Erics Blick war immer noch streng, als er sah, wie Yuli Kasheek beiseite nahm. Doch ließ er den Barden los und verschränkte die Hände vorerst hinter dem Rücken. Seinen Augen war der Ernst anzusehen. Sie fühlte sich schuldig. Eric wusste nicht, wie schwer das für sie war. Er konnte nur über das urteilen, was er von ihr wusste und das war Respektlosigkeit, Jähzorn, Zerstörungswut und Egoismus. Die alles sollte nicht unbeachtet bleiben. Langsam hob er seine Hand. Er stand Yuli direkt gegenüber. Ein leises Grollen war aus seiner Kehle zu vernehmen. Mit festen Blick schnellte seine Hand auf Yuli zu... und legte sich ihr sanft auf die Schulter. Von einem Moment zum Nächten war alle Strenge wie weggeblasen. Sein Blick drückte viel mehr das Gengenteil aus: Verständnis. "Ihr fühlt euch schuldig und wart bereit dafür einzugestehen. Euer Verhalten zeugt von Ungestüm, doch eure Entscheidung von großer Stärke und Mut. Bitte, seht mich an." Yuli konnte lächelnde Augen sehen. Augen die sie freundlich ansahen und etwas ausdrücken, was der Seefahrerin wohl bekannt sein sollte: Stolz. Doch war es keines Wegs der Stolz der Erics eigene Würde ausdrückte nein. Eric war stolz auf Yuli. "Ich bin stolz auf euch! Seht, wir können es uns nicht leisten, uns gegenseitig anzugreifen. Das versuchen Andere zur genüge. Daher müssen wir Einigkeit zeigen und das habt ihr werte Yuli. Euch sei vergeben." Er sah sich im Gasthaus um. Von oben quietschte klagend die eingetretene Tür aus dem Gang der Zimmer herunter. "Euch sei vergeben, wenn ihr dem guten Mann hier bezahlt, was ihr zerstört habt. Ihr habt doch genügend Münzen dabei, oder?" Ohne vorerst eine Antwort abzuwarten wandte er sich an den Barden und nahm seine Hand von Yulis Schulter. "Auch euch sei dieser Fehltritt vergeben. Ihr seid nicht unschuldig an dem, was hier vorgefallen war, und ob aus Kulanz und Mitgefühl, oder für eigene Zwecke: ihr habt genommen was euch nicht gehört. Diebstahl untereinander werde ich ebenfalls nicht dulden. Doch auch ihr wart bereit, dafür gerade zu stehen. Solltet ihr erneut gegen einen von uns lange Finger machen, werdet ihr die Konsequenzen ertragen müssen!" Er zog die Augenbrauen hoch. "Es wäre nur fair, wenn ihr euch zu eurem Teil an den Kosten von Yuli beteiligt. Zumindest was den Tisch angeht. Seid ihr damit einverstanden?" Eric verlor kein Wort über die, welche Gegangen waren. Er nahm ihre Entscheidung hin und ein Blick zum Tisch neben dem Tresen bestätigte, das Casta an alles gedacht hatte.
Währenddessen brach in der Goldenen Gabel das Unheil los. Rigo knurrte ehe die Assassinen zuschlagen konnten und warnte Ria so vor dem Angriff. Doch mit welcher Heftigkeit sie über die beiden kamen konnte sie nicht ahnen. Die Attentäter brachen durch die Fenster und Türen. Glas splitterte, Holzstücke stoben auseinander. Mit gezogenen Waffen stützen sie sich auf die Waldläuferin und die Drow. Rias Flinkheit war es zu verdanken, dass der erste Streich von hinten sie nur ein paar Haarspitzen kostete, schnell rollte sie sich ab und sprang zurück, während sie gleichzeitig Bogen und Pfeil bereitmachte. Ayu hingegen vertrat die Auffassung sofort anzugreifen. Noch aus dem Ziehen ihren Schwerts setze sie zum ersten Streich an. Einer der Attentäter war ihr Ziel. Sie versuchte schnellstmöglich den Anführer auszumachen, da deren Tod auch die Anderen schwächen würde. Gna'han hob seinen Zweihänder, die Säge an der Klinge funkelte in den Sonnenstrahlen die durchs zerbrochene Fenster auf die Waffe fielen. Mit einem mächtigen Hieb zerteilte er glatt einen Tisch, während Ria erneut ausweichen musste. Ayu drehte sich in Schwertmagier-Manier mehrmals um die eigene Achse und wurde zur tödlichen Pirouette, die gleich zwei der Angreifer an Arm bzw. Bein verletzte. Ihr Schwert tanzte von oben nach unten, während sie sich drehte und es war selbst für die ausgebildeten Attentäter schwer an ihr Angriffspunkte zu finden. Ismail schmiss sich derweil hinter den Tresen und zitterte wie Espenlaub, das war zu viel für ihn. Er wurde ganz bleich vor Angst und hoffte das Ayu ve Nerva und ihre Freundin die Oberhand gewinnen würden.
