Ein kurzer Aufschrei. Ein dicklicher, alter Mann mit einem aufgedunsen wirkenden Gesicht rennt vor irgendetwas davon, immer wieder stolpernd, am Ende seiner Kräfte. Schließlich bleibt er liegen, die Hände vor dem Gesicht und wagt es nicht, sich umzudrehen. Sich ständig wiederholend wimmert er: "Lasst mich am Leben, bitte, bitte, ich tue allesAAAHHH - "
Blut spritzt. Ein langer, spitzer Gegenstand bohrt sich dem Mann langsam in den fetten Arm, durchdringt ihn schließlich und nagelt ihn am Boden fest. Dieser hat nur noch den Mund weit geöffnet, unfähig zu schreien. Doch seine Qualen sollten nicht enden. Obwohl er schon bewegungsunfähig gemacht worden war, bohren sich drei weitere der langen Nägel in das Fleisch der verbliebenen Gliedmaßen. An jeder der vier Stellen waren inzwischen Blutlachen zu sehen, aber das Opfer bleibt bei Bewusstsein und macht keine Anstalten zu verbluten, sodass er jedes bisschen Schmerz mitbekommt. Die nächste Folter lässt auch nicht lange auf sich warten: aus dem Boden wachsen stalagmitenartige Felsnadeln, die den Gefolterten von der anderen Seite durchbohren, durch Herz, Lunge, Hals und Kopf. Doch der Tod ist nicht in Sicht. Irgendeine unsichtbare Macht hält den Mensch am Leben und obgleich sein Kehlkopf nun keine Laute mehr von sich geben kann, hört man doch seine gepeinigte Seele schreien...
"Leide, du Schwein, leide!"

"Whoa!" Schweißgebadet richtete sich Varim auf. Was war denn das? >Das war wohl der schönste Albtraum, den ich jemals hatte!< Und das war keine Ironie. Auch wenn Albtraum nicht wirklich der passende Begriff war, denn der Träumende war ja nicht wirklich der, der litt...
Solche Träume hatte er in letzter Zeit öfters, wenn er keine andere Möglichkeit hatte, seine Rachsuchtsgefühle auf irgendjemand oder etwas abzuladen - immerhin hatte Sorgriel (der Gefolterte aus dem Traum) seine ganze Familie umgebracht. Ein normaler Junge mit den Fähigkeiten Varims wäre schon längst ausgezogen, den Großonkel umzubringen. Bloß Varim wusste, dass das absoluter Selbstmord wäre. Daher verarbeitete er den Drang, irgendetwas zu foltern und sich dabei Sorgriel vorzustellen, mit genau solchen Träumen. Und er genoss sie.
Müde streckte er sich, wobei seine Gelenke bedrohlich knackten und wurde beim Schauen aus dem Fenster von der Morgensonne geblendet. Heute würde er die Bibliothek unsicher machen und möglichst noch einige der Bücher gegen ein Entgeld mitnehmen. Wenn sie einen Hinweis auf den Seelenschmied gaben, brauchte er sie auf jeden Fall auch noch später bei sich.
Aber Entgeld...? Geld...? Ursprünglich hatte er ein kleines Vermögen bei sich gehabt, doch seine süßen Investitionen, die einen Haufen auf dem Holztisch neben ihm bildeten, erinnerten ihn daran, wo seine Goldstücke hin waren. Das hieß, er musste sich erst von irgendwoher neue besorgen. Ob er wieder einen leichtgläubig aussehenden Bettler vor einer Kirche oder einem Tempel von seinem Gottstatus überzeugen sollte? Das war zwar einfach, brachte aber nicht genug ein...
Die zweite Möglichkeit, die ihm in den Sinn kam, erschien sehr viel aufregender und zudem ertragreicher: Kopfgeldjagd. Wenn er schon nicht die allgemeinen moralischen Regeln durch Folter brechen durfte, wollte er wenigstens Leute niederstrecken, die es - nach Ansicht der Aussteller des Kopfgeldes nach - verdient hatten.
Nachdem er im Gang kurz gehorcht hatte, ob einer der anderen schon wach war, was nicht der Fall schien, machte er sich auf den Weg zum Hauptsitz der Wache, den er sich vom Gasthausbesitzer schnell erklären lassen hatte.
Zwanzig Minuten später stand er vor dem Gebäude, in dem die Wache ihren Sitz hatte. Ein dunkler, steinerner Quader, der wie aus dem Fels gehauen mitten auf einem großen, runden Pflastersteinplatz prangte. Es gab kaum Fenster, obwohl die Gefangenen wahrscheinlich sowieso unter der Erde gehalten wurden.
Keine zwei Minuten später verließ Varim das Gebäude wieder, mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen und einem Stück Papier vor der Nase.
"Soso...Senurer, stark magiefähig, sehr blass, meist merkwürdige Haarfarbe von lila bis violett...? Und einhundert Goldtstücke pro Kopf...! Scheinen wohl sehr begehrt zu sein..."
In dem Moment, in dem er von der Haarfarbe gelesen hatte, hatte er plötzlich einige Bilder im Kopf. Bei der Durchsuchung, in der Herberge - mehrmals hatte er irgendjemanden aus den Augenwinkeln gesehen. Mit violetten Haaren. Warum hatte er dem nicht früher schon Bedeutung beigemessen?
Da dieser 'Senurer' anscheinend schon in der Herberge gewesen war, hatte er dort vermutlich ein Zimmer. Auf seine Rückkehr zu warten war offensichtlich das einfachste, ihn aber direkt in der Herberge abzumurksen könnte keinen so guten Eindruck erwecken. Am Besten wäre irgendeine dunkle Gasse...
Somit begann Varim, jeden den er antraf nach einer Person mit violetten Haaren auszufragen und war dabei recht zuversichtlich. Auffälliger als solche Haare war ja kaum noch möglich.
 
