RPG Die Gilde des Roten Stiers

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Auf jeden Fall kam jetzt das, was sie am allerliebsten vermieden hätte. Eine erneute Begegnung mit Eric. Sie hielt dem Blick stand und funkelte ebenfalls drohend zurück. Sie würde nicht nachgeben, sie nicht! Sie ging zwei Schritte auf Abstand und hielt den Säbel schützend vor sich. Stets bereit zum Angriff – oder zur Verteidigung. Noch bevor Yuli allerdings mit dem herausbrechen konnte, was ihr auf der Zunge lag, kam ihr Kasheek zuvor. Sie hatte alles erwartet, aber nicht das, was der Barde da von sich gab. Es wäre so leicht gewesen, ihr in dieser Situation empfindlich eins auszuwischen. Aber er tat es nicht, sondern das genaue Gegenteil: Er nahm sie in Schutz! >Unglaublich!< Das warf jetzt buchstäblich alles über den Haufen. Ein Großteil ihrer Wut verrauchte auf der Stelle. Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich von Zorn in Überraschung, während ihr die Worte förmlich im Halse stecken blieben. “Ich…“ Auch wenn es dem Barden vielleicht nicht klar war, hatte er sich mit dieser Aktion in Yulis Gunst ein gutes Stück nach oben geschraubt. Die Seefahrerin holte tief Luft und steckte ihren Säbel wieder weg. Dennoch entspannte sie sich nicht völlig und ließ sicherheitshalber trotzdem noch die Hand am Griff ruhen. Für alle Fälle.

“Dieses Ding, was Kasheek da gestohlen hat, nun… Wie soll ich es sagen?“ Nun versuchte sie irgendwie in Worte zu fassen, wie sehr sie an dem Schlangenzahn hing, auch wenn das möglicherweise bedeutete, sich selbst eine verwundbare Stelle einzugestehen... “Habt Ihr nie etwas in Eurem Besitz gehabt, etwas ganz besonderes, einzigartiges, dessen persönlicher Wert den materiellen weit um das Hunderttausendfache übersteigt? Etwas, an dem so viele gute Erinnerungen hängen wie an nichts anderem mehr auf der Welt? Einen Gegenstand, der einen Teil Eures Wesens ausmacht, ein Lohn für eine unglaubliche Prüfung? Ein Zeichen der Erinnerung an all das und diejenigen, die kamen und gingen und Euch letztendlich zu dem gemacht haben, was Ihr heute seid?“ Yuli sah kurz zwischen Kasheek und Eric hin und her. “Und wenn ja, dann stellt Euch vor, wie sich ein Dieb eben diesen Gegenstand unter den Nagel reißt. Den Rest könnt Ihr Euch denken…“
 
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Die Aktion des Barden nahm Formen an und allein, weil er so ein geübter Redner war, hatte er Erics Skepsis. Allerdings konnte er ihm die gute Geste nicht verwehren und musste sie mit Anerkennung belohnen. So gesehen hatte Kasheek allein damit schon Erfolg. "Durchaus weiß ich wovon ihr sprecht werte Yuli und kann eure Gefühle nachvollziehen. Dennoch ist etwas mehr Gelassenheit in Zukunft förderlich für euch. Denn wenn Verbündete dabei zu Schaden kommen, ist es nur bedingt den Einsatz wert." Er griff nach seinem Arm und zog ihn hoch, mitsamt dem angewachsenen Rest Kasheeks. Der Barde musste sich fühlen als hebe ihn ein Bulle auf die Beine. Kasheeks Gewicht war keine Hürde für den Vampir. "Steht auf..." Er klang viel gelassener als noch zuvor. Auch Erics Zorn ist durch diese unerwartete Geste ziemlich verraucht. Er drehte der Seefahrerin Kasheeks verletzte Wange hin. "Wart ihr das?"
 
Kasheek tat wie gehießen und erhob sich wieder von seinen Knien. Die Aktion hatte den gewünschten Effekt erzielt: sowohl Erics als auch Yulis Zorn auf den armen Tiefling hatten sich in Luft aufgelöst. Der Schattentänzer klang zumindest viel gelassener und die Piratin hatte ihre Waffe wieder verstaut. Im Moment ging also keine Gefahr von ihr aus. Als Eric Yuli fragte, ob sie für die Wunde des Barden verantwortlich war, war es Zeit für eine weitere Einlage: "Oh, nein, Eric, nein! Ich bin selbst für diese Verletzung schuld. Yuli hat sie mir zwar zugefügt, doch ich habe sie voll und ganz verdient. Ich bitte Euch, lasst sie zufrieden!" Demonstrativ platzierte sich Kasheek zwischen Erich und der Seefahrerin, so, als würde er sich vor einer Attacke des Gildenanführers beschützen wollen. "Die Sache ist doch geklärt! Yuli hat ihren Dolch wieder und ich habe meine Lektion gelernt. Wir werden jetzt in Frieden miteinander auskommen."
 
Die zweite Bitte um Vergebung kam Eric nun deutlich gespielt vor. Sie war albern und vor allem war Kasheek anscheinend jemand, der nicht wusste wann er sein Mundwerk zu schließen hatte. Jetzt zum Beispiel. Erics Ton wurde wieder strenger. "Schweigt Kasheek! Euch habe ich nicht gefragt. Ich dulde es nicht, wenn Gildenmitglieder, oder Anwärter sich untereinander bestehlen, doch noch weniger werde ich es tolerieren, wenn sie sich gegenseitig Wunden zufügen! Wir müssen alle an einem Strang ziehen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Daher ist es wichtig, dass ich die ganze Wahrheit kenne." Er richtete seine rubinfarbenen Augen wieder auf Yuli. "Nun, habt ihr diese Wunde zu verantworten?"



Anderen Orts nährte sich eine Gestalt in einer Gasse dem Anführer eines mehr als zwielichtigen Trupps. Sie verbeugte sich vor ihm. "Gebieter, es ist alles bereit. Wir haben Su'his Versagen bestätigen können. Er kam bei dem Attentat um." Der Anführer erhob sich von einer niedrigen Kiste, die ihm als Sitz diente. Er war dünn, fast dürr. Doch sein ausgemergelter Körper täuschte das Bild von ihm. Seine Augen und die fahlen Lippen sprachen eine andere Sprache. Er war mehr als fähig und hatte den uneingeschränkten Respekt. Niemand von den anwesenden vier Mann wagte es ihn falsch anzusehen. Sein Blick war leer. Es war keine sichtbare Regung in seiner Mimik. Er führte ein langes Schwert auf dem Rücken, was mehr an eine Säge erinnerte. Dazu kamen Wurfdolche und ein Langdolch im Stiefel. "Guuut.", begann er langsam. "Er war ein Narr. Niemals hätten wir diese ehrenwerte Aufgabe einem Novizen übergeben dürfen. Was ist mit der Gilde des Roten Stiers? Habt ihr sie ausfindig machen können?" Die Gestalt erhob sich, jedoch nicht ohne einen Abstand zwischen ihm und dem Anführer zu wahren. "Ja, oh Gna'han mein Gebieter. Zwei von ihnen sind in die Taverne 'Zur Goldenen Gabel' gegangen. Die Waldläuferin und die Drow. Sie sind allein bis auf den Wolf." Gna'han ließ ein Lächeln durchblicken, bei dem sich den Assassinen alles zusammenzog. "Guuut. Sie werden nicht Wissen was über sie kommt! Die Wölfe werden triumphieren!" Die vier Anderen warfen sich demütig auf die Knie, senkten ihr Haupt und wiederholten im Chor. "Die Wölfe werden triumphieren."
 