Leider sah es danach nicht aus. Denn obwohl die Schwertkämpferin ihre Pirouette erfolgreich beendet hatte und gleich darauf auf den Tresen sprang, um ich von dort zu einem Angriff im Sprung abzustoßen, behielten die Assassinen die Ruhe und konterten geschickt. Der eine drehte sich unter ihrem Hieb weg, der Andere rollte sich ab und zückte sogleich einen Wurfdolch, den er Ayu entgegenwarf. Zu gleichen Zeit schoss Ria ihren halben Köcher leer. Ihr Auge war schnell und ihr Blick scharf. Gna'han musste ausweichen und kam nicht an sein Opfer heran. Auch der vierte Assassine im Bunde wurde von der Waldläuferin gut beschäftigt. Dann machte er den fatalen Fehler sich Rigos Stärke und Rudelinstinkt nicht bewusst zu sein. Mit einem lauten Brüllen stürzte er sich in der Abwehrbewegung des Feinds auf diesen und riss ihn zu Boden. Der Attentäter legte seine Klinge über die andere Hand und versuchte sich mit dieser Befehlssperre den wütenden Wolf vom Pelz zu halten. Er erkannte viel Ähnlichkeit in ihm. 'Die Wölfe' nannten sich nicht ohne Grund so. Gna'han erblickte die Gefahr und hob seine Hand. Ausgestreckt hielt er sie Rigo hin, als wolle er ihn aus der Entfernung greifen. Man konnte erkennen, dass sich seine Adern an Hals und Schläfen anspannten. Sein Blick war nur auf den Wolf fixiert. Dann geschah, was nicht geschehen sollte. Rigo verlor von einem Moment auf den Nächsten seine Wut und leistete keinen Widerstand, als der Assassine ihn von sich schob. Ruhig sah er Gna'han an. Dieser senkte langsam seine Hand, als wollte er Rigo führen. Ein Siegeslächeln schob sich auf die fahlen Lippen des Anführers. Rigo legte sich an Ort und stelle nieder und den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen. Der Feind hatte ihn gezähmt.
Gna'han schrie auf. Ein Pfeil steckte in seinem Handgelenk und machte diese Hand für ihn unbrauchbar. Dunkelrotes Blut tropfte zu Boden. Rias Hand hielt noch immer die Position inne, wie sie den Pfeil von der Sehen schnellen ließ. Doch sie zögerte nicht und legte sofort wieder an. Ein zweiter Pfeil flog von ihrem Bogen mit dem Ziel das Herz zu treffen. Gna'han kochte vor Wut. Seine Augen waren blutunterlaufen. Mit der Treffsicherheit des Erzürnten zerteilte er Rias Pfeil noch im Flug. Er knurrte sie an, ähnlich wie ein Wolf es tun würde. Dann schritt er auf sie zu und spaltetet alles was ihm an Möbelar oder Dekoration im Weg stand. Ria wich wieder aus. Ebenso wie Ayu ve Nerva. Der Wurfdolch hatte sein Ziel verfehlt und steckte nun im Tresen der Taverne. Sie würde ihm keine Gelegenheit geben erneut zu werfen. Mit einem Satz nach vorne, drehte sie ihr Schwert im Handgelenk und zog es mit ganzer Kraft einmal von unten nach oben durch. Die Hand des Assassinen wurde sauber vom Körper getrennt. Einmal mehr vollführte sie ihre tödliche Pirouette und fügte dem Attentäter noch im Augenblick des Schocks über den Verlust seiner Gliedmaßen unzählige Schnitte am ganzen Körper zu. Zu viele, als dass es seine Konstitution überstehen konnten und er brach blutend zusammen. "Ayu, hilf mir!" Ria war in Bedrängnis. Mit dem Rücken zur Wand blieb ihr kein Platz mehr zur Flucht. Inzwischen steckten drei Pfeile in Gna'hans Körper und noch immer war er mit Zornesröte auf dem Weg zu Ria. Fast hat er sie erreicht. Die Drow erkannte die Szene geschwind und wollte ihrer Freundin zu Hilfe eilen. Doch die beiden übrigen Assassinen machten ihr einen Strich durch die Rechnung Mit Geschick, taktischem Überblick und Schnelligkeit unterbanden sie alle Versuche Ayus zu Ria zu gelangen.