Noch immer eilte Etyana die Straße hinunter. Es wurde schon langsam Abend, und die bronzene Farbe der Stadt nahm einen tieferen Ton an.
Die gigantischen Schatten der ebenso riesigen Türme wurden länger, und eine dichte Wolkendecke schob sich vor den Himmel.
Zu Etyanas großem Erstaunen wurde es sehr rasch dunkel. Keine fünf Minuten vergingen, ehe sich die Vampirin in der Nähe der tongefärbten Straßenlaternen aufhalten musste, um alles genau erkennen zu können. Es war noch nicht völlig dunkel, doch es dämmerte, und wenn die Häuserreihen dichter, und die Wege damit schmaler wurden, war es schon recht dunkel in den Gassen.
"Wir sollten die Hauptstraße wiederfinden. Wenn wir ihr folgen kommen wir direkt zurück zum Gasthaus", sagte Ashanti, der ein Stück vor Etyana her lief.
"Ja", entgegnete Etyana. "Aber wo ist die Hauptstraße ? Ich habe mir den Weg nicht gemerkt".
Ashanti lief in eine dunklere Gasse, und die Vampirin zögerte nicht, ihm zu folgen. Nachts war sie eher in ihrem Element als tagsüber, auch wenn ihr das Tageslicht nicht schadete. So fühlte sie sich auch in dunkleren Gassen wohler als in hell Beleuchteten, obwohl sich ihre Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen mussten, um gut sehen zu können.
Als sie die Gasse durchquert hatten, sagte der Wolf triumphierend : "Ich habe mir den Weg gemerkt".
Und tatsächlich, vor Etyana erschien die Hauptstraße, gepflastert und breit wie sie an allen Stellen war, und zahlreiche Händler waren zu sehen.
Und am Ende der Straße erblickte sie das Gasthaus, welches sie wegen seines auffälligen Schildes sofort erkannte.
Zufrieden schritt sie mit Ashanti darauf zu.
 