Sie schaute sich die Ereignisse in der Taverne an, hörte den Entschuldigungen zu und freute sich, dass scheinbar Ruhe einkehrte. Doch trotz allem fühlte sie sich diesen Leuten nicht verbunden. Sie holte etwas zu Schreiben aus der Tasche und verfasste eine Nachricht für Eric, in der sie ihren Austritt aus der Gilde erklärte und schilderte, was Scriba ihr erzählt hatte. Diese Nachricht legte sie zusammen mit den Dokumenten auf den Tisch. Dann blickte sie noch einmal zu der Gruppe und lies ihren Blick zu Fynn wandern, der immer noch neben ihr saß: "Wisst ihr, ich fand die Zeit mit Euch wirklich interessant und hätte Euch gerne näher kennen gelernt. Doch diese Gilde ist nicht das, was ich mir darunter vorgestellt hätte." Während ihrer Worte hatte Cyra ihren Kopf aus der Tasche gesteckt und schaute Fynn aufmerksam an. Casta betrachtete das Schwert in ihrer Hand. Wie zu sich selbst sagte sie: "Ich wollte Geld verdienen. Nun habe ich ein Schwert und wenn ich dieses verkaufe, kann ich mich auf die Suche nach dem Mörder meines Vaters begeben." Sie zuckte leicht zusammen und Fynn anblickend fuhr sie fort: "Es ist an der Zeit, mich von Euch zu verabschieden." Begleitet von Cyras leisem Keckern nickte sie Fynn zum Abschied zu und erhob sich. Zu ihrem Erstaunen stand er ebenfalls auf und erklärte, dass er auch das Interesse an der Gilde verloren hatte. Gemeinsam verließen sie die Taverne und gingen durch die Straßen Tiefwassers davon, nur um wenig später tatsächlich getrennte Wege zu gehen...
 
Es war eine unruhige Nacht für den Wolfsmenschen. Nahezu jede Nacht war unruhig, denn das Bestienblut in ihm verhinderte einen ruhigen und behutsamen Schlaf, erst in den Morgenstunden schlief er halbwegs gut ein, doch dieses Mal zwang er sich selbst dazu, aufzustehen, schließlich befand er sich noch immer in der Taverne, welche die Gilde des roten Stiers für sich beansprucht hatte. Schleppend erhob er sich. Die Müdigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er ging hinüber zum Spiegel und besah sich seiner selbst. Die langen Haare hingen ihm ins Gesicht. Er fuhr sich mit einer Hand durch jenes Haar und kämmte sich so die Strähnen zurück. Er ging näher an den Spiegel heran und hob die Lippen mit dem Zeigefinger, um seine Schneidezähne zu begutachten. Er hatte schon lange das Gefühl, dass diese wuchsen, wenn auch wirklich langsam.

Sámur streckte seine noch recht schlappen Körperteile von sich weg und gähnte noch einmal herzhaft auf, bevor er sich wusch und sich dann einkleidete. Von unten hörte er wieder das unangenehme Geschrei des Mannsweibes. Er verzog die Miene, da er plötzlich der Meinung war, dass es besser gewesen wäre, wäre er einfach in seinem Bett geblieben, zumindest noch für den Moment. Er fragte sich, ob Astrid die Nacht gut verbracht hatte, aber da sie sich gestern schon ganz wohl gefühlt hatte, ging er einfach mal davon aus.

Er setzte sich kurz auf das Bett und holte aus seiner Tasche sein kleines Notizbuch, und machte sich ein paar Notizen zu Astrid. Warum hatte er sich eigentlich gestern so ausfragen lassen, war sie doch wesentlich interessanter mit der Fähigkeit, sich einfach in ein Tier verwandeln zu können. Er schloss das Buch wieder und verstaute es samt Stift, bevor er sich erhob und das Zimmer verließ. Er schritt die Treppe hinunter und bekam noch mit, was zwischen Kasheek und Yuli vorgefallen war. Er kam gänzlich hinunter, und sah, dass Kasheek die Seefahrerin vor dem Gildenmeister in Schutz nahm. Das war etwas Anerkennung durchaus wert, allerdings trug er für Sams Geschmack deutlich zu dick auf. Er atmete tief durch. Die Katze kam ihm durchaus vertraut vor, allerdings ging er nicht weiter darauf ein. Er schüttelte den Kopf. Es machte keinen Sinn für ihn, dieser Gilde beizutreten. Was auch immer hier geschah, war mit Zwist und Streitigkeiten versetzt. Für jemanden wie Sámur konnte dies durchaus gefährlich sein. Nicht nur für ihn, auch für seine Gefährten innerhalb der Gilde.

Er beschloss, hier nicht länger zu bleiben. Zwar hätte Sam sich gerne noch von Astrid verabschiedet, allerdings lagen ihm Abschiede nicht besonders und die Wilde wollte sich ohnehin recht bald wieder in den Norden begeben. Wortlos verließ er die Taverne hinter der Halbdryade und dem Halbelfen und ging seines Weges.
 
Nur mit Mühe konnte Yuli ein Lachen unterdrücken. Das, was Kasheek nun veranstaltete, war einfach zu komisch. Aber die Geste fand sie doch irgendwie rührend. Vielleicht war der Barde ja doch nicht nur das nervige, plappernde Übel, für das sie ihn hielt… Eric schien das Ganze allerdings etwas anders zu sehen. Yuli schob Kasheek ein wenig auf die Seite, weil er ja immernoch zwischen den beiden stand. “Lasst es gut sein. Wenn hier jemand für seine Taten grade stehen muss, dann ich.“ Wieder nahm die Seefahrerin den Blickkontakt mit Eric auf, aber nur, um dann sofort die Augen niederzuschlagen und den Kopf demütig zu senken. Früher hätte sie sich das nie erlaubt, aber sie war eben nicht mehr der Kapitän. Also war es jetzt an der Zeit, sich entsprechend zu verhalten. Auch wenn sie nicht unbedingt nachvollziehen konnte, warum sich der Gildenführer wegen dem kleinen Kratzer so aufregte. “Ja. Daran bin ich Schuld.“ Yuli erwartete, dass jetzt eine gehörige Standpauke folgen würde. Das würde sie eben ertragen müssen. Weiter den Blick auf den Boden geheftet, nahm sie sich für das zusammen, was jetzt kommen musste.
 
Erics Blick war immer noch streng, als er sah, wie Yuli Kasheek beiseite nahm. Doch ließ er den Barden los und verschränkte die Hände vorerst hinter dem Rücken. Seinen Augen war der Ernst anzusehen. Sie fühlte sich schuldig. Eric wusste nicht, wie schwer das für sie war. Er konnte nur über das urteilen, was er von ihr wusste und das war Respektlosigkeit, Jähzorn, Zerstörungswut und Egoismus. Die alles sollte nicht unbeachtet bleiben. Langsam hob er seine Hand. Er stand Yuli direkt gegenüber. Ein leises Grollen war aus seiner Kehle zu vernehmen. Mit festen Blick schnellte seine Hand auf Yuli zu... und legte sich ihr sanft auf die Schulter. Von einem Moment zum Nächten war alle Strenge wie weggeblasen. Sein Blick drückte viel mehr das Gengenteil aus: Verständnis. "Ihr fühlt euch schuldig und wart bereit dafür einzugestehen. Euer Verhalten zeugt von Ungestüm, doch eure Entscheidung von großer Stärke und Mut. Bitte, seht mich an." Yuli konnte lächelnde Augen sehen. Augen die sie freundlich ansahen und etwas ausdrücken, was der Seefahrerin wohl bekannt sein sollte: Stolz. Doch war es keines Wegs der Stolz der Erics eigene Würde ausdrückte nein. Eric war stolz auf Yuli. "Ich bin stolz auf euch! Seht, wir können es uns nicht leisten, uns gegenseitig anzugreifen. Das versuchen Andere zur genüge. Daher müssen wir Einigkeit zeigen und das habt ihr werte Yuli. Euch sei vergeben." Er sah sich im Gasthaus um. Von oben quietschte klagend die eingetretene Tür aus dem Gang der Zimmer herunter. "Euch sei vergeben, wenn ihr dem guten Mann hier bezahlt, was ihr zerstört habt. Ihr habt doch genügend Münzen dabei, oder?" Ohne vorerst eine Antwort abzuwarten wandte er sich an den Barden und nahm seine Hand von Yulis Schulter. "Auch euch sei dieser Fehltritt vergeben. Ihr seid nicht unschuldig an dem, was hier vorgefallen war, und ob aus Kulanz und Mitgefühl, oder für eigene Zwecke: ihr habt genommen was euch nicht gehört. Diebstahl untereinander werde ich ebenfalls nicht dulden. Doch auch ihr wart bereit, dafür gerade zu stehen. Solltet ihr erneut gegen einen von uns lange Finger machen, werdet ihr die Konsequenzen ertragen müssen!" Er zog die Augenbrauen hoch. "Es wäre nur fair, wenn ihr euch zu eurem Teil an den Kosten von Yuli beteiligt. Zumindest was den Tisch angeht. Seid ihr damit einverstanden?" Eric verlor kein Wort über die, welche Gegangen waren. Er nahm ihre Entscheidung hin und ein Blick zum Tisch neben dem Tresen bestätigte, das Casta an alles gedacht hatte.