In letzter Not zückte die Waldläuferin ihren Dolch und wollte den Hieb des Zweihändlers damit abfangen. Der Assassinenführer ließ sich davon nicht beirren, mit der Spitze seiner Waffe schlug er den Dolch zur Seite, der klirrend zu Boden fiel. Ria hatte Angst. Dann fühlten sich ihre Augen mit dem immer näher kommenden Schwert, das auf sie zuflog. Geistesgegenwärtig duckte sie sich. "Ayuuuuu...." Die Drow hörte den Ruf ihrer Freundin und der Zorn erfüllte sie, nicht zu ihr zu kommen und aus Hieben, Drehungen und Schritten gegen ihre beiden Widersacher auf der Stelle zu treten. Gna'hans Sägeschwert verfehlte sein Ziel und kam hart auf dem Boden neben Desideria auf. Nochmal bündelte er seine ganze Wut über den Schmerz in seinem Arm und zog das Schwert senkrecht zum Boden über den Stein des Schankraums. Funken stoben, Ria atmete schneller, gerade sah sie sich nach dem Schlag um....
... dann wurde alles schwarz. Nach vorne gekrümmt steckte die Säge quer in ihrem Leib. Es wurde alles ganz still um sie. "Eric....", wisperte sie unter Schmerzen. Ihr Blick war ganz glasig. Ein Schrei des Anführers erschütterte den Raum und er zog die Klinge mit einem Ruck nach oben und riss eine blutige Spur durch Rias Leib. Die Waldläuferin sackte zusammen.
Etwas zuckte in Eric. Es war so als wenn ihn der Pfeil der bösen Gewissheit traf. Für einen Moment entglitt ihm sein kontrollierter Blick. Seine Stimmbänder formten kaum hörbar ein Wort. "Ria." Es muss etwas mit ihr geschehen sein. Etwas schreckliches.
Währenddessen schrie Ayu ve Nerva ihre Trauer in den Kampf. Sie überwältige kurz einen der beiden Angreifer. Dann bekam sie ein Schlag gegen ihr Schwert, der es gegen den Tresen schleuderte. Mit aller kraft versuchte sie es festzuhalten und schaffte es. Gna'han blickte auf die Leiche herab, unter der sich bereits eine Lache aus Blut bildete. Ihm reichte es für den Moment. Das Attentat dauerte schon viel zu lange und die Wachen hatten den Kampflärm sicherlich gehört. Das Nordviertel war nicht gerade von armen Schluckern bewohnt und so würden die Patrouillen hier viel dichter und häufiger sein als im Bettlerbezirk von Tiefwasser. "Wir ziehen uns zurück!", befahl er. Die beiden überlebenden Assassinen ließen augenblicklich von der Drow ab und hechtetet durchs Fenster nach draußen. Gna'han vollführte geschwind einige Bewegungen und drückte seine Energie auf den Boden vor Ayu. "So leicht werdet ihr mir nicht entkommen!" knurrte die Dunkle und wollte hinterher laufen, als sie ein dichter Nebel umgab, der ihr die Luft raubte. Sie hörte noch wie Gna'hans Gelächter in ihren Ohren nachklang, als dieses immer leiser wurde. Mit Mühe schaffte sie es zur zerstörten Tür und fiel ungeschickt hinaus. Sie bekam wieder Luft. Sofort suchte sie mit ihren feinen Ohren nach Hinweisen. Waren da Schritte auf Ziegeln? Könnten es die Attentäter sein? Sie hatte keine Wahl. Ayu sprang auf die Füße und lief dem Geräusch entgegen. Bald schon fand sie einen Weg auf die Dächer und verschwand auf der anderen Seite in die Stadt.