Selbst ohne dem Wissen, ob es noch Nacht war, oder ob bereits ein neuer Tag hereinbrach, stand das Mädchen noch immer vor diesem Todesgeist, der sich nicht regte, obwohl er doch ihre Hilfe wollte.
"Willst du dich an einer Person rächen?", fragte Myrasia diese Spukgestalt. "Irgendein Mensch, der für deinen Tod verantwortlich ist? Du musst mir mehr verraten, bitte!" Sie wurde ungeduldig, war auch davor schon recht angespannt, da sie einfach nicht wusste, was der Geist mit dieser Show, als er sich in Staarven verwandelte, erreichen wollte...Aufmerksamkeit? Entweder war es keine gewöhnliche Form dieser Geister, oder die Verbindung zwischen ihm und Myrasia schien größer zu sein, als beide dachten.

"Folge mir...", antwortete die Gestalt leise hauchend. Plötzlich drehte sich der Geist zu einer Gasse hin und schwebte dort hinein, während die Senurerin ihm folgte, in der Hoffnung, sich dabei nicht zu verlaufen. Sie hatte einige Fragen an den Geist, folgte diesem aber dann doch ruhig schweigend, sie wusste lediglich nicht, wie sie beginnen sollte. Kannte er ihre Freunde? Hatte seine Existenz etwas mit der Verwahrlosung dieses Viertels zu tun? Meinte er es überhaupt ernst und lockte er Myrasia nicht vielleicht noch in eine Falle??? Sie konnte nichts Anderes tun, als ihm zu folgen, sonst würde sie am Ende nur noch von einem schlechten Gewissen geplagt sein. "Warum muss auch ich als Senurer solche Gefühle besitzen...", murmelte sie mürrisch vor sich hin. Nun blieb der Geist vor einem Haus stehen, sowohl Tür als auch Fenster wurden ausgeschlagen und weder zugenagelt, noch anderweitig abgesperrt. Anscheinend hatte dies eine pregnante Bedeutung für den Geist und damit auch für Myrasia. "Hier drinnen...", hauchte der Geist wieder. "Du wirst des Rätsels Lösung dort finden...suche, du wirst etwas finden..." Mit diesen Worten wurde die Gestalt des Geistes immer schwächer, bis er letztendlich verschwand.

"Na toll...", murrte Myrasia weiter. "Nichtmal ein Tipp, wonach ich überhaupt suchen sollte. Was solls, einen Versuch war es wert." Sie betrat das längst baufällige Haus, in dessen Innenräumen es noch dunkler war, als draußen und dort war es schon sehr dunkel...
Das senurische Mädchen entzündete eine violette Flamme über ihrer rechten Hand, wodurch der Raum mit einem mysteriösen Licht leicht erhellt wurde. Sie schaute sich im ersten Raum um, welcher wohl einmal das Wohnzimmer mit Garderobe war, sofern es die kläglichen Überreste diverser Möbelstücke noch andeuten konnten. Mehr war da leider nicht zu sehen, höchstens ein altes Sofa mit einem Kasten darunter. Vielleicht war dort ein Hinweis zu finden, was hier passierte? Myrasia ging auf diesen Kasten zu und versuchte ihn zu öffnen, was aber leider nicht möglich war. Ihr blieb dann nichts Anderes übrig, als diesen Sofa-Kasten mithilfe telekinetischer Kräfte nach oben schweben zu lassen, um ihn anschließend gegen die Wand zu schleudern, was dann zur letztendlichen Zerstörung dieses Möbelstückes beitrug. Nur so, wie es in diesem Haus aussah, würde das eh niemanden mehr interessieren. Unter den Überresten reflektierte etwas die violette Flamme der Senurerin, das musste genauer unter die Lupe genommen werden.

Myrasia trat die Holzreste des ehemaligen Kastens beiseite, wodurch ein Helm zum Vorschein kam, schlecht sah er auch nicht aus. Das Mädchen hob dieses Rüstungsteil auf, um es näher zu betrachten. Er erinnerte leicht an die Helme der senurischen Nahkampfgarde, den Kopf gut schützend, mit leichten Verziehrungen und einem unten angebrachten Schutz für den Mund. Doch es war kein Helm ihrer Rasse, man erkannte es einfach, wäre auch zu interessant gewesen...zwar brauchte sie selbst den Helm nicht, aber wer weiß, inwiefern er bei diesem kleinen Abenteuer zu Diensten sein könnte. Womöglich hatte der Geist das damit gemeint, als er davon sprach, dass man etwas finde, wenn man nur suchte. Anscheinend gab es hier mehr als nur den Helm...
 