Währenddessen brach in der Goldenen Gabel das Unheil los. Rigo knurrte ehe die Assassinen zuschlagen konnten und warnte Ria so vor dem Angriff. Doch mit welcher Heftigkeit sie über die beiden kamen konnte sie nicht ahnen. Die Attentäter brachen durch die Fenster und Türen. Glas splitterte, Holzstücke stoben auseinander. Mit gezogenen Waffen stützen sie sich auf die Waldläuferin und die Drow. Rias Flinkheit war es zu verdanken, dass der erste Streich von hinten sie nur ein paar Haarspitzen kostete, schnell rollte sie sich ab und sprang zurück, während sie gleichzeitig Bogen und Pfeil bereitmachte. Ayu hingegen vertrat die Auffassung sofort anzugreifen. Noch aus dem Ziehen ihren Schwerts setze sie zum ersten Streich an. Einer der Attentäter war ihr Ziel. Sie versuchte schnellstmöglich den Anführer auszumachen, da deren Tod auch die Anderen schwächen würde. Gna'han hob seinen Zweihänder, die Säge an der Klinge funkelte in den Sonnenstrahlen die durchs zerbrochene Fenster auf die Waffe fielen. Mit einem mächtigen Hieb zerteilte er glatt einen Tisch, während Ria erneut ausweichen musste. Ayu drehte sich in Schwertmagier-Manier mehrmals um die eigene Achse und wurde zur tödlichen Pirouette, die gleich zwei der Angreifer an Arm bzw. Bein verletzte. Ihr Schwert tanzte von oben nach unten, während sie sich drehte und es war selbst für die ausgebildeten Attentäter schwer an ihr Angriffspunkte zu finden. Ismail schmiss sich derweil hinter den Tresen und zitterte wie Espenlaub, das war zu viel für ihn. Er wurde ganz bleich vor Angst und hoffte das Ayu ve Nerva und ihre Freundin die Oberhand gewinnen würden.

Leider sah es danach nicht aus. Denn obwohl die Schwertkämpferin ihre Pirouette erfolgreich beendet hatte und gleich darauf auf den Tresen sprang, um ich von dort zu einem Angriff im Sprung abzustoßen, behielten die Assassinen die Ruhe und konterten geschickt. Der eine drehte sich unter ihrem Hieb weg, der Andere rollte sich ab und zückte sogleich einen Wurfdolch, den er Ayu entgegenwarf. Zu gleichen Zeit schoss Ria ihren halben Köcher leer. Ihr Auge war schnell und ihr Blick scharf. Gna'han musste ausweichen und kam nicht an sein Opfer heran. Auch der vierte Assassine im Bunde wurde von der Waldläuferin gut beschäftigt. Dann machte er den fatalen Fehler sich Rigos Stärke und Rudelinstinkt nicht bewusst zu sein. Mit einem lauten Brüllen stürzte er sich in der Abwehrbewegung des Feinds auf diesen und riss ihn zu Boden. Der Attentäter legte seine Klinge über die andere Hand und versuchte sich mit dieser Befehlssperre den wütenden Wolf vom Pelz zu halten. Er erkannte viel Ähnlichkeit in ihm. 'Die Wölfe' nannten sich nicht ohne Grund so. Gna'han erblickte die Gefahr und hob seine Hand. Ausgestreckt hielt er sie Rigo hin, als wolle er ihn aus der Entfernung greifen. Man konnte erkennen, dass sich seine Adern an Hals und Schläfen anspannten. Sein Blick war nur auf den Wolf fixiert. Dann geschah, was nicht geschehen sollte. Rigo verlor von einem Moment auf den Nächsten seine Wut und leistete keinen Widerstand, als der Assassine ihn von sich schob. Ruhig sah er Gna'han an. Dieser senkte langsam seine Hand, als wollte er Rigo führen. Ein Siegeslächeln schob sich auf die fahlen Lippen des Anführers. Rigo legte sich an Ort und stelle nieder und den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen. Der Feind hatte ihn gezähmt.

Gna'han schrie auf. Ein Pfeil steckte in seinem Handgelenk und machte diese Hand für ihn unbrauchbar. Dunkelrotes Blut tropfte zu Boden. Rias Hand hielt noch immer die Position inne, wie sie den Pfeil von der Sehen schnellen ließ. Doch sie zögerte nicht und legte sofort wieder an. Ein zweiter Pfeil flog von ihrem Bogen mit dem Ziel das Herz zu treffen. Gna'han kochte vor Wut. Seine Augen waren blutunterlaufen. Mit der Treffsicherheit des Erzürnten zerteilte er Rias Pfeil noch im Flug. Er knurrte sie an, ähnlich wie ein Wolf es tun würde. Dann schritt er auf sie zu und spaltetet alles was ihm an Möbelar oder Dekoration im Weg stand. Ria wich wieder aus. Ebenso wie Ayu ve Nerva. Der Wurfdolch hatte sein Ziel verfehlt und steckte nun im Tresen der Taverne. Sie würde ihm keine Gelegenheit geben erneut zu werfen. Mit einem Satz nach vorne, drehte sie ihr Schwert im Handgelenk und zog es mit ganzer Kraft einmal von unten nach oben durch. Die Hand des Assassinen wurde sauber vom Körper getrennt. Einmal mehr vollführte sie ihre tödliche Pirouette und fügte dem Attentäter noch im Augenblick des Schocks über den Verlust seiner Gliedmaßen unzählige Schnitte am ganzen Körper zu. Zu viele, als dass es seine Konstitution überstehen konnten und er brach blutend zusammen. "Ayu, hilf mir!" Ria war in Bedrängnis. Mit dem Rücken zur Wand blieb ihr kein Platz mehr zur Flucht. Inzwischen steckten drei Pfeile in Gna'hans Körper und noch immer war er mit Zornesröte auf dem Weg zu Ria. Fast hat er sie erreicht. Die Drow erkannte die Szene geschwind und wollte ihrer Freundin zu Hilfe eilen. Doch die beiden übrigen Assassinen machten ihr einen Strich durch die Rechnung Mit Geschick, taktischem Überblick und Schnelligkeit unterbanden sie alle Versuche Ayus zu Ria zu gelangen.

In letzter Not zückte die Waldläuferin ihren Dolch und wollte den Hieb des Zweihändlers damit abfangen. Der Assassinenführer ließ sich davon nicht beirren, mit der Spitze seiner Waffe schlug er den Dolch zur Seite, der klirrend zu Boden fiel. Ria hatte Angst. Dann fühlten sich ihre Augen mit dem immer näher kommenden Schwert, das auf sie zuflog. Geistesgegenwärtig duckte sie sich. "Ayuuuuu...." Die Drow hörte den Ruf ihrer Freundin und der Zorn erfüllte sie, nicht zu ihr zu kommen und aus Hieben, Drehungen und Schritten gegen ihre beiden Widersacher auf der Stelle zu treten. Gna'hans Sägeschwert verfehlte sein Ziel und kam hart auf dem Boden neben Desideria auf. Nochmal bündelte er seine ganze Wut über den Schmerz in seinem Arm und zog das Schwert senkrecht zum Boden über den Stein des Schankraums. Funken stoben, Ria atmete schneller, gerade sah sie sich nach dem Schlag um....