Zuletzt bearbeitet:
"Violette Haare? Das wurde ich schon öfters gefragt. Bist du etwa auch einer dieser widerwärtigen Kopfgeldjäger?! ...in dem Alter?"
Varim stand vor einer älteren, einfach gekleideten und etwas kräftigeren - einen Moment, er nahm kein Blatt vor den Mund - fetten Frau. Für ihn hatte sie wie jemand ausgesehen, der bereitwillig allen möglichen Klatsch von sich gab und ein Hauptgrund der schnellen Gerüchteverbreitung in Städten war. Er hatte sich getäuscht...
"Kopfgeldjäger? Nein, natürlich nicht. Ganz im Gegenteil, ich habe..." Er sah sich kurz um, ob irgendjemand zuhörte, und schirmte seinen Mund mit den Händen ab.
"...ich habe mir zum Ziel gesetzt, die Leute, auf die Kopfgelder ausgesetzt sind, zu beschützen. Ich weiß, das ist im Grunde illegal. Aber ich habe herausgefunden, dass viele nicht wegen brutalen Verbrechen gejagt werden, sondern einfach nur, weil sie...anders sind. Anders aussehen." "Oh..." Die Frau, die schon Großmutter sein könnte, sah sich nun ebenfalls um und begann, verschwörerisch zu flüstern: "Du kämpfst also gegen solche Ungerechtigkeiten? Das ist wirklich eine sehr noble Einstellung, Junge." Sie drückte ihm ein Goldstück in die Hand und zwinkerte. "Als kleine Unterstützung. Ich habe ein junges Mädchen mit violetten Haaren in die verwaisten Slumgebiete laufen sehen. Die beginnen gleich südlich des runden Platzes. Wo auch das Wachhaus steht." "Ah, ja, das kenne ich..." "Ich habe diese Information außer dir nur einer Person weitergegeben, die, die mich als erstes nach violetten Haaren gefragt hat. Ein hochgewachsener Mann mit kurzen Haaren und einem Langbogen auf dem Rücken." Sie war während dem Sprechen immer näher zu Varim gekommen, sodass er sich nach hinten beugen musste, um nicht vom penetranten Fischgestank in ihren Haaren erschlagen zu werden. >Eine Fischerin...eine fette Fischerin...<
Mit einem gezwungenen Lächeln bedankte er sich und verabschiedete sich von der Person, die ihm noch Glück wünschte. Weiter ging es in die Slums. Er musste nur diesem Langbogenschützen zuvorkommen. Oder warten, bis der fertig ist, und ihm den Kopf dann abnehmen...

Die verwaisten Slumgebiete waren...ziemlich verwaist. Verwaist genug, um dort dutzende von Menschen mit lautem Gebrüll und in einem langen Kampf niederzustrecken. Dieser Stadtteil schien wie eine eigene Welt, als würde kein Schrei nach außen gelangen. Auf Stadtwachen würde man hier sicherlich nicht treffen. Einen perfekteren Ort konnte man sich für einen Mord wirklich nicht aussuchen.
Außer der Tatsache, das man hier keine Menschenseele antraf, stach noch etwas heraus. Es war dunkel. Gerade eben war Varim noch von hellem Sonnenschein geblendet worden, aber wenn er es jetzt nicht besser wüsste, würde er glauben es sei Nacht. Hing Nebel über den Häusern, der die Sonne verdeckte? Eine logischere Erklärung fiel ihm nicht ein.
Über einen alten, schon lange nicht mehr benutzten Karren kletternd, der ihm den Weg versperrte, bemerkte Varim ein Aufblitzen in der Dunkelheit, von einem Stück Metall reflektiertes Licht - eigentlich höchst unlogisch, woher kam das Licht? - und er identifizierte es als eine Pfeilspitze. Eine sehr spitze...Spitze. >Sind das da Widerhaken?< Von so einem Ding wollte er lieber nicht getroffen werden, egal wie viele Schmerzen er aushalten konnte.
Mit den Augen folgte er der verlängerten Spitze des Pfeils, vorbei an baufälligen Hütten und vermodernden Holzfässern, bis zu einem Haus, dessen Fenster und Türen nicht vernagelt waren, anders als bei den anderen Häusern hier. Ein violettes Licht war auszumachen, aber wer auch immer es erzeugte, war nicht zu sehen.
Es war offensichtlich so: Der Pfeil gehörte dem Kopfgeldjäger mit dem Langbogen, und er wartete bis die Senurerin - war das die richtige Bezeichnung? - in einem der Fenster oder der Tür auftauchte. Er war weit genug entfernt, um nicht von ihr entdeckt zu werden, aber nah genug, um sicher treffen zu können, wenn er ein guter Schütze war.
Genau so offensichtlich war für Varim seine Vorgehensweise. Er würde warten, bis der Kopfgeldjäger die Senurerin niedergeschossen hatte, und ihn dann, wenn er ich zu ihrer Leiche bewegte, aus dem Hinterhalt angreifen und das Kopfgeld am Ende selbst einsacken.
Er versteckte sich hinter einem kaputten Holzzaun, ungefähr auf halbem Weg zwischen dem Bogenschützen und seinem Ziel. Unweigerlich musste er sich ein Sahnebonbon in den Mund stecken. Unglaublich, wie beruhigend das wirkt.
 
Das Mädchen stand eine Weile da, die violette Flamme tanzte noch immer über ihrer rechten Hand, doch weiter tat Myrasia nichts, anscheinend überlegte sie. Wer weiß, wie viele Ahnungslose die Aufgabe des Geistes erledigen wollten und dann in diesem Haus umkamen...was würde sie dann hier erwarten? Geister? Dämonen oder noch Schlimmeres? Es wäre wohl angebracht, sich etwas zu schützen, also stülpte sie den Helm über den Kopf, welcher recht gut passte, auch wenn er etwas groß ausfiel...vielleicht musste sie das sogar tun, anders könnte sie auch keine ganze Rüstung herumtragen, außer mit telekinetischen Kräften vielleicht.

Noch immer blieb Myrasia in diesem Raum stehen, sie regte sich fast kein Stück. Dieses Haus hatte eine sonderbare Atmosphäre, ein leichtes Heulen war hier permanent zu vernehmen, als würde ein leichter Wind immerzu durch die Ecken wehen, in einen Raum, der die Luft praktisch aufsog. Auf einmal war unter diesem dunklen Hauchen ein leistes Flüstern zu hören, welches nach einer Weile immer Lauter und deutlicher wurde, jedoch schien es eine andere Sprache zu sein. "Ist da wer?", fragte Myrasia laut, kurz darauf erstummte das Flüstern. Sie ging weiter geradeaus auf einen Türrahmen, um das Haus weiter zu erforschen, plötzlich hörte sie in ihrem Kopf einen lauten Schrei, als würde er von Tausenden gequälter Seelen kommen und gleichzeitig wurde sie von einer Druckwelle nach hinten geschleudert, die unmittelbar vor ihr entstand! Die Senurerin wirbelte gegen eine Wand und sank zu Boden. Doch es dauerte nicht lange, dann stand sie hastig wieder auf, zückte ihren Kampfstab, fuhr dessen Klingen aus und stellte sich in Kampfposition, bereit für einen epischen Kampf zwischen einer mächtigen Magierin und den Wesen der Tiefe, doch...nichts war zu sehen. Myrasia rieb sich den Kopf, bzw. den Helm, sie konnte von Glück sprechen, diesen aufgesetzt zu haben, sonst würde sie wohl noch bewusstlos in der Ecke liegen. Was beim chaosambitionierten Herrscher von Desola war das? Woher kam das Geflüster und die Schreie? Es schien sich nur im Kopf abgespielt zu haben, aber das war unmöglich! Myrasia setzte den Helm ab und betrachtete ihn, vielleicht lag es an diesem Rüstungsteil. Entweder war der Helm verflucht, oder man nahm mit ihm Dinge wahr, die einem sonst verwehrt blieben, aber was sollte dieser Rückstoß? Lauerte Gefahr in dieser Richtung? Soviel Myrasia noch mitbekommen konnte, war der Raum, den sie zunächst betreten wollte, recht...luftig. Er besaß viele Fenster, welche, wie die anderen Fenster dieses Hauses, nicht zugenagelt waren. Die Bedrohung musste entweder direkt in diesem Raum liegen oder draußen, außerhalb dieser Hütte. Die Senurerin hielt es für schwer möglich, aber anscheinend wurde sie von draußen beobachtet. Rasch setzte sie wieder den Helm auf, er war wohl recht hilfreich, solange sie sich in dieser Bude herumtrieb.