... dann wurde alles schwarz. Nach vorne gekrümmt steckte die Säge quer in ihrem Leib. Es wurde alles ganz still um sie. "Eric....", wisperte sie unter Schmerzen. Ihr Blick war ganz glasig. Ein Schrei des Anführers erschütterte den Raum und er zog die Klinge mit einem Ruck nach oben und riss eine blutige Spur durch Rias Leib. Die Waldläuferin sackte zusammen.
Etwas zuckte in Eric. Es war so als wenn ihn der Pfeil der bösen Gewissheit traf. Für einen Moment entglitt ihm sein kontrollierter Blick. Seine Stimmbänder formten kaum hörbar ein Wort. "Ria." Es muss etwas mit ihr geschehen sein. Etwas schreckliches.
Währenddessen schrie Ayu ve Nerva ihre Trauer in den Kampf. Sie überwältige kurz einen der beiden Angreifer. Dann bekam sie ein Schlag gegen ihr Schwert, der es gegen den Tresen schleuderte. Mit aller kraft versuchte sie es festzuhalten und schaffte es. Gna'han blickte auf die Leiche herab, unter der sich bereits eine Lache aus Blut bildete. Ihm reichte es für den Moment. Das Attentat dauerte schon viel zu lange und die Wachen hatten den Kampflärm sicherlich gehört. Das Nordviertel war nicht gerade von armen Schluckern bewohnt und so würden die Patrouillen hier viel dichter und häufiger sein als im Bettlerbezirk von Tiefwasser. "Wir ziehen uns zurück!", befahl er. Die beiden überlebenden Assassinen ließen augenblicklich von der Drow ab und hechtetet durchs Fenster nach draußen. Gna'han vollführte geschwind einige Bewegungen und drückte seine Energie auf den Boden vor Ayu. "So leicht werdet ihr mir nicht entkommen!" knurrte die Dunkle und wollte hinterher laufen, als sie ein dichter Nebel umgab, der ihr die Luft raubte. Sie hörte noch wie Gna'hans Gelächter in ihren Ohren nachklang, als dieses immer leiser wurde. Mit Mühe schaffte sie es zur zerstörten Tür und fiel ungeschickt hinaus. Sie bekam wieder Luft. Sofort suchte sie mit ihren feinen Ohren nach Hinweisen. Waren da Schritte auf Ziegeln? Könnten es die Attentäter sein? Sie hatte keine Wahl. Ayu sprang auf die Füße und lief dem Geräusch entgegen. Bald schon fand sie einen Weg auf die Dächer und verschwand auf der anderen Seite in die Stadt.
 
Yuli verharrte in ihrer demütigen Haltung, nur ihr Kopf ruckte hoch. Ohne ein Wort von sich zu geben hörte sie Eric zu. Sie war seltsam gerührt von all dem. Vielleicht könnte sie ja doch mit Eric als Anführer klarkommen... Jedenfalls, kaum dass er mit Kasheek zu Ende gesprochen hatte, sah sich Yuli nach dem Wirt um. Er war hinter der Theke und beobachtete die ganze Szene mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Die Seefahrerin überschlug im Kopf, was sie der ganze Spaß kosten dürfte, während sie langsam zur Theke ging, um Gunnar einen Moment böse anzustarren. Aus Gründen, die sie selbst nicht so ganz verstand, zog sie dann den Beutel mit ihrem Geld hervor. Ausnahmsweise hatte sie auch keinen Nerv, jetzt mit dem Wirt zu feilschen. “So, das ist für die Tür, den Stuhl und… äh, ach für alles.“ Yuli knallte die Münzen auf die Theke. “Zufrieden?“ Mit strengem Blick zählte der Wirt das Geld nach und gab ihr dann mit einem Nicken zu verstehen, dass es ausreichte, um die Schäden zu bezahlen. >Verdammt teuer… Alter Halsabschneider...< Genervt – und fast pleite – steckte Yuli den nun deutlich schmaleren Geldbeutel wieder ein. So wie es aussah, würde sie sich dringend mal wieder Nachschub besorgen müssen… Bei dem Gedanken ertastete sie einen kleinen, runden Gegenstand in ihrer anderen Tasche. Das hatte aber noch Zeit. “Ach Gunnar, bring mir doch was zum Frühstück. Egal was.“ Yuli seufzte leise und suchte sich in der Zwischenzeit einen Sitzplatz.
 
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Eric nickte Yuli hinterher, als sie den Schaden bei Gunnar bezahlte und wartete mit dem nächsten Schritt, bis sie wieder da war. "Nun, bleibt nur noch eins zu tun. Ich wollte eigentlich auf Ria und Ayu warten, doch sie scheinen sich zu verspäten. Das soll euer Schaden nicht sein." Er blickte in die Runde. "All das was wir gestern Abend und die Nacht hindurch an Informationen gesammelt haben besitzt nur noch teilweise Relevanz. Viele der Anwärter haben uns verlassen. Doch Kasheek und Yuli sind noch hier. Eure Fähigkeiten stehen außer Frage. Es würde mich stolz machen, wenn ihr der Gilde des Roten Stiers eure Treue schwören würdet!" Der Gildenführer sah den beiden abwechselnd in die Augen. Sein Blick war freundlich. "Leider gab es noch keine Gelegenheit sich mit unseren neuen Gästen zu unterhalten." Er sah sich nach der rothaarigen Frau und dem seltsam ruhigen Mann um, doch alles, was er fand war eine Hauskatze. Komisch, sie war ihm gestern gar nicht aufgefallen. "Auch sie würde ich gerne zu uns bitten, wenn auch nur vorläufig. Wir können in dieser Stunde der Not jede helfende Hand brauchen, die uns gereicht wird."

Gerade wollte er zu den Punkten kommen, wofür die Gilde steht und was als nächstes zu tun sei, da wurde diese freudige Szene jäh von der Tür unterbrochen, die aufgeschlagen wurde und ein völlig erschöpfter Ismail kippte hinein. Er konnte kaum noch die Augen offen halten und sprach wie im Fieber, während er in der Tür lag. "Angegriffen... mein Gasthaus wurde angegriffen ... Ayu ve Nerva und ihre Freundin.... sie haben sich verteidigt, aber...." Da versagte ihm die Stimme. Die frischen Gedanken wurden just noch frischer und er kämpfte um Fassung. Eric hörte zu. Er wusste nicht wieso und warum dieser kleine Mann seine volle Aufmerksamkeit bekam, aber in diesem Moment erinnerte er sich an sein ungutes Gefühl. ".. überall Blut...." Ismail musste wieder um Luft ringen. Er war den ganzen Weg hier her geeilt, so schnell ihn seine kurzen Beine getragen haben. Nur durch sein Gedächtnis ist er überhaupt darauf gekommen dieses Gasthaus aufzusuchen. Sein Freund Gunnar, kam sofort herbei geeilt um nach Ismails Wohlbefinden zu sehen. "Im 20 Münzen... Ayu ve Nerva meinte gestern ihr würdet im 20 Münzen sein...."

Der Vampir hörte ihm noch immer zu. Er musste einfach, als würde sein untotes Herz in dazu zwingen. Er konnte nicht wegsehen, nicht weghören. Wie von Geisterhand setzen sich seine Füße in Bewegung. "Ayu... Ria...!" Er packte Ismail unsanft am Kragen "WO!? Wo ist euer Gasthaus?" Er musste sich beherrschen den armen Mann nicht anzubrüllen. Ismail war zu erschöpft für Angst. Er hatte offensichtlich Hilfe gefunden und dazu sehr energische Hilfe. Er beschrieb es gut hörbar für alle mit so wenig Sätzen, wie er konnte. Nicht nur dass er so charmant von Eric zur Eile gedrängt wurde, nein, auch seine Lungen dankten ihm jedes Wort, das er nicht aussprechen musste. Der Vampir ließ von Ismail ab, der zurück in Gunnars Arme sackte und lief los. Die Situation ließ ihn nicht mehr klar denken. Wenn Desideria etwas zugestoßen sein sollte.... Er schüttelte die düsteren Gedanken vorüber. Es durfte einfach nicht sein.
 
Eine Biegung in die Gasse, die Straße runter. >Rhonin...< Ein langes Gespräch mit dem Besitzer des Badehauses im Nordviertel, dann die Straße entlang zum Hafenviertel. >Rhonin!< Zwei Gasthausbesitzer befragt, keiner wusste etwas. Spur führt zurück in das Nordviertel, das nächste Gasthaus. >Verdammt nochmal Rhonin!< „Was?!“ Brüllte der Magier in die Nacht hinaus und blieb abrupt stehen. Seine Hände zu Fäusten geballt, dass das Weiß seiner Knöchel deutlich hervortrat. Er war angespannt und alles andere als gut gelaunt. Es dauerte eine Weile bis Andar überhaupt wieder den Mut aufbrachte ihm zu antworten. >Lass uns bitte in unser Gasthaus gehen. Du solltest schlafen.< Der Magier resignierte für ein halbes dutzend Atemzüge, dann seufzte er geschlagen. „Wir finden die Goldfingerbande nicht.“ >Wie auch. In dieser riesigen Stadt zu dieser Stunde< „Ja...“ >Gehen wir zum Gasthaus.< Flehte Andars Gedankenstimme in seinem Kopf und appellierte an Rhonins Vernunft. Es gelang. Rhonin setzt sich etwas zögerlich wieder in Bewegung. Zurück zum Gasthaus.


Der Magier war irgendwie erleichtert, als er den Schriftzug 'Zur goldenen Harfe' las und anklopfte. Ein gepflegter, hochgewachsener Elf öffnete zu so später Stunde die Tür und blickte den Störenfried etwas grimmig an. Dann wechselte seine Mimik in ein freundliches, sanftes Lächeln, als er erkannte, dass es sich um einen Gast seinen Hauses handelte. „Herr Telverus. Ich habe schon garnicht mehr mit ihnen gerechnet.“ „Ich hätte euch wohl Bescheid geben sollen. Entschuldigt.“ Gestand Rhonin, doch der Elf winkte höflich ab und ging einen Schritt zur Seite, damit Rhonin eintreten konnte. „Nicht doch. Ihr seid viel beschäftigt und habt eure Gründe. Tretet ein. Kann ich euch noch etwas bringen?“ Rhonin schüttelte verneinend den Kopf, als er eintrat. „Meine Zimmerschlüssel. Vielen Dank.“ „Sehr wohl.“

Rhonin hätte sich nur zu gerne in voller Montur ins Bett geworfen, doch konnte er die übliche Routine nicht einfach ignorieren. Er setzte sich noch für eine halbe Stunde unter Kerzenschein an den kleinen Sekretär in seinem Zimmer und durchforstete sein Zauberbuch. Prägte sich vergessene Zauber neu ein, tauschte andere und machte sich Notizen in ein Journal. Dann wusch er sich einigermaßen gründlich das Gesicht und entkleidete sich bettfertig.
Andar wartete bereits eine ganze Weile schweigend auf einem kleinen Kissen, das auf dem Nachttisch neben dem Bett lag, in das sich Rhonin nun legte. >Wir finden sie bestimmt morgen.< Eröffnete Andar das Gespräch, nachdem er seinen Meister eine Weile dabei beobachtet hatte, wie dieser nur nachdenklich die Zimmerdecke anstarrte. „Ich denke nicht. Außerdem wollte die Gilde morgen bereits früh abreisen...“ Der kleine Drache nickte und ersparte dem Magier weitere Kommentare und Predigten darüber, was für eine schlechte Idee die ganze Sache doch war. Stattdessen versuchte er es etwas diplomatischer. >Wann... soll ich dich wecken?< Wieder eine Frage, auf deren Beantwortung Andar länger warten musste, da Rhonin immer noch versucht war, Antworten auf andere Fragen der hölzernen Zimmerdecke zu entlocken. Ein geschlagenes Seufzen löste sich schließlich aus der Kehle des Mannes, er drehte sich zur Seite und schloss die Augen. „Garnicht“
 
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Kasheek empfand es anscheinend nicht für notwendig, sich ebenfalls an den Kosten fürs Mobiliar zu beteiligen. >Dann eben nicht…< Sie würde sich das merken... Wieder völlig schweigend, hörte sie Eric zu. Günstigerweise unterbrach der hereinplatzende Ismail das Geschehen, bevor sie sich zu einer Antwort aufraffen musste. Yuli heftete die Augen auf den völlig erschöpften Wirt, um danach viel genauer Eric zu beobachten. Seine Veränderung war interessant. Bisher war ihr der Gildenführer sehr beherrscht vorgekommen, aber jetzt ging er beinahe auf Ismail los. Yuli grinste in sich hinein, bis Eric von dem armen Wirt abließ und nach draußen stürmte. Sie selbst hatte nicht so ganz verstanden, was da genau vorgefallen war, aber sie machte keine Anstalten, ihm jetzt hinterherzurennen. Noch hatte sie diese seltsame Gilde noch nirgendwo hineingezogen. Und das sollte erst mal so bleiben. Sie hatte sich ja schon selbst genug Ärger aufgehalst über die Jahre, da bräuchte sie jetzt nicht ihre Nase in eine weitere Angelegenheit hineinstecken. Jedenfalls nicht, so lange sie kein offizielles Mitglied der Gilde war...
Und darüber hinaus, sich noch vor dem Frühstück so viel bewegen? Ein kurzer Blick zu Gunnar zeigte allerdings, dass dieser gerade ganz andere Sorgen hatte, als sich um etwas Essbares für sie zu bemühen. Vielmehr kümmerte er sich nun um seinen völlig entkräfteten Freund. Und das konnte noch dauern! Aber das war Yuli jetzt egal. Sie blieb da sitzen, wo sie war, spielte mit der Perle herum, die in ihrer Tasche verborgen war und ging ihre geistige Schatzkarte durch. Hin und wieder riskierte sie einen schiefen Blick auf Kasheek.
 
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Etwas verwundert sah Kasheek Eric an, als dieser den armen Ismail am Kragen packte und anfuhr. >Was ist denn da los?< Die Neugierde packte den Barden wieder einmal und er zückte Federkiel und Pergament, um die Geschehnisse des gestrigen Abends und des heutigen Morgens festzuhalten. Nebenbei notierte er sich noch einige Reime und sann über eine Melodie für diese epische Ballade nach. Es sollte nichts zu schnelles sein, aber auch nichts zu langsames. Es sollte den Zuhörer in den Bann ziehen, ihm die Spannung der Geschichte aufdrängen und ihn betroffen zurücklassen. Gänsehaut sollte sie verursachen, das war das beste, was eine Ballade dieses Ausmaßes auslösen konnte. Tief in Gedanken versunken bemerkte der Tiefling zunächst die Blicke nicht, die ihm Yuli von Zeit zu Zeit zuwarf. Erst als er aufsah und sich die Blicke der beiden trafen, wusste Kasheek, dass sie ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte.
Kasheek setzte sein freundlichtestes Lächeln auf, legte den Kopf auf der Hand ab und sagte dann mit honigsüßer Stimme: "Habe ich etwas Gesicht, liebste Yuli oder wieso werft Ihr mir solch sehnsüchtige Blicke zu? Wollt Ihr vielleicht ein Bild von mir malen, dann könnt Ihr mich immer ansehen, wenn Ihr möchtet, auch wenn ich gerade nicht in der Nähe bin."
 