Sie näherte sich wieder diesem Raum, aus dem sie vorher erst hinausgeschleudert wurde, es wahr wieder ein flüstern zu hören, nur war es diesmal lediglich ein Wort, das sie hörte und das lautete "Gefahr...". War mittlerweile auch noch unschwer zu erkennen. In leicht geduckter Haltung ging sie langsam erneut in den Raum, diesmal gab es kein weiteres Geflüster und auch kein erschreckendes Geschrei. Nun drückte sie sich fest an eine Wand und schaute seitlich aus einem der Fenster, um vielleicht zu erkennen, was für sie eine potentielle Bedrohung darstellen konnte. Viel konnte nicht passieren, sie hatte einen anscheinend sehr mächtigen Helm auf. Nichts war zu erkennen und irgendwelche verdächtigen Geräusche gab es auch nicht, es war in diesem Viertel unheimlich leise, wie immer. Sie nahm den Kopf wieder vom Fenster und lehnte wieder an der Wand, nicht dass noch irgendetwas auf ihr Gesicht zustürzte. Noch immer an der Wand lehnend, schaute sich Myrasia den Raum an, in dem sie sich nun befand. Es waren viele Fenster, das stand schonmal fest. In der Mitte des Raumes befand sich ein langer Tisch, welcher jedoch umgekippt dalag und auch so keinen allzu stabilen Eindruck mehr machte. Um ihn herum lagen Teile von Stühlen, anscheinend hat man sich hier früher versammelt oder es kann der Speiseraum gewesen sein. Vielleicht geheime Messen oder Ähnliches, demnach könnte man hier wahrscheinlich ein Geheimnis entdecken, doch es war gerade nicht sicher genug, sich mittem im Raum zu bewegen, wenn wirklich jemand darauf lauern würde, Myrasia von draußen...aber das würde heißen, dass es jemand auf sie abgesehen hätte, waren es Kopfgeldjäger? "Verdammt...", murmelte sie nur, wer hätte gedacht, dass diese geldgierigen Mörder so schnell Verdacht schöpfen konnten. Nun galt es, vorsichtig zu sein.

Ein Raum ohne Fenster wäre wohl erst einmal sicherer, also schlich sich Myrasia aus diesem Zimmer, zurück zum ersten Raum und nahm diesmal die linke Tür. Tatsache, in diesem Raum war gar kein Fenster vorhanden, der Raum wurde noch von einem Loch beleuchtet, welches durch das obere Stockwerk und das Dach ging, das Haus schien sehr marode zu sein, oder hier ist etwas sehr Eigenartiges passiert. So viel man erkennen konnte, schien dies einmal die Küche gewesen zu sein. Es war eine Feuerstelle zu erkennen, oder zumindest das, was davon noch übrig ist, daneben eine Reihe von Schränken und Schubladen, in denen sich vermutlich diverses Geschirr befand. Vielleicht könnte man einmal einen Blick dort hineinwagen?
 