Eric eilte durch die Straßen. Das Gefühl in seinem Bauch wurde immer unangenehmer. Hier irgendwo musste es sein. Da! Fenster und Türen waren deutlich demoliert. Nur das Schild mit dem Namen des Gasthaus schwang mehr oder weniger heil über der Tür, als ließe es selbst den Kopf hängen, über die Taten die hier jüngst geschehen sind. Einige Schaulustige hatten sich mittlerweile heran gewagt, ließen aber immer einen respektvollen Abstand zwischen Schankraum und ihnen. Eric drängelte sich durch, wo er es musste. Die Meisten sahen den herbeieilenden Verhüllten rechtzeitig und gingen ihm lieber aus dem Weg. Ihre Blicke interessierten ihn nicht, ihr Getuschel auch nicht. Für ihn war nur eine Frage von Bedeutung. Was war mit... "Ria!" Eric rief ihren Namen spontan laut aus. Sein Blick wurde starr. Das Bild welches er sah, konnte er nicht fassen. Er eilte zu ihr herüber. Vor ihr verließen ihn plötzlich die Kräfte. Er wusste nicht wie ihm geschah. Unter Anstrengung fiel er auf die Knie, in ihr Blut. Zitternd streckte er seine Hände nach ihr aus. Seine Augen bebten, wie sein ganzer Schädel, sein ganzer Körper. "Ria..." flüsterte er leise, als wollte er sie nicht aufwecken. Behutsam griff er unter ihren Nacken und um ihren Bauch und zog sie zu sich heran, bis auf seinen Schoß. Ihm bleib der Mund offen stehen. Hilflos suchten seine Augen ihren Körper nach Lebenszeichen ab. Aber es gab keine. Nichts was zuckte, nichts was sich anschickte zu einer Bewegung anzusetzen. Kein Finger, kein Fuß, nicht mal ein Zwinkern ihrer leblosen Augen. Der Vampir versuchte einen Laut herauszuwürgen, doch es kam nichts. Sein Hals fühlte sich so trocken an, seine Stimmbänder versagten ihren Dienst. Er zitterte noch immer.

Krampfhaft versuchten seine Lippen in gemeinsamer Anstrengung mit seiner Zunge ein Wort zu formen. Ihr toten Augen brannten sich in Erics Gedächtnis. Ihr Kopf hing so wehrlos über seinem Handgelenk hinunter. Eric konnte den Anblick nicht ertragen. Vorsicht führte er seine Hand von ihrem Nacken zu ihrem Hinterkopf und hob ihn leicht an. Dann überkam es ihn, wie die Sintflut. Tränen bildeten sich an seinem Augenwinkel, immer mehr, immer weiter. Er konnte nichts dagegen tun, er wusste nicht was. Er wollte es auch gar nicht. Eric weinte. Es lief ihm aus Augen und Nase, über die Mundwinkel und den Hals herab. Auch sein Tuch vor dem Gesicht, konnte daran nichts ändern und war binnen kürzester Zeit durchnässt. Er hörte sich selbst schluchzen. Der Schattentänzer drückte ihren Körper an seinen, wiegte sie vor und zurück, als würde er ein Kind in den Schlaf wiegen. Eric wusste nicht was er tat. Es geschah alles ohne seine Kontrolle. "Warum.. Ria... warum nur..." Seine Tränen vielen auf ihre Wange. Langsam streckte er seine Finger danach aus, wischte ihr mit dem Rücken des Zeigefinger seine Träne vom Gesicht. Nichts und niemand sollte sie jetzt berühren. Er sah sich noch immer hilfesuchend nach einer Antwort um. Dabei war im die Frage nicht mal richtig klar. Er zog seinen Rotz hoch. Noch immer starrte die Tote ihn an. Eric schloss ihr mit Zeige- und Mittelfinger die Augen.

Der Vampir hörte neben sich ein leises Fiepen. Eric wollte den Kopf drehen, aber es kostete so wahnsinnig viel Kraft. Alles war auf einmal so schwer, bis auf Ria. Sie wog nichts in seinen Armen. Schließlich schaffte der Schattentänzer es und schaute in traurige Wolfsaugen. "Was... was ist hier passiert Rigo?" Er betete inständig, dass der Wolf sein Maul öffnen würde und mit ihm sprechen. Wie unsinnig. Der Wolf kam näher. Seine Augen ruhten auf seiner toten Ziehmutter. Auch wenn Eric nichts von der Sprache der Tiere verstand: er fühlte wie sehr Rigo um Desideria trauerte. "Es ... tut mir Leid." Eric wusste nicht warum er das sagte. "Ich konnte sie nicht beschützen." Der Wolf stupste Ria vorsichtig mit seiner Schnauze an. So als wollte er sie wecken. Doch die Waldläuferin schlief nicht. Sie war wirklich tot. Der Vampir spürte wieder, wie ihn die Hilflosigkeit überkam. Erst jetzt viel ihm die tödliche Wunde auf. Ein langer schweigender Blick. Er sah genau hin was mit ihr passiert ist. Ein Schwertstreich... oder einer vergleichbaren Waffe. Auf jedenfalls keine glatte Schneide. Ihre Kleidung war einen Streifen entlang regelrecht zerfetzt worden. Seine Augen verloren die Angst, die bisher immer mitschwang. Immer weiter formte sich sein Blick zu Entschlossenheit. Der Vampir wurde wütend. Der Zorn übernahm die Kontrolle der Trauer. Die Adern an Hals und Schläfe begannen zu pulsieren. Eric biss die Zähne zusammen. Sein Blick war deutlich. Hass. Grenzenlosen Hass auf Rias Mörder. Seine freie Hand formte sich zur Faust, bis das Leder knirschte. Wieder bebte sein Körper. Doch diesmal aus einem gänzlich anderen Grund als die Ohnmacht. Der Vampir schlug auf den Boden neben Rias Leichnam. Etwas Blut der Lache spritzte empor. Neben seiner Faust klirrte etwas. Eric fasste an die Stelle und zog einen Dolch aus dem Blut. Er hatte ihn bisher gar nicht bemerkt. Es war Rias Dolch. Der Vampir fixierte die Schneide. Wieder zog sich seine Faust um den Griff zusammen, als wollte er den Griff der Waffe erwürgen. Eine Entscheidung formte sich in seinem Kopf. Rias Mörder würden sterben. Sie würden einen schlimmeren Tod erleiden, als die Waldläuferin es musste.

Mit einer entschlossenen Bewegung steckte Eric ihren Dolch neben seine beiden an den Gürtel, griff ihr unter die Knie und hob sie empor. Er würde sie hier nicht liegen lassen. Sein Blick war fest und standhaft. Ein heiliger Zorn umfing seinen ganzen Leib. Dann drehte er sich herum und ging langsam auf die Straße zu.
 
Noch in der Nacht

Ferryani wanderte ziellos hin und her. Die Müdigkeit wollte nicht so ganz auftauchen so ging sie die Straßen entlang und bog hier und da in eine Seitengasse ab die nicht so belebt waren. Gerade wollte sie in der nächsten Gasse verschwinden da vernahm sie Stimmen. Sie war wie immer zu neugierig und belauschte sie eine weile. Bei einem der Gesprächspartner handelte es sich offenbar um einen Drow. Vorsichtig spähte Ferryani um die Ecke und musste schockiert feststellen das sie den Drow kannte. „Vater?!“, raunte sie. Im ersten Moment war sie geschockt doch im nächsten schoss die Wut in ihr hoch. „VATER!“, schrie sie in die Gasse und stellte sich mitten in den Weg. Beide wandten sich kurz zu Ferryani und der Gesprächspartner ihres Vaters bekam es plötzlich mit der Panik zu tun. Er packte den Geldbeutel den eben noch der Drow in der Hand hielt und rannte los. Ein Wurfmesser beendete jedoch seinen Sprint. „Ferryani... du lebst?“, nichts hat sich seit damals verändert, sein Blick war immer noch verbittert. Die junge Drow hatte sich Rache geschworen und heute würde sie, sie bekommen. Blitze zuckten um die dunkle Handfläche und bevor ihr Vater auch nur reagieren konnte entlud sie den Zauber auf ihn.
Mehrere Meter wurde er von dem magischen Blitz zurückgeschleudert. Hustend und mit einem dunklen Brandfleck auf dem Harnisch versuchte sich der Drow wieder aufzurichten. Doch Ferryani stand bereits neben ihm und verhinderte das mit einem Tritt gegen das Gesicht. Tränen der Wut und Verzweiflung liefen ihr übers Gesicht. „Warum hast du mich damals ausgesetzt?“, der Blick ihres Vaters war immer noch unverändert doch Ferryani zeigte einen kurzen Moment der Unachtsamkeit als sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Diesen nutzte ihr Vater natürlich sofort aus, packte sie am Bein und rang sie so zu Boden. Ein Schlag gegen das Gesicht war das einzige was sie noch mitbekam.
„Ferryani... du bist stark geworden.“, dabei fasste er sich gegen die Brust wo er von dem Blitz getroffen wurde. „Aber geh mir besser aus dem Weg... ein erneutes zusammentreffen wirst du nicht überleben!“, mit diesen Worten verließ er den Schauplatz.

Am nächsten morgen


Eine beachtliche Menschentraube hat sich um die bewusstlose Drow gebildet. Keiner kam auf die Idee ihr zu helfen. Doch allmählich kam sie wieder zu Bewusstsein. Langsam richtete sich Ferryani auf wackligen Beinen auf. „Verschwindet von hier!“ schrie sie die Menschenmenge an und rannte dann einfach los. Sie würde jetzt in die Taverne zurückkehren und sich erstmal betrinken. Etwas worauf sie eigentlich noch nie Lust hatte... aber Zeiten ändern sich.
 
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Und wieder sog Yuli scharf die Luft ein, sehr darauf bemüht, ruhig zu bleiben und nicht gleich auf Kasheek loszugehen. Stattdessen stand sie nur auf, ging zu dem Tiefling und beugte sich nach vorne, bis ihr Gesicht noch maximal eine Handbreit von dem des Barden entfernt war. “Ihr seid wohl etwas schwer von Begriff, deswegen erkläre ich das noch einmal LANGSAM. Vielleicht wollt ihr es besser mitschreiben?“ Yuli begann, ihn mit ihrem eiskalten Blick zu durchbohren. “Erstens: Ich kann euch nicht ausstehen. Wenn ich meine Augen wirklich noch länger mit eurer Visage quälen wollte, würde ich euch euren wertlosen Schädel von den Schultern schlagen und mir den irgendwo an die Wand hängen. Und zweitens: Wenn ihr vorhabt, in meiner Gegenwart länger zu überleben, solltet ihr besser schnell lernen euer vorlautes Mundwerk in den Griff zu bekommen.“ Sie rückte noch ein paar Millimeter näher an sein Gesicht heran. “Denn meine Geduld hat ihre Grenzen bereits erreicht - und es wird nicht immer jemand da sein, um euch vor mir zu retten.“ Einige Sekunden lang verharrte sie noch so, dann trat sie langsam zurück und ging nach draußen – und sogar ohne die Tür dabei hinter sich zuzuschlagen. In aller Seelenruhe machte sich Yuli jetzt an ihrer Ausrüstung zu schaffen und nestelte den Schlangenzahn mitsamt dessen speziell angefertigter Scheide hervor. Nun befestigte sie ihre Waffe an einem anderen Platz, diesmal offen sichtbar an ihrem Gürtel. So musste sie nicht erst umständlich in dem Versteck danach tasten, sondern hatte ihn gleich griffbereit. Ein unbestimmtes Gefühl sagte nämlich, dass er die nächste Zeit häufiger zum Einsatz kommen würde… Ganz von allein drängte sich bei dem Gedanken Kasheeks Bild in ihren Kopf. >Na Schlange? Appetit auf Tiefling?< An die Wand neben der Tür gelehnt, hoffte sie fast darauf, dass der Barde nun auch herauskommen und sich zu einer unachtsamen Handlung hinreißen lassen würde...
 
Kasheek grinste in seinen Weinkelch hinein, der schon früh am morgen wieder gefüllt war, als Yuli nach draußen verschwand. Ihm machte es sichtlich Spaß, die Seefahrerin ein ums andere Mal auf die Palme zu bringen. Doch es schien, als wäre die Schmerzgrenze erreicht. Er war zwar manchmal fahrlässig, aber der Barde setzte sein Leben nicht leichtfertig aufs Spiel. Der Tiefling wusste, wann es genug war. Und zwar jetzt. Er wollte sich mit Yuli vertragen, immerhin würden sie bald Gildenkameraden sein. Eine Beziehung, die darauf aufbaut, dass einer den anderen umbringen will, kann nicht gut gehen. In Zukunft wollte Kasheek es auf kleinere Sticheleien beschränken. Doch nun galt es zunächst einmal, sich mit Yuli auszusöhnen. Zu diesem Zweck schnappte sich Kasheek einen zweiten Weinkelch, sein eigenes Trinkgefäß und die Flasche und ging dann ebenfalls vor die Tür.
Vor der Taverne standen einige Bierfässe, auf eines sprang Kasheek sogleich und sah Yuli an. "Hier meine Liebe." Der Tiefling füllte die beiden Kelche mit Wein und hielt eines davon der Seefahrerin hin. "Trinken wir und vergessen, was vorgefallen ist. In Ordnung?"
 
Eric war mit der toten Ria inzwischen auf dem Weg zurück zum Gasthaus. Das von seinen Tränen durchgeweichte Tuch, hat sich im lauen Sommerwind wieder getrocknet. Doch die Tränen seines Herzens trocknen nicht so leicht. Viel zu sehr hatte er sie geliebt, viel zu sehr brannte der Hass auf ihren Mörder. Es würde keine Gnade geben. Seine Augen spiegelten einen gebrochenen Mann wieder, der sich nur an dem Gedanken der Rache orientieren konnte. Die nächste Aufgabe der Gilde war klar. Markaresh und seine Brut zu jagen und sie jeden einzelnen leiden zu lassen. Hin und wieder machten die Leute komische Anstalten die Wachen zu rufen, oder aber selbst Eric darauf anzusprechen. Immerhin lief hier ein verhüllter, großer Mann mit einer toten Halbelfe auf den Armen durch die Straßen. Schließlich stellte sich ihm eine Patrouille in den Weg.

"Halt! Was glauben Sie was sie hier machen!?" Der Offizier hielt ihm seine ausgestreckte Handfläche entgegen, um ihn zu verdeutlichen, dass er anhalten sollte. Die andere Hand ruhte auf dem Griff seines Langschwerts. Hinter ihm waren noch vier weitere Wachen, die ungläubig bis mürrisch zwischen Rias und Erics Gesicht hin und her sahen. "Was haben Sie mit dem Tod dieser Frau zu tun?" Eric sagte nichts. Er starrte den Offizier verbittert an. Diesem wurde die Sache etwas zu mulmig. "Hören Sie! Wenn Sie das nicht erklären können, muss ich vom Schlimmsten ausgehen und das heißt Mord. Daraufhin werden Sie vor dem Gericht Tiefwassers verurteilt!" Der Wachmann streckte seine Finger nach Ria aus. Einerseits hoffte er, dass sie doch nicht tot, sondern nur bewusstlos, war und andererseits war es mehr als seltsam, dass dieser Mann hier einfach so mit ihr durch die Straßen lief. Sollte sie wirklich inzwischen bei Kelemvor sein, musste ein gewisser Grad an Pietät gewahr bleiben. Doch kurz bevor er sie berühren konnte, knurrte Rigo neben ihr die Wache böse an, legte seine Ohren nach hinten und fletschte die Zähne., was die Finger des Offiziers zurück zucken ließ "Vorsicht Herr Hauptmann. Ein tollwütiger Hund... oder so was..." Gerade eben war sich die Wache nicht sicher, ob es nicht doch ein Wolf war. Eric räumte seine Zweifel aus. "Es ist ein Wolf. Berührt sie nicht. Sie ist das Heiligste, was ich habe... oder hatte..." Er schaute hinunter zu Rigo. "Er gehörte zu ihr. Was nun wird, weiß ich nicht." Eric seufze. Dann schaute er Ria mit einer Mischung aus Sehnsucht und Verzweiflung an.