>Was macht die denn so lange da drin? Komm gefälligst raus und lass dich abschießen!<
Die fünf Minuten, die er schon hinter dem Zaun kauernd gewartet hatte, kamen ihm wie dreieinviertel Ewigkeiten vor. Vielleicht lag das auch an dem unangenehmen Geruch nach modrigem Holz.
Irgendwie hatte Varim alles erwartet. Das sein Ziel magische Vernichtungswellen der Grausamkeit erzeugen konnte, dass ihm die Süßigkeiten wieder ausgingen, aber nicht, dass ihm derart langweilig wurde. Er konnte es wirklich nicht länger aushalten, einfach hier herumzusitzen. Also dann...einfach in das Haus stürmen? Da war bloß noch der Kopfgeldjäger mit dem Pfeil auf der Sehne. Die Gefahr war groß, dass er ihn einfach abschießen würde. Ob aus Schreck oder einfach um störende Faktoren zu beseitigen. Darum musste Varim sich ersteinmal kümmern.
Vorsichtig lugt er hinter dem Zaun hervor, so dass der Schütze ihn sehen konnte. "Idiot! Hier!", rief er ihm entgegen. Leise war ein aufgeschrecktes Atmen zu hören und der Pfeil kam angeschossen. Das angepeilte Ziel hatte sich schnell wieder zurückgezogen, kam aber sofort wieder hervor und rannte in das Gebäude, als es den Pfeil im Boden stecken sah. Der Kopfgeldjäger brauchte zu lange um einen weiteren zu spannen.

Das Innere des Hauses unterschied sich wenig vom Äußeren. Es war düster, zerstörte und uralte Möbel und Gebrauchsgegenstände lagen verteilt, zugedeckt von einer dicken Staubschicht. Immer wieder dachte der junge Hexer, er würde etwas hören, irgendwelche Geräusche die zu einem Spukhaus passen würden, also die Variante mit wirklich echten Gespenstern – es gab Nekromanten die mit so etwas viel Geld verdienten. Aber es schien, als würden die Geräusche umherschleichen, darauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen. Die dabei entstehenden subtilen Nebengeräusche waren aber noch viel unheimlicher. Wobei das einzige, vor dem Varim sich gerade fürchtete, sein eigener gelegentlicher Hang zur Personifizierung von Dingen ohne Masse und Form war.
Vom Raum, durch den er eingetreten war, führte eine Tür nach links und eine nach rechts. Links war seine Glückszahl, daher nahm er die linke Tür.
Die klinkenlose Tür schwang durch den Druck seines Armes auf, und... >Einen Moment mal, links ist keine Zahl!< Erst nach diesem Gedanken sah er sich im Raum um. Augenscheinlich vom Geräusch der Tür aufgeschreckt, schreckte eine Gestalt auf und drehte sich herum. Eine Gestalt mit violetten Haaren. Lange Pferdeschwänze, ein recht hübsches Gesicht, ein Mädchen, das gar nicht so alt sein konnte. Varim kam nicht umhin, sie als blutjung zu bezeichnen, obwohl er selbst gerade einmal vierzehn war, was er nur zu gerne vergaß. Aus ihrer Sicht, musste er wie ein kleiner Bengel wirken.
Sich an das erinnernd, wofür er hergekommen war, räusperte er sich und setzte mit einer der Situation angemessenen Stimme an: "Hab ich dich endlich! Bleib stehen wo du bist oder..." Varim hiehlt den ausgestreckten Arm nach vorne, als würde er einen unsichtbaren Rapier halten. Der Echte lag in seinem Zimmer in der Herberge...
>Kein Problem, ich schaff das auch ohne Waffe...<
"...oder ich lasse dein Fleisch verroten, bis du deine Knochen sehen kannst!" Das war doch mal eine schöne Drohung. Um seine ausgestreckte Hand sammelte sich rotes Licht, kleine rötliche Blitze zuckten. Mit diesem Zauber konnte er wirklich ihr Fleisch verrotten lassen, und zwar ziemlich effektiv...dafür bewegte sich das magische Projektil relativ langsam fort. Stand zumindest in dem Buch. Aber das wusste sie ja nicht.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.