Der Offizier, der noch immer mit halb ausgestreckter Hand da stand, sah seine Mimik. Für den Moment war er sichtlich verdutzt, wie auch seine Patrouille hinter ihm. Der Schattentänzer betrachtete noch immer seinen Schatz. Sie sah nun aus, als würde sie schlafen. "Geht mein Herr." Eric schreckte hoch. und starrte den Wachmann an. "Ihr seid kein Mörder." - "Aber Herr Hauptmann...!" - "Schweigt Leutnant!" Der Patrouillenführer warf diesem über die Schulter einen disziplinierenden Blick zu. "Ihr habt noch nicht in Kriegen gekämpft, soweit ich weiß. Ich tat es!" Der Offizier drehte sich wieder zu Eric herum. "Ich weiß, wie es ist, wenn man die eigene Familie verliert! Diesen Blick gibt es nur einmal." Eric war sichtlich überrascht. >Die eigene Familie?< Er schaute wieder zu Ria hinunter. >Familie...< Er musste mit den Tränen kämpfen. Doch er behielt die Fassung. Eric schaute nicht auf. "Danke..." Auch Rigo schien sich wieder beruhigt zu haben. Er sah aufmerksam zwischen Eric und den Wachen hin und her, beobachtet alles genau. "So Leute. Wir werden zur Zeit nicht für's Rumstehen bezahlt. Abteilung Marsch!" Es schepperte im Gleichschritt und die Patrouille marschierte an ihm vorbei.

Eine Weile stand Eric noch immer so da und sah Ria an. Der Satz des Offiziers ging ihm nicht aus dem Kopf. Erst als Rigo in seine Hose biss und ihn nach vorne zog, wachte er aus dieser Gedankentrance auf. "Was.. ähm ja... du hast Recht Rigo." Er lächelte den Wolf kurz an. "Gehen wir." Er nahm bis zum Gasthaus den kürzesten Weg, jedoch weiterhin ganz öffentlich. Auch wenn er sonst sehr die Schatten bevorzugte, es war ihm im Moment egal. Er wollte Ria schnell ihrer Ruhe zufügen, nachdem er die Lage erklärt hatte. Schließlich traf er mit ihr im '20 Münzen' ein.
 
Sieh an, der Barde kam wie gerufen. Taktgefühl schien jedenfalls nicht zu seinen Stärken zu gehören, sonst hätte er noch etwas gewartet, bis sich die ganze Sache und vor allem Yulis Gemüt etwas beruhigen konnten. Aber das hatte er nicht. Mehr als ein verächtliches Schnauben hatte Yuli deshalb erst einmal nicht für ihn übrig. “Was soll das jetzt werden? Bekommt da jemand kalte Füße, oder wie?“ Langsam löste sie sich von ihrem Platz und ging zu dem Barden hinüber, streckte die Hand in Richtung des angebotenen Weinkelchs aus. Aber sie dachte auch nicht eine Sekunde daran, diesen auch wirklich zu nehmen. Stattdessen holte sie kurz aus und schlug Kasheek den Weinkelch aus der Hand. Scheppernd landete das Gefäß auf dem Straßenpflaster und hinterließ einen tiefroten Fleck, der langsam einsickerte. Damit zeigte Yuli ganz klar, was sie von diesem „Friedensangebot“ hielt. “Euer Gesöff könnt ihr euch sonst wo hinstecken! Habt ihr ernsthaft geglaubt, mit ein paar Schluck Wein würden sich all unsere Differenzen in Luft auflösen?“ Sie nutzte die Gelegenheit, um im Frust den Weinkelch noch einmal kräftig zu treten und damit gegen die nächste Hauswand zu befördern. “Das ist ja wohl die Höhe!“ Yuli ging zu ihrem Platz an der Wand zurück und lehnte sich wieder mit verschränkten Armen dagegen. „Seht lieber zu, dass ihr Land gewinnt, bevor...“

Wieder mal hatte der Barde Glück. Denn eine deutliche Ablenkung hielt die gereizte Seefahrerin erst einmal davon ab, ihn auf der Stelle aus der Stadt zu jagen. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung auf der Straße wahr, die einfach nicht hierher in das morgendliche Treiben der Stadt passen wollte. Sie fuhr herum und riss überrascht die Augen auf, als sie den vermummten Eric auf die Taverne zusteuern sah. In seinen Armen die Halbelfe von gestern Abend. >Oh, oh, da ist Ärger im Anmarsch…< Die Vermutung bestätigte sich, als Yuli die vielen dunklen Flecken auffielen, die die beiden an ihren Sachen hatten. Getrocknetes Blut. >Wo bin ich denn jetzt wieder hineingeraten?< Für einen Moment vergaß sie den Barden und heftete sich an Eric. Vorsichtshalber hielt sie aber einen angemessenen Sicherheitsabstand ein. Für alle Fälle.
„Was ist da passiert?“
, fragte sie direkt und frei heraus, bemühte sich aber um einen ruhigen, neutralen Tonfall. Dabei fing sie an, Ria und vor allem Eric ganz genau zu mustern.
 
Eric drehte die Augen zu Yuli, ohne seinen Kopf zu bewegen. "Die Attentäter von gestern. Sie hatten Erfolg." Es kam verbittert aus seinem Mund. "Wir sind hier nicht mehr sicher. Jeder, der zu Gilde des roten Stiers gehört ist in Gefahr. Warum weiß ich nicht, aber wir werden es rausbekommen!" Er schaute auf die tote Waldläuferin. "Ihr Tod wird nicht ungesühnt bleiben." Eric wies den Küchenjungen an eine Decke zu holen und sie neben den Tresen auszubreiten. Dann legte er sie behutsam dort ab. Rigo legte sich vor sie, als wolle er sie noch immer beschützen. Der Schattentänzer sah sich um. Dem Wirt der 'Goldenen Gabel' schien es wieder besser zu gehen. Gunnar hatte sich gut um seinen Kameraden gekümmert. Eric wartete, bis der Tiefling ebenfalls wieder im Gasthaus erschien. Dann teilte er mit, was im im Kopf herumgeisterte. "Yuli, Kasheek, wir drei sind alles was von der Gilde des Roten Stiers noch übrig ist. Wenn jemand aussteigen möchte, dann muss er es mir jetzt sagen. Denn den Weg den wir beschreiten wird voller Gefahren sein. Die Gilde wird gejagt und ich muss rausfinden warum. Zu diesem Zweck brauchen wir jede Hilfe, die wir bekommen können." Er sah eindringlich von Seefahrerin zum Barden und wieder zurück. "Ich werde Rias Mörder jagen und zur Strecke bringen und darüber hinaus rausbekommen was hier vor sich geht. Doch da ihr beide noch jung seid im Gildengeschäft, würde ich euch erlauben eure Zusage zurückzuziehen, sofern ihr euch nicht absolut sicher seid, dass ihr mit mir ziehen wollt. Wir müssen uns auf einander verlassen." Er machte eine kurze Pause. Dann stellte er die Frage, die ihm auf den Lippen brannte. "Wer geht mit mir?"
 